EddieLomax - Kommentare

Alle Kommentare von EddieLomax

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    über Voyeur

    VOYEUR ist ein Dokumentarfilm von Josh Koury & Myles Kane, der einer Reportage des berühmten Journalisten Gay Talese über einen sehr speziellen Zeitgenossen und seine absonderlichen "Forschungen" folgt, aus der parallel dazu auch ein Buch entstand. 1980 erhält Talese einen seltsamen Brief. Darin erzählt der Absender von einem Motel, welches er Ende der 1960er Jahre gekauft, und mit einem geheimen Überwachungssystem ausgestattet hatte. Hier überwachte er mehr als zwanzig Jahre lang seine Gäste und führte sogenannte (Sexual-)Studien und "soziale Experimente" durch. Talese trifft sich über einen langen Zeitraum mit ihm und versucht diesen kranken Mann zu ergründen, der in der Doku auch selbst zu Wort kommt. Was häufig als Story für Hollywood-Thriller und Horrorfilme diente, erscheint in der Realität erschreckend in seiner Präsentation eines Mannes, der sich und das was er getan hat, für völlig normal hält. In Interviews und Beschreibungen der Recherche-Ergebnisse wird der Weg bis zur von Kontroversen begleiteten Veröffentlichung des Buches gezeichnet.

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      EAST OF SUMATRA von Budd Boetticher nach einer Geschichte von Louis L'Amour war ursprünglich als Projekt für Humphrey Bogart und Gloria Grahame geplant und kann als exotisches Insel-Abenteuer sowohl durch seine Technicolor-Fotografie, als auch durch die formale Kompaktheit überzeugen, die wie immer der Fähigkeit des Regisseurs auf den Punkt zu inszenieren geschuldet ist. Auf einer Südsee-Insel wurde Zinn entdeckt. Ein amerikanisches Bergbau-Unternehmen will die Mine schnellstmöglich ausbeuten und schickt den Ingenieur Duke mit seinem Team, der zunächst einen Vertrag mit dem Insel-König abschließen und anschließend mit der Arbeit beginnen soll. Bald entstehen Konflikte. Mit Jeff Chandler und Anthony Quinn ist der Film in den Hauptrollen hervorragend besetzt und die übliche Schwarzweißmalerei bleibt aus. Vielmehr werden in Zwischentönen die Heuschreckenmentalität internationaler Großkonzerne und deren Folgen für die einheimische Bevölkerung thematisiert. Eine für Romantik und Eifersüchteleien sorgende Liebesgeschichte darf natürlich nicht fehlen. Klassisches Abenteuerkino für den schnellen Happen zwischendurch.

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        FINAL CHAPTER: WALKING TALL von Jack Starrett stellt das dritte und letzte Kapitel der Erfolgsreihe dar und ist ein Schritt in die richtige Richtung, denn der weniger gelungene unmittelbare Vorgänger PART TWO: WALKING TALL (Earl Bellamy, 1975), der die Reihe kaum vorangebracht hat, wird dahingehend ignoriert, dass man ihn nicht gesehen haben muss um mit Teil Eins und Drei glücklich zu werden. Dabei tut dem Film der Regie-Wechsel unheimlich gut, weil Starrett, der zuvor bereits einige hervorragende Genre-Filme gedreht hatte, den Fokus weg von vordergründiger Action wieder zum menschlichen Drama hinwendet, was sich auch dadurch ausdrückt, dass Bo Svenson in der Hauptrolle dieses Mal wie ausgewechselt wirkt und den Part absolut überzeugend verinnerlicht hat. Starrett's figurenorientierte Regie rückt den familiären Aspekt der Geschichte in den Mittelpunkt, beschreibt die letzte Phase im Leben von Buford Pusser und erzählt die Tragödie würdig zu Ende, wobei er fast die emotionale Tiefe des Originals WALKING TALL (Phil Karlson, 1973) erreicht. Bo Svenson kehrte 1981 für eine siebenteilige Fernsehserie nochmal in der Rolle zurück.

