EddieLomax - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
Dept. QDept. Q ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Scott Frank mit Matthew Goode und Alexej Manvelov.+24 Kommentare
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+18 Kommentare
-
Das ReservatDas Reservat ist eine Drama aus dem Jahr 2025 von Ingeborg Topsøe mit Marie Bach Hansen und Danica Curcic.+16 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
28 Years Later390 Vormerkungen
-
The Fantastic Four: First Steps94 Vormerkungen
-
Jurassic World 4: Die Wiedergeburt93 Vormerkungen
-
Weapons - Die Stunde des Verschwindens87 Vormerkungen
Alle Kommentare von EddieLomax
Als das Gesetz westlich des Pecos bezeichnet sich der selbsternannte Richter Roy Bean, der vom Tresen seines Saloons aus Recht spricht, oder das, was er dafür hält. Gleichzeitig betätigt er sich auch noch als Henker, denn eigentlich wird jeder schuldig gesprochen, der einmal vor seinem Tribunal steht. Der Erlös, sprich Bargeld, Wertgegenstände und sonstiger Besitz, wandert selbstverständlich in die eigene Tasche. Bis er eines Tages auf ein ebenbürtiges Schlitzohr trifft, das erst zum Gegner, dann zum Verbündeten und Freund und schließlich zum Intimfeind wird.
William Wyler, der bereits in der Stummfilmzeit einige Western gedreht hatte, bekam nach dem Super-Western-Jahr 1939 mit der Initialzündung für das Genre STAGECOACH, von John Ford mit John Wayne, ebenfalls wieder Lust auf einen Western und inszenierte THE WESTERNER nach der historisch verbürgten Figur Roy Bean, welcher auch der einzige Bezug zur Historie bleibt. Der Rest ist feinster Kintopp um zwei glorreiche Halunken, die sich ständig gegenseitig übers Ohr hauen. Sergio Leones Figurenkonstellation in THE GOOD, THE BAD & THE UGLY ist ohne diese Vorlage jedenfalls kaum denkbar. Beginnt Wyler noch rau und skrupellos mit Beans erstem, vollkommen willkürlichen Urteil, welches er auch gleich selbst vollstreckt, wird der Ton mit dem auftauchen von Coopers Charakter bald deutlich komödiantischer und verspielter, liefern sich die beiden so einige Kabinettstückchen, bis es im letzten Drittel dann richtig ernst wird und sich die Ereignisse eher tragisch entwickeln. Mühelos gelingt dem Regisseur dabei der Wechsel vom heiteren zum bitteren, ohne den eingeschlagenen Weg zu verlassen. Brennan, der hierfür seinen bereits dritten(!) Oscar bekam, weiß in jeder Szene zu glänzen, während Cooper den Film mit coolem Understatement erdet, nicht ohne sein beträchtliches komödiantisches Timing zu beweisen. Er soll sich allerdings später etwas geärgert haben, weil Brennan die stärkeren Szenen hatte.
Für mich persönlich einer der besten Western der klassischen Ära, weshalb er natürlich einen Platz auf meiner Top-25-Western-Highlights-Liste sicher hat: https://www.moviepilot.de/liste/25-western-golden-greats-eddielomax
Mit diesem Film betrat der spätere Meisterregisseur Zinnemann die große Bühne und schuf ein eindrucksvolles, dabei fraglos tendenziell propagandistisch ausgerichtetes Werk wider den Nationalsozialismus, nach dem hellsichtigen Roman von Anna Seghers, deren Ton der Filmexilant trifft, wenn er sich auch filmökonomischen Änderungen unterwirft. Noch zu Kriegszeiten entstanden, findet Kameramann Karl Freund, ebenfalls aus Nazideutschland geflohen, die passenden expressionistisch angehauchten Bilder, welche das Cinema Noir Hollywoods der folgenden Jahre prägen sollten. Tracy, der seinen ersten Dialog nach ca. einer halben Stunde Laufzeit spricht, liefert eine der stärksten Vorstellungen seiner Karriere. Bleibt der Roman bis zur letzten Seite hochspannend, entschied sich Zinnemann seinen Film leise enden zu lassen, nicht ohne die Hoffnung auf ein Licht am Ende des Tunnels aufzugeben (siehe das Ameisen-Gleichnis), ohne zu wissen wie lange der zerstörerische Schrecken des Zweiten Weltkrieges noch andauern würde. Gerade heute, im Angesicht eines neuen Vernichtungskrieges auf europäischem Boden, bleibt DAS SIEBTE KREUZ ein beeindruckendes Mahnmal, sowohl als Buch, wie auch als Film (der mittlerweile endlich auch auf DVD in deutscher Sprache verfügbar ist).
