EddieLomax - Kommentare
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Alle Kommentare von EddieLomax
Geometrie der Angst. Der Tod im Sucher. Bewegliche Ziele. Ruhig und entspannt wandert das Fadenkreuz an diesem sonnigen Sommertag von einer Person zur nächsten, die sich auf der gegenüberliegenden Seite am Fluß die Mittagszeit vertreibt oder einfach nur irgendwohin unterwegs ist. Der Sniper, der in einem nur wenig genutzten Parkhaus auf der anderen Seite Stellung bezogen hat, scheint nach einem bestimmten Ziel, einem bestimmten Opfer zu suchen. Die Bewegung des Zielfernrohrs geht von rechts nach links. Nachdem er fünf Menschen kurzzeitig ins Visier genommen hat, geht die Bewegung wieder zurück. Innerhalb weniger Sekunden tötet er lautlos und präzise alle anvisierten Frauen und Männer. Scheinbar wahllos. Scheinbar willkürlich. Später untersucht die Polizei den Tatort, findet Spuren, geht den Hinweisen nach. Ein Mann wird verhaftet. Ex-Soldat, Kriegs-Veteran, Scharfschütze. Der perfekte Täter. Er kann sich an nichts erinnern, glaubt aber einer solchen Handlung fähig zu sein. Ein Geständnis will er jedoch nicht ablegen. Dies knüpft er an die Bedingung, mit einem bestimmten Mann zu sprechen. Jack Reacher.
Nach diesem für sich genommen schon mörderisch spannenden und zugleich schockierendem Auftakt, der es in Sachen Ausweglosigkeit locker mit Peter Bogdanovich's legendärem Debütfilm TARGETS aufnehmen kann, beginnt ein regelrechtes Katz-und-Maus-Spiel in dessen Verlauf die Geschichte so manchen Haken schlägt und dabei höchste Aufmerksamkeit einfordert. Jeder Satz, jedes gesprochene Wort bekommt im Fortlauf der Handlung eine Bedeutung. An dieser Stelle merkt man bereits, dass man es hier mitnichten mit einem Action-Thriller im herkömmlichen Sinne zu tun hat. Nein, es bleibt ausgewogen. Das Wort ist hier ebenso wichtig wie die Tat. Das soll nun auch nicht heißen das es bei JACK REACHER keine Action gäbe, nur steht sie ausschließlich im Dienst der Handlung, wird nicht mehr als nötig ausgeschmückt und kommt trotzdem wuchtiger daher als in vergleichbaren Filmen. Der Grundton des Filmes ist schwermütig und düster, ohne dabei effekthascherisch und blutig zu sein. Ein Blick auf die Vita des Regisseurs klärt auf. Christopher McQuarrie gewann einst den Oscar für sein Drehbuch zu THE USUAL SUSPECTS und inszenierte später die blutige, überaus gelungene Peckinpah-Hommage WAY OF THE GUN, die allerdings kaum jemand gesehen hat und arbeitete anschließend wieder fast ausschließlich für Bryan Singer, mit dem er die OPERATION WALKÜRE stemmte und so auf Tom Cruise traf. Als das Projekt JACK REACHER, welches ursprünglich ONE SHOT hieß (Drehbuch von C. McQuarrie nach der Romanvorlage von Lee Childs, dessen übertriebene Macho-Spielereien uns im Film dankenswerterweise erspart bleiben), in die Gänge kam, dachte man zunächst an ein weiteres Star-Vehikel für Tom Cruise, welches seine langsam an Möglichkeiten ärmer werdende Karriere für einige weitere Jahre sichern sollte. Mit der Verfilmung eines Bandes der erfolgreichen Bestseller-Reihe um den superheldenähnlichen Ex-Militärpolizisten Jack Reacher des Bestseller-Autoren Childs, schien der Weg ins nächste Franchise geebnet, der Erfolg vorprogrammiert. Das allgemeine Interesse hielt sich in überschaubaren Grenzen, die Erwartungshaltung ebenfalls. Doch jetzt die Überraschung. JACK REACHER ist weit entfernt von Hollywoods zeitgenössischem Action-Einerlei, Thriller werden ohnehin kaum noch gedreht. Um nicht wieder die Floskel "wohltuend altmodisch" zu verwenden, nenne ich JACK REACHER mal einen klassischen Kriminal-Thriller in der Tradition der Filme, wie sie beispielsweise Paul Newman im den sechziger und siebziger Jahren drehte. John Huston's MACKINTOSH-MANN fällt mir da ebenso ein wie die HARPER-Filme, alles Filme mit einer sehr komplexen Handlung, hervorragenden Dialogen und äußerst ambivalenten Charakteren. Nicht die schlechtesten Referenzen für einen Film neuerer Bauart, aber nicht unbedingt etwas für die breite Masse, die ein Star wie Tom Cruise gewöhnlich anpeilt. Cruise Control ist auch bei JACK REACHER das Stichwort, der Star produzierte sich selbst in der Hauptrolle, landete mindestens einen echten Besetzungscoup mit der Verpflichtung der deutschen Regie-Legende Werner Herzog als Bösewicht. Auch die restliche Besetzung kann sich sehen lassen. Ex-Bond-Girl Rosamund Pike, Richard Jenkins und natürlich der unvergleichliche Robert Duvall, um nur einige zu nennen. Zentrum des Filmes bleibt jedoch Tom Cruise, der hier so konzentriert aufspielt wie schon lange nicht mehr. Seine Darstellung des (Anti-)Helden war für mich einer seiner stärksten Auftritte der vergangenen Dekade, eine Leistung an die er kurze Zeit später mit OBLIVION noch einmal anknüpfte. Das Cruise nicht nur ein Star sondern auch ein guter Schauspieler sein kann, geriet in letzter Zeit häufig in Vergessenheit. Mit der Performance in JACK REACHER präsentiert er sich jedenfalls in Bestform. Erfreulicherweise ging die Mischung aus Qualität und Starpower dann auch an den Kinokassen auf, so das einer Fortsetzung nichts mehr im Wege stand. Christopher McQuarrie's zweite Regie-Arbeit trumpft mit einem mörderisch spannenden Plot, einer düsteren Atmosphäre und einem hochkonzentriert agierendem Tom Cruise. Stark.