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          WILLIAM TELL von Nick Hamm ist angelehnt an Friedrich Schillers Stück und stellt die, man glaubt es kaum, erste größere internationale Bearbeitung des reizvollen Stoffes dar, an dem in der Filmgeschichte so mancher großer Regisseur (z.B. John Huston) gescheitert ist. Claes Bang darf nach mehreren Auftritten als Bösewicht in Historienfilmen (THE NORTHMAN & STOCKHOLM BLOODBATH) endlich mal den Helden spielen und trägt die berühmte Geschichte mühelos mit seinem Charisma und feinem Spiel. An seiner Seite agiert, neben Stars wie Ben Kingsley und Jonathan Pryce in kleineren Rollen, ein frisches und unverbrauchtes Ensemble, welches die Chance nutzt und sich richtig ins Zeug legt. Auch das drumherum stimmt, Ausstattung, Location und Action passen, alles fühlt sich echt und geerdet an. Das Drama um das reichhaltige Figurenarsenal hat Gewicht und der Writer/Director behält stets den Überblick. Nun kann nicht jeder Film ein Meisterwerk sein und dieser will das auch gar nicht, aber als Mittelalter-Epos aus der zweiten Reihe kann sich die Co-Produktion echt sehen lassen und erinnert in ihren besten Momenten an selige Zeiten, in denen klassisch inszenierte Abenteuerfilme im Kino noch keine Seltenheit waren. Mir hat's gefallen.

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            EddieLomax 22.06.2025, 15:33 Geändert 22.06.2025, 15:34

            SUGAR COLT von Franco Giraldi, der zuvor als Regie-Assistent bei Sergio Leone's PER UN PUGNO DI DOLLARI gearbeitet hatte, ist wie jeder seiner vier eigenen Italo-Western eine sehr gelungene Veranstaltung, in welcher der Amerikaner Jack Betts (hier als Hunt Powers) seine beste Genre-Rolle spielt. Eine Kompanie der US-Armee verschwindet spurlos. Jetzt soll der für die Regierung arbeitende Revolverheld Sugar Colt herausfinden, was passiert ist. Verkleidet als Arzt begibt er sich in die Höhle des Löwen. Mit Witz und Verve überzeugt der launige Hybrid aus Western und Krimi auch bei wiederholter Sichtung, was einerseits an Giraldis detailfreudigem Blick, aber auch in Luis Bacalov's atmosphärischem Score begründet liegt. Always a pleasure.

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              THE RAIDERS von Herschel Daugherty wurde ursprünglich als einstündige Pilotfolge für eine Spin-Off-Serie der TV-Abteilung von UNIVERSAL zum Filmhit THE PLAINSMAN (Cecil B. DeMille, 1936) gedreht. Nachdem man sich doch gegen eine Serie entschieden hatte, wurden nochmal zwanzig Minuten Subplot-Material nachgedreht, das Bild auf ein größeres Format aufgeblasen und der Film als B-Movie in die Kinos gebracht. Diese Uneinheitlichkeit macht sich natürlich bemerkbar. Zumindest ergab sich damit für das Studio die Gelegenheit, ihrem hausgemachten Fernseh-Star Robert Culp die erste nominelle Kino-Hauptrolle seiner Karriere zu verschaffen.

              Texas, 1867: Einige Rancher (Brian Keith u.a.) tun sich nach dem Bürgerkrieg zusammen, um eine Herde Rinder nach Kansas zu treiben, weil sie mit dem Erlös Armut, Hunger und Krankheit bekämpfen wollen. Das Unternehmen scheitert an Viehdieben und Indianern. In der Folge versuchen die enttäuschten Texaner die Unionstruppen und die Bahn mit Gewalt dazu zu zwingen, das neue Schienenetz durch ihre Heimat zu bauen. Wild Bill Hickock (Robert Culp), Calamity Jane (Judi Meredith) und Buffalo Bill Cody (Jim McMullan) eilen zu Hilfe um den Konflikt zu lösen.

