EddieLomax - Kommentare

Alle Kommentare von EddieLomax

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    -SPOILERWARNUNG-

    Ein Bahnhof bei Nacht. Zwei Männer machen sich an einem Wagon zu schaffen, brechen die Tür auf. Sie rauben mehrere Pakete. Der Bahnhofsvorsteher bekam davon nichts mit, weil er sich im Saloon mit etwas zu essen versorgt hat. Doch nun kehrt er zurück, macht seinen Routine-Gang und sieht, dass etwas vor sich geht. Er erwischt die zwei Männer, welche gerade dabei sind die Pakete auf ihre Pferde zu laden. Der Bahnhofsvorsteher schießt, trifft einen der Männer und wird gleich darauf von dem anderen niedergeschlagen. Die Räuber fliehen aus der kleinen Stadt und überqueren bald die mexikanische Grenze. Sie machen Rast, die Schmerzen des Angeschossenen sind zu groß. Vincente ist sein Name. Kurz darauf stirbt er in den Armen seines Freundes Santiago (Arthur Kennedy). Nachdem dieser seinen Partner begraben hat, reitet er weiter bis zum Morgengrauen. Er kommt zur Farm des jungen Paares Manuel (Eugene Iglesias) und Maria (Betta St. John). Sie sind noch jung und unbedarft. Santiago bietet Manuel Geld, wenn der ihn mit seinem Wagen in die nächste Stadt bringt. Manuel willigt ein. Santiago liefert die gestohlenen Pakete bei einem Amerikaner ab, der ihn sogleich um seinen Lohn bringen will und ihn umzubringen versucht. Der Betrogene rächt sich umgehend, knüpft den Mann auf. Manuel wird unfreiwillig zum Komplizen. Nach durchzechter Nacht kehren sie zur Farm zurück. Maria spürt, das sich etwas verändert hat.

    "Ein Eremit, gewissermaßen."

    Film-Exilant Edgar G. Ulmer ist einer der großen Unbekannten, stand er doch Zeit seines Lebens im Schatten seiner Kollegen Murnau, Lang und Siodmak. Dennoch wurde er zu einer Art König der B-Movies. Denn er drehte viele kleine Filme für wenig Geld und manches Mal kam dabei ein Klassiker heraus. Wie bei der Film-Noir-Perle DETOUR oder dem hier besprochenen Western THE NAKED DAWN aus dem Jahr 1955. In nur zehn Tagen drehte Ulmer dieses Lehrstück in Sachen Film-Ökonomie. Es ist erstaunlich wie viele Themen in dieser Geschichte behandelt werden, auf den kleinsten gemeinsamen Nenner herunter gebrochen werden. Das Leid der einfachen Leute im allgemeinen, das der Mexikaner, die in bitterer Armut auf verschiedenen Wegen versuchen glücklich zu werden im besonderen. Beispielhaft in seiner Einfachheit gelingen Ulmer Szenen von großer Wahrhaftigkeit.

    "Ich bin besser als Du!"

    Da wäre Santiago, denkwürdig verkörpert von Arthur Kennedy, ein Einzelgänger, einer der für ein freies und selbstbestimmtes Leben jederzeit bereit ist ins Zuchthaus zu gehen oder am Strick zu enden, aber niemals anders leben möchte. Einer der erst als Verbrecher auftritt und sich gefällt in der Rolle, mit der er kleinen Leuten Angst machen kann, dann jedoch aufrichtiger und ehrbarer erscheint als der verführbare Manuel, der zuerst mächtig beeindruckt ist von diesem erfahrenen Mann, der sich nimmt was er braucht. Bald schon entwickeln sich bei Manuel aber der Neid und die Gier in der Möglichkeit selbst ein Stück vom Kuchen zu bekommen. Angetrieben von niederen Beweggründen, die freilich erst in der Nacht geweckt werden in der er sich von Santiago zum leichten Leben verführen lässt, kommt es schließlich sogar so weit, dass er mehr als einmal bereit ist Santiago zu ermorden um sich zu bereichern.

    "Dein Haus ist zu unbescholten für mich."

    Einzig Maria, seine Frau, tritt Santiago zunächst skeptisch gegenüber, erkennt ihn instinktiv als das was er ist, ein Bandit auf der Flucht nämlich. Bald schon aber wird ihr klar, dass ihr Mann, das unbekannte Wesen, weit weniger wert ist als der Alte. Sie will sogar mit ihm fliehen. Doch Santiago gibt sich diesem Traum nur für einen kurzen Moment hin, handelt impulsiv nach seinen eigenen Wert- und Moralvorstellungen und sorgt dafür, das sich das Paar neu kennen und schätzen lernt. Am Ende opfert er sich gar für die beiden, weil er erkennt, dass er keine Zukunft haben kann, während den beiden alles offen steht. So rät er ihnen, für ein besseres Leben in die Vereinigten Staaten zu gehen, die Heimat hinter sich zu lassen, in der sie doch nur arm bleiben würden.

