EddieLomax - Kommentare
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Alle Kommentare von EddieLomax
SHERLOCK von Graham Theakston entstand in der Zwischenphase von klassischen und modernen Adaptionen der Werke Arthur Conan Doyle's, weshalb es falsch wäre, diesen mit den späteren Bearbeitungen durch Guy Ritchie oder Paul McGuigan zu vergleichen. James D'Arcy ist als Meisterdetektiv passend besetzt und Vincent D'Onofrio als Bösewicht geht sowieso immer. Während die Herangehensweise des nicht auf einer konkreten Vorlage basierenden Filmes zunächst irritieren mag, erscheint sie doch später schlüssig. Bis es jedoch dazu kommt, herrscht nach gelungenem Auftakt zunächst etwas Leerlauf, während die Handlung in der zweiten Hälfte Schwung aufnimmt und deutlich atmosphärischer daherkommt. Ausstattung und Kostüme sind stimmig, die Gewichtung der Charaktere noch traditionell, so bleibt Watson, wie in den alten Verfilmungen stets eine Nebenfigur. Im Grunde erleben wir eine Art Ursprungsgeschichte, in der alle Eckpfeiler der zahlreichen Geschichten bereits vorhanden sind. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass der Film als Auftakt zu einer neuen Fernsehreihe gedacht war, die aber dann nicht realisiert wurde. Vermutlich war man noch nicht bereit dazu. Erst einige Fernsehfilme später gelang es dann Dank der jeweils frischen Ansätze der oben genannten Autoren/Regisseure den alten Detektiv mit neuen Impulsen ins nächste Jahrtausend zu überführen.
ABSOLUTION von Hans Petter Moland ist nach COLD PURSUIT bereits die zweite Zusammenarbeit mit Liam Neeson. Während man aufgrund der Vermarktung zunächst einen weiteren Fließband-Reißer erwartet, entpuppt sich der Film schnell als Charakterdrama mit einigem Tiefgang, in dem der gealterte Star eine seiner stärksten Vorstellungen in letzter Zeit liefert. Klar gibt es auch hier eine Thriller-Handlung, was der Profession der Hauptfigur geschuldet ist, doch das steht nie im Vordergrund. Vielmehr wirken die wenigen Action-Einschübe wie pflichtschuldig abgedrehtes Material, damit der Trailer etwas aufgepeppt werden kann, um den Streifen besser vermarkten zu können. Hier wäre weniger mehr gewesen. Im Mittelpunkt steht ein alt gewordener Halbwelt-Arbeiter (Schläger und Geldeintreiber), der aufgrund einer Krankheit seinen Beruf nicht mehr ausüben kann und die letzte Phase seines Lebens darauf verwenden will, Fehler zu korrigieren, sowohl familiär, als auch im Job. Das ist alles andere als neu, doch wenn es so einfühlsam vorgetragen wird wie hier, lasse ich mir das gerne gefallen.
OVERDOSE von Olivier Marchal vereint alle Zutaten des Film Policier und erfüllt mit dem vielleicht erfahrensten Regisseur des Genres die denkbar besten Voraussetzungen für einen desillusionierten Blick auf die Mechanismen des internationalen Drogenhandels in Europa aus Ermittlersicht. Wobei auch die Wege des Produkts dokumentiert werden, sicherlich nicht zum ersten Mal, doch selten so spannend wie hier im Gewand eines, die verschiedenen involvierten Polizei-Behörden berücksichtigenden Thrillers. Ein internationales Schauspiel-Ensemble vervollständigt den gelungenen Gesamteindruck. Marchal schafft es einfach immer wieder, mich zu überzeugen, der Mann dreht seit über zwanzig Jahren genau das, was ich sehen will. Bodenständig, realistisch und ohne Mätzchen hält er die Fahne des Polar oben und macht dem Publikum nichts vor. Seine Helden sind kaputt, die Stimmungslage düster und das Verbrechen allgegenwärtig. Er erzählt von denen die aufräumen und jeden Tag ihren Kopf hinhalten, der, wenn sie Glück haben, am Ende des Arbeitstages noch da sitzt, wo er hingehört. Er erzählt aber auch vom täglichen scheitern, von Zwischenfällen und Kollateralschäden, vom Pech haben, im falschen Moment am falschen Ort zu sein. Dennoch gibt es keine Resignation, nur den Job, der getan werden muss.
