EddieLomax - Kommentare

Alle Kommentare von EddieLomax

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    THE AMERICANO von William Castle sollte eigentlich nach THE MAN FROM THE ALAMO die Zusammenarbeit von Regisseur Budd Boetticher und Glenn Ford fortsetzen, scheiterte aber aufgrund widriger Umstände bei den Dreharbeiten in Brasilien, weshalb die Produktion abgebrochen werden musste und erst ein Jahr später in Kalifornien, mit teilweise neuem Personal vor und hinter der Kamera, fortgesetzt werden konnte. Nichtsdestotrotz ist ein unterhaltsamer, wenn auch nicht besonders innovativer Südamerika-Western entstanden, der klar von seinen Stars profitiert. Während Ford wie immer eine Bank ist, erfreut vor allem sein Zusammenspiel mit Cesar Romero, dessen schlitzohriger Bandit jede Menge Sympathiepunkte sammeln kann. Klar ist aber auch, dass Boetticher sicherlich weit mehr aus dem interessanten Stoff herausgeholt hätte.

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      EddieLomax 16.11.2023, 23:27 Geändert 16.11.2023, 23:40

      LE OTTO MONTAGNE von Felix Van Groenigen und Charlotte Vandermeersch ist nach kurzer Zeit bereits der zweite Film von Van Groeningen, der mich in seiner Wahrhaftigkeit geradezu begeistern kann. War schon BEAUTIFUL BOY für mich eine erzählerische, wie inszenatorische Offenbarung, ist LE OTTO MONTAGNE nach dem Roman von Paolo Cognetti ein weiterer Beweis, dass im zeitgenössischen Kino noch etwas möglich ist. Die episodische Struktur wird niemals zum Stückwerk, im Gegenteil, alles fließt dahin mit einer Natürlichkeit, wie der Fluß des Lebens selbst, wobei sich ebenso natürlich irgendwann Längen einschleichen, was etwas ist, dass einem Film nicht zwangsläufig zum Nachteil gereichen muss. Denn wer kennt keine Phasen des Lebens, in denen sich vermeintlich nichts bewegt, womit so etwas durchaus als künstlerisches Stilmittel gelten kann, so lange es der Handlung dienlich ist. Allein mit der Besetzung beweißt Van Groeningen erneut ein sicheres Händchen, denn sowohl Luca Marinelli (MARTIN EDEN), als auch Alessandro Borghi (IL PRIMO RE) zählen aktuell zur Speerspitze des italienischen Kinos und wissen in ihren Rollen mitzureißen. Das existenzielle Drama erzählt nicht nur eine Coming-of-Age-Geschichte, sondern versucht das Leben selbst einzuordnen, inklusive der Fehlleistungen, die wir zwangsläufig begehen, ebenso wie der Wahrnehmungsfragen des Einzelnen, der nie wissen kann, wie sein Gegenüber wiederum wahrnimmt. Das Menschsein also, im 4:3-Format verdichtet, spektakuläre Bilder inklusive, als Hommage an das Leben, mit allem was dazu gehört.

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        BOOTLEGGERS von Charles B. Pierce spielt im Moonshiner-Milieu der 1930er Jahre in den Südstaaten und erzählt episodisch die Abenteuer zweier junger Schnapsbrenner, die ständig Scheiße bauen, immer den Sheriff im Nacken haben, mit einer Familienfehde belastet sind und sich zu allem Überfluss noch verlieben. Dramaturgisch wie inhaltlich bleibt das alles ein bisschen beliebig, doch die Bilder des späteren Star-Kamera-Mannes Tak Fujimoto sind immer wieder ganz außerordentlich und die Besetzung um den in den Siebzigern omnipräsenten deutschen Paul Koslo, in seiner einzigen Hauptrolle, Jaclyn Smith, in ihrer ersten Rolle überhaupt und Sam-Peckinpah-Veteran Slim Pickens liefert solide Leistungen. Für einen entspannten Nachmittag taugt das schon mal.

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          EddieLomax 14.11.2023, 09:03 Geändert 14.11.2023, 09:11

          THE MIDNIGHT STORY von Joseph Pevney wird zwar dem FILM NOIR zugerechnet, ist aber größtenteils ein unter der strahlenden Sonne San Franciscos spielendes Familiendrama, dem die Krimihandlung nur den Rahmen bildet. Ein junger Verkehrspolizist beginnt nach dem Mord an seinem Ziehvater, einem Priester, auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei findet er in der italienischen Gemeinde im Hafenviertel ein neues zu Hause und die Liebe. Das ganze wird recht naiv und konstruiert abgebildet, während die Glaubwürdigkeit der Geschichte arg strapaziert wird. Die Stars jedoch reißen es raus. Tony Curtis spielt sehr engagiert und das Highlight ist (einmal mehr) Gilbert Roland, der mit seiner natürlichen Präsenz jede Szene an sich reißt, obwohl er für die Rolle mindestens zwanzig Jahre zu alt ist. Ich kann zwar nicht beurteilen in wie weit das dargestellte italoamerikanische Milieu zum Entstehungszeitpunkt des Filmes bereits bekannt war, aber auf mich wirkt die Szenerie sehr melodramatisch und klischeebeladen. Den inhaltlichen Schwächen steht zumindest eine hochwertige Produktion gegenüber.

