EddieLomax - Kommentare
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Alle Kommentare von EddieLomax
BUCKAROO - IL WINCHESTER CHE NON PERDONA von Adelchi Bianchi war für mich insofern von Interesse, als dass hier der singende Cowboy-Vertreter des real existierenden Sozialismus Dean Reed in der Hauptrolle zu sehen (und zu hören) ist. Von seinen paar Italo-Western ist mir bisher nur sein Auftritt an der Seite von Yul Brynner in ADIOS SABATA bekannt gewesen und dort gefiel er mir ausnehmend gut. Bei den nicht zwitschernden Galgenvögeln macht er seine Sache ebenfalls recht anständig, aber das ist auch schon fast alles, was man über diesen Genre-Beitrag aus der dritten Reihe sagen kann. Die Billig-Produktion mit Alibi-Plot verschwendet viel von der kurzen Laufzeit mit hin und herreiten, dümmlichen Dialogen und allzeit vorhersehbaren Handlungen. Einzig die prominente Synchro ( z.B. Christian Brückner auf Reed) kann mit ihrem derb Sprüche klopfenden Habitus etwas zur Aufwertung beitragen. Geht gerade noch so.
UNFROSTED von und mit Jerry Seinfeld, der hier im Alter von 70 Jahren sein Regie-Debüt gibt, ist eine im nostalgischen Sixties-Look inszenierte Cerealien-Comedy voller Comedian-Cameos im Dialog-Dauerfeuer zwischen satirischer Hektik und alberner Hysterie, stets unterfüttert von Slapstick-Szenarios und kontrolliertem Aberwitz. Das muss man nicht gut finden, schließlich lässt sich über Humor trefflich streiten, doch der Wahnsinn ohne Handicap macht Spaß, nimmt sich niemals ernst, ist schnell, kurzweilig und immer typisch Seinfeld. Darf man mögen.
DENNIS HOPPER: UNEASY RIDER von Herrmann Vaske ist die überfällige Würdigung eines Hollywood-Außenseiters mit vielen Interviews von Weggefährten (Julian Schnabel, Wim Wenders u.v.a.). Das ist vielleicht etwas unkritisch, doch sehr unterhaltsam und aufschlussreich, zumal klar wird, dass er weit mehr war als der Crazy Guy, den viele in ihm gesehen haben, vielmehr ein Getriebener, ein rastloser Künstler, der sich auf verschiedenste Arten ausdrücken konnte. Eine prima Ergänzung zu Tom Folsom's herausragender Biographie (auf Deutsch erschienen bei Heyne 2013).
THE PRICE OF FEAR von Abner Biberman ist ein früher Breitwandfilm und später Film Noir aus der Universal-Schmiede, der obgleich recht attraktiv besetzt, an allen Ecken und Enden krankt. Der melodramatische, schwach konstruierte Krimi beweißt nachdrücklich mehrere Dinge. Zum einen wird deutlich warum die filmische Strömung bald am Ende war, denn weder wird in der beinahe ausschließlich bei Nacht spielenden Story glaubwürdig die Verlorenheit ihrer Protagonisten widergespiegelt, zu wenig nachvollziehbar bleibt ihr Handeln und zu oberflächlich der Dialog, auch die Chemie zwischen dem hier sehr ausdruckslosen Lex Barker und seiner deutlich älteren Partnerin Merle Oberon ist mehr Behauptung als dass sie irgendwie spürbar würde. Dadurch wird ebenso klar, dass man mit Barker in Hollywood nur wenig anzufangen wusste, weshalb er sich bald darauf notgedrungen in Richtung Europa aufmachte, wo seine goldenen Jahre noch vor ihm liegen sollten. Insofern kann THE PRICE OF FEAR zwar als Wendemarke in vielerlei Hinsicht verstanden werden, verzichtbar bleibt er jedoch dennoch. Nur für Komplettisten.
UN SECRET von Claude Miller lief heute Abend mal wieder auf arte, ein Film den ich immer wieder anschaue, wenn er im Fernsehen läuft. Es ist für mich einer der eindrucksvollsten Filme über den Holocaust, gerade weil dieser nicht gezeigt wird, ähnlich wie es in Vittorio De Sica's DER GARTEN DER FINZI CONTINI (1970) stattfindet. Die Literaturverfilmung nach einem Roman von Philipe Grimbert erzählt auf drei Zeitebenen die wahre Geschichte einer jüdischen Familie, macht unterschwellig die Schrecken der dunkelsten Tage des vergangenen Jahrhunderts spürbar und rührt mich jedes Mal zu Tränen. Sei es Cécile de France's Schönheit, Patrick Bruel's Charisma oder Ludivine Sagnier's Schwermut, das hochklassige Ensemble (u.a. Julie Depardieu, Mathieu Amalric) lässt die für elf französische Filmpreise nominierte Tragödie zu den wenigen Werken gehören, die eine Ahnung davon vermitteln, wie es sich angefühlt haben muss, in dieser Zeit gelebt zu haben. Ein zeitloses Meisterwerk.
