Framolf - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
UntamedUntamed ist eine Thriller aus dem Jahr 2025 von Mark L. Smith und Elle Smith mit Eric Bana und Wilson Bethel.+33 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Tron: Ares188 Vormerkungen
-
One Battle After Another131 Vormerkungen
-
The Toxic Avenger117 Vormerkungen
-
The Long Walk - Todesmarsch99 Vormerkungen
-
In die Sonne schauen78 Vormerkungen
Alle Kommentare von Framolf
Die Polizei, dein Freund und Stalker. Angelehnt an offenbar wahre Begebenheiten wird der Fall einer jungen Frau nacherzählt, der ein psychopathischer Polizist nachstellt.
Inszeniert wurde die Erzählung mit quasi-dokumentarischen Einschüben, in denen die Darsteller (nicht die realen Personen) in Interviewsituationen bestimmte Entwicklungen der Ereignisse schildern. Hinzu kommt eine Vorblende ganz zu Beginn des Filmes, die vieles schon vorwegnimmt und so eher Spannung abbaut als steigert. Sieht man davon ab, bleibt ein halbwegs durchschnittlicher Psychothriller nach Schema F, der für eine einmalige Sichtung durchaus in Ordnung sein kann, wenn man die Erwartungen nicht zu hoch schraubt. Die handwerkliche Umsetzung wirkt überwiegend solide und die Dramaturgie ist (trotz einiger doch recht vorhersehbarer Bestandteile der Story) auch nicht wesentlich besser oder schlechter als in den meisten ähnlich gelagerten Filme. Schließlich schleppen ja sowieso die allermeisten Stalkerfilme das Problem der Klischeehaftigkeit mit sich herum. Immerhin weiß man dadurch meistens schon vorher, was man bekommen wird.
Fazit: Nicht gerade ein Thriller-Meilenstein, aber zur spätabendlichen Entspannung reicht's.
Fun Fact: Lorenzo James Henrie (Chris aus 'Fear the Walking Dead') ist in einer Nebenrolle mit dabei. Hier allerdings nicht als Rotzlöffel, sondern als Kollege und Freund der Protagonistin.
'Knock Knock' beginnt nach einem kurzen Prolog des Protagonisten mit seiner Familie durchaus atmosphärisch und mit sich langsam steigernder Spannungs- und Bedrohungskurve. Und dann... Tja, dann stiften die beiden Besucherinnen mehr Chaos als die Kinder des Hauptcharakters und man wähnt sich in einer schrägen Thrillerversion von 'Einer flog über das Kuckucksnest', aber nicht unbedingt auf die gute Art. Einem durchaus vielversprechendem Beginn steht also eine konfuse zweite Hälfte gegenüber, die allenfalls teilweise einlösen kann, was die erste verspricht. Auf etwas trashige Art und Weise ist dieser Film auch durchaus unterhaltsam, aber irgendwie bleibt auch das Gefühl, dass hier deutlich mehr möglich gewesen wäre. Die Keimzelle dafür war jedenfalls fraglos enthalten.
Was bleibt, ist somit eine Horrorgroteske von Eli Roth, die aber weder als Horrorfilm, noch als zynisch-bizarre Abrechnung mit gesellschaftlichen Auswüchsen so richtig funktioniert. Zumindest nicht so, wie sie es vermutlich sollte. Dafür bleibt sie in vielen Aspekten zu unspezifisch und leider auch zu konfus. Egal, in welche Richtung man die Geschichte auch zu interpretieren versucht (sofern man sie denn als allegorisch betrachtet), es finden sich immer wieder Bestandteile der Handlung, die den Rest relativieren. Es hat fast den Eindruck, als hätte der in manchen Filme (zumindest scheinbar) kompromisslose Regisseur keine der möglichen Zielgruppen so richtig vor den Kopf stoßen wollen. Und so bleibt unter dem Strich eine Produktion, die in der passenden Stimmung zwar durchaus kurzweilig wirken mag, aber allenfalls auf der Guilty-Pleasure-Schiene so richtig funktionieren dürfte. Als „kulturelles“ Rahmenprogramm für einen bierseligen Abend gibt es sicherlich schlechtere Möglichkeiten; ernst nehmen sollte man den Unfug, der einem hier geboten wird, aber besser nicht (wobei ohnehin kaum jemand auf die Idee kommen dürfte, das zu tun).
'Remnants of Everest' berichtet über den Hergang einer verheerend verlaufenen Gipfel-Expedition aus dem Jahr 1996. Diese Dokumentation ist nach einem Kurzfilm und einem TV-Film (beide aus dem Jahr 1998) die bereits dritte Arbeit des Filmemachers David Breashers zu diesem Thema. Grundsätzlich lebt dieser Film natürlich mehr oder weniger komplett von den Erzählungen der Rückkehrer von der besagten Bergtour. Daher sind Filme wie 'Tod am Mount Everest' natürlich oft nur so gut wie der „unterhaltsamste“ der Zeitzeugen. Ohne allzu viel zu verraten, kann man feststellen: Manche der befragten Leute gefallen sich offenbar ganz gut dabei, Bergsteigergarn zu erzählen oder sich selbst ein verbales Denkmal zu bauen. Die Sherpas spielen in den Erzählungen meist entweder gar keine oder nur eine untergeordnete Rolle. Zwar tragen sie die buchstäblich größte Last, sind oft als einzige wirklich ortskundig und übernehmen das komplette Zeitmanagement beim Auf- und Abstieg, aber ihre Arbeit in irgendeiner Weise zu würdigen, scheint manchen Bergsteigern dann doch zu viel des Guten zu sein.
Als entlarvend erweisen sich jedoch nicht nur derlei Auslassungen, sondern auch die eine oder andere Ungeheuerlichkeit, die zumeist allerdings nur in Nebensätzen angedeutet werden. Einer der Überlebenden berichtet beispielsweise davon, dass er erlebt habe, dass der Berg das Gute und das Schlechte in den Menschen zum Vorschein bringe. Man kann sich leicht ausrechnen, was er damit wohl gemeint haben mag: Während einige Extremsportler unter Einsatz ihres eigenen Lebens andere vor dem Tod bewahren, wird sich vermutlich oft genug auch gegenteiliges zutragen. Der Verdacht liegt nahe, dass mitunter schon mal Leuten, die fast am Ende ihrer Kräfte angekommen sind, Sauerstoffflaschen abgenommen werden und dergleichen. Aussagen und Andeutungen aus anderen Dokumentationen und Berichten legen diesen Verdacht jedenfalls nahe. Schließlich kommt es im Nachgang von Expeditionen auch immer wieder zu Vorwürfen, die ungefähr in diese Richtung zielen. Oft geht es dabei „nur“ um unterlassene Hilfeleistung, aber nicht selten stehen auch noch größere Anschuldigungen im Raum. Kein Wunder, das Gebiet um den Gipfel dürfte mittlerweile zu dem wahrscheinlich größten touristisch ausgeschlachteten Massengrab jüngeren Datums verkommen sein. Im Internet finden sich einige drastische Bilder dazu, die zynischer kaum sein könnten. An vielen Stellen der Normalroute liegen Leichen und auch Sterbende unweit des Weges, was oftmals aber niemanden zu kümmern scheint. Wer genauer hinsieht, wird schnell bemerken, dass viele der Zurückgelassenen ihrer Ausrüstung beraubt wurden. Viele sind sich eben selbst am nächsten auf solchen Touren. Hoffnung stiftet nur, dass das ganz offenkundig nicht für alle gilt.
