EddieLomax - Kommentare
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Alle Kommentare von EddieLomax
SIUNIN WONG FEI-HUNG TSI TITMALAU von Yuen Woo-ping bedient sich, wie so viele Eastern, am Wong-Fei-Hung-Mythos, was fast immer ein Garant für volle Kino-Kassen ist, wobei speziell dieser Film beinahe Legenden-Status besitzt, nachdem er hierzulande lange nicht gesehen werden konnte und wenn doch, dann nur gekürzt. Dabei erlangte er seine Popularität im Westen vor allem durch die Fürsprache von Quentin Tarantino und der späteren weltweiten Popularität von Donnie Yen, natürlich ausgelöst durch die IP-MAN-Filme. Wer dem Hongkong-Kino zugetan war, wusste auch vorher schon womit er es zutun hatte, wenn Namen wie Tsui Hark und eben Yuen Woo-ping im Vorspann auftauchten, zumal der Regisseur unmittelbar zuvor mit TAI CHI ein spektakuläres Meisterwerk vorgelegt hatte. Spektakuläre Kämpfe gibt's auch hier, doch am Rest hat deutlich der Zahn der Zeit genagt, was aber daran liegen mag, dass ich den Film nun zum ersten Mal und damit ca. 30 Jahre zu spät gesehen habe, weshalb die Mischung aus den typischen Alberheiten und harten Kämpfen nicht mehr so richtig bei mir zünden konnte. Das Finale mit dem Kampf auf den Holzpfählen ist allerdings ganz großes Kino und für Donnie-Yen-Fans ein Muss.
THE LAST OF THE MOHICANS von Michael Mann ist eine Literaturverfilmung nach dem gleichnamigen Roman von James Fenimore Cooper und zugleich ein Remake der Verfilmung von George B. Seitz aus dem Jahr 1936 mit Randolph Scott in der Hauptrolle, da sie in Teilen auf demselben Drehbuch von Philip Dunne basiert. Diese war für viele Jahrzehnte die gelungenste Adaption des oft verfilmten Stoffes, bis Mann daraus die bislang authentischste Version schuf, die man bisher sehen konnte, wofür es vielerlei Gründe gibt. Zunächst einmal stellt er für den Zuschauer begreiflich den politisch-historischen Kontext klar, indem er gleich zu Beginn den britisch-französischen Konflikt während des siebenjährigen Kolonialkrieges umreißt, bei dem die verschiedenen Indianerstämme von beiden Seiten für ihre Zwecke missbraucht wurden. Dann erklärt er die Bedeutung der unabhängigen Siedlergemeinschaft im Grenzland, wodurch ein Verständnis für die damaligen Lebensumstände geschaffen wird, so wie es zum Beispiel John Ford in DRUMS ALONG THE MOHAWK ebenfalls in den 1930er Jahren geleistet hat. Überhaupt ist der Krieg in diesem Film so präsent wie in keiner anderen Lederstrumpf-Verfilmung zuvor, bestimmt er doch alle Handlungen und Aktionen, ebenso wie die Motivation der einzelnen Figuren, deren Beziehungen zueinander anschließend ausgearbeitet werden und die allesamt überzeugend charakterisiert werden, nicht ohne Platz für Graubereiche zu lassen, womit einfacher Schwarzweiß-Malerei Vorschub geleistet wird. Zudem ist die Natur, oder besser der Mensch in der Natur, auch als ihr Spielball, eine bedeutende Komponente der Inszenierung. Kaum jemals war die Einbindung der Umgebung so maßgeblich für den Fortlauf der Geschichte relevant. Daniel Day-Lewis zeigt die vielleicht vielschichtigste Darstellung von Falkenauge in der Filmgeschichte, während Madeleine Stowe bereits zum zweiten Mal eine starke Frauenfigur in einer James-Fenimore-Cooper-Verfilmung nach THE DEERSLAYER von Richard Friedenberg (1978) verkörpert. Auch Russell Means, der hier den Chingachgook gibt, trat in der Folge noch einmal in einer Cooper-Adaption (THE PATHFINDER, Donald Shebib 1996) auf. Doch Michael Mann gelang noch mehr. Nichts weniger als eine nahezu perfekte Synthese aus Film und Musik, denn Bild (Dante Spinotti) und Soundtrack (Trevor Jones & Randy Edelman) harmonieren so prächtig wie selten in einem Filmgemälde dessen Einstellungen an klassische Kunstwerke erinnern. Vor allem das Finale bietet cinematographischen Hochgenuss, wenn Mann als erster Regisseur aus einer Lederstrumpf-Verfilmung eine epische Erzählung macht. Ein Meisterwerk ganz klar, die beste James-Fenimore-Cooper-Verfilmung ohnehin.
