EddieLomax - Kommentare
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Alle Kommentare von EddieLomax
SHADOWHUNTER von J. S. Cardone ist einer jener Filme aus den frühen 90ern, neben THUNDERHEART und CLEARCUT, bei denen versucht wurde im Gewand eines Kriminalfilms, die indianische Sicht der Dinge zu zeigen. Ein ausgebrannter L.A. Cop (Scott Glenn) wird für einen vermeintlichen Routine-Job auf Dienstreise in ein Navajo-Reservat geschickt, um einen Dreifachmörder indianischer Abstammung (Benjamin Bratt) zurück zu überführen. Kaum hat er ihn entgegengenommen, gelingt dem dämonischen Killer Dank eines Auto-Unfalls die Flucht. Gemeinsam mit der Indianer-Polizei des Reservats (Robert Beltran u.a.) macht er sich auf die Jagd. Cardone gelangen damals einige sehenswerte Filme, die hierzulande nahezu alle nur auf Video ausgewertet wurden, was sie jedoch nicht weniger gut macht. So auch hier. Was als üblicher Krimi beginnt, entwickelt sich bald zum Psychotrip, bei dem der kaputte Bulle vor allem mit sich selbst zu kämpfen hat, während die Indianer wissen wo es langgeht und ihm eine ganze Menge beibringen können. Auch ist bemerkenswert, dass die stärkste Figur weiblich ist, nämlich die Fährtensucherin der Polizei (Angela Alvarado), die mit dem Mörder noch eine persönliche Rechnung zu begleichen hat. Ungewöhnlich atmosphärisch, subtil und spannend.
THE HARDER THEY COME von Perry Henzell ist ein funkelnder Diamant von einem Film, der es sich irgendwo zwischen Zeitportrait, Sozialstudie, Semi-Dokumentation und Blaxploitation-Kino bequem macht und nebenbei Jamaica, Reggae und Jimmy Cliff auf der filmische Landkarte verortet, womit eine Marke gesetzt, ein Sound geprägt, ein Statement verkündet, kurz ein unbekanntes Gebiet präsentiert wird, dessen Einfluss auf die Popkultur nicht größer sein könnte, vor allem wenn man betrachtet, was dem folgte. In seiner ganzen Rohheit, seiner Klarheit, seiner aus sich selbst erwachsenden Erzählung können herkömmliche Sehgewohnheiten ausgehebelt und neu justiert werden, können neue Wahrnehmungsräume erschaffen werden, das Medium ausgereizt und zugleich vorangetrieben werden, was ihn in die Nähe von Melvin Van Peebles SWEET SWEETBACK'S BADASS SONG rückt, mit dem er die New Yorker Avantgarde der frühen 70er Jahre nachhaltig anfixen und wie dieser bis heute in seiner ultimativen Einzigartigkeit überdauern konnte. Jimmy Cliff bildet dabei mindestens einen ebenso unvergesslichen Protagonisten, dessen unschuldige, zunächst von Naivität angetriebene Persona sich immer mehr assimiliert, emanzipiert und schließlich zum selbstbewussten und selbstbestimmten Charakter mutiert, der einer ganzen Generation zum Vorbild werden sollte.
LE SAUVAGE von Jean-Paul Rappeneau ist die pure Lust am Exzess. Wie er die bestens aufgelegten Stars, Catherine Deneuve und Yves Montand aufeinander jagt, frei nach dem Motto: Sie küssten und sie schlugen sich, ist von nahezu unglaublicher Rasanz und zudem vor traumhafter Kulisse in Venezuela und auf den Bahamas an Original-Schauplätzen brilliant inszeniert. Erst im letzten Drittel geht der Beziehungs-Chose ein bisschen die Puste aus, doch dafür kommen im Gegenzug etwas Melancholie und charakterliche Tiefe ins Spiel. Damit ist die Komödie ein echter Hauptgewinn für den Zuschauer.
RAILS INTO LARAMIE von Jesse Hibbs bietet konventionelle Western-Unterhaltung aus der Universal-Schmiede und hat mit Dan Duryea und Lee Van Cleef zwei Schwergewichte auf Seiten der Bösewichte, die es dem solide agierenden John Payne nicht gerade leicht machen, seine Mission den sabotierten Eisenbahnbau in Laramie zu untersuchen, sowie diesen Mißstand zu beenden. Jesse Hibbs, der zuvor meist als Regie-Assistent von John Ford, Anthony Mann oder George Sherman tätig war, drehte allein im Jahr 1954 vier Western, die naturgemäß nicht gleichermaßen überzeugen konnten, doch routiniert inszeniert sind sie allemal. John Payne und Dan Duryea trafen im selben Jahr noch einmal im B-Western-Meisterwerk SILVER LODE von Allan Dwan aufeinander.