    "Dieses Land gehört Dir."

    THE NAKED DAWN geht mühelos als klassischer Western der Fünfziger Jahre durch, spielt tatsächlich jedoch ganz zeitgemäß in der Mitte des Zwanzigsten Jahrhunderts, was man eigentlich erst bemerkt, wenn die Polizei mit modernem Automobil vorfährt. Dem Western-Feeling tut das keinen Abbruch, zu universell ist die Geschichte, die sich auch als Melodram lesen lässt. Ein kleiner großer Film von einem kleinen großen Regisseur, der es wert ist entdeckt zu werden.

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      EddieLomax 23.08.2024, 08:41 Geändert 23.08.2024, 13:56

      THE FIEND WHO WALKED THE WEST von Gordon Douglas ist ein Psycho-Thriller um einen Psycho-Killer und zugleich das Western-Remake des elf Jahre zuvor entstandenen Film-Noir-Klassikers KISS OF DEATH von Henry Hathaway, der 1995 noch einmal von Barbet Schroeder verfilmt wurde. Hier spielt der künftige Star-Produzent Robert Evans (THE GODFATHER) die Rolle des wahnsinnigen Mörders, welche zuvor Richard Widmark und später Nicolas Cage innehatten. Die Geschichte vom Kleinkriminellen, der im Knast an einen Psychopathen gerät, der ihm fürderhin das Leben in Freiheit schwer macht, funktioniert auch hier tadellos, vor allem weil Regisseur Douglas sich nicht zurückhält, den tödlichen Exzessen des Irren viel Raum zu geben, es nicht nur bei Andeutungen belässt und seinen angeschlagenen Charakter psychologisch ausformuliert. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein gewisser Alfred Hitchcock den Film gesehen hat, bevor er sich an die Realisierung von PSYCHO machte.

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        THE FASTEST GUN ALIVE von Russell Rouse kann mit Recht als einer der Höhepunkte des psychologischen Western bezeichnet werden und es sogar mit HIGH NOON aufnehmen. Auch hier gibt es einen begrenzten Zeitraum, sowie zwei Kontrahenten, die allerdings nichts voneinander wissen mit dem Unterschied, dass hier alle beide psychisch schwer angeschlagen sind. Glenn Ford, der auch im wahren Leben als einer der schnellsten Schützen galt, gibt seine wohl beste Darbietung in einem Western, der in eine ähnliche Kerbe schlägt wie NO NAME ON THE BULLET mit Audie Murphy oder THE GUNFIGHTER mit Gregory Peck. Für Genre-Afficionados absolutes Pflichtprogramm.

        https://www.moviepilot.de/liste/25-western-golden-greats-eddielomax

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          EddieLomax 20.08.2024, 22:24 Geändert 20.08.2024, 22:29

          FABIO MONTALE von Jose Pinheiro ist ein dreiteiliger Kriminalfilm mit Alain Delon in der Titelrolle und eine Verfilmung der berühmten Marseille-Trilogie von Jean-Claude Izzo. Die drei Filme haben einen übergreifenden Handlungsbogen, funktionieren aber auch einzeln, ganz wie die Romanvorlagen. Strukturell geht es um Korruption und organisiertes Verbrechen bzw. um das marode Justizsystem in Frankreich, ähnlich wie es bspw. die schwedische Romanreihe um Kommissar Beck des Autorengespanns Sjöwall/Wahlöö in den 70er Jahren getan hat. Zentrale Figur ist der kurz vor der Pensionierung stehende Kriminalkommissar Montale, der in seiner Jugend selbst mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist, sowie die tiefe Bindung an seine Heimatstadt Marseille, damals ein Brennofen des organisierten Verbrechens, jedoch auch ein Platz von großer Schönheit. So fängt die an Original-Schauplätzen gedrehte Reihe den ambivalenten Spielort in all seinen Facetten ein und atmet reichlich Lokalkolorit. Pinheiro arbeitete bereits in den 80ern mit Delon bei einigen Thrillern zusammen und erweist sich als erfahrener Handwerker, der die Spannungsschraube ebenso zu ziehen versteht, wie er mit sicherem Gespür für dynamische Action sorgt, sobald es die Geschichte erfordert. Alain Delon zieht als FABIO MONTALE nochmal alle Register seines Könnens, konterkariert Stereotypen seiner Karriere und spielt altersmilde, dabei unheimlich locker und entspannt, ja geradezu gelöst den alten Hasen und verleiht dieser komplexen Figur eine symphatische Aura, wie er es selten in seiner langen Karriere getan hat, womit diese Rolle als sein Vermächtnis gesehen werden kann, unabhängig davon, dass er anschließend noch ein oder zwei weitere Angebote annahm. Dies ist seine wahre Abschiedsvorstellung und so lässt sich zwei Tage nach dem Tod des wohl größten französischen Filmstars sagen, sie ist gelungen.