Es hätte ein wahres Horrorfest werden können. Oder vielleicht auch ein großartiger Thriller. Doch leider hat man sich so sehr darin verrannt, den vermeintlichen Vorlieben einer Young-Adult-Zielgruppe hinterherzulaufen, dass am Ende nur noch kurzweilige Guilty Pleasure Unterhaltung übrigbleibt.
'Panic' erzählt einmal mehr (wie beispielsweise schon '13 Sins', 'Nerve' oder 'Black Mirror. Shut Up and Dance') die Geschichte von schrittweise eskalierenden Spielen, die den Teilnehmern immer stärker über den Kopf wachsen. In dieser Hinsicht beginnt der Wettkampf zunächst auch mehr oder weniger vielversprechend, doch dann verzettelt sich die Produktion immer stärker in irgendwelche Besonderheiten des Regelwerks und legt den Fokus zunehmend auf die zwischenmenschlichen Beziehungen und Befindlichkeiten der Charaktere, während die Thrillerparts zunehmend schludriger umgesetzt werden. So bleibt am Ende eine zwar durchaus unterhaltsame (wenn auch sehr seichte) Kleinstadtserie mit einigen Thrillerelementen, doch eigentlich greift hier fast schon eher die Trashwertung als die „reguläre“.
Ein Blick auf den Cast lohnt sich so oder so: In einer tragenden Rolle findet sich beispielsweise Jack Nicholsons Sohn Ray, der trotz einiger offenkundiger Anleihen beim Schauspielstil seines Vaters hier aber keine Bäume ausreißen kann oder darf. In einer weiteren Rolle wirkt Mike Faist mit, der kurze Zeit später im Cast von 'West Side Story' auf der Leinwand zu sehen war. Hauptdarstellerin Olivia Scott Welch dürfte (aus verschiedenen Gründen) geradezu dazu prädestiniert sein, in den nächsten Jahren nach 'Fear Street' in zahlreichen weiteren Horrorproduktionen, Romanzen, Dramen oder Thriller aufzutauchen (darunter vermutlich nicht wenige B-Movies...).
Eigentlich ist 'Panic' ein fast schon prototypisches Projekt der verpassten Möglichkeiten, doch in der richtigen Stimmung kann diese Miniserie (sofern es nicht doch noch zu einer unerwarteten Fortsetzung kommen wird) zumindest als leichter Seriensnack für zwischendurch bzw. als Feierabendentspannung durchaus Sinn machen.
Weihnachtliche Coming-of-Age-RomCom-Drama-Miniserie.
Was – angesichts einer wahren Flut von ähnlich gelagerten Spielfilmen - bei der reinen Genrezuordnung vielleicht für etwas Stirnrunzeln sorgen könnte, erweist sich bei der Sichtung als deutlich ambitionierter als so mancher Film mit ähnlicher Ausgangslage. Wenn man so möchte, bekommt man hier eine zeitlich stark geraffte Version von 'How I Met Your Mother' in einem weihnachtlichen Ambiente zu sehen. Im Mittelpunkt stehen zwei „Teenager“ (beide gespielt von Mittzwanzigern), die sich über ein Notizbuch kennenlernen, das sie für eine abgewandelte Form der Brieffreundschaft nutzen und sich zumeist über Dritte zustellen lassen. Daraus ergibt sich die Besonderheit, dass ein Teil des Umfeldes der beiden dem jeweiligen Briefpartner schon recht früh begegnet, während sich die beiden Hauptcharaktere zunächst aber eher fremd sind.
In einem lockeren Erzählton begleitet das Publikum abwechselnd Lily und Dash und ist den beiden in Sachen Vorwissen immer ein bis zwei Schritt voraus. Geschickt eingesetzt (Alfred Hitchcock lässt grüßen) lässt sich so zusätzliche Spannung erzeugen (wenn etwa der Zuschauer mit seinem Wissensvorsprung denkt „Nein, tu es nicht!“). Tölpelhaft umgesetzt verdirbt man die Erzählung erst recht, aber das ist hier ganz gewiss nicht der Fall.
Ohne jetzt das Haar in der Suppe suchen zu wollen: Bei aller Qualität der Inszenierung wird durch ein paar Schludrigkeiten des Drehbuches ein noch besseres Endergebnis fahrlässig liegengelassen. Wiederholt fallen jugendliche Charaktere komplett aus der Rolle und verhalten sich wie Fortysomethings und – fast noch ärgerlicher – der Zufall scheint hier über weite Strecken handlungstreibendes Prinzip zu sein. Vielleicht nicht primär als deus ex machina, aber es geschehen immer wieder Dinge, die zwar gerade noch so plausibel sind, aber in dieser Häufung selbst für New York (wo sich aus irgendeinem Grund tatsächlich immer wieder seltsame Koinzidenzen ereignen) extrem geballt daherkommen. Und auch die filmische Umsetzung der Wokeness wirkt hier und da etwas arg bemüht oder ungelenk umgesetzt.
Doch halb so wild. 'Dash & Lily' bietet kurzweilige und augenzwinkernde Unterhaltung. Was die Inszenierung vielleicht so besonders macht: Drehbuch und Regie nehmen ihre Charaktere ernst und scheinen sie auch irgendwie allesamt ins Herz geschlossen zu haben. Selbst die Miesepeter- und Rüpelrollen weisen an den entscheidenden Stellen Empathie oder zumindest Einsicht auf. Wie man es von einer Weihnachtsgeschichte eben erwarten würde.
Vermeintlicher Weihnachtsfilm, der aber nur am Rande mit dem Weihnachtsfest und auch nur indirekt mit der spirituellen Komponente der Feiertage zu tun hat. Zwar durchzieht auch wieder Charles Dickens Geist der vergangenen und der gegenwärtigen Weihnacht die gesamte Erzählung, aber unter dem Strich bleibt diese Inszenierung dann doch ein eher konventionelles Zeitreiseabenteuer, das einige Anleihen bei klassischen Geisterfilmen nimmt.
Die Inszenierung ist solide und der Erzählton familiengerecht, woraus sich auch ein passabler Unterhaltungsfaktor ergibt; aber letztlich fehlt es auch ein wenig an einer eigenen Note oder einem eigenen Schwerpunkt, der den Film von ähnlich gelagerten Produktionen abheben würde. So fühlt sich 'Der fabelhafte Mr. Blunden' über weite Strecken an wie eine Variation von 'Der geheime Garten' mit einem Schuss 'The Others'. An sich keine schlechte Mischung; und schließlich ergibt sich auch hier eine ordentliche Verfilmung daraus, aber am Ende bleibt der Eindruck, dass mit einer etwas stärkeren eigenen Akzentuierung sogar eine kleine Genreperle möglich gewesen wäre.
Man sollte sich von dem Titel nicht in die Irre führen lassen. Vordergründig mag er zwar vielleicht (mit zwei eingeschobenen Worten) auf den berühmten Song von Wham! anspielen, doch inhaltlich geht es hier alles andere als beschaulich oder konventionell zu. Denn 'Last Train to Christmas' erweist sich als schräge Mischung aus 'Butterfly Effect' und 'A Christmas Carol'. Ein Mann (Michael Sheen), der in allererster Linie den schnöden Mammon und in zweiter Linie sich selbst anbetet (oder vielleicht auch umgekehrt), fährt mit einigen Angehörigen in einem Zug und erlebt dort eine Läuterungsgeschichte der ganz besonderen Art. Weihnachten als Fest spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle, aber der Geist der vergangenen und zukünftigen Weihnacht wird von Minute zu Minute stärker präsent.