              Historisch gesehen ist das reiner Humbug, der jedoch als konventionelle Unterhaltung funktioniert. Die ersten zwanzig Minuten sind am besten, hier wird sich ausschließlich auf die Situation der bitterarmen Rancher konzentriert, wobei Brian Keith' Figur im Mittelpunkt steht, der ihr eine bodenständige und charismatische Aura verleiht. Danach scheint ein völlig anderer Film zu beginnen, der sich an Stereotypen abarbeitet und gleichzeitig versucht, die Dreier-Beziehung der prominenten Protagonisten komödiantisch zu unterfüttern und damals bereits altmodische Muster auf's neue wiederverwertet, was UNIVERSAL jedoch nicht davon abhielt, mit einem neuerlichen Remake von THE PLAINSMAN (David Lowell Rich, 1966) Geld aus der Kuh zu pressen.

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                LA GUERRE DES POLICES von Robin Davis erzählt von zwei rivalisierenden Kommisariaten der Pariser Polizei, deren Chef-Ermittler sich einen unerbittlichen, mit allen legalen und illegalen Mitteln ausgeführten Kampf um die Ergreifung eines Polizistenmörders liefern. Der großartig besetzte, preisgekrönte Film policier oder Polar bietet neben spannender Unterhaltung auch reichlich Systemkritik und nimmt die nachtschwarzen Flic Stories von Olivier Marchal vorweg.

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                  EddieLomax 16.06.2025, 23:35 Geändert 16.06.2025, 23:43

                  PART 2: WALKING TALL - THE LEGEND OF BUFORD PUSSER von Earl Bellamy war nach dem durchschlagenden Erfolg des Erstlings logische Konsequenz. Allerdings ist Earl Bellamy nicht Phil Karlson und Bo Svenson nicht Joe Don Baker, der mit Karlson lieber FRAMED drehte, vermutlich nachdem er das Drehbuch hierzu gelesen hatte. Eine kluge Entscheidung, obwohl Svenson seine Sache zwar ordentlich macht, jedoch ein völlig anderer Typ als Baker ist, von dessen geradezu fühlbar übertragener Impulsivität und seinem gerechten Zorn nichts mehr übrig geblieben ist. Stattdessen wird sein Rachegelüst mehr behauptet als vermittelt und sein zwischenmenschliches Verhältnis zu den Anverwandten und Kollegen ebenfalls eher oberflächlich abgehandelt. Dafür gibt's einige ordentliche Action-Szenen in einem standardisierten Thriller-Plot, der wesentlich profaner daherkommt, als es noch im um Authentizität bemühten Vorgänger der Fall war.

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                    FÚSI von Dagur Kári erzählt die melancholische Geschichte des schwer übergewichtigen Mittvierzigers Fúsi, der noch immer bei seiner Mutter lebt. Als ihm deren neuer Freund einen Tanzkurs schenkt, damit er mal rauskommt, lernt er promt die aufgeschlossene Sjöfn kennen. Doch auch sie hat so ihre Probleme. Mit feinem Gespür für die Eigenheiten und Alltagsschwierigkeiten einsamer Menschen, zeigt der einfühlsame Film wie plötzlich neue Hoffnungen geschöpft werden, aber auch wie leicht man sich dabei verrennen kann, kurz, wie schwierig es ist, einander näher zu kommen, ohne sich gleich wieder abzustoßen. Ein ehrliches, mit leisem Humor durchsetztes Werk, dabei manchmal tragisch und doch optimistisch.

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                    • TOP TEN KATASTROPHENFILME

                      KAMERADSCHAFT (G.W. Pabst, 1931)
                      SAN FRANCISCO (W.S. Van Dyke, 1936)
                      ...DANN KAM DER ORKAN (John Ford, 1937)
                      DAS LETZTE UFER (Stanley Kramer, 1959)
                      DER FLUG DES PHOENIX (Robert Aldrich, 1965)
                      KRAKATOA (Bernhard L. Kowalski, 1968)
                      DIE HINDENBURG (Robert Wise, 1974)
                      DIE LETZTE FLUT (Peter Weir, 1977)
                      MOUNT ST. HELENS - DER KILLERVULKAN (Ernest Pintoff, 1981)
                      MELANCHOLIA (Lars von Trier, 2016)