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            EddieLomax 13.11.2023, 09:11 Geändert 13.11.2023, 09:24

            THE SHEPHERD OF THE HILLS von Henry Hathaway wurde für Paramount in der schönen Landschaft von Missouri gedreht und ist der erste Farbfilm des hier noch jugendlich wirkenden John Wayne, der beweißt, dass er ein weit besserer Schauspieler war als der, den man lange in ihm gesehen hat. Eine familiäre Tragödie führt Jahre später zu einem Vater-Sohn-Drama, in dem unterschwellig viele gesellschaftliche Themen verhandelt werden. Hathaways hochklassige Inszenierung gibt allen Figuren genügend Raum und Tiefe und lässt einen nie den Überblick verlieren, trotz der Vielzahl an Charakteren, denen in der Geschichte eine Bedeutung zukommt. Bei der bezaubernden Betty Field laufen die Fäden zusammen, sie ist das Herz des Films. Mit Harry Carey und Ward Bond sind zudem einige langjährige Weggefährten von Wayne mit an Bord. Das berührende Western-Drama lebt von starken Bildern, die zuweilen symbolisch aufgeladen sind, dabei aber nie überfrachtet wirken. Im besten Sinne klassisches Hollywood-Kino mit Botschaft und Verstand.

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              EddieLomax 12.11.2023, 20:54 Geändert 12.11.2023, 20:57

              THE BANDITS (AT: LOS BANDIDOS) von Robert Conrad (und Alfredo Zacarias) stellt das Regie-Debüt des beliebten Fernseh-Stars dar und entstand in einer Drehpause zwischen zwei Staffeln von THE WILD WILD WEST on Location in Mexiko. Drei Bankräuber sollen nördlich der Grenze am nächsten Baum aufgeknüpft werden, als eine Gruppe mexikanischer Banditen dazustößt und den Lynchmob daran hindert. Nach einer Schießerei tun sich die siegreichen Bandidos mit den befreiten Gringos zusammen und man beschließt zukünftig auf mexikanischer Seite gemeinsame Sache zu machen, gerät jedoch in die Wirren der Revolution. Der unabhängig produzierte Film ist ein typisches Erstlingswerk mit Licht und Schatten. Das schmale Budget sorgt für einen recht eng gesteckten Rahmen, während die imposante Landschaft häufig gut eingefangen wird und davon ablenkt. Im Mittelteil gibt es etwas Leerlauf, aber die an THE MAGNIFICENT SEVEN angelehnte Geschichte ist hinreichend interessant und in den wichtigeren Rollen gut besetzt und gespielt von einem zum großen Teil mexikanischen Ensemble, dessen bekanntester Schauspieler Pedro Armendariz jr. sein dürfte. Beachtenswert ist auch das Filmdebüt des blutjungen Jan-Michael Vincent, der einen der drei Gesetzlosen spielt. Conrad zieht seinen Stiefel bis zum konsequenten Finale mit bitterer Pointe durch, wofür man ihm durchaus Respekt zollen kann. Man kann den Film (zwar ungekürzt) leider nur in äußerst bescheidener Qualität auf YouTube sehen.

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                THE KILLER von David Fincher hat im Nachgang betrachtet etwas von einer Fingerübung, ist aber fraglos - wie zu erwarten - technisch perfekt und auf allerhöchstem Niveau inszeniert. Man kann auch sagen, David Fincher hat einen typischen David-Fincher-Film gedreht, was ihn in Anlehnung an Leute wie Alfred Hitchcock zu einem Regisseur macht, der praktisch sein eigenes Genre ist. Das wiederum führt dazu, jeden seiner Filme nicht bloß für sich zu betrachten, sondern im Kanon zu sehen. Und hier nimmt THE KILLER wiederum eine wichtigere Rolle ein, da es sich um einen Genre-Film handelt, in dessen Sujet kaum jemand arbeitet, der so kontinuierlich starke Werke schafft, wie eben David Fincher. Sieht man sich im größeren Rahmen um, kommt einem natürlich LE SAMOURAI von Jean-Pierre Melville sofort in den Sinn, der vor allem zu Beginn überdeutlich zitiert wird, sei es durch die Farbgebung der Bilder, die Kargheit der Kulissen oder schlicht die Herausstellung der Isolation des Protagonisten, der uns an seinem Innenleben teilhaben lässt, dabei aber keineswegs verlässlich ist. Menschen haben Schwächen, machen Fehler, woran von Anfang an kein Zweifel gelassen wird. Michael Fassbender schafft eine ähnlich schwer greifbare Figur, wie einst Alain Delon, bleibt aber nicht wie dieser die leere Hülle, spielt ausdrucksstärker, weniger distanziert. Delon gelang es durch seine ausgestrahlte Kälte, den perfekten Anti-Helden zu schaffen, dem man trotz fehlender Identifikationsmöglichkeiten die Daumen drückt mit seinem Spiel durchzukommen, während Fassbender, dessen richtigen Namen wir nie erfahren, keinen Zweifel daran lässt, dass ihm nicht nur der Job völlig egal ist, sondern das es auch ein öder Job ist, von Mechanismen und Routinen geprägt, viel auf Reisen, viele Hotels, viel Fast Food, ständig Materialbeschaffung, Planung, Logistik etc., sprich ein Knochenjob mit wenig Schlaf, Freizeit oder Entspannung. So gesehen entwickelt Fincher eine neue Form von Killer-Film, von denen es ja unzählige gibt. Die Auftritte der wenigen Prominenten passen dann wieder in die Kategorie Fingerübung, womit sich der Kreis auch wieder schließt. Ausgezeichnet.