LISTEN TO ME MARLON:
HAPPY 100. BIRTHDAY!
(03.04.2024 - 01.07.2004)
DELTA HEAT von Michael Fischa ist ein Buddy-Cop-Movie aus der zweiten Reihe, welches obwohl in den frühen 90ern entstanden, noch reichlich 80er-Jahre-Flair versprüht und dabei enorm von seinem Schauplatz New Orleans profitiert, der mit viel Lokalkolorit inszeniert wird. Während ich Anthony Edwards den coolen L.A. Cop als Fish-out-of-the-Water zu keiner Zeit abnehme, rockt Lance Henrikson, die alte Rampensau, als heruntergekommener Ex-Bulle die Nummer mit Verve runter. Doch, der fetzt schon irgendwie.
TRAIL STREET von Ray Enright dreht sich um den altbekannten Konflikt Rancher gegen Farmer, stellt aber die nicht unbedeutende Frage in den Mittelpunkt, ob Fleisch oder Weizen für die Ernährung des Landes wichtiger ist und erhält so eine gewisse gesellschaftspolitische Relevanz. Davon abgesehen bekommen wir einen hochbudgetierten Town-Tamer-Western präsentiert, der die Genre-Konventionen auf jeder Ebene erfüllt und dabei nie über die Standards hinausgeht. Der junge Robert Ryan ist hier in seiner ersten Rolle nach dem zweiten Weltkrieg, in einer seiner später selten gewordenen Heldenrollen zu sehen, ihm zur Seite steht der spät auftretende Randolph Scott als der historische Marshal Bat Masterson, der geholt wird, um den Frieden wieder herzustellen. Der Box-Office-Hit sorgte nicht nur für volle Kassen bei RKO, sondern auch dafür, dass Enright im Folgejahr mit nahezu der exakt gleichen Besetzung bis in die Nebenrollen RETURN OF THE BAD MEN drehte.
DAI-BOSATSU TÔGE von Kihachi Okamoto stand seit vielen Jahren auf meiner Watchlist und nun konnte ich dieses nihilistische Meisterwerk endlich sichten. Ein Film, den man erstmal sacken lassen muss, der eine Zweitsichtung geradezu einfordert, frei nach Roland Emmerichs Ausspruch: Es gibt Filme, die einen beim ersten Mal gefangen nehmen und erst nach dem zweiten Mal wieder frei lassen (oder so ähnlich). Das komplexe, nach einer Fortsetzungsgeschichte entstandene Werk verortet sich im historischen Kontext der ausgehenden Edo-Zeit, Anfang der 1860er Jahre, arbeitet mit Rückblenden und Zeitsprüngen, lässt sich aber schlussendlich in drei Abschnitte aufteilen, welche die erzählerische Form vorgeben. Tatsuya Nakadai zeigt als psychopathischer Samurai einmal mehr seine enorme Wandlungsfähigkeit und selten gab es einen derart abgründigen Protagonisten wie hier, dessen Weg geradewegs ins Fegefeuer führt. Sein häufiger Filmpartner Toshiro Mifune ist in einer wichtigen Nebenrolle zu sehen, deren überlegtes handeln Einfluss auf alle Beteiligten nehmen wird. Die atmosphärischen, schwarzweißen Bildkompositionen erinnern zuweilen an den deutschen Expressionismus oder den amerikanischen Film Noir, der sparsam eingesetzte Soundtrack sorgt für ein rechtes Maß an stimmungsvollen Aktzenten der abgrundtief dunklen Höllenfahrt, die in einem infernalen Showdown kulminiert. Ein unglaublicher Brocken von einem Film, der viel fordert und noch mehr gibt.
