EddieLomax - Kommentare

Alle Kommentare von EddieLomax

  • 8
    über Maestro

    MAESTRO von und mit Bradley Cooper ist kein klassisches BioPic im herkömmlichen Sinne, dafür ist es zu wenig an den künstlerischen Erfolgen und Stationen im Leben des charismatischen Dirigenten und Komponisten interessiert. Viel mehr ist es ein eher stilles, beinahe intimes Portrait des Menschen Bernstein, vor allem aber seiner Frau Felicia und es ist schon bewundernswert wie Cooper seiner Filmpartnerin Carey Mulligan hier die große Bühne überlässt. Das man dabei recht wenig von seinen großartigen Kompositionen hört und wichtige Engagements ausgespart werden ist zwar bedauerlich, darf jedoch unbedingt als Anregung verstanden werden, sich mit dem genialen Musiker näher zu beschäftigen. Lust darauf macht der herausragend produzierte Film auf jeden Fall.

    10
    • 5

      DEVIL'S CANYON von Alfred L. Werker entstand unmittelbar nach seinem kleinen Meisterwerk THE LAST POSSE, ist jedoch von dessen Qualität weit entfernt. Obgleich wieder ein Western, dieses Mal in Farbe, spielt der Film in einem völlig anderen Setting und kann auch als Gefängnisfilm gesehen werden. Billy (Dale Robertson), ein ehemaliger Sheriff, landet im Gefängnis von Yuma, weil er gegen das Verbot Waffen zu tragen verstossen hat, als er sich zwei Angreifern zur Wehr setzt. Vor der Attacke gewarnt wurde er von Abby (Virginia Mayo), einer alten Schuld wegen, die dann auch in Yuma landet, als einzige Frau unter 500 Männern. Zufällig sitzt ihr Freund Jessie (Stephen McNally) ebenfalls ein und hat noch eine Rechnung mit Billy zu begleichen. In diesem Knast tummelt sich ein Who-is-Who der Supporting-Prominenz des B-Western, denn zahlreiche bekannte Gesichter (z.B. Jay C. Flippen, Arthur Hunnicutt, Earl Holliman) stehen hier auf beiden Seiten des Gesetzes hinter den hohen Gefängnis-Mauern. Leider wirkt die Studiokulisse äußerst künstlich, die Dramaturgie vorhersehbar und die Inszenierung uninspiriert, sodass der Unterhaltungswert auf einem ziemlich niedrigen Niveau bleibt. Die eigentlich interessante Konstellation hätte durchaus exploitatives Potential gehabt, wird aber kaum ausgenutzt. Ein Samuel Fuller auf dem Regie-Stuhl.., aber ich schweife ab...

      8
      • 6
        EddieLomax 24.12.2023, 23:46 Geändert 24.12.2023, 23:47

        WUSA von Stuart Rosenberg ist ein Film, der einerseits als früher Beitrag des Paranoia-Kinos der 70er Jahre funktioniert und gleichzeitig seiner Zeit gut 50 Jahre voraus war. Paul Newman, der den Film als einen seiner besten betrachtete, spielt einen opportunistischen Zyniker, der sich als Radio-Moderator in New Orleans von einem Neo-Faschistischen Sender einspannen lässt, um mit Fake-News einen politischen Umsturz herbeizuführen. Das ist sperrig und oft anstrengend, aber dabei auch hellsichtig und fordernd. Die Star-Besetzung mit Joanne Woodward, Anthony Perkins, Cloris Leachman und Laurence Harvey hilft beim zusehen über manche komplizierte Passage hinweg. Rosenberg war als reiner Handwerker ohne eigenen Stil leider nicht in der Lage, durch seine Inszenierung die schwierigen Momente zu überspielen. Dennoch ist es ein sehenswerter Film, der aufgrund seiner klaren Positionierung als ungewöhnlich mutig und visionär gelten kann.

