hoffman587 - Kommentare

Alle Kommentare von hoffman587

  • Ich weiß nicht wie, aber auf jeden Fall klar ist: Liam Nesson gewinnt!:)

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    • 8 .5

      The Apartment

      »Wieso kann ich mich nicht in so etwas Nettes verlieben wie Sie?« - »Wie das Leben so spielt, Fortuna-mäßig«

      Ein Appartement. Ein Heim wie auch ein Haus. Die letzte Zuflucht des maschinellen Arbeiters. Recht beschaulich. Aber lassen wir uns jenen Begriff nun nochmal in all seiner Deutlichkeit definieren. Im Grunde ist dies mehr als einfach, denn im herkömmlichen Sinne bezeichnet es ernüchternderweise nichts anderes als eine kleine Wohnung oder auch kleine Fluchten in Hinsicht des Hotels. Wie diese nun eingerichtet ist sei jedem selbst überlassen. Eindeutig ist bei dieser Formulierung dennoch nichts. Doch sei die Frage gestattet wie sieht es mit Billy Wilders " Appartement" aus dem Jahre 1960. Welchen Design lässt es sich hierbei zuschreiben der Postmoderne? Dem Bauhausstil? Oder gar dem Jugendstil? Wenn man mich fragen würde so würde ich Moderne schätzen. Aber das tut nichts zur Sache.

      Denn Billy Wilder war bekanntlich kein Architekt oder etwa Designer wie Walter Gropius oder Wilhelm Wagenfeld. Nein Wilder war Regisseur. Einer der besten nebenbei gesagt. Und so dient die Betitelung »Appartement« als ein symbolisches Mittel. Währenddessen legt man viel Wert auf satirische Mittel und kritisiert die Geschäftsmoral und die Bereitwilligkeit des Einzelnen, wenn es um eine Beförderung ginge. Denn so benutzt der Angestellte C. C. Baxter sein Appartement um sich bei seinen Vorgesetzten beliebt zu machen. Diese nutzen es in seiner Vielfalt für ihre Schäferstündchen. So will der Zufall, das gerade Personalchef Sheldrake mit seiner heimlichen Liebe Fran anbändelt, und was nun tun?

      Dabei begibt sich Wilder in einem so genannten »Status der Hochform« und ist insofern beileibe nicht mehr zu halten. Sein Film an Charme kaum zu toppen, wie so oft bei Wilder. Hierbei selbstredend auch wieder hintergründig von ihm beleuchtet und so übt er Kritik am Büroleben, schmackhaft und äußerst amüsant, dank seiner sehr hoch geschätzten satirisch-bissigen Seitenhiebe. Wie schafft das der Mann nur solch bitterböse Elemente so gleichauf federleicht und geradezu im höchsten Maße faszinierend zu machen, Wilder eben ein ganz Großer. Dabei wandelt man stets auf einem durchaus vergnügten Grundton, durchläuft funkelnd-böse angehauchte Passagen und so schwingt auch irgendwie letztlich ein Hauch Tragik mit wie auch eine unterschwellige Dramatik. Zudem aber stets charmant und liebenswert. Sarkastisch-schön. Wie so oft vordergründig eine immer noch göttliche Komödie, hintergründig aber wohl eine scharfe Abrechnung mit der Bürowelt. Tragisch-komisch. Edel wie grandios aufspielend auch die Darsteller, ob Jack Lemmon in seiner Paraderolle des schüchternden, stets sympathischen Baxter, der das Geheimnis des Erfolgs zu kennen scheint oder eine wie im Grunde immer bezaubernde Shirley MacLaine als dessen Schwarm und Fahrstuhlführerin Fran, welche Probleme für Baxter mit sich bringt. Sehr harmonisch auch das Zusammenspiel der Beiden. So gewinnt das Ganze glatt einen turbulenten Faktor. Des weiteren noch ein exzellenter Fred MacMurray als dominierender Personalchef. Was sie zusammenführt? Das Appartement. Ein herrliches Trio. Dazu sitzt jeder Dialog. Und man wird tiefgründig. Das Werk wird gar zur überraschenden Groteske. Das prägt die Faszination. Außerdem herausragend schön gefilmt. Da bekommt man glatt eine filmische Nostalgie-Sucht, traumhaft. Aber das gilt eh für den gesamten Film.

      Im Grunde würde ich meinen, dass man Billy Wilder-Filme eigentlich nur lieben kann. Bis in jedes kleinste Detail ausgearbeitet. Man kann und möchte nur von ihnen schwärmen. Eigentlich sind Wilders Werke gar einzigartig in ihrer Machart. So ist auch sicher, dass Wilders "Das Appartement" eindeutig ein herausragend gemachter All-Time-Classic ist. Für mich gibt es da keinen Zweifel. Bei solchen Filmen freut man sich doch regelrecht, dass es solch ein Medium wie Film überhaupt gibt.

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      • Kingsley ist immer gut, der wertet so gut wie jeden Film, wäre also keinesfalls eine schlechte Idee in den Film mit einzubeziehen und würdig auf alle Fälle.

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        • Jetzt mal die Präsenz von Winstone ausgenommen, den ich wirklich sehr schätze, sieht das für mich tatsächlich wirklich eher wie ein durchschnittliches inszeniertes, auf Hochglanz poliertes Tv-Filmchen aus. Naja, überzeugt hat mich das eher nicht...

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          • Och ne. Langsam nervt das Wort "Reboot" fast genauso wie Remake. Ich mag Abenteuerfilme, aber das ist doch wirklich irgendwie unnötig. Neubeginn hin oder her.

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            • Oh ne, also das ist jetzt mal absolut überflüssig. An sich das ganze Projekt. Irgendwann ist ja auch mal gut.

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              • 7 .5

                Don´t look now

                Vorlage: Eine Kurzgeschichte von Daphne du Maurier. Dazu die Gassen von Venedig, die Mystik der Stadt als Kulisse. Man hörtet die Glocken leuten. Und doch fragt man sich: Warum tragen Gondeln Trauer? Doch ich bitte jetzt nicht zu schauen. Denn Visionen zeigen die Wahrheit und es wird kontrovers. Denn wovon wir hierbei reden ist "Wenn die Gondeln Trauer tragen" von Nicolas Roeg aus dem Jahre 1973, bis heute besonders berüchtigt wegen jenem Verschmelzungsakt von seinen beiden Hauptakteuren, der dem Schein nach nicht mal gespielt sein soll. Provokanter Stoff. Neben der explizit und nahezu symbolisch zunehmenden Sexszene beinhaltet der Film selbstredend mehr, weitaus mehr. Eine Reise und gleichzeitig ein Psychotrip, in der die Farbe »Rot« dominiert und uns den Alptraum der vergangenen Schatten zeigt.

                Man zeigt die Reise ins Reich der Toten und Illusionen. Die Parapsychologie ist allseits präsent und unter schaurigen Symbolen beginnt man zu verstehen. Roeg spielt spielt insofern nahezu mit den Erwartungen der Zuschauer - man selbst spekuliert, wie der Film münden wird - um letztlich seine Auflösung des Films schockierender zu präsentieren als man es je vermutet hätte, sodass einem der kalte Schauer über den Rücken läuft und die Gänsehaut spürbar ist, unvorhersehbar und brillant ausgeklügelt, so meinerseits. Und schon zu Beginn enthüllt uns Roeg das Unheil seiner Geschichte mit einer mitunter famos gezeigten Symbolik (ein Paradebeispiel), das fesselt wie fasziniert. Der Tod der eigenen Tochter durch einen Unfall, so geht es dem Eheparr John und Laura Baxter. Man könnte meinen, man hätte es vorhersehen müssen. Was zählt ist die Farbe »Rot«, der rote Regenmantel der Tochter wird zur Scherbe der Vergangenheit und gleichzeitig zum Symbol der Tragik, die Roeg in seiner Konsequenz ansteuert. In Venedig dann, der Stadt der Gondeln und fallenden Engel begegnet man dann zwei seltsam gesinnten Schwestern (unheimlich: Hilary Mason & Clelia Matania), welche behaupten Kontakt zu der verstorbenen Tochter zu haben, der erneute Beginn eines leibhaftigen Alptraums, in denen Hauptrollen - perfekt besetzt - mit dem grandiosen Gespann Julie Christie und Donald Sutherland, beide auf höchster Ebene faszinierend und stark spielend, als John und Laura Baxter, die in Venedig insofern auch Zeugen seltsamer und unheimlicher Vorfälle werden. So erlebt man einen Zog der Mysterien, es kommt zu surrealistisch angehauchten Sequenzen und letztlich überzeugt der Film, trotz seiner gemächlichen Erzählung, gerade durch seine subtil-bedrohliche Grundstimmung, welche vielleicht noch bis zum überragenden Finale wächst. Immer mit kleinen Fährten, Einschüben und allzu sehr geliebten Gänsehautmomenten bereit man Spannung perfekt auf, eben typisch »Old-School«, hervorstechend dabei stets die fantastischen und intensiv gefilmten Schockmomente, was bei solchen Filmen fast nach einer Heiligsprechung verlangt.

                Stilvoll inszeniert man zudem die makaber erscheinenden Unfälle, hierbei auch mit leicht-altmodischen, aber liebenswürdigen Grusel-Touch zeigt sich die Kulisse der Stadt Venedig als großes Nest jedmöglicher Symbole - faszinierend dargeboten, von Flügeln über Staturen und selbst die Brücken finden ihren mysteriösen Einsatz und selbst das kleinste Detail führt letztlich zur insofern auch bedrückenden, aber konsequenten Wendung des Films. Weiterhin gewinnt die Bildsprache an sich, wie mehrfach bereits vergöttert, hierbei eine weitere besondere Bedeutung, hierbei sei die Farbgebung im Kontext eines blutroten Gewandes erwähnt und so umgibt diesen Film doch eine erstaunlich mysteriöse und zugleich verstörende wie auch beängstigende Atmosphäre, zudem angereichert mit einer ambivalent gehaltenen Bildersprache. Daher prägt den Film zudem auch eine gewisse Schönheit, ein gar verwirrendes Gefühl und letztlich fühlt man sich doch hilflos gefangen, während die Glocken Venedigs leuten und die Gondeln Trauer tragen. Letztlich ein schauriges Glanzstück des mysteriösen Kinos, vergoldet mit bedrohlich-edler Symbolik.