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          • EddieLomax 17.08.2024, 10:24 Geändert 17.08.2024, 11:09

            TOP TEN HITS OF THE SUMMER
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            (möglicherweise spielen nicht alle der Filme vollständig
            im Sommer, doch vermitteln sie, was ich damit verbinde)

            IN DER GLUT DES SÜDENS (Terrence Malick, 1978)
            DIE OUTSIDER (Francis Ford Coppola, 1983)
            BETTY BLUE (Jean-Jacques Beineix, 1986)
            DO THE RIGHT THING (Spike Lee, 1989)
            PERFECT WORLD (Clint Eastwood, 1993)
            DER ZAUBER VON MALENA (Giuseppe Tornatore, 2000)
            SEXY BEAST (Jonathan Glazer, 2000)
            EIN GEHEIMNIS (Claude Miller, 2007)
            LA GRANDE BELLAZZA (Paolo Sorrentino, 2013)
            ONCE UPON A TIME IN HOLLYWOOD (QuentinTarantino, 2019)

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              THE ISLAND (ISLA PERDIDA) von BELLE-EPOQUE-Regisseur Fernando Trueba ist ein spanisches Thriller-Drama mit Matt Dillon und Aida Folch in den Hauptrollen. Einen ersten Eindruck kann man sich hier machen:

              https://m.youtube.com/watch?v=AIuxQ3hsQgo

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              • TOP TEN: Sportfilme - Und wieder eine feine Idee! Anbei zehn (aber dieses Mal wirklich) bewegungsintensive Werke über körperliche Ertüchtigung, ohne Ranking:

                BEST OF THE BEST (Robert Radler)
                BIG WEDNESDAY (John Milius)
                BITE THE BULLET (Richard Brooks)
                EIGHT MEN OUT (John Sayles)
                LE GRAND BLEU (Luc Besson)
                ROCKY (John Avildson)
                SEABISCUIT (Gary Ross)
                THE LONGEST YARD (Robert Aldrich)
                THE WRESTLER (Darren Aronofsky)
                WHITE MEN CAN'T JUMP (Ron Shelton)

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                  über Decoded

                  DECODED (O-Titel: JIE MI) von Sicheng Chen ist eine Literaturverfilmung nach wahren Begebenheiten aus dem 2. Weltkrieg und bietet erneut den sich in den letzten Jahren rar machenden John Cusack in einer chinesischen Prestige-Produktion, wenn auch in einer Nebenrolle. Im Gegensatz zu DRAGON BLADE (2015) sieht das hier richtig gut aus. Da scheint ein massiver Mindfuck im Anmarsch zu sein. Aber überzeugt Euch selbst, wenn Ihr wollt:

                  https://m.youtube.com/watch?v=58y5RK8X9mo&pp=ygUPZGVjb2RlZCB0cmFpbGVy

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                    CATCHING DUST von Stuart Gatt ist ein britischer Thriller mit größtenteils australischer Besetzung, zu der Jai Courtney und Ryan Corr gehören. Vor allem Ersterer polarisiert sehr stark beim Publikum und der Versuch Hollywoods ihn zum Leading Man zu machen ging volle Möhre nach hinten los. Aber immer wenn er Unsymphaten spielt, ist er m.M.n. ziemlich gut. So auch hier, wie es scheint. Den Trailer gibt's für alle Interessierten hier:

                    https://m.youtube.com/watch?v=0Rw6QzvQo-c

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                      Dieser Film, welcher hier unter dem (Arbeits-) Titel SAVAGE LANDS gelistet ist, wurde im März dieses Jahres in den USA uraufgeführt, nun jedoch unter dem offiziellen Titel:

                      THE BALLAD OF DAVY CROCKETT

                      Anbei der Trailer für den Pre-Western mit Colm Meaney und William Moseley in den Hauptrollen, der allerdings noch keinen deutschen VÖ-Termin hat.

                      https://m.youtube.com/watch?v=fjEUXSbNKH0

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                        EddieLomax 10.08.2024, 23:31 Geändert 11.08.2024, 18:01

