EddieLomax - Kommentare
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Alle Kommentare von EddieLomax
FIASCO von Igor Gotsmanov ist eine Comedy-Serie im Mockumentary-Stil mit einigen der angesagtesten französischen Stars wie Pierre Niney, François Civil und Vincent Cassel über die Dreharbeiten zu einem Film, die völlig aus dem Ruder laufen. Normalerweise kann ich mit einer solchen Machart nicht allzuviel anfangen, doch hier konnten mich die attraktive Besetzung und das Behind-the-Curtain-Thema bis zum Ende bei Laune halten. Dabei wird es oft sehr absurd, immer wieder eskalieren Situationen völlig und das Lachen bleibt einem häufig im Halse stecken. Mit gerade mal sieben Folgen zwischen 30 und 45 Minuten fällt das ganze recht kurzweilig aus und ist definitv sehenswert.
THE WARRANT von Brent Christy ist ein direkt für's Pantoffelkino entstandener Western, dem man sein niedriges Budget zu jeder Zeit ansieht. In Ermangelung besserer Rollen produziert Hauptdarsteller Neal McDonough seit einiger Zeit kleinere Genre-Filme wie diesen, in denen er wieder glänzen kann und an bessere Karriere-Tage erinnert. Dabei folgt sein Rollen-Profil früheren Beispielen wie dem des aufrechten Soldaten, welchen er in frühen Erfolgen wie bspw. BAND OF BROTHERS verkörperte, mit denen er einst seinen Durchbruch feiern konnte. An seiner Seite agiert ein solides Ensemble, u.a. bestehend aus Annabeth Gish, Ex-Tarzan Casper Van Dien und Steve McQueen's Enkelsohn Steven, der seine Sache gar nicht mal so schlecht macht. Neben den (wenigen) Akteuren kann der etwas ungelenk, mit vielen Rückblenden erzählte Film in erster Linie durch seine Kamera-Arbeit und das Dialog-Buch überzeugen, während Spannung und überraschende Wendungen ausbleiben. Zügiger geschnitten und (noch) kürzer in der Laufzeit, wäre hier sicherlich mehr zu holen gewesen. Dennoch fand der Film offenbar sein Publikum, sodass 2023 die Fortsetzung THE WARRANT: BREAKERS LAW erschien.
CLASSE TOUS RISQUES von Claude Sautet erinnert in seiner desillusionierten Nüchternheit an Unterweltstudien wie TOUCHEZ PAS AU GRISBI von Jacques Becker ein paar Jahre zuvor, mit dem Hauptdarsteller Lino Ventura seine eindrucksvolle Karriere begonnen hatte. Hier wie dort geht es um das alltägliche im Leben von Berufsverbrechern, deren Schwierigkeit das normale zu bewältigen, das untereinander aufeinander angewiesen sein und die Unmöglichkeit des selben. Besonders erschwert wird dies für Venturas Charakter dadurch, dass er sich neben den Coups, die im Grunde nichts weiter als Beschaffungsmaßnahmen für den Lebensunterhalt sind, um seine beiden kleinen Kinder kümmern muss. Sein Scheitern ist allgegenwärtig, ja geradezu vorprogrammiert. An seiner Seite ist der junge Jean Paul Belmondo als loyaler Helfer zu sehen, dessen großer Durchbruch mit Jean-Luc Godards A BOUT DE SOUFFLE gerade mal eine Woche vorher in den französischen Kinos gestartet war. Das Drehbuch entstand unter Beteiligung und basiert auf einem Roman von Jose Giovanni, der in der Folge einer der führenden Genre-Regisseure Frankreichs werden sollte und immer wieder auf Ventura oder Belmondo zurückgriff, um seinen authentischen Figuren Leben einzuhauchen.