Knapp 45 Jahre nach seinem Debüt, der Joseph-Conrad-Verfilmung DIE DUELLISTEN, schließt sich für Ridley Scott am Ende seiner ebenso langen Regie-Karriere ein Kreis in gleich mehrfacher Hinsicht. So kehrt er nicht nur ins historische Frankreich zurück, auch ist das Duell erneut Thema und die Grundlage liefert wieder ein Buch. Wie damals gibt es eine episodenhafte Erzählweise, welche dem Spannungsbogen der übergeordneten Handlung manches mal im Wege steht. Jedoch bietet sein Film, der üppigen Laufzeit zum Trotz, Dank der erlesenen Bilder Dariusz Wolskis, jederzeit genügend Schauwerte dies zu kaschieren. Spätestens im letzten Drittel verdichtet sich der zuvor etwas schleppende Ablauf zu einem packenden Finale, das es in sich hat und der auf wahren Begebenheiten basierenden Geschichte zusätzliche Relevanz verleiht. Der Trick liegt hierbei natürlich in der Kurosawa-Anleihe der verschiedenen Wahrheiten, ohne die das alles über eine solche Laufzeit niemals funktionieren würde. Es gelingt Scott, wenn auch kein Meisterwerk, doch ein sehenswerter Beitrag zu seiner Königsdisziplin, dem Historienfilm. Offenbar ist er damit wieder auf den Geschmack gekommen, denn schon mit seinem nächsten Film KITBAG geht es noch einmal, wie schon bei den DUELLISTEN, in die napoleonische Zeit nach Frankreich.
Wow...
Alexander Skarsgård, alter Schwede (was für ein Tier!), löst das Versprechen ein, das er mit TARZAN einst gab. Wie ein Fels trägt er seinen Film als ein Monument der Willenskraft.
Robert Eggers, ein Regisseur mit Cojones, der kompromisslos sein Ding durchzieht bis zum Ende, steuert sein Schlachtroß stilsicher und unbeirrbar geradewegs durch das dunkle Zeitalter auf der Leinwand, durch wabernde Nebel und finstere Wälder, durch düstere Mythen und archaische Rituale.
THE NORTHMAN, ein wuchtiges Brett, ein wahres Monster von einem Film, der einen im Genick packt und bis zum Finale Furioso hinter sich her zieht und keine Gefangenen macht. Eine audiovisuelle Grenzerfahrung, die fordernd und lohnend zugleich ist, ohne sich dabei je anzubiedern. Kaum zu glauben, das solche Filme noch gemacht werden.
Nichts weniger als ein Fanal des Kinos - ein Film für die Ewigkeit.
Vor zwanzig Jahren wäre dies ein Film für Jerry Bruckheimer gewesen. Die Prämisse liefert die perfekte Bühne für ein High-Concept Action-Spektakel, gespickt mit Stars auf den Spuren von "Lohn der Angst", nur eben auf der Ice Road. Ehrlich gesagt habe ich jahrelang darauf gewartet, das sich Hollywood dieser Reality-Steilvorlage ICE ROAD TRUCKERS annimmt und ein deftiges Stück Adrenalin-Kino daraus macht, doch heutzutage muss so etwas eben ein paar Nummern kleiner stattfinden. Dabei kann sich der Cast durchaus sehen lassen, mit vielen bekannten Gesichtern aus den Achtzigern und Neunzigern. Angesichts des nicht allzu hohen Budgets, holt Writer/Director Jonathan Hensleigh, der mit solchen Stoffen reüssierte, sicherlich das Beste aus der Sache raus, auch wenn er sich in der zweiten Hälfte etwas verzettelt. Dennoch gelingt ihm ein über weite Strecken spannender, von einem souverän agierenden Liam Neeson getragener Action-Thriller, der solides Handwerk bietet, wofür man ja durchaus dankbar sein kann.
