EddieLomax - Kommentare
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Alle Kommentare von EddieLomax
RURONI KENSHIN: DENSETSU NO SAIGO-HEN von Keishi Ohtomo ist der dritte Teil der erfolgreichen Reihe um den Samurai, der nicht töten will und greift die Ereignisse des Vorgängers direkt auf. Nachdem Kenshin zuvor nur knapp überlebt hat, wird er von seinem alten Meister wieder aufgepäppelt. Hier erfahren wir endlich mehr über seine Vergangenheit und Motivation, was dem Charakter ungeahnte Tiefe verleiht. Doch auch der Erzfeind, ein abtrünniger Attentäter mit seiner Assassinen-Armee treibt weiter sein Unwesen und geht eine unheilige Allianz ein, die das Land an den Abgrund drängt. Es gibt also noch viel zu tun für Kenshin und seine Kampfgefährten, die in ein Finale Furioso schlittern, dass es in sich hat. Diese erste Trilogie, der später noch zwei weitere Filme folgten, endet spektakulär und ohne Qualitätsverlust, was man über die meisten vergleichbaren Werke nicht sagen kann.
NED KELLY von Tony Richardson ist bereits die siebente Verfilmung (erstmals in Farbe) der australischen Bushranger-Legende um den berühmten Outlaw, der es wagte sich der britischen Obrigkeit zu widersetzen, indem er durch Überfälle und Raubzüge der bitterarmen Bevölkerung zu ihrem Recht verhalf. Ich habe die Sichtung des britischen, im Sommer 1969 in New South Wales gedrehten Känguru-Western lange Jahre vor mir hergeschoben, weil ich bisher mit Mick Jagger als Schauspieler nicht warm geworden bin, was sich hier allerdings überraschenderweise als völlig unbegründet herausgestellt hat. Seine Darstellung ist formidabel und gänzlich dem ambivalenten Charakter Kelly's verpflichtet, dessen Taten hier nüchtern abgebildet werden. Als herausragend muss die Kamera-Arbeit des späteren HIGHLANDER-DoP Gerry Fisher bezeichnet werden. Untermalt werden die Handlungen des australischen Robin Hood mit kommentierenden Folksongs aus der Feder von Shel Silverstein, prägnant vorgetragen durch Waylon Jennings und Kris Kristofferson. Gefiel mir ebenso gut wie die spätere Bearbeitung des Stoffes mit Heath Ledger und deutlich besser als die jüngste Version mit George MacKay in der Titelrolle.
https://www.moviepilot.de/liste/western-down-under-eddielomax
RURÔNI KENSHIN: KYÔTO TAIKA-HEN von Keishi Ohtomo ist nach dem überwältigenden Erfolg von RURONI KENSHIN: MEIJI KENKANU ROMAN TAN die erste von gleich zwei Fortsetzungen, die unmittelbar nacheinander entstanden sind und sozusagen parallel gedreht wurden. Diesen beiden Filmen sollten später sogar noch zwei weitere folgen. Doch zunächst einmal geht es wieder um den ehemaligen Samurai Kenshin, der im Auftrag der Regierung nach Kyôto geschickt wird, um dort einem Attentäter das Handwerk zu legen, der eine Armee um sich geschart hat. Mit dieser Armee plant er nichts weniger, als den politischen Umsturz im Land. Auch der zweite Teil, der gemeinsam mit dem Nachfolger einen übergreifenden Handlungstrang teilt, ist ein mitreißendes Epos von großer visueller Kraft mit vielen rasanten Kampfszenen und noch etwas mehr Tiefgang, als im ersten Teil, was an der insgesamt düstereren Geschichte liegt, die sich keine Albernheiten mehr erlaubt, wie sie zuvor noch möglich waren. Der Cliffhanger, mit dem der Film endet, verdient die Bezeichnung zur Abwechslung mal und macht große Lust auf die weiteren Abenteuer von Kenshin, der auch hier niemanden tötet.
THE LONGEST YARD von Robert Aldrich transportiert diverse Themen des Altmeisters in die Genres des Sport- und des Knastfilms, die hier kongenial miteinander vermischt werden. Wie schon in DIRTY DOZEN wird eine Gruppe von Schwerverbrechern zusammen gebracht, um eine aussichtslose Mission zu erfüllen. Zunächst sollen sie nur als Trainingspartner in einem Footballspiel gegen die semiprofessionelle Mannschaft der Gefängniswärter antreten, bald jedoch geht es um weit mehr, begreifen sie das Spiel doch als einmalige Chance zurückzuschlagen und das ist durchaus wörtlich gemeint. Das Spielfeld wird zum Kriegsschauplatz, das Ergebnis zur Schicksalsfrage. Nicht nur das Gefängnissystem wird dabei infrage gestellt, auch das soziale Gefüge in dieser geschlossenen Gesellschaft. Mit galligem Humor und tödlichem Ernst schickt Aldrich seinen Star Burt Reynolds in ein Spiel ohne Regeln.