        6
        • 8

          SOMETIMES A GREAT NOTION von und mit Paul Newman nach einem Roman von Ken Kesey (EINER FLOG ÜBERS KUCKUCKSNEST) ist ein tragisches Familiendrama um eine Familie von Holzfällern, die in Oregon der Wirtschaftskrise trotzt und gegen den gemeinschaftlichen Strom schwimmt, indem sie sich nicht am Streik der in der Branche arbeitenden restlichen Bevölkerung beteiligt, was ihnen viel Missmut beschert. Nachdem sich bereits Budd Boetticher und Sam Peckinpah für eine Adaption des Stoffes interessierten, ersetzte Newman den gesetzten Regisseur Richard A. Colla (FUZZ) nach wenigen Drehtagen auf dem Regie-Stuhl und führte sein hochkarätiges Ensemble (Henry Fonda, Lee Reemick u.a.) sogar zu zwei Oscar-Nominierungen für Robert-Aldrich-Star Richard Jaeckel für die beste männliche Nebenrolle und Komponist Henry Mancini für den besten Filmsong. Der ruhige On Location gedrehte Film ist pure Americana und erzählt viel über das Leben der Menschen in der Region, ist Milieu-Studie und Schauspieler-Kino zugleich und bewegt sich dabei an der Schnittstelle zwischen CLASSIC und NEW HOLLYWOOD, was kein Wunder ist, da kaum jemandem der Brückenschlag besser gelang als Hollywood-Legende Paul Newman.

          7
          • 1

            REBEL MOON - PART ONE: A CHILD OF FIRE von Zack Snyder kommt einer künstlerischen Bankrott-Erklärung gleich. Vom einstigen Bilderstürmer, dem mal Meisterwerke wie WATCHMEN gelangen, ist außer Bildern nichts mehr übrig geblieben. Hier herrscht nur noch filmische Ödnis, ein Flickenteppich von einer Alibi-Handlung voller Pappkameraden, keine einzige sympathische Figur gibt es, geschweige denn gelingt es, auch nur den Hauch von Interesse an der Fortführung des spät zum Zweiteiler umgemogelten Sci-Fi-Spielplatzes voller leerer Tableaus zu generieren. Allein die Dialoge bieten weniger als die Sprechblasen in einem Comicheft, was bitter ist, wenn man bedenkt, dass es doch Snyder war, der es geschafft hatte, erstmals Comic adäquat in Film zu übersetzen und damit der Pop-Kultur einen beträchtlichen Stoß nach vorn zu versetzen. Doch der Niedergang des Filmemachers, der im Hause Warner mit der Trouble-Produktion von JUSTICE LEAGUE begann und sich mit dem Weggang zu Netflix nahtlos fortsetzt, scheint unaufhaltsam, denn schon sein Erstling für den Streamingdienst ARMY OF THE DEAD zeigte deutlich seine Schwächen auf, die sich spätestens jetzt mit dem vorliegenden, seelenlosen Trash-Spektakel weder leugnen noch kaschieren lassen. Ein Totalausfall.

            16
            • 7

              A KISS BEFORE DYING von Regie-Debütant Gerd Oswald stellt mal eben die sicher geglaubten Regeln des Film Noir auf den Kopf, indem er zumeist an hellichtem Tag spielt, zudem im Breitwand-Format und in knalligen Farben erlebbar ist. Das dynamische Duo der 50er Jahre, Robert Wagner und Jeffrey Hunter ist hier in einem von sieben gemeinsamen Filmen aus dieser Ära zu sehen, wobei Wagner (ebenfalls genreuntypisch) einen 'Homme Fatale' gibt, dessen Ehrgeiz in die obere gesellschaftliche Klasse aufzusteigen, ihn zum Mörder werden lässt. Dabei erreicht der Thriller, dem nach der hochspannenden ersten Hälfte in der zweiten etwas die Puste ausgeht, zwar nicht die Qualität eines vergleichbaren Hitchcock-Films, was auch daran liegt, dass Hunters Rolle nicht genügend ausgearbeitet ist, aber er ist viel besser als sein Ruf. Etwas, dass man über das 90er-Jahre-Remake mit Matt Dillon nicht sagen kann. Über jeden Zweifel erhaben ist in dieser Erstverfilmung des Romans von Ira Levin allerdings die herausragende Kamera-Arbeit von Lucien Ballard.