Der Mann, der auf dem Tresen sitzt, verzehrt genüsslich zwei Bananen und wirft anschliessend die Schalen in die Waagschale von Justitia. Wir befinden uns in einer Bank und der Mann, sein Name ist Rio (Marlon Brando), raubt sie gerade aus. Gemeinsam mit seinem väterlichen Freund Dad Longworth (Karl Malden). Noch bevor die Räuber weiter ziehen, macht Rio einer Dorfschönheit den Hof und versichert sie seiner Liebe. Anschließend fliehen die Männer. Ein Aufgebot des Sheriffs ist ihnen dicht auf den Fersen. Sie schaffen es bis zu einem Hügel und verlieren dabei eines ihrer Pferde. Sie knobeln aus, das einer von beiden weiter reiten und so bald wie möglich mit frischen Pferden zurück kommen soll, während der andere die Verfolger in Schach hält. Das Los zu bleiben trifft Rio. Er hat die Wahl zu seinen Ungunsten manipuliert. Dad reitet fort und kehrt nicht zurück. Rio landet im Gefängnis. Einige Jahre später gelingt ihm die Flucht. Von nun an kennt er nur noch ein Ziel. Er will Dad zur Rechenschaft ziehen für das, was er getan hat. Gemeinsam mit einem ehemaligen Mitgefangenen und zwei weiteren Banditen (u.a. Ben Johnson), plant er erneut eine Bank auszurauben. Dieses Mal in einer anderen Stadt. Dieses Mal nicht wegen des Geldes. Dieses Mal mit Ankündigung. Denn Rio hat in Erfahrung gebracht, wer dort Sheriff ist. Sein alter Freund Dad. Der wundert sich nicht schlecht als er sieht, wer gekommen ist um ihm seine Aufwartung zu machen. Und eine hübsche Tochter hat er auch.
Marlon Brando's erste Regie-Arbeit erzählt eigentlich die Geschichte von Pat Garrett und Billy the Kid und ist einer der wenigen Western, die am Meer spielen. "Die einzig wahre Geschichte vom Leben und grausamen Ende des berühmten Revolverhelden Hendry Jones, genannt Billy the Kid" von Charles Neider, 1988 zuletzt in deutscher Sprache erschienen im Fischer-Verlag, ist die literarische Vorlage zu diesem außergewöhnlichen Western von Schauspiel-Titan Brando. Es sollte seine einzige Regie-Arbeit bleiben. Irgendwie muss ihm das während der strapaziösen Dreharbeiten bereits klar gewesen sein. Wie sonst hätte er mit solcher Akribie vorgehen können, die sogar dazu führte, das das gesamte Filmteam darauf zu warten hatte, wann das Meer die "richtigen" Wellen produziert. Drehplan und Budget wurden jedenfalls sehr weit überschritten. Das war in dieser Form erst wieder bei HEAVEN`'S GATE möglich und wo das hin führte, ist allgemein bekannt. Interessant ist auch, das die erste Drehbuchfassung von Sam Peckinpah stammte, noch bevor dieser seinen ersten eigenen Western drehte. Der Stoff sollte auch ihn nicht loslassen. Sein Ergebnis lautete PAT GARRETT AND BILLY THE KID. Viel von diesem Meisterwerk findet sich bereits hier. Der melancholische Ton, die elegischen Bilder von Kamera-Mann Charles Lang, der unter ständiger Kontrolle des Exzentrikers Brando Motive suchte, die das Innenleben seiner Figuren perfekt widerspiegeln. Auch die Darsteller kommen dem mit Sam Peckinpah`s Werk vertrauten Zuschauer nur zu bekannt vor. So finden sich aus seiner Stock-Company neben Ben Johnson auch Slim Pickens und Katy Jurado auf der Besetzungsliste wieder. Ob die erzählte Geschichte hingegen die einzig wahre ist, lasse ich mal dahingestellt. Das tut diesem Juwel von einem Film aber keinen Abbruch. Er ist durch seinen Star Marlon Brando auch für Film-Liebhaber interessant, die keine Western mögen. Denn Brando war selten besser als hier, sah selten besser aus und war zur Entstehungszeit auf dem Zenit seiner künstlerischen Fähigkeiten. Wie schade das er nur diesen einen Film inszeniert hat, sein Talent hätte für viele gereicht.