LES MISÉRABLES von Claude Lelouch ist ein metaphorisch-historisches Drama, welches die zeitlose Aktualität der berühmten Vorlage zeigt, indem es sie als Ideengrundlage für eine vielschichtige Adaption auf mehreren Erzählebenen verwendet, Gleichnisse herausstellt und auf einzigartige Weise weiterdenkt. Wäre dies Bébels letzter Film gewesen (er drehte danach nur noch wenige), hätte er kaum einen perfekteres Karriereende finden können, ist doch gerade dieses oft verfilmte National-Epos für das französische Kino ein Säule, an der sich jede Generation von Filmemachern und Schauspielern abarbeitet. So ist hier bspw. der große Jean Marais in einer kleinen Nebenrolle zu sehen, der ja ebenfalls viele Jahrzehnte zuvor als Jean Valjean zu sehen war und auch Robert Hossein, der ca. zehn Jahre früher eine herausragende werktreue Verfilmung mit dem unvergleichlichen Lino Ventura inszenierte, gibt sich die Ehre. Dies ist jedoch eine letzte große Bühne für Jean Paul Belmondo und dabei ein Werk, dass sich nicht einreiht in die Galerie seiner nicht minder gelungenen Vorgänger, sondern eines das auf gänzlich eigenen Wegen die Bedeutung von Hugo's Roman für das französische Selbstverständnis reflektiert und ihm gleichzeitig die ultimative Huldigung zuteil werden lässt.
COMANCHE TERRITORY von George Sherman ist ein recht unbekannter, früher Beitrag pro-indianischer Western, die ab 1950 in Hollywood hergestellt wurden. Noch nicht ganz so offensiv wie sein Zeitgenosse BROKEN ARROW (Delmer Daves) thematisiert der Film nicht ausschließlich, aber auch die Interessen der Indianer und versucht objektiv zu sein, ohne zu urteilen. Natürlich gibt's auch hier böse weiße Männer, deren Antrieb die Gier nach schnödem Mammon ist. Historisch liegt zwar einiges im Argen und die Natives werden recht naiv dargestellt, doch der Absicht geschuldet ist das alles ziemlich ordentlich umgesetzt und mit einer Maureen O'Hara, die alle an die Wand spielt in einer Hauptrolle ziemlich eindrucksvoll weiblich dominiert.
LE GRAND BAIN ist ein Remake von Schauspiel-Star und Gelegenheits-Regisseur Gilles Lellouche, der gerade in Cannes mit seiner neuen Regie-Arbeit L'AMOUR OUF vertreten war und der mit jedem seiner Filme besser zu werden scheint. Seine französische Version der bereits mehrfach verfilmten Geschichte einer Gruppe von Männern in der Midlife Crisis, die ihr Glück im Synchronschwimmen finden, besitzt mehr Emotionalität als das sprödere schwedische Original (ALLT FLYTER, Måns Herngren 2008) und mehr Tiefgang als die britische Verfilmung (SWIMMING WITH MEN, Oliver Parker 2018). Die Top-Star-Besetzung mit Mathieu Amalric, Benoît Poelvoorde, Jean-Hugues Anglade und Guillaume Canet sorgt für die nötige schauspielerische Qualität einer vielleicht etwas zu langen, doch überaus unterhaltsamen Komödie mit Verstand. Dabei spart Lellouche die tragische Komponente der verschiedenen gescheiterten Lebensentwürfe nicht aus und sorgt so für die nötige Bodenhaftung.
RAPINIAMO IL DUCE von Renato Di Maria ist ein in den letzten Tagen des WK2 angesiedeltes Heist-Movie, bei dem sieben wenig glorreiche Ganoven das von Mussolini zusammengeklaute Gold Italiens stehlen wollen. Ganz im Stile seines Vorbilds INGLOURIOUS BASTERDS (Quentin Tarantino, 2009) inszeniert, kann die pulpige Fiction (inklusive Comic-Einlagen) anfangs begeistern, bis sie ihren einen eigenen Rhythmus findet und mit guten Darbietungen Punkten kann. So gibt bspw. Filippo Timi, der in VINCERE (Marco Bellocchio, 2009) selbst den Duce spielte, eine feine Vorstellung als faschistischer Antagonist Borsalino. Wird die Geschichte im Laufe der Zeit zusehends etwas vorhersehbarer, kann sie doch ordentlich unterhalten, da sowohl die Optik, ein zitierfreudiger Soundtrack und alles andere hochwertig und humorvoll umgesetzt sind. Sehenswert.
SMOKE SIGNAL von Jerry Hopper wurde On Location im Grand Canyon und auf dem Colorado River gedreht. Eine Armee-Patrouillie erreicht ein abgelegenes Fort im Belagerungszustand. Die einzige Möglichkeit den Angriffen zu entfliehen bietet sich, indem man mit Booten den anliegenden Colorado River hinab in die Freiheit fährt. Doch auch das ist ein lebensgefährliches Unterfangen, zudem schauen die Indianer nicht tatenlos zu. Aus dieser überaus spannenden Geschichte macht Regisseur Hopper seinen wohl besten Genre-Beitrag, der mit Dana Andrews und Piper Laurie auch noch äußerst attraktiv besetzt ist. Hochkonzentriert und auf Realismus bedacht, kann der authentisch ausgestattete Film uneingeschränkt überzeugen.
