Julio Sacchi - Kommentare
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Alle Kommentare von Julio Sacchi
Ohnsorg-Theater on ice. Neeson als Trucker (!). Neesons Bruder hat nen Dachschaden, ist als Lastwagenmechaniker aber ein absoluter Burner (Behinderte im Kino, so sind sie halt). Das Leben ist hart, aber da winkt das große Geld: Laurence Fishburne (dieses Mal ausnahmsweise schon im ersten, dafür aber im dritten Akt nicht mehr dabei) organisiert ein Himmelfahrtskommando zugunsten eingeschlossener Minenarbeiter. Tonnenschwere Luftröhren sollen über zugefrorene Seenplatten transportiert werden. Böse Kapitalisten haben aber ganz andere Pläne!
Klingt nach Lohn-der-Angst-Vibes und zünftigem Action-Szenario! Ist aber absolute Grützwurst. Das weiß man spätestens, wenn schon nach wenigen FIlmsekunden der erste Computerlaster durchs Bild rollt. Für die "Spezialeffekte" dieses Films würde sich sogar Lee Tamahori schämen. Es gibt kaum echte Stunts, nur kullernde Digital-Trucks und räudigen Pixelschnee. Die "Lawine" sieht aus wie C64. Kategorie in die Hose gepisst und trocknen lassen. Story, Storywendungen und Figuren sind ebenfalls dumm wie 100 Meter Sandstrand und dazu ballert einem ein Ohrenkrebs-Score von Zimmers Gnaden die Hirse auf links. Statt veritabler Charakterfressen gibt's Diversity und ein überraschendes Wiedersehen mit Matt McCoy und Matt Salinger.
Ein Film, in dem ständig was passiert, nur nie was Interessantes. Totaler Rotz.
Könnte auch LOL heißen. Auf satte 104 Minuten aufgeblasenes Sujet einer handelsüblichen Episode aus der TWILIGHT ZONE, superkünstlich inszeniert mit wie auf einer Theaterbühne arrangierten Personenkonstellationen. Die Kamera kreist und sucht und die Leute stehen da, wartend auf ihr Framing, oder fallen mal in die Unschärfe oder aus dem Bild - das ist mal originell, aber oft auch nur anstrengend. Shaymalans notorische Dialogschwäche schlägt hier fast absurde Kapriolen, dazu animiert er auch noch seine Schauspieler zu grotesk unnatürlichem Gekasper. Das Acting rangiert von blass bis erbarmungswürdig, Vicky Krieps aus #allesdichtmachen schlägt dem Fass den Boden aus. Teilweise ist das Ganze natürlich auch superunterhaltsam, manchmal sogar zum Piepen schön (die Schwangerschaft!), aber aus einer reizvollen Grundidee wird zu oft schales Carpe-Diem-Sentiment und die Alterungsprozesse sehen viel zu unterschiedlich aus. Die rationale Auflösung nimmt dem Grusel auch noch den letzten Zauber. Für ein großes Hollywood-Release schon eine kuriose Veranstaltung.
Kenne das französische Original (noch) nicht, aber das hier ist eine schön bekloppte Sause, in der sich sämtliche Figuren bis über die Grenzen jeder Nachvollziehbarkeit komplett bescheuert verhalten. Dank des hohen Tempos und der guten Schauspieler fällt das aber nicht so schlimm ins Gewicht, Foxx ist schön fiebrig unterwegs und Monaghan stiehlt in der besten Rolle ihres Lebens als angepisste Psychobraut von der Internen allen anderen die Schau. Es gibt ganz gute Fights, ansonsten aber eher mittelprächtige Action, in der leider auch mal Computerautos rumkullern. Las Vegas ist ein geiles Setting für den Film (auch wenn alles außer den prächtigen Beauty Shots in Georgia gedreht wurde). Fand den okay!
