EddieLomax - Kommentare
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Alle Kommentare von EddieLomax
NEW YORK - PARIS NONSTOP: WETTLAUF DER FLUGPIONIERE von Dokumentar-Filmer Mathias Haentjes erzählt die Geschichte der tollkühnen Flugpioniere (u.a. Charles Lindbergh), die Mitte der 1920er-Jahre um den Orteig-Preis, damals immense 25.000 Dollar, konkurrierten und mit ihren waghalsigen Atlantik-Flügen nicht nur der Entwicklung der Luftfahrt einen enormen Schub verpassten, sondern auch ein ums andere Mal ihr Leben riskierten. Von den sechzehn Teilnehmern kehrten nicht alle zurück. Ist der Sieger auch bekannt, so abenteuerlich wird die Geschichte dahinter erzählt und endlich allen anderen Teinehmern ein Gesicht gegeben. Zusammengetragen wurde sie von Sachbuch-Autor Joe Jackson in seinem fulminanten Buch ATLANTIKFIEBER (mare Verlag, 2013), welches die Grundlage für diese zwar konventionell hergestellte, doch sehr informative Dokumentation lieferte. Erfreulich ist, dass Jackson selbst zu Wort kommt, sowie einige Historiker und Experten, welche viele Details beisteuern. Der inhaltliche Reichtum der Vorlage wird leider nicht erreicht und auch den erzählerischen Spannungsbogen des Werkes sucht man vergebens, was jedoch nur bei Kenntnis desselben auffallen dürfte. Dafür gibt's jede Menge Original-Bildmaterial, sowohl in Form von Photographien, als auch filmischen Aufnahmen. Jetzt bis 19.08.2025 in der arte-Mediathek zu finden.
AMSAL von Choi Dong-Hoon ist ein spektakulär inszeniertes, auf mehreren Zeitebenen spielendes, vielschichtiges Spionage-Epos mit beeindruckenden Schauspiel-Leistungen und fulminanten Action-Szenen. Im von Japanern besetzten Korea wird die junge Scharfschützin Ahn Ok-yun ausgewählt, gemeinsam mit zwei anderen Auserwählten ein Attentat auf den Kollaborateur Kang In-guk zu verüben. Was sie nicht weiß ist, dass die Zielperson ihr Vater ist, der einst ihre Mutter umbringen ließ und Ahn's Zwillingsschwester aufzog, während sie selbst von ihrer Amme vor dem sicher geglaubten Tod gerettet wurde. Während viele Charaktere die komplexe politische Situation im historischen Setting verschiedener Schauplätze bevölkern, schälen sich langsam ein paar Hauptfiguren heraus, bei denen nicht immer klar ist, ob ihnen zu trauen ist. Ein Geflecht aus Intrigen, Lügen und Verrat verdeutlicht die schwierige Lage, der jede und jeder der Protagonisten jederzeit zum Opfer fallen kann. Die deutsche Synchro ist zwar hochwertig, wirkt aber etwas steril, sodass die OmU-Fassung vorzuziehen ist.
JACK MCCALL, DESPERADO von Sidney Salkow macht ohne Not aus der historisch verbürgten Tatsache um die feige Ermordung Wild Bill Hickock's durch den Banditen Jack McCall eine Umdeutung zur Heldengeschichte und aus dem Täter einen unschuldig Verfolgten, der zum gerechten Rächer wird. McCall (George Montgomery), der als Südstaatler in der Unionsarmee dient, wird durch einen Fehler zum Verräter gebrandmarkt und verurteilt. Nach seiner Flucht gilt er als Desperado, will aber nur nach Hause. Sein früherer Offizier Hickock (Douglas Kennedy) verfolgt ihn, verpasst ihn aber und tötet dessen Familie. Später in Deadwood begeht Wild Bill im Amt des Sheriffs weitere Verbrechen, bis McCall ihn stellt. So weit, so verdreht, doch sieht man einmal davon ab, ist es ein handwerklich solide produzierter Western mit ebenso soliden Darbietungen, der von seiner Prämisse abgesehen genauso solide unterhält. Neben dem Bürgerkrieg, Indianerkämpfen und Postkutschenüberfällen werden auch noch zarte Bande der Liebe geknüpft, viel Inhalt also, damit es ja nicht langweilig wird. Demzufolge ist das Montgomery-Star-Vehikel nichts besonderes, aber auch kein Totalausfall, reiner Durchschnitt eben. In einer Nebenrolle ist übrigens LONE RANGER's Tonto Jay Silverheels als Häuptling Red Cloud zu sehen.
THE DRAUGHTMAN'S CONTRACT war der erste Spielfilm von Dokumentarfilmer Peter Greenaway, dessen experimentelle Werke bis heute das Publikum spalten. Künstler Neville (Anthony Higgins) soll zwölf Ansichten eines Landsitzes malen, im Gegenzug für sexuelle Gefälligkeiten der Dame des Hauses (Janet Suzman), deren Gatte auf Reisen ist. Bald schon macht sich der überhebliche Zeichner Feinde in der feinen Gesellschaft, als plötzlich ein Mord geschieht. Nichts weniger als die Neuerfindung des Kinos wird Greenaway für dieses Kunstwerk zugeschrieben und tatsächlich bricht der Film mit den gängigen Sehgewohnheiten und Erzählstrukturen, funktioniert auf mehreren (Meta-)Ebenen, kommt etwas sperrig, doch fordernd daher und bietet anregende Unterhaltung.