RETURN OF THE BAD MEN von Ray Enright ist nach dem Erfolg von BADMAN'S TERRITORY die erste Fortsetzung der Old-School-Räuberpistole, bringt einige Darsteller wie Randolph Scott und George 'Gabby' Hayes zurück (allerdings in anderen Rollen) und versammelt wieder eine Schar von berühmten Outlaws im Niemandsland zwischen Texas und Oklahoma. Enright's geordnetere Regie hat deutlich mehr Schwung und Tiefe, als die seines Vorgängers auf dem Regie-Stuhl Tim Whelan. Dieses mal wird der 'Oklahoma Land Run' Bestandteil der Handlung und bietet einen Höhepunkt in der Mitte des Films. Highlight des Westerns ist ganz klar Robert Ryan, der als Sundance Kid einen skrupellosen Mörder gibt, der so gar nichts mit der bekannteren, romantisch verklärten Darbietung von Robert Redford 20 Jahre später zu tun hat. Als Mitglied der Dalton-Gang hat übrigens der junge Lex Barker eine Nebenrolle, kurz bevor er Johnny Weissmüller als Tarzan ablösen durfte. An der Seite von Randolph Scott war Barker in THUNDER OVER THE PLAINS von André De Toth ein weiteres mal zu sehen. Mit BEST OF THE BADMEN gab es noch ein Sequel zu BADMAN'S TERRITORY, wieder mit Robert Ryan (in anderer Rolle).
LE SALAIRE DE LA PEUR von Julien Leclercq ist ca. 70 Jahre nach Henri-Georges Clouzot's Original und etwa 45 Jahre nach William Friedkin's SORCERER das zweite Remake des All-Time-Klassikers und hat durchaus seine Daseinsberechtigung. Mit Leclercq wurde auch ein fähiger Regisseur für die Umsetzung engagiert, doch leider ist nicht viel mehr als ein Streaming-Happen für zwischendurch dabei herausgekommen, dessen Idee, die Handlung vom Dschungel in die Wüste zu verlegen, zwar recht originell ist und so für ein neues Seh-Erlebnis sorgt, aber allzu nüchtern und spannungsarm umgesetzt wurde, was Angesichts der Vorlage absolut unverständlich ist und weder mitreißen noch begeistern kann. So bleibt von den beiden vorangegangenen Nagelbeißern hier nur ein lauwarmer Wüstenwind übrig.
KIRU von Kihachi Okamoto basiert auf derselben Vorlage wie TSUBAKI SANJURO von Akira Kurosawa und hier wie dort spielt Tatsuya Nakadai eine Hauptrolle. Dieses Mal steht er jedoch im Mittelpunkt als Ronin, der sieben jungen Samurai bei einer tödlichen Blutfehde helfen will. Während sich Kurosawa eines begrenzten Schauplatzes und eines überschaubaren Ensembles bediente, öffnet Okamoto den Handlungsspielraum, nutzt ein erweitertes Figuren-Arsenal und erzählt seine komplexe Geschichte humorvoll und innovativ. Nakadai ist dabei absolut grandios und auch die restliche Besetzung zeigt Höchstleistungen. Ich war mehr als einmal überrascht, wie es der Regisseur versteht aus vermeintlichen Standards das absurde herauszukitzeln und sie schließlich ins Gegenteil zu verkehren. Bei allem Witz gelingen ihm immer wieder Momente großer Tiefe und Tragik. Ein wegweisendes Werk.
BADMAN'S TERRITORY von Tim Whelan war ein großer Hit für RKO und zog die zwei Fortsetzungen RETURN OF THE BAD MEN (ebenfalls mit Randolph Scott) und BEST OF THE BADMEN (beide mit Robert Ryan) nach sich. Die flotte Räuberpistole bringt so ziemlich alle namhaften Banditen des Wilden Westens zusammen und packt sie in ein gesetzloses Gebiet zwischen Oklahoma und Texas, ganz unabhängig von der Zeit und dem Raum in der/dem sie gelebt und agiert haben. Auf diese Weise losgelöst von historischer Akkuratesse, kann das Drehbuch mit ihnen anstellen, was es eben will und erzählt spannend und actionreich von einem drunter und drüber in Quinto, der Stadt die als Rückzugsraum für die Outlaws dient. Das alles ist natürlich grober Unfug, macht aber auf altmodische Weise Spaß und vertreibt dem geneigten Genre-Fan bestens die Zeit. Mit Regisseur Whelan drehte Scott knapp zehn Jahre später noch den schwächeren RAGE AT DAWN.
SEVEN von Andy Sidaris war mein erster Sidaris, mit dem ich bisher keine Berührungspunkte hatte und nur wusste, dass er als berühmt-berüchtigter Trash-Filmer Kult-Status genießt. Hier ist eigentlich alles vorhanden, was das Exploitation-Kino so hergibt. Eine tolle Location, super in Szene gesetzt, eine schlichte Story über sieben Spezialisten, die dem organisierten Verbrechen Hawaii's an den Kragen wollen, leicht- oder unbekleidete Girls mit Guns und fiese Hackfressen als Bösewichter. Dramaturgisch passt nicht allzuviel zusammen, aber die Inszenierung bietet immer wieder coole Montagen zu einem fetten Soundtrack, gepaart mit aberwitzigen Momenten, die so schlecht sind, dass es schon wieder Spaß macht und ich kann mir kaum vorstellen, dass hier alles ernst gemeint war. Dämliche Perücken, alberne Kostüme und grenzdebile Dialoge sprechen eine andere Sprache. Zudem erinnert vieles an das zitierfreudige Kino eines gewissen Quentin Tarantino, dessen Trademarks hier zu Hauf zu finden sind. Vieles ist dabei äußerst professionell gemacht, so dass der Verdacht aufkommt, dass man viel Spaß bei der Herstellung dieser Trash-Granate hatte und das überträgt sich. SEVEN war ganz sicher nicht mein letzter Sidaris.
