Julio Sacchi - Kommentare

Alle Kommentare von Julio Sacchi

  • 6 .5

    Zu diesem Klassiker des WiP-Genres kann man ausnahmsweise Quentin Tarantino zu Wort kommen lassen: Der Film ist in der Tat, wie er sagt, "just harsh, harsh, harsh". Hier wird pausenlos gequält, gefoltert, gedemütigt und gehasst; das Ganze nicht mit dem Exploitation-Gloss des späteren Oberhammers CHAINED HEAT, sondern einfach nur fies und niederschmetternd, trotz der einfallsreichen bis absurden Foltermethoden von Aufseherin Pam Grier ohne falsche Reize dargestellt, harsh, harsh, harsh. Als es endlich zur Flucht kommt, wird die aufkeimende Hoffnung doppelt und dreifach zerstört. Das letzte Bild nannte Tarantino eines "of devastating despair", und das stimmt genau so. Die deutsche Fassung zerstört diesen Effekt allen Ernstes mit einem Off-Kommentar von Manfred Schott im klassischen Schulmädchen-Modus.

    2
    • 4

      Kurios inszeniertes Drama mit Doku-Einschüben - unter anderem kommen Salman Rushdie, William Buckley und Susan Sarandon in Interviews zu Wort - das sich vorgeblich mit der Freiheit der Kunst befasst, dabei aber selbst ziemlich konservativ daher kommt. Immerhin gibt es die Fotos von Mapplethorpe, die die prüden Amis hier auf die Barrikaden trieben, auch vollumfänglich zu sehen; der Rest ist aber unansehnliche Fernsehware mit einem gewohnt dynamischen Woods als zähem Museumskurator. Mit dem komplett gescheiterten Versuch, Richtung Agitprop zu schielen und gleichzeitig die Erwartungen des handelsüblichen Fernsehzuschauers bedienen zu wollen, stellt sich der Film immer wieder selbst ein Bein.

      1
      • 8

        Unsentimentales Psychodrama, angesiedelt in der Ardennenoffensive: Jack Palance verzweifelt an der Inkompetenz seines Kommandeurs Eddie Albert. Packend, gut geschrieben, mit hervorragender Schwarzweißfotografie gedreht und von Aldrich mit amtlicher Kriegsaction veredelt. Einer der eindringlichsten Filme über den Wahnsinn des Krieges, ausgezeichnet gespielt - insbesondere von Palance - und bis zum fatalistischen Ende spannend erzählt. Ein Highlight!

        4
        • 6

          Ein Film komplett ohne Good Guys. James Belushi ist der absolute Sleazeball, ein Cop komplett ohne Moral, der rücksichtslos für Klimpergeld über Leichen geht und sich dabei wunderbar tapsig immer tiefer in die Scheiße reitet. Tupac kann dabei nur noch hilflos mitmachen, leider hat das Drehbuch nicht viel für diese Charisma-Granate vorgesehen. Das ist nämlich damit beschäftigt, immer mehr Irrsinn aufeinander zu stapeln, besonders was Quaids Rolle angeht. Das macht Spaß, der Film hat Energie und traut sich was (allein schon aus Lela Rochon und Schmier-Egon Belushi ein Paar zu machen!), aber er trägt nicht über die Laufzeit und fällt am Ende zunehmend auseinander.

          1
          • 6 .5

            Fängt mit viehischen Greenscreen-Aufnahmen und zweifelhaften Special Effects sehr wacklig an, wird dann aber zum galligen 90er-Throwback-Thriller mit Mut zur Härte (ab 12 - you gotta be fucking kidding me). Durch die Bank gut gespielt, insbesondere von Jolie und Bernthal, und komplett ohne Leerlauf erzählt. Was ich besonders mochte: Das, worum es sich eigentlich dreht, wird nie näher erklärt; die große Verschwörung ist ein klassischer MacGuffin und Tyler Perrys Auftritt als Oberboß nur ein Cameo. Toll!

            4
            • 5

              Keine Katastrophe, einigermaßen passable Unterhaltung mit einem Haufen SNL-Stars im SNL-Modus (McKinnon allerdings im absoluten Overdrive, selbst beim Zuhören am Grimassieren). Wo das Original jedoch ein anarchisches, eindrucksvolles Füllhorn an memorablen Momenten war, bleibt hier absolut gar nichts hängen. Denn der Film ist genau so wie alle amerikanischen Unterhaltungsfilme heutzutage:
              1. Alles hat immer und die ganze Zeit ein und dieselbe Tonlage: LAUT. Es wird durchgängig gesabbelt und geballert, auf allen Ebenen.
              2. Alle Figuren sprechen in exakt demselben Duktus. Bürgermeister Andy Garcia redet genau so wie die Hauptdarstellerinnen, die auch alle gleich reden. Es wird sich kontinuierlich gegenseitig verbessert, also das immergleiche "That's not what I said" oder "I don't think that that's what he meant" usw usf. So reden ALLE. Wenn dann Bill Murray in seinem Cameo vorbeikommt, redet er als Einziger wie ein eigener Charakter, man fühlt sich plötzlich wie in einem Film. Das ist aber gleich wieder vorbei.
              3. Es gibt kein Timing. Der Fuß ist kontinuierlich auf dem Gaspedal, was Tempo suggerieren soll, in Wirklichkeit aber den totalen Leerlauf bedeutet. Der Film springt auch vom ersten Einsatz der Geisterjäger direkt in die Apokalypse, weil Feigs Drehbuch keine Steigerung vorgesehen hat.
              Außer Spesen nix gewesen.

              8
              • 5 .5
                über Fatale

                Ich habe ja ein großes Faible für diese Art Film, also Stalker/Psycho/WrongManWrongWoman-Thriller, aber Deon Taylors Variante hat entschieden zu wenig zu erzählen. Weil das Skript über die Ausgangssituation hinaus nicht viel mit diesem Plot anfangen kann, ziehen sich die 102 Minuten mitunter ganz entschieden. So ganz für die Katz ist das alles allerdings nicht. Swank macht richtig Freude in dieser ungewohnten Rolle (richtig geil die Szene, in der die Cousins ihr nach Hause leuchten wollen), Dante Spinotti entzückt mit schönen Bildern und Michael Ealy trägt angemessen viel Verzweiflung im Blick. Musik und Songs sind auch sehr gut, so daß man immerhin noch von ansprechender Unterhaltung reden kann.

                2
                • 5 .5

                  Unfaßbar steif und uninspiriert inszeniertes Gerichtsdrama, das stark unter Bild- und Plotarmut leidet. Über Wasser gehalten wird das ganze halbwegs von Zellweger und einem monströsen Belushi - und natürlich irgendwie schon der Frage, wie das wohl alles ausgehen mag. Richtiger Käse ist der prätentiöse Voiceover von Reeves, der dem Geschehen nicht das geringste hinzufügt und darüber hinaus hinsichtlich der Auflösung auch wenig Sinn ergibt. Schade!

                  2
                  • 6
                    Julio Sacchi: Das Manifest 09.08.2021, 11:37 Geändert 09.08.2021, 11:37

                    Macht am Anfang einen auf Adam McKay, verliert aber offenbar das Interesse an dessen aufgesetzten Manierismen und begibt sich in konventionelle Bahnen. Extrem unterhaltsam und von Theron und Lithgow herausragend gespielt, aber so lasch und mutlos, daß am Ende absolut nichts hängen bleibt. Die Arbeit der Maskenbilder ist top notch.

                    3
                    • 6
                      Julio Sacchi: Das Manifest 09.08.2021, 11:08 Geändert 09.08.2021, 11:08

                      Ein mit fast schon obszöner Langsam- und Ereignislosigkeit erzählter Thriller. Gute Schauspieler - insbesondere Jared Leto, der im George-Eastman-Look einen formidablen Widerling abgibt - eine stimmige Atmosphäre und ein hervorragender Score von Thomas Newman erzeugen dennoch einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann. Der Payoff ist dann aber doch entschieden zu schlaff, am Ende ging's mal wieder um nix.

                      9
                      • 3

                        Ermüdende Aneinanderreihung von Schmadderszenen für pubertäre Gorehounds. Kein Drive, keine Spannung, keine Atmosphäre, einfach eine pausenlos kreisende Blutwurst. Die Fights haben keinen Rhythmus, keinen Takt, keinen Punch, sie sind einfach nur dazu da, "originelles" Gesplatter zu ermöglichen. Wenn absolut jeder Moment ultra-gory ist, schaltet sich alles gegenseitig aus und es bleibt das große weiße Rauschen. Dementsprechend ist das alles ausschließlich arschlangweilig. Wirklich ausschließlich für Spläddah-Honks geeignet, die auch nach Überschreiten des 18. Lebensjahrs noch von "Härtegrad" faseln. Oder für Kids.

                        8
                        • 7 .5
                          Julio Sacchi: Das Manifest 27.07.2021, 10:40 Geändert 27.07.2021, 10:41

                          Von herausragenden Darstellern getragenes Mediendrama, dem es mehr um die US-amerikanische Pressefreiheit geht als um die Vergehen der Tabakindustrie. Michael Mann in großer Form; sein Film sieht gleichzeitig häßlich und stylish aus, er schafft eine Ästhetik, die seine Stars in ein wahrhaftiges (semi-dokumentarisches) Umfeld holt. Die Zuspitzung der Fakten auf große Kino-Momente und pointierte Dialoge hin sei ihm verziehen, sein immer wieder tödlicher Hang zum Kitsch und der damit einhergehenden Gruselmusik aber nicht. Ohne diese kunstgewerblichen Mankos wäre THE INSIDER ein grandioser Film, so ist es immerhin ein großer. Auch wenn Manns Frauenrollen mal wieder kümmerlich sind. Gina Gershons Auftritt als Corporate Dominatrix lässt tief blicken.

                          4
                          • 7 .5

                            Ein extrem starker Anfang hat einen sofort am Sack: Herausragend fotografiert, präzise geschrieben, eindringlich gespielt. Zwei Killer in einem Diner auf der Suche nach ihrem Opfer. Wenige Minuten später ist der nominelle Hauptdarsteller, Burt Lancaster, mausetot. Der Rest des Films begleitet Versicherungsdetektiv Edmond O'Brien auf der Suche nach Antworten. Ein geschickt gebautes Rückblenden-Narrativ setzt die Puzzleteile zusammen. Siodmaks kongeniale Hemingway-Adaption punktet eigentlich in allen Bereichen, aber für die ganz große Begeisterung war mir persönlich die Auflösung schlicht zu banal. Dennoch, fraglos ein Noir-Highlight mit starken Stars und einer atemberaubenden Ava Gardner.

                            2
                            • 5 .5

                              Nicht so schlimm wie in meiner Erinnerung, aber wahrlich keine Zigarre. Der krass fehlbesetzte Dan Aykroyd wäre mit seiner Performance vielleicht gerade noch auf Sketchlänge reduziert zu ertragen. John Candy federt das mit seiner Zurückhaltung einigermaßen ab, aber da der Film keine Story hat, sondern seinen Plot als mehr oder minder zusammenhängende Abfolge von Einzelszenen erzählt, haben die Schauspieler eh keine Chance zur Rollenentwicklung. Die Szene mit dem Billardqueue ist heutzutage absoluter WTF. Die "lustigen" Otter übrigens auch. Am Schönsten ist der Abspann, wo Aykroyd und Stephanie Faracy zu Wilson Picketts "Land of 1000 Dances" abgehen und sich sowas wie echter Spaß und echte Energie einstellen.

                              • 6

                                Üppig ausgestattetes, bildgewaltiges Epos mit erstaunlicher Liebe zur Grausamkeit - man wird regelrecht nostalgisch, wenn man diese Nachbauten alter spanischer Schiffe übers Meer segeln sieht und keine Computerboote. Aber davon wird man sich wohl für immer verabschieden müssen. Leider irritiert nicht nur die Freisprechung der ambivalenten Figur Columbus von sämtlichen Kolonialistenverbrechen, sondern auch das zunehmend episodische Drehbuch und die krassen Überzeichungen in der zweiten Hälfte des Films. Michael Wincott schießt mit einer typischen Michael-Wincott-Performance als zähnefletschender Goth-Böswatz den Vogel ab. Depardieu schlägt sich wacker, aber man kommt nur schwer über sein radebrechendes Englisch hinweg. Wirklichen Eindruck können neben Scotts visueller Grandezza nur Armand Assante und die überirdische Sigourney Weaver hinterlassen.

                                5
                                • 7 .5

                                  Oldschool-Actionknaller aus dem Land der damals noch unbegrenzten Stuntmöglichkeiten. Die eine oder andere Kröte muß man schlucken: Die 80er-Musik ist so abartig wie Michael Wongs tausend Rosensträuße in Zellophan; außerdem springen unverhältnismäßig viele Unschuldige über die Klinge (warum der Böswatz in der Bar so genießerisch auf die Gäste schießt, ist mir auch ein Rätsel - ist doch gar nicht seine Agenda) und Michael Wong unterhält sich mit einem Goldfisch. Ansonsten aber fast Wall-to-Wall-Äktschn vom Allerfeinsten mit absurd geilen Fights und akrobatischen Stunts, im Mittelpunkt die hinreißende Michelle Yeoh, die vom schüchternen Fluggast mit Schleife im Haar bis zur sexy Fighterin in black alles bedienen kann und natürlich austeilt wie keine zweite.

                                  7
                                  • 7 .5

                                    Überaus eigenwillige Chandler-Adaption, die sich jeder Erwartungshaltung komplett entzieht. Völlig frei von äußerer Spannung oder Dringlichkeit, dank eigenwilliger Bildsprache (Gezoome und Gefahre selbst bei Dialogen) fühlt man sich aber permanent verunsichert. Gould improvisiert sich teils totalen Irrsinn zusammen und portraitiert Marlowe als mittelbegabten Loser mit klarem Moralkodex. Das ausgefallene Musikkonzept - es läuft immer nur der Titelsong von John Williams in allen nur erdenklichen Versionen, sogar als Muzak im Supermarkt oder Melodie einer Türklingel - macht von Anfang an klar, daß Altman hier einen Meta-Film vorgelegt hat. Das Ergebnis erinnert oft weniger an den Big Sleep als vielmehr an Null Null Schneider, aber das alles mit viel Melancholie und einer düsteren Sicht auf die Welt. Nicht mal die Katze will bleiben. Und nicht mal die Katze lässt sich von Marlowe verarschen.

                                    4
                                    • 4
                                      Julio Sacchi: Das Manifest 12.07.2021, 08:58 Geändert 12.07.2021, 08:59

                                      Der Autor einer zweitklassigen TV-Soap findet sich nach einem Unfall als Protagonist in seiner eigenen zweitklassigen TV-Soap wieder. Viele der Rollen des Films wurden mit TV-Darstellern oder Serienhelden besetzt, was leider auch schon der beste Gag ist; bis auf einen amüsanten Gastauftritt von Robert Wagner ist den Autoren zu ihrer irren Prämisse nicht viel eingefallen. Die arme Frau Hemingway muß sogar das alte Klischee der ungeschickten Blondine bedienen - und erst, wenn sie ein Abendkleid trägt, macht der dicke Candy große Augen. Oppas Puschenkino, immerhin von John Candy ausgewogen performt.

                                      2
                                      • 2

                                        Hemmungslose herbeifantasierte Kolportage, was an sich ja ok wäre; die Alle-auf-den-Ball-Regie dieses erschütternd schlecht inszenierten Boulevardtheaters haut allerdings die Wurst vom Teller. In diesem Klamauk kriegt wirklich JEDE Reaktion einer Figur ein Close-Up und jeder "Gag" einen Tusch, gespielt wird das Ganze auch fast durchgängig extrabreit und extrabräsig. Die scheußliche Tschingderassabumm-Musik vom zuverlässigen Notenverbrecher Danny Elfman gibt einem dann den Rest. Der Mann bespielt wirklich alles wie einen Zeichentrickfilm. Schade um eine weitere bemerkenswerte Vorstellung von Anthony Hopkins, der selbst als Hitchcock-Handpuppe noch Würde und Gravitas behält.

                                        5
                                        • 6 .5

                                          TV-Zweiteiler, der Brian Dennehy erstmals in der Rolle des Kriminalbeamten Jack Reed zeigte und damit den Grundstein für die spätere Fernsehfilmreihe legte. In den ersten 90 Minuten ist Reed nur Nebenfigur, hier wird ausführlich in einer Rückblende das Schicksal des Mordopfers erzählt und dabei erstaunlich ungeschönt und eindringlich die systematische (und systemische) Manipulation und Unterdrückung von Frauen durch korrupte und gewalttätige Männer aufgezeigt. Danach darf Dennehy als einsamer Kämpfer auf verlorenem Posten zeigen, was für ein grandioser Schauspieler er ist: Ob nun die immensen Wutausbrüche seinen verrotteten Kollegen gegenüber oder das Zusammenfallen seiner harten Gesichtszüge, wenn seine Tochter ihre Angst zeigt - der massige Akteur begeistert erneut mit einer Vielfalt von Nuancen. Aber auch Embeth Davidtz als gebeuteltes Opfer, das zu spät den Willen zur Selbstermächtigung in sich erkennt, und Treat Williams in der wohl fiesesten Rolle seines Lebens bieten schauspielerische Top-Qualität. Das macht diesen an sich konventionellen, aber überdurchschnittlich intensiven Fernsehkrimi sehenswert.

