EddieLomax - Kommentare

Alle Kommentare von EddieLomax

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    SEVEN von Andy Sidaris war mein erster Sidaris, mit dem ich bisher keine Berührungspunkte hatte und nur wusste, dass er als berühmt-berüchtigter Trash-Filmer Kult-Status genießt. Hier ist eigentlich alles vorhanden, was das Exploitation-Kino so hergibt. Eine tolle Location, super in Szene gesetzt, eine schlichte Story über sieben Spezialisten, die dem organisierten Verbrechen Hawaii's an den Kragen wollen, leicht- oder unbekleidete Girls mit Guns und fiese Hackfressen als Bösewichter. Dramaturgisch passt nicht allzuviel zusammen, aber die Inszenierung bietet immer wieder coole Montagen zu einem fetten Soundtrack, gepaart mit aberwitzigen Momenten, die so schlecht sind, dass es schon wieder Spaß macht und ich kann mir kaum vorstellen, dass hier alles ernst gemeint war. Dämliche Perücken, alberne Kostüme und grenzdebile Dialoge sprechen eine andere Sprache. Zudem erinnert vieles an das zitierfreudige Kino eines gewissen Quentin Tarantino, dessen Trademarks hier zu Hauf zu finden sind. Vieles ist dabei äußerst professionell gemacht, so dass der Verdacht aufkommt, dass man viel Spaß bei der Herstellung dieser Trash-Granate hatte und das überträgt sich. SEVEN war ganz sicher nicht mein letzter Sidaris.

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      EddieLomax 19.03.2024, 09:31 Geändert 19.03.2024, 09:32

      CARAVANS von James Fargo ist die Verfilmung eines Romans von James A. Michener und wurde im prä-revolutionären Iran, kurz vor dem Sturz des Schahs gedreht. Es bietet sich somit die seltene Gelegenheit etwas von diesem Land zu dieser Zeit zu sehen, wobei die herausragende Kamera-Arbeit von Douglas Slocombe neben Mike Batt's berühmtem Soundtrack der Hauptgrund sein dürfte, sich den Film anzusehen. Das Wüsten-Abenteuer ist eher ein kleines, denn hier regieren in erster Linie koloniale Vorurteile und Beduinen-Klischees, erst am Ende wird es dramatisch. Die Charaktere erhalten vom formelhaften Drehbuch keinerlei Tiefe und die zweite, eigentlich interessantere Hälfte, zieht sich wie Kaugummi. James Fargos Regie bleibt konventionell und ohne Inspiration, dennoch lohnt sich die Sichtung aus erstgenannten Gründen, wenn auch kein vergessener Klassiker erwartet werden sollte.

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        ONE FROM THE HEART von Francis Ford Coppola ist gerade in einer restaurierten, sowie einer neuen Schnittfassung erschienen und sieht jetzt absolut fantastisch aus. Das artifizielle Werk, ein Herzensprojekt des Regisseurs, hatte immer einen schweren Stand, war seiner Zeit wohl voraus und wird entweder geliebt oder gehasst. Bei mir trifft eher ersteres zu, denn das Studio-Las-Vegas, Tom Waits melancholischer Soundtrack, Gene Kelly's Choreographien und die gut aufgelegten Stars lassen den Neon-Dream als popkulturelles Pastiche glänzen und wirken noch lange nach. Man spürt Coppola's Herzblut zu jeder Zeit, auch wenn der Film nicht ganz perfekt ist. Doch gerade das scheitern auf diesem hohen künstlerischen Niveau macht für mich seinen unbestreitbaren Reiz aus und ich könnte mir gut vorstellen, dass die Generation LA LA LAND mehr damit anzufangen weiß, als ihre Vorgänger.

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          EddieLomax 16.03.2024, 12:10 Geändert 16.03.2024, 12:12

          COLT .45 von Edwin L. Marin entstand im selben Jahr wie WINCHESTER '73 von Anthony Mann und hier wie dort dreht sich alles um die titelgebende Waffe, die maßgeblich für die Eroberung des Westens war. Doch während Anthony Mann's Film ernsthaft darum bemüht ist, den Weg der Waffe zu zeichnen und dabei ihrer Bedeutung in der Expansions-Geschichte gerecht zu werden, dient sie in COLT .45 nur als Aufhänger für ein bierernstes Peng-Peng-Abenteuer im Stile der 30er-Jahre-Western-Serials. Keine Sekunde interessiert sich das Drehbuch für die Historie oder Psychologie seiner Protagonisten, einzig die Aktion steht im Mittelpunkt einer haarsträubenden Geschichte, die zuweilen beinahe als Parodie durchgeht. Das fängt bereits bei der Figurenkonstellation an, wenn ein von Randolph Scott gespielter Waffenhändler als Held der Geschichte herhalten muss und der, von einem sich in hemmungslosen Overacting ergehenden Zachary Scott dargestellte Antagonist ein schier übermächtiger Bandit ist, der alles und jeden in der Hand hat. Wenn dann der Waffenhändler gemeinsame Sache mit den Indianern macht, um die Kontrolle zurück zu gewinnen, erreicht die Story endgültig absurde Dimensionen. Dem gegenüber stehen ein recht hoher Produktionsaufwand und der unbestreitbare Unterhaltungswert des abwechslungsreichen Streifens. Es ist eigentlich immer etwas los, es gibt viel Action und die Handlung schlägt jede Menge Volten. Das kann man durchaus genießen, einen ausgeschalteten Verstand vorausgesetzt.