THE HARD WAY von Keoni Waxman bietet drittklassige Action für anspruchslose Vielseher. Manchmal genügt mir sowas und videothekengestählt wie ich bin, habe ich natürlich schon sehr viel schlimmeres gesehen. Michael Jai White kann man sich hin und wieder geben, man weiß ja, dass er den Schmutz nur dreht, um lustige Sachen wie BLACK DYNAMITE und THE OUTLAW JOHNNY BLACK finanziert zu bekommen. Waxman hat zu Beginn seiner Karriere tatsächlich mal ein anständiges Indie-Drama mit Michael Madsen (ALMOST BLUE) gedreht, sein Dutzend Actioner für Steven Seagals Karriere-Abwicklung habe ich mir gar nicht erst angetan. White hat ein paar gute Szenen, Goss nervt nicht so wie sonst und Couture fällt am Ende in einen Brunnen. Den Rest des spannungsarmen 08/15ers habe ich bereits vergessen, vielleicht hätte ich nicht nebenbei abwaschen sollen...
MING JIAN von Patrick Tam Ka-ming, einem Erneuerer des Wu-Xia-Films und späterem Förderer Wong Kar-Wei's, stellt sein Regie-Debüt dar und was für eins (!). Fernab der künstlichen Shaw-Brothers-Welten gelang ihm ein geradezu subtiles Schwertkampf-Epos um die Suche nach einer besonderen Waffe, deren blose Existenz den meisten der handelnden Personen den Tod bringen wird. Dabei ist die Inszenierung extrem geordnet, ruhig und mit viel Gespür für Atmosphäre gestaltet. Das wird besonders dann interessant, wenn Spannungsszenen mit den Mitteln des Horrorfilms umgesetzt werden und sich in spektakulär choreographierten Kämpfen entladen, für die kein Geringerer als Ching Siu Tung verantwortlich zeichnete. Auch liegt das Augenmerk des Writer/Directors jederzeit auf der charakterlichen Entwicklung seiner Akteure, was angesichts der Entstehungszeit und des Sujets ebenso ungewöhnlich ist. Wo bei Shaw, Chow & Co. stets Aktion und Kulisse im Vordergrund standen, gibt's hier Realismus, Natürlichkeit und Tiefe. Das wiederum rückt das Werk in die Nähe von King Hu oder zwanzig Jahre später, Ang Lee's TIGER & DRAGON.
RURONI KENSHIN: MEIJI KENKANU ROMAN TAN von Keishi Ōtomo ist die furiose Verfilmung eines populären Anime, ein Schwertkampf-Epos um herrenlose Samurai mit pazifistischer Grundaussage und ein überaus faszinierender Genre-Mix auf den man sich einlassen muss. Japan während der Meiji-Restauration: Der nun herrenlose Samurai Kenshin hat ein für allemal dem Töten abgeschworen. Die nach innen gewendete Klinge seines Schwertes soll dafür sorgen, dass es nie wieder dazu kommt. Doch Polizei, Verbrecherbanden und Kriegsgewinnler fordern ihn immer wieder heraus. Im Dojo von Kaoru Kamiya findet er eine neue Heimat, aber auch die ist bedroht. Der japanische Kinohit erhielt bereits vier Fortsetzungen.
MOUNTAINS OF THE MOON von Bob Rafelson (THE POSTMAN ALWAYS RINGS TWICE) kann mit Recht als Opus Magnum des New-Hollywood-Mit-Initiators bezeichnet werden. Seine Verfilmung der Expedition von Richard Burton (Patrick Bergin) und John Hanning Speke (Iain Glen) auf der Suche nach den Nil-Quellen konzentriert sich auf die Freundschaft der unterschiedlichen Entdecker und zeigt sie mit all ihren charakterlichen Ambivalenzen. Vor allem Bergin empfiehlt sich mit einer vollblütigen Darstellung für höhere Aufgaben (, die nicht kamen). Bei der Inszenierung wurde stark auf Authentizität geachtet, Kostüme und Equipment halten historischen Überprüfungen stand, der Soundtrack arbeitet vorrangig mit Geräuschen und afrikanischen Instrumenten, Roger Deakins Kamera-Arbeit ist zum niederknien, einzig beim späteren Verlauf der Expedition nahm man sich aus dramaturgischen Gründen ein paar wenige Freiheiten. Der selten gezeigte Film lief irgendwie immer unter dem Radar, kann aber als Abenteuer-Epos ohne Klischees und Schwarzweißmalerei vollumfänglich überzeugen. Meisterhaft und viel zu unbekannt. Findet man momentan in der BR-Mediathek.