Man kann sich noch über sich selbst wundern. Bei der Erstsichtung vor ca. 30 Jahren noch als pures Mittelmaß wahrgenommen, gewann der Film mit jeder der etwa fünf Sichtungen seitdem, dieses mal erstmals uncut, Dank der jüngsten deutschen VÖ von Pidax. Edward Dmytryk nutzt die Gelegenheit, aus der Vorlage Louis Llamours größtmögliche Authentizität zu ziehen und seinen fünften und letzten Western realistisch und nachvollziehbar in Szene zu setzen. Die Star-Besetzung dankt es ihm mit einer durch die Bank starken Leistung.
Einer der wunderbaren Neo-Noirs der 90er Jahre, sauber mit viel Lokalkolorit verfilmt, von Experten, die die Zeit in der der Film spielt, noch miterlebt hatten, will sagen Fachkompetenz aller Orten, Bernstein am Soundtrack, Fujimoto hinter der Kamera usw.. Nicht zuletzt ein Produkt der New Black Cinema Welle der End-80er, die hier allerdings bereits am abklingen war. Schade auch, das nach dem schlechten Einspielergebnis kein weiterer von Walter Mosley's Rawlins-Romanen verfilmt wurde, obgleich sich Mouse-Darsteller Don Cheadle jahrelang darum bemühte. Er ist es auch, der hier allen die Show stiehlt, auch wenn das natürlich ungerecht gegenüber Washingtons formidabler Darbietung ist. Ebenfalls brilliert Sizemore in einer seiner für die Zeit typischen überragenden Leistungen, die ihn zurecht zu einem der in diesem Jahrzehnt meistgebuchten Supporting Actors werden liessen. Filme wie dieser werden heute nicht mehr gedreht. Kennt man die literarische Vorlage, weiß man ein Werk wie dieses erst recht zu schätzen, ein Film für Feinschmecker in dem so gut wie alles stimmt. Der erste, und vielleicht einzige wirklich schwarze Film Noir.
Nachdem die Kommentar-Funktion für Christoph Röhls auf diese Dokumentation folgenden Fernsehfilm zum gleichen Thema DIE AUSERWÄHLTEN offenbar aus welchem Grund auch immer abgeschaltet wurde, gibt's meinen Senf dazu nun eben hier, zu diesem nach wie vor wichtigen, vor allem notwendigen Plädoyer gegen das Schweigen, die Verharmlosung und nicht zuletzt die Verjährung von Kindesmissbrauch. Zum Film selbst sei nach wiederholter Sichtung gesagt, das es sich um einen seltenen Höhepunkt deutscher Fernsehunterhaltung nach wahren Begebenheiten handelt, der ein in Umsetzung und Darstellung derart hohes Niveau erreicht, welches eine Kinoauswertung geradezu zwingend erforderlich gemacht hätte. Das der sich klar positionierende Beitrag dabei seinerzeit für heftige Kontroversen sorgte und nach einem Rechtsstreit nur noch zensiert gezeigt werden darf, spricht eine deutliche Sprache. Nichtsdestotrotz bleibt der Film Pflichtprogramm für all jene, denen Relevanz zuweilen wichtiger als schnöde Unterhaltung ist. Wobei auch hier, der mitreißenden Inszenierung sei Dank, keinerlei Abstriche zu machen sind. Die verdiente Aufmerksamkeit wird durch die Sperrung der Kommentarfunktion natürlich untergraben, zumal die Produktion eher selten gezeigt wird. Im Moment zu sehen in der ARD-Mediathek.
Frank Grillo fetzt, der Soundtrack rockt, die Action knallt. So weit, so gut, das einzige was fehlt, ist ein Spannungsbogen. Doch das macht fast gar nichts, denn hier herrscht allenthalben gepflegte Kurzweil. Joe Carnahan erweist sich auch mit seinem sechsten Spielfilm als einer der versiertesten Genre-Regisseure, falls es so etwas überhaupt noch gibt. Kann man sich geben, gern auch mehrmals.
Ölquellenbesitzerin Faye Dunaway behauptet sich im Oklahoma des Jahres 1913 gegen Männer im allgemeinen und Jack Palance im besonderen, Unterstützung erhält sie dabei von George C. Scott.
Feines Schauspielerkino von Regie-Ass Stanley Kramer mit Witz, Charme und Tiefgang.
