EddieLomax - Kommentare
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Alle Kommentare von EddieLomax
Meine Damenwahl fällt auf:
01. Charlotte Rampling
02. Faye Dunaway
03. Ingrid Bergmann
04. Rita Hayworth
05. Senta Berger
06. Deborah Kerr
07. Angie Dickinson
08. Patricia Arquette
09. Madeleine Stowe
10. Frances McDormand
sowie die Wackelkandidaten: Maureen O'Hara, Lea Seydoux, Claudia Cardinale, Candice Bergen, Gloria Grahame, Sophia Loren, Romy Schneider, Simone Signoret, Lauren Bacall, Julianne Moore, Catherine Deneuve, Shirley Maclaine, Marylin Monroe, Susan Hayward, Karen Black, Mia Wasikowska, Shelley Winters und so viele mehr...
Schwierige Kiste: Meine BEST Baddies (soweit ich es spontan überblicke...):
01. Hagen von Tronje (Hans Adalbert Schlettow) in DIE NIBELUNGEN (Fritz Lang)
02. Cody Jarrett (James Cagney) in WHITE HEAT (Raoul Walsh)
03. Philip Francis Queeg (Humphrey Bogart) in THE CAINE MUTINY (Edward Dmytryk)
04. Sentenza (Lee Van Cleef) in IL BUONO, IL BRUTTO, IL CATTIVO (Sergio Leone)
05. Ryūnosuke Tsukue (Tastuya Nakadai) DAI-BOSATSU TÕGE (Kihachi Okamoto)
06. Loco (Klaus Kinski) in IL GRANDE SILENZIO (Sergio Corbucci)
07. The Gunslinger (Yul Brynner) in WESTWORLD (Michael Crichton)
08. Hans Gruber (Alan Rickman) in DIE HARD (John McTiernan)
09. Mr. Blonde (Michael Madsen) in RESERVOIR DOGS (Quentin Tarantino)
10. Little Bill Daggett (Gene Hackman) in UNFORGIVEN (Clint Eastwood)
...und verdammt nah dran:
Captain Bligh (Charles Laughton), Harry Lime (Orson Welles), Nero (Peter Ustinov), Joe Erin (Burt Lancaster), Charlie Gilson (Robert Taylor), Messala (Stephen Boyd), Norman Bates (Anthony Perkins), Tom Ripley (Alain Delon), Frank (Henry Fonda), Christian Szell (Laurence Olivier), Attila (Donald Sutherland), Michael Myers (Tommy Lee Wallace), Toecutter (Hugh Keays-Byrne), Col. Kurtz (Marlon Brando), Dr. Elliott (Michael Caine), Roy Beatty (Rutger Hauer), Tony Montana (Al Pacino), T-800 (Arnold Schwarzenegger), Bob Barnes (Tom Berenger), Bobby Peru (Willem Dafoe), Frank Booth (Dennis Hopper), Gordon Gecko (Michael Douglas), Max Cady (Robert Mitchum & Robert De Niro), Mickey Knox (Woody Harrelson), Fritz Haarmann (Götz George), Col. Hummel (Ed Harris), Bill The Butcher oder Daniel Plainview (Daniel Day Lewis), Herr Yi (Tony Leung), Hans Landa (Christoph Waltz), King Hyperion (Mickey Rourke), Killer Joe (Matthew McConaughey)
Hey Kidhan, besser spät als nie, hier meine Top Ten als Doppel Whopper, einmal die Toten und einmal die Lebenden und arbeitenden:
Top Ten - Dead & Gone
01. Fritz Lang
02. John Ford
03. Akira Kurosawa
04. David Lean
05. Luchino Visconti
06. Sam Peckinpah
07. Sergio Leone
08. John Sturges
09. Jean-Pierre Melville
10. King Hu
Top Ten - Alive at Work
01. Martin Scorsese
02. Quentin Tarantino
03. Joel Coen
04. Wong Kar-Wei
05. Michael Haneke
06. Giuseppe Tornatore
07. Paul Thomas Anderson
08. Park Chan-Wook
09. Christopher Nolan
10. Takeshi Kitano
... wobei die Auswahl natürlich immer noch variabel sein könnte, bedenkt man Stimmung und Vorlieben, aber als Querschnitt kann man einen Eindruck bekommen.
Seit Trucker Johnny (Tom Hardy) THE WILD ONE mit Marlon Brando im Fernsehen gesehen hat, will er seinen eigenen Motorrad-Club gründen. Gemeinsam mit seinen Kumpels, mit denen er am Wochenende Rennen fährt, bildet er eine Gang die zur verschworenen Gemeinschaft wird. Auch der junge Benny (Austin Butler), der sich von seinen Kompagnons insofern unterscheidet, dass er abgesehen von der Freizeitgestaltung als Biker kein geregeltes Leben führt, wird Teil der Gruppe und verkörpert deren Ideale wie kein Zweiter. Als er auf Kathy (Jodie Comer) trifft, beginnt sich etwas zu verändern. Das Leben mit den Vandals, wie sich der Club nennt, entwickelt eine Eigendynamik, die für Aufsehen sorgt. Ein Foto-Journalist (Mike Faist) schließt sich ihnen an, um für ein Langzeit-Projekt zu recherchieren. Seine Aufnahmen und Interviews dokumentieren eine Sub-Kultur, die zum Vorbild für eine ganze Generation wird.
