EddieLomax - Kommentare

Alle Kommentare von EddieLomax

  • EddieLomax 07.04.2025, 18:58 Geändert 07.04.2025, 18:59

    TOP TEN LOVE STORIES

    BEGEGNUNG (David Lean, 1945)
    DUELL IN DER SONNE (King Vidor, 1946)
    WEST SIDE STORY (Robert Wise, 1961)
    ROBIN & MARIAN (Richard Lester, 1976)
    ATEMLOS (Jim McBride, 1983)
    CASTAWAY (Nicolas Roeg, 1987)
    WILD AT HEART (David Lynch, 1990)
    TRUE ROMANCE (Tony Scott, 1993)
    DIE BRÜCKEN AM FLUß (Clint Eastwood, 1995)
    TWO LOVERS (James Gray, 2008)

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      TOMAHAWK TRAIL von Lesley Selander stammt aus der Produktionsschmiede BEL AIR von Howard W. Koch und Aubrey Schenck, die vornehmlich im B-Movie-Bereich tätig war, und zeigt Chuck Connors in seiner ersten Hauptrolle in einem Western, noch bevor er mit der Serie THE RIFLEMAN berühmt wurde. Hier spielt er den Sergeant einer Patrouille der US-Kavallerie, die aufgrund der Unfähigkeit ihres Lieutenants ihrer Pferde verlustig geht und nun gezwungen ist, zu Fuß durch das Indianerland zu ihrem Fort zurückzukehren. Nach einigen Angriffen der Apachen übernimmt er das Kommando und führt seine Einheit mit Bedacht und Erfahrung aus der Gefahrenzone. Mit einer Laufzeit von gerade mal einer Stunde ist dies ein kompakter kleiner Western, der ohne große Sperenzchen die Spannung hochhält und dabei nie aus dem Tritt kommt. In einer Nebenrolle ist der junge Harry Dean Stanton in seinem zweiten Filmauftritt zu sehen.

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        ADIÓS BUENOS AIRES von German Kral erzählt die Geschichte des unglücklichen Schuhladenbesitzers Julio, der gemeinsam mit seiner Tochter nach Deutschland auswandern will, weil ihn die politischen Zustände in Argentinien zunehmend verzweifeln lassen. Abends spielt er mit ein paar Gleichgesinnten in einer kleinen Bar den Tango auf seiner Quetschkommode und träumt vom besseren Leben. Als ihm eines Tages die chaotische Taxifahrerin Mariela ins Auto rauscht, weiß er gar nicht wie ihm geschieht, denn plötzlich läuft alles schief und sein Plan löst sich langsam aber sicher in Luft auf. Herzallerliebst berichtet die Tragikomödie vom Leben, der Liebe und dem Tango und blickt in einen kleinen menschlichen Mikrokosmos, begleitet von der typischen Musik des Landes, welche die Gefühle der Protagonisten formuliert, während das nebenbei laufende Fernsehprogramm die politische Lage kommentiert, als feinen Gegensatz sich beeinflussender Pole, die für Unzufriedenheit und Ausgleich sorgen. Der aufmerksam beobachtete Film behält dabei eine animierende Lebensfreude und Leichtigkeit, die geradezu ansteckend ist. Wie von einem argentinischen Kaurismäki voller einprägsamer Bilder mit viel Humor im Kleinen bereitet, drängt sich der Gedanke auf, dass ja auch der Finne den Tango kennt. Jetzt in der arte-Mediathek.

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          THE TOUGHEST GUN IN TOMBSTONE von Earl Bellamy ist die dritte Regie-Arbeit des Regisseurs und zugleich sein zweiter Western mit George Montgomery in der Hauptrolle. Mit Johnny Ringo (Jim Davis), Ike Clanton und Curly Bill Brocious werden einige historische Schurken-Figuren bemüht, ihre berühmten Gegner Wyatt Earp und Doc Holliday sucht man indes vergebens. Stattdessen gibt es eine Fantasie-Geschichte um einen Undercover arbeitenden Staatsdiener (Montgomery), der den Verbrechern das Handwerk legen will. Zudem bekommt er private Schwierigkeiten mit seinem kleinen Sohn, der nicht wissen soll, was sein Vater beruflich macht, sowie natürlich ein Love Interest (Beverly Tyler) in Gestalt der Tochter eines Banditen-Kollaborateurs, die davon ebenfalls keine Ahnung hat. Klingt erstmal reichlich beknackt, ist aber ziemlich unterhaltsam.