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            EddieLomax 13.03.2024, 23:57 Geändert 14.03.2024, 07:18

            ZATOICHI TO YOJIMBO von Kihachi Okamoto kann als Gipfeltreffen des Samurai-Films bezeichnet werden, denn hier wird nicht nur die legendäre Zatoichi-Reihe mit ihrem nunmehr 20. Film zu einem neuen Höhepunkt geführt, sondern mit Yojimbo kann ein weiterer, nicht minder berühmter Charakter des Genres aus den Filmen Akira Kurosawas präsentiert werden, natürlich (ein drittes Mal) verkörpert von Toshiro Mifune. Und der grandios inszenierte Film hat es wahrlich in sich, denn die zwei Protagonisten schenken sich nichts, werden ambivalent und jeder auf seine typische Art gezeichnet, kämpfen mal zusammen, mal gegeneinander, doch immer so, dass es nie zum Selbstzweck verkommt.

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              über Sanjuro

              TSUBAKI SANJURO von Akira Kurosawa war nach dem überwältigenden Erfolg von YOJIMBO im Jahr zuvor die Gelegenheit, Toshiro Mifune erneut als herumziehenden Ronin zu zeigen, der immer auf der Suche nach einer Möglichkeit Geld zu verdienen ist, sein Schwert aber auch für die gute Sache einzusetzen bereit ist. Der Ton ist dieses Mal leichter und weniger düster als noch im Vorgänger, die Geschichte aber nicht weniger komplex im kleinen Bewegungsrahmen, dafür kompakter erzählt, mit mehr Raum für Humor. Hier wird überlegt, belauert und ausbaldowert, abgewägt, getäuscht und gekämpft, wenn es nötig ist. Mifune zeichnet Sanjuro noch stärker als gewieften Taktiker und überlegenen Strategen, der den neun jungen Samurai in der Misere Anführer und Vaterfigur zugleich wird. Kurosawa schenkt dem Publikum eine eigenständige Fortsetzung, die dem ersten Film kaum nachsteht.

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                YOJIMBO von Akira Kurosawa konnte mich auch beim wiederholten sehen überzeugen. Sein geerdeter Realismus, Mifunes ikonische Verkörperung des Ronin oder die scharfgezeichneten, schwarzweißen Bildkompositionen untermalt von einem rohen und aufrüttelnden Soundtrack, die immer wieder die Frage aufkommen lassen, wieviel Kurosawa steckt eigentlich in Sergio Leones Remake (?). Eine ganze Menge will mir scheinen. Die kurzen, kompromisslosen Kampfsequenzen, in denen Sanjuro seinen Gegnern nicht den Hauch einer Chance lässt, die armseligen Bewohner des heruntergekommenen Dorfes in der Einöde und die Darstellung der von Zynismus geprägten Überlebensmentalität, zeigen deutlich Kurosawas Sicht auf die japanischen Traditionen, denn bei ihm bleibt von den typischen Umgangsformen, Zeremonien und Höflichkeitsritualen nichts mehr übrig. Sein Sarkasmus überträgt sich Bild für Bild in ätzendem Humor, wenn Niedertracht allerorten gelebt und Menschlichkeit nur am Rande und im geheimen stattfindet. Kein Wunder, dass Stil und Inhalt so prägend waren, in Form und Anspruch aber nur selten (Leone ausgenommen) wieder erreicht wurden.

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                  CAPTAIN KIDD von Rowland V. Lee, dessen letzte Regie-Arbeit das war, ist ein klassischer Swashbuckler mit einem den Film klar dominierenden Charles Laughton, der den durchtriebenen Piraten als Wolf im Schafspelz mit Verve spielt. Beinahe ebenso klar ist, dass daneben der Held der Geschichte Randolph Scott weniger Raum zur Entfaltung bekommt, als ihm üblicherweise zuteil wird. Vielleicht erklärt dies, wieso es sein letzter Auftritt in einem Nicht-Western sein sollte und er anschließend nur noch mit Colt und Sattel zu sehen war. John Carradine und Gilbert Roland sind auch noch dabei und geben zwielichtige Halsabschneider, doch Laughton und Laughton allein hält hier das Ruder in der Hand.