Fraglos einer der besten, intensivsten Filme des Jahres. Ein Werk über Verlangen und Schuld, das sich lange nicht in die Karten schauen lässt und für eine Weile verschiedene mögliche Kandidaten auf die Rolle der Hauptfigur anbietet, bis es ausgerechnet diejenige wird, mit der man am wenigsten gerechnet hat. Ein typisch schräger Score von Jonny Greenwood zieht das Geschehen ins Befremdlich-Bedrohliche; man kann sich nie so recht sicher sein, was da passieren wird. Cumberbatch, den ich vor tausend Jahren mal aus unerfindlichen Gründen doof fand, ist eine absolute Schau. Der Mann kann echt alles spielen und hat auch vor nichts Angst. Ich will hier nicht auf die Handlung eingehen, weil ich in kompletter Unkenntnis reingegangen bin und mich vom Verlauf der Handlung habe überraschen lassen. Der Schluß hat es in sich. Jane Campion hat hier echt nochmal ein Brett rausgehauen, ein fast schon unheimliches Quasi-Kammerspiel mit atemberaubenden Landschaftsaufnahmen.
Schlüssiges Sequel, dem natürlich das Überraschende des Vorgängers komplett abgeht, der aber eine effektive Weiterführung der Story betreibt. Eher psychologischer Thrill als Puppenhorror, bis eine mutige Hinwendung zum Übernatürlichen im Finale für ein paar Fehlnoten sorgt. Trotzdem ordentliches Gruselkino, dem Katie Holmes ein bißchen Star-Appeal mit auf den Weg gibt.
Eine schöne Überraschung! Tatsächlich ein origineller und nicht komplett vorhersehbarer softer Grusler, der das Absurd-Perverse seiner Grundidee (die ich bis zu Ansicht des Films nicht kannte) gut ausspielt. Im Finish gibt es einen Moment, der es fast mit dem aus dem Fernseher kriechenden Geistergirl aus The Ring aufnehmen kann. Creepy Schauerkino, das allerdings besonders in den Tageslicht-Szenen ziemlich hässlich aussieht - wenn man schon Kinofilme auf der Alexa dreht, sollte man zumindest im Grading Gas geben.
Zwei Versehrte auf der verzweifelten Suche nach Erlösung. Der Film will sich nicht sofort in die Karten schauen lassen, darum braucht man eine Weile, um mit ihm und seinen Figuren warm zu werden. Aber dann zieht er einen so richtig rein - und belohnt den Zuschauer auch noch mit einem unerwartet saftigen Finale! Die großartige Noomi Rapace ist eine absolute Schau, in Nebenrollen werden ein paar schauspielerische Schwergewichte verjubelt (Abraham, Assante und die hinreißende Isabelle Huppert), nur Colin Farrell tapst allzu stoisch durchs Geschehen. Mich hat der Film und das Schicksal seiner Figuren berührt, Noomis Sturz auf den Asphalt und das weiße Kleid auf der Parkbank brechen einem das Herz. Der Rest ist spannend, melancholisch und fühlt sich gleichzeitig märchenhaft und real an; lange keinen (relativ) neuen Film mehr gesehen, in dem die handelnden Personen so authentisch in ein urbanes, lebendiges Umfeld eingebettet werden. Tolle Bilder, insbesondere von Stadt und Straßen. Schön! Einziger Kritikpunkt: Man hätte Frau Rapace schon noch etwas deutlicher "entstellen" können, sie sieht eigentlich toll aus wie immer, nur halt mit ein paar Streifen im Gesicht.
