Framolf - Kommentare
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Alle Kommentare von Framolf
Edeltrash aus dem Hause Marvel. Zusammengefasst: Eine durchwachsene Story, namhafte Darsteller (unter ihnen Peter Fonda) und CGI-Einsätze aus der Hölle - wie es sich für einen echten Ghost Rider eben gehört...
Doch trotz (bzw. wegen) des Unfugs, der einem hier serviert wird, kann sich eine Sichtung durchaus kurzweilig und unterhaltsam gestalten. Regie und Drehbuch kommen immer wieder mit absurden kleinen Einfällen um die Ecke, von denen einige noch nicht einmal Sinn ergeben, und gerade deshalb irgendwie Spaß machen. Nicolas Cage wirft sich ohnehin gerne in solche Rollen und erscheint dementsprechend auch gut aufgehoben in seiner Kluft.
Einspielen konnte 'Ghost Rider' ungefähr das Doppelte der Produktionskosten, wodurch unter dem Strich vermutlich eine schwarze Null stehen dürfte. Grund genug für die Produzenten, ein Sequel nachzulegen, dort aber unter visuellen Gesichtspunkten vieles auf links zu krempeln; was manche Fans deutlich stärker erschreckt haben dürfte als die Mächte aus der Unterwelt, die in den Filmen ihr Unwesen treiben...
Wohlwollend verfeuerte 7 Punkte.
Der rastlose Clint Eastwood drehte im Herbst 2020 - im stolzen Alter von mittlerweile 90 Jahren - als Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller erneut einen Film, und wie man sich denken kann, spielt er auch dieses mal wieder einen Charakter, der für sein Alter erstaunlich gut in Schuss ist. Er reitet ein wildes Pferd (leider hat die Kamera dabei versehentlich sein Gesicht nicht gefilmt xD), bandelt mit einer Frau an, die rechnerisch sogar seine Enkelin sein könnte (39 Jahre Altersunterschied) und lehrt zwielichtige Verfolger in ihren besten Jahren das fürchten. Zwar in einem sehr gemäßigten Tempo, aber durchaus beständig.
'Cry Macho' beginnt zunächst etwas dröge, baut mit Beginn des Road-Movie-Abschnitts dann aber doch zunehmend Flair und auch ein klein wenig Spannung auf. Das Drehbuch sieht für den Protagonisten praktischerweise einen jugendlichen Begleiter vor, sodass sich die Handlung zu einer Art Buddy-Movie mit gegensätzlichen Charakteren, die aber trotzdem einige Gemeinsamkeiten haben, entwickelt. Streng genommen gibt es mit dem Kampfhahn sogar noch einen dritten Begleiter, dem ebenfalls seine Momente von warholscher Aufmerksamkeit zuteil werden. Die Stimmung ist dabei überwiegend ruhig und gediegen, sanfte Eskalationen durchbrechen die vermeintliche Ruhe jedoch regelmäßig, wodurch zumindest kein Stillstand aufkommt.
Für einen entspannten Filmabend bei einem Schoppen Wein oder einem Seidl Bier ist diese Verfilmung keine schlechte Wahl. Auf rasante Action oder die tiefgründige Abhandlung abstrakter Probleme sollte man sich besser nicht einstellen.
5,5 Punkte mit leichtem Drall zur nächsthöheren Wertung.
Spannende Doku, die bereits erste Einblick in Zuckerbergs dystopisches Metaverse bietet...
Okay, neuer Versuch: 'Space Jam 2' versucht den Spagat, ein altes Konzept neu aufzulegen und etwas zeitgemäßer zu gestalten, und dabei Kinder und Erwachsene gleichermaßen zu unterhalten. Regelrechten Symbolcharakter hat in dieser Hinsicht der Beginn, als ein Junge mit einem Gameboy spielt. Deutlicher könnte man die Kinder von heute und die der 90er Jahre kaum adressieren. Und so zieht es sich im Grunde durch den gesamten Film. Die Handlung ähnelt der des Originals von 1996 und auch das wechselnde Aussehen der Figuren erscheint als ein einziger Kompromiss. Durchaus sehenswert ist allerdings die regelrechte Parade der Charaktere aus dem Hause Warner Brothers, die während des entscheidenden Matches im Publikum aufgefahren wird, denn die Zuschauerränge erweisen sich als der reinste Hort von Easter Eggs und Elefanten im Raum. Mitunter bietet der Hintergrund sogar spannendere Einblicke als das Spielgeschehen.
Der Cast umfasst mit Darstellern wie LeBron James, Don Cheadle sowie Sonequa Martin-Green und Sprecherin Zendaya einige prominente Namen, die eigentlichen Stars bleiben aber natürlich die Looney Tunes, denen allenfalls Cheadle hier und da die Show stiehlt.
Unter dem Strich handelt es sich bei 'Space Jam 2' um eine Fortsetzung, auf die (zurecht) vermutlich kaum jemand gewartet hat, die aber zumindest als Fanservice Sinn macht. Für weiterführende Ansprüche ist die Story schlichtweg zu uninspiriert. Im direkten Vergleich schneidet dieses Prequel wegen seiner mangelnden Originalität tendenziell schwächer als der Vorgänger, punkten kann die Inszenierung von Malcolm D. Lee jedoch durch unzählige popkulturelle Referenzen und beiläufige Späße, die die kreative Bankrotterklärung deutlich abmildern und somit für einen soliden Unterhaltungswert sorgen.
Kult oder Trash? Irgendwie beides. Die Story ergibt nur bedingt Sinn, bzw. wirkt eher wie ein reines Vehikel. Immerhin „übersetzt“ sie allerdings den Kern der Cartoons relativ passend in diese Hybridverfilmung. Cartoonfiguren, -logik und -physik brechen gewissermaßen in die reale Welt ein und steuern gemeinsam mit Michael Jordan, Wayne Knight ('Seinfeld') und Billy Murray auf ein ultimatives Basketballmatch zu, dessen Vorbereitung die gesamte Handlung (wenn man sie denn so nennen möchte) untergeordnet ist. Unterlegt mit zahlreichen Hits der 90er Jahre findet sich eine bunte Truppe zusammen, die sich mit noch schrägeren Gegenspielern zu messen hat. Für reichlich Cameos ist gesorgt und für den einen oder anderen Gag ebenso.
Als nostalgische Zeitreise, zur Vorbereitung auf die Fortsetzung oder als launige Unterhaltung für Basketballfans sicherlich keine schlechte Wahl, aber abgesehen davon für viele Zuschauer vielleicht in der Erinnerung besser aufgehoben als auf dem Bildschirm...