                        SWAN SONG von Todd Stephens basiert auf einem realem Vorbild, sowie dem gleichnamigen Kurzfilm von Kenneth Branagh und ist ein Abschiedsfilm für Udo Kier, ganz ähnlich wie es LUCKY für Harry Dean Stanton war, NEBRASKA für Bruce Dern und ABOUT SCHMIDT für Jack Nicholson. Eine alte Tucke (Udo KIER) hat noch einen letzten Job zu erledigen und büxt dafür aus dem Altersheim aus. Ganz nebenbei ist hier ein Meisterwerk des Queer Cinema in der Tradition des amerikanischen Independent-Kinos entstanden, wie bspw. AN ENGLISHMAN IN NEW YORK mit John Hurt. Die Low-Budget-Produktion bewegt sich ganz nah an den Figuren und erzeugt dadurch große Wahrhaftigkeit. Die Show gehört jedoch klar UDO KIER!

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                          EddieLomax 08.08.2024, 23:44 Geändert 08.08.2024, 23:45

                          THE DEAD DON'T HURT von Viggo Mortensen ist nicht nur die zweite Regie-Arbeit des Schauspielers, sondern er zeichnet neben der Hauptrolle auch noch für Drehbuch, Produktion und Komposition des Soundtracks verantwortlich. Trotz dieser Überbelastung ist ihm dabei ein erstaunlich stimmiger Film gelungen, der das Western-Genre um ein Beziehungsdrama bereichert, indem er die Rolle der Frau, hier vertreten durch die einmal mehr herausragende Vicky Krieps, in den Fokus rückt, was dem Film eine Nähe zu vergleichbaren Werken wie ZANDY'S BRIDE (JAN TROELL, 1974) verschafft. Mortensen entschied sich bei vorliegendem Beitrag für eine komplexe Rückblenden-Erzählweise, die es dem geneigten Zuschauer nicht immer ganz einfach macht, den Überblick zu behalten, doch für das was geschildert wird, erweist sie sich als durchaus hilfreich, da zum einen die Arbeit mit verschiedenen Zeitebenen die Motivation der einzelnen Akteure besser verständlich macht, zum anderen sorgt sie dafür, dass in dem um Realismus bemühten Streifen zum Ende hin ein gewisses Maß Spannung erreicht wird. Am wichtigsten jedoch war dem Allrounder sicherlich die Anreicherung seiner erwachsenen Frontier-Liebesgeschichte durch wahrhaftige Bilder mit einem poetischem Unterbau, der immer wieder durchscheint. In dieser Hinsicht gelingen Mortensen Momente von großer Schönheit.

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                            EddieLomax 06.08.2024, 09:22 Geändert 06.08.2024, 09:35

                            BILLY JACK von und mit Tom Laughlin ist kein Western, vielmehr ein zeitgenössisches Drama, enthält jedoch viele Western-Elemente. Ein Indianer-Halbblut und Vietnam-Veteran verteidigt eine Gruppe jugendliche, in einer Hippie-Kommune lebende Freigeister, gegen Ausgrenzung, Intoleranz und Gewalt. Mit der Leiterin der so genannten "`Freedom School" verbindet ihn mehr als nur die politische Einstellung, was seine Handlungen im folgenden beeinflussen wird. Einen weiteren Unterstützer findet er im örtlichen Sheriff, der nichts unversucht lässt um die aufgebrachte Bürgerschaft in Zaum zu halten. Der Film ist ein auf dem Höhepunkt der amerikanischen Protestbewegung entstandenes Plädoyer für Menschlichkeit, Pazifismus und Frieden, 1971 gedreht für gerade einmal 800.000 Dollar gegenüber einem Einspiel, nach aktuellen Zahlen, von 98 Millionen Dollar. Sicherlich einer der profitabelsten Filme aller Zeiten, nach dem Biker-Movie BORN LOSERS von 1967 als zweiter Teil einer insgesamt fünfteiligen Reihe um den titelgebenden Anti-Helden. Intelligent, aufrichtig, relevant und gerade heute wieder thematisch topaktuell. So etwas war wohl nur zu Zeiten des NEW HOLLYWOOD möglich. Eine echte Entdeckung. Während BORN LOSERS und BILLY JACK, wie auch Laughlin's richtiger Western THE MASTER GUNFIGHTER in den deutschen Kinos liefen, bekamen sämtliche BILLY-JACK-Fortsetzungen keine deutschsprachige Veröffentlichung spendiert, wobei gerade hier die direkte Fortsetzung THE TRIAL OF BILLY JACK mit epischer 3-Stunden-Lauflänge äußerst interessant wäre.