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                    EddieLomax 08.03.2024, 08:15 Geändert 08.03.2024, 08:17

                    SUGARFOOT von Edwin L. Marin ist der vorletzte einer Reihe von sieben Western, die der Regisseur mit seinem Star Randolph Scott von Mitte der 40er bis Anfang der 50er Jahre für Warner drehte. Scott spielt einen Südstaaten-Gentleman aus Alabama, der sich in Arizona ein neues Leben aufbauen will. Sieht man davon ab, dass Scott mit Anfang Fünfzig (wie so oft) bereits zu alt für die Rolle war, spielt er sie doch sehr überzeugend. Um ihn herum gibt es einige Stereotypen wie Raymond Masseys Bösewicht, aber auch vieles was heraussticht, wie etwa Arthur Hunnicuts Figur, die mehr als ein Sidekick ist und mit dem Scott einige hervorragend geschriebene Dialoge führt. Am Ende kriegt der Held das Mädchen und die Bösen sind tot, soweit bleibt alles beim alten. Dennoch ein sehenswerter Film mit netten Aktzenten. Danach drehten Scott und Marin noch FORT WORTH, bevor der Regisseur plötzlich starb und Scott mit anderen Regisseuren wie Andrè De Toth und Budd Boetticher langjährige Partnerschaften einging.

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                      WHEN THE DALTONS RODE von George Marshall, der zuvor mit DESTRY RIDES AGAIN bereits einen frühen Genre-Klassiker vorlegte, ist ein schwer unterhaltsamer Old-School-Western mit Randolph Scott, der hier ausnahmsweise nicht selbst in Aktion tritt und das Geschehen um die berühmt-berüchtigten Daltons als deren Anwalt begleitet, ohne ein einziges Mal zur Waffe zu greifen, was nicht bedeutet, dass es hier keine Action zu sehen gibt. Im Mittelpunkt stehen die Brüder um den charismatischen Sheriff Bob Dalton (Broderick Crawford), die sich unfreiwillig gezwungen sehen, auf die andere Seite des Gesetzes zu wechseln. Das wird handwerklich perfekt, humorvoll und mit grandioser Stuntarbeit gezeigt, ohne sich dabei großartig um die zugrundeliegende Autobiographie von (dem in Wahrheit überlebenden) Emmett Dalton zu kümmern, deren Wahrheitsgehalt zumindest angezweifelt werden dürfte. Rasant und rundum gelungen.

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                        EddieLomax 05.03.2024, 09:23 Geändert 05.03.2024, 18:56

                        FIRST MONDAY IN OCTOBER von Ronald Neame basiert auf dem gleichnamigen Theater-Stück von Jerome Lawrence und Robert E. Lee (nicht der Südstaaten-General) und behandelt eine sehr aktuelle Thematik, wenn eine Richterin (Jill Clayburgh) als erste Frau an den U.S. Supreme Court berufen wird, um eine erlauchte Runde von alten, weißen Männern zu verstärken, was zum Erscheinungstermin des Filmes tatsächlich passierte. Interessant auch, dass sie sich als konservative Juristin einen Schlagabtausch mit dem liberalen Bundesrichter Snow (Walter Matthau) liefert. Die finale amouröse Verwicklung hätte es da gar nicht gebraucht. Klassisch gediegenes Hollywood-Kino voller humorvoller Dialog-Gefechte mit seriösem Unterbau.

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                          Babou (Valérie Benguigui), eine Lehrerin und ihr Mann Pierre (Charles Berling), ein Literatur-Professor, laden zum Abendessen. Als erster trifft Konzert-Posaunist Claude ein, Babous bester Freund. Danach ihr Bruder Vincent (Patrick Bruel), ein erfolgreicher Makler. Zuletzt und leicht verspätet Anna (Judith El Zein), Vincents schwangere Frau. Ein traditionelles marokkanisches Festmahl soll heute verspeist werden. Babou hat den Tag in der Küche verbracht, immer ihre Mutter Françoise (Françoise Fabian) per Telefon am Ohr. Die Kinder sind bereits im Bett, die Unterhaltung kann beginnen. Vincent überrascht die Anwesenden mit einer taufrischen Nachricht. Das Geschlecht seines ungeborenen Kindes konnte heute festgestellt werden und einen Namen hat das Paar auch schon ausgewählt. Er lässt die versammelten Freunde und Bekannten über den Namen für den Jungen raten. Als die anderen nicht darauf kommen, verrät er ihn und löst damit eine Debatte aus, die alle Freund- und Verwandschafts-Verhältnisse auf eine harte Probe stellen wird und zum Prüfstein für alle Beteiligten werden lässt. Der Name lautet nämlich ...

                          Der Film beginnt mit der Mofa-Fahrt eines Pizza-Boten durch Paris an einem lauen Sommerabend, die (für ihn) an der falschen Adresse endet. Die Tür, an die er klopft, ist jedoch für uns Zuschauer die richtige. Denn was sich hier in den nächsten anderthalb Stunden abspielt ist an von spritzigem Humor durchzogenen, intelligentem Wortwitz nicht zu überbieten. Mit seinen wie Gewehrsalven hin und her geschossenen Dialogen erinnert der Film sehr an den ähnlich gelagerten GOTT DES GEMETZELS von Roman Polanski aus dem Vorjahr, lässt diesen ob seiner durchdachten Struktur und nachvollziehbareren Konzeption aber weit hinter sich, ist insgesamt schlüssiger, fesselnder und auch lustiger. Beide Filme basieren übrigens auf Theaterstücken, was das überschaubare Figuren-Arsenal und die räumliche Eingrenzung erklärt. Davon abgesehen bewegt sich DER VORNAME aber, den Unterhaltungswert betreffend, in einer anderen Liga. Wähnt man sich anfänglich, während besagter Fahrt auch durch einen Off-Kommentar noch in einem 'Amelie' ähnlichen Kosmos, der Jean-Pierre Jeunet zur Ehre gereicht hätte, wechselt der Film mit dem Eintritt in die Akademiker-Wohnung zunächst die Tonart, ohne dabei aber seinen humorvollen Ton zu verlieren, der hin und wieder in ernsthaften Wortgefechten mündet, in denen bittere Wahrheiten zur Sprache kommen.