Horrorctober 2021 #34
Kammerspielartiger Mysterythriller mit leichten Horroreinflüssen. Die Kulisse ist fast schon einer Theater-Naturbühne nachempfunden und das Figurensetting lässt bereits erste Vermutungen aufkommen, dass hier irgendetwas anders laufen könnte, als man es aus den allermeisten „Konkurrenzproduktionen“ gewohnt ist. M. Night Shyamalan wäre eben nicht er selbst, wenn seine Geschichte von Anfang an komplett berechenbar wäre. Doch im Fall von 'Old' scheint er sich in in dieser Hinsicht ein wenig verhoben zu haben. In Sachen Plausibilität tun sich einige Problemstellen auf (Beispiel: [SPOILER] Was dem Baby innerhalb einer Minute zum Verhängnis wird, scheint für die Erwachsenen auch über Stunden (i. e. Jahrzehnte) kein Problem zu sein [SPOILER ENDE]). Auch um eine komplette Auflösung des Rätsels drückt sich Shyamalan herum, indem er lediglich die Frage nach dem cui bono umfassend beantwortet. Den Rest darf bzw. muss sich das Publikum selbst zusammenreimen.
So bleibt am Ende ein Spielfilm, dessen Geschichte zwanzig Jahre früher problemlos auch als eine Doppelfolge von 'Outer Limits' hätte laufen können. Handwerklich wirkt der Film solide inszeniert, doch das Drehbuch hinterlässt einen etwas unausgegorenen Eindruck. Daraus resultiert eine mehr oder minder kurzweilige Erzählung vor einer durchaus passend gewählten Kulisse, die in einigen Szenen auch mit einer passenden Atmosphäre punktet. Als Snack für zwischendurch sicher nicht die allerschlechteste Wahl, aber echte Genre-Highlights sehen dann doch anders aus.
(Hiermit wäre dann auch mein Horrorctober beendet. ^^)
Horrorctober 2021 #33
'What Lies Below' täuscht zunächst ein Drama à la 'Fishtank' an, zieht dann in Richtung Psychothriller, um letztendlich über den Mystery- und Horrorbereich in ein weiteres Genre einzumünden (das ich aber ganz bewusst nicht nenne, um nicht unnötig zu spoilern). Die Handlung ist dabei denkbar simpel (Spannungen zwischen der Protagonistin und dem neuen Lebensgefährten ihrer Mutter). Angereichert wird sie mit wiederholten Zwischentönen zur Problematik sexueller Übergriffe. Die Begründung dafür steht wie ein Elefant im Raum, vermag aber offenbar dennoch viele Zuschauer zu überraschen, was womöglich auch davon abhängt, ob einem bereits ähnliche Geschichten untergekommen sind oder noch nicht.
Als besonders auffallend an der Inszenierung erweist sich der zurückhaltend eingesetzte Score, der über weite Strecken eher subtil und unscheinbar ins Gehirn kriecht, nur um sich in den entscheidenden Momenten zu steigern und somit relativ effektvoll Unbehagen zu erzeugen. Eine Sichtung macht vor allem dann Sinn, wenn man sich gerne einer unheilvollen Atmosphäre hingibt; in Bezug auf die Handlung sollte man die Trauben besser nicht allzu hoch hängen.
++ SPOILER ++
Wer die Serie 'Invasion' (2005) gesehen hat, dürfte den Braten schon relativ zeitig (bspw. beim ersten „gemeinsamen“ Essen) riechen, denn die inhaltlichen Schnittmengen beider Produktionen sind enorm.
Horrorctober 2021 #32
Wie bei so vielen Episoden dieser Reihe steht und fällt auch bei 'Halloween Kills' vieles damit, ob man sich mit der Prämisse, dass die überwiegende Mehrheit der vorherigen Filme vom Drehbuch ignoriert wird, anfreunden möchte. Die Handlung knüpft direkt an den Vorgängerfilm von 2018 an, der sich wiederum auf das Original von 1978 bezieht.
Die Geschichte, die nun in der Veröffentlichung von 2021 erzählt wird, lässt sich kaum bewerten, da sie einfach ziemlich rudimentär ausfällt. In allererster Linie lebt die Inszenierung von David Gordon Green also von der Atmosphäre – und die kann sich durchaus sehen und erleben lassen. Als erstes Highlight erweist sich in dieser Hinsicht gleich mal der Prolog, der in den 70er Jahren verortet ist und stilistisch einige Konventionen dieser Dekade aufgreift. Auch im weiteren Verlauf gönnen sich Green und McBride, die sich bestens aus 'Eastbound & Down' kennen (ebenso wie u. a. auch Omar Dorsey, der in beiden Produktionen in einer Nebenrolle auftaucht), immer wieder stimmungsvolle Szenen, in denen Michael seiner Klinge freien Lauf lassen darf. Ebenso Erwähnung verdienen die vielen Bezüge auf das Original und ein paar kleinere Referenzen an die eigentlich ignorierten Beiträge. Das große Ganze in Sachen Handlung wirkt dann allerdings doch etwas dünn; da hätte sich etwas mehr holen lassen. Daher unter dem Strich grundsolide 6 Punkte.
Horrorctober 2021 #31
Etwas eigentümlicher Neuaufguss der Original-Reihe aus den 90ern. Die 2021er-Version von 'Candyman' punktet durch zahlreiche zeitgenössische Bezüge und setzt mit ihrer Gesellschaftskritik mehrere Nadelstiche. Jedoch zielen diese nicht ausschließlich auf einen ganz bestimmten wunden Punkt der Allgemeinheit, sondern haben eher die Streuung einer Schrotflinte. Rassismus, Homophobie, Gentrifizierung und weitere Auswüchse werden dabei thematisiert, mit allerletzter Konsequenz wird aber keine dieser Zielrichtungen verfolgt. Auch die Dramaturgie kommt stellenweise etwas holprig daher und letztlich scheint in einigen Detailfragen auch die Plausibilität ein wenig zu leiden.
Den grundsätzlich ambitionierten inhaltlichen Ansatz kann man der Inszenierung von Nia DaCosta nicht absprechen, aber gute Absichten bedeuten eben noch nicht zwingend eine perfekte Umsetzung. Eine einmalige Sichtung kann daher eventuell schon Sinn machen; übertrieben viel Candy sollte man aber vorsichtshalber nicht erwarten, zumal die Umsetzung (zumindest teilweise) eher den Geschmack vertaner Chancen mit sich bringt.
Horrorctober 2021 #30
'The Deep House' ist ein eigentlich klassischer Found Footage Spukhausfilm aus Frankreich, nur eben mit dem besonderen Kniff, dass das besagte Haus unter Wasser liegt und nur per Tauchgang erkundet werden kann. Wer wäre also in einem Horrorfilm besser für eine derartige Mission geeignet, als zwei Touristen, von denen einer auch noch durch seinen ständigen Übermut auffällt? Und so kommt es, wie es kommen muss und das Unheil nimmt seinen Lauf.
