Julio Sacchi - Kommentare

Alle Kommentare von Julio Sacchi

  • 6 .5

    Tom Holland sieht aus wie die ersten 20 Minuten eines Biopics über Götz Alsmann. Um ihn herum auch beim dritten Abenteuer die Kiddies vom Diversity-Flipchart, jede Menge Figuren, die außer ihren Namen absolut gar nichts mit der Vorlage zu tun haben. Durch die Sitcom-Dialoge muss man sich erstmal durchkämpfen, dann erwartet einen eine unwiderstehlich unterhaltsame Supersause mit starken Schauwerten (Electros erster Auftritt, das Gerangel mit Strange im Mirror Universe) und einem ganzen Haufen spielfreudiger Stars - schon ganz vergessen, wie toll Alfred Molina als Doc Ock war! Die Story klaut sich durch mehrere kontroverse Comic-Storylines wie "Spider-Verse" und sogar "A New Day" und gibt am Ende Hoffnung auf einen vorlagengetreuen Spidey in kommenden Filmen. Klar, alles zu lang und zu lustig und zu digital, selbst Dialoge vor Greenscreens, aber eben auch bunt und gut getrickst und sogar ein paar gute Bilder von Mauro Fiore, unterm Strich der bisher beste oder zumindest spaßigste Spider-Man-Film. Hat mitunter was von Spidey vs. Sinister Six!

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    • 5 .5
      über Scream

      Hatte das Gefühl, Teil 4 nochmal zu gucken. Gegen die hiesige Regie war Craven allerdings ein Atmo-Meister und zweiter Lee Strasberg. Einfallslos und fad gedreht, teils übelst gespielt, mit sagenhaft unwürdigen Auftritten von Campbell und Plastic-Surgery-Unfall Cox sowie dem wohl größten Douche der jüngeren Filmgeschichte (Quaid-Sproß Jack). Das Meta-Gelaber raschelt so laut wie QTs Gesabbel in DEATH PROOF. Bei gewollt emotionalen Szenen hängt der Film unterhalb der Kloschüssel fest. Angesichts der Auflösung ergibt das Verhalten einiger Figuren überhaupt keinen Sinn. Lazy. Melissa Barrera schmeichelte allerdings meinen Augen und am Ende wird nochmal schön am Rad gedreht. Final Kill haut im besten Sinn die Wurst vom Teller ("What about my ending?" - "Here it comes"). Nicht komplett kacke, aber für einen fünften Teil einer an sich recht cleveren Serie entschieden zu unoriginell und redundant.
      Lustig: Das schon damals aus BROKEN ARROW geklaute Hans-Zimmer-Theme ist jetzt das offizielle Intro für Dewey!

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      • 7

        Zweiteilige Netflix-Doku über die schockierenden Abgründe des legendären britischen TV-Moderators Jimmy Savile. Wenn man sich schon einmal ein bisschen mit dem Fall auseinandergesetzt hat, erfährt man nicht unbedingt Neues, aber die Dokumentation ist eindringlich erzählt und hervorragend gefilmt. Tonnen an Archivmaterial wurden ausgehoben und lassen im Wissen um die düstere Wahrheit hinter dem zu Lebzeiten geradezu heiligen Wohltäter und Fernsehstar immer wieder erschauern - dieser Mann hat im Grunde immer mal wieder offen ausgesprochen, was ihn wirklich umtreibt! Die expliziten Beschreibungen von Übergriffen, systematischem Missbrauch und Vergewaltigungen im zweiten Teil wirken noch lange nach. Dennoch: Angesichts des unbegreiflichen Umfangs dieser Verbrechen - Savile wurde im Grunde von Kliniken und Polizei gedeckt, Prince Charles und Margaret Thatcher hofierten ihn regelrecht - schien mir das letztlich fast schon standardisierte True-Crime-Format von Netflix beinahe unpassend für diese Geschichte, zumal auch der Score reichlich düdelig daherkommt und am Ende alles ziemlich schnell geht.
        Sehenswert, fraglos.

