Julio Sacchi - Kommentare

Alle Kommentare von Julio Sacchi

  • 7 .5

    In einer hinter Bäumen und gußeisernen Toren versteckten Villa an der Côte d'Azur tummeln sich vier recht anstrengende Kinder. Außer ihnen ist nur doch die des Französischen nicht mächtige Haushaltshilfe Adelita anwesend, die von den fiesen Rotzlöffeln nur "Avocados" genannt wird und völlig überfordert ist mit den frechen Blagen. Die Eltern sind offenbar erfolgreiche Filmproduzenten, jedenfalls sind sie wochenlang nicht zuhause und schicken ab und an eine Videocassette mit einer Grußbotschaft per Post. Eines Tages kommt Adelita aufgrund des Verhaltens der Kinder zu Tode. Das ungezogene Quartett entschließt sich, niemandem etwas davon zu erzählen und lebt fortan den Kindertraum vom Schlaraffenland: Die Marmelade wird genau wie die Rillettes mit dem Eßlöffel gespachtelt und im Fernsehen gibt's Sex and Crime bis in die Puppen. Die Lage ändert sich, als ein Fremder auftaucht. Der Fremde ist Alain Delon, der hier maximal im Saft steht und männlicher aussieht als 10 Millionen Deutsche zusammen. Delon spielt das wieder mal herausragend - die lauernde Gefährlichkeit, das Brutale hinter der Schönheit, das Animalische im Sex Appeal. Der Fremde zeigt den Kids, wo der Frosch die Locken hat - und übersieht dabei, daß die Racker ja schon mal gekillt haben...

    Ein herausragender, absurder, urkomischer und gleichzeitig beklemmender Hybrid aus Sozialsatire und Märchen. Auf der einen Seite leiden die alleingelassenen Rüpel-Kids dank der Dauerpenetrierung mit TV-Gewalt unter krassem Realitätsverlust, auf der anderen Seite macht ihre verquere und unmoralische Weltsicht sie quasi unbesiegbar. Ob Sex oder Gewalt, sie kennen alle Tricks und sind sich gleichzeitig über die Konsequenzen nicht im geringsten im Klaren. Das gilt irgendwo auch für Serge Leroys Film: Der ist nämlich gleichzeitig irreal und unangenehm vorstellbar. Die Franzosen waren nicht überzeugt, gerade mal eine halbe Million Zuschauer traute sich ins Kino; schade um diesen ganz besonders perfiden Spaß.

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    • 6 .5

      Schon wieder ein Leichenfund in Paradise, Massachusetts: Jesse Stone muß den Mord an einem jungen Mädchen aufklären, das sich von der guten Schülerin zur "Schulschlampe" entwickelt hat. Warum? Was ist da passiert? Ein tragischer Fall, der Stone bis zum Mob nach Boston führt, wo es zu einer entzückenden Dialogszene zwischen Cop, Mobster und stummem Bodyguard kommt. Parallel kümmert sich der Bulle mit Herz auch noch um einen üblen Wifebeater und dessen gebeutelte Ehefrau. In beiden Fällen sprechen am Ende die Pistolen.
      Auch diese Folge erweist sich als starke, von Robert Harmon erneut sicher inszenierte Krimi-Unterhaltung. Die Frauen in Paradise scheinen auch weiterhin chronisch untervögelt zu sein, so vehement, wie sich die Schulrektorin hier an den Cop mit der permanenten Whiskeystandarte ranschmeißt. In einer kleinen Nebenrolle begeistert der große William Devane als Stones neuer Shrink. Es liegt weiterhin eine angenehme Melancholie über Paradise (gut gespielt von Halifax), was dem trockenen Dialoghumor keinen Abbruch tut. Im Gegenteil. Die Mischung macht's.

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      • 6 .5

        Tom Selleck ist Jesse Stone, Polizeichef in einem Kaff namens Paradise im schönen Massachusetts. Früher war Stone eine heiße Nummer beim LAPD, aber die Scheidung trieb ihn in den Suff und aus dem Job. In Paradise säuft er auch noch, irgendwie sind alle Frauen scharf auf ihn und dann passiert auch noch ein Mord. Parallel kümmert sich um ein vergewaltigtes Schulmädchen, Jesse Stone hat viel zu tun. Überraschenderweise entpuppen sich die Mörder als psychotische Just-for-fun-Killers und die Anwältin einer der Rapists als Mimi Rogers im Notgeil-Modus.

        Auf dem Regiestuhl saß Robert THE HITCHER Harmon, der dem Fernsehkrimi einen Hauch von Klasse verleiht. Das Erzähltempo ist ruhig, die Musik sehr melancholisch und die (kanadische) Landschaft zauberhaft. Der erste Fall von Jesse Stone verströmt ein Gefühl von Herbst; das betrifft aber nicht nur die Jahreszeit, sondern auch Stone selber, der seine beste Zeit hinter sich hat und sich den eigenen Dämonen stellen muß. Dabei wird sich viel Zeit für mitunter recht kluge Dialoge und einige knochentrockene Running Gags genommen. Selleck macht dabei eine hervorragende Figur und ist klug genug, fähigen Nebendarstellern wie einer jungen Viola Davis genügend Raum zu lassen. Hat mir sehr gefallen und macht Lust auf mehr.

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        • 6

          Episodische und leider größtenteils etwas steife Abhandlung der Highlights in Alexanders Leben; inszenatorisch unauffällig und trotz angeblichen Aufwands in den Schlachtszenen auch recht unspektakulär. Burton spielt das mit Verve, aber vielleicht hätte man sich doch eher zu einer historisch falschen Haarfarbe durchringen sollen als ihn mit diesem gelben Fifi zu verunstalten. Trotz allem hat der Film insgesamt mehr antikes Feeling als jeder Computerschmonzes von heute.

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          • 6

            König Lear im Londoner Kriminellenmilieu: Michael Caine als hoch getakteter Boxpromoter, der seinen Sohn gegen den amerikanischen Champion in den Ring schickt und damit den ganz großen Reibach machen will. Dabei setzt er sich rücksichtlos über die Belange seiner Familie und Vertrauten hinweg und muß bitter dafür bezahlen. Als alles den Bach runtergeht, pflügt er als menschgewordene Abrißbirne durch die britische Hauptstadt.
            Caines geradezu magnetische Präsenz brennt alles weg. Es ist auch toll, ihn mal wieder in seinem heimischen Idiom wüten zu hören. Im Support gibt es immerhin Martin Landau zu sehen, der hier endlich mal nicht den freundlichen Opi spielen muß, sondern auch ordentlich am Fluchen ist, und Andy Serkis als vermeintlich stumpfen Schläger. Leider wird das Ganze in den Händen von John Irvin zur Enttäuschung, wie immer bei John Irvin halt. Teils sehr unschön inszeniert und gegen Ende unvermittelt krass, aber irgendwie auf kleiner Flamme. Dennoch, vor allem wegen Caine, kein schlechter Film.

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            • 6 .5

              Muß zu meiner eigenen Überraschung sagen, daß der mir recht gut gefallen hat. Dabei ist allerdings die Summe weniger als die einzelnen Teile. Auf der Habenseite: Gute Darstellungen in den Nebenrollen, allen voran Sienna Miller (seit wann ist die eigentlich so zuverlässig herausragend?); eine hochwertige Ausstattung und ein paar sehr schicke Bilder von Kamera-Veteran Robert Richardson; zwei starke Actionszenen, von denen die erste, eine Verfolgungsjagd mit alten Knatterkisten, richtig Zunder hat; und natürlich die tragischen Aspekte aus Lehans Vorlage. Leider ist Regisseur Affleck nicht daran interessiert oder womöglich nicht in der Lage, diese zu vertiefen. Der Film unterhält, hat auch gute Momente, bleibt aber genauso an der Oberfläche wie sein Hauptdarsteller. Der sieht hier in übergroßen Anzügen verdächtig proper aus und feiert sich selber bis zur Schmerzgrenze als Obermacker ab. Schauspielerisch bleibt er in der blassen Pose stecken; es bleibt weiterhin rätselhaft, wieso er in Schrott wie RUNNER RUNNER brilliert und in besseren Filmen so abkackt. Richtig scheiße ist mal wieder der patenterte Harry-Greggson-Williams-Score aus der Retorte.

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              • 8 .5

                Kazans Film hat nichts von seiner unfaßbaren, teils schwer erträglichen Eindringlichkeit verloren. Tennessee Williams' unnachgiebiges, mitunter bizarres Southern-Gothic-Drama spielt sich zwischen verschwitzten Männern und ihren gebeutelten Frauen ab, während die Nacht von New Orleans lange Schatten ins Ungewisse wirft. Die jazzige Musik von Alex North muß damals so unerhört gewesen sein wie Brandos animalische Sexiness. Der herausragende Cast der Broadway-Aufführung liebt und lebt dieses Theaterstück auch im Film ohne falschen Ton, nur Neuzugang Vivien Leigh (die aufgrund ihrer Starpower die Originalbesetzung Jessica Tandy ausstach) kollidiert mit ihrer (bewusst?) theatralischen Darstellung manchmal mit dem lässig-authentischen Marlon. Aber genau das macht ja ihre Interpretation der psychisch labilen Blanche aus; erst das erschütternde Finale erklärt ihr überspanntes Verhalten vollumfänglich und damit auch die Legitimation von Leighs Spiel. Ein sagenhaft moderner Film, der vor Kraft und Rohheit nur so strotzt. Klassiker.

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                • 7

                  Überdurchschnittliches TV-Drama, eindringlich und geschickt inszeniert von Stephen Gyllenhaal (PARIS TROUT). Nach dem brutalen Axtmord an einer depressiven Nachbarin fällt der Verdacht zur Überraschung aller auf die recht unscheinbare Candy. Ihr Anwalt und guter Bekannter Ed kann beim besten Willen nicht glauben, daß sie zu einer solchen Tat fähig gewesen sein soll. Es tut sich der Abgrund einer gespaltenen, ja geradezu zersplitterten Persönlichkeit auf.
                  Der Film ist rundherum gut gespielt, gerade Dennehy und Hal Holbrool machen natürlich eine gute Figur - aber Barbara Hersheys Emmy-gekrönte Darstellung ist schlichtweg sensationell. Ich habe selten eine so komplexe, uneitle und bis ins kleinste Detail derart überzeugende Darbietung gesehen wie diese. Hershey spielt das subtil und pointiert, irritierend und ungewöhnlich, ohne jemals in schrille Mißtöne zu verfallen oder das eigene Handwerk in den Vordergrund zu spielen. Sensationell.

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                  • 5

                    In der Anlage nicht uninteressanter, bewusst "anderer" Western, in dem fast kein Schuß fällt und der generell vorrangig mit dem schwer einzusehenden Innenleben der Hauptfigur interessiert ist - Yul Brynner als Revolverheld, der sich bei seinem neuesten Auftrag den eigenen Dämonen stellen muß und schließlich Moral gegen Identität abwägt. Der Film hat einige gute Momente (besonders die Szene, in der Brynner Pat Hingle anweist, seinen Namen korrekt auszusprechen), aber auch einige doofe (Brynner zertöppert besoffen die halbe Stadt, weil seine Auserwählte nicht mit ihm durchbrennen will) und recht bald regiert leider die Langeweile. In Nebenrollen gibt es immerhin neben Hingle noch George Segal und Janice Rule von der Enterprise zu sehen.

                    • 6 .5
                      Julio Sacchi: Das Manifest 19.03.2021, 08:44 Geändert 19.03.2021, 08:46

                      Ich finde den Film nach wie vor kurios! Gregory Peck, für mich das Sinnbild des integren Amerikaners, als Nazi-Arzt Josef Mengele, der mit einem unwiderstehlich verrückten Masterplan das Vierte Reich herbeiklonen will. Dabei unterstützt ihn unter anderem Sky du Mont, im Abspann als "Guy Dumont" ausgewiesen! Peck sieht absolut grotesk aus in der Rolle, fast wie ein Pantomime, aber noch grotesker ist eigentlich die Tatsache, daß ihm ausgerechnet Steve(n) "Mahoney" Guttenberg auf die Schliche kommt! Bevor Mahoney abgestochen wird, alarmiert er Simon Wiesenthal ääääh Ezra Lieberman in Wien. Der alternde Nazi-Jäger lebt mit seiner Schwester Lilli Palmer in einer Wohnung, deren Dach offenbar komplett undicht ist, und wird von Sir Laurence Olivier verkörpert. Diese Darstellung ist oft gefeiert und sogar für den Oscar nominiert worden, aber ich finde, daß Olivier hier unglaublich tantig und aufgespult rumchargiert. In weiteren Rollen darf man u.a. James Mason als Sturmbandführer Seibert, Denholm Elliott als Presselumpen und Bruno Ganz als schlauen Biologen bewundern!
                      Im Film wirkt die originelle Plotte von Ira Levin noch um einiges irrer als im Buch, da kommt der vermehrt und besonders gegen Ende aufblitzende tiefschwarze Humor sehr gelegen. Leider ist das alles von Franklin J. Schaffner überwiegend uninspiriert und schmucklos in Szene gesetzt worden, für Wertigkeit sorgt vor allem Jerry Goldsmith mit seiner Musik. Trotzdem: Der Film ist in jeder Hinsicht ein totaler Kopfkratzer, von der namhaften Besetzung bis zur Umsetzung der absolut wahnsinnigen Story, deswegen hält er einen immer bei der Stange und macht auf perfide Weise Spaß.

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                      • 6

                        Ein handelsübliches Auto hält nachts irgendwo in Nevada an. Die Frau in Strickjacke und Wohlfühlhose auf dem Beifahrersitz wird beim Aussteigen von Army Bullets durchsiebt wie weiland Bonnie neben Clyde. Das war nämlich ne Terroristin, die Plutonium klauen wollte! Terroristen sind in den 80ern eben Homestyle unterwegs. Verdammt, was machen wir jetzt nur mit dem Plutonium, das muß doch von A nach B, fragt sich die Army. Na ganz einfach, da fragt man den pensionierten Trucker Forrest Tucker (zu diesem Zeitpunkt, also kurz vor seinem Tod, mit 67 Jahren fraglos der richtige Mann für ACTION)! Für eine Viertelmillion aus der Hand von John Ireland (69) nimmt der gut abgehangene Cowboy der Landstraße den Job dankend an.
                        Als der titelgebende Lohn-der-Angst-Gedächtnisrun losgeht, sind noch gerade mal 36 Minuten Film übrig, vorher widmet sich Regisseur Gary Hudson (?) ausgiebig den Albernheiten rund um Tuckers ultranervigen Enkel (John Sheperd, der Tommy Jarvis aus FRIDAY THE 13th - A NEW BEGINNING), dessen hübsche Freundin (Jill Whitlow aus NIGHT OF THE CREEPS) und eine monsterscharfe Blondine, die ständig den obligatorischen Technik-Nerd bespringt. Ein alter Sack fasst beiden gleichzeitig an die Knackärsche, da gibt's aber Ärger, wie es auch ne Kneipenschlägerei wegen der monsterscharfen Blondine und ein illegales Strassenrennen usw. usf. Dazu wird einem hammerharte 80s-Musik um die Klöten gehauen, als gäb's kein Morgen!
                        Dann fährt Opa mit seinem 18-Tonner los, den blöden Enkel auf dem Sozius. Der Sattelschlepper wurde zur Gimmickmaschine umgerüstet, und zwar nicht von schlechten Ellis: Das erste Terroristenpärchen, das sich mit Moped und abgesägter Flinte in die Nähe des Trucks wagt, wird mit Flammenwerfern geröstet! WTF?! Danach hagelt's Stunts und Explosionen, es werden kiloweise Molotovcocktails auf mit Raketen bewaffnete VW Käfer gekloppt und der 18-Tonner springt allen Ernstes komplett übern nen Zug und fährt am Ende in einen Lasertunnel! Wie kann man so einem Film auch nur eine Sekunde lang böse sein?

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                        • 6 .5

                          GREENLAND ist kein überkandideltes Katastrophenspektakel von Emmerichs Gnaden und langweilt auch nicht mit absurdem CGI-Geböller. Klar: Der private Konflikt der Familie ist so generisch und überflüssig wie der abartige Schnulz-Muzak auf der Tonspur, der immer wieder dramatische Szenen versemmelt. Aber was hier extrem gut aufgebaut wird, ist die einsetzende Bedrohung durch die Katastrophe, die Angst, die Panik, die Fassungslosigkeit und vor allem der Zerfall einer Gesellschaft. Die erste Stunde des Films ist verblüffend intensiv, ich hab jedenfalls alles um mich herum vergessen. In der zweiten Hälfte will man dann doch noch ein bißchen auf (nicht besonders überzeugende) CGI-Show und Rührseligkeit machen, leider. Aber GREENLAND bleibt dennoch über Wasser.
                          Fernsehdarstellerin Morena Baccarin (?) spielt das dauerverheulte Muttertier ausschließlich in den zwei Tonlagen kreischhysterisch und pseudo-taff, das macht es manchmal schwer. Aber Gerard Butler, ganz ehrlich, gibt es einen männlicheren Mann im gegenwärtigen Studiokino?

                          Ideologisch gibt sich das Ganze ein wenig mau, da hat Ex-Stuntman Waugh keine Ambitionen. Die staatliche Selektion der zu Rettenden wird von weniger Glücklichen entweder als gottgegeben konfluent hingenommen oder führt zu monströsen, teils unmenschlichen (Kindsraub?!) Unternehmungen, sich einen Platz auf der Arche zu sichern. Dazwischen gibt's nix.

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                          • 6 .5

                            Vom berüchtigten Borelord Apted verblüffend unterhaltsam inszenierter Standardplot, der mit ausreichend Twists und Turns gut über die Runden kommt. Macht Spaß! Das liegt aber allermeisten an der fantastischen Besetzung: Die tolle Noomi Rapace lässt keinen Augenblick daran zweifeln, daß sie Nahost- und Nahkampfexpertin ist, fantastische Frau. Douglas und Bloom glänzen in kleinen Rollen, Malkovich hat seine schiefe Arroganz mittlerweile aufs Vorzüglichste perfektioniert und Toni Colette sieht als Annie Lennox auch mit Maschinengewehr aus wie die natürlichste Sache der Welt. Super!

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                            • 6

                              Zum ersten Mal verlässt das Traumduo aus Regisseur Anthony Mann und Hauptdarsteller James Stewart den Wilden Westen. Das Ergebnis ist durchwachsen: Obwohl der Film mit der naiven Story vom unwillkommenen Ölbohrer in Louisiana über weite Strecken gut unterhält, leidet das Abenteuer stark unter seinen Reißbrettfiguren. Stewarts Sidekick Duryea nervt als für die 50er typisch schlichter Kasper, die Dorfbewohner wirken wie rückständige Volltrottel und die Frauenfiguren sind schlicht absurd. Stewart selber spielt erfolglos gegen die unsympathischen Züge seines Glücksritters an und sein Mäzen wirkt wie eine Märchenfigur vom Traumschiff. Am Ende haben sich alle lieb, Hauptsache der Rubel rollt. Frank Skinner bespielt das mit seiner Musik wie einen Zeichentrickfilm.

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                              • 6 .5

                                Nach einem töfte Titelsong ("The Man from Laaaramieee", 4 Wochen Platz 1 in UK!) geht es auch schon hinein in die bunte Breitwandwelt des Wilden Westens. Das unschlagbare Duo aus Regisseur Anthony Mann und Hauptdarsteller James Stewart bietet in ihrem fünften und letzten gemeinsamen Western eine Cowboy-Interpretation von KING LEAR an. Wie immer bei Mann sieht der Westen karg und prachtvoll gleichermaßen aus und nur bei Mann konnte Stewart so wütend werden. Mit dem vielschichtigen Konflikt zwischen den Parteien und einigen spannenden Männerfiguren geht alles in die richtige Richtung, bis der Film im letzten Drittel kurioserweise ein bißchen wegsackt - was vielleicht daran liegen mag, daß ausgerechnet Stewarts Rolle die der uninteressantesten Person in diesem Gemenge ist. Trotzdem ein weiterer schöner Film dieses Traumduetts.

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                                • 6

                                  Durchaus origineller Psycho-Standoff zwischen dem unglaublich planlosen Gangster Oates und dem ebenfalls moralisch nicht ganz sauberen Fährmann Van Cleef. Leider gestaltet sich das Ganze vorwiegend statisch und Oates' Idiotie strengt zunehmend an, so daß sich diese Fähre insgesamt ein bißchen zu langsam aufs Ufer zu bewegt. Keine Zigarre, aber auch kein Totalausfall.

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                                  • 7

                                    Auf dem Cover sieht man Sizemore Tom mit Waffe im Anschlag. Tatsächlich hängt er aber nur in der Kommandozentrale ab und grabbelt sich permanent verhaltensauffällig im Gesicht rum. Zum Glück, denn er wirkt hier wie der etwas trottelige Onkel, dem man nochmal ne Uniform angezogen hat, damit er Krieg spielen darf. Den Krieg führen aber andere, nämlich ein von komplett unbekannten Schauspielern dargestelltes SEALS-Team im tiefsten Afrika. Ein CIA-Typ und seine (natürlich hotte) Informantin sollen aus den Klauen eines ultrabrutalen Warlords befreit werden! Der Warlord lümmelt gern am Pool, wo sich ihm heiße Knitten in Bikinis und High Heels lustvoll andienen. Roel Reine ist halt absoluter Vollprofi, der weiß, daß man kein ödes Kriegspalaver sehen will, sondern Action-Quatsch, und Roel liefert, oh ja, wie er liefert.

                                    Der rollige Roel greift tief, anfangs sogar ein bißchen zu tief in die Trickkiste, mit Time Warps, Subjektiven, aufgedrehtem Shutter und womit man sonst noch so ein kleines Budget fett aussehen lassen kann. Muß er aber gar nicht. Seine Äktschn ist einfach nur FETT, so fett wie nur noch ganz selten im DTV-Bereich, ja überhaupt muß man schon überlegen, wann man zuletzt so dicke Äktschn in diesem Segment gesehen hat: Da rast ein Motorboot über die Oberkante eines Staudamms und wird noch im Flug von einer Panzerfaustrakete zerborsten; da bringt sich ein SEAL auf einer Brücke mit einem beherzten Sprung vor einem explodierenden Lastwagen in Sicherheit (der Stunt ist so fett, da fällt mir als Vergleich nur RECOIL mit Gary Daniels ein); da regnet es Bazooka-Projektile und da brettern die großen Kaliber, bis es raucht. Und das alles ausgesucht schön bebildert mit stimmungsvollen Aufnahmen der afrikanischen Sehenswürdigkeiten, von Gräsern im tiefstehenden Sonnenlicht bis zu nebelverhangenen Seeflächen; gegen Ende gibt es dann mit dem Flug durch ein entkerntes Hochhaus noch einen der besten Drohnenshots, die ich je gesehen habe.

                                    Nichts davon könnte einen allerdings auf die letzten 15 Minuten vorbereiten, in denen Hauptdarsteller Lex Shrapnel (ist das der krasseste Actiondarstellername aller Zeiten ODER WAS) sich durch einen immer größer auflaufenden Lynchmob in den Straßen von Johannesburg schießt: das ist so absolut gigantische fiebrige Survivalaction, da sausen die Raketen runter, es fliegen explodierende Autos durchs Bild, der Body Count kreiselt auf die Dreistelligkeit zu, jedes Bild sitzt, wackelt und hat Luft und Reine ballert auch noch perfekte Digitalzooms obendrauf, phsyisches Gewaltkino vom wirklich Allerfeinsten, Maximum Overdrive und 100% Sex.

                                    Man könnte und müsste von einem Granatenfilm reden, wäre die SEALS-Gruppe nicht so komplett nichtssagend und gesichtslos, es ist einem völlig egal, wer da wer ist und warum, man erfährt es auch nie; darum fehlt diesem Film eigentlich nur eines, und das ist leider nicht das Unwichtigste: Spannung.

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                                    • 6 .5

                                      Reed ist dieses Mal einem russischen Soziopathen auf der Spur, der die Anwohner von Chicagos russisch-orthodoxem Viertel in Angst und Schrecken versetzt. Es gibt aber noch eine zweite, gleichberechtigte Storyline, in der Reeds Chef (Charles S. Dutton) den Sohn des kommenden Bürgermeisters (Joe Morton) wegen Totschlags hinter Gitter bringen will und dabei unter die Räder lokalpolitischer Machenschaften zu geraten droht. Erstaunlicherweise treffen sich diese zwei Handlungsstränge bis auf eine Unterhaltung zwischen Dennehy und Dutton nie!
                                      Dutton, Dennehy und Dennehys häßlicher Partner - ein Festival der dicken Bäuche. Der TV-Film ist aber keineswegs schwerfällig, sondern erfreut mit einigen Wendungen und (vor allem in Duttons Story) knackigen Dialogen. Schauspielerisch wissen insbesondere Dutton und Morton aufzutrumpfen, Anthony Zerbe macht als Intrigant auch eine gute Figur. Dennehy, der trotz Massigkeit auch die Zwischentöne wieder gut ausspielt, führt hier selbst Regie, was zu okayen bis gruseligen Ergebnissen führt - der "Shootout" auf dem Friedhof gleich zu Anfang sucht an Schraubigkeit seinesgleichen. Verblüffend auch die Tatsache, daß der schöne Track "Papua Neuguinea" von Future Sound of London hier wiederholt als Leitmotiv dient, ist der dicke Brian am Ende ein Electronica-Afficionado gewesen?!
                                      Meiner Meinung nach ist das jedenfalls sehr gute Krimi-Unterhaltung.

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                                      • 8

                                        DEAD END kann seine Herkunft - die Broadway-Bühne - nicht verbergen, aber das versucht Wyler auch gar nicht erst. In wunderbaren Lower-East-Side-Kulissen entspinnt sich ein Panoptikum der Ausweglosigkeit zwischen niederschmetternder Armut und den sauberen Wolkenkratzern der Reichen. Bogie ist in seiner Nebenrolle als Gangster so magnetisch, daß er allen anderen Akteuren unwillentlich die Show stiehlt. Ein spannender und packender Film mit einer tollen Sylvia Sidney und einer für die damalige Zeit typischen Frechdachs-Bande.

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                                          Eigentlich eine unkaputtbare Prämisse mit unkaputtbarer Besetzung. Was hätte das für eine Sause werden können! In den groben Händen von Jeff Kanew und James Orr wird daraus aber nur eine kindische bis peinliche Klamotte, in der die meisten Gags versäbelt werden und/oder für Fremdscham sorgen. Während Douglas seinen Bizeps spielen lassen darf, von der heißen Darlanne Fluegel ins Nirvana gebumst wird und ein Konzert der damals wie heute schlimmen Red Hot Chili Peppers besucht, wirkt Lancaster schon recht müde und im Altenheim gar nicht mal so fremd. Eine schlimme Faltermeyer-artige Filmmusik von James Newton Howard tut ihr Übriges mit diesem nachgerade inkompetent inszenierten Film. Nur die Sympathiepunkte, die vor allem Wallach und Durning machen können, retten ihn vorm Totalschaden.

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                                          • 5 .5

                                            Mit gewaltigem Aufwand in Spanien (die Anzahl der benötigten chinesischstämmigen Statisten führte dazu, daß sämtliche China-Restaurants im größeren Umkreis während der Aufnahmen geschlossen blieben!) gedrehtes Drama rund um den Boxeraufstand. Sämtliche Besatzungsmächte, allen voran die amerikanischen und britischen Okkupanten, werden als rechtschaffen und edel dargestellt, während die Chinesen verschlagene Ränkeschmiede oder gesichtslose Angriffmassen bleiben. Das macht den Film nachgerade ungenießbar. Die persönlichen Geschichten rund um das Star-Trio bleiben belanglos bis überflüssig, Heston ist extrem unsympathisch, Niven gewohnt distinguiert, und Ava Gardner muß mit Standbild und ohne ihre Filmpartner an ihrer Seite verenden: Aufgrund ihrer Allüre und der alkoholbedingten Ausfälle wurde sie flugs aus dem Film geschrieben. Zu allem Überfluss sägt Dimitri Tiomkin mal wieder mit einem unsäglichen Tschingderassatröt an den Nerven. Ein echtes Plus aber die Bauten, der schiere Umfang des Produktionsvolumens und die pompösen Actionszenen.