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                        SOUNDTRACK TO A COUP D'ETAT von Johan Grimonprez nimmt eine aberwitzige Aktion der CIA als Basis, von der Ermordung des ersten Präsidenten der Demokratischen Republik Kongo nach der errungenen Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Belgien, Patrice Lumumba im Jahr 1960 und dem Sturz des Landes in ein Chaos zu erzählen, welches bis zum heutigen Tage anhält. Dabei sollten berühmte Jazz-Größen wie Louis Armstrong für ein positives Ansehen der USA durch Afrika touren, während in Wirklichkeit bereits Lumumbas Ende vorbereitet wurde. Die komplexe politische Gemengelage wird dabei ebenso herausgestellt, wie die unrühmliche Rolle der UN und der Einfluss Russlands. Im Grunde wurde durch die forcierte Instabilität nur die weitere nachhaltige Ausbeutung dieser Schatzkammer der Erde vorbereitet. In seiner flirrenden, fordernden Collage aus dokumentarischem Archivmaterial, popkulturellen Konzertmitschnitten und Interviews mit Politikern, Musikern und Historikern, flankiert von einem treibenden Jazz-Soundtrack der beteiligten Künstler (Nina Simone, Dizzie Gillespie, Miriam Makeba, John Coltrane u.a.) wird ein pulsierendes Panorama des bis heute nicht gelösten Konflikts abgebildet. Die preisgekrönte Dokumentation lief erst im Februar dieses Jahres im Kino und ist bereits jetzt, und noch bis zum 29.06.2025 in der arte-Mediathek zu finden.

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                          TWILIGHT von Robert Benton ist so etwas wie ein Abschiedsgeschenk an das Publikum. Paul Newman dreht als gealteter Privatdetektiv eine Ehrenrunde in einem Edelkrimi mit Stars in jeder Rolle. Der Neo Noir lässt die Tugenden des alten Hollywood nochmal aufleben, gibt sich ganz seinem exquisiten Ensemble hin, folgt der alten Regel Character is Plot und gibt dem Dialog stets den Vorrang gegenüber der Aktion. Gleich drei Altstars geben sich die Ehre mit Gene Hackman und James Garner an Newman's Seite, sie alle befangen von Susan Sarandon's betörender Anziehungskraft, in deren Hand sie sich mehr oder weniger befinden. Elmer Bernstein lässt die geschmeidigen Bilder von elegischem Jazz umschmeicheln und am Ende ist nichts, wie es vorher schien. Als ob sich ein paar alte Freunde ein letztes Mal getroffen haben, um an ihre einstige Klasse zu erinnern und ihren Nachfolgern zu zeigen, wie man in Würde altert.

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                            LE BLEU DU CAFTAN von Maryam Touzani ist ein sinnlicher Film über die essentiellen Dinge des Lebens. Das preisgekrönte Drama um ein Ehepaar im mittleren Alter, dessen Leben durch einen neuen Angestellten in ihrer Näherei durcheinandergebracht wird, dreht sich um ein aufrichtiges Miteinander in Beziehungen, schwere Erschütterungen des Lebens und verborgene Sehnsüchte des Individuums, in einem nach außen hin scheinbar freien Land, dessen Gesellschaft durch innere Repressalien gefesselt ist, wodurch nur die Flucht in die soziale Isolation bleibt. Eine bemerkenswert ernsthafte Auseinandersetzung mit diversen Problematiken voller wahrhaftiger Momente, dabei beeindruckend gespielt, sowie subtil und zugänglich gestaltet. In der arte-Mediathek.