Besonders punkten kann Julian Kemps Inszenierung durch die an die jeweiligen Zeitebenen angepasste visuelle Stilistik (Bildformat, Farbgebung usw. unterliegen einem ständigen Wandel) und durch Michael Sheens stetig wechselnde Maske. Die Erzählung an sich wirkt zwar stellenweise ein wenig konfus, aber in ihrer Gesamtheit erscheint die Geschichte durchaus rund. Unter dem Strich bleibt der Eindruck eines ungeschliffenen Edelsteins, das über kurz oder lang womöglich noch Nachhall finden könnte. Vielleicht nicht zwingend in Form eines Remakes, aber als Inspiration für kommende Projekte vermutlich sehr wohl. Der Stoff würde sich dazu jedenfalls durchaus anbieten.
Eine fest umrissene Zielgruppe für diesen kauzigen Film zu definieren, dürfte wahrscheinlich nicht ganz leicht fallen. Vielleicht könnte er ein gewagter Kompromiss für Paare sein, die sich nicht einigen können, ob sie denn nun einen Weihnachtsfilm schauen sollen oder lieber nicht. Dann besteht allerdings die Gefahr, dass beide die Sichtung mit einem langen Gesicht beenden. Andererseits lockt jedoch auch die Aussicht auf eine ziemlich verrückte Stilübung, deren Geschichte letztlich ernster ist, als es die Anfangsminuten eventuell vermuten lassen.
Nachdem 'Wunder einer Winternacht – Eine Weihnachtsgeschichte' (Finnland, 2007) gewissermaßen die Origin-Story des Weihnachtsmannes erzählt, verlangt natürlich auch das Weihnachtsfest in seiner heutigen Form nach einer angemessenen Entstehungsgeschichte. Doch gleich vorneweg: Diese bekommt man hier nicht wirklich geboten, denn der Titel trägt in dieser Hinsicht deutlich zu dick auf. Passender wäre wohl 'Der Mann, der Weihnachten veränderte' (oder neudefinierte), aber klappern gehört eben auch zum Handwerk.
Einerlei, denn die vielleicht größte Qualität der Inszenierung von Bharat Nalluri liegt ohnehin darin, die Genese eines literarischen Werkes zu visualisieren. Nach einem anfangs merklich schwergängigem Brainstorming verselbstständigen sich die Ideen und Charaktere des Schriftstellers immer stärker und treten sogar in Widerstreit mit seinen eigenen Vorstellungen. Der von Dan Stevens gespielte Charles Dickens kann sich in dieser Verfilmung (und vermutlich konnte er es auch in echt) so gut in seine Charaktere hineinversetzen, dass er irgendwann ihre Denkmuster übernimmt und sie – bewusst oder unbewusst – mit seinen eigenen Sichtweise in Konflikt treten lässt. Auch wenn er immer wieder in seinem Schaffensprozess durch seine Mitmenschen unterbrochen wird, zieht er sich regelmäßig mit seinen literarischen Figuren – und ganz besonders mit Ebenezer Scrooge – in eine eigene imaginäre Welt zurück. Doch nicht nur das, er prüft seine Vorstellungen auch am gegenwärtigen Alltag, aus dem er zudem immer wieder Impulse aufnimmt. Selbiges gilt für seine persönliche Vergangenheit, die in der einen oder anderen Form ebenfalls an mehreren Stellen Eingang findet.
Die im Film vertretene These, Dickens habe das Weihnachtsfest so stark geprägt, dass es ohne sein Wirken in der heutigen Form nicht denkbar sei, mag durchaus zutreffen. Zur einigermaßen bitteren Wahrheit gehört aber auch, dass die besagten Werte mittlerweile zu einem guten (bzw. schlechten) Teil von finanziellen Interessen abgelöst wurden. So gesehen vertritt aus heutiger Sicht 'Der Mann, der Weihnachten erfand' gewissermaßen den Geist der vergangenen Weihnacht; zwar in einem anderen Sinn, als Dickens ihn verwendet, aber etwas Wehmut dürfte bei vielen Menschen schon mitschwingen. Eine gute Medizin dagegen sind jedoch Filme wie dieser hier.
In diesem Sinne: Frohe Weihnachten euch allen!
Mehr Fanservice geht eigentlich nicht. Vier Jahre nach der Produktion des Erstlings legt Regisseur Charles Martin Smith die Verfilmung eines weiteren Romanes über den roten Vierbeiner und seinen musizierenden Kumpel nach. Die Geschichte mag sich in Teilen so oder so ähnlich zugetragen haben, aber hier du da wird auch etwas zu dick aufgetragen, wenn beispielsweise nach einem schnöden Einbruch ein halbes Dutzend Polizisten (inkl. Spurensicherung) anrückt oder Angestellte des Veterinärsamts offenbar Tag und Nacht wie besessen zum Fall eines Katers recherchieren. Halb so wild, denn 'Ein Geschenk von Bob' ist in allererster Linie ein Weihnachtsfilm für jung und alt und ganz sicher keine Quasi-Dokumentation, doch zumindest ein klein wenig mehr Zurückhaltung hätte in den besagten Szenen nicht geschadet. Schließlich tragen Bob und sein Mensch die Geschichte ohnehin mehr oder weniger alleine. Einen weiteren Zahn zieht sich die Inszenierung durch ihre Rahmenhandlung, die das Ende bereits von Beginn an vorwegnimmt. Natürlich werden dabei keine großen Geheimnisse ausgeplaudert, zumal der Musiker und sein Kater sowieso seit Jahren im Licht der Öffentlichkeit stehen. Unnötig erscheint diese Eigenheit des Drehbuchs aber trotzdem.
Aber es soll nicht der Eindruck entstehen, diese Fortsetzung wäre in irgendeiner Weise eine Enttäuschung. Sie hält zwar nicht das relativ hohe Niveau des Vorgängers, erfüllt ihren Unterhaltungszweck aber dennoch problemlos. Dies gilt ganz besonders in Relation zu den restlichen Weihnachtsfilmen, die in den vergangenen Jahren veröffentlicht wurden. Zwar finden sich unter diesen immer wieder kleine Überraschungen und Geheimtipps, aber insgesamt dominiert leider doch eine wahre Flut an Groschenfilmen, deren Drehbücher außerhalb des Weihnachts-Genres wohl keinerlei Chance auf Veröffentlichung hätten. Und innerhalb dieses Umfeldes schlägt sich 'Ein Geschenk von Bob' mehr als wacker und ragt sogar ein kleines Stück heraus, was nicht zuletzt auch daran liegt, dass sich die Regie voll und ganz auf ihren tierischen Star verlässt und ihn immer und immer wieder in den Mittelpunkt rückt. Die allermeisten Fans werden es zu schätzen wissen; und damit ist ja schon viel gewonnen.
5,5 Punkte für den Film an sich plus einen Bonuspunkt für Bob.
Horrordrama, das eine Missbrauchsgeschichte (in der Backstory der Protagonisten) mit atmosphärischem Creature Horror verbindet. Schon von der ersten Minute an wird klar, dass hier sehr viel Wert auf eine ambitionierte Umsetzung gelegt wurde. Vor allem die Kamera weiß durch eine gewiefte Auswahl an Perspektiven und einen geschickten Einsatz ihrer Möglichkeiten (Zoom, Beleuchtung, kurze Plansequenzen) zu überzeugen. In der Montage werden die so geschaffenen Eindrücke durch überwiegend mit Bedacht gesetzte Schnitte veredelt, woraus – im Zusammenspiel mit der Filmmusik – eine Atmosphäre resultiert, die sich sehen (und auch fühlen) lassen kann. Zu einer soliden A-Note gesellt sich so eine B-Note im hohen Bereich.