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                  THE FRISCO KID von Robert Aldrich ist der letzte von sechs Western der Regie-Legende und wird nominell als Komödie gelistet, verzichtet jedoch vollständig auf Klamauk und Slapstick, weshalb viele Zuschauer trotz der Beteiligung von Gene Wilder in ihren Erwartungen enttäuscht wurden. Tatsächlich wird die Geschichte vom gutmütigen Rabbi, der in den Wilden Westen gerät, realistisch und weitgehend glaubwürdig erzählt. Die Komik ergibt sich durch die Ausarbeitung von menschlichen Verschiedenheiten und kulturellen Unterschieden, in erster Linie aber dadurch, dass Gene Wilder seine Figur zu jeder Zeit ernst nimmt und niemals der Lächerlichkeit preisgibt, wodurch Harrison Ford als Bankräuber mit Herz immer wieder gezwungen ist, seine Fassade vom harten Banditen abzulegen und sich völlig irritiert seinem Schicksal hinzugeben. Die Zusammentreffen mit Mormonen, Indianern oder Kartäusermönchen zeigen dabei jedes Mal, dass es immer einen Weg der Verständigung gibt, während ein ums andere Mal der friedlichen Kompromisslösung gegenüber der Gewalt als vermeintlich letztem Ausweg der Vorrang gegeben wird.

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                    EddieLomax 05.11.2023, 23:32 Geändert 05.11.2023, 23:46

                    ALL THE LIGHT WE CANNOT SEE von Shawn Levy nach dem preisgekrönten Roman von Anthony Doerr ist eine typische Bestsellerverfilmung Hollywood-Style und dabei ein vollkommen unglaubwürdiger Kitschroman, in dem Kriegsgreuel und Zuckerguss zu einer schwer genießbaren Melange vermischt werden. Voller Klischeebilder und Stereotypen, wird der Zweite Weltkrieg als familienfreundlicher Weihnachts-Vierteiler mit guten Schauspielern präsentiert, die das Ganze zwar sehenswert, aber nicht unbedingt tiefgründiger machen. Vor zwanzig Jahren noch wäre das für mich weniger problematisch gewesen, doch in unseren Zeiten mit Kriegen vor der Haustür erscheint mir diese Herangehensweise ziemlich daneben. Lars Eidinger gibt augenrollend die Nazisau als Kinderschreck, dessen Motivation weniger dem GröFaZ verpflichtet, als persönlicher Natur ist und löst damit sicherlich endgültig die Fahrkarte nach Tinseltown. Auch Shawn Levy bleibt sich treu und liefert einmal mehr glattgebügelte Dutzendware, zusammengeklebt aus Oberflächenreizen. Von Drehbuchautor Steven Knight hätte ich allerdings mehr erwartet.

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                      EddieLomax 05.11.2023, 16:50 Geändert 05.11.2023, 16:52

                      DIE WEIßE HÖLLE VOM PIZ PALÜ von Arnold Fanck und Georg Wilhelm Pabst konnte ich jetzt endlich mal nachholen, angetrieben durch die Sichtung von DIE THEORIE VON ALLEM, der ja irgendwie auch ein Bergfilm ist. Die Liebe, die Berge und der Schnee sind hier ebenfalls die Pfeiler einer Geschichte, die zur Blaupause des Genres werden sollte. Das der Film in meiner Wahrnehmung erst so spät aufgetaucht ist, hat wohl auch viel damit zu tun, dass er bis in die späten 1990er Jahre kaum zu sehen war und wenn, dann nur stark gekürzt. Allerdings muss ich, wie einige andere Moviepiloten konstatieren, dass es schon deutliche Längen und Wiederholungen gibt, die den heutigen Genuss etwas trüben. Im Entstehungsjahr war das ganz sicher einer der spektakulärsten Filme bis dahin, was nicht verwundert, denn viele der starken Sequenzen können nach wie vor begeistern. Einzig der Soundtrack der restaurierten Fassung, eingespielt vom Filmorchester Babelsberg, klingt wie aus einem Steven-Spielberg-Film entnommen, ist oft viel zu sehr drüber und will nicht so recht passen. Angesichts der filmischen Qualität sowie der filmhistorischen Bedeutung des Werkes, ist das jedoch jammern auf hohem Niveau.