Unterste Schublade. Alles nervt. Inkompetent inszeniert, wirr erzählt, mit der Heckenschere geschnitten (an der Grenze zum Totalausfall). Lausige Computereffekte und "Gags" aus Groaner-Town. Die Vorlage bietet endlos Stoff für bondige Agenten-Action, der Film will aber nur Klamauk und Sitcom-Situationen. Da sind wirklich die grössten Augenroller des Kinojahres drin. Die Hauptfigur kriegt herzlich wenig zu tun und gewinnt keinen einzigen Fight, stattdessen muss sie sich mit einer dysfunktionalen Comedy-Familie herumplagen. Absoluter Abschuss ist Pausbacke Florence Pugh, die offenbar direkt aus dem kalifornischen Trailerpark gelatscht kam und als meganervige Prollfluse für ein Festival der Fremdscham sorgt. Gestaunt hab ich nur, dass sich ein gestandener Mime wie Ray Winstone derart verheizen lässt und Leute wie William Hurt und Olga Kurylenko schon für zwei Bilder und zwei Sätze am Set vorbeischauen. Gegen die Russenfeindlichkeit dieses Films war Liebesgrüsse aus Moskau übrigens reinste Glasnost. BLACK WIDOW hat mit Kino oder gar Film nichts mehr zu tun, da liegt einfach ein Haufen Geld rum und macht Krach.
Die Dreharbeiten zu diesem Heuler wurden bereits 1966 von Mario Gariazzo begonnen, aber dann ging die Produktionsfirma pleite und erst drei Jahre später brachte Leopoldo Savona die Sache zu Ende. Die neuen Aufnahmen kann man ganz gut von den Alten unterscheiden: Hauptdarsteller Wayde Preston (Klarname William Strange, warum hat er DEN geändert?!) tritt zunächst als Brachialwatschen verteilender Revolverheld auf, erscheint dann aber immer häufiger im Offiziersdress und mit falschem Bart und anderen Accessoires. Kloppt er die Bösen zunächst noch mit den Fäusten ins Jenseits, greift er als Kostümierter auf Gimmicks zurück, die allesamt aus Qs Tüftelkammer stammen könnten! Der - immerhin von Stelvio Massi fotografierte - Film ist ein sterbenslangweiliger Westernkrimi um verfeindete Rancher und ihrer Kalamitäten. Wenn ein Kleinwüchsiger auftritt, ertönt tapsige Zirkusmusik. Ein echter Reinfall!
Spaßiges Elseworlds-Abenteuer, das Denny O'Neills Kampfkunst-Figuren aus den 70ern (Richard Dragon, Ben Turner, Shiva) mit ein paar anderen Kloppstöcken aus der zweiten Reihe zusammenpackt und sich ein Martial-Arts-Abenteuer herbeifabuliert. Das Ganze fängt ausgesprochen bondig an - Richard Dragon sieht hier sehr nach Bruce Lee aus - und wird dann zum Kung-Fu-Adventure mit jeder Menge schmissiger Seventies-Vibes! Mit u.a. Mark Dacascus, Kelly Hu und Michael Jai White sind auch die Stimmen gut besetzt. Kein typisches Batman-Abenteuer, einfach nur ein wilder Retro-Ritt mit Gags und R-Rated Violence, da fliegt auch mal ein Kopp!
Damals im Kino gesehen und gemocht, nun wieder geschaut und wieder sehr gemocht.
Ulysses Jackson ist Imker in einem Kaff in Florida. Seit dem Tod seiner Frau bläst er vorwiegend Trübsal, sein Sohn sitzt im Knast, und seit seine Schwiegertochter das Weite gesucht hat, zieht Ulee seine Enkelinnen alleine auf. Das Leben ist eine Baustelle. Dann plötzlich sieht sich Ulee gezwungen, die verhasste Schwiegertochter - mittlerweile komplett runtergekommener Junkie - bei sich aufzunehmen und sich zu allem Überfluß mit den Ex-Komplizen seines Sohns herumzuschlagen. Die Katastrophe scheint unumgänglich.
Der Film von Victor Nunez ist so ruhig und still wie seine Hauptfigur. Die Story bietet Gelegenheiten für jede Menge Klischees, aber Nunez gelingt das beeindruckende Kunststück, sie alle zu umschiffen. Obwohl man das dräuende Unheil und Ulees Erschöpfung förmlich spürt, hat ULEE'S GOLD in vielen Szenen fast etwas Beruhigendes, insbesondere, wenn man dem Bienenzüchter bei seiner geliebten Arbeit zuschauen darf. Der melancholische Score von Charles Engstrom tut sein Übriges, diese spätsommerliche Stimmung unwiderstehlich zu machen.