Das wohl größte Alleinstellungsmerkmal dieses Filmes ist ohne Zweifel die Kulisse, die nicht einfach nur unter Wasser liegt, sondern von der einige Räume mit viel Freude am Detail eingerichtet wurden. Doch in einigen Einstellungen weiß man nicht so recht, ob man nun lachen oder weinen soll. Denn einerseits wurde hier zwar eine sehenswerte Welt geschaffen, doch andererseits erinnert sie oftmals auch ganz extrem an Horrormazes oder andere Attraktionen in Freizeitparks. Wer beispielsweise die Horror-Labyrinthe aus den Halloweenfesten im Bottroper Moviepark kennt, wird hier vieles wiedererkennen. Dass mit manchen Requisiten auch über das physikalische Ziel hinausgeschossen wird, scheint allerdings beabsichtigt zu sein, da man sie durchaus auch als Vorboten für die ominöse Mauer und andere mysteriöse Eigenarten des Gebäudes begreifen kann.
Unter dem Strich ist 'The Deep House' für Horrorfans tendenziell eine Sichtung bzw. einen Tauchgang wert – alleine schon wegen der Atmosphäre. Das Drehbuch kommt allerdings mehr oder weniger von der Stange und spielt routiniert die übliche Genreklaviatur. Eine mögliche Fortsetzung wird in der Post Credit Scene dennoch vorsichtshalber angedeutet; sicher ist sicher. Wenn sich an dieses Motto lieber auch mal die tauchenden Touristen halten würden...
Horrorctober 2021 #29
'Thursday' auf norwegisch. Eine zerstrittenes Ehepaar fährt zu einer Jagdhütte, um es ordentlich krachen zu lassen – im wahrsten Sinn des Wortes. Doch es kommt natürlich zunächst einmal anders als gedacht und die blutigen Festspiele nehmen ihren Lauf.
'The Trip' bietet eine schräge Mischung verschiedenster Genres (Komödie, Thriller, Action, Splatter) und die Geschichte beschreitet (wie in so vielen Filmen mit Noomi Rapace) völlig andere Wege, als man sie von Mainstreamproduktionen gewohnt ist. Für Überraschungen ist also gesorgt; manche von ihnen kommen aus dem Nichts, andere deuten sich bereits an. Ähnlich verhält es sich mit den Gags, die zwischen subtiler Groteske und blutigem Slapstick (mit Betonung auf „slap“) pendeln.
→ Kurzweilige Klopperei, aber nicht so kompromisslos, wie sie eigentlich sein könnte.
(Das Hauptfoto auf MP ist ein unnötig wie ein Kropf – wenn man bedenkt, aus welcher Szene es stammt.)
Horrorctober 2021: HorrOSCARtober Film #27
Oscar Madness Film 111 (1 Auszeichnung)
Ein Horrorfilm über zwei US-Touristen auf einer Wandertour in Europa – das kann nicht gutgehen! Und ohne zuviel zu verraten: Wird es auch nicht.
'American Werewolf' baut sein Szenario sehr bedacht und fast schon aufreizend gemächlich auf, was Cineasten aus Sicht des neuen Jahrtausends möglicherweise regelrecht das Herz höher schlagen lassen kann. Während sich die allermeisten neueren Produktionen streng an Zeit- und ähnliche Formeln halten, wurden John Landis ('Blues Brothers') dazumal ganz offenkundig deutlich mehr Freiheiten eingeräumt, die er – wie man sehen kann – auch mit Freude nutzt. Dabei baut er seine Geschichte nicht nur langsam auf, sondern lockert sie auch immer wieder mit kleineren Humoreinlagen auf, ohne die zunehmend verzweifelte Grundstimmung und das Gefühl einer sich zuziehenden Schlinge komplett zu opfern. Nach und nach lässt er die animalische, bedrohliche und weitgehend unbekannte Kraft aus dem Wald den urbanen Dschungel infiltrieren, ehe sie sich in einer Eruption zu entladen droht. Als Zuschauer begleitet man den geplagten Protagonisten und ist ebenso ratlos, ob es überhaupt eine glückliche Lösung für dessen Misere geben kann.
Die Maske brachte der Produktion 1981 einen Oscar ein, allerdings sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass mit 'Herzqietschen' nur ein einziger Konkurrenzbeitrag nominiert wurde. Beachtlich erscheinen die Ergebnisse, die in dieser Hinsicht auf die Leinwand gebracht wurden, dennoch allemal; und zwar nicht nur in Hinblick auf die Werwolf-Verwandlung. Besonders die wechselnden Masken seines an fortschreitender Verwesung leidenden Gefährten sind nicht nur sehenswert, sondern sie lassen auch ein gewisses Maß an Mimik zu, was angesichts des Produktionsdatums keineswegs selbstverständlich ist. Für Maskenbildner Rick Barker sollte sich der Gewinn der Trophäe als Startschuss für eine erstaunliche Award-Vita erweisen, denn er konnte sich in den Folgejahren nicht weniger als sechs weitere Auszeichnungen sowie fünf zusätzliche Nominierungen im Rahmen der Academy Awards sichern.
7 – 7,5 Punkte.
Horrorctober 2021 #28
++ Mini-SPOILER ++
'An American Werewolf in Paris' wirkt wie die Persiflage, oder in den schlimmsten Momenten sogar wie der Mockbuster des Vorgängerfilmes von 1981. Zwar gibt es jetzt deutlich mehr Werwölfe, aber das Bedrohungspotenzial ist dadurch keinesfalls automatisch gewachsen. Kam in der ersten Episode der Schrecken noch aus den inneren Abgründen des Protagonisten heraus, so begegnet man hier einer kriminellen Bande von haarigen Biestern und zwei nicht ganz so bösen Werwölfen, die zwar Schwierigkeiten haben, im Fall der Fälle ihre animalischen Triebe zu kontrollieren, sich in manchen Szenen dann offenbar aber doch wieder unter Kontrolle haben.
Die Gagdichte ist in der Fortsetzung deutlich höher, was aber nicht unbedingt heißt, dass das Endprodukt dadurch auch lustiger ist. Überhaupt erscheint das Etikett „Fortsetzung“ hier nur bedingt passend. Zwar spielt der Film ganz offenkundig im selben Universum und geht von denselben Gegebenheiten aus, aber im Serienbereich würde man hier wohl eher von einem Spin-Off sprechen. Innerhalb der Filmlandschaft wäre vielleicht die Einordnung als Soft Reboot noch am passendsten.