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            LA MEILLEURE FAÇON DE MARCHER ist das Regie-Debüt von Meister-Regisseur Claude Miller, dem arte in seiner Mediathek im Moment eine kleine Retrospektive spendiert. Gerade entdeckt und gleich mal genutzt, denn weder kannte ich den hier in einer wunderbar restaurierten Fassung vorliegenden Film, noch wusste ich etwas darüber. Allein das Patrick Dewaere, der Ausnahme-Schauspieler, der sich mit gerade mal 35 Jahren das Leben nahm, hier in einer Hauptrolle zu sehen ist, genügte mir, um das Drama sofort zu schauen, denn nach wie vor sind nur wenige seiner Filme verfügbar und da muss man natürlich jede sich bietende Gelegenheit nutzen. Hier spielt er einen von mehreren jungen Männern, die im Sommer des Jahres 1960 in der Auvergne Kinder in einem Ferienlager betreuen. Einer der Betreuer, Sohn des Direktors, fühlt sich zu ihm hingezogen, er dankt es ihm, indem er ihn öffentlich demütigt, muss sich jedoch irgendwann eingestehen, selbst Gefühle zu entwickeln, mit denen er nicht zurecht kommt. Als die Freundin des anderen eintrifft, überschlagen sich die Ereignisse. Zwei großartige Hauptdarsteller, der andere ist Patrick Bouchitey, tolle Bilder in schöner Location und inhaltlich eine einfühlsame Studie über emotionale Verwerfungen, machen den mit 83 Minuten sehr kompakten Film zu einem sehenswerten Kleinod.

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              THE BOURNE IDENTITY von Roger Young ist die Erstverfilmung von Robert Ludlum's Bestseller als Fernseh-Zweiteiler mit Richard Chamberlain in der Rolle des titelgebenden Agenten. Chamberlain, damals Anfang fünfzig und immer noch sehr attraktiv, hatte wohl Bock auf Action und geht wenig zimperlich gegen seine zahlreichen Feinde vor. Vor allem in der ersten der drei Stunden wird ordentlich auf die Tube gedrückt und Young kann den Zuschauer durch seine klassische, auf Hochspannung getrimmte Inzenierung begeistern, bevor es in der zweiten etwas geordneter zugeht. Zum Ende hin wenn alle Fäden der hier auf Facts & Fiction basierenden Geschichte zusammenlaufen, gibt's wieder Vollgas und einen krachenden Showdown. Der gerade verstorbene Star gibt den unfreiwilligen Agenten auf Abwegen mit Intellekt und Würde und lässt ihn so etwas greifbarer wirken, als es später Matt Damon vermochte.

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              • TARZAN - HERR DES URWALDS (John Derek, 1981)
                DIE LEGENDE VOM EINSAMEN RANGER (William A. Fraker, 1981)
                DIE INSEL DER BLUTIGEN PLANTAGE (Kurt Raab, 1982)
                KALTE WUT (James Fargo, 1982)
                STAYING ALIVE (Sylvester Stallone, 1983)
                EINE LIEBE VON SWANN (Volker Schlöndorff, 1984)
                DJANGO'S RÜCKKEHR (Nello Rossati, 1987)
                COCKTAIL (Roger Donaldson, 1988)
                LOST WORLD - DIE LETZTE KOLONIE (Lee H. Katzin, 1988)
                MILLENIUM - DIE 4. DIMENSION (Michael Anderson, 1989)

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                  EddieLomax 02.04.2025, 07:41 Geändert 02.04.2025, 07:43

                  Val Kilmer ist im Alter von 65 Jahren gestorben.
                  (31. 12.1959 - 01. 04.2025).
                  Möge er in Frieden ruhen.

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                  • DIE DREI AMIGOS
                    DUMM & DÜMMER
                    EIN SINGLE KOMMT SELTEN ALLEIN
                    EIN TICKET FÜR ZWEI
                    JACK & JILL
                    LEG DICH NICHT MIT ZOHAN AN
                    LITTLE NICKY
                    SCHÖNE BESCHERUNG
                    DIE SCHRILLEN VIER AUF ACHSE
                    SPIONE WIE WIR
                    ZOOLANDER

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                      A WORKING MAN von David Ayer ist die zweite Kollaboration des Regisseurs mit seinem Star Jason Statham und erscheint fast genau ein Jahr nach deren erster Zusammenarbeit THE BEEKEEPER. Leider geht dem neuen Streich der groteske Wahnwitz des Vorgängers vollkommen ab, denn der nach einem Drehbuch von Statham-Buddy Sylvester Stallone entstandene Action-Thriller bleibt eine von vorn bis hinten bierernste Angelegenheit, die wohl nur mit vielen Gläsern des selbigen auf die Dauer Spaß bereitet. Adaptiert nach einem Roman von Comic-Ass Chuck Dixon, war Sly offenbar sein eigenes Werk zu doof, weshalb er es ohne Not weitergab. Denn jeder, der schonmal drei Filme gesehen hat, die in eine ähnliche Kerbe schlugen, weiß was kommt, weder wird sich um Überraschungen bemüht, noch in irgendeiner Form Cleverness vermittelt. Selbst bei der Action, um die es ja eigentlich geht, herrscht zumeist unübersichtliche Nähe, kaum großangelegte Choreographie, geschweige denn graphische Härte. Auch das Ensemble ist im Gegensatz zur bestechenden Imker-Studie eher zweitklassig, einzig die britische Dampframme agiert gewohnt brachial. Die Wiedervereinigung Stathams mit seinem Ritchie-Kumpel Jason Flemyng ist dabei noch das beste, während David Harbour völlig verschenkt wird und wohl nur aufgrund seines Bekanntheitsgrades engagiert wurde. Für eine Hirn-aus-Bier-rein-Aktion gerade noch verwertbar.