Natürlich kommt man nicht umhin, Peter Fondas Darstellung zu preisen. Es ist fraglos seine beste Rolle und unbedingt seine beste schauspielerische Leistung, eine Performance voller Tiefe und Integrität. In Nebenrollen sieht man Jessica Biel in ihrem ersten Leinwandauftritt sowie eine großartige Patricia Richardson, die ganz offensichtlich viel mehr zu bieten hat als die patente Ehefrau in Tim Allens schrecklicher Heimwerker-Sitcom.
Ein schönes Stück amerikanisches Erzählkino mit all dessen Tugenden, das mich zusätzlich berührt, weil es unter anderem im Apalachicola gedreht wurde, wo ich einst einen der schönsten Tage meines Lebens verbrachte.
PS: Die deutsche DVD von Pidax ist ne absolute Frechheit.
Neben Tom Toelles tollem MILLIONENSPIEL die zweite offizielle Adaption von Robert Sheckleys PRIZE OF PERIL (von den unerlaubten Rip-Offs wie RUNNING MAN will ich gar nicht erst anfangen). Yves Boissets Vision des ultimativen TV-Zynismus, also der live übertragenen Menschenjagd, kann mit Toelles Film nicht mithalten. Die Satire ist zunächst vordergründiger und tritt wiederum in der zweiten Hälfte fast komplett in den Hintergrund, wenn die - gut gemachte - Hatz auf den armen Gérard Lanvin losgeht und den Film dominiert. Trotzdem hat LE PRIX DU DANGER einiges zu bieten. Michel Piccoli ist in der Rolle des Showmasters eine echte Schau! Mit dem zurückgegelten Haar und den Flusen am Hinterkopf sieht er aus wie der Vater von Steven Seagal. Seine Bühnenperformance ist herrlich prätentiös, exaltiert und gekennzeichnet von pausenlosem Geschwätz. Herrlich! Lanvin, der die Rolle nur wegen Patrick Dewaeres Freitod erhielt, ist als sexy Prolet mit Blick aufs grosse Geld ebenfalls eine Idealbesetzung. Wie ihm die dicke Fresse vergeht, als die Jagd beginnt und er nur noch am Rennen ist, sorgt für atemlose Spannung. Die Hatz fühlt sich echt an. Belgrad bietet eine angemessen triste Kulisse für die brutale Verfolgung, die dasselbe Ende nimmt wie die Vorlage. In Nebenrollen kriegt man obendrauf Marie-Francoise Pisier als TV-Produzentin und Bruno Cremer in der Rolle des eiskalten Senderchefs zu sehen! Kein perfektes, aber ein sehenswertes Stück französisches Actionkino, das immerhin 1,3 Millionen Franzosen, aber nur 170.000 deutsche Zuschauer für sich begeistern konnte.
Ein Fest für Synchronfans: G.G. Hoffman hängt sich als Stammsprecher Piccolis richtig rein und wie jeder Proll der 80er wird auch Lanvin natürlich von Manne Lehmann gesprochen!
Unterirdischer Höhlenkäse. Stinklangweiliges Rumgetappe in der Finsternis, das nur hin und wieder von den schemenhaften Attacken eines räudigen Computerkrokodils gestört wird. Die Figuren sind so doof wie uninteressant, die Hauptdarstellerin sieht aus wie die verheulte Version von Amanda Peet. Der Body Count ist bei fünf Leuten natürlich auch streng limitiert! Also wird elendig getaucht und getappt, bis der Computer-Egon mal wieder vorbeischaut. Die letzten fünf Minuten wecken einen kurz aus dem Tiefschlaf, aber ein digitales Finish sorgt dann wieder für lange Gesichter. Bodensatz.