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                              EddieLomax 04.08.2024, 22:48 Geändert 04.08.2024, 22:51

                              THE MASTER GUNFIGHTER von Tom Laughlin ist das Western-Remake des japanischen Jidai-geki GOYOKIN (Hideo Gosha 1969) und reiht sich somit nicht nur in die illustre Reihe seiner Vorgänger wie THE MAGNIFICENT SEVEN (John Sturges 1960), THE OUTRAGE (Martin Ritt 1964) oder PER UN PUGNO DI DOLLARI (Sergio Leone 1964) ein, die sich ebenfalls allesamt Samurai-Filme zum Vorbild nahmen, sondern hängt sich auch etwas verspätet an den beliebten Genre-Mix-Trend jener Jahre dran, der so eigenwillige Werke wie LO STRANIERO DI SILENZIO (Luigi Vanzi 1968), SOLEIL ROUGE (Terence Young 1971) und EL KARATE EL COLT Y EL IMPOSTOR (Antonio Margheriti 1974), um nur einige zu nennen, zum Vorschein brachte. Dabei spielte es Hauptdarsteller/Drehbuchautor/Regisseur/Produzent Laughlin sicherlich in die Hände, dass er nach dem überwältigenden Erfolg seiner ersten drei BILLY-JACK-Filme den nötigen finanziellen Spielraum hatte, um ein ambitioniertes Projekt wie dieses auf die Beine zu stellen. Es wird vieles richtig gemacht, denn die Produktion ist hochwertig, hat mit der kalifornischen Pazifik-Küste einen ebenso ungewöhnlichen, wie unverbrauchten Schauplatz, erzählt eine revisionistische Geschichte über die Untaten an den Ureinwohnern, sowohl von Seiten der Missionare, als auch der mexikanischen Machthaber und der Amerikaner, scheitert allerdings an den zu hoch gesetzten Ansprüchen mit einem überlangen Film, der in der deutschen Fassung zudem noch um etwa zehn Minuten gekürzt wurde. Besonderes Augenmerk wurde, ganz ähnlich wie bei BILLY JACK (1971) mit Martial Arts, auf die authentische Darstellung der zumeist mit dem Schwert oder Säbel geführten Auseinandersetzungen gelegt, welche zunächst ein wenig seltsam in diesem Setting anmuten, aber doch dem ernsthaften Ton des Films entsprechen, in dem dennoch auch Schießereien und andere Gewalttaten stattfinden. Die sehr vielfältige Besetzung kann sich sehen lassen. So spielt neben Laughlin selbst beispielsweise Ron O'Neal (SUPERFLY) den Antagonisten, während die bildhübsche, hier noch blutjunge Barbara Carrera als Ehefrau des Helden eine Golden-Globe-Nominierung einheimsen konnte, was ihrer weiteren Karriere nicht geschadet haben dürfte. Alles in allem ist THE MASTER GUNFIGHTER sicherlich kein Must-See, wofür er zu speziell ist, allerdings ein äußerst ungewöhnlicher Genre-Vertreter mit spannenden Ansätzen und untypischem Schauplatz, zudem ein Werk von großer Seltenheit, dass mit der jüngsten Pidax-Veröffentlichung endlich seinen Weg in die deutschen Wohnzimmer finden und Freunden des Abseitigen durchaus empfohlen werden kann.

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                              • Sorry, aber bei mir sind es (mal wieder) ein paar mehr geworden. Ich kann mich nämlich immer nicht entscheiden...

                                2024: MAXXXINE
                                2023: JOHN WICK 4
                                A HAUNTING IN VENICE
                                MISSION IMPOSSIBLE: DEAD RECKONING - PART ONE
                                2021: HALLOWEEN KILLS
                                2018: SICARIO 2
                                2016: BATMAN V SUPERMAN - DAWN OF JUSTICE
                                2014: THE RAID 2
                                DEAD SNOW: RED VS DEAD
                                2007: DAS BOURNE ULTIMATUM
                                2006: LETTERS FROM IWO JIMA
                                PIRATES OF THE CARIBBEAN: FLUCH DER KARIBIK 2
                                2005: XXX 2 - THE NEXT LEVEL

                                1990: BLAZE OF GLORY - YOUNG GUNS 2
                                1989: EDDIE & THE CRUISERS 2 - EDDIE LEBT
                                1987: A BETTER TOMORROW 2
                                1984: 2010: DAS JAHR, IN DEM WIR KONTAKT AUFNEHMEN
                                1978: DAWN OF THE DEAD
                                1972: OKAMI: AM TOTENFLUSS
                                1971: BILLY JACK
                                1970: ZATOICHI MEETS YOJIMBO
                                1968: VIER FÜR EIN AVE MARIA
                                1967: WESTERN JACK
                                1965: FÜR EIN PAAR DOLLAR MEHR
                                RINGO KOMMT ZURÜCK
                                1964: EIN SCHUSS IM DUNKELN