ARGENTINA, 1985 von Santiago Mitre erzählt vom ersten Gerichts-Prozess gegen die argentinische Militärjunta, deren Diktatur von 1976 bis 1983 dauerte. Tausende Menschen wurden dabei entführt, gefoltert und ermordet, manche Familie weiß bis heute nicht, wohin ihre Verwandten verschwunden sind. Die filmische Aufarbeitung dieses ernsten Themas kommt in Argentinien, aber auch in ganz Südamerika langsam in die Gänge, der Film war für den Auslands-Oscar nominiert, unterlag jedoch unverständlicherweise gegen den deutschen Beitrag IM WESTEN NICHTS NEUES (Edward Berger), welcher weit weniger zu sagen hatte. Durch die exzellente Besetzung der Hauptrolle mit Superstar Ricardo Darin als federführendem Staatsanwalt wurde dem Werk die nötige internationale Aufmerksamkeit zuteil, was leider Dank der Veröffentlichungs-Politik des geldgebenden Amazon-Konzerns konterkariert wurde. Ein großer Teil des mit dokumentarischem Video-Material angereicherten Films findet zwar im Gerichtssaal statt, was bei der Dauer des Films auch mal zu einigen längeren Passagen führt, doch die inhaltliche Brisanz des Stoffes hält die Aufmerksamkeitsspanne des Zuschauers hoch und sorgt für tiefe emotionale Anteilnahme an den vielen Schicksalen, deren Zeuge man wird. Dennoch gelingt es dem Regisseur nach einer fabelhaften Einführung in den privaten Lebensbereich, sowie den Arbeitsalltag des Protagonisten eine starke Bindung zu ihm und seiner unmittelbar vom Prozess betroffenen Familie herzustellen. Mit Montage-Sequenzen wird die Zusammenstellung seines Teams aus jungen Juristen begleitet und die Interaktion aller Beteiligten trotz der ernsten Thematik im Dialog immer wieder humorvoll gebrochen, was den Unterhaltungswert enorm steigert. Ein bedeutender Film, nicht nur für Argentinien, zeigt er doch in unserer politisch äußerst komplexen Zeit als mahnendes Beispiel auf eine extrem gespaltene Zivilgesellschaft und macht vor allem eines deutlich: Mögen die Diktatoren auch weg sein, so sind die Ideologien noch da und allgegenwärtig. Darum ist Vorsicht geboten.
STOCKHOLM BLOODBATH von Mikael Håfström ist eine stark inszenierte, tarantinoeske Historien-Groteske um Ereignisse, die sich um 1520 zugetragen haben könnten. Der dänische König Kristian (Claes Bang) hält sich für den rechtmäßigen Herrscher über Schweden und begibt sich auf Eroberungs-Feldzug. Sein Erfolg führt zu Ereignissen, die Schweden tief erschüttern und im titelstiftenden Massaker münden. Bang erweist sich als Rampensau, in einer Nebenrolle tut es ihm Ulrich Thomsen gleich, während die Hauptlast von den drei weiblichen Protagonistinnen Sophie Cookson, Alba August und Emily Beecham getragen wird, die dem Usurpator als einzige etwas entgegenzusetzen haben. Håfström reiht sich in die lange Reihe ausländischer Regisseure in Hollywood ein, die in ihren Heimatländern herausragendes schufen, anschließend in Amerika verbrannt wurden, und nach ihrer Rückkehr an alte Tugenden anzuknüpfen vermochten. Für mich das irgendwo zwischen GAME OF THRONES und VIKINGS angesiedelte, durchaus überraschende Comeback eines Regisseurs, den ich eigentlich schon abgeschrieben hatte.
THE FABELMANS von Steven Spielberg ist nicht nur der persönlichste Film des Regisseurs, sondern gleichzeitig auch Teil eines Trends, der schon länger zu beobachten ist. Nachdem in der belletristischen Literatur die Autofiktion zu einer mittlerweile vorherrschenden Form geworden ist, zieht das internationale Kino nun nach. Interessant sind dabei vor allem die Werke bedeutender Regisseure, die nach dem Erfolg von Alfonso Cuaron's ROMA (2018) ihr Medium nutzen, auf das eigene Leben zurückzublicken, wobei in den meisten Fällen nostalgische, manchmal auch wehmütige Filme entstanden sind. Steven Spielberg ist da keine Ausnahme. Sein Blick zurück ist zwar nicht verklärend, doch liebevoll und aufrichtig. Er macht die Liebe zum Kino spürbar, fängt die Leidenschaft zum filmischen Werk ein und berührt auf vielerlei Ebenen. Zugleich ist es eine Liebeserklärung an seine Mutter, hinreißend verkörpert von Michelle Williams. David Lynch's letzter Auftritt als Meister-Regisseur John Ford ist da nur das I-Tüpfelchen. Bleiben zwei Gedanken: Nummer Eins, Zeit für eine Liste dieses neuen Sub-Genres; Nummer Zwei: Wann dreht Spielberg endlich einen Western?