Kein Actionfilm, eher das Portrait eines Mannes, der sich und das Leben nach dem Tod seiner Frau mehr oder weniger aufgegeben hat und plötzlich die Gelegenheit sieht, sein Seelenheil in einer guten Tat zu finden. Der Versuch, einen kleinen mexikanischen Jungen vor den ultrabrutalen Häschern des Drogenkartells zu retten, führt das ungleiche Paar auf einen Road Trip durch diverse Bundesstaaten. Der langjährige Eastwood-Kollaborateur Robert Lorenz findet schöne Bilder für die langsame Annäherung seiner zwei Hauptfiguren; tatsächlich fühlt sich das alles auch ein bisschen an wie ein Film für Clint. Ich bin aber froh, dass es nicht so kam. Neeson sieht als alternder Vietnamveteran manchmal aus wie 50 und manchmal wie 100, bringt aber wie immer Gravitas und Schmerz in seine Rolle. Das ist einfach ein schöner, grösstenteils ruhiger Film, der Drohkulisse und Spannung nie aus den Augen verliert - die Art mittelbudgetiertes, schnörkelloses Kino, das in den vergangenen zwei Jahrzehnten fast komplett zu verschwinden drohte. Ich habe diese Art Film sehr vermisst und darum am MARKSMAN sehr viel Freude gehabt.
Psychogramm eines Todgeweihten, der an sich mit dem Leben längst abgeschlossen hat und in einer Extremsituation doch nicht anders kann als zu überleben. Starker, düsterer Winterfilm, der verblüffend lange ausschließlich am Portrait der Hauptfigur interessiert ist. Und Berenger ist eine Schau! Eine seiner besten Rollen seit Jahrzehnten, einer seiner stärksten Aufritte überhaupt. Allein schon die Szene, in der der trockene Alki mit dem Schnapsglas am Tresen ringt - Berenger drückt so viel aus, ohne viel zu zeigen. Auch sonst hat mir der Film sehr gut gefallen, der ist spannend, hart und konsequent. Wer genreaffin ist und es auch mal etwas ruhiger mag, sollte seinen Abend mit Tom verbringen.
Ich dachte - wegen des Posters? - immer, das sei Backwoods-Horror, dabei ist das ein reinrassiger Camp-Slasher von A bis Z. Zuerst gibt's die Gruselgeschichte am Lagerfeuer und dann kommt der Madman und metzelt sich durchs Figurenpersonal. Hier gibt's noch weniger Story und noch weniger Miteinander als sonst, dafür sind die Opfer marginal älter als die üblichen Camp-Kids und dass sich jemand im Kühlschrank versteckt, hab ich auch noch nie gesehen. Außerdem ist das Final Girl extrem beherzt und sucht sogar die finale Konfrontation (was sich jedoch als eher mittelprächtiger Einfall herausstellt). Sonst wird mal wieder endlos durchs Unterholz geeiert (einer verläuft sich so tief im Gestrüpp, dass er sogar den Film überlebt!) und der grotesk maskierte Madman latscht grunzend hinterher. Die Kills erfreuen sich einer gewissen Blutrunst, aber die Effekte laufen strikt nach dem Prinzip Cause and Effect ab - Axt nach oben, Schnitt, Axt im Body. Hab mich aber nicht schlecht unterhalten, immerhin blubbert da ein kurioser Synthie-Score und Gaylen Ross tritt aus mir nicht bekannten Gründen unter falschem Namen auf ("Alexis Dubin"?) - und das in der Hauptrolle!
Joe Ezsterhas hat sich da einen Jimmy-Hoffa-Film ohne Jimmy Hoffa ausgedacht. Als auf Drängen der Produzenten Stallone, fresh from Rocky, an Bord kam, schob er Eszterhas beiseite und machte seine Show draus. Norman Jewison hielt das Schiff auf Kurs. Der Film ist in der ersten Hälfte ungeheuer stark. Sly macht seine Sache gut als Bobby Kovac, der abgegessene Fabrikarbeiter, der zum Antreiber der Gewerkschaftsbewegung wird. Das Lokal- und Zeitkolorit ist fantastisch, das Skript schlau und das Geschehen treibend wie ein Güterzug. Dann die Überraschung: Der Film springt Jahrzehnte nach vorne und ein mittlerweile saturierter Kovac muss sich von einem Senator (Rod Steiger) wegen seiner Verbindungen zur Mafia gängeln lassen. Hier kommt F.I.S.T. nicht mehr vom Fleck weg. Stallone spielt das auch nur noch eindimensional, irgendwie ist die Luft raus. Das ist bei einem zweieinhalbstündigen Koloss natürlich zu wenig. Schade!