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                        EddieLomax 31.03.2025, 21:43 Geändert 31.03.2025, 21:45

                        THE FIGHTER von Anthony Maharaj mit dem jüngst verstorbenen australischen Martial-Arts-Crack, Stunt-Koordinator und dreifachem Jackie-Chan-Endgegner Richard Norton ( 06.01.1950 - 30.03.2025) ist ein billig auf den Philippinen heruntergekurbelter Klopper, den ich aus alter Vebundenheit zu dem früheren Videothekenhelden angeschaut habe und es zwar nicht bereue, aber doch wünschte, ich hätte mir einen besseren Film ausgesucht. Es ist die "Story" eines jungen Mannes, der in Bangkok auf die schiefe Bahn gerät und fünf Jahre im Knast landet. Bevor er wieder rauskommt, jagen Gangster den Lampenladen seiner Eltrrn in die Luft und fortan muss er sich um seine herzkranke Schwester kümmern. Jetzt verdingt er sich in Underground-Kämpfen um das Geld für ihre OP zu erwirtschaften. In schäbigen Hinterhöfen und klebrigen Nachtclubs vermöbelt er fortan Kroppzeug. Das ganze wird so uninspiriert vorgetragen, wie es sich anhört und einzig ein paar der Fights sorgen für etwas Aufmerksamkeit. Das einsame Highlight ist der finale Kampf gegen den legendären Benny 'The Jet' Urquidez, hier wird sich nichts geschenkt, da sich die beiden Könner offenbar in echt grobe Streicheleinheiten verpassen.

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                          EddieLomax 31.03.2025, 11:41 Geändert 31.03.2025, 19:54

                          MAN WITHOUT A STAR von King Vidor zeigt Kirk Douglas in der vierten seiner insgesamt 18 Western-Hauptrollen und ist die Verfilmung eines nur zwei Jahre zuvor erschienenen Romans von Dee Linford. Vidor hatte seit neun Jahren mit der Super-Produktion DUEL IN THE SUN (1946) keinen Western mehr gedreht und schob die kleine Auftragsarbeit zur Erholung ein, bevor er sich WAR AND PEACE (1956) zuwendete. Borden Chase Drehbuch entand in nur zehn Tagen, die Dreharbeiten dauerten gerade mal drei Wochen und doch fertigte man einen exemplarischen Genre-Beitrag, der die Gattung reflektiert und auch heute noch in seiner Perfektion und Geschlossenheit zu beeindrucken vermag.

                          Der Titel ist dabei durchaus wörtlich zu nehmen, denn Dempsey Rae (Kirk Douglas) ist ein Mann, frei wie das Land, ein Getriebener, der seinen Idealen folgt, sich nicht einschränken läßt und nur auf Zeit irgendwo Fuß fasst, solange es mit seinen Vorstellungen vereinbar ist. Er ist ein Cowboy und besitzt nichts außer seinem Sattel, als er auf den jungen Herumtreiber Jeff (William Campbell) trifft und ihn unter seine Fittiche nimmt. Gemeinsam landen sie in einem Kaff in Wyoming, wo sie schnell Arbeit auf der Ranch von Reed Bowman (Jeanne Crain) finden, die das freie Weideland, die Open Range, mit einer Herde von 30 000 Rindern überschwemmen will, was den kleinen Siedlern jegliche Existenzgrundlage entziehen würde. Deshalb schließen sich die Siedler zusammen und beschaffen Stacheldraht, mit dem sie ihr Land schützen wollen. Für Dempsey ist der Stacheldraht das Symbol des Fortschritts und der Beschränkung, weshalb er weiter für Reed arbeitet. Als diese jedoch eine Gruppe von Revolvermännern (u.a. Richard Boone) anheuert, um ihre Ziele durchzusetzen, wird ihm klar, dass Leute wie Reed in Wahrheit für den Einzug der Moderne und damit für das Ende seiner Lebensweise verantwortlich sind und wechselt die Seiten.

                          Ursprünglich bei UNIVERSAL als Projekt für Audie Murphy geplant, der Jeff spielen und aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt werden sollte, übernahm Douglas, der vom Drehbuch begeistert war, selbst die Produktion und ließ es umschreiben. Dann holte er King Vidor an Bord und man drehte "für einen Apfel und ein Ei" auf Studio-Gelände, eine Fahrtstunde von Hollywood entfernt. Der Film wurde ein Erfolg, in der Rezeption jedoch zunächst als Nebenwerk abgetan, bis er in den 60ern seine Würdigung erfuhr und heute als einer der Klassiker des Genres gilt. In nicht einmal 90 Minuten erzählt der klassische Western auf enorm unterhaltsame Weise humorvoll und ironisch gebrochen eine auf mehreren Ebenen funktionierende Story von der Frontier, hier der Vieh-Grenze und ihrer Verschiebung, die schussendlich den Protagonisten dazu zwingt weiterzuziehen.