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DOMINO KID von Ray Nazarro ist einer von drei flotten Western, die Hauptdarsteller und Produzent Rory Calhoun zwischen 1957 und 1958 gemeinsam mit dem Regisseur herstellte und der sich, wie jeder der Filme durch eine besondere Direktheit auszeichnet. Auf Klischees und sonstige Beschönigung wird verzichtet, es wird nicht romantisiert und nicht mythologisiert. Einzig der Rache-Plot um einen Kriegsheimkehrer, dessen Familie ermordet wurde, steht im Fokus. Calhoun ist wie immer eine Bank als getriebener Rächer, der sich zusehends verrennt und mit Andrew Duggan hat er einen ambivalenten Gegenpart, dessen Motive sich erst am Ende klären. Saubere Arbeit.
DER LETZTE MOHIKANER von Harald Reinl leiht sich von James Fenimore Cooper's Roman-Klassiker nur Namen und Figurenkonstellationen aus, verlegt die Handlung vom 18. ins 19. Jahrhundert und vom Osten in den amerikanischen Westen. Dabei wird aus dem Stoff ein verkappter Karl-May-Film, den Reinl zwischen WINNETOU II und III drehte, der aber von der ersten Minute an klar macht, wohin die Reise hier geht, weshalb der effizient inszenierte Film auch prächtig funktioniert. Rasant und spannend, mit guten Dialogbuch und starker Action ausgestattet, unterhält DER LETZTE MOHIKANER über die gesamte Laufzeit. Blacky Fuchsberger zeigt als Hayward eine starke Präsenz, Karin Dor darf Cora Munro zur selbstbestimmten Frau umwandeln, während Anthony Steffen mal glattrasiert, gewaschen und geföhnt als Falkenauge etwas blass bleibt, was an zu geringer Screentime liegen könnte. Daniel Martin legt als Uncas einen weitaus eindrucksvolleren Auftritt hin, als in der im gleichen Jahr entstandenen, schmucklosen spanischen Adaption von Mateo Cano, in der er die selbe Rolle kurzhaarig absolvierte. Wenn man sich nicht allzusehr an die berühmte literarische Vorlage klammert, kann man hier sehr viel Spaß haben.
LAST OF THE REDMEN von George Sherman ist eine lose Adaption des Roman-Klassikers DER LETZTE MOHIKANER von James Fenimore Cooper und nimmt sich gegenüber der Vorlage eine Menge Freiheiten heraus. So ist der Held des Films ungewöhnlicherweise der britische Major Heyward, während Falkenauge und Uncas zu Nebenfiguren degradiert werden. Chingachgook kommt überhaupt nicht vor, dafür haben die Munro-Schwestern einen kleinen, nervigen Bruder hinzugedichtet bekommen. Der historische Konflikt zwischen Franzosen und Engländern spielt kaum eine Rolle, während einzig der finstere Magua und seine Irokesen als Antagonisten herhalten müssen. Legt man das alles mal beiseite, ist das als Star-Vehikel für Jon Hall konzipierte Abenteuer ein routiniert inszenierter Time-Waster klassischer Bauart für zwischendurch. Der von Michael D. O'Shea gespielte Falkenauge wirkt dabei allerdings wie eine Figuren-Parodie von Bob Hope und sorgt für unfreiwillige Komik.
Heute würde Lee Marvin seinen 100. Geburtstag feiern!
Der spät zum Star gewordene Schauspieler hinterließ doch einige Klassiker, die er mit seiner einzigartigen Präsenz adelte. Auch heute noch hat er viele Fans rund um den Globus und mit THE SONS OF LEE MARVIN sogar einen sehr prominenten Fanclub.
THE GREAT SCOUT AND CATHOUSE THURSDAY von Don Taylor, der hier aufgrund seiner Seltenheit noch nicht kommentiert wurde, ist eine ziemlich durchwachsene Western-Komödie der ruppigen Art mit großem Budget und feiner Besetzung. Was Lee Marvin und Oliver Reed am Set so getrieben haben, dürfte den meisten wohl klar sein. Prost!
John Travolta feiert heute seinen 70. Geburtstag: Happy Birthday!
Grund genug einen seiner frühen Erfolge zu schauen.