MRS. SOFFEL von Gillian Armstrong erzählt die auf Tatsachen beruhende Geschichte der unglücklichen Ehefrau eines steifen Gefängnisdirektors im Pittsburgh des Jahres 1901. Als sie sich in einen vermeintlich unschuldig zum Tode verurteilten Gefangenen verliebt, stellt sie ihr bisheriges Leben in Frage und handelt spontan, als sich eine Gelegenheit zur Flucht bietet. Das historische Drama nimmt sich viel Zeit, die Lebensumstände der in patriarchalischen Verhältnissen lebenden Frau zu schildern und macht so ihre Beweggründe nachvollziehbar. Dabei bleibt lange unwägbar, ob der Gefangene wirklich unschuldig ist und sie sich von ihrem geheimen Wunsch aus dem Alltagsleben auszubrechen verleiten lässt, zumal auch nicht sicher ist, dass die aufkeimende Liebe gleichermaßen beidseitig ist, oder sie nur als Mittel zum Zweck des Todeskandidaten dient. Dadurch hält sich die Spannung, wenn die späteren Ereignisse zum Schicksal aller Beteiligten werden. Manches wird dabei vielleicht etwas zu sehr ausgedehnt, doch insgesamt bietet die Verfilmung Dank ausgezeichneter Inszenierung in allen Belangen sehenswertes Kino der klassischen Art.
DIE GLORREICHEN SIEBEN (John Sturges, 1960)
NUR DIE SONNE WAR ZEUGE (René Clément, 1960)
WEST SIDE STORY (Robert Wise, Jerome Robbins, 1961)
HAIE DER GROßSTADT (Robert Rossen, 1961)
LAWRENCE VON ARABIEN (David Lean, 1962)
DER LEOPARD (Luchino Visconti, 1963)
DIE ABENTEUER DES WERNER HOLT (Joachim Kunert, 1965)
DER SPION DER AUS DER KÄLTE KAM (Martin Ritt, 1965)
SWORD OF DOOM (Kihachi Okamoto, 1966)
BONNIE & CLYDE (Arthur Penn, 1967)
sowie weitere aus den Folgejahren...
Feine Aktion, immer wieder schön!
THE MINISTRY OF UNGENTLEMANLY WARFARE von Guy Ritchie ist sein Beitrag zum WK2-Kommmando-Film in dem er Henry Cavill und noch ein paar andere ins Nazi-Killing-Business schickt, was hier ausgiebigst mit zynischer Beiläufigkeit zelebriert wird, dass jegliche Wirkung dessen verpufft. Mag der Guy-Ritchie-Stil auch im Kriegsfilm-Genre seine Anwendung finden, läuft sich die Masche doch langsam aber sicher tot, nutzt sich ab, wird redundant, während sich der Regisseur immer mehr zum Vielfilmer entwickelt, dessen neuestem Output so gar nichts besonderes mehr anhaftet. Statt dessen bekommen wir einen weiteren Flop präsentiert, bei dem Til Schweiger's Auftritt noch zu den positiven Aspekten gezählt werden muss. Die eigentlich interessante MEN-ON-A-MISSION-Story der angeblich auf wahren Begebenheiten beruhenden Operation bleibt Stückwerk, Spannung Fehlanzeige und Ritchies berühmter Dialog-Witz weitgehend auf der Strecke. Einzig das finale Action-Set kann überzeugen, aber da war es mir fast schon egal. Gibt's im Moment bei YouTube für Umme.