THE OKLAHOMAN von Francis D. Lyon ist der erste von zwei Western, die der Regisseur im Jahr 1957 mit Joel McCrea in der Hauptrolle drehte, der zweite war GUNSIGHT RIDGE.
Erzählt wird die Geschichte des Arztes John Brighton (McCrea), der mit seiner schwangeren Frau um 1870 auf dem Weg nach Kalifornien ist. In Oklahoma stirbt die Frau bei der Geburt ihrer Tochter, woraufhin John im nächstgelegenen Ort bleibt und fortan wieder praktiziert. Hier herrscht der skrupellose Rancher Dobie (Brad Dexter), dessen Hauptanliegen es ist, sich möglichst viel Indianerland unter den Nagel zu reißen, weil dort Öl gefunden wurde. Als es Opfer zu beklagen gibt, ergreift John Partei.
Walter Mirisch (THE MAGNIFICENT SEVEN, John Sturges 1960) produzierte in den 50er Jahren diesen, und eine Reihe weiterer, kleinerer Western in CINEMASCOPE, bis er für seinen oben genannten großen Wurf genügend Geld zusammen hatte. Genre-Star Joel McCrea stieg öfter für ihn in den Sattel, so auch hier. Wie fast immer in dieser Dekade war McCrea eigentlich bereits zu alt für seine Rolle, eine Besonderheit die er mit seinem Kollegen Randolph Scott teilte, kann das aber mit seinen schauspielerischen Fähigkeiten gut überspielen. Als freigeistiger Mediziner passt er prima und kann so den überspannenden Konflikt des Plots gut verdeutlichen.
Historisch betrachtet hätte die Handlung eigentlich gut zwanzig Jahre später spielen müssen, denn weder wurde dort bereits 1870 Öl entdeckt, noch gab es das erst 1889 gegründete Oklahoma City. Ein ähnliches, selten bearbeitetes Thema beackerte Martin Scorsese 2023 in seinem auf Tatsachen beruhenden KILLERS OF THE FLOWER MOON. Zwar ist THE OKLAHOMAN weit von einer Vorstudie entfernt, inhaltliches Interesse wird aber geweckt, denn der ordentlich inszenierte Western funktioniert in sich und kann Vielsehern getrost empfohlen werden. Der deutsche Titel weißt mal wieder keinerlei Bezug zum Produkt auf, aber das ist man ja leider gewohnt.
CITY LIGHTS von und mit Charlie Chaplin ist gerade als Teil einer kleinen, aber feinen Werkschau in der arte-Mediathek zu finden, die einen hübschen Überblick zum Werk des Filmpioniers bietet, wobei es auch selten gezeigte Klassiker zu entdecken gibt:
https://www.arte.tv/de/videos/RC-026445/filme-von-charlie-chaplin/
NEWMAN'S LAW von Richard T. Heffron, der damit nach einigen herausragenden TV-Filmen den Sprung vom Fernseh- zum Kinofilm-Regisseur schaffte, ist ein ziemlich harter Cop-Krimi mit Blaxploitation-Anleihen, in dem George Peppard, kalt wie eine Hundeschnauze, einen seiner letzten großen Auftritte hatte, bevor seine Karriere den Rückwärtsgang einlegte, die Filme spärlicher (und schlechter) wurden, bis eine gewisse Fernsehserie um vier selbstlose Helfer nochmal für ein Comeback sorgte.
Los Angeles: Der straighte Cop Vince Newman nimmt mit seinem Partner Garry (Roger Robinson) einen Drogendealer ins Visier. Es weitet sich aus und bald gibt's einen riesigen Fund, allerdings auch ein paar Tote. Die Spur führt zum Syndikatsboss Falcone (Louis Zorich), doch der hat gute Beziehungen und nutzt alle erdenklichen Mittel sich der Gerichtsbarkeit zu entziehen. Newman stösst auf ein Geflecht aus organisiertem Verbrechen und Korruption. Bald kommt es zur offenen Konfrontation.
Der überraschend um Komplexität bemühte Polizeifilm kommt rau und direkt daher, betreibt keine Schwarzweißmalerei und geht wenig zimperlich in seiner Darstellung von gewaltvollen Auseinandersetzungen vor. Zunächst scheint es ein herkömmlicher Reißer um toughe Bullen zu sein, wie es sie in der Folge von DIRTY HARRY und FRENCH CONNECTION zuhauf gab, doch bald wird deutlich, dass wir es hier mit einem besonders pessimistischen Exemplar zu tun haben. Spätestens wenn Newman an einem Punkt ankommt, wo er sein Vertrauen in die eigenen Institutionen verloren hat, für die er täglich sein Leben riskiert und wie ein tollwütiger Hund zur Abrechnung schreitet, gewinnt der Film beträchtlich.