Wie auch immer, während dem Original doch ein gewisser „schrecklicher“ Kern innewohnt, ist die Paris-Episode durch und durch auf Unterhaltung getrimmt und sie bringt auch keinen nennenswerten Anspruch mit, weder in inhaltlicher noch in handwerklicher Hinsicht. Die Werwölfe (nunmehr CGI statt Kostüm bzw. Maske) wirken unter visuellen Gesichtspunkten allenfalls zweckmäßig und einige der Darsteller erscheinen auch mehr oder minder überfordert (Julie Delpy ist hiervon ganz klar ausgenommen).
→ Launiger Werwolf-Spaß, allerdings ohne nennenswerte inhaltliche, künstlerische oder technische Relevanz
(Bitte nicht wundern, euer Kalender ist richtig, aber meiner geht falsch. :-D Hab noch ein paar Kommentare offen, daher geht meine Horrorctober-Session für ein paar Tage in die Verlängerung. ^^)
Horrorctober 2021: HorrOSCARtober Film #26
Oscar Madness Film 110 (1 Nominierung)
Bekanntlich ragen Leuchttürme weit aus der Landschaft heraus und bieten Seefahrern Orientierung und ein wenig mehr Sicherheit, indem sie indirekt den Weg weisen. Das buchstäbliche Licht in der Finsternis bietet auf diese Weise ein kleines Stück an Verlässlichkeit und Hoffnung auf rauer See. Doch wie sieht auf der kleinen Insel aus, auf der der Leuchtturm in dieser Geschichte errichtet wurde? Sie liegt offenbar mitten im Nirgendwo und die See um sie herum sowie das Wetter könnten rauer gar nicht sein. An solchen Orten stirbt noch nicht einmal die Hoffnung, denn sie wagt sich gar nicht erst dorthin.
Hier befindet sich – abgesehen von den schroffen Felsen vielleicht - schlichtweg alles im Verfall. Die Sitten, der Körper, der Geist, das Gebäude und letztlich sogar die Zukunft. Wenn man annimmt, dass der Dachboden in manchen Denkrichtungen und oftmals auch in der Kultur mit der Zukunft assoziiert wird, und diese Verknüpfung in Verbindung mit dem Leuchtturm bringt, ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sich die dortige Lichtquelle als MacGuffin erweist. Die Zukunft ist an diesem zeitlosen Flecken Land mitten im Ozean derart weit entfernt, dass es noch nicht mal einen richtigen Gemüsegarten gibt, den man in absehbarer Zeit abernten könnte. An diesem unwirtlichen Ort und in dieser extremen Einsamkeit ist schlichtweg alles ramponiert; selbst die Träume. Da erscheint es auch nur folgerichtig, dass dies auch für zwischenmenschliche Beziehungen gilt. Aber vielleicht wird auch umgekehrt ein Schuh daraus und Orte wie dieser ziehen von vornherein schon einen ganz bestimmten Menschenschlag an.
Wie auch immer, in Robert Eggers zweitem Autorenfilm treffen zwei Charaktere aufeinander, deren Darsteller (Willem Dafoe und Robert Pattinson) aufspielen, als hinge ihr Leben davon ab. Und auch hinter der Kamera wird in vielen Bereich hervorragende Arbeit abgeliefert. Ganz besonders sogar unmittelbar hinter der Kamera in Person von Jarin Blaschke (was nebenbei bemerkt auch mit einer Oscarnominierung honoriert wurde). Die Aufnahmen verstärken die Eindrücke dieses Film gewordenen Albtraums noch weiter und zitieren sich munter durch diverse visuelle Höhepunkte der Genregeschichte; oder besser: sie verneigen sich regelrecht davor. In manchen Sequenzen wirkt 'Der Leuchtturm' wie eine Originalproduktion vergangener Dekaden, wobei sich allerdings nicht mit letzter Sicherheit ermitteln lässt, welches Jahrzehnt in stilistischer Hinsicht vorrangig Pate stand (möglicherweise die Vierziger Jahre, doch das ist reine Spekulation). Aus dem Zusammenwirken der verschiedenen Abteilungen (v.a. Kamera, Schnitt und Musik) entsteht eine Atmosphäre, die die Morbidität fast schon greifbar macht.
Doch bei aller künstlerischen und handwerklichen Exzellenz stellt sich (zumindest mir) durchaus die Frage, was man mit dieser Erzählung nun anfangen soll. Vielleicht ist es auch einfach eine Frage der Erwartungen. Denn Robert Eggers 'Der Leuchtturm' überzeugt in vielerlei Hinsicht, nur auf inhaltlicher Ebene scheint es in diesem Fall ganz besonders auf die persönlichen Vorlieben anzukommen, inwieweit man der Sichtung etwas abgewinnen kann.
6,5 Punkte mit leichter Tendenz nach oben.
Horrorctober 2021: HorrOSCARtober Film #25
Oscar Madness Film 109 (7 Nominierungen)
Psychothriller mit dezenten Horrorspuren, der den Zuschauer mit in menschliche Abgründe nimmt und dabei ein gezieltes Wechselspiel aus Information und Verwirrung betreibt. Die Handlung, die für damalige Verhältnisse offenbar als durchaus verstörend gelten durfte, trägt zahlreiche Keimzellen für die Dramaturgie späterer Psychothriller und Horrorfilme in sich, was bereits mit der Inszenierung von vermeintlichem und/oder tatsächlichem Wahnsinn und Manie beginnt und mit dem Aufbau einzelner Szenen endet. Wer damit leben kann, über weite Strecken erstmal nicht allzu viele Informationen zu erhalten, dürfte hier durchaus gut aufgehoben sein.
Trotz (oder gerade wegen) der verhältnismäßig abseitigen und für damalige Verhältnisse wohl auch recht verstörenden Handlung brachte es 'Wiegenlied für eine Leiche' auf die stolze Anzahl von sieben Oscarnominierungen. Auch wenn in keiner der Kategorien der Gewinn des Awards gelingen konnte, so erweisen sich die Ergebnisse in manchen Sparten doch als überaus beachtlich.
Beste Nebendarstellerin: Agnes Moorehead, die „eingeklemmt“ zwischen Bette Davis und Olivia de Havilland eigentlich keinen besonders dankbaren Part einnimmt, schwimmt sich in ihrer schrulligen, aber dennoch halbwegs geerdeten Rolle frei und sichert sich damit ihre vierte Nominierung (nach 'Der Glanz des Hauses Anderson', 'Tagebuch einer Frau' und 'Schweigende Lippen').
Beste Kamera (Schwarzweißfilm): Joseph F. Birocs Kamera nimmt in stilistischer Hinsicht keine Gefangenen und bringt gleich von der ersten Szene an zum Ausdruck, dass in den folgenden gut zwei Stunden mit gut durchdachten Einstellungen zu rechnen sein wird. Als John vor Big Sam zum Rapport antritt und hinter bzw. über ihm, gefilmt aus der Froschperspektive, das Portrait des Patriarchen an der Wand thront, ist John regelrecht umzingelt von seinem Widersacher und hat sprichwörtlich keinen Ausweg aus seiner Lage – außer dem einen, den ihm sein Gegenüber gewährt. Zwar ging Biroc bei der Verleihung ebenso leer aus wie seine Kollegen aus den anderen Sparten, doch konnte er sich die begehrte Trophäe zehn Jahre später für seine Mitwirkung an 'Flammendes Inferno' sichern.