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                        EddieLomax 05.11.2023, 09:02 Geändert 05.11.2023, 09:03

                        DIE THEORIE VON ALLEM von Timm Kröger ist ein in expressionistische Überwältigungsbilder getauchtes Filmgemälde, dass sich mit seinen Bezügen, sowohl zum deutschen Stummfilm, als auch zur deutschen Literatur deutlich in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts verortet, wenn es auch zum Großteil 1960 spielt, in einem Berghotel im Tiefschnee der Schweizer Alpen. Ein junger Doktorand, einige Professoren, die für einen ominösen Kongress angereist sind, eine rätselhafte Schönheit und die seltsamen dunklen Männer in Anzug und Hut, lassen zunächst an ein kafkaeskes Schauerstück denken, doch immer wieder sorgt Kröger, praktisch von Beginn an, für nachhaltige Irritationen im Raum-Zeit-Gefüge und spätestens wenn die ersten Leichen auftauchen, gesehenes hinterfragt, erlebtes sich umkehrt, wissen wir, dass auch H.P. Lovecraft Pate gestanden hat. Der hochatmosphärisch, von einem kongenialen Soundtrack untermalte Mix aus Filmgeschichte und literarischem Bezug ist mit Abstand das originellste, was ich in letzter Zeit aus deutschen Landen gesehen habe.

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                          THE LAST CHALLENGE von Richard Thorpe war der letzte Film des Regisseurs, der als verlässlichste Größe der MGM galt und hiermit seine lange Karriere beendete. Natürlich erzählt der Western dieselbe alte Geschichte vom jungen Revolverhelden, der in die Stadt kommt, um sich mit dem berühmten Marshall zu messen, der als schnellster Schütze weit und breit gilt. Dieser könnte mit Glenn Ford nicht treffender besetzt sein, galt er doch auch im echten Leben als einer der schnellsten Männer Hollywoods und spielte bereits im kleinen Klassiker THE FASTEST GUN ALIVE eine ähnliche Rolle. Während er sich dort jedoch mit Gewissensbissen herumplagte, überhaupt wieder zur Waffe zu greifen, versucht er hier seinen Gegner von der Sinnlosigkeit des Tötens zu überzeugen. Jener reflektive Tenor legt sich über den gesamten Film, der in seiner melancholischen Grundstimmung durchaus als Abgesang gelten kann, obgleich er sich aus seinem bescheidenen Rahmen nicht herausbewegt. Was ihn trotzdem besonders macht, ist die ausgezeichnete Besetzung, sowie die handwerkliche Klasse eines eingespielten Teams hinter den Kulissen, dem wohl schon klar gewesen sein muss, dass die Uhren in der Traumfabrik bereits anders ticken.

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                            über Trapez

                            Packendes Manegen-Drama mit Ex-Zirkus-Artist Burt Lancaster in einer Parade-Rolle und Gina Lollobrigida in ihrem ersten Hollywood-Film.

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                              Warmherziges Verliererportrait und zugleich bittere Chronik des Niedergangs einer Stadt, von Meisterregisseur Louis Malle mit Susan Sarandon und Burt Lancaster in Höchstform inszeniert.

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                                EddieLomax 01.11.2023, 08:52 Geändert 01.11.2023, 08:55

                                FRAMED von Richard Wallace entstand im Fahrwasser von GILDA zum Zwecke den Ruhm des dadurch zu Ehren gekommenen Glenn Ford zu mehren. So gerät er als Gelegenheitsarbeiter auch direkt an eine Femme Fatale in Gestalt von Janis Carter, eine mit allen Wassern gewaschene Blondine, die in der Lage ist, jeden auch noch so cleveren Mann (u.a. Barry Sullivan) um den Finger zu wickeln und für ihre Pläne einzuspannen. Der FILM NOIR enthält einige exemplarische Szenen, muss sich jedoch zuweilen den Vorwurf gefallen lassen, hin und wieder in die typischen Klischeefallen zu tappen. Die Darsteller, allen voran Ford, sind allesamt stark, sogar Edgar Buchanan gibt sich hier mal etwas mehr Mühe, seiner Standardrolle als Grießgram Profil zu verleihen. Das gute Stück gibt's in anständiger Qualität und Deutsch synchronisiert bei YouTube:

                                https://m.youtube.com/watch?v=XTSMXGIOllM

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                                  STILL OF THE NIGHT von Robert Benton ist eine stilsichere Hommage an das Kino von Alfred Hitchcock, allerdings ohne dessen herausgearbeiteten Wissensvorsprung für den geneigten Zuschauer. Benton hält sich sehr bedeckt und gibt dem Publikum immer nur Bruchstücke preis, welches über beinahe die gesamte Filmlänge ähnlich ahnungslos bleibt wie der Protagonist, den Roy Scheider in einer unheimlich starken, komplett zurückgenommenen Darbietung gibt. Das kann zu Irritationen führen, weil mancher die hochkonzentrierte Atmosphäre mit Langeweile verwechseln mag, lässt man sich allerdings darauf ein, überzeugt dieser Manhattan Nocturne mit brillianten Schauspiel-Leistungen von Josef Sommer, Meryl Streep und Co. und bestechend inszenierten Sequenzen in denen man die Anspannung der Akteure förmlich spüren kann. Ein schwer unterschätztes Werk.