A RIVER RUNS THROUGH IT von Robert Redford ist eine Literaturverfilmung nach einem Roman von Norman Maclean und so etwas wie die filmische Entsprechung dessen, was man heutzutage Nature Writing nennt. Es ist auch ein Film aus der Zeit als man in Hollywood noch dachte, Cast-Leader Craig Sheffer würde der nächste Superstar. Der Schauspieler, der den kleinen Bruder spielt, ist es dann bekanntlich geworden. Redford, welcher auch als Erzähler fungiert, ist ganz offensichtlich nicht an Dramaturgie interessiert, sondern setzt gänzlich auf Atmosphäre, auf poetische Bilder mit elegischer musikalischer Untermalung in einem autobiographischen Stück Americana als Ode an das Fliegenfischen. Und so fließt der Film dahin, wie ein langer, ruhiger Fluß...
ZEHN BÖSE MÄDCHEN
(wie immer chronologisch)
01. Phyllis Dietrichson (Barbara Stanwyck) aus FRAU OHNE GEWISSEN (Billy Wilder, 1944)
02. Cora Smith (Lana Turner) aus IM NETZ DER LEIDENSCHAFTEN (Tay Garnett, 1946)
03. Connie Dickason (Veronica Lake) aus FARM DER GEHETZTEN (Andrè De Toth, 1947)
04. Emma Small (Mercedes McCambridge) aus WENN FRAUEN HASSEN (Nicholas Ray, 1954)
05. Ma Barker (Shelley Winters) aus BLOODY MAMA (Roger Corman, 1970)
06. Dahlia (Marthe Keller) aus SCHWARZER SONNTAG (John Frankenheimer, 1977)
07. Christine Halsslag (Renée Soutendijk) aus DER VIERTE MANN (Paul Verhoeven, 1983)
08. Mona Demarkov (Lena Olin) aus ROMEO IS BLEEDING (Peter Medak, 1993)
09. Bridget Gregory (Linda Fiorentino) aus DIE LETZTE VERFÜHRUNG (John Dahl, 1994)
10. Jade Fox (Cheng Pei Pei) aus TIGER & DRAGON (Ang Lee, 2000)
RO GI WAN von Hee Jin Kim ist eine südkoreanische Literaturverfilmung nach einem Roman von Cho Hae-jin und erzählt die Geschichte des nordkoreanischen Flüchtlings Loh Kiwan nach seiner Ankunft in Brüssel. Zunächst werden wir Zeuge seiner Schwierigkeiten den Anerkennungsstatus als Geflüchteter zu erhalten, in Rückblenden erfahren wir von seinem Schicksal und seinen Beweggründen zu fliehen. Ein bisschen Internet-Recherche ergab, dass seine Situation wohl recht realistisch geschildert wird und ich muss sagen, auf mich wirkte das gezeigte glaubwürdig. Allerdings gibt es bei der enormen Laufzeit auch noch einige Nebenplots, die mich nicht alle gleichermaßen überzeugen konnten. Dennoch ein gelungener Film.