Bestes Szenenbild (Schwarzweißfilm): Die o. g. Szene unterstreicht auch recht deutlich den Stellenwert, den das Zusammenspiel aus Kamera und Szenenbild in der Inszenierung durch Robert Aldrich ('Das dreckige Dutzend') einnimmt. Man lässt, wenn man so will, das dem Abbruch geweihte Haus ein womöglich letztes mal seinen Charme spielen und bringt diesen in Einklang mit der Cinematographie zur Geltung.
Bestes Kostümdesign (Schwarzweißfilm): Die Auswahl und Beschaffenheit der Kostüme wirkt vielseitig und ihnen scheint besonders in Hinblick auf die Frauenrollen, ein „sprechender“ Charakter zuzukommen. Schlicht, verspielt, verträumt, bieder, zweckmäßig sind dabei Attribute, die einem zu den jeweiligen Textilien einiger Charaktere in den Sinn kommen. Doch Vorsicht: Zwar bleiben die allermeisten Figuren ihrem jeweiligen (zumeist zeitgemäßem) Stil treu, doch man sollte damit rechnen, dass hier eventuell ganz bewusst falsche Fährten gelegt werden.
Bester Schnitt: Die Montage gewährt den Zuschauern in allerbester Hitchcock-Manier wiederholt einen kleinen Vorsprung vor einem Teil der Charaktere. Mal ist dieser zeitlicher Natur, mal eher räumlicher. Auf diese Weise lässt sich typischerweise Spannung generieren und eine gewisse Komplizenschaft mit dem Publikum herstellen, was im speziellen Fall von 'Wiegenlied für eine Leiche' auch bitter nötig erscheint, um die Rezipienten nicht völlig abgestoßen von manchen Charakteren zurückzulassen.
Beste Original-Musik: Eingesetzt wird die zumeist orchestrale Musik hier überwiegend zum Spannungsaufbau und um Emotionen zu untermalen. Verliehen wurde die Trophäe jedoch (ebenso wie die für den besten Song) an die Konkurrenz von 'Mary Poppins'.
Bester Song ('Hush... Hush, Sweet Charlotte'): Der Song fand in verschiedenen Fassungen Eingang in den Film. Es wird mittels einer (leitmotivisch in Szene gesetzten) Spieldose gespielt, auf einem Cembalo intoniert und von Bette Davis gesungen. Der Abspann wiederum wird mit einer Interpretation von Al Martino hinterlegt. Darüberhinaus existieren wohl noch mindestens zwei weitere Versionen.
Fun Fact: Bruce Dern ist hier in seiner zweiten Filmrolle (nach 'Wilder Strom', 1960) zu sehen.
Horrorctober 2021 #24
++ Mini-SPOILER ++
Psychologischer K-Horror der besonders edlen Sorte. Dies gilt sowohl für die visuelle Gestaltung (Kamera, Kulissen, Ausstattung) als auch für das ambitionierte Drehbuch, das seine Geschichte auf eine bemerkenswert ambitionierte Art erzählt.
Regie und Drehbuch machen des Publikum gewissermaßen zu Komplizen der Protagonistin, da die Geschichte vorrangig aus ihrer Perspektive erzählt wird und viele der Szenen somit unter einem gewissen Vorbehalt stehen. Letzteres gilt jedoch auch ganz ausdrücklich für alle Sequenzen, in denen die Stiefmutter auftritt, die möglicherweise ähnliche Probleme mit sich herumschleppt, wie es die Erzählung schon früh andeutet. Daher ist es an der Beobachtungs- und Kombinationsgabe der Zuschauer, herauszufinden, was hier vor sich geht; was eben durch den Modus des unzuverlässigen Erzählens enorm erschwert wird. Regisseur Jee-woon Kim legt mit einer ausladenden Bildsprache Hinweise zur Entschlüsselung, aber auch falsche Fährten aus. Auf diese Weise kann man auch schnell mal über die (leitmotivisch in Szene gesetzten) Füße oder die Schuhe der Darstellerinnen stolpern... Selbst wer auf detektivische Weise zuschaut, kann der Kamera nicht mit hundertprozentiger Sicherheit trauen. Zwar liefert das Ende deutlich Hinweise, allerletzte Zweifel werden aber offenbar ganz bewusst nicht beseitigt.
→ Für Freunde etwas abseitiger Horrorfilme, die sogar mit einem gewissen künstlerischen Anspruch inszeniert wurden, eine klare Empfehlung.
Horrorctober 2021 #23
(An Nr. 23 ist natürlich ein Beitrag über eine [SPOILER] Verschwörung der Eliten [SPOILER ENDE] Pflicht. ^^)
Was als 'Battle Royale' Verschnitt beginnt, biegt recht zügig ab in Richtung blutiger Politsatire, die sich allerdings um eine klare Aussage drückt. Namen bekommen die meisten „Kandidaten“ gar nicht erst. Für die Organisatoren sind sie ohnehin nur austauschbare Nummern. Selbiges gilt auch für die Jäger, denen diese Tatsache allerdings in vielen Fällen nicht bewusst zu sein scheint. Die Metaphern, die in der Handlung hiermit ausgedrückt werden sollen, sind vielleicht nicht unbedingt subtil, weniger treffend werden sie dadurch jedoch noch lange nicht.
In Bezug auf den Cast fährt 'The Hunt' mit Ike Barinholtz, Ethan Suplee, Emma Roberts und Hilary Swank einige bekannte Gesichter auf, von denen einige ansonsten eher im reinen Komödienfach zu Hause sind, und sicher nicht zuletzt auch deshalb für eine Besetzung in Frage kamen. Als doch recht gewöhnungsbedürftig erweist sich allerdings Betty Gilpins Spiel, deren Performance offenbar ganz bewusst von einer artifiziell-unterkühlten Note geprägt ist.
Die politischen Implikationen wurden augenscheinlich bewusst vage gehalten, wodurch die Moral der Geschichte nur schwer greifbar erscheint. Die satirischen Überspitzungen in Bezug auf beide politischen Richtungen und vor allem die Handlungsentwicklung versprechen einerseits Spott über beide Lager, laden andererseits aber auch zu bewussten oder unbewussten Fehlinterpretationen ein; nicht zuletzt auch deshalb, da sich die Produzenten vermeintliche Stilmittel beider Fraktionen zunutze machen. Etwas zweifelhaft erscheint auch, ob die wahren Frontlinien wirklich dort verlaufen, wo die Autoren sie verorten oder ob sich die tatsächlichen Probleme des Landes nicht doch deutlich komplexer gestalten.