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        • 7 .5
          Julio Sacchi: Das Manifest 20.04.2022, 17:18 Geändert 21.04.2022, 09:41

          Tolles Meta-Sequel! An die Stelle des (ohnehin primär parasitären) Flirts mit Baudrillards Simulacra und Simulation tritt ein beherztes Erkunden und Ironisieren des eigenen Mythos. Keanus Stammcafé heisst zum Beispiel "Simulatte"! Anfangs geht es mit vorsätzlichen Déjà-Vus fast in Richtung BACK TO THE FUTURE II, dann kristalliert sich heraus, dass es dieses Mal eigentlich nur um Liebe geht; Cyber-Kitsch also, aber die Paarung der wunderbar gealterten Liebenden Reeves und Moss trägt diese seichte Idee erstaunlich weit. Der schwer digitale Look und das Gebolze auf Babelsberger Studiostraßen passen zum Konzept; das Leben in der Matrix sieht irreal aus, was es ja auch ist. Die Rakotzbrücke im Kromlauer Park hat auch einen Auftritt als Backdrop, kommt aber aus dem Rechner!
          Diese späte Fortsetzung hat der Blockbuster-Konkurrenz einiges voraus: Von neuen Gesichtern gut gespielte, attraktive Nebenfiguren, einen Sense of Wonder in den zahlreichen Schauwerten und zwar wenig subtile, aber schlaue Selbstreflektion. Nur in der realen Welt kackt der Film ordentlich ab, das war schon immer die Achillesferse des Franchise, und der Score von Tykwer und Klimek ist einfach nur trüb. Das fette Finale lässt dann aber die Marvels dieser Welt endgültig im Regen stehen. Eine schöne Überraschung!

          9
          • 7

            Neon/New Wave-Krimi, der sich dank Handkamera und urban-dreckigen Settings einerseits sehr gritty anfühlt, andererseits aber mit vielen starken Regie-Einfällen sehr stylish wirkt. Und das ist Alex Cheungs Debütfilm! Statt kompliziertem Plot geht es hier eher um Stimmung und Atmosphäre, narrative Dringlichkeit wird erst in der letzten halben Stunde aufgebaut. Trotzdem hat der Film einen die ganze Zeit am Sack. Hiu Bing-Sam brilliert als schielender Vollpsycho. Besonders in den Waffenfetisch-Szenen wirkt er wie ein Urahn von Ron Silver in BLUE STEEL. Die finale Konfrontation in einem räudigen Hausflur hat es in sich. Hat mir super gefallen.

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            • 5

              Der erste Bruce-Willis-Paycheck-Film. Oder sagen wir mal lieber: Der erste Bruce-Willis-DTV-Paycheck-Film.

              Ryan Phillippe linkt beim großen Diamantenraubzug seine Kumpels und lässt sie zum Sterben liegen. Auf 50 Cent haben aber bekanntlich schon viele geschossen, da macht eine weitere Kugel im Body auch nichts mehr aus. 50 will Rache, alle anderen wollen die Beute. Mob Boss Willis schickt 50 in die richtige Richtung, am Ende ist Kasalla. In Maßen.
              Hässlich gedreht, superhässliches Color Grading und hässliche Figuren. Im ersten Drittel will der Film urplötzlich einen auf Tarantino machen und versucht sich in schwarzem Humor (schlimm) und idiotischen Freeze Frames als Charakterintro ("The Hitman", "The Mob Boss", "The Bockwurst" usw.). Augenfällig ist betrüblicherweise nur eine Szene, in der eine Frau genüsslich zerborsten und immer wieder mit dem Gesicht in Glastische und Glasschränke gehauen wird. Und dann gibt es noch eine schöne Hatz zu Fuß durch Grand Rapids, das ganz gut einen auf Detroit macht. Ansonsten Käse. Willis hat Bock, aber von seinen vier Szenen sind zwei für die Handlung komplett irrelevant und sein Abgang ist einfach nur trist.