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                            • TOP TEN WESTERN

                              WINCHESTER '73 (Anthony Mann, 1950)
                              MEIN GROßER FREUND SHANE (George Stevens, 1953)
                              VERA CRUZ (Robert Aldrich, 1954)
                              DIE GLORREICHEN SIEBEN (John Sturges, 1960)
                              DIE VIER SÖHNE DER KATIE ELDER (Henry Hathaway, 1965)
                              SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD (Sergio Leone, 1968)
                              THE WILD BUNCH (Sam Peckinpah, 1969)
                              MISSOURI (Blake Edwards, 1971)
                              700 MEILEN WESTWÄRTS (Richard Brooks, 1975)
                              HEAVEN'S GATE (Michael Cimino, 1980)

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                                EddieLomax 10.06.2025, 09:02 Geändert 10.06.2025, 09:03

                                HARRY DEAN STANTON: PARTLY FICTION ist eine Anti-Dokumentation mit und über Harry Dean Stanton von Sophie Huber. Harry Dean, zur Entstehungszeit ca. 85, schweigt und spricht, singt und trinkt, bleibt meist einsilbig und wird zu Alltagsorten begleitet oder Nachts in der Gegend herumgefahren, wobei dann doch intime Momente entstehen, in denen er sich ein bisschen in die Seele blicken lässt. Unterstrichen durch Filmsequenzen gibt es Kommentare von Wim Wenders, Sam Shepard, sowie David Lynch, der Stanton humorvoll  interviewt. Ich hatte den Film vor Jahren schonmal bei arte gesehen und ihn jetzt bei Netflix entdeckt. Eine Meditation über das Leben, das Alter und den Tod, dabei wunderbar unaufgeregt und Down to Earth. Eine feine Sache das.

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                                  NEVER SAY DIE von Geoff Murphy, dem nach seinem Meisterwerk UTU (1983) und dem internationalen Erfolg seines Endzeit-Films THE QUIET EARTH (1985) offenbar der Sinn nach etwas leichtem stand, jagt seine Protagonisten Melissa (Lisa Eilbacher) und Alf (Temuera Morrison) als Pärchen, dass in Neuseeland aus heiterem Himmel von mysteriösen Killern gejagt wird, im Eiltempo einmal über beide Inseln und wieder zurück, zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Die oft skurrille Action-Komödie gibt von Anfang an Vollgas und lässt kaum Zeit zum Luft holen. Dabei nimmt sie von ihrer Struktur her viele, heute übliche Versatzstücken vorweg, bleibt aber im Gegensatz zu neueren Filmen dieser Art stets bodenständig und menschlich, nimmt seine zwei Hauptfiguren ernst und lässt sie nie im Regen stehen. Die handwerkliche Leistungsschau war dann auch folgerichtig Murphys Ticket to Hollywood.

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                                  • TOP TEN SERIEN

                                    SHERLOCK HOLMES (1984 - 1994)
                                    ROBIN HOOD (1984- 1986)
                                    LONESOME DOVE (1989)
                                    DIE SOPRANOS (1999 - 2006)
                                    BAND OF BROTHERS (2001)
                                    THE WIRE (2002 - 2008)
                                    DEADWOOD (2004 - 2006)
                                    BOARDWALK EMPIRE (2010 - 2014)
                                    GAME OF THRONES (2011 - 2019)
                                    BOSCH (2014 - 2021)

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                                      WALKING TALL von Phil Karlson erzählt die auf wahren Begebenheiten basierende Geschichte des Ex-Wrestlers Buford Pusser, der bei der Rückkehr in seine Heimatstadt feststellen muss, dass aus dem friedlichen Hort seiner Kindheit ein Paradies für Kriminelle geworden ist. Nach einigen Zwischenfällen lässt er sich zum Sheriff aufstellen und sagt dem Verbrechen den Kampf an. Unabhängig produziert für gerademal 500.000 Dollar kam der Film auf Einnahmen von ca. 40 Millionen, was nicht nur seinem Star, dem kürzlich verstorbenen Joe Don Baker (1936 - 2025) in der Rolle seines Lebens den großen Durchbuch bescherte, sondern auch ein paar Fortsetzungen, sowie eine Fernsehserie und eine Reihe von Remakes ermöglichte. Dabei ist WALKING TALL ein ungeschliffener Rohdiamant von einem Film, der seine brutale Geschichte ehrlich, bitter und mit entwaffnender Konsequenz erzählt. Sicherlich einer der besten Action-Filme seiner Ära. Karlson drehte mit Baker zwei Jahre später noch seinen letzten Film als Regisseur FRAMED, der auch nicht von schlechten Eltern ist.