Das Drehbuch stammt aus der Feder von Damon Lindelof und seinem Weggefährten Nick Cuse, die somit nach ihrer Zusammenarbeit an 'Watchmen' und 'The Leftovers' ein weiteres gemeinsames Projekt umsetzen. Latent steht auch die Handschrift von Nicks Vater Carlton im Raum, der zusammen mit Lindelof über Jahre hinweg die kreativen Zügel bei der Produktion von 'Lost' in der Hand hielt. Ähnlich wie dort auch werden in dramaturgischer Hinsicht in 'The Hunt' ebenfalls keine Gefangenen genommen. Zwar lässt sich der Ausgang einzelner Szenen durchaus antizipieren, doch Regisseur Craig Zobels Inszenierung schlägt an einigen Stellen derart wilde Haken, dass zahlreiche Formelkonventionen weit entfernt scheinen.
Auch wenn die Erzählung am Ende sehr im Vagen verbleibt und hinsichtlich des Endes etwas Stirnrunzeln hinterlässt, machen die Scharfzüngigkeit in manchen Szenen, die offenbar regellose Unberechenbarkeit in Bezug auf die Gesamtstruktur sowie die unterhaltsam vorgetragenen und handwerklich ordentlich umgesetzten Kills vieles wieder wett. Und gerade aus den originellen Elementen resultiert ein doch recht hoher Unterhaltungsfaktor, sofern man sich auf solche Formate einlassen mag.
Wegen des vergleichsweise unverbrauchten Ansatzes gerade noch 8,5 Punkte.
Horrorctober 2021: HorrOSCARtober Film #22
Oscar Madness Film 107 (4 Nominierungen)
Saatgut birgt einerseits die Keimzelle zur Geburt und zum Gedeihen einer neuen Generation nach einem vererbten Bauplan in sich, weckt aber andererseits auch Assoziationen zu den biologischen Eltern sowie zum Gärtner. Und damit wäre im Grunde auch schon die gesamte Prämisse dieses Filmes zusammengefasst. Was hat es also damit auf sich? Sind bestimmte Verhaltensmuster, womöglich sogar verbrecherische, also vererbbar? Oder handelt es sich dabei um einen veralteten Irrglauben? Über diese Fragen wird in den Dialogen dieses Filmes wiederholt diskutiert, eine viel größere Rolle spielen sie jedoch in Bezug auf die Gesamthandlung als solche. Aus heutiger Sicht dürfte sich diese Frage sicherlich kaum noch stellen (und aus Sicht der 50er Jahre sehr wahrscheinlich auch nicht), als Grundlage für dieses kriminalistische Psychoduell mit leichtem Horroreinschlag taugt diese Problemstellung jedoch allemal.
Die Inszenierung des Stoffes wurde (aus guten Gründen) mutmaßlich ganz bewusst in die Verantwortung eines Regisseurs mit jüdischem Hintergrund (Mervyn LeRoy) gegeben, denn gerade in den falschen Händen hätte damit auch durchaus Schindluder getrieben werden können. Die These einer möglichen Vererbung krimineller Tendenzen wurde ein gutes Jahrzehnt zuvor in Europa und anderswo noch zur Rechtfertigung unfassbarer Gräueltaten sowie erfolgter und versuchter Genozide herangezogen. Und das Motiv für die Morde im Film (Jähzorn in Folge von Gier) hat einerseits eine sozialkritische Komponente, im Verbund mit der Vererbungstheorie jedoch auch einen bitteren historischen Beigeschmack. Ohne diese Implikationen wäre vielleicht sogar eine Oscarnominierung für das beste adaptierte Drehbuch im Raum gestanden, denn das Figurensetting und der dramaturgische Aufbau (Checkhov's Gun hängt wiederholt an der Wand und das Prinzip des erzählerischen Säens und Erntens wird hier regelrecht zelebriert) wirken abgesehen von ihrer kruden und veralteten psychologischen Grundlage reflektiert und behutsam montiert – wie man es eben von vielen Bühnenstücken kennt. Nicht unerwähnt bleiben sollte in inhaltlicher Hinsicht auch der Aspekt einer Abrechnung mit Vertretern des gehobenen Bürgertums, denen nichts wichtiger zu sein scheint als der eigene Ruf oder das eigene Wohlergehen.
Tatsächliche Nominierungen gab es jedenfalls für Nancy Kelly (Beste Hauptdarstellerin) sowie Eileen Heckart und Patty McCormack (beide als beste Nebendarstellerinnen). Bezeichnenderweise ist gerade das Spiel der jungen Patty McCormack am deutlichsten auf das Medium Film ausgerichtet. Während die beiden anderen Nominees (und dabei ganz besonders Nancy Kelly, die auch eine Karriere auf dem Broadway vorweisen kann) im theatralischen Stil vorrangig auf demonstrative Gesten setzen, regelt McCormack vieles über ihre Mimik und verleiht dabei ihrem offenbar bewusst hüftsteifen Auftritt eine tiefere Dimension. Zu Heckarts Rolle wiederum gehört der Umstand, dass sie offenbar zu ganz bewusstem Overacting aufgefordert wurde, um etwas offener zu halten, wie stark die von ihr verkörperte Mrs. Daigle nun tatsächlich alkoholisiert ist bzw. ob sie vielleicht mit voller Absicht übertreibt, um unterschätzt zu werden und ihre Gesprächspartner in falscher Sicherheit zu wiegen.
Die Herkunft des Stoffes aus dem Theater dürfte den allermeisten Zuschauern bei dieser kammerspielartigen Inszenierung also aus verschiedenen Gründen stets gegenwärtig sein. Umso mehr Anerkennung findet daher der Umstand, dass auch Harald Rosson für seine Arbeit an der (schwarz-weiß) Kamera mit einer Oscarnominierung bedacht wurde. Auch wenn keine(r) der vier Nominierten den Gewinn der Trophäe für sich verbuchen konnte, so bleibt hier dennoch der Eindruck einer auch Jahrzehnte später noch höchst sehenswerten Produktion, die in vielen Bereichen mit guten bis sehr guten Ergebnissen zu überzeugen weiß. Und auch der Unterhaltungsfaktor dürfte für viele Cineasten in keinster Weise gelitten haben. Daher erweist sich 'Böse Saat' im Nachgang zwar als weitgehend unbeachtet, aber dennoch nach wie vor empfehlenswert.