                          Das Ensemble spielt sich dabei umgehend in die Herzen des Publikums, kennt doch jeder mindestens einen von ihnen auch im richtigen Leben, erkennt sich womöglich selbst wieder. Keiner der Beteiligten wird hier bloßgestellt oder verkommt gar zur Karikatur. Zu keiner Zeit wird einem die Bühnen-Herkunft bewusst, zu flüssig ohne jeden Durchhänger bleibt der Dialog-Marathon originell und interessant. Brillianter Schlagabtausch als Fünf-Personen-Stück nach einer erfolgreichen Theater-Inszenierung mit erstklassigem Ensemble.

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                            EddieLomax 04.03.2024, 09:24 Geändert 04.03.2024, 12:34

                            GOIN' SOUTH ist nach DRIVE, HE SAID die zweite Regie-Arbeit von Jack Nicholson und dieses Mal spielt er auch selbst die Hauptrolle in einer Western-Komödie, die sich ganz in die Tradition des NEW HOLLYWOOD stellt, indem sie sich für die Genre-Regeln nur am Rande interessiert und im Grunde eine Ehe-Komödie mit Screwball- und Slapstick-Elementen ist. Dafür das der Film auf der Humor-Ebene prächtig funktioniert, sorgt neben dem entfesselten Nicholson eine ganze Schar von Comedians wie Christopher Lloyd, Danny DeVito und John Belushi. Sehr schön auch die Darstellung von Mary Steenburgen in ihrem Film-Debut, die sich anfangs zugeknöpft gibt, im Laufe der Zeit aber immer mehr das Zepter übernimmt und schließlich das Geschehen bestimmt. Zum Ende hin geht der unterhaltsamen Posse etwas die Luft aus, was den Gesamteindruck jedoch nicht mehr schmälern kann.

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                              EddieLomax 02.03.2024, 22:48 Geändert 02.03.2024, 22:52

                              Kansas 1874: Der junge Ex-Harvard-Student William möchte den Westen kennen lernen, so lange es ihn noch gibt und kommt dafür nach Butcher's Crossing, wo er sich einer kleinen Gruppe von Bison-Jägern anschließt, die sich weiter in die Wildnis hervor wagen wird, als alle anderen zuvor. Anführer Miller (Nicolas Cage) weiß von der größten Herde, die da draußen noch zu finden ist. Es wird eine Reise ins Herz der Finsternis.

                              Basierend auf dem gleichnamigen Roman von John Williams inszeniert Regisseur und Co-Autor Gabe Polsky ambitioniert und durchaus mit gutem Blick die Geschichte einer Jagd, bei der ungeschönt die Auswirkungen des Massenmordes an einer Tierart dargestellt werden, wodurch den amerikanischen Ur-Einwohnern die Lebensgrundlage entzogen wurde. Dabei fokussiert sich der Film ausschließlich darauf, was dieses blutige Geschäft mit den Jägern macht, die Tage, Wochen und gar Monate damit beschäftigt waren, ihr blutiges Handwerk, nämlich töten, häuten und transportieren, zu verrichten. Das dabei die Psyche derer in Mitleidenschaft gezogen wird, versteht sich fast von selbst. Polsky gelingen einige eindringliche Bilder, doch als ganzes betrachtet bleibt das Werk nicht zwingend genug, um nachhaltig wirken zu können. Der kahlrasierte Nicolas Cage macht hier klar den besten Job und auch seine drei Mitstreiter brauchen sich nicht zu verstecken, obwohl deutlich wird, dass der von Cage ursprünglich für die Hauptrolle vorgesehene Tye Sheridan aus der Hauptfigur William ganz sicher mehr herausgeholt hätte, als der nur solide agierende Fred Hechinger. Ein geringes Budget, zu knapp bemessene Drehzeit und die nur ansatzweise gelungene Drehbuch-Adaption der starken Literaturvorlage, lassen den entstandenen Film unfertig wirken. Hier wurde viel Potential liegen gelassen, womit THE LAST HUNT von Richard Brooks (1956) immer noch die unangefochten beste Bearbeitung dieses wichtigen historischen Themas bleibt.

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                                SCHWEIGEND STEHT DER WALD von Saralisa Volm ist ein düsteres NOIR-Drama nach einem Roman von Wolfram Fleischhauer, der auch das Drehbuch schrieb, dass auf den ersten Blick wie ein komplexer Krimi erscheint, sich aber nach und nach schleichend in eine abgründige Moritat wandelt und sich nicht scheut, große Fragen um Vergangenheit und Schuld zu stellen. Hochatmosphärisch mit ruhiger Hand inszeniert, bleibt der stark gespielte Debüt-Film stets bei sich und verlässt den eingeschlagenen Weg zu keiner Zeit. Sehenswert und in der arte-Mediathek abrufbar.