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                                        TAP ROOTS von George Marshall, der in allen Genres zu Hause war, folgt als Mississippi Melodrama den Spuren des Über-Klassikers GONE WITH THE WIND (Victor Fleming u.a., 1939), der gut zehn Jahre zuvor die Kinokassen klingeln ließ und bis heute (inflationsbereinigt) der erfolgreichste Film aller Zeiten ist. Auch hier bildet ein Roman (von James H. Street) die Grundlage, der wiederum durch wahre Begebenheiten beeinflusst wurde.

                                        Geschildert wird die Geschichte der mächtigen Familie Dabney in Lebanon (Mississippi), die vor und während des Amerikanischen Bürgerkriegs Höhen und Tiefen erlebt, wobei die komplizierte Liebesbeziehung der Erbin Morna Dabney (Susan Hayward) mit dem Zeitungsverleger Keith Alexander (Van Heflin mit Clark-Gable-Gedächtnis-Bärtchen) im Mittelpunkt steht. Daneben gibt es ein paar Schicksalsschläge, etwas Politik und schließlich den Krieg, der für einige, überaus gelungene Action im finalen Drittel sorgt, was den Gesamteindruck hebt, allerdings nicht darüber hinwegzutäuschen vermag, dass der Weg bis dahin ein steiniger ist.

                                        Dankenswerterweise ist die Laufzeit nicht so überbordend, wie beim berühmten Vorbild, doch es gibt dem gegenüber durchaus nennenswerte Qualitäten zu berichten. So ist das Werk geradezu verschwenderisch ausgestattet und die Kamera-Arbeit von Oscar-Preisträger Winton C. Hoch, der bereits für John Ford herausragendes leistete, ist absolut großartig,  wobei einige Einstellungen wie Gemälde wirken. Gedreht wurde On Location in der beeindruckenden Landschaft der Great Smokey Mountains in North Carolina.

                                        Das Ensemble (Julie London, Ward Bond u.a.) ist neben den Hauptdarstellern hochklassig, besonders Boris Karloff weiß als weiser Indianer Tishomingo Akzente zu setzen. Leider zahlte sich der sichtliche Aufwand für UNIVERSAL nicht aus, der Film konnte nicht mal seine Produktionskosten einspielen. Der historische Hintergrund um die Unabhängigkeitsbemühungen des Handlungsortes Jones County,  wurde 2016 in FREE STATE OF JONES (Gary Ross) mit Matthew McConaughey nochmal deutlich authentischer abgebildet.

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                                          JOE DAKOTA von Richard Bartlett ist ein sowohl für das Genre, als auch für seine Entstehungszeit ungewöhnlicher Mystery-Western, dessen Story einerseits nach Art eines Whodunnit um das rätselhafte Verschwinden eines alten Indianers kreist, auf dessen Land die Bewohner einer Kleinstadt nun gemeinschaftlich nach Öl bohren und zum anderen um die Suche eines geheimnisvollen Fremden, der nach seiner Ankunft eben diese Gemeinschaft mit seinen Fragen gehörig durcheinander bringt, was ihn in die Nähe von John Sturges' meisterhaften BAD DAY AT BLACK ROCK (1955) rückt, in welchem sich ebenfalls eine verschworene Gemeinde immer mehr selbst zerrüttet, je mehr über ihre Taten bekannt wird. Ähnliche Motive griff Clint Eastwood später in HIGH PLAINS DRIFTER (1973) auf, doch wo dieser mit brutaler Gewalt für Gerechtigkeit sorgte, geht Jock Mahoney in vorliegendem Werk mit psychologischer Raffinesse vor und trägt nicht mal eine Waffe. Überhaupt finden die meisten Auseinandersetzungen verbal statt, es fällt insgesamt nur ein einziger Schuss, wobei mit fortschreitender Laufzeit stückchenweise offen gelegt wird, was wirklich passiert ist und die Spannung ansteigt, je näher der Fremde zur Lösung voranschreitet. Eine dichte Inszenierung, untermalt von Joseph Gershensons elegischer Untermalung, gepaart mit einem wohl austarierten Dialog-Buch, dargeboten von einem feinen Cast, wobei der Höhepunkt eine Szene ist, in der die Stadtbewohner Lee van Cleef und Claude Akins mit Mahoney ein perfides Trinkspiel abhalten.