Besonders Freunde von ruhigen und düsteren Horrorfilmen, die aber auch nadelstichartig zu Eskalationen ansetzen, haben gute Chancen, hier auf ihre Kosten zu kommen. Gerne mehr davon!
Knapp 7,5 Punkte.
Frankreich lässt seine gefährlichste Waffe einmal mehr auf die Menschheit los. Dieses mal, um einen afrikanischen Diktator zu stützen (ja richtig gelesen: „stützen“, nicht „stürzen“!), der von verschiedenen Widerstandsgruppierungen bedroht wird. Denn falls diesen ein Umsturz gelingen würde, müsste man wieder aufwändig den alten Machthaber ins Amt putschen. Also schickt man ihm gleich im Vorfeld Hilfe, damit Menschenrechtler, Separatisten und ähnliche Bewegungen nicht noch zur Bedrohung werden. Fast wie im richtigen Leben also.
Hubert schmeißt sich – wie üblich – mit einer ordentlichen Portion Sexismus und einer noch größeren Ladung Ignoranz im Gepäck in den Auftrag und zeigt vollen Einsatz im Dienste seiner Nation. Immerhin wurde ihm dieses mal vorher eingeimpft, dass er in Sachen Xenophobie etwas feinfühliger sein sollte, was dazu führt, dass er viele Fettnäpfchen fast schon aufreizend demonstrativ umgeht. Nur leider unterlaufen dem Elefant im Porzellanladen auf diese Weise dann eben andere rassistische Ausrutscher, die letztlich nicht minder beleidigend sind. OSS 117 kann eben nicht aus seiner Haut.
Wie gewohnt werden auch hier wieder diverse Marotten der 'Bond'-Reihe auf's Korn genommen – und wie bereits bisher vorzugsweise (aber nicht ausschließlich) aus der Connery-Ära. Die Gagdichte ist etwas niedriger als in den beiden Vorgängerfilmen und auch die Beobachtungsgabe der Regie scheint nicht mehr ganz so ausgeprägt zu sein (wobei man natürlich zugestehen muss, dass viele Gags schon in den Filmen von 2006 und 2009 verbraten wurden), doch unter dem Strich erweist sich auch 'Liebesgrüße aus Afrika' als würdiger Bestandteil einer Reihe, die man als 'Bond'-Fan, -Kenner oder -Zuschauer definitiv mal gesehen haben sollte.
6 – 6,5 Punkte.
Es hätte so gut werden können. 'Antidote' beginnt als klaustrophobischer Thriller in der Tradition von 'Unsane' - mit einem Schuss 'Fractured'. Manche Dialogzeilen scheinen sogar explizit auf das Werk von Steven Soderbergh anzuspielen. Es entspinnt sich eine kammerspielartige Inszenierung, die – abgesehen von ein paar Rückblenden – auch gut auf der Theaterbühne aufgehoben wäre. Gegen Ende folgt dann eine durchaus ambitionierte, aber irgendwie auch unausgegorene Auflösung und man bleibt als Zuschauer mit gemischten Gefühlen zurück. Denn Peter Daskaloffs Inszenierung leidet an ihrer chronischen Unterfinanzierung (kolportiert wird ein Budget von rund 750.000$) - und zwar in jederlei Hinsicht. Schauspieler, Drehbuch, Regie, CGI, Ausstattung: Alles zweckdienlich. All das reicht zwar aus, um die Geschichte halbwegs angemessen zu erzählen, doch selten sieht man einen Film, der so viele Punkte in der B-Note liegenlässt. Dem Drehbuch fehlt trotz guter Ideen die Würze, die Darsteller agieren im Rahmen ihrer Möglichkeiten und die Effekte visualisieren halt das, was sie sollen, aber in einem Stil, der 15 Jahre der Zeit hinterherhinkt.
Um nicht falsch verstanden zu werden: All diese Punkte sollen ausdrücklich nicht als Negativkritik verstanden werden, denn was sollen Produzent und Regisseur schon machen, wenn es an allen Ecken und Enden an den nötigen finanziellen Mitteln mangelt? Unter den gegebenen Umständen hat man sich auch durchaus wacker geschlagen und ein ordentliches B-Movie auf den Bildschirm bekommen. Eine Sichtung dürfte für viele Genrefans zumindest keine Zeitverschwendung sein und irgendwie beeindruckt auch der Sportsgeist, den die Beteiligten an den Tag legen. Trotzdem bleibt am Ende der Eindruck einer ungeschliffenen Inszenierung, aus der man inhaltlich etwas mehr und stilistisch deutlich mehr hätte herausholen können. Da letzteres aber mit einer ausreichenden Finanzierung steht und fällt, überwiegen die positiven Aspekte dieser immerhin soliden Inszenierung.
5,5 Punkte mit leichter Tendenz nach oben.
// Advents-Wichtelkommentar für EudoraFletcher68 //
Raz: Die Kasachensteppe. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr... Ja, welches Jahr eigentlich? Schwer zu sagen, denn hier scheint die Zeit seit einer halben Ewigkeit stehengeblieben zu sein. Der mehr oder weniger einzige Hinweisgeber sind die Automodelle, die hier ab und an zu sehen sind, ansonsten tappt man in dieser Hinsicht aber völlig im Dunkeln. Oder vielleicht besser: Im Gelben. Denn im Kasachischen wird dieser Ort auch „Sary Arka“ genannt, was übersetzt so viel wie „Gelber Rücken“ bedeutet. Und in dieser Gegend soll nun eine gelbe Katze zu finden sein. Der Titel legt diese zumindest nahe.
Man kann also davon ausgehen, dass eine gelbe Katze in einer Landschaft namens „Gelber Rücken“ gut getarnt sein dürfte. Also dürfte es sich durchaus lohnen, etwas genauer hinzusehen.
++ Teils Massive SPOILER ++
Dwa: Die Geschichte dreht sich um einen Häftling, der auf Betreiben eines offensichtlich korrupten Polizisten aus der Haft entlassen wird. Er nimmt einen regulären Job an, von dem ihn der besagte Polizist sofort wieder abzieht und ihn in kriminelle Machenschaften verstrickt. Es kommt, wie es kommen muss, und der ehemalige Häftling gerät in Konflikt mit dem örtlichen Mafiapaten, der augenscheinlich die gesamte Region (und alle dort ansässigen Bewohner) in der Tasche hat. Doch dieser schaltet seinen neuen „Gegenspieler“ nicht etwa umgehend aus, sondern lässt ihn erstmal ungestört gewähren.
Tri: Derweil unterhalten sich zwei Angestellte eines Stromversorgers über Wildhüter, die Katzen mit Kerosin übergießen und anzünden, um damit Waldbrände auszulösen, aus denen sie Profit schlagen können. Genannt wird die besagte Methode – große Überraschung...: „Gelbe Katze“.
An diesem Punkt fällt es nicht mehr sehr schwer, dwa und tri zusammenzuzählen und die sinnstiftende Analogie offenzulegen. 'Yellow Cat' erzählt also allegorisch die Geschichte einer Unterdrückungsmethode, die stark dem Konzept der agents provocateurs ähnelt – nur mit dem Unterschied, dass hier der besagte Akteur nicht eingeweiht, sondern selbst ein Opfer dieser Masche ist. Man lässt ihn umherziehen und in Konflikte geraten, die er im Grunde gar nicht vermeiden kann und statuiert danach ein Exempel an ihm. Die metaphorische Katze weiß also selbst gar nicht, wie ihr geschieht und sie zieht in ihrer Not eine regelrechte Schneise der Verwüstung hinter sich her, die dem eigentlichen Brandstifter einzig und allein dazu dient, die Reihen durch Angst und Schrecken danach wieder fest zu schließen.
Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, warum es um diese (vermutlich) gottverlassene Gegend so steht, wie es eben um sie steht. Hier bewegt sich nahezu gar nichts. Noch nicht einmal die Kamera, die fast die gesamte Spieldauer über starr auf einem Stativ steht und das Geschehen vornehmlich in der Totalen einfängt. Hier bekommt der Begriff „Motion Picture“ eine ganz eigene Bedeutung. Für Bewegung sorgen fast ausschließlich die Charaktere – und in Nuancen noch Grashalme, die sich im Wind wiegen sowie Tiere und Fahrzeuge in der Peripherie. Gerade letztere nimmt man aber oftmals nur wahr, wenn man ganz genau hinsieht. Kennzeichnend ist für die Cinematographie zudem, dass sie nahezu alle relevanten Ereignisse verpasst. In dieser Hinsicht wirkt der sanfte Stilbruch gegen Ende fast schon wie eine kleine Erschütterung: Nachdem sich das Unerhörte zugetragen hat, zoomt die Kamera in zwei Einstellungen behutsam auf den Ort des Verbrechens und bringt das Publikum mahnend der nun entstandenen Leerstelle näher. Fast so, als wollte Regisseur Adilkhan Yerzhanov sagen: „Die Geschehnisse sind näher an deinem Alltag, als du denkst.“
Und vermutlich hat er damit gar nicht so unrecht. Die dortigen Lebensverhältnisse könnten uns Mitteleuropäern zwar fremder kaum sein. Menschen hausen in erdlochartigen Verschlägen, Garagen, Hütten oder sonstigen Bruchbuden. Hier und da deuten verrostete Fahrzeuge und sonstiger Müll auf zumindest etwas besser Zeiten in der Vergangenheit hin. Doch heute scheint hier nahezu alles abwesend zu sein. Wohlstand sowieso, aber auch ein funktionierender Staat und so etwas wie ein Bürgerethos erst recht. Alles ausgewischt durch Angst, Verzweiflung, Gewalt und Armut. Was es dafür gibt, ist ein Sündenbock. Ein gelber Sündenbock sozusagen. Und die klappernde, schlecht geölte Maschine läuft weiter. Und wenn sie erneut ins Stocken gerät, wird eben die nächste Katze angezündet. Vielleicht auch in deinem Land.
Nachwort: Etwas Trost spendet zumindest der skurrile Humor, mit dem die Produktion durchzogen ist. Der Protagonist wiederum setzt seine Hoffnung auf die Kultur. Selbiges gilt für den Regisseur, der seine Inszenierung mit einer ganzen Reihe filmischer Zitate anreichert. Doch seinem Ansatz wohnt bereits eine große Portion Pessimismus inne (siehe die Aussichtslosigkeit der Kinopläne des Protagonisten), der aber zumindest noch nicht in völlige Resignation zerborsten zu sein scheint. Noch ist es also nicht zu spät, aber zwei vor zwölf dann wohl doch. Vermutlich nicht nur auf dem Gelben Rücken, sondern auch anderswo.
Sechs Punkte für den Film an sich plus einen Bonuspunkt für die clevere Allegorie mit den entsprechenden gesellschaftlichen und politischen Implikationen.
Es folgt ein seltsamer Kommentar zu einem seltsamen Film. Manche Dinge müssen ganz bewusst nicht zwingend verstanden werden. Und falls trotzdem Verständnis entsteht, wird es ja doch nur wieder geklaut...
Wie fühlt es sich an, fast gar nichts zu haben? Also nicht nur in materieller Hinsicht, sondern auch auf ideeller, emotionaler und zwischenmenschlicher Ebene? Wenn man sich offenbar noch nicht einmal an positive Erinnerungen oder wenigstens an die Hoffnung auf eine bessere Zukunft klammern kann und latent auch noch verheerende Dämonen aus der Vergangenheit im Raum stehen; wie viel Farbe ist dann im Alltag noch möglich? Auch wenn zynischerweise rosa Schaum von den Wänden tropft: Letztlich steht auch dieser nur für Destruktion und Verfall. Wie lässt sich also ein Leben in dieser Ödnis gestallten?
Ein Ziel besteht sicherlich darin, nicht zu verhungern. Zumindest nicht körperlich. Speziell diesen Auftrag meistert die Protagonistin mit ihren Angehörigen zwar mit allerlei illegitimen Mitteln, aber - vom Ergebnis her betrachtet - mit Bravour. Doch lässt sich so auch die Seele ernähren (besonders in einem derart kalten familiärem Umfeld)? Wohl kaum. Jedenfalls nicht auf diese Art. Denn wie die Körpersprache der Protagonistin (mit ihrem Wechsel aus Geschicklichkeit und Hüftsteifheit) bereits nahelegt: Die Verhältnisse sind nicht immer nur in Schubladen zu erfassen. Das Rüstzeug ist da, doch das Potenzial möchte auch gefördert und abgerufen werden. Umso spannender wird es also, wenn eine neue Person in den Alltag tritt, die einen versteht und endlich mal Schwung in die nicht vorhandene Bude bringt.
Bei 'Kajillionaire' ist der Name Programm: Ein kauziger Titel für eine kauzig (aber mit unverkennbarer Handschrift) erzählte Geschichte. Und doch ist das die vielleicht naheliegendste Methode, derart absurde gesellschaftliche Verhältnisse in eine Erzählung zu kleiden. Denn irgendwann wird es so bizarr, dass selbst ein Meister wie David Simon an seine Grenzen geraten könnte. Für solche Fälle stehen dann eben Leute wie Miranda July bereit. Und so beschert sie uns einen Film, auf den niemand gewartet hat und der doch so dringend gebraucht wird. Als Salz in der Wunde, Schlaglicht auf die Vergessenen und Nichtbeachteten – und sei es nur als bescheidenes Komplementärstück zu Joon-ho Bongs 'Parasite'. Da die Inszenierung in vielerlei Hinsicht im Vagen bleibt, sollte man mit überschwänglichem Lob natürlich ähnlich vorsichtig sein wie mit vernichtender Kritik; aber für eine unaufdringliche Empfehlung an Dramenfans sollte es allemal reichen.
Tote tragen keine Karos; und Hunde eben keine Hosen. Die Frage danach, was halbtote Hunde dann wohl tragen, dürfte sich damit erübrigt haben...
J.-P. Valkaepääs Inszenierung folgt einem Hund bzw. Witwer und nun alleinerziehendem Vater auf seinem Selbstzerstörungstrip durch das Hier und Jetzt. Er entdeckt den Eskapismus in eine Welt der Ausschweifungen für sich, während ihm sein Alltag zunehmend entgleitet. Die Welt der Schmerzen und des Kontrollverlustes bringen ihn seiner verstorbenen Frau (vermeintlich oder tatsächlich näher), wodurch er in eine regelrechte Mischung aus Suchtverhalten und Rausch gerät.
Rein thematisch ist die Ausgangslage durchaus mit der des Autoaggressionsdramas 'Downloading Nancy' vergleichbar. Beide Protagonisten suchen – gepeinigt von innerem Schmerz – nach destruktiven Bewältigungsstrategien. Doch ohne zu viel zu verraten: Beide Geschichten verlaufen nicht identisch und genau darin besteht der Hauptunterschied zwischen beiden Filmprojekten.