Paul Auster (03.02.1947 - 30.04.2024) R.I.P.
GOLD OF THE SEVEN SAINTS von Gordon Douglas ist der letzte einer kleinen Reihe von feinen Western, die der vielseitige Routinier zwischen 1958 und 1961 mit Clint Walker drehte, den er durch die Arbeit an der legendären Fernsehserie CHEYENNE kennen lernte. Jim und Shaun, zwei Abenteurer, finden per Zufall eine Menge Gold und geraten bald darauf in Schwierigkeiten. Dank Jims Erfahrung und Shauns sonnigem Gemüt meistern sie ihre, sich zusehends auftürmenden Probleme. Ein solch attraktives Heldenduo, dessen einnehmende Chemie spätere Buddy-Movies vorwegnimmt, sieht man selten. Vor allem der hier mit Anfang dreißig noch sehr frisch und jugendlich wirkende Roger Moore fühlt sich in diesem Sujet sichtlich zu Hause und hat immer ein fröhliches Lied oder einen lustigen Spruch auf den Lippen, während Walker davon angesteckt, ungewohnt locker daherkommt. 'Easy come, easy go' ist dann auch das Motto der in Utah's überwältigender Landschaft gefilmten Schatzjagd.
CIVIL WAR von Alex Garland ist der Film der Stunde, vielleicht sogar des Jahres, was die Zeit erweisen wird und womöglich braucht es den Blick von außen, den Blick aus der Distanz über den der Engländer Garland in jedem Fall verfügt, um die Dinge klarer zu sehen, denn CIVIL WAR, und soviel kann man mit Gewissheit sagen, ist sein Meisterstück. "America, the Beautiful" - Zerrissenes Land, "Way Down" - God's own Country am Abgrund, "… And now, the end is near, And so I face the final curtain" - keine Wege mehr zu gehen. In den Evergreens des Home of the Brave wird alles gesagt, in der Geschichte des Landes ist alles angelegt, in der Gegenwart liegt die Erklärung dieses Stückes Zeitgeist, in dem erstaunlich wenig erklärt wird, weil hier die Bilder regieren, die Bewegung der Kamera, das Sounddesign, der Soundtrack. Hier geben die auf den Punkt gesetzten Schnitte den Rhythmus vor, die makellosen Darstellungen, die vielsagenden und doch an einfacher Klarheit nicht zu überbietenden Dialoge. Ein Epos ohne ein Gramm Fett, heruntergebrochen auf das wesentliche, die Aussage, die jeder versteht, die hier nicht mit erhobenenem Zeigefinger präsentiert wird, sondern unprätentiös, faktisch und rein. Ebenso die Struktur des Films, oberflächlich betrachtet ein Roadmovie, eine weitere Reporter-Story wie SALVADOR, UNDER FIRE u.s.w., tatsächlich eine zu Ende gedachte Polit-Spirale, deren Wahrwerdung nur eine Wahl weit entfernt liegt, die den aktuellen Diskurs kommentiert, weiter spinnt und durchexerziert in einer Weise, wie es sich bisher kein Film in seiner Drastik getraut hat. In der besten Szene des Films bringt der ungenannte Jesse Plemons die Banalität des Bösen auf seine Minimalformel nieder und schockiert dadurch umso mehr. Das unfassbare Finale am Ende der Reise in Washington D.C. setzt dem Ganzen die Krone auf. Etwas atemberaubenderes, besser inszeniertes habe ich seit langer Zeit nicht gesehen. In seiner Konsequenz geht der Film über die Grenzen des bisher gezeigten hinaus und entlässt den Zuschauer nachhaltig verstört und sprachlos, gleichwohl überwältigt und demütig. Filme wie dieser beweisen eindrucksvoll, dass das Kino noch nicht am Ende ist und das es für diesen Beweis genau solche Filme braucht. Ein Kriegsfilm, ein Apocalypse Now 2.0, der Totentanz einer Nation am Scheideweg ist CIVIL WAR und noch so viel mehr.