Okay, etwas über den alten DUNE, einen Film von David Lynch, der für seine Entstehungszeit seltsam altbacken wirkt. Immerhin 15 Jahre nach Kubrick's 2001 und einige Jahre nach Lucas' STAR WARS und Scott's ALIEN kommt er mit seinen Effekten rüber wie eine dieser Endfield/Harryhausen-Geschichten aus den fünfziger/sechziger Jahren. Klar, es ist ein Dino De Laurentis-Film without Prejudice. Ein Guilty Pleasure by the Time, doch eben auch soviel mehr als das. Klar, es gibt wohl kaum einen anderen Film in dem mehr Stars verheizt werden als hier. Wenn nach dem ersten Drittel quasi im Minuten-Takt einer nach dem anderen dahin gemeuchelt wird, aber immerhin zumindest je eine charakterisierende Szene bekommt, seine Strahlkraft zu beweisen. Wie beispielsweise der großartige Jürgen Prochnow, der innerhalb von Sekunden zeigt, das sein Weggang nach Hollywood mitnichten einem Zufall anzulasten sei. Oder Dean Stockwell, dessen kurzer Auftritt beweißt, weshalb er von Lynch immer wieder besetzt wurde. Nein, da lauert natürlich soviel mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Schade natürlich, das Richard Jordan's Duncan Idaho so gar nicht seinen Weg in den Film findet und ein Max von Sydow ebenfalls eine Randfigur bleibt. Ein Schicksal welches er mit Everett McGill ebenso teilt , wie mit Patrick Stewart oder Sean Young. Aber da gibt es eben auch den für seine Rolle viel zu alten Kyle McLachlan, Sting, dessen Figur so gar nicht erklärt wird und Brad Dourif, der irgendwie immer geht. Dann ist da die den gesamten Film dominierende Atmosphäre, der Soundtrack von Toto und die Kamera-Arbeit von Freddie Francis, welche den Film vorantreibt, obwohl man, wenn man die literarische Vorlage nicht gelesen hat, eher wenig folgen kann. Hat man es, wird es definitiv leichter. Nichtsdestotrotz lässt sich sagen, der Film packt, zieht mit, bleibt einzigartig in seiner schrulligen Unentschlossenheit ohne Rücksicht auf Verluste, beweißt jedoch zu jeder Zeit, dass eine zehnteilige HBO-Serie mit dem Budget von Game of Thrones dem Stoff vermutlich eher gerecht werden würde als eine geplante zweiteilige Neuverfilmung von Denis Villeneuve, bei der es aller Voraussicht nach, nur bei der ersten Hälfte bleiben wird, auch wenn der Trailer des ersten Teils zugegegebenermaßen großartig aussieht, was Besetzung und Umsetzung angeht. Allen Zweiflern sei der Jahrhundertroman empfohlen, der die Grundlage bildet, oder die Hoffnung auf ein Happy End für den kanadischen Kino-Visionär, sollte seine Adaption doch noch irgendwann das Licht der Leinwand erblicken und genügend Spice umsetzen, um eine angedachte Fortsetzung zu finanzieren. Allen anderen bleibt ein David-Lynch-Werk ohne Final Cut, dafür mit ganz viel Erklär-Bär und feinen Schauspielern in unausgewogenen Rollen, die jedoch jederzeit zu glänzen vermögen. Auch wenn Jodorowsky mit seiner Kritik recht behält, bleibt ein einzigartiger Versuch, sowie die reelle Chance auf ein folgerichtiges Update.
Gestern starb der große Monte Hellmann.
Um ihn zu würdigen, hier nochmal ein alter Text zu TWO-LANE BLACKTOP:
Driver (James Taylor) und Mechanic (Dennis Wilson) sind Nomaden. Ohne Antrieb, ohne Ziel treiben sie in ihrem Chevy über die Landstraßen der Vereinigten Staaten. Sie haben keine Arbeit und kein Geld und sie brauchen auch keines. Das wenige was sie für Essen und Benzin benötigen, verdienen sie bei Straßenrennen, zumeist illegal. Ihr Leben ist ständige Reise. On the Road. Again and again. Immer wieder mal kreuzen sie dabei den Weg eines gelben GTO. Dessen Fahrer (Warren Oates), ein geltungssüchtiger Aufschneider, fühlt sich durch sie provoziert. Sie schlagen ihm ein Rennen vor, quer durch die Staaten nach Washington D.C.. Der Sieger bekommt Auto und Fahrzeugpapiere des Unterlegenen. Es gibt nur eine Bedingung: Keine Highways, einzig Landstraßen dürfen benutzt werden. Eine junge Außreißerin (Laurie Bird), die sie am Wegesrand aufgabeln, schließt sich ihnen an, wechselt schonmal den Partner, auch den Wagen. Scheinbar wissen sie alle nicht wohin und wollen dies auch nicht. Und obwohl die vier irgendwie zusammen gehören, bleiben sie einsam. So einsam und leer wie Amerikas Straßen.
