Framolf - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
UntamedUntamed ist eine Thriller aus dem Jahr 2025 von Mark L. Smith und Elle Smith mit Eric Bana und Wilson Bethel.+31 Kommentare
-
AdolescenceAdolescence ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Stephen Graham und Jack Thorne mit Stephen Graham und Owen Cooper.+8 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Tron: Ares188 Vormerkungen
-
One Battle After Another133 Vormerkungen
-
The Toxic Avenger118 Vormerkungen
-
The Long Walk - Todesmarsch100 Vormerkungen
-
In die Sonne schauen79 Vormerkungen
Alle Kommentare von Framolf
Horrorctober 2021: HorrOSCARtober Film #13
Oscar Madness Film 103 (1 Nominierung)
'Monster House' ist einer der wenigen Familienhorrorfilme, die tatsächlich auch für mehrere Altersschichten funktionieren. Kinder bekommen eine ganze Reihe verhältnismäßig düsterer und gruseliger Szenen, Erwachsene werden durch eine grundsolide Horrorkomödie unterhalten. Denn Regisseur Gil Kenan ('City of Ember') gelingt eine durchaus stimmige Mischung aus gedrosseltem Schrecken und launigen Späßen, die jedoch nicht übermäßig über das Ziel hinausschießen und auf diese Weise auch die halbwegs bedrohliche Grundstimmung nicht über Gebühr unterminieren. Die dunkle Seite findet ihre Entsprechung u. a. im etwas kauzigen Animationsstil, die bunte Seite in der Wahl der Sprecher, zu denen neben einigen „ernsteren“ Darstellerinnen (Maggie Gyllenhaal, Kathleen Turner) oder dem Charakterdarsteller Steve Buscemi auch einige Schauspieler gehören, die vorwiegend im Komödienfach beheimatet sind (Kevin James, Jason Lee). Und gerade durch diese Mischung dürfte dieser Horrorspaß sowohl in unterschiedlichen Stimmungslagen als auch für verschiedene Altersgruppen funktionieren.
Um es etwas pointierter zu formulieren: Ein guter Film für eine Sichtung mit der ganzen Familie. Oder um seine Kinder (die allerdings nicht allzu klein sein sollten) vor dem Fernseher zu parken. Oder um die Kinder ins Bett zu schicken, während sich die Großen einen Filmeabend machen... :-D Wie auch immer: Dieser Film funktioniert auf verschiedene Arten und in Bezug auf Zielgruppen mehrerer Altersstufen, was man von nicht allzu vielen Produktionen aus dem (erweiterten) Horrorbereich behaupten kann. Rein in Bezug auf dieses Phänomen (nicht aber unbedingt in inhaltlicher Hinsicht) wäre vielleicht die 'Addams Family' eine passende Referenz.
In Anerkennung der kreativen Leistungen wurde 'Monster House' 2007 als bester Animationsfilm für die Oscarverleihung nominiert; die begehrte Trophäe ging jedoch an 'Happy Feet'.
Gerade noch 6,5 Punkte.
Horrorctober 2021: HorrOSCARtober Film #12
Oscar Madness Film 102 (1 Auszeichnung, 2 weitere Nominierungen)
Russ..., äh Alien Invasion in den Fünfzigern. In einer Zeit, als die Vereinigten Staaten, viele ihrer Filme und die politischen Ansichten der allermeisten Regierenden noch schwarz-weiß waren (also in noch größerem Maße als heute), konnte und wollte man sich eine politisch zugespitzte Verfilmung von Stoffen wie H. G. Welles 'Der Krieg der Welten' natürlich nicht entgehen lassen. Dementsprechend lässt man also bedrohliche Marsianer auf die Menschheit los und begleitet ein paar Amerikaner bei ihrem Widerstand (also gar nicht mal so viel anders als in zahlreichen aktuellen Blockbustern). Und darin dürfte auch schon eine der beiden größten Errungenschaften dieser Inszenierung liegen; nämlich in der stilprägenden Wirkung, die sich (zumindest mittelbar) bis heute entfaltet.
Das zweite wichtige Erbe, die Kreativität bei der technischen Umsetzung, lässt sich unter anderem auch an den einschlägigen Auszeichnungen und Nominierungen ablesen. So versteht es sich fast von selbst, dass 'Kampf der Welten' auch einen Eintrag in den Historienbüchern der Academy of Motion Picture Arts and Sciences hinterlassen hat. Der Schnitt und der Ton wurden mit jeweils einer Nominierung bedacht. Dem Vernehmen nach wurde die akustischen Effekte der Raumschiffe mit rückwärts abgespielten Aufnahmen von E-Gitarren erstellt.
Auch die visuellen Spezialeffekte fanden ihre entsprechende Würdigung – und zwar sogar in Form einer Auszeichnung mit einem Oscar im Rahmen der Verleihung im Jahre 1954. Gordon Jennings wurde diese letzte Auszeichnung postum verliehen, wodurch er auf die beachtliche Anzahl von sieben Auszeichnungen (z. B. für 'Piraten im karibischen Meer') und acht weiteren Nominierungen kommt (u. a. für 'Dr. Zyklop' und 'Samson und Delilah').
Die politischen Metaphern sind ähnlich subtil wie McCarthys Wheeling-Rede, doch immerhin mildert das Ende die fast schon aufwieglerische Botschaft einiger Szenen wieder ab und ruft implizit zu etwas mehr Besonnenheit auf. [SPOILER] Denn letztlich ist es nicht die Atombombe, die die entscheidende Wende bringt, sondern ein Zusammenspiel aus natürlicher Auslese und Darwins survival of the fittest.
Horrorctober 2021: HorrOSCARtober Film #11
Oscar Madness Film 101 (1 Nominierung)
Kriminalthriller mit leichten Anleihen aus dem Horrorgenre. Aus filmhistorischer Sicht ist hier besonders die Tatsache interessant, dass hier mehrere Stilmittel und Handlungsbestandteile zum Einsatz kommen, die sich später als grundlegend für den Slasherfilm erweisen sollten. Dies gilt sowohl für einige Elemente der atmosphärischen Umsetzung als für diverse Handlungselemente, wie zum Beispiel den Spannungaufbau, das Figurensetting oder die Struktur einiger Sequenzen.
Die Handlungsprämisse ist schnell erzählt: Ein Serienmörder treibt sein Unwesen, während eine junge (womöglich stumme) Frau mit einigen anderen Leuten in einem Landhaus festsitzt. Wird sie dem Täter entkommen? Und wer könnte verantwortlich für die begangenen Verbrechen sein?
Regie und Drehbuch gelingt es, die Geschichte derart versiert (in Hinblick auf Atmosphäre, Spannung und Unterhaltungspotential) vorzutragen, dass sie auch noch zahlreiche Jahrzehnte später für viele Genrefans und Cineasten für eine Sichtung geradezu prädestiniert erscheint. In nahezu allen Bereichen der Inszenierung wird gute bis herausragende Arbeit abgeliefert, sodass kleinere Holprigkeiten (etwa bei der Beleuchtung) kaum noch ins Gewicht fallen.
Ethel Barrymore (eine Großtante Drew Barrymores) wurde 1947, zwei Jahre nach ihrem ersten und einzigen Gewinn dieser Trophäe ('None But the Lonely Heart'), für ihren Auftritt in einer Nebenrolle für einen Oscar nominiert. Gerade durch den stark limitierten Aktionsradius, der ihrem Charakter zur Verfügung gestellt wurde, hatte sie die Schwierigkeit zu meistern, ihren Part mit verhältnismäßig minimalistischen Mitteln mit Leben (aber auch nicht mit zu viel davon) zu füllen. In den Jahren 1948 ('Der Fall Paradin') und 1950 ('Pinky') sollten zwei weitere Nominierungen für sie folgen.
Horrorctober 2021: HorrOSCARtober Film #10
Oscar Madness Film 100 (2 Nominierungen)
Analog zu Ernest B. Schoedsacks 1941 ebenfalls in der Sparte „Beste visuelle Effekte“ nominiertem Beitrag 'Dr. Zyklop' spielt Hal Roachs (et al.) 'Tumak, der Herr des Urwalds' in tricktechnischer Hinsicht eine ganz ähnliche Karte – allerdings mit (in Bezug auf die Handlung) umgekehrten Vorzeichen. Während es im erstgenannten Film um eine Gruppe geschrumpfter Wissenschaftler geht, haben sich im zweitgenannten Projekt normalgroße Urzeitmenschen mit übergroßen Tieren auseinanderzusetzen. Neben der Tricktechnik, die vorrangig auf Großaufnahmen von Reptilien setzt und diese dem Zuschauer als übergroße Dinosaurier verkauft, erweisen sich auch die Stunts als absolut sehenswert. Gerade zu Beginn der Handlung, als es der Stamm noch vorrangig mit Säugetieren zu tun bekommt, finden sich einige durchaus sehenswerte Stunteinlagen, für die Stunt-Pionier Yakima Canutt verantwortlich zeichnet.
Der Mumpitz, der den Zuschauern hier als Plot untergejubelt wird, soll offenkundig dadurch legitimiert werden, dass er in einer Rahmenhandlung von einem Wissenschaftler vorgetragen wird. In Anbetracht der technischen Spielereien und der mitunter sehenswerten Stunts dürften viele Cineasten dem Film derartige Albernheiten aber sicher gerne verzeihen. Nicht zuletzt auch deshalb, da auch in anderen Kategorien mehr als solide Arbeit abgeliefert wird. In der Folge wurde neben den Spezialeffekten auch die Filmmusik für einen Oscar nominiert; jedoch hatte man gegenüber der Konkurrenz von 'Der Dieb von Bagdad' (Effekte) und 'Pinocchio' (Musik) das Nachsehen. Einen Eintrag in die Chroniken der Filmgeschichte hat man aufgrund des Erreichten aber dennoch sicher. Der Nachhall des Filmes lässt sich nicht zuletzt auch an der Tatsache bemessen, dass 26 Jahre später mit 'Eine Million Jahre vor unserer Zeit' der Startschuss zu einer dreiteiligen Fortsetzung fiel.
5 Punkte mit leichter Tendenz in Richtung 5,5.
Horrorctober 2021: HorrOSCARtober Film #9
Oscar Madness Film 99 (1 Nominierung)
Ein verrückter Wissenschaftler versteckt in seiner Forschungseinrichtung mitten im Dschungel eine Maschine, mit der er u. a. Pferde und Menschen auf eine Größe von nur wenigen Zentimetern schrumpfen lassen kann. Doch viele seiner Versuchsobjekte verschwinden spurlos, während die Katze, die sich rund um das ominöse Labor herumtreibt, immer dicker wird...
Was in den Vierziger Jahren vielleicht noch Schrecken verbreitet haben mag, wirkt viele Jahrzehnte später in allererster Linie drollig und verblüfft vorrangig durch eine Tricktechnik, die – gemessen am Produktionsdatum – erstaunlich versiert daherkommt. Zwar gingen die beiden für die visuellen Effekte Verantwortlichen Farciot Edouart und Gordon Jennings trotz einer Oscarnominierung leer aus, jedoch konnten beide in den Folgejahren mehrere dieser Auszeichnungen einheimsen. Auch Hans Dreier (Ausstattung) und Winton C. Hoch (Kameratechnik) wurden später mit jeweils drei Oscars ausgezeichnet. 'Dr. Zyklop' kann in dieser Hinsicht also durchaus als Karrieresprungbrett betrachtet werden. In derselben Kategorie ebenfalls nominiert war im gleichen Jahr übrigens die Produktion 'Tumak, der Herr des Urwalds' die teilweise auf sehr ähnliche filmische Tricks zurückgreift.
Auch wenn die Handlung des Filmes in vielen Facetten wie purer Trash anmuten mag, so sind es gerade die augenzwinkernden Details, die diese teilweise klamaukige Erzählung so unterhaltsam machen. Und so ziehen die bedauernswerten Miniaturmenschen bewaffnet mit einer Scherenklinge gegen ihren übergroßen Gegner zu Felde und versuchen ihrem vorbestimmten Schicksal als Katzenfutter zu entkommen.
→ In Anbetracht der kurzen Laufzeit, zahlreicher putziger Handlungsdetails und der sehenswerten Tricktechnik auch Jahrzehnte später noch sehenswert.
Horrorctober 2021: HorrOSCARtober Film #8
Oscar Madness Film 98 (1 Nominierung)
Es dürfte kaum ein Subgenre des Horrorfilms geben, dessen Entwicklung sich über einen längeren Zeitraum nachvollziehen lässt als das des Spukhausfilmes. Bereits 1896 ließ Georges Méliès im wahrscheinlich ersten Horrorfilm aller Zeiten ('Le Manoir du Diable') seinen zaubernden Fledermausmenschen und dessen Kreaturen auf zwei arglose Passanten los, die sich in ein geheimnisvolles Haus verirren. Zehn Jahre später folgte mit Segundo de Chomóns 'The Haunted House' ein frühes Highlight der Stop Motion Kunst. Auch in den folgenden Jahrzehnten blieben mysteriöse Häuser ein beliebtes Motiv; egal ob als Hauptattraktion oder als Nebenaspekt einer anderweitigen Horrorgeschichte (allen voran F. W. Murnaus 'Nosferatu, Eine Symphonie des Grauens' von 1922).
1944 sollte sich dann schließlich Lewis Allens 'Der unheimliche Gast' in diese bereits ein halbes Jahrhundert umfassende Traditionslinie einreihen. Wie so viele Filme aus den 40er Jahren ist auch die vorliegende Produktion erstaunlich gut gealtert. Und abgesehen von einer leicht verworrenen Auflösung und einem aus heutiger Sicht etwas arg simplen „Endkampf“ werden hier gut anderthalb Stunden gelungener Unterhaltung geboten, was nicht zuletzt auch an der versiert eingefangenen Atmosphäre liegt. Der Lohn dafür war eine Oscar-Nominierungen für die beste Kamera in einem Schwarzweiß-Film. Kleinere Holprigkeiten wie ein Fehler in der Beleuchtung (Schatten wird in Richtung Fenster geworfen) stören da auch nicht weiter, sondern erhöhen den Charme der Inszenierung im Grunde sogar noch zusätzlich.
Filmfreunden mit Interesse an der Entwicklung des Spukhaus-Subgenres kann 'Der unheimliche Gast' ebenso empfohlen werden wie Cineasten und Horrorfans, die auf der Suche nach etwas Abwechslung sind. Vom Alter der Produktions sollte man sich nicht abschrecken lassen, da die Inszenierung deutlich zeitgemäßer wirkt als so manches Projekt, das zwei Dekaden später umgesetzt wurde.
Meine diesjährige Challenge: Mindestens 13 Filme, die für einen Oscar nominiert wurden oder sogar einen gewinnen konnten. Vorzugsweise Erstsichtungen, aber es werden wahrscheinlich auch Zweit- und Drittsichtungen dabei sein. Die Liste wird bis Monatsende laufend erweitert. Am Ende der Liste tauchen (wie üblich) wieder einige Filme auf, für die das Motto nicht mehr gilt.
Meine bisherigen Mottos:
2020: Horror Evolution - 35 Filme aus 14 Jahrzehnten
https://www.moviepilot.de/liste/horrorctober-2020-horror-evolution-14-filme-aus-14-jahrzehnten-framolf
2019: Haus der 13 Geheimtipps
https://www.moviepilot.de/liste/horroctober-haus-der-13-geheimtipps-framolf
2018: Horrorkreaturen - Alle anders, jede böse!
https://www.moviepilot.de/liste/horroctober-2018-13-kreaturen-jede-anders-alle-bose-framolf
2017: 13 Filme aus 13 Ländern
https://www.moviepilot.de/liste/horrorctober-2017-13-filme-aus-13-landern-framolf
2016: Fortsetzung folgt (Mehrteiler)
https://www.moviepilot.de/liste/horrorctober-2016-framolf
Mit 'No Sudden Move' legt Steven Soderbergh einmal mehr einen Film vor, der stilistisch und inhaltlich in manchen Aspekten kauzig inszeniert wurde, aber (teils auch im Subtext) einiges zu erzählen hat. Und wie schon in 'Unsane' ist Soderbergh auch dieses mal wieder ein kleiner Besetzungscoup gelungen, der im Vorfeld nicht nennenswert kommuniziert wurde. Neben Darstellern wie Don Cheadle, Benicio del Toro, David Harbour, Ray Liotta, Jon Hamm, Brendan Fraser, Kieran Culkin, Noah Jupe u. a. taucht der wahrscheinlich prominenteste Mitwirkende mehr oder minder unvermittelt in einer Nebenrolle auf und sorgt für etwas zusätzliche Würze.
Wie so oft bei diesem Regisseur steht und fällt aber auch hier vieles damit, ob man ihm bei seinen kleineren Experimenten und Schrulligkeiten folgen will. Handwerklich ist seine Inszenierung gewohnt solide bis gut geraten und in dramaturgischer Hinsicht kommt sie betont entschleunigt daher. Die Geschichte an sich beinhaltet dabei einen historischen Kern, der durchaus für die Kinoleinwand geeignet ist; ob man sich auf Soderberghs Art des Erzählens einlassen möchte, muss im Prinzip jeder für sich selbst herausfinden, denn es ist schwer, eine einzige (v. a. zuverlässige) Referenz als Vergleich heranzuziehen. Auf gewisse Weise tragen schließlich all seine Filme zwar einen virtuellen Stempel, der auf ihren Urheber hinweist, und dennoch haben die allermeisten seiner Inszenierungen auch ihre jeweils ganz eigene Note. Da hilft nur eines: Einfach selbst ausprobieren und herausfinden, ob die jeweilige Inszenierung den eigenen Geschmack trifft oder nicht.
Launige Tragikomödie über einen an sich doch recht ernsten Fall. Thema der Handlung ist ein Sorgerechtsstreit, der auch kulturelles Konfliktpotential in sich birgt. Wie der Titel schon andeutet, droht die juristische Auseinandersetzung im Zentrum der Handlung zu einer Art clash of cultures umgedeutet zu werden, obwohl die beiden Hauptbeteiligten eigentlich einen halbwegs besonnenen Umgang miteinander pflegen. Auf der einen Seite die dunkelhäutige und leicht aufbrausende Großmutter (Octavia Spencer), auf der anderen der kaukasische Alkoholiker (Kevin Costner) – und beide sind immer wieder für amüsante Fehltritte gut. Gerade dadurch wird dem Stoff auch etwas an emotionaler Härte geraubt, was man als Plädoyer von Regisseur und Drehbuchautor Mike Binder verstehen könnte, derartige Konflikte bei aller Relevanz nicht mit übertriebener Verbissenheit auszufechten.
So werden auf verhältnismäßig heitere Weise die Konsequenzen eines Todesfalles (und die daraus resultierenden Sorgerechtsstreitigkeiten) aufgearbeitet. Manchmal betont leichtfüßig und augenzwinkernd, aber dann auch wieder übertrieben plakativ und offenbar künstlich zugespitzt. Am Ende bleiben zwei durchaus unterhaltsame Stunden an Dramedy-Unterhaltung, deren inhaltlicher und künstlerischer Nährwert allerdings einigermaßen begrenzt ist. Für einen gediegenen Filmeabend reicht es aber allemal.
Horrorctober 2021 #7
Dämonischer Horror vor dem Hintergrund einer jüdischen Totenzeremonie. Im Gegensatz zu 'Possession – Das Dunkle in dir' werden die Charaktere hier nicht von einem Dibbuk heimgesucht, sondern von einer Erscheinung, die sich Stück für Stück durch die Schichten der Psyche frisst. Die Inszenierung ist relativ arm an Figuren und Dialogen, aber atmosphärisch ansprechend - und für Blumhouse-Verhältnisse betont nüchtern - umgesetzt.
++ SPOILER ++
Ist es nun eher so, dass der Nachhall der Verbrechen des 2. Weltkrieges hier in Form eines Dämons in eine passende Sprache übersetzt wurde oder wird hier der Holocaust für eine schnöde Gruselgeschichte ausgeschlachtet? Ganz ehrlich: Ich vermag es nicht zu beurteilen – und es steht mir auch nicht zu. Dementsprechend lasse ich diesen Umstand auch nicht in die Punktewertung mit einfließen.
Oscar Madness Film 148 (1 Nominierung)
Luftig-leichtes Sommerspektakel aus dem Hause Pixar. Wie gewohnt technisch auf hohem Niveau in Szene gesetzt und mit einigen popkulturellen Referenzen angereichert. Erzählt wird eine moderne Fabel über Andersartigkeit, Außenseitertum, kulturelle Traditionen, Emanzipation, Vertrauen und Freundschaft; und wie es sich für Produktionen aus dieser Schmiede gehört, geschieht dies natürlich stets mit einem Augenzwinkern. Auch wenn der Inszenierung in den Kommentaren mitunter ihre Leichtigkeit vorgeworfen wird, sollte man sie nicht unterschätzen. Unterhaltsam -und nicht zuletzt auch deshalb sehenswert - ist sie ohnehin.
Und da im Film einige unglaublich gefährliche Seeungeheuer vorkommen, eignet er sich sogar zur Horrorfrüherziehung für die ganz Kleinen, mit denen man gewissermaßen ein Horrorctoberchen in der „Kids Edition“ veranstalten kann. Denn früh übt sich. Das gilt für's Vespafahren ebenso wie für den Genuss von Monsterfilmen. ;-)
→ Das Ergebnis: Exakt 7,251 ungeheuerliche Punkte. ^^
Nachtrag: In der Kategorie "Bester Animationsfilm" wurde Pixars 'Luca' 2022 für einen Oscar nominiert. Die Auszeichnung wurde im Rahmen der Verleihung jedoch an die eher klassische Disney-Produktion 'Encanto' vergeben.
Horrorctober 2021 #6
++ Enthält einen angedeuteten SPOILER ++
Mit 'Malignant' lassen James Wan und seine Ehefrau Ingrid Bisu eine wahrhaft sonderbare Mischung auf das Publikum los. Auf einen überdrehten Beginn folgt zunächst eine Geschichte aus der Recyclingmaschine, die aber gegen Ende in völlig verrückte Zustände abdriftet, was sowohl für den Stil als auch ganz besonders für den Inhalt gilt. Visuell sind einige Szenen absoluter Zucker, manche allerdings auch eher abgestandenes Wasser. Das Drehbuch geniert sich nicht, eine durch und durch trashige Prämisse mit fast schon aufreizender Ernsthaftigkeit zu verkaufen und sich auch noch selbstbewusst als Origin-Story zu gerieren. Aber wie man James Wan und seine Werke kennt, hat er damit vermutlich noch nicht einmal zu dick aufgetragen. Was in 'Hellboy 2' als Witz vorgetragen wird, wird hier bierernst auf die Leinwand gebracht und womöglich bald schon in allen denkbaren Facetten durchdekliniert.
Wie lässt sich eine passende Punktewertung für so einen Film finden? Eigentlich gar nicht. Und wenn doch, stellt sich immer noch die Frage, ob hier die Trash- oder die Normalwertung greifen soll. Einerseits schlagen Qualitäten wie die Ausstattung und die Atmosphäre zu Buche. In Anbetracht einiger Holprigkeiten in Sachen Plausibilität dürfte aber eine Einordnung im oberen Mittelfeld einigermaßen angemessen sein (wobei sich bei Filmen wie diesem aber auch fraglos höhere oder niedrigere Wertungen gut nachvollziehen lassen). Daher (knapp) 6 Punkte.
Horrorctober 2021 #5
Diabolischer Besessenheitshorror, der zwar thematisch die gewohnte Klaviatur spielt, sich durch eigene Akzente aber dennoch aus der grauen Masse abhebt. Zwar findet sich in der Inszenierung auch sehr viel Mittelmaß, aber in einigen Aspekten gelingen Regisseur Nicholas McCarthy – zumindest szenenweise - durchaus beachtliche Ergebnisse. Bei der Kamera, dem Schnitt und den Darstellern (unter ihnen Catalina Sandino Moreno, Naya Rivera, Michael Massee und Wyatt Russell) wechseln sich Licht und Schatten kontinuierlich ab. Das Drehbuch wandelt trotz des althergebrachten Grundgerüsts durchaus auch auf eigenen Pfaden, indem es ganz bewusst auch von einigen Genreformeln abweicht [SPOILER: Bspw. verzichtet McCarthy auf eine alleinige bzw. durchgängie Protagonistin SPOILER ENDE].
Den vielleicht größten Pluspunkt steuert aber Ronen Landas Score bei, der mitunter enormes Unbehagen erzeugt und im Zusammenspiel mit der Beleuchtung und der Kamera für eine beklemmende Atmosphäre sorgt. Die Klänge kratzen immer wieder an der Psyche der Zuschauer und sabotieren ganz gezielt jegliche aufkeimende Anwandlung von Ruhe oder Entspannung, woraus ein dauerhaftes Bedrohungsszenario resultiert, das auch in handlungsarmen Szenen latent vorhält.
→ 'At the Devils Door' ist in Sachen Innovation zwar ganz gewiss kein Meilenstein seines Genres, doch durch die vergleichsweise gute handwerkliche Qualität in einigen Teilbereichen durchaus sehenswert – sofern man besonderen Wert auf die Atmosphäre legt.
Knapp 6,5 Punkte.
(Bei MP gehen die Meinungen recht weit auseinander. Die eine Fraktion beklagt sich über vermeintliche Langeweile, die andere würdigt den Stil der Regie. Wahrscheinlich hängt es recht stark von den persönlichen Vorlieben ab, ob sich eine Sichtung lohnt.)
Hintergründiges Ehedrama über einen Chirurgen, der beruflich und privat seine besten Tage womöglich hinter sich hat, und in eine Persönlichkeitskrise schlittert, nachdem eine junge Frau in sein Leben tritt. Was angesichts der Prämisse vielleicht nach einer seichten Romanze klingen mag, erweist sich aber vielmehr Drama mit ganz leichten Thrillereinschlägen. Während die Handlung bei flüchtigem Hinsehen vielleicht etwas banal wirken mag, bietet sie aber durchaus einige Gelegenheiten zum Miträtseln und Reflektieren. Was hat es mit der mysteriösen Fremden auf sich und wie steht um die Ehe des Protagonisten nun wirklich? Den wahrscheinlich wichtigsten Schlüssel zum Verständnis bilden die beiden Lieder, in denen Blumen besungen werden. Das erste beschäftigt sich (metaphorisch) mit der Beziehung Pauls (Daniel Auteuil) zu seiner Ehefrau Lucie (Kristin Scott Thomas), das zweite fügt demselben Thema noch die Komponente der (vermeintlichen) Nebenbuhlerin hinzu. Unschwer zu erkennen, dass beiden Damen (bzw. den Kategorien, für die sie jeweils stehen) jeweils eine Blume zugeordnet ist. Die Tragik liegt darin, dass Paul nur so lange zuhört, wie es ihn selbst betrifft und er somit in seiner Ignoranz nicht nur sich selbst, sondern auch sein Umfeld schädigt.
Vermutlich klingt der vorherige Absatz etwas kryptisch, aber etwas explizitere Worte würden nur unnötig den Inhalt spoilern. Daher: Für Freunde französischer Dramen, die sich gerne auch mal an Filme wagen, die inhaltlich und stilistisch (in Form mehrerer Reminiszenzen) den Geist der 70er Jahre atmen, könnte sich eine Sichtung durchaus lohnen.
Kammerspielartiger Thriller, dessen Grundkonstellation man zwar bereits zur Genüge aus einigen anderen Produktionen kennt, der aber trotzdem gut zu unterhalten vermag. Die Spannung hält sich konstant auf einem ordentlichen Niveau; für die Atmosphäre und die Darstellerleistungen (Noomi Rapace, Chris Messina und Joel Kinnaman) gilt ähnliches. Die Handlung bewegt sich zwischen den Polen Eheleben (bzw. Nähe und Entfremdung innerhalb einer Beziehung), Vergangenheitsbewältigung und Rache. Dabei wird das Thema so aufbereitet, dass der Zuschauer selbst eine gewisse detektivische Neugier entwickelt und am Ende indirekt auch eine Lektion vermittelt bekommt (jedoch ohne erhobenen Zeigefinger). Zumindest gibt die letzte Einstellung dem Publikum durchaus Futter für optionale eigene Überlegungen mit auf den Weg.
Wer gerne ambitionierte Thriller sieht, die dennoch auf eher leisen Sohlen daherkommen, dürfte mit der Sichtung von 'The Secrets We Keep' nicht viel falsch machen. Auch wenn der Titel und die Synopse auf das Recycling einer verhältnismäßig oft verfilmten Thematik hindeuten (was letztlich ja auch zutrifft), kann man Genrefans eine Sichtung dennoch bedenkenlos ans Herz legen.
Gibt es eigentlich auch nur ein Land in Europa mit einem niedrigeren Anteil an culture clash Stoffen im Komödienbereich als Frankreich? Nord gegen (oder mit) Süd, alt gegen(/mit) jung, Stadt gegen(/mit) Land, Einwanderer gegen(/mit) Einheimische usw. usf. Und in diese immer länger werdende Traditionslinie reiht sich auch 'Willkommen in der Nachbarschaft' nahtlos mit ein.
Ein Firmeninhaber ist infolge seiner etwas zu kreativen Buchführung gezwungen, den Sitz seiner Firma in einen sozialen Brennpunkt zu verlegen. Und wie es sich für eine derartige Komödie gehört, kommt es für ihn und seine Mitarbeiter erstmal zu einem heftigen Kulturschock, nachdem das Drehbuch zu Beginn natürlich erstmal dick aufträgt. Eine Bande von Kindern erpresst den Protagonisten, er gerät an die lokale Gangsterprominenz und sieht sich auch sonst allerlei skurrilen Eigenarten ausgesetzt. Und auch in der Folge hält sich die Erzählung an einen Großteil der üblichen Genregepflogenheiten – mit allen damit verbundenen Vor- und Nachteilen.
Für augenzwinkernde Unterhaltung ohne allzu große Aufreger ist also gesorgt, zumal größere Überraschungen ohnehin ausbleiben. Wer Spaß an derlei Komödien hat und gelegentlich eingestreute absurde Dialogzeilen zu schätzen weiß, macht mit diesem filmischen Trip in ein überzeichnetes Viertel also nicht viel falsch. Zwar hat die grobe Handlung in Sachen Kreativität nicht besonders viel zu bieten, doch die eingestreuten kleinen Späße machen vieles wieder wett und die Inszenierung insgesamt zu einem gelungenen Streifen.
James Gunn unleashed. Nachdem Disney nicht gerade bekannt dafür ist, ein Hort der ungebändigten Kreativität zu sein, wurde natürlich mit umso größerer Spannung erwartet, was Gunn wohl im chaotischen DCEU veranstalten würde. Und – wie im Grunde schon zu erwarten war – lässt er es ordentlich krachen. Die Squad aus dem Film von David Ayer hat sich größtenteils schon wieder erledigt, also wird natürlich eine neue gesucht; am besten eine für die Ewigkeit. Damit das gelingt, sollte auf jeden Fall ein anthropomorphes Tierwesen dabei sein. Ein Wiesel wäre vielleicht keine schlechte Idee... Was soll da schon schiefgehen?
James Gunn genießt sichtlich die Freiheiten, die ihm offenbar bei Warner eingeräumt werden und reiht einen Schabernack an den nächsten – mit einem Handlungsaufbau und einer Charakterzeichnung aus der Hölle... Dementsprechend ist 'The Suicide Squad' dann auch ein durchaus kurzweiliger Spaß, aber ein Film dieser Art reicht dann auch, so lange nicht etwas mehr Wert auf das Storytelling gelegt wird.
→ Unterhaltsam und originell, aber in dramaturgischer Hinsicht enorm ausbaufähig.
5,5 – 6 Punkte.
Horrorctober 2021 #4
Falls ihr jemals nach einem Horror B-Movie gefragt werdet, verweist einfach auf diesen Film. Denn mehr B-Movie als 'Behind You' geht eigentlich nicht. Darsteller, Regie, Schnitt, Ausstattung, Drehbuch - nahezu alle Kategorien bewegen sich hier im unteren Mittelmaß oder gerade noch so in einem soliden Bereich; und sogar der Titel des Filmes beginnt mit „B“... Und in diesem Sinne lässt sich dann auch der Inhalt des Filmes als b-ereits b-ekannt (und in inhaltlicher Hinsicht auch als b-oring) umschreiben... Überraschungen oder nennenswerte eigene Akzente? Fehlanzeige. Die Folge sind ein nicht geringes Maß an Vorhersehbarkeit und das Gefühl, Recyclingware vorgesetzt zu bekommen.
4 Punkte mit ganz leichter Tendenz in Richtung 4,5.
Weird fact: Laut seiner Profilseite bei MP ist Co-Regisseur Matthew Whedon weiblich... https://www.moviepilot.de/people/matthew-whedon
Horrorctober 2021 #3
Roman Polanskis 'Der Mieter' beginnt zunächst als halbwegs unscheinbares Sozialdrama, das nach und nach immer stärker von Elementen des psychologischen Horrors gekapert wird. Dabei geht es ebenso um soziale und gesellschaftliche Probleme (beispielsweise bezüglich der Wohnungssituation) wie um zwischenmenschliche Dynamiken und um daraus entwachsende Drucksituationen mit teils eklatanten Folgen. Neugierige bis übergriffige Nachbarn, steile Hierarchien im Mikrokosmos Mietshaus oder bestimmte gesellschaftliche Konventionen und Anforderungen machen eben dem Einen mehr, dem Anderen weniger zu schaffen – ganz nach individueller Konstitution und einigen weiteren Faktoren. Polanski skizziert aus derlei Zutaten ein grob angedeutetes Sittengemälde und interessiert sich dabei vor allem für die Auswirkungen auf diejenigen, die dabei unter die Räder zu kommen drohen. Dabei thematisiert er (mal mehr, mal weniger kryptisch) einige vorherrschende Probleme und hält ein Plädoyer, dass es so eigentlich nicht weitergehen kann und einige Zustände unhaltbar sind. Konkrete bzw. explizit geäußerte Lösungen sucht man vergeblich, doch vorhalten kann man das dem Film sicherlich nicht.
Übrig bleibt das Gefühl, dass sich Polanski bei diversen Philosophen eingelesen hat und dabei Dieses und Jenes innerhalb der Handlung mit auf den Tisch bringt. Um den Inhalt abschließend beurteilen zu können, wäre im Fall von 'Der Mieter' vielleicht sogar eine Liste mit Quellenangaben hilfreich, um die Ursprünge von Polanskis Ideen besser nachvollziehen und einordnen zu können. Aber auch ohne ist diese Produktion für Cineasten durchaus sehenswert – alleine schon wegen ihres höchst eigenständigen Ansatzes.
Horrorctober 2021 #2
'Escape Room 2: No Way Out' punktet mit ähnlichen Stärken wie der Vorgängerfilm, krankt aber auch (sogar verstärkt) an vergleichbaren Unzulänglichkeiten. Einerseits sind die zu bewältigenden Räume und Fallen in ihrer konkreten Ausgestaltung doch recht abwechslungsreich (auch wenn sich die Grundprinzipien wiederholen) und vergleichsweise schwer berechenbar. Andererseits treibt das Setting mitunter derart absonderliche Blüten, dass die Plausibilität schon enorm leidet. Letztlich handelt es sich dadurch auch nicht mehr um Horror mit Science Fiction Elementen, sondern es geht teilweise schon in Richtung Fantasy. Offen bleiben dementsprechend Fragen nach der unbemerkten Vorbereitung der Missionen und nach dem Tempo, in dem ein Teil der Rätsel gelöst wird. Auch mit der Fährte zu einer weiteren Fortsetzung und der Auswahl der Überlebenden hat man sich in eine Lage manövriert, die wahrscheinlich nicht ganz einfach zu meistern sein wird. Aber angesichts der Tatsache, dass hier ohnehin die Mazes die heimlichen (wenn auch überkonstruierten) Stars sind, kann sich durchaus auch ein Blick auf weitere Episoden lohnen. Der Schwung des vorherigen Filmes ging aber bereits mit dieser Fortsetzung ein wenig verloren, wodurch man nur hoffen kann, dass etwaige Fortsetzungen nicht allzu hastig zusammengeschustert werden.
Horrorctober 2021 #1
(In den letzten Jahren habe ich zunächst mindestens 13 Filme zu einem ganz bestimmten Motto geschaut und danach ein paar weitere hinzugefügt, die nicht mehr unter diesem Motto standen. Dieses Jahr fange ich mal andersrum an, bevor es mit den Mottofilmen losgeht. Die entsprechende Liste folgt irgendwann im Lauf des Monats.)
Heute, liebe Filmfreunde, basteln wir einen Teeniehorrorfilm nach Blumhouse Art; also einen jener Streifen, die überwiegend ohne echte Teenies und oftmals auch ohne wirklichen Horror auskommen. Was man also braucht, ist eine Handvoll Mitt- oder Endzwanziger für die Darstellerriege (vorzugsweise nicht allzu großgewachsen) und die Drehbücher einiger vorheriger Filme, die aber natürlich geringfügig umgeschrieben und mit einer möglichst abseitigen Prämisse versehen werden müssen. Würzen lässt sich das Ganze mit ein paar schwungvollen Songs, einer Handvoll zeitgenössischer Bezüge und einigen passabel komponierten Bildern.
Und genau nach diesem Muster wurde offenkundig auch 'Viral' produziert. Die Geschichte dreht sich um zwei Schwestern, die sich mitten in einem Virusausbruch wiederfinden. Schützen kann man sich davor – wenn überhaupt - allenfalls durch einen Lockdown, Ausgangssperren und mittels N95- oder vergleichbaren Masken – sofern diese denn auch wirklich getragen werden... Zumindest die Ausgangslage ist also gar nicht mal so abstrus dieses mal und angesichts des Produktionsdatums (2016) fast schon visionär. Die einzigen Unterschiede bestehen in den Konsequenzen einer Infektion und im Umgang des Militärs mit der Zivilbevölkerung.
Wie auch immer: Die beiden Regisseure Henry Joost und Ariel Schulman ('Nerve') spulen ihr Programm routiniert herunter und inszenieren die Geschichte grundsolide. Die Backstory der beiden Schwestern hätte es für den Handlungs- und Spannungsaufbau eigentlich gar nicht gebraucht, aber sie fügt der Geschichte andererseits eine zusätzliche Komponente hinzu.
→ Solide Horrorkost, mit der sich der Hunger nach Menschen... äh... Horrorfleisch durchaus stillen lässt.
(MP hat es im gerade mal einen Satz umfassenden Exzerpt der Filmbeschreibung geschafft, eine Falschinformation und einen ganz massiven Spoiler unterzubringen. Glückwunsch dazu!)
Kühl vorgetragener Gefängnisthriller über einen zunächst äußerlich unauffälligen Familienvater, der nach einem Verkehrsunfall hinter Gittern landet und dort nachhaltig in der einer Verbrecherorganisation Wurzeln fasst. Müßig zu erwähnen, dass er völlig anders aus dem Knast herauskommt, als er seinerzeit hineingegangen ist.
Regisseur Ric Roman Waugh ('Felon') zeichnet in zahlreichen Rückblenden und „gegenwärtigen“ Szenen die kriminelle Karriere seines Protagonisten nach und lässt auch die Auswirkungen auf dessen Familienleben nicht außer Acht. Auf diese Weise ergibt sich zwar ein relativ aufschlussreiches Bild, doch gerade zu Beginn leidet dadurch auch der Erzählfluss ein wenig. Letztlich fallen derlei Details jedoch gar nicht so gravierend ins Gewicht, denn die Erzählung steuert auf ein Ende zu, das der Geschichte nochmal eine ganz eigene Note verleiht.
Mit Darstellern wie Nikolaj Coster-Waldau ('Game of Thrones'), Jon Bernthal ('The Walking Dead', 'Punisher') und Lake Bell ('Surface', 'How to make it in America') setzt Waugh in den tragenden Rollen auf Darsteller, die – trotz einiger Spielfilmrollen – ganz besonders im Serienbereich auf sich aufmerksam machten, was (durch die zeitweise, also während der Serien, sehr hohe Bildschirmpräsenz des genannten Trios) auch den Effekt der Distanzierung (als Folge der Zeitsprünge und der relativ reservierten Erzählweise) deutlich abmildert. Und sein Rezept geht - über die gesamte Laufzeit gesehen - durchaus auf. Denn unter dem Strich steht ein Thriller, der zwar hier und da vielleicht ein wenig über das Ziel hinausschießen mag, der aber dennoch für gute Unterhaltung sorgen kann.
Für Genrefans also durchaus eine Empfehlung.
Johnossi – Into the Wild
https://www.youtube.com/watch?v=bidMAWeAZmg
Mustasch – The Challenger
https://www.youtube.com/watch?v=Xx-s72KxnWw
The Sword - Iron Swan
https://www.youtube.com/watch?v=VqOxYDGF_Co
Downset – Coming Back
https://www.youtube.com/watch?v=0axJQExQgCQ
Crossfaith – Countdown to Hell
https://www.youtube.com/watch?v=4_8-wfZkI0Q
Ektomorf – Son of the Fire
https://www.youtube.com/watch?v=ahQpfOjJwKY
Antlered Man – Platoono of Uno
https://www.youtube.com/watch?v=1irhJF19PFY
(altersbeschränkt)
https://www.youtube.com/watch?v=fg55COFMFsc
(Kinderversion ;-D )
Lacuna Coil – Trip the Darkness
https://www.youtube.com/watch?v=VTT6picaCoQ
Celldweller – Frozen
https://www.youtube.com/watch?v=DHoUUveItfc
The Black Keys – Little Black Submarines
https://www.youtube.com/watch?v=6k8es2BNloE
Gasmac Gilmore – Sigmund
https://www.youtube.com/watch?v=UvhAyYbMA-M
Gogol Bordello – Start Wearing Purple
https://www.youtube.com/watch?v=SkkIwO_X4i4
White Lies – To Lose My Life
https://www.youtube.com/watch?v=GGEjz12YLiM
The Dead South – In Hell I'll Be in Good Company
https://www.youtube.com/watch?v=B9FzVhw8_bY
GSGF – Ende Gelände
https://www.youtube.com/watch?v=1_noYntdT18
Mehr oder weniger alle Songs stehen stellvertretend für mindestens fünf oder zehn weitere Lieder der genannten Bands. Daher habe ich Bands, von denen ich nur ein einziges Lied mag, außen vor gelassen. Die Reihenfolge stellt btw. keine Rangliste dar. Wer eine Aversion gegen Hard Rock und / oder Metal hat, sollte in der zweiten Hälfte der Liste tendenziell besser aufgehoben sein. Wie es sich für ein ordentliches Album gehört, dürfen natürlich auch hidden tracks nicht fehlen. Daher ganz bewusst ohne Titelnennung:
https://www.youtube.com/watch?v=4TV_128Fz2g
https://www.youtube.com/watch?v=8LNI7Ycla_w
https://www.youtube.com/watch?v=x17VfQMkcvY
https://www.youtube.com/watch?v=LcjqpNpbiTE
Mit 'Spell' begibt sich Regisseur Mark Tonderai offenbar ganz bewusst ins Fahrwasser von 'Get Out' und stellt die Prämisse dabei (fast) auf den Kopf. Dabei spielt er mit allerlei Mythen, Klischees und sozialen Extrempositionen und lässt zwei Welten aufeinanderprallen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Wenn man so möchte, stellt er dabei auch zwei völlig unterschiedliche Modelle von Lebenswirklichkeiten einander gegenüber und lässt beide in grotesk überzeichneter Form kollidieren.
Was vermutlich als verklausulierte Gesellschaftskritik gemeint war, verliert sich jedoch auch immer wieder in Übertreibungen und Abschweifungen. Obwohl der Ansatz durchaus ambitioniert erscheint, bleibt man als Zuschauer danach womöglich dennoch schulterzuckend zurück. Denn was lässt sich aus diesem zwar soliden, doch auch irgendwie unkonkreten Mysteriehorrorthriller in praktischer Hinsicht mitnehmen? Schwer zu sagen, denn irgendwie fehlt es hier an einem Schlüssel zur Enträtselung. Vielleicht ist er auch nur gut genug versteckt, dass ich ihn nicht finden kann. Doch ein Blick auf die Kommentare meiner Vorredner nährt den Verdacht, dass es nicht nur mir so ging. Vermutlich würde eine tiefgehende Kenntnis der dortigen Kultur hilfreich sein; vielleicht wird demnächst ja jemand einen weiterführenden Kommentar dazu verfassen.
5,5 Punkte mit leichter Tendenz nach oben.
Heiner Lauterbach entwickelt sich mehr und mehr zu einem Stamm-Darsteller für kauzige Charaktere. Auf Rollen wie die des windigen Musikproduzenten ('Unter deutschen Betten'), des verschrobenen Rentners ('Enkel für Anfänger') oder des grimmigen und fast schon aggressiven Alten ('Kalte Füße') folgt nun sein neuester Streich als manipulativer Vater, der die Beziehung seiner Tochter mit ihrem neuen Lebensgefährten sabotieren will und sich dabei mit zwei Leidensgenossen zusammentut, die ähnliche Ziele verfolgen (Jürgen Vogel und Hilmi Sözer). Dass das der Verhalten dieses Trios zu allerlei absurden Situationen führt, versteht sich dabei fast schon von selbst.
Unter dem Strich erweist sich 'Es ist zu deinem Besten' als Mischung aus 'Monsieur Claude und seine Töchter' und 'Klassenfahrt 1.0' (allerdings ohne präpubertäre Intimrasurgags – und auch ohne ausgrenzende „Humor“einlagen). Was man mit den Anleihen von der erstgenannnten Produktion hereinholt, relativiert sich mit denen von der zweitgenannten jedoch wieder. So steht unter dem Strich zwar eine halbwegs unterhaltsame und einigermaßen sehenswerte Komödie, die es mit der besagten Produktion von Til Schweiger mehr als locker aufnehmen kann. Am Ende bleibt jedoch das Gefühl, dass mit einem etwas ambitionierteren Ansatz durchaus noch etwas mehr möglich gewesen wäre.
Fun Fact 1: Als Produzent und Drehbuchautor wird übrigens Felix Starck ('Pedal the World') geführt, der schon in 'Expedition Happiness' sein Talent in beiden [sic!] Kategorien hat aufblitzen lassen.
Fun Fact 2: Einspielergebnis in Kanada und den USA (lt. Imdb): 256 Dollar.
Weltweit aber immerhin knapp 3,4 Millionen Dollar.