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                                    BOMBER & PAGANINI von Nicos Perakis ist eine völlig abgedrehte Verliererkomödie um zwei Gauner, die nach einem schiefgegangenen Bruch körperlich versehrt und für's Leben gezeichnet bleiben, sich aber trotz ständiger mehr oder weniger ernsthafter Auseinandersetzungen nicht unterkriegen lassen und weiter auf der Suche nach dem großen Glück den Widrigkeiten des Lebens trotzen, was aufgrund ihrer Handicaps zu äußerst aberwitzigen Situationen führt. Mario Adorf und Tilo Prückner ergänzen sich dabei großartig und geben in der episodisch angelegten Kapriole dem Affen ordentlich Zucker, wobei auf politische Korrektheit gepfiffen wird und einem ein ums andere Mal das Lachen im Halse stecken bleibt. Im Fernsehfilm ALTE BANDE (2019) trafen die beiden 43 Jahre später noch einmal in ähnlichen Rollen aufeinander.

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                                      Das Problem:
                                      Kaum ist die Sache gelaufen, beauftragt die lokale Organisation Killer Cogan (Brad Pitt) über einen Mittelsmann (Richard Jenkins), sich um die Angelegenheit zu kümmern. Nachdem Kollege Dillon (Sam Shepard) Trattman bereits einmal auf den Zahn gefühlt hat, ist Cogan davon überzeugt das dieser, egal ob an der Sache beteiligt oder nicht, in jedem Fall als Bauernopfer herhalten muss.
                                      Der Komplize:
                                      Um den Auftrag nicht allein abwickeln zu müssen, lässt Cogan Killer Mickey (James Gandolfini) aus New York einfliegen. Doch Mickey ist nicht mehr der Alte. Als Killer in der Krise lässt er seinen Depressionen freien Lauf und gibt sich lieber dem Suff als der Arbeit hin. Cogan muss sich letztendlich doch um alles selbst kümmern. Denn selbst für Verbrecher ist Amerika nicht mehr das, was es mal war. Die Krise macht eben auch vor dem Verbrechen nicht halt.
                                      The Business:
                                      Nachdem Andrew Dominik im Jahr 2000 mit seinem Aufsehen erregendem Regie-Debüt CHOPPER nicht nur Eric Bana sondern auch sich selbst über Nacht berühmt gemacht hatte, nahm ihn bald Brad Pitt unter seine Fittiche, indem er ihn zum Regisseur seines Western-Abgesangs THE ASSASSINATION OF JESSE JAMES BY THE COWARD ROBERT FORD (2007) machte. Das lange gehegte Wunschprojekt Pitts wurde nach ebenfalls langer Produktionsarbeit zu einer zwiespältigen Angelegenheit. Sowohl Lob als auch Tadel gab es von Seiten der Kritiker und des Publikums, zum Glück aber auch einige Festivalpreise, die das Werk als zumindest künstlerischen Erfolg gelten lassen. Grund genug für Pitt und Dominik erneut zusammen zu arbeiten. Diesmal nahmen sie sich den Siebziger-Jahre-Krimi COGAN`S TRADE von DIE FREUNDE VON EDDIE COYLE-Autor George V. Higgins, übrigens literarisches Vorbild des kürzlich verstorbenen Krimi-Genies Elmore Leonard, vor und verwandeln ihn in eine zeitgemäße Polit-Parabel im Gangster-Milieu von New Orleans, die trotzdem aussieht wie ein Film aus den (zumindest im Kino) düster-paranoiden Siebziger Jahren.
                                      Dominik, der wie in allen seinen Filmen auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, zieht dabei geschickt Parallelen von der wirtschaftlich wie politisch angespannten Nixon-Ära zum Post-Bush-Amerika unter Obama. Ständig hören wir während des Filmes im Hintergrund Polit-Talk oder Nachrichten-Kommentare zur Wirtschafts-Krise, zum aktuellen Kriegsgeschehen und zu gesellschaftspolitischen wie sozialen Zuständen, die das dargestellte kriminelle Geschehen der Filmhandlung kommentieren, unterlaufen und konterkarieren und somit höchste Aufmerksamkeit zum obersten Gebot des Zuschauers machen. Wer sich darauf einlassen kann, wird mit einem dialoglastigen Gangsterfilm der hintergründigen Art belohnt, der noch lange nachwirkt. Ausstattung, Soundtrack und vor allem die brilliante Kamera-Arbeit sind besonders hervorzuheben, bilden aber allesamt nur die Umrandung dessen, was den Film wirklich zu etwas besonderem macht. Seine Besetzung.
                                      Brad Pitt in seiner Doppelfunktion als Hauptdarsteller und Produzent, kann es verantworten in der figurenorientierten Geschichte erst nach einer guten halben Stunde die Bühne zu betreten, um das bereitete Feld mit purer Präsenz und wohl austarierter Darstellung abzuernten, nicht ohne seinen Leinwandpartnern ein ums andere Mal dieselbe zu überlassen. Während die beiden damals eher unbekannten Darsteller Scoot McNairy und Ben Mendelsohn ihre große Chance internationale Aufmerksamkeit zu bekommen hervorragend zu nutzen wissen, sind es natürlich die schauspielerischen Schwergewichte wie Ray Liotta uns James Gandolfini, in einem seiner letzten Auftritte vor seinem plötzlichen Tod, welche den geneigten Zuschauer mit ihrer unnachahmlichen Art in ihren Bann ziehen. Gerade bei Gandolfini stimmt es im nachhinein traurig, das uns dieser Riese nie mehr mit seinen Kabinettstückchen beglücken soll. In KILLING THEM SOFTLY gibt er jedenfalls eine würdige Abschiedsvorstellung, die allein das ansehen des Filmes rechtfertigt. Sam Shepard, der in THE ASSASSINATION... bereits als Frank James zu sehen war, hat eher einen Gastauftritt, während Richard Jankins einmal mehr aus kleinen Szenen maximales herauszuholen im Stande ist.
                                      Auch sonst dominieren hier Dialoge und Atmosphäre, selten sah man Amerika so heruntergekommen. Action gibt es nur wenig, sie steht ausschließlich im Dienst der Sache und kommt dreckigbrutal und realistisch daher, aber dabei auch kunstvoll und stilisiert. Wer also eine Hochspannungsthriller erwartet, dem sei hiermit abgeraten. Wer allerdings kraftvolles, unabhängiges, herausforderndes Kino mit Sinn und Anspruch sucht, dem sei KILLING THEM SOFTLY wärmstens empfohlen. Meisterhafter Dialog-Krimi mit schauspielerischen Glanzleistungen vor politischem Hintergrund.