GOD IS A BULLET von Nick Cassavetes ist letztendlich ziemlich enttäuschend, obwohl ich nach dem Trailer richtig Bock auf den Film hatte. Die angeblich auf wahren Begebenheiten, sowie auf einem Roman basierende Geschichte um einen religiösen Cop (Nikolaj Coster-Waldau), der nach der Entführung seiner Tochter mit Hilfe einer Aussteigerin (Maika Monroe) bei einem Satanisten-Kult ermittelt, birgt einiges an Potential, nur wollen die Zutaten des überlangen Films nicht ineinandergreifen. Dabei schlagen sich die beiden Hauptdarsteller recht ordentlich, wie auch einige der Nebendarsteller, dennoch gibt es diesbezüglich schon ein paar Ausfälle zu beklagen. Die Charaktere sind unzureichend ausgearbeitet, auch die "Rolle" von Jamie Foxx kann nur als besserer Cameo bezeichnet werden. Der Inszenierung mangelt es an Stringenz, Sub-Plots bremsen die eigentliche Geschichte aus, komplizierte Rückblenden erklären sich nicht in jedem Fall selbst. Die reichlich vorhandene Gewalt wird übersteigert bis zum Exzess, wobei man sich schon fragen muss, ob dies zu dem was erzählt wird, noch gerechtfertigt werden kann. Auffällig ist dabei vor allem die Gewalt, die gegenüber Frauen ausgeübt wird, hier wird nicht nur explizit draufgehalten, sondern geradezu genüsslich zelebriert, ein Vorwurf, den sich die Macher gefallen lassen müssen. Aber auch sonst schießt das Werk immer wieder über's Ziel hinaus, nicht nur was die Gewaltdarstellung und Spieldauer betrifft. Der Soundtrack, bestehend aus Songs verschiedener Stilrichtungen, ist für sich genommen zwar sehr hochwertig, jedoch will er in seiner jeweiligen Darbietungsart und Aussage nicht so recht zu dem was gezeigt wird passen. Ein vermeidbares Manko in einem überambitionierten Film voller Mängel, der aus seiner eigentlich interessanten Story zu wenig macht und dabei irgendwie zwischen den Stühlen sitzt.
STEEL COWBOY von Harvey S. Laidman ist so etwas wie ein Film gewordener Country-Song. Ein hochverschuldeter Trucker (James Brolin) kriegt den Blues, als ihn seine Frau (Jennifer Warren) verlässt. Gemeinsam mit seinem Partner (Rip Torn) beginnt er Touren für einen zwielichtigen Spediteur (Strother Martin) zu fahren. Bald hat er eine junge Bedienung (Melanie Griffith) und mächtig Ärger am Hals. Die 70er tropfen hier aus jeder Pore wenn die Trucks röhren, die Klamotten glitzern und der Soundtrack schön geschmeidig schunkelt bis zum Showdown dieser hübschen kleinen Ergänzung zu CONVOI, SMOKEY, THE BANDIT & Co..
THE ORDER ist ein in den 80er Jahren spielender Tatsachen-Thriller von Justin Kurzel und erzählt von der Saat, die mittlerweile aufgegangen ist. Wütende, sich benachteiligt fühlende Männer finden in nationalistischen Bünden zusammen und proben den Aufstand. Ein im besten Sinne klassisch inszeniertes Krimi-Drama mit durch die Bank starken Schauspielleistungen, wobei Jude Law ordentlich abliefert und Nicholas Hoult hat gerade sowieso einen Lauf. Für mich ist das Kurzels beste Arbeit bis jetzt und hätte klar ins Kino gehört.