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              • 7

                Jack Murphy (Robert Woods) plant den ganz großen Coup. Seiner Bande von Helfershelfern sieht man aber leider schon an den pockigen Nasenspitzen an, dass er hier aufs falsche Pferd gesetzt hat! Der Raubzug läuft reibungslos, aber danach versuchen die Gangbangers ihn eiskalt zu linken. Murphy leuchtet den Dunstkiepen ruckzuck nach Hause und teilt die Beute mit einer verschlagenen Rothaut, die ihm umgehend an die anderen Halunken verrät. Als der dicke Rik Battaglia und seine Boyz Murphys Schwester schänden und der Indio sie dann auch noch skalpiert, sieht der schwarze Jack rot!
                Gianfranco Baldanellos Rachewestern hat sich gewaschen. Der schwer lädierte Black Jack meuchelt sich brutal durch die Schänderschar und sagt dabei dem eigenen Verstand so langsam bye-bye. Sein Weg durch die ausgetrocknete Einöde hat auch visuell mitunter was zu bieten. Am Ende geht alles so aus, wie wir es im Italowestern lieben: SCHLECHT!

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                • 6 .5

                  Zwei Galgenvögel auf der Suche nach der ganz großen Kohle. Django (im Original: Lord, wobei ich eigentlich "Lord Django" am Besten finden würde) und sein dicker Kumpel Bull sollen eine halbe Million Dollar wiederfinden, die ein verblichener Offizier vorm Abtreten versteckt hat. George Hilton macht schwer einen auf Eastwood und der dicke Ex-Footballer Walter Barnes geht als Bull schwer auf die Nerven. Immer am Lachen mit der Stimme von Martin Hirthe. Ach ja, die Synchro. Rainer Brandt kalauert sich mal wieder durchs Unterholz, dass sich die Balken biegen. Zieht einer ein Messer, kommt der Kommentar "Ah, Gruß aus Solingen" und die gute alte "Dunstkiepe" ist auch wieder am Start. Obwohl die Witze lau sind, macht der Film ordentlich Laune! Horst Frank (gesprochen von Christian Brückner) schnalzt als Sado-Killer ordentlich die Zunge und Loni von Friedl sieht auch im Rollstuhl noch entzückend aus. Es wird regelmäßig zünftig geballert und gehauen, auch mal auf die Omme wie bei Bud. Schön! Spaghetti-Spezi Guiliano Carnimeno (AKA Anthony Ascott) hat hier ein hübsches Westernbrett hingelegt.

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                  • 5

                    Wurde mal Zeit, dass ich den nachhole. Autokino-Blockbuster der 70er, der die Figur Billy Jack nach ihrem ersten Auftritt in BORN LOSERS zum Franchise-Hero machte und angeblich Tarantino zu Cliff Booth inspirierte. Aus einem 800.000-Dollar-Budget hat Tom Laughlin damals mit Eigenvertrieb satte 60 Millionen gemacht. Sieht man sich den Film an, muss man sich schon fragen, was genau die Leute so begeistert hat.
                    Billy Jack ist Halbblut und Kriegsveteran. In einem von Rassisten, fiesen Geschäftsmännern und korrupten Cops gebeutelten Pupsdorf ist er der Fels in der Brandung. Billy predigt Gewaltlosigkeit und Frieden und beschützt die alternative Hippie-Schule mit ihrer antiautoritären Community. Billy predigt Gewaltlosigkeit aber immer nur so lange, bis ihm oder einem, den er mag, einer doof kommt. Der kriegt dann Bunkerschellen, und zwar aus dem Hause Karate. Klingt nicht nach 114 Minuten Laufzeit? Das stimmt. Die 114 Minuten Laufzeit werden u.a. mit komplett ausgespielten Hippie-Songs, einer schier endlosen indianischen Initiationszeremonie und harzigem Improv-Theater der langhaarigen Kommune erreicht. Irgendwann, so kommt es ja immer, gehen die Bösen zu weit, und nach einer recht fiesen Vergewaltigungsszene brennen Billy die Sicherungen durch. Allzu heftig fällt aber auch diese Eskalation nicht aus, und so bleibt letztlich alles so steif und holzig wie Laughlins Spiel.

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                    • 6

                      Der Böse spricht mit der Stimme von Sigmar Solbach und hat einen Kumpel mit Augenbrauen so groß wie Klorollen. Noch schlimmer allerdings die drei Stooges, die sich in die Nesseln setzen. Da wird Klamauk noch mit der Baggerschaufel serviert und Tsui Hark rollt sich die Augen aus den Höhlen. Schade, denn direkt am Anfang sorgt die hinreißende Michelle für ein kalt serviertes Freßbrett und explodierende Blutpakete. Sexy Cynthia tritt später auf den Plan und lenkt mit Scorpio Kicks von den noch etwas rudimentären mimischen Talenten ab. Insgesamt viel zu wenig Kloppe und viel zu viel Klamauk. Manchmal drängelt sich die Musik von HALLOWEEN II rein, naja, wieso nicht.