              10
              • 8

                LITTLE BIG HORN ist das Regie-Debüt von Charles Marquis Warren, der auch das Drehbuch schrieb und dem es damit gelang, sich schnell einen Namen als Western-Experte zu machen, der über viele Jahre mit seiner Arbeit unzählige Filme und Serien des Genres prägte. Bereits in den ersten Szenen stellt er Spannung zwischen den Protagonisten John Ireland und Lloyd Bridges her, bevor er sie auf einen Patrouillienritt in die Hölle schickt. Mit ihrem Kavallerietrupp wollen sie General Custer vor der Kampfstarke der vereinten Indianerstämme warnen, die ihn am Little Big Horn erwarten, wobei sie immer wieder Attacken einzelner Kriegergruppen ausgesetzt sind. Mit düsterem Realismus wird diese unmögliche Mission geschildert, Setting und Soundtrack sind dabei stets auf ein Minimum reduziert, die individuellen Charaktere der Einheit und ihr Gruppengefüge scharf gezeichnet. Je stärker der Zug dezimiert wird, desto mehr gewinnen die übrigen Akteure an Profil, je auswegloser sich die Lage entwickelt, desto spannender verdichtet sich die Erzählung, bis die Konflikte eskalieren. Geradezu beispielhaft exerziert Warren das oft verwendete Handlungsmuster bis zum Ende durch, schafft häufig eindrucksvolle Momente und findet dabei immer wieder starke Bilder.

                9
                • 7
                  EddieLomax 19.12.2023, 09:57 Geändert 19.12.2023, 10:00

                  SAN SHAO YE DE JIAN von Chor Yuen ist ein höchst artifizelles Wuxia-Epos mit Gastauftritten bekannter Martial-Arts-Stars (wie z.B. Ti Lung & David Chiang) aus der goldenen Shaw-Brothers-Ära. Wer ist der beste Kämpfer? Es kann nur einen geben! Nicht erst seit HIGHLANDER beschäftigt die Antwort auf diese Frage die Filmgeschichte genreübergreifend vom Western bis zum Eastern. Story ist nichts, dafür Atmosphäre alles, arrangiert in kunstvollen Bildern kombiniert mit elegischem Soundtrack. Was zunächst so profan erscheint, wie es klingt, entwickelt sich mit zunehmender Laufzeit zur beinahe reflexiven Bearbeitung der Genre-Standards und macht dabei auch vor philosophischen Überlegungen nicht halt. Trotzdem ist das Werk randvoll mit Action und einige trashige Spitzen gibt es auch noch zu bewundern, was interessanterweise dazu führt, dass diese Wundertüte noch aufgewertet wird. Hauptdarsteller Derek Yee drehte später ein Remake.

                  7
                  • 6

                    IMPASSE von Richard Benedict ist ein auf den Philippinen gedrehter Thrilla in Manila um einen abenteuerlichen Gold-Coup mit dem hier glattrasierten, noch mit Echthaar ausgestatteten Burt Reynolds. Seine zunächst zu rekrutierenden Helfer werden von Old-Hollywood-Baddies wie Lyle Bettger und Rodolfo Acosta gespielt und auch das Hollywood-Chamäleon Jeff Corey hat als fieser Entführer einen eindrucksvollen Auftritt. Die Story gibt zugegebenermaßen nicht viel her, es wird häufig davon abgelenkt und mit knalliger Musik verkleidet, während diverse Actionparts von Reynolds persönlich mit ungeheurer Körperlichkeit gemeistert werden, Anne Francis dient ihm zwischendurch als Motivationshelferin und Love Interest. Das ist im Ganzen keine große Sache, aber allemal unterhaltsam und für Fans von Burt Reynolds sowieso Pflichtprogramm, der kurz danach mit Samuel Fuller's SHARK! und Gordon Douglas' SKULLDUGGERY noch in zwei ähnlich gelagerten Filmen auftrat, bevor er in John Boorman's meisterlichen DELIVERANCE seinen endgültigen Durchbruch feiern konnte.