SHŪ JIÀN ĒNCHÓULÙ von Ann Hui, die lange als Regie-Assistentin von Meister-Regisseur King Hu arbeitete und dem internationalen Publikum mit ihrer vielfach ausgezeichneten Regie-Arbeit BOAT PEOPLE (1982) bekannt wurde, drehte das vorliegende, zweiteilige chinesische National-Epos nach einem Roman von Jin Yong an Original-Schauplätzen (u.a. an der chinesischen Mauer) in China. Thematisiert wird der Kampf eines Geheimbundes der muslimischen Minderheit der Uiguren im 18. Jahrhundert gegen den Kaiser der Quing-Dynastie. Besondere Brisanz entsteht dabei durch die Tatsache, dass der Anführer der Aufständischen Chen Jia Luo (Zhang Duofu), der leibliche Bruder des Kaisers (Da Shichang) ist. Die realistisch gefilmte und mit viel Material-Aufwand hergestellte Groß-Produktion unterscheidet sich beträchtlich von den typischen Hongkong-Filmen jener Zeit. Zum einen weil versucht wird, ein authentisches Bild der Historie zu zeichnen, mit klar umrissenen Charakteren deren Motivation zu jeder Zeit schlüssig ist, etwas das üblicherweise nachrangig in vergleichbaren Produktionen ist, die sich mehr auf die Schauwerte fokussieren, andererseits weil Dank der nüchternen Erzählweise sowohl die politische Dimension des Stoffes deutlich wird, als auch die Inszenierung der zahlreichen, teilweise mit immensem Aufwand hergestellten Action-Szenen größtenteils ohne Hilfsmittel wie Wire Work und andere Übertreibungen auskommt, was dem Ganzen eine enorm glaubwürdige Bodenständigkeit verleiht. Während der erste Teil DIE ROMANZE VON BUCH UND SCHWERT die Geschichte zunächst im historischen Kontext verortet und die politischen wie religiösen Positionen herausstellt, wodurch mehrere Konfliktsituationen entstehen, die in perfekt choreographierten Martial-Arts-Auseinandersetzungen aufgelöst werden, interessiert sich der zweite Teil PRINZESSIN WOHLGERUCH für die individuellen, menschlichen Belange und rückt die Interaktion zwischen den handelnden Personen und ihre Beziehungsverhältnisse in den Mittelpunkt. Hier erreicht das Werk seinen emotionalen Kern, der dem Anspruch der Macher gerecht wird, womit klar ist das eine solch ambitionierte Arbeit im heutigen China nicht mehr möglich wäre. Nach dem bitteren Finale auf dem zugefrorenen See erschließt sich die vollständige pessimistische Dimension der schicksalhaften Geschichte und offenbart geradezu prophetisch den aktuellen Zeitbezug der poetischen Ballade.
RIDE TO HANGMAN'S TREE von Adam Rafkin ist ein Remake von BLACK BART (George Sherman, 1948) mit Dan Duryea und kann dem auf Tatsachen beruhenden Original zu keiner Zeit das Wasser reichen. Die Ideenarmut reicht hier sogar so weit, als dass massenhaft Stock Footage, nicht nur aber größtenteils aus BLACK BART verwendet wurde und jede Menge Szenenrecycling stattfindet. Schon der Vorspann irritiert, wenn sich die Hauptdarsteller selbst vorstellen und ein allgemein lockerer Ton angeschlagen wird, bis hin zur Verwendung eines typischen 60er-Jahre-Songs während einer Saloon-Szene. Während im schwer unterhaltsamen Original historische Figuren wie Lola Montez tragende Rollen spielen, wurde hier der historische Kontext komplett fiktionalisiert, ebenso wie der ursprünglich bittere Ausgang der Geschichte einem fröhlichen, wie unglaubwürdigen Happy End weichen musste. Spannung und Aufregung sucht man vergebens und es ist schon sehr verwunderlich, wenn die am stärksten inszenierten Action-Szenen aus dem rund 20 Jahre älteren Film stammen. Jack Lord trat im Folgejahr auf Hawaii (Fünf-Null) seinen Dienst an und das gefiel ihm offenbar so gut, dass er bis zu seinem Karriereende in keine andere Rolle mehr schlüpfte, woran er gut tat, denn für den seichten RIDE TO HANGMAN'S TREE wird man sich ganz sicher nicht an ihn erinnern.