THE BIKERIDERS war der Titel des zugrundeliegenden Bildbands von Danny Lyon, der als Arbeitsgrundlage für den neuen Film von Jeff Nichols (MUD) diente und als semi- dokumentarisch kann man auch die Herangehensweise des Regisseurs bezeichnen, der sich immer schon durch seinen Blick für's Detail auszeichnete. Anhand der Interviews des Journalisten mit Kathy, wird der Zuschauer in eine neue, fremde Welt von Männerbünden und Ritualen eingeführt wie sie selbst und kann sich so nach und nach immer tiefer mit der Lebensweise in der Gegenkultur identifizieren. Ganz ähnlich ging Martin Scorsese Anfang der 90er Jahre bei seinem Meisterwerk GOODFELLAS vor, als er uns von Ray Liotta an die Hand nehmen ließ, um in die dunklen Verbindungen der Mafia vorzudringen. Nichols verwendet dazu ebenfalls zeitgenössische Musik, eine Menge Dialog und echte Typen in den Nebenrollen, welche zudem ziemlich prominent besetzt sind, um eine Vielfältigkeit zu erschaffen, die das Publikum durch den Film trägt und Dank der scharf umrissenen Charaktere ein unvergessliches Ensemble agieren lässt. Michael Shannon, Damon Herriman, Norman Reedus und Boyd Holbrook, um nur einige zu nennen. Doch gerade die Stars wissen zu überzeugen.
Tom Hardy bietet nach Jahren in denen er im Marvel-Einerlei (VENOM) und mit bizarren Schauspiel-Stunts wie in CAPONE sein Talent vergeudet hat, endlich mal wieder eine starke Performance, bei der er sich überraschend zurücknimmt und seiner Figur mit differenziertem Spiel eine unterschwellige Sensibilität zuteil werden lässt, bei der immer wieder der Träumer von einst zum Vorschein kommt, der nur seine Idee vom gemeinschaftlichen Beisammensein leben will, bis er von der harten Realität eingeholt wird und erkennen muss, dass er die Dinge, die zum Selbstläufer geworden sind, schon lange nicht mehr steuern kann.
Austin Butler gibt den klassischen Rebellen, der von seinem Regisseur geradezu ikonisch in Szenen inszeniert wird, in denen man unweigerlich an Größen wie Marlon Brando oder James Dean denken muss. Er ist ein Loner, ein Einzelgänger und derjenige, der den Traum vom selbstbestimmten Leben, von unbändiger Freiheit und Unangepasstheit, komme was wolle, ohne Kompromisse bis zur Selbstzerstörung durchexerziert. Dabei kommt Butler die beinahe überirdische Aura zugute, die er sich seit seinem Auftritt in ELVIS von Baz Luhrmann erarbeitet hat und die ihn manchmal wie aus der Zeit gefallen wirken lässt.
Jodie Comer ist ganz klar das Herzstück und Zentrum des Films, der allein durch ihre Erzählung zu einem modern aufbereiteten Stück Zeitgeschichte wird. Denn durch die Perspektive Kathys erhalten wir nicht nur einen zunächst distanzierten Blick von außen auf einen Mikrokosmos, ganz ähnlich wie wir es durch die Fotografien des Journalisten in seinem Bildband erhalten würden, sondern sie nimmt uns einmal mit hinein in diese Welt und führt uns am Ende auch wieder heraus, ganz unabhängig davon, wie wir das gesehene erlebt haben und für uns bewerten. Ihre Darstellung ist absolut makellos. Was sie hingegen modern macht, hat andere Gründe. In den Jahrzehnten, in denen der Film spielt, also die 60er und 70er Jahre, in welchen ja gleichzeitig das Sub-Genre des Biker-Movies reüssierte, wäre die Geschichte vermutlich entweder aus Sicht des Gang-Leaders, wie einst Marlon Brando, oder aus Perspektive des Rebellen erzählt worden. In den 80er und 90er Jahren, in denen der Film stilistisch verhaftet ist, hätte man mit hoher Wahrscheinlichkeit den Journalisten zur Hauptfigur erkoren. In den 2020er Jahren aber ist Sie und Sie allein diejenige, deren Blick das Geschehen differenziert durchleuchtet. Und diese Verschiebung spricht nicht allein für die Zeit in der Geschichten erzählt werden, sondern auch für die Art und Weise, in welcher Zusammenhänge abgebildet werden, was wiederum für den Filmemacher spricht.