                          Für Kirk Douglas ist es eine Parade-Rolle, die er später, wenn auch in abgewandelter Form, noch einmal spielen sollte, nämlich in seinem persönlichen Lieblings-Film, dem modernen Neo-Western LONELY ARE THE BRAVE (David Miller, 1962). Wie er hier als stets gut gelaunter Cowboy das Leben leicht nimmt, sich rauft, Banjo spielt und singt, doch auch die Brüche des Charakters ausdrückt, ist großartig. An seiner Seite sehen wir außer den bereits genannten noch Charakter-Darsteller wie Claire Trevor, Jay C. Flippen und Jack Elam in einer kleinen Rolle. Den Titelsong singt Frankie Laine, dessen eindrucksvolle Stimme Western-Klassiker wie GUNFIGHT AT THE O.K. CORRAL (John Sturges, 1957), ebenfalls mit Kirk Douglas, veredelte. Mit A MAN CALLED GANNON (James Goldstone, 1968) gab es ein ambitioniertes, aber kraftloses Remake mit Anthony Franciosa in der Douglas-Rolle.

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                            EddieLomax 26.03.2025, 09:01 Geändert 26.03.2025, 17:49

                            AGAINST A CROOKED SKY von Earl Bellamy, der bei einigen Filmen Regie geführt hatte, die meisten davon Western, sowie bei unzähligen Fernsehserien, profitiert ungemein von der Erfahrung des Routiniers. Gedreht in Utahs Nationalparks kann der Film schon rein optisch überzeugen, aber die Geschichte ist, wenn auch nicht neu, so doch originell. Ein Siedlersohn im Teenager-Alter sucht mit Hilfe eines versoffenen Trappers seine von Indianern entführte Schwester (Country-Sängerin Jewel Blanch, die auch den Titel-Song singt). Dabei erhalten sie Unterstützung von einem stummen Indianer (Henry Wilcoxon), der sie auf die Spur eines mysteriösen Stammes führt. Allein die Darbietung des alten Richard Boone als ständig betrunkenem Fallensteller ist pures Gold und lässt zuweilen an TRUE GRIT denken, doch auch der Junge (Stewart Petersen) macht einen guten Job. Ein durchweg unterhaltsames, familientaugliches Abenteuer, sorgfältig und mit Hingabe inszeniert. Schöner Film.

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                              LITTLE FAUSS AND BIG HALSY von Sidney J. Furie aus dem Jahr 1970 zeigt den jungen Robert Redford als ständig schaumschlagendes Großmaul, meist oberkörperfrei, Motorradrennen fahrend an der Seite von Michael J. Pollard (BONNIE & CLYDE, Arthur Penn 1967), in seiner Standard-Rolle als schüchterner, leicht zu beeindruckender Freak. Die beiden treten unter der Sonne Kaliforniens für ein paar Dollar bei Wüstenrennen an, treiben sich herum und schlagen meist die Zeit tot. Eine Handlung gibt es eigentlich nicht, dafür viel Hangout zwischen tollen Rennszenen zum Soundtrack von Johnny Cash. Ein typisches NEW-HOLLYWOOD-Produkt der frühen Jahre im Fahrwasser von EASY RIDER (Dennis Hopper, 1969), einfach nur dem Spass an der Sache verpflichtet, für Redford-Fans Pflichtprogramm, denn so einen wilden, dauergeilen, nur sich selbst verpflichteten Typen, der jeden und jede übers Ohr haut, spielte er nie wieder. Zwischen den Rennen schleppt er reihenweise Frauen (u.a. Lauren Hutton) ab und lässt sie wieder zurück, verhält sich permanent wie ein Arschloch und lässt alles mitgehen, was ihm nützlich erscheint. Redford über seine Rolle: "Es machte Spaß, den Jungen zu spielen. Es war so wie in Van Nuys, wo ich mit Motorrädern aufwuchs. Ich mag Motorräder." Am Ende geht's natürlich nur darum, die Leere zu füllen und der Spaß weicht der Erkenntnis, dass alles nur noch deprimierender ist, wenn man sich auf niemanden verlassen kann.

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                                BASTION 36 von Olivier Marchal zeigt Victor Belmondo, den Enkel des großen Jean-Paul, dem der Regisseur und Ex-Bulle nach dessen Ableben seinen vorangegangen Film OVERDOSE gewidmet hatte, in der Hauptrolle und er schlägt sich recht gut darin, spielt ruhig und konzentriert, wenn auch nicht so charismatisch wie sein berühmter Großvater, der ja ebenfalls irgendwann einmal anfangen musste. Wie üblich bei Marchal gehts um Cops am Abgrund, dieses Mal wird der junge Antoine wegen Fehlverhalten strafversetzt, einige Monate später fallen mehrere Kollegen seiner früheren Einheit Attentaten zum Opfer, er beginnt zu ermitteln. Nach starkem Start wird das Tempo zunächst gedrosselt, während man lange nicht weiß, wo die Reise hingeht, bis klar wird, dass alles auf eine Art Whodunnit unter Polizisten hinausläuft. Sowas ähnliches gab's vor ein paar Jahren schonmal mit Arnold Schwarzenegger in SABOTAGE (David Ayer, 2013), doch hier geht es wesentlich gesitteter und realistischer zu, was natürlich der Expertise des Regisseurs und Autors geschuldet ist. In einer Nebenrolle ist Yvan Attal zu sehen. Belmondo zeigt vor allem zu Beginn beachtliche Nehmerqualitäten in einem Krimi, der zwar nicht ganz die Klasse der sonstigen Arbeiten Marchals erreicht, aber natürlich immer noch besser ist, als die breite Masse an Genre-Filmen, die man stets und ständig vorgesetzt bekommt.