++ SPOILER bzgl. des Endes ++
Während das kanadische Drama mehr oder minder teleologisch eine (körperliche und psychische) Verfallsgeschichte nachzeichnet, erinnert das Ende des finnischen Filmes von 2019 eher an eine Light-Version des Finales von 'Porträt einer jungen Frau in Flammen' – nur mit einer deutlich augenzwinkernderen Note und einer fast schon expressionistischen „Trotzdem!“-Attitüde, wodurch dem Publikum zumindest ein Hauch von (Lebens-)Mut und Trost zugesprochen wird. Denn hier ist die Welt der Schmerzen eher ein Ventil als die Endstation einer quasi sackgassenartigen Karriere. Welcher der beiden Ansätze realitätsnäher ist, lässt sich vermutlich nicht allgemeingültig, sondern nur fallbezogen beantworten. Ergiebiger dürfte für die allermeisten Zuschauer, die nicht nur eine reine Bestandsaufnahme des Leids sehen wollen, aber vermutlich die europäische Produktion sein.
'Downloading Nancy' begleitet eine Borderline-Patientin (zumindest würde ich sie laienhaft so beschreiben) beim Zerfall ihrer Ehe und ihrer Hinwendung zu einem neuen Mann, der nach und nach auch für Impulse sorgt, die ihrem Verhalten einen neuen Drall geben.
Dramen wie dieses sind eigentlich per se schon unbequem (und müssen es auch sein), da sie den Finger tief in offene Wunden pressen – natürlich nicht, ohne dabei auch noch reichlich Salz hineinzustreuen... Doch bei aller thematischen Relevanz stellt sich auch die Frage, was man aus dieser Erzählung nun mitnehmen soll. Verständnis für die Situation der Betroffenen gehört ohne Frage dazu. Doch darüber hinaus? Ganz schwer zu sagen. Das lässt sich zwar kaum der Inszenierung an sich anlasten (die Situation ist eben so, wie sie ist), aber eine gewisse Rat- und Hilflosigkeit bleibt einfach nicht aus. Vielleicht ist es am ehesten noch der Gedanke von „Du bist nicht allein“, der für Betroffene interessant sein könnte, aber vermutlich gilt das eher in Bezug auf das familiäre Umfeld als auf die autoagressiven Personen selbst. Dazu gesellt sich der Fakt, dass hier das Format eines fiktionalen Werkes gewählt wurde, was die Frage nach dem Zweck noch zusätzlich verstärkt.
Daher: Ganz schwieriges Thema. Dasselbe gilt auch für die entsprechende Wertung. In Anbetracht der offenen Fragen erscheint mir daher eine Einordnung im leicht gehobenen Mittelfeld als angemessen.
5,5 - 6 Punkte.
Science-Fiction-Drama mit Thrillerelementen. Thematisch hat 'Reminiscence' nicht viel zu bieten, was man nicht auch schon von anderer Stelle kennt. Eine ganze Reihe von visuellen und inhaltlichen Motiven, die anderswo schon oft zu sehen waren, werden aufgegriffen und neu kombiniert. Aber genau darin liegt auch der vielleicht größte Reiz der Inszenierung durch Lisa Joy. Denn dieses Konzept bezieht sich nicht nur auf handfeste Motive (wie etwa den Wassertank), sondern es beginnt bereits bei der Genrezuordnung. Denn gezeigt wird hier ein fast schon klassischer Film Noir – nur mit der entscheidenden Variation, dass die Handlung überwiegend in der Zukunft angesiedelt ist und die Rückwärtsgewandtheit vieler Noir-Filme insofern Eingang in die Handlung findet, dass der Protagonist so sehr in seinen Erinnerungen schwelgt, dass er fast schon in ihnen lebt. Als Zuschauer tritt man mit ihm diese Reise in seine Vergangenheit (bzw. unsere Zukunft) an und begleitet ihn dabei, wie er auf einem mehr oder minder selbstzerstörerischen Trip nach der Lösung eines Rätsels sucht.
Das Setting mutet dystopisch an (besonders in Bezug auf die Veränderungen der Natur), lässt aber auch hier und da etwas Hoffnung durchschimmern. Im Großen und Ganzen belassen es Regie und Drehbuch bei Andeutungen über den Wandel in der (sozialen und ökologischen) Umwelt, was fast ein wenig bedauerlich erscheint, da man bestimmt auch um die entsprechenden Entwicklungen eine spannende (und vielleicht auch mahnende) Geschichte hätte stricken können.
'Reminiscence' ist nicht die schlechteste Wahl, wenn man nach einem halbwegs ruhigen Science-Fiction-Thriller in einem atmosphärischen Setting sucht. Kreative Extravaganzen sollte man aber besser nicht erwarten, da hier die größte Leistung in dieser Hinsicht wahrscheinlich in der Rekombination von Elementen bestehen dürfte, die man ansonsten in dieser Zusammenstellung nicht allzu oft sieht.
Gestern. Heute. Morgen. Anderes Morgen. Alternatives Morgen. Wieder Heute. Ist das überhaupt heute? Oder war es vielleicht doch schon gestern oder kommt erst morgen? Ist es real? Danach ein weiteres Morgen. Und wieder ein Heute. Oder doch nicht? Ahhhhhhhhhhhh!!!
Die Auflösung zeitlicher und mentaler Konzepte als leitendes Prinzip. Klingt schwer greifbar und ist es auch. Denn 'Flashback' erweist sich als verworrener Trip, der sich irgendwo zwischen 'The Wave' (2019) und 'Caótica Ana' (2007) bewegt, ohne aber die Strukturiertheit und die (zumindest relative) Klarheit der beiden anderen Werke zu erreichen. Zwar hat das Chaos in allen drei dieser Produktionen Methode und es dient als Stilmittel zur Erzählung der jeweiligen Handlung, aber im Fall von 'Flashback' bleiben die Produzenten offenbar ganz bewusst in einigen Punkte vage und lassen einen entsprechend großen Interpretationsspielraum offen. Verbindendes Element zwischen den besagten Filmen wäre das Thema der verschiedenen möglichen Lebensentwürfe, der unzuverlässigen Wahrnehmungen und der daraus resultierenden Haltlosigkeit im Alltag. In 'Flashback' kommt man zwar nicht ganz so konkret auf den Punkt, bleibt dafür aber ein wenig offener und vielleicht auch allgemeingültiger.
Fans kryptisch erzählter Geschichten kann man eine Sichtung durchaus empfehlen. Die Inszenierung weist einen gewissen ungehobelten Charme auf, stellenweise wird gezielt Verwirrung gestiftet und Berechenbarkeit wird ohnehin klein geschrieben. Das Endergebnis ist nicht perfekt, aber für eine einmalige Sichtung bietet es sich allemal an.
Mit Verfilmungen, die sich auf wahre Begebenheiten berufen, ist es oftmals so eine Sache. Erst recht, wenn diese Geschehnisse mehrere Jahrhunderte zurückliegen und verschiedene Aussagen zu den Vorkommnissen kursieren. Rein thematisch betritt Scott mit 'The Last Duel' also dünnes Eis, wenn er eine Geschichte zum Thema seines Filmes macht, die auf gegenseitigen Vorwürfen beruht, deren Sachverhalt sich – besonders mit so großem zeitlichen Abstand – kaum noch überprüfen lässt. Die Tatsache, dass es im Kern um ein Vergewaltigungsdelikt geht, lässt die Lage noch heikler erscheinen. Doch Scott umschifft die besagten Klippen im Großen und Ganzen souverän.