FURIOSA: A MAD MAX SAGA von George Miller ist ein weiteres Beispiel für den Ideenreichtum des Regisseurs, dessen nunmehr fünfter Beitrag zu seiner postapokalyptischen Straßen-Western-Reihe wieder über einen gänzlich eigenen Look verfügt und einmal mehr einen völlig anderen Ton anschlägt. Klar sind alle Eckdaten und Stützpfeiler der legendären Film-Serie auch hier vorhanden, aber es ist ja gerade das tolle an den MAD-MAX-Filmen, dass jeder für sich stehen und bestehen kann, ohne das man zuvor einen der anderen Teile gesehen haben muss. Da macht FURIOSA keine Ausnahme. Nachdem lange gegrübelt wurde, ob es diese Vorgeschichte überhaupt braucht, kann man getrost Entwarnung geben, denn die Geschichte der Kampf-Amazone hat storytechnisch weit mehr zu bieten als der überwältigende Vorgänger und das obwohl gefühlt noch weniger gesprochen wird als dort. Moving Pictures, bewegte Bilder, Bilder voller Bewegung sind der Antriebsmotor Miller's, der sich nicht nur auf das Western-Genre bezieht, sondern auch auf den Stummfilm, der zunächst einmal in Action aufgegangen ist, durch Bewegung seine Geschichten erzählt hat, was auch hier ausgezeichnet funktioniert. So fehlt FURIOSA am Ende vielleicht etwas die Durchschlagskraft von FURY ROAD, der deutlich kompakter daherkam, zudem wird dieses Mal eine, im Grunde einfache Rache-Geschichte erzählt, jedoch bekommen die Charaktere mehr Tiefe und der von Chris Hemsworth (der endlich mal sein Potential abruft) wirklich irre verkörperte Bösewicht viel Raum, was den Film ebenfalls von den früheren Einträgen unterscheidet. Anya Taylor-Joy ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben.
SHADOWHUNTER von J. S. Cardone ist einer jener Filme aus den frühen 90ern, neben THUNDERHEART und CLEARCUT, bei denen versucht wurde im Gewand eines Kriminalfilms, die indianische Sicht der Dinge zu zeigen. Ein ausgebrannter L.A. Cop (Scott Glenn) wird für einen vermeintlichen Routine-Job auf Dienstreise in ein Navajo-Reservat geschickt, um einen Dreifachmörder indianischer Abstammung (Benjamin Bratt) zurück zu überführen. Kaum hat er ihn entgegengenommen, gelingt dem dämonischen Killer Dank eines Auto-Unfalls die Flucht. Gemeinsam mit der Indianer-Polizei des Reservats (Robert Beltran u.a.) macht er sich auf die Jagd. Cardone gelangen damals einige sehenswerte Filme, die hierzulande nahezu alle nur auf Video ausgewertet wurden, was sie jedoch nicht weniger gut macht. So auch hier. Was als üblicher Krimi beginnt, entwickelt sich bald zum Psychotrip, bei dem der kaputte Bulle vor allem mit sich selbst zu kämpfen hat, während die Indianer wissen wo es langgeht und ihm eine ganze Menge beibringen können. Auch ist bemerkenswert, dass die stärkste Figur weiblich ist, nämlich die Fährtensucherin der Polizei (Angela Alvarado), die mit dem Mörder noch eine persönliche Rechnung zu begleichen hat. Ungewöhnlich atmosphärisch, subtil und spannend.