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                                            HOLY WATER von Tom Reeve ist eine kleine irische Provinz-Komödie um vier nicht mehr ganz junge Freunde (u.a. John Lynch, Lochlann Ó Mearáin), die sich in ihrer von Arbeitslosigkeit geprägten Gegend mehr oder weniger über Wasser halten, bis einer von ihnen, ein Postbote, auf die Idee kommt einen Viagra-Transport zu rauben, um die Beute später in Amsterdam an den meistbietenden Schwarzmarkt-Dealer zu verhökern. Zwei Ermittler (Linda Hamilton & Tiny Lister) einer amerikanischen Versicherungs-Firma sind ihnen bald auf den Fersen, während sich die Pechvögel immer weiter reinreiten. Ob die Gelegenheitsverbrecher aus der Nummer wieder rauskommen und was mit der Dorfgemeinschaft passiert, wenn Viagra ins Trinkwasser gelangt, erzählt die Independent-Produktion auf höchst vergnügliche Weise. Die amüsante Posse um ein paar verhinderte Gauner, die eigentlich nur arme Teufel sind, die auch mal ein Stück vom Kuchen haben wollen, wurde nie in Deutschland veröffentlicht, lässt sich aber bei Netflix in OmU unter dem Titel HARD TIMES finden und erinnert in ihrer Machart ein wenig an DIEBE HABEN'S SCHWER (Mario Monicelli, 1958) oder dessen Remakes CRACKERS  (Louis Malles, 1984) und SAFECRACKERS (Anthony & Joe Russo, 2002), bis sie sich im letzten Drittel zur Sex-Komödie wandelt.

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                                            • TOP TEN COMIC MOVIE STRIPS

                                              OKAMI - AM TOTENFLUSS (Kenji Misumi, 1972)
                                              THE CROW (Alex Proyas, 1994)
                                              CRYING FREEMAN (Christophe Gans, 1995)
                                              BLUEBERRY (Jan Kounen, 2004)
                                              CASSHERN (Kazuaki Kiriya, 2004)
                                              SIN CITY (Robert Rodriguez, 2005)
                                              300 (Zack Snyder, 2006)
                                              WATCHMEN ( (Ultimate Cut, Zack Snyder, 2009)
                                              RUROUNI KENSHIN (Keishi Õtomo, 2012)
                                              BATMAN VS SUPERMAN: DAWN OF JUSTICE (Ultimate Cut, Zack Snyder, 2016)

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                                              • 8

                                                VILDMÆND von Thomas Daneskov erzählt die Geschichte des Dänen Martin (Rasmus Bjerg), eines Mannes in seinen Vierzigern, der aus einer schweren mentalen Krise heraus mir nichts, dir nichts Familie und Job hinter sich lässt, um fortan in den Wäldern Norwegens als Jäger und Sammler ein ursprüngliches Leben zu führen. Zehn Tage später überfällt er aus hungriger Verzweiflung heraus eine Tankstelle, um an Lebensmittel zu kommen. Gleichzeitig erleidet der Drogen schmuggelnde Migrant Musa (Zaki Youssef) mit zwei Dealer-Kollegen einen schweren Auto-Unfall, bei dem seine Begleiter vermeintlich sterben. Schwer verletzt schleppt er sich mit einer Tasche voller Drogengeld in die Wälder und trifft bald auf Martins Lager. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, wären nicht Polizei, Martins Ehefrau Anne (Sofie Gråbøl) samt zweier Töchter und die noch lebenden Dealer hinter den beiden her. Eine schwarzhumorige, bisweilen blutige Komödie um verwöhnte, von Zivilsationskrankheiten geplagte Städter, Outdoor-Freaks deren Hauptziel das Geld der Stadtflüchtlinge ist, und Migranten, die nach jedem Strohhalm für ein menschenwürdiges Leben greifen und dabei am normalsten agieren. Ein großer Spaß mit ernstem Unterton, bis zum Western ähnlichen Showdown. Die Dänen können's einfach.