MONA LISA SMILE von Mike Newell ist ein Film, der mich bei seinem Erscheinen nicht sonderlich interessiert hat, weil schon der Trailer meilenweit im voraus "CLUB DER TOTEN DICHTER mit Frauen" rief, dass jegliche Innovation im Keim erstickt schien. Ihn jetzt zu sehen ist in erster Linie dem Regisseur geschuldet, dessen Werk mir fast vollumfänglich vertraut ist, sowie der wirklich atemberaubenden Besetzung aller weiblichen Sprechrollen. So einen Cast würde heute niemand mehr bezahlen können und er ist natürlich der Tatsache geschuldet, dass die meisten von ihnen hier noch am Anfang ihrer Karriere standen. Das dabei ausgerechnet die Hauptdarstellerin es nicht schafft, eine glaubwürdige Figur aus Fleisch und Blut zu portraitieren, ist angesichts des Settings und des Inhalts fast schon sträflich. Zumal Julia Roberts kurz vorher in ERIN BROCKOVICH zeigen konnte, was sie zu spielen in der Lage ist. Für einen Film, der von einer Kunst-Dozentin handelt, die es vermag höheren Töchtern selbstbestimmtes Handeln zu vermitteln, geht es zudem erstaunlich wenig um Kunst. Hier hätte allein die zeitliche Verortung Anfang der 50er Jahre viele Möglichkeiten für beispielhafte Gleichnisse ermöglicht. Was den Film, der weder als Emanzipations-Drama noch als Period Piece überzeugen kann trotzdem einigermaßen sehenswert macht, ist seine handwerkliche Profession, denn es wird ziemlich schnell klar, warum man Mike Newell mit diesem Stoff beauftragt hat. Es ist ein Ausstattungsfilm, der geradezu verschwenderisch daherkommt, jederzeit großartig aussieht und dahingleitet ohne je zu langweilen. Bei der Hochzeits-Szene musste ich sofort an seinen VIER HOCHZEITEN UND EIN TODESFALL denken, bei den College-Szenen war mir gleich klar, warum er anschließend seinen HARRY-POTTER-Beitrag drehen durfte. Dennoch bietet sein Schaffen weit mehr, als die genannte Hollywood-Konfektionware, die er seitdem abliefert und vergleicht man MONA LISA SMILE mit dem acht Jahre zuvor entstandenen, etwas ähnlich gelagerten EINE SACHLICHE ROMANZE, kann man ahnen wieviel mehr hier möglich gewesen wäre.
DIE REBELLION von Michael Haneke ist eine niederschmetternde Literaturverfilmung nach Joseph Roth um einen Kriegsversehrten, dessen Leben in Friedenszeiten eine Abwärtsspirale gleich in den Abgrund führt. Erst im Augenblick seines Todes wird ihm klar, dass er sein Leben lang immer nur gehorcht hat. Artifizell gefilmt, größtenteils schwarzweiß, wobei dokumentarisches Archivmaterial mit Spielszenen vermischt wird, allerdings auf so kunstvolle Weise, dass man es nicht bemerkt. Ähnlich wie die Kafka-Verfilmung DAS SCHLOSS ist DIE REBELLION für das österreichische Fernsehen entstanden, was ob der Klasse des Regisseurs qualitativ natürlich nicht ins Gewicht fällt.
LE ROI DE COEUR von Philippe de Broca lief heute Abend nach über zwanzig Jahren mal wieder auf arte, dieses Mal in einer restaurierten Fassung. Damals für mich eine Überraschung, weil ich vorher noch nie etwas von dem Film gehört hatte, heute ein absoluter Hochgenuss, der jetzt, mit der nötigen Reife fast all seine kleinen Geheimnisse offenbart, sich öffnet und mir Zugang gewährt in die labyrinthischen Gänge seiner Bedeutung. Es ist filmischer Surrealismus in Reinform, eine Kriegssatire ja, aber auch ein Werk, dass wie kaum ein zweites den Irrsinn des Krieges verbildlicht, anhand der Geschichte eines schottischen Soldaten, der im ersten Weltkrieg in eine verlassene französische Kleinstadt kommt, in der nur noch die Insassen einer Irrenanstalt leben. Dabei hat er den Auftrag die Sprengsätze zu entschärfen, welche die Deutschen vor ihrem Rückzug gelegt haben, um die Stadt in die Luft zu jagen. Natürlich stellt sich über kurz oder lang die Frage, wer nun die wahren Irren sind und die Antwort darauf wird gleich mitgeliefert. Auch vor Albernheiten wird nicht zurückgeschreckt, geschweige denn an unmissverständlichen universellen Wahrheiten gespart, die ausgerechnet von den vermeintlich Verrückten ausgesprochen werden. Alan Bates, unmittelbar nach ALEXIS ZORBAS auf der Höhe seines Ruhms, spielt hier m.M.n. die Rolle seines Lebens, begleitet von einer illustren Schar französischer Filmprominenz, i-Tüpfelchen ist aber der italienische Charakterdarsteller Adolfo Celi als schottischer (!) Kommandant. Zeitlos, wunderschön und hochaktuell, ein vergessenes Meisterwerk.