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                      • 6

                        Satte 16mal hat Tomas Milian die Figur "Monnezza" interpretiert, in diesem Film von Bruno Corbucci trägt sie erstmals den Namen Nico Giraldi (auch in der deutschen Synchro wird sie noch nicht zu "Tony Marroni" verballhornt). Milian mit Strickmütze und schreienden Klamotten, ein bunter Hund mit miesen Manieren und klarem Moralkodex: Sein großes Vorbild ist Al Pacino als Serpico, der schmückt auch Nicos Zimmerwand. Gleich am Anfang bekommt man zu sehen, wie schlimm es um Rom bestellt ist: Übefälle, Taschendiebstahl, Bankraub an jeder Ecke, sogar ein Hund klaut ein Portemonnaie! Als der Superhehler "Baron" versehentlich den amerkanischen Gangster Jack Palance um 5 Millionen Dollar erleichtert, kreuzen sich die Wege der Gangster mit Strickmütze Giraldi.
                        Das erste Abenteuer des "Hippies von der Kripo" ist noch mehr Polizeifilm als Klamauk, dennoch wird schon ordentlich rumgekaspert und zwischendurch kriegen schöne Frauen immer mal wieder ne Backpfeife, auch vom Helden selbst. Belohnt wird man mit schönen Verfolgungsjagden und einem amtlichen Finish auf dem Feuerstuhl. Dazu dudeln die Angelis-Brüder und Milian ist ja immer ne Schau.

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                        • 6

                          Meines Wissens nie in Deutschland erschienener Polizeifilm, obwohl immerhin von Fernando Di Leo und mit Luc Merenda! Merenda ist knallharter Supercop, der auf den Spuren Harry Callahans die Unterwelt auf links dreht. In Wirklichkeit ist Merenda aber eine korrupte Natter, was nicht nur untypisch fürs Polizieschi-Genre ist, sondern auch seinem aufrechten Cop-Papa sauer aufstößt. Das kann natürlich nicht gut gehen, die Leidtragenden sind Papa, Girlfriend und der eigene Chef.
                          Dank eines schmucken Scores von Luis Bacalov fühlt man sich sofort zuhause in Bella Italia und wird dann auch noch mit zwei amtlichen Autoverfolgungsjagden von Rémy Juliennes Gnaden belohnt. Dennoch kann man "Der Polizist ist faul" nicht als Oberknaller verbuchen, Merenda ist steif wie immer und ein bisschen kleinkariert ist das alles mitunter schon. Es geht aber so aus, wie wir es in italienischen Polizeifilmen lieben: Schlecht!

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                          • 3 .5

                            Thomas Jane und Maren Kroymann fahren mit ihrer kleinen Tochter an einem ausgesucht tristen See im Hambacher Forst campen. Dabei agieren sie vom Fleck weg so dermaßen überspannt, dass man schon aus den Augen und Ohren blutet, BEVOR die Kleine spurlos verschwindet! Der Rest des mit knapp zwei Stunden großzügig bemessenen Films spielt auf dem tristen Campingplatz. Nebenan steht ein Wohnwagen mit einem heißen Babe und dessen Mann, ein fetter Perverser macht den Aufseher, ein geistig zurückgebliebener Jungspund knattert mit seinem Quad durch die Gegend und der dicke Jason Patric ist der traurige Sheriff. Die verzweifelten Eltern agieren wie komplette Vollpsychos und pflügen wie besessen durch die Rabatten, wobei sogar Leichen ihren Weg pflastern! Der Film tritt mächtig Wasser und geht dank der beiden anstrengenden Hauptfiguren und einer lärmigen Filmmusik, die sogar beim Auftritt einer Katze RAMM-BAMM macht, ausgesprochen schnell auf die Nerven. Eine zumindest von mir völlig unerwartete Auflösung aus dem Lande Shyamalan haut die Wurst vom Teller und sorgt dann doch noch für leichtes Schmunzeln!