Denn THE BIKERIDERS ist soviel mehr, als eine Story über eine Gang. Er ist eine Genre-Reflektion über das bereits genannte Sub-Genre des Biker-Movies und gleichzeitig eine Hommage an das Kino des NEW HOLLYWOOD, jener Ära als Filmemacher in Hollywood das Zepter übernahmen und Filme drehten, die ehrlich, kompromisslos und direkt waren, bis teure Mißerfolge dafür sorgten, dass Produzenten und Investoren das Ruder herumrissen und das Blockbuster-Kino entstand. Als Ursprungsfilm des kurzlebigen Genres gilt der bereits mehrfach genannte THE WILD ONE von Laslo Benedek (1953), der ebenfalls auf eine reale Begebenheit aus den 40er Jahren zurückging, als eine Biker-Gang eine Kleinstadt zerlegte. Etwa zehn Jahre später sorgte Skandal-Filmer Russ Meyer mit MOTORPSYCHO für eine Wiederbelebung im kleinen, bis mit dem umtriebigen Roger Corman und seinem WILD ANGELS (1966), der auch auf dokumentarischem Material basierte, so etwas wie die Initialzündung für das umsatzstarke Genre gelang, dass mit EASY RIDER (Dennis Hopper, 1969) seinen Höhepunkt, und mit THE NORTHVILLE CEMETARY MASSACRE (William Dear & Thomas L. Dyke, 1976) sein Ende fand, also parallel zum NEW HOLLYWOOD seinen Aufstieg und Niedergang erlebte.
Dabei ist das typische Biker-Movie von Handlungsarmut und Exzess geprägt, was häufig geringen Produktionkosten geschuldet war, wobei vor allem letztere Motive in THE BIKERIDERS zu finden sind. Standardsituationen wie Straßenszenen, Schlägereien, Motorradrennen, wilde Partys mit Drogenkonsum und Alkoholmißbrauch sind hier ebenso zu finden wie der allgegenwärtige politische Hintergrund bei dem Vietnam thematisiert wird, ein Thema welches durch Filme wie THE LOSERS (Jack Starrett, 1970) zu einer eigenen Genre-Abwandlung führen sollte und maßgeblich zur Abwendung unzähliger junger Menschen von Gesellschaft und Zivilisation führte, die sich in Gegen- und Sub-Kulturen, wie der Hippie- oder Biker-Bewegung flüchteten. Der größte Verdienst von THE BIKERIDERS ist, dass er aus den Bikern, die in der Filmgeschichte fast immer Figuren der Oberfläche, der Projektion waren, Menschen aus Fleisch und Blut macht, normale Typen, die auf dem Motorrad ihre individuelle Freiheit suchen und ihren Träumen hinterher jagen, ihren kleinen Geschichten und Lebensläufen Raum gibt. Menschlicher als hier sind diese Menschen nie zuvor gezeichnet worden.
All diese Aspekte vereint ein Film, der natürlich erstmal als eigenständige, originäre Geschichte funktioniert, aber auf mehreren Ebenen betrachtet werden kann, der hoffentlich zum Vorbild für viele Filmschaffende wird, wieder mehr zu wagen und sich nicht auf einfache Formeln zu verlassen. THE BIKERIDERS ist untypisch in der heutigen Kino-Landschaft und wirkt wie sein Inhalt altmodisch, jedoch auch klassisch, zeitlos und eben doch modern.
( siehe hierzu: https://www.moviepilot.de/liste/biker-movies-from-hell-eddielomax )
ANGELS HARD AS THEY COME von Joe Viola wurde produziert und co-geschrieben von Jonathan Demme (für Roger Corman), der hier zum ersten Mal mit Scott Glenn zusammenarbeitet (siehe auch FIGHTING MAD, THE SILENCE OF THE LAMBS), welcher hier den harten Zweirad-Leader auf Abwegen gibt, der mit zwei Members unterwegs zu einem Drogendeal ist. Eine Biker-Gang übernimmt eine von Gary Busey angeführte Hippie-Kommune in einer Geisterstadt in der Wüste. Als ein Mädchen vergewaltigt und umgebracht wird, erklärt der durchgeknallte Rocker-Boss (Charles Dierkop) während eines Schau-Prozesses willkürlich Neuling Glenn und seine Mannen zu Schuldigen. Was folgt ist Folter und Gewalt, zudem gibt's Partys mit Sex, Drugs & Rock'n'Roll, incl. Titten. Motorrad gefahren wird auch. Das Setting könnte aus einem Western stammen und RASHOMON stand Pate, wovon man aber nichts merkt. Die späteren Stars können bereits überzeugen, wobei vor allem Gary Busey heraussticht. Leider war die Qualität der von mir gesichteten Kopie ganz schauerlich, sodaß die Bilder des späteren BLUES-BROTHERS-Kameramannes Stephen M. Katz kaum Wirkung entfalten konnten. Ich könnte mir gut vorstellen bei einer restaurierten Fassung noch ein Pünktchen mehr rauszurücken.