URBAN COWBOY von James Bridges aus dem Jahr 1980 ist eine gute Gelegenheit sich von Travolta's schauspielerischen Fähigkeiten zu überzeugen, denn hier kann er in einer Art Antithese zu seinem Tony Manero aus SATURDAY NIGHT FEVER glänzen. Kommt ein Landei in die große Stadt, findet Arbeit, Liebe und Ehe, doch dann läuft alles schief. Tief eingetaucht in die Country & Western-Szene jener Jahre, wird hier geliebt, gesoffen und getanzt, sich gestritten, wieder versöhnt und auf dem Mechanical Bull geritten bis zum Abwurf. Das Reit-Gerät steht dabei symbolisch für die alten Werte, die aber rundherum auseinanderbrechen, weil sich nicht nur die Zeiten, sondern auch die Menschen ändern. Genau wie Debra Winger als Travolta's Angetraute, die ihre eigene Emanzipation kaum ausleben kann, weil sie es fast nur mit gewalttätigen Arschlöchern zu tun hat. Solchen die es nicht besser wissen, aber lernfähig sind, wie ihr Mann und solche bei denen es zu ihrer Lebensweise gehört, weil sie den ganzen Scheiß von der harten Männlichkeit brauchen, um die vermeintliche Kontrolle zu behalten, wie der von Scott Glenn gespielte Rivale. Aber auch der Film selbst steht für die sich verändernden Zeiten eines Hollywoods im Umbruch, atmet noch den Geist des NEW HOLLYWOOD, doch bewegt sich schnurgerade auf die kommerziell orientierten 80er Jahre zu mit seinem breiten Soundtrack und den zelebrierten Liebesszenen, wodurch auch die enorme Länge zustande kommt. Dennoch bleibt der damalige Kinohit realistisch und am Boden.
THE LAST OF THE MOHICANS von B. Reeves Eason und Ford Beebe ist die erste Ton-Verfilmung des gleichnamigen Romans von James Fenimore Cooper und kam als zwölfteiliges Serial zu je ca. 15 Minuten Laufzeit im Wochenrhythmus in die Kinos. Stummfilm-Star Harry Carey gibt einen gemütlichen Hawkeye und auch sonst gibt die vorangegangene Kino-Epoche die Richtung vor. Hier ist alles, Inszenierung & Darbietung, noch stark dem Stummfilm verhaftet, es wird die meiste Zeit durch den Wald gerannt, kaum auf Ausstattung und Dramaturgie geachtet und funktioniert so nicht einmal in der kurzen Form wirklich. Zusammengeschnitten zu einem dreieinhalbstündigen Film bricht das Konstrukt komplett in sich zusammen und wirkt nur noch repetitiv und ermüdend. Ein Film für den Museumskeller.
THE DEERSLAYER von Richard Friedenberg ist die direkte Fortsetzung des ein Jahr zuvor entstandenen CBS-Films LAST OF THE MOHICANS von James L. Conway (der hier als ausführender Produzent fungiert), zugleich eine Adaption des Roman-Klassikers von James Fenimore Cooper und vereint Steve Forrest und Ned Romero erneut als Hawkeye und Chingachgook. Die Literaturverfilmung erreicht nicht ganz die erzählerische Dichte und Qualität des Vorgängers, fällt im Gegenzug jedoch deutlich actionreicher und spektakulärer aus. Neben einer Reihe von gut besetzten Nebenrollen fällt besonderes Augenmerk auf die blutjunge, gerade zwanzigjährige Madeleine Stowe in einer ihrer frühesten Rollen, deren enormes Talent bereits offensichtlich wird, welches sie später zum Star werden ließ und wir erinnern uns an eine ihrer berühmtesten Rollen in Michael Mann's Meisterwerk THE LAST OF THE MOHICANS 14 Jahre später, dann an der Seite von Daniel Day-Lewis als Hawkeye. Ursprünglich mit einer Länge von ca. 75 Minuten ausgestrahlt, wurde THE DEERSLAYER später verlängert auf etwa 100 Minuten, was zwar durchaus sinnvoll erscheint, aber auch ein paar Längen verursacht. Sehr gut gefällt mir allerdings auch hier wieder Steve Forrest als Titelfigur und ich wünschte, er hätte die Rolle noch öfter gespielt, doch leider wurde keine weitere Fortsetzung produziert.
OUTLAW JOHNNY BLACK von und mit Michael Jai White ist nach BLACK DYNAMITE ein weiteres Herzensprojekt des vornehmlich durch Actionfilme bekannten Schauspielers, welches lange auf seine Realisierung warten musste. Auch hier wird wieder ausgiebig zitiert, parodiert und kopiert, dass es eine wahre Freude ist. Der Western schöpft mit vollen Händen aus der Genre-Geschichte, knöpft sich traditionelle Werke ebenso wie die vielen Sub-Genres vor, also zuerst natürlich Blaxploitation-, Italo- und Comedy-Western, sowie praktisch nebenbei ein ganzes Füllhorn an Nebenschauplätzen der ältesten Spielart der Kino-Historie. Vorbildern wie BUCK AND THE PREACHER, TAKE A HARD RIDE und THE LEGEND OF NIGGER CHARLEY wir offensiv gehuldigt, bis hin zu Gastauftritten von Black-Cinema-Ikonen wie Fred Williamson und Jim Brown. Der Humor bedient in Anlehnung an Spencer-Hill-Prügel-Klamotten über albernen Slapstick bis hin zu subtilem Dialog-Witz alle Genussregionen und White erweist sich einmal mehr als begnadeter Komiker. Die für so einen Film doch beträchtliche Laufzeit von 2 Stunden und 15 Minuten wird stets unterhaltsam gefüllt, während das sichtlich knappe Budget Dank der professionellen Inszenierung nur selten negativ ins Gewicht fällt. Bei so viel Enthusiasmus und Originalität kann man Michael Jai White zu seiner Arbeit nur gratulieren. Gesehen auf YouTube.