                                          • 6

                                            John Hyams' mit Abstand schwächster Film. Als in jeder Hinsicht vorhersehbarer und altbekannter Survivalthriller durchaus in Ordnung (auch wenn der Bösewicht aussieht wie ein verkleideter Jason Sudeikis und das Ganze auch spielt wie einen zu lang geratenen SNL-Sketch), aber die inszenatorischen Kunstfertigkeiten des überaus talentieren Regisseurs sucht man vergebens. Keine auffallenden ästhetischen Entscheidungen, nicht die intensiven Verdichtungen seiner bisherigen kleinen Kostbarkeiten - der Film sieht matt aus und wirkt am Ende auch so: Ein bißchen matt.

                                            1
                                            • 6

                                              Actionfilm, der in jeder Hinsicht zu dick aufträgt, vor allem in seinen vornehmlich digitalen Krachszenen und den völlig überkandidelten Weitwinkelfights. Diese Art von Hauen und Stechen kauf ich Hemsworth zu keinem Zeitpunkt ab. Es gibt zwar durchaus Momente, in denen die künstliche Digitaltechnik effektiv eingesetzt wird, so etwa in der recht geschickt getricksten Fake-Plansequenz mit den Autos, aber insgesamt ist das ein Actionfilm für Leute, die eine geile Actionszene auf zehn Meter nicht erkennen würden. Trotzdem ein unterhaltsamer Kitschreißer.

                                              2
                                              • 8

                                                Die damaligen Kinozuschauer wurden vom Marketing des Films animiert, ruhig das Ende zu verraten, aber bitte niemals den Anfang. Mit Recht! Der erste Twist dieses grandiosen Gaunervergnügens stellt nach einer halben Stunde, in der Shirley MacLaine kurioserweise kein einziges Wort sagen darf, den Film komplett auf den Kopf und macht die Bühne frei für einen stilvollen, unwiderstehlichen Filmspaß. Das gewitzte Drehbuch wird dankenswerterweise von einem fantastischen Darstellertrio zum Leben erweckt: MacLaine ist schlicht hinreißend, Caine einmalig in seiner schon perfektionierten Rolle des kalten Briten und Lom, ach, Herbert Lom. Ein Traum!

                                                4
                                                • 6 .5

                                                  Lewis Gilberts schwache Regie spielt, zumindest im ersten Drittel, in der unteren Boulevardtheater-Liga und schreckt auch vor Slapstick nicht zurück. Julie Walters' schrille Darstellung wurde in den 80ern sehr gefeiert, ich fand sie regelrecht irritierend. Die Musik ist FURCHTBAR. Was aus all diesen Gründen anmutet wie die x-te Variante des Pygmalion-Stoffes (und keine gute), schlägt dann aber eine andere Richtung ein - das Miteinander dieser Menschen ist zum tragischen Scheitern verurteilt und der Blick auf das Für und Wider eines Selbstfindungsprozesses erfrischend ungeschönt. Sehenswert ist fraglos das unglaublich nuancierte Spiel Michael Caines in einer seiner besten Rollen.

                                                  2
                                                  • 6

                                                    Einfallsreich und superstylish (über-)inszenierter Heist-Krimi, der einem mit einem sündhaften schönen John-Barry-Score und dem eiskalten Michael Caine sofort im Sack hat. Erstaunlicherweise kackt der Film nach dem hochspannenden ersten Raubzug total ab. Caine wird plötzlich zum gefühlsduseligen Loverboy, seine Souveränität verschwindet spurlos und die Story tritt nur noch Wasser. Die überraschende Auflösung der verwandtschaftlichen Verhältnisse ist dann auch schon herzlich egal. Wie schade!