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                                  EddieLomax 29.02.2024, 08:12 Geändert 29.02.2024, 22:31

                                  Nord-Irland 1941: Bei Nacht und Nebel landen einige Fallschirmspringer auf den Wiesen des irischen Hochlandes. Sie verteilen sich in verschiedene Richtungen, steuern jeweils andere Ziele an. Ein Mann kommt nach Duncrana. Hier wendet er sich zielstrebig an den Ladenbesitzer Don McGinnis (stark: Dan O'Herlihy), der wohl irgendwie mit Besuch gerechnet hatte. Eine Losung gibt die Richtung vor. Denn der Neuankömmling kommt direkt aus Deutschland, wo er in einem Ausbildungs-Camp für IRA-Kämpfer geschult wurde um in Nord-Irland den alten Konflikt neu anzufachen und dafür Sympathisanten zu rekrutieren, denen die Invasion der Nazis in England gerade recht kommt. McGinnis und sein Gast setzen im örtlichen Pub schnell alle Hebel in Bewegung um die orientierungslosen jungen Männer des Dorfes für ihre Sache zu gewinnen. Die meisten von ihnen, wie Sean Reilly (herzhaft: Richard Harris) suchen ohnehin eine Aufgabe bei der sie ihren traditionellen Hass auf alles Englische ausleben können. Doch es gibt auch Männer denen die Sache an sich gar nicht so wichtig ist. Männer, die eher aus Langeweile oder Abenteuerlust mitmachen. Auch weil sie das ganze sowieso nicht besonders Ernst nehmen. Männer wie Dermot O'Neill (süffisant: Robert Mitchum). O'Neill ist 35 und im Leben immer noch nicht weiter als er es mit 20 war. Seine Freundin Neeve Donnelly (resolut: Anne Heywood) stört das mehr als ihn und so kümmert er sich nicht mehr als notwendig darum. Er macht halt mit, allerdings ohne sich unterzuordnen. Das stellt er schon zu Anfang klar, gleichgültig ob McGinnis Probleme damit hat oder nicht. Bei der ersten Versammlung der neuen IRA-Krieger wird sogleich ein Waffenraub in der nahe gelegenen britischen Garnison beschlossen, der auch problemlos von statten geht. Derart erfolgreich soll anschließend ein Terroranschlag auf ein Wasserkraftwerk verübt werden, bei dem es allerdings schon erste Opfer zu beklagen gibt. Von Polizei und Militär verfolgt können Sean und Dermot nach Irland fliehen, wo sie sich entscheiden müssen, ob sie der Sache treu bleiben oder aufgeben wollen. Denn eines ist so sicher wie das Amen in der Kirche. In ihr altes Leben können sie nicht mehr zurück.

                                  A Terrible Beauty...

                                  ...heißt die Romanvorlage von Arthur Roth aus dem Jahre 1958, nach der Regisseur Tay Garnett, auf dessen Konto sowohl Klassiker wie IM NETZ DER LEIDENSCHAFTEN (THE POSTMAN ALWAYS RINGS TWICE, 1946) als auch unterschätzte Werke wie der Robert-Taylor-Western REVOLVERHELDEN VON WYOMING (CATTLE KING, 1963) gehen, dieses Kriegsdrama drehte, dass sich nur vordergründig einiger Spannung und präzise inszenierter Action bedient, in Wirklichkeit aber sein Hauptaugenmerk auf die Veränderungen im gemeinschaftlichen Gefüge der Dorfgemeinschaft legt.

                                  Hierbei steht freilich Robert Mitchum's Dermot O'Neill im Mittelpunkt, bildet er doch den Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Jedoch ebenso plausibel wie seine Wandlung stattfindet vom Lebenskünstler voller jugendlichem Leichtsinn, der glaubt das es ewig so weitergehen könnte, zum verantwortungsbewussten Mann, der für seine Entscheidungen geradestehen muss und will, skizziert Regisseur Garnett klar und sezierend jede einzelne Figur seines Kleinstadt-Kosmos, mit allem was sie antreibt und ausmacht. So werden in der sich für jeden der handelnden Charaktere unterschiedlich auswirkenden Geschichte beinahe alle von den Ereignissen in irgendeiner Weise betroffen bzw. mitgenommen, sei es durch ein Bekanntschafts- oder Verwandtschaftsverhältnis, welches kaum jemanden neutral bleiben lässt. Dabei gibt es weder gut noch böse, weder schwarz noch weiß. Alle Figuren sind in ihrem Tun oder Sein nachvollziehbar und realistisch gestaltet. Das gilt für die kampfbereiten jungen Männer ebenso, wie für deren Eltern und/oder Geschwister, für die Polizei, die sich nun um die Angelegenheit kümmern muss, wie für die ganz normalen Geschäftsleute des Ortes. Das bei derartigen Aktionen, wie sie die Männer verüben, Leute auf der Strecke bleiben, ist logisch. Auch das ein Scheitern Folgen nach sich zieht. So ist es dann nicht nur die Polizei, die nach Schuldigen sucht, sondern auch die Organisation der IRA. Dermot sitzt praktisch zwischen allen Stühlen und hätte sich sicher ein ums andere Mal gewünscht, sich nie darauf eingelassen zu haben. Andererseits hätte er sich dann auch nicht weiter entwickelt. Irgendwann im Film steht jede Person vor einer solchen Gewissensentscheidung und nicht jede trifft die für sich jeweils richtige. Aus gutem Willen heraus kann man so leicht Schuld auf sich laden, durch ein zögern tödliche Konsequenzen heraufbeschwören.