Hübsche Ankedote: Stallone hat sich ein paar Wochen nach Kinostart öffentlich für sein Verhalten Eszterhas gegenüber entschuldigt; im Gegensatz zu seiner zur Premiere getätigten Aussage habe Eszterhas das Drehbuch geschrieben und nicht er. Eszterhas ruft Jewison an und sagt: "Hey Norman, schau mal, Sly hat echt tolle Sachen gesagt!" Und der schlaue Jewison so: "Logisch. Der Film ist ein Flop und er will nichts mehr damit zu tun haben. Also sagt er: Eszterhas war's!" :D Eszterhas: "My first lesson in Hollywood cynicism."
Dass das hier nichts werden kann, weiss man ja eigentlich schon, wenn man den Namen des Regisseurs liest: Alfonso Brescia, verantwortlich für die Oberblendgranate DIE BESTIE AUS DEM WELTENRAUM, versucht sich mal wieder an einem Krimi. Der dicke Mario Merola macht in Neapel gut Knete als Schmuggler. Leider wedelt er etwas zu offensiv mit seinen Geldscheinen, so dass andere kriminelle Elemente auf ihn aufmerksam werden. Bei der Geburtstagsfeier seines kleinen Sohnes kommt es zum Überfall - und Sohnemann und Frauski werden mit Maschinengewehren ausradiert! Fortan gibt es für Mario nur noch einen Lebensinhalt: Rache. Das gestaltet sich allerdings mit geringer Dringlichkeit, es ist noch genug Zeit für einen frechen Waisenjungen und dessen Liebe zur Tochter einer Zigarettenverkäuferin. Der Waisenjunge sucht einen Vater und der dicke Mario einen Sohn, also nimmt er den Kleinen mit auf seinen Rachefeldzug, was natürlich nur in den Armen des Verbrechens enden kann!
Brescia greift hier beherzt ins Klo. Auf der Geburtstagsfeier des Sohnes bekommt man den sechsminütigen, unfassbar schlechten Auftritt einer Art Kabarettistin zu sehen, die mit einer Puppe tanzt. Danach darf der dicke Mario selbst nochmal weitere drei Minuten zum Mikrofon greifen und ein Lied zum Besten geben. Auf der Polizeiwache gehen weitere fünf Minuten für das Gekeife einer Transe drauf, die absolut nichts mit der Filmhandlung zu tun hat. Der dem Schmuggler gewogene Superintendent setzt seine zwei trotteligsten Polypen auf ihn an, was für unbeschreiblich nervige Comedy-Szenen sorgt. Der eine Trottel sieht original aus wie Christoph Waltz mit Walroß-Schnauzer! Für all diese Szenen wurde die Vorspultaste erfunden. Die kommt auch bei der finalen Jagd mit den Motorbooten zum Einsatz, denn die Boote fahren einfach nur hintereinander her. Lang. Sehr lang.
Ich weiss nicht, warum Jeffrey Dean Morgan so fürchterlich abgespeckt hat, der sieht ja richtig ausgemergelt aus! Passt aber ganz gut zu seiner Rolle als Tabloid-Reporter, der in einem Kaff in Massachusetts zufällig über eine Erscheinung der Jungfrau Maria stolpert. Natürlich sind da dunkle Mächte am Werk und nicht der Heiland! Jugendfreier Grusel, angenehm altmodisch und mit schön herbstlicher Stimmung, ordentlich gespielt und trotz mittelprächtiger CGI mit einem amtlichen Dämon ausgestattet. Wahrlich nichts Besonderes, aber mich hat's ganz gut unterhalten.