HARDCASE von John Llewellyn Moxie ist einer von drei Western, die Clint Walker Anfang der siebziger Jahre für die ABC als 'Movie of the Week' drehte und der einzige der drei, der nicht in Deutschland gezeigt wurde. Ein South-Of-The-Border-Western über einen Gringo (Walker) in Mexiko, der als Veteran des Spanisch-Amerikanischen Krieges nach seiner Rückkehr in die texanische Heimat feststellen muss, dass seine Farm verkauft wurde und seine Frau (Stefanie Powers) mit einem mexikanischen Revoluzzer (Pedro Armendariz jr. ) über die Grenze gegangen ist, um den Erlös der Revolution zugute kommen zu lassen. Als er sie findet, ist das Geld ausgegeben und er muss feststellen, dass sie ihn seit Jahren für tot hielt und der Mexikaner ihr ein liebender Mann ist. In seiner Hilflosigkeit entführt er beide in der Hoffnung auf ein Lösegeld um seinen finanziellen Verlust zu kompensieren. Sie in die Staaten zu bringen stellt sich als schwierig heraus, denn sowohl die Revolutionäre, als auch die Federales sitzen ihm nun im Nacken. Hilfe erhält er von einem amerikanischen Söldner (Alex Karras). Eine in allen Belangen professionelle Arbeit mit guten Dialogen und glaubwürdigen Charakteren. Für die packenden Stunts war Hal Needham zuständig.
BAKER'S HAWK von Lymon D. Dayton lief 1981 in den Kinos der DDR, wo ich ihn zum ersten Mal gesehen habe. Über die Jahre vergessen, kam die Erinnerung zurück als ich kürzlich anfing mich durch die Vita von Clint Walker zu ackern. Das Ergebnis ist Nostalgie pur, nicht nur des Filmes wegen, auch in der Rückbesinnung an das Gemeinschaftserlebnis in der Kindheit, als mein Großvater jeden Sonntag mit mir ins Kino gegangen ist und wir Filme wie diesen ansahen. Ein solches Gemeinschaftserlebnis erfährt auch der zwölfjährige Billy, der im Wald einen verletzten Habicht findet, bei dessen Pflege ihm der alte Einsiedler McGraw (Burl Ives) hilft und ihm in der Folge zeigt, wie man den Raubvogel trainiert. Als Billy's Vater (Walker), ein verarmter Farmer, in Schwierigkeiten gerät, kommt ihm dieses Wissen zu gute. Der größtenteils aus Sicht des Jungen erzählte Film entstand in Utah und bietet schöne Landschaftsaufnahmen, wobei die Dressur-Szenen für Greifvogel-Freunde besonders reizvoll sein dürften. Dabei ist der Familienfilm kein Western im klassischen Sinne, obgleich das Setting eindeutig ist und es z.B. Passagen gibt, in denen ein Lynchmob des Ku-Klux-Klan agiert, wo aus dem Farmer ein Deputy-Sheriff wird, der Konflikte lösen muss und das Farm- und Kleinstadtleben geschildert wird. Vielmehr ist es eine klassische Coming-Of-Age-Geschichte mit Empathie und Liebe zum Detail. Wunderschön.
THE GIRL IN BLACK STOCKINGS ist eine Film Noir Mystery mit interessanter Besetzung um ein Motel Resort in Utah, in dem ein Serienmörder sein Unwesen treibt. Dabei sieht die Produktion unheimlich gut aus, wurde sie doch am Original-Schauplatz gedreht, der äußerst vorteilhaft in Szene gesetzt wird. Kaum ist der erste Mord geschehen, betritt Sheriff Holmes (!) die Szene und verfügt, dass kein Gast mehr das Gelände verlassen darf, denn jede(r) ist verdächtig. Weitere Morde passieren und erst in den letzten Minuten gibt's die Aufklärung. Das Ensemble ist vielfältig und vor allem in den weiblichen Rollen prominent besetzt, während bei den Männern besonders John Dehner, der den Ermittler spielt, heraussticht. Der Charakterdarsteller gab in unzähligen Western den Bösewicht und darf hier mal im Zentrum der Geschichte agieren, wobei er den eigentlichen Hauptdarsteller Lex Barker fast an den Rand drängt. Im Jahr zuvor standen sich die beiden bereits auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes in THE MAN FROM BITTER RIDGE (Jack Arnold) gegenüber. Regisseur Koch und Barker fanden sich im Folgejahr auf Hawaii für den Thriller JUNGLE HEAT wieder zusammen.