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Als Roland Fériaud (Lino Ventura) in Barcelona an Land geht, freut er sich auf eine Woche Urlaub, die er mit seiner in zwei Tagen eintreffenden Frau Sonia (Nicole Garcia) verbringen will, bevor er zurück auf sein Schiff muss. Er checkt in einem Hotel ein, in dem er früher bereits einmal zu Gast war und hofft auf erste Erholung. In seinem Zimmer angekommen, hört er ein merkwürdiges Geräusch aus dem Nachbarraum und geht nachsehen. Kaum hat er den Raum betreten, wird er niedergeschlagen. Von schlimmen Alpträumen geplagt, erwacht er an einem ganz anderen Ort, scheinbar in einem Krankenhaus. Ein Arzt (Jean Bouise) erscheint, versucht ihn zu beruhigen, gibt ihm Medikamente. Fériaud schläft wieder, träumt wieder. Von einem Mord, den er gesehen hat. Im Hotel. War das wirklich? Am nächsten Tag versucht ihn der Arzt zu überzeugen, das alles nur ein Traum war. Der unfreiwillige Patient ist verwirrt. Denn der Arzt weiß mehr über ihn, als ihm lieb ist. Und das sich das Krankenhaus als verlassene Irrenanstalt entpuppt, macht die Situation auch nicht besser. Fériaud will nicht länger bleiben, verlässt die Klinik. Er will herausfinden was wirklich passiert ist.
MORD IN BARCELONA mag zwar ein zutreffender Titel für diesen Thriller von Frankreich's Hitchcock Jacques Deray (DER SWIMMINGPOOL, 1969) sein, leider vereinfacht er die Geschichte des überaus komplexen Werkes beträchtlich. Der Film ist alles andere als ein schlichter Kriminalfilm und weißt eher schon Züge eines kafkaesken Psychothrillers auf, dessen verstörende Handlung sich durchaus mit Paranoia-Polit-Thrillern der Sechziger und Siebziger Jahre wie Z (Constantin Costa-Gavras, 1969) mit Yves Montand oder ZEUGE EINER VERSCHWÖRUNG (The Parallax View, Alan J. Pakula 1974) mit Warren Beatty messen kann. Allerdings völlig ohne politische Bezüge, was die Geschichte nur noch bedrohlicher erscheinen lässt, ist doch so komplett unklar ob die Gefahr politisch motiviert, rein kriminell organisiert oder sogar mitten aus der Gesellschaft heraus entsteht. Deray bedient sich hier ganz Hitchcock-like eines so einfachen wie effektiven Tricks, nämlich den des MacGuffin, eines handlungsfördernden Elements, welches nur diese Funktion erfüllt. Hier ist es ein schwarzer Koffer hinter dem alle Parteien her sind. Ein Koffer wie er später nochmal z.B. in PULP FICTION (Quentin Tarantino, 1994) und in RONIN (John Frankenheimer, 1998) die gleiche Verwendung fand und wo niemals jemand erfahren sollte, was sich darin befand.
Doch während beim Master of Suspense stets die Faustregel galt, das die Spannung daraus geschöpft wird, das der Filmzuschauer immer über alle Prozesse informiert ist, macht Jacques Deray genau das Gegenteil. Das Publikum weiß genauso wenig, wie der von Lino Ventura auf der Höhe seiner Kunst gespielte Roland Fériaud, dem bis zum Schluß nicht klar wird, in was er da hinein geraten ist. Deray macht hierbei keinerlei Zugeständnisse an den Zuschauer und dreht seine Spirale bis zum bitteren Ende, welches einen ebenso fassungslos wie desorientiert zurücklässt, wie es die Hauptfigur den gesamten Film über ist. Das Spiel mit Traum und Wirklichkeit geht perfekt auf und stellt einmal mehr die Frage, ob man sich der eigenen Identität sicher sein kann, wenn man zum fremdgesteuerten Spielball mächtiger Interessen wird. Mehr als einmal zweifelt Fériaud im Laufe des Filmes an seinem Verstand und eindeutige Klarheit bleibt ihm vollends verwehrt. Ähnliche Motive griff Christopher Nolan in MEMENTO (2000) und noch einmal in INCEPTION (2010) auf. MORD IN BARCELONA ist da natürlich wesentlich bodenständiger und realistischer. Aber gerade deshalb auch wirkungsvoller. DER SCHMETTERLING AUF DER SCHULTER, wie der übersetzte Originaltitel des Filmes lautet, ist sicher keine leichte Krimikost, sondern ein Film auf den man sich einlassen muss, aber gleichzeitig perfekt inszeniertes Spannungskino aus Frankreich, wie es heute selten ist.