Kein Actionfilm, sondern ein fragmentiert und nonlinear erzähltes Crime-Drama mit leichten Rashomon-Vibes. Ästhetisch schon dicke Hose, geiler 007-Vorspann und die wohl besten LA-Bilder seit Robby Müller. Trotzdem zündet der Film nicht so richtig. Der sitzt komplett zwischen den Stühlen, Über-Dude Statham will nicht zum grösstenteils realistischen Ambiente passen und das erzählerische Hin und Her wirkt besonders der Kapiteltrenner wegen fast prätentiös. Nebenfiguren kommen und gehen und sind teilweise frei von Funktion (Hartnett?!). Dass die Bösen komplett gestörte Gewaltfreaks sind (Eastwood macht das super), fand ich gut, aber leider wird einem das im Dialog auch immer wieder eingehämmert. Dass es keine Sympathieträger gibt - Statham ist ja letztlich selber Schuld - hat auch nicht geholfen. Der Film läuft, auch dank der geilen Musik wegen, ganz gut durch, aber es bleibt nichts zurück. Das Finale fand ich auch eher enttäuschend, Action ohne Payoff.
Der Schwanengesang des grossen Howard Hawks, ein vielgeschmähter Kassenflop, der von Quentin Tarantino sogar als Warnung vor einem verspäteten Karriereende fungiert ("I don't wanna make RIO LOBO"). Der Film fängt mit einem amtlichen Zugraub an - den hat allerdings die 2nd Unit gedreht - und macht ordentlich Druck. Den Rest des Films verbringt der Duke damit, nach Ende des Bürgerkriegs einen Verräter in den eigenen Reihen zu finden, an seiner Seite Jorge Rivero und der unvermeidliche Jack Elam. Bis auf ausgesucht schöne Frauen (Jennifer O'Neill und die spätere Paramount-Präsidentin Sherry Lansing in ihrer letzten Filmrolle) gibt es dabei nicht viel zu sehen, keine auffälligen Bilder und keine einfallsreiche Regie. Im Finale wird das Ganze dann nochmal etwas ruppiger. Mehr ist nicht drin. Schöner Goldsmith-Score!
Shaft - Die Sitcom. Millennial Weenie Usher trifft auf seinen long lost Dad Shaft, der natürlich allen Woke-Klischees ins Gesicht springt. Charaktere, Locations, Situationen, Gags, alles ist so dermaßen Sitcom, da fehlt wirklich nur noch die Lachspur. Zu lachen gibt's nämlich wie in den meisten Sitcoms auch nichts, die Jokes kommen von den Planeten Groan und Cringe. Jackson spielt Jackson, aber nicht Shaft, vor allem nicht den Shaft aus dem Vorgängerfilm, wo Roundtree noch sein Onkel war und nicht sein Vater. Action gibt's bis auf einen recht ruppigen finalen Shootout keine. Schon eine der größeren Peinlichkeiten der letzten Jahre.
Unfassbar. Weiss gar nicht, ob ich überhaupt schon mal sowas Amateurhaftes und Inkompetentes von einem grossen Studio gesehen habe. Das Acting ist unterirdisch. Rock ist sensationell schlecht, der zieht erst ne abgestandene Stand-Up-Nummer ab und glotzt den Rest des Films wie auf Meth. Die erste Szene mit ihm und seinem weiblichen Captain (Scientology-Postergirl Marisol Nichols) macht die Milch sauer. Das ist in allen Belangen - Kamera, Schnitt, Regie, vor allem Dialog und noch mal mehr Schauspiel - noch unterhalb der Kloschüssel. Ich hab selten so rattenmieses Acting gesehen. Echt!