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                            • 5 .5

                              TV-Urgestein Jürgen Goslar hat ja immer ganz gerne im Apartheidsregime Südafrika gedreht. Kein Problem! So nimmt es auch wenig Wunder, dass dabei u.a. ein so offen rassistischer Sleaze rauskommt wie der hier! James Faulkner (sieht hier aus wie Jude Law!) hängt den Polizeidienst in Rhodesien an den Nagel und will künftig nur noch mit seiner knusprigen Verlobten Sally (knusprig: Sybil Danning) auf der Farm schnackseln und chillen. Leider sucht er sich den falschen Abend für die Abschiedsparty aus, denn während er kräftig mit Kollegen wie Christopher Lee und Sascha Hehn am Bechern ist, fallen die Terror-Guerillas rund um den Schwarzalbino "Der flüsternde Tod" über Sally her. Der schwarze Albino wird mit kaputten Beißern, blutunterlaufenen Augen und blonder Kraushaarperücke von keinem anderen gespielt als Horst Frank! HORST FRANK! Mehr black... äh whitefacing... blackwhitefacing geht nicht. Man muss aber sagen, dass Hotte als mordender und vergewaltigender Grusel-Albino eine Horrorperformance vom Allerfeinsten bietet, selten einen so widerwärtigen Meuchelmörder gesehen. Wie er gegen Ende dem armen Faulkner von der Schändung seiner Verlobten vorschwärmt! Irre.

                              Faulkner macht sich, besessen von Rache und sonst gar nichts, auf die Jagd nach dem flüsternden Tod und sieht im Blutrausch nicht mehr nach links und rechts. Trotzdem haben Lee, Hehn und Kollegen nicht so recht Lust, ihn zu stoppen, also muss Erik Schumann als Elitefighter eingreifen! Der Rest ist ehemals indizierte Schlachtplatte, leider ein bisschen eintönig und so durch und durch trist, dass man schon gar nicht mehr so recht dabei sein mag. In der Nebenrolle als Sallys Vater knarzt Trevor Howard durchs Geschehen, der offenbar seine Sonnencreme vergessen hat. Aber Horst Frank. Den muss man gesehen haben.

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                              • 6 .5

                                Was hat mein geliebter Mitternachtsdetektiv im Kino nicht schon alles über sich ergehen lassen müssen! Kinderquatsch von Burton., Gay Pride Parade von Schumacher, Bore-Out von Nolans Gnaden und den indiskutablen Batfleck. Nun also der nächste Versuch, diesmal von Matt Reeves, inspiriert von der Storyline YEAR ONE, oder doch eher EGO, naja, und ein bisschen HUSH, und THE LONG HALLOWEEN, ach und den Catwoman-Retcon aus den unseligen NEW 52 nehmen wir auch noch mit rein, bis man am Ende gar nichts mehr erkennt.
                                Der Anfang zieht schon ganz schön runter, Schwermut tropft literweise von der Leinwand, erster harter Cringe-Moment kommt mit dem Einsatz von Nirvana (Boomer-Kino Deluxe) und wichtigtuerischem Off-Gelaber von Pattinson. Das Off-Gelaber wird relativ bald einfach weggelassen, aber Pattinson bleibt, und während er als Batman eine ausgesprochen gute Figur macht, ist er als Bruce Wayne eine fürchterlich trübe Tasse. Mit Popper-Frise und schwarz angemalten Augen schleicht er somnambul durch den Film, als wäre er gerade von der Reunion seiner Boyband ausgeschlossen worden. Zwischen ihm und der tollen Kravitz knistert es dementsprechend wie beim Spieleabend.
                                Kravitz muss sowieso Gas geben, denn in diesem Film gibt es außer ihr kurioserweise nur mittelalte Männer, was sie dann auch mit einem absoluten Groaner-Monolog zu "privileged white men" kommentieren darf. Obwohl sich der Film einmal quer durch die Bat-Mythologie mangelt, sind ihm sämtliche Frauenfiguren entgangen. Jeffrey Wright versucht als Gordon zu klingen wie Bale als Batman, Colin Farrell wird als Pinguin unter Tonnen von Latex und im Fatsuit verschenkt (warum darf den Pinguin eigentlich kein Dicker spielen?), Paul Dano strapaziert als Riddler die Nerven der Zuschauer mit einem echten Stahlbad von Peinlon-Performance; ein Lichtblick hingegen immerhin John Turturro als Gangsterboss Falcone.
                                Dennoch, der Film hat, trotz einer allgemein wenig auffälligen Inszenierung, einen ganzen Haufen guter Bilder (kennt man allerdings alle aus dem Trailer) und verortet Batman dort, wo er hingehört, in einem sehr realen Großstadtdschungel, in dem er nicht als Superheldenkasperle, sondern vor allem als Detektiv agiert. Toll! Leider ist das Ganze ein recht freudloses Unterfangen, das sich jeder Art von Spaß verweigert (einzig der unkenntlich gemachte Colin bringt hier und da etwas Schwung in die Bude) und sich, angefeuert von einem hyperaktiven Soundtrack mit ulkigen Darth-Vader-Anleihen, in komplett aufgesetztem Trübsinn ergeht, am Ende dann wieder harter Cringe. Nur das Batmobil erinnert mit Nachdruck daran, dass bei Batman auch was los sein darf, ansonsten ist Essig mit Äktschn.
                                Und das alles sagenhafte drei Stunden lang, die sich irgendwann anfühlen wie drei Tage. Der Film zieht alles in die Länge, wiederholt sich, hört auf und fängt wieder an und wird mit der Zeit immer langsamer und langsamer. Es wird ohne Ende gelabert, und wenn Falcone dem Trauerkloß Wayne die Geheimnisse seiner Kindheit enthüllt, kommt direkt im Anschluss eine Szene, in der Alfred Pennyworth dem Trauerkloß dasselbe nochmal aus seiner Perspektive erläutert. Hilfe! Aus diesem trägen Koloss könnte (und sollte) man eine Stunde herausschneiden, das ginge auch ohne jede Probleme, her damit.
                                Unterm Strich schon der bisher beste Batman-Film.