Fazit: Perfekt inszeniertes Spannungskino aus Frankreich im Stil eines kafkaesken Psychothrillers mit Lino Ventura auf der Höhe seiner Kunst.
Tasmanien 1822: Alexander Pearce und sieben weitere Gefangene der Strafkolonie werden an einen entlegenen Flußarm befördert. Dort sollen sie unter Aufsicht von Lieutenant Cuthbertson ein Waldstück abholzen. Der Soldat, ein gutmütiger Mann, wird nach einigen Tagen von den Häftlingen überwältigt und gefesselt. Da zur selben Zeit ein Boot mit weiteren Soldaten ankommt, ergreifen die Gefangenen überhastet und bis auf eine Axt ohne Ausrüstung oder Nahrung die Flucht in die Wildnis. Anfangs halten alle zusammen, helfen sich gegenseitig, teilen ihre Aufgaben. Bald schon, als der Hunger stärker wird, treten Probleme auf, entstehen Konflikte. Es bilden sich Gruppen, mancher Streit steht kurz vor der Eskalation. Noch besinnen sich die Männer auf ihr gemeinsames Ziel, die Freiheit. Am anderen Ende der Insel soll es Dörfer geben, da wollen sie hin. Doch das Wetter wird schlechter, der Weg beschwerlicher. Es gibt kaum Wild, nur wenige essbare Pflanzen. Der Hunger wird unerträglich. Einige der Männer treffen einen folgenschweren Entschluss. Alexander Pearce, der wegen sechs Paar gestohlener Schuhe verurteilt wurde, muss sich zwischen der Loyalität zu seinen Kameraden und der einzigen Chance zu überleben entscheiden.
Jonathan auf der Heide gibt mit VAN DIEMEN'S LAND sein Langfilm-Debüt auf Grundlage seines ein Jahr zuvor entstandenen Kurzfilms HELL'S GATES, der sich ebenfalls mit der berüchtigten Geschichte des Alexander Pearce auseinandersetzte. Die Story bietet viele Umsetzungs-Möglichkeiten. Ein düsterer Horror-Western a'la RAVENOUS (Antonia Bird, 1999), der eine ähnliche Geschichte erzählt, wäre ebenso möglich gewesen wie ein Exploitationer Marke CANNIBAL HOLOCAUST (Ruggero Deodato, 1980). Doch auf der Heide entschied sich dankenswerter Weise für einen existenzialistischen Ansatz, wie wir ihn beispielsweise von Werner Herzogs Dschungel-Moritaten kennen. Wer hier also menschenfleischfressende Bestien in wildem Kampf miteinander zu sehen erwartet, sollte um diesen Film einen großen Bogen machen. Denn nichts dergleichen wird präsentiert. Stattdessen bekommen wir eine sehr schwer verdauliche Geschichte über die Abgründe des menschlichen Seins serviert, die dem einen oder anderen durchaus heftige Magengeschwüre bescheren dürfte. So orientiert sich der langsam erzählte Film an beeindruckenden Natur-Panoramen unwirtlicher Landschaften und macht die Ausweglosigkeit des Dschungels trotz vermeintlicher Freiheit spürbar. Die Bäume und das Dickicht scheinen den Protagonisten immer näher zu kommen, die Enge der doch so weiten Natur sich wie eine Kralle um die Herzen zu schließen. Wenn einige der Fliehenden erkennen, das der wahre Feind in der menschlichen Natur liegt, ist es für die meisten schon zu spät. Es gibt keinerlei Identifikations-Möglichkeiten, bestenfalls Mitleid. Da drängt sich natürlich die Frage auf, was man selbst in so einer Situation tun würde. John Hillcoat versuchte diese Frage im selben Jahr in seinem Film THE ROAD nach einem Roman von Cormac McCarthy zu beantworten. Jonathan auf der Heide lässt uns mit der Frage zurück. Das dies sehr unbefriedigend sein kann, ist klar. Harter, schwer verdaulicher Tobak nach einer wahren Geschichte, für Unterhaltungssuchende ungeeignet.
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THE DROVERS WIFE - THE LEGEND OF MOLLY JOHNSON von und mit Leah Purcell, die auch das Drehbuch schrieb und als Co-Produzentin Verantwortung übernahm, erzählt die Geschichte einer hochschwangeren, vierfachen Mutter, die Ende des 19. Jahrhunderts in der Wildnis von Australien auf sich allein gestellt ihre Familie durchbringen muss. Ihr Mann ist verschwunden, ein aus dem Gefängnis geflohener Ureinwohner taucht auf und eine Reihe von Morden lässt die Polizei auf den Plan treten. Die fast konsequent aus weiblicher Perspektive geschilderte, historisch verbürgte Begebenheit schont weder die Protagonistin, noch den Zuschauer und gewinnt dem Western aus Down Under neue Seiten ab, indem nicht nur die konsequent rassistische Haltung gegenüber den Aborigines, bis hin zur Zerstörung von Familien thematisiert wird, sondern auch die gewohnheitsmäßige Herabsetzung der Frau und der damit einhergehende alltägliche sexuelle Missbrauch, sowie körperliche Gewalt. Ein starkes Stück Geschichtsaufarbeitung im Gewand eines Genre-Films, der auch als historisches Drama gesehen werden kann.