"Das Ende der Siebziger begann am Anfang der Siebziger." Paul Lewis (aus EASY RIDERS, RAGING BULLS; Peter Biskind 1998)
Wo soll man beginnen, wo enden, wenn man über diesen Film spricht? Einen Film, der so viele verschiedene Eindrücke hervorruft, das man ihn zunächst weder einordnen noch verstehen kann. Man kann TWO-LANE BLACKTOP von Monte Hellman nur fühlen. Entweder trifft einen das Werk mitten ins Herz und berührt die rastlose Seele, oder es lässt einen vollkommen unberührt. Alles ist möglich. Wie im Kino. Und TWO-LANE BLACKTOP ist pures Kino. Und mehr als das. Wo fange ich also an bei diesem funkelnden Diamanten von einem Film? Vielleicht bei dem Zitat von Quentin Tarantino, welches groß auf der Rückseite der DVD-Hülle prangt: "Wenn es einen Regisseur gibt, der es verdient hätte wieder entdeckt zu werden, dann ist das Monte Hellman." Man könnte ihm, allein bezugnehmend auf TWO-LANE BLACKTOP, nur beipflichten. Das Hellman, der wie viele spätere Meisterregisseure bei Roger Corman arbeitete und in den Sechzigern einige schöne Western mit Jack Nicholson drehte, ist ähnlich den Figuren in seinen Filmen einer der nie richtig angekommen ist. Ein Außenseiter, mehr noch als Sam Peckinpah, der nur selten wirklich zeigen konnte was er kann, weshalb seine späteren Filme wie IGUANA (1988) auch eher gewöhnungsbedürftig sind, um es mal vorsichtig zu formulieren. Dennoch ist TWO-LANE BLACKTOP gerade dadurch nur noch ein umso größerer Schatz. Doch das Außenseitertum ist nicht die einzige Gemeinsamkeit, die Hellman mit dem großen Sam Peckinpah teilt, der später sogar in Hellmans Italo-Spätwestern CHINA 9, LIBERTY 37 (1978) auftrat. Die Hollywood-Outlaws arbeiteten auch beide nach einem Drehbuch von Rudy Wurlitzer (PAT GARRETT AND BILLY THE KID), dessen Script zu TWO-LANE BLACKTOP vom ESQUIRE-Magazin als bestes Drehbuch des Jahres bezeichnet wurde.
In TWO-LANE BLACKTOP ist alles anders als in vergleichbaren Filmen. Er ist weder so laut rebellisch wie EASY RIDER (Dennis Hopper 1969), noch so abgeklärt cool wie VANISHING POINT (Richard C. Sarafian 1971). Allenfalls durch den Produzenten Ned Tanen kann man eine Nähe zu Filmen wie THE HIRED HAND (Peter Fonda 1971) ausmachen, ebenfalls ein vergessenes Kleinod. TWO-LANE BLACKTOP ist existenzialistisch, realistisch und zugleich metaphorisch und referenziell, es geht um alles und um nichts, ist eine lyrische Parabel über den Strom des Lebens an sich, über das dahintreiben, gleich den Protagonisten, wie auf einem langen ruhigen Fluß, voller Wahrhaftigkeit und Schönheit, ohne einen Anfang, ohne ein Ende und dabei ein Film über das Kino selbst und im Nachgang betrachtet das wohl bezeichnendste Werk über das New Hollywood, nein, dieser Film IST New Hollywood, mehr noch als EASY RIDER und all die anderen.