( siehe hierzu: https://www.moviepilot.de/liste/biker-movies-from-hell-eddielomax )
LUCKY LADY von Stanley Donen ist eine um Leichtigkeit bemühte, zur Zeit der Prohibition spielende Komödie, die mit fortschreitender Laufzeit immer schwerfälliger gerät und den Schwung seiner früheren Arbeiten anfangs zwar noch erahnen, schlussendlich jedoch vermissen lässt. Es gibt vieles was gefällt, doch auch einige Längen. Die ungewöhnliche Ménage-à-trois der Stars weiß zu amüsieren und an ihrer Spielfeude liegt es nicht, dass dieses altmodisch geschnürte Paket schon nicht mehr in seine Entstehungszeit passte. Für Fans und Komplettisten ist die Gangster-Screwball-Comedy mit krassem Finale aber sehenswert.
Anlässlich des Todes von Donald Sutherland:
THE ROSARY MURDERS von Fred Walton ist eine Literaturverfilmung nach einem Roman von William X. Kienzle, der von Elmore Leonard adaptiert wurde. Dabei entstand ein exquisit besetzter und superb gespielter, gediegener Old-School-Krimi, der freilich besser als sein Ruf ist. Gerade Donald Sutherland vermag den Film durch sein zurückgenommenes Spiel intensivieren, denn wie er die Zerissenheit des Priesters in Gewissensnöten darstellt, ist beachtlich. Nicht der schlechteste Film zum Gedenken an den Ausnahme-Schauspieler.
HELLS ANGELS ON WHEELS von Richard Rush kann als exemplarisch für das Sub-Genre des Biker Movies gesehen werden, denn er vereint sowohl die Stärken, als auch die Schwächen des selben. Entstanden unter Beteiligung des wohl berühmtesten und gleichzeitig berüchtigsten Höllenengel Sonny Barger, sowie vielen seiner Club-Mitglieder, zeigt der Film mit Genre-Star Adam Roarke in der Hauptrolle den Alltag einer Motorrad-Gang, die mal so richtig einen draufmachen will. Ein wütender, junger Tankwart (Jack Nicholson), der von seinem Job die Schnauze voll hat, schließt sich ihnen kurzerhand an und bereut dies später bitterlich. Wie bei vielen Bike Flicks ist auch dieses von der genretypischen Handlungsarmut geprägt und dramaturgisch ist hier nicht allzuviel zu holen. Interessant ist allerdings der Blick auf die amerikanische Gesellschaft, sowie die sich dadurch ergebende Haltung des Filmemachers, der sichtlich bemüht ist, kritisch auf die zeitgeschichtlich bedingten Umbrüche hinzuweisen und klar Stellung zu beziehen. Die Aufnahmen des späteren Star-Kameramannes László Kovács spielen ihm dabei dankbar in die Hände.
( siehe hierzu: https://www.moviepilot.de/liste/biker-movies-from-hell-eddielomax )
Audie Murphy (20.06.1924 - 28.05.1971) würde heute seinen 100. Geburtstag feiern. Grund genug um an einen der außergewöhnlichsten Hollywood-Stars wider Willen zu erinnern, dessen erfolgreiche, vornehmlich im Western-Genre stattfindende Karriere in der Tatsache begründet lag, dass sie eine Belohnung seines Einsatzes für's Vaterland im Zweiten Weltkrieg war, aus dem er als höchstdekorierter Soldat der U.S. Army zurückkehrte. Mit seinem Babyface wurde er oft als naiver, jugendlicher Held besetzt, der angesichts der Gefahr über sich selbst hinaus wächst. In TO HELL AND BACK von Jesse Hibbs, der auf seiner Autobiographie basiert und die traumatisierenden Kriegserlebnisse Revue passieren lässt, spielte er sich selbst und erzielte den bis dahin größten kommerziellen Erfolg für die UNIVERSAL-Studios. Mit dem Film selbst war der Star nicht besonders glücklich: "... den Krieg dreimal zu durchleben, ist einfach zu viel. Erst der Krieg selbst, dann das Buch und dann der Film." Mag Murphy, der zeitlebens unter posttraumatischen Belastungsstörungen litt auch nicht der beste Schauspieler gewesen sein, so war er doch vor allem eins, authentisch. Und das macht diesen schwer greifbaren Charakter in seinen Filmen noch immer interessant.
