Furuha - Kommentare
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Alle Kommentare von Furuha
Wie bittersüß! Ich liebe skandinavische Filme und diese kleine Perle ist besonders toll, auch wenn das Zielpublikum etwas unter meinem eigenen Alter liegt. Magisch!
Schriftstellerin Frances Hodgson Burnett veröffentlichte 1911 eines ihrer letzten Kinderbücher: Der Geheime Garten. Gemeinsam mit Der kleine Lord und Sara, die kleine Prinzessin wurde auch Der Geheime Garten, auf Grund der hohen Popularität der Geschichte, mehrmals verfilmt. Die Interpretation von Regisseur Marc Munden und Drehbuchautor Jack Thorne (Enola Holmes) ist dabei die elfte Umsetzung in Bewegtbild und geht dabei einen anderen Ansatz als die vorherigen Verfilmungen.
Wir begleiten das tragische Schicksal der Zehnjährigen Mary Lennox (Dixie Egerickx, Summerland), die in Indien lebte und ihre Eltern durch die Cholera verliert. Nachdem sie einige Zeit allein in dem verwahrlosten Anwesen umherstreift, wird sie schließlich von britischen Soldaten entdeckt und zu ihrem Onkel nach Yorkshire auf ein Landgut, umringt von Mooren, geschickt. Dort kümmern sich weder ihr Onkel Archibald (Colin Firth, Kingsman: The Secret Service) noch die Haushälterin (Julie Walters, Mary Poppins' Rückkehr) um das junge Mädchen und Regisseur Munden entscheidet sich aktiv dafür, Mary, ihre Launen und ihren verzogenen Charakter nicht zu beschönigen. Die Protagonist legt in der ersten Hälfte des Filmes selten ein Verhalten an den Tag, das Sympathie wecken könnte: Erbost über die Abwesenheit einer persönlichen Dienerin, der Vernachlässigung ihres direkten Verwandten und der Traumata, die sie durch den Liebes-Entzug ihrer depressiven Mutter erlebte, ist dies zwar nachvollziehbar, aber auch ein Magnet für Antipathie, was ein ungewöhnlicher Ansatz vor allem für einen kindlich getriebenen Spielfilm ist.
Mary freundet sich mit einem wilden Hund an und entdeckt erst relativ spät gemeinsam mit ihm den geheimen Garten, der voller verwildeter Pflanzen, Bäume und Sträucher ist. Der geheime Garten, der ja das Kernstück des Filmes und Symbol des fantasiereichen Eskapismus der Kinder darstellen soll, verkommt hier zu einem Nebenprodukt, das zu dem zwar hier und da schöne Bilder präsentiert, einen Großteil der Zeit aber relativ einfallslos und plump über den Bildschirm flimmert.
Dixie Egerickx schauspielert die komplette Laufzeit über famos und rückt ihre jungen und auch alten Kollegen dabei in den Hintergrund - die breite Palette an Emotionen und das teils willkürlich wirkende Verhalten sind sowohl gut geschrieben, als auch authentisch porträtiert. Lediglich die Freundschaft, die Mary zu ihrem kranken Cousin Colin (Edan Hayhurst, The Midnight Sky) in einem verschlossenen Zimmer entwickelt, kann nach den gemeinsamen gezeigten Szenen nicht ganz nachvollzogen werden.
Trauer- und Verlustbewältigung spielt für die beiden Kinder aber eine elementare Rollen, haben sie doch beide entweder ein Elternteil oder beide verloren. Auch Dickon (Amir Wilson, His Dark Materials), der sich im Moor als Jäger und später auch als Gärtner verdingt und später zu der Truppe stößt, hat einen verstorbenen Vater vorzuweisen. Die Schicksale der Kinder entblößen ihre traumatisierten Seelen und Der geheime Garten ist somit mehr eine Charakterstudie als ein ideenreiches Abenteuer.
Einen großen Teil zur Atmosphäre trägt der wunderschöne Soundtrack von Dario Marianelli bei, welcher vorher schon für Paddington 2 oder Stolz und Vorurteil komponierte – die Klänge fügen sich in das Gesamtgeschehen gut ein und laden zum Träumen ein, ebenso die fast wahnhaften Visionen von Mary, in der sie Vergangenes mit Gelesenem vermischt und sich ihr eigenes Bild von Mutter und Tante spinnt, welche beide viel zu früh aus ihrem Leben scheiden mussten.
Wer am Ende ein explodierndes fantastisches und visuell beeindruckendes Werk erwartet, ist mit dieser Verfilmung von Munden jedoch nicht gut aufgehoben: Leisere Klänge mit fantasievoll eingewobenen Abschnitten werden angestimmt, die tiefsinnigere Werte und Bewältigungsstrategien einfacher vermitteln.
Es gibt Regisseure, die bleiben gerne in gewohnten Gefielden – Genres, in denen sie sich wohl fühlen und Thematiken, die sie gerne filmisch umsetzen. Für David E. Talbert (Almost Christmas) ist sein neustes Werk Jingle Jangle Journey: Abenteuerliche Weihnachten! in Kooperation mit Netflix schon der dritte Weihnachtsfilm in seinem Portfolio. Dass die letzten drei Filme alle die weihnachtliche Thematik abdecken, spricht schon sehr für eine gewisse Vorliebe des Regisseurs. Als Produzenten wirkten unter anderem Sänger John Legend (La La Land) und Kristin Burr mit.
In Jingle Jangle Journey steht die Geschichte des Spielzeugmachers Jeronicus Jangle (gespielt von Forest Whitaker, Der Butler) im Vordergrund, der mit Schicksalsschlägen zu kämpfen hat, angefangen bei dem Diebstahl seiner bisher größten Erfindung durch seinen ehemaligen Zögling Gustafson (Keegan-Michael Key, Keanu). Verbittert verliert er die Magie, die ihm dabei geholfen hat, unmögliche Dinge möglich zu machen. Als seine aufgeweckte Enkelin Journey (Madalen Mills) bald darauf Einzug in seiner ehemaligen Werkstatt hält und sich als Nachwuchs-Erfinderin entpuppt, taut der grimmige Mann langsam wieder auf.
Die Prämisse ist wahrlich nichts Neues, die Charaktere sind nur so weit ausgearbeitet, wie es der Geschichte Rechnung trägt, aber was Jingle Jangle Journey zu einem wahren Goldstück zwischen den Netflix-Produktionen erhebt, ist das Herzblut und der Detailreichtum, mit dem das Produktionsteam gearbeitet hat. Das Weihnachts-Musical wartet mit Ohrwurm-Liedern auf und äußerst talentierten Sängern, die desweiteren mit mitreißenden Choreografien ein wahres Staunen hervorrufen. Insbesondere die Kostüme, die mit so viel Liebe zum Detail geschaffen wurden und sich in das magische Ambiente perfekt einfügen, müssen in keinster Art und Weise großen Hollywoodproduktionen in etwas nachstehen: Hier sieht man das Talent an jedem sorgfältig platzierten Zahnrädchen und Knopf.
Der Film mischt zwischen seine Sequenzen mit realen Schauspielern auch äußerst beeindruckende Animationen der Firma Framestore, die über 18 Monate lang an den einzelnen Szenen saßen, die von der Optik an die Holzspielzeuge erinnern, die Jeronicus in seiner Werkstatt anfertigte und eine gewisse Zeitspanne charmant erzäherlisch abdecken. Äußerst plastisch, hochwertig und mit dem gewissen Flair eines Puppentheaters sind auch die Kamerafahrten dynamisch und fungieren als Zahnrädchen in dem Geschichten-Konstrukt. Generell mutet der ganze Film auf Grund der Ausstattung, der Kostüme und der Musik wie ein Theaterstück an, das sich hier auf den Flachbildfernsehern der Zuschauer entfaltet.
Hervorzuheben wären desweiteren die modernen Lieder, die immer einen gewissen R&B und Soul-Charakter haben, um ihrem diversem Cast, der vor allem aus People of Color besteht, zu huldigen. Anika Noni Rose (Assassination Nation), die Jeronicus Tochter Jessica spielt, darf gegen Ende sogar ein wunderschönes Stück mit Forest Whitaker höchstpersönlich schmettern, das vermutlich bei den Oscar-Verleihungen am besten aufgehoben wäre und von niemand anderem als John Legend geschrieben wurde. Ein anderes Lied bringt afrikanische Klänge in schneebedeckte Szenerien, durch den Sänger Bisa Kdei aus Ghana und nimmt auch hier Rücksicht auf musikalische Diversität.
Das 120-minütige Weihnachts-Musical punktet aber leider nicht durchweg mit Umsetzung und Idee, so ist vor allem der Mittelteil etwas langatmig und die Actionszenen sind schwach umgesetzt und rücken den eigentlichen Musical-Charakter fast in den Hintergrund. Dass Jingle Jangle Journey aber trotz allem begeistern kann, ist den engagierten Schauspielern zuzuschreiben, die ihre Charaktere mit viel Leidenschaft spielen und für glänzende Augen sorgen.
Netflix gelingt mit Jingle Jangle Journey ein Werk durchwoben mit Magie, das ein wohliges Gefühl in der Vorweihnachtszeit auslöst und wohl das symbolisiert, was Disney gerne wieder schaffen würde: Einen Film über Liebe, Magie und Vergebung, mit lobenswerter Moral für Klein & Groß. Da bedarf es auch keiner komplexen Story oder extrem vielschichtigen Figuren.
Fazit:
Magie in jeder Note: Mit "Jingle Jangle Journey: Abenteuerliche Weihnachten!" liefert Netflix einen Film mit Herzblut über die Macht des Glaubens und den Bann der Weihnachtszeit. Lieder mit Ohrwurm-Charakter und eine allumfassende fulminante Umsetzung.
Vorneweg: Ich habe in meinem Leben vielleicht einmal Schach gespielt, beherrsche keinerlei Regeln und interessier(t)e mich auch sonst nicht großartig für dieses Brettspiel, das derweil sogar als Sport klassifiziert ist.
Den Zuschaer mit einer Thematik zu fesseln, für die er in keinster Weise sensibilisiert ist oder an der er auch nur einen Hauch von Interesse zeigt, ist große Kunst; erfordert Feingefühl, das richtige Maß an Spannungsaufbau und vor allem Charaktere, denen es gelingt, mit jeder noch so kleinen Handlung Authenzität zu versprühen.
Scott Frank ist mit seiner Netflix-Miniserie ein Meisterwerk gelungen. Das hohe Aufgebot an talentierten Schauspielern, vorneweg Anya Taylor-Joy die wohl zu den begnadetsten jungen Darstellerinnen unserer Zeit zählt, lockte mich dazu, die erste Folge zu sichten und was soll ich sagen? 7 Folgen später und ich möchte mir ein Schachbrett kaufen, das Buch lesen und am liebsten noch einmal komplett in die Welt der selbstzerstörerischen Elizabeth Harmon eintauchen.
"Das Damengambit" funktioniert wohl deshalb so gut, weil es sich nicht als pure Darstellung von hoch komplexen trockenen Schachpartien versteht, sondern weil es sich als Schach-Charakter-Drama über 7 Folgen hinweg so gut verkaufen kann, dass man nicht anders kann, als gebannt vor dem Fernseher zu sitzen. Die Kostüme sind großartig, der Soundtrack absolut passend und ebenfalls famos komponiert, sodass sich jede Partie nicht nur visuell, sondern auch auditiv großartig anfühlt. Schach ist für Elizabeth Harmon anfangs purer Eskapismus, der sich aber zu einem wahren persönlichen Heiligtum entwickelt, für das sie nicht nur Energie, zwischenmenschliche Beziehungen und ihre Gesundheit opfern würde. Ein Spiel, das in Russland seinen Ursprung fand und als patriarchalisches Gut aufgestellt ist und über sieben Folgen hinweg seine neue weibliche Meisterin findet, die in ihren Zügen feministisch, aber auch viel zu egozentrisch handelt, um wirklich als Vorreiterin einer internen Revolution zu fungieren. Doch das tut sie. Die Männer um Elizabeth Harmon herum sind Mittel zum Zweck - nicht immer, aber oft - ihre Alkoholsucht kann nicht von dem Süßholzgeraspel eines ehemaligen Gegners geheilt werden, der sie als Projekt oder sich selbst als weißen Ritter sieht, um die Jungfrau in Drogen-Nöten zu retten - Harmon handelt so autark wie auch stur, selbst wenn es sie dabei gegen die Wand fährt. Eine gegeißelte (Ex)-Waise der Gesellschaft, die auf ihre Weise alles in ihrer Macht stehende tut, um Stigmata zu brechen und die Allgemeinheit zu überraschen.
Anya Taylor-Joy beweist hier wunderbar mit jeder Minute, was für ein Talent in ihr schlummert, das sie mit großer Lust am Schauspiel nach außen kehrt und so sympathisch unsympathisch auftritt, dass man nach nur wenigen Folgen nicht nur der Partie willen mit ihr mitfiebert, sondern auch ihrer selbstwillen. Auch Thomas Brodie-Sangster oder Harry Melling haben sichtlich Spaß an ihren facettenreichen Rollen und den Dialogen, die das Gespür für gute Erzählweise versprühen. Visuell ebenfalls eine Augenweide durch gute Kamerafahrten, eindrucksvolle Einstellungen und Nahaufnamen, die den Puls vor Spannung höhertreiben lassen. Hier stimmt alles.
Das Damengambit ist eine absolut runde Miniserie, die ich mit vollster Überzeugung jedem ans Herz legen möchte. Spannung in jeder Figur.
Welcher Tod ist der angenehmste? Für Teresa (Adriana Barraza, Babel) ist es eindeutig zu ertrinken, während man bewusstlos ist – eine Einstellung, die sie wie selbstverständlich an ihre Tochter Ester (Camila Mendes, Riverdale) weitergibt. Zusammen betreiben sie eine gemütliche Frühstückspension in einer texanischen Stadt nahe der Grenze zu Mexiko und beherbergen Drogenbosse oder Kartellmitglieder, die auf ihrer moralisch fragwürdigen Reise einen kurzen Stopp einlegen müssen. Hilfe bekommen sie von dem geistig zurückgebliebenen Mann Dirk (Neil Sandilands, Neues aus der Welt), der in die dunklen Machenschaften eingeweiht ist und die beiden Frauen stumm und ergeben unterstützt.
Sara Seligman, die hier eine ordentliche Regiearbeit für ihr Debüt abliefert, zieht Inspiration aus einem echten See: Der Falcon Lake an der Grenze zu Mexiko ist Schauplatz von Piraterie und Mord – und die Kartelle stellen sich quer, wenn es um polizeiliche Ermittlungen geht. Dort herrscht das Kriegsrecht und Seligman nutzt diesen Aufhänger, um das blutdurchtränkte Leben von Teresa und Ester vor dem Zuschauer zu entfalten. Der Film beginnt und endet mit eindrucksvoller Kamerarbeit, die einen nur erahnen lassen, wie man sich an den Ufern des Sees und diesem Niemandsland fühlen muss. Kriminalität gleicht hier Normalität und die Handlungen von Mutter und Tochter werden nicht von oben herab gewertet. Wenn Schlepper, die von ihren Opfern als "Touristen" reden und Drogenbosse der Tod ereilt, so ist die Perspektive ganz klar entwertet: Routiniert und mit einer gewissen Toleranzgrenze für das moralisch Verwerfliche, hilft Ester ihrer Mutter bei allen Handgriffen. Sie trägt Männer-Kleidung, wirkt bieder und eingeschüchtert – das graue Mäuschen, das nicht auffallen darf. Ihre Mutter liebt sie, ihre Mutter will sie beschützen und irgendwann, irgendwann haben sie genug Geld von diesen Männern gestohlen und können ein neues Leben beginnen.
Die Träume beginnen zu bröckeln, als sich Paco (Andrés Vélez) und Ignacio (Manny Pérez, Das Gesetz der Ehre) gewaltsam Zutritt zur Pension verschaffen, um letzteren nach einem Zwischenfall verarzten zu lassen. Was danach passiert, ist vorhersehbar, auch wenn ein, zwei Twists beweisen, dass Seligmans Vision für diese Geschichte und wie sie zu enden hat, stabil und fest verankert war. Vielleicht etwas zu verankert, denn die Charaktere agieren teilweise zu gesteuert, Dialoge wirken nicht glaubhaft und einige Szenen existieren nur, um zu rechtfertigen, wie Handlungsabläufe sich abspielen. Mendes beweist in diesem Thriller, der zuweilen auch ein Drama sein könnte, wie nuanciert sie mit ihrer Rolle Ester spielen kann. Das unsichere, klein gehaltene Mädchen, das sich nach Freiheit und einem Ortswechsel sehnt und zeitgleich aber so abgeklärt die Gewalt in sich aufgenommen und normalisiert hat.
Der Mutter-Tochter Konflikt beschränkt sich nicht nur auf eine emotionale Ebene und ein natürlich geschaffenes Machtgefälle, sondern erweitert sich auch auf Punkte wie Herkunft, Zugehörigkeit und dem ureigenen Instinkt nach Autonomie. Ängste und Sehnsüchte werden hier generationsübergreifend aufeinander projiziert, Lügen gesponnen und Pläne geschmiedet. Ester kristallisiert sich dabei als ein vielschichtiger und ambivalenter Charakter heraus, der neben der simpleren gestrickten Rolle der Mutter brilliert. Die Frauen handeln dabei in einer patriarchalischen Welt überraschend emanzipiert – Männer sind hier lediglich Mittel zum Zweck oder Katalysatoren für das Geschehen.
Untermalt werden die Szenen musikalisch von Fabrizio Mancinellis Soundtrack, der die Atmosphäre an der mexikanischen Grenze wunderbar einfängt und die Aufnahmen der trockenen, kargen Landschaft tonal ausfüllen. Alles in allem ein solides Gesamtwerk, dessen Potential zwar nicht vollends ausgeschöpft, aber so umgesetzt wurde, dass zu keinem Zeitpunkt wirklich Langeweile aufkommt. Man darf gespannt sein, was Seligman als nächstes Projekt angehen wird.
Fazit: Rapunzel lebt nicht immer in einem Turm: "Coyote Lake" wird durch die vielschichtige schauspielerische Darstellung Camila Mendes' und Adriana Barraza getragen. Die Schwächen des Films liegen in dem teils prädiktiven Handeln der Charaktere und dem nicht engmaschig genug entwickelten Drehbuch. Trotz allem eine spannende Direct-to-Video-Produktion.
Oh weia. Ich verteile mal ein paar Aluhüte, läute die "Schlafschaf"-Glocke und warte mal darauf, dass die Verschwörungen endlich aufgedeckt werden!!!1 Denn, dass Rechtsextremismus, Alltagsrassismus und rechtes Gedankengut ein Problem unserer heutigen Gesellschaft sind - weh mir, dass ich daran glaube! Lieber Augen schließen, sich als erwacht bezeichnen und zweimal beteuern, dass man ja kein Rassist ist, weil, man wählt ja nicht die NPD & die AfD ist schließlich eine Alternative! Das muss so stimmen, weil steht ja auch in ihrem Namen und die lügen einen nicht an! So. Jetzt erstmal die BILD aufschlagen, einen deutschen Kaffee sippen & mich auf den leckeren Döner heute Mittag freuen, so als Reichsbürger.
P.S.: Achtung, könnte eine Prise Ironie enthalten.
P.P.S.: Guter Text, Film wird bald mal gesichtet :)
Toller Text <3
Ich sehe ihn am liebsten in ernsten Rollen und seien wir doch mal ehrlich: In I am legend ist er großartig. Vor allem, weil er einen Großteil der Laufzeit einfach mit sich allein ist (zählen wir den Hund Sam mal nicht dazu). Verborgene Schönheit fehlt mir noch, aber 7 Leben hat mich damals schon echt mitgenommen. Aus heutiger Sicht vermutlich "meh", da ist ein Rewatch fällig. Aber generell: Mehr ernste Rollen für Smith!
Nicht so wirklich Interesse an dem Film. Bin nur wegen Souli hier 😎
Für das Regiedebüt kann man bereit sein ein Risiko einzugehen, oder man bewegt sich auf sicherem Terrain und schleicht sich nur minimal aus der Komfortzone. Suzi Ewing entscheidet sich in ihrem ersten Spielfilm für letztere Variante und holt dafür sogar zwei bekannte Schauspieler an Bord. Luke Evans (Der Hobbit: Smaugs Einöde) schlüpft in die Rolle des Entführers Lewis, während Kelly Reilly (True Detective) das Opfer Cathy mimt. In 10x10, was übrigens für die Größe der eigens gebauten, schalldichten Zelle steht, wirft Lewis die Frau, die er seit Monaten beobachtet, nachdem er sie auf einem Parkplatz erfolgreich kidnappen konnte. Per se keine schlechte Prämisse, die jedoch von einer ungewollten Sterilität strotzt, die das Fundament für altbekanntes und Klischees bildet. Handwerklich sauber gedreht und mit talentierten Akteuren an Bord, spricht nur wenig dagegen, dass der Film ein gelungenes Erstlingswerk wird. Doch der Knackpunkt ist die humpelnde Geschichte, das löchrige, vorhersehbare Drehbuch und die abgedroschenen Dialoge, die es unmöglich machen, die Spannungskurve in die gewünschten Bahnen zu lenken.
So ist 10x10 wohl eher eine Achterbahnfahrt mit niedrigen Höhen und abgrundgleichen Tiefen, die ihr Potenzial nicht auszuschöpfen vermag. Die Reduzierung des Spielraums auf Lewis' lichtdurchflutetes, modernes Haus, insbesondere der Zelle, hätte der Nährboden für ein beklemmendes Erlebnis sein können. Hätte. Denn Ewing scheint fast Panik vor den räumlichen Schranken zu haben, die sie geschaffen hat und ein um das andere Mal flüchtet Cathy aus der Zelle und die Handlung dehnt sich auf das komplette Haus aus. Inwieweit die verknüpften Actionszenen unglaubwürdig oder lächerlich wirken, sei dahingestellt: Sobald Adrenalin eine Rolle spielt, können ungeahnte Kräfte entfesselt werden. Ungelenk wirken sie insofern, dass beide Schauspieler auf Stunt-Double im Drehprozess verzichteten.
Eine desaströse Charakterzeichnung haftet den 88 Minuten des Films an: Noel Clarke (Streets of London – Tag der Vergeltung) versieht seine handelnden Personen mit wenigen Eigenschaften und man könnte dies als Minimalismus bezeichnen, wenn die gezeigten Charakterzüge nicht genau darauf ausgelegt wären, bestimmte Reaktionen der Zuschauer zu forcieren. Evans und Reilly müssen hier mit Mitleid, platten Wortwechseln und bösen Blicken jonglieren, starten ungewollt komische Actionszenen und schaffen es dabei leider so gut wie nie etwas aus dem Drehbuch herauszuholen – zu limitiert ist die Handlungsfreiheit für beide. Mit einer nichtssagenden musikalischen Untermalung von Christopher Holmes, dümpelt das durchschnittliche Werk durch die schon kurze Laufzeit dahin und das einzig erwähnenswert ist wohl ein Twist, den Ewing in 10x10 einbaut, welcher jedoch durch das buchstäbliche Winken mit dem Zaunpfahl für den geübten Zuschauer mehr als offensichtlich ist.
Ein ängstliches Werk von einer ängstlichen Regisseurin, die sich nicht traut, aus altbekannten Mustern auszubrechen und mit ihrem Erstlingswerk etwas zu erschaffen, dass sich aus der breiten Masse an Entführungsfilmen auf dem Markt abhebt.
[...]Das pharmazeutische Feld hat meistens nichts für Lau zu bieten – "Docteur Knock" allerdings verschenkt hier an allen Ecken wertvolles Potenzial und entwickelt sich nicht zu einer kritischen Aufbereitung diverser Themen. Die medizinische Ausbeutung und mangelnde Aufklärung der Patienten ist weiterhin ein aktuelles Thema, dem sich der Film verweigert und lieber versucht ein humoristischer Feel-good Film zu sein. Das gelingt, aber in altbekannter und langweiliger Form.
Der große Erfolg von Die Kinder des Monsieur Mathieu erklärt sich Produzent Arthur Cohn durch die Art und Weise, wie der Film aufgezogen wurde. Stoisch setzt sich das Werk über Normen in der Filmproduktion hinweg, besetzt viele Rollen selbstbewusst mit Laien und liefert in einer Zeit der Blockbuster, effektlastigen und blutigen Filmstreifen eine Odé an das Leben und die Menschlichkeit, immer versetzt mit einer herzerwärmenden Authentizität. Dabei ist der Kern der Geschichte schnell umrissen: Pedell Monsieur Mathieu gelangt im Jahre 1949 über Umwege an das Internat für schwer erziehbare Kinder Fond de l’Etang und sieht sich dort mittelalterlichen Verhältnissen gegenüber. Das Motto Aktion – Reaktion beinhaltet Züchtigungen, Strafarbeiten und Apelle: Ein Zustand, der den friedliebenden gescheiterten Musiker sprachlos lässt. In einem Impuls, ausgelöst durch das Summen der Jungen im Schlafsaal, initiiert er einen Knabenchor, der das Leben der Jungen nachhaltig verändern wird.
Arthur Cohn und Jacques Perrin taten gut daran Laien für die Rollen der Kinder zu besetzen – die Nahbarkeit, kindliche Naivität und die Dialoge wirken zu keiner Zeit aufgesetzt oder einstudiert. Aufkommende Probleme, sowohl untereinander als auch mit den Autoritäten sind Sinnbild einer jeden Pubertät und persönlichen Entwicklung. Die Inbrunst mit der die Schüler im Laufe des Films an den Chorproben teilnehmen, offenbart Musik als Dreh- und Angelelement der ganzen Geschichte – als ein Mittel gegen Hass und Unzufriedenheit. Was mit Gewalt und erzwungenem Respekt den anderen Mitarbeitern des Internats nicht gelang, schafft Monsieur Mathieu durch Melodien und einprägsamen Liedtexten. Musik eint und diszipliniert, hebt die Stimmung und das Gefühl einer Einheit. Dadurch durchleben sie ganz neue Situationen, die mit Rückschlägen und Fehlentscheidungen aufwartet, aber trotzdem eines anstößt: den emotionalen Wachstum, der mit der Übertragung von Aufgaben einhergeht. Der passionierte Musiker wird Verbündeter und unterstützt die Kinder in dem Ablegen beziehungsweise dem Überdenken ihrer Anti-Haltung.
Die anderthalb Stunden lang hangelt sich der Film mühelos über größere Zeitspannen hinweg, zeigt dem Zuschauer in Abständen die Erfolge und wichtigen Storypunkte, die einen Dynamikwechsel andeuten und auslösen und scheut sich auch nicht davor, unverblümt Schicksalsschläge und ungerechte Behandlungen zu thematisieren. Getragen wird die ganze Handlung von der meisterhaften Musik aus der Feder von Bruno Coulais und Christophe Barratier – die Werke für den Kinderchor weben sich ausnahmslos harmonisch in die Handlungsabfolgen ein, unterstützen und fördern emotionale Momente und verstärken die hoffnungsvolle Moral des Films. Jean-Baptiste Maunier ist dabei besonders als musikalisches Ausnahmetalent Morhange hervorzuheben, das vor allem mit engelsgleichen Soloeinlagen nicht nur das Herz von Monsieur Mathieu zu bewegen weiß. Christophe Barratier beweist weiterhin auch als Drehbuchautor durchweg ein besonderes Gespür für eine natürliche Entfaltung der Geschichte, nicht aufgesetzten Schlüsselmomenten und ein stimmiges Gesamtpaket, das zu Recht von Erfolg gekrönt ist.
"Die Kinder des Monsieur Mathieu" ist ein virtuos inszeniertes Meisterwerk über die Menschlichkeit und Hoffnung, die trotz aller Widrigkeiten aufblüht und sich in einer tristen Welt manifestiert. Die reale Magie der Musik greift hier um sich und dirigiert das Werk souverän und voller Hingabe zu einem absoluten Klassiker, der von seiner Aktualität bis heute nichts eingebüßt hat.
Mit dem großen Erfolg von Warner Bros. Pictures Film Wonder Woman trat nicht nur der berühmteste weibliche Superheld der Geschichte wieder ins Gedächtnis der breiten, nicht Comic-affinen Massen, sondern auch ihr Erfinder Dr. William Moulton Marston. Professor Marston & The Wonder Women von Regisseurin und Drehbuchautorin Angela Robinson, verkauft sich selbst als Filmbiografie über den US-amerikanischen Psychologen und wirbt mit Plakaten, die denen von Wonder Woman sehr ähneln. Dabei ist ganz klar zu sagen, dass ein Großteil des Films pure Fiktion ist und Angela Robinson während ihres Schaffensprozess kein einziges Mal die lebenden Familienmitglieder von Marston kontaktierte und sich vollständig auf ihre eigene Interpretation verließ.
Es wird schnell klar, dass ein flacher Spannungsbogen den Film durchzieht und das Hauptaugenmerk auf der Beziehung der drei Charaktere William Marston, Olive Byrne und Williams Frau Elizabeth liegt, die eine polyamoröse Beziehung eingehen. Initiiert wird die Beziehung von William und obwohl sich Elizabeth erst gegen den Gedanken einer Öffnung der Ehe sträubt, kann sie sich Olives unschuldigem Charme nicht entziehen und entwickelt romantische Gefühle. Währenddessen wechselt die Szenerie oft zwischen Vergangenheit, in der der Entwicklungsprozess von Wonder Woman schleichend beginnt, und Gegenwart, in der sich William den Anfeindungen und Vorwürfen bezüglich seines Comics zu stellen hat. Der Beginn der polyamorösen Beziehung der drei Charaktere hat eine absolut authentische Dynamik, was der großartigen schauspielerischen Leistung geschuldet ist und einem zärtlichen, fast andächtigen Dreh mit einer Vielzahl von Dialogen, die als Dreh- und Angelpunkt dienen. Impulsive Entscheidungen geben sich hier die Hand mit gewichtigen Begriffen wie Submission und Dominanz, dessen Kern von den drei Liebenden erfasst und sowohl bewusst wie unterbewusst ausgelebt wird.
William und Elizabeth Marston galten als frühe Verfechter des Feminismus, protestierten für Verhütungsmittel und die Freiheit der Frau, sich als gleichwertiges Mitglied der Gesellschaft bisher nur Männern vorbehaltenen Berufsfeldern zu widmen. Olive hingegen kämpfte gegen ihre eigene Schüchternheit und Apathie, obwohl ihre Tante Margaret Sanger war – eine historisch wichtige Persönlichkeit für die Thematik der Verhütungsmittel, die 1916 die erste Klinik in diesem Felde eröffnete. Dies mag vielleicht der Grund sein warum Olive, trotz der Angst vor sozialer Anfeindungen, sich für eine Beziehung mit den beiden Eheleuten entschied. Der Film nimmt es sich nicht, auf der einen Seite von der liebenden und gefühlvollen polyamorösen Beziehung zu sprechen und auf der anderen die sehr konservative Gesellschaft zu skizzieren, die die unkonventionelle Familie in Probleme der Geld- und Erklärungsnot bezüglich ihrer vier gemeinsamen Kinder stürzte.
Trotz dem hohen Fiktionsanteil der Geschichte, schafft Angela Robinson hier einen absolut vorurteilslosen auf andere Beziehungsformen, der mit vorsichtigen und höchst ästhetischen Bildern die Sehnsucht, Liebe und oft auch Verzweiflung auf den Bildschirm bannt. Untermalt von den harmonischen Klängen Tom Howes, bildet sich ein verträumtes Konstrukt, das den Zuschauer zu verzaubern weiß. In Professor Marston and the Wonder Women wird ganz klar weiterhin die Mündigkeit der Frau popularisiert – starke Frauen, die den Nährboden für eine noch stärkere Superheldin schaffen. Wahrheit und Lüge spielen dabei eine große Rolle, da William und seine Frau außerdem aktiv an einem Lügendetektor arbeiten, dessen frühe Ansätze sich in der Verwendung von Wonder Womans Lasso of truth widerspiegelt. Auch die Berührungspunkte, die William mit der Fetischszene hat, insbesondere der Kunst des Bondage, fließen in die Arbeit an den Comicheften ein. Allerdings spielt Wonder Woman in den bunten Bildheftchen nur eine nebensächliche Rolle. Professor Marston and the Wonder Women konzentriert sich voll und ganz auf die zwischenmenschlichen Beziehungen.
Professor Marston and the Wonder Women lüftet den Vorhang hinter der starken Amazone aus dem Hause DC und offenbart ein vielschichtiges Biopic um Marston und seine beiden Lebensgefährtinnen, das zu einem toleranten Diskurs bezüglich sexueller Freiheit, Polygamie/amorie, frühem Feminismus und BDSM anregt. Ein großartig unkonventionelles Werk, das heutzutage seines gleichen sucht, auch wenn die Wahrheit der Fiktion dabei hinterherhinkt.
++ ACHTUNG SPOILER ++
Dass Metal- und Rockbands oft gegen Satanismus-Vorwürfe von konservativen Menschen kämpfen müssen und diese Vorwürfe in einigen Fällen leider auch oft durch entsprechende Bühnenshows bestätigt werden, ist kein Geheimnis. Ash Avildsen treibt dies allerdings zu ungeahnt lächerlichen Höhen, in dem er in seinem neuen Werk American Satan eine typisch klischeehafte Rockstar-Geschichte mit Elementen aus Faust von Johann Wolfgang von Goethe versieht. Der böse Mephisto tritt in der Erscheinung von Mr. Capricorn auf, während die feste Freundin von Protagonist Johnny Faust mit dem passenden Namen Gretchen versehen wurde. Andy Biersack, der seines Zeichens Leadsänger der amerikanischen Rockband Black Veil Brides ist, kommt in dem Film allerdings nicht in den Genuss seine echte Stimme zu den Liedern der Film-Band The Relentless beizutragen, sondern wird durch den Sänger Remington Leith aus dem Off unterstützt und kämpft sich so als mittelmäßig bis schlechter Schauspieler von Szene zu Szene. Zu dem Cast zählen weiterhin Drake Bell, John Bradley, Denise Richards und weitere, die hier aber nur verpulvert werden und das schlechte Drehbuch und die Dialoge weder wirklich aufwerten noch verbessern können.
Man stelle sich die Drehbuchautoren Ash Avildsen und Marty Beckerman wie folgt vor: In einem rebellischen Moment, in dem sie der ganzen Filmwelt zeigen wollen, wie man wirklich ein Werk über Rockstars dreht und dabei gesellschaftskritisch agiert, beginnen sie in einer Kiste zu graben. Diese Kiste trägt den Titel Klischees und über den ganzen Film hinweg wird die Kiste leerer und leerer, denn American Satan bedient sich hier jedem ausgedienten und übertriebenem Element, das Hollywood & Co. je gesehen hat. Wir haben hier das einzige weibliche Bandmitglied Lily, die für die meisten lesbischen Sexszenen sorgt, zwischen Tür und Angel Johnny verrät, dass sie vom Bösewicht der Stadt vergewaltigt wurde, weiterhin in einem satanistischen Fetischclub arbeitet, für jede Situation einen schlagfertigen Spruch bereit hält und, um dem ganzen noch ein Sahnehäubchen aufzusetzen, sich Heroin spritzt, weil ja all ihre Vorbilder das in ihrem Alter gemacht haben und... ja, das war schon die Erklärung. Noch nicht genug? Dann haben wir noch Ober-Bösewicht Damien, der nicht nur Lily vergewaltigt, sondern auch betrunken zwei Leute getötet hat, zudem Mitglied einer reichen Familie ist, der alle Clubs der Stadt gehören und außerdem so einflussreich ist, dass ihn jeder in der ganzen Stadt kennt. Klingt doch nach einem richtig schlimmen Kerl, oder? Deshalb wird Damien auch als Menschenopfer für Mr. Capricorn auserkoren und innerhalb von Minuten entscheidet die Band ihn zu töten, um einen Pakt mit dem Teufel zu schließen und berühmt zu werden. Dass er dann doch nicht direkt von den Bandmitgliedern getötet wird, ist hier nur Nebensache. Dann haben wir noch den Teufel persönlich, der Krebs heilen kann und übrigens auch Persönlichkeiten wie Steve Jobs (der Apfel war die Idee vom Teufel…), Kanye West, The Rolling Stones und vielen mehr zu ihrem Aufstieg verholfen hat. Weil, wir wissen ja: Rockbands oder auch technische Visionäre können nur unter Einwirkung satanistischer Kräfte zu wahrer Größe aufsteigen!
Strauchelt American Satan schon bei der Aufsetzung seiner Charaktere, den Beziehungen zwischen ihnen und den zweifelhaften Dialogen, geht es mit schlechten Schnitten und verschiedenen Stilen weiter, die wie der Inbegriff des Chaos wirken. Zeitweise schwarz-weiß Szenerien, hyperdelische Aufnahmen nach dem Drogenkonsum der Band, experiementelle Einstellungen u. Ä. wirken wie ein Zusammenschnitt von den Arbeiten mittelmäßiger bis schlechter Filmstudenten. American Satan schafft es nicht stringent eine Linie zu halten und verspielt damit auch den letzten Ansatz, um einen annehmbaren Film zu schaffen. Ihr glaubt mir nicht, dass dieser Film der Inbegriff des Bösen ist? Nun, irgendwann nach der Hälfte des Films beginnen Mobbingopfer, angestachelt durch die inspirierende Musik von The Relentless zu morden – aber natürlich töten sie nur die Mobber, weil das haben die ja verdient! Mit einer fast absurden Ernsthaftigkeit drückt American Satan uns in den letzten Minuten auch noch einmal auf, worum es denn wirklich geht: Religion spaltet uns! Und nur Musik und unheilige Dinge wie Sex, Gewalt und Drogen, sowie Musik können uns zusammenschweißen! Das macht doch dann schon ein bisschen sprachlos.
Ein engagierter Lehrer kann zugleich Fluch und Segen für die Schüler sein, vor allem in einem Alter, in dem sie noch leicht manipulier- und formbar sind. Hélène Angel (Der rote Tempelritter) folgt in ihrem französischen Drama der passionierten Grundschullehrerin Florence (Sara Forestier, Vorsicht Sehnsucht), die nicht nur für die Schule, sondern auch in einem kleinen Apartment im Schulgebäude lebt. In ihrem Privatleben hat sie mit verschiedenen Problemen und genau dem Chaos zu kämpfen, das sie im Schulalltag eigentlich vermeiden möchte. Obwohl Florence im Mittelpunkt des Geschehens steht, lässt sich die filmische Parabel nicht die Chance nehmen, eine Vielzahl von verschiedenen Schülern näher zu beleuchten und sei es nur durch wenige Szenen und kürzere Dialoge. Ein vollkommen authentisch wirkendes Klima mit Kindern, die kippeln, quasseln, Quatsch machen und durch besondere Eigenarten glänzen, kurbelt die Geschichte an und es wirkt so, als habe sich das Kamerateam um Hélène Angel einfach ohne Vorwarnung in ein Klassenzimmer gesetzt, um den Schulalltag zu begleiten.
Als Aufhänger der Geschehnisse dient der vernachlässigte Junge Sacha (Ghillas Bendjoudi), der von seiner Mutter mehr als eine Woche allein gelassen wird. Florence nimmt sich gezwungenermaßen seiner an und ein Spannungsverhältnis entsteht zwischen Sacha und Florences Sohn Denis (Albert Cousi). Dabei gibt es interessante Parallelen zwischen den beiden Kindern, die im späteren Verlauf die Spannungskurve bestimmen, denn auch ihre Gefühle können komplex sein. Sacha einerseits ist der Willkür seiner Mutter ausgesetzt, die sich lieber alleine vergnügt, als auf ihn aufzupassen; Denis hingegen fühlt sich durch seine oft abwesende und nie vollkommen vom Beruf losgelöste Mutter vernachlässigt und plant seinem Vater auf eine längere Reise ins Ausland zu folgen.
Die Grundschullehrerin zeichnet vollkommen ehrlich das Porträt einer Lehrerin, die sich zwischen Profession und Privatleben entscheiden muss und erst gegen Ende den Spagat zwischen beidem meistert. Die vielen Charaktere mit ihren Schicksalen kommen dabei leider im Verlauf zu kurz und auch die Geschichte nimmt ein paar kitschige Schlenker, die so nicht hätten sein müssen und eher die Nerven von Cineasten auf die Zerreißprobe stellen. Zeitgleich mit ihren Schützlingen durchläuft auch Florence eine Entwicklung – während die Schüler zum Abschluss der letzten Klasse der Grundschule ein Theaterstück über Götter auf die Beine stellen, die die Menschen formen, durchlebt sie einen Prozess, in dem nicht sie die Kinder durch ihre pädagogischen Talente formt, sondern auch etwas von ihnen lernt und auf ihr eigenes Leben projiziert. Unterstützung bekommt sie dabei von Sachas vorläufigem Ziehvater Mathieu (Vincent Elbaz, The Assault), der ihr auch wieder den Glauben an romantische zwischenmenschliche Beziehungen schenkt. Das Finale fühlt sich rund, aber einen Tick zu gewollt an und quetscht den gesamten Film in die Sparte der Feel-Good-Kandidaten.
Der Stil der Kameraführung und auch der Schnitt passen sich derweil nahtlos an die ungeschönte Natur der Erzählweise an und die Musik von Philippe Miller versetzt den Zuschauer in ein atmosphärisches Frankreich. Der große Pluspunkt des Films sind die Schauspieler, sei es Sara Forestier, Vincent Elbaz oder auch Albert Cousi als Jungschauspieler – jeder der dutzend Schauspieler hat es verdient, besonders hervorgehoben zu werden, denn sie schenken dem Filmstoff Leben und einen Charme, dem man sich nicht entziehen kann.
Demenz, beziehungsweise Alzheimer, kann jeden treffen. Dabei ist es egal, welchen Status und welchen Grad an Intelligenz die betroffene Person vor der Diagnose und dem Eintritt der ersten Symptome besitzt. Still Alice nimmt sich diesem wichtigen und schmerzhaften Thema absolut authentisch und empathisch an. Julianne Moore verkörpert dabei den Hauptcharakter Alice, eine Linguistik-Professorin, die durch Ihre Intelligenz und außerordentliche Eloquenz hervorsticht und sich an der Spitze ihres Erfolgs befindet. Dabei merkt man während jeder Minute des Films, dass sich Julianne Moore voller Interesse und Leidenschaft in diese Rolle gestürzt und sie sich nicht nur eine Maske für diese Rolle übergestreift hat, sondern die Dialoge, die Szenen und den Verlauf der Geschichte fühlt und lebt. Auch die anderen Schauspieler, unter anderem Alec Baldwin, Hunter Parrish, Kate Bosworth und auch Kristen Stewart merkt man an, dass der Film von Ernsthaftigkeit und inniger Auseinandersetzung mit dem Quellmaterial und der Thematik geprägt ist. Als ich in einem Altersheim fast ein halbes Jahr lang wöchentlich ausgeholfen habe, sind mir verschiedene Stadien der Demenz begegnet und Still Alice arbeitet hier niemals mit Übertreibung oder absichtlicher Aktivierung der Tränendrüsen der Zuschauer. Jede der Stufen, die Alice hier rapide innerhalb von Monaten, beziehungsweise wenigen Jahren durchleben muss, decken sich mit meinen Erfahrungen. Anders als der deutsche Film ‚Honig im Kopf‘ bedient sich Still Alice keiner Hyperbeln, unangebrachten komödiantischen Einlagen oder theatralischer Musik im Hintergrund. Nein, Still Alice wirkt realitätsnah und ich kann nur noch einmal die Brillanz betonen, in der es Julianne Moore gelingt, ihrem Charakter Form zu geben und eine Alice zu schaffen, die wir langsam aber sicher bis zum Ende des Films verlieren – ein Oscar war hier mehr als verdient. Die Filmmusik ist dabei angemessen und verleiht jeder Szene eine entsprechende Tonalität, die noch stärker und klarer den Verfall von Alice Persönlichkeit herausarbeitet. Auch die Kameraeinstellungen und der Schnitt passen sich sehr den Bewegungen und dem alltäglichen Leben von Alice an – alles dreht sich hier um den Alltag, den Verlust von Kontinuität, Riten und Selbstverständlichkeiten.
Der Film lässt nachdenklich, vielleicht auch etwas ängstlich zurück und sensibilisiert hoffentlich einen Großteil der Zuschauer für so ein wichtiges Thema – Still Alice ist auf jeden Fall ein sehr wichtiger medialer Beitrag dazu.
In einem Zeitalter in dem Virtual und Augmented Reality sich langsam im Alltag etablieren, Spielekonzerne Gewinnbeträge einfahren, von denen andere Firmen nur träumen können und Gamer auf Twitch und Co. eine riesige Fangemeinde um sich scharen, liegen Filme, die sich diesem stabilen Trend annehmen, nahe. Nicholas Gyeney sieht ebenfalls eine Chance in diesem Feld und schafft gemeinsam mit der Firma Mirror Images LTD den eher als B-Movie zu klassifizierenden Streifen Beta Test.
Die Geschichte um den Spieletester Max Troy (Larenz Tate) beginnt harmlos, entpuppt sich aber als abgekartetes Spiel der Firma Sentinel, die eine neue Art von Spielerlebnis schaffen will. Dafür entführen sie den ehemaligen Mitarbeiter der Firma Orson Creed (Manu Bennett), den Max Troy nun mittels Controller steuert. Sobald Max realisiert, dass das, was er als angebliche Mission im Spiel absolviert, gleichzeitig auch mit der Realität verknüpft ist, will er sich mit dem Mann den er spielt, verbünden, um Leben zu retten und die Machenschaften von Sentinel zu vereiteln.
Stereotypisch, überzogen und gespickt mit hölzernen Dialogen kommt die Geschichte aus den Federn von Nicholas Gyeney und André Kirkman daher, baut aber vor allem in der ersten halben Stunde einige untypische Situationen auf. Der Film lässt sich in gedrehte und computeranimierte Szenen unterteilen, wobei gerade letztere eine nette Abwechslung bilden und überraschen. Wie ein Mix aus Payday und GTA: San Andreas wirken die computeranimierten Abläufe, die sich nahtlos mit den gedrehten Szenen abwechseln oder in diese integriert werden mittels Nachbearbeitung. Die Grafik ist dabei zwar schlechtes Mittelmaß (trotz den begeisterten Kommentaren von Spieletester Max), erfüllt aber den Zweck, den Gyeney hier mit der Verschmelzung von Film und Spiel schaffen wollte. Eine anschauliche Verbindung zwischen interaktiver Fiktion und der realen Welt.
Enttäuschend präsentiert der Film hingegen seine Charaktere, die bis auf eine Ausnahme alle lieblos, stereotypisch und komplett ohne Entwicklung durch die 88 Minuten schreiten. Larenz Tate hingegen zaubert mit seiner ungezwungenen Darstellung von Max Troy Tiefe in eine Figur, die eigentlich nicht klischeehafter anmuten könnte. Manu Bennett hingegen wird für einen Charakter verfeuert, der nicht viel Einfluss auf die Geschichte hat oder durch kreative Skizzierung Dynamik in die Geschichte bringen kann.
Ambitionen hat Nicholas Gyney einige während des Schaffensprozesses, aber an der Umsetzung die mit nur 2,1 Millionen Dollar sowieso wenig Spielraum bot, reicht es vorne und hinten nicht, um ein rundes Erlebnis zu schaffen. Es ist schön und gut, wenn man sich Filme wie Oldboy, Stirb langsam, Gamer und The Firm als Vorbild nimmt, aber eine unrealistische und alberne One Shot Actionszene zu drehen, einzig und alleine um Oldboys dreieinhalbminütigen Rekord zu brechen, dann wirkt das nicht ehrgeizig, sondern anmaßend. Auch der finale Showdown, in dem Orson gegen den machtbesessenen Bösewicht (Linden Ashby) kämpfen muss, wird mit Katanas, einer Dachszene und einer absolut deplatzierten Frau (um die übrigens auch so halb gekämpft wird) absolut ins Lächerliche gezogen und driftet in Trash ab, der alle guten Ansätze in den Boden stampft.
Auch ästhetisch betrachtet beweist Beta Test, dass der Weg zu einem lang nachhallenden Werk sehr sehr weit ist. Die Einstellungen sind langweilig, die Schnitte unsauber und auch die Qualität der Aufnahmen ist auf keinem guten technischen Stand, was dem Budget und den verwendeten Aufnahmegeräten zuzuschreiben ist. Die Musik ist lediglich eine einfache Untermalung der Geschehnisse, die je nach Tonalität der Szene Spannung oder Emotionalität aufbauen soll. Dies gelingt zwar, aber ohne musikalisch besonders im Gedächtnis zu bleiben. Beta Test macht wenig richtig und viel falsch und verschenkt, abschließend betrachtet, viel Potenzial einer interessanten Idee und der mitwirkenden Schauspieler.
Atlantis, die Insel des Atlas, ist laut dem Philosophen Platon ein mythisches Inselreich gewesen, das innerhalb von einem Tag und einer Nacht durch eine schreckliche Naturkatastrophe unterging. Die verschiedenen Lokalisationsversuche, Theorien und die Behauptung, die Zivilisation von Atlantis sei sehr fortschrittlich gewesen, hat unzählige Geschichten inspiriert. 2001 nahm sich Disney dieser sagenumwobenen Insel an und schuf ihren 41. Zeichentrickfilm Atlantis – Das Geheimnis der verlorenen Stadt.
Der Film aus den Federn der Regisseure Gary Trousdale und Kirk Wise konnte sich nicht als Klassiker durchsetzen, obgleich verschiedene interessante Ansätze sich durch den Film ziehen.
Die Geschichte startet in dem Arbeitsumfeld des enthusiastischen, aber durchaus antisozialen Kartographen und Linguisten Milo Thatch, der seit jeher – inspiriert durch seinen Großvater – dem Gespinst um Atlantis hinterherjagt. Wir erleben den großen Tiefpunkt des verträumten jungen Mannes, nur um ihn dann bei seinem größten Erfolg gleich darauf bejubeln zu können. Angeheuert von einem Freund seines Großvaters begibt sich Milo Thatch mit einer wild durcheinander gewürfelten Gruppe an Experten auf die Expedition das untergegangene Königreich zu finden.
Anstatt mit einem weiteren musikalischen Film aufzuwarten, entschied sich Disney gegen die Einbindung von gesungenen Liedern und steuerte eine künstlerische Richtung á la Jules Verne an. Der Zeichenstil orientiert sich größtenteils an dem visuellen Stil von Comiczeichner Mike Mignola (Hellboy) und erntete dafür gleichermaßen positive wie auch negative Kritik. Zu den traditionellen Zeichnungen mischt Disney hier auch eine große Portion CGI, was dem damaligen Trend Richtung animierten Filmen geschuldet war.
James Newton Howard wurde für die musikalische Untermalung des Films engagiert und verleiht den eindrucksvollen Szenen eine ganz spezielle Note, die die mystische und abenteuerliche Natur der Geschichte wunderbar einfängt. Disney, prädestiniert für eine besonders tiefgehende kreative Entwicklungsphase ihrer Filme, entschied sich dafür, den in Atlantis lebenden Menschen eine eigene Sprache zu geben, entwickelt vom berühmten Linguisten Marc Okrand, der auch für die Sprache Klingonisch in Star Trek verantwortlich ist.
In den Szenen, in denen sich Disney für ein langsames Voranschreiten der Ereignisse entscheidet, merkt man jedem einzelnen Frame die Liebe und Hingebung zu Szenerien und einem authentischen Aufbau von Flora und Fauna im Hintergrund an. Sobald die Geschichte Fahrt aufnimmt und in Actionsequenzen gipfelt, verschwimmen die Details allerdings und verlieren einiges an Einzigartigkeit.
Wohingegen die Charaktere, die jeweils von einem eigenen kleinen Team aus Animatoren kreiert wurden, eine beeindruckende Diversität und harte Brüche aufweisen, die klar mit den Stereotypen der Geschlechter im Zwiespalt stehen. Dort haben wir den eher forschen Vinny, der als Demolierungsexperte seinem Aussehen alle Ehre macht, insgeheim aber die Blumengeschäfte seiner Familie fortführen möchte. Die burschikose Audrey Ramirez hingegen ist das jüngste Mitglied der Truppe und arbeitet als Chef-Mechanikerin für die Expedition. Das Charakterspektrum ist breit aufgestellt und für einen Film von lediglich 96 Minuten bekommt jeder Nebencharakter einige Minuten Zeit, in denen nicht nur Milo Thatch, sondern auch der Zuschauer sie besser kennenlernt. Als zweiter Hauptcharakter tritt die atlantianische Prinzessin Kidagakash Kida Nedakh auf. Ähnlich Pocahontas oder Ghiblis Prinzessin Mononoke prallen mit Milo und Kida zwei Welten aufeinander, die einzig und alleine durch die drängende Neugier, die Herkunft des jeweils anderen zu ergründen, einen gemeinsamen Nenner finden. Die Prinzessin wirkt hier als das deutlich ältere und kampferprobte Pendant zum schwächlichen und naiven Linguisten – muss aber trotz allem am Ende von Milo aus einer ausweglosen Situation gerettet werden. Dieses Klischee schafft Atlantis nicht zu durchbrechen, ungeachtet der unkonventionellen Ansätze der Figurenkonstellation.
Gleichwohl der düsteren Natur der Geschichte, ist der Twist, mit dem Atlantis aufwartet, enttäuschend plump und vorhersehbar. Der letzte Teil der Geschichte wirkt gehetzt und verschenkt einiges an Potential, das die ausgeklügelt abgeschottete Zivilisation hätte bieten können. Viel zu viel Zeit verbringt die Geschichte mit dem Aufbruch nach Atlantis, der langen und beschwerlichen Reise, ehe erst nach einer Hälfte der Spielzeit die untergangene Insel überhaupt in Sichtweite kommt. Actionszenen überwiegen in dem Disneyspektakel und nehmen den Raum für die Entfaltung der atlantianischen Kultur, die zum Zeitpunkt des Filmes zwar im Sterben liegt, aber trotz allem einiges an Material für weitergesponnene Nebenhandlungen geboten hätte.
Atlantis ist Disneys Versuch alte Konventionen aufzubrechen und das Publikum nicht nur mit CGI und Liederarmut zu begeistern, sondern sich auch an breit aufgestellte Charaktertypen heranzutasten. Zu einem Großteil gelingt dies auch, verliert aber vor allem gegen Ende vielversprechende düstere und kreative Ansätze gegen generische Actionsequenzen.
Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr. Dieses berühmte Zitat von Wilhelm Busch trifft leider sowohl in der Realität, als auch in entsprechenden Filmhandlungen oftmals zu. Die Prämisse von Bob Nelsons (Nebraska) neustem Werk Mein fast perfekter Vater ist also denkbar einfach: Walt (Clive Owen) hat mehr als genug Probleme damit, sein eigenes Leben zu ordnen, möchte indes aber auch Zeit mit seinem Sohn Anthony (Jaeden Lieberher) verbringen. Im Kontrast dazu steht Maria Bello (Payback - Zahltag) als Mutter Bonnie, die mit ihrem neuen Freund eine perfekt gläubige Bilderbuchbeziehung bildet.
Wir tauchen in dem 90-minütigen Film in eine Momentaufnahme dieser Konstellation ein, beginnend in einer Kirche, in der Anthony seine Sünden einem Pastor gestehen soll. Hat er jetzt noch nichts vorzuweisen, sieht das am Ende des Films ganz anders aus. Vater und Sohn verbringen ein aufregendes Wochenende, in dem sich Pech, Komödie und Drama abwechseln. Bob Nelson treibt dabei die unglücklichen Zufälle des alkoholsüchtigen Walts in die Höhe, reiht Klischee hinter Klischee aneinander, balanciert dabei aber immer souverän auf einem gewissen Unterhaltungsgrad, der während der gesamten Laufzeit nie wirklich einbricht.
Charakterskizzen von Nelson schaffen es nicht, die Stereotypie des Genres zu durchbrechen, obwohl der zum christlichen Glauben gedrängte, durchaus clevere Anthony eine interessante Grundlage bietet, am Ende aber nichts weiter ist als der Wächter seines tollpatschig-chaotischen Vaters, der ihn das ein oder andere Mal vor Üblem bewahren muss. Die Nebencharaktere sind alle kaum der Rede wert, bis auf Patton Oswalt (The King of Queens) als drogensüchtiger Trockenbauer, der die Reise der beiden Hauptcharaktere noch etwas in die Länge zieht, aber ebenso genug Witz hineinbringt.
Die Kamerafahrten und Einstellungen sind oftmals etwas unruhig, vermitteln ein fast intimes und familiäres Bild, das nichts verschleiern möchte. Unglaubwürdig tritt hier hingegen die Alkoholsucht des Vaters zutage, in der er in der einen Nacht einen Zusammenbruch erleidet und einige Stunden später bereits wieder auf den Beinen ist, nicht mehr an den Alkohol denkt oder redet und auch gegen Ende selbstbewusst und stark das Bier des neuen Mannes seiner Ex-Frau ablehnt. Würde es doch nur so einfach sein, wie Nelson hier glauben lässt, dann gäbe es sicher weniger Entzugskliniken. Die Schnitzeljagd nach der alten Werkzeugkiste des Vaters ist ganz nett, wirkt jedoch viel zu inszeniert, um glaubwürdig zu sein.
Jeff Cardoni komponierte für die witzige Odyssee des Vater-Sohn Gespanns einen durchgängig guten Soundtrack, der von ausgeprägter Kreativität und Ohrwurm-Faktor allerdings weit weg ist. Die letzten Minuten liefern ein angenehmes und ein rundes Ende, das für Feel Good-Liebhaber sicherlich befriedigend ist, Filmkennern dennoch nur ein Augenrollen entlocken wird.
"Mein fast perfekter Vater" erfindet die Geschichte um ein zerrüttetes Familiengespann mit Fokus auf der Vater- und Sohnfigur nicht neu, hat aber im Kern auch nicht den Anspruch daran. Clive Owen und Jaeden Lieberher liefern ein charmantes Duo ab, das an einem regnerischen Couchnachmittag zum Schmunzeln einladen wird.
(enthält Spoiler)
The Witch wirft uns mitten hinein in die Zeit um 1630 und scheut sich nicht davor, die Geschichte langsam ins Rollen zu bringen. Die ersten Minuten sind gekennzeichnet durch Dialogsarmut, die mit stimmungsvollen Bildern der kleinen Hütte der sechsköpfigen Familie und dem umschließenden Wald aufgewogen werden. Robert Eggers beweist hier in seinem ersten Spielfilm mit wundervollen Einstellungen, altenglischen Dialogen und einem langsamen Tempo, dass es keine Jump-Scares und andere Klischees des Horrorgenres benötigt, um die Zuschauer zu fesseln.
Die unangenehme Stimmung des Films wird vor allem durch das Spiel von kalten, dunklen Farben – die selbst am Tage nicht weichen wollen – und einer passenden Sounduntermalung von Mark Korven erzeugt. Wohin die Geschichte so wirklich lenken möchte, ist nur in groben Zügen bekannt, kristallisiert sich dann aber in der zweiten Hälfte heraus, bis sie im letzten Drittel explodiert und einen wahren Sturm aus den schlimmsten Albträumen damaliger Zeiten kreiert.
Besonders hervorzuheben sind außerdem die Darsteller. Allesamt leisten hierbei eine überzeugende und authentische Arbeit und schaffen es den damaligen Zeitgeist einer puritanischen Familie einzufangen. Gegen Ende sticht hier Anya Taylor-Joy hervor, die ein besonderes Geschick in dem Vortragen ihrer Dialogelemente beweist und der das altenglisch flüssig von den Lippen fällt.
Der Antagonist, den Robert Eggers hier bewusst in der ungewöhnlichen Form einer schwarzen Ziege namens Black Phillip darstellt, löste jedenfalls bei mir oftmals eine ungewollte Situationskomik aus. Nichtsdestotrotz tat dies dem unangenehmen Unterton des Films keinen Abbruch.
The Witch ist ein erfrischendes Werk, das den Teufelskreis der modernen Horrorfilme durchbricht und zeigt, dass weniger manchmal mehr ist, um dem ein oder anderen eine Gänsehaut über den Rücken zu jagen.
Tulpenfieber beginnt die Reise der Geschichte um Begierde, Vernunft und Täuschung in der klaren Szenerie einer bebilderten Begriffsklärung, begleitet von einer Frauenstimme aus dem Off. Tulpenmanie,der Begriff, der auch in Geschichtsbüchern verwendet wird, bezeichnet dabei die Wertsteigerung von Tulpen, die, auf einer Börse gleich, als Spekulationsobjekte gehandelt wurden - für uns heutzutage bei der Auswahl in örtlichen Blumenläden kaum noch nachvollziehbar
Justin Chadwick versucht hier in unter zwei Stunden das komplizierte Geflecht aus Beziehungen in der damaligen Zeit aufzuziehen, mit den Problemen, Missständen und dem Zuschauer diese darzulegen, wobei sein Tulpenfieber nur als Katalysator und wiederkehrendes Motiv genutzt wird. Tulpenfieber ist vor allem anfangs eine merkwürdige Mischung aus überlappenden Handlungssträngen und schnellen Schnitten, die kaum eine Bindung zu den Charakteren erlauben. Wir sehen zwar die Interaktion zwischen den Handlungsakteuren aufblühen, egal ob sympathisch platonisch oder leidenschaftlich romantischer Natur, ein wahrer Draht zu Beweggründen und dem, was die lasche Charakterisierung an Möglichkeiten zur Empathie liefert, kann nicht aufkommen.
Amsterdam im 16. Jahrhundert ist unterdessen wunderbar aufbereitet - in die Kostüme und Kulissen wurde eine bemerkenswerte Arbeit gesteckt und die Musik fügt sich in Handlung und Szenerie perfekt ein.
Die Schwächen von Tulpenfieber liegen also wahrlich nicht in der äußerlichen Inszenierung, sondern in der Füllung dieser romantisch-tragischen Blase mit Inhalt. Der Hauptcharakter Sophia (gespielt von Alicia Vikander) bleibt hier nicht mehr als ein sexualisiertes Objekt der Lust, das es zur Aufgabe hat ihrem Ehemann (Christoph Waltz) ein Kind zu schenken. Es wird deutlich, dass es von ihrer Seite keinerlei romantische Gefühle gibt, was Justin Chadwick ideenlos durch wiederkehrende, für Sophia in diesem Kontext störende Sexszenen widerspiegelt, wohingegen die Magd Maria der beiden ein ausgefülltes Liebesleben besitzt.
Die Chemie zwischen Sophia und dem Maler Jan van Loos (Dane Dehaan) ist nur dank schauspielerischer Leistung möglich, weder Drehbuch noch Schlüsselszenen können eine wahre Verbundenheit auf die Leinwand zeichnen. Eine groß angelegte Täuschung zwischen Sophia, Jan und der Maria, die ein Kind erwartet, soll dafür sorgen, dass sich Sophia aus den Griffen ihres Ehemanns befreien kann.
Unglaubwürdigkeit gibt sich hier die Hand mit Klischees und Stereotypen. Die Frau wird gekauft, soll ein Kind gebären und wird dann von ihrem malerischen Helden gerettet, der sie anfänglich nur wegen ihrem Äußeren begehrt und auch sonst keine wirklich tiefere Verbindung zu ihr aufbaut. Ein kurzweiliges Abenteuer das leider keinen wirklichen Eindruck zu hinterlassen vermag.
FALLEN kämpft sich von Szene zu Szene, verschenkt Potential an allen Ecken und kann nicht wirklich eine Spannungskurve erzeugen. Da wird der Dreh-und-Angelpunkt der Geschichte, nämlich Reinkarnation, schon in den ersten zwanzig Minuten dem Zuschauer mundgerecht entgegengeschleudert und in den kommenden Szenen noch ab und an ein äußerst offensichtlicher Dialog präsentiert. Es wirkt fast, als nehme sich Fallen nicht ernst oder vielleicht auch zu ernst – auf jeden Fall aber wird der Zielgruppe die Fähigkeit selbst zu denken nicht zugesprochen.
In der Featurette spricht Hicks von der unheimlich tollen Chemie der Charaktere, die dem wirklichen Film aber anscheinend abhandengekommen ist. Dadurch, dass sich ein Großteil der Charaktere seit Jahrhunderten kennen, verzichtet FALLEN vollkommen auf irgendeine Art von realistischem Aufbau von Verbindungen zwischen diesen, was per se nicht schlecht ist, aber durch kühle und karge Dialoge alles andere als überzeugend ist. Der Wechsel zwischen Ignoranz, heißen Blicken und geflüsterten Liebesbekundungen ohne einen wirklichen Auslöser, stürzt den Film in ein selbstverursachtes Delirium, das bis zum Abspann nicht überwunden werden kann. Retten können dieses wacklige Konstrukt auch keine jungen Schauspieler wie Jeremy Irvine oder Addison Timlin, die weder ihren Charakteren, noch den dumpfen Wortwechseln irgendeine Art von Feuer oder Leidenschaft verleihen. FALLEN bietet keinen Mehrwert für Zuschauer. So viele offene Fragen, angeschnittene Handlungsstränge, schlecht geschriebene Dialoge und mangelndes Schauspieltalent seitens des jungen Casts, sorgen für ein stolpriges und absolut genussfreies Filmerlebnis. 3,5
THOR: TAG DER ENTSCHEIDUNG oder doch eher: Asgardians of the Galaxy wirft unter Hand von Taika Waititi alles weg, was man in den vorherigen Filmen geglaubt hat, über die Charaktere und Lore zu wissen. So gut wie jeder Charakter verkommt zu einem Witzautomaten, jeder Dialog gipfelt in Pointen, dummen Witzen oder einfach nur Plattitüden. Auf jede lustige Szene brüllt der Saal und Körper beugen sich unter einem Lachkrampf. Aber wie denn auch anders? Waititi schwingt hier den humoristischen Hammer solange, bis selbst ich (die, mal ganz ehrlich, mehr als genervt war von 80% des Films) lachen muss. Vergessen wir, dass Loki nicht nur God of Mischief ist, dass Thor eigentlich auch eine ernste Ader hat und Hela mehr als furchterregend sein muss, hier hat jeder wohl das Handbuch zum besten Sprücheklopfer gelesen. Die Actionszenen sind flüssig, der Stil ganz angenehm, obwohl ich zu oft den Greenscreen, auf Grund mangelnder Szeneneinarbeitung habe sehen können. THOR: TAG DER ENTSCHEIDUNG mag für viele witzig und spritzig sein, für mich aber eine der größten Kinoenttäuschungen. Belanglos, lustiges Abenteuer, das sich nicht mit Ruhm bekleckert, für die meisten Marvel-Fanbois aber ausreichend sein wird.
MORD IM ORIENT EXPRESS wird wohl jedem, der sich auch nur ansatzweise für Kriminalfilme interessiert, ein Begriff sein, inklusive der Romanvorlage von Agatha Christie. Kenneth Branagh, der zeitgleich auch die Rolle des Poirot übernimmt, führte in dieser fünften Version (oder vierten, wenn man nicht den japanischen Ableger dazuzählen möchte) Regie und lässt es sich dabei nicht nehmen, auch eine Selbstinszenierung á la Gilderoy Lockhart in die Wege zu leiten. Die großartigen Kamerafahrten, Einstellungen und das Aufgebot an erstklassigen Schauspielern, können im Endeffekt aber nicht von dem eher schwachen Drehbuch und überzogenen Szenen ablenken. Mord im Orient-Express wirkt wie die glattgeleckte und auf-viel-zu-modern getrimmte Version der vorangegangenen Filme und verschenkt somit Potential und den eigentlich gegebenen Nostalgie-Charme. Die Situation, die das Original von Agatha Christie so spannend macht, nämlich das Eingepfercht-sein in einem Zug, mit vollkommenen Fremden, wirkt in der Branagh Version eher nebensächlich. Das Geschehen wird dabei viel zu oft nach außen verlagert in Form von Befragungen und Verfolgungsjagden durch den Schnee, Kamerafahrten von außerhalb des Zuges in der Vogelperspektive und am Ende die ziemlich nervige Aufklärung an einer langen (Anklage)-Bank in dem nahegelegenen Zugtunnel. Diese Brüche hätten durchaus atmosphärisch in Szene gesetzt werden können, doch wirken sie eher wie der verzweifelte Ausbruchsversuch aus dieser Situation, die die anderen Verfilmungen (soweit ich mich jetzt erinnern kann) nicht in dieser Form nötig hatten. Auch gibt Branagh den Charakteren nicht den Raum und die Zeit, sich zu entfalten. Diese nutzt er dann eher für den Charakter von Poirot und diese Szenen sind natürlich auch witzig, aber nicht wirklich das, was ich sehen wollte. Der Film hat Spaß gemacht, aber mehr als 6 von 10 Zugabteilen gibt es da nicht von mir.
FUNNY GAMES beweist unter Regie von Michael Haneke, dass es nicht unbedingt Splatterelemente und ausgediente Genreelemente braucht, um eine unheimliche und bedrückende Stimmung zu konstruieren. Die Geschichte um die idyllische Familie, die samt Boot und Hund zu ihrem Ferienhaus tuckert und dort dann von zwei Männern überfallen wird, ist schnell erzählt. Der Zuschauer ist von Anfang an – wie es bei Filmen typisch ist – außenstehender Voyeur, beobachtet die Frau Mama, wie sie Eier vom Boden aufwischt oder kopfschüttelnd in der Küche sitzt. Lange Einstellungen, die den Film entschleunigen und eigentlich unwichtige Szenen und Details in die Länge ziehen, fordern den ein oder anderen ungeduldigen Zuschauer heraus. Tempo nimmt die Geschichte dann allerdings auf, sobald der zweite der jungen Männer in Erscheinung tritt (Arno Frisch) und sich die brutale Realität des harmlos startenden Besuches entfaltet. Haneke weiß genau, wie sensationssüchtig die Konsumenten von Filmen und Serien sein können und verspottet sie im selben Atemzug mit seinem Werk. Subtil streut er also die schockierenden Momente in FUNNY GAMES, verweigert den Zuschauern dabei aber immer genau die Szenen, die man zu erwarten glaubt. Ein Schuss ertönt, aber die Kamera folgt stattdessen einem der Täter, der sich genüsslich am Kühlschrankinhalt zu schaffen macht, Szenen werden übersprungen oder Einstellungen so gewählt, dass man das volle Ausmaß der Taten nur erahnen kann. In einer fast humoristischen Art und Weise wendet sich einer der Täter ab und an direkt an den Zuschauer, blickt in die Kamera, stellt Fragen und bezieht jeden, der sich darauf einlässt, aktiv mit ins Geschehen ein. FUNNY GAMES erschafft einen Terror, indem er einem die Wahrheit von solch grausamen Straftaten förmlich ins Gesicht schreit und nichts beschönigt.