DER GROßE IRRTUM (Bernardo Bertolucci, 1970)
RYAN'S TOCHTER (David Lean, 1970)
EIN HAUCH VON ZEN (King Hu, 1971)
ASPHALTRENNEN (Monte Hellman, 1971)
EIN GLÜCKLICHES JAHR (Claude Lelouch, 1973)
ASPHALTBLÜTEN (Jerry Schatzberg, 1973)
LENNY (Bob Fosse, 1974)
UZALA, DER KIRGISE (Akira Kurosawa, 1975)
DIESES LAND IST MEIN LAND (Hal Ashby, 1976)
TAG DER ENTSCHEIDUNG (John Milius, 1978)
Da mir ein Ranking ebenfalls nicht leicht fallen würde und die 1970er Jahre für mich ohnehin ein schwerer Brocken die Besten zu küren sind, hier eine kleine Auswahl, gelistet nach dem Jahr der Veröffentlichung. Danke für die tolle Aktion!
LA VINGT-CINQUIÈME HEURE von Henri Verneuil entstand nach einem Roman von Constantin Virgil Gheorghiu und erzählt die Odyssee eines Simpels im zweiten Weltkrieg. Der selten gezeigte Film kann getrost als vergessener Klassiker bezeichnet werden und bietet mit Hollywood-Star Anthony Quinn ein schauspielerisches Schwergewicht auf der Höhe seiner Kunst in der schwierigen Hauptrolle. Unter anderem mit beeindruckend gestalteten Massenszenen, gelingt es Verneuil die aberwitzige Reise eines rumänischen Bauern, vom zunächst als vermeintlich jüdisch Gebrandmarkten im Arbeitslager, bis auf die Anklagebank der Nürnberger Prozesse glaubwürdig darzustellen, sowie die Tragik der Ereignisse am Schicksal Einzelner zu vermitteln und dabei trotzdem nicht ohne Humor die Absurdität des Ganzen zu verdeutlichen. Wenn dem Protagonisten nach gelungener Flucht über die Grenze nach Ungarn von der jüdischen Hilfsorganisation die Hilfe verweigert wird, weil er nicht jüdisch ist und er später von den Nazis als leuchtendes Beispiel der arischen Rasse herausgestellt wird, erreicht der Film groteske Züge, die kaum noch zu überbieten sind.
THE SECRET INVASION von Roger Corman ist sein Beitrag zum damals florierenden, noch jungen Genre des Kommando-Films, ausgelöst durch Hits wie THE GUNS OF NAVARONE (J. Lee Thompson 1961) und nimmt die Prämisse von späteren Welterfolgen wie DIRTY DOZEN (Robert Aldrich 1967) vorweg, indem hier im 2.WK fünf Schwerverbrecher für eine tödliche Mission, angeführt von Stewart Granger zur Festung Dubrovnik aufbrechen, einen italienischen General zu entführen. Dabei geht es für die Entstehungszeit schon sehr rabiat zu Werke, die Gewalt kommt abrupt und heftig, der Tod macht keine Kompromisse, schlägt oft überraschend und erbarmungslos zu, was den Krieg als das Schreckgespenst zeigt, was er ist. Den feingeistigen und kultivierten Festungs-Kommandanten gibt Synchron-Legende Helmo Kindermann (Charlton Heston u.a.), ein Rollen-Profil welches zu dieser Zeit alles andere als üblich war. Das MEN-ON-A-MISSION-Flick startet nach cleverer Figuren-Einführung spektakulär, klärt die Ausgangslage und verweilt dann für eine gewisse Zeit im Inneren der Festung, nur um am Ende nochmal so richtig aufzudrehen. Mit Akteuren wie Raf Vallone, Mickey Rooney und Henry Silva bietet das Abenteuer einige echte Charakterfressen, denen man gern bei ihrem schmutzigen Handwerk zuschaut. Corman's Vielseitigkeit zeigt sich auch in diesem Genre und gibt dem geneigten Zuschauer alles, was er braucht.
ROGER CORMAN, der unangefochtene König des B-Movies ist tot. Jetzt ist also passiert, was man nicht für möglich gehalten hätte, denn es war ja eigentlich klar, dass Roger Corman ewig leben würde. Er starb bereits am 09.05.2024 im Alter von 98 Jahren. Es ist kaum zu erfassen, wie groß sein Einfluss auf das moderne Kino war, unzählige Meisterregisseure durchliefen seine Schule, fanden in ihre Profession, wie Bogdanovich, Coppola, Scorsese, Demme, Hellman oder Hopper um nur einige zu nennen. Dabei vertrat er das ökonomische Filmemachen wie kein Zweiter, ließ sich von Widrigkeiten jeglicher Natur nicht aufhalten, war kreativ, immer originell, förderte und forderte genau das von denen, die mit ihm arbeiteten. Ein Meister des Kinos ist von uns gegangen, möge er in Frieden ruhen und aus der Ewigkeit heraus auf uns blicken, wie wir seine Filme sehen. Corman Forever!