NORTHVILLE CEMETARY MASSACRE von William Dear und Thomas L. Dyke kann als der ultimative Abgesang auf das Sub-Genre des Biker Movies verstanden werden, welches einst mit Marlon Brando in THE WILD ONE (Laslo Benedek, 1953) seinen Ursprung und in EASY RIDER (Dennis Hopper, 1969) seinen Höhepunkt fand. In NORTHVILLE, der unter Beteiligung eines echten Biker-Clubs entstand, nimmt ein Polizist ein von ihm selbst begangenes Verbrechen als Vorwand, um die Mitglieder einer eigentlich friedlichen Motorrad-Gang der Reihe nach aus dem Hinterhalt abzuschießen. Dabei sorgen das niedrige Budget und die konventionelle Inszenierung für die nötige Bodenhaftung, alles wirkt sehr authentisch und realistisch, beim Soundtrack wird größtenteils mit verschiedenen Songs gearbeitet, während die anfangs lockere und unbeschwerte Stimmung zusehends einer bitteren Tonalität weicht, die sich im finalen Shootout auf einem Friedhof entlädt. Nicht zu Unrecht wurden häufig Vergleiche zu THE WILD BUNCH (Sam Peckinpah, 1969) oder THE HUNTING PARTY (Don Medford, 1971) gezogen, die in ihrer graphischen Darstellung der Gewalt ähnlich drastisch und radikal vorgingen und mit Zeitlupeneffekten, Zooms und Schnitten arbeiteten. Zwar erreicht das Werk nicht ganz die Intensität seiner Vorbilder, unter anderem weil es keinerlei Identifikationsmöglichkeiten gibt, doch allein sein Schlussbild beschreibt schon das Ende einer Ära, die mit dem NEW HOLLYWOOD begann und zum Entstehungsjahr des Films bereits im Niedergang begriffen war: FREEDOM - R.I.P.
( siehe hierzu: https://www.moviepilot.de/liste/biker-movies-from-hell-eddielomax )
THE WARRANT: BREAKER'S LAW von Brent Christy ist die Fortsetzung zum drei Jahre zuvor entstandenen THE WARRANT vom selben Team und natürlich kehrt Neal McDonough in der Hauptrolle des, nunmehr Marshal 's John Breaker zurück, der hier weit von seiner Heimat entfernt in Arizona unterwegs ist, um einen Gefangenen zu überführen. Auf seinem Weg verschlägt es ihn in ein verlassenes Goldgräber-Städtchen, in dem er auf einen alten Bekannten trifft, der sich einer Horde von Banditen erwehren muss, die es auf seinen gut gefüllten Safe abgesehen haben. Dabei ist dieses Sequel in allen Belangen seinem Vorgänger überlegen, auch weil es sich einige subtile Genre-Reminiszenzen gestattet. Dramaturgisch deutlich runder, Dank der Location visuell wesentlich attraktiver, inhaltlich gehaltvoller, zudem prominenter besetzt, kann der Film für sich stehen und zum Ende hin sogar noch eine echte Überraschung aus dem Hut zaubern. McDonough passt die selbst entwickelte Rolle wie eine zweite Haut und es macht große Freude ihn darin agieren zu sehen. Von mir aus kann es ruhig noch einen dritten Teil geben.
JEANNY von Andreas Kopriva - Der Film zum Song. Überraschend gelungenes Thriller-Drama nach Motiven des Super-Hits aus den 80er Jahren. Der Besetzungs-Coup mit dem einstigen Falco-Darsteller Manuel Rubey (FALCO - VERDAMMT, WIR LEBEN NOCH, Thomas Roth 2008) ist nur eines der vielen originellen Elemente des stark gespielten, spannend erzählten und mit mehreren Meta-Ebenen arbeitenden Krimis.
RICCHI A TUTTI I COSTI von Giovanni Bognetti dreht sich um die Familie einer alten Millionärin, die einem Heiratsschwindler auf den Leim zu gehen droht, doch ihre Kinder und Enkel setzen alles daran, ihn los zu werden, wenn nötig auch durch Mord. Da es sich um eine ziemlich vergnügliche Unterhaltungskomödie handelt, wird es nie so richtig ernst, aber der Dialog-Witz ist schön sarkastisch und die Situationen häufig originell, sodass keine Langeweile aufkommt, was nicht zuletzt dem spielfreudigen Ensemble zuzuschreiben ist. Das es von dieser Sippe bereits einen ersten Film gibt, habe ich erst hinterher mitbekommen und man braucht ihn auch nicht vorher gesehen zu haben, da der neue Film völlig eigenständig funktioniert. Nach einem arbeitsreichen Tag kann man sich hierbei jedenfalls gut zerstreuen.
UN DETECTIVE von Romolo Guerrieri entstand in Folge der Rückbesinnung auf die klassischen Hardboiled-Krimis der 40er Jahre, welche in den späten 60ern eine kleine Renaissance feiern konnten. Stars wie Frank Sinatra, Paul Newman und James Garner wurden in verschiedenen Adaptionen zum Private Eye und auch Franco Nero darf im nächtlichen Rom einer familiären Intrige mit mörderischem Ausgang auf die Spur kommen. Dabei verliert der Zuschauer schnell die Orientierung, während der gewiefte Ermittler scheinbar klarer sieht, sich jedoch auch häufiger irrt als ihm lieb ist. Nero ist dabei wie immer eine Bank, zudem hier glattrasiert und maßbeanzugt äußerst attraktiv und Adolfo Celi als undurchsichtiger Auftraggeber lange Zeit ein scheinbar seriöser Anwalt, dessen Fassade bald Risse bekommt. Florinda Bolkan, Delia Boccardo und Susanna Martinková haben als weibliches Verdächtigen-Triumvirat einerseits die Aufgabe dem Detektiv im Sexy Sixities Flair den Kopf zu verdrehen, als auch ihn zu manipulieren, auf falsche Fährten zu locken oder ihn zu unterstützen, wobei es keine Frage ist, dass es auch auf dieser Seite Opfer geben wird. Stimmung und Atmosphäre bei passender zeitgenössischer Untermalung werden hier groß geschrieben in einem Who-Dunnit, der die Frage, ob es A-Man's-World ist, nicht eindeutig beantwortet.