CARAVANS von James Fargo ist die Verfilmung eines Romans von James A. Michener und wurde im prä-revolutionären Iran, kurz vor dem Sturz des Schahs gedreht. Es bietet sich somit die seltene Gelegenheit etwas von diesem Land zu dieser Zeit zu sehen, wobei die herausragende Kamera-Arbeit von Douglas Slocombe neben Mike Batt's berühmtem Soundtrack der Hauptgrund sein dürfte, sich den Film anzusehen. Das Wüsten-Abenteuer ist eher ein kleines, denn hier regieren in erster Linie koloniale Vorurteile und Beduinen-Klischees, erst am Ende wird es dramatisch. Die Charaktere erhalten vom formelhaften Drehbuch keinerlei Tiefe und die zweite, eigentlich interessantere Hälfte, zieht sich wie Kaugummi. James Fargos Regie bleibt konventionell und ohne Inspiration, dennoch lohnt sich die Sichtung aus erstgenannten Gründen, wenn auch kein vergessener Klassiker erwartet werden sollte.
ONE FROM THE HEART von Francis Ford Coppola ist gerade in einer restaurierten, sowie einer neuen Schnittfassung erschienen und sieht jetzt absolut fantastisch aus. Das artifizielle Werk, ein Herzensprojekt des Regisseurs, hatte immer einen schweren Stand, war seiner Zeit wohl voraus und wird entweder geliebt oder gehasst. Bei mir trifft eher ersteres zu, denn das Studio-Las-Vegas, Tom Waits melancholischer Soundtrack, Gene Kelly's Choreographien und die gut aufgelegten Stars lassen den Neon-Dream als popkulturelles Pastiche glänzen und wirken noch lange nach. Man spürt Coppola's Herzblut zu jeder Zeit, auch wenn der Film nicht ganz perfekt ist. Doch gerade das scheitern auf diesem hohen künstlerischen Niveau macht für mich seinen unbestreitbaren Reiz aus und ich könnte mir gut vorstellen, dass die Generation LA LA LAND mehr damit anzufangen weiß, als ihre Vorgänger.
COLT .45 von Edwin L. Marin entstand im selben Jahr wie WINCHESTER '73 von Anthony Mann und hier wie dort dreht sich alles um die titelgebende Waffe, die maßgeblich für die Eroberung des Westens war. Doch während Anthony Mann's Film ernsthaft darum bemüht ist, den Weg der Waffe zu zeichnen und dabei ihrer Bedeutung in der Expansions-Geschichte gerecht zu werden, dient sie in COLT .45 nur als Aufhänger für ein bierernstes Peng-Peng-Abenteuer im Stile der 30er-Jahre-Western-Serials. Keine Sekunde interessiert sich das Drehbuch für die Historie oder Psychologie seiner Protagonisten, einzig die Aktion steht im Mittelpunkt einer haarsträubenden Geschichte, die zuweilen beinahe als Parodie durchgeht. Das fängt bereits bei der Figurenkonstellation an, wenn ein von Randolph Scott gespielter Waffenhändler als Held der Geschichte herhalten muss und der, von einem sich in hemmungslosen Overacting ergehenden Zachary Scott dargestellte Antagonist ein schier übermächtiger Bandit ist, der alles und jeden in der Hand hat. Wenn dann der Waffenhändler gemeinsame Sache mit den Indianern macht, um die Kontrolle zurück zu gewinnen, erreicht die Story endgültig absurde Dimensionen. Dem gegenüber stehen ein recht hoher Produktionsaufwand und der unbestreitbare Unterhaltungswert des abwechslungsreichen Streifens. Es ist eigentlich immer etwas los, es gibt viel Action und die Handlung schlägt jede Menge Volten. Das kann man durchaus genießen, einen ausgeschalteten Verstand vorausgesetzt.
ZATOICHI TO YOJIMBO von Kihachi Okamoto kann als Gipfeltreffen des Samurai-Films bezeichnet werden, denn hier wird nicht nur die legendäre Zatoichi-Reihe mit ihrem nunmehr 20. Film zu einem neuen Höhepunkt geführt, sondern mit Yojimbo kann ein weiterer, nicht minder berühmter Charakter des Genres aus den Filmen Akira Kurosawas präsentiert werden, natürlich (ein drittes Mal) verkörpert von Toshiro Mifune. Und der grandios inszenierte Film hat es wahrlich in sich, denn die zwei Protagonisten schenken sich nichts, werden ambivalent und jeder auf seine typische Art gezeichnet, kämpfen mal zusammen, mal gegeneinander, doch immer so, dass es nie zum Selbstzweck verkommt.