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                • Ganz toller Regisseur, gerade erst entdeckt von mir und bisher alle seine Filme zutiefst faszinert aufgenommen. Ein sehr präzsier wie auch eindringlicher Mann. Kurzum: Ein Regisseur zum Verlieben. Also beileibe: Alles Gute!:)

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                  • Für mich genauso uninteressant und unnötig wie das Original selbst. Wenn nicht sogar noch schlimmer und uninteressanter insofern, auch wenn das kaum möglich ist.

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                    • Das ist eine Scherzfrage oder?
                      Selbstredend mit dem einzigartigen Genreklassiker. Außerdem hat der Hackman und Borgnine, die sind immer gut. Bzw. "Die Höllenfahrt" gehört wohl für mich in jedem Fall eindeutig zu großen Meisterwerken des Genres.
                      Das Remake ist einfach nur eine seelenlose Mixtur, aber immerhin mit Kurt Russell, auch wenn der dabei gar nichts retten beim sinkenden Schiff retten kann.

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                      • 7

                        The Hurt Locker

                        »Rausch des Kampfes wird oft zu einer mächtigen und tödlichen Sucht. Denn Krieg ist eine Droge.« - Chris Hedges. Ich denke man sollte sich noch sichtlich an die heiß umwitterte Oscarverleihung des Jahres 2010 erinnern. Mit dem an »Gigantismus« und Größenwahn leidenden "Avatar" und Effekte-Guru James Cameron. Heißer Favorit mit wenig Inhalt und viel Brimborium. Auf der Gegensatz Cameron´s Ex-Frau Kathryn Bigelow, welche den harten Realismus des Krieges dokumentiert, insofern ist die Entscheidung des Oscars letztlich mehr als gerechtfertigt. Ich steh auch mehr auf Realismus. Natürlich gibt es Kriegsfilme, verschiedene Themen stets bearbeitet und so wählte Bigelow ein doch ein recht neues Terrain des Genres bei ihrem Film "Hurt Locker" so zeigt sie zwar bekannte Motive, doch das Thema von Bombenentschärfern und deren psychischen Druck in solchen Gefahrensituationen wäre mir sicherlich neu.

                        So zeigt Bigelow die Situationen bei diesem riskanten Job und die Menschen hinter diesen gefährlichen Einsätzen, immer dabei bedacht zu zeigen »Der Krieg ist Hölle, der Krieg kann wie eine Droge wirken.« - was sich im logischen Kontext besonders beim Abschluss des Films widerspiegelt und sich so die eigentliche Tragik des Films bei seinen Charakteren zeigt. Die Menschen, die es nicht mehr in der Ruhe ertragen können und letztlich an ihr zu Grunde gehen würden. Dabei bestimmt stets der interessante Ansatz: der Situationen dieser Männer und deren gefährlicher Job des Bombenentschärfens im Irak. Dazu noch ein kleiner Handlungsstrang mit Konflikten und deren anderweitigen Problemen, wie das Misstrauen untereinander und die eigenwilligen Draufgänger. So kann man aber auch davon reden, dass die Handlung im Ganzen recht dünn gehalten wurde, da Bigelow wie gesagt sich nur jenen Einsätzen widmet.

                        Aber so weiß ihr Film mindestens Realität zu schildern. So gesehen ist "The Hurt Locker" technisch stark gehandhabt und Spannung der großen Klasse enthüllt sich schnell, vom Start an. Bigelow ist in der Hinsicht eh eine Könnerin, eindringlich präsentiert sie uns jene Szenen des Krieges, stets spürbar fesselnd wie faszinierend, eine weitere Episode von Menschen in Extremsituatuionen. Immer dokumentarich festgehalten mit einer fast schon quälend-bedrückenden Anzeige, welche die Tage bis zum Ende aller Angst vor dem Tode andeutet. Meisterhaft zeigt man sich in Bezug der verschiedenen Spannungsebenen, stets lässt man die Stimmung angeheizt, kurz vor der »inneren Explosion«, es liegt etwas in der Luft, dies zeigt Bigelow spürbar, auch wenn dies folglich der Weg zur Hochspannung ist. Konfliktreich wird es im Aufeinandertreffen beim Verhalten des Einzelnen und dessen Entscheidung, welche tödlich enden könnte und so zeigt man sich innerlich-strittig, dazu beitragen darf so also ein folglich starker und waghalsig auspielender Jeremy Renner als neuer Staff Sergeant James, der sich als großer Draufgäner entpuppt und sein Team spaltet, denn er beschwört das Risiko und so gleicht die Gefahr fast einer gewissen Sucht - man selbst beobachtet dies atemlos - jene Konflikte der Soldaten, wie man erträgt und wie man zweifelt, ein problematische Stellung dreier Soldaten. Ein weiterer doch recht interessanter Aspekt bleibt dabei, die prominente Besetzung der Nebenrollen, in dem sich Namen wie Guy Pearce, David Morse und Ralph Fiennes wiederfinden lassen, wie vermutet als kleine Veredelung und um vielleicht die verschiedenen Charakterzustände weiter bzw. großflächiger zu beleuchten, das ist teils faszinierend, misslingt dabei im Ganzen auch irgendwie, da jene Figuren nur kurze Stellung beziehen. Anderweitig würde ich eh die Charakterzeichnungen an sich bemängeln, denn bis vielleicht auf die Figur des neues Staff Sergeants James, welcher noch einige hintergründige Merkmale erkennen lässt, bleiben diese eher vereinfacht und etwas angekratzt, sodass es überhaupt schwer fällt diese Männer einzuordnen. Teils nur kurz angedeutet, aber sonst fand ich das eher ohne richtige Konturen gestaltet. Insofern bleiben sie verständlicherweise eher blass und die Konzeption jener ist eh irgendwie altbekannt.

                        Aber wie bereits erwähnt ist hier grundlegend der Faktor: Die Schilderung der Arbeit der Bombenentschärfer. Da scheint es nur logisch, dass eine wirklich tiefschürfende Charakterzeichnung beileibe sich schwierig gestaltet. Sein primäres Ziel erfüllt der Film dennoch im vollen Maße, denn die Wackelcam, sehr beliebt neuerdings beim Thema, erzeugt man fordernde, aber immerhin eine glaubwürdige Stimmung. Finde solche Kameras immer irgendwie anstrengend. Trotzdem der Stil wird passend eingesetzt und weiß dokumentarisch-realistisch zu begeistern wie auch zu faszinieren, letztlich steckt darin mehr als nur eine visuell-beeindruckende Stärke. Außerdem sind diese Einsätze doch im Sinne der Intensität und Glaubwürdigkeit mehr als erstklassig von Bigelow bewerkstelligt worden und Hochspannung ist hierbei eh allgegenwärtig.

                        Letztlich bleibt für mich dann "Hurt Locker" ein kraftvoller wie auch stark inszenierter Vertreter des Genres ist, in dem sich Bigelow weniger auf ihre Charaktere an sich und den Verlauf der Handlung konzentriert als die jeweilige Gefahr des Bombenentschärfens im Irak und die Tragik seiner Helden zu bebildern. Inszenatorisch eine Wucht mit dokumentarischen Hang, Realismus intensiv geschildert und das macht ihn insgesamt für mich auf jeden Fall sehenswert.

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                        • Mal zugegeben: Bilder und Effekte sehen so ganz schick aus, aber an sich naja find ich das biher eigentlich mäßig. Viel Krawumm. Noch mehr Krawumm. Mir zu sehr auf die Effekte ausgerichtet. Da frag ich mich doch wo der echte Charme des Verhoevens-Originals bleibt? Diese liebevolle Ausarbeitung. Das herzliche Setting. Beileibe ironsche Seitenhiebe, hintergründige Anspielungen und schräge Mutanten mit extravaganten Features wird es hier wohl kaum geben. Sieht fast seelenlos aus. Da bleib ich lieber beim Original.

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                          • Diese Legomännlein. Find ich ja bisweilen unglaublich charmant und niedlich. Einfach zum gern haben, gefällt mir sogar fast besser als der echte Trailer. ;-)

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                            • 8

                              Total Recall

                              »Falls irgendjemand fragen sollte wir haben noch nie von einem Douglas Quaid gehört.«

                              Es ist ein gewisses Gefühl was stets hinter einem solchen Wort wie Film steht. Stets erinnert man sich an frühere Zeiten, an einzelne Epochen, an Filmen, die einen seither packten und in eine völlig andere Welt zogen. Jenseits aller Realität. Eine andere Welt, in Filmen zu entdecken, ob Zukunft, Vergangenheit oder hin zu einem anderen Planeten, dem Mars. Und doch schwingt heute stets ein Gedanke mit, wenn ich an große Zeiten des Kinos denke, das Remake. Wie im Falle von Paul Verhoevens "Total Recall" aus dem Jahre 1990, wo uns bald ein eine solche filmische Ideenlosigkeit erwartet - ich will keins- und so lasse man uns zurückdenken an die Zeiten eines Originals und an den Spaß an jenem Kino.

                              Primär gesehen basiert Verhoevens selbstredend auf einer Kurzgeschichte vom großen Philip K. Dick (Der Mann mit den Ideen), vielleicht wäre insofern eine Variation des Stoffes nicht unbedingt schlecht - oder doch? - fest steht, ich will keins. Im Grunde mag die Story anfangs noch recht einfach im Kontext wirken, besitzt aber zweifelsfrei einiges an Intelligenz und Einfallsreichtum, auch wenn insofern Verhoeven etwas brachial an den Stoff geht, was letztlich nichts negatives ist, frei nach dem abgeänderten Prinzip: »Fly me to the mars« - Bauarbeiter Doug träumte vom Mars. Und will nun eine Reise dorthin unternehmen - da bietet sich dennoch Firma »REKALL« an, welche eigen erstellte Urlaubserinnerungen für wenig Geld einpflanzt, doch die Aktion läuft schief und Quaid sieht sich von Verfolgern umzingelt - selbst seine eigene Frau will ihn anscheinend umbringen, obwohl die Ehe so gut lief - einziger Fluchtpunkt: Mars, um den Dingen auf den Grund zu gehen...