BASTARDEN von Nikolai Arcel ist ein im Jütland des 18. Jahrhunderts spielender Heide-Western um einen Hauptmann, der das karge Land für den dänischen König urbar machen will, weil er sich einen Adelstitel davon erhofft, es jedoch mit einem sadistischen Gutsherrn zu tun bekommt, wodurch ein Kleinkrieg ausbricht, bei dem es keine Sieger gibt. Wie schon beim Dänen-Western THE SALVATION (Kristian Levring, 2014) hat auch hier wieder Anders Thomas Jensen seine Finger im Spiel (Drehbuch), Mads Mikkelsen spielt erneut die Hauptrolle und Regie-Kollaborateur Arcel schwingt das Zepter, wie bereits beim Historien-Stück DIE KÖNIGIN UND DER LEIBARZT (2012). Einerseits sehen wir klassische Genre-Kost irgendwo zwischen ROB ROY (Michael Caton-Jones, 1995) und MICHAEL KOHLHAAS (Arnaud des Pallières, 2013), andererseits (ebenfalls) eine Literaturverfilmung nach Ida Jessen, deren Verdienst es ist, anders als in früheren Geschichtsdramen meist männlicher Urheberschaft, die Rolle der Frauen in ein realistischeres, aber auch umso aktiveres Licht zu setzten, was daran verdeutlicht wird, dass die Akteurinnen zusehends in den Handlungsverlauf eingreifen, je mehr sich die immer ratloser werdenden männlichen Protagonisten in ihren Konflikt verrennen und die sich hochschaukelnde Situation schon lange nicht mehr überblicken. Je tiefer sich die Gewaltspirale dreht, desto weniger Kontrolle behalten die Beteiligten. Das ist zwar alles andere als neu, wurde aber selten so konzentriert und mit zunehmender Laufzeit intensiver umgesetzt als im vorliegenden Werk, welches aus der Unabhängigkeit von Hollywood heraus, natürlich nicht dessen Regeln unterliegt. Der stark besetzte und gespielte Film bietet zudem den deutschen Kinobesuchern einige bekannte Landsmänner wie Felix Kramer und Martin Feifel in Nebenrollen. KING'S LAND, so der "deutsche" Titel ging für Dänemark als Bester Ausländischer Film bei den Oscars ins Rennen und Mikkelsen gewann völlig zurecht den Europäischen Filmpreis für seine unterkühlte und doch hochemotionale Darbietung. Der Gang ins Lichtspielhaus versteht sich angesichts der großen Bilder von selbst.
LO SPIETATO von Renato De Maria basiert auf einem Tatsachen-Roman von Piero Colaprico und Luca Fazzo und erzählt die Geschichte eines Lebens in der Mafia. Dabei bäckt die italienische GoodFellas-Variante deutlich kleinere Brötchen als das große Vorbild und startet flott und stark, bis klar wird wo die Reise hingeht, wonach zugegeben etwas vorhersehbar die üblichen Verbrecher-Karriere-Stationen abgearbeitet werden und den gewohnten Gang gehen, während der Tonfall von humorvoll langsam aber stetig einer nihilistischen Düsternis weicht. Mit Riccardo Scamarcio verfügt der Gangsterfilm zudem über einen charismatischen Hauptdarsteller, dem es mühelos gelingt den Weg vom bauernschlauen Provinzgauner zum skrupellosen Mafiaboss zu zeichnen.
FIASCO von Igor Gotsmanov ist eine Comedy-Serie im Mockumentary-Stil mit einigen der angesagtesten französischen Stars wie Pierre Niney, François Civil und Vincent Cassel über die Dreharbeiten zu einem Film, die völlig aus dem Ruder laufen. Normalerweise kann ich mit einer solchen Machart nicht allzuviel anfangen, doch hier konnten mich die attraktive Besetzung und das Behind-the-Curtain-Thema bis zum Ende bei Laune halten. Dabei wird es oft sehr absurd, immer wieder eskalieren Situationen völlig und das Lachen bleibt einem häufig im Halse stecken. Mit gerade mal sieben Folgen zwischen 30 und 45 Minuten fällt das ganze recht kurzweilig aus und ist definitv sehenswert.