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                                • 2

                                  Sterbenslangweiliger und ideenloser Aufguß, der noch extremer einen auf Cosplay-Weekend macht als Abrams' erster STAR WARS. Nervtötende, grotesk pubertierende Superkids spielen noch einmal den ersten Film durch. Reitman scheint zu glauben, dass das endlos aufeinanderfolgende Präsentieren von vertrauten Props (Overalls, Proton Pack, Geisterfalle, Lampenhelm usw. usf.) einen eigenständigen Plot ersetzt. Es wird einfach nochmal alles von vorne durchgekaut: Gozer, Zuul, Gatekeeper, Keymaster, Verwandlung in Monsterhunde und ein blauer Schleimer. NICHTS Neues. Das Musikthema von 1984 wird häufiger angespielt als in Teil 1 und 2 zusammen. Am Ende gilt es dann noch einen maximal unwürdigen Auftritt der originalen Geisterjäger zu ertragen: Murray, Aykroyd und Hudson stolpern ins Bild wie direkt aus dem Rentnerbus getreten und Ramis darf als CGI-Geist gütig nicken. Ein wirklich nicht zu ertragendes Spulfest.
                                  Einzige Ausnahme: Die Mini-Marshmallows.

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                                  • 7 .5

                                    Ein uramerikanischer Arbeiter aus den Untiefen von Oklahoma versucht sich in Marseille als Privatdetektiv, um die Unschuld seiner wegen Mordes im dortigen Knast darbenden Tochter zu beweisen. Der Kriminalfall lehnt sich überdeutlich an die Geschichte von Amanda Knox an, der Film ist aber an dessen Auflösung nur peripher interessiert. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten steht ein ultimativer Durchschnitts-Ami im Mittelpunkt eines Films; kulturlos, antiintellektuell, hässliche Klamotten, zwei Waffen zuhause, Trump's Own Country - Matt Damon spielt ihn so uneitel wie zurückhaltend. In Marseille eröffnet sich diesem wandelnden Kulturschock und notorischen Fuck-Up die Möglichkeit auf ein anderes Leben, als er eine Schauspielerin und deren hinreißendes Kind kennenlernt.
                                    Der Film wertet nicht und spielt seine Figuren nicht gegeneinander aus, auch wenn ein angenehmer Antiamerikanismus durch manche Momente weht. Tatsächlich fühlt sich STILLWATER ein bisschen wie französisches Kino an; entspannt, aber mit 140 Minuten keine Sekunde zu lang, man weiß nie so genau, wie es weitergehen könnte, und lässt sich auf das Leben anderer Menschen ein, von denen keiner zu einem kinotypischen Makeover gezwungen wird.
                                    Das sieht ästhetisch, aber nicht ästhetisiert aus und wirkt weitestgehend echt und überraschend authentisch, auch weil McCarthy, der immerhin den schlimmen SPOTLIGHT verbrochen hat, nie ins Sentimentale kippt. Herausragendes Schauspieler- und Erzählkino, das nur zwei Mankos hat: Eine furchtbar aufdringliche Filmmusik, die den Film viel seichter scheinen lässt, als er ist, und die ungelenken und unpassenden Versuche, gegen Ende doch noch ein wenig klassischen Thrill aufzubauen.
                                    Toller Film.