ONLY GOD FORGIVES ist ein reinrassiger Nicolas Winding Refn, wie er typischer nicht sein kann. Der Regisseur profiliert sich mit seinem ganz auf Atmosphäre ausgerichteten Werk einmal mehr als der legitime Erbe Stanley Kubrick's dessen kalte Sterilität er ins einundzwanzigste Jahrhundert gerettet hat.
Julian (Ryan Gosling) betreibt in Bangkok gemeinsam mit seinem Bruder Billy einen Boxclub. Doch nicht nur sportlichen Interessen wird hier nachgegangen, auch mit Drogen wird gehandelt. Der Club dient nur als Tarnung für ein Familien-Unternehmen, deren Leitung der Mutter der beiden Brüder in den USA unterliegt. Eines Tages tötet Billy eine sechzehnjährige Prostituierte auf brutalste Art mit seinen bloßen Händen. Der Vater des Mädchens, der zugleich ihr Zuhälter war, tötet Billy daraufhin auf dieselbe Weise im Auftrag seines Bosses Chang (Vithaya Pansringarm), eines Polizisten. Mutter Crystal (Kristin Scott Thomas) reist aus den Staaten an um ihren Sohn zu identifizieren. Sie erteilt Julian den Auftrag Rache zu üben. Aber Julian ist nicht aus dem gleichen Holz wie sein Bruder geschnitzt, auch wenn er die gleiche innere Leere wie dieser verspürt. Er ist es gewohnt von seiner Mutter gedemütigt zu werden, wehrt sich nicht dagegen, handelt ausschließlich aus inneren Impulsen heraus, agiert nur sporadisch, ist allerdings ebenfalls zu äußerster Brutalität fähig. Seine selbstzerstörerische Kraft findet in Lt. Chang ein willkommenes Ventil.
Auf die Frage hin, worum es denn in seinem nächsten Film gehen würde, antwortete Nicolas Winding Refn nach seinem künstlerischen wie kommerziellen Durchbruch mit DRIVE (2011), es gehe um einen Mann der sich mit Gott anlegt. Die Hauptrolle bekleidet wie im Vorgängerfilm der damalige Hollywood-Hot-Shot Nr. 1 Ryan Gosling, Handlungsort ist Bangkok. So weit, so interessant. Die Premiere des neuen Werkes fand wieder bei den Filmfestspielen von Cannes statt, wo DRIVE seinerzeit frenetisch bejubelt wurde. Doch diesmal ging der Schuß nach hinten los, ONLY GOD FOGIVES fiel komplett durch. Etwas das verwundert, setzt man sich mit dem filmischen Schaffen von Nicolas Winding Refn auseinander.
Es ist ein Film der Schauplätze, Farben und Töne, der sich um den Inhalt, eine simple Rachegeschichte wenig schert, dem die Stimmungen wichtiger sind. Ein Film der, und das eint ihn mit DRIVE, von einer berückenden Langsamkeit ist, der sofort gefangen nimmt, den Zuschauer anzieht und zugleich abstößt. Eine Herausforderung wie WALHALLA RISING (2009) und BRONSON (2008), ein ebensolches Experiment mit surrealer Note von einem Regisseur der längst seinen Stil gefunden und ausdefiniert hat. Refn beweist einmal mehr seine ganze Klasse mit einem Werk von nachhaltiger Irritation.
DRIVE ist ein von Nicolas Winding Refn auf der Höhe seiner Kunst brilliant inszenierter und gespielter Meta-Film, der eine unglaubliche hypnotische Sogkraft entfaltet, die immer wieder von kurzen, extremen Gewaltausbrüchen unterbrochen wird.
Driver fährt als Stuntman tagsüber in Hollywood Autos zu Schrott, des Nachts lässt er sich von Dieben und anderen Verbrechern als Fluchtwagenfahrer anheuern. Er folgt dabei gewissen Regeln und lebt nach einem bestimmten Kodex. Äußerlich wirkt er dabei stets unbeteiligt und kühl, so als sei er in einer innerlich völlig leeren Hülle gefangen. Das ändert sich als er sich in seine Nachbarin verliebt, die in der Wohnung gegenüber mit ihrem kleinen Sohn lebt. Man kommt sich näher. Doch da ist noch ihr Mann, der frisch aus dem Gefängnis kommt und noch eine Rechnung zu begleichen hat, bei der er Drivers Hilfe braucht. Die Tragödie nimmt ihren Lauf...
Angesiedelt in einem Retro-Film-Universum zwischen sonnestrahlendurchflutetem Achtziger-Chic mit seinen leuchtenden Farben, den nächtlichen Schattenwelten eines Jean-Pierre Melville mit seinen emotionsarmen Verliererballaden und den professionellen Crimeworkers aus Walter Hills Straßenwestern, exerziert Filmemacher Refn hochkonzentriert eine Chronologie des Scheiterns in betörend schönen Bildern.