THE HARDER THEY COME von Perry Henzell ist ein funkelnder Diamant von einem Film, der es sich irgendwo zwischen Zeitportrait, Sozialstudie, Semi-Dokumentation und Blaxploitation-Kino bequem macht und nebenbei Jamaica, Reggae und Jimmy Cliff auf der filmische Landkarte verortet, womit eine Marke gesetzt, ein Sound geprägt, ein Statement verkündet, kurz ein unbekanntes Gebiet präsentiert wird, dessen Einfluss auf die Popkultur nicht größer sein könnte, vor allem wenn man betrachtet, was dem folgte. In seiner ganzen Rohheit, seiner Klarheit, seiner aus sich selbst erwachsenden Erzählung können herkömmliche Sehgewohnheiten ausgehebelt und neu justiert werden, können neue Wahrnehmungsräume erschaffen werden, das Medium ausgereizt und zugleich vorangetrieben werden, was ihn in die Nähe von Melvin Van Peebles SWEET SWEETBACK'S BADASS SONG rückt, mit dem er die New Yorker Avantgarde der frühen 70er Jahre nachhaltig anfixen und wie dieser bis heute in seiner ultimativen Einzigartigkeit überdauern konnte. Jimmy Cliff bildet dabei mindestens einen ebenso unvergesslichen Protagonisten, dessen unschuldige, zunächst von Naivität angetriebene Persona sich immer mehr assimiliert, emanzipiert und schließlich zum selbstbewussten und selbstbestimmten Charakter mutiert, der einer ganzen Generation zum Vorbild werden sollte.
LE SAUVAGE von Jean-Paul Rappeneau ist die pure Lust am Exzess. Wie er die bestens aufgelegten Stars, Catherine Deneuve und Yves Montand aufeinander jagt, frei nach dem Motto: Sie küssten und sie schlugen sich, ist von nahezu unglaublicher Rasanz und zudem vor traumhafter Kulisse in Venezuela und auf den Bahamas an Original-Schauplätzen brilliant inszeniert. Erst im letzten Drittel geht der Beziehungs-Chose ein bisschen die Puste aus, doch dafür kommen im Gegenzug etwas Melancholie und charakterliche Tiefe ins Spiel. Damit ist die Komödie ein echter Hauptgewinn für den Zuschauer.
RAILS INTO LARAMIE von Jesse Hibbs bietet konventionelle Western-Unterhaltung aus der Universal-Schmiede und hat mit Dan Duryea und Lee Van Cleef zwei Schwergewichte auf Seiten der Bösewichte, die es dem solide agierenden John Payne nicht gerade leicht machen, seine Mission den sabotierten Eisenbahnbau in Laramie zu untersuchen, sowie diesen Mißstand zu beenden. Jesse Hibbs, der zuvor meist als Regie-Assistent von John Ford, Anthony Mann oder George Sherman tätig war, drehte allein im Jahr 1954 vier Western, die naturgemäß nicht gleichermaßen überzeugen konnten, doch routiniert inszeniert sind sie allemal. John Payne und Dan Duryea trafen im selben Jahr noch einmal im B-Western-Meisterwerk SILVER LODE von Allan Dwan aufeinander.
MRS. SOFFEL von Gillian Armstrong erzählt die auf Tatsachen beruhende Geschichte der unglücklichen Ehefrau eines steifen Gefängnisdirektors im Pittsburgh des Jahres 1901. Als sie sich in einen vermeintlich unschuldig zum Tode verurteilten Gefangenen verliebt, stellt sie ihr bisheriges Leben in Frage und handelt spontan, als sich eine Gelegenheit zur Flucht bietet. Das historische Drama nimmt sich viel Zeit, die Lebensumstände der in patriarchalischen Verhältnissen lebenden Frau zu schildern und macht so ihre Beweggründe nachvollziehbar. Dabei bleibt lange unwägbar, ob der Gefangene wirklich unschuldig ist und sie sich von ihrem geheimen Wunsch aus dem Alltagsleben auszubrechen verleiten lässt, zumal auch nicht sicher ist, dass die aufkeimende Liebe gleichermaßen beidseitig ist, oder sie nur als Mittel zum Zweck des Todeskandidaten dient. Dadurch hält sich die Spannung, wenn die späteren Ereignisse zum Schicksal aller Beteiligten werden. Manches wird dabei vielleicht etwas zu sehr ausgedehnt, doch insgesamt bietet die Verfilmung Dank ausgezeichneter Inszenierung in allen Belangen sehenswertes Kino der klassischen Art.
DIE GLORREICHEN SIEBEN (John Sturges, 1960)
NUR DIE SONNE WAR ZEUGE (René Clément, 1960)
WEST SIDE STORY (Robert Wise, Jerome Robbins, 1961)
HAIE DER GROßSTADT (Robert Rossen, 1961)
LAWRENCE VON ARABIEN (David Lean, 1962)
DER LEOPARD (Luchino Visconti, 1963)
DIE ABENTEUER DES WERNER HOLT (Joachim Kunert, 1965)
DER SPION DER AUS DER KÄLTE KAM (Martin Ritt, 1965)
SWORD OF DOOM (Kihachi Okamoto, 1966)
BONNIE & CLYDE (Arthur Penn, 1967)
sowie weitere aus den Folgejahren...