Horrorctober 2021: HorrOSCARtober Film #21
Oscar Madness Film 106 (2 Nominierungen)
Horrortrip in seelische und überhaupt menschliche (oder besser: animalische) Abgründe in extravaganten Bildern. Der von William Hurt gespielte Charakter bringt sich anhand psychoaktiver Substanzen in einen Rausch, aus dem es kein Entrinnen mehr zu geben scheint und dessen körperliche Auswirkungen offenbar immer stärker durchschlagen. Mit einer Mischung aus Schwelgen in Erinnerungen, (womöglich vorgeschobenem) Forschungsinteresse und Drang zum Eskapismus stürzt sich der Wissenschaftler Eddie Jessup in sein Projekt und hat dafür einen hohen Preis zu entrichten; ganz zu schweigen von seiner Umwelt, die es noch viel härter trifft.
Nach einer völlig durchgeknallten ersten Hälfte biegt die Inszenierung dann jedoch in etwas handfestere Gefilde ab, die zwar reich an Metaphern ist, aber immer stärker in Richtung Body Horror tendiert. Ob diese Entwicklung die Inszenierung aufwertet oder ihr schadet, ist schwer zu beurteilen, ohne mögliche andere Szenarien zu kennen. Zumindest wäre durchaus denkbar, dass es auch ein spannender Ansatz hätte werden können, noch stärker in die visualisierten Gedankenwelten des Protagonisten einzutauchen. So oder so erweist sich 'Der Höllentrip' jedoch nach wie vor als sehenswerte Reise in den Abgrund; und vielleicht auch wieder zurück. Allerdings ist bis heute ungeklärt, ob ihn tatsächlich alle Zuschauer unbeschadet überstanden haben. ^^
Doch trotz der rauschhaften visuellen Ausschweifungen gab es die beiden erfolgten Oscarnominierungen ausgerechnet in akustischen Kategorien; denn im Rahmen der Award Season 1981 wurden der Ton und die Filmmusik mit Berücksichtigungen für die finale Auswahlliste bedacht.
Horrorctober 2021: HorrOSCARtober Film #19
Oscar Madness Film 105 (2 Nominierungen)
'Ghostbusters: Die Geisterjäger' erweist sich auch lange Zeit nach der Veröffentlichung als spannendes Projekt. Obwohl die gesamte Produktion dieser Horrorkomödie stark in den 80er Jahren verhaftet ist und die Popkultur dieser Dekade geradezu zelebriert, funktionieren auch Zweit-, Dritt- oder sonstige Mehrfachsichtungen noch erstaunlich gut. Sofern man von einigen weniger gut gealterten Szenen absieht, wirkt die Verfilmung um einiges zeitgemäßer als so manche Veröffentlichung jüngeren Datums – sowohl in Hinblick auf den Handlungsaufbau und die Dramaturgie als auch bezüglich der Konstellation der Charaktere. Die Figur des Dr. Peter Venkman würde zwar heute mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit deutlich anders gezeichnet werden, zumal sein Verhalten in einigen Situationen fast schon als übergriffig gelten darf, aber im Großen und Ganzen kommt Ivan Reitmans Inszenierung in vielerlei Hinsicht auch einige Jahrzehnte später noch erstaunlich zeitgemäß daher. Vielleicht wird aber auch andersherum ein Schuh draus: Gerade weil sich einige Rezepte aus 'Ghostbusters' als erfolgsversprechend erwiesen haben, finden sie bis heute Nachhall und kommen in ähnlicher Form nach wie vor zum Einsatz.
Richard Edlund, John Bruno (et al.) wurden 1985 für einen Oscar für die besten visuellen Effekte nominiert. Damit dürfte nicht nur den Effekten an sich, sondern auch ihrem kreativen Einsatz Rechnung getragen worden sein. Schließlich sorgen sie immer wieder buchstäblich für Farbtupfer in der Inszenierung und erzeugen wiederholt auch eine gewisse Komik. Edlund hatte mit seiner Mitarbeit an '2010: Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen' noch ein zweites Eisen im Feuer, jedoch gewann mit 'Indiana Jones und der Tempel des Todes' ausgerechnet der dritte nominierte Beitrag.
Des Weiteren ging Ray Parker Jr. mit seinem mittlerweile fast schon ikonischen Song 'Ghostbusters' ins Rennen um die begehrte Trophäe. Zwar musste er sich Plagiatsvorwürfen seitens Huey Lewis & the News ('I Want A New Drug') erwehren, doch man konnte sich außergerichtlich einigen. Der Oscar ging allerdings ohnehin an Stevie Wonder und seinen Welthit 'I Just Called to Say I Love You' ('Die Frau in Rot').
7,5 - 8 Punkte.
Horrorctober 2021 #20
Die Handlung von 'Ghostbusters II' setzt fünf Jahre nach den Geschehnissen des Vorgängerfilmes ein und vereint die allermeisten relevanten Charaktere erneut auf der Leinwand. Der Elan und die Gewitztheit der ersten Episode haben sich zwar leicht abgemildert, sind aber durchaus noch vorhanden. Überhaupt bietet diese Fortsetzung mehr oder weniger klassischen Fanservice, sodass man als Fan der ersten Episode bedenkenlos zugreifen kann. Im Grunde bekommt man das bewährte Erfolgsrezept erneut vorgesetzt, jedoch zu dem Preis, dass es Innovationen nur in streng dosierter Form zu entdecken gibt.
Einige Handlungselemente aus dem Film finden später Anklang in der Serie 'The Real Ghostbusters', die (auch wenn sie einem anderen Kanon angehört) gleich von Beginn an in medias res geht und die Kenntnis der beiden Spielfilme mehr oder minder voraussetzt.
Fun Fact: Catherine und Jason Reitman, die Kinder des Regisseurs, sind ebenso in Komparsenrollen involviert wie Cheech Marin. Ivan Reitman selbst taucht in bester Hitchcock-Manier in einer Einstellung kurz als Statist auf.
Mit zwei zugedrückten Geisteraugen gerade noch 7 Punkte.
Horrorctober 2021 #18
Einmal mehr stellt sich die Frage, inwiefern Produzenten, Autoren und Regisseure von Neuverfilmungen von der Vorlage abweichen sollten und wie es gelingen könnte, Fans des Originals ebenso abzuholen wie „Neuentdecker“ eines filmischen Stoffes. Bei der Neubearbeitung der 2006er Version von 'Das Omen' gehen Regisseur John Moore ('Max Payne') und sein Team den Weg einer höchst werkgetreuen Re-Inszenierung, die allenfalls bei der Auswahl der Kulissen eigene Akzente setzt.