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                                                  THE IRON CLAW von Sean Durkin erzählt die wahre und tragische Geschichte der Familie Von Erich, die den Wrestling-Sport in den Siebziger und Achtziger Jahren gehörig aufmischte.

                                                  Patriarch Fritz Von Erich (Holt McCallany), richtiger Name Jack Adkisson, kennt nur ein Ziel, er setzt alles daran der weltbeste Wrestler zu werden. Sein Signature Move ist die Iron Claw, ein klauenartiger Griff an den Kopf des Gegners, der diesen bis zur Aufgabe zu Boden drückt. Als es mit dem Titel nicht klappt, bringt er all seine Söhne (im Film fünf, in Wahrheit sechs) auf Kurs, ebenfalls als Wrestler durchzustarten und die Branche als Familien-Clan zu erobern. Erste Erfolge stellen sich ein, doch bald sorgen mehrere tragische Ereignisse für den Niedergang der Wrestling-Dynastie. Auf der Familie scheint ein Fluch zu liegen.

                                                  Die eiserne Klaue ist dabei durchaus doppeldeutig zu verstehen, steht sie doch nicht nur für das sportliche Alleinstellungsmerkmal der Athleten-Familie, vielmehr symbolisiert sie auch den eisernen Griff des unerbittlichen, einzig dem persönlichen Erfolgsgedanken verpflichteten Vaters, mit dem er seine Söhne lenkt und unterdrückt. Einer nach dem anderen wird darunter zerbrechen. Die erste Hälfte des in starken Bildern erzählten Films schildert den Aufstieg, während die zweite eine unbeschreibliche Chronik des Scheiterns darstellt, die trotz ihrer niederschmetternden Tragik niemals einen hoffnungsvollen Unterton verliert.

                                                  Die größte Stärke des Films ist neben seiner stets unwägbaren Atmosphäre die Besetzung, wobei gerade die Brüder, von denen drei (Zac Efron, Harris Dickinson, Jeremy Allen White) in den Mittelpunkt gerückt werden, besonders beeindrucken können. Jeder von ihnen wird tiefer charakterisiert, geht je nach seinen Eigenschaften anders mit der Erwartungshaltung des Vaters um, der sich nur so lange für sie verantwortlich fühlt, wie sie nach seinen Maßstäben funktionieren und ihnen niemals so etwas wie Liebe oder Zuneigung zeigt.

                                                  Zac Efron, in der Rolle des ältesten Bruders Kevin, spielt endlich mal wieder eine richtige Rolle und ist das Zentrum des Films, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird. Seine äußerliche Transformation lässt ihn dabei wie den Golem aus Paul Wegener's Stummfilm (1920) wirken, sein Spiel ist von minimalistischer Zurückhaltung geprägt, wird mit fortschreitender Handlung immer ausdrucksstärker, je mehr er die Tragweite der Forderungen seines fehlgeleiteten, übermächtigen Vaters erkennt. Das Ende ist geradezu herzzerreißend.

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                                                  • 5

                                                    OHNE JEDE SPUR - DER FALL DER NATHALIE B. von Esther Rauch ist ein True-Crime-Drama um die Entführung der Triathletin Nathalie Birli im Juli 2019. Hierbei kommt der Fernsehfilm ziemlich schnell zum Punkt, indem die Entführung bereits in den Anfangsminuten stattfindet, worauf die Schilderung der Suchaktion abwechselnd zur Situation des Opfers gezeigt wird. Das ist gut gespielt und nüchtern inszeniert, aber daneben auch ziemlich distanziert und dadurch nicht besonders spannend. Seine Sachlichkeit kann man dem Film kaum vorwerfen, seine fehlende Bereitschaft Emotionen zu vermitteln schon. Wenn man als Zuschauer unbeteiligt dem Geschehen folgt und kaum eine Bindung zu den Figuren herstellt, ist weder den beteiligten Helfern, noch dem Entführungsopfer gedient.

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