LA POLIZIA INCRIMINA LA LEGGE ASSOLVE von Enzo G. Castellari ist eine wilde Achterbahnfahrt der Emotionen, denn hier ist wirklich alles drin. Ein Regisseur auf der Höhe seines Könnens und Franco Nero, sein Bruder im Geiste mit atemberaubender Peformance in einem knalligen Action-Thriller, der die volle Breitseite des italienischen Genre-Kinos als Mix seiner verschiedenen Spielarten präsentiert und dabei erstaunlich homogen daherkommt, schließlich mitten ins Herz trifft, schonungslos schockiert und zu Tränen rührt. Von der ersten Minute an wird hier Vollgas gegeben und das Pedal ohne Kompromisse bis zum Bodenblech runtergetreten, im vielleicht besten Film des Regisseurs.
YUMA von Ted Post ist der erste von drei Western, die Clint Walker in den frühen Siebzigern für den Fernsehsender ABC drehte. Die anderen beiden waren HARDCASE und THE BOUNTY MAN (beide von John Llewellyn Moxey). In Deutschland wurden nur YUMA und THE BOUNTY MAN veröffentlicht. Im vorliegenden Film kommt Walker als neuer Marshall nach Yuma und wird sogleich in einen Zwischenfall verwickelt, bei dem er einen Mann in Notwehr erschiessen muss. Doch das ist nur der Auftakt für eine Town-Tamer-Geschichte, die sich in ihrer Kürze ziemlich komplex präsentiert. Zum einen gilt es eine Stadt zu befrieden, die ständig von vergnügungssüchtigen Cowboys auf dem Viehtrieb heimgesucht wird, zum anderen muss ein Mord aufgeklärt werden. Daneben spielt die Abstimmung mit dem anliegenden Armeestützpunkt Fort Yuma eine Rolle, damit einhergehend die Versorgung der Indianer in der Reservation, sowie Korruption in den verantwortlichen politischen Kreisen. Viel Stoff also für einen kurzen Film, den Ted Post mit sicherer Hand sortiert, ohne das er überfrachtet wirkt.
THE BOUNTY MAN von John Llewellyn Moxey ist der zweite von zwei Western, die der Regisseur 1972 mit Clint Walker für das ABC-Fernsehformat 'Movie of the Week' drehte und erzählt die Geschichte eines Kopfgeldjägers (Walker), der einen Killer (John Ericson) auf der Flucht mitsamt seiner Freundin (die junge Margot Kidder) festnehmen kann, um ihn beim nächsten Sheriff-Büro abzuliefern. Dabei wird er von einer rivalisierenden Gang (angeführt von Richard Basehart) gejagt, die ebenfalls auf das Kopfgeld aus ist. Der Film startet ziemlich gut, verfällt jedoch auf halber Strecke in die übliche Routine und erreicht dabei nicht die Qualität des Vorgängers HARDCASE vom selben Team, der doch deutlich differenzierter daherkam und somit, bei ebenfalls kurzer Laufzeit mehr zu bieten hatte. Margot Kidder nutzt ihre Screentime hervorragend um sich weiter zu empfehlen, ihr Durchbruch stand kurz bevor und Richard Basehart stiehlt allen die Show, was nicht unerheblich dazu beiträgt, den Film sehenswert zu machen. Erwähnenswert ist noch der Soundtrack der Hippie-Folk-Band The Orphanage, deren Klänge damals einige, zumeist Fernsehfilme veredelten (z.B. RUN SIMON RUN mit Burt Reynolds).
THE KILLING JAR von Mark Young ist ein blutiges Psycho-Thriller-Drama mit guter Besetzung, allen voran Michael Madsen, welches sich unter stetig steigender Spannung in eine völlig unvorhersehbare Richtung entwickelt, die ich so noch nicht gesehen habe. Das clevere Script, ebenfalls von Mark Young, ist auf den Punkt umgesetzt, das reduzierte Setting in einem nächtlichen Diner irgendwo im nirgendwo sorgt für eine kammerspielartige Atmosphäre die es erlaubt, sich voll und ganz auf die Interaktion der ambivalenten Charaktere zu konzentrieren. Eine regnerische Nacht, Bad News im Radio und eine Handvoll Nighthawks, die eine Verabredung mit dem Schicksal haben, genügen dem stilsicheren Neo Noir um einem vermeintlich ausgelutschten Genre neue Seiten abzugewinnen. THE HATEFUL EIGHT von Madsen-Buddy Quentin Tarantino schlug ein paar Jahre später in eine ähnliche Kerbe, doch während jener an seiner monumentalen Lauflänge krankt, kommt diese räudige B-Movie-Variante mit knapp 90 Minuten deutlich dichter und kompakter, aber nicht weniger fies daher.