Dabei gelingt ihm, ganz ähnlich zur reduzierten Romanvorlage von James Sallis, ohne viele Worte die Wiedergeburt des Cinema of Cool auch dank der ikonenhaften Darstellung des Driver durch seinen Star Ryan Gosling, dem es spielend gelingt das Seelenleben seines Charakters nur durch Blicke und Gesten zu verdeutlichen und das ganz wohltuend ohne selbstzweckhafte Posen, wie sie heute im Genrekino gang und gäbe sind.
Die handverlesene Besetzung reicht von Carey Mulligan über Christina Hendricks bis hin zu Bryan Cranston und Ron Perlman, wobei besonders die Auftritte von Oscar Isaac, der in seinen Szenen an den jungen Armand Assante erinnert, sowie die überraschende und äußerst kraftvolle Performance des ehemaligen Regie-Stars Albert Brooks im Gedächtnis haften bleiben. Meisterwerk!
TOP TEN ACTION
UM KOPF UND KRAGEN (Hal Needham, 1978)
MCQUADE - DER WOLF (Steve Carver, 1983)
POLICE STORY (Jackie Chan, 1985)
DIE SPEZIALISTEN (Patrice Leconte, 1985)
DEADLY REVENGE (John Flynn, 1991)
HARD BOILED (John Woo, 1992)
IM KÖRPER DES FEINDES (John Woo, 1997)
RONIN (John Frankenheimer, 1998)
EXILED (Johnnie To, 2006)
MISSION IMPOSSIBLE - DEAD RECKONING (Christopher McQuarrie, 2023)
THE SAVAGE von George Marshall ist ein Film von geradezu entwaffnender Aufrichtigkeit und zeigt den jungen Charlton Heston in seiner ersten Western-Hauptrolle. Entstanden auf dem Höhepunkt einer Welle von indianerfreundlichen Filmen, zwei Jahre zuvor ausgelöst durch BROKEN ARROW von Delmer Daves, bemüht sich die Literaturverfilmung von der ersten Minute an um Differenzierung.
Ein Junge überlebt als Einziger den Angriff auf seinen Siedlertreck durch kriegerische Crow, wird jedoch von heranrückenden Sioux gerettet und aufgenommen. Als Erwachsener gerät er in einen Gewissenskonflikt und wird zum Vermittler zwischen Soldaten und Indigenen. Auf beiden Seiten erfährt er sowohl Offenheit als auch Ablehnung, lässt sich aber nie von den Umständen zu Handlungen hinreißen, die den Frieden gefährden könnten.
Zwar ist der für ein großes Publikum konzipierte Film ein Kind seiner Zeit und nicht besonders komplex in seiner Bearbeitung des vielschichtigen Themas, versucht aber dennoch nicht den einfachsten Weg zu gehen. Die von vielen Zwischenfällen auf beiden Seiten belasteten Beziehungen zwischen den Parteien werden hinreichend dargestellt, ebenso der innere Konflikt der Hauptfigur.
Der gerade in seinen frühen Darstellungen oft offensiv agierende Heston, der hier in seinem erst dritten Film zu sehen ist, glänzt mit zurückhaltendem Spiel. Der sonst auf Komödien spezialisierte Regisseur Marshall bearbeitet den Stoff äußerst seriös und mit viel Respekt vor seinen Figuren. On Location in den Black Hills gedreht, sorgt auch das Setting für die nötige Authentizität.
MISSION: IMPOSSIBLE - THE FINAL RECKONING von Christopher McQuarrie gelingt das Kunststück Reihen-Requiem und Hommage an das adrenalingeladene Hochspannungs-Thriller-Kino der 1990er Jahre zugleich zu sein und gipfelt in einem wahrhaft schwindelerregenden Herzschlag-Finale, welches nicht nur ein letztes Ausrufezeichen an die künftige Konkurrenz, sondern auch den perfekten Schlußpunkt hinter gut dreißig Jahre Action- und Abenteuerspektakel setzt, die ohne den unbändigen Ehrgeiz und die Hingabe des Produzenten und Hauptdarstellers Tom Cruise nie in einem solchen Maße hätte realisiert werden können. Somit hat er in der Rolle seines Lebens bei der letzten Weltenrettung das einst an seiner Startlinie formulierte, heere Ziel erreicht. Zwar wird die wirklich meisterhafte Präzision des unmittelbaren Vorgängers nicht mehr ganz erreicht, doch schafft dieser Abschluss um den amerikanischen Top-Agenten, was seinem britischen Kollegen 007 verwehrt blieb, nämlich einen Bogen zu den Anfängen zu schlagen, ohne dabei die Grundfesten der Reihe zu erschüttern und gleichzeitig ein würdiges und rundes Finale Furioso zu erschaffen, dass maximal Lust macht, am besten alles gleich nochmal von vorne anzusehen. If there's a Hunt, there's always a Hope. Mission Accomplished.