                                1958: IWAN, DER SCHRECKLICHE - TEIL ZWEI
                                1954: DIE GLADIATOREN
                                1935: FRANKENSTEINS BRAUT
                                1924: DIE NIBELUNGEN: KRIEMHILDS RACHE

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                                  WER KENNT JOHNNY R.? von José Luis Madrid ist ein weiterer Versuch Atze Brauners vom Euro-Western-Boom zu profitieren, kommt aber noch schwachbrüstiger daher als der Vorgänger DIE HÖLLE VON MANITOBA (Sheldon Reynolds). Erneut gibt sich Lex Barker in der Hauptrolle die Ehre, an seiner Seite sehen wir Blacky Fuchsberger, Sieghardt Rupp, Marianne Koch und Ralf Wolter, die alle wacker gegen das vor Klischees nur so strotzende Drehbuch ankämpfen, dessen Dialoge klingen, als seien sie von einem Kind geschrieben worden. Da ich nur die um ca. zwanzig Minuten gekürzte Wiederaufführungsfassung sichten konnte, fällt es mir schwer ein Fazit zu treffen, doch kurzweilig war es allemal und kann jetzt kostenlos auf YouTube goutiert werden:

                                  https://m.youtube.com/watch?v=5uY3W0M_vdc

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                                    über Pollock

                                    POLLOCK von und mit Ed Harris war die erste von zwei Regie-Arbeiten des Schauspielers und bildet ca. 15 Jahre des Lebens von Jackson Pollock ab, ohne dabei dem Fluch vieler Bio-Pic's anheim zu fallen, in zu viele Einzelteile zu zerfallen und in episodischer Form auszuharren. Im Gegenteil, sein Film ist ein harmonisches Ganzes, leicht melancholisch im Ton, reduziert ohne detailarm zu wirken und gänzlich geschmeidig inszeniert, woran Ausstattung und Untermalung (Jeff Beal) beträchtlichen Anteil haben. Marcia Gay Harden, die zurecht mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, bietet als treibende Kraft hinter dem zur Selbstzerstörung neigenden Künstler, den Harris mit großer Sensibilität verkörpert, eine erinnerungswürdige Darbietung.

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                                      LOVE LIES BLEEDING von Rose Glass kann am ehesten als eine Mischung aus THELMA & LOUISE und TRUE ROMANCE mit einem Schuß David Cronenberg bezeichnet werden und ist gänzlich seiner Handlungszeit 1989 verhaftet, denn die 80er Jahre sind es, wie so häufig in letzter Zeit (siehe MAXXXINE), die auch hier aus jeder Pore tropfen, sowohl bildlich, hörbar als auch geschmacklich. Denn Rose Glass geht atmosphärisch so richtig in die vollen und kreiert teilweise Bilder, die man so noch nicht gesehen hat, macht nicht Halt vor gewaltvollen Grenzüberschreitungen und rechnet kompromisslos mit männlichen, wie weiblichen Stereotypen ab. Sie schafft ein relevantes Werk mit Nachhall, lässt die Genre-Grenzen verschwimmen und bietet mit ihren komplexen Heldinnen zwei erinnerungswürdige Charaktere, deren Reise vielleicht noch nicht zu Ende ist. Allein der Auftritt von Ed Harris ist bereits dermaßen abgefahren, dass er für sich genommen schon die Eintrittskarte rechtfertigt. Krasses Teil.

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                                        EddieLomax 21.07.2024, 15:29 Geändert 21.07.2024, 15:30

                                        NIRGENDWO IN AFRIKA von Caroline Link konnte mich auch beim zweiten Versuch nach ca. 10 Jahren nicht erreichen. Mit fehlendem Fokus plätschert die abgefilmte Bestseller-Adaption ohne jede Dramaturgie dahin, keine der Figuren entwickelt, mit Ausnahme von Matthias Habich, so etwas wie ein charakterliches Profil, nur einige der Bilder hätten einer Dokumentation gut zu Gesicht gestanden, aber das war es auch schon, was sich positiv vermerken lässt. Völlig distanziert betrachtete ich das Beziehungs-Hin-und-Her in der Fremde, fand nie einen Bezug zu den Protagonisten und als besonders störend empfand ich die Synchronisation von Merab Ninidze durch Herbert Knaup, obwohl ich diesen als Schauspieler schätze. Zudem ist die überbordende Länge des Filmes, gesehen im Verhältnis zu dem was er erzählt, eine echte Geduldsprobe. Um eine Stunde gekürzt, konzentriert auf das eigentliche Schicksal der geflohenen Familie, könnte man eventuell noch etwas aus dem Stoff herausholen. Bleibt für mich die Erkenntnis, dass nicht jedes Buch für eine Verfilmung geeignet ist und nicht jeder gewonnene Filmpreis etwas über die Qualität des Produkts aussagt, was natürlich nichts neues ist. Ein drittes Mal werde ich mir dieses Werk ganz sicher nicht antun.