                    6
                    • 6
                      EddieLomax 14.12.2023, 08:57 Geändert 14.12.2023, 09:05

                      GUNSLINGER von Roger Corman war der sechste von ihm inszenierte Film innerhalb von zwei Jahren, seit seinem Debüt FIVE GUNS WEST. Hier stellt er mal eben die Genre-Regeln auf den Kopf, indem er die Frauen zu tatkräftigen Macherinnen im Wilden Westen erklärt, während die Männer fast allesamt zu nichts zu gebrauchen sind, was für die Entstehungszeit schon sehr ungewöhnlich, aber ein schönes Beispiel für Corman's Chuzpe ist. Wir bewegen uns dabei natürlich wieder im kostengünstigen Rahmen und die Schauwerte sind dementsprechend, doch in Sachen Einfallsreichtum und Freude am Spiel mit den Konventionen ist der legendäre Filmemacher einfach unschlagbar und vermag dadurch noch immer zu überraschen.

                      9
                      • 6

                        OH! SUSANNA von Vielfilmer Joseph Kane ist ein kleiner, für Republic entstandener Armee-Western, der sich ziemlich offensichtlich an den Erfolg von John Ford's Kavallerie-Trilogie dranzuhängen versucht und dabei seine Sache gar nicht so schlecht macht. Der Kanadier Rod Cameron ist in der Hauptrolle noch ganz gut in Form, Forrest Tucker gibt einmal mehr den unsymphatischen Kommandanten und Chill Wills glänzt in einer Nebenrolle als Sergeant. Nicht die schlechtesten Zutaten für einen routiniert hergestellten, im Mittelteil etwas zu geschwätzigen Fließband-Western günstiger Bauart, dessen Drehbuch Dank Charles Marquis Warren trotzdem recht flüssig und mit gewisser Expertise entstanden ist, wenn es auch weit von seinen besten Arbeiten entfernt ist. Der deutsche Titel ist Quatsch und hat mit dem Inhalt nichts zu tun, schließlich handelt es sich bei den Indianern mitnichten um Apachen, sondern um Sioux, was auch in der Synchro fehlerhaft wiedergegeben wird.

                        7
                        • 7

                          THE RED PONY von Lewis Milestone ist ein Familiendrama nach einer Erzählung von John Steinbeck, der auch selbst das Drehbuch verfasste. Mit der nicht mehr ganz jungen Myrna Loy und dem noch jungen Robert Mitchum als Farmhelfer, dem eine zentrale Rolle zukommt, ist der Film attraktiv besetzt. Im Herzen ist es ein Kinderfilm, der aber nicht ausschließlich aus der Perspektive eines Jungen erzählt wird, dessen neues Pony zum Dreh- und Angelpunkt seines Daseins wird. Die Schwierigkeiten des Farm-Alltags werden ebenso thematisiert, wie der Stadt/Landkonflikt, der zu nachhaltigen Familienproblemen führt. Als das Schicksal zuschlägt, muss sich der Junge den Realitäten des Lebens stellen und lernen, das es keine einfachen Wahrheiten gibt. Nostalgisches Kino für Pferdefreunde.