DIE HÖLLE VON MANITOBA von Sheldon Reynolds war Atze Brauners Versuch auch beim Italo-Western etwas Kasse zu machen und so packte er seine Stars aus den Karl-May-Filmen, Lex Barker und Pierre Brice in die typische Western-Kluft und ließ sie als rivalisierende Revolverhelden gegeneinander antreten. Das Drehbuch hat eine literarische Vorlage und wurde interessanterweise unter anderem vom sonst vor allem als Schauspieler bekannten Fernando Lamas verfasst. Mit der Besetzung von Marianne Koch und dem Engagement von Kameramann Federico G. Larraya wird deutlich in Richtung Sergio Leone geschielt, doch leider kommt der Film einfach nicht aus den Puschen, zumal belanglose Dialoge und die höhepunktarme Erzählweise ebenfalls nicht gerade dafür sorgen, dass die Spannung steigt. Aus der für sich genommen reizvollen Prämisse machte US-Regisseur Lamont Johnson ein paar Jahre später den ungleich gelungeneren Western A GUNFIGHT mit Kirk Douglas und dem unvergessenen Johnny Cash in den Hauptrollen.
PAUL AUSTER - WAS WÄRE WENN von Sabine Lidl kann noch bis zum 31.05.2024 über die arte-Mediathek angesehen werden. Zwar ist der Dreh- und Angelpunkt die Veröffentlichung seines vorletzten Romans 4321 von 2017, doch man bekommt über ein ausführliches Interview einen guten Zugang zu Autor und Werk, da auch seine Lebensthemen, sowie die wichtigsten Stationen seines Schriftstellerlebens behandelt werden.
SERPICO von Sidney Lumet büßt auch in der nunmehr sechsten Sichtung (wenn ich mich nicht irre) nichts von seiner Kraft und Authentizität ein, mit der das NEW-HOLLYWOOD-Meisterwerk den New Yorker Polizeiapparat seziert. Im Gegenteil, Al Pacino war selten intensiver als hier, er verschmilzt geradezu mit der Figur, wie er den anfangs idealistischen Polizisten, der zusehends am System zerbricht porträtiert. Hier gelingt der große Wurf, das perfekte Drama, einer der besten Polizeifilme sowieso. Mit DOG DAY AFTERNOON legten Lumet und Pacino zwei Jahre später nochmal nach und schufen erneut einen Klassiker.
BUCKAROO - IL WINCHESTER CHE NON PERDONA von Adelchi Bianchi war für mich insofern von Interesse, als dass hier der singende Cowboy-Vertreter des real existierenden Sozialismus Dean Reed in der Hauptrolle zu sehen (und zu hören) ist. Von seinen paar Italo-Western ist mir bisher nur sein Auftritt an der Seite von Yul Brynner in ADIOS SABATA bekannt gewesen und dort gefiel er mir ausnehmend gut. Bei den nicht zwitschernden Galgenvögeln macht er seine Sache ebenfalls recht anständig, aber das ist auch schon fast alles, was man über diesen Genre-Beitrag aus der dritten Reihe sagen kann. Die Billig-Produktion mit Alibi-Plot verschwendet viel von der kurzen Laufzeit mit hin und herreiten, dümmlichen Dialogen und allzeit vorhersehbaren Handlungen. Einzig die prominente Synchro ( z.B. Christian Brückner auf Reed) kann mit ihrem derb Sprüche klopfenden Habitus etwas zur Aufwertung beitragen. Geht gerade noch so.
UNFROSTED von und mit Jerry Seinfeld, der hier im Alter von 70 Jahren sein Regie-Debüt gibt, ist eine im nostalgischen Sixties-Look inszenierte Cerealien-Comedy voller Comedian-Cameos im Dialog-Dauerfeuer zwischen satirischer Hektik und alberner Hysterie, stets unterfüttert von Slapstick-Szenarios und kontrolliertem Aberwitz. Das muss man nicht gut finden, schließlich lässt sich über Humor trefflich streiten, doch der Wahnsinn ohne Handicap macht Spaß, nimmt sich niemals ernst, ist schnell, kurzweilig und immer typisch Seinfeld. Darf man mögen.