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                                          Als Paul Cable aus dem Bürgerkrieg zurück nach Hause kommt, ist der Krieg noch nicht beendet. Sein Besitz wurde von Unions-Soldaten beschlagnahmt, seine Familie nun heimatlos. Gemeinsam mit seiner Frau und den drei Kindern stemmt er sich gegen das ihnen widerfahrene Unrecht, welches durch reine Willkühr entstanden ist und zieht noch einmal in den Kampf.

                                          Schlappe 65 Jahre nach seinem Erscheinen kommt der vierte Roman des Kult-Autors Elmore Leonard (Schnappt Shorty) erstmals in deutscher Übersetzung zu uns. Es ist ein Western wie er im Buche steht, mit harten Männern und starken Frauen, geschildert bei ihrer Pionierleistung allen Gefahren zum Trotz. Dabei steht, wie immer in Leonards Oeuvre die psychologische Charakterisierung der handelnden Personen über der Aktion, die authentische Schilderung der Lebensumstände vor oberflächlicher Spannung. Action entwickelt sich aus der Geschichte heraus, die Motivation der Protagonisten bleibt stets glaubwürdig und begründet. Ein fesselndes Stück Literatur.

                                          Durch die Lektüre angeregt, kam es nun zur wiederholten Sichtung der für das Fernsehen entstandenen Verfilmung von Dick Lowry, unter dessen Inszenierung der enge Handlungsradius zur epischen Erzählung wächst, was sich angesichts des kleinen Formats in großen Bildern von Walter Hills Kameramann Ric Waite (LONG RIDERS) widerspiegelt. Auch einige leichte Änderungen aus dramaturgischen Gründen gibt es gegenüber der Vorlage, die sich jedoch insgesamt recht nah an den Text hält und einige von Leonards Dialogen wortgetreu übernimmt. Die Besetzung mit Tom Selleck (QUIGLEY DOWN UNDER), Keith und David Carradine (wie schon in LONG RIDERS als Brüderpaar), Suzy Amis (UNFORGIVEN) und sogar dem kleinen Haley Joel Osment (THE SIXTH SENSE) tut ihr übriges für einen sehr gelungenen Genre-Beitrag, dem Produzent Selleck noch zwei weitere Western-Literaturverfilmungen (CROSSFIRE TRAIL & MONTE WALSH) folgen ließ. Ein Punkt rauf.

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                                          • DIE NIBELUNGEN (Fritz Lang, 1924)
                                            WESTFRONT 1918 (G.W. Pabst, 1930)
                                            MÜNCHHAUSEN (Josef von Báky, 1943)
                                            DER VERLORENE (Peter Lorre, 1951)
                                            DIE ABENTEUER DES WERNER HOLT (Joachim Kunert, 1965)
                                            AGUIRRE - DER ZORN GOTTES (Werner Herzog, 1972)
                                            BERLIN ALEXANDERPLATZ (Rainer Werner Fassbinder, 1980)
                                            DAS SPINNENNETZ (Bernhard Wicki, 1989)
                                            SCHTONK! (Helmut Dietl, 1992)
                                            DAS WEIßE BAND (Michael Haneke, 2009)

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                                            • Wo soll man anfangen, wo enden? Mein Top-Ten-Double-Whopper zur Feier des Tages:

                                              Erste Lage:

                                              BULLET IN THE HEAD (John Woo)
                                              DANCES WITH WOLVES (Kevin Costner)
                                              GOODFELLAS (Martin Scorsese)
                                              RESERVOIR DOGS (Quentin Tarantino)
                                              THE USUAL SUSPECTS (Bryan Singer)
                                              THE ENGLISH PATIENT (Anthony Minghella)
                                              HANA-BI (Takeshi Kitano)
                                              FUNNY GAMES (Michael Haneke)
                                              THE THIN RED LINE (Terrence Malick)
                                              THE BIG LEBOWSKI (Joel Coen)
                                              FIGHT CLUB (David Fincher)