Feine Aktion, immer wieder schön!
THE MINISTRY OF UNGENTLEMANLY WARFARE von Guy Ritchie ist sein Beitrag zum WK2-Kommmando-Film in dem er Henry Cavill und noch ein paar andere ins Nazi-Killing-Business schickt, was hier ausgiebigst mit zynischer Beiläufigkeit zelebriert wird, dass jegliche Wirkung dessen verpufft. Mag der Guy-Ritchie-Stil auch im Kriegsfilm-Genre seine Anwendung finden, läuft sich die Masche doch langsam aber sicher tot, nutzt sich ab, wird redundant, während sich der Regisseur immer mehr zum Vielfilmer entwickelt, dessen neuestem Output so gar nichts besonderes mehr anhaftet. Statt dessen bekommen wir einen weiteren Flop präsentiert, bei dem Til Schweiger's Auftritt noch zu den positiven Aspekten gezählt werden muss. Die eigentlich interessante MEN-ON-A-MISSION-Story der angeblich auf wahren Begebenheiten beruhenden Operation bleibt Stückwerk, Spannung Fehlanzeige und Ritchies berühmter Dialog-Witz weitgehend auf der Strecke. Einzig das finale Action-Set kann überzeugen, aber da war es mir fast schon egal. Gibt's im Moment bei YouTube für Umme.
SHŪ JIÀN ĒNCHÓULÙ von Ann Hui, die lange als Regie-Assistentin von Meister-Regisseur King Hu arbeitete und dem internationalen Publikum mit ihrer vielfach ausgezeichneten Regie-Arbeit BOAT PEOPLE (1982) bekannt wurde, drehte das vorliegende, zweiteilige chinesische National-Epos nach einem Roman von Jin Yong an Original-Schauplätzen (u.a. an der chinesischen Mauer) in China. Thematisiert wird der Kampf eines Geheimbundes der muslimischen Minderheit der Uiguren im 18. Jahrhundert gegen den Kaiser der Quing-Dynastie. Besondere Brisanz entsteht dabei durch die Tatsache, dass der Anführer der Aufständischen Chen Jia Luo (Zhang Duofu), der leibliche Bruder des Kaisers (Da Shichang) ist. Die realistisch gefilmte und mit viel Material-Aufwand hergestellte Groß-Produktion unterscheidet sich beträchtlich von den typischen Hongkong-Filmen jener Zeit. Zum einen weil versucht wird, ein authentisches Bild der Historie zu zeichnen, mit klar umrissenen Charakteren deren Motivation zu jeder Zeit schlüssig ist, etwas das üblicherweise nachrangig in vergleichbaren Produktionen ist, die sich mehr auf die Schauwerte fokussieren, andererseits weil Dank der nüchternen Erzählweise sowohl die politische Dimension des Stoffes deutlich wird, als auch die Inszenierung der zahlreichen, teilweise mit immensem Aufwand hergestellten Action-Szenen größtenteils ohne Hilfsmittel wie Wire Work und andere Übertreibungen auskommt, was dem Ganzen eine enorm glaubwürdige Bodenständigkeit verleiht. Während der erste Teil DIE ROMANZE VON BUCH UND SCHWERT die Geschichte zunächst im historischen Kontext verortet und die politischen wie religiösen Positionen herausstellt, wodurch mehrere Konfliktsituationen entstehen, die in perfekt choreographierten Martial-Arts-Auseinandersetzungen aufgelöst werden, interessiert sich der zweite Teil PRINZESSIN WOHLGERUCH für die individuellen, menschlichen Belange und rückt die Interaktion zwischen den handelnden Personen und ihre Beziehungsverhältnisse in den Mittelpunkt. Hier erreicht das Werk seinen emotionalen Kern, der dem Anspruch der Macher gerecht wird, womit klar ist das eine solch ambitionierte Arbeit im heutigen China nicht mehr möglich wäre. Nach dem bitteren Finale auf dem zugefrorenen See erschließt sich die vollständige pessimistische Dimension der schicksalhaften Geschichte und offenbart geradezu prophetisch den aktuellen Zeitbezug der poetischen Ballade.