Die strittigen Aspekte bildet er ab, indem er seine Inszenierung an den Stil von Akira Kurosawas 'Rashomon' anlehnt. Er nähert sich dem besagten Vorfall aus verschiedenen Perspektiven an und macht auf diese Weise von vorherein klar, dass es sich beim gewählten Stil um „unzuverlässiges Erzählen“ handelt. Drei Versionen derselben Geschichte werden präsentiert. Einige Fixpunkte stimmen komplett überein, manchmal unterscheiden sich die Erzählungen in Nuancen und gelegentlich auch substanziell. Und naturgemäß verfügt auch jede der Fassungen über exklusive Bestandteile, die besonders dann zum Tragen kommen, wenn die anderen beiden Charaktere abwesend sind.
'The Last Duel' bietet Historienkino der etwas anderen Art – obwohl (oder gerade weil) sich das Drehbuch an einem Klassiker orientiert. Die Besetzung mit Adam Driver, Jodie Comer, Ben Affleck und Matt Damon (mit einem legendären Tennessee Waterfall Haircut) kann sich sehen lassen und für die Ausstattung gilt dasselbe.
→ Für Fans von Historienfilmen durchaus sehenswert; erst recht, wenn man kein reines Schlachtengemälde sehen will, das in ähnlicher Form bereits unzählige male gezeigt wurde.
Oscar Madness Film 152 (1 Nominierung)
Das Leben ist ein Spiel. Vielleicht nicht unseres, aber das des quasi-namenlosen Typen Guy und seines Kumpels Buddy ganz bestimmt. Dumm nur, wenn man kaum Freiheiten besitzt, tatsächlich auch zu spielen, sondern – ähnlich wie Mr. Burbank in der 'Truman Show' - zu einem fest vorgegebenen Ablauf verpflichtet ist. Wäre es nicht spannend, mal daraus auszubrechen und das gesamte Umfeld auf den Kopf zu stellen? Was soll schon passieren? Okay, der Tod. Dieser ist zwar ärgerlich, aber auch nur vorübergehend. Zumindest für Guy. Also auf in ein Abenteuer, dessen Konsequenzen potenziell eine ganze Welt zum Einsturz bringen können!
In inhaltlicher Hinsicht sind einige Parallelen zu Gabriele Salvatores 'Nirvana' (1997) unverkennbar. Doch stilistisch könnten die Unterschiede zwischen beiden Filmen kaum größer sein. Der dystopischen Welt aus dem Film mit Christopher Lambert steht hier ein knallbuntes Gagspektakel gegenüber. Statt um existenzielle Fragen geht es hier zunächst (zumindest vordergründig) um reinen Spaß. Jedenfalls tragen die Scherze anfangs enorm viel zum Unterhaltungswert bei. Was dann daraus gestrickt wird, ist sicher nicht das ganz große dramaturgische Meisterwerk, aber für einen grundsoliden Fortgang reicht es allemal.
Als Komödie punktet 'Free Guy' mit einigen originellen Einfällen. Die Handlung ist zwar eher zweckmäßig gehalten, aber einen gewissen Unterhaltungswert kann man der Erzählung nicht absprechen. Und rein auf das Comedygenre bezogen werden die ausgetretenen Pfade hier deutlich öfter verlassen als in sehr vielen anderen Produktionen. Alleine deshalb schon bietet sich 'Free Guy' zur Sichtung an einem launigen Abend an.
Nachtrag: In der Kategorie "Beste visuelle Effekte" wurde 'Free Guy' 2022 für einen Oscar nominiert, was alleine schon aufgrund der schieren Menge an (überwiegend) sehr versiert umgesetzten Effekte plausibel erscheint. Die Auszeichnung wurde im Rahmen der Verleihung jedoch an die Crew von 'Dune' vergeben.
Drama? Lovestory? Psychothriller? Krimi? Oder doch eher Coming of Age Geschichte (im weitesten Sinne)?
Ja, ja, ja, ja und ja! Aber auch und besonders: Die Geschichte über eine saubere, in Teilen fast schon sterile und immer wieder glänzend erscheinende Welt, die auf der Kehrseite der Medaille ein dreckiges Geheimnis hat und im Inneren komplett zu verfaulen droht. Wo früher mutmaßlich Nerven und lebenswichtige Gefäße verliefen, scheint sich nun Gangrän breit zu machen, die nur deshalb auf den ersten Blick nicht wahrgenommen wird, da sie sich (zumindest noch) unter einer funkelnden Oberfläche befindet. Doch es kommt bereits zu ersten Durchbrüchen in Form von Gewaltexzessen und anderen Bedrohungen. Wer ist dafür verantwortlich und sind Vorurteile tatsächlich hilfreich bei der Aufklärung?
'Beast' erzählt die Geschichte einer jungen und oftmals unkonventionell agierende Frau mit Ausbruchstendenzen aus ihrem familiären Umfeld. Sie lernt einen halbwegs gleichaltrigen Rebellen kennen, der mehr oder weniger außerhalb der „vorzeigbaren“ Gesellschaft zu stehen scheint und ihr indirekt ein Ausscheren aus den Konventionen schmackhaft macht. Dumm nur, dass just zu dieser Zeit eine Reihe von Verbrechen die Gegend erschüttert, weshalb viele nicht ganz so angepasste Personen zunächst mal per se schon als verdächtig erscheinen.
Nicht ganz klar ist, in welches zeitliche und gesellschaftliche Umfeld die Handlung genau eingebettet ist. Einiges deutet darauf hin, dass wir uns in einer nahen Zukunft befinden, die von noch weiter verschärften sozialen Spannungen geprägt ist, die wiederum neue Probleme nach sich ziehen. Es ist jedoch auch nicht auszuschließen, dass wir uns bereits mitten in dieser Dystopie befinden, die sich schleichend, aber stetig ihren Weg bahnt. Analog zu einem Tumor, der sich von süßem Gift ernährt, lassen (materielle) Annehmlichkeiten für die eine Schicht die Konkurrenz zu schwächeren Kasten [sic!] immer stärker eskalieren. Die Frage, inwieweit die jeweiligen Ängste berechtigt sind, bleibt davon zunächst unbenommen.
Zurück zur Handlung: Die Protagonistin wird als Grenzgängerin zwischen zwei gesellschaftlichen Welten dargestellt. Trotz einer gewissen Anfangseuphorie und -neugierde scheint sie sich in beiden nicht vollumfänglich wohlzufühlen und gerät auf die eine oder andere Art mit beiden Organisationsformen in Konflikt. Offenkundig haben es sich zwar in beiden Systemen viele Akteure bequem gemacht (oder sich damit arrangiert), aber Probleme sind hüben wie drüben erkennbar.
Um nicht überzuinterpretieren: Dieser gesellschaftskritische Hintergrund stellt allenfalls einen Rahmen dar, in den die Geschichte an der Oberfläche eingebettet ist. Und in dieser geht es vor allem um gesellschaftliche Konventionen, Gewalt und den Umgang damit sowie um regelrechte Psychoduelle zwischen verschiedenen Charakteren. Die gesellschaftlichen Implikationen lassen sich durchaus ausblenden, auch wenn die Dramaturgie dadurch womöglich etwas unrund wirken könnte.