BECKENRAND SHERIFF von Marcus H. Rosenmüller war nach gut zehn Jahren mal wieder ein Film des Regisseurs, dessen Arbeiten nach WER FRÜHER STIRBT, IST LÄNGER TOT eine Zeit lang meine Aufmerksamkeit gewinnen konnten. Milan Peschel ist als Schwimm-Meister (!) eine Wucht, aber auch das restliche Ensemble überzeugt, allen voran Dimitri Abold, der als Flüchtling im Freibad sein nicht ganz uneigennütziges Heil sucht. Dabei legt Rosenmüller vor allem in der ersten Hälfte ein enormes Tempo vor, bis er es zugunsten des eigentlich ernsthaften Hintergrundes drosselt und so seinen Figuren noch etwas mehr Tiefe zugesteht. Am Ende freilich dreht er wieder auf und beglückt uns mit dem anarchischen Witz, der bereits seine früheren Werke auszeichnete. Eine schöne Sommer-Überraschung.
TOP TEN FILMSONGS
01. MRS. ROBINSON (Simon & Garfunkel) aus DIE REIFEPRÜFUNG (1967)
https://m.youtube.com/watch?v=nkXyreJV604
02. EVERYBODYS TALKING (Harry Nilsson) aus ASPHALT-COWBOY (1969)
https://m.youtube.com/watch?v=IQlmgmR4a4g
03. THE STRANGER SONG (Leonard Cohen) aus MCCABE & MRS. MILLER (1971)
https://m.youtube.com/watch?v=6zSWg4tZNhI
04. HELP ME MAKE IT THROUGH THE NIGHT (Kris Kristofferson) aus FAT CITY (1972)
https://m.youtube.com/watch?v=ly5BqdbeNSE
05. KNOCKIN ON HEAVENS DOOR (Bob Dylan) aus PAT GARRETT JAGT BILLY THE KID (1973)
https://m.youtube.com/watch?v=T8DO3CR_4FI
06. STAYIN ALIVE (Bee Gees) aus NUR SAMSTAG NACHT (1977)
https://m.youtube.com/watch?v=WlgoUlOkyzU
07. MAMA, DONT LET YOUR BABIES GROW UP TO BE COWBOYS (Willie Nelson) aus THE ELECTRIC HORSEMAN (1979)
https://m.youtube.com/watch?v=RePtDvh4Yq4
08. IN THE CITY (Joe Walsh) aus THE WARRIORS (1979)
https://m.youtube.com/watch?v=SMLGS_EVUR0
09. THE HEAT IS ON (Glenn Frey) aus BEVERLY HILLS COP (1984)
https://m.youtube.com/watch?v=lXF25hdyGE0
10. POWER OF LOVE (Huey Lewis and the News) aus ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT (1985)
https://m.youtube.com/watch?v=Df9AM8TXHfU
HORIZON: AN AMERICAN SAGA - CHAPTER ONE von Kevin Costner ist das erste Viertel eines Filmes über die Eroberung des amerikanischen Westens am Beispiel eines Ortes (siehe Titel) zwischen 1860 und 1875 und kann dementsprechend nicht vollumfänglich besprochen werden, da hier lediglich Exposition stattfindet. Die allerdings hat es in sich. Zunächst einmal wähnt man sich in einem typischen 90er-Jahre-Epos, was nicht die schlechteste Ausgangslage für ein Mammut-Projekt wie dieses ist, denn Interesse am Sujet und gehöriges Sitzfleisch werden praktisch eingefordert. Bringt man beides auf, kann man hier glücklich werden. Die klassisch inszenierte Erzählung nimmt sich die Zeit, die sie braucht um den größtmöglichen narrativen Rahmen zu setzen, was Raum gibt für eine hohe Figurenvielfalt, etwa 170 Sprechrollen sind insgesamt angedacht, eine langsame Schilderung einzelner Schicksale, um den Charakteren die nötige Entwicklung angedeihen zu lassen, sowie einen für den Western geradezu ungewöhnlich sezierenden Blick auf Details zuzulassen, die so bisher nicht zu sehen waren, was für hohen Authentizitäts-Anspruch sorgt. Gekleidet ist das Ganze in oft majestätische Bilder (Kamera: James Michael Muro), untermalt von einem klassischen Western-Score (von John Debney), wie in der guten alten Hollywood-Ära, als die Orchester-Soundtracks noch für sich bestehen konnten.