SATURDAY NIGHT von Jason Reitman ist die ambitionierte Rekonstruktion der chaotischen Vorbeitungen zur allerersten SNL-Show, die am 11. Oktober 1975 auf Sendung ging. Für mich, der ich mit den Filmen der Protagonisten wie Chevy Chase, Dan Aykroyd, Billy Crystal und Co. aufgewachsen bin (und deren Humor mich noch immer zum lachen bringt), war das per se interessant, allerdings ist das Ergebnis eher ernüchternd. Denn von der locker-albernen Attitüde der Originale ist hier wenig bis gar nichts zu finden. Zwar ist die Ausstattung fantastisch und zunächst einnehmend, doch ziemlich schnell erweist sich die durch schnelle Schnitte und die flotte Untermalung suggerierte Rasanz als nur vorgegeben, während Dialog und Figurenzeichnung schwer zu wünschen übrig lassen. Auch mit dem Casting bin ich unzufrieden, da die meisten der Akteure in tragenden Rollen gut zehn Jahre jünger sind, als es ihre Vorbilder damals waren. Darüber könnte man hinwegsehen, wenn es funktionieren würde, aber das tut es nur bedingt. Die kleinen Auftritte von Willem Dafoe oder J.K. Simmons können kaum darüber hinwegtrösten. Da jedoch die Idee sympathisch und die Mühe aller Beteiligten sichtbar ist, kann man sich diese Hinter-den-Kulissen-Dramödie schonmal antun, sofern man kein Comedy-Gold erwartet.
KILLSHOT von John Madden überrascht als ein leiser, jedoch akribischer und hervorragend montierter, den Siebziger Jahren verhafteter Thriller, der durch das nuancierte Spiel seiner vier Hauptdarsteller, schnell an Spannung gewinnt und bis zum Finale die Schlinge immer enger zieht. Vor allem Mickey Rourke lässt Erinnerungen an seine Glanzleistungen der Achtziger Jahre erwachen.
Armand "Blackbird" Degas (Mickey Rourke) kehrt für einen letzten Auftrag in seine alte Heimat zurück. Dabei gerät er eher zufällig an den Kleinkriminellen Richie Nix (Joseph Gordon-Levitt), der ihn an seinen, irrtümlich von ihm selbst erschossenen, jüngeren Bruder erinnert. Nix kann Blackbird überreden ihm bei der Erpressung eines Immobilien-Maklers zu helfen, bei dem es angeblich viel zu holen gibt. In der Geschäftsstelle angekommen unterbrechen sie das Ehepaar Colson, Maklerin Carmen (Diane Lane) und Stahlarbeiter Wayne (Thomas Jane) beim Streit in der Mittagspause. In der Annahme Wayne sei das gesuchte Opfer, bedrohen die Verbrecher das Paar. Der standfeste Stahlarbeiter kann das ungleiche Duo in die Flucht schlagen. Der gesuchte Killer Blackbird will das Paar nun töten, gefährdet es doch jetzt seine Anonymität. Nach einem ersten missglückten Anschlag kommen die Colsons in ein Zeugenschutzprogramm des FBI. Doch Blackbird hat Erfahrung mit der Jagd auf Menschen und tötet jeden, der sich ihm in den Weg stellt. So kommt er den Colsons gefährlich nahe. So nah, das nicht mal das FBI in der Lage ist das Ehepaar zu schützen.
Warum nun Harvey Weinstein den Film drei Jahre auf Eis liegen ließ oder auch Quentin Tarantino's Name nicht mehr in den Credits (er hat den Film mitproduziert) auftaucht, wird wohl für immer sein Geheimnis bleiben. Weshalb er allerdings Johnny Knoxvilles Rolle herauskürzte, ist indes klar. Seine Figur des Hilfssheriffs bringt den Film, wie schon die Romanvorlage von Elmore Leonard, kein Stück voran und behindert den Erzählfluß. Dadurch kommt der Film auf schlanke 90 Minuten und vollkommen ohne Längen aus. Schade nur, daß er kein großes Publikum fand und ein Geheimtip bleiben wird. Fans von klassischen Thrillern kommen jedenfalls bei diesem sehr gut besetzten und gespielten, entspannt inszenierten Exemplar auf ihre Kosten.
WINGS OF THE HAWK von Budd Boetticher war im Jahr 1953 einer der ersten Filme von UNIVERSAL, die den aufkommenden und schnell wieder abflauenden 3-D-Boom bedienten. Ursprünglich als Projekt für Glenn Ford unter der Regie von William A. Wellman initiiert, spielte nun SHANE-Star Van Heflin für den Mexiko-Experten Budd Boetticher in einem frühen Revolutions-Western, angesiedelt um 1911, während Pancho Villa's Kampf gegen die Regierung von Porfirio Diaz.
Irish Gallagher (Heflin) betreibt eine Goldmine in Mexiko. Gerade als er auf einen großen Fund stößt, tauchen Regierungstruppen auf und wollen das Gold beschlagnahmen. Es kommt zum Kampf, in dessen Folge Gallagher fliehen muss, während sein Geschäfts-Partner den Tod findet. Rebellen unter Führung der attraktiven Raquel (Julie Adams) retten ihn vor den Soldaten. Nach einigen Zwischenfällen beschließt Irish, mit den Revolutionären gemeinsame Sache zu machen. Um seine Mine zurück zu bekommen, will er ihnen Waffen beschaffen, wenn sie ihn im Gegenzug bei seinem Vorhaben unterstützen.