Unter dem Strich erzählt 'Beast' auf ruhige Weise eine thrillerartige Geschichte mit politischen (und vielleicht auch psychologischen) Implikationen, die vieles im Vagen belässt und ihre Kritik über weite Strecken nur diffus äußert. Ob Kunst und Kultur effektiver sind, wenn sie fast schon pädagogisch Handlungsanweisungen geben oder bewusst Leerstellen lassen, um zum Nachdenken anzuregen, mag jeder für sich selbst entscheiden; schließlich wurde man sich darüber schon in der Vergangenheit nicht einig. Eines kann man der Inszenierung durch Michael Pearce aber durchaus bescheinigen: An inhaltlicher Relevanz mangelt es ihr nicht; auch wenn sich vieles davon fast ausschließlich im Subtext abspielt. Letztlich funktioniert 'Beast' auch prächtig als reiner Thriller-Dramen-Hybrid mit den eingangs genannten Bestandteilen. Und wahrscheinlich gibt es auch noch eine Reihe anderer Interpretationsmöglichkeiten als die gesellschaftspolitische. Auch ein psychologiebasierter Ansatz erscheint naheliegend, um nur ein Beispiel zu nennen. Wer Spaß am Interpretieren hat, kann das hier wunderbar tun; und wer einfach nur der äußeren Handlung folgen möchte, dürfte hier ebenfalls gut aufgehoben sein. Cineastenherz, was willst du mehr?
Unnötige Fortsetzung einer unnötigen Actionkomödie und dennoch (wie bereits der Vorgängerfilm) einigermaßen unterhaltsam. Die Gags erscheinen noch absurder und die Charaktere noch schriller, was einerseits zu ein paar unerwarteten Pointen führt, andererseits hier und da aber auch etwas anstrengend wirken kann. Die Inszenierung ist teilweise derart überdreht und auf schräge Gags getrimmt, dass man tunlichst in der passenden Stimmung für die Sichtung sein sollte.
In schauspielerischer Hinsicht scheint Ryan Reynolds ab 2017 (zumindest vorübergehend) sämtliche Ambitionen über Bord geworfen zu haben. Offenbar hat er für sich die Zeit gekommen gesehen, bis einschließlich 2021 erstmal seinen Namen kräftig zu versilbern. Rein gefühlt spielt er in dieser in fast jeder Produktion die nahezu selbe Rolle; und wenn es doch mal zu Abweichungen kommt (wie bei der Vertonung von 'Croods 2'), nimmt er trotzdem nicht die ganz großen Herausforderungen an (sofern sie ihm überhaupt angeboten werden). Ein Blick auf die nähere Zukunft lässt zwar ein kleines Plus an mehr Abwechslung bei der Auswahl der Produktionen erahnen, wie genau sich das auf die jeweilige Rollengestaltung auswirken wird, bleibt aber vorerst abzuwarten. Darüber hinaus hat er ohnehin eine Pause angekündigt. Man darf gespannt sein, wie seine Karriereplanung danach aussehen wird.
Trashige Komödie über einen vertrottelten Cop und seinen afroamerikanischen Stiefsohn in spe (mit Ed Helms, Taraji P. Henson und Betty Gilpin). Der Junge kann den Lebensgefährten seiner Mutter (zunächst) nicht leiden, doch beide werden gezwungen, es gemeinsam mit kriminellen Widersachern aufzunehmen. Somit ist also alles angerichtet für ein klassisches Buddy-Movie in einer halbwegs ungewohnten Konstellation.
Das nicht gerade subtile Wortspiel im Titel weist im Grunde schon den Weg. Man erlaubt sich jede Menge Scherze über Rassismus, gesellschaftliche Stereotype, Korruption und andere Auswüchse, allerdings auf nicht gerade hohem Niveau. In fast schon bierseliger Laune wird eine Geschichte voller Abstrusitäten und skurriler Ereignisse erzählt, bei deren Rezeption sich Fremdscham und Heiterkeit munter abwechseln – sofern man nicht bereits von vornherein in Abwehrhaltung geht. Dümmliche Handlungsfortschritte (sofern man sie überhaupt so nennen kann) werden immer wieder durchbrochen von zumeist grobschlächtigen Gags. Regisseur Michael Dowse ('Stuber', 'Goon') gibt sich also gar nicht erst Mühe, seiner Actionkomödie einen anderen Anstrich zu geben als den eines Guilty Pleasure Streifens. Aber warum auch nicht? Schließlich steht nirgendwo geschrieben, dass die besagten Themen nur auf akademischem Niveau abgehandelt werden dürfen. Dass sich dabei manche Zuschauer entsetzt abwenden, dürfte bei der Produktion bereits eingepreist sein. Der Rest bekommt knapp anderthalb Stunden temporeicher und teils absurder Unterhaltung mit vielen platten Gags, aber auch ein paar zünftigen Lachern.
Mehr 90er Jahre geht nicht. Zumindest nicht im Filmbereich. 'Best Laid Plans' erweist sich als Fraud Movie, wie es fast schon zwangsläufig nur aus dieser Dekade kommen kann. Reich an Wendungen (einige davon sehr vorhersehbar, andere weniger) und gewürzt mit ein paar schrulligen Charakteren spielen mehrere Figuren ihre Spielchen mit den anderen – mit wechselhaftem bzw. unterschiedlichem Erfolg. Im Zentrum befindet sich ein Antiheld, wie er im Buche steht und an seiner Seite die Light-Version einer Femme Fatale. Die Leute, mit denen sie es zu tun bekommen, erscheinen nicht minder kriminell als die beiden und so führt dann eben eines zum anderen.
Die Inszenierung durch Mike Barker ('Spiel mit der Angst') ist solide und die teils namhaften Darsteller (unter ihnen Josh Brolin und Reese Witherspoon) sorgen – zumindest nominell – für etwas Zugkraft. Zwar wird ihnen hier nicht allzu viel abverlangt, wodurch sie mit Dienst nach Vorschrift ganz gut durchkommen, aber man hat andererseits auch schon schlechtere Auftritte gesehen
→ Für Fans von 90er Jahre Thrillern, die am Rand zur Farce stehen, sicher einen Versuch wert. Aber andererseits auch kein Werk, das vielen Zuschauern nachhaltig im Gedächtnis bleiben dürfte.
Sci-Fi Action mit Chris Pratt und Yvonne Strahovski. Innovationen findet man hier nur bedingt und auch ansonsten sollte man das Drehbuch besser nicht allzu sehr hinterfragen. Die Darsteller werden nicht gerade zu unlösbaren Aufgaben gezwungen und doch kann eine Sichtung durchaus Sinn und Spaß machen. Auch wenn es im Science Fiction Genre immer wieder mal ein paar ideenreiche Geschichten auf die Leinwände oder Bildschirme schaffen, so sieht es in den letzten Jahren im Actionbereich im Grunde umgekehrt aus. Hier wetteifern oftmals einfallslose Produktionen mit solchen, die auf abstrusen Ideen basieren. Welchen Maßstab legt man also bei 'The Tomorrow War' an? Den Action-Maßstab, bei dem die Messlatte (zumindest inhaltlich) aktuell extrem niedrig liegt oder den für Science Fiction, der deutlich schwieriger zu überspringen sein dürfte?
Letztlich wird man hier also in ganz besonders starkem Maß bei subjektiven Faktoren landen und bei der Frage, ob man sich auf diesen Trip einlassen möchte. Für mich war der Unterhaltungsfaktor durchaus hoch, die technische Umsetzung solide und die oft kritisierten Logiklöcher fand ich auch nicht wesentlich schlimmer als bei anderen Actionfilmen. Vielleicht war es auch ein Vorteil, vorher ein paar negative Kritiken gelesen zu haben und daher gar nicht erst übertrieben hohe Erwartungen zu entwickeln. Für mich hat sich die Sichtung jedenfalls gelohnt.