TSUBAKI SANJURO von Akira Kurosawa war nach dem überwältigenden Erfolg von YOJIMBO im Jahr zuvor die Gelegenheit, Toshiro Mifune erneut als herumziehenden Ronin zu zeigen, der immer auf der Suche nach einer Möglichkeit Geld zu verdienen ist, sein Schwert aber auch für die gute Sache einzusetzen bereit ist. Der Ton ist dieses Mal leichter und weniger düster als noch im Vorgänger, die Geschichte aber nicht weniger komplex im kleinen Bewegungsrahmen, dafür kompakter erzählt, mit mehr Raum für Humor. Hier wird überlegt, belauert und ausbaldowert, abgewägt, getäuscht und gekämpft, wenn es nötig ist. Mifune zeichnet Sanjuro noch stärker als gewieften Taktiker und überlegenen Strategen, der den neun jungen Samurai in der Misere Anführer und Vaterfigur zugleich wird. Kurosawa schenkt dem Publikum eine eigenständige Fortsetzung, die dem ersten Film kaum nachsteht.
YOJIMBO von Akira Kurosawa konnte mich auch beim wiederholten sehen überzeugen. Sein geerdeter Realismus, Mifunes ikonische Verkörperung des Ronin oder die scharfgezeichneten, schwarzweißen Bildkompositionen untermalt von einem rohen und aufrüttelnden Soundtrack, die immer wieder die Frage aufkommen lassen, wieviel Kurosawa steckt eigentlich in Sergio Leones Remake (?). Eine ganze Menge will mir scheinen. Die kurzen, kompromisslosen Kampfsequenzen, in denen Sanjuro seinen Gegnern nicht den Hauch einer Chance lässt, die armseligen Bewohner des heruntergekommenen Dorfes in der Einöde und die Darstellung der von Zynismus geprägten Überlebensmentalität, zeigen deutlich Kurosawas Sicht auf die japanischen Traditionen, denn bei ihm bleibt von den typischen Umgangsformen, Zeremonien und Höflichkeitsritualen nichts mehr übrig. Sein Sarkasmus überträgt sich Bild für Bild in ätzendem Humor, wenn Niedertracht allerorten gelebt und Menschlichkeit nur am Rande und im geheimen stattfindet. Kein Wunder, dass Stil und Inhalt so prägend waren, in Form und Anspruch aber nur selten (Leone ausgenommen) wieder erreicht wurden.
CAPTAIN KIDD von Rowland V. Lee, dessen letzte Regie-Arbeit das war, ist ein klassischer Swashbuckler mit einem den Film klar dominierenden Charles Laughton, der den durchtriebenen Piraten als Wolf im Schafspelz mit Verve spielt. Beinahe ebenso klar ist, dass daneben der Held der Geschichte Randolph Scott weniger Raum zur Entfaltung bekommt, als ihm üblicherweise zuteil wird. Vielleicht erklärt dies, wieso es sein letzter Auftritt in einem Nicht-Western sein sollte und er anschließend nur noch mit Colt und Sattel zu sehen war. John Carradine und Gilbert Roland sind auch noch dabei und geben zwielichtige Halsabschneider, doch Laughton und Laughton allein hält hier das Ruder in der Hand.
SUGARFOOT von Edwin L. Marin ist der vorletzte einer Reihe von sieben Western, die der Regisseur mit seinem Star Randolph Scott von Mitte der 40er bis Anfang der 50er Jahre für Warner drehte. Scott spielt einen Südstaaten-Gentleman aus Alabama, der sich in Arizona ein neues Leben aufbauen will. Sieht man davon ab, dass Scott mit Anfang Fünfzig (wie so oft) bereits zu alt für die Rolle war, spielt er sie doch sehr überzeugend. Um ihn herum gibt es einige Stereotypen wie Raymond Masseys Bösewicht, aber auch vieles was heraussticht, wie etwa Arthur Hunnicuts Figur, die mehr als ein Sidekick ist und mit dem Scott einige hervorragend geschriebene Dialoge führt. Am Ende kriegt der Held das Mädchen und die Bösen sind tot, soweit bleibt alles beim alten. Dennoch ein sehenswerter Film mit netten Aktzenten. Danach drehten Scott und Marin noch FORT WORTH, bevor der Regisseur plötzlich starb und Scott mit anderen Regisseuren wie Andrè De Toth und Budd Boetticher langjährige Partnerschaften einging.