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EL CONDE von Pablo Larraín ist eine doppelbödige, blutige Horror-Groteske in faszinierenden, fein komponierten Schwarzweiß-Bildern und besticht durch ihre scharfsinnigen Dialoge ebenso, wie durch ihre Unvorhersehbarkeit. Chiles Militär-Diktator Pinochet ist gar nicht gestorben, sondern hat seinen Tod nur vorgetäuscht, denn er ist in Wahrheit ein unsterblicher Vampir, was nicht nur seinen Blutdurst erklärt. Die originelle Prämisse erlaubt dem Autor und Regisseur, sich auf reflektierende Weise mit der Geschichte seines Landes auseinanderzusetzen und bietet eine Form von kollektiver Trauma-Bewältigung auf die abseitige Art. Opulent und erfrischend anders.
Don Murray (31.07.1929 - 02.02.2024) ist gestern gestorben. Grund genug ein vergessenes Kleinod von einem der besten Genre-Regisseure erneut zu sichten, mit Murray in der Hauptrolle versteht sich:
FROM HELL TO TEXAS von Henry Hathaway erzählt von einer Menschenjagd in Texas, bei der ein junger Cowboy, zu Unrecht des Mordes verdächtigt, vor der Familie des Getöteten flieht und dabei versucht sich seine Menschlichkeit zu bewahren, was angesichts verschiedenster Gefahren schwierig wird. Doch er erfährt auch Güte und Hilfsbereitschaft bei seinen Begegnungen mit anderen.
Hathaways differenzierte Regie bietet einer ganzen Menge von Charakterdarstellern (Dennis Hopper, Chill Wills u.a.) die Chance komplexe Figuren zu erschaffen und versucht die richtigen Fragen zu stellen, Klischees zu vermeiden und Dank vieler Zwischentöne nicht den einfachsten Weg zu gehen. In den richtigen Momenten zieht er die Zügel an und erzeugt in kürzester Zeit Hochspannung, was vor allem deshalb gelingt, weil einem die handelnden Personen nicht egal sind. Dabei überfrachtet er den Film nicht mit Action, sondern lässt sie sich stets aus der Handlung heraus entwickeln und wenn Sie dann einsetzt, zeigt er seine ganze Könnerschaft. Herausragend ist auch die Arbeit von Kameramann Wilfried M. Cline, dem immer wieder exemplarische Bilder gelingen, die der Umgebung eine nicht unwesentliche Bedeutung zukommen lassen. Die Geschichte des von einem wütenden Rache-Mob gehetzten Mannes drehte Hathaway ein paar Jahre später noch einmal unter umgekehrten Voraussetzungen, indem er einen anderen Jüngling auf einen persönlichen Rache-Feldzug schickte, der auch ihm keinen Frieden bringen sollte. Der Film hieß NEVADA SMITH.
Don Murray, der zuvor für seinen Auftritt an der Seite von Marilyn Monroe in BUS STOP mit einer Oscar-Nominierung bedacht wurde, spielt die Rolle des Gejagten zurückhaltend und würdevoll, bleibt jederzeit glaubwürdig, lässt uns seine Unsicherheit spüren und seinen Reifeprozess nachvollziehen. Er trat noch in einigen anderen Western auf, spielte dann ein paar Rollen an der Seite großer Stars wie James Cagney oder Henry Fonda und musste dann, wie so viele, irgendwann zum Fernsehen abwandern, als Hollywood mit ihm nichts mehr anzufangen wusste. Für mich bleibt er als sympathischer, niemals aufdringlicher Schauspieler in Erinnerung, der immer eine gewisse Leichtigkeit gepaart mit Humor transportierte.