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                                        Boston, Anfang der Siebziger: Eddie Coyle (Robert Mitchum) ist 52 Jahre alt und auf Bewährung. Ein Verfahren steht noch aus. Wenn er Pech hat, muss er nochmal mindestens zwei Jahre sitzen. Seine Frau und die drei Kinder haben lange genug auf ihn gewartet. Er sieht zwei Möglichkeiten. Entweder er versorgt eine Bande von Bankräubern (u.a. Alex Rocco und Joe Santos) als Gunrunner weiter mit Waffen, die er von Dealer Jackie Brown (Steven Keats) als Mittelsmann kauft und weiter leitet, oder er verpfeift allesamt beim Bullen Dave Foley (Richard Jordan), für den er gelegentlich als Spitzel arbeitet. Dann ist da noch Dillon (Peter Boyle) aus der Bar, bei dem die Fäden irgendwie zusammenlaufen. Eddie, man nennt ihn auch "Fingers", weil ihm die Organisation mal zur Strafe die Finger gebrochen hat, sieht keinen Sinn mehr darin loyal zu sein. Schließlich muss jeder sehen wo er bleibt und jene die es geschafft haben sind längst nicht mehr da. Also wozu sich abrackern. Eddie will nur noch raus aus dem Geschäft und mit seiner Familie in Ruhe leben. Doch wie soll das funktionieren wenn man sich auf wirklich niemanden mehr verlassen kann?

                                        Fünf Jahre nach seinem legendären Klassiker BULLITT (1968) zieht es den Briten Peter Yates wieder in die Straßen einer amerikanischen Großstadt um dieses Mal einen ganz anderen Blick auf die Welt des Verbrechens zu werfen. Stand damals der unbeirrbare Cop Frank Bullitt, ikonisch verkörpert durch Superstar Steve McQueen, im Mittelpunkt, sehen wir hier einem unsicheren, beinahe verloren wirkenden, älter gewordenen Robert Mitchum bei seinem täglichen Kampf ums überleben zu. Bildete McQueen seinerzeit das alleinige Zentrum eines ganz auf ihn zugeschnittenen Filmes, verhält es sich bei THE FRIENDS OF EDDIE COYLE genau konträr dazu. Trotz der Starpower von Robert Mitchum behandelt Peter Yates seine Figuren gleichwertig, gibt niemandem den Vorrang, blickt in jeden hinein, versucht ihn zu entschlüsseln. Auch ist Coyle kein Leading Man, eher ein Street Soldier, einer der verlässlich Tag für Tag hart arbeitet, leider im falschen Milieu. Es ist ein Film über die kleinen Leute, über die auf deren Rücken andere groß absahnen. Es gibt keine Action, keine Spannungskurve und keine Sonne. Der Film spielt fast ausschließlich Nachts, nur selten am Tag. Alles ist grau und trist, hoffnungslos und kalt. Das Boston, respektive Amerika welches wir sehen, ist ein wirtschaftlich am Boden liegendes Amerika, innerlich zerissen vom nicht enden wollenden Vietnam-Krieg und Nixon's Misspolitik.