Meine Flop 10 der 90er Jahre:
DAS GEISTERHAUS (Bille August, 1993)
DER KÖNIG DER LÖWEN ( Roger Allers & Rob Minkoff, 1994)
SINN UND SINNLICHKEIT (Ang Lee, 1995)
DANGEROUS MINDS (John N. Smith, 1995)
BREAKING THE WAVES (Lars von Trier, 1996)
DIE AKTE JANE (Ridley Scott, 1997)
CONTACT (Robert Zemeckis, 1997)
DER PFERDEFLÜSTERER (Robert Redford, 1998)
HINTER DEM HORIZONT (Vincent Ward, 1998)
BLAIR WITCH PROJECT (Daniel Myrick & Eduardo Sánchez, 1999)
SQUADRA VOLANTE stellt das Regie-Debüt des vormaligen Kameramannes Stelvio Massi dar und ist ein Poliziottesco, in dem der für seine Verhältnisse geradezu zurückhaltend agierende Tomás Milán als einzelgängerischer Kommissar Ravelli die Spur des Schwerverbrechers Marseille (Gastone Moschin) aufnimmt, der einst seine Frau erschoss. Ravelli agiert dabei rein instinktgesteuert, ist geduldig und reizt seine Legitimation bis aufs äußerste aus, überschreitet sie auch, wenn es sein muss. Im Gegensatz zu Massis Film, der ruhig und konzentriert daherkommt, ohne sich je, wie zahlreiche seiner Genre-Kollegen, dem übermässigen Exzess hinzugeben. Hier macht sich das photographische Handwerk bemerkbar. Die Einstellungen sind gut gewählt, die Action funktional und auf den Punkt, das alles begleitet von einem melancholischen Score Stelvio Ciprianis, der Ravellis Stimmungslage optimal überträgt. Gutes Ding. Hier in frischem HD auf YouTube:
https://m.youtube.com/watch?v=VrRzm2bJIgU
HOOSIERS von David Anspaugh war ein unerwarteter Erfolg und erfreut sich in den Staaten großer Beliebtheit, gilt manch einem gar als einer der besten Sportfilme ever. Nun soweit würde ich nicht gehen, doch zumindest in der ersten Hälfte gibt es einiges bemerkenswertes, bevor in der zweiten die gängigen Schemata des Genres nicht mehr variiert werden. Wenn Gene Hackman zu Beginn in eine 50er-Jahre-Kleinstadt nach Indiana kommt, um eine Stelle als Basketball-Trainer anzutreten, wird schnell klar, dass hier ein Mann nicht nur vor seiner Vergangenheit flieht, sondern auch seine letzte Chance auf ein normales Leben ergreifen will. Gegen alle Widerstände der Gemeinschaft setzt er sich durch und solidarisiert sich sogar mit dem stadtbekannten Säufer, oscarnominiert verkörpert von Dennis Hopper, in dem nicht nur ein wandelndes Basketball-Lexikon schlummert, sondern auch ein brillianter Spielstratege. Barbara Hershey als dem Neuling zunächst ablehnend begegnende Rektorin der örtlichen High School erfasst die Situation sogleich ziemlich treffend und bringt damit dessen Ambition, als auch die der kritischen Elternschaft in Bewegung, was sich schließlich auch auf sie selbst auswirkt. Eine im kleinen feine Geschichte, basierend auf wahren Begebenheiten, letztendlich mit ehrlichem Ansatz hollywoodtypisch umgesetzt, wobei Hackman für die nötige Bodenhaftung sorgt.
THE MAN FROM TORONTO von Patrick Hughes zeigt Woody Harrelson, wie er Jason Statham spielt, in einer Rolle die dieser ursprünglich spielen sollte, was in der deutschen Fassung zusätzlich karikiert wird, weil beide denselben Synchronsprecher haben. Das funktioniert also, im Gegensatz zum "Humor" von Kevin Hart. Hat der überhaupt mal in auch nur einem guten Film mitgespielt? Der Rest ist der mittlerweile typische generische Killer-Blödsinn als Verwechslungsposse, wie es ihn schon gefühlt tausendmal gab. Die Running Gags sind keine, Story und Action bleiben ebenso spannungs- wie überraschungsarm. Schade eigentlich, denn Hughes hat damals mit seinem Erstling RED HILL ein wirklich vielversprechendes Debüt abgeliefert, aber was dann in Hollywood aus ihm geworden ist, kann nur noch als traurig bezeichnet werden.
THE GRIFTERS von Stephen Frears entstand im Auftrag Martin Scorsese's, der die Regie aus terminlichen Gründen abgab und ist die Verfilmung eines Romans von Jim Thompson, dessen finstere Moritaten den Leser stets in psychologische Abgründe führen, ihn gefangen nehmen und austricksen, wie das Protagonisten-Trio in diesem Film. Eine fiese Dreiecks-Geschichte um Berufs-Kriminelle, deren höchstes Ziel ist, einander abzuzocken. Amouröse oder familiäre Verbindungen werden da schonmal hinten angestellt. Vielmehr schaut der nach einem Drehbuch von Donald E. Westlake entstandene Neo Noir ähnlich unter die Oberfläche, wie dessen eigene Gangsterromane. Da kann die Mutter eines Gauners durchaus ihm gegenüber ihre Reize spielen lassen, seine Freundin den Zickenkrieg durch ungezügelte Freizügigkeit entscheiden, während er hin und hergerissen zwischen Abnabelung und Anbandelung zusehends irritierter ist. Das alles wird prächtig präsentiert von einem Ensemble, angeführt von der herausragenden Anjelica Huston, die bei aller Abgebrühtheit einen zutiefst nachvollziehbaren Charakter erschafft.