"...eine bedrückende Entglorifizierung des postpsychedelischen Aussteigertraumes über die Hoffnung verlorene Freiheiten auf den Landstraßen wieder zu finden." (aus THE LATE LATE SHOW; Ulrich von Berg 1985)
Am eindrucksvollsten dürfte hierbei die von Monte Hellman's (wie auch Sam Peckinpah's) Stammschauspieler Warren Oates dargestellte Figur des GTO sein, nach seinem Wagen benannt, der die Kehrseite des amerikanischen Traumes verkörpert, der sich desillusioniert an kaputte Ideale klammert, sich selbst belügt und alle anderen gleich mit, der aber auch nicht allein sein kann, Gesellschaft um jeden Preis sucht, einmal in Person eines von Harry Dean Stanton in einer Minirolle gespielten schwulen Anhalters, der dem GTO eindeutige Avancen macht, ein kleiner Gag am Rande dem homophoben Möchtegern-Macho, und dabei so viel mehr als das. Am Ende gibt er sich ein letztes Mal der illusorischen Hoffnung auf ein kleines bisschen Glück hin, nur um sofort wieder enttäuscht zu werden. Und mit dieser Erfahrung bleibt er nicht allein. Danach spielt nichts mehr eine Rolle, weder das Rennen, die Handlung, noch sonst irgend etwas. Alles ist am Ende, löst sich auf. Sogar der Film.
Und ein weiterer sehr solider Thriller mit einem Liam Neeson, der sich immer mehr zum Charles Bronson unserer Tage entwickelt, mit dem kleinen Unterschied, das die Drehbücher besser sind. So erwartet uns hier einmal mehr die Geschichte vom Dieb mit dem Herzen auf dem rechten Fleck, der den Ausstieg sucht. Nur sind es dieses Mal nicht Ex-Komplizen oder Syndikats-Gangster, die dies zu verhindern suchen, sondern FBI-Agenten, welche die große Chance auf Reichtum wittern. So weit, so originell, doch wird auch hier das Rad selbstverständlich nicht neu erfunden. Aber Dank straffer Regie und flotten Action-Intermezzos bei kurzer Netto-Laufzeit gibt's keinerlei Längen. Außerdem verzichtet Regisseur Mark Williams dankenswerter Weise auf endlose Schießereien und Armadas von Gegnern und konzentriert sich stattdessen auf übersichtliche Konflikthandlungen und feine Charakterzeichnungen. So bleibt das Figurenarsenal überschaubar und der Plot spannend, erfreulicherweise mal ohne die üblichen Selbstjustiz-Orgien, was mir den Film überaus sympathisch macht, da weniger in diesem Falle deutlich mehr ist. Klein, fein, sehenswert.
21 BRIDGES ist ein generischer Cop-Thriller der wirkt, als sei er der nie realisierte dritte Teil von AUF DER FLUCHT, nur dieses mal mit Chadwick Boseman statt Tommy Lee Jones in der Rolle des unbarmherzigen Jägers mit dem Herzen auf dem rechten Fleck. Wobei Boseman, bereits sichtlich vom Krebs gezeichnet, einmal mehr seine Leading-Man-Qualitäten unter Beweis stellt. Unterstützt wird er dabei von einer, wie stets, überzeugenden Sienna Miller und einem erneut Akzente setzenden J.K. Simmons, während Keith David weitgehend verschenkt wird. Auf der Gegenseite kann Stephan James seiner Figur Tiefe verleihen, während der wunderbare Taylor Kitsch wie so oft, muss man sagen, das Niveau eines eher durchschnittlichen Filmes um ein beträchtliches Maß anzuheben vermag. Denn bei allem Wohlwollen kann das Werk, dessen vielversprechender Titel letztendlich keine Rolle für den Verlauf der Handlung spielt, nur bedingt überzeugen. Zu vorhersehbar bleibt der Plot, zu wenig Background erhalten die Figuren, mit Ausnahme des Hauptdarstellers, zu sehr wird auf Geballer, statt auf Psychologie gesetzt. Dabei hätte es die für ihre Oldschoolness gefeierte Prämisse durchaus hergegeben. Da das Ganze allerdings in zuschauerfreundlichen 90 Minuten abgehandelt wird, bleibt es vor allem für jene spannend, die noch nicht allzu viele Filme dieser Art konsumiert haben, will sagen, für einen unterhaltsamen Abend reicht es. Nicht auszudenken was ein altgedienter Routinier wie John Badham oder Peter Hyams aus dem Stoff gemacht hätte.