An Politik ist Boetticher nicht interessiert, vielmehr will er zeigen wozu jemand in der Lage ist, wenn er für seine Überzeugungen eintritt. Es ist der vielleicht aktionsreichste Film des Regisseurs, der hier sein ausgezeichnetes Gespür für Dynamik und Action voll ausspielt, was wohl auch der Tatsache geschuldet ist, dass ihm ein sehr hohes Budget zur Verfügung stand. Julie Adams sieht im Vaquero-Kostüm unheimlich sexy aus, sodass es wenig verwunderlich ist, wie sie Charakter-Kopf Heflin denselben verdreht, wobei der Liebe zartes Band nur angedeutet wird.
EUROVISION SONG CONTEST: THE STORY OF FIRE SAGA von David Dobkin war jetzt endlich mal fällig, passend zur aktuellen ESC-Woche. Dobkin hat schon ein paarmal meinen Humor getroffen und auch dieser Film konnte mich überzeugen, weil er seine Figuren ernst nimmt und trotz allem Witz nie der Lächerlichkeit preisgibt. Zudem stimmen Sound und Setting, wobei das Herzblut aller Beteiligten zu jeder Zeit spürbar ist. Eine prima Einstimmung auf das kommende Event.
NONNAS von Stephen Chbosky ist ein Film, der mir besser gefällt als er eigentlich ist, weil einfach viele der Zutaten stimmen, was bei einem kulinarischen Thema bereits die halbe Miete ist. Dann sieht er auch noch unheimlich gut aus (Kamera: Florian Ballhaus) und hört sich Dank vieler italienischer Evergreens toll an. Es ist im Grunde wie bei einem feinen italienischen Menü, nur das dieses dabei schön duftet und schmackhaft den Gaumen streichelt, bis man gar nicht mehr aufhören kann zu genießen. Natürlich ist es länger, als es gut für einen ist und irgendwann merkt man, dass man schon satt ist, obwohl noch etwas übrig ist. Wie bei NONNAS. Eine schöne (und wahre) Geschichte, die viel Freude macht, ansprechend und herzlich zubereitet, doch am Ende etwas zu lang ist.
HELL CANYON OUTLAWS von Regisseur Paul Landres (THE RETURN OF DRACULA, 1958) entstand für Republic Pictures als kleiner Town-Tamer-Western, der von den üblichen Genre-Mustern abweicht. Der dicht inszenierte Film besticht zudem durch seine starke Bilddramaturgie und die feine Schwarzweiß-Photographie von Kamera-Mann Floyd Crosby (HIGH NOON, Fred Zinnemann 1952).
Sheriff Caleb Wells (Dale Robertson) wird gemeinsam mit seinem Deputy Bear (Charles Fredericks) wegen Beschäftigungslosigkeit entlassen, denn die Gegend ist seit langer Zeit friedlich und frei von Zwischenfällen oder gar Verbrechen, weshalb man die beiden verdienten Haudegen durch einen Bürokraten ersetzt. Es kommt, wie es kommen muss, denn der Bandit Happy Waters (Brian Keith) erreicht mit seiner Gang die Stadt und beschließt zu bleiben. Während die Banditen nach und nach die Stadt übernehmen und ihre Bedrohlichkeit, die als Machtinstrument vollkommen ausreicht, gegen die Bürger einsetzen, sehen Caleb und Bear nur dabei zu und fühlen sich als aussortierte Gesetzeshüter verständlicherweise nicht mehr zuständig. Dann eskaliert die Situation...
Die ungewöhnliche Ausgangssituation wird glaubwürdig weiterentwickelt, so dass ein beträchtliches Maß an Spannung erreicht wird, was auch daran liegt, dass der Status quo sehr lange gehalten wird und man den Eindruck gewinnt, bis zum letzten Moment auf die Folter gespannt zu werden. Dale Robertson und der wie immer grandiose Brian Keith sind zudem als Kontrahenten in der Lage, die Anspannung zwischen ihren Figuren von Beginn an spürbar zu machen. In einer Nebenrolle ist als Robertson's Love Interest übrigens die Italienerin Rosana Rory aus Michelangelo Antonioni's L'ECLISSE (1962) zu sehen.
TOP TEN FANTASY
(Auch von mir Dank für Dein Engagement!)