DIE TODESGÖTTIN DES LIEBESCAMPS von und mit dem Schlager-Schwurbler Christian Anders, der mit seinem Sex-Ego-Trip dem Größenwahn ein blondumlocktes Gesicht gibt, immer inmitten von massenhaft Titten und Ärschen, Schwänzen und Muffs, was ja dem sensationsgeilen Bahnhofskino-Publikum völlig ausreicht, um im abgeranzten, speckigen Leder-Kino-Sessel für 75 endlos erscheinende Minuten seinen ganz persönlichen Spaß zu haben. Dazu gibt's Akustik-Schmonzetten mit Texten aus Langenscheidts Englisch-Taschenwörterbuch, kredenzt vom Lokführer der Zugfahrt ins Nirgendwo himself, der es sich nicht nehmen ließ seinen filmischen Samenerguß selbst zu verfassen, wobei ihm so manch hörige Groupies auf's Inselparadies folgten, um sich ein paar Wochen nackend in der Sonne dem neckischen Treiben hinzugeben, und ihm vermutlich auch. Wie lässt es sich sonst erklären, dass er danach Deutschland den Rücken kehrte, um im sonnigen Kalifornien als, man höre und staune, Esoterik-Guru sein persönliches Heil zu finden? So weit, so gut, könnte man sagen. Wenn ich aber lese, dass in einer Minirolle der spätere Sektenführer David Koresh beteiligt war, auf dessen Konto während seiner Abriss-Party mit dem FBI in Waco/Texas im April '93 über 70 Männer, Frauen und Kinder draufgegangen sind, dann wird mir schon ein bisschen schlecht.
GOJIRA MAINASU WAN von Takashi Yamazaki, Trauma-Bewältigung als Monsterfilm sozusagen, passt ja gut in die Zeit, wie ich finde. Üblicherweise kann man mich mit sowas jagen, vor allem weil ich einige der letzten Ami-Godzilla-Filme gesehen habe, damals angefangen mit Emmerichs Werk und früher mit den alten Gummipuppen-Japanern auch nichts anfangen konnte. Hier jedoch haben mich das Konzept und nicht zuletzt die Kritiken davon überzeugt, mir selbst ein Bild zu machen. Der ausschlaggebende Punkt für eine Sichtung war jetzt die Entdeckung der Schwarzweiß-Fassung, schließlich habe ich irgendwann einmal das Original von Inoshiro Honda gesehen, der zumindest was zu sagen hatte. Und wer hätte es gedacht? Ich fands gut, was viel damit zu tun hat, dass die japanische Katastrophe im Mittelpunkt steht, das zwischenmenschliche eine übergeordnete Rolle spielt und das Biest nur in homöopathischen Dosen auftritt, wobei es nie der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Die Urgewalt als Richter für die Verfehlungen der Menschheit. Ich wüsste da ein paar Orte, wo es mal aufräumen könnte.
DEADLY ENCOUNTER von Routinier William A. Graham zeigt Larry Hagman auf der Höhe seines DALLAS-Ruhms als Vietnam-Veteran Sam, der nun sein Geld als Hubschrauber-Pilot verdient. Eines Tages steht seine alte Flamme Chris (Susan Anspach) vor ihm und bittet um Hilfe. Er lehnt ab. Dann sieht er, wie sie entführt wird und greift ein. Kaum ist sie befreit, sitzt den beiden die Mafia im Nacken. Die Story passt auf einen Bierdeckel, der Dialog ist funktional und einziger Zweck ist es, zu unterhalten. Jede Menge handgemachte Helikopter-Action und Nebendarsteller wie James Gammon sorgen dafür, dass es gelingt. Gibt's in deutscher Synchro auf YouTube:
https://m.youtube.com/watch?v=pa3xS-ynOY8
THE DECEIVERS von Nicholas Meyer krankt etwas an seiner steifen Inszenierung, basiert allerdings auf Tatsachen, ist inhaltlich interessant und wurde komplett On Location in Indien gedreht, was für reichlich Schauwerte sorgt. Als Merchant-Ivory-Produktion durchaus ein Prestige-Objekt, fiel das Werk zu seinem Kinostart bei Publikum und Kritik durch und fand nur auf Video einigen Zuspruch. Pierce Brosnan bietet eine starke Vorstellung als britischer Offizier der Ost-Indien-Kompanie, der in seinem Verwaltungsbezirk ein Massengrab entdeckt und einem mörderischen Geheimbund auf die Spur kommt. Die Machart erinnert an die Kolonial-Abenteuer der Rank-Organisation von Alexander Korda aus den 30er und 40er Jahren, ein Stil der 1988 einfach nicht mehr funktionierte und sich wohl damals schon an ein älteres Publikum richtete. Die Literaturverfilmung nach einem Roman von John Masters, der einen ganzen Zyklus zu diesem Thema verfasste, zu dem bspw. auch die Vorlage zum Klassiker BHOWANI JUNCTION (George Cukor, 1956) mit Ava Gardner und Stewart Granger gehört, konnte mich in meiner Jugend durchaus beeindrucken, erscheint mir heute jedoch zu statisch und spannungsarm hinsichtlich des eigentlich starken Themas.