RIDE TO HANGMAN'S TREE von Adam Rafkin ist ein Remake von BLACK BART (George Sherman, 1948) mit Dan Duryea und kann dem auf Tatsachen beruhenden Original zu keiner Zeit das Wasser reichen. Die Ideenarmut reicht hier sogar so weit, als dass massenhaft Stock Footage, nicht nur aber größtenteils aus BLACK BART verwendet wurde und jede Menge Szenenrecycling stattfindet. Schon der Vorspann irritiert, wenn sich die Hauptdarsteller selbst vorstellen und ein allgemein lockerer Ton angeschlagen wird, bis hin zur Verwendung eines typischen 60er-Jahre-Songs während einer Saloon-Szene. Während im schwer unterhaltsamen Original historische Figuren wie Lola Montez tragende Rollen spielen, wurde hier der historische Kontext komplett fiktionalisiert, ebenso wie der ursprünglich bittere Ausgang der Geschichte einem fröhlichen, wie unglaubwürdigen Happy End weichen musste. Spannung und Aufregung sucht man vergebens und es ist schon sehr verwunderlich, wenn die am stärksten inszenierten Action-Szenen aus dem rund 20 Jahre älteren Film stammen. Jack Lord trat im Folgejahr auf Hawaii (Fünf-Null) seinen Dienst an und das gefiel ihm offenbar so gut, dass er bis zu seinem Karriereende in keine andere Rolle mehr schlüpfte, woran er gut tat, denn für den seichten RIDE TO HANGMAN'S TREE wird man sich ganz sicher nicht an ihn erinnern.
DER GROßE IRRTUM (Bernardo Bertolucci, 1970)
RYAN'S TOCHTER (David Lean, 1970)
EIN HAUCH VON ZEN (King Hu, 1971)
ASPHALTRENNEN (Monte Hellman, 1971)
EIN GLÜCKLICHES JAHR (Claude Lelouch, 1973)
ASPHALTBLÜTEN (Jerry Schatzberg, 1973)
LENNY (Bob Fosse, 1974)
UZALA, DER KIRGISE (Akira Kurosawa, 1975)
DIESES LAND IST MEIN LAND (Hal Ashby, 1976)
TAG DER ENTSCHEIDUNG (John Milius, 1978)
Da mir ein Ranking ebenfalls nicht leicht fallen würde und die 1970er Jahre für mich ohnehin ein schwerer Brocken die Besten zu küren sind, hier eine kleine Auswahl, gelistet nach dem Jahr der Veröffentlichung. Danke für die tolle Aktion!
LA VINGT-CINQUIÈME HEURE von Henri Verneuil entstand nach einem Roman von Constantin Virgil Gheorghiu und erzählt die Odyssee eines Simpels im zweiten Weltkrieg. Der selten gezeigte Film kann getrost als vergessener Klassiker bezeichnet werden und bietet mit Hollywood-Star Anthony Quinn ein schauspielerisches Schwergewicht auf der Höhe seiner Kunst in der schwierigen Hauptrolle. Unter anderem mit beeindruckend gestalteten Massenszenen, gelingt es Verneuil die aberwitzige Reise eines rumänischen Bauern, vom zunächst als vermeintlich jüdisch Gebrandmarkten im Arbeitslager, bis auf die Anklagebank der Nürnberger Prozesse glaubwürdig darzustellen, sowie die Tragik der Ereignisse am Schicksal Einzelner zu vermitteln und dabei trotzdem nicht ohne Humor die Absurdität des Ganzen zu verdeutlichen. Wenn dem Protagonisten nach gelungener Flucht über die Grenze nach Ungarn von der jüdischen Hilfsorganisation die Hilfe verweigert wird, weil er nicht jüdisch ist und er später von den Nazis als leuchtendes Beispiel der arischen Rasse herausgestellt wird, erreicht der Film groteske Züge, die kaum noch zu überbieten sind.