WHEN THE DALTONS RODE von George Marshall, der zuvor mit DESTRY RIDES AGAIN bereits einen frühen Genre-Klassiker vorlegte, ist ein schwer unterhaltsamer Old-School-Western mit Randolph Scott, der hier ausnahmsweise nicht selbst in Aktion tritt und das Geschehen um die berühmt-berüchtigten Daltons als deren Anwalt begleitet, ohne ein einziges Mal zur Waffe zu greifen, was nicht bedeutet, dass es hier keine Action zu sehen gibt. Im Mittelpunkt stehen die Brüder um den charismatischen Sheriff Bob Dalton (Broderick Crawford), die sich unfreiwillig gezwungen sehen, auf die andere Seite des Gesetzes zu wechseln. Das wird handwerklich perfekt, humorvoll und mit grandioser Stuntarbeit gezeigt, ohne sich dabei großartig um die zugrundeliegende Autobiographie von (dem in Wahrheit überlebenden) Emmett Dalton zu kümmern, deren Wahrheitsgehalt zumindest angezweifelt werden dürfte. Rasant und rundum gelungen.
FIRST MONDAY IN OCTOBER von Ronald Neame basiert auf dem gleichnamigen Theater-Stück von Jerome Lawrence und Robert E. Lee (nicht der Südstaaten-General) und behandelt eine sehr aktuelle Thematik, wenn eine Richterin (Jill Clayburgh) als erste Frau an den U.S. Supreme Court berufen wird, um eine erlauchte Runde von alten, weißen Männern zu verstärken, was zum Erscheinungstermin des Filmes tatsächlich passierte. Interessant auch, dass sie sich als konservative Juristin einen Schlagabtausch mit dem liberalen Bundesrichter Snow (Walter Matthau) liefert. Die finale amouröse Verwicklung hätte es da gar nicht gebraucht. Klassisch gediegenes Hollywood-Kino voller humorvoller Dialog-Gefechte mit seriösem Unterbau.
Babou (Valérie Benguigui), eine Lehrerin und ihr Mann Pierre (Charles Berling), ein Literatur-Professor, laden zum Abendessen. Als erster trifft Konzert-Posaunist Claude ein, Babous bester Freund. Danach ihr Bruder Vincent (Patrick Bruel), ein erfolgreicher Makler. Zuletzt und leicht verspätet Anna (Judith El Zein), Vincents schwangere Frau. Ein traditionelles marokkanisches Festmahl soll heute verspeist werden. Babou hat den Tag in der Küche verbracht, immer ihre Mutter Françoise (Françoise Fabian) per Telefon am Ohr. Die Kinder sind bereits im Bett, die Unterhaltung kann beginnen. Vincent überrascht die Anwesenden mit einer taufrischen Nachricht. Das Geschlecht seines ungeborenen Kindes konnte heute festgestellt werden und einen Namen hat das Paar auch schon ausgewählt. Er lässt die versammelten Freunde und Bekannten über den Namen für den Jungen raten. Als die anderen nicht darauf kommen, verrät er ihn und löst damit eine Debatte aus, die alle Freund- und Verwandschafts-Verhältnisse auf eine harte Probe stellen wird und zum Prüfstein für alle Beteiligten werden lässt. Der Name lautet nämlich ...
Der Film beginnt mit der Mofa-Fahrt eines Pizza-Boten durch Paris an einem lauen Sommerabend, die (für ihn) an der falschen Adresse endet. Die Tür, an die er klopft, ist jedoch für uns Zuschauer die richtige. Denn was sich hier in den nächsten anderthalb Stunden abspielt ist an von spritzigem Humor durchzogenen, intelligentem Wortwitz nicht zu überbieten. Mit seinen wie Gewehrsalven hin und her geschossenen Dialogen erinnert der Film sehr an den ähnlich gelagerten GOTT DES GEMETZELS von Roman Polanski aus dem Vorjahr, lässt diesen ob seiner durchdachten Struktur und nachvollziehbareren Konzeption aber weit hinter sich, ist insgesamt schlüssiger, fesselnder und auch lustiger. Beide Filme basieren übrigens auf Theaterstücken, was das überschaubare Figuren-Arsenal und die räumliche Eingrenzung erklärt. Davon abgesehen bewegt sich DER VORNAME aber, den Unterhaltungswert betreffend, in einer anderen Liga. Wähnt man sich anfänglich, während besagter Fahrt auch durch einen Off-Kommentar noch in einem 'Amelie' ähnlichen Kosmos, der Jean-Pierre Jeunet zur Ehre gereicht hätte, wechselt der Film mit dem Eintritt in die Akademiker-Wohnung zunächst die Tonart, ohne dabei aber seinen humorvollen Ton zu verlieren, der hin und wieder in ernsthaften Wortgefechten mündet, in denen bittere Wahrheiten zur Sprache kommen.
Das Ensemble spielt sich dabei umgehend in die Herzen des Publikums, kennt doch jeder mindestens einen von ihnen auch im richtigen Leben, erkennt sich womöglich selbst wieder. Keiner der Beteiligten wird hier bloßgestellt oder verkommt gar zur Karikatur. Zu keiner Zeit wird einem die Bühnen-Herkunft bewusst, zu flüssig ohne jeden Durchhänger bleibt der Dialog-Marathon originell und interessant. Brillianter Schlagabtausch als Fünf-Personen-Stück nach einer erfolgreichen Theater-Inszenierung mit erstklassigem Ensemble.