THE LIVES OF A BENGAL LANCER von Henry Hathaway brachte dem Haus-Regisseur von Gary Cooper die einzige Oscar-Nominierung seiner Karriere ein, der Film selbst wurde in insgesamt sieben Kategorien nominiert, gewinnen konnten ihn die beiden Regie-Assistenten Paul Wing und Clem Beauchamp. Hathaway hatte zur Vorbereitung dokumentarisches Material in Indien an Original-Schauplätzen gedreht, während die Haupt-Dreharbeiten in Kalifornien und in den Paramount-Studios stattfanden. Anderen Quellen zufolge stammt das indische Bildmaterial von KING KONG-Regisseur Ernest B. Schoedsack, der den Film ursprünglich machen wollte.
Gary Cooper gibt einen unangepassten, kanadischen Offizier des 41. Bengal Lancer Regiments in Nordwest-Indien und tritt hier ganz ungewohnt mit Stiftbärtchen auf, wie man es sonst von Clark Gable kennt. An seiner Seite agieren der charmante Franchot Tone als intellektueller und stets zu Scherzen aufgelegter Sidekick des Leading Man, während Richard Cromwell als komplexbeladener Sohn des Kommandanten das Trio vervollständigt. Viel Zeit wird darauf verwendet, die Figuren zu etablieren und den Garnisons-Alltag zu zeigen, während die eigentliche Mission der drei Freunde erst in der letzten halben Stunde des knapp zweistündigen Werkes stattfindet. Das actionreiche, grandios inszenierte Finale entschädigt schließlich für manche Länge.
Die aufwändige Produktion basiert auf einem Roman von Francis Yeats-Brown und feiert soldatische Werte wie Kameradschaft und Heldenmut, was ihn zu einem häufig gesehenen Lieblingsfilm Hitlers werden ließ, der ihn sogar zu Schulungszwecken der HJ vorführte, wofür das klassische Hollywood-Abenteuer natürlich nichts kann. Der Erfolg führte jedenfalls zu einer Reihe weiterer, ähnlich gelagerter, im kolonialen Indien spielender Filme, an denen der Zahn der Zeit meiner Meinung nach etwas weniger genagt hat, wie bspw. THE CHARGE OF THE LIGHT BRIGADE (Michael Curtiz, 1936) mit Errol Flynn oder GUNGA DIN (George Stevens, 1939) mit Cary Grant. In den 50er Jahren kam es schließlich zu einem Farbfilm-Comeback derartiger Stoffe wie KING OF THE KHYBER RIFLES (Henry King, 1953) mit Tyrone Power und BENGAL BRIGADE (Laszlo Benedek, 1954) mit Rock Hudson.
A FAMILY THING ist eine Tragikomödie von Richard Pearce, wobei der Drama-Anteil klar überwiegt, denn der auf einem Drehbuch von Co-Autor Billy Bob Thornton basierende Film hat richtig was zu sagen. Earl Pilcher (Robert Duvall) betreibt gemeinsam mit seinem Vater eine Tankstelle im ländlichen Arkansas. Als seine Mutter stirbt, hinterlässt sie ihm einen Brief, der ihn über seine wahre Herkunft aufklärt. Sie war gar nicht seine leibliche Mutter, sondern er ist das Kind einer schwarzen Hausangestellten, die von seinem Vater vergewaltigt wurde und bei seiner Geburt starb. Earl hat einen älteren Halbruder, den er nun finden soll, weil es ihr letzter Wille war.
Ray Murdock (James Earl Jones), ein in Chicago lebender Polizist, bekommt eines Tages Besuch. Soweit die Ausgangslage eines Films, in dem die großen gesellschaftlichen Fragen im kleinen abgehandelt werden. Es geht nicht allein um Herkunft und Identität, auch um Rassismus und Toleranz, Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe. Beide Brüder sind Männer weit jenseits der 50, beide sind gezwungen ihre Lebensentwürfe zu überdenken und beide müssen sich verändern, um mit der neuen Realität zurechtzukommen. Diesbezüglich ist der Film unheimlich aktuell und in seiner Aussage zeitlos. Wenn das dann noch so grandios dargeboten wird, wie von den beiden Oscar-Preisträgern, erhält der Zuschauer absolut sehenswertes Schauspielerkino.
BRONCO BUSTER von Budd Boetticher stellt den Übergang des Regisseurs vom Sportfilm- zum Western-Experten dar, indem er auf Authentizität achtet, die er durch die Verwendung von dokumentarischem Material und die Beteiligung echter Rodeo-Champions (Casey Tibbs u.a.) erreicht, was eine zur Entstehungszeit recht ungewöhnliche Vorgehensweise war. So erscheinen einige der halsbrecherischen Szenen, wie das finale Rodeo-Duell mit zwei Stieren gleichzeitig, als komplett wahnsinnig und vor allem lebensgefährlich.
Der Rodeo-Champion Tom (John Lund) kehrt nach längerer Abwesenheit in die Arena zurück, wo er auf seine Geliebte Judy (Joyce Holden) und ihren Vater Dan (Chilli Wills), einen alten Rodeo-Clown trifft. Die beiden haben sich in letzter Zeit des aufstrebenden Jungspunds Bart (Scott Brady) angenommen, der gerne der nächste Champion werden will. Tom beginnt ihn zu protegieren, aber bald steigt Bart der sich einstellende Erfolg zu Kopf.
Eine klassische Sportfilm-Dramaturgie also und gleichzeitig einer frühesten Vertreter eines Sub-Genres, dass im selben Jahr mit THE LUSTY MEN (Nicholas Ray), der allerdings erst danach in die Kinos kam, seine Initialzündung bekommen sollte. Zudem nimmt Boetticher mit Brady's Figur den Typus des unangepassten Rebellen vorweg, der die Leinwände der 50er Jahre in Gestalt von Brando, Dean, Newman und Co. von nun an bevölkern sollte, auch wenn hier am Ende noch die Einsicht in Form einer Anpassung an die Gemeinschaft stattfindet. Viele der hier bereits angelegten Themen sollte der Regisseur in seinen späteren Western mit Randolph Scott wieder aufgreifen und vertiefen.
https://www.moviepilot.de/liste/sweetheart-of-the-rodeo-eddielomax
PILE OU FACE von Robert Enrico lebt von der Dynamik seiner Stars Philippe Noiret und Michel Serrault, wobei letzterer als Büro-Angestellter unter Mordverdacht gerät, seine Frau aus dem Fenster gestoßen zu haben und von nun an ersteren, einen hartnäckigen Kriminal-Inspektor, als ständigen Begleiter hat. Wie sich die beiden anziehen und abstoßen, sich austricksen und umschleichen, ist schon Meisterklasse, denn im Prinzip stecken beide, obwohl auf verschiedenen Seiten, in derselben Situation als verwitwete Männer im mittleren Alter. Das birgt viel Potential für Absurditäten und, bei allem Ernst, humorvolle Momente in denen deutlich wird, dass sie sich eigentlich gar nicht so unähnlich sind, sich sogar anfreunden könnten. Während zunächst völlig ungewiss ist, ob es überhaupt einen Mord gab, beginnt der Verdächtige doch im Laufe der Ermittlungen immer mehr Freude an seiner aufkommenden kriminellen Energie zu entwickeln, während der kurz vor der Pensionierung stehende Bulle völlig offen mit seinen Unzulänglichkeiten umgeht. Seine Spannung bezieht der Kriminalfilm einerseits aus seiner klaren Struktur, der Verlauf der Ermittlungs-Arbeit wird nach vergehenden Wochentagen eingeteilt, sowie aus der Intensivierung der Beziehung von Polizist und Tatverdächtigem, dessen Motiv immer deutlicher zu Tage tritt. In der arte-Mediathek.