                              Von dieser Situation ausgehend kreiert ein cleveres wie auch geschickt zusammengebasteltes kleines Verwirrspiel, stets wechselnd agierend mit der Erwartungshaltung der Zuschauer und deren Fantasien, so hintergeht Verhoeven die Konventionen und lässt seinen Film vorzüglich veredeln mit einigen äußerst gekonnt eingesetzten Twists, welche die Handlung des Films immer in Frage stellen. Was ist die Realität? Die Wahrheit? Oder ist jenes Welt nur eine implantierte Erinnerung? Neben jenem führt Verhoeven das zusammen, was zusammengehört - Action und Arnold Schwarzenegger - das heißt im Grunde nichts anderes als Schwarzenegger in Hochform, hierbei sogar sehr glaubwürdig als Doug Quaid und mit charmanten Charisma - aber insofern auch für ihn gemaßschneidert. Wie auch sonst glänzend besetzt in Hinsicht des Casts, ob Sharon Stone überzeugend/verführerisch agierend als Ehefrau im späterem Femme Fatale-Gewand, Rachel Ticotin als schlagkräftige Helferin Melina, oder Ronny Cox als korrupter und diabolischer Mars-Gouverneur, gut gewählt und gespielt und nicht zu vergessen Michael Ironside als gnadenloser Jäger und Verfolger von Quaid, welchen er liquidieren soll. Auch wenn man hier durchaus die eher mässigen Charatere bemerkt, in dem Fall doch recht simpel gehalten, dennoch könnte man meinen mit selbstironischen Klischees angereichert und verziert mit dem ein oder anderen interessant gestalteten Mutanten, besonders wenn jene Features vom nutzen sind, was dem Ganzen eine sehr liebevoll angehauchten trashig-ironischen Grundsubstanz gibt. Verhoeven richtet sich dabei aber primär der Unterhaltung und so bildet "Total Recall" eine intelligent gemachte und rein handwerklich brillant inszenierte Achterbahnfahrt, temporeich und rasant erzählt, schön schnörkellos und mit reich Spannung gefüllt, so meine Meinung. Man sollte dabei selbstverständlich wissen, dass Science-Fiction eh mein favorisierte Genre ist und jener Film zudem zu den wunderbaren Erinnerungen meiner Jugend zählte. Und so macht er immer wieder aufs neue Freude und weiß zu fesseln. Wie eine kleine Odyssee auf den Mars und die Welt von morgen. Von Verhoeven in ein faszinierend-futuristisches Gewand gehüllt und so vergisst Verhoeven (wie könnte er?) auch nicht die kritsch-ironischen Seitenhiebe auf die Gesellschaft, denn hierbei liegt die Liebe im Detail und man genau schaut könnte man beileibe davon sprechen, dass kritische und satirische Elemente mit seinem kleinen Verwirrspiel paart, zudem eine Prise makaberer Groteske. Es funktioniert. Primär, sekundär oder tertiär, alles ideal bedacht und bis zum furiosen Showdown faszinierend gestaltet.

                              »Möchten sie ihre Zukunft kennen?« - »Wie wärs erstmal mit der Vergangenheit?«

                              Dazu noch eine exzellente Kameraarbeit, welche mit charmant-futuristischen Bildern groß auftrumpfen kann, so auch die schmackhaft-trashigen Atmosphäre, im Sinne des Wortes liebevoll gehandhabt. Auch wenn in Hinsicht des Drehbuchs einige Schwächen auftreten, so mag "Total Recall" in allererst Linie durch seine technisch-grandiose Umsetzung überzeugen wie auch in Hinsicht seiner hervorragenden Effekte, sehr wirkungsvoll eingesetzt. Dazu stets passend eingesetzt der kraftvolle wie auch temporeiche Score von Jerry Goldsmith, der wie eigentlich fast immer die Krönung des Ganzen bildet. Eine gelungene Abrundung.

                              »Was wollen die Rebellen eigentlich?« - »Ach das Übliche: Mehr Geld, mehr Freiheit, mehr Luft.«

                              So bleibt mir dann also nur noch kurz zu sagen, dass "Total Recall" für mich neben den nicht zu verachtenden Erinnerungen, ausgezeichnet durch komponiertes wie auch stark inszeniertes, dabei nicht zu missachten, intelligentes Actionkino mit hohem Unterhaltungswert (zum lieben), mit souveränen Schwarzenegger, von Meister Verhoeven darstellt, wenn auch mit Schwächen gefertigt, aber anderweitig doch ein hintergründiges und rasantes Verwirrspiel...

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                              • 7 .5

                                Shadow of a Doubt

                                Der Schatten, der verbirgt, er schützt und er vernebelt die Sicht eines jeden. Die Wahrheit schreit nach Erlösung und doch wollen wir nicht hören, sehen oder fühlen, wir wollen die Wahrheit nicht erkennen. Und doch existiert er, der Verdacht und irgendwann erkennen wir... Uns befallen Zweifel und gerade darin liegt die Ironie, denn man befindet sich im Schatten des Zweifels. Irgendwann muss ich meinen pseudospirituellen Geist wieder freien Lauf lassen und Hitchcock zeigt uns:»The world's a hell.« Und begibt man sich mit ihm auf auf die Spuren und man möge sich "Im Schatten des Zweifels" wiederfinden, aus dem Jahre 1943 und sogar beruhend auf einer Geschichte von Gordon McDonell.

                                Hitchcock greift hierbei wieder auf ein ihm recht bekanntes Motiv zurück, das Motiv des unheilvollen »Verdachts« und dem Moment der schleichendes Zweifel, welches er als bestes Beispiel bereits in "Suspicion" mit Cary Grant Aus dem Jahre 1941 verwendete, für Hitchcock selbstredend erstklassiger Stoff für »Suspense« und um gekonnt mit dem Zuschauer und seinen Erwartungen zu spielen, insofern mag die Story zwar simpel erdacht sein, aber immer noch clever variiert, zudem wie erwähnt perfekter Stoff: »In einer kleinen Stadt« - Santa Rosa. Eine idyllische Stadt, Familie Newton ist erfreut, denn Onkel Charlie kommt zu Besucht, der allseits beliebte Onkel, besonders die junge Charlie begeistert das, da sie diesen als großes Idol sieht. Es wird von Witwenmördern berichtet, doch dies scheint unwichtig. Die Welt scheint ein Platz voller Geborgenheit und Loyalität, doch der liebe Onkel verhält sich merkwürdig. Und langsam keimt in der jungen Charlie ein grauenhafter Verdacht (bzw. Gedanke) auf...

                                Besonders interessant bleibt dabei die Tatsache, dass Hitchcock jene Dreharbeiten beileibe wirklich liebte, obwohl gerade "Im Schatten des Zweifels" jenseits der Grenzen eines typischen Hitchcock Films steht, gerade dadurch, dass er sich hier auf seine Charaktere konzentriert und sie sorgfältig studiert, möglichst um Glaubwürdigkeit und Faszination zu erzeugen, meinerseits gelang dies. Er ist nicht umsonst »The Master of Suspense«. Ungewöhnlich dann auch, dass dass dieser Film sogar als Hitchcocks Lieblingsfilm unter seinen Werken bekannt ist, verständlich, da er selbst zudem meinte, dass es wahrscheinlich auch sein persönlichster Film wäre, insofern sind besonders einige kleine, feine Aspekte interessant. Dazu nimmt sich Hitchcock gleichauf Joseph Cotten an seine Seite und jener spielt wieder bravourös, zwischen freundlichem Onkel Charles und abgründiger und düsterer Bestie, dies stets voller Eleganz und mit einem Hauch Stil, brillant. Neben ihm aber genauso überzeugend Teresa Wright als junge Charlie, welchen zur ihr immer sehr aufgeschlossenen Onkel förmlich vergöttert und ihm jeden Wunsch erfüllen will, doch auch sie wird die schmerzhafte Wahrheit erkennen müssen, Wright glänzt einmal in Hinsicht ihres anfangs hoffnungsvollen Art, später aber doch behutsame und durch ein gewisses Misstrauen im Spiel. So wirkte der Aspekt, dser beiden Charlies genau genommen fast irgendwie ironisch und sehr schlau eingefädelt von Hitchcock, denn beide bilden so gesagt zwei verschiedene Seite, ähnlich einer Münze, Kopf oder Zahl? Oder gar den zwei Seiten einer Medaille. gut und böse. Himmel und Hölle, ein interssantes Detail, worauf Hitchcock eingeht. Welcher wiederum genau weiß was er will, sehr detailliert und subtil erzählt, gemächlies Tempo und doch weiß Hitchcock wie man dabei ein hohes Maß an Spannung erzeugt. Dies sogar mit einen leichten Prise an ironischen Einschüben. Wie erwähnt spielt der Gute mit den Erwartungen und Vorstellungen bzw. genauso gut auch den Erwartungen der Zuschauer, wiegt sie/uns/mich in Sicherheit und verkündet doch baldiges Unheil, was insgesamt auch einen mysteriösen Charme gewinnt. Es stellt sie die Frage wie reagiert ein unbescholtener Bürger auf Verbrechen, auf das Eindringen des Bösen in sein Heim. In ein bürgerliches Ambiente? Stets von der herausragenden Präsenz des großen Joseph Cotten getragen. Auch im Verlauf und des Ausgangs jenes Konflikts bleibt Hitchcocks Film letztlich mehr als vielseitig und außerdem außerordentlich gelungen. Kann man ein solches Geheimnis bewahren?

                                Joseph A. Valentine erneut nach "Saboteure" wieder als Kamera, so bietet er stets exzellent gefilmte Bilder, selbstredend auch sehr atmosphärisch angehaucht und sehr passend eingefangen in Hinsicht der Atmosphäre einer kleinen, behutsamen Stadt, wirklich ordentlich gehandhabt. Nicht zu vergessen, dass meiner Meinung nach sehr gut ausgearbeitete Drehbuch, mit interessanten und durchaus hintergründigen Aspekten, gerade in Hinsicht der typischen Familienkonventionen faszinierend gestaltet, das gekonnte Spiel mit den Klischees einer solchen Familie und die Dialoge an sich eh gelungen.

                                Letztlich bleibt mir dann nur noch zu sagen, dass "Im Schatten des Zweifels" erstklassig, schlau erdachtes und somit auch ausgezeichnetes »Suspense-Kino« vom Meister Hitchcock selbst, stimmig inszeniert und hervorragend gespielt, besonders seitens Joseph Cotten. wenn auch ungewöhnlich in Hitchcocks Filmographie, da er hier doch eher auf eine faszinierende und vielseitige Charakterstudie setzt.

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                                • 3 .5

                                  The Uninvited

                                  Wenn sich die seltsamen Zufälle häufen, wenn aus meinem Fernsehen auf einmal die leblosen Schreie irgendwelcher Jugendlicher kommen, wenn man weiß es wird nicht so wie man es denkt. Wenn man denkt: nun also doch es kann von diesem Zeitpunkt an kein Zufall mehr sein, dann sollte ich spätestens zu diesem Zeitpunkt erkannt haben, es war nicht die Zeit nach Mitternacht, sondern der Montag nachmittags Grusel, im billigen Format, welcher bei mir fast seit ein paar Wochen ein traditionelles Gewand annimmt, wollen wir es mal nicht hoffen, das wäre zu absurd. Mehr als nur Zufall. Es wäre fast ironisch. Eine bittere Ironie des Schicksals. Freiwillig, wenn dies auch fragwürdig. Anderseits zum Vergleich also auch noch ein Remake eines koreanischen Horrorfilms, mehr oder weniger, "The Tales of Two Sisters" aus dem Jahre 2003, wurde im Stile Hollywoods "Der Fluch der zwei Schwestern" aus dem Jahre 2009 von den Guard-Brüdern (Thomas & Charles), da beobachtet man ungern bzw. gern was aus diesem Stoff wird.

                                  Frage/Gegenfragen von welchen Stoff reden wir hier überhaupt: Definieren wir das nun erstmal. So kehren wir zu den Wurzeln der Geschichte hinter jenem Original und dessen Remake zurück. Denn grundlegend basiert die Handlung hierbei auf einem alten koreanischen Volksmärchen, um zwei Schwestern und ihre böse Stiefmutter, man könnte meinen ein tragisches und bitteres Märchen. Sehr verbreitet und so findet jener Stoff wahrscheinlich nicht nur in jenen beiden Filmen Verwendung. Selbstredend wurde die Story im Falle des Originals sicherlich clever verändert. Beim Remake bemerkt man Änderungen, dennoch muss ich zugeben beschlich mich mehr als nur einmal das Gefühl eher zum schlechteren, wo ich beileibe öfters den Kopf schüttelte: So kehrt die einst traumatisierte Anna, der Tod ihrer Mutter ging ihr sehr nahe, zurück in ihr einstiges Haus, zu ihrem Vater zurück Und stellt schnell fest. Die Stimmung schlug um, denn Vater Stephen ist mit Pflegerin Rachel zusammen, der Verdacht wird geäußert und gemeinsam mit ihrer Schwester Alex (und seltsamer Visionen) vermutet sie, dass Rachel für den Tod ihrer Mutter verantwortlich scheint, Ängste keimen auf. Hier in vereinfachter Form und den Konventionen des amerikanischen Horror-Thrillers angepasst, so im Sinne der Handlung: Klischeehaft.

                                  Und so führe man nochmal im Sinne der konstruktiven Auseinandersetzung erstmal positives auf, denn zugeben in Hinsicht eines Mainstream Horrorfilms beginnt "Der Fluch der zwei Schwestern" doch äußerst stilvoll und überraschend leicht-atmosphärisch angehaucht, sogar mit interessant angelegten Kamerafahrt, worauf man bei viel Toleranz auf eine Referenz hätte stoßen können. Wie gesagt hätte. Denn gerade im Verlauf der Story entwickelt sich jener Film stärker zu einem mehr als nur »vermainstreamten« bzw. versalzenen Produkt des üblichen Schema-F-Films. Wobei man da klare Schwerpunkte setzt und gar die Komplexität des Originals völlig außeracht lässt, wie auch dessen starke Bildersprache und Symbolik. Hier belässt man es bei dem Motiv des »Verdachts«, der aufgedeckt werden soll. Angereichert mit bemühten Elementen des Grusels, zu berechenbar, zu banal, zu teeniemäßig, zu bekannt - für mich einfach weder schockierend, erschreckend oder gar mitreißend. Dennoch interessant zu verfolgen inwieweit das Remake dem Originalfilm gleicht und insofern mögen zwar starke Änderungen vorliegen, aber diese bleibe eher uninspirierend und mir jedenfalls altbekannt. Da kann mit der Besetzung wenig reißen, egal ob Emily Browning (zufriedenstellend) als Teenie Anna, die Beweise gegen ihre »neue Mutter« Rachel sammelt oder Filmdarling David Strathairn (wenigstens noch solide) als Vater, insofern hilft es dann auch wenig wenn Elizabeth Banks ihr stets monoton-diabolisches Lächeln umherträgt und wenig zum Allgemeinwohl dieses Films beiträgt. Aber um das nochmal etwas anders zu beleuchten, im Grunde ist "Der Fluch der zwei Schwestern" insofern bei Unkenntnis des Originals ein sogar positiv-durchschnittlicher Film geworden könnte man meinen, der einerseits anfangs durch die spürbare Brise an Atmosphäre auftrumpft, welche im späteren Verlauf dennoch verpufft und eher den Look eines glatt gebügelten MTV-Horror-Films annimmt, wie es mir schien. Sonst aber wenigstens geleckt-sauber gefilmt.

                                  Letztlich blieb mir hier erstmal nur das unwohlige Gefühl der Unzufriedenheit, obwohl ich doch zugeben muss, dass gerade jener Endtwist effektiv verwendet wird und dem Film nochmal einen gewissen Aufschwung gibt, vielleicht sogar Intelligenz bemerkt, bis man dann selbst auf das Original schaut und sich denkt, eigentlich ist das doch absolut ärgerlich. Bedenke man hierbei das Original und sehe klar, die idiotische »Vermainstreamung«, wo das das Original in seiner Konsequenz mit Ambivalenz glänzte, bekommt man hier Banalität. Meiner Meinung nach kein guter Tausch. Und ehrlich gesagt regt mich das im Nachhinein nur noch mehr auf, als während der Ansicht selbst. Zudem blende man insofern die Anteile der Charakterzeichnung aus und deren doch für mich eher weniger gut geratene Gestaltung, obwohl für mich hier Browning und Strathairn einiges retteten. Dabei muss ich aber sagen, dass der Score von Christopher Young trotzdem recht stimmungsvoll und gut komponiert wurde - gefällt - der Film an sich bleibt unstimmig, auch wenn ich jenem einen gewissen Unterhaltungsgrad, welcher meinerseits doch existierte, nicht absprechen will.

                                  Schlussendlich beziehe ich mich hier selbstredend auf einen direkten Vergleich von Original und Remake im Falle von "Der Fluch der zwei Schwestern", urteilen möchte ich nur insofern, denn anderweitig würde es für mich schwer nachzuempfinden sein. Und sicher ist für mich eins klar jenem Vergleich hält "Der Fluch der zwei Schwestern" keinesfalls stand, denn erstmal möge ihm die Komplexität und die Ambivalenz, die Kraft und letztlich auch diese besondere Faszination am koreanischen Grusel fehlen. Er hat bestimmt seine Momente. Doch das Endprodukt ist somit für mich eher schwach...

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                                  • 8 .5

                                    Taxi Driver

                                    Dieser Film beraubte mich schon vor vielen Jahren meinen Worten. Er ließ mich hilflos und voller Begeisterung zurück. Ich war begeistert, so wohl von Regisseur Martin Scorsese als auch von Robert De Niro. Für mich damals in jungen Jahren einer der beeindruckensten und wichtigsten Filmen der 70er Jahre bzw. der gesamten Filmgeschichte. Ein Filmtitel, der die meisten heute selbst noch vor der Erstsichtung in Unsicherheit wiegt, denn es steht fest, dass "Taxi Driver" von Martin Scorsese aus dem Jahre 1975 als großer Klassiker und Kultfilm gilt. Ich selbst kenne dieses Gefühl der Unsicherheit, mir selbst ging es erst neulich bei meiner erst Zweitsichtung (welche ich Jahre lang vor mich hergeschoben hatte) des Werkes. Und vor solch einer Sichtung stellen sich meist Fragen wie: Ist jener Film noch so umwerfend wie bei der ersten Sichtung? Kann er genauso mitreißen? Kann er mich erneut in seinen Bann ziehen? Auch wenn das eigentlich abstrus ist, aber ich zögerte zeitweise und überlegte, ob ich tatsächlich beginnen sollte. Doch in all meiner Logik drückte ich schließlich nur die Starttaste und schon war es wieder um mich geschehen, zurück in die Welt des New Yorks der 70er Jahre und in die Welt des Travis Brickle.

                                    Scorsese erzählt uns die Geschichte des Einzelgängers Travis Brickle, dabei analysiert Scoresese hierbei präzise wie auch mit einer nahezu zeitlosen Faszination die damalige Gesellschaft Amerikas. Travis als einstiger Vietnamveteran, den der Krieg verändert hat, er leidet an Schlafstörungen und scheint keine Ruhe mehr in seinem Leben zu finden, er ist traumatisiert von seinen Erlebnissen. Dokumentiert werden jene Folgen der wirtschaftlichen Lage und des erwähnten Krieges. Travis, so also ein Taxifahrer, der nachts zwielichtige Gestalten chauffiert und sich zunehmend von dem Abschaum der Straße angewidert sieht, von all der Gewalt und Prostitution. Er trifft Iris und versucht ihr zu helfen. steigert sich dazu in seine Obsession, die Straßen zu säubern und so mutiert er mehr und mehr zu einer eiskalten und von Hass getriebenen Killermaschine...bedrückend, verstörend, abgründig und fast alptraumhaft und doch stets faszinierend. Die Grenzen zwischen Gut und Böse, zwischen Helden und Verbrechen verschwimmen und sind letztlich wohl kaum noch erkennbar...

                                    Dazu noch ein Robert De Niro, der im Grunde kaum hätte besser sein können, für mich stets das leibhaftige Beispiel seines fast einzigartig-grandiosen Method-Actings, wobei De Niro für seine Rolle auch selbst als Taxifahrer arbeitete um ein besseres Verständnis zu entwickeln, in jedem Fall ist ihm das wohl gelungen, denn auch wenn das klischeehaft klingt, es ist so, er verinnerlicht die Rolle des Travis Brickle, einem eigentlichen Idealisten auf Abwegen, man könnte sagen er lebt die Rolle (»You´re talkin´to me?«). Ich kann wirklich nicht aufhören De Niro für diese Darstellung förmlich anzupreisen bzw. anzuhimmeln, insofern stets von ihm glaubwürdig verkörpert und fast schon elektrisierend beim Spiel und mit einer wirklich beeindruckenden Intensität dabei. Aber Scorsese wählte insofern auch den Rest des Casts mit viel Bedacht aus, ob nun die wirklich junge Jodie Foster, für welche der Film zum Karrieresprungbrett wurde, als minderjährige Prostituierte Iris, welche Travis aus ihrer Situation befreien will, auch wenn sie meint man behandle sie gut, doch Travis Beschützerinstinkt ist geweckt. Oder ein ungewöhnlicher Harvey Keitel als Zuhälter, ob nun Cybill Shepherd, ob Peter Boyle oder Albert Brooks, für mich in der Hinsicht perfekt besetzt. Und auch Scorsese selbst lässt es sich nicht nehmen in einer Nebenrolle aufzutreten, auch wenn seine wahre Stärke hier selbstredend in der Regie liegt.

                                    Es ist schon interessant, von welcher Ambivalenz Scorsese´s Film geprägt ist und anderweitig gesehen wie Scorsese das Psychogramm seines Vietnam-Heimkehrers Travis zeichnet, er traumatisiert und scheint den Krieg, den er einst bekämpfte, mit in seine Heimat genommen zu haben. Das was er dort sah und so auch den Hass. Er ist verzweifelt, vereinsamt, isoliert, die Welt scheint ihm lieblos und gerade durch Iris mag er neuen Lebensmut bekommen, er sieht es als eine "Mission" um seinem Leben wieder einen Sinn zu geben, mit dieser Ausgangslage lässt Scorsesse seinen Anti-Helden sich immer mehr und mehr in seinen Wahn steigern und bleibt letztendlich absolut radikal und kompromisslos, sodass die große Explosion jener Konflikte und Situationen hätte nicht verstörender oder gar beklemmender sein können, so meine Meinung und gerade der Schluss lässt doch einen durchaus faszinierenden Raum für Interpretationen. Travis Angst oder gar Verzweiflung schlagen um in puren Hass und Wut auf jene Produkte wie die Prostitution und Gewalt, obwohl er letztlich zur "Beseitigung" dieser »Probleme« auch nicht anders vorgeht. Unkonventionell von Meister Scorsese gehalten, mit anfänglich besonders starken doch recht traditionellen, aber nicht weniger virtuosen, Neo-Noir-Zügen, von da an herrschte meinerseits eine nahezu unbeschreibliche Faszination, erneut. Denn wie gesagt Scorsese zeichnet neben dem Psychogramm seines Antihelden, ein kritisches Bild der Gesellschaft jener Zeit und trotz dieser Tatsache für mich/und ich hoffe auch für andere/ absolut zeitlos gestaltet, jenseits irgendwelcher Konventionen, von ihm einerseits unheimlich packend, zudem radikal, zynisch, schockierend, brutal und düster, wenn nicht sogar in der Hinsicht brutal-ehrlich, somit beklemmend. Ich würde sagen Scorsese ist in seiner Konsequenz kaum zu halten, denn besonders die Explosion der angestauten Wut - wirkte auf mich im Grunde genommen wie ein Schlag in die Magengrube - insofern brillant. - die konsequente Eskalation der Situation. Brutal. Stets wie ein schmaler Grat zwischen verschiedenen Auseinandersetzungen und Problemen. Scorsese präsentiert sein Werk eindringlich.

                                    Dazu noch eine wahrhaft brillante Atmosphäre, erschaffen durch die exzellente Kameraführung und im Stil des Noir. Eindrucksvoll wie Chapman die Stimmung und das Zeitgefühl des New Yorks der 70er Jahre perfekt in seine Bilder verpackt und so eine unglaubliche Authentizität erzeugt. Stilvoll, auch hier eindringlich gefilmt und stets atmosphärisch bzw. düster. Große Klasse. Auf keinen Fall möchte ich natürlich den großen Bernard Herrmann (Pseudonym: Gott) vergessen zu erwähnen, immerhin war es sein letzter Score, sein so gesehen letzter Film, in gewisser Weise ein Abschied von einem der größten Filmkomponisten, die es je gab, wenn nicht sogar dem Größten und "Taxi Driver" ist insofern wohl der würdigste Abschluss, den ich mir ehrlich gesagt hätte vorstellen können und Herrmans musikalische Untermalung ist wie so oft perfekt und somit in Hinsicht des Films einfach nur genial. Stilvoll gehalten und gleichzeitig berauschend komponiert mit jazzigen Elementen, atmosphärisch und insofern sehr wirkungsvoll, man spürt die Stimmung der Großstadt, ein echter Genuss .

                                    Schwierig nun letztlich zusammengefasst die richtigen Worte für Scorsese "Taxi Driver" zu finden, schwierig wie immer auch dieses Werk in seiner vollwertigen Größe hiermit zu würdigen oder ihm gerecht zu werden. Das klingt so inflationär und grauenhaft infantil, aber vielleicht ist das gerade ein Grund um seine Verehrung für ein solches Werk darzustellen. Für mich ein herausragendes Stück Filmgeschichte, Punkt, Komma, Strich. Und ich hoffe das klingt plausibel.

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                                    • 7 .5

                                      Ringu

                                      »A-Ring-a-Ding-ding.« - Und auf einmal töten anscheinend aus der Hölle entsprungene Videokassetten mit Mädchen drauf, die aus kalten/düsteren Brunnen steigen um gleich darauf den Fernseher und bald auch das eigene Heim zu infiltrieren. Was für eine Idee? Davor noch sieben Tage und der Anruf eines Unbekannten - nichts weiter als das legendäre Ring-Prinzip. So stellt man sich also erstmal wirkungsvollen Horror aus Japan vor, interessant - nach der Sichtung dieses Werkes überprüfte ich trotzdem alle meine weitaus hochheiligen Videokassetten - beileibe waren dort keine solche Szenen - nur die wiederholte Aufnahme von "Ringu" (weitere Alternative: "Ring - Das Original") aus dem Jahre 1998 von Hideo Nakata. Und man möge es kaum kaum glauben, aber jener Film basiert tatsächlich auf einem Roman, jenem "The Ring" von Koji Suzuki. Selten bei so was.

                                      Zugegeben die Story hinter »Ring«-Ding ist schon leicht blödsinnig und ich könnte es verstehen, wenn man sie als banal bezeichnen würde, aber doch bezieht sie meinerseits doch einen gewissen »Thrilling«-Faktor, etwas das fasziniert, was fesselt, was schockiert. Und dämonische Videokassetten in Filmen sind doch immer interessant, die Ausgangslage muss dabei nicht wirklich plausibel sein, nur mysteriös und unheimlich genug das sie mich insofern mitreißen kann, was in "Ringu" eindeutig der Fall ist. Sonst zudem im Sinne der Handlung einfach gehalten: Menschen sterben an ungeklärten Umständen und der Schock ist in ihnen dennoch ins Gesicht geschrieben. Mythen und Gruselgeschichten gehen um und so so sagt man, solle ein seltsam-mysteriöses Video den Tod ins Haus bringen. Reporterin Reiko forscht nach und gerät in den unheimlichen Bann des Videos...So was passiert ja ständig, das geht jedem irgendwann mal so, die Videokassette will einen töten, mit viel Übernatürlichen, Mysteriösen und einem gewissen »Thrill«.

                                      Ich glaube mal irgendwann gelesen oder gehört zu haben, dass "Ringu" zu den schockierensten Filme aller Zeiten aus Japan zähle (im Sinne des Horrorfilmgenres), vielleicht bildete ich mir das auch nur ein. In jedem Fall zählt dieser Film genau zu jenem Abschnitt von Horrorfilmen, den ich sehr schätze. Dem schleichenden subtilen Grusel bzw. Grauen. Dabei setzt besonders Regisseur Nakata auf wohl dosierte Schockmomente, welche wirkungsvoll wie effektiv eingesetzt werden und besonders der heute legendäre Höhepunkt des Originals verursachte meinerseits ein unglaubliches Gänsehautgefühl, absolut berauschend, im Grunde möchte man wegschalten, doch ich konnte nicht, faszinierend und gebannt schaute ich auf deutlich auf jene Minuten des Films. Ich habe anscheinend beileibe schwache Nerven. Denn schon bei der Overtüre des Ganzen stelle man schnell fest, dass "Ringu" grundlegend von der Unwissenheit des Zuschauers/meiner Wenigkeit lebt und so doch auch hier dank seiner unheimlichen Stimmung punktet, Vermutungen werden angeregt und das Unheil wird mit stark symbolischen Elementen gedeutet, wie ich es liebe. Dabei prägte dieser Horrorfilmhit durchaus den japanischen Horrorfilmen mit seinen doch recht einfachen und auch minimalistischen Mitteln. Interessant bleibt dabei, dass man sich hierbei neben dem subtil eingesetzten Grusel, auf eine Kriminalgeschichte stützt - wie hätte es anders sein können bei einer Reporterin als Hauptprotagonistin - um präziser zu werden Reporterin Reiko (überzeugend: Matsushima Nanako), die nachforscht und sich selbst im Fadenkreuz des Videos sieht und so versucht sie mit Hilfe ihres Ex-Mannes das Geheimnis zu entschlüssen und den Flucht zu brechen, nicht nur zum Selbstszweck - und ein Verbrechen hinter alldem, hat das Ganze denn einen plausiblen Grund? Gibt es eine logische Erklärung für alle diese Geschehnisse? Im Grunde genommen müsste ich dies dann verneinen. Dennoch gibt man hintergründige Aspekte für jene Ereignisse, wenigstens etwas, auch wenn diese Erklärungen (Schatten der Vergangenheit - welch netter Einfall - eine Tragödie) in dem Falle ins absurde Fach fallen, aber die Faszination ging nicht abhanden. Außerdem bleibt Nakata seinem Stil des subtilen, aber nicht weniger schockierenden, Horror treu und das machte »A-Ring-Ding-That-Sing« für mich anscheind auch so hochspannend - teils auch weil ich die Ausgangslage so schön »clean« fand - und immerhin ist Nakata in sein bösartigen Konsequenz nicht zu halten, denn insofern stellt "Ringu" auch einen fiesen Vertreter des Genres dar, der seinen krönenden Abschluss, dennoch offen lässt.

                                      Ansonsten glänzt jenes Stück Zelluloid selbstredend durch seine bestechend atmosphärisch dichte Grundstimmung, sehr einnehmend von der Kamera eingefangen und zudem sehr stilvoll und irgendwie schön-schaurig in Hinsicht des Stils. Einen Hauch vom japanisch-klinischen Charme als Versandware und insgesamt recht sauber gefilmt, das gefällt. Auch wenn man entgegen der technischen Meisterklasse, die hier angestrebt wird, schnell erkennt, dass die Charaktere insofern vereinfacht scheinen und doch recht geschwindt abgehandelt werden, sodass bis auf kleine Ausnahmen keine wirkliche emotionale Bindung zu ihnen entstehen mag, dass letztendlich die Konsequenz weniger schockiert, als sie hätte werden können. Verziert wird das Ganze dann noch von einem bemerkenswerten und zugleich effektiv-subtil eingesetzten Score von Kenji Kawai, welcher die seltsam-unheimliche Atmosphäre in den Tönen verdeutlicht und so auch ein gewisses Maß an Grusel verursacht und dabei auch eine bestimmte Tragik äußert.

                                      So bleibt mir dann letztlich nur noch zu sagen, dass "Ringu" für mich doch in jedem Falle einen astrein gemachten, fesselnd-subtilen und mysteriös-atmosphärischen Horror bzw. Grusel aus Japan halte, mit einer recht interessanten und wohl alptraumhaft-schönen Grundidee, auch wenn jene mehr als banal ist und der Film mit natürlichen Mängeln verziert wurde, hat dabei aber schon irgendwie fast was kultiges...

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                                      • 8 .5

                                        Jules & Jim
                                        Truffaut Forever 4/ la grande Finale

                                        »Ich liebe dich, ich habe dir gesagt warte. Fast hätte ich gesagt nimm mich, du hast mir gesagt: Geh...«

                                        Kommen wir nun also zum großen Abschluss eines kleinen Rückblick auf Francois Truffaut und seinen Filmen, dem man der das Nouvelle Vague bildete, das gemeinsam mit Chabrol und Godard, und so kann man sich vor diesem Mann doch nur tief verbeugen für seine grandiosen Filme (u.a. dem Doinel-Zyklus), die er uns schenkte und so möchte ich nun abschließen mit einem seiner bedeutendsten Filme, einem Klassiker wie auch Meilenstein des Nouvelle Vague, "Jules und Jim" von Truffaut aus dem Jahre 1962, Truffauts bereits dritter Spielfilm und zudem basierend auf dem gleichnamigen Roman von Henri-Pierre Roché.

                                        Und so bildet Truffauts erstmal einige Merkmale, man würde wohl sagen eines Liebesfilms bzw. um präziser zu werden einer Dreiecksgeschichte und ich möchte insofern fast behaupten, auf diese Art und Weise wie Truffaut jene Story regelt, ist für mich im Grunde genommen zeitlos. Und vielleicht sogar der Schönsten, die Handlung zwar schnell erklärt, aber auch faszinierend und vielschichtig gestaltet, ein Film um die Liebe, Freundschaft und das Leben dazwischen und die Tragik des Todes: Truffaut führt uns zurück in die Vergangenheit und ins Jahr 1912, in Paris: Österreicher Jules und der Franzose Jim sind Freunde, was sie einst verband war die Literatur und doch würden sie alles füreinander tun. Beide verlieben sich in diesselbe Frau, die unberechenbare und schöne Catherine, diese entscheidet sich aber anfangs noch für Jules...

                                        Anderweitig stimmt natürlich auch die Besetzung bei diesem munteren Stück einer verzwickten Dreiecksgeschichte, so einmal legendär selbstredend und ohne Gleichen Jeanne Moreau in ihrer nahezu einzigartigen Rolle der Catherine, welche sie bis zum heutigen Tage berühmt machte und ich würde nicht zögern, jene Darstellung als eine ihrer besten zu bezeichnen und vergessen wir bitte nicht allein ihr Gesang ist bezaubernd und wundervoll. Und als Jules und Jim trumpfen einerseits der unvergessene Oskar Werner als Jules, sein Spiel hierbei wirklich und gerade erst durch jene Rolle lerne ich ihn lieben, sehr liebevoll und mit Einsatz verkörpert, genauso bestechend agierend dann letztlich auch Henri Serre als Jim, welcher wie die Liebe zu Catherine in sich spürt, doch gerade ihm wird, trotz späteren Glück, das tragischste von allen Schicksalen zugesprochen. Eine wahre Freundschaft und ein perfektes Zusammenspiel jener drei Akteure man spürt die Freude, man fühlt das Leid und auch rief in mir eine besondere Faszination hervor. Das was Freunde füreinander tun, Konflikte, Kontakte, aber auch Verständnis und Hilfsbereitschaft.

                                        Truffaut selbst zeigt sich so natürlich in einer seiner großen Schaffensphasen, nicht umsonst wählte ich jenen Film hierbei als Abschluss so elitär aus. Und was Truffaut hier mit "Jules und Jim" kreierte ist selbstredend für mich auch großes Nouvelle Vague-Kino. Zugeben möchte ich an dieser Stelle, dass ich ehrlich gesagt auch recht wenig von diesem Film erwartete, muss wohl an dem Genre gelegen haben, aber schon in den erstem Sekunden zeigte sich mir, das was manche virtuoses und nahezu einzigartiges Truffaut-Kino nennen. Anfang einem Rauschzustand ähnlich, es beginnt mit solch Schwung, mut solchen Tempo mit so viel Heiterkeit und Eleganz (wie immer bei Truffaut). Wirklich grandios. Dennoch entwickelt Truffaut auch einen gewissen Grad an Melancholie, welche ab dann stets mitschwingt und auch leise zwischen Töne werden hierbei nicht gescheut. Truffaut hat nun mal Feingefühl und bietet genug faszinierender Aspekte, für mich besonders durch den ständigen Bilderrausch, fesselnd gehalten und ich bin mir fast sicher, dass es hierbei einige Sequenzen gab, die ich wohl nie vergessen werde, ob Anfang, ob Ende. Und doch mag sein Film trotz aller naiver Spielfreude und Charme, letztlich auch düstere Töne anschlagen und Truffauts Ader für einen Hauch von Poesie sollte eh allerseits bekannt sein. Ein weitreichender und vielfältig zu betrachtender Film. Dazu jedes Bild wie ein Fest (sicher: Kamera Raoul Coutard) und von einer solchen Schönheit geprägt, ich kann es nur mit den Worten ganz einfach: wunderbar beschreiben. Diese Präzision stets bemerkenswert wie auch Truffauts Regie.

                                        Was sollte man nun noch erwähnen? Was darf man nun nicht vergessen? Ich bin verwirrt. Ich bin unsicher, so wohl Bewertung als Beschreibung des Gesehenen. Ich weiß es wieder...und auch hier wird wieder kräftig in der Literatur gestöbert, auch wenn nette Telefonzellen somit auch ausfallen müssen, aber auch hier wird der Chanson gewürdigt und Jeanne Moreau singt, das allein ist es doch schon Wert.

                                        Abschließend möchte ich hier dann nur noch gesagt haben, dass "Jules & Jim" in seiner Machart absolut einbandfrei gestaltet ist, stets elegant schwingend zwischen heiterem Frohsinn und melancholisch-düsteren Ton, das ist großes Kino. Eine Aufwertung wird noch erfolgen, denn dieser Film zählt so zunächst für mich einmal zu den schönsten Liebesgeschichten der weiten Filmwelt. Am 6. Februar wäre Francois Truffaut 80 Jahre alt geworden, er starb bereits 1984 und doch lebt sein Vermächtnis weiter, in Form seiner Filme und ich bin ihm dankbar für jene. Und "Jules & Jim" ist dabei kurzum gesagt: Truffautstisch...

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                                        • Sieht eigentlich recht interessant aus, und Wilson und Jackson seh ich eigentlich immer ganz gerne, mal sehen was da noch kommt, insofern ist irgendwie mein Interesse geweckt...

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                                          • Na mal sehen, ich bin da eher skeptisch, Jolie und Disney, ob das irgendwie zusammen passt, ich weißt nicht. Aber abwarten...

                                            • 8 .5

                                              Domicile conjugal

                                              Truffaut Forever 3/ wisst ihr was Ihr dürft wählen 4 oder 5?
                                              Antoine Doinel. Antoine Doinel. Antoine Doinel. Antoine Doinel. Wie oft könnte ich diese Worte wiederholen Antoine Doinel. Antoine Doinel. Einfach wunderbar und so kämen wir nun also zum bereits dritten Truffaut in Folge, nach dem er auf Pianisten wie immer präzise schoss und uns geraubte Küsse schenkte, bittet er nun uns also zu Tisch und doch zu Bett, ob wir dfieser Versuchung wiederstehen können? Sicher nicht. Und zum vierten Doinel, das nicht zu vergessen , in Francois Truffaut Doinel-Zyklus und so begeistert auch "Tisch und Bett" aus dem Jahre 1970, ein weiterer Grund Truffaut zu lieben und zum Truffautismus überzutreten.

                                              Nachdem Truffaut bereits in "Geraubte Küsse", die Geschichte des jungen Antoine Doinel nach "Sie küssten ihn und schlugen ihn" konsequent weiter erzählte, bleibt auch hier Truffaut seiner Inszenierung treu und erzählt auch hier insofern erneut gekonnt-konsequent. Die Geschichte geht weiter und so zeigt uns Truffaut nun den Alltag des nun doch verheirateten Paares Doinel (Antoine & Christine), das Eheleben mit all seinen Konflikten und Problemen.ob Kind, ob Affäre. Man kämpft mit dem Alltag, und mit aller Kraft. Das Auf und Ab einer Beziehung. Das Eheleben, insofern authentisch, feinfühlig und wie immer charmant gezeigt von Truffaut.

                                              Der Cast bleibt standhaft und die Rollen gleich besetzt. Mein Held Jean-Pierre Leaud mimt erneut den Antone Doinel in Perfektion, Truffauts Alter Ego mit Eleganz und Arroganz und einer gewissen Selbstgefälligkeit. Antoine eigentlich ein Naivling und irgendwie ein Rebell, der nicht erwachsen werden will wie es scheint und so hat er die Liebe nicht in ihren Vollen erfasst, und muss noch lernen was sie zu bedeuten mag. Ein komplexes Wort, wie Liebe. Kurzum wie könnte ich Leaud nicht für diese Rolle lieben, ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Irgendwie ein kleiner Lebenskünstler. Neben ihm, auf der anderen Seite des Ehebettes, erneut Claude Jade, wieder einmal bezaubernd und stets elegant agierend, besonders wichtig dabei Madame, nicht Mademoiselle und so verzaubert sie auch hier mit ihrer natürlichen Aura als Christine. Zudem existiert auch bei "Tisch und Bett" eine gewisse Harmonie /ein lockeres Verhältnis zwischen den zwei Hauptprotagonisten, welches größtenteils stets stark spürbar bleibt, was in dem Punkt dem Ganzen immerhin auch eine gewisse Leichtigkeit verleiht. Und auch Hiroko Berghauer weiß als Antoine´s "Arbeitkollegin", mit der er eine Affäre beginnt, was Christine gar nicht gefallen mag,...Die Tür steht zum herausschreiten bereit.., zu überzeugen.

                                              Truffaut selbst dabei, von solcher Hochform geprägt wie einst in "Geraubte Küsse", wenn nicht sogar besser, denn immerhin bemerkt man schnell, dass Truffaut hierbei doch weitaus kritischer mit dem Bürgertum ins Gericht geht und mit ihm wenigstens charmant abrechnet und insofern hinterfragt er auch den Alltag des Lebens eines Ehepaares. Ob tragisch, ob dramatisch oder humorvoll Truffaut meistert gekonnt wie auch souverän und verspürt Charme, Esprit und Eleganz wie auch im Vorgänger. Dazu angereichert mit grandios geschriebenen Dialogen, gut pointiert. Die Liebe einer Ehe, ihr Werdegang von Hingebung bis Verblassen. Überall scheinen kleine Fluchten. Truffaut´s Film dabei von einer fast schon ungewöhnlichen Leichtigkeit und Spielfreude geprägt. Wie wundervoll und zugleich amüsant. Wieder einer dieser Gründe, warum man Truffaut auf Ewig lieben könnte. Ganz einfach nur für solche Filme. Witz, Charme, Herz. Da fragt man sich glatt, was Truffauts Film nicht hat, denn auch hier verfolgte ich die Ereignisse des Lebens der Doinels gespannt wie auch fasziniert, gerade dadurch, dass Truffaut auf eine gewisse Glaubwürdigkeit bei seiner konsequenten Weitererzählung setzt, er analysiert präzise insofern seine beide Hauptcharaktere, in Art und Weise. Dabei wird selbstredend auch hier nicht die liebevolle Hommage vergessen, welche sich dieses Mal in Form eines falschen Monsieur Hulot, nett gemacht und schon denken wir an Jacques Tati. Und man zitiert bzw. parodiert auch Kollegen wie Alain Resnais und sein "Letztes Jahr im Marienbad" - fand ich nochmal besonders einprägend und bezaubernd gemacht. Und auch die üblichen Elemente sind vorhanden, es wird gelesen, und heftig telefoniert in Tefelonzellen.

                                              Außerdem bebildert die Kamera exzellent, auch hier stets elegant, treffend und sonst auch mit einem locker-leicht bzw. charmanten Touch gefilmt. Andererseits sollte ich natürlich noch erläutern warum meiner Meinung nach "Geraubte Küsse" in Hinsicht der Bewertung siegt, denn technisch sind sie beide so gesehen ausgezeichnet, so mag der Grund schnell gefunden sein, denn "Geraubte Küsse" riss mich insofern weitaus mehr mit, eines dieser Gefühle im Sinne der Filmkunst, die man kaum mit Worten erfassen kann und erzeugte bei mir eine unbeschreibliche Faszination, zwar mag insofern jene auch bei "Tisch und Bett" existieren, aber doch spüre ich tief in meinem Filmherzen, dass der Vorgänger mich emotional mehr packte, auch wenn "Tisch und Bett" in Aufbau und Struktur erstklassig gemacht ist mit satirischen Seitenhieben, verziert mit einer unscheinbaren Dramatik.

                                              Also bleibt mir letztendlich nur noch zu sagen, dass "Tisch und Bett" ein exzellent inszeniertes und liebenswürdiges Meisterstück des Doinel-Zyklus ist, wie auch der Vorgänger an Charme, Eleganz und Leichtigkeit kaum zu übertrumpfen. Dabei wieder einmal großartig verkörpert in den Hauptrollen von Leaud und Jade. Kurzum: Ganz wunderbar.

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                                                28 Days Later

                                                "Zuerst stand es in den Zeitungen und von Anfang an wusste man, es war anders. Denn es geschah in kleinen Dörfern, Vororten und dann war es nicht mehr im Fernsehen. Es war draußen auf der Straße, es kam durch dein Fenster."

                                                Der Zombie-Film ein weit verbreitetes Milieu im Horrorgenre. Viele Anhänger, viele Filme, viele grässliche Untote. Meist George A. Romero als Meister der Zombies. Auch wenn das Genre des Zombies etwas abgetreten ist und man sich heutzutage eher anderen Figuren der Finsternis widmet, so bleiben Zombie-Filme stets präsent. Auf der anderen Seite hätten wir nun Kultregisseur Danny Boyle, dessen bisherige Filmgenre-Wechselwahl (bis 2002) eigentlich recht übersichtlich aussah. Und dann dreht Boyle einen Horrorfilm der Neuzeit. Wer jetzt dachte dabei handele es sich um einen Zombie-Film, der liege drastisch falsch, denn statt auf reaktionär-trabende Untote zu setzen, geht Boyle einen Schritt weiter und findet seinen eigenen Weg (»The next Generation of Zombie - The Infect-Generation«) den Infizierten mehr schwung und Tempo zu verleihen und erfindet gleichauf damit fast einen neues Untergenre, könnte man meinen. Und so könnte man sagen, dass "28 Days Later" von Danny Boyle den wohl ersten (kann ich nicht bestätigen) Vertreter des Infizierten-Films bildet und das gar nicht mal schlecht. Um das nochmal klarzustellen, dass ist kein(!) Zombie-Film.

                                                Immerhin der Schauplatz ist originell gewählt, denn allzu oft spukt der Gedanke meinerseits von Großbritannien nicht im Kopf, wenn ich an Infizierte denke, obwohl Boyle definiert sein neumodernes Genres, also bitte. Ein Virus hat Großbritannien erfasst. Die Seuche geht um, eine Seuche, die ihre Opfer zu lebenden Bestien macht. Nach 28 Tagen erwacht Jim in einer Klinik, die Stadt ist vereinsamt und die Straßen leer und doch bemerkt er schnell mit welchen Monstern er es zu tun hat. Eine Odyssee und Flucht beginnt für ihn, auf dem Wege der Rettung findet er dennoch Weggefährten. Irgendwie interessant gestaltet, mit kleinen, feinen Aspekten und zudem es scheint alles etwas hintergründiger als man denken könnte. So fast einem Plädoyer gleich und kritisch im Sinne der Gesellschaft.

                                                Boyles Werk zudem auch ordentlich ausgewählt, also der Cast. So sei gesagt, dass ich Cillian Murphy eh sehr als passend empfinde, wenn es um Boyles Filme geht und so überzeugt Murphy zunächst als Fahrradkurier Jim, der sich nach seinem Koma in einer Welt wiederfindet, die bekannt ist, aber doch so fremd. Die Einsamkeit regiert, doch er findet sie: Die Menschen, die Freunde. Erst noch von ihm recht zurückhaltend und voller Unwissenheit, somit voller unscheinbarer Angst, gespielt. Insgesamt aber doch sehr sympathisch, der Junge, auch wenn ich hier wiederum den Wandel seines Charakters kritisieren muss, welcher an sich eher mäßig bzw. banal verläuft (gibt dennoch schlimmere Beispiele) von unsicheren Fahrradkurier, zum Actionhelden - eigentlich ein Klischee - dennoch verleiht Murphy dabei trotzdem noch einen Hauch an Glaubwürdigkeit. Neben ihm zudem noch recht gut aufspielend einmal Naomie Harris, Christopher Eccleston und nicht zu vergessen Brendan Gleeson, welcher noch mit einer recht ungewöhnlichen Spielfreude am Anfang agiert, Gleeson als treusorgender Vater Frank, welcher sich um seine Tochter (Megan Burns) sorgt und doch nicht die Hoffnung aufgibt, denn solange sie vereint sind, scheint es doch irgendwo einen Funken Glück zu geben, umso tragischer und dramatisch der spätere Verlauf des Ganzen, insofern wirklich kraftvoll von Gleeson gespielt. Jeder ist von jedem abhängig. Die Menschheit braucht sich selbst.