GOIN' SOUTH ist nach DRIVE, HE SAID die zweite Regie-Arbeit von Jack Nicholson und dieses Mal spielt er auch selbst die Hauptrolle in einer Western-Komödie, die sich ganz in die Tradition des NEW HOLLYWOOD stellt, indem sie sich für die Genre-Regeln nur am Rande interessiert und im Grunde eine Ehe-Komödie mit Screwball- und Slapstick-Elementen ist. Dafür das der Film auf der Humor-Ebene prächtig funktioniert, sorgt neben dem entfesselten Nicholson eine ganze Schar von Comedians wie Christopher Lloyd, Danny DeVito und John Belushi. Sehr schön auch die Darstellung von Mary Steenburgen in ihrem Film-Debut, die sich anfangs zugeknöpft gibt, im Laufe der Zeit aber immer mehr das Zepter übernimmt und schließlich das Geschehen bestimmt. Zum Ende hin geht der unterhaltsamen Posse etwas die Luft aus, was den Gesamteindruck jedoch nicht mehr schmälern kann.
Kansas 1874: Der junge Ex-Harvard-Student William möchte den Westen kennen lernen, so lange es ihn noch gibt und kommt dafür nach Butcher's Crossing, wo er sich einer kleinen Gruppe von Bison-Jägern anschließt, die sich weiter in die Wildnis hervor wagen wird, als alle anderen zuvor. Anführer Miller (Nicolas Cage) weiß von der größten Herde, die da draußen noch zu finden ist. Es wird eine Reise ins Herz der Finsternis.
Basierend auf dem gleichnamigen Roman von John Williams inszeniert Regisseur und Co-Autor Gabe Polsky ambitioniert und durchaus mit gutem Blick die Geschichte einer Jagd, bei der ungeschönt die Auswirkungen des Massenmordes an einer Tierart dargestellt werden, wodurch den amerikanischen Ur-Einwohnern die Lebensgrundlage entzogen wurde. Dabei fokussiert sich der Film ausschließlich darauf, was dieses blutige Geschäft mit den Jägern macht, die Tage, Wochen und gar Monate damit beschäftigt waren, ihr blutiges Handwerk, nämlich töten, häuten und transportieren, zu verrichten. Das dabei die Psyche derer in Mitleidenschaft gezogen wird, versteht sich fast von selbst. Polsky gelingen einige eindringliche Bilder, doch als ganzes betrachtet bleibt das Werk nicht zwingend genug, um nachhaltig wirken zu können. Der kahlrasierte Nicolas Cage macht hier klar den besten Job und auch seine drei Mitstreiter brauchen sich nicht zu verstecken, obwohl deutlich wird, dass der von Cage ursprünglich für die Hauptrolle vorgesehene Tye Sheridan aus der Hauptfigur William ganz sicher mehr herausgeholt hätte, als der nur solide agierende Fred Hechinger. Ein geringes Budget, zu knapp bemessene Drehzeit und die nur ansatzweise gelungene Drehbuch-Adaption der starken Literaturvorlage, lassen den entstandenen Film unfertig wirken. Hier wurde viel Potential liegen gelassen, womit THE LAST HUNT von Richard Brooks (1956) immer noch die unangefochten beste Bearbeitung dieses wichtigen historischen Themas bleibt.
SCHWEIGEND STEHT DER WALD von Saralisa Volm ist ein düsteres NOIR-Drama nach einem Roman von Wolfram Fleischhauer, der auch das Drehbuch schrieb, dass auf den ersten Blick wie ein komplexer Krimi erscheint, sich aber nach und nach schleichend in eine abgründige Moritat wandelt und sich nicht scheut, große Fragen um Vergangenheit und Schuld zu stellen. Hochatmosphärisch mit ruhiger Hand inszeniert, bleibt der stark gespielte Debüt-Film stets bei sich und verlässt den eingeschlagenen Weg zu keiner Zeit. Sehenswert und in der arte-Mediathek abrufbar.