Kevin Costner will den großen Wurf, soviel ist sicher. Er zeigt den Wilden Westen als Einwanderungsland, schenkt jeder Gruppe ihre Stimme, seien es die Ureinwohner, die Afro-Amerikaner, die Asiaten, Mexikaner oder schlicht europäische Auswanderer, alle bekommen Aufmerksamkeit, werden in ihren Lebensumständen abgebildet bzw. in die Handlung eingeführt, um in den kommenden Abschnitten an Bedeutung zu gewinnen. Es gibt viel Prominenz zu sehen, immer im Dienst der Sache und manches Mal sogar nur für Sekunden zu entdecken, selbst der Regisseur und Hauptdarsteller nimmt sich zurück und überlässt seinem Ensemble die Bühne, wobei auffällig viel Augenmerk auf den weiblichen Protagonistinnen liegt, deren Schicksale im Genre noch nicht allzu lange thematisiert werden, wobei ihm gleich mehrfach berührende Momente gelingen. Der Trailer des Filmes zeigte bereits Szenen aus den ersten beiden Teilen, der zweite startet im November bei uns, soviel sei verraten, also nicht wundern, wenn man Einstellungen und Figuren vermisst, die dort schon zu erblicken waren. Es gibt im ersten Teil ein Wiedersehen mit langjährigen Costner-Weggefährten wie Will Patton, Jeff Fahey und James Russo in einem stets unterhaltsamen, niemals aus der Spur kommenden Startschuss für das vielleicht aufwändigste Werk der Genre-Geschichte. Vorläufig bekommt HORIZON von mir eine Wertung von sehr guten acht Punkten mit Tendenz nach oben.
TOP TEN EUROPA - Zehn Filetstücke des Europäischen Kinos
(nach Entstehungsjahr ohne Deutschland; das hatten wir schon)
01. ATALANTE (Jean Vigo, 1934)
02. LEBEN UND STERBEN DES COLONEL BLIMP (Michael Powell & Emeric Pressburger, 1943)
03. FAHRRADDIEBE (Vittorio De Sica, 1948)
04. LOHN DER ANGST (Henri-Georges Clouzot, 1953)
05. ROCCO UND SEINE BRÜDER (Luchino Visconti, 1960)
06. ARMEE IM SCHATTEN (Jean-Pierre Melville, 1969)
07. DER SCHAKAL (Fred Zinnemann, 1973)
08. 1900 (Bernardo Bertolucci, 1976)
09. DIE WASSER DER HÜGEL (Claude Berri, 1986)
10. DER MANN, DER DIE STERNE MACHT (Giuseppe Tornatore, 1995)
-SPOILERWARNUNG-
Ein Bahnhof bei Nacht. Zwei Männer machen sich an einem Wagon zu schaffen, brechen die Tür auf. Sie rauben mehrere Pakete. Der Bahnhofsvorsteher bekam davon nichts mit, weil er sich im Saloon mit etwas zu essen versorgt hat. Doch nun kehrt er zurück, macht seinen Routine-Gang und sieht, dass etwas vor sich geht. Er erwischt die zwei Männer, welche gerade dabei sind die Pakete auf ihre Pferde zu laden. Der Bahnhofsvorsteher schießt, trifft einen der Männer und wird gleich darauf von dem anderen niedergeschlagen. Die Räuber fliehen aus der kleinen Stadt und überqueren bald die mexikanische Grenze. Sie machen Rast, die Schmerzen des Angeschossenen sind zu groß. Vincente ist sein Name. Kurz darauf stirbt er in den Armen seines Freundes Santiago (Arthur Kennedy). Nachdem dieser seinen Partner begraben hat, reitet er weiter bis zum Morgengrauen. Er kommt zur Farm des jungen Paares Manuel (Eugene Iglesias) und Maria (Betta St. John). Sie sind noch jung und unbedarft. Santiago bietet Manuel Geld, wenn der ihn mit seinem Wagen in die nächste Stadt bringt. Manuel willigt ein. Santiago liefert die gestohlenen Pakete bei einem Amerikaner ab, der ihn sogleich um seinen Lohn bringen will und ihn umzubringen versucht. Der Betrogene rächt sich umgehend, knüpft den Mann auf. Manuel wird unfreiwillig zum Komplizen. Nach durchzechter Nacht kehren sie zur Farm zurück. Maria spürt, das sich etwas verändert hat.
"Ein Eremit, gewissermaßen."
Film-Exilant Edgar G. Ulmer ist einer der großen Unbekannten, stand er doch Zeit seines Lebens im Schatten seiner Kollegen Murnau, Lang und Siodmak. Dennoch wurde er zu einer Art König der B-Movies. Denn er drehte viele kleine Filme für wenig Geld und manches Mal kam dabei ein Klassiker heraus. Wie bei der Film-Noir-Perle DETOUR oder dem hier besprochenen Western THE NAKED DAWN aus dem Jahr 1955. In nur zehn Tagen drehte Ulmer dieses Lehrstück in Sachen Film-Ökonomie. Es ist erstaunlich wie viele Themen in dieser Geschichte behandelt werden, auf den kleinsten gemeinsamen Nenner herunter gebrochen werden. Das Leid der einfachen Leute im allgemeinen, das der Mexikaner, die in bitterer Armut auf verschiedenen Wegen versuchen glücklich zu werden im besonderen. Beispielhaft in seiner Einfachheit gelingen Ulmer Szenen von großer Wahrhaftigkeit.