THE WARRANT von Brent Christy ist ein direkt für's Pantoffelkino entstandener Western, dem man sein niedriges Budget zu jeder Zeit ansieht. In Ermangelung besserer Rollen produziert Hauptdarsteller Neal McDonough seit einiger Zeit kleinere Genre-Filme wie diesen, in denen er wieder glänzen kann und an bessere Karriere-Tage erinnert. Dabei folgt sein Rollen-Profil früheren Beispielen wie dem des aufrechten Soldaten, welchen er in frühen Erfolgen wie bspw. BAND OF BROTHERS verkörperte, mit denen er einst seinen Durchbruch feiern konnte. An seiner Seite agiert ein solides Ensemble, u.a. bestehend aus Annabeth Gish, Ex-Tarzan Casper Van Dien und Steve McQueen's Enkelsohn Steven, der seine Sache gar nicht mal so schlecht macht. Neben den (wenigen) Akteuren kann der etwas ungelenk, mit vielen Rückblenden erzählte Film in erster Linie durch seine Kamera-Arbeit und das Dialog-Buch überzeugen, während Spannung und überraschende Wendungen ausbleiben. Zügiger geschnitten und (noch) kürzer in der Laufzeit, wäre hier sicherlich mehr zu holen gewesen. Dennoch fand der Film offenbar sein Publikum, sodass 2023 die Fortsetzung THE WARRANT: BREAKERS LAW erschien.
CLASSE TOUS RISQUES von Claude Sautet erinnert in seiner desillusionierten Nüchternheit an Unterweltstudien wie TOUCHEZ PAS AU GRISBI von Jacques Becker ein paar Jahre zuvor, mit dem Hauptdarsteller Lino Ventura seine eindrucksvolle Karriere begonnen hatte. Hier wie dort geht es um das alltägliche im Leben von Berufsverbrechern, deren Schwierigkeit das normale zu bewältigen, das untereinander aufeinander angewiesen sein und die Unmöglichkeit des selben. Besonders erschwert wird dies für Venturas Charakter dadurch, dass er sich neben den Coups, die im Grunde nichts weiter als Beschaffungsmaßnahmen für den Lebensunterhalt sind, um seine beiden kleinen Kinder kümmern muss. Sein Scheitern ist allgegenwärtig, ja geradezu vorprogrammiert. An seiner Seite ist der junge Jean Paul Belmondo als loyaler Helfer zu sehen, dessen großer Durchbruch mit Jean-Luc Godards A BOUT DE SOUFFLE gerade mal eine Woche vorher in den französischen Kinos gestartet war. Das Drehbuch entstand unter Beteiligung und basiert auf einem Roman von Jose Giovanni, der in der Folge einer der führenden Genre-Regisseure Frankreichs werden sollte und immer wieder auf Ventura oder Belmondo zurückgriff, um seinen authentischen Figuren Leben einzuhauchen.
LES MISÉRABLES von Claude Lelouch ist ein metaphorisch-historisches Drama, welches die zeitlose Aktualität der berühmten Vorlage zeigt, indem es sie als Ideengrundlage für eine vielschichtige Adaption auf mehreren Erzählebenen verwendet, Gleichnisse herausstellt und auf einzigartige Weise weiterdenkt. Wäre dies Bébels letzter Film gewesen (er drehte danach nur noch wenige), hätte er kaum einen perfekteres Karriereende finden können, ist doch gerade dieses oft verfilmte National-Epos für das französische Kino ein Säule, an der sich jede Generation von Filmemachern und Schauspielern abarbeitet. So ist hier bspw. der große Jean Marais in einer kleinen Nebenrolle zu sehen, der ja ebenfalls viele Jahrzehnte zuvor als Jean Valjean zu sehen war und auch Robert Hossein, der ca. zehn Jahre früher eine herausragende werktreue Verfilmung mit dem unvergleichlichen Lino Ventura inszenierte, gibt sich die Ehre. Dies ist jedoch eine letzte große Bühne für Jean Paul Belmondo und dabei ein Werk, dass sich nicht einreiht in die Galerie seiner nicht minder gelungenen Vorgänger, sondern eines das auf gänzlich eigenen Wegen die Bedeutung von Hugo's Roman für das französische Selbstverständnis reflektiert und ihm gleichzeitig die ultimative Huldigung zuteil werden lässt.
COMANCHE TERRITORY von George Sherman ist ein recht unbekannter, früher Beitrag pro-indianischer Western, die ab 1950 in Hollywood hergestellt wurden. Noch nicht ganz so offensiv wie sein Zeitgenosse BROKEN ARROW (Delmer Daves) thematisiert der Film nicht ausschließlich, aber auch die Interessen der Indianer und versucht objektiv zu sein, ohne zu urteilen. Natürlich gibt's auch hier böse weiße Männer, deren Antrieb die Gier nach schnödem Mammon ist. Historisch liegt zwar einiges im Argen und die Natives werden recht naiv dargestellt, doch der Absicht geschuldet ist das alles ziemlich ordentlich umgesetzt und mit einer Maureen O'Hara, die alle an die Wand spielt in einer Hauptrolle ziemlich eindrucksvoll weiblich dominiert.