                          8
                          • 8

                            THE BOUNTY HUNTER von André De Toth ist einer von sechs Western, die der Regisseur in der ersten Hälfte der 1950er Jahre mit Randolph Scott drehte, bevor sich dieser auf die Zusammenarbeit mit Budd Boetticher konzentrierte und den RanOwn-Zyklus schuf. Dabei laufen die De-Toth-Werke immer ein wenig unter dem Radar und werden gemeinhin unterschätzt, obwohl sie über eine hohe Themenvielfalt verfügen und im Gegensatz zu Boetticher's Filmen allesamt äußerst unterschiedlich sind. Was bei De Toth ebenso auffällt, ist der stete Versuch größtmögliche Authentizität zu gewährleisten, sowie mit realistischen Darstellungen und Verhaltensweisen zu überzeugen. In THE BOUNTY HUNTER gerät Scott als titelgebender Kopfgeldjäger auf der Spur von drei Banditen in eine Kleinstadt, wo die Gesuchten mittlerweile unerkannt leben, was ihn vor die schwierige Aufgabe stellt, die vermeintlich ehrbaren Bürger zu enttarnen und der Gerechtigkeit zuzuführen. Sein Ruf als bezahlter Mörder sorgt allerdings dafür, dass er nur wenig Unterstützung erfährt. Mit dieser recht komplexen Konstellation erweist sich der Western als spannender Genre-Beitrag mit einem Star in der Hauptrolle, der im Herbst seiner Karriere nochmal so richtig aufdrehte.

                            9
                            • 7

                              WESTBOUND von Budd Boetticher ist einer von sieben Western, die der Regisseur mit seinem Star Randolph Scott drehte und er gilt gemeinhin als schwächstes Werk der langjährigen Zusammenarbeit. Tatsächlich will der Film inhaltlich nicht so recht zu den anderen, meist thematisch ähnlich gelagerten Genre-Miniaturen passen, doch auch dieser ist ungemein flott erzählt und bietet mit Andrew Duggan und Michael Pate zwei starke Bösewichte auf, wodurch die sehr kurze Laufzeit von gerade mal 66 Minuten vergeht, wie im Fluge.

                              8
                              • 7

                                LEAVE THE WORLD BEHIND von Sam Esmail ist ein kunstvoll arrangiertes Endzeit-Drama mit Thriller-Elementen und feiner Besetzung, die den Zuschauer trotz der üppigen Laufzeit bei Laune hält. Es werden mehr Fragen gestellt, als Antworten gegeben, es gibt einige starke Bilder von Katastrophen-Szenarien, sowie immer wieder perfekt inszenierte Spannungsmomente, die der Literatur-Verfilmung die nötige Würze geben. Mehr als unterhaltsames Star-Kino sollte man allerdings nicht erwarten.

                                11
                                • 7
                                  EddieLomax 08.12.2023, 11:02 Geändert 08.12.2023, 11:04

                                  THE SUN SHINES BRIGHT von John Ford ist eine Quasi-Fortsetzung seines Films JUDGE PRIEST (und basiert wie dieser auf Erzählungen von Irvin S. Cobb) aus dem Jahr 1934 und kehrt nach Fairfield County, eine Kleinstadt in Kentucky zu Beginn des 20. Jahrhunderts zurück. Ein gutmütiger, alter Richter sorgt mit seiner warmherzigen Art für Gerechtigkeit in einigen Fällen, die das Gemeinschaftsgefüge im alten Süden erschüttern. Dabei wird der alltägliche Rassismus ebenso thematisiert, wie gesellschaftliche Intoleranz und rückwärtsgerichtetes Denken, wodurch eine kleine Lehrstunde in Sachen Demokratie verhandelt wird. Für Ford war es einer seiner erklärten Lieblingsfilme, dessen westernähnliches Setting dabei ein großes Plus ist und man kann sich gut vorstellen, dass Harper Lee's TO KILL A MOCKINGBIRD, die ein ähnliches Sujet bedient, wie eine Weitererzählung dessen gelesen werden kann. Natürlich kommt das nach heutigen Sehgewohnheiten ein wenig altväterlich daher und auch die Darstellung der schwarzen Bevölkerung ist nicht mehr zeitgemäß, doch die Kernaussage um universelle menschliche Werte ist unbestritten allgemeingültig und tut in diesen Zeiten einfach mal gut.

                                  7
                                  • 7

                                    PARACELSUS von Georg Wilhelm Pabst ist eine sehenswerte Film-Biographie über den mittelalterlichen Mediziner, der auf einige andere berühmte, historische Persönlichkeiten trifft. In Form und Struktur ungemein dicht gestaltet und in der Titelrolle herausragend gespielt, weißt der Film seiner Entstehungszeit geschuldet leicht propagandistische Tendenzen auf, die vom Regisseur jedoch subtil konterkariert werden. Besonders hervorzuheben ist der Auftritt von Harald Kreutzberg, was den Film für sich genommen schon zum wertvollen Zeitdokument macht.