Die Frage nach einer passenden Bewertung erweist sich daher als nicht ganz einfach. Für sich allein genommen steht hier ein über weite Strecken solide inszenierter Horrorfilm, der einmal mehr das Motiv des diabolischen Kindes aufgreift. Wenn man diese Neuverfilmung jedoch ins Verhältnis zum Original setzt, erweisen sich beide Versionen in inhaltlicher Hinsicht als fast deckungsgleich. Zahlreiche Dialogzeilen wurden mehr oder weniger wörtlich übernommen und viele szenische Änderungen fallen derart marginal aus, dass sie kaum der Rede wert sind (Tretroller statt Dreirad usw.). Die Leistungen der Darsteller gleichen einem Auf und Ab und auch sonst dürfte sich für Fans des Originals hier nicht allzu viel herausholen lassen. Wer die Verfilmung von 1976 noch nicht kennt (oder die wesentlichen Züge der Handlung nicht mehr so präsent hat), dürfte bei einer Sichtung des Originals so gesehen klar im Vorteil sein.
Horrorctober 2021 #17
++ Leichte SPOILER ++
Statt einer klassischen Fortsetzung setzt Fox mit 'Omen IV' dem Publikum eine Episode vor, die sich eher wie eine Mischung aus Soft Reboot und Remake mit leichten Variationen anfühlt. An die Stelle des satanischen Jungen tritt nun ein teuflisches Mädchen, die erste Gefahrensituation besteht in einem herannahenden LKW statt in der Nähe zu einem Gewässer, statt aggressiver Affen bekommen die Zuschauer bissfreudige Schlangen zu sehen und das Kindermädchen ist hier mit einer völlig anderen Mission unterwegs. Der Hintergrund des Geschichte ist im Grunde derselbe, wird nun allerdings deutlich expliziter formuliert, indem beispielsweise Politiker in aller Deutlichkeit als Ausgeburten des Bösen gebrandmarkt werden.
In ästhetischer Hinsicht kann diese TV-Produktion ihren Vorgängern in keiner Weise das Wasser reichen, was sowohl für die visuellen Aspekte als auch für den Score gilt, für den nun erstmals nicht mehr Jerry Goldsmith verantwortlich zeichnet.
Als Abschluss der Reihe bzw. als Ergänzung zur Kinotrilogie kann eine Sichtung durchaus Sinn machen, sofern man die Erwartungen nicht allzu hoch hängt. Zwar werden (besonders in Bezug auf den Handlungsstrang um den Ermittler) auch einige eigenständige Entwicklungen mit eingeflochten, bahnbrechende kreative Besonderheiten sollte man aber besser nicht erwarten.
Horrorctober 2021 #16
Damien ist zurück bzw. immer noch da und treibt jetzt selbst sein Unwesen in Politik und Wirtschaft. Ein teuflischer Kapitalist und Politiker – wenn das mal keine doppelte Tautologie ist... Auf Grundlage dieser Prämisse entwickelt sich eine Story, die sich allerlei hinlänglich bekannter Elemente bedient und nicht mal vor Anleihen bei 'Road Runner und Wile E. Coyote' haltmacht.
Auch wenn weite Teile des Produktionsteams mittlerweile ausgetauscht wurden: Komponist Jerry Goldsmith (für den ersten Teil der Reihe oscarprämiert) ist nach wie vor involviert. Trotz der großen Fluktuation leistet auch der Rest der Crew überwiegend solide bis gute Arbeit. Ob die hier angerührte Mischung zur Erzeugung einer Gruselatmosphäre ausreicht, lässt sich objektiv nicht beurteilen. Für Fans sollte eine Sichtung aber durchaus Sinn machen; sei es aus Begeisterung, Neugier oder sportlichem Ehrgeiz.
Horrorctober 2021 #15
++ Leichte SPOILER ++
Geschichte wiederholt sich nicht.
...oder etwa doch?
Analog zu den Afrika-Bezügen in der 'Exorzist'-Reihe (besonders in der zweiten Episode und den beiden Prequels), wird auch in der ersten Fortsetzung von 'Das Omen' zunächst ein unheilvoller Abstecher zu den mythologischen Wurzeln der Thematik genommen, der zugleich auch einen Bezug zum Vorgängerfilm herstellt. Direkt im Anschluss daran wird Damiens Geschichte fortgesetzt, der nunmehr als Jugendlicher von seinem wohlhabenden Onkel großgezogen und auf eine Militärakademie geschickt wird und dort eine Schneise des Verderbens hinter sich herzieht. Als sein Stiefvater nach einer Weile Verdacht schöpft, steht er vor einer ähnlich schweren Entscheidung wie einst sein Bruder.
Jerry Goldsmith, der für seine Arbeit am ersten Teil der Reihe mit einem Oscar bedacht wurde und es während seiner Karriere auf beachtliche 17 weitere Nominierungen brachte, zeichnet erneut für die klangliche Untermalung verantwortlich und steuert einen gewohnt hochwertigen Score bei. Nicht zuletzt auch deshalb gelingt Regisseur Don Taylor die Umsetzung einer stimmigen Atmosphäre, wodurch sich diese Fortsetzung recht gut an den Vorgängerfilm anfügt. Zwar erscheint hier nicht jedes Detail perfekt, doch als Fan der Reihe sollte man sich diese Weiterführung der Geschichte nicht entgehen lassen.
Horrorctober 2021: HorrOSCARtober Film #14
Oscar Madness Film 104 (1 Auszeichnung, 1 weitere Nominierung)
Fast schon zeitloser Horrorklassiker, der auch einige Jahrzehnte später für die allermeisten Horrorfans und Cineasten eine Sichtung wert sein dürfte. Dabei wird nicht nur eine schnöde Gruselgeschichte erzählt, sondern implizit auch der eine oder andere Bezug zu gesellschaftlichen Gegebenheiten hergestellt, welche allerdings erst sehr viel später in der Reihe explizit benannt werden. Regie, Cast und viele weitere Bereiche liefern handwerklich gute Arbeit ab, was dazu beiträgt, dass diese Verfilmung auch heute noch sehenswert erscheint.
Die beiden Oscar-Berücksichtigungen, die 'Das Omen' für sich verbuchen kann, also die Auszeichnung für die Filmmusik sowie eine weitere Nominierung für den besten Song (jeweils für Jerry Goldsmith), beziehen sich beide auf die Klangwelten, die einen großen Anteil zur unheilvollen Atmosphäre beitragen. Doch auch in visueller Hinsicht hält Richard Donners Inszenierung so manches Bonmot bereit. Wiederholt werden kleinere teuflische Motive in die Szenerie eingebaut, mal eher beiläufig (wie etwa das Feuer), mal mit dem Holzhammer (wie zum Beispiel der Höllenhund) und teilweise auch repetitiv, aber offenbar bewusst spärlich beleuchtet (wie im Fall der Dolche). Trotz (oder gerade wegen) einiger Ungehobeltheiten gelingt Donner eine Handschrift, die in ihrem rauen Charme den Film bis heute von vielen anderen Genrebeiträgen abhebt.
Fazit: Nach wie vor sehenswert.