LE GRAND BAIN ist ein Remake von Schauspiel-Star und Gelegenheits-Regisseur Gilles Lellouche, der gerade in Cannes mit seiner neuen Regie-Arbeit L'AMOUR OUF vertreten war und der mit jedem seiner Filme besser zu werden scheint. Seine französische Version der bereits mehrfach verfilmten Geschichte einer Gruppe von Männern in der Midlife Crisis, die ihr Glück im Synchronschwimmen finden, besitzt mehr Emotionalität als das sprödere schwedische Original (ALLT FLYTER, Måns Herngren 2008) und mehr Tiefgang als die britische Verfilmung (SWIMMING WITH MEN, Oliver Parker 2018). Die Top-Star-Besetzung mit Mathieu Amalric, Benoît Poelvoorde, Jean-Hugues Anglade und Guillaume Canet sorgt für die nötige schauspielerische Qualität einer vielleicht etwas zu langen, doch überaus unterhaltsamen Komödie mit Verstand. Dabei spart Lellouche die tragische Komponente der verschiedenen gescheiterten Lebensentwürfe nicht aus und sorgt so für die nötige Bodenhaftung.
RAPINIAMO IL DUCE von Renato Di Maria ist ein in den letzten Tagen des WK2 angesiedeltes Heist-Movie, bei dem sieben wenig glorreiche Ganoven das von Mussolini zusammengeklaute Gold Italiens stehlen wollen. Ganz im Stile seines Vorbilds INGLOURIOUS BASTERDS (Quentin Tarantino, 2009) inszeniert, kann die pulpige Fiction (inklusive Comic-Einlagen) anfangs begeistern, bis sie ihren einen eigenen Rhythmus findet und mit guten Darbietungen Punkten kann. So gibt bspw. Filippo Timi, der in VINCERE (Marco Bellocchio, 2009) selbst den Duce spielte, eine feine Vorstellung als faschistischer Antagonist Borsalino. Wird die Geschichte im Laufe der Zeit zusehends etwas vorhersehbarer, kann sie doch ordentlich unterhalten, da sowohl die Optik, ein zitierfreudiger Soundtrack und alles andere hochwertig und humorvoll umgesetzt sind. Sehenswert.
SMOKE SIGNAL von Jerry Hopper wurde On Location im Grand Canyon und auf dem Colorado River gedreht. Eine Armee-Patrouillie erreicht ein abgelegenes Fort im Belagerungszustand. Die einzige Möglichkeit den Angriffen zu entfliehen bietet sich, indem man mit Booten den anliegenden Colorado River hinab in die Freiheit fährt. Doch auch das ist ein lebensgefährliches Unterfangen, zudem schauen die Indianer nicht tatenlos zu. Aus dieser überaus spannenden Geschichte macht Regisseur Hopper seinen wohl besten Genre-Beitrag, der mit Dana Andrews und Piper Laurie auch noch äußerst attraktiv besetzt ist. Hochkonzentriert und auf Realismus bedacht, kann der authentisch ausgestattete Film uneingeschränkt überzeugen.
FURIOSA: A MAD MAX SAGA von George Miller ist ein weiteres Beispiel für den Ideenreichtum des Regisseurs, dessen nunmehr fünfter Beitrag zu seiner postapokalyptischen Straßen-Western-Reihe wieder über einen gänzlich eigenen Look verfügt und einmal mehr einen völlig anderen Ton anschlägt. Klar sind alle Eckdaten und Stützpfeiler der legendären Film-Serie auch hier vorhanden, aber es ist ja gerade das tolle an den MAD-MAX-Filmen, dass jeder für sich stehen und bestehen kann, ohne das man zuvor einen der anderen Teile gesehen haben muss. Da macht FURIOSA keine Ausnahme. Nachdem lange gegrübelt wurde, ob es diese Vorgeschichte überhaupt braucht, kann man getrost Entwarnung geben, denn die Geschichte der Kampf-Amazone hat storytechnisch weit mehr zu bieten als der überwältigende Vorgänger und das obwohl gefühlt noch weniger gesprochen wird als dort. Moving Pictures, bewegte Bilder, Bilder voller Bewegung sind der Antriebsmotor Miller's, der sich nicht nur auf das Western-Genre bezieht, sondern auch auf den Stummfilm, der zunächst einmal in Action aufgegangen ist, durch Bewegung seine Geschichten erzählt hat, was auch hier ausgezeichnet funktioniert. So fehlt FURIOSA am Ende vielleicht etwas die Durchschlagskraft von FURY ROAD, der deutlich kompakter daherkam, zudem wird dieses Mal eine, im Grunde einfache Rache-Geschichte erzählt, jedoch bekommen die Charaktere mehr Tiefe und der von Chris Hemsworth (der endlich mal sein Potential abruft) wirklich irre verkörperte Bösewicht viel Raum, was den Film ebenfalls von den früheren Einträgen unterscheidet. Anya Taylor-Joy ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben.