EddieLomax - Kommentare
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Alle Kommentare von EddieLomax
THE FRISCO KID von Robert Aldrich ist der letzte von sechs Western der Regie-Legende und wird nominell als Komödie gelistet, verzichtet jedoch vollständig auf Klamauk und Slapstick, weshalb viele Zuschauer trotz der Beteiligung von Gene Wilder in ihren Erwartungen enttäuscht wurden. Tatsächlich wird die Geschichte vom gutmütigen Rabbi, der in den Wilden Westen gerät, realistisch und weitgehend glaubwürdig erzählt. Die Komik ergibt sich durch die Ausarbeitung von menschlichen Verschiedenheiten und kulturellen Unterschieden, in erster Linie aber dadurch, dass Gene Wilder seine Figur zu jeder Zeit ernst nimmt und niemals der Lächerlichkeit preisgibt, wodurch Harrison Ford als Bankräuber mit Herz immer wieder gezwungen ist, seine Fassade vom harten Banditen abzulegen und sich völlig irritiert seinem Schicksal hinzugeben. Die Zusammentreffen mit Mormonen, Indianern oder Kartäusermönchen zeigen dabei jedes Mal, dass es immer einen Weg der Verständigung gibt, während ein ums andere Mal der friedlichen Kompromisslösung gegenüber der Gewalt als vermeintlich letztem Ausweg der Vorrang gegeben wird.
ALL THE LIGHT WE CANNOT SEE von Shawn Levy nach dem preisgekrönten Roman von Anthony Doerr ist eine typische Bestsellerverfilmung Hollywood-Style und dabei ein vollkommen unglaubwürdiger Kitschroman, in dem Kriegsgreuel und Zuckerguss zu einer schwer genießbaren Melange vermischt werden. Voller Klischeebilder und Stereotypen, wird der Zweite Weltkrieg als familienfreundlicher Weihnachts-Vierteiler mit guten Schauspielern präsentiert, die das Ganze zwar sehenswert, aber nicht unbedingt tiefgründiger machen. Vor zwanzig Jahren noch wäre das für mich weniger problematisch gewesen, doch in unseren Zeiten mit Kriegen vor der Haustür erscheint mir diese Herangehensweise ziemlich daneben. Lars Eidinger gibt augenrollend die Nazisau als Kinderschreck, dessen Motivation weniger dem GröFaZ verpflichtet, als persönlicher Natur ist und löst damit sicherlich endgültig die Fahrkarte nach Tinseltown. Auch Shawn Levy bleibt sich treu und liefert einmal mehr glattgebügelte Dutzendware, zusammengeklebt aus Oberflächenreizen. Von Drehbuchautor Steven Knight hätte ich allerdings mehr erwartet.
DIE WEIßE HÖLLE VOM PIZ PALÜ von Arnold Fanck und Georg Wilhelm Pabst konnte ich jetzt endlich mal nachholen, angetrieben durch die Sichtung von DIE THEORIE VON ALLEM, der ja irgendwie auch ein Bergfilm ist. Die Liebe, die Berge und der Schnee sind hier ebenfalls die Pfeiler einer Geschichte, die zur Blaupause des Genres werden sollte. Das der Film in meiner Wahrnehmung erst so spät aufgetaucht ist, hat wohl auch viel damit zu tun, dass er bis in die späten 1990er Jahre kaum zu sehen war und wenn, dann nur stark gekürzt. Allerdings muss ich, wie einige andere Moviepiloten konstatieren, dass es schon deutliche Längen und Wiederholungen gibt, die den heutigen Genuss etwas trüben. Im Entstehungsjahr war das ganz sicher einer der spektakulärsten Filme bis dahin, was nicht verwundert, denn viele der starken Sequenzen können nach wie vor begeistern. Einzig der Soundtrack der restaurierten Fassung, eingespielt vom Filmorchester Babelsberg, klingt wie aus einem Steven-Spielberg-Film entnommen, ist oft viel zu sehr drüber und will nicht so recht passen. Angesichts der filmischen Qualität sowie der filmhistorischen Bedeutung des Werkes, ist das jedoch jammern auf hohem Niveau.
DIE THEORIE VON ALLEM von Timm Kröger ist ein in expressionistische Überwältigungsbilder getauchtes Filmgemälde, dass sich mit seinen Bezügen, sowohl zum deutschen Stummfilm, als auch zur deutschen Literatur deutlich in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts verortet, wenn es auch zum Großteil 1960 spielt, in einem Berghotel im Tiefschnee der Schweizer Alpen. Ein junger Doktorand, einige Professoren, die für einen ominösen Kongress angereist sind, eine rätselhafte Schönheit und die seltsamen dunklen Männer in Anzug und Hut, lassen zunächst an ein kafkaeskes Schauerstück denken, doch immer wieder sorgt Kröger, praktisch von Beginn an, für nachhaltige Irritationen im Raum-Zeit-Gefüge und spätestens wenn die ersten Leichen auftauchen, gesehenes hinterfragt, erlebtes sich umkehrt, wissen wir, dass auch H.P. Lovecraft Pate gestanden hat. Der hochatmosphärisch, von einem kongenialen Soundtrack untermalte Mix aus Filmgeschichte und literarischem Bezug ist mit Abstand das originellste, was ich in letzter Zeit aus deutschen Landen gesehen habe.
THE LAST CHALLENGE von Richard Thorpe war der letzte Film des Regisseurs, der als verlässlichste Größe der MGM galt und hiermit seine lange Karriere beendete. Natürlich erzählt der Western dieselbe alte Geschichte vom jungen Revolverhelden, der in die Stadt kommt, um sich mit dem berühmten Marshall zu messen, der als schnellster Schütze weit und breit gilt. Dieser könnte mit Glenn Ford nicht treffender besetzt sein, galt er doch auch im echten Leben als einer der schnellsten Männer Hollywoods und spielte bereits im kleinen Klassiker THE FASTEST GUN ALIVE eine ähnliche Rolle. Während er sich dort jedoch mit Gewissensbissen herumplagte, überhaupt wieder zur Waffe zu greifen, versucht er hier seinen Gegner von der Sinnlosigkeit des Tötens zu überzeugen. Jener reflektive Tenor legt sich über den gesamten Film, der in seiner melancholischen Grundstimmung durchaus als Abgesang gelten kann, obgleich er sich aus seinem bescheidenen Rahmen nicht herausbewegt. Was ihn trotzdem besonders macht, ist die ausgezeichnete Besetzung, sowie die handwerkliche Klasse eines eingespielten Teams hinter den Kulissen, dem wohl schon klar gewesen sein muss, dass die Uhren in der Traumfabrik bereits anders ticken.
Packendes Manegen-Drama mit Ex-Zirkus-Artist Burt Lancaster in einer Parade-Rolle und Gina Lollobrigida in ihrem ersten Hollywood-Film.
Warmherziges Verliererportrait und zugleich bittere Chronik des Niedergangs einer Stadt, von Meisterregisseur Louis Malle mit Susan Sarandon und Burt Lancaster in Höchstform inszeniert.
FRAMED von Richard Wallace entstand im Fahrwasser von GILDA zum Zwecke den Ruhm des dadurch zu Ehren gekommenen Glenn Ford zu mehren. So gerät er als Gelegenheitsarbeiter auch direkt an eine Femme Fatale in Gestalt von Janis Carter, eine mit allen Wassern gewaschene Blondine, die in der Lage ist, jeden auch noch so cleveren Mann (u.a. Barry Sullivan) um den Finger zu wickeln und für ihre Pläne einzuspannen. Der FILM NOIR enthält einige exemplarische Szenen, muss sich jedoch zuweilen den Vorwurf gefallen lassen, hin und wieder in die typischen Klischeefallen zu tappen. Die Darsteller, allen voran Ford, sind allesamt stark, sogar Edgar Buchanan gibt sich hier mal etwas mehr Mühe, seiner Standardrolle als Grießgram Profil zu verleihen. Das gute Stück gibt's in anständiger Qualität und Deutsch synchronisiert bei YouTube:
https://m.youtube.com/watch?v=XTSMXGIOllM
STILL OF THE NIGHT von Robert Benton ist eine stilsichere Hommage an das Kino von Alfred Hitchcock, allerdings ohne dessen herausgearbeiteten Wissensvorsprung für den geneigten Zuschauer. Benton hält sich sehr bedeckt und gibt dem Publikum immer nur Bruchstücke preis, welches über beinahe die gesamte Filmlänge ähnlich ahnungslos bleibt wie der Protagonist, den Roy Scheider in einer unheimlich starken, komplett zurückgenommenen Darbietung gibt. Das kann zu Irritationen führen, weil mancher die hochkonzentrierte Atmosphäre mit Langeweile verwechseln mag, lässt man sich allerdings darauf ein, überzeugt dieser Manhattan Nocturne mit brillianten Schauspiel-Leistungen von Josef Sommer, Meryl Streep und Co. und bestechend inszenierten Sequenzen in denen man die Anspannung der Akteure förmlich spüren kann. Ein schwer unterschätztes Werk.
BOMBER & PAGANINI von Nicos Perakis ist eine völlig abgedrehte Verliererkomödie um zwei Gauner, die nach einem schiefgegangenen Bruch körperlich versehrt und für's Leben gezeichnet bleiben, sich aber trotz ständiger mehr oder weniger ernsthafter Auseinandersetzungen nicht unterkriegen lassen und weiter auf der Suche nach dem großen Glück den Widrigkeiten des Lebens trotzen, was aufgrund ihrer Handicaps zu äußerst aberwitzigen Situationen führt. Mario Adorf und Tilo Prückner ergänzen sich dabei großartig und geben in der episodisch angelegten Kapriole dem Affen ordentlich Zucker, wobei auf politische Korrektheit gepfiffen wird und einem ein ums andere Mal das Lachen im Halse stecken bleibt. Im Fernsehfilm ALTE BANDE (2019) trafen die beiden 43 Jahre später noch einmal in ähnlichen Rollen aufeinander.
Der Job:
Wäscherei-Besitzer Johnny Amato (Vincent Curatola) beauftragt den gerade aus dem Knast entlassenen Kleinganoven Frankie (Scoot McNairy) gemeinsam mit Kumpel Russell (herrlich abgefuckt: Ben Mendelsohn), die Poker-Runde von Gangster Trattman (Ray Liotta) zu überfallen um die Beute anschließend zu teilen. Die Idee dahinter ist, die Schuld Trattman selbst in die Schuhe zu schieben, da in Mafia-Kreisen allgemein bekannt ist, dass dieser so eine Nummer bereits selbst einmal abgezogen hat.
Das Problem:
Kaum ist die Sache gelaufen, beauftragt die lokale Organisation Killer Cogan (Brad Pitt) über einen Mittelsmann (Richard Jenkins), sich um die Angelegenheit zu kümmern. Nachdem Kollege Dillon (Sam Shepard) Trattman bereits einmal auf den Zahn gefühlt hat, ist Cogan davon überzeugt das dieser, egal ob an der Sache beteiligt oder nicht, in jedem Fall als Bauernopfer herhalten muss.
Der Komplize:
Um den Auftrag nicht allein abwickeln zu müssen, lässt Cogan Killer Mickey (James Gandolfini) aus New York einfliegen. Doch Mickey ist nicht mehr der Alte. Als Killer in der Krise lässt er seinen Depressionen freien Lauf und gibt sich lieber dem Suff als der Arbeit hin. Cogan muss sich letztendlich doch um alles selbst kümmern. Denn selbst für Verbrecher ist Amerika nicht mehr das, was es mal war. Die Krise macht eben auch vor dem Verbrechen nicht halt.
The Business:
Nachdem Andrew Dominik im Jahr 2000 mit seinem Aufsehen erregendem Regie-Debüt CHOPPER nicht nur Eric Bana sondern auch sich selbst über Nacht berühmt gemacht hatte, nahm ihn bald Brad Pitt unter seine Fittiche, indem er ihn zum Regisseur seines Western-Abgesangs THE ASSASSINATION OF JESSE JAMES BY THE COWARD ROBERT FORD (2007) machte. Das lange gehegte Wunschprojekt Pitts wurde nach ebenfalls langer Produktionsarbeit zu einer zwiespältigen Angelegenheit. Sowohl Lob als auch Tadel gab es von Seiten der Kritiker und des Publikums, zum Glück aber auch einige Festivalpreise, die das Werk als zumindest künstlerischen Erfolg gelten lassen. Grund genug für Pitt und Dominik erneut zusammen zu arbeiten. Diesmal nahmen sie sich den Siebziger-Jahre-Krimi COGAN`S TRADE von DIE FREUNDE VON EDDIE COYLE-Autor George V. Higgins, übrigens literarisches Vorbild des kürzlich verstorbenen Krimi-Genies Elmore Leonard, vor und verwandeln ihn in eine zeitgemäße Polit-Parabel im Gangster-Milieu von New Orleans, die trotzdem aussieht wie ein Film aus den (zumindest im Kino) düster-paranoiden Siebziger Jahren.
Dominik, der wie in allen seinen Filmen auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, zieht dabei geschickt Parallelen von der wirtschaftlich wie politisch angespannten Nixon-Ära zum Post-Bush-Amerika unter Obama. Ständig hören wir während des Filmes im Hintergrund Polit-Talk oder Nachrichten-Kommentare zur Wirtschafts-Krise, zum aktuellen Kriegsgeschehen und zu gesellschaftspolitischen wie sozialen Zuständen, die das dargestellte kriminelle Geschehen der Filmhandlung kommentieren, unterlaufen und konterkarieren und somit höchste Aufmerksamkeit zum obersten Gebot des Zuschauers machen. Wer sich darauf einlassen kann, wird mit einem dialoglastigen Gangsterfilm der hintergründigen Art belohnt, der noch lange nachwirkt. Ausstattung, Soundtrack und vor allem die brilliante Kamera-Arbeit sind besonders hervorzuheben, bilden aber allesamt nur die Umrandung dessen, was den Film wirklich zu etwas besonderem macht. Seine Besetzung.
Brad Pitt in seiner Doppelfunktion als Hauptdarsteller und Produzent, kann es verantworten in der figurenorientierten Geschichte erst nach einer guten halben Stunde die Bühne zu betreten, um das bereitete Feld mit purer Präsenz und wohl austarierter Darstellung abzuernten, nicht ohne seinen Leinwandpartnern ein ums andere Mal dieselbe zu überlassen. Während die beiden damals eher unbekannten Darsteller Scoot McNairy und Ben Mendelsohn ihre große Chance internationale Aufmerksamkeit zu bekommen hervorragend zu nutzen wissen, sind es natürlich die schauspielerischen Schwergewichte wie Ray Liotta uns James Gandolfini, in einem seiner letzten Auftritte vor seinem plötzlichen Tod, welche den geneigten Zuschauer mit ihrer unnachahmlichen Art in ihren Bann ziehen. Gerade bei Gandolfini stimmt es im nachhinein traurig, das uns dieser Riese nie mehr mit seinen Kabinettstückchen beglücken soll. In KILLING THEM SOFTLY gibt er jedenfalls eine würdige Abschiedsvorstellung, die allein das ansehen des Filmes rechtfertigt. Sam Shepard, der in THE ASSASSINATION... bereits als Frank James zu sehen war, hat eher einen Gastauftritt, während Richard Jankins einmal mehr aus kleinen Szenen maximales herauszuholen im Stande ist.
Auch sonst dominieren hier Dialoge und Atmosphäre, selten sah man Amerika so heruntergekommen. Action gibt es nur wenig, sie steht ausschließlich im Dienst der Sache und kommt dreckigbrutal und realistisch daher, aber dabei auch kunstvoll und stilisiert. Wer also eine Hochspannungsthriller erwartet, dem sei hiermit abgeraten. Wer allerdings kraftvolles, unabhängiges, herausforderndes Kino mit Sinn und Anspruch sucht, dem sei KILLING THEM SOFTLY wärmstens empfohlen. Meisterhafter Dialog-Krimi mit schauspielerischen Glanzleistungen vor politischem Hintergrund.
Boston, Anfang der Siebziger: Eddie Coyle (Robert Mitchum) ist 52 Jahre alt und auf Bewährung. Ein Verfahren steht noch aus. Wenn er Pech hat, muss er nochmal mindestens zwei Jahre sitzen. Seine Frau und die drei Kinder haben lange genug auf ihn gewartet. Er sieht zwei Möglichkeiten. Entweder er versorgt eine Bande von Bankräubern (u.a. Alex Rocco und Joe Santos) als Gunrunner weiter mit Waffen, die er von Dealer Jackie Brown (Steven Keats) als Mittelsmann kauft und weiter leitet, oder er verpfeift allesamt beim Bullen Dave Foley (Richard Jordan), für den er gelegentlich als Spitzel arbeitet. Dann ist da noch Dillon (Peter Boyle) aus der Bar, bei dem die Fäden irgendwie zusammenlaufen. Eddie, man nennt ihn auch "Fingers", weil ihm die Organisation mal zur Strafe die Finger gebrochen hat, sieht keinen Sinn mehr darin loyal zu sein. Schließlich muss jeder sehen wo er bleibt und jene die es geschafft haben sind längst nicht mehr da. Also wozu sich abrackern. Eddie will nur noch raus aus dem Geschäft und mit seiner Familie in Ruhe leben. Doch wie soll das funktionieren wenn man sich auf wirklich niemanden mehr verlassen kann?
Fünf Jahre nach seinem legendären Klassiker BULLITT (1968) zieht es den Briten Peter Yates wieder in die Straßen einer amerikanischen Großstadt um dieses Mal einen ganz anderen Blick auf die Welt des Verbrechens zu werfen. Stand damals der unbeirrbare Cop Frank Bullitt, ikonisch verkörpert durch Superstar Steve McQueen, im Mittelpunkt, sehen wir hier einem unsicheren, beinahe verloren wirkenden, älter gewordenen Robert Mitchum bei seinem täglichen Kampf ums überleben zu. Bildete McQueen seinerzeit das alleinige Zentrum eines ganz auf ihn zugeschnittenen Filmes, verhält es sich bei THE FRIENDS OF EDDIE COYLE genau konträr dazu. Trotz der Starpower von Robert Mitchum behandelt Peter Yates seine Figuren gleichwertig, gibt niemandem den Vorrang, blickt in jeden hinein, versucht ihn zu entschlüsseln. Auch ist Coyle kein Leading Man, eher ein Street Soldier, einer der verlässlich Tag für Tag hart arbeitet, leider im falschen Milieu. Es ist ein Film über die kleinen Leute, über die auf deren Rücken andere groß absahnen. Es gibt keine Action, keine Spannungskurve und keine Sonne. Der Film spielt fast ausschließlich Nachts, nur selten am Tag. Alles ist grau und trist, hoffnungslos und kalt. Das Boston, respektive Amerika welches wir sehen, ist ein wirtschaftlich am Boden liegendes Amerika, innerlich zerissen vom nicht enden wollenden Vietnam-Krieg und Nixon's Misspolitik.
Allein Mitchum's Blicke, seine ganze Körperhaltung und sein Gang verraten ohne große Worte ein ganzes Leben. Wenn er zu Beginn fast unscheinbar ein Diner betritt, sich Kaffee und Kuchen an der Selbstbedienungstheke besorgt und sich unauffällig nach dem Mann umsieht, mit dem er offenbar verabredet ist, spüren wir schon welche Lebenslast auf seinen Schultern ruhen muss. Hat er sich dann gesetzt überspielt er dies freilich, kehrt all seine Erfahrung heraus und gibt gegenüber dem jüngeren, unerfahreneren den harten, mit allen Wassern gewaschenen Hund, einen Mann der den Plan hat. Den kleinen Waffenhändler Jackie Brown kann er damit noch beeindrucken, wenn auch nicht für lange. Denn auch dieser zahlt sein Lehrgeld im gefährlichen Business der Unterwelt. Neben diesen beiden lernen wir noch eine Gruppe Bankräuber kennen, bei deren Arbeit wir zuschauen dürfen, ebenso den Polizisten Foley vom Schatzamt, der der Bande auf den Fersen ist. Die titelgebenden Freunde sind sie alle nicht, aber das ahnen wir ziemlich bald. Am ehesten könnte der Begriff noch auf Peter Boyle's Figur zutreffen, doch auch hier werden wir eines besseren belehrt. Eddie hat irgendwie mit allen zu tun, trauen kann er aber nur sich selbst. Selbst der Bulle, mit dem er einen Deal aushandelt, haut ihn ohne mit der Wimper zu zucken über's Ohr.
Nein, Freunde sind das wahrlich nicht. Und kennt man den Autor der Romanvorlage, wundert man sich auch nicht darüber. George V. Higgins, dessen COGAN'S TRADE von Brad Pitt und Andrew Dominik als KILLING THEM SOFTLY verfilmt wurde, lieferte auch für diesen nihilistischen Abgesang die Vorlage, wobei sie sich streng an den von Yates, damals nicht ganz unzeitgemäß kultivierten Stil hielten. Vergleicht man THE FRIENDS OF EDDIE COYLE mit ähnlich gelagerten Werken der Dekade, kann man den ähnlich verunsichernden Coppola-Film THE CONVERSATION mit Gene Hackman aus dem Folgejahr 1974 nennen. Zieht man diese Linie etwas weiter, landet man unweigerlich beim 2000er Jahre Serien-Meisterwerk THE WIRE, die an mancher Stelle wie ein Abbild der schonungslos realistischen Bilder dieses Filmes wirkt. So kann man sehr schön sehen, wie weit Peter Yates mit seinem fast vergessenen Werk seiner Zeit vorraus war. In einer Zeit, in der Hollywood-Filme keine Risiken mehr eingehen, ist die Wiederentdeckung solcher fast vergessenen Perlen wie THE FRIENDS OF EDDIE COYLE absolut notwendig. Bitteres Krimi-Drama mit Robert Mitchum in einer Glanzrolle. Meisterwerk.
Richard Roundtree ist tot. Der Blaxploitation-Star (9. Juli 1942 - 24. Oktober 2023) starb nach kurzer Krankheit im Alter von 81 Jahren. Nur wenige Schauspieler starten ihre Karriere so spektakulär in einer ikonischen Rolle wie der des JOHN SHAFT, welche die Pop-Kultur so nachhaltig beeinflussten und auch in der Folge konnte er in Filmen wie MAN FRIDAY, an der Seite von Peter O'Toole, oder dem Western CHARLEY ONE-EYE begeistern, bis er schon bald ins Nebenrollen-Fach gedrängt wurde, doch seine Karriere stets gut beschäftigt fortsetzen konnte. Zweimal kehrte er im Alter nochmal als SHAFT zurück und schloss so den Kreis zu seiner (sowie für viele andere auch) wichtigsten Rolle.
Ruhe in Frieden, Bad Mother....
Ein Regisseur durch Zufall und sein ebenso zufälliger Star schlagen sich in amüsanten Episoden durch die frühe Filmgeschichte. Peter Bogdanovich huldigt mit seinem Werk ausgiebig dem Slapstick der frühen Jahre und schafft durch doppelbödige Dialoge und intelligente Bildkompositionen eine Metaebene, auf der Filmgeschichte lebendig erlebbar wird.
Moonshiner Gator McKlusky (Burt Reynolds) sitzt im Knast von Arkansas als ihn die Nachricht vom Tod seines Bruders Donny erreicht, der im Bogan County von einem korrupten Sheriff namens J.C. Connors (Ned Beatty) ermordet worden sein soll. Nach einem gescheiterten Ausbruchsversuch macht er einen Deal mit dem FBI und kommt so auf freien Fuss, mit dem Ziel den Sheriff zu überführen. Als Blocker will er unter den ansässigen Schnapsschmugglern (Bo Hopkins, Matt Clark u.a.) herausfinden, wie es zu der Mord-Tat kommen konnte. Er tappt lange im Dunkeln, bis er auf Big Bear (R. G. Armstrong), den mächtigsten der Schwarzbrenner trifft.
Nach seinem großen Durchbruch mit "Beim Sterben ist jeder der Erste" (Deliverance, John Boorman 1972) konnte sich Burt Reynolds, der auf dem Weg einer der bestbezahlten Stars des Jahrzehnts zu werden war, seine Rollen aussuchen. Er entschied sich für "White Lightning" von Joseph Sargent, der ein Jahr später den Klassiker "Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123" (The Taking of Pelham One Two Three) inszenieren sollte. In Deutschland ausgestattet mit dem sinnbefreiten Titel "Der Tiger hetzt die Meute", wurde "White Lightning" einer der ersten großen Erfolge einer ganzen Serie die noch folgen sollten. Angesiedelt im damals noch wenig berücksichtigten Moonshiner-Milieu, zelebriert der Film geradezu die schwüle Langsamkeit des Südens, dass Leben auf der Strasse und die traditionelle Arme-Leute-Beschäftigung des Schnapsschmuggels (und dauernden Konsums), der immer ein kleines Zusatzeinkommen sichert. Jenen die es im großen Stil pflegen, wie Big Bear, ist das Geschäft unter der Hand mit den örtlichen Behördenvertretern ein notwendiges Übel, denen selbst, wie J.C. Connors, der natürliche Lauf der Dinge. Wer dazwischen pfuscht, muss sterben. So war das schon immer und so wird es immer sein.
Heute wird "White Lightning" im allgemeinen Kanon als klassischer Actionfilm betrachtet, doch dafür ist er eigentlich zu langsam. Auch gibt es, wie damals üblich, man denke nur an "Bullitt" (Peter Yates 1968) mit Steve McQueen, eigentlich nur eine oder zwei größere Action-Szenen, namentlich Verfolgungsjagden, die es zwar in sich haben, doch nach heutigen Maßstäben kaum mehr begeistern dürften. Interesse sichert sich der Film eher durch die Beiläufigkeit der geschilderten Lebensumstände, die ein authentisches Gesellschaftsbild vom Leben im Süden vermitteln und dabei vor allem die Bewegungslosigkeit der vorherrschenden Verhältnisse deutlich machen. Auch der eigentliche Plot um die, zu Anfang gezeigte, Ermordung des kleinen Bruders, der während des Filmes meist im Hintergrund bleibt, entpuppt sich in der überraschenden Auflösung als Politikum und gibt dem oft belanglos erscheinenden Film eine gewisse Tragweite, die man zunächst nicht vermuten würde. Mehr Südstaatenportrait als Actionkrimi, unterhält das eher langsame Werk durch kritische Zwischentöne.
Besetzungstechnisch läuft hier nicht viel schief, Burt Reynolds gibt den nur vordergründig coolen Hund mit einer Mischung aus der anarchischen Haltung eines Marlon Brando und der trockenen Abgeklärtheit des bereits erwähnten Steve McQueen. Als sein Konterpart wurde auf Reynolds' betreiben hin sein Partner aus "Deliverance" Ned Beatty verpflichtet, der in der Folge einer der wichtigsten Schauspieler in Filmen mit Südstaaten-Thematik wurde. Bei den Schmugglern tummeln sich einige Peckinpah-Regulars wie R.G. Armstrong, Bo Hopkins und Matt Clark, die immer sehenswert agieren. Die Damen der Schöpfung werden vertreten von Jennifer Billingsley als offenherzige Südstaaten-Schönheit und natürlich der wunderbaren Diane Ladd.
Drei Jahre später gab Burt Reynolds mit der Fortsetzung "Gator" (Mein Name ist Gator, 1976) sein Debüt als Regisseur.
Deprimierendes Gesellschaftsdrama im Gewande eines Kriminalfilmes. Bitter und schwer zugänglich, doch tiefgehend und fesselnd.
Burt Reynolds dritte Regiearbeit ist ein Top-besetzter melancholischer Nachtkrimi nach einem Roman von William Diehl (Zwielicht), der sich in einen harten Polizei-Thriller wandelt. Sicher nicht perfekt, aber gut.
Ausgebooteter Bulle hilft Prostituierter gegen einen fiesen Killer. Kleiner, recht unterhaltsamer Nachtkrimi mit deutlichen Story-Schwächen, der enorm von seinem Star-Duo profitiert. Reynolds agiert gewohnt relaxt, während die Minnelli allen die Show stiehlt.
Cop Joe Paris (Burt Reynolds) gerät unter Verdacht einen Nachtclub-Besitzer umgebracht zu haben. Der jähzornige Bulle hat kein Alibi, aber ein Motiv. Die aufstrebende junge Anwältin Jenny Hudson (Theresa Russell) will ihn verteidigen, hat jedoch Schwierigkeiten den vermeintlich Unschuldigen unter Kontrolle zu halten. Schon bald gesellen sich zu den bereits bekannten Problemen neue hinzu. Da ist einmal der Chefankläger James Nicks (Ned Beatty), der ihr ziemlich schnell klarmacht, dass Paris nicht zu trauen ist. Dann gibt es einige Zeugen, die für den Verdächtigen liebend gerne einen Meineid schwören würden und schließlich geraten sie und ihr Mandant noch in Lebensgefahr, weil offensichtlich jemand verhindern will, dass die Wahrheit je ans Licht kommt.
Bestseller-Autor und Gelegenheits-Regisseur Michael Crichton (1942-2008) drehte mit seiner letzten Regie-Arbeit einen bewußt ruhig gehaltenen und klassisch erzählten Justiz-Thriller, der dem breiten Publikum wohl damals schon (1989) altmodisch vorgekommen sein muss. Zudem stellt das Werk den letzten Versuch von 70er- und 80er-Star Burt Reynolds dar, auf der Erfolgsspur zu bleiben. Als jener auch hier ausblieb, wechselte er ins Nebenrollen-Fach, was ihm einige Jahre später immerhin noch eine Oscar-Nominierung einbrachte (BOOGIE NIGHTS, Paul Thomas Anderson 1997). Dabei ist PHYSICAL EVIDENCE (deutscher Kino-Titel: DIE ANWÄLTIN) eine klassische charaktergetriebene Kriminalgeschichte mit hervorragendem Dialogbuch, die einzig gegen Ende etwas zu gehetzt wirkt und recht abrupt endet. Theresa Russell gibt die ehrgeizige Anwältin als komplizierte Frau, die weiß, wo ihre Prioritäten liegen, während Reynolds einfach Reynolds ist und somit vertraut, geerdet und einfach glaubwürdig, trotz rollenbedingter Ambivalenz. Highlight des Krimis sind die Auftritte von Reynolds-Buddy Ned Beatty, der den mit allen Wassern gewaschenen Staatsanwalt mit einigen Sympathiewerten und etwas Humor ausstattet. Sehenswerter Justiz-Krimi mit gutem Dialogbuch.
KILLERS OF THE FLOWER MOON von Martin Scorsese ist eine tieftraurige True-Crime-Tragödie, die sich haarscharf an der Schnittstelle zwischen Western und Gangsterfilm bewegt, wobei vor allem letzterer zur Königsdisziplin des davon stark beeinflussten Kino-Impressarios gehört. Des weiteren lotet er die Untiefen der amerikanischen Kriminalgeschichte aus, mit einem historischen Epos, welches die Lücke zwischen GANGS OF NEW YORK und seinen in der Nachkriegszeit angesiedelten Mafia-Chroniken zu schließen vermag. Dabei dringt er tiefer in die Realität vor als je zuvor, indem er den Tatsachenbericht von David Grann einmal auf links krempelt und die Geschichte eben nicht wie dieser aus Sicht des F.B.I., sondern praktisch von innen heraus erzählt, sodaß man ein Gefühl für die Perspektive der Opfer bekommt, noch mehr für die der Täter, wodurch sich der Film schon jetzt einen Platz im Kino-Olymp sichert. Denn es gibt nicht viele Werke, die diesen Mut bewiesen. Spontan fallen mir da neben dem Jahrhundertfilm HEAVEN'S GATE und THERE WILL BE BLOOD nicht viele andere ein, die es wagten, den Finger so tief in die Wunde zu legen und mit dem amerikanischen Selbstverständnis zur eigenen Historie aufzuräumen. Leonardo Di Caprio scheint sein Rollenmodell als von Minderwertigkeitskomplexen zerfressener Charakter gefunden zu haben, ist sehr überzeugend und ganz bei sich, während Robert De Niro nochmal den großen Auftritt unter seinem Lieblings-Regisseur als organisierter Verbrecher mit ungeheurer Unmoral und berechnender Skrupellosigkeit versieht und dabei alle Zweifler an seinem Spätwerk Lügen straft. Herzschlag und Zentrum des Films ist jedoch klar Lily Gladstone, die ihre würdevolle Figur engelsgleich über dem Geschehen schweben lässt. Das Werk eines Meisters, der nichts mehr beweisen muss.
DOGMAN von Luc Besson ist ein höchst intensiver Genre-Mix aus Psycho-Studie, Milieu-Drama und Thriller, das alles wie von dem französischen Regie-Star nicht anders gewohnt, mit dickem Pinsel und viel Gespür für Atmosphäre inszeniert und dieses Mal sogar mit reichlich Tiefgang versehen, nach eigenem Drehbuch versteht sich. Es ist zugleich so etwas wie ein Comeback für Besson, aber ebenso ein Beispiel seiner Fähigkeit Talente zu entdecken und zu fördern, denn wie Caleb Landry Jones hier in Szene gesetzt wird und aufspielt, ist die ganz große Bühne und es würde mich nicht wundern, wenn weitere Auftritte dieser Größenordnung folgen sollten bzw. müssen. Man darf allenthalben gespannt sein.
THE SECRET OF CONVICT LAKE von Michael Gordon kann dem überaus begrenzten, doch gleichwohl interessanten Sub-Genre des WESTERN NOIR zugerechnet werden, welches solche Perlen wie RAMROD oder PURSUED hervorgebracht hat. Zudem ist es einer der nicht weniger seltenen Schnee-Western, während eines Blizzard spielend, den eine Bande von sechs Gefangenen zum Ausbruch nutzt, um am Monte Diablo Lake die versteckte Beute eines Überfalls zu bergen. Dort angekommen, treffen sie auf eine Gruppe von sieben verlassenen Frauen (u.a. Gene Tierney) in einer Goldgräber-Siedlung, welche sich durchaus zu verteidigen wissen. Ein Katz- und Maus-Spiel nimmt seinen Lauf. Der in Deutschland kaum gezeigte Klassiker des sonst auf Komödien spezialisierten Regisseurs Michael Gordon, kann als Parade-Beispiel eines Ensemble-Stücks an begrenztem Schauplatz unter Hochspannung betrachtet werden. Lange weiß man nicht, wohin die Reise gehen wird. Ein Mann (Glenn Ford), der in Wirklichkeit auf Rache aus ist, führt die Bande an. Ein skrupelloser Verbrecher wird von der Gier nach der Beute angetrieben, zudem ist ein psychopathischer Frauenmörder Teil der Gruppe, was für die Entstehungszeit des Filmes schon recht ungewöhnlich ist. Auf weiblicher Seite gibt's die Pionier-Frauen, die sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen und sich dennoch ihre Menschlichkeit bewahren, obgleich auch hier Ambivalenzen für Konflikte sorgen, welche die Gemeinschaft untergraben. Viele Spannungsfelder also in einem meisterhaften, fast vergessenen Western, den es in guter Qualität im Original bei YouTube zu sehen gibt:
https://m.youtube.com/watch?v=dJtSe9SxeGc
USED CARS von Robert Zemeckis zeigt einen Kurt Russell, damals mit Anfang Dreißig, in seiner ersten Erwachsenen-Hauptrolle (nach einigen Fernsehfilmen und natürlich seiner Karriere als Kinder- und Teenie-Star) in einem Kinofilm und er erweist sich nicht nur als begnadeter Komiker, so wie er hier den schaumschlagenden Autoverkäufer gibt. Man kann den Film auch als seine erste Action-Rolle vor seinem Durchbruch ein Jahr später mit ESCAPE FROM NEW YORK werten. Denn wie er hier im Grande Finale während einer Verfolgungsjagd mit über 200 Autos sichtbar ohne Double bei voller Fahrt von Autodach zu Autodach springt, ist schon ganz großes Kino und sicherlich das beste Empfehlungsschreiben für folgende Glanztaten. Aber auch der Rest des Films ist von Hingabe und Klasse geprägt. Allein die Detailvielfalt in jeder Szene, die reichhaltigen Bilder, die stets mit Aktion bereiteten Hintergründe zeigen bereits die Meisterschaft von Robert Zemeckis, die er einige Jahre später in der BACK-TO-THE-FUTURE-Trilogie zur Vollkommenheit entwickeln sollte. Hollywood-Veteran Jack Warden setzt dem Ganzen mit einer Doppelrolle die Krone auf und steht hinter seinem halb so alten Gegenspieler Russell keinen Millimeter zurück. Wunderbar!
GUNFIGHTERS OF CASA GRANDE von Roy Rowland ist ein früher Euro-Western aus US-Amerikanischer Produktion nach einem Drehbuch von Genre-Experte Borden Chase, der hier seine besten Tage allerdings bereits hinter sich hatte. Amerikanische Banditen versuchen sich jenseits der Grenze in Mexiko ein Rinder-Imperium aufzubauen, was viele Gegner auf den Plan ruft. Der frühere Theater-Star Alex Nicol glänzt in der Hauptrolle mit einer einnehmenden Performance und auch alle anderen Parts sind ausgezeichnet besetzt und gespielt. Es hapert mal wieder an einer durchlässigen Dramaturgie und einem fehlenden Spannungsbogen, auch wird der Hauptgegner (Aldo Sambrell) viel zu spät eingeführt. Die professionelle Regie Rowlands und die gute Kamera-Arbeit machen den Film für eine Sichtung dennoch sehenswert, wenn auch nicht unverzichtbar.
THE ISLAND OF DR. MOREAU von John Frankenheimer ist als Chaos-Produktion in die Filmgeschichte eingegangen mit personellen Verwerfungen und entfesselten Stars. Der Unterhaltungswert ist definitiv gegeben und als moderne Neu-Interpretation des Roman-Klassikers bietet das Werk einige durchaus interessante Ansätze. Auch sind die Darstellungen und Masken der Tiermenschen (von Stan Winston) hier eindeutig am besten gelungen. Trotzdem habe ich mich die meiste Zeit gefragt, was das alles soll. Denn weder der philosophische Subtext wird auch nur annähernd ausgearbeitet, noch interessieren sich die Macher für filmische Kohärenz. Zudem mutiert die Nummer alsbald in ein animalisches Ballerspektakel und entfernt sich dabei von der Vorlage so weit, wie keine Verfilmung zuvor. Was bleibt ist ein Guilty Pleasure.