DIE NIBELUNGEN (Fritz Lang, 1924)
KING KONG UND DIE WEIßE FRAU (Ernest B. Schoedsack & Merian C. Cooper, 1933)
IN DEN FESSELN VON SHANGRI LA (Frank Capra, 1937)
MÜNCHHAUSEN (Josef von Báky, 1943)
20.000 MEILEN UNTER DEM MEER (Richard Fleischer, 1954)
DIE REISE ZUM MITTELPUNKT DER ERDE (Henry Levin, 1959)
EXCALIBUR (John Boorman, 1981)
CONAN - DER BARBAR (John Milius, 1982)
DIE LEGENDE VON DEN ACHT SAMURAI (Kinji Fukasaku, 1983)
DER HERR DER RINGE: DIE GEFÄHRTEN (Peter Jackson, 2001)
THE KILLER IS LOOSE von Budd Boetticher ist ein Film Noir, des vornehmlich für seine Western-Miniaturen berühmten Regisseurs, in dessen Anschluss er mit dem Meisterwerk SEVEN MEN FROM NOW (1956) den Höhepunkt seiner Kunst erreichte und mit seinem Star Randolph Scott den sechs Filme umfassenden RanOwn-Zyklus startete. Auch hier ist deren erzählerische Dichte bereits angelegt, die Effizienz in Inszenierung und Schnitt, die Bildgestaltung seines Stamm-Kameramannes Lucien Ballard, der später zu Sam Peckinpah wechselte, einfach goldenes Handwerk von Profis.
Der Polizist Sam Wagner (Joseph Cotten) erschießt aus einem Irrtum heraus die Frau des unter Verdacht stehenden Kassierers Leon Poole (Wendell Corey). Der schwört nun, sich nach seiner Haftstrafe an Wagner zu rächen, indem er dessen Frau Lila (Rhonda Fleming) ebenfalls umbringt. Dann bricht Poole aus und zieht eine Spur des Todes bis zu seinem Ziel.
Die Beziehung zwischen Wagner und seiner Frau entspricht zwar ganz dem Bild der Darstellungen im Hollywood der 50er Jahre, weißt aber bereits Brüche auf. So wird das gutbürgerliche Gefüge durch die kritische Hinterfragung ihrerseits durchaus auf die Probe gestellt, während sein patriarchalisches Verhalten keineswegs dominierend ist. Das sind zwar kleine, aber doch deutliche Erschütterungen einer heilen Welt, die nur scheinbar auf sicherem Boden steht.
Richtig interessant wird es, wenn sich der Blick auf den Antagonisten richtet, dessen lebenslange Erfahrung von Erniedrigung und traumatisierenden Kriegserlebnissen, ihn zu einem zutiefst verstörten Charakter werden ließ, der nur von seiner Frau ernstgenommen und geachtet wurde, dem nunmehr durch ihren gewaltsamen Tod alle Sicherungen durchbrennen. Wendell Corey spielt das ganz famos, zurückgenommen und konzentriert und macht aus dem vermeintlichen Psychopathen einen vielschichtigen Menschen, der nicht nur Täter, sondern zugleich auch Opfer ist.
ZWISCHEN DEN JAHREN von Lars Henning bietet dem unverwechselbaren Peter Kurth erneut die Möglichkeit seine ganze Bandbreite auszuspielen. Als geläuterter Ex-Knacki Becker schiebt er jetzt Nachtschichten als Security-Mann und bekommt mit Barat (Leonardo Nigro) ausgerechnet einen Ex-Bullen zur Seite gestellt. Nach einiger Zeit bricht das Eis zwischen den beiden und mit der attraktiven Rita (Catrin Striebeck) von der Putzkolonne bahnt sich sogar so etwas wie eine Romanze an. Wäre da nicht der mysteriöse Typ (Karl Markowics), der ihm auf Schritt und Tritt folgt. Die Schatten der Vergangenheit rücken für Becker näher und näher. Das meist bei Nacht spielende Drama erzählt von Menschen am unteren Rand der Gesellschaft, die sich unter prekären Bedingungen versuchen ein halbwegs lebenswertes Leben zu ermöglichen, aber von den Umständen, der Gesellschaft oder einfach nur anderen Leuten, die entweder ihre Macht über sie auspielen oder denen sie, wie im Fall von Becker, massiv geschadet haben, ausgeliefert sind. Der ruhige Film hält sich sehr lange darüber bedeckt, was eigentlich passiert ist und weshalb der Fremde Becker ans Leder will, urteilt jedoch nicht, sondern schildert nur, dass jeder Gefangener seines Schicksals ist und handelt, wie er handeln muss. Das ist nicht einfach und ganz sicher nicht schön, wie einige heftige Reaktionen auf den Film zeigen, doch am Ende muss sich jeder selbst eine Meinung zum gezeigten bilden. Wer von Peter Kurth jedoch bereits in HERBERT (Thomas Stuber, 2015) oder IN DEN GÄNGEN (sic, 2018) beeindruckt war, sollte hier auf jeden Fall zugreifen.
PERFECT DAYS von Wim Wenders ist ein Film über Abläufe und Rituale, Alltagsmechanismen und Wiederholungen, über das Erleben von Momenten, das Erfahren von Glück im Kleinen, Wahrnehmung und Selbsterfahrung, über Reduktion und Verknappung, Selbstbeschränkung und Selbstbestimmung, über das sich unabhängig machen von aufoktroyierten Bedingungen, über Erkenntnis durch Beobachtung, darüber ganz bei sich zu sein, sich seiner selbst sicher zu sein, sich gewiss zu sein in seiner Umgebung, seinem Umfeld, seinem Lebensraum, schließlich seiner Existenz im Angesicht der Endlichkeit des Seins. Ein schöner Film, der auch gänzlich ohne Dialog funktioniert hätte, wobei das wenige nicht ins Gewicht fällt. Somit ein Film in dem es um nichts geht, und dabei doch um alles.