JUNGLE HEAT von Howard W. Koch ist ein On Location auf Hawaii gedrehtes Dschungel-Abenteuer der unteren Preisklasse und bietet Hauptdarsteller Lex Barker vier Jahre nach Beendigung seiner Tätigkeit als TARZAN erneut die Gelegenheit Tropenluft zu schnuppern. Ausgestattet mit einer reizvollen Prämisse, nämlich der gefahrvollen Situation auf der Insel, unmittelbar vor dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbour, wird die Sabotage-Arbeit einer fünften Kolonne zur Zündschnur am Pulverfass der politischen Gemengelage. Mittendrin ein aufrechter Dschungel-Arzt, der zwischen die Mühlen von Spionage-Abwehr und wirtschaftlichen Interessen gerät. Das klingt erstmal aufregender als es am Ende ist, zudem wird weder die Brisanz des Stoffes ausgereizt, noch erlaubt die Produktion größere Sprünge. Doch für das was es ist, bietet der Film solide Unterhaltung auf nicht gänzlich ausgetretenen Pfaden.
THREE HOURS TO KILL von Alfred L. Werker ist eine spannende Mischung aus Whodunnit und Western-Drama, in dem Dana Andrews zwölf Jahre nach dem Meisterwerk THE OX-BOW INCIDENT (William A. Wellman, 1942) erneut Opfer eines Lynch-Mobs wird, der ihn mit der Schlinge um den Hals am nächsten Baum aufknüpft, in der Annahme er sei ein Mörder. Im letzten Moment befreit, gelingt ihm die Flucht, bis er drei Jahre später des Versteckens müde in seine Heimatstadt zurückkehrt, den wahren Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Die Harry-Joe-Brown-Produktion von gehobener Qualität besticht durch ihre dichte Struktur, ist ansprechend gefilmt und hält die Frage, wer nun wirklich der Mörder ist, bis zum Ende offen. Dana Andrews liefert eine starke Vorstellung, während Co-Star Donna Reed etwas zu kurz kommt, wobei das Drehbuch von Roy Huggins (u.a.) dankenswerterweise bemüht ist, nie die offensichtlichsten Wege zu gehen und am Ende durchaus zu überraschen weiß.
Ein Sandsturm in der Dunkelheit. Schemenhaft zeichnet sich eine Silhouette ab. Der Mann betritt die Türschwelle des Holzverschlags, wartet ab. Dann tritt er einen Schritt vor , ins Licht. Wir sehen sein Gesicht. Er sondiert die Lage. Ein Tresen, ein fetter Mexikaner, ein Tisch, zwei Kerle, eine Frau. Erst jetzt geht er hinein, schließt die Tür. Whiskey fordert er, dann kaltes Bier. Beides gibt es nicht, nur warmes Bier. Er nimmt was er kriegen kann. Wie sonst auch. Denn er ist Doc Holliday (Stacy Keach). Auf dem Weg nach Tombstone. Der eine von den beiden Kerlen am Tisch ist Ike Clanton (Mike Witney). Wenige Minuten später spielen sie um die Frau. Wie uncharmant. Doc gewinnt. Er gewinnt immer. Mit der Frau im Schlepptau, Kate Elder (Faye Dunaway) heißt sie, reitet er nach Tombstone. Eine volle Stadt. Eine aufstrebende Stadt. Doc mag Kate und Kate mag Doc. Sie wissen es nur noch nicht. Deshalb trennen sie sich. Sie heuert im örtlichen Puff an, er trifft sich mit dem Freund, der nach ihm geschickt hat. Wyatt Earp (Harris Yulin). Der einzige Mann dem er traut. Aber Wyatt hat sich verändert. Doc merkt es nur noch nicht. Er geht aus alter Freundschaft auf Wyatt's Vorschlag, in Tombstone den großen Reibach zu machen, ein und es dauert auch nicht lange bis er erkennt, wer dem Vorhaben im Weg stehen könnte. Ike Clanton und seine Sippe. Freund Wyatt weiß jedoch wie man derartige Probleme aus der Welt schafft. Indem man sie aus der Welt schafft. Doc ist seinem Freund gegenüber loyal. Ist der einzige den er hat. Und dann ist da ja immer noch Kate, die ihn so mag. Dank seiner Krankheit bleibt ihm nicht mehr viel Zeit sie davon zu überzeugen. So kommt was kommen muss und Tombstone wird zum Schicksalsort für alle Beteiligten.