                                        Allein Mitchum's Blicke, seine ganze Körperhaltung und sein Gang verraten ohne große Worte ein ganzes Leben. Wenn er zu Beginn fast unscheinbar ein Diner betritt, sich Kaffee und Kuchen an der Selbstbedienungstheke besorgt und sich unauffällig nach dem Mann umsieht, mit dem er offenbar verabredet ist, spüren wir schon welche Lebenslast auf seinen Schultern ruhen muss. Hat er sich dann gesetzt überspielt er dies freilich, kehrt all seine Erfahrung heraus und gibt gegenüber dem jüngeren, unerfahreneren den harten, mit allen Wassern gewaschenen Hund, einen Mann der den Plan hat. Den kleinen Waffenhändler Jackie Brown kann er damit noch beeindrucken, wenn auch nicht für lange. Denn auch dieser zahlt sein Lehrgeld im gefährlichen Business der Unterwelt. Neben diesen beiden lernen wir noch eine Gruppe Bankräuber kennen, bei deren Arbeit wir zuschauen dürfen, ebenso den Polizisten Foley vom Schatzamt, der der Bande auf den Fersen ist. Die titelgebenden Freunde sind sie alle nicht, aber das ahnen wir ziemlich bald. Am ehesten könnte der Begriff noch auf Peter Boyle's Figur zutreffen, doch auch hier werden wir eines besseren belehrt. Eddie hat irgendwie mit allen zu tun, trauen kann er aber nur sich selbst. Selbst der Bulle, mit dem er einen Deal aushandelt, haut ihn ohne mit der Wimper zu zucken über's Ohr.

                                        Nein, Freunde sind das wahrlich nicht. Und kennt man den Autor der Romanvorlage, wundert man sich auch nicht darüber. George V. Higgins, dessen COGAN'S TRADE von Brad Pitt und Andrew Dominik als KILLING THEM SOFTLY verfilmt wurde, lieferte auch für diesen nihilistischen Abgesang die Vorlage, wobei sie sich streng an den von Yates, damals nicht ganz unzeitgemäß kultivierten Stil hielten. Vergleicht man THE FRIENDS OF EDDIE COYLE mit ähnlich gelagerten Werken der Dekade, kann man den ähnlich verunsichernden Coppola-Film THE CONVERSATION mit Gene Hackman aus dem Folgejahr 1974 nennen. Zieht man diese Linie etwas weiter, landet man unweigerlich beim 2000er Jahre Serien-Meisterwerk THE WIRE, die an mancher Stelle wie ein Abbild der schonungslos realistischen Bilder dieses Filmes wirkt. So kann man sehr schön sehen, wie weit Peter Yates mit seinem fast vergessenen Werk seiner Zeit vorraus war. In einer Zeit, in der Hollywood-Filme keine Risiken mehr eingehen, ist die Wiederentdeckung solcher fast vergessenen Perlen wie THE FRIENDS OF EDDIE COYLE absolut notwendig. Bitteres Krimi-Drama mit Robert Mitchum in einer Glanzrolle. Meisterwerk.

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                                          EddieLomax 25.10.2023, 07:00 Geändert 25.10.2023, 09:18
                                          über Shaft

                                          Richard Roundtree ist tot. Der Blaxploitation-Star (9. Juli 1942 - 24. Oktober 2023) starb nach kurzer Krankheit im Alter von 81 Jahren. Nur wenige Schauspieler starten ihre Karriere so spektakulär in einer ikonischen Rolle wie der des JOHN SHAFT, welche die Pop-Kultur so nachhaltig beeinflussten und auch in der Folge konnte er in Filmen wie MAN FRIDAY, an der Seite von Peter O'Toole, oder dem Western CHARLEY ONE-EYE begeistern, bis er schon bald ins Nebenrollen-Fach gedrängt wurde, doch seine Karriere stets gut beschäftigt fortsetzen konnte. Zweimal kehrte er im Alter nochmal als SHAFT zurück und schloss so den Kreis zu seiner (sowie für viele andere auch) wichtigsten Rolle.
                                          Ruhe in Frieden, Bad Mother....

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                                            Ein Regisseur durch Zufall und sein ebenso zufälliger Star schlagen sich in amüsanten Episoden durch die frühe Filmgeschichte. Peter Bogdanovich huldigt mit seinem Werk ausgiebig dem Slapstick der frühen Jahre und schafft durch doppelbödige Dialoge und intelligente Bildkompositionen eine Metaebene, auf der Filmgeschichte lebendig erlebbar wird.