Мастер и Маргарита von Michael Lockshin ist eine Literaturverfilmung nach dem berühmten, posthum veröffentlichten Roman-Klassiker von Michail Bulgakow, der sich bei den deutschen Lesern übrigens nach wie vor großer Beliebtheit erfreut. Die bereits 2021 gedrehte, russische Produktion kommt mit einiger Verspätung in unsere Kinos, da es offenbar Interessen gab, eine internationale Verbreitung zu verhindern, obwohl es der bis dahin erfolgreichste Film des Landes war, wobei man sich schon darüber wundern kann, wie ein solch systemkritisches Werk überhaupt den Weg auf die einheimischen Leinwände finden konnte.
Mit Claes Bang und August Diehl in tragenden Rollen gibt es auch eine für das hiesige Publikum reizvolle Besetzung, der es womöglich gelingt, Menschen ohne Kenntnis der Vorlage zum Kauf eines Kino-Tickets zu bewegen. Denn es lohnt sich. Mit purer Opulenz und Bildgewalt beeindruckt die komplexe und verschachtelt erzählte Adaption auf mehreren Ebenen, welche sich nicht immer gleich erschließen, jedoch große Nähe zur Vorlage aufweisen, deren Inhalt mit Bezügen zur Biografie des Autors verbunden wird.
Zunächst sehen wir ein aufwändiges Period Piece im Moskau der 1930er Jahre, parallel dazu die Geschichte des historischen Romans des Autors, dessen Arbeit vor der Zensur des Schriftstellerverbandes scheitert. Anschließend verliebt er sich in die schöne Margarita, welche fortan als seine Muse fungiert und ihn antreibt, ein neues Buch zu schreiben um den Prozess gegen ihn zu verarbeiten und sich mit seinen literarischen Mitteln zu rächen. Hier beginnt ein Fantasy-Epos, in dem Realität und Fiktion zunehmend ineinanderfließen, in dessen Verlauf der Teufel mit seiner Entourage Moskau besucht und diejenigen zur Rechenschaft zieht, die für die Kampagne gegen den Autor verantwortlich sind.
August Diehl glänzt als Woland, die an eine Figur aus Goethes FAUST angelegte Entsprechung des Teufels, spielt ihn als charismatischen Verführer und unbarmherzigen Richter zugleich, dessen Aktionen in einem absurden Theater gipfeln, wie man es auf der Leinwand so noch nicht gesehen hat. Dabei schreitet die Inszenierung mutig voran und arbeitet mit modernsten Mitteln, um eine Fantasy-Welt auferstehen zu lassen, die sich ausschließlich an ein erwachsenes Publikum richtet und der es gelingt erstmals, es ist die vierte Verfilmung des Stoffes, sowohl die Bildwelten des Romans Dank der heutigen technischen Möglichkeiten auf die Leinwand zu bringen und dabei den Ton der Vorlage in Inhalt und Aussage in Film zu übertragen.
BRIGANTI ist eine (bislang) 6-teilige Serie von Marco & Nicola De Angelis über das Brigantentum im Süditalien zur Zeit des Risorgimento und ist ganz dem Stil des Spaghetti-Western verpflichtet mit seinen dreckigen und unmoralischen Figuren, deren einziger Antrieb die Gier nach Gold ist. Hier werden Allianzen geschmiedet und gebrochen, da wird geliebt und verraten, gekämpft und gemordet. Das alles sieht fantastisch aus, ist famos gefilmt und gut gespielt, nur leider auch zu zerdehnt und wenig packend. Trotzdem sticht die Serie aus dem Einerlei heraus, weil sie ein unbeackertes Feld bearbeitet und den Blick auf eine Epoche lenkt, der bislang wenig Aufmerksamkeit zuteil wurde. Sollte eine zweite Staffel kommen, was nach dem Ende der ersten wünschenswert wäre, besteht die Möglichkeit zur Aufwertung, denn sehenswert ist das allemal.
TAXI DRIVER von Martin Scorsese lief heute zum 50. Jubiläum des Bestehens unseres KinoKlubs wieder auf der großen Leinwand und er hat nichts von seiner Aktualität eingebüßt. New York als Schmelztiegel, zumeist bei Nacht als Noir-Hommage zum Jazz Bernard Herrmanns inszeniert, Robert De Niro als Travis Bickle, quasi die charakterliche Entsprechung Amerikas, wenig gebildet, dazu noch verwirrt, will das richtige, macht immer das falsche, geht auf in seiner Orientierungslosigkeit, wählt - natürlich - die Gewalt als letzten Ausweg aus seiner Misere, gegen wen auch immer, das System, die Luden, oder wer gerade da ist. Ein gottverdammtes Meisterwerk. Are you talking to me?