Mit dem sich vom klassischen Mainstream-Kino abwendenden New Hollywood kam auch die Entmystifizierung geliebter Legenden in die Filme. Alles war Anti, auch der Western. So passt DOC (Frank Perry, 1971) auch ganz gut zu Filmen wie MCCABE AND MRS. MILLER (Robert Altman, 1971), der nur wenige Wochen vor DOC in die amerikanischen Kinos kam. Beides Werke, die sich größtmögliche Authentizität auf die Fahnen schreiben können. Hier ist nichts wie im traditionellen Western. Alle sind abgerissen und schmutzig, jeder Weg ist beschwerlich, niemand taugt zur Identifikation. So wird beispielsweise ausgerechnet Ike Clanton eine der am wenigsten zu kritisierenden Personen in dieser Geschichte. Mag er auch nicht der netteste Kerl von allen sein, bleibt doch gerade sein Handeln völlig nachvollziehbar. Er wird eher zum Opfer der Umstände, während Wyatt Earp, vormals fast immer (Ausnahme HOUR OF THE GUN, John Sturges 1967) einziger strahlender Held und völlig integerer Gutmensch, hier den miesesten Charakter hat. Er ist ein skrupelloser, von Gier zerfressener Kapitalist, der auch vor kaltblütigem Mord nicht zurückschreckt. Harris Yulin spielt ihn mit solcher Hingabe als moralisch völlig verkommenen Machtmenschen, dass er anschließend zumeist in derartig angelegten Rollen besetzt wurde. Der von Stacy Keach gespielte Doc John Holliday taugt ebenfalls nicht unbedingt zur Identifikation. Von Krankheit gezeichnet, mit seinen inneren Dämonen ringend, steht er an der Schwelle zum Tod, auch wenn er sich sichtlich ans Leben klammert für ein spätes kleines Glück mit Kate Elder. In ihm wohnt zumindest eine gewisse Moralvorstellung gepaart mit so etwas wie Ethos, welches seinem Freund Wyatt wohl gänzlich abhanden gekommen ist, worüber sich Doc nur wundern kann. Trotzdem hält er zu ihm. Es wird aber auch mehr als einmal deutlich, das Doc nur aus diesem einen Grund, der gemeinsamen Vergangenheit, zu ihm steht. Denn hin und wieder zeigt er für Clanton und den jungen Kid Verständnis. Als die Lage ausweglos wird, steht er zu seinem Wort obwohl er weiß das es falsch ist. Stacy Keach hatte einige hervorragende Auftritte in jenen Jahren und es ist schon schade, dass es später ziemlich bergab mit ihm ging. Sein Doc bleibt neben seinen Rollen in FAT CITY (John Huston, 1972) und LONG RIDERS (Walter Hill, 1980) eines seiner Karriere-Highlights (wenn man seine preisgekrönten Darstellungen in einigen Fernsehserien unberücksichtigt lässt). Der Star des Filmes war ganz klar Faye Dunaway, die kühle Blonde. So richtig will sie nicht in das Bild der BIG NOSE KATE passen, zumindest was die Größe ihres Riech-Organs angeht. Ihre Darstellung hingegen ist über jeden Zweifel erhaben. Es waren einfach ihre Jahre. BONNIE AND CLYDE, LITTLE BIG MAN, CHINATOWN. Da ist DOC mehr als nur ein Puzzlestück in ihrer Karriere. Wenn es einen Grund gibt, diesen Film zu sehen, dann ist sie es.