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                                    • 5

                                      Hatte ich tatsächlich noch nie gesehen, gibt's für Umme bei Prime. Der Film wirkt eher wie das Staffelfinale einer alten Krimiserie. "Kommissar Mariani", diesmal wird's persönlich. Während Italiens schönste Popelbremse in einem Entführungsfall ermittelt, nimmt ein gestörter Hässlon das gesamte Kommissariat als Geisel und wartet auf die Rückkehr der verhassten Eisenbirne. Da stehen fünf gestandene Polizisten untätig rum und lassen die durchgeknallte Hackfresse auch noch den Kellner aus dem Café an der Ecke sowie Marinaras Frau und Kind Hops nehmen! Da selbst Commissario Marinade nicht in der Lage ist, diese vertrackte Situation zu deeskalieren, kommt es zu einem schlaffen Showdown hinterm Güterzug.
                                      Eine leider recht müde Veranstaltung, besonders für Stelvio Massis Verhältnisse. Merli sagte später, das sein Film "made out of nothing" gewesen und dann ging auch noch das wenige Geld aus. So sieht das Ganze auch aus. Bis auf Janet Agren keine Schauwerte.

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                                      • 6

                                        Mir hat der gefallen. Keine Ausreißer nach oben, aber eben auch keine nach unten; dank beherzter Darsteller und durchgängig hohem Tempo besser als nur "meh". Eine Flucht über Stock und Stein, die von sicht- und hörbaren Gedanken begleitet wird; ein originelles Detail in einem darüber hinaus eher standardisierten Unterhaltungsfilm. Aber unterhaltend, das ist er.

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                                        • 4

                                          Völlig obskurer Unsinn. Der Film fängt an, als würden die ersten 20 Minuten fehlen. Man weiß überhaupt nicht mehr, wer Eddie Brock ist und was er mit Cassidy zu tun haben könnte. Alles andere ist SitCom, das ständige Gesabbel von Venom nervt bis zur Scheiße. Statt Action hagelt's Cringe Jokes, erst am Ende zerbersten sich zwei Computermonster. Immerhin sieht der Film besser aus als die meisten seiner Art. Hardy und Williams machen das auch diesmal wieder okay, Harrelson spult nur seine immergleiche Idiotennummer ab. Warum das Teil ein Hit war, weiß nur der liebe Gott.

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                                          • 7 .5

                                            Bombe. Liefert an allen Fronten. Sieht geil aus, klingt geil (anfangs klaut sich der Score frech durch Morricones UNTOUCHABLES) und knallt wie Sau. Gute, unkomplizierte Story, clever erzählt und aufs große Finish zulaufend wie ein D-Zug. Yen und besonders Tse zünden Charisma-Bomben und wecken wehmütige Erinnerungen ans Golden Age des Heroic Bloodshed. Blut wird hier aber auch ordentlich vergossen, am Ende gibt es einen knalligen Showdown im besten HEAT-Style und dann wird stilecht in der Kirche nochmal richtig das Freßbrett poliert. Hongkong-Kino vom Feinsten.

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                                            • 3

                                              Stinklangweilig und komplett vorhersehbar, hier wird sich in schäbigster Fernsehoptik durch sämtliche Justizdrama-Klischees gequält. Oben drauf gibt's sentimentale Kitschnudelszenen aus Willi Schwabes Rumpelkammer. Alles ist entschieden zu lang, aus diesem Film könnte man mühelos 50 Minuten herausschneiden (und sollte man auch). Wer bis zum Ende durchhält, wird sich zum Befürworter der Todesstrafe verwandelt haben. Jordan spielt das so konturlos, der verschwindet fast, wenn Foxx seine Nummer abzieht. Nur Brie Larson kann einigermaßen punkten. Ansonsten passt der Titel: Gnade bitte!