Nord-Irland 1941: Bei Nacht und Nebel landen einige Fallschirmspringer auf den Wiesen des irischen Hochlandes. Sie verteilen sich in verschiedene Richtungen, steuern jeweils andere Ziele an. Ein Mann kommt nach Duncrana. Hier wendet er sich zielstrebig an den Ladenbesitzer Don McGinnis (stark: Dan O'Herlihy), der wohl irgendwie mit Besuch gerechnet hatte. Eine Losung gibt die Richtung vor. Denn der Neuankömmling kommt direkt aus Deutschland, wo er in einem Ausbildungs-Camp für IRA-Kämpfer geschult wurde um in Nord-Irland den alten Konflikt neu anzufachen und dafür Sympathisanten zu rekrutieren, denen die Invasion der Nazis in England gerade recht kommt. McGinnis und sein Gast setzen im örtlichen Pub schnell alle Hebel in Bewegung um die orientierungslosen jungen Männer des Dorfes für ihre Sache zu gewinnen. Die meisten von ihnen, wie Sean Reilly (herzhaft: Richard Harris) suchen ohnehin eine Aufgabe bei der sie ihren traditionellen Hass auf alles Englische ausleben können. Doch es gibt auch Männer denen die Sache an sich gar nicht so wichtig ist. Männer, die eher aus Langeweile oder Abenteuerlust mitmachen. Auch weil sie das ganze sowieso nicht besonders Ernst nehmen. Männer wie Dermot O'Neill (süffisant: Robert Mitchum). O'Neill ist 35 und im Leben immer noch nicht weiter als er es mit 20 war. Seine Freundin Neeve Donnelly (resolut: Anne Heywood) stört das mehr als ihn und so kümmert er sich nicht mehr als notwendig darum. Er macht halt mit, allerdings ohne sich unterzuordnen. Das stellt er schon zu Anfang klar, gleichgültig ob McGinnis Probleme damit hat oder nicht. Bei der ersten Versammlung der neuen IRA-Krieger wird sogleich ein Waffenraub in der nahe gelegenen britischen Garnison beschlossen, der auch problemlos von statten geht. Derart erfolgreich soll anschließend ein Terroranschlag auf ein Wasserkraftwerk verübt werden, bei dem es allerdings schon erste Opfer zu beklagen gibt. Von Polizei und Militär verfolgt können Sean und Dermot nach Irland fliehen, wo sie sich entscheiden müssen, ob sie der Sache treu bleiben oder aufgeben wollen. Denn eines ist so sicher wie das Amen in der Kirche. In ihr altes Leben können sie nicht mehr zurück.
A Terrible Beauty...
...heißt die Romanvorlage von Arthur Roth aus dem Jahre 1958, nach der Regisseur Tay Garnett, auf dessen Konto sowohl Klassiker wie IM NETZ DER LEIDENSCHAFTEN (THE POSTMAN ALWAYS RINGS TWICE, 1946) als auch unterschätzte Werke wie der Robert-Taylor-Western REVOLVERHELDEN VON WYOMING (CATTLE KING, 1963) gehen, dieses Kriegsdrama drehte, dass sich nur vordergründig einiger Spannung und präzise inszenierter Action bedient, in Wirklichkeit aber sein Hauptaugenmerk auf die Veränderungen im gemeinschaftlichen Gefüge der Dorfgemeinschaft legt.
Hierbei steht freilich Robert Mitchum's Dermot O'Neill im Mittelpunkt, bildet er doch den Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Jedoch ebenso plausibel wie seine Wandlung stattfindet vom Lebenskünstler voller jugendlichem Leichtsinn, der glaubt das es ewig so weitergehen könnte, zum verantwortungsbewussten Mann, der für seine Entscheidungen geradestehen muss und will, skizziert Regisseur Garnett klar und sezierend jede einzelne Figur seines Kleinstadt-Kosmos, mit allem was sie antreibt und ausmacht. So werden in der sich für jeden der handelnden Charaktere unterschiedlich auswirkenden Geschichte beinahe alle von den Ereignissen in irgendeiner Weise betroffen bzw. mitgenommen, sei es durch ein Bekanntschafts- oder Verwandtschaftsverhältnis, welches kaum jemanden neutral bleiben lässt. Dabei gibt es weder gut noch böse, weder schwarz noch weiß. Alle Figuren sind in ihrem Tun oder Sein nachvollziehbar und realistisch gestaltet. Das gilt für die kampfbereiten jungen Männer ebenso, wie für deren Eltern und/oder Geschwister, für die Polizei, die sich nun um die Angelegenheit kümmern muss, wie für die ganz normalen Geschäftsleute des Ortes. Das bei derartigen Aktionen, wie sie die Männer verüben, Leute auf der Strecke bleiben, ist logisch. Auch das ein Scheitern Folgen nach sich zieht. So ist es dann nicht nur die Polizei, die nach Schuldigen sucht, sondern auch die Organisation der IRA. Dermot sitzt praktisch zwischen allen Stühlen und hätte sich sicher ein ums andere Mal gewünscht, sich nie darauf eingelassen zu haben. Andererseits hätte er sich dann auch nicht weiter entwickelt. Irgendwann im Film steht jede Person vor einer solchen Gewissensentscheidung und nicht jede trifft die für sich jeweils richtige. Aus gutem Willen heraus kann man so leicht Schuld auf sich laden, durch ein zögern tödliche Konsequenzen heraufbeschwören.
Ziemlich komplexe Fragen, die der Film da aufwirft. Vielleicht ist er deshalb seinerzeit beim Publikum durchgefallen und in Vergessenheit geraten. Eine Neuentdeckung verdient hätte er allemal. Allein das Zusammenspiel von Robert Mitchum und Richard Harris lohnt die Sichtung dieses seltenen Werkes und man wünscht sich, die beiden hätten noch öfter miteinander gearbeitet. Der restliche Cast um Cyril Cusack, der den besten Freund und Streitpartner Mitchum's spielt, ist ebenfalls erste Garnitur. Mit knapp unter neunzig Minuten Lauflänge ist Tay Garnett ein äußerst kompaktes und spannendes Werk gelungen, welches eine interessante Geschichte mit Tiefgang erzählt und ohne erhobenen Zeigefinger oder gar wertend zu sein, deutlich mehr Beachtung verdient hätte als ihm bisher zuteil wurde.