Wenn man heute Serien wie DEADWOOD, diese fantastische Auferstehung des Western sieht, weiß man wo die Macher genau hingeschaut haben. Auch dort werden Mythen entzaubert. Trotzdem bleibt die Gemeinsamkeit des Respekts vor der Sache an sich. So würde ich DOC nicht als Anti-Western bezeichnen, denn man nimmt es auch hier mit der Historie nicht so genau, gibt es doch mehrere mittlerweile erwiesene Abweichungen zur Geschichte. Nichtsdestotrotz haben sich solche Abweichungen auch jüngere Bearbeitungen des Stoffes erlaubt. TOMBSTONE (George Pan Cosmatos, 1993) und WYATT EARP (Lawrence Kasdan, 1994) seien hier erwähnt, bei denen mehr darauf geklopft wurde, die "Wahrheit" zu verkünden. Eines stellt DOC bis heute aus allen Versionen heraus. Es ist der einzige Film, in dem die Ereignisse in Tombstone am 26. Oktober 1881, aus der Sicht Doc Hollidays erzählt werden und ich muss mich doch sehr wundern, das es noch immer keinen anständigen Film über sein sehr interessantes Leben gibt. Bis auf diesen. Toller New-Hollywood-Western, der eine gelungene Abkehr von gängigen Genre-Mustern darstellt, zudem superb gespielt.
LOVIN' MOLLY von Sidney Lumet ist ein New-Hollywood-Neo-Western-Drama nach einem Roman von Larry McMurtry (Lonesome Dove), dessen Werke nach dem Erfolg von Peter Bogdanovich's THE LAST PICTURE SHOW Hochkonjunktur hatten. Die ab 1925 im ländlichen Texas spielende, gut vierzig Jahre umspannende Dreiecks-Liebesgeschichte bietet dann auch ein vielschichtiges Dialogbuch vorgetragen von fähigen Darstellern, doch ebenso muss man feststellen, dass sich Lumet in dem Sujet zu keiner Zeit zu Hause fühlt. Zudem krankt der Film neben der uninspirierten Regie an seiner vollkommen belanglosen Kamera-Arbeit und einem austauschbaren Soundtrack ohne jeglichen Wiedererkennungswert. Während Lumet wohl zu der Erkenntnis gelangt sein muss, dass die Nacht, die Stadt und die urbane Gesellschaft sein natürlicher Wirkungspielraum sind, mag man sich gar nicht vorstellen was ein Sam Peckinpah oder Monte Hellman aus dem an und für sich reizvollen Stoff gemacht hätten.
RANCHO DELUXE von Frank Perry (DOC, 1971) ist eine New-Hollywood-Neo-Western-Comedy um zwei Slacker in Montana, die nichts besseres mit sich anzufangen wissen als Vieh zu stehlen, kiffend abzuhängen und die Dorfschönheiten zu vögeln. Irgendwann gibt's natürlich auch Ärger, aber das ist ihnen fast genauso egal, wie alles andere. Eigentlich ist diese Art von Filmen durch die Arbeiten von Richard Linklater und Co. erst in den Neunzigern so richtig auf Gegenliebe gestossen, vielleicht auch gerade weil Jeff Bridges sich hier schon für den Dude vorbereiten konnte, mit dem er in THE BIG LEBOWSKI dem nutzlosen Dasein ein Denkmal setzte. In RANCHO DELUXE gibt's bereits viel Hangout, dialoggetriebene Handlung, absurde Situationen und skurrile Nebenfiguren wie Harry Dean Stanton's verliebten Cowboy oder Slim Pickens' geriatrischen Weide-Detektiv. Der kürzlich verstorbene Jimmy Buffett hat einen Gastauftritt und steuerte den superentspannten Soundtrack bei. Americana vom feinsten.
POWDER RIVER von Louis King erzählt die Geschichte eines ehemaligen Gesetzeshüters, den die Umstände zwingen seiner Profession erneut nachzugehen. Dabei trifft er auf einen todkranken Arzt, der zum Freund und Helfer wird, dabei jedoch ein schreckliches Geheimnis verbirgt. Klingt soweit vertraut? Ja. Denn die Story fusst auf einem Roman von Stuart N. Lake, der mit WYATT EARP: FRONTIER MARSHAL den wohl berühmtesten Roman über den legendären Lawman und seinen Kampfgefährten Doc Holliday schrieb, welcher hier nur leicht variiert wiedergegeben wird. Rory Calhoun und Cameron Mitchell harmonieren prächtig in den Hauptrollen, die Gunfights sind für die Entstehungszeit recht rabiat und knackig inszeniert und das Dialogbuch von Drehbuchautor Daniel Mainwaring (OUT OF THE PAST) steckt voller hintergründiger Feinheiten, die gut zur Geltung kommen. Die kurze Laufzeit sorgt bei straffer Regie für keinerlei Leerlauf, was der 20-Century-Fox-Produktion einen hohen Unterhaltungswert beschert. Für Western-Geeks im allgemeinen und Rory-Calhoun-Fans im besonderen eine sichere Sache.