                                  Ziemlich komplexe Fragen, die der Film da aufwirft. Vielleicht ist er deshalb seinerzeit beim Publikum durchgefallen und in Vergessenheit geraten. Eine Neuentdeckung verdient hätte er allemal. Allein das Zusammenspiel von Robert Mitchum und Richard Harris lohnt die Sichtung dieses seltenen Werkes und man wünscht sich, die beiden hätten noch öfter miteinander gearbeitet. Der restliche Cast um Cyril Cusack, der den besten Freund und Streitpartner Mitchum's spielt, ist ebenfalls erste Garnitur. Mit knapp unter neunzig Minuten Lauflänge ist Tay Garnett ein äußerst kompaktes und spannendes Werk gelungen, welches eine interessante Geschichte mit Tiefgang erzählt und ohne erhobenen Zeigefinger oder gar wertend zu sein, deutlich mehr Beachtung verdient hätte als ihm bisher zuteil wurde.

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                                    SIUNIN WONG FEI-HUNG TSI TITMALAU von Yuen Woo-ping bedient sich, wie so viele Eastern, am Wong-Fei-Hung-Mythos, was fast immer ein Garant für volle Kino-Kassen ist, wobei speziell dieser Film beinahe Legenden-Status besitzt, nachdem er hierzulande lange nicht gesehen werden konnte und wenn doch, dann nur gekürzt. Dabei erlangte er seine Popularität im Westen vor allem durch die Fürsprache von Quentin Tarantino und der späteren weltweiten Popularität von Donnie Yen, natürlich ausgelöst durch die IP-MAN-Filme. Wer dem Hongkong-Kino zugetan war, wusste auch vorher schon womit er es zutun hatte, wenn Namen wie Tsui Hark und eben Yuen Woo-ping im Vorspann auftauchten, zumal der Regisseur unmittelbar zuvor mit TAI CHI ein spektakuläres Meisterwerk vorgelegt hatte. Spektakuläre Kämpfe gibt's auch hier, doch am Rest hat deutlich der Zahn der Zeit genagt, was aber daran liegen mag, dass ich den Film nun zum ersten Mal und damit ca. 30 Jahre zu spät gesehen habe, weshalb die Mischung aus den typischen Alberheiten und harten Kämpfen nicht mehr so richtig bei mir zünden konnte. Das Finale mit dem Kampf auf den Holzpfählen ist allerdings ganz großes Kino und für Donnie-Yen-Fans ein Muss.

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                                      THE LAST OF THE MOHICANS von Michael Mann ist eine Literaturverfilmung nach dem gleichnamigen Roman von James Fenimore Cooper und zugleich ein Remake der Verfilmung von George B. Seitz aus dem Jahr 1936 mit Randolph Scott in der Hauptrolle, da sie in Teilen auf demselben Drehbuch von Philip Dunne basiert. Diese war für viele Jahrzehnte die gelungenste Adaption des oft verfilmten Stoffes, bis Mann daraus die bislang authentischste Version schuf, die man bisher sehen konnte, wofür es vielerlei Gründe gibt. Zunächst einmal stellt er für den Zuschauer begreiflich den politisch-historischen Kontext klar, indem er gleich zu Beginn den britisch-französischen Konflikt während des siebenjährigen Kolonialkrieges umreißt, bei dem die verschiedenen Indianerstämme von beiden Seiten für ihre Zwecke missbraucht wurden. Dann erklärt er die Bedeutung der unabhängigen Siedlergemeinschaft im Grenzland, wodurch ein Verständnis für die damaligen Lebensumstände geschaffen wird, so wie es zum Beispiel John Ford in DRUMS ALONG THE MOHAWK ebenfalls in den 1930er Jahren geleistet hat. Überhaupt ist der Krieg in diesem Film so präsent wie in keiner anderen Lederstrumpf-Verfilmung zuvor, bestimmt er doch alle Handlungen und Aktionen, ebenso wie die Motivation der einzelnen Figuren, deren Beziehungen zueinander anschließend ausgearbeitet werden und die allesamt überzeugend charakterisiert werden, nicht ohne Platz für Graubereiche zu lassen, womit einfacher Schwarzweiß-Malerei Vorschub geleistet wird. Zudem ist die Natur, oder besser der Mensch in der Natur, auch als ihr Spielball, eine bedeutende Komponente der Inszenierung. Kaum jemals war die Einbindung der Umgebung so maßgeblich für den Fortlauf der Geschichte relevant. Daniel Day-Lewis zeigt die vielleicht vielschichtigste Darstellung von Falkenauge in der Filmgeschichte, während Madeleine Stowe bereits zum zweiten Mal eine starke Frauenfigur in einer James-Fenimore-Cooper-Verfilmung nach THE DEERSLAYER von Richard Friedenberg (1978) verkörpert. Auch Russell Means, der hier den Chingachgook gibt, trat in der Folge noch einmal in einer Cooper-Adaption (THE PATHFINDER, Donald Shebib 1996) auf. Doch Michael Mann gelang noch mehr. Nichts weniger als eine nahezu perfekte Synthese aus Film und Musik, denn Bild (Dante Spinotti) und Soundtrack (Trevor Jones & Randy Edelman) harmonieren so prächtig wie selten in einem Filmgemälde dessen Einstellungen an klassische Kunstwerke erinnern. Vor allem das Finale bietet cinematographischen Hochgenuss, wenn Mann als erster Regisseur aus einer Lederstrumpf-Verfilmung eine epische Erzählung macht. Ein Meisterwerk ganz klar, die beste James-Fenimore-Cooper-Verfilmung ohnehin.