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                                  EddieLomax 22.03.2025, 23:03 Geändert 22.03.2025, 23:05

                                  THE CAT'S MEOW von Peter Bogdanovich nach einem Theater-Stück basierend auf Tatsachen, nämlich dem Hollywood-Skandal um den mysteriösen Tod des Star-Regisseurs Thomas Ince an Bord der Yacht von CITIZEN-KANE-Vorbild William Randolph Hearst, war die vorletzte Regie-Arbeit des 2022 verstorbenen Writer/Directors. Ein Wochende auf See, das Schiff liegt vor Anker, die Gäste trudeln ein. Der Zeitungs-Mogul Hearst (Edward Herrmann) hat geladen, Thomas Harper Ince (Cary Elwes) Geburtstag soll gefeiert und nebenbei Geschäfte gemacht werden. Charlie Chaplin (Eddie Izzard) ist auch da und hat ein Auge auf die Geliebte des Gastgebers Marion (Kirsten Dunst) geworfen. Als das rauskommt, dreht Hearst frei und begeht einen Mord. Die bis heute nicht abschließend geklärte Geschichte bot immer schon viel Stoff für Spekulationen und Hollywood-Historiker Bogdanovich entschied sich für eine Version, die ihm Orson Welles persönlich gesteckt hat, der ja bekanntlich ebenfalls mit Hearst ein Hühnchen zu rupfen hatte. Das dialoglastige Ensemblestück startet heiter und beschwingt zu Charleston und Champagner, doch spätestens wenn der letzte Korken und der erste Schuß geknallt hat, kehrt tödlicher Ernst ein und lässt die Party abrupt enden. Zum Ausklang singt die hier gerade neunzehnjährige Kirsten Dunst Irving Berlin's "After You've Gone". Ganz wunderbar.

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                                  • Meine Flop 10 der 2010er Jahre

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                                    mit deutscher Beteiligung:

                                    MAX SCHMELING (Uwe Boll, 2010)
                                    JERRY COTTON (Cyrill Boss, 2010)
                                    THE TOURIST (Florian Henckel von Donnersmarck, 2010)
                                    DIE DREI MUSKETIERE (Paul W.S. Anderson, 2011)
                                    CONAN (Marcus Nispel, 2011)
                                    ZETTL (Helmut Dietl, 2012)
                                    DIE VERMESSUNG DER WELT (Detlev Buck, 2012)
                                    HAI-ALARM AM MÜGGELSEE (Leander Haußmann & Sven Regener, 2013)
                                    DER TEUFELSGEIGER (Bernard Rose, 2013)
                                    BULLYPARADE - DER FILM (Michael Herbig, 2017)

                                    international:

                                    PRINCE OF PERSIA (Mike Newell, 2010)
                                    SHANGHAI (Michael Håfström, 2010)
                                    ZIEMLICH BESTE FREUNDE (Olivier Nakache & Érik Toledano, 2011)
                                    ZORN DER TITANEN (Jonathan Liebesman, 2012)
                                    THE EXPENDABLES 2 (Simon West, 2012)
                                    LES MISÉRABLES (Tom Hooper, 2012)
                                    12 YEARS A SLAVE (Steve McQueen, 2013)
                                    JUPITER ASCENDING (Lana & Lilly Wachowski, 2015)
                                    GREATEST SHOWMAN (Michael Gracey, 2017)
                                    BOHEMIAN RHAPSODY (Bryan Singer, 2018)

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                                      AMBUSH AT TOMAHAWK GAP von Fred F. Sears zeigt den jungen Rebellen aus der zweiten Reihe, John Derek im ersten seiner fünf Western, einmal mehr als fehlgeleiteten jugendlichen Straftäter, bei dem durch positive Einflüsse noch etwas zu retten ist. Dieser Einfluss kommt zum einen von einem alten Banditen, der es mittlerweile besser weiß und, wie soll es auch anders sein, einer schönen Frau, in Gestalt der indianischen Geisel, die von den vier entlassenen Sträflingen nach einer Auseinandersetzung mit kriegerischen Apachen in die Geisterstadt Tomahawk Gap mitgenommen wird. Denn hier suchen sie in ihrer Gier das Geld und den Tod. Der vergessene und zu früh gestorbene einstige Hitchcock-Star John Hodiak spielt die nominelle Hauptrolle als einzig unschuldig verurteilter Ex-Sträfling, der nun als Entschädigung einen Teil der Beute aus dem Banküberfall möchte. Als Identifikationsfigur taugt auch er indes nur bedingt, überhaupt sucht man eine solche vergebens in diesem für die Entstehungszeit doch recht bodenständigen, realistisch gestalteten kleinen Western. Die wenigen Protagonisten sind hinreichend charakterisiert, dabei abgerissen und unrasiert und geben sich keiner falschen Moral hin, was selbst wenn man schon alles gesehen hat, nicht schlecht ist.