SHIN ZATOICHI: YABURE! TOJIN-KEN von Kimiyoshi Yasuda ist der 22. Film der Reihe und lässt den blinden Masseur und Schwertkämpfer auf den Chinesen Wang Kang (Jimmy Wang Yu in seiner Parade-Rolle) treffen, der durch einen tragischen Zwischenfall vor der Gerichtsbarkeit fliehen muss. Gemeinsam versuchen sie einen kleinen Jungen zu schützen, dessen Eltern bei dem Zwischenfall ums Leben gekommen sind. So sind es auch die Szenen, in denen die Unterschiede zwischen den Kulturen deutlich werden die stärksten des Films, während bei den zahlreichen Kämpfen im Vergleich Zatoichi seinem chinesischen Kollegen immer eine Schwertlänge voraus ist. Allein die Gegenüberstellung der verschiedenen Kampfstile hält für sich genommen schon das Interesse hoch, doch auch Charakterzeichnung und Dramaturgie können überzeugen.
MONKEY MAN von und mit Dev Patel ist ein Herzensprojekt und das spürt man von der ersten Sekunde an. Nach kurzer Exposition, die den späteren Handlungsverlauf clever vorweg nimmt, stürzt sich der Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller in Personalunion tief in den Moloch einer indischen Metropole, einmal von ganz unten bis nach oben, von den Kellern der Slums bis hoch in die Edel-Etablissements der höchsten Wolkenkratzer des Landes, wobei der Mythos vom Affenkönig Hanuman die Marschrichtung vorgibt, jedoch ganz genrekonform als gradlinige Rache-Geschichte erzählt wird, in der doch so viel mehr zu entdecken ist. Mit wildwirbelnden One-Shot-Aufnahmen der Handkamera, die sich mit edel gestylten Panoramen abwechseln, führt uns Patel quer durch alle Gesellschaftsschichten, voller kultureller Insignien und zeigt soziale Missstände und politische Verwerfungen. Das ist daneben auch visuelles Zitate-Kino, in dem großen Vorbildern gehuldigt wird, was jedoch nie selbstzweckhaft wirkt. Der wichtigste Punkt dürfte für das erlebnishungrige Publikum sein, ob die Action funktioniert und genau das tut sie. Patel liefert gewaltig ab, mit meist handfesten körperlichen Auseinandersetzungen, atemlosen Verfolgungsjagden und teilweise superbrutalen Einschüben, die den Meistern der Gattung zur Ehre gereichen, alles serviert mit spirituellem Unterbau und atmosphärischer Bildsprache. Wenn dieser Debüt-Film nur der Anfang ist, sollten wir uns auf einiges gefasst machen. Dev Patel hat's drauf!
CRY OF THE CITY von Robert Siodmak ist ein größtenteils On Location gedrehter Film Noir, der ohne weiteres zu den Highlights der Strömung gezählt werden kann. Die dramatische Geschichte um zwei Jugendfreunde, die sich auf verschiedenen Seiten des Gesetzes wiederfinden, ist hochklassig geschrieben (Ben Hecht u.a.) und inszeniert, klug strukturiert und herausragend gespielt, wobei Richard Conte Victor Mature beinahe die Show stielt. Wunderbar skizzierte Nebenrollen, wie z.B. der Auftritt einer hier noch gertenschlanken Shelley Winters, runden das Ganze ab. Die konsequente Umsetzung der nächtlichen Erzählung sorgt für nachhaltiges erinnern.
COMPETENCIA OFICIAL von Mariano Cohn und Gastón Duprat ist DER BESTE FILM ALLER ZEITEN. Endlich habe ich ihn sehen können, nachdem ich praktisch mein ganzes Leben lang darauf gewartet habe. Er ist wirklich sehr gut und ich kann ihn nur jedem ans Herz legen, wenn man mal etwas richtig gutes, zudem künstlerisch wertvolles sehen möchte. Mit Penelope Cruz und Antonio Banderas verfügt er über eine ausgezeichnete Besetzung und lustig ist er auch. Im Grunde war er sogar so gut, dass ich ihn mir noch einmal ansehen würde, weiß aber nicht, ob das nicht etwas zu viel des Guten wäre. Doch das Beste ist bekanntlich gerade gut genug. Als nächstes werde ich mir wahrscheinlich mal den schlechtesten Film aller Zeiten ansehen. Ob das dann auch wieder so lange dauert?