MareikeHB - Kommentare
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Alle Kommentare von MareikeHB
„Die zwei Gesichter einer Frau“ von Dino Risi ist ein wendungsreiches, mysteriöses Beziehungsdrama, das verschiedene Genre (Giallo, Horror, Psychothriller) leicht touchiert. Ein gutbürgerlicher Italiener (Marcello Mastroianni) begegnet einer früheren Liebe (Romy Schneider), von der behauptet wird, dass sie vor einigen Jahren verstorben sei. Das Erzähltempo ist recht gemächlich und weitestgehend - bis auf eine überraschend blutige Gewaltszene - ohne Knalleffekte. Dafür bleibt durch die rätselhaften Begebenheiten kontinuierlich eine gewisse Grundspannung erhalten. Das Ende ist wunderbar konsequent.
Mastroianni ist, wie immer, eine sichere Bank und Romy Schneider besticht einmal mehr durch ihre fantastische Ausstrahlung. Man sieht sie hier auch als ältere Frau mit einer recht gelungenen Maske. Es wird viel mit den Erwartungen der Zuschauer gespielt. Manche dürften enttäuscht sein, dass der Film nicht die erhoffte genrespezifische Richtung einschlägt. Fest steht: Eine alte Liebe lässt sich nicht leicht aus dem Gedächtnis tilgen. Unter bestimmten Bedingungen kann sie wieder sehr präsent werden und aufflammen…
„Mr. Deeds geht in die Stadt“ von Frank Capra ist ein äußerst charmanter, kurzweiliger Komödienklassiker aus der „Goldenen Ära“ Hollywoods mit humanistischen Botschaften. Der aufrechte und bescheidene Mr. Deeds (Gary Cooper) aus einer u.s.-amerikanischen Kleinstadt erbt völlig unvermittelt ein Vermögen im Wert von 20 Mio. Dollar. Als er sein Erbe in New York antritt, lauern schon einige „Aasgeier“ mit dem Ziel, ihn zu übervorteilen und auszunutzen. Zudem bahnt sich eine zarte Liebesgeschichte an.
Knackige Dialoge, hervorragendes Schauspiel und schön verpackte Botschaften zeichnen dieses Meisterwerk Capras aus. Ein einfacher Mann muss sich in einer rauen Welt behaupten, die von Habgier und Sensationslust geprägt ist. Das ist heute so aktuell, wie vor fast 90 Jahren, als dieser Film entstand. Erfreulich ist auch, dass es, wie häufig in den Werken Capras, wieder eine starke Frauenrolle gibt - Jean Arthur mimt hier eine erfolgreiche Reporterin. Der Gerichtsprozess am Ende, in dem es auch um urmenschliche Ticks und Schwächen geht, ist ein wunderbar inszenierter, glanzvoller Höhepunkt.
„Meine Stunden mit Leo“ von Sophie Hyde ist ein kurzweiliges Kammerspiel - erfrischend wie eine Sommerbrise - über eine ungewöhnliche Beziehung. Eine desillusionierte, pensionierte Lehrerin (Emma Thomson) bestellt sich einen Callboy (Daryl McCormack), um ihr nicht erfülltes Sexualleben aufzuarbeiten. Bei ihren regelmäßigen Treffen finden beide zunehmend zu sich selbst.
Der junge Callboy Leo Grande, perfekt verkörpert durch Mc Cormack, wird fast märchenhaft romantisierend dargestellt: Er sieht nicht nur blendend aus, sondern verhält sich auch äußerst einfühlsam und glänzt mit einer ausgezeichneten Bildung. Die wieder einmal großartige Emma Thomson verleiht ihrer Rolle viel Verletzlichkeit und Würde. Sie scheut sich auch nicht vor kompletter Nacktheit. Die Annäherung der beiden, nicht nur auf offensichtlichen Ebenen, wird dabei mit viel Fingerspitzengefühl und mit Sinn für feinsinnigen Humor inszeniert. Wenn auch die Charakterzeichnungen etwas übertrieben und schablonenhaft erscheinen, verbleibt doch ein sehr lebens- und sexualitätsbejahender Film mit vielen positiven Grundaussagen, der gekonnt unterhält.
Bis zum 03.08.2023 in der Arte-Mediathek! Viele mag „Zwei oder drei Dinge, die ich von ihr weiß“ von Jean-Luc Godard ratlos zurücklassen. Es ist ein typischer Kunstfilm des Großmeisters mit einem mächtigen intellektuellen Einschlag. Hier ist das Miträtseln und Grübeln über das, was dargeboten wird, eine logische Konsequenz. Wer damit leben kann, wird seine helle Freude daran haben, denn es gibt wohl kaum ein überzeugenderes Porträt der Mittelklasse in Paris in den Jahren 1966/1967.
Gezeigt wird ein Paris der Moderne, vielfach Großbaustellen mit schwerem Gerät, Plattenbauten und auch z.B. eine vollautomatisierte Waschstraße. Protagonistin ist eine stilvolle, verheiratete Frau mit Kindern, die nebenbei die Familienkasse mit Prostitution aufbessert, als ob es das Normalste von der Welt wäre. Meistens sieht man diese Dame bei alltäglichen Dingen, in der Familie, beim Einkaufen, im Restaurant, beim Friseur etc. Dabei bekommt man immer wieder durch ihre Stimme aus dem Off Einblicke in ihre komplexe Gedankenwelt. Auch für zahlreiche Nebenfiguren gibt es eine mehr oder weniger tiefsinnige Stimme aus dem Off. Darüber hinaus gibt es noch einen kryptischen Erzähler, der auch gerne einmal flüstert.
Aus zahlreichen Versatzstücken entsteht ein philosophisches, tiefgründiges Gesellschaftsporträt, das die Strömungen der damaligen Zeit äußerst gelungen und unterhaltsam auf den Punkt bringt: der überwältigende Einzug der Moderne vor allem im städtischen Leben, die sexuelle Befreiung, der Vietnam Krieg, Konsumkritik, die innenpolitische Situation Frankreichs etc. Man wundert sich vielfach, was es in der damaligen Zeit schon für Konsumgüter gab - zumindest, wenn man diese Zeit nicht erlebt hat.
Letztlich wird bewusst eine künstliche Welt geschaffen - das Szenenbild ist sehr durchdacht und stylisch. Mit dem Einzug der Moderne gibt es schließlich auch immer mehr Artifizielles, Menschengemachtes. Eine Narrative im klassischen Sinne sucht man vergebens. Dafür gibt es immer wieder wunderbare, nachdenklich stimmende und humorvolle Bonmots.
„Don’t Worry About India“ ist eine unterhaltsame und informative, teilweise auch autobiografisch geprägte Dokumentation über Indien und seine Menschen vor der richtungsweisenden Parlamentswahl 2019. Arjun Jr., der mittlerweile in der Schweiz lebt, setzt sich gekonnt mit seinem Geburtsland Indien auseinander und hinterfragt das demokratische Erbe Gandhis. Er sieht die Einheit Indiens durch polarisierende Parteien gefährdet. Unterschiedliche Kulturen, die lange Zeit friedlich nebeneinander existierten, werden durch Politiker gegeneinander aufgehetzt.
Zudem beschäftigt er sich mit dem Kastensystem Indiens und interviewt Personen, die unterschiedlichen Kasten angehören, aber auch Verwandte - zu dem Thema Wahlen. Dabei berücksichtigt er den starken Gegensatz zwischen der zum großen Teil modern lebenden Stadtbevölkerung und der traditionell lebenden Landbevölkerung. Letztlich wird ein informativer Querschnitt der überaus vielfältigen indischen Kultur gezeigt. Die Aufnahmen sind immer wieder überraschend und sehr abwechslungsreich. Zudem versprüht der Filmemacher, der diesen Film aus dem Off kommentiert, einen herrlich selbstironischen, lakonischen Humor.