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                                        A MAN CALLED GANNON von James Goldstone kann als Remake von MAN WITHOUT A STAR (King Vidor, 1955) kaum überzeugen. Dabei gibt es einige Zutaten die durchaus stimmig sind und einzelne Szenen funktionieren auch, doch in seiner Gesamtheit betrachtet wirkt das Werk sehr uneinheitlich. Als Spätwestern traditionell inszeniert, drückt sich der fehlende Fokus im Gegensatz zum Original sowohl in der Aussage, ebenso wie durch die Umsetzung aus.

                                        Der umherziehende Cowboy Gannon (Anthony Franciosa) sammelt am Wegesrand den Herumtreiber Jess (Michael Sarrazin) auf, der ihm von nun an nicht mehr von der Seite weicht. In einem kleinen Kaff im mittleren Westen finden sie Arbeit auf der Ranch einer Witwe, die sich gegen ihre Nachbarn zu behaupten versucht. Als der Kapitalismus in Form von Stacheldrahtzäunen die Besitzansprüche regeln soll, kommt es zum Weidekonflikt. Dieser überträgt sich bald auf die Freundschaft der beiden Männer.

                                        Ist Franciosa's Figur bei Vidor der zentrale Charakter, verlagert sich hier die Gewichtung zugunsten von Sarrazin. Während Kirk Douglas als freiheitsliebender Protagonist und William Campbell als dessen Schüler in der ersten Adaption der literarischen Vorlage (Dee Linford) von Anfang an viel klarer gezeichnet waren, erscheinen ihre Nachfolger weit weniger greifbar, womit sich die Frage stellt, warum das Drehbuch (Original: Borden Chase) überhaupt überarbeitet wurde (Remake: Gene R. Kearney), denn ein Grund dafür erschließt sich nie, da am Ende alles auf dasselbe hinausläuft. Auch gelingt es Sarrazin nicht, Campbells von vorn herein angelegte charakterliche Ambivalenz zu verdeutlichen, womit seine spätere Wandlung Behauptung bleibt.

                                        An Goldstone's Film kann man sehr deutlich die Orientierungslosigkeit der Studios am Ende der 60er Jahre feststellen, als klar war, dass es dem Publikum nach neuen Stoffen und Geschichten verlangt, man aber noch nicht bereit war, die richtigen Konsequenzen zu ziehen. Zwar steckte das New Hollywood bereits in den Startlöchern, doch die ergriffenen Maßnahmen käuten erstmal das altgediente Prinzip vom alten Wein in neuen Schläuchen wieder, welches ja schon häufiger funktioniert hatte, doch die Kinogänger ließen sich nicht mehr hinters Licht führen. Handwerklich lässt sich indes wenig kritisieren, denn Kamera-Arbeit und Soundtrack gefallen, doch die Länge macht sich negativ bemerkbar; Vidor benötigte für die gleiche Geschichte nur zehn Minuten weniger, hier aber fühlt sich alles sehr viel länger an.

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                                          SEVEN WOMEN ist der letzte Film von Regie-Legende John Ford und sorgte Dank schlechter Kritiken sowie ausbleibendem Erfolg für die Beendigung seines Vertrags mit MGM und somit auch der Karriere des wohl bedeutendsten Filmemachers in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika. Die komplett im Studio entstandene Literaturverfilmung erzählt die Geschichte einer christlichen Mission im Norden Chinas, die im Jahr 1935 während des chinesischen Bürgerkrieges, mit einer Ausnahme, ausschließlich von Frauen betrieben wird.

                                          Mrs. Andrews (Margaret Leighton), die Leiterin der Mission, führt ein strenges Regime bei der Organisation der täglichen Abläufe, verzehrt sich aber heimlich nach der deutlich jüngeren Emma (Sue Lyon), kann sich ihre sexuelle Neigung jedoch nicht eingestehen. Als bibeltreue Frau flüchtet sie sich in ihren Glauben, vor Ort vertreten durch den Laienprediger Pether (Eddie Albert), dessen Frau hochschwanger ihrer Niederkunft harrt. Damit diese unter medizinischer Betreuung stattfinden kann, wird ein neuer Arzt erwartet, der sich vorrangig um die hilfsbedürftige, völlig verarmte Landbevölkerung kümmern soll. Die Verwunderung ist allenthalben groß, als klar wird, dass es sich bei dem Engagement um eine Ärztin handelt. Dr. Cartwright (Anne Bancroft) ist eine sebstbewusste, selbstbestimmt handelnde Frau, deren Ansichten und Haltung alsbald mit jenen von Mrs. Andrews kollidieren. Als Mongolenstämme auf dem Eroberungs-Feldzug die Mission bedrohen, müssen innere Konflikte gelöst und schwierige Entscheidungen getroffen werden.