"Ich bin besser als Du!"
Da wäre Santiago, denkwürdig verkörpert von Arthur Kennedy, ein Einzelgänger, einer der für ein freies und selbstbestimmtes Leben jederzeit bereit ist ins Zuchthaus zu gehen oder am Strick zu enden, aber niemals anders leben möchte. Einer der erst als Verbrecher auftritt und sich gefällt in der Rolle, mit der er kleinen Leuten Angst machen kann, dann jedoch aufrichtiger und ehrbarer erscheint als der verführbare Manuel, der zuerst mächtig beeindruckt ist von diesem erfahrenen Mann, der sich nimmt was er braucht. Bald schon entwickeln sich bei Manuel aber der Neid und die Gier in der Möglichkeit selbst ein Stück vom Kuchen zu bekommen. Angetrieben von niederen Beweggründen, die freilich erst in der Nacht geweckt werden in der er sich von Santiago zum leichten Leben verführen lässt, kommt es schließlich sogar so weit, dass er mehr als einmal bereit ist Santiago zu ermorden um sich zu bereichern.
"Dein Haus ist zu unbescholten für mich."
Einzig Maria, seine Frau, tritt Santiago zunächst skeptisch gegenüber, erkennt ihn instinktiv als das was er ist, ein Bandit auf der Flucht nämlich. Bald schon aber wird ihr klar, dass ihr Mann, das unbekannte Wesen, weit weniger wert ist als der Alte. Sie will sogar mit ihm fliehen. Doch Santiago gibt sich diesem Traum nur für einen kurzen Moment hin, handelt impulsiv nach seinen eigenen Wert- und Moralvorstellungen und sorgt dafür, das sich das Paar neu kennen und schätzen lernt. Am Ende opfert er sich gar für die beiden, weil er erkennt, dass er keine Zukunft haben kann, während den beiden alles offen steht. So rät er ihnen, für ein besseres Leben in die Vereinigten Staaten zu gehen, die Heimat hinter sich zu lassen, in der sie doch nur arm bleiben würden.
"Dieses Land gehört Dir."
THE NAKED DAWN geht mühelos als klassischer Western der Fünfziger Jahre durch, spielt tatsächlich jedoch ganz zeitgemäß in der Mitte des Zwanzigsten Jahrhunderts, was man eigentlich erst bemerkt, wenn die Polizei mit modernem Automobil vorfährt. Dem Western-Feeling tut das keinen Abbruch, zu universell ist die Geschichte, die sich auch als Melodram lesen lässt. Ein kleiner großer Film von einem kleinen großen Regisseur, der es wert ist entdeckt zu werden.
THE FIEND WHO WALKED THE WEST von Gordon Douglas ist ein Psycho-Thriller um einen Psycho-Killer und zugleich das Western-Remake des elf Jahre zuvor entstandenen Film-Noir-Klassikers KISS OF DEATH von Henry Hathaway, der 1995 noch einmal von Barbet Schroeder verfilmt wurde. Hier spielt der künftige Star-Produzent Robert Evans (THE GODFATHER) die Rolle des wahnsinnigen Mörders, welche zuvor Richard Widmark und später Nicolas Cage innehatten. Die Geschichte vom Kleinkriminellen, der im Knast an einen Psychopathen gerät, der ihm fürderhin das Leben in Freiheit schwer macht, funktioniert auch hier tadellos, vor allem weil Regisseur Douglas sich nicht zurückhält, den tödlichen Exzessen des Irren viel Raum zu geben, es nicht nur bei Andeutungen belässt und seinen angeschlagenen Charakter psychologisch ausformuliert. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein gewisser Alfred Hitchcock den Film gesehen hat, bevor er sich an die Realisierung von PSYCHO machte.