Bis zum 08.09.2023 in der Arte-Mediathek! Insbesondere für Westernfans sehr aufschlussreich! „Hollywood-Indianer“ von Neil Diamond und Katherine Bainbridge ist eine gelungene und sehr informative Geschichtsdokumentation über amerikanische Ureinwohner im Film. Neben zahlreichen Nachfahren amerikanischer Ureinwohner kommen auch Regielegenden, wie Jim Jarmusch und Clint Eastwood zu Wort. Regisseur Neil Diamond, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Sänger, stammt selbst von amerikanischen Ureinwohnern ab und reist von Kanada bis nach Hollywood, um auf den Spuren verschiedener Stammeskulturen zu wandeln. Damit räumt er mit manchem Hollywood-Indianer-Klischee auf.
Überraschend ist, dass es in der Stummfilmzeit Anfang des 20. Jahrhunderts noch völlig selbstverständlich war, die amerikanischen Ureinwohner so zu zeigen, wie sie tatsächlich waren. Es entstanden zahlreiche erfolgreiche, kurze Filme über das Brauchtum und es gab schließlich sogar einen bekannten Hollywoodstar, der immer wieder mit Erfolg „Indianer“ verkörperte, bis sich herausstellte, dass er (auch) afrikanisches Blut hatte. Erst in den 1930er Jahren wurden die amerikanischen Ureinwohner zunehmend stereotyp als brutale „Wilde“ mit Federschmuck dargestellt, die von „rechtschaffenen“ Weißen, oftmals verkörpert von John Wayne, vermeintlich legitim abgeknallt werden durften. Ein wegweisender Film war in dieser Hinsicht der stilprägenden Western „Stagecoach“ von John Ford.
In den 1950er Jahren entstand sodann das Bild des „Edlen Wilden“ - Indianer als gutherzige mythische und mystische Wesen. Völlig normal war inzwischen, dass die Ureinwohner von Weißen, oftmals namhaften Hollywoodstars, gespielt wurden. Auf kulturelle Unterschiede aufgrund der zahlreichen Stammeskulturen wurde ebensowenig Rücksicht genommen, wie auf eine sprachliche Differenzierung. Häufig mussten die „Indianer“ ein albernes, bruchstückhaftes Englisch sprechen. Unter anderem machte Hollywoodstar Marlon Brando in den 1970er Jahren schließlich gezielt auf die Diskriminierung der amerikanischen Ureinwohner in der Gesellschaft aufmerksam.
Zu „menschlichen Wesen“ mit differenzierten Charakterzügen, wie der Regisseur Diamond beschreibt, wurden die amerikanischen Ureinwohner im Film erst seit den 1990er Jahren. Seitdem entstanden auch bedeutende Filme von Nachfahren der amerikanischen Ureinwohnern selber, wie z.B. „Smoke Signals“ von Chris Eyre und „Atanarjuat“ von Zacharias Kunuk.
„Citadel“ ist eine inhaltlich aufgeblasene, geheimnistuerische, mäßig spannende Agentenserie mit James Bond Flair. Hervorzuheben sind die durchaus gelungenen Bilder, der exzellente Sound und die soliden schauspielerischen Leistungen. Die beiden attraktiven Hauptdarsteller Priyanka Chopra Jonas und Richard Madden wirken cool und souverän. Madden erinnert mich optisch immer an den jungen Robert Wagner.
Inhaltlich überzeugt die Serie leider weniger. Spannung möchte oftmals nicht aufkommen, da die vielen Rückblenden ermüden und das Geschehen ausbremsen. Zudem wirken die zahlreichen Wendungen aufgesetzt und oft an den Haaren herbeigezogen. Da kann man manchmal nur den Kopf schütteln. Auch die Kampfszenen können aufgrund der hektischen Schnitte nicht restlos überzeugen. Die generische Filmmusik bewegt sich auf einem mittleren Niveau. Wir dürfen gespannt sein, ob die Produzenten in den angekündigten kommenden Staffeln inhaltlich dazulernen werden. Zum Berieselnlassen ist die Serie bislang durchaus in Ordnung.