                                                Und wie bereits erwähnt Boyle definiert. Und so sollte man nicht verwundert sein, wenn er solch klugen Trick einsetzt um seine zombieartigen »Infizierten« zu echten Running man zu machen, welche wesentlich aggressiver und schneller agieren, so dass insofern kleine Verfolgungen und Hetzjagden nicht gescheut werden. Auch wenn Boyle hierbei eigentlich auf ein gemächliches und eher unheilvoll-bedrohlich-ruhiges Tempo Wert legt, meine ich. So wird der Mensch sich selbst überlassen, man knüpft Verbindungen, Freundschaften, alles nur zu überleben. Man sorgt und versucht gemeinsam zu überleben, denn gemeinsam sind wir stark. Besonders der Anfang des leeren und doch bedrohlichen Londons mag dabei nochmal eine besondere Intensität besitzen, welche mit absolut in den Bann riss. Boyle bleibt aber auch bei seinem »Infizierten«-Film dem Prinzip des Zombiefilms treu, insofern, dass er wie einst Romero, scharf die Gesellschaft kritisiert mit interessantesten Möglichkeiten von faszinierender Symbolträchtigkeit bis hin zur düsteren Satirik, oder bis hin Vollendung auf gestellter Thesen. Sonst vorhanden selbstredend auch typische Elemente wie eine gewisse Brutalität und als blutig kann man Boyles Film wohl allemal beschreiben, auch wenn sein Film eher weniger davon lebt als von seiner ruhigen, kalten und schließlich auch bedrückenden Atmosphäre, welche in präzisen und tristen bzw. deprimierenden Bildern voll und ganz ausgekostet wird. Dennoch Hoffnung gibt es immer, Funksprüche werden gesendet und erfreut wahrgenommen, Soldaten scheinen die Rettung zu sein, endlich Schutz, endlich sicher. Und so zeigt sich letztlich, dass das wahre Monster doch eher im Mensch liegt, wie man einst sagte die größte Gefahr für den Menschen ist und bleibt der Mensch selbst, und das auch ohne Infektion, denn das Ungeheuer liegt im Willen des Überlebens und so zeigt sich, dass die Bestie Mensch dominiert. Konsequent wie ich es liebe.

                                                Bis dahin alles sehr gut gemacht, was mich dennoch bei "28 Days Later" schien gerade der Anteil des Drehbuchs, welches für mich immer im Gegensatz zu Boyles Inszenierung und Liebe dabei immer etwas ab fiel, der Handlungsverlauf gut gestaltet. Eher finde ich hierbei den Wandel einiger Figuren insofern etwas banal und nicht wirklich glaubwürdig meiner Meinung nach. Und gerade das Finale wollte nie wirklich meinerseits munden, insgesamt ist es eine Umstellung des Grundkonzept des Films und stellt auch insofern die »Explosion« der Konflikte dar und trotz aller faszinierender Aspekte, die bei jenem grande Finale abgerufen werden, nochmal gespickt mit dem ein oder anderen gekonnt ausgespielten hintergründigen Seitenhieb, absolut kompromisslos gehalten, dies ist mir bewusst, dennoch kurzum mögen tu ich es irgendwie trotzdem nicht. Aber das am Rande. Außerdem noch untermalt von einen mehr als passenden und exzellenten Score von John Murphy, welcher sich gut in das Setting eingliedert und einem fast eine panisches Unwohlsein hervorruft.

                                                Schlussendlich möchte ich dann aber nur noch sagen, dass Danny Boyle mit seinem infektiösen bzw. beklemmenden Genre-Schocker, doch ein mehr als feines und drastisches Stück Zelluloid zum Thema »Infizierte« und die Bestie Mensch gelungen ist, konsequent bzw. düster inszeniert und stark gespielt wie auch gefilmt. Und doch enthüllt sich gerade in dunkelsten Stunde, kann der Mensch seine Nächstenliebe entdecken, wenn er dazu bereit ist.

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                                                • Auch wenn ich Vampire und jene Filme eigentlich recht interessant finde und gerne verfolge, aber irgendwann ist auch mal gut, denn alle brauche ich insofern sicherlich nicht...

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                                                    Truffaut Forever 2/wird noch per Losung entschieden
                                                    Das Uhrwerk tickt. Es schlägt zwölf. Der Wehrdienst beendet. Nicht fähig wie es scheint und kaum zu gebrauchen. Doch Fünf ist die Zahl, die zählt. Es ist Zeit für Truffaut zum zweiten Mal. Dieses mal schießt er dennoch auf keine Pianisten (jene sind in heller Vorfreude), sondern schenkt uns geraubte Küsse - welche gefährlich schmecken, köstlich und doch verboten. Das alles im Sinne seines sehr persönlichen Antoine-Doinel-Zyklus, welcher wie man oft vernahm autobiografische Züge seitens Truffaut besitzt. Soweit ich das wahrnehmen kann, Nummer 3.Verführerisch und nicht zu verachten "Geraubte Küsse" von Francois Truffaut aus dem Jahre 1968 und wie oft bei Truffaut (Widmungen, Anspielungen, Ehrungen) gleichzeitig Henri Langlois gewidmet.

                                                    Wie erwähnt führt Truffaut seine Doinel-Reihe mit diesen Film konsequent weiter, das stets mit sehr feiner Note und präzise erdacht und doch schwer zusammenzufassen für mich, wie kann man sie umschreiben. Man könnte den Film insofern als Hommage an das Leben oder noch präziser gesagt an die wahre Liebe sehen, verbunden durch das Leben das Doinels, welches Truffaut (nach dem Kurzfilm "Antoine & Colette) weiterführt. Für ihn heißt es erstmal raus aus der Armee. Eh kein Platz für ihn. Und so macht er sich auf die Suche nach einem Job, wer würde das nicht (?) und gelangt über weite Wege (»viele Wege führen nach Rom!«) ans Ziel, bei einem Detektivbüro. Doch gerade als Detektiv verliebt er sich in die Frau, die er eigentlich beschatten soll. Episoden aus dem Leben des Antoine und zudem so irgendwie glaubwürdig ausgearbeitet. Voll das Leben.

                                                    Das Alter Ego Truffauts bleibt wie vorher auch gleich besetzt, mit meinem persönlichen Liebling (der Herzen) des Nouvelle Vague und der Held in gewisser Weise einer bestimmten Zeit meiner Jugend Jean Pierre Leaud als Antoine Doinel, welcher schüchtern und verträumt, kein Rebell und dabei doch ein Rebell, der nicht den gesellschaftlichen Normen entspricht. Verwirrend? Irgendwie schon. Doinel, ein junger Mann, scheinbar ohne große Überzeugungen, das Leben halt. Und er im Alltag mittendrin. Faszinierend zu beobachten, jene Aspekte (auch erneut nochmal auf Truffaut bezogen). Als Detektiv doch durchaus nicht schlecht, dennoch sollte man es vermeiden ihn Leute beschatten zu lassen. Gesehen und nicht gesehen werden, naja. Leaud glänzt erneut, überzeugt und verzauberte mich erneut mit seinem gewissen Charme, irgendwie muss ich den Jungen irgendwie insofern lieben. Truffaut entdeckte viele Darsteller und Darstellerinnen für den Nouvelle Vague bzw. förderte sie, und verschaffte ihnen Rollen ins seinen Filme und so zählt auch Claude Jade zu ihnen, von Truffaut entdeckt und gleich in ihrem Debüt in seinem Film weiß sie zu überzeugen als Doinels alte Jugendliebe Christine. Dazu noch Delphine Seyrig, bezaubernd wie immer als Fabienne Tabard, die Frau, die Doinel eigentlich ausspionieren soll, sich aber letztlich in sie verliebt. Und so nun zwischen der Entscheidung steht, wenn solle man nehmen Christine oder Madame Tabard. Wo die Liebe hinfällt.

                                                    Truffaut inszeniert dazu wieder einmal im großen Maße grandios. Für mich doch packend wie auch treffend bzw. faszinierend beschrieben von Truffaut, das Liebes-und das Berufsleben bzw. somit auch die Weiterführung seines Hauptprotagonisten Doinel. Angereichert mit den feinen Elementen eines heiteren Detektivfilms, zwischen Humor, Gefühl und einem melancholischen Lebensgefühl inszeniert, elegant wie auch stets schmackhaft. Zudem sogar von ihm im Kontext sehr glaubwürdig und authentisch gehalten, der Verlauf der Geschichte. Der Alltag, episodenhaft gehalten, aber um ehrlich zu sein: inszenatorisch ein echter Genuss. Charmant und mit viel Liebe zum Detail von Truffaut gehandhabt. Ein Film, dessen Charme ich mich beim besten Willen nicht entziehen konnte. Irgendwie stimmte hier so gut wie alles. Ob Charme, ob der durchaus frech angehauchte Grundton oder auch in Hinsicht der poetischen Ader des Films. Und es wird auch wieder gelesen, wo es nur geht, das Markenzeichen Truffauts (der Büchernarr), auch hier präsent. Von der Kamera wieder einmal in ein bezauberndes wie auch schön gefilmtes Bildergewand gehüllt. Insofern wirklich alles ideal gemacht von der Inszenierung. Das ich den Film in der Hinsicht wirklich nur anhimmeln kann, wie auch Leaud nebenbei an sich.

                                                    Weiterhin noch mit wunderbar geschliffenen Dialogen und stets treffenden Sequenzen angereichert, teilweise köstlich verarbeitet, besonders noch auch Mal im Sinne des Ungewissen und des im Grunde genommen völlig absurden, dabei irgendwie urkomischen, Abschluss des Films. Fantastisch! Wie schon erwähnt die Figuren für mich faszinierend und interessant gestaltet, sehr liebevoll, und Antoine musste ich schon immer gleich ins Herz schließen. Auch hier scheut Truffaut letztlich nicht die Hommage, denn der Titel von Truffauts Film ist einem Chanson von Charles Trenet entnommen, welchen Truffaut auch nochmal anfangs einspielen lässt.

                                                    Und so bleibt mir abschließend dann nur noch zu sagen, dass "Geraubte Küsse" kurzum wohl ein echter filmischer Genuss ist, ein Film zum verlieben und das im wahrsten Sinne, man schenke ihm so baldauf ein echtes Herz und meine Verehrung, auf Küsse müsste er dennoch verzichten, ich bin wohl zu herzlich, aber Truffauts Werk für mich herausragend und Jean-Pierre Leaud als Doinel eh von brillantem Schauspiel geprägt. Erwähnt werden sollte noch, dass man uns bzw. mir bzw. Antoine zeigt wie man ein Zwieback bestreicht ohne es in irgendeiner Form zu zerbrechen und wenn das nicht allein einen Blick wert ist, dann weiß ich auch nicht...

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