Framolf - Kommentare
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Oscar Madness Film 161 (3 Nominierungen)
Braucht die Welt eine weitere 'Macbeth'-Verfilmung? Die Antwort dürfte in Theaterkreisen ziemlich eindeutig ausfallen: Nur wenn sie dem bisherigen Kanon etwas neues hinzuzufügen vermag. Und gleich vorweg: Das gelingt Regisseur Joel Coen hier ganz besonders in stilistischer Hinsicht.
Zwar könnte man auch seitenweise über inhaltliche Dimensionen dieser Inszenierung sinnieren, aber die Regie macht es ihrem Publikum nicht gerade einfach. Texte von Shakespeare (wer auch immer er im wahren Leben gewesen sein mag) zu lesen ist eine Sache, sie in gesprochener Form zu rezipieren eine andere. Wenn die Textsalven jedoch auch noch derart schnell abgefeuert werden, wie es hier mitunter geschieht, ist ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit gefragt. Nicht unbedingt, um der Handlung zu folgen, sondern vielmehr um möglichst viele Implikationen der Dialoge im Zusammenspiel mit den Darbietungen der Darsteller und den visuellen Rahmenbedingungen, die hier geboten werden, erfassen zu können. Alleine schon deshalb dürften Mehrfachsichtungen dieser Inszenierung fast schon Pflicht sein, wenn man wirklich jede Einzelheit erfassen möchte.
Unabhängig von derlei Grundsatzfragen ragen aber drei Bereiche der Inszenierung ganz besonders heraus, die auch allesamt mit Oscar-Nominierungen bedacht wurden:
Bester Hauptdarsteller: Eigentlich erübrigen sich Hinweise auf den Oscar-Serientäter Denzel Washington mittlerweile fast schon von selbst. Trotz einer Vielzahl hochtalentierter Darsteller in Hollywood dürfte es nur wenigen gelingen, derart regelmäßig und zuverlässig Höchstleistungen über verschiedene Genres hinweg auf die Leinwand zu zaubern. Gerade durch die ihm eigene Mischung aus Strenge, Verbitterung, nuancierter Mimik und körperlicher Präsenz in der Gestik drückt er den von ihm verkörperten Charakteren einen ganz eigenen Stempel auf, ohne sie mit seinem eigenen Stil oder Ego zu erdrücken. Er bringt seine ureigene Note mit ein und lässt der jeweiligen literarischen Figur dennoch genug Raum im Sinne der Vorlage. Nach seinem vielbeachteten Auftritt in 'Fences' reüssiert er durch 'Macbeth' mit einer weiteren Verfilmung eines Theaterstoffes.
Das Szenenbild dieser Produktion orientiert sich deutlich stärker an den Brettern, die die Welt bedeuten, als an den Gepflogenheiten und Erfordernissen auf Zelluloid gebannter Inszenierungen. Die Kulissen kommen betont aufgeräumt daher und reduzieren den Blick auf das Wesentliche. In Bezug auf die Architektur und die Ausstattung (siehe z. B. die Bodenfliesen) treffen hier Stile verschiedener Epochen zusammen, wodurch die Handlung einen zeitübergreifenden Rahmen erhält; und zwar nicht nur im übertragenen Sinne, sondern auch im Wortsinn. Die geschilderten Intrigen und Pläne, die innerhalb des Schlosses geschmiedet und umgesetzt werden, werden buchstäblich umrahmt von architektonischen Gegebenheiten, die sich nicht ausschließlich einer einzigen Epoche zuordnen lassen, wodurch eben auch der Handlung an sich ein mehr oder minder zeitloser Charakter zukommt. Einen besonderen Stellenwert nehmen dabei die modernen Betonelemente sowie die Bodenbeläge ein, die die Handlung im wahrsten Sinn des Wortes auf ein zeitgemäßes Fundament und einen fast schon tagesaktuellen Boden stellen.
Eingefangen werden diese Bilderwelten von einer Kamera, die nicht nur albtraumhafte Bilder erschafft und ein fast schon kokettes Spiel von Nähe und Distanz vollführt, sondern auch ganz besonders stark die Möglichkeiten verschiedener Beleuchtungen und Kamerapositionen auslotet. Neben dem Zelebrieren einer bizarren Schönheit unterkühlter Bilderwelten stehen ganz besonders geometrische Formen im Vordergrund, die wiederholt in einer „sprechenden“ Art zum Einsatz kommen. Auf diese Weise werden also auch Mittel ausgereizt, die einem Regisseur im Theater schon per se nicht zur Verfügung stehen können; denn schließlich herrscht dort von jedem Platz im Publikum aus eine andere, ganz eigene Perspektive. Es gab in der Vergangenheit unzählige Versuche von Bühnenbauern, diesen Mangel (sofern man diesen Umstand als einen begreifen möchte) auszugleichen. Aber selbst der kreativste und ambitionierteste Ansatz kann naturgemäß nur eine Annäherung bringen. Denn die rein physische Präsenz mehrerer Personen in einem Raum bleibt in dieser Hinsicht einfach ein limitierender Faktor. Joel Coen (Regie) und Bruno Delbonnel (Kamera) jedenfalls loten hier ganz gezielt Grenzen der jeweiligen Medien aus erschließen so neue Räume, die im Vergleich zur Bühne eben nur auf der Leinwand oder dem Bildschirm möglich erscheinen.
Coens 'Macbeth' mag vielleicht kein Werk für die Ewigkeit sein (welcher Film ist das schon?), bringt aber mannigfaltige Qualitäten auf die Leinwand, die eine Sichtung durchaus lohnenswert machen können. Durch die Festlegung auf ein Schwarz-weiß Bild und ein Bildverhältnis von 4:3 könnte der Eindruck entstehen, als wolle man hier wirklich gar keinen Stein auf dem anderen lassen. Allerdings dürften auch diese ästhetischen Entscheidungen im Sinne des epochenunabhängigen Allgemeingültigkeitsanspruchs zu betrachten sein, der schon in Bezug auf die Kulissen zum Ausdruck kommt. Wirklich darauf gewartet hat vermutlich kaum jemand; einen Versuch wert sein könnte eine Sichtung allerdings trotzdem – zumindest für ein Nischenpublikum.
Fun Fact: Harry Melling (Dudley Dursley aus der 'Harry Potter' Reihe ist in einer Nebenrolle mit dabei).
Oscar Madness Film 160 (2 Auszeichnungen)
Lobet den Herrn und preiset ihn! Am besten mit einer großzügigen Spende für unseren christlichen Wasserpark!
Es gibt Geschichten, die so irrwitzig sind, dass sie wahrscheinlich nur das Leben selbst schreiben kann. Und eine davon findet man hier. Ein Prediger und seine Frau bringen es mittels einer eigentümlichen Fernsehsendung zu Ruhm und einem großen Publikum, das sich als enorm spendierfreudig, aber nicht besonders kritisch erweist.
In Hinblick auf den Spannungsaufbau könnte die Dramaturgie biederer kaum sein. Die satirischen Züge der Inszenierung hingegen erscheinen aller Ehren wert. Denn 'The Eyes of Tammy Faye' brennt ein wahres Feuerwerk an zwischen den Zeilen geäußerter Kirchenkritik (nicht: Glaubens- oder Religionskritik) ab. Drehbuch und Regie feuern aus allen Rohren gegen naives Obrigkeitsdenken, windige Prediger sowie gegen Würdenträger, die nur das finanzielle Wohl ihrer Organisation im Sinn haben; und zeichnen so das Bild einer Kirche, für die alle Menschen gleich sind. Abgesehen von denjenigen, die eben so nicht so ganz gleich sind. Auf der anderen Seite verbrüdert man sich jedoch auch gerne mal mit bigotten Politikern wie Ronald Reagan, der zusammen mit seiner Ehefrau Nancy öffentlich alle Geschütze im war on drugs in Stellung bringt, während andererseits im Fahrwasser der Iran Contra Affäre die Märkte mit Kokain überschwemmt werden. Aber was soll man als Kirchenfunktionär auch anderes machen, wenn einem die Demokraten damit drohen, Steuervorteile zu entziehen...? Dann schlägt man eben doch ganz gerne mal homophobe Töne an, um sich der grand bigoted party anzubiedern.
Jessica Chastain läuft in dieser hintergründigen Show zu absoluter Höchstform auf und wirft sich mit einer Spielfreude in ihre vielseitig gestaltete Rolle, die nur schwer zu toppen sein dürfte. Von Wut über Freude und Begeisterung bis hin zu Resignation und Nervosität darf sie eine große Bandbreite an Gemütsregungen zum Besten geben und ihre Figur verschiedenste Situationen durchleben lassen. Mal zornig, mal unsicher, mal selbstverliebt, mal flirty und mal resignativ – aber stets mit einem Lied auf den Lippen - ganz egal, wie unpassend die Gelegenheit auch sein mag... Viele dieser Songs hat sie nebenbei bemerkt selbst eingesungen, was ihre vielseitige Performance vollends abrundet. Die entsprechende Oscar-Nominierung, mit der ihre Vorstellung honoriert wurde, erscheint somit mehr als nur gerechtfertigt.
Doch nicht nur Jessica Chastain selbst hat hier ganze Arbeit geleistet, sondern auch die Maskenbildner, die ihr hier im Viertelstundentakt wechselnde Frisuren verpassen und sie über eine erzählte Zeit von mehreren Jahrzehnten hinweg zunächst deutlich verjüngen, um sie in der Folgezeit sukzessive altern zu lassen. Die Maske erscheint hier stets auf die Darstellerin zugeschnitten und doch sehr nah am Rollenvorbild orientiert. Trotz einiger mitunter verblüffender Verwandlungen wird der Schauspielerin dabei stets genug Raum gelassen, um sich mimisch voll und ganz entfalten zu können. Selbiges gilt für die Maske Andrew Garfields, dessen Charakter einen ähnlichen Alterungsprozess durchläuft; auch wenn sein Aussehen hier nicht ganz so stark entfremdet erscheint. Mit Abstrichen lässt sich derselbe Befund darüber hinaus auch in Bezug auf Vincent D'Onofrio treffen. Aufgrund der enorm versierten Arbeit, die hier geleistet wird, erscheint es auch nicht weiter verwunderlich, dass diese durch die Academy mit einer Oscar-Nominierung gewürdigt wurde. Trotz namhafter Konkurrenz (u. a. durch 'Dune' und 'Cruella') dürften durchaus solide Chancen auf einen Gewinn der Trophäe bestehen.
Knapp 7,5 Punkte.
Nachtrag: In beiden Kategorien konnte die begehrte Trophäe auch tatsächlich gewonnen werden. Besonders in Hinblick auf den Award für die beste Hauptdarstellerin ist dies besonders bemerkenswert, da hier fünf sehr unterschiedliche Schauspielkonzepte zur Wahl standen, deren verschiedene Pole durch Jessica Chastain (extrovertiert und explizit) und Olivia Coman (introvertiert und nuanciert) markiert werden.
Oscar Madness Film 159 (1 Nominierung)
Ridley Scott nimmt in 'House of Gucci' die (intern) vermutlich bewegteste Zeit dieses Konzerns in den Fokus. Es ist eine Zeit großer Verwerfungen, tiefster Gräben zwischen den Handelnden und noch tieferer Abgründe in der Psyche einiger Akteure.
Ob es wirklich diese Flut an Filmen über Firmeninhaber und -gründer ('The Social Network', 'The Founder' etc.) oder deren Produkte (bspw. diverse 'Lego'- und Hasbro-Filme) braucht, die seit einigen Jahren über die Kinozuschauer hereinbricht, sei dahingestellt. Im Fall der Gucci-Dynastie kommt zwar bekanntlich noch eine Kriminalitätskomponente mit hinzu; es gibt jedoch auch Stimmen, die behaupten, dass selbst in solchen Fällen bei einigen Zuschauern oftmals nur der Markenname hängenbleibt. Kein Wunder, so oft wie er hier erwähnt wird. Und letztlich wird auf diese Weise eben auch ein gewisser Mythos begründet, der in Bezug auf so manche Firmen als willkommenes Marketinginstrument wahrgenommen werden dürfte. Ob das auch im Falle von Gucci so sein wird, wird die Zukunft zeigen. Wirklich schaden dürfte dem Firmenimage ein Film wie dieser vermutlich nicht, da die Firma ja mittlerweile ja ohnehin in völlig anderen Händen ist als noch während der 80er Jahre.
Unabhängig von derartigen Überlegungen ist 'House of Gucci' jedoch ein Film der liegengelassenen Chancen. Gerade eine Geschichte, die in der Modebranche angesiedelt ist, hätte eine Vielzahl an Möglichkeiten geboten, beim Kostümdesign Ausrufezeichen zu setzen. Auch wenn die Verantwortlichen natürlich an gewisse Vorgaben gebunden waren, wäre sicherlich trotzdem noch genug Spielraum geblieben, um auch eigene Akzente zu setzen. Bemerkenswerte Meriten konnte sich das Produktionsteam jedoch auf einem anderen Feld erwerben. Die Maskenbildner leisten vor allem an Jared Leto ganze Arbeit. Auf der einen Seite ist er in der Rolle des Paolo Gucci kaum wiederzuerkennen, auf der anderen Seite lässt ihm seine Maske dennoch genug Raum, um sich mimisch auszudrücken. Wirklichen Gebrauch macht er von diesen Möglichkeiten jedoch nicht. Viel zu sehr versteigt er sich in sein Overacting und nutzt nahezu jede Gelegenheit, sein „Rollenvorbild“ zu verspotten. Welchen Anteil Leto selbst daran hat und welchen die Regie, bleibt offen. Deutlich überzeugender wirkt hingegen das nuancierte Spiel Adam Drivers – ganz besonders in jener Phase, als sich erste schwerwiegende Eheprobleme andeuten. Auch Lady Gaga nutzt die vielfältigen Möglichkeiten, die sich ihr aufgrund der langen Screentime und der Beschaffenheit ihrer Rolle bieten, durchaus gut.
Doch zurück zum Team hinter der Kamera. Denn dort wird nicht nur in Bezug auf die Maske eine Menge erreicht, sonders auch hinsichtlich der Frisuren von Stefani Germanotta alias Lady Gaga in der Rolle der Patrizia. Auch wenn einige ihrer Hairstylings deutlich überkandidelt wirken, finden sich darunter auch mehrere Looks, die in Bezug auf die 80er und 90er Jahre authentischer kaum sein könnten. Der verdiente Lohn für die verantwortlichen Stylisten besteht in einer Nominierung für den entsprechenden Oscar im Jahr 2022.
Bemerkenswert ist zwar die große Anzahl an früheren Oscar-Gewinnern (Claire Simpson, Jared Leto, Al Pacino, Jeremy Irons und Lady Gaga, die durch 'A Star is Born' den Preis für ihren Song 'Shallow' gewinnen konnte und darüber hinaus auf als beste Hauptdarstellerin nominiert war) und Oscar-Nominierten (Ridley Scott, Adam Driver, Salma Hayek, Kevin J. Walsh), die bei der Produktion in verschiedensten Rollen involviert waren. So richtig Kapital schlagen konnte das Team aus dieser geballten Erfahrung jedoch nur bedingt. Denn unter dem Strich steht ein Kriminaldrama, das zwar deutlich ambitionierter wirkt, als der Trailer es vielleicht befürchten lässt, das angesichts so vieler beteiligter Meister ihrer jeweiligen Fächer aber noch durchaus herausragender hätte ausfallen können.
Buddies' Finest – Issue No. 1 / Part 6 (03/2022)
Spotlight on Shepardo
Der folgende Kommentar ist inspiriert von der Aktion „Der Dude kommentiert in loser Folge Lieblings-Filme seiner Buddys“.
Meinen finalen Kommentar zur Herr der Ringe Reihe möchte ich Shepardo widmen, mit dem ich zwar erst seit Anfang diesen Jahres auf MP befreundet bin, mit dem ich mir aber auch vorher schon regelmäßig über den Weg gelaufen bin. Wir haben eine Reihe gemeinsamer MP-Buddies (Tendenz steigend) und Shepardo war auch Teil des 'Slime City' Trashmobs. Da ist es nach dem schleimigen Trashfilm natürlich fast schon eine Ehrensache für mich, ihm einen Kommentar zu einem seiner Herzensfilme zu widmen. Und was könnte sich da mehr anbieten als einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten, der wüste Kampfszenen mit handwerklich perfekt umgesetzter Blockbusterunterhaltung verbindet und somit dreckig und edel zugleich daherkommt? Denn mit den Attributen dreckig und edel ist auch die Quintessenz seiner Lieblingsfilmliste hervorragend beschrieben. Eine Mischung aus Planet Terror und Interstellar eben.
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Oscar Madness Film 158 (11 Auszeichnungen)
Der folgende Kommentar bezieht sich auf die Extended Version.
Eine große Saga findet ihren Abschluss. Und zwar bekanntlich nicht nur die 'Herr der Ringe'-Trilogie, sondern die gesamte Mittelerde-Erzählung, die (wie sehr viele andere gut erzählte Geschichten auch) am Ende wieder zu ihrem Anfang zurückkehrt und mit den Personen endet, mit denen sie begonnen hat: Mit Bilbo, Gandalf und (in Bezug auf die ältere Trilogie) Frodo.
Zusammenfassend lässt sich derselbe Befund treffen wie für die beiden vorherigen Episoden auch: Eine halbwegs unkonventionelle Drehbuchstruktur trifft auf viel Liebe zum Detail und großes handwerkliches Geschick, wenn nicht gar Perfektion bei der Umsetzung.
In Bezug auf die verschiedenen Schnittfassungen lässt sich festhalten, dass die Extended Versions deutlich homogener wirken als bei vielen anderen Filmen. Während man bei den Director's Cuts manch anderer Produktionen oft schnell merkt, welche Szenen zur Kinofassung hinzugefügt wurden, ist das in Bezug auf die Filme über Mittelerde nur sehr bedingt möglich, denn vielen dieser Szenen lässt sich eine durchaus hohe Relevanz für die Handlung zuschreiben. Zudem wirken die Extended Versions erstaunlich stimmig, was in Anbetracht von Bonusszenen im Umfang von knapp einer Stunde (für einen einzigen Film) keineswegs selbstverständlich erscheint. Auch wenn diesem Gesamteindruck vielleicht ein subjektives Empfinden zugrunde liegen mag: Der Griff zu den Extended Versions dürfte sich für die allermeisten Zuschauer unbedingt lohnen; zumal die meisten Sichtungen viele Jahre nach der Erstveröffentlichung ohnehin Zweit- oder Drittsichtungen sein dürften. Wer keinen Erkenntnisgewinn aus den hinzugekommenen Szenen ziehen kann oder mag, kann sich dann zumindest immer noch über eine große Menge an neuem Material bei seiner / ihrer Rückkehr nach Mittelerde freuen.
Doch zurück zu den Kinofassungen: Geschichte geschrieben hat 'Die Rückkehr des Königs' nicht nur bei Fantasy-Fans, sondern zweifelsohne auch bei der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, die diesem Werk die Rekordmenge an 11 Oscars zukommen ließ.
Bestes adaptiertes Drehbuch: Man kann es nicht oft genug betonen, wie innovativ, aber auch akribisch im Zuge der 'Herr der Ringe'-Reihe in schriftstellerischer Hinsicht gearbeitet wurde. Eine Vorlage, die ohnehin schon zu den populärsten Werken weltweit zählen dürfte, erfährt hier eine Aufbereitung, die künstlerisch konservativ (im Sinne von Orientierung am literarischen Original) und innovativ (in Bezug auf den Spannungsaufbau) zugleich daherkommt. Zahlreiche Konventionen des Drehbuchschreibens für kommerzielle Produktionen werden hier gezielt über den Haufen geworfen oder zumindest variiert. Aber nicht zum Selbstzweck, sondern im Dienst einer Konzeptidee, die die gesamte Reihe umfasst.
Bestes Szenenbild & Bestes Kostümdesign: Ebenso wie das Skript folgen auch die Requisiten, Kulissen und Kostüme klar erkennbar einem Konzept, das über alle sechs Episoden der Mittelerde-Erzählung hinweg absolut stimmig wirkt. Dies gilt sowohl in Bezug auf die Abstimmung auf die einzelnen Figuren, ihren spezifischen Charakter und ihre ethnischen Zugehörigkeiten als auch bezüglich der Kontinuität über die einzelnen Filme hinweg. Die Gratwanderung zwischen Schauwerten und Plausibilität gelingt ebenso, wodurch der Eindruck vermieden wird, hier solle womöglich (wie in manch anderen Produktionen) einfach nur über schrille Ausstattung Aufmerksamkeit erzielt werden.
Bestes Make-up: Bei der Gestaltung des Make-ups bietet der Abschluss der 'Herr der Ringe'-Trilogie den verantwortlichen Maskenbildnern Richard Taylor, der bereits für seine Mitwirkung an 'Die Gefährten' ausgezeichnet wurde und seinem Kollegen mit dem klangvollen und perfekt zum Inhalt der Produktion passenden Namen Peter Swords King vielfältige Möglichkeiten, sich künstlerisch auszudrücken und ihr handwerkliches Geschick zu beweisen. Vor allem die stärkere Einbindung verschiedener Ork-Charaktere, die zumeist über eine deutliche individuelle Note verfügen, lässt ihnen in dieser Hinsicht viel Raum zur Entfaltung, den die beiden auch mit offensichtlich großer Gestaltungsfreude nutzen.
Beste visuelle Effekte: Das Produktionsdatum erweist sich in Bezug auf diese Kategorie als großer Vorteil und Nachteil zugleich (wobei allerdings ersteres klar überwiegt). Die vergleichsweise neuen Mittel im Bereich der CGI eröffnen Gestaltungsmöglichkeiten, die wenige Jahre zuvor noch undenkbar waren. Die Entwicklung, die in diesem Bereich zur Jahrtausendwende von Jahr zu Jahr stattfand, ist mit „rasant“ noch untertrieben bezeichnet. Dies hat zur Folge, dass plötzlich völlig neue Möglichkeiten zur Verfügung stehen, die das Publikum in Staunen versetzen, andererseits jedoch auch die Gefahr bergen, schon wenige Jahre später wieder obsolet zu sein. Im Großen und Ganzen sind die hier eingesetzten Effekte jedoch erstaunlich gut gealtert, auch wenn das im Detail sicherlich nicht auf jedes einzelne Frame zutreffen mag. Speziell die Qualitäten, die hier im Bereich Motion Capturing eingebracht werden, dürfen auch viele Jahre später noch mit Fug und Recht als bahnbrechend gelten.
Bester Ton & Beste Filmmusik: Ton und Musik bilden zusammen mit dem Schnitt, wie bei den allermeisten anderen Produktionen auch, naturgemäß das Rückgrat der Inszenierung. Und dieses erweist sich bei den 'Herr der Ringe' Filmen bekanntlich als ganz besonders tragfähig. Sowohl die Tonmischung als auch die Musik verstärken auch hier die transportierten Stimmungen in ganz besonderer Weise und sorgen so für eine deutliche Verstärkung der Immersion. Dabei wird hier nicht nur auf plakative Mittel gesetzt, sondern es kommt auch eine ganze Reihe subtiler Methoden zum Einsatz.
Bester Song: Der Titel 'Into the West', interpretiert von Annie Lennox, wurde dem Vernehmen nach durch Cameron Duncan inspiriert, der als Jugendlicher einem Krebsleiden erlag. Peter Jackson, der zuvor dessen ersten Kurzfilm gesehen hatte, lud ihn zu den Dreharbeiten ein und ließ ihm Unterstützung für seinen zweiten Kurzfilm zukommen. In Form des besagten Liedes fand Cameron Duncan indirekt auch Eingang in die finale Fassung des Filmes.
Beste Regie: Überhaupt zeichnet sich Peter Jacksons Regiearbeit ganz besonders dadurch aus, dass er und sein Team die Arbeit an den sechs Filmen über Mittelerde ganz offenkundig nicht nur als Job begreifen, sondern regelrecht als Berufung. Das Herzblut, das in diesen Werken steckt, spricht aus nahezu jeder einzelnen Minute der ohnehin schon üppig bemessenen Spieldauer. Die Filme zeichnen sich darüber hinaus ganz besonders dadurch aus, dass die Regie stets das Gefühl vermittelt, in allererster Linie das große Ganze im Auge zu behalten – und notfalls auch mal auf kurzfristige, aber kurzlebige Lorbeeren zu verzichten. Statt billiger Effekthascherei steht ganz offensichtlich im Zweifel immer eine Einordnung in die Gesamtdramaturgie im Vordergrund. Viele Handlungsdetails der einzelnen Filme wirken sorgsam aufeinander abgestimmt. Selbiges gilt auch für die Ausstattung.
(Bester Schnitt: Der Schnitt sollte im Rahmen dieses Kommentares nicht betrachtet werden, da sich der Kommentar auf die nachträglich veröffentlichte Extended Version bezieht.)
Angesichts dieser Befunde, erscheint es dann auch nur folgerichtig, dass 'Die Rückkehr des Königs' zur Krönung auch noch den Oscar in der Kategorie „Bester Film“ abgreifen konnte. Damit steht das Finale der 'Herr der Ringe'-Trilogie auf einer Stufe mit 'Titanic' und 'Ben Hur', die als einzige Filme auf dieselbe Anzahl von Auszeichnungen kommen. Unterschiede bestehen lediglich bezüglich der Anzahl an Nominierungen (insgesamt 14 für 'Titanic' bzw. 12 für 'Ben Hur'). Damit dürfte 'Die Rückkehr des Königs' in Bezug auf die Anzahl der erhaltenen Trophäen über Jahrzehnte hinweg zu den Spitzenreitern gehören. Denn selbst wenn ein, zwei Filme eines Tages diesen Rekord brechen sollten, würde das die Errungenschaften, die hier erreicht wurden, schließlich in keiner Weise schmälern.
Buddies' Finest – Issue No. 1 / Part 5 (03/2022)
Spotlight on sithlord80
Der folgende Kommentar ist inspiriert von der Aktion „Der Dude kommentiert in loser Folge Lieblings-Filme seiner Buddys“.
Jeder Superheld hat einen Gegenspieler. Da versteht es sich natürlich von selbst, dass auch ein Moviepilot wie sithlord80, der sehr gerne Superheldenfilme schaut, einen entsprechenden Villain braucht. Und da er glühender Star Wars Fans ist, ich aber ein Trekkie bin, habe ich seinen Gegenpart natürlich bereitwillig übernommen. :-D
Aber: sithlord80 mag auch Star Trek. Und genau das charakterisiert unser Miteinander hier recht anschaulich. Trotz einiger Schnittmengen (Anime und semi-arthousige Dramen bewerten wir meistens nahezu identisch) und mancher Filmreihen, die wir recht ähnlich sehen, klaffen zwischen uns auch riesige Gräben bei den Bewertungen. Ganz besonders im Blockbusterbereich, in dem wir uns ganz gerne mal gegenseitig schlechten Geschmack unterstellen. :-D Aber trotz aller inhaltlicher Differenzen finden die Unterhaltungen mit ihm immer respektvoll, tolerant und ohne persönliche Angriffe statt. Im Grunde sind wir wie 'Zwei Türme', die an verschiedenen Enden einer Stadt stehen. Aber es ist eben dieselbe Stadt. Die Stadt der Filmliebhaber. Denn sithlord80 ist auch einer der ganz großen Kinojunkies hier, worüber ich mich sehr freue. Wenn nicht gerade eine Pandemie wütet, kommen wir beide auf eine extrem hohe Zahl von jährlichen Kinobesuchen. Und damit ist jetzt nicht ein Besuch pro Woche gemeint, sondern eine wirklich hohe Zahl. ;-) In der MP-Nachbarschaft eines Filmsüchtigen wie sithlord80 kann man sich selbst als Filmsüchtiger dementsprechend nur gut aufgehoben fühlen. Als kleinen Gruß möchte ich ihm daher einen Kommentar zu einem Film widmen, den er mit einem Herz bewertet hat und der auch für mich zu den Highlights seines Genres gehört.
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Oscar Madness Film 157 (2 Auszeichnungen, 4 weitere Nominierungen)
Der folgende Kommentar bezieht sich auf die Extended Version.
Nachdem Peter Jackson und seinem Team mit der Auftaktepisode 'Die Gefährten' der bemerkenswerte Wurf gelungen ist, einen fast schon prototypischen Blockbuster zu produzieren, der dennoch an vielen Stellen von der herkömmlichen Formellogik abweicht, wird in der mittleren Episode der 'Herr der Ringe'-Trilogie ein völlig anderer Weg gegangen. Einerseits wird diese dazu genutzt, das Worldbuilding voranzutreiben und eine Vielzahl neuer Charaktere einzuführen bzw. eine Menge bekannter Charaktere wieder mit einzubinden, andererseits wird gegen Ende hin mit einer großen Schlacht auch eine enorme Spannungs- und Eskalationsspitze gesetzt, die man im Vorgängerfilm – zumindest in dieser Ausprägung - offenbar noch ganz bewusst vermieden hat. Abgesehen davon entzieht sich der Spannungsaufbau von 'Die zwei Türme' allerdings fast schon kokett einer Vielzahl an Gepflogenheiten aus dem Blockbusterkino. Das Erzähltempo und der Spannungsaufbau folgen einer ganz eigenen Logik, die sich – wie schon während des Vorgängerfilms – in allererster Linie der Gesamtkonzeption der Trilogie und erst in zweiter Linie diesem Film als Einzelwerk verpflichtet sieht.
Die Vereinigung der Gefährten, die gegen Ende der vorherigen Episode in drei Gruppen zerfallen ist, durchlebt nun völlig verschiedene Erlebnisse und Gefühlswelten in Settings, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Zwei zweifelnde Hobbits müssen sich mit Wolfgang Schäuble herumplagen und ihre beiden Freunde aus dem Auenland machen hingegen eine kuriose Bekanntschaft einem dichtenden Verwandten von Groot, während die gemischte Combo aus einem Elf, einem Zwerg und einem verhinderten König auf der Suche nach neuen Verbündeten im Kampf gegen das Böse ist.
Ausgezeichnet wurde die zweite Episode der 'Herr der Ringe'-Trilogie mit zwei goldenen Trophäen: Neben dem Tonschnitt wurden auch die visuellen Effekte mit einer Prämierung im Rahmen der Oscarverleihung 2003 bedacht. Letztere Auszeichnung dürfte auch zu einem großen Teil als Anerkennung für die Errungenschaften um das Motion Capture Verfahren zu werten sein. Andy Serkis dürfte sich mit seiner Darstellung des Gollum einen festen Eintrag in die Chroniken dieser Technik gesichert haben. Nicht umsonst gilt er in dieser Hinsicht als Spezialist, der sein Können auch im Rahmen von Filmen wie Peter Jacksons 'King Kong' (2005) oder als Caesar in der 'Planet der Affen'-Reihe aus den 2010er Jahren unter Beweis stellen durfte. Seine Bewegungen wurde vom Team um Jim Rygiel und Randall William Cook (die bereits im Vorjahr für ihre Arbeit an 'Die Gefährten' ausgezeichnet wurden) sowie Alex Funke und Joe Letteri ebenso sehenswert umgesetzt wie eine Vielzahl „konventioneller“ Effekte (sofern man das angesichts des Produktionsdatums überhaupt so formulieren kann). Zwar genügt nicht jedes einzelne Frame der Endfassung allerhöchsten Ansprüchen, aber die riesige Menge an sehenswerten Effekten überlagert die mittelmäßig gelungenen Bilder um ein vielfaches. Letztlich holt die Produzenten eben in manchen Szenen auch der Fluch der guten Tat ein, wenn sie die Messlatte selbst so extrem hoch legen, dass die sie bei ein paar bestimmten Effekten selbst damit zu kämpfen haben.
Jenseits dieser beiden Auszeichnungen wurden 'Die zwei Türme' in vier weiteren Kategorien nominiert:
Bester Schnitt: Nicht zuletzt weil das Erzähltempo hier in vielen Szenen verhältnismäßig gemäßigt ausfällt, kommt der Montage in dieser Produktion eine noch größere Bedeutung zu als ohnehin schon. Da sich dieser Kommentar aber auf die Extended Version statt auf die Kinoversion bezieht, die der Academy zur Bewertung vorgelegt wurde, erübrigt sich in diesem Rahmen eine genauere Auseinandersetzung mit dem Schnitt.
Bester Ton: Der Ton ist hier durch eine große Bandbreite an Erfordernissen gekennzeichnet. Ruhige Dialogszenen zwischen Elben auf der einen Seite und wüste Schlachtszenen auf der anderen Seite stellen dabei die beiden Pole dar, zwischen denen sich die Vielfalt an Anforderungen hier abspielt. Vermutlich ein Traum für jeden Tontechniker, der sich mittels einer entsprechenden Mischung hier nach Herzenslust einbringen kann. Kurios: In allen vier Kategorien, in denen 'Die zwei Türme' zwar nominiert, aber nicht prämiert wurde, ging die Auszeichnung an die Konkurrenz von 'Chicago'.
Bestes Szenenbild: Wie bereits im Vorgängerfilm überzeugt auch in 'Die zwei Türme' das Szenenbild auf ganzer Linie. Allerdings wird es dem Ausstattungsteam hier angesichts vieler computergenerierter Szenen nicht immer ganz leicht gemacht, eigene Akzente mit physisch „greifbaren“ Kulissen zu setzen. Dank der langen Spieldauer des Filmes bieten sich aber dennoch viele gute Möglichkeiten, sich auszuzeichnen. Auch wenn auf den Goldjungen letztlich der Titel 'Chicago' graviert wurde, zählt die Arbeit, die hier geleistet wurde, zu den herausragenden Leistungen dieser Produktion.
Bester Film: Aus den vorgenannten Nominierungen ergibt sich fast schon zwangsläufig eine krönende Nominierung in der Kategorie „Bester Film“. Zwar musste man (wie bereits erwähnt) auch in dieser Sparte den Kollegen von 'Chicago' den Vortritt lassen, doch was hier nicht gelang, sollte mittels 'Die Rückkehr des Königs' schließlich in Erfüllung gehen.
Buddies' Finest – Issue No. 1 / Part 4 (03/2022)
Spotlight on unicornrulez
Der folgende Kommentar ist inspiriert von der Aktion „Der Dude kommentiert in loser Folge Lieblings-Filme seiner Buddys“.
Es gibt vielleicht nur zwei Moviepiloten, mit denen ich ohne meine Anmeldung hier auch so in Kontakt gekommen wäre. Einer von den beiden läuft mir immer wieder mal im real life über den Weg. Kann sein, dass sich noch mehr Leute aus meinem Umfeld hier tummeln, aber davon weiß ich bisher nichts. Man fragt ja auch nicht jeden (bzw. eigentlich frage ich sogar niemanden). Die zweite Person ist unicornrulez. Wir sind uns erstmals 2007 in einem Serienforum über den Weg gelaufen, als Moviepilot gerade in den Startlöchern stand und noch völlig unbekannt war (weshalb ja auch wir beide auf einem anderen Board unterwegs waren). Wir gehörten dort beide zum harten Kern von rund 10-20 Powerusern, die ganz besonders aktiv waren. Zwei Jahre später hat unicornrulez dann ein eigenes Forum gestartet, in dem es mir natürlich eine Ehre war, als Gründungsmitglied dabei sein zu dürfen. Welch geeigneteren Filmtitel für eine Widmung gäbe es nach einer derartigen Vorgeschichte also als 'Die Gefährten'? Passenderweise hat unicornrulez diesen Film mit einem Herz bewertet. Nachdem ich gerade sowieso die Sichtung der 'Hobbit'-Trilogie hinter mir habe, schreit das ja regelrecht nach einer Kommentar-Widmung zum Auftakt der HdR-Reihe.
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Oscar Madness Film 156 (4 Auszeichnungen, 9 weitere Nominierungen)
Es folgt ein Extended Kommentar zur Extended Version...
Nach einer etwas längeren Ruhezeit begann Anfang 2022 die Gerüchteküche bezüglich der Zukunft des Mittelerde-Universums mächtig zu brodeln. Ziemlich genau 20 Jahre nach der Veröffentlichung von 'Die Gefährten' scheint sich Rechteinhaber Zaentz von der Lizenz trennen zu wollen. Mehrere Studios sollen bereits mit den Hufen scharren. Unabhängig davon sind bekanntlich bereits eine Serie von Amazon sowie ein Animationsfilm von Warner angekündigt. Darüber hinaus stehen auch eine Fortsetzung oder gar ein Reboot der Peter-Jackson-Reihe im Raum (auch wenn auf letzteres wohl kaum jemand gewartet haben dürfte). Man darf gespannt sein. So oder so wird aber die 2001 gestartete Trilogie noch lange eine Benchmark im Fantasy-Bereich darstellen. Denn was mit diesen Verfilmungen geschaffen wurde, sucht auch viele Jahre später noch seinesgleichen.
Peter Jackson verwöhnt mit seiner Inszenierung nicht nur altgediente Mittelerde-Fans, sondern nimmt dabei auch Neueinsteiger in diese Welt an die Hand, ohne dabei eine Gruppe gegen die andere auszuspielen. Durch einen höchst eleganten Modus der Informationsvermittlung dürfen sich beide Parteien gleichermaßen angesprochen fühlen und es wird niemand zurückgelassen.
Die Handlung knüpft dabei nahtlos an das Ende der 'Hobbit'-Trilogie an, die zwar rund ein Jahrzehnt später verfilmt wurde, sich aber inhaltlich gut an die Original-Reihe anfügt. Aus diesem Grund funktioniert eine Sichtung in chronologischer Reihenfolge ebenso gut wie in der Veröffentlichungsreihenfolge. Das Ende von 'Die Schlacht der Fünf Heere' leitet die Ereignisse von 'Die Gefährten' ein und der Anfang von 'Eine unerwartete Reise' nimmt in mehrerlei Hinsicht Bezug auf die 'Herr der Ringe'-Reihe. Im Grunde genommen ergibt sich auf diese Weise ein Kreislauf (der bereits in der literarischen Vorlage angelegt ist), im Zuge dessen man ständig nach der Sichtung der einen Trilogie zum Beginn der anderen wechseln könnte. Ein perfekter Ring eben. Nur mit dem Unterschied, dass sich viele Zuschauer auf diese Weise sicherlich sehr gerne knechten lassen.
Beide großen Abenteuer beginnen jedenfalls mit einem Besuch Gandalfs, der alsbald eine Heldentruppe zusammenstellt, die auf eine Zerstörungsmission geschickt wird – sei es nun ein Ring oder auch ein Drache, der vernichtet werden muss. Dabei werden verschiedene Stationen durchlaufen, die die Protagonisten (und somit auch das Publikum) in Kontakt mit diversen Charakteren und deren Lebensräumen bringen, was üblicherweise immer wieder durch verschiedene Gefahrensituationen durchbrochen wird. Doch dazu später mehr.
Besonders bemerkenswert ist, dass zahlreiche Szenen aus der einen Trilogie eine entsprechende Komplementärszene in der anderen aufweisen. Dies beginnt bereits mit Gandalfs Auftaktbesuchen bei Bilbo in 'Die Gefährten' und 'Eine unerwartete Reise'. Beide Besuche werden (inklusive der Begrüßungsformel) nahezu identisch inszeniert – nur aus verschiedenen Perspektiven. Spiegelverkehrt bzw. rückwärts in Szene gesetzt werden auch Frodos Aufbruch ins Abenteuer und Bilbos Rückkehr von seiner Mission. Dieser Befund lässt sich in Bezug auf einige weitere Ereignisse (wie etwa die Übergabe des Mithril-Hemdes an und durch Bilbo) durchdeklinieren.
Insgesamt bringt es die 'Herr der Ringe'-Reihe auf legendäre 17 Oscar-Prämierungen und weitere 13 Nominierungen. Rechnet man noch die sieben Nominierungen hinzu, die die 'Hobbit'-Trilogie einheimsen konnte, landet man bei schier unfassbaren 37 Berücksichtigungen in diversen Kategorien. Die initiale Episode dieser Erfolgsreihe konnte den Gewinn der Trophäe in den folgenden Kategorien für sich verbuchen:
Beste Kamera: Die sicherlich augenscheinlichste (welch mieses Wortspiel...) Qualität dieser Inszenierung dürfte in der extrem ambitionierten Bebilderung durch Andrew Lesnie liegen. Mit sozusagen herkömmlichen Mitteln werden hier per Kamerakran Bewegungen durchgeführt, die man zwei Jahrzehnte später mittels einer Drohne ohne größeren Aufwand hätte umsetzen können. Ganz nebenbei werden dabei die Größenunterschiede verschiedener Charaktere mit einer Selbstverständlichkeit transportiert, wie man sie bis dahin nur selten gesehen hat. Zwar ist unbestritten, dass die Umsetzung derartiger Szenen während des Produktionszeitraumes längst kein filmisches Hexenwerk mehr war, doch die Beiläufigkeit, in der dies in Verbund mit der Beleuchtung bewerkstelligt wurde, imponiert auch Jahre später noch. Spektakulär zelebriert werden hingegen die vielfältigen Panoramaaufnahmen, mit denen Lesnie der Produktion seinen visuellen Stempel aufdrückt. Auch die beeindruckendsten Naturlandschaften wollen erst einmal derart versiert auf die Leinwand gebracht werden.
Beste Filmmusik: Howard Shore untermalt die Handlung mit seiner Musik ebenso routiniert wie effektvoll. Wie es sich für einen Meister seiner Zunft gehört, transportiert und verstärkt er auf diese Weise Emotionen, untermalt thematisch diverse Szenarien und kreirt im Verbund mit der Cinematographie eine jeweils passende Atmosphäre an den zahlreichen Handlungsstationen, die durchlaufen werden.
Beste visuelle Effekte: Bei einer Sichtung ein Jahrzehnt nach der Erstveröffentlichung hätte man vielleicht auf die Idee kommen können, dass die hier gezeigten Effekte zumindest annähernd dem handelsüblichen Blockbuster-Durchschnitt entsprechen könnten. Vielleicht nicht in jeder Situation, aber doch in vielen. Und genau dadurch lässt sich schon auf eindrucksvolle Art ablesen, welch versierte Arbeit hier zu einem Zeitpunkt abgeliefert wurde, zu dem computergestützte Animationen noch mehr oder weniger in den Kinderschuhen steckten. Ein Blick auf den Vor-Vorjahressieger 'Matrix' (der seinerseits bereits für große Furore sorgte) zeigt, wie rasant die Entwicklung zur Jahrtausendwende auf diesem Sektor vonstatten ging und wie hoch der Beitrag von Randall William Cook, Jim Rygiel, Mark Stetson und Richard Taylor einzuschätzen ist. Hier wurde fraglos ein kleines Stück Filmgeschichte geschrieben, dessen Bedeutung man in dieser speziellen Sparte gar nicht hoch genug hängen kann.
Bestes Make-up: Ähnlich wie die Kostüme unterstreicht auch die Maske am Set von 'Die Gefährten' nicht nur individuelle, sondern auch gruppenbezogene Eigenschaften. Tendenziell konnte sich das Team bei den Nebenfiguren sogar noch deutlich stärker austoben als bei den Hauptcharakteren. Anerkennung verdient auch die Tatsache, dass sie dem Vernehmen nach mit deutlich milderen Mitteln auskamen als beispielsweise dieser Fan, der mit seinen rabiaten Methoden ganz offenkundig niemals einen Oscar in dieser Kategorie gewinnen wird...
https://www.schwaebische-post.de/welt/panorama/herr-der-ringe-fan-ork-transformation-film-zr-91373165.html
Darüberhinaus gab es Nominierungen in folgenden Sparten:
Bester Nebendarsteller: Ian McKellen wird in der Rolle des Zauberers Gandalf eine verhältnismäßig große Bandbreite an Emotionen zugestanden, wodurch sich ihm viele Möglichkeiten zur Entfaltung bieten. McKellen dankt es seinem Regisseur mit einer engagierten Darbietung. Auch wenn die Auszeichnung letztlich an Jim Broadbent für seinen Auftritt im Drama 'Iris' vergeben wurde, dürfte sich McKellen besonders in dieser Rolle für viele Fans unsterblich gemacht haben.
Bestes adaptiertes Drehbuch: Wie bereits erwähnt, überzeugt das Drehbuch ganz besonders durch einen bemerkenswert eleganten Modus der Informationsvermittlung. Die Dialogregie schafft es im Verbund mit der Cinematographie, Neueinsteigern in die Welt von Mittelerde Informationen auf eine Art zu vermitteln, die auch langjährige Fans nicht für dumm verkauft. Nur selten wird ein Spagat, der im Fall einer derart berühmten literarischen Vorlage besonders weit ausfällt, derart souverän gemeistert. Diese Eleganz setzt sich im Spannungsaufbau nahtlos fort. Frodos Abenteuer beginnt im Grunde schon mit dem Verlassen seines Hauses, steigert sich mit jedem Schritt, den er sich von seinem Dorf entfernt, hoch und gerät mit dem Verlassen des Auenlandes in neue Sphären, die ihrerseits nur vorläufige Höhepunkte darstellen. Sachte, aber beständig werden die Schrauben immer enger gezogen und die Bedrohungsszenarien kritischer. Während in manch anderen Produktionen das dramaturgische Pulver schon viel zu früh verschossen wird, gelingt hier eine stetige Steigerung, die vor allem in Anbetracht der langen Spieldauer, mehr als beachtlich ist. Dabei wird nicht nur auf eine stumpfe Umsetzung, der üblichen Gepflogenheiten des Formelkinos gesetzt, sondern an mehreren Stellen ganz bewusst davon abgewichen und es werden immer wieder Konzepte der Variation gesucht. Das klassische Konzept der Heldenreise wird mittels Charakteren gezielt unterlaufen, die sich mehr oder minder bereitwillig (wenn auch in Gestalt von Frodo eher zweifelnd) in das Abenteuer werfen. Und auch mehrere im Blockbusterkino fixierte Handlungspunkte (wie etwa die Präsentation einer vermeintlich ausweglosen Situation bei 82% der Laufzeit) finden – im Dienste der Einordnung in das dramaturgische Gesamtkonzept einer Trilogie – nur in abgeschwächter Form statt. Im Gegensatz zu vielen anderen Filmreihen scheint hier das große Ganze weit über den einzelnen Teilen zu stehen, was dazu führt, dass im Rahmen dieser Reihe nicht drei Einzelkonzepte aneinandergefügt werden, sondern eher ein komplettes Werk gedrittel und dann erst behutsam umstruktiriert wird.
Bester Schnitt: Ein ähnlicher Befund wie für das Drehbuch lässt sich auf für die Montage attestieren. Im Zusammenspiel mit der Kamera und den Dialogen vermitteln die Cutter den Zuschauern das Gefühl, nicht nur passiv aus weiter Ferne zuzusehen, sondern fast schon als zusätzliche Begleiter dem Team um Frodo anzugehören. Ausgezeichnet wurde jedoch mit 'Black Hawk Down' ein Kandidat, der mit einer für die damalige Zeit fast schon aberwitzigen Schnittfrequenz aufwartet, sich im Nachgang aber als Vorreiter einer Entwicklung entpuppen sollte, die eine derartige Montage eher zum Normalfall als zum Sonderfall macht.
Bestes Szenenbild: Das phantasievolle Szenenbild greift mehrer Motive auf, die später für die 'Hobbit'-Trilogie wichtig werden sollten und schafft dabei eine Atmosphäre, die den verschiedenen Stationen der Handlung ganz eigene Stempel mit einer jeweils individueller Note, aber auch beständigen Elementen aufdrückt. Trotz maximaler Abwechslung in den landschaftlichen Gegebenheiten (Wald, Dorf, Hochgebirge, Höhle, Fluss, Ruine usw.) durchzieht ein roter Faden das Aussehen der Szenerie, der Mittelerde als Welt stimmig und rund erscheinen lässt und die einzelnen Stationen davor bewahrt, auch nur ansatzweise zu einer Nummernrevue zu verkommen.
Bestes Kostüm-Design: Die Kostüme untermalen einige Charaktereigenschaften der Figuren ebenso wie diverse Eigenarten der entsprechenden Völker. Die Gestaltung wirkt dabei teils verspielt, teils schlicht und teils höchst phantasievoll, aber in nahezu allen Fällen sorgsam durchdacht. Auch im Vergleich zu vielen anderen ambitionierten Produktionen wurde hier äußerst bemerkenswerte Arbeit geleistet. Jedoch hatte man bei der Verleihung (wie auch in der Kategorie „Bestes Szenenbild“ das Nachsehen gegenüber der Konkurrenz von 'Moulin Rouge'.
Bester Filmsong ('May It Be' – Enya, Nicky Ryan, Roma Ryan): Über Enyas Musikstück ist nur schwer zu urteilen, da es während des Abspanns gespielt wird und im Vergleich zu Liedern, die in die Handlung eingearbeitet werden, ein wenig im Nachteil ist. Eine Verbindung zur Handlung oder eine Verknüpfung mit Emotionen der Darsteller findet daher nur bedingt statt. Gerade in emotionaler Hinsicht dürfte der Song eher auf das Publikum ausgerichtet sein als auf einzelne Handlungselemente oder eine Charakteruntermalung oder dergleichen. Der Vollständigkeit halber sei aber erwähnt, dass unzählige weitere nominierte Songs aus dem 21. Jahrhundert dasselbe Schicksal teilen. Verliehen wurde die Trophäe in diesem Sinne an Randy Newman für den Song 'I Didn't Have You', der im Animationsfilm 'Die Monster AG' ebenfalls im Abspann eingesetzt wird.
Beste Regie (Peter Jackson): Die handwerkliche Qualität spricht für sich. Doch richtig rund (noch runder als ohnehin schon) wird Jacksons Leistung dann in der Nachbetrachtung seiner sechs Mittelerde-Filme. Die einzelnen Filme nehmen Bezug aufeinander und es werden immer wieder Ereignisse prominent aufbereitet, die andernorts verbal oder visuell angedeutet werden. Man merkt seinen Werken zu jeder Minute an, wie viel Herzblut in ihnen steckt. Dass es hier und da zu kleineren Goofs, wie etwa dem berühmt-berüchtigten Auto im Hintergrund kommt, bleibt bei Produktionen dieser Länge nicht aus und erhöht letztlich vielleicht sogar noch den Charme der Fassung.
Eine weitere Nominierung durfte in der Sparte „Beste Tonmischung“ verzeichnet werden (Gewinner: 'Black Hawk Down').
Bester Film: Die logische Konsequenz aus dieser regelrechten Flut an Auszeichnungen und Nominierungen ist dann eben die Berücksichtigung in der Königskategorie. Zwar ging der Preis in dieser Sparte (ebenso wie in den Kategorien „Bestes adaptiertes Drehbuch“ und „Beste Regie“), in der traditionell Produktionen, die etwas leisere Töne anschlagen, etwas bessere Karten zu haben scheinen, an Ron Howards 'A Beautiful Mind', doch Peter Jackson und sein Team fallen angesichts der enorm hohen Anzahl an Goldstatuen, die die drei Filme aus dieser Reihe einheimsen konnten, butterweich. Einen ganz dicken Eintrag in die Chroniken der Filmgeschichte haben sie ohnehin mehr als sicher. Das zu toppen, dürfte für zukünftige Produktionen ein extrem schwieriges Unterfangen werden. Aber wer weiß schon, wozu der Ring seine zukünftigen Besitzer noch befähigen wird? Lassen wir uns überraschen.
Buddies' Finest – Issue No. 1 / Part 3 (03/2022)
Spotlight on Saasmann & Sigrun
Der folgende Kommentar ist inspiriert von der Aktion „Der Dude kommentiert in loser Folge Lieblings-Filme seiner Buddys“. Gewidmet werden meine drei Kommentare zu den 'Hobbit'-Filmen meinen Buddies Saasmann und Sigrun, die alle drei Teile der Filmreihe mit mindestens 9 Punkten bewertet haben.
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Oscar Madness Film 155 (1 Nominierung)
Dieser Kommentar bezieht sich auf die Extended Version.
Nachdem in 'Eine unerwartete Reise' auf einen gemächlichen Beginn eine Mixtur aus Rückblicken und zyklischer Wiederholungen folgt und in 'Smaugs Einöde' in einer etwas dialoglastigeren Inszenierung ein stärkeres Augenmerk auf die wesentlichen Charaktere und Schauplätze gelegt wird, verabschiedet man sich in 'Die Schlacht der Fünf Heere' nahezu gänzlich von irgendwelchen Konzeptionen. Die Handlung knüpft zwar unmittelbar an das Ende des Vorgängerfilmes an, aber nach einem entsprechenden Auftakt verlegt sich Regisseur Peter Jackson auf die Skizzierung eines unübersichtlichen Schlachtengemäldes, das nur mit Abstrichen stimmig wirkt. Eine Geschichte im eigentlichen Sinne ist ohnehin kaum noch vorhanden. Zwar wird den Fans der Saga die Möglichkeit geboten, ein weiteres mal in die Welt von Mittelerde einzutauchen und noch einmal beliebte Charaktere zu treffen, aber in dramaturgischer Hinsicht geht der 'Hobbit'-Erzählung nunmehr endgültig die Luft aus.
Überzeugen kann die Inszenierung durch einige kreative Ideen bei der Choreographie der Schlachtszenen sowie durch eine namhafte Darstellerriege und einige gut umgesetzte visuelle Effekte. Die dadurch erschaffene Welt wirkt jedoch nicht nur aufgrund des eisigen Klimas vor Ort deutlich unterkühlt und auch nicht immer ansehnlich (wobei letzteres sicherlich im Auge des Betrachters liegt). Für einen abschließenden Besuch in Mittelerde eignet sich diese Verfilmung durchaus; nicht zuletzt auch deshalb, da dadurch die gesamte Saga erst so richtig rund wird (was auch an einigen Anknüpfungspunkten zur 'Herr der Ringe'-Reihe liegt). In erzählerischer Hinsicht ist diese abschließende Episode jedoch nahezu komplett redundant; und als eigenständiger Film dürfte sie erst recht nicht funktionieren. Die handwerklichen Qualitäten in Bezug auf Maske, Frisuren, Kostüme und sonstige Ausstattung trösten über vieles hinweg, in inhaltlicher Hinsicht hätte man aber vielleicht noch den einen oder anderen Akzent mehr setzen können.
Versöhnlich stimmt auf jedes Fall das Ende mit der Rückkehr zum Ausgangspunkt der Geschichte. Der finale Abstecher nach Auenland lässt das Publikum mit etwas Wehmut auf eine lange Reise zurückblicken und schafft noch einmal mehrere Verbindungen zur anderen großen Mittelerde-Trilogie. Auf diese Weise schafft Peter Jackson ein Konstrukt, in dem beide Reihenfolgen in der Sichtung prächtig funktionieren. Bei einer Sichtung in chronologischer Reihenfolge bekommt man den Effekt, dass in 'Die Gefährten' immer wieder auf vergangene Ereignisse zurückgeblickt wird, die man in der 'Hobbit'-Trilogie detailliert mitverfolgen durfte. Schaut man die Filme hingegen in der Veröffentlichungsreihenfolge, erwartet einen mit der jüngeren Trilogie eine Geschichte voller Referenzen an die Stammreihe, die nur so vor Zuckerstückchen für die Fans strotzt.
In der Award Season schnitt 'Die Schlacht der Fünf Heere' im Vergleich zu den vorherigen fünf Verfilmungen über Mittelerde vergleichsweise mau ab. Eine Oscar-Nominierung in der Kategorie „Bester Tonschnitt“ gab es dann aber zumindest doch. Verliehen wurde die Trophäe jedoch an Clint Eastwoods 'American Sniper'.
Buddies' Finest – Issue No. 1 / Part 2 (03/2022)
Spotlight on Saasmann & Sigrun
Der folgende Kommentar ist inspiriert von der Aktion „Der Dude kommentiert in loser Folge Lieblings-Filme seiner Buddys“. Gewidmet werden meine drei Kommentare zu den 'Hobbit'-Filmen meinen Buddies Saasmann und Sigrun, die alle drei Teile der Filmreihe mit mindestens 9 Punkten bewertet haben.
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Oscar Madness Film 154 (3 Nominierungen)
Dieser Kommentar bezieht sich auf die Extended Version.
Wenn Peter Jackson einen Film über Mittelerde inszeniert, erübrigen sich Filmkommentare dazu eigentlich fast schon von selbst. Die Qualitäten seiner Verfilmungen sind hinlänglich bekannt und der verfilmte Stoff ist es ebenfalls. Wenn man Wiederholungen und Doppelungen vermeiden möchte, bleibt so gesehen also nur noch die Möglichkeit, lose Gedanken zu verschiedenen Aspekten auf das Papier oder den Bildschirm zu bringen und darauf zu hoffen, dass diese nicht auch schon in den allermeisten anderen Kommentaren ausformuliert wurden.
Das Drehbuch verfolgt eine völlig andere Struktur als das des Vorgängers. Während in der ersten Episode die Exposition und anschließend eine fast schon zyklische Wiederholung leicht variierter Ereignisse (die größtenteils ebenfalls der Einführung der Charaktere dienen) im Vordergrund steht, kommt die Fortsetzung etwas dialoglastiger, aber auch abwechslungsreicher in den Actionszenen daher. Die Erzählung beginnt mit einem Rückblick auf ein Ereignis, das unmittelbar vor der Handlung der ersten Episode stattfindet. Auf diese Weise gelingt neben einer sanften Einleitung auch der Versuch, auf vergleichsweise elegante Art Zuschauer mit einzubinden, die den vorhergehenden Film nicht rezipiert haben. Darauf aufbauend werden im Rahmen der Reise der Protagonisten mehrere Stationen abgearbeitet, von denen eine auch für massiven Fanservice für Fans der 'Herr der Ringe'-Trilogie genutzt wird, ehe die Handlung in einem etwas aufgeblähten Zwischenfinale gipfelt, für das die Bezeichnung „Endkampf“ allerdings eher unpassend wäre; denn schließlich folgt mit 'Die Schlacht der Fünf Heere' ja noch eine weitere Fortsetzung.
Neben Nominierungen in den Kategorien „Bester Ton“ und „Bester Tonschnitt“ gab es - wie schon für 'Eine unerwartete Reise' - eine weitere Nominierung für die besten visuellen Effekte, die hier in vielen Facetten noch einmal deutlich runder wirken. Alle drei Preise gingen jedoch an 'Gravity'.
Ähnlich wie schon die erste Episode überzeugt auch 'Smaugs Einöde' durch eine extrem hohe handwerkliche Qualität. Auch wenn die Ausstattung nicht mehr ganz so opulent wirkt und extrem viel CGI zum Einsatz kommt, wird hier erneut eine sehenswerte Welt ausgestaltet, die regelrecht zum Eskapismus einlädt. Auch wenn die 'Hobbit'-Reihe in vielerlei Hinsicht nicht ganz mit der 'Herr der Ringe'-Trilogie Schritt halten kann, so hat sie sich allerspätestens mit 'Smaugs Einöde' doch ihren Eintrag die Filmgeschichtsbücher gesichert.
Buddies' Finest – Issue No. 1 / Part 1 (03/2022)
Spotlight on Saasmann & Sigrun
Der folgende Kommentar ist inspiriert von der Aktion „Der Dude kommentiert in loser Folge Lieblings-Filme seiner Buddys“, in deren Rahmen der Moviepilot Der Dude von Nebenan – ihr ahnt es bereits – Lieblingsfilme seiner Buddies kommentiert. Und zwar in loser Reihenfolge. :-) Wie viele andere Moviepiloten möchte natürlich auch ich mich bei dieser wunderbaren Idee nicht wegducken und bis auf Weiteres gelegentlich Filme kommentieren, die meine Buddies beeindruckt haben. Bis Jahresende ist zunächst mal ein Kommentar pro Monat von mir angedacht. Dadurch werde ich zwar nur im Schneckentempo vorwärtskommen, andererseits bleibt die Aktion damit aber auch das ganze Jahr über am Laufen.
Gegen die Gepflogenheiten der Aktion werde ich voraussichtlich fleißig verstoßen. Los geht es gleich mal mit einer ersten Teilnahme im Freestyle. :-) Zur Auswahl stehen nämlich nicht zwingend ausschließlich Herzensfilme und 10er-Wertungen, sondern für mich alle, die mit mindestens 9 Punkten bewertet wurden. Für die erste Runde werde ich nicht nur einen einzelnen Film kommentieren, sondern gleich eine ganze Trilogie. Gewidmet werden die Kommentare mit Saasmann und Sigrun dafür gleich zwei Buddies, die alle drei Teile der Filmreihe mit mindestens 9 Punkten bewertet haben. Here we go.
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Oscar Madness Film 153 (3 Nominierungen)
Dieser Kommentar bezieht sich auf die Extended Version.
Wie schon die vorhergehende 'Der Herr der Ringe'-Reihe stellt auch die 'Hobbit'-Trilogie eine Benchmark im Bereich der Fantasy-Unterhaltung dar. Technisch auf höchstem Standard verfilmt und handwerklich mit großem Geschick und noch größerem Aufwand in Szene gesetzt, werden hier durch Peter Jackson einmal mehr neue Maßstäbe innerhalb dieses Genres – und auch darüber hinaus – gesetzt. Inhaltlich kann die Verfilmung zwar nur bedingt mit der stilistischen Qualität Schritt halten, muss sich aber selbstverständlich auch in dieser Hinsicht nicht vor der Konkurrenz verstecken.
Dem Drehbuch, das über weite Strecken dem klassischen Konzept der „Heldenreise“ folgt, merkt man (nicht zuletzt durch eine Vielzahl retrospektiver Einschübe) an, dass es im Lauf des Produktionsprozesses zu mehreren Erweiterungsrunden gekommen sein muss. Nach einer vergleichsweise behutsamen Exposition, die in Bezug auf die Einführung der wesentlichen Charaktere ein wenig an die Pilotepisode einer Serie erinnert, kommt es im Grunde zu einer stetigen Abfolge des immer gleichen Musters aus Fortbewegung, Kämpfen und Stürzen in die Tiefe. Handfeste Handlungsfortschritte gibt es nur mit Abstrichen, was aber nicht zwingend negativ zu werten ist. Man nimmt sich eben nach der Vorstellung der Figuren auch noch ausreichend Zeit, sie in Aktion zu porträtieren. Die eine oder andere zusätzliche Dialogszene wäre vielleicht noch hilfreich gewesen, um sie dem Publikum noch etwas näher zu bringen, aber das Konzept geht auch so hervorragend auf. Überhaupt erscheint das Skript bis ins letzte Detail durchkalkuliert, was sich auch an der Abfolge der sich kontinuierlich steigernden Bedrohungssituationen ablesen lässt. Auch die Querverweise auf die 'Der Herr der Ringe' Trilogie kommen nicht zu kurz. Das Herzstück dürfte in dieser Hinsicht das Rätselduell zwischen Bilbo und Gollum bilden.
Auch wenn die Hobbit-Trilogie in Bezug auf Auszeichnungen weit hinter der 'Herr der Ringe'-Reihe zurückbleibt, konnte sie doch insgesamt sieben Oscar-Nominierungen verbuchen, drei davon für 'Eine unerwartete Reise'. Im Einzelnen kam es zu Berücksichtigungen in folgenden Kategorien:
Bestes Make-up und beste Frisuren: Friseur in Mittelerde dürfte einer jener Berufe sein, die nahezu keinerlei Auskommen einbringen, dafür aber sehr viel Tagesfreiziet garantieren. Die Maskenbildner oder Friseure am Set von 'Der Hobbit' hingegen dürften sich vor Arbeit kaum retten können. Wilde Frisuren, kreative Bärte und abwechslungsreiche Masken, die dennoch die Emotionen, die die Darsteller zum Ausdruck bringen, gut transportieren, findet man in dieser Produktion zuhauf. Ausgezeichnet wurde jedoch die Konkurrenz von 'Les Misérables'.
Bestes Szenenbild: Das Produktionsdesign besticht neben seinem Detailreichtum und seiner Vielfalt hinsichtlich der verschiedenen Örtlichkeiten auch ganz besonders durch das Design der eingesetzten Requisiten und Kulissen. Die Kontinuität im Gefolge der ursprünglichen Trilogie bleibt gewahrt und mehr oder minder sämtliche Gegenstände wirken sorgfältig auf ihre jeweiligen Eigentümer abgestimmt. Die Trophäe ging jedoch mit 'Lincoln' an einen Mitbewerber, dessen Ausstatter eine mehr oder minder gegenteilige Herausforderung zu meistern hatten, indem sie in erster Linie auf Realismus bedacht sein mussten, den es mit den dramaturgischen Erfordernissen in Einklang zu bringen galt.
Beste visuelle Effekte: Die Spezialeffekte überzeugen in ihrem Gigantismus, in dem unbeschreiblich detaillierte Bilderwelten erschaffen werden, in denen zwar vielleicht nicht jede einzelne Kleinigkeit perfekt wirken mag, die das Publikum allerdings mit einer wuchtigen Bilderflut überrollen. Auch in dieser Sparte wurde ein im Grunde gegenteiliger Ansatz prämiert, indem die goldene Statue an Ang Lees 'Life of Pie – Schiffbruch mit Tiger' verliehen wurde. Ein Film, in dem es darauf ankam, den magischen Realismus durch einzelne Elemente in einem ansonsten halbwegs realitätsnahen Umfeld zu implementieren.
Unter dem Strich legt Peter Jackson hier einmal mehr eine Inszenierung vor, an der man als Filmfreund eigentlich nicht vorbeikommt und die ganz eigene Maßstäbe setzt. Auch wenn die Fußstapfen der vorhergehende Reihe nicht in voller Gänze ausgefüllt werden (was bei deren enormer Größe auch kaum jemanden überraschen dürfte), rammt Jackson hier einen Pflock in den Boden, der als neue Benchmark betrachtet werden kann. Zu einem ganz, ganz großen Meisterwerk für die Ewigkeit fehlt es der Geschichte etwas an Gravitas und Relevanz, aber in handwerklicher Hinsicht werden die Kohlen mehr als nur aus dem Feuer geholt. Aufgrund des hohen Detailreichtums und des überzeugenden Worldbuildings bietet sich 'Eine unerwartete Reise' auch jederzeit für Mehrfachsichtungen an. Davor kann man nur seinen Zaubererhut ziehen – auf dass die verwegene Frisur darunter zum Vorschein kommen möge!
Heitere und schwungvolle Fortsetzung des Erstlings von 2016, die viele Elemente des Vorgängerfilmes wieder aufnimmt, aber auch einige Neuerungen umsetzt. Die Grundstruktur bleibt inklusive einiger wesentlicher Wegmarken erhalten. Das Casting, während dessen in kurzer Frequenz allerlei skurrile Acts aufeinander folgen, wäre eines der Beispiele dafür. Und wie auch schon in der ersten Episode verlässt man sich auch hier ganz besonders auf die schrulligen Charaktere und lässt deren Liebenswürdigkeiten und Spleens auf das Publikum wirken. Die Charakterentwicklung als solche wird etwas zurückgefahren, was allerdings auch den Vorteil mit sich bringt, dass die Inszenierung kaum noch klischeehafte Handlungsarchetypen, von denen ohnehin jeder weiß, wohin sie führen werden, als Ballast mit sich schleppen muss. Stattdessen stolpern die überwiegend kauzigen Figuren zumeist im Ensemble von einer drolligen Situation in die nächste und bereichern die ohnehin schon recht detailverliebt angelegten Bilderwelten um zusätzliche heitere Situationen.
Trotz (oder vielleicht auch wegen) einiger kleinerer Änderungen gelingt den Produzenten von 'Sing' ein würdiger Nachfolger des ersten Filmes. Für die allermeisten Fans dürfte sich daher eine Sichtung durchaus lohnen. Nennenswerte Neuerungen sollte man nicht erwarten, aber zumindest in Nuancen gibt es dann doch Abweichungen, wodurch der ursprüngliche Charakter gewahrt bleibt, aber dennoch keine Langeweile aufkommt.
Der folgende Beitrag ist Teil der von Dude ins Leben gerufenen Reihe, in der Lieblingsfilme der Buddies kommentiert werden und ist DaOnki, Headshot77, S-Patriot und WatchinDaMovies gewidmet.
Nein, Spaß. ;-D Im Rahmen der Reihe schreibe ich demnächst mal einen Kommentar zu irgendeinem anderen Film, dessen Sichtung noch nicht mehrere Monate zurückliegt. :-)
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Mit Filmen, denen ein guter Ruf vorauseilt, ist es oftmals so eine Sache. Die Vorfreude steigt vor der Sichtung häufig parallel zum Enttäuschungsrisiko. So gesehen ist es manchmal Fluch und Segen zugleich, wenn im Vorfeld die Stimmung kräftig angeheizt wird. Im Falle von 'Possessor' kann dann in diesem Licht auch ein durchaus gemischter Eindruck entstehen. Visuell kommt die Produktion glänzend und gut durchdacht daher. Überhaupt lässt sich unschwer der stilistische (und teilweise auch inhaltliche) Einfluss von Brandon Cronenbergs Vater David erkennen.
Die Handlung an sich vereint Elemente mehrerer Genrevorgänger wie etwa 'Looper' oder 'Face/Off' und arrangiert diese neu. Wirklich innovativ ist das zwar nicht, verhältnismäßig unverbraucht aber allemal. Und so bekommen die geneigten Fans von ScienceFiction-Horror-Thrillern eine relativ frische und handwerklich versierte Verfilmung geboten, mit deren Sichtung man als Anhänger des Subgenres ganz sicher nicht viel falsch macht.
++ Leichte SPOILER ++
Ähnlich wie schon Edgar Wrights 'Last Night in Soho' nimmt auch Corinna Faiths 'The Power' den latenten und offenen Sexismus in den Blick, der über Jahrzehnte hinweg (und noch viel länger) eine Spur aus Leid und Traumata nach sich zog und immer noch zieht. In welche Richtung die Geschichte zielt, zeichnet sich bereits nach wenigen Minuten ab, als es in der Öffentlichkeit zu einer übergriffigen Berührung durch einen Widerling kommt, der sich auch von einer Schwesternkluft nicht in Zaum halten lässt. In einer Gesellschaft, in der derart niedrige Hemmungen herrschen, dürfte es keine Überraschung sein, dass es unter der Oberfläche bzw. im Dunkeln noch sehr viel stärker brodelt. Und so bahnt sich der Horror nicht nur seinen Weg durch die nächtliche Finsternis eines Krankenhauses im Notstrombetrieb, sondern letztlich auch von der Vergangenheit in die Gegenwart (und befürchtungsweise auch in die Zukunft).
'The Power' erfindet das Horror-Rad nicht wirklich neu, sondern besinnt sich vielmehr auf einige fast schon klassische Tugenden der Schauergeschichte und ist im Kern eigentlich ein Drama, das innere Prozesse nach außen kehrt und somit für Dritte sichtbar macht. Wirklich zurücklehnen kann man sich dabei nicht, denn dazu ist die Handlung – trotz aller Spukelemente – viel zu nah an der Realität und an tatsächlich vorherrschenden gesellschaftlichen Problemen. Das Endergebnis ist zwar nicht unbedingt ein Film für die Ewigkeit, aber zu einem Moment des Innehaltens sollte es durchaus beitragen können.
++ Leichte SPOILER ++
Tessa und Hardin gehen in die dritte Runde ihres Techtelmechtels. Während die Dame ein wenig stärker aus sich herauskommt als in den vorhergehenden Filmen, scheint sich ihr Love-Interest eher zurückzuentwickeln. Der selbsternannte Bad Guy mit dem aufgesetzten Rebellentum wird dabei als enorm zerbrechlich gekennzeichnet. Regelrecht von Eifersucht zerfressen schmollt er quasi im Viertelstundentakt. Nach Tessas Gespräch mit einem anderen Kerl oder ihrer Erzählung von einem weiteren, für den sie vor längerer Zeit einmal Gefühle hatte, steht er ebenso kurz vor einem Tränenausbruch wie nach zahlreichen anderen Alltäglichkeiten. Meist versöhnen sich die beiden aber schnell wieder ohne erkennbaren Grund - abgesehen von der offenbar unfassbar großen sexuellen Energie zwischen beiden, von denen das Publikums mangels entsprechender Performance von Josephine Langford und Hero Fiennes-Tiffin aber nicht viel mitbekommt...
Nach ungefähr der Hälfte der Laufzeit raufen sich die beiden einigermaßen zusammen, wodurch der harte Hund Hardin sich nun darauf konzentrieren kann, erst wegen seiner Mutter und später wegen seines Vaters zu schmollen. Selten hat man eine Filmfigur gesehen, die so viel Screentime damit zubringt, anderen Figuren beleidigt zu sein. In manchen Situationen zwar aus nachvollziehbaren Gründen, aber wenn bei einem Protagonisten die Kluft aus Worten und Verhalten derart groß ist, darf man sich über Kopfschütteln im Publikum nicht wundern. Aber vielleicht bringt die vierte Episode ja die entscheidende Wende und der Wannabe Tough Guy wird tatsächlich etwas robuster. Vielleicht klebt er dann ja einen Kaugummi unter den Tisch oder wirft nach 22 Uhr Flaschen in den Glascontainer. Recht viel mehr an Rebellentum sollte man aber vermutlich nicht mehr von ihm erwarten. Aber wenn er es hinbekommt, auch mal Nichtigkeiten ohne großes Drama wegzustecken, wäre schon viel gewonnen - für ihn, seine Flamme und das Publikum.
Die 'Scream'-Reihe geht in eine weitere Runde und zelebriert ihre ureigenen Metagags noch stärker als bisher ohnehin schon. Dasselbe gilt für die Verneigung vor diversen Horrorklassikern (inklusive einiger Vorgängerfilme aus dem eigenen Franchise). Traditionspflege und Fanservice werden hier also ganz groß geschrieben. Plausibilität und Understatement hingegen zählen nach wie vor nicht zu den ganz großen Stärken der Geschichten aus Woodsboro.
Auf die Leinwand gebracht wird – einmal mehr – eine Erzählung voller Rück- und Querbezüge, die sich ihrer Herkunft bewusst ist und diese Karte auch genüsslich ausspielt. Hier und da wird das Blatt etwas überreizt, aber im Großen und Ganzen bekommt man, was man im Vorfeld erwarten durfte.
Das Finale setzt dem ganzen Geschehen dann jedoch die Krone auf. Während die erste Episode noch durch Marlon und Shawn Wayans ('Scary Movie') persifliert wurde, übernehmen das Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett im fünften Teil der Reihe gleich selbst und präsentieren dem Publikum ein Motiv, das man noch nicht mal mehr ansatzweise ernst nehmen kann. Zwar lässt sich theoretisch auch ein Hauch von Mediensatire daraus konstruieren, aber diese erscheint weder gehaltvoll noch besonders geistreich.
Gut gemeinte 5,5 Punkte.
Ein 'Wrong Turn' Film ohne Three Fingers und seine Mitstreiter? Eigentlich fast undenkbar, aber in Form von 'The Foundation' doch wahr geworden. Abgesehen von einem kleinen Metagag und ein paar wenigen leichten Andeutungen wird hier ein mehr oder weniger kompletter Neustart hingelegt und eine völlig neue Art von Freaks präsentiert, die mit den Kannibalen aus der ursprünglichen Reihe eigentlich nur noch gemeinsam haben, dass sie gefühlt am Ende der Welt wohnen und unverständliches Zeug nuscheln. Was zunächst nach einem ganz normalen Wanderurlaub in [denkt euch hier eine beliebige deutsche Urlaubsregion in Grenznähe] klingt, entpuppt sich dann aber doch recht schnell als Albtraumtrip nach West Virginia (bzw. Ohio, wo viele der Szenen gedreht wurden). Die Gegenspieler sind dieses mal um einiges gerissener, besser organisiert und untereinander vernetzt sowie zahlenmäßig breiter aufgestellt. Kein leichtes Los für naive Rucksacktouristen, die den Jägern, in deren Territorium sie eindringen, buchstäblich ins offene Messer laufen.
Die Produzenten von 'Wrong Turn: The Foundation' sind sichtlich darum bemüht, die Handlung der Originalreihe auf links zu drehen. Viele Aspekte der Erzählung erscheinen nun in einem anderen Licht oder anders akzentuiert, aber im Grunde ist es immer noch der selbe Stoff – nur eben umgestülpt. Einerseits verleiht man der Geschichte auf diese Art auch etwas Frische, andererseits können die Neuerungen für manche eingefleischte Fans auch etwas befremdlich wirken. Der Gesamteindruck bleibt somit (zumindest für mich) durchwachsen.
'In ihrem Haus' erzählt die Geschichte eines jugendlichen Stalkers, der mit Aufsätzen über (imaginäre oder reale) Grenzüberschreitungen seinen Lehrer gleichermaßen verstört als auch fasziniert. In einer Art Eskalationsspirale fühlt sich der Schüler zunehmend zu ruchlosen Phantasien und übergriffigen Handlungen sowie in der Folge zu immer expliziteren Aufsätzen motiviert.
Unter der Oberfläche stellt Francois Ozon in seiner Inszenierung die Frage nach dem Verhältnis zwischen Kunst und Realität. Wie stark kann erstere in die Sphäre der zweiteren hineinwirkten? Und wie viel Realität verträgt umgekehrt die Kunst? Erweitert werden diese Überlegungen um den Handlungsstrang in der Galerie, in der betont provokative, aber auch satirisch überzeichnete Kunstwerke und pekuniäre Interessen aufeinandertreffen. Zwar werden hier weder die ganz großen Fragen aufgeworfen noch bahnbrechende Antworten geliefert, doch mehr Substanz und auch Hintergründigkeit als in zahlreichen anderen Produktionen mit einer ähnlichen Thematik an der Oberfläche wird hier durchaus geboten.
Die mehr oder weniger komplette Handlung von 'The 355' lässt sich in einem einzigen Satz zusammenfassen: Eine Handvoll Agentinnen aus verschiedenen Nationen jagt einem klassischen McGuffin hinterher und wird dabei selbst verfolgt. Recht viel mehr wird dann auch tatsächlich nicht geboten.
Wie es sich mittlerweile für fast jeden Actionfilm gehört, der entweder etwas auf sich hält oder einfach nur Drehbuchschwächen kaschieren will, wird mehrfach der Schauplatz gewechselt, indem die Protagonistinnen von einem Kontinent auf den nächsten geschickt werden. Dramaturgische Wendungen gibt es auch, aber diese sind ungefähr so überraschend wie die Tatsache, dass am Ende des Filmes ein Abspann gezeigt wird.
Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht anders klingen mag: Durchweg schlecht ist Simon Kinbergs keineswegs, aber inhaltlich eben völlig redundant und irgendwie auch belanglos, was aber sicher kein Alleinstellungsmerkmal im Actiongenre darstellt. Für entspannte Guilty Pleasure Unterhaltung reicht es allemal. Vergleicht man diese Produktion aber mit anderen Wettbewerbern im Agentengenre, kommt sie inhaltlich schon extrem dünn daher.
Wie schon im Vorgängerfilm 'Mord im Orient Express' (2017) setzt Kenneth Branagh auch in der Fortsetzung ganz besonders auf den visuellen Stil, mit der er seiner Inszenierung einen ganz eigenen Stempel aufdrückt. Besonders die Kostüme und das Szenenbild weisen eine gewisse Originalität auf, die zwar nicht unbedingt von Authentizität geprägt ist, aber doch recht edel wirkt.
In inhaltlicher Hinsicht besteht die größte Eigenheit wahrscheinlich darin, dass erstmal sehr viel Wasser den Nil hinabfließt, ehe es zum „Hauptverbrechen“ dieser Kriminalgeschichte kommt. Poirot selbst geht mit unnachahmlicher Arroganz seiner Tätigkeit nach und beschuldigt einfach jeden, der ihm in den Weg kommt, um zunächst mal die ersten Reaktionen auszuloten. Seine Methode ist zwar reichlich unkonventionell, aber da ihm nicht umsonst der Ruf eines Meisterdetektivs vorauseilt, wird ihm der Erfolg schon recht geben. Oder etwas doch nicht? Aber ohne zu viel zu verraten: Die Chancen, dass er den Fall lösen wird, stehen nicht schlecht.
Branagh liefert mit 'Tod auf dem Nil' letztlich fast genau den Film, der nach dem Vorgänger zu erwarten war. Zwar mit etwas weniger Starpower und wenigen bis keinen Überraschungseffekten, aber gerade als Krimifan macht man mit einer Sichtung nicht viel falsch. Alleine schon wegen der Ästhetik der Inszenierung. Der Regisseur scheint sich der größten Qualität seiner Verfilmung auch klar bewusst zu sein, was er beispielsweise auch durch einige visuelle Zitate von 'Mord im Orientexpress' unterstreicht. Ob man das als Fanservice oder durchgängige Handschrift betrachten will, kann letztlich nur jeder für sich selbst entscheiden.
Trashmob 22 - Z(W)EIt für ein erstes Fazit
Kudos an alle Teilnehmer für die gelungene und überaus spaßige Aktion! Ihr habt ZWEIfellos ordentlich frischen Wind auf die Dashboards gepustet und es ist großartig zu sehen, wie vielfältig die verschiedenen Kommentare und Wertungen ausfallen. Vielleicht trägt die Aktion ja auch ein klein wenig zu etwas mehr Stimmung hier drin und zum Kennenlernen neuer Moviepiloten bei. Und ganz nebenbei hat es 'Slime City' im Trending auch auf die Startseite geschafft - in direkter Nachbarschaft zu 'The Walking Dead'. :-D
2ahlenspielereien zum Trashmob 22:
22+2 Teilnehmer am 22.02.2022: 22 Filmkommentatoren + 2 "Zwangsfreiwillige" zum Puddingkochen und Cocktailmixen :D
2 um 22:22:22 Uhr: Punktlandung von madoener und Canis Majoris
0,2 Differenz: Den Communityschnitt haben wir mit der Aktion von 5,4 auf 5,2 (auf was sonst... ^^ ) korrigiert
6 (also 2+2+2) Teilnehmer haben es gegen Mitternacht auf jeweils exakt 22 Likes gebracht
Wenn sich jetzt noch 2 Nachzügler zu der Aktion gesellen oder wir im Trending auf Platz 2 schießen, wird die Sache komplett rund! ;-)
PS: Mehrere Trashpiloten haben bereits angeregt, die Community mit weiteren Trashmobs o. ä. zu beglücken / verstören (je nach Sichtweise ^^). Nachdem sich jetzt ein Teilnehmerkern herausgebildet hat, lassen sich weitere Aktionen (inkl. Abstimmungen darüber) auch viel unkomplizierter planen und umsetzen. Damit es sich nicht abnutzt, sollten wir vielleicht ein halbes oder sogar ganzes Jahr Pause zwischen etwaigen Flashmobs einlegen. Aber es gibt ja noch weitere Ideen. Zunächst würde sich eine andere - nochmal deutlich niederschwelligere - Aktion anbieten, bei der mehr Zeit zum Posten bleibt und jeder Teilnehmer noch stärker seine individuelle Note einbringen kann. Infos folgen! :-)
Trashmob 22
(Der 2226. Film, den ich hier kommentiere und bewerte. Verdammt, knapp daneben!)
♪♫ Schleim! Schleim! Wir brauchen Schleim! - Was geht'n Alter?
Schleim! Schleim! Wir brauchen Schleim! - Seid ihr down? ♪♫
Alex, ein Typ wie du und i... Nein, genau wie du (ja, du!) zieht in ein Mehrfamilienhaus, das zwei unscheinbaren Damen gehört. Gut, das Gebäude ist ein wenig heruntergekommen und die Bewohner sind es auch, aber man sollte die Dinge nicht immer nur nach Äußerlichkeiten beurteilen. Einer der Nachbarn ist nämlich richtig nett und lädt Alex sogar zum Essen ein. Serviert wird ein superleckerer grüner Brei und dazu ein blaues Gesöff, das vertrauenserweckender kaum aussehen könnte. Wer da nicht reinhaut, is(s)t echt selber schuld!
Danach nehmen die Ereignisse ihren Lauf und Alex gerät in einen Strudel aus Schleim, Sex, Gewalt, Schleim, grünem Brei, keinem Sex, Blut, Schleim und dann doch wieder Sex – und er bekommt nicht genug! Also irgendwie schon, aber irgendwie auch nicht. Dschungelcamp-Zuschauer kennen das ja. In knackigen rund 80 Minuten voller Blut, Schleim und Tränen bahnt sich das Böse seinen Weg durch die Stadt und paralysiert die Opfer. Wirklich wehren möchte sich kaum jemand von ihnen. Warum auch? Nicht, dass man noch aus dem Film geschnitten wird, wenn man es übertreibt. Vielleicht hat es aber auch andere Gründe.
Die geschätzten Produktionskosten in Höhe von rund 50.000 $ wurden zu großen Teilen in Eigelb und Konfitüre investiert. Kiloweise wird der Protagonist damit eingekleistert und immer wieder tropft ihm das Zeug esslöffelweise von bzw. aus den Händen. Ein weiterer Batzen dieses Betrages wurde in den halbmenschlichen Fleischbatzen gesteckt, der gegen Ende in einem 'Ritter der Kokosnuss'-artigen Finale mit ein paar (tatsächlich sehenswerten) Stop-Motion-Tricks bekämpft wird. Des Weiteren gingen 2000 $ an einen Mann, der 15 Jahre zuvor eines halbes Semester an einer Schauspielschule absolviert hat. Zwar mit mäßigem Erfolg, aber immerhin! Leider wurde er aber nur als Beleuchter eingesetzt, denn letztlich hätte er die restlichen (noch schwächeren) Darsteller nur unnötig unter Leistungsdruck gesetzt und zu stark frustriert.
Wie auch immer: Auf nach Slime City! Es gibt Schleim! Und eine Stadt! Und vielleicht sogar Sex. Was will man mehr?
♪♫ Ich frach dich, wie sieht das denn aus?
Schleimt rum im Haus und läuft schon aus!
Beweg den Matsch, mach mit, komm her
Wer einmal Schleim leckt, will noch mehr!
Ihr wisst, dass bei dem ganzen Brei
Ich Kindern in den Ranzen spei!
Und jetzt alle:
Schleim! Schleim! Wir brauchen Schleim! - Was geht'n Alter?
Schleim! Schleim! Wir brauchen Schleim! - Seid ihr down? ♪♫
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Zustand vor der Sichtung: Hätte mal wieder Bock auf Pudding!
Zustand nach der Sichtung: Wieso hab ich Konfitüre und Eigelb an den Händen!?
Welches ist der beste Tag eines jeden Jahres? Heilig Abend? Silvester? Ostersonntag? Der internationale Tag des Bieres? Alles ganz nett, aber nichts gegen den SUNDAY, FUNDAY! Der Tag, an dem man es mit seinen Hipster Freunden auf möglichst originelle Weise krachen lässt und sich über andere Hipster auslässt, die diese noch junge Tradition übernommen haben.
Für die Truppe aus 'You`re the worst' (zu deutsch: Du bist ne Wurst) ist eigentlich jeder Tag eine Mischung aus Chaostag und Funday, aber an diesem einen speziellen Tag im Jahr knallt es eben ganz besonders. Und das will was heißen bei einer Clique, die nur wenige bis keine Grenzen kennt. Das Konzept der monogamen Beziehung hat hier quasi keinerlei Bedeutung, Nüchternheit wird verachtet und überhaupt gilt der Exzess hier als Normalzustand. Und so wird die Geschichte eines Paares erzählt, das sich auf den Weg in eine durchaus langfristig angelegte Beziehung begibt, wobei beide streng darauf achten, möglichst keinen Kitsch aufkommen zu lassen und möglichst keine Klischees zu erfüllen. Flankiert werden die beiden von einem Freundeskreis, der nicht minder schrullig daherkommt.
Jimmy (Chris Geere): Die Karikatur eine Autors (fast) ohne Werk. Seine Worte und Taten passen nur selten zusammen und bei aller zur Schau gestellten Arroganz schwingt auch immer etwas Unsicherheit mit.
Gretchen (Aya Cash): Das personifizierte Chaos. Innerlich ausgebrannt und quasi nicht zu greifen sowie mit einem großen Hang dazu, jegliches aufkommende Glück zu sabotieren.
Edgar (Desmin Borges): Der Kriegsveteran verharrt schier unerschütterlich an Jimmys Seite. Phasenweise vielleicht auch aus Eigennutz, aber im Großen und Ganzen ist er trotz aller psychischer Probleme noch die beständigste Figur im Ensemble.
Lindsay (Kether Donohue): Die Flatterhaftigkeit in Person treibt alle paar Wochen eine neue Sau durch's Dorf und ist im Grunde die einzige Person, die in der Lage ist, Gretchens Eskapaden dauerhaft zu ertragen.
Paul (Allan McLeod): Lindsays Ehemann ist der Biedermann in der Combo. Vorerst zumindest. Bis auch er das Tier in sich entdeckt. Zwar stellt sich dieses bestenfalls als Maus oder Eichhörnchen dar, aber immerhin!
Vernon (Todd Robert Anderson): Der gehirnamputierte Chirurg setzt vor allem während der späteren Staffeln neue Maßstäbe in Sachen Dummheit. Auf der anderen Seite ist er aber auch ausgestattet mit schier unendlicher Begeisterungsfähigkeit und für (sprichwörtlich) wirklich jeden Scheiß zu haben. Dabei erträgt er jegliche Art von Demütigung scheinbar ohne jeden Groll und nutzt jede sich bietende Gelegenheit, um aus seinem spießbürgerlichen Umfeld auszubrechen.
Becca (Janet Varney): Die oberflächliche und egozentrische Zicke ist das Bindeglied zwischen den einzelnen Figuren. Sie ist Jimmy's Ex, Beccas Schwester und Vernons Ehefrau. Bezeichnenderweise bleibt ausgerechnet sie bei den allermeisten Ausschweifungen der Freundesbande außen vor.
'You`re the worst' erhebt die Eskalation zum Grundprinzip und den Exzess zum Mittel der Wahl. Das Problem: Trotz vieler ungewöhnlicher Handlungsentwicklungen (bzw. gerade deswegen) ergibt sich aus dieser stetig extremer werdenden Spirale das Problem, dass die Handlung irgendwann komplett übersteigert zu werden droht. Spätestens während der letzten beiden Staffeln wird es in einigen Facetten derart verrückt, dass man die Geschichte kaum noch ernst nehmen kann; also nicht mal mehr ansatzweise; wodurch letztlich auch wieder der Humor zu leiden hat, da auf diese Weise der satirische Charakter der Erzählung einem eher comichaften Stil weicht. Während anfangs das unkritische Festhalten an diversen Konventionen schelmisch hinterfragt wird, wird es gegen Ende hin immer grobschlächtiger. Die anfangs spielerische Ironie schlägt dabei in einen fast schon wütenden Zynismus um, der oftmals einfach nur noch wild um sich schlägt. Letztlich ist auch das nicht schlecht und die Inszenierung verharrt so auch nicht im Stillstand. Wirklich ernstzunehmen sind einige der Episoden dadurch aber nicht mal mehr ansatzweise. Bei einer leicht angepassten Erwartungshaltung sollte das jedoch kein Problem sein.
33 Jahre nach seinem Komparsenauftritt in dem von seinem Vater inszenierten Film 'Ghostbusters II' schließt sich der Kreis für Jason Reitman, der nun selbst im Regiestuhl für eine weitere Fortsetzung der Reihe sitzt. Man merkt seinem Beitrag 'Ghostbusters: Legacy' von der ersten bis zur letzten Minute an, dass im Gegensatz zu 'Ghostbusters' (2016) hier wieder sehr viel stärker der Bezug zu den beiden Filmen aus den 80er Jahren im Vordergrund stehen sollte. Zwar gab es fünf Jahre zuvor auch in der Verfilmung von Paul Feig einige Reminiszenzen an die beiden ursprünglichen Filme, doch in der Episode von 2021 nehmen diese ein ganz anderes Ausmaß an. Zwar könnte man jetzt etwas gehässig formulieren, es werde erneut das Konzept von 2016 aufgegriffen, nur eben mit Kindern statt Frauen, aber das würde verkennen, wie extrem der jüngere der beiden Filme auf Fanservice bedacht ist. Beliebte Charaktere und Darsteller werden wieder eingebunden, neue Nachfahren von ihnen werden etabliert, verschiedene Handlungselemente tauchen in variierter Form erneut in der Geschichte auf und allerlei „klassische“ Requisiten finden einmal mehr Verwendung. Die Veränderungen beschränken sich hauptsächlich auf die Verlegung des Settings von der Großstadt auf's Land und auf die Fokussierung auf jugendliche Charaktere. So gesehen fühlt sich eine Sichtung wie die Heimkehr in ein mittlerweile restauriertes Elternhaus an. Alles wirkt etwas moderner, aber letztlich steht vieles nach wie vor an seinem Platz und das Fundament ist ohnehin komplett intakt. In inhaltlicher Hinsicht hätte es diesen erneuten Wurf wohl eher nicht gebraucht, als nostalgische Erinnerungsreise funktioniert 'Ghostbusters: Legacy' aber durchaus gut.
Wie 'Red Notice' - nur ohne Eier(kopf). Gejagt wird hier nach einem Schatz im Wert von rund fünf Milliarden Dollar, gegen den die Eier der Kleopatra wie billiges Spielzeug aus dem Kaugummiautomaten wirken. Allerdings sitzt auch hier dem Protagonistenduo – neben einigen anderen Konkurrenten – eine Frau im Nacken, mit der gelegentliche Zwangsallianzen eingegangen werden müssen. Das Tempo ist einigermaßen hoch und in keiner Region der Erde hält es die Schatzjäger besonders lange. Was einst fast als Alleinstellungsmerkmal der 007-Reihe galt, ist heute fast schon ein grundlegender Bestandteil des Actionkinos. Die zahlreichen Ortswechsel kaschieren erzählerische Engpässe, unterbinden jegliche Art von Lagerkoller schon im Keim und zergliedern die ohnehin recht überschaubare Handlung in derart mundgerechte Stücke, dass sich so gut wie niemand mehr daran verschlucken dürfte.
Neben etwas Starpower (Mark Wahlberg, Tom Holland, Antonio Banderas) und reichlich CGI werden einige Gags aufgefahren, mit denen man aber voraussichtlich keine Comedypreise gewinnen wird... Um die Fans der Videospielreihe bei Laune zu halten, werden zudem einige Easter Eggs und Metagags aufgefahren (s. Aufkleber oder Strandszene). Für Videospielverfilmungsverhältnisse (was für ein Wort...) wirkt die hier angerührte Mischung vergleichsweise rund, als Highlight seines Subgenres wird 'Uncharted' aber wohl eher nicht eingehen.
Kammerspielartige Mischung aus Thriller, Drama und Science Fiction, die in allererster Linie ein Gedankenexperiment durchexerziert. Eine Gruppe von Leuten wird dazu gezwungen, sich gegenseitig per Abstimmung nacheinander zu eliminieren. Mutmaßlich so lange, bis nur noch einer übrigbleibt. Was dann folgt, kann man sich bereits von Beginn an ausrechnen...
Die Autorenfilmer Aaron Hann und Mario Miscione hetzen die Akteure in einem Szenario aufeinander, das zunächst ein Höchstmaß an Spannung verspricht und auch bereichernde Diskussionen liefern könnte. Wäre da nur nicht die offensichtliche Konzessionsentscheidung, für Tempo zu sorgen, indem die zeitlichen Abstände zwischen den einzelnen Votings extrem kurz gehalten werden. Auf diese Weise kann im Grunde kein einziges der Probleme ernsthaft durchdiskutiert werden. Unzählige (teils auch gesellschaftlich höchst relevante) Themenkomplexe werden angerissen, doch über Oberflächlichkeiten kommen die Gespräche nur selten hinaus. Die im Film angesprochenen Themenelder wirken teils zeitlos, teils hochaktuell, was eine etwas tiefergehende Debatte in einigen Fragen mehr als wünschenswert erscheinen lässt. Doch leider hat man sich dafür entschieden, zugunsten eines höheren Bodycounts (wobei viele der Tode ohnehin nur angedeutet werden) eine womöglich bessere Qualität der Dialoge zu opfern.
Anerkennenswert erscheint dafür die Tatsache, wie hier mit einfachen Mitteln immer wieder Spannung erzeugt wird und wie es den Regisseuren gelingt, mit der Filmversion eines Theaterskripts frischen Wind in die o. g. Genres zu pusten.
→ 'Der Kreis' ist sicher kein PERFECT CIRCLE und erfindet das RAD nicht neu, hebt sich aufgRUND der relativ ungewöhnlichen Prämisse aber dann doch deutlich von vielen anderen Produktionen aus derselben Budgetklasse ab.
Macht π mal Daumen 7,5 Punkte.
So etwas kommt dabei heraus, wenn ein Drehbuchautor seine 9-jährige Tochter an den Rechner lässt. Eine berühmte Musikerin heiratet bei einem ihrer Konzerte einen ihr bisher unbekannten Zuschauer direkt auf der Bühne. Potzblitz, ein Promi heiratet also einen Normalo; darüber kann man schon mal einen Film drehen. Gut, es hätte auch eine mittelalterliche Prinzessin sein können, die einen Bauernburschen ehelicht, aber dann hätte man in der Handlung keine Smartphones unterbringen können und sich auf Minnesang beschränken müssen.
Aber genug geätzt, 'Marry Me' hat auch gute (oder zumindest solide) Seiten. An sich ist die Handlung augenscheinlich gut gemeint und abgesehen von der albernen Prämisse wird in lockerem Erzählton auf recht kurzweilige Weise eine Geschichte erzählt, die zwar ganz gewiss nicht innovativ ist, sich aber voll und ganz auf ihre Charaktere und deren Darsteller verlässt. Wirkliche Herausforderungen haben diese zwar nicht zu meistern, aber Jennifer Lopez und Owen Wilson sowie mit Abstrichen auch Sarah Silverman, John Bradley, Jimmy Fallon und die aufstrebende Chloe Coleman können ihre mehr oder weniger klangvollen Namen in die Waagschale werfen und so für deutlich mehr Zugkraft des Filmes sorgen. Die eher dosiert eingesetzten Humoreinlagen tun niemandem weh und die Inszenierung plätschert unaufgeregt ihrem klischeehaften Ende entgegen. Es gibt deutlich schwächere Filme als diesen und gewiss wird 'Marry Me' auch weiterhin sein Publikum finden, aber zumindest etwas mehr Eigenständigkeit hätte der Inszenierung ganz bestimmt nicht geschadet. Auch die erste Begegnung von Kat und Charlie hätte sich deutlich sorgfältiger ausgestalten lassen. So steht am Ende ein harm- und belangloses Filmchen, das man sich für einen ruhigen Abend schon mal gönnen kann; allerdings nur wenn man die Ansprüche im Zaum hält...
3,5 – 4 Punkte.