                                      https://www.moviepilot.de/liste/alias-natty-bumppo-eddielomax

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                                        DOMINO KID von Ray Nazarro ist einer von drei flotten Western, die Hauptdarsteller und Produzent Rory Calhoun zwischen 1957 und 1958 gemeinsam mit dem Regisseur herstellte und der sich, wie jeder der Filme durch eine besondere Direktheit auszeichnet. Auf Klischees und sonstige Beschönigung wird verzichtet, es wird nicht romantisiert und nicht mythologisiert. Einzig der Rache-Plot um einen Kriegsheimkehrer, dessen Familie ermordet wurde, steht im Fokus. Calhoun ist wie immer eine Bank als getriebener Rächer, der sich zusehends verrennt und mit Andrew Duggan hat er einen ambivalenten Gegenpart, dessen Motive sich erst am Ende klären. Saubere Arbeit.

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                                          EddieLomax 23.02.2024, 08:49 Geändert 23.02.2024, 08:52

                                          DER LETZTE MOHIKANER von Harald Reinl leiht sich von James Fenimore Cooper's Roman-Klassiker nur Namen und Figurenkonstellationen aus, verlegt die Handlung vom 18. ins 19. Jahrhundert und vom Osten in den amerikanischen Westen. Dabei wird aus dem Stoff ein verkappter Karl-May-Film, den Reinl zwischen WINNETOU II und III drehte, der aber von der ersten Minute an klar macht, wohin die Reise hier geht, weshalb der effizient inszenierte Film auch prächtig funktioniert. Rasant und spannend, mit guten Dialogbuch und starker Action ausgestattet, unterhält DER LETZTE MOHIKANER über die gesamte Laufzeit. Blacky Fuchsberger zeigt als Hayward eine starke Präsenz, Karin Dor darf Cora Munro zur selbstbestimmten Frau umwandeln, während Anthony Steffen mal glattrasiert, gewaschen und geföhnt als Falkenauge etwas blass bleibt, was an zu geringer Screentime liegen könnte. Daniel Martin legt als Uncas einen weitaus eindrucksvolleren Auftritt hin, als in der im gleichen Jahr entstandenen, schmucklosen spanischen Adaption von Mateo Cano, in der er die selbe Rolle kurzhaarig absolvierte. Wenn man sich nicht allzusehr an die berühmte literarische Vorlage klammert, kann man hier sehr viel Spaß haben.

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                                            LAST OF THE REDMEN von George Sherman ist eine lose Adaption des Roman-Klassikers DER LETZTE MOHIKANER von James Fenimore Cooper und nimmt sich gegenüber der Vorlage eine Menge Freiheiten heraus. So ist der Held des Films ungewöhnlicherweise der britische Major Heyward, während Falkenauge und Uncas zu Nebenfiguren degradiert werden. Chingachgook kommt überhaupt nicht vor, dafür haben die Munro-Schwestern einen kleinen, nervigen Bruder hinzugedichtet bekommen. Der historische Konflikt zwischen Franzosen und Engländern spielt kaum eine Rolle, während einzig der finstere Magua und seine Irokesen als Antagonisten herhalten müssen. Legt man das alles mal beiseite, ist das als Star-Vehikel für Jon Hall konzipierte Abenteuer ein routiniert inszenierter Time-Waster klassischer Bauart für zwischendurch. Der von Michael D. O'Shea gespielte Falkenauge wirkt dabei allerdings wie eine Figuren-Parodie von Bob Hope und sorgt für unfreiwillige Komik.

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                                              Heute würde Lee Marvin seinen 100. Geburtstag feiern!

                                              Der spät zum Star gewordene Schauspieler hinterließ doch einige Klassiker, die er mit seiner einzigartigen Präsenz adelte. Auch heute noch hat er viele Fans rund um den Globus und mit THE SONS OF LEE MARVIN sogar einen sehr prominenten Fanclub.