LES 3 MOUSQUETAIRES von André Hunebelle ist so etwas wie Frankreichs Antwort auf THE THREE MUSKETEERS (George Sidney, 1946), dem unerreichten Hollywood-Klassiker mit Gene Kelly und Lana Turner. Vor allem zu Anfang kann man stilistisch die große Nähe dazu erkennen, was natürlich in der Vorlage begründet liegt, doch Hunebelle war der denkbar beste Mann für die Aufgabe aus Alexandre Dumas' berühmtem Roman ein erfolgreiches Kino-Abenteuer zu machen, empfahl sich mit seiner publikumswirksamen Arbeitsweise als Spezialist für das Genre des Mantel- und Degenfilms und brachte später noch weitere Werke des Autors erfolgreich (meist mit Jean Marais) auf die Leinwand. Georges Marchal ist ein perfekter D'Artagnan, an seiner Seite gibt 'Peppone' Gino Cervi den Porthos und Bourvil den findigen Diener Planchet, was für reichlich humorvolle Abwechslung sorgt. Ein allwissender Erzähler (Claude Dauphin) sorgt dafür, dass die episodische Handlung des oft als Zweiteiler verfilmten Stoffes nicht ausufert und begleitet die Helden mit süffisantem Unterton, was den komödiantischen Einschlag unterstreicht. Sicherlich fehlt dem Film die berückende Leichtigkeit von Kelly's tänzerischem Charme, sowie die Star-Power seiner Antagonistin Lady de Winter (Turner), auch bleiben die Musketiere selbst stets in der zweiten Reihe, aber dennoch kann diese vergnügliche Variante zu den besten filmischen Umsetzungen des Evergreens gezählt werden. Marchal trat später noch in zwei weiteren Musketier-Filmen auf und der Regisseur kehrte am Ende seiner Karriere mit einer zweiteiligen Parodie auf diesen Film, WIR VIERE SIND DIE MUSKETIERE (Les quatre Charlots mousquetaires, 1974) und HILFE, MEIN DEGEN KLEMMT (À nous quatre, Cardinal !, 1974) nochmals dahin zurück.
BULL DURHAM von Sportfilm-Spezialist Ron Shelton kommt heutzutage geradezu entschleunigt daher und kann prima als Beispiel dafür herhalten, wie sich nicht nur die Art Filme zu machen, sondern auch die Sehgewohnheiten verändert haben. Die scheinbare Langsamkeit der Erzählung könnte man auch als Entspanntheit bezeichnen, während der frivole Witz des Dialogs heute weit unterhalb der Gürtellinie läge. ANNIES MÄNNER ist der erste Teil von Kevin Costner's persönlicher Baseball-Trilogie, aber ebenfalls eine Sex-Komödie, was sich in Susan Sarandon's Figur Annie Savoy manifestiert, deren Lebensinhalt die Auslebung ihrer erotischen Gelüste, vornehmlich mit deutlich jüngeren Spielern ist, die sie mit Intelligenz und Verführungkünsten prägt und motiviert, wobei ihr neuester Schwarm der etwas minderbemittelte 'Nuke' LaLoosh (Tim Robbins) ist. Wo sind solche selbstbestimmt agierenden Frauenfiguren heute? Hier wirkt nichts aufgesetzt oder intendiert, Annie ist echt und zutiefst glaubwürdig, mit all ihren Schwächen, die ihr ebenso zugestanden werden wie ihre Überlegenheit gegenüber den meisten Männern. Costner gibt im Alter von 33 Jahren bereits den alten Hasen 'Crash' Davis, der alles gesehen hat, der Mann war einfach immer schon erwachsen. Ron Shelton, der auch das Drehbuch schrieb, stellt sich in die Tradition der alten Meister wie Howard Hawks, verbindet in leichtem Ton kleine, individuelle Geschichten mit dem liebevollen Blick auf die menschlichen Eigenheiten von Charakteren, die einem schnell ans Herz wachsen. Der Rest ist Americana an Nebenschauplätzen mit viel Lokalkolorit, viel Musik und Tim Robbins in Strapsen.
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Meine persönliche Meinung möchte ich einfach mal ungefragt kundtun, denn da will etwas raus und dies ist der beste Ort dafür:
Nach den neuesten Entwicklungen lässt sich sagen, dass James Bond, wie wir ihn kannten, nunmehr der Vergangenheit angehört. Da trifft es sich gut, dass er von Daniel Craig (in vielerlei Hinsicht) bereits zu Grabe getragen wurde. Es kann nach den letzten drei Filmen kaum ein Zweifel daran bestehen, dass die Reihe auserzählt war, was spätestens klar wurde, als den Filmen der Craig-Ära ein völlig willkürlich erscheinender, übergeordneter Handlungsbogen verpasst wurde. Das Gefühl, welches ich nach NO TIME TO DIE hatte, wurde mit dieser jüngsten Entscheidung komplett bestätigt. Das war's für mich. Ich bin raus. R.I.P. und Danke für die Aufmerksamkeit.