„Weites Land“ von William Wyler ist ein Edelwestern und zugleich ein episches Familiendrama. Ein Gentleman von der Ostküste (Gregory Peck) reist zu seiner Verlobten in den Westen, der Tochter eines Rinderbarons, und gerät in den Konflikt zweier verfeindeter Rancher. Gut und Böse ist überwiegend klar gezeichnet, aber es gibt auch spannende zwiespältige Charaktere, verkörpert von Charton Heston und Burl Ives, die sowohl helle, wie dunkle Seiten zeigen dürfen.
Die Figurenkonstellation ist komplex und die Geschehnisse werden spannend sowie wendungsreich dargeboten. Es folgt eine gelungene Auseinandersetzung mit Begriffen wie Mut, Männlichkeit, Eifersucht, Liebe, Gehorsam, verblendete Führung und Vater/Sohn-Konflikt. Leider wird ein Mexikaner, wie häufig in der Entstehungszeit des Films, stereotyp als nicht wirklich ernstzunehmender Charakter dargestellt. Die Kamera ist ausgezeichnet und fängt insbesondere die Weite der Prärie wunderbar ein. Auch die Filmmusik von Jerome Moross ist grandios mit einem der eingängigsten und bekanntesten Westernfilmmusikthemen überhaupt.
„Die Jagd“ von Thomas Vinterberg ist ein reißerisches Gerechtigkeitsdrama, das einen zwiegespalten zurücklässt. Ein Kindergärtner (Mads Mikkelsen) wird in einer kleiner Ortschaft in Dänemark zu unrecht des Kindesmissbrauchs beschuldigt. Handwerklich ist der fesselnd inszenierte Film mit erlesenen Bildern in jeder Beziehung exzellent umgesetzt. Dabei kann man leider schnell ein paar gravierende inhaltliche Schwächen übersehen.
Das Thema Kindesmissbrauch ist natürlich sehr brisant. Oftmals haben aufgrund des offensichtlichen Machtgefälles die Opfer das Nachsehen. Viele Taten werden nicht oder erst viele Jahre später angezeigt. Hier wird der Spieß umgedreht und ein Kind wird zum „Täter“ mit einer unberechtigten Beschuldigung. Daraus ergibt sich ein spannender, aber völlig unglaubwürdiger Horrortrip für den Protagonisten. Die Geschehnisse sind weitestgehend an den Haaren herbeigezogen: die völlig unprofessionelle Befragung des Kindes, die Leichtgläubigkeit und übertriebene Brutalität der Dorfbewohner, die an Lynchjustiz erinnert, die fast schon masochistische Wehrlosigkeit des Protagonisten. Nur einmal wehrt er sich - natürlich körperlich. Die Menschen scheinen in einem vernunft- und rechtsfreien Raum zu leben und nicht in der heutigen Zeit, in einem aufgeklärten Land wie Dänemark. Vielleicht hätte man besser daran getan, die Geschichte in die Vergangenheit zu legen.
Andererseits ist man auch in der heutigen Gesellschaft immer schnell mit Vorverurteilungen dabei, was hier offensichtlich angeprangert wird. Zudem bleibt oft bei Beschuldigten in Augen der Öffentlichkeit noch etwas haften, selbst wenn die Person freigesprochen wurde. Diese redlichen Botschaften werden leider sehr plakativ und effekthascherisch übermittelt, offensichtlich um dem Publikum zu gefallen. Etwas versöhnlich ist dabei der Gedanke, dass sich Missbrauchstäter nicht zu sicher fühlen sollten und mit einer totalen sozialen Ächtung rechnen können, wenn ihre Taten ans Licht kommen. Richtig ist allerdings auch, dass man bei jeder Beschuldigung wegen der gravierenden Konsequenzen ganz genau hinschauen sollte. Dies sollte in einem Rechtsstaat, in dem „in dubio pro reo - im Zweifel für den Angeklagten“ gilt, allerdings eine Selbstