Julio Sacchi - Kommentare
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Alle Kommentare von Julio Sacchi
Fängt ziemlich zäh im DRAGNET-Stil an, mit einem laberfreudigen Kommentarsprecher und dem immergleichen Täterätä, sobald sich was im FBI-Hauptquartier abspielt. Wird dann nach einer halben Stunde zum Undercover-Thriller, der aber vor allem wegen der blaß gespielten Hauptfigur nie richtig vom Beckenrand kommt. Immerhin: Ein unsentimentaler Stil und kontrastreiche Schwarzweißfotografie sind als Plus zu verbuchen. Selling Point ist allerdings Widmarks eiskalte Performance.
Man muß natürlich über Aussehen reden. Danny Trejo (gewohnt schlecht) sieht mittlerweile aus wie ein 108jähriges rumänisches Mütterchen. Mickey Rourke sieht in Teilen noch aus wie Mickey Rourke, im Großen und Ganzen aber wie der aufgedunsene William Shatner mit Fifi. Gesprochen wird er hier, warum auch immer, in den meisten Szenen auch im Original von jemandem, der so wenig zu ihm passt wie Reiner Schöne. Dina Meyer sieht als Flintenweib aus wie von Michael Ninn gecastet. Anthony Michael Hall sieht, seit er alt ist, wie alles mögliche aus, aber nicht wie Anthony Michael Hall, aber dafür spielt er amtlich. Der Film selber sieht einerseits grottenhäßlich aus und ist vom rolligen Roel komplett overdirected, da macht's ständig Zisch und Wusch und jeder Furz kommt in SloMo. Die Äktschn ist rumpelig und unorganisiert. ABER auf Roel ist Verlaß, es gibt auch nen ganzen Haufen Money Shots und die irre Nummer um den Zombie-Cowboy läuft top unterhaltsam durch, als Videothekenfutter ist das einfach gehobene Mittelklasse und da macht Roel auch keiner was vor.
Michael Caine als französischer Nazi-Kollaborateur, der Anfang der 90er von seiner Vergangenheit eingeholt wird. Unglaublich uninspirierter und langweiliger Film, der nach altem Fernsehen müffelt und zu keiner Zeit authentisch wirkt. Caines Rolle (oder seine Performance) verstehe ich nicht; meistens ist er ein jämmerlicher Waschlappen, dann aber wird er im Beisein seine Frau zum manipulativen Macho oder ballert mühelos Leute über den Haufen. Alle anderen (namhaften) Schauspieler sind FURCHTBAR, allen voran Tilda Swinton als resolute Nazi-Jägerin, die immer zu spät am Tatort eintrifft. Mal wieder ein echter Beresford! (Nur daß allen Ernstes Norman Jewison drunter steht)
Es gibt keine Vorlage mehr, das Drehbuch kommt von Tom Selleck, Robert Harmon wurde auf dem Regiestuhl durch Fernseh-Nase Dick Lowry (ALF - DER FILM) ersetzt und der tolle Kameramann Rene Ohashi kommt wohl auch nicht wieder: Alles ist anders in Paradise, Massachussetts. Anders ist vor allem, daß sich Stone auch weiterhin zum großen Teil in Boston aufhält und nicht in der liebgewonnenen Hermetik der Kleinstadt. Selleck hat sich aber glücklicherweise wieder auf die Stärken der Figur besonnen, das Lebensmüde, die Melancholie, die Verbitterung und den darin aufblitzenden Humor. Die Sitzung mit Therapeut William Devane ist wieder einmal ein Highlight, die sensible Kathy Baker hat Viola Davis schon fast vergessen lassen und der Hund will immer noch nicht ins Bett. Daß Stone seinen - dieses Mal sehr persönlichen Fall - weit über die Grenzen der Selbstjustiz hinaus zum Ende bringt, lässt einen wehmütig an die Strafzettel in Paradise denken, aber dennoch sind das insgesamt wieder sehr schöne neunzig Minuten mit dem Alki-Cop. Ein bißchen besser aufpassen sollten Selleck und Lowry aber bei den Dialogen, die sind oft nur noch schnell statt gewitzt. Ach ja, dieses Mal findet übrigens Gloria Reuben (ER) Mister Stone unwiderstehlich. Und die Nonne natürlich.
Jesse ist mittlerweile ziemlich am Arsch. Der Alk fließt reichlich und der Stadtrat ist gegen ihn. Er brauch was zu tun! Also lässt er sich von seinem Kumpel von der Bostoner Mordkommission in den Fall eines Serienkillers reinziehen. Gleichzeitig geht in Paradise und Umgebung ein fieser Räuber von Liquor Stores und Videotheken um.
Mit dieser Folge hat sich die Serie endgültig von den Buchvorlagen verabschiedet und die kreative Kontrolle Tom Selleck überlassen. Das ist leider keine gute Nachricht. NO REMORSE gehen ein wenig die Zwischentöne und die Smartness der Dialoge ab, die die Reihe bisher so unwiderstehlich machten. Jesse selber ist natürlich immer noch unwiderstehlich, die Frauen fallen reihenweise ins Geilheits-Nirvana, aber das wird nicht mehr so ironisch abgefangen wie bisher. Die Kriminalfälle sind leider auch recht durchschaubar und platt, Stone verbringt auch viel zu viel Zeit auf den Straßen der Großstadt, die heimelige Melancholie tritt gegenüber handelsüblichen Krimiszenen in den Hintergrund (dazu gehören auch Mätzchen wie die Momente, in denen Stone die Morde vor seinem geistigen Auge "visualisiert").
Dennoch: Einige Running Gags sitzen (z.B. Stones Verhältnis zu seinem neuen Mobiltelefon) und die Nebenfiguren sind einfach toll, allerdings erfährt man auch ein bißchen zu viel, gerade Stones Therapeut (William Devane) hat mir gut als funktionale und nicht "deepe" Figur gefallen.
Bin gespannt, ob sich die Serie auf ihre Stärken besinnt.
John Wayne mal wieder als eisenharter Marshal, der mit der Doppelläufigen den Outlaws neue Scheitel zieht. Zuhause warten auf den Witwer ein kleiner und ein mittelgroßer Sohn, die von der permanenten Abwesenheit des übergroßen Vaters in die Kriminalität abzudriften drohen. Der mittelgroße Sohn ist ein präpotentes Aas, der kleinere Racker grimassiert schlimmer als Macaulay Culkin, ich hab fast ausgemacht wegen dieser Gesichtsdisco. Vater Wayne muß sich nun einerseits mit George Kennedy (hier mit Pharrells Vivienne-Westwood-Hut als Fashion Victim unterwegs) und seiner Bande, andererseits aber auch der mißratenen Brut rumschlagen.
Der Plot wäre selbst für eine handelsübliche Bonanza-Folge recht dünn geraten, es passiert herzlich wenig und wie in den meisten späten Western mit dem Duke wird gern und ausgiebig gepredigt und gefaselt. Zwischenmenschliche Konflikte werden im Sermon verhandelt und nicht miteinander ausgetragen. Der Film ist in seinen wenigen Gewaltausbrüchen recht brutal, aber das kann auch nichts ändern, vor allem nicht am völlig schmucklosen Finale im Unterholz. Elmer Bernstein bespielt das mit einem seiner typischen Western-Themen und ballert damit völlig über die Hutschnur; der Duke muß nur einen fahren lassen, schon trötet der Hero-Muzak einem die Ohrmuscheln raus.
Jesses Kumpel von der Bostoner Mordkommission (Stephen McHattie) wird in seinem Beisein angeschossen und dann ist da noch mysteriöse Fall eines vor Jahren in New Mexico verschwundenen Säuglings. Stone selber trudelt in den Abgrund mutwilliger Selbstzerstörung hinab und muß um seinen Job fürchten.
Stones unwiderstehliche Power-Wirkung auf das weibliche Geschlecht nimmt hier geradezu kuriose Formen an. Die interne Ermittlerin (Leslie Hope) führt ihre Untersuchungen schon nach der ersten Begegnung in Jesses Bett fort. Selbst die nette Nonne aus Teil 3 kommt ins Schwimmen bei Stones schnapsgeschwängertem Baggerangriff! Ansonsten weiterhin Krimiunterhaltung auf hohem Niveau mit spitzfindigen Dialogen und der gewohnt stimmigen Mischung aus lebensmüder Melancholie und atmosphärischen Bildern. Es ist zwar schade, daß sich Jesse dieses Mal mehr mit Mobster Gino Fish (gespielt von William Sadler) in Boston (gespielt von Halifax) als mit den Kleinstadtkalamitäten von Paradise (gespielt von einem kanadischen Kaff) auseinandersetzt, aber die Nebenfiguren und die emotionale Geschichte des verschwundenen Kleinkinds entschädigen dafür voll und ganz. Besonders erfrischend sind wieder einmal die Treffen von Jesse mit seinem Therapeuten (großartig: William Devane) geraten. Am Ende sieht's erstaunlich düster aus für Sellecks Spritti-Cop.
Der Mann aus dem Westen war mal ein krasser Gangbanger. Das ist vorbei. Heute will er eine Schule aufbauen, ein gutes und gerechtes Leben führen und in die Zukunft schauen. Aber ein haarsträubender Zufall - ausgerechnet der Zug, der ihn diesem Ziel näher bringen soll, wird überfallen - treibt ihn unwillentlich zurück in die Hände seiner alten Bande von Outlaws.
Unglaublich, was der gottgleiche Anthony Mann hier 1958 für ein Brett abgeliefert hat! Gary Cooper spielt einen Mann aus dem Gestern, der sich vor dem Dampf einer einfahrenden Lokomotive noch erschrickt wie vor einem wilden Tier. Der Zug, der ihn endgültig ins Morgen fahren soll, dampft nach dem Überfall ohne ihn weiter, und ab da wird der zunächst noch fröhlich-trubelige Wilde Westen zum Vorhof der Hölle. Die Landschaften sind menschenleer, geisterhaft, statisch, geradezu tot; das Kaff, in dem am Ende der große Banküberfall steigen soll, sieht aus wie ein Skelett in der Steppe. Alles wirkt vergessen, abgehängt, aufgegeben; Cooper muß handeln, bevor die Langoliers diese Vergangenheit auffressen. Doch bei keinem der unfreiwillig beteiligten Unschuldigen gelingt es ihm zu verhindern, daß ihnen Gewalt angetan wird. Und die psychische und physische Gewalt ist hart in diesem Film, ob sexuell oder mit dem Schießeisen oder im Faustkampf; die Schlägerei zwischen Cooper und Jack Lord ist so zäh und ungeschönt brutal wie selten ein Fight in einem Western; hier hat John Carpenter für THEY LIVE sicher sehr genau hingeschaut. Als Cooper selbst zur Waffe greift, ist das kein heldenhafter Befreiungsschlag; der getroffene Bandit stolpert, vor Schmerz jaulend wie ein abgestochenes Schwein, durch die Geisterstadt und verreckt schließlich elendig im Staub. Es ist eine Hölle ohne Wiederkehr. "Du lebst in einer Welt, die es nicht mehr gibt", sagt Cooper im Showdown zum halbverrückten Gangleader Lee J. Cobb.
Vielleicht einer der besten Western, die ich je gesehen habe, karg und unnachgiebig, frei von Hoffnung und richtig gemein. Nur an Lee J. Cobb als Vaterfigur für den 11 Jahre älteren Gary Cooper musste ich mich ein bißchen gewöhnen.
Adaption des gleichnamigen Theaterstücks, für das Autor John Guare für den Pulitzer Prize nominiert wurde. Und eine der inszenatorisch interessantesten Bühnenadaptionen, die ich überhaupt je gesehen habe. Fred Schepisis Film, von Kameramann Ian Baker in edle, aber nicht abgeschmackte Bilder getaucht, erzählt fragmentarisch, springt in Rückblenden hin und her, überrascht mittendrin aber auch mit kurzen Schlaglichter, die auf Kommendes hinweisen oder Vergangenes neu beleuchten. Ein zunächst etwas hektisches, undurchsichtiges Puzzle, das dank der abstoßend schnöselig-überheblichen Art der New Yorker Upper Class unzugänglich wirkt, sich dann aber so faszinierend entwickelt und aufblättert wie die Identität des vermeintlichen Poitier-Sohns. Daß das so gut funktioniert, liegt am trickreichen Drehbuch des Autors, an der subtilen Regie Schepisis, aber eben auch am herausragenden Schnitt des britischen Editors Peter Honess. Und natürlich an den Schauspielern, von in Nebenrollen aufblitzenden Glanzlichtern wie Heather Graham und Ian McKellen bis zum Hauptdarsteller-Trio. Man freut sich über und für Donald Sutherland, der hier eine der wenigen seiner seit 1990 betrüblich knapp bemessenen Gelegenheiten, eine interessante Figur nuanciert zu verkörpern, voll ausnutzt und einen nachdrücklich daran erinnert, was für ein toller Schauspieler er eigentlich ist.
Ein ungewöhnliches, reiches Filmerlebnis.
Jesse Stone ist immer noch am Saufen. Seine Ex-Frau will nicht mehr mit ihm telefonieren und in Paradise gibt's außer Strafzetteln für falsches Parken und tollwütigen Skunks nichts für die Polizei zu tun. Da empfiehlt Stones Shrink ihm, sich eine Aufgabe zu suchen. Also buddelt der Kleinstadt-Bulle im wahrsten Sinne des Wortes einen alten Fall aus.
SEA CHANGE ist das bisherige Highlight der rundherum tollen Jesse-Stone-Serie. Selleck ist endgültig in seiner Rolle angekommen und spielt eine auf dem Papier eigentlich simple Rolle ungeheuer komplex und nuanciert; dementsprechend verdient gewann er für diesen Teil den Emmy als bester Hauptdarsteller. Die knochentrockenen Running Gags sind ebenso etabliert wie die vertrauten Nebenfiguren, die sich hier sogar weiterentwickeln dürfen: Molly (Viola Davis) ist schwanger und wird von ihrer etwas eingerosteten Vorgängerin (Kathy Burke) ersetzt; der Geldwäsche-Anwalt Hasty (Saul Rubinek) hilft Stone vom Knast aus auf die Sprünge und Deputy Suitcase (Kool Sudduth, was für ein Name) kehrt mit einem wundersamen sechsten Sinn aus dem Koma zurück.
Kamera, Regie (wieder Robert Harmon), Musik, Atmosphäre, alles ist stimmig, melancholisch und düster und doch gleichzeitig warmherzig und mit humorigen Spitzen durchsetzt. Der spannende und geheimnisvolle Fall wird mit stark besetzten Nebenrollen (Sean Young, William Sadler, Rebecca Pidgeon) geadelt und stellt Stone vor neue Konflikte. Daß am Ende wieder die Pistolen sprechen, fühlt sich zwar eher pflichtschuldig als zwingend an, tut diesem absolut großartigen Stück Krimiunterhaltung aber keinen Abbruch.
Der Film setzt sofort ein Zeichen: In einer dramatischen und komplett überraschenden Szene verliert Mia Farrow auf grausame Weise ihre kleine Tochter. Das wirkt erstmal nach. Von ihrem Mann entfremdet zieht sie allein in ein altes Haus, in dem während einer Séance die Präsenz eines (ihres?) toten Kindes erspürt wird. Farrows Suche nach der Wahrheit wird fortan von Leichen gesäumt.
Leider kann sich Richard Loncraine nicht so recht entscheiden, ob er von einer Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs erzählen oder einfach nur eine okkulte Schnurre (Vorlage: Peter Straub) zum Besten geben will. Der Film mäandert unentschlossen vor sich hin und lässt vieles unbeantwortet oder unverhandelt (zum Beispiel werden die Verblichenen aus Julias Umfeld nie gefunden oder erwähnt). Farrows Darstellung hat die Gemüter gespalten, mir gefällt das unzugängliche Spiel aber sehr gut; man kann nie sicher sein, ob Julia noch alle Nadeln an der Tanne hat. Auch die herbstliche Atmosphäre ist stimmig und die Filmmusik kommt mit einigen wirkungsvoll spacigen Blubbersounds daher. Das Schlußbild hat es in sich. Da trifft melancholische Poesie auf Todessehnsucht.
Wirklich gruselig ist aber nur das Bild der spanischen DVD. Aufgezoomte 4:3 VHS als Master!
Hatte den damals gesehen und fand ihn sehr schlecht. Der ist auch wirklich irre schlecht! Nolte spielt den Anführer einer Spezialeinheit mit Hüten. Die Spezialeinheit, das sind er und drei weitere Trottel. Die vier mit den Hüten fahren meistens durch die Gegend und hauen irgendwem aufs Maul oder schmeißen jemanden von den Klippen des Mulholland Drive in den sicheren Tod. Noltes Trottel werden von den Trotteln Michael Madsen, Chris Penn und Chazz Palmintieri unglaublich trottelig gespielt. Dieses Quartett aus begriffstutzigen homophoben Rassisten muß sich plötzlich mit einem Mordfall beschäftigen, der ihnen über die Hutschnur geht. Die schöne Jennifer Connelly liegt zerschmettert am Boden. Nolte war mit ihr in der Kiste, obwohl er mit Melanie Griffith verheiratet ist! Auch mit ihr in der Kiste war zum Beispiel Atombomben-Futzi John Malkovich, dessen Kettenhund ist Treat Williams, und überhaupt, der beste Freund ist Andrew McCarthy! Ja, genau! Was MULHOLLAND FALLS nämlich so speziell macht, ist die Tatsache, daß selbst die kleinste Fitzelrolle mit einem bekannten Gesicht versehen ist! Und ich rede von Fitzelrollen!
Rob Lowe hat einen Satz und bekommt dann aufs Maul. Titus Welliver hat zwei Sätze und bekommt dann aufs Maul. William Petersen hat zwei Sätze und wird dann von Mulholland Drive gestoßen. Ed Lauter serviert Chili und wird noch während seines Satzes ("Here's some really good--") erschossen. Louise Fletcher darf einen spitzen Spruch machen und ward nie mehr gesehen. Als Polizeichef poltert Bruce Dern durchs Büro. Daniel Baldwin kriegt von Nolte aufs Maul und Kyle Chandler kriegt von Nolte aufs Maul. Melinda Clarke verkauft Zigaretten, Aaron Neville singt in einem Nachtclub und Buddy Joe Hooker fliegt ein Flugzeug.
Lee Tamahori muß nach ONCE WERE WARRIORS in Hollywood ultra-hot gewesen sein. Der Film ist aber nix. Es passiert nicht viel, Dave Grusin spielt sein immergleiches Thema, es gibt nur ein tolles Bild, wenn die Trottel mit den Hüten vorm Atomkrater stehen, ansonsten Fehlanzeige. Besonders lustig: Wie unglaublich schlecht der Film gespielt ist. Und damit meine ich nicht nur die Trottel mit den Hüten. Nolte geht mal wieder als Gewinner raus, der darf nämlich in Rückblenden Jennifer Connellys traumschöne Hupen kneten!
Was für ein schwülstiger Kitschnudelquark. Fängt noch einigermaßen ok an, obwohl Day-Lewis als fährtensuchender Obermacker schon für ein erstes Schweppes-Gesicht sorgt. Mit Ankunft auf dem Fort ist dann Sense, die Liebesgeschichte vom haarigen Daniel und der schmachtenden Stowe knistert wie ein Erdbeereis. Danach dauert wie so oft bei Mann alles arschlange, der ganze Film fühlt sich an wie Slow Motion, mit heiligem Ernst wird hier eine Abenteuersause zum esoterisch verbrämten Schmusetrip hochgekaspert. Auch muskalisch greift Mann mal wieder ganz tief ins Klo, nach ganz hinten, wo die dicksten Würste steckenbleiben: Damit der fiese Schmalz auch wirklich mit Vollspann von der Leinwand suppt, ertönen mitten im Franzosenkrieg die New-Age-Schmadderbacken der irischen Folkverbrecher Clannad und im "großen Finale" orgelt eine gälische Volksweise dem Endfight auch noch das letzte Jota Dramatik aus den schlaffen Adern. Grauenvoll.
Ein recht harscher Film. Die männliche Hauptfigur ist getrieben von Rache für seine von unbekannten Mördern skalpierte indianische Frau, die weibliche Hauptfigur wurde von Apachen entführt, geschändet und geschwängert und dann verstoßen - und kann weder in ihrer alten Welt, wo sie bespuckt wird, noch in der Welt der Indianer Fuß fassen.
Das sind düstere und komplexe Themen, die der Film aber letztendlich doch nur an das gegenseitige Abschlachten von Konföderierten und Indianern in einem Canyon verrät. James Garner und ein sehr cooler Sidney Poitier können dank komplett konturloser Figuren keinen Eindruck hinterlassen, das obliegt Bergman-Darstellerin Bibi Andersson in ihrer ersten Hollywood-Rolle. Die Action kommt ganz gut, aber was mir als Einziges und vermutlich für immer in Erinnerung bleiben wird, ist das Schicksal Dennis Weavers. Es ist nur ein Bild und man sieht auch nur einen zitternden Arm, aber meine Fresse, das ist hart. Da hat Ralph Nelson schon mal angekündigt, wie sein Wiegenlied vom Totschlag klingen würde.
Die Schießerei am OK Corral dieses Mal nicht als Finale, sondern als Einleitung. John Sturges erzählt von den historisch verbrieften Folgen des berühmten Shootouts und dem langwierigen Konflikt der Earps mit den Clantons. Bei der Geschichtstreue hat man allerdings vergessen, eine spannende Story zu erzählen, und hangelt sich episodisch an den Ereignissen entlang. Auf Heroisierung wird immerhin verzichtet. Jason Robards ist ok als Doc Holliday, aber James Garner der wohl blasseste Wyatt Earp der Filmgeschichte. Im Clanton-Clan fällt ein junger Jon Voight mehr auf als der eigentliche Antagonist Robert Ryan. Schöner Score von Jerry Goldsmith.
Dieser auf den ersten Blick handelsübliche Romantikwestern widmet sich einem zu der Zeit im Kino nur selten verhandelten Thema: Die posttraumatischen Schäden von mental kriegsversehrten Soldaten. Oberst Glenn Ford mäht noch am letzten Tag des Bürgerkriegs den Feind mit Kanonen nieder, obwohl der doch schon die weiße Fahne gehisst hat. Ford kommt auch als Richter in Friedenszeiten nicht mehr klar, sein bester Kumpel William Holden versucht ihm irgendwie beizustehen. Leider lieben die zwei Männer auch noch dieselbe Frau.
Psychologisch interessanter, aber nicht komplett ausgereifter Film, der immerhin in einem höllischen Finale einen veritablen Höhepunkt findet. Ford spielt überzeugend gegen sein integres Image, während Holden ein bißchen blaß bleibt.
Hotelconcierge Jack Lemmon möchte unbedingt Cowboy sein und überredet den knorrigen Viehtreiber Glenn Ford dazu, ihn mit auf den Trek zu nehmen. Was sich anlässt wie eine frühe Version der CITY SLICKERS (Ford ballert im Hotel mit dem Trommelrevolver die Kakerlaken ins Jenseits), entpuppt sich als Macho-Trip, der sich nicht zwischen Kritik am unmenschlichen Western-Lifestyle und Bewunderung für deren vermeintlicher Männlichkeit entscheiden kann. Am Ende ist Lemmon noch unsympathischer als sein Vorbild und der Film findet das auch noch lustig.
Für Tierfreunde gibt's ruppig zugerittene Pferde, lebendig begrabene Hühner, auf kleinstem Raum eingepferchte Rindviecher und zu allem Überfluß auch noch einen Stierkampf zu sehen. In Nebenrollen sorgen Brian Donlevy und Richard Jaeckel für leichtes Interesse.
London in den 60er Jahren: Der Hausmeister einer großen Diamantenfirma überredet eine frustrierte leitende Angestellte zum ausgeklügelten Klunker-Klau. FLAWLESS hat ästhetisch gesehen richtig Klasse, die 60er werden elegant und stilsicher emuliert, die Bilder haben richtig schönes sattes Schwarz und keiner wirkt verkleidet. Aber wie es manchmal so ist: Mit Michael Radord war hier ein renommierter Regisseur (IL POSTINO, 1984) am Steuer und mit Demi Moore und Michael Caine zwei Top-Stars in Top-Form vor der Kamera, aber dennoch funkelt der Film nicht so richtig. Unterm Strich durchaus passable Unterhaltung, die unter etwas zu ausgedehnter Laufzeit, einem gewohnt schwachen Lambert Wilson und dem völlig behämmerten Glücksbärchi-Ende leidet.
Ein malerisches Dorf im Périgord. Die Sonnenstrahlen des Spätsommers fallen auf typisch französische Häuser und Gassen, es ist noch wunderbar grün, ein einladender kleiner Ort, an dem man sofort sein möchte und bei einem Kaffee den frühen Abend genießen. Hier scheint sich eine Romanze zwischen der Schulleiterin (Stéphane Audran) und dem ortseigenen Schlachter (Jean Yanne) anzubahnen. Man verbringt gern Zeit mit diesen Menschen, die Annäherung ist überaus entwaffnend, zum Beispiel bringt der Schlachter seiner Angebeten statt Blumen eine schöne Lammkeule in den Unterricht. Daß im Wald der brutale Mord an einer jungen Frau passiert ist, nimmt man nur en passant wahr. Aber dann wird klar, daß die Schulleiterin gar keine Romanze möchte, mit niemandem, auch mit dem freundlichen Schlachter nicht, und da passiert ein zweiter Mord, das frische Blut tropft dickflüssig auf das Butterbrötchen eines kleinen Mädchens. Und die Schulleiterin hat plötzlich Grund zur Annahme, daß ihr Verehrer ein bestialischer Mörder ist.
Chabrol widmet sich einem seiner Lieblingsthemen und legt die Fratze des Bösen hinter der bürgerlichen Fassade frei. In LE BOUCHER gelingt ihm das besonders eindrücklich, weil das Grauen in ein so wunderschönes Ambiente Einzug hält. Der fast naturalistische Stil seiner Inszenierung weicht schleichend der Verunsicherung des Unheimlichen, die atonale Musik kündet schon früh vom Schrecken. Am Ende liegt das malerische Örtchen tief in den Schatten der Nacht versteckt, die Straßen menschenleer in fast undurchdringlicher Dunkelheit, die Häuser geisterhaft. Die letzten sechzig Sekunden des Films sind unvergeßlich; ein Mensch von der Scheinwerfern seines Autos, die Nacht weicht dem diffusen Blau des Morgengrauens, Fassungslosigkeit, Einsamkeit, Resignation. Das Bild springt weg, immer weiter, nur noch zwei Lichter in dieser vermeintlich schönen kleinen Welt. Eine weitere schreckliche Geschichte, ein trauriges Schicksal, von dem keiner weiß. Es wird wohl viele geben, aber man findet sie nicht in den Sonnenstrahlen des Spätsommers, sondern im Dunkel der Nacht.
Ein großer Film.
Sieht aus wie so n Schwedenkrimi ausm ZDF (wertfrei). In den Hauptrollen schlecht besetzt, der Rächer-Schrat sieht aus wie der Mann und nicht wie der Sohn der Toten. Zunächst irgendwie noch halbwegs interessant, dann aber kleinkariertes business as usual und dafür einfach zu lahmarschig gemacht. Was mich am meisten genervt hat, war der sog. "Humor", das heißt, jede Gewaltszene muß auch irgendwie funny sein, haha diese Briten, naja Brexit halt. Übrigens der erste englischsprachige Film seit 30 Jahren, bei dem ich mir Untertitel gewünscht hätte.
Vom Fleck weg ausgesprochen düsterer und nihilistischer Exploiter mit dem für Bikerfilme absolut typischen Standardplot. Die bösen Biker setzen sich zusammen aus drei absoluten Honks, wobei einer von ihnen der Oberhonk ist, einem arschcoolen Dude mit Sonnebrille, bei dem man sich fragt, was der da eigentlich bei den Honks sucht, und dem Oberboß und seinem scharfen Girl. Und hier wird's interessant: Wenn die Honks bedauernswerte Frauen schänden, werden der Oberboß und sein Girl ganz heiß und fummeln sofort; in einem Fall springen sie ins Bett neben die sich abspielende Vergewaltigung und das Girl sitzt auf dem Oberboß und feuert ihm direkt ein paar!
Leider ist das alles überhaupt nicht lustig, weil ständig Frauen gequält werden und der Bruder des ersten Filmopfers so lange nicht aus dem Arsch kommt, bis er auch noch die weibliche Hauptfigur erfolgreich in Gefahr gebracht hat. Dazu läuft die ganze Zeit unerträglicher Beat aus der damaligen Zeit. Am Ende ist endlich Zeit für Rache, da haut's dann einem auch mal die Gedärme raus, aber die ganz große Sause ist dieser fiese Film dann doch nicht.
Gwyneth Paltrow hat in Johnathon Schaech den perfekten New Yorker Lover gefunden, aber da hat sie die Rechnung ohne Mutti gemacht! Jessica Lange schaltet in den Acting-Overdrive und grimassiert sich die besitzergreifende Mama als eine Art untote Blanche DuBois zurecht, ein Fest für jeden Camp Lover. Die Sause macht dank hübscher Kulissen und der zuverlässigen Gwyneth eine ganze Weile lang Laune - halt einer dieser 90er-Thriller, komplett by the numbers - aber am Ende wird's dann reichlich absurd. Hal Holbrook wird komplett verheizt. Ein lustiger Film mit nettem Score von Christopher Young!
Anthony Perkins spielt einen blutjungen, mit seiner Aufgabe und den eigenen Ansprüchen komplett überforderten Sheriff, der sich vom zufällig in die Stadt einreitenden Kopfgeldjäger Henry Fonda Inspiration und Fortbildung verspricht. Absoluter Spitzenfilm. Der große Anthony Mann, den man endlich zum Regisseur-Kanon der 50er Jahre hinzufügen sollte, erzählt hier einen in atmosphärischen Schwarzweiß-Bildern herausragend fotografierten Western, der sich nie den üblichen Western-Klischees hingibt. TIN STAR erzählt von Rassismus, Gewalt und falsch verstandener Männlichkeit, ohne auch nur eine Sekunde zu predigen. Am Ende steht dementsprechend auch kein handelsüblicher Baller-Showdown, sondern die Konfrontation von blinder Gewalt und progressiver Souveränität. Darüber hinaus ist das natürlich hervorragend gespielt, insbesondere von Perkins und Fonda, bei denen auch die Chemie einfach stimmt. In Nebenrollen sind zu sehen: Neville Brand, John McIntire, der junge Lee Van Cleef und die sweete Betsy Palmer, die 23 Jahre später als Mrs. Vorhees ein wenig den Kopf verlor. Schöner Score von Elmer Bernstein.
Gabriele Tinti brettert mit seinem Cabrio und Romy Schneider zu wilder Beatmusik gefährlich nah an den Klippen der Atlantikküste herum (Autostunts natürlich courtesy of Rémy Julienne). Dann saust die Karre mit Tinti in den Abgrund, Romy konnte sich noch rechtzeitig aus dem Todesauto retten. Da taucht der Bruder des in die Fluten gestürzten Tinti auf, in Gestalt von Maurice Ronet. Ronet und Schneider kommen sich näher und landen schließlich in der Kiste, aber irgendwie hat Ronet das dumpfe Gefühl, es könne vielleicht Mord gewesen sein, und Schneider hat das dumpfe Gefühl, Tinti sei gar nicht tot.
Zu Anfang vielversprechende Psycho-Schnurre, die zurück in Paris nicht zuletzt dank Simone Bach als Ronets lustiger Ex-Frau gut unterhält. Dann wird das alles aber wirklich nur noch redundant ("Du warst es!" - "Nein war ich nicht" - "DOCH DU WARST ES" - "Nein war ich nicht"), sogar der Titelsong ("Whoooooo are youuuuuu") ertönt eine gefühlte Million Mal. So werden die schlanken 71 Minuten (!) Laufzeit zur Geduldsprobe! Nur eine kurze Hatz durch die Galeries Lafayette sorgt für kurzes Aufwachen, dann geht's wieder weiter mit "Du warst es" etc. Der Schluß ist schön perfide.
Dieses Mal erwischt es Jacks neuen Partner! Abgeknallt von zugecrackten Brutalo-Junkies, die eigentlich einer Frau ans Leder wollten. Steckt ihr dubioser Ex-Freund dahinter? Reed nimmt die arme Lady bei sich zuhause auf und startet die Ermittlungen. Und wieder muß er feststellen: Der Fisch stinkt am Kopf zuerst. Plötzlich steht er selber unter Mordverdacht!
Dennehy und Dutton, die Dicken vom Cook County, schuften sich mal wieder die Feuertreppen von Chicago rauf. Bißchen lustig! Das weiß Dennehy aber selber und baut ausreichend Fat Jokes ein, um die Massigkeit seiner Figur ein bißchen auszubalancieren. Sein häßlicher Partner haut ausnahmsweise nicht nur ins Mett und Dutton darf den Junkie jagen. In den Nebenrollen fällt außer CCH Pounder leider niemand wirklich mit seinem Namen auf. Die Story ist etwas straighter als sonst, es gibt keine Nebenschauplätze und der Böse steht auch recht schnell fest. Dennoch, auch dieses Mal., sehr unterhaltsam und im Flug vorbei, mit einigen guten Momenten für Dennehy. Der spielt hier als Regisseur auch wieder sehr auffällig mit Sound und Musik, was für einen TV-Film dieser Kategorie ungewöhnlich ambitioniert ist.