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                                              • 8 .5

                                                Ich weiß nicht, ob ich in den letzten 12 Monaten einen neuen Film gesehen habe, der mich so begeistert hat wie dieser. Und der kam für mich aus dem Nichts.
                                                Montana, 50er Jahre: Nach dem tragischen Verlust ihres Sohnes droht den Eheleuten Blackledge auch noch der Enkel zu entschwinden. Die Schwiegertochter ist an den falschen Mann geraten und mit ihm irgendwo in North Dakota verschwunden. Mutter Blackledge erträgt den Gedanken, ihr Enkelsohn würde in einem ungesunden Umfeld aufwachsen, für keine Sekunde und überredet ihren skeptischen Ehemann zu einem Roadtrip ins Herz der Finsternis. Da haben die beiden aber die Rechnung ohne das monströse Familienoberhaupt Blanche gemacht.
                                                Der ungemein dicht inszenierte Film von Komödienspezialist Thomas Bezucha taucht seine Figuren in tiefe Dunkelheit; fast alle Bilder sind gegenlichtig wie eine schwarze Messe gezeichnet, am Ende steht ein veritabler Abstieg zur Hölle. Unbezahlbar natürlich Ma und Pa Kent in den Hauptrollen. Kevin Costner und Diane Lane sind zu authentischen, natürlichen Schauspielern allererster Kajüte gereift und beherrschen jede Szene mit unaufdringlicher Intensität. Bis zum Ende saß ich gefesselt vorm Geschehen und hoffte inständig auf das Beste. Aber so funktioniert Gothic Drama eben nicht.

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                                                  Julio Sacchi: Das Manifest 14.02.2022, 08:09 Geändert 31.07.2022, 10:11

                                                  Eimer Pisse. Die Story ist ein dreister Komplettklau des Plots von TRON. Wahrscheinlich ist auch das Drehbuch schon Asbach Uralt, hier ist die Open World von GTA IV noch der heißeste Scheiß und am Ende kommt der Traum von Second Life. Party like it's 2006. Reynolds spielt zum gefühlt tausendsten Mal den heißen Doofus, ich kann seinen Dackelblick keine Sekunde mehr ertragen. Um ihn herum hässliches Digitalkino ohne Sinn und Verstand, die "reale Welt" sieht genauso glatt aus wie das Videospiel, Filmregie am Abgrund. Und dann geht auch noch die große Kitschnudelei los und die ganze Welt hängt vor dem Monitor (wie immer in Hollywoodfilmen sitzen in Indien oder Europa die Leute zu Dutzenden vor der Glotze, weil sich da ja niemand sowas leisten kann), sicher doch. Am Ende wird noch eine Love Story, die keine Sau interessiert, abgewickelt, und der Blue Shirt Guy ist wieder vereint mit einem egalen Supporting Character, der zwei Minuten vorher noch das Zeitliche segnete. Absoluter Müll. Nur Waititi macht als Villain einigermaßen Spass.

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                                                  • 6

                                                    Bildstarke, sehr gut ausgestattete (Hard) Science Fiction, die sich nicht mit Weltraumabenteuern, sondern philosophischen Fragen rund um ein moralisches Dilemma auseinandersetzt. Die Thriller-Elemente der Rettungsaktion gegen Ende wirken da fast wie ein Fremdkörper, aber auch als willkommene Abwechslung, da der Film von Survival-Experten Joe Penna (ARCTIC) mitunter ganz schön an Grip verliert. Gespielt ist das von drei Vierteln der Besatzung gut, besonders von Toni Colette, aber Anna Kendrick wirkt durchgängig wie eine übersensible Raumschiffpraktikantin und spielt das leider auch wie ein Backfisch. Trotz starker EInzelszenen, glaubwürdiger Space-Atmosphäre und einem starken (wenn auch etwas zu präsenten) Score von Volker "Hauschka" Bertelmann ein insgesamt etwas enttäuschendes Erlebnis.

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