                                              THE GREAT SCOUT AND CATHOUSE THURSDAY von Don Taylor, der hier aufgrund seiner Seltenheit noch nicht kommentiert wurde, ist eine ziemlich durchwachsene Western-Komödie der ruppigen Art mit großem Budget und feiner Besetzung. Was Lee Marvin und Oliver Reed am Set so getrieben haben, dürfte den meisten wohl klar sein. Prost!

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                                                EddieLomax 18.02.2024, 23:50 Geändert 18.02.2024, 23:52

                                                John Travolta feiert heute seinen 70. Geburtstag: Happy Birthday!
                                                Grund genug einen seiner frühen Erfolge zu schauen.

                                                URBAN COWBOY von James Bridges aus dem Jahr 1980 ist eine gute Gelegenheit sich von Travolta's schauspielerischen Fähigkeiten zu überzeugen, denn hier kann er in einer Art Antithese zu seinem Tony Manero aus SATURDAY NIGHT FEVER glänzen. Kommt ein Landei in die große Stadt, findet Arbeit, Liebe und Ehe, doch dann läuft alles schief. Tief eingetaucht in die Country & Western-Szene jener Jahre, wird hier geliebt, gesoffen und getanzt, sich gestritten, wieder versöhnt und auf dem Mechanical Bull geritten bis zum Abwurf. Das Reit-Gerät steht dabei symbolisch für die alten Werte, die aber rundherum auseinanderbrechen, weil sich nicht nur die Zeiten, sondern auch die Menschen ändern. Genau wie Debra Winger als Travolta's Angetraute, die ihre eigene Emanzipation kaum ausleben kann, weil sie es fast nur mit gewalttätigen Arschlöchern zu tun hat. Solchen die es nicht besser wissen, aber lernfähig sind, wie ihr Mann und solche bei denen es zu ihrer Lebensweise gehört, weil sie den ganzen Scheiß von der harten Männlichkeit brauchen, um die vermeintliche Kontrolle zu behalten, wie der von Scott Glenn gespielte Rivale. Aber auch der Film selbst steht für die sich verändernden Zeiten eines Hollywoods im Umbruch, atmet noch den Geist des NEW HOLLYWOOD, doch bewegt sich schnurgerade auf die kommerziell orientierten 80er Jahre zu mit seinem breiten Soundtrack und den zelebrierten Liebesszenen, wodurch auch die enorme Länge zustande kommt. Dennoch bleibt der damalige Kinohit realistisch und am Boden.

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                                                  THE LAST OF THE MOHICANS von B. Reeves Eason und Ford Beebe ist die erste Ton-Verfilmung des gleichnamigen Romans von James Fenimore Cooper und kam als zwölfteiliges Serial zu je ca. 15 Minuten Laufzeit im Wochenrhythmus in die Kinos. Stummfilm-Star Harry Carey gibt einen gemütlichen Hawkeye und auch sonst gibt die vorangegangene Kino-Epoche die Richtung vor. Hier ist alles, Inszenierung & Darbietung, noch stark dem Stummfilm verhaftet, es wird die meiste Zeit durch den Wald gerannt, kaum auf Ausstattung und Dramaturgie geachtet und funktioniert so nicht einmal in der kurzen Form wirklich. Zusammengeschnitten zu einem dreieinhalbstündigen Film bricht das Konstrukt komplett in sich zusammen und wirkt nur noch repetitiv und ermüdend. Ein Film für den Museumskeller.

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                                                    THE DEERSLAYER von Richard Friedenberg ist die direkte Fortsetzung des ein Jahr zuvor entstandenen CBS-Films LAST OF THE MOHICANS von James L. Conway (der hier als ausführender Produzent fungiert), zugleich eine Adaption des Roman-Klassikers von James Fenimore Cooper und vereint Steve Forrest und Ned Romero erneut als Hawkeye und Chingachgook. Die Literaturverfilmung erreicht nicht ganz die erzählerische Dichte und Qualität des Vorgängers, fällt im Gegenzug jedoch deutlich actionreicher und spektakulärer aus. Neben einer Reihe von gut besetzten Nebenrollen fällt besonderes Augenmerk auf die blutjunge, gerade zwanzigjährige Madeleine Stowe in einer ihrer frühesten Rollen, deren enormes Talent bereits offensichtlich wird, welches sie später zum Star werden ließ und wir erinnern uns an eine ihrer berühmtesten Rollen in Michael Mann's Meisterwerk THE LAST OF THE MOHICANS 14 Jahre später, dann an der Seite von Daniel Day-Lewis als Hawkeye. Ursprünglich mit einer Länge von ca. 75 Minuten ausgestrahlt, wurde THE DEERSLAYER später verlängert auf etwa 100 Minuten, was zwar durchaus sinnvoll erscheint, aber auch ein paar Längen verursacht. Sehr gut gefällt mir allerdings auch hier wieder Steve Forrest als Titelfigur und ich wünschte, er hätte die Rolle noch öfter gespielt, doch leider wurde keine weitere Fortsetzung produziert.

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