                                    10
                                    • 8

                                      MON CHIEN STUPIDE von und mit Yvan Attal ist die Verfilmung des letzten, posthum erschienenen Romans WEST OF ROME des großen John Fante und nimmt sich dessen nur in der Grundgeschichte rund um Haus, Hund und Familie an, während der zweite Teil um das Abenteuer mit dem Großvater außen vor gelassen wird. Doch so kann sich der Regisseur ganz auf die dysfunktionale Familie konzentrieren, die durch das auftauchen des Zottelviehs nochmal gehörig durchgerüttelt wird und damit den Raum für kompromisslos, ehrliche Offenlegung bitterer Lebenslügen eröffnet. Die täglichen Zynismen, der Sarkasmus als kommunikative Normalität wird dabei ebenso hinterfragt, wie das Rollenverhalten jedes einzelnen zueineinander. Das wird begleitet von großartiger Situationskomik und manchmal bleibt einem das Lachen im Halse stecken, während das Ende zu Tränen rührt. Damit gelang Yvan Attal die nahezu perfekte Entsprechung eines Werkes von John Fante, von denen bisher nur wenige verfilmt wurden und kaum eines so gut wie hier.

                                      5
                                      • 7

                                        UN HOMME AMOUREUX von Diane Kurys ist im besten Sinne klassisches europäisches Autoren-Kino mit vielen seiner Stärken, aber auch einigen seiner Schwächen. Die elegisch inszenierte Geschichte um eine junge Schauspielerin, die plötzlich die große Chance erhält, an der Seite eines amerikanischen Filmstars zu spielen und sich, wie sollte es auch anders sein, in ihn verliebt, ist edel bebildert, erlesen besetzt und fantastisch gespielt von einem internationalen Cast der Extraklasse. Leider wirkt es manchmal ein bisschen getragen, es kommt zu Längen und für die Laufzeit von knapp über zwei Stunden bleibt die inhaltliche Fülle etwas zu gering. Dennoch ist es ein schöner Sommerfilm mit ernstem Nebenplot und einigen Wahrheiten, getaucht in schwelgerische Aufnahmen von Rom, Paris und der Toskana, wobei der Film-im-Film, ein Bio-Pic über den Autor Cesare Pavese für sich genommen ebenfalls nicht uninteressant gewesen wäre.

                                        7
                                        • 8
                                          EddieLomax 29.11.2023, 18:44 Geändert 29.11.2023, 21:10

                                          DIE BÜCHSE DER PANDORA von Georg Wilhelm Pabst ist eine leicht in ihre Entstehungszeit modernisierte Verfilmung von Frank Wedekinds LULU und die Modernisierung zeigt sich vor allem in der Darbietung von Louise Brooks, die hier einen völlig unabhängigen Charakter gibt, auch wenn es das Schicksal schließlich nicht gut mit ihr meint. Dennoch kann man schon darüber staunen, wieviel Pabst aus den verschiedenen Beziehungsgeflechten herausholt, wie differenziert er, mit Andeutungen freilich, über sexuelle Abhängigkeiten zu berichten weiß, womit ein Gesellschaftsbild entsteht, dass den Geist der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts hinreichend reflektiert. Das Finale mit Jack the Ripper und der Inszenierung des Molochs London setzt dem ganzen die Krone auf.

                                          11
                                          • 8
                                            EddieLomax 28.11.2023, 06:56 Geändert 28.11.2023, 06:57

                                            Gloria Grahame (28.11.1923 - 05.10.1983) würde heute ihren 100. Geburtstag feiern!