THE FASTEST GUN ALIVE von Russell Rouse kann mit Recht als einer der Höhepunkte des psychologischen Western bezeichnet werden und es sogar mit HIGH NOON aufnehmen. Auch hier gibt es einen begrenzten Zeitraum, sowie zwei Kontrahenten, die allerdings nichts voneinander wissen mit dem Unterschied, dass hier alle beide psychisch schwer angeschlagen sind. Glenn Ford, der auch im wahren Leben als einer der schnellsten Schützen galt, gibt seine wohl beste Darbietung in einem Western, der in eine ähnliche Kerbe schlägt wie NO NAME ON THE BULLET mit Audie Murphy oder THE GUNFIGHTER mit Gregory Peck. Für Genre-Afficionados absolutes Pflichtprogramm.
https://www.moviepilot.de/liste/25-western-golden-greats-eddielomax
FABIO MONTALE von Jose Pinheiro ist ein dreiteiliger Kriminalfilm mit Alain Delon in der Titelrolle und eine Verfilmung der berühmten Marseille-Trilogie von Jean-Claude Izzo. Die drei Filme haben einen übergreifenden Handlungsbogen, funktionieren aber auch einzeln, ganz wie die Romanvorlagen. Strukturell geht es um Korruption und organisiertes Verbrechen bzw. um das marode Justizsystem in Frankreich, ähnlich wie es bspw. die schwedische Romanreihe um Kommissar Beck des Autorengespanns Sjöwall/Wahlöö in den 70er Jahren getan hat. Zentrale Figur ist der kurz vor der Pensionierung stehende Kriminalkommissar Montale, der in seiner Jugend selbst mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist, sowie die tiefe Bindung an seine Heimatstadt Marseille, damals ein Brennofen des organisierten Verbrechens, jedoch auch ein Platz von großer Schönheit. So fängt die an Original-Schauplätzen gedrehte Reihe den ambivalenten Spielort in all seinen Facetten ein und atmet reichlich Lokalkolorit. Pinheiro arbeitete bereits in den 80ern mit Delon bei einigen Thrillern zusammen und erweist sich als erfahrener Handwerker, der die Spannungsschraube ebenso zu ziehen versteht, wie er mit sicherem Gespür für dynamische Action sorgt, sobald es die Geschichte erfordert. Alain Delon zieht als FABIO MONTALE nochmal alle Register seines Könnens, konterkariert Stereotypen seiner Karriere und spielt altersmilde, dabei unheimlich locker und entspannt, ja geradezu gelöst den alten Hasen und verleiht dieser komplexen Figur eine symphatische Aura, wie er es selten in seiner langen Karriere getan hat, womit diese Rolle als sein Vermächtnis gesehen werden kann, unabhängig davon, dass er anschließend noch ein oder zwei weitere Angebote annahm. Dies ist seine wahre Abschiedsvorstellung und so lässt sich zwei Tage nach dem Tod des wohl größten französischen Filmstars sagen, sie ist gelungen.
TOP TEN HITS OF THE SUMMER
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(möglicherweise spielen nicht alle der Filme vollständig
im Sommer, doch vermitteln sie, was ich damit verbinde)
IN DER GLUT DES SÜDENS (Terrence Malick, 1978)
DIE OUTSIDER (Francis Ford Coppola, 1983)
BETTY BLUE (Jean-Jacques Beineix, 1986)
DO THE RIGHT THING (Spike Lee, 1989)
PERFECT WORLD (Clint Eastwood, 1993)
DER ZAUBER VON MALENA (Giuseppe Tornatore, 2000)
SEXY BEAST (Jonathan Glazer, 2000)
EIN GEHEIMNIS (Claude Miller, 2007)
LA GRANDE BELLAZZA (Paolo Sorrentino, 2013)
ONCE UPON A TIME IN HOLLYWOOD (QuentinTarantino, 2019)
THE ISLAND (ISLA PERDIDA) von BELLE-EPOQUE-Regisseur Fernando Trueba ist ein spanisches Thriller-Drama mit Matt Dillon und Aida Folch in den Hauptrollen. Einen ersten Eindruck kann man sich hier machen:
https://m.youtube.com/watch?v=AIuxQ3hsQgo
TOP TEN: Sportfilme - Und wieder eine feine Idee! Anbei zehn (aber dieses Mal wirklich) bewegungsintensive Werke über körperliche Ertüchtigung, ohne Ranking:
BEST OF THE BEST (Robert Radler)
BIG WEDNESDAY (John Milius)
BITE THE BULLET (Richard Brooks)
EIGHT MEN OUT (John Sayles)
LE GRAND BLEU (Luc Besson)
ROCKY (John Avildson)
SEABISCUIT (Gary Ross)
THE LONGEST YARD (Robert Aldrich)
THE WRESTLER (Darren Aronofsky)
WHITE MEN CAN'T JUMP (Ron Shelton)