                                              Zweite Lage:
                                              ASHES OF TIME (Wong Kar-Wei)
                                              DEAD PRESIDENTS (Allan & Albert Hughes)
                                              BOOGIE NIGHTS (Paul Thomas Anderson)
                                              HEAT (Michael Mann)
                                              MATRIX (Larry & Andy Wachowski)
                                              L.A. CONFIDENTIAL (Curtis Hanson)
                                              STRANGE DAYS (Kathryn Bigelow)
                                              LEON (Luc Besson)
                                              DESPERADO (Robert Rodriguez)
                                              12 MONKEYS (Terry Gilliam)

                                              Dessert:

                                              NATURAL BORN KILLERS (Oliver Stone)
                                              MALCOLM X (Spike Lee)
                                              LOST HIGHWAY (David Lynch)
                                              TRUE ROMANCE (Tony Scott)
                                              MUCH ADO ABOUT NOTHING (Kenneth Branagh)

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                                                SVANITI NELLA NOTTE von Renato De Maria ist ein für Netflix entstandenes Remake des argentinischen Thriller-Dramas SEPTIMO (Patxi Amezcua, 2013) mit Ricardo Darin in der Hauptrolle. In dieser abgewandelten italienischen Variante des reizvollen Stoffes auf Hitchcocks Spuren ist es Riccardo Scamarcio, der als Vater seiner beiden entführten Kinder gezwungen ist vom rechten Pfad abzuweichen, um an ein Lösegeld zu kommen. Nichts ist so, wie es zunächst scheint, obgleich man meint, dass erwartbare zu bekommen. Kennt man das Original, dürfte der finale Clou keine Überraschung sein, kennt man es nicht, kann man hier durchaus 90 Minuten spannende Unterhaltung genießen. Scamarcio, der mit De Maria bereits 2019 den Mafia-Krimi LO SPIETATO drehte, überzeugt auch im vorliegenden Film auf ganzer Linie.

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                                                  MAXXXINE von Ti West ist die dritte Zusammenarbeit des Regisseurs mit seinem Star Mia Goth in Folge. Als einzige Überlebende des Texas Porn Star Massakers (X, 2022) ist es ihr gelungen in Hollywood Fuß zu fassen und freut sich nach einigen Jahren Arbeit im Adult-Bereich auf ihr erstes Vorsprechen bei einer seriösen Studio-Produktion. Das es sich dabei um ein Horror-B-Movie handelt, stört sie nicht im mindesten. Das allerdings gleichzeitig der Night Stalker eine Mordserie unter aufstrebenden Starlets begeht schon. Doch Maxine weiß sich zu helfen. Es ist sehr beeindruckend mit welcher Virtuosität West innerhalb der Reihe mit den verschiedenen Genres und Inszenierungsstilen spielt. So kann jeder der Filme für sich stehen, ohne das man Vorkenntnisse benötigt, was enorm hilfreich ist. Mit dem sleazigen MAXXXINE ist ihm jedenfalls sein bisheriges Meisterstück gelungen. Denn wie der 80er-Jahre-Chic ins Blut getaucht wird und Hollywoods Neonglanz zum Schummerlicht in räudigen Hinterhöfen, Nachtclubs und Videotheken verkommt, wie ein ausgesucht abgefahrenes Ensemble voller Spielfreude metaphorischen Dialog zum besten gibt und schließlich der Killer-Highscore kompromisslos in die Höhe schnellt, alles von einem knalligen zeitgemäßen Soundtrack untermalt, deutet mehr als nur an, dass sich hier einer - ganz wie der Star des Films - zu höherem berufen fühlt. Bring it on!

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                                                    EDGE OF ETERNITY von Don Siegel gehört sicherlich zu den weniger bekannten Werken des Regisseurs, ist aber ein unbedingt sehenswerter 50er-Jahre-Krimi um eine Reihe von Morden vor der beeindruckenden Natur-Kulisse des Grand Canyon, welcher hier im Widescreen-Format angemessen inszeniert wird. Gerade visuell entwickelt der Film auch sonst erheblichen Reiz, da all die zeittypischen Elemente Verwendung finden, die heute noch immer nostalgischen Retro-Charme versprühen. Seien es die Interieurs der Wohnbungalows, die Straßenkreuzer oder die Kleidung der Protagonisten, hier findet der geneigte Zuschauer alles, was das Pop-Art-Herz begehrt. Mit Cornel Wilde hat man einen unaufgeregten Ermittler, der sich zunächst mehr für die Damenwelt, denn für den Mord interessiert, der aber zunehmend neugieriger wird, als sich die Spuren in seinem Umfeld mehr und mehr verdeutlichen. Mit Jack Elam und Edgar Buchanan gibt es Support von Format und am Ende sogar Hochspannung mit Nägelkauer-Qualitäten. Für einen gerademal 80 minütigen Who-Dunnit ist das schon eine ganze Menge.

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