                                            Die ausdrucksstarke Schauspielerin veredelte fast jeden ihrer Filme mit ihrer einzigartigen Aura. So auch diesen:

                                            NAKED ALIBI von Jerry Hopper ist ein fieser, kleiner und hartgekochter Film Noir mit einem ambivalenten Helden (Sterling Hayden), einer undurchsichtigen Femme Fatale (der hier hocherotischen Gloria Grahame) und einem soziopathischen Bösewicht (Gene Barry) der Extraklasse.

                                            7
                                            • 4

                                              NAPOLEON von Ridley Scott ist ein Film für ein Publikum, welches noch keinen Film über den Eroberer gesehen und sich auch sonst nicht mit ihm befasst hat. Als Ansatz mag das nicht verkehrt sein, doch als zweieinhalbstündiger Film funktioniert es nur bedingt, zumal man praktisch nichts über den Menschen erfährt, während seine wichtigsten militärischen "Erfolge" nur bruchstückhaft dargestellt werden, womit es ein Film ist, der irgendwie zwischen den Stühlen sitzt, auch weil die Beziehung Napoleons zu Josephine, die den Haupteil der Erzählung einnimmt, nur an der Oberfläche bleibt und sich in banalen Dialogen ergeht. Da schleichen sich schonmal Längen ein und ich will mir gar nicht vorstellen, wie der nochmal 2 Stunden längere Director's Cut wohl aussehen mag. Viel größere Probleme als mit der Herangehensweise des Star-Regisseurs hatte ich mit der Darstellung von Joaquin Phoenix, der mich nur optisch überzeugen konnte, während sein Spiel völlig daneben lag und dieser Figur nichtmal ansatzweise Glaubwürdigkeit vermitteln konnte. Mag sein, dass es nur mir so geht, aber das war mal nichts.

                                              13
                                              • 6

                                                FIVE GUNS WEST von Roger Corman war das Regie-Debüt des findigen Filmemachers und ist ein frühes Beispiel des Men-on-a-Mission-, oder Kommando-Filmes, die erst einige Jahre später populär werden sollten. Zudem ist es ein recht zynischer und dreckiger kleiner Vertreter des Low-Budget-Western, der sich lose an William A. Wellman's Meisterwerk YELLOW SKY orientiert und dabei auch viele Elemente des Italo-Western vorweg nimmt, womit der Einfluss Corman's auf das Genre nicht zu unterschätzen ist.

                                                9
                                                • 8

                                                  '99 RIVER STREET von Phil Karlson ist einer von drei FILM NOIR 's, die der Regisseur mit John Payne in der Hauptrolle drehte und er könnte klassischer nicht sein. Hart, schnell und auf den Punkt wird die Geschichte vom gefallenen Boxer erzählt, der zwischen seiner untreuen Ehefrau, die sich mit einem Gangster eingelassen hat, einem aufstrebendem Starlet, welches ihn zunächst für ihre Zwecke missbraucht und einem Verbrecher-Syndikat in fürchterliche Bedrängnis gerät. Dabei konzentriert sich die in einer einzigen Nacht spielende Story ganz auf den inneren, wie äußeren Konflikt des impulsiven Mannes, der zum Glück nicht gänzlich verlassen, auf einen guten Freund zählen kann, der ihm in entscheidenden Momenten zur Seite steht. Gibt's bei YouTube.

                                                  6
                                                  • 2

                                                    DEAD MAN'S HAND von Brian Skiba ist ein hundsmiserabler Möchtegern-Western übelster Machart. Jau, der war mal richtig schlecht. Einzig Stephen Dorff zieht sich hier erhobenen Hauptes aus der Affäre, wahrscheinlich weil er als Co-Produzent, Soundtrack-Verantwortlicher und Antagonisten-Darsteller, wenn auch auf's falsche Pferd gesetzt, so doch hinreichend motiviert war. Val Kilmer' s Sohn Jack ist mit der Hauptrolle mehr als nur überfordert und Cole Hauser, der mit seinem YELLOWSTONE-Einsatz die Rolle seines Lebens gefunden hat, taucht kaum auf und wenn doch, wandelt er wie auf Valium durch die Gegend. Über den ganzen Rest muss man kein weiteres Wort verlieren.

                                                    7