THE SECRET INVASION von Roger Corman ist sein Beitrag zum damals florierenden, noch jungen Genre des Kommando-Films, ausgelöst durch Hits wie THE GUNS OF NAVARONE (J. Lee Thompson 1961) und nimmt die Prämisse von späteren Welterfolgen wie DIRTY DOZEN (Robert Aldrich 1967) vorweg, indem hier im 2.WK fünf Schwerverbrecher für eine tödliche Mission, angeführt von Stewart Granger zur Festung Dubrovnik aufbrechen, einen italienischen General zu entführen. Dabei geht es für die Entstehungszeit schon sehr rabiat zu Werke, die Gewalt kommt abrupt und heftig, der Tod macht keine Kompromisse, schlägt oft überraschend und erbarmungslos zu, was den Krieg als das Schreckgespenst zeigt, was er ist. Den feingeistigen und kultivierten Festungs-Kommandanten gibt Synchron-Legende Helmo Kindermann (Charlton Heston u.a.), ein Rollen-Profil welches zu dieser Zeit alles andere als üblich war. Das MEN-ON-A-MISSION-Flick startet nach cleverer Figuren-Einführung spektakulär, klärt die Ausgangslage und verweilt dann für eine gewisse Zeit im Inneren der Festung, nur um am Ende nochmal so richtig aufzudrehen. Mit Akteuren wie Raf Vallone, Mickey Rooney und Henry Silva bietet das Abenteuer einige echte Charakterfressen, denen man gern bei ihrem schmutzigen Handwerk zuschaut. Corman's Vielseitigkeit zeigt sich auch in diesem Genre und gibt dem geneigten Zuschauer alles, was er braucht.
ROGER CORMAN, der unangefochtene König des B-Movies ist tot. Jetzt ist also passiert, was man nicht für möglich gehalten hätte, denn es war ja eigentlich klar, dass Roger Corman ewig leben würde. Er starb bereits am 09.05.2024 im Alter von 98 Jahren. Es ist kaum zu erfassen, wie groß sein Einfluss auf das moderne Kino war, unzählige Meisterregisseure durchliefen seine Schule, fanden in ihre Profession, wie Bogdanovich, Coppola, Scorsese, Demme, Hellman oder Hopper um nur einige zu nennen. Dabei vertrat er das ökonomische Filmemachen wie kein Zweiter, ließ sich von Widrigkeiten jeglicher Natur nicht aufhalten, war kreativ, immer originell, förderte und forderte genau das von denen, die mit ihm arbeiteten. Ein Meister des Kinos ist von uns gegangen, möge er in Frieden ruhen und aus der Ewigkeit heraus auf uns blicken, wie wir seine Filme sehen. Corman Forever!
DIE HÖLLE VON MANITOBA von Sheldon Reynolds war Atze Brauners Versuch auch beim Italo-Western etwas Kasse zu machen und so packte er seine Stars aus den Karl-May-Filmen, Lex Barker und Pierre Brice in die typische Western-Kluft und ließ sie als rivalisierende Revolverhelden gegeneinander antreten. Das Drehbuch hat eine literarische Vorlage und wurde interessanterweise unter anderem vom sonst vor allem als Schauspieler bekannten Fernando Lamas verfasst. Mit der Besetzung von Marianne Koch und dem Engagement von Kameramann Federico G. Larraya wird deutlich in Richtung Sergio Leone geschielt, doch leider kommt der Film einfach nicht aus den Puschen, zumal belanglose Dialoge und die höhepunktarme Erzählweise ebenfalls nicht gerade dafür sorgen, dass die Spannung steigt. Aus der für sich genommen reizvollen Prämisse machte US-Regisseur Lamont Johnson ein paar Jahre später den ungleich gelungeneren Western A GUNFIGHT mit Kirk Douglas und dem unvergessenen Johnny Cash in den Hauptrollen.
PAUL AUSTER - WAS WÄRE WENN von Sabine Lidl kann noch bis zum 31.05.2024 über die arte-Mediathek angesehen werden. Zwar ist der Dreh- und Angelpunkt die Veröffentlichung seines vorletzten Romans 4321 von 2017, doch man bekommt über ein ausführliches Interview einen guten Zugang zu Autor und Werk, da auch seine Lebensthemen, sowie die wichtigsten Stationen seines Schriftstellerlebens behandelt werden.
SERPICO von Sidney Lumet büßt auch in der nunmehr sechsten Sichtung (wenn ich mich nicht irre) nichts von seiner Kraft und Authentizität ein, mit der das NEW-HOLLYWOOD-Meisterwerk den New Yorker Polizeiapparat seziert. Im Gegenteil, Al Pacino war selten intensiver als hier, er verschmilzt geradezu mit der Figur, wie er den anfangs idealistischen Polizisten, der zusehends am System zerbricht porträtiert. Hier gelingt der große Wurf, das perfekte Drama, einer der besten Polizeifilme sowieso. Mit DOG DAY AFTERNOON legten Lumet und Pacino zwei Jahre später nochmal nach und schufen erneut einen Klassiker.