DENNIS HOPPER: UNEASY RIDER von Herrmann Vaske ist die überfällige Würdigung eines Hollywood-Außenseiters mit vielen Interviews von Weggefährten (Julian Schnabel, Wim Wenders u.v.a.). Das ist vielleicht etwas unkritisch, doch sehr unterhaltsam und aufschlussreich, zumal klar wird, dass er weit mehr war als der Crazy Guy, den viele in ihm gesehen haben, vielmehr ein Getriebener, ein rastloser Künstler, der sich auf verschiedenste Arten ausdrücken konnte. Eine prima Ergänzung zu Tom Folsom's herausragender Biographie (auf Deutsch erschienen bei Heyne 2013).
THE PRICE OF FEAR von Abner Biberman ist ein früher Breitwandfilm und später Film Noir aus der Universal-Schmiede, der obgleich recht attraktiv besetzt, an allen Ecken und Enden krankt. Der melodramatische, schwach konstruierte Krimi beweißt nachdrücklich mehrere Dinge. Zum einen wird deutlich warum die filmische Strömung bald am Ende war, denn weder wird in der beinahe ausschließlich bei Nacht spielenden Story glaubwürdig die Verlorenheit ihrer Protagonisten widergespiegelt, zu wenig nachvollziehbar bleibt ihr Handeln und zu oberflächlich der Dialog, auch die Chemie zwischen dem hier sehr ausdruckslosen Lex Barker und seiner deutlich älteren Partnerin Merle Oberon ist mehr Behauptung als dass sie irgendwie spürbar würde. Dadurch wird ebenso klar, dass man mit Barker in Hollywood nur wenig anzufangen wusste, weshalb er sich bald darauf notgedrungen in Richtung Europa aufmachte, wo seine goldenen Jahre noch vor ihm liegen sollten. Insofern kann THE PRICE OF FEAR zwar als Wendemarke in vielerlei Hinsicht verstanden werden, verzichtbar bleibt er jedoch dennoch. Nur für Komplettisten.
UN SECRET von Claude Miller lief heute Abend mal wieder auf arte, ein Film den ich immer wieder anschaue, wenn er im Fernsehen läuft. Es ist für mich einer der eindrucksvollsten Filme über den Holocaust, gerade weil dieser nicht gezeigt wird, ähnlich wie es in Vittorio De Sica's DER GARTEN DER FINZI CONTINI (1970) stattfindet. Die Literaturverfilmung nach einem Roman von Philipe Grimbert erzählt auf drei Zeitebenen die wahre Geschichte einer jüdischen Familie, macht unterschwellig die Schrecken der dunkelsten Tage des vergangenen Jahrhunderts spürbar und rührt mich jedes Mal zu Tränen. Sei es Cécile de France's Schönheit, Patrick Bruel's Charisma oder Ludivine Sagnier's Schwermut, das hochklassige Ensemble (u.a. Julie Depardieu, Mathieu Amalric) lässt die für elf französische Filmpreise nominierte Tragödie zu den wenigen Werken gehören, die eine Ahnung davon vermitteln, wie es sich angefühlt haben muss, in dieser Zeit gelebt zu haben. Ein zeitloses Meisterwerk.
Paul Auster (03.02.1947 - 30.04.2024) R.I.P.
GOLD OF THE SEVEN SAINTS von Gordon Douglas ist der letzte einer kleinen Reihe von feinen Western, die der vielseitige Routinier zwischen 1958 und 1961 mit Clint Walker drehte, den er durch die Arbeit an der legendären Fernsehserie CHEYENNE kennen lernte. Jim und Shaun, zwei Abenteurer, finden per Zufall eine Menge Gold und geraten bald darauf in Schwierigkeiten. Dank Jims Erfahrung und Shauns sonnigem Gemüt meistern sie ihre, sich zusehends auftürmenden Probleme. Ein solch attraktives Heldenduo, dessen einnehmende Chemie spätere Buddy-Movies vorwegnimmt, sieht man selten. Vor allem der hier mit Anfang dreißig noch sehr frisch und jugendlich wirkende Roger Moore fühlt sich in diesem Sujet sichtlich zu Hause und hat immer ein fröhliches Lied oder einen lustigen Spruch auf den Lippen, während Walker davon angesteckt, ungewohnt locker daherkommt. 'Easy come, easy go' ist dann auch das Motto der in Utah's überwältigender Landschaft gefilmten Schatzjagd.