                                          Das seinen Western ähnelnde Setting, die Belagerungs-Situation und die zu bewältigenden Schwierigkeiten innerhalb der Gemeinschaft erinnern nicht von ungefähr an STAGECOACH, John Ford's berühmten Startschuss für den Siegeszug eines ganzen Genres. Nur ist hier der vormalige hoffnungsvolle Optimismus einer Art resignativem Pessimismus gewichen, der bereits die vorangegangenen Regie-Arbeiten im Spätwerk des Meister-Regisseurs prägte. Die Gruppe kann sich nicht mehr durch ihr Zusammengehörigkeitsgefühl und das gemeinschaftliche festhalten am Glauben selbst durch die Misere helfen, vielmehr scheinen die Positionen so festgefahren und unnachgiebig vertreten zu werden, dass die Rettung nur noch durch die Opferbereitschaft von Einzelnen zu bewerkstelligen ist. Die Mongolen (u.a. Woody Strode & Mike Mazurki) bleiben eine gewissenlose Gefahr und die Auseinandersetzung mit ihnen kann nur tödlich enden. Einzig die Courage der resoluten Ärztin vermag durch eine selbstmörderische Aktion lebensrettende Maßnahmen erwirken.

                                          Das knapp 90-minütige Werk lebt von der Interaktion der unterschiedlichen Protagonistinnen, deren Gründe für eine Stelle im Nirgendwo nach und nach offengelegt werden, die von Zivilisationsflucht über Hilfsbereitschaft bis hin zur Selbstkasteiung reichen. Anne Bancroft spielt dabei praktisch die John-Wayne-Rolle als saufende, rauchende und fluchende Pragmatin, deren Auftreten in der Gruppe schnell auf Bewunderung und Ablehnung gleichermaßen trifft, während Margaret Leighton als Vorsteherin mit fortlaufender Spielzeit immer mehr an Einfluss verliert und ihr am Ende sogar mit offener Verachtung begegnet wird. Die starken Leistungen ziehen sich durch das gesamte Ensemble, Ford's Erfahrung zeigt sich selbst in den kleinsten, unbedeutend erscheinenden Szenen und Elmer Bernstein's phänomenaler Soundtrack rundet das Ganze ab. Und plötzlich mutet das verkannte und vergessene Kleinod ganz groß an.

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                                            EddieLomax 15.03.2025, 08:55 Geändert 15.03.2025, 09:02

                                            IL LUPO DEI MARI von Giuseppe Vari ist Teil einer ganzen Reihe von Jack-London-Verfilmungen, die im Italien der 1970er Jahre hergestellt wurden, zumeist unter Beteiligung eines US-Stars, der seine besten Tage bereits hinter sich hatte, in diesem Fall Chuck Connors. Dieser ist zwar als DER SEEWOLF passend besetzt, wenn auch etwas zu alt für die Rolle, was jedoch nicht weiter ins Gewicht fällt, denn er ist absolut überzeugend. Selbiges gilt auch, mit Ausnahme von Barbara Bach, die im letzten Drittel dazustösst, für den Rest des aus italienischen Schauspielern bestehenden Ensembles, wobei Rik Battaglia und Nello Pazzafini die bekanntesten sein dürften. Der noch immer aktive Giuseppe Pambieri als Humphrey van Weyden bringt genau die richtige Mischung aus physischer Unterlegenheit und moralischer Überzeugung mit, die den Aristokraten vom die Macht des Stärkeren propagierenden Wolf Larsen unterscheidet. Die Adaption hält sich weitgehend an die Vorlage und generell lässt sich sagen, dass der raue, realistische Stil die philosophischen Aussagen der Vorlage unterstreicht. Überhaupt gefallen mir die kleineren, verdichteten Verfilmungen des Stoffes deutlich besser als die stets ausufernden Fernseh-Bearbeitungen. Besondere Erwähnung verdient noch der schöne und eingängige Score von Guido & Maurizio De Angelis.

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                                            • EddieLomax 14.03.2025, 21:09 Geändert 14.03.2025, 21:10

                                              Meine Flop 10 der 2000er Jahre:

                                              (allerdings nur die Spitze des Eisbergs)

                                              MEN OF HONOR (George Tillman, 2000)
                                              THE CELL (Tarsem Singh, 2000)
                                              A.I. - KÜNSTLICHE INTELLIGENZ (Steven Spielberg, 2001)
                                              HANNIBAL (Ridley Scott, 2001)
                                              XXX - TRIPLE X (Rob Cohen, 2002)
                                              VAN HELSING (Stephen Sommers, 2004)
                                              EIN DUKE KOMMT SELTEN ALLEIN (Jay Chandrasekhar, 2005)
                                              THE FOUNTAIN (Darren Aronofsky, 2006)
                                              I'M NOT THERE (Todd Haynes, 2007)
                                              PATHFINDER (Marcus Nispel, 2007)

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                                                SHI YUE WEI CHENG von Teddy Chan wurde produziert von Peter Chan, dem nach seinem internationalen Erfolg mit TAU MING CHONG (int. Titel: THE WARLORDS, 2007) ein weiteres Mal ernsthaft daran gelegen war, die chinesische Geschichte aufzuarbeiten, freilich unter Verwendung eines Ensembles einheimischer Top-Stars und publikumswirksamer Action.