Der Film hätte vong Konzept her sogar was werden können, weil mehr Whodunit und Killerhatz als schlichte Abfolge von Folterszenen, aber meine Fresse, ist das alles schlecht. Und hässlich. Und billig. Und schlecht! Diese Regie! Absoluter Bodensatz! Pluspunkte, mit zugedrückten Augen, für Minghella, für die Auflösung und für die finale Falle, der Rest ist der totale Abschuss, sackschlecht gemachtes Sado-Kintopp mit Dauerbeschallung vom gestrigen Charlie Clouser. Hölle! HÖLLE!
Vergleiche mit Troma kommen aus dem Lummerland. Außer Gunns Biographie und einem Cameo von Lloyd Kaufman ist da nichts. Man mag einigen Troma-Produktionen mit gutem Willen unterstellen, dass sie anarchisch und sogar subversiv waren. Gunns SUICIDE SQUAD ist nur ein weiterer lauter, nervtötender, aufgeblasener Koloss, der sich von anderem Superheldenquatsch nur durch Pennäler-Humor, müdes und ermüdendes Dauergesplatter und einen abstossenden Zynismus unterscheidet. Das ist alles überproduziert und overdirected, wobei die inszenatorischen Sonderwege sinnfrei (die Schriften?) bis peinlich (alles, absolut alles mit Harley Quinn, insbesondere die maximal cringige Blumenszene) ausfallen. Überhaupt, Margot Robbie, völlig ausgehebelt und unerträglich nervig. Dazu viel zu viele, VIEL ZU VIELE "Rock"songs und ein absolut abscheulicher "Rock"score von John Murphy.
Es gibt ein bisschen Licht im Schatten: Elba, Kinnaman und die eisenharte Davis machen ihre Sache gut - und nicht nur, dass ich mir als Steppke niemals hätte träumen lassen, einmal Starro den Eroberer auf der grossen Leinwand sehen zu dürfen, das ganze Finish ist wirklich eindrucksvoll überkandidelt und crazy. Aber das ändert nichts daran, dass dieser gewaltverherrlichende, abgestandene Klamauk mit seinem zwanghaft ausufernden Geschmadder wohl keinen ernsthaft begeistern kann, der das 18. Lebensjahr hinter sich gelassen hat. Dieser rücksichtslose Zynismus hat ja schon fast faschistoide Züge.
Jacques Montaigne ist der Neue in der Stadt. Der freche Franzose ist als hoffnungsvoller College-Student nach Los Angeles gekommen, auch wenn er ganz offensichtlich stramm auf die 30 zugeht. Aber gut, er soll ja auch ein Olympia-Team von Fightern trainieren! Dazu kommt es allerdings nie. Jacques hat sich nie um eine Unterkunft gekümmert und muss nun in einer räudigen Gegend bei der alleinerziehenden Maria und ihrem halbstarken Sohn unterkommen. Die beiden werden regelmässig von der ansässigen Strassengang drangsaliert, deren Anführer pausenlos mit einer Uzi fuchtelt, die er nie abfeuert! Es dauert natürlich nicht lange, bis Jacques die ersten Fressbretter poliert und sich dementsprechend die Sympathien der Gang verspielt.
Was ich an diesem unterhaltsamen Heuler, der das erste Star-Vehikel für Olivier Gruner darstellt, besonders gelungen finde, ist die ambivalente Zeichnung der Hauptfigur. Jacques ist nicht nur aufrechter Rächer der Enterbten, sondern auch arroganter und eitler Fatzke, der die Spirale der Gewalt unüberlegt eskalieren lässt und so insbesondere Maria, aber auch einen Kumpel mit seiner Martial-Arts-Schule böse in Mitleidenschaft zieht. Die Kicks sitzen, die Kloppe macht Spaß und das Ganze hat einfach wunderbares Videothekenflair, auch wenn damals sogar ein deutscher Kinostart drin war! Nur das Finale ist dann doch ein wenig enttäuschend, da wird sich im Vorgarten gebalgt und wenn der Anführer die Fresse poliert bekommen hat, ziehen auch seine Jünger von dannen. Naja!