CIVIL WAR von Alex Garland ist der Film der Stunde, vielleicht sogar des Jahres, was die Zeit erweisen wird und womöglich braucht es den Blick von außen, den Blick aus der Distanz über den der Engländer Garland in jedem Fall verfügt, um die Dinge klarer zu sehen, denn CIVIL WAR, und soviel kann man mit Gewissheit sagen, ist sein Meisterstück. "America, the Beautiful" - Zerrissenes Land, "Way Down" - God's own Country am Abgrund, "… And now, the end is near, And so I face the final curtain" - keine Wege mehr zu gehen. In den Evergreens des Home of the Brave wird alles gesagt, in der Geschichte des Landes ist alles angelegt, in der Gegenwart liegt die Erklärung dieses Stückes Zeitgeist, in dem erstaunlich wenig erklärt wird, weil hier die Bilder regieren, die Bewegung der Kamera, das Sounddesign, der Soundtrack. Hier geben die auf den Punkt gesetzten Schnitte den Rhythmus vor, die makellosen Darstellungen, die vielsagenden und doch an einfacher Klarheit nicht zu überbietenden Dialoge. Ein Epos ohne ein Gramm Fett, heruntergebrochen auf das wesentliche, die Aussage, die jeder versteht, die hier nicht mit erhobenenem Zeigefinger präsentiert wird, sondern unprätentiös, faktisch und rein. Ebenso die Struktur des Films, oberflächlich betrachtet ein Roadmovie, eine weitere Reporter-Story wie SALVADOR, UNDER FIRE u.s.w., tatsächlich eine zu Ende gedachte Polit-Spirale, deren Wahrwerdung nur eine Wahl weit entfernt liegt, die den aktuellen Diskurs kommentiert, weiter spinnt und durchexerziert in einer Weise, wie es sich bisher kein Film in seiner Drastik getraut hat. In der besten Szene des Films bringt der ungenannte Jesse Plemons die Banalität des Bösen auf seine Minimalformel nieder und schockiert dadurch umso mehr. Das unfassbare Finale am Ende der Reise in Washington D.C. setzt dem Ganzen die Krone auf. Etwas atemberaubenderes, besser inszeniertes habe ich seit langer Zeit nicht gesehen. In seiner Konsequenz geht der Film über die Grenzen des bisher gezeigten hinaus und entlässt den Zuschauer nachhaltig verstört und sprachlos, gleichwohl überwältigt und demütig. Filme wie dieser beweisen eindrucksvoll, dass das Kino noch nicht am Ende ist und das es für diesen Beweis genau solche Filme braucht. Ein Kriegsfilm, ein Apocalypse Now 2.0, der Totentanz einer Nation am Scheideweg ist CIVIL WAR und noch so viel mehr.
HARDCASE von John Llewellyn Moxie ist einer von drei Western, die Clint Walker Anfang der siebziger Jahre für die ABC als 'Movie of the Week' drehte und der einzige der drei, der nicht in Deutschland gezeigt wurde. Ein South-Of-The-Border-Western über einen Gringo (Walker) in Mexiko, der als Veteran des Spanisch-Amerikanischen Krieges nach seiner Rückkehr in die texanische Heimat feststellen muss, dass seine Farm verkauft wurde und seine Frau (Stefanie Powers) mit einem mexikanischen Revoluzzer (Pedro Armendariz jr. ) über die Grenze gegangen ist, um den Erlös der Revolution zugute kommen zu lassen. Als er sie findet, ist das Geld ausgegeben und er muss feststellen, dass sie ihn seit Jahren für tot hielt und der Mexikaner ihr ein liebender Mann ist. In seiner Hilflosigkeit entführt er beide in der Hoffnung auf ein Lösegeld um seinen finanziellen Verlust zu kompensieren. Sie in die Staaten zu bringen stellt sich als schwierig heraus, denn sowohl die Revolutionäre, als auch die Federales sitzen ihm nun im Nacken. Hilfe erhält er von einem amerikanischen Söldner (Alex Karras). Eine in allen Belangen professionelle Arbeit mit guten Dialogen und glaubwürdigen Charakteren. Für die packenden Stunts war Hal Needham zuständig.