                                                Nach dem Boxer-Aufstand von 1900 ist die Macht der Kaiserin-Witwe zum ersten Mal erschüttert. Eine Demokratie-Bewegung formiert sich. Sechs Jahre später wird der im japanischen Exil lebende Revolutionsführer Sun Wen in Hongkong zurück erwartet. Während die Herrscherin eine Armee von Attentätern in Stellung bringt, die den politischen Vordenker direkt bei seiner Ankunft ermorden sollen, formiert sich im Widerstand eine Gruppe von Anhängern, die dessen Weg zu schützen versuchen.

                                                Der knapp zweieinhalbstündige Film verwendet einen Großteil seiner Laufzeit darauf, die verschiedenen handelnden Charaktere vorzustellen und ihre Bedeutung innerhalb der folgenden Geschehnisse zu verdeutlichen, die Tage bis zum Eintreffen des Politikers dienen als Countdown, während die Vorbereitungsstrategien der beiden Parteien geschildert werden. Das finale Drittel schildert dann den Tag X, dessen Ablauf alle ausgelegten Schnüre zusammenführt.

                                                Ein komplexes, meisterlich inszeniertes historisches Drama ohne jede Polemik ist den Machern hier gelungen, in dem das alte Hongkong seine Wiederauferstehung feiert, da wurden wirklich keine Kosten und Mühen gescheut, alles sieht großartig aus und vermittelt ein zeitgenössisches Flair. Das Star-Ensemble, bestehend aus altgedienten Hongkong-Recken und jungen, damals aufstrebenden Schauspielern punktet mit durchweg tollen Leistungen, wobei besonders Tony Leung Ka Fei auftrumpft. Donnie Yen hat zwar "nur" eine wichtige Nebenrolle, zeichnet aber, wie nicht anders zu erwarten, für die starke Action-Choreographie verantwortlich.

                                                Besonders schön fand ich, dass sich das Werk für die individuellen, zum Teil sehr berührenden Schicksale interessiert und den jeweiligen Beitrag des Einzelnen zum gelingen der Sache herausstellt. Das wäre im heutigen, sehr von China kontrollierten Hongkong-Kino so sicher nicht mehr möglich.

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                                                  SEMINOLE UPRISING von Earl Bellamy kann als Produktion der Columbia zumindest auf eine solide Basis bauen, wenn auch der B-Status durch nichts in Frage gestellt wird. George Montgomery überzeugt hier als stets schlecht gelaunter Lieutenant Elliott, der um 1855 mit seinem Scout Cubby (William Fawcett) nach Texas geschickt wird, um einen aus Florida geflohenen Stamm Seminolen aufzuspüren. Dessen Häupling Schwarzer Pfeil (Steven Ritch) ist dem Offizier wohl bekannt, denn sie sind zusammen aufgewachsen. Zusätzliche Verwicklungen entstehen durch Elliott's frühere amouröse Verbindung zur Tochter seines neuen Kommandanten Susan (Karin Booth), welche mittlerweile mit Captain Dudley (Ed Hinton) liiert ist, weshalb dieser nicht gut auf ihn zu sprechen ist. Eine Standard-Story in einem Fließband-Western also, der trotzdem ein paar Besonderheiten aufweist. Zwar bietet sich allerlei Grundlage für Kritik, denn historisch betrachtet ist das ziemlicher Humbug, allein die Kostüme passen schonmal nicht in die Zeit, so tragen die Kavalleristen bereits Unions-Uniformen, während die Seminolen wie Prärie-Indianer gekleidet sind, von den genutzten Waffen ganz zu schweigen. Und doch ist es ein unterhaltsamer Film. Als Erzähler fungiert der Sidekick des Helden in Person von William Fawcett, den viele noch aus FURY kennen, die tendenzielle Aussage ist indianerfreundlich, was sich in Montgomery's Figur, wie auch in der des Häuptlings manifestiert, denn beide sind Halbblute und insgesamt ist das alles recht dicht inszeniert, sowie ordentlich gespielt. Einzig bei den wenigen größeren Action-Szenen macht sich das geringe Budget bemerkbar, denn die stammen allesamt aus Stock-Footage-Material von anderen Western.

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                                                    THE SILENT HOUR von Brad Anderson ist der erste Film des Regisseurs seit zehn Jahren, den ich mir wieder angesehen habe, was viel mit SILENT NIGHT (John Woo, 2023) zu tun hat, in dem ebenfalls Joel Kinnaman als Protagonist mit Handicap zu sehen ist. Nachdem er dort seiner Fähigkeit zu sprechen beraubt wurde, ist es hier das Gehör, welches zu Beginn durch einen Unfall in Mitleidenschaft gezogen wird. Natürlich ist es in beiden Fällen gerade diese Beeinträchtigung, die es ihm umso schwerer macht, gegen die bösen Buben zu bestehen. Er erweist sich jedoch in jeglicher Hinsicht als überaus strapazierfähig, sodass ich mit gut vorstellen könnte ihn demnächst in einem Film zu sehen, in dem er genau das nicht kann und als blinder Actionheld seine Gegner besiegt. Dann wäre die Trilogie der sinnesberaubten Einzelkämpfer perfekt. Brad Anderson habe ich jetzt zumindest wieder auf dem Zettel und hole erstmal die ausstehenden Regie-Arbeiten nach.

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