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                                              Moonshiner Gator McKlusky (Burt Reynolds) sitzt im Knast von Arkansas als ihn die Nachricht vom Tod seines Bruders Donny erreicht, der im Bogan County von einem korrupten Sheriff namens J.C. Connors (Ned Beatty) ermordet worden sein soll. Nach einem gescheiterten Ausbruchsversuch macht er einen Deal mit dem FBI und kommt so auf freien Fuss, mit dem Ziel den Sheriff zu überführen. Als Blocker will er unter den ansässigen Schnapsschmugglern (Bo Hopkins, Matt Clark u.a.) herausfinden, wie es zu der Mord-Tat kommen konnte. Er tappt lange im Dunkeln, bis er auf Big Bear (R. G. Armstrong), den mächtigsten der Schwarzbrenner trifft.

                                              Nach seinem großen Durchbruch mit "Beim Sterben ist jeder der Erste" (Deliverance, John Boorman 1972) konnte sich Burt Reynolds, der auf dem Weg einer der bestbezahlten Stars des Jahrzehnts zu werden war, seine Rollen aussuchen. Er entschied sich für "White Lightning" von Joseph Sargent, der ein Jahr später den Klassiker "Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123" (The Taking of Pelham One Two Three) inszenieren sollte. In Deutschland ausgestattet mit dem sinnbefreiten Titel "Der Tiger hetzt die Meute", wurde "White Lightning" einer der ersten großen Erfolge einer ganzen Serie die noch folgen sollten. Angesiedelt im damals noch wenig berücksichtigten Moonshiner-Milieu, zelebriert der Film geradezu die schwüle Langsamkeit des Südens, dass Leben auf der Strasse und die traditionelle Arme-Leute-Beschäftigung des Schnapsschmuggels (und dauernden Konsums), der immer ein kleines Zusatzeinkommen sichert. Jenen die es im großen Stil pflegen, wie Big Bear, ist das Geschäft unter der Hand mit den örtlichen Behördenvertretern ein notwendiges Übel, denen selbst, wie J.C. Connors, der natürliche Lauf der Dinge. Wer dazwischen pfuscht, muss sterben. So war das schon immer und so wird es immer sein.

                                              Heute wird "White Lightning" im allgemeinen Kanon als klassischer Actionfilm betrachtet, doch dafür ist er eigentlich zu langsam. Auch gibt es, wie damals üblich, man denke nur an "Bullitt" (Peter Yates 1968) mit Steve McQueen, eigentlich nur eine oder zwei größere Action-Szenen, namentlich Verfolgungsjagden, die es zwar in sich haben, doch nach heutigen Maßstäben kaum mehr begeistern dürften. Interesse sichert sich der Film eher durch die Beiläufigkeit der geschilderten Lebensumstände, die ein authentisches Gesellschaftsbild vom Leben im Süden vermitteln und dabei vor allem die Bewegungslosigkeit der vorherrschenden Verhältnisse deutlich machen. Auch der eigentliche Plot um die, zu Anfang gezeigte, Ermordung des kleinen Bruders, der während des Filmes meist im Hintergrund bleibt, entpuppt sich in der überraschenden Auflösung als Politikum und gibt dem oft belanglos erscheinenden Film eine gewisse Tragweite, die man zunächst nicht vermuten würde. Mehr Südstaatenportrait als Actionkrimi, unterhält das eher langsame Werk durch kritische Zwischentöne.

                                              Besetzungstechnisch läuft hier nicht viel schief, Burt Reynolds gibt den nur vordergründig coolen Hund mit einer Mischung aus der anarchischen Haltung eines Marlon Brando und der trockenen Abgeklärtheit des bereits erwähnten Steve McQueen. Als sein Konterpart wurde auf Reynolds' betreiben hin sein Partner aus "Deliverance" Ned Beatty verpflichtet, der in der Folge einer der wichtigsten Schauspieler in Filmen mit Südstaaten-Thematik wurde. Bei den Schmugglern tummeln sich einige Peckinpah-Regulars wie R.G. Armstrong, Bo Hopkins und Matt Clark, die immer sehenswert agieren. Die Damen der Schöpfung werden vertreten von Jennifer Billingsley als offenherzige Südstaaten-Schönheit und natürlich der wunderbaren Diane Ladd.

                                              Drei Jahre später gab Burt Reynolds mit der Fortsetzung "Gator" (Mein Name ist Gator, 1976) sein Debüt als Regisseur.

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                                                Deprimierendes Gesellschaftsdrama im Gewande eines Kriminalfilmes. Bitter und schwer zugänglich, doch tiefgehend und fesselnd.

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                                                  Burt Reynolds dritte Regiearbeit ist ein Top-besetzter melancholischer Nachtkrimi nach einem Roman von William Diehl (Zwielicht), der sich in einen harten Polizei-Thriller wandelt. Sicher nicht perfekt, aber gut.

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                                                    Ausgebooteter Bulle hilft Prostituierter gegen einen fiesen Killer. Kleiner, recht unterhaltsamer Nachtkrimi mit deutlichen Story-Schwächen, der enorm von seinem Star-Duo profitiert. Reynolds agiert gewohnt relaxt, während die Minnelli allen die Show stiehlt.

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