LAST OF THE MOHICANS von James L. Conway ist eine für den Fernsehsender CBS entstandene Adaption des gleichnamigen Roman-Klassikers von James Fenimore Cooper und überaus gelungen, da sie den Geist der Vorlage atmet und mit Steve Forrest über einen charismatischen Hawkeye verfügt, der empathisch, gebildet und doch rau und herzlich daherkommt. Ned Romero als Chingachgook stärkt ihm den Rücken, während Don Shanks einen edlen Uncas gibt, dessen Schicksal berührt. Auffällig ist neben der positiven Charakterisierung von Major Heyward (Andrew Prine), die im Gegensatz zu anderen Verfilmungen ausgewogene Darstellung der Indigenen, unabhängig von ihrer Stammeszugehörigkeit. Der Konflikt zwischen Engländern und Franzosen wird nur am Rande thematisiert, ist aber unterschwellig stets präsent, davon abgesehen konzentriert sich der Film auf die Haupthandlung des Romans, den Weg durch die Wildnis und die Beziehung der Protagonisten untereinander im Kontext zu ihrer Rolle im Zeitgeschehen. Einzig die kleine Rahmenhandlung und den Erzähler hätte man sich sparen können, denn das dient offensichtlich nur der Ausdehnung um auf 90 Minuten zu kommen. Sehenswert.
HIGH ROAD TO CHINA von Brian G. Hutton ist nostalgisches Abenteuer-Kino ohne Tiefgang, dass zu seiner Entstehungszeit bereits altmodisch daherkam. Was den Film von seinen Genre-Kollegen unterscheidet, ist die weibliche Hauptfigur, von Bess Armstrong charakterstark verkörpert, welche mehr Mut und Chuzpe besitzt als all ihre männlichen Mit- und Gegenspieler zusammen, Tom Selleck eingeschlossen, der eher widerwillig zum Gelingen der Mission den verschollenen Vater zu finden beiträgt. Regisseur Hutton, der einst mit WHERE EAGLES DARE und KELLY'S HEROES die Kinokassen klingeln ließ, erweist sich auch bei seinem letzten Kinofilm als solider Handwerker ohne eigene Handschrift und inszeniert gekonnte Action mit guten Flugszenen, untermalt von einem tollen Soundtrack von John Barry, während man über die Glaubwürdigkeit der Geschichte nicht allzuviel nachdenken sollte. Klassisches Pantoffel-Kino.
SCARLET STREET von Fritz Lang entstand unmittelbar nach WOMAN IN THE WINDOW und wurde mit dem selben Team realisiert wie der Vorgänger, hat ein vergleichbares Setting und behandelt gar ähnliche Themen, mit dem Unterschied, dass er deutlich pessimistischer ausfällt als dieser. Robinson scheint hier noch naiver als dort, bei seiner Femme fatale Bennett gibt es nicht mehr auch nur den geringsten Zweifel an ihrer Verdorbenheit und Duryea darf noch größer aufspielen als je zuvor. Kein Wunder, dass der FILM NOIR als noch düsterer gilt, wenn er auch über weite Strecken erstmal 'nur' dramatisch wirkt, doch in seiner Konsequenz ist er dann doch ziemlich bitter und hoffnungslos. Meisterhaft.
BLONDE von Andrew Dominik nach dem fiktionalen Marilyn-Monroe-Roman der US-Bestseller-Autorin Joyce Carol Oates (welcher bereits 2001 für's Fernsehen adaptiert wurde) ist das niederschmetternde Psychogramm eines Stars und dabei ein Seelenstriptease sondergleichen, mit dem sich Hauptdarstellerin Ana de Armas für höheres empfiehlt. Ihre herausragende Darbietung wird von grandiosen Auftritten von Bobby Cannavale, Adrien Brody und Toby Huss umrahmt, die ihr ausnahmslos zuspielen und dem kunstvoll arrangierten Werk die richtige Würze verleihen.
REAP THE WILD WIND von Cecil B. DeMille ist ein typischer Großfilm des Regisseurs in prächtigen Farben mit all seinen Stärken und Schwächen. So dauert es ein Weilchen bis die Handlung in die Gänge kommt und der Film wird zudem im letzten Drittel nochmal ausgebremst, bevor es zum spannenden Finale geht. Ray Milland, der an erster Stelle genannte Star des Films, taucht erst nach einer guten halben Stunde auf, während zuvor John Wayne und vor allem Paulette Goddard brillieren, die als zentrale Figur den größten Eindruck hinterlässt. Auch die Nebenrollen sind überaus prominent besetzt, wie üblich bei DeMille. Der Meister des Kulissenspektakels bleibt sich auch im Seemannsgarn treu.
Die Vierzehnjährige, in geordneten Verhältnissen lebende Annie, lernt bei einem Internet-Chat den Sechzehnjährigen Charlie kennen. Beide entdecken schnell gemeinsame Interessen und tauschen die Handy-Nummern aus. Bald schon stehen sie in ständigem Kontakt und je näher sie sich "kennen lernen" , desto komplizierter wird die Kommunikation zwischen ihnen. Charlie ist nämlich nicht sechzehn. Er räumt erst ein zwanzig zu sein, später sogar fünfundzwanzig. Trotzdem fühlt Annie sich von ihm verstanden und nur von ihm. Als er sich mit ihr treffen will, kommt es zur Katastrophe.
Leicht hat es sich der ehemalige FRIENDS-Star und Comedian David Schwimmer mit seiner zweiten Kino-Regie-Arbeit nicht gemacht. Doch bedient er sich eines so einfachen wie effektiven Tricks, um den Zuschauer schnell in das Seelenleben einer Vierzehnjährigen hinein zu versetzen. Er visualisiert nämlich die Chat- und SMS-Texte, welche den Kommunikationsablauf zwischen Annie (Liana Liberato) und Charlie dokumentieren und zwar unabhängig vom weiteren Verlauf der dargestellten Ereignisse in Annie's Schul- und Familien-Alltag. So werden wir zu ihren Komplizen. Eine Trennung vollzieht der Film erst nach der Vergewaltigung, indem sich Schwimmer parallel zu Annie auf die Ohnmacht ihres Vater's konzentriert, der von Clive Owen einmal mehr als Normalo am Rande des Nervenzusammenbruchs portraitiert wird. Der Film macht die schwierige Ermittlungs-Arbeit der Polizei ebenso deutlich wie die der Kinder-Psychologen und stellt die Hilflosigkeit des tief verstörten Mädchens in gleichem Maße heraus wie die der Eltern. Ein schmaler Grat, auf dem sich David Schwimmer hier bewegt, doch er drückt die richtigen Knöpfe und beschönigt vor allem nichts und das ist aller Ehren wert.
Fazit: Starkes Drama über ein Tabu-Thema, welches keine einfachen Lösungen oder Antworten bietet, dafür aber wichtige Fragen aufwirft. Hervorragend gespielt und intelligent inszeniert. Uneingeschränkt zu empfehlen.
THE DEVIL ALL THE TIME von Antonio Campos ist eine Literaturverfilmung nach einem Roman von Donald Ray Pollock und zugleich eine Verbeugung vor dessen Werk, denn sie trifft ziemlich genau den Ton seiner Zeilen, geht umsichtig mit ihrem Inhalt um und kleidet sie in authentische Bilder. Dabei wird sie von einem ausgesuchten Ensemble mit durchweg herausragenden Darstellungen geadelt. Stark.
BAD BASCOMB von S. Sylvan Simon ist ein mit großem Aufwand produzierter Western, in dem Wallace Beery als titelgebender Bandit auf der Flucht mit zwei Kameraden bei einem Mormonen-Treck nach Westen Unterschlupf findet und in der kleinen Emmy eine Freundin findet, die sein Herz erweicht. Als herauskommt, dass die Mormonen über einen Goldvorrat verfügen, gerät er in einen Gewissenskonflikt. Während einer seiner Kompagnons das Gold rauben will, zudem Verfolger und Indianer die Reisenden bedrohen, muss Bascomb sich entscheiden, wofür er kämpfen will. Hier gibt's viele Standardsituationen des Genres zu bestaunen, sichtlich an Original-Schauplätzen mit hohem Budget gedreht. Eine rührende Geschichte, dabei spannend und sicher mit dem richtigen Gespür für Humor, Timing und Action inszeniert. Beery wirkt wie ein Long John Silver des Wilden Westens. Ein echter Klassiker.
EN CHANCE TIL von Susanne Bier ist ein komplexes Drama um einen Mann, der aus nachvollziehbaren Gründen eine falsche Entscheidung trifft und dadurch nicht nur sein Leben zerstört. Keine leichte Kost, aber die sensible Regie und das geerdete Drehbuch bieten der Star-Besetzung alle Möglichkeiten zu glänzen. Erschütternd und berührend.
THE DEERSLAYER von Kurt Neumann ist nicht leicht zu bewerten, da die Originalfassung als verschollen gilt und nur noch eine um ca. 15 Minuten gekürzte deutsche Kinofassung neben einer um Szenen aus einem anderen Film erweiterten Version der Wiederaufführung aus den 1960er Jahren existiert, die nur entstand um vom Ruhm des hierzulande als Old Shatterhand populär gewordenen Lex Barker zu profitieren. Diese Rumpffassung, also die gekürzte deutsche Kinofassung, habe ich mir nun angesehen und sie hält sich recht nah an die Vorlage von James Fenimore Cooper, hat visuell einiges zu bieten und ist attraktiv besetzt, u.a. mit Western-Urgestein Forrest Tucker und Jay C. Flippen, sowie der jungen Rita Moreno, welche ein paar Jahre später ihre WEST SIDE STORY erleben sollte. Lex Barker, der von Neumann zuvor bereits als Tarzan dirigiert wurde, ist als Wildtöter ziemlich ideal gecastet und Carlos Rivas gibt einen sehr überzeugenden Chingachgook. Sollte jemals die ungeschnittene Ursprungsversion auftauchen, könnte man sicherlich mehr aus dem Werk herausholen, da nach einigen Berichten vornehmlich dunklere Zwischentöne und einige Gewaltszenen entfernt wurden, um das deutsche Kino-Publikum nicht zu verstören. Nachträglich herzlichen Dank dafür...