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                                            • 6 .5

                                              Nach dem Piloten der erste "offizielle" Reed-Film. Sowas nennt man wohl Procedural Drama: Jack Reed, massiv und sehr einnehmend von Dennehy verkörpert (!), übernimmt den Fall einer vermissten Frau, als diese vergewaltigt und ermordet im Müll gefunden wird. Hauptverdächtiger ist William Sadler als Röntgenarzt mit geistiger Schräglage. Der Fall hat allerdings einen doppelten Boden, der sich gewaschen hat! Reed sorgt mit seinen Ermittlungen ehrlich gesagt für einige krasse Kollateralschäden, die einem an die Gurgel gehen. An die Gurgel geht Dennehy dem Killer am Ende tatsächlich mit einem Shouting Match, das sich gewaschen hat!
                                              Prima Krimiunterhaltung von Kevin MOTEL HELL Connor, ansprechend gedreht (an der Kamera immerhin Rick Bota!) und straff erzählt. Neben dem tollen Dennehy und dem superfiesen Sadler gibt sich mit der großartigen Alice Krige, dem erstmals dunkelhaarigen Neal McDonough als mentally challenged Putzkraft und, huch, Udo Kier, eine starke Nebendarstellerriege die Ehre. Mir hat's sehr gefallen, freue mich auf Reeds nächsten Fall!

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                                              • 5 .5

                                                Erbärmlich inszenierter, schraubig montierter und arbeitsscheu geschriebener Undercover-Krimi. Hat man sich mit diesen Unzulänglichkeiten abgefunden, wird man immerhin mit starken Darstellerleistungen von Stanley Tucci und dem bedrohlich-magnetischen LL sowie einem attraktiven Support (Pam Grier, David Patrick Kelly, Nia Long) belohnt. Epps spielt an sich sehr gut, ist mir aber schon als Rookie Cop viel zu gangsta. IN TOO DEEP umgeht einige Klischeefallen des Genres und braucht auch keine Action für seine Story. In mindestens einer Szene beschreibt er den Identitätsverlust eines gebeutelten Undercover-Bullen sogar recht anschaulich. Das hätte ein richtig guter Film werden können.

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                                                • 7

                                                  Vom Regisseur von THE MIGHTY DUCKS sollte man wohl keine Subtilität erwarten, und tatsächlich trieft Hereks Epos um das Opus vor Hollywood-Sentimentalität. Das ist aber alles erfreulich unzynisch und wird von entwaffnendem Humanismus getragen, so daß man sich von dieser an sich recht kleinen, aber mutig auf grandiose Länge aufgeblasen und über 30 Jahre erzählte Geschichte amüsieren, rühren und einfach gut unterhalten lassen kann. Den Riesenunterschied macht aber (wie so oft) der fantastische Richard Dreyfuss, der mit einer nuancierten und unaffektierten Darstellung jedes Schauspielklischee umschifft. Ein waschechter Crowd Pleaser, der in den USA den großen Reibach machte, hier aber weitestgehend ignoriert wurde.

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                                                  • 7

                                                    Film ist Bombe. Profikiller Simon Yam muß im Auftrag seines superfiesen Chefs Dick (Nomen est omen) das nervige Jüngelchen Jacky Cheung ausbilden. Cheung führt sich auf wie der letzte Mensch. Das hat also alles so leichte MECHANIC-Vibes. Plötzlich wird auch noch frech die Motorsägen-Szene aus SCARFACE 1:1 kopiert. Überhaupt geht mal wieder alles durcheinander, schlimme Karaoke-Musik und "Gags" zum Wegrennen wechseln sich ab mit Geschmacklosigkeiten, etwa der Exekution von Mutter (durch Kopfschuß) und kleiner Tochter (durch Genickbruch). Im Grunde geht hier alles, es beißt so ziemlich jeder ins Gras. Dazu jede Menge Shootouts mit SloMo und prall gefüllten Blutpaketen. Das irre Ding saust vorbei wie ein D-Zug und macht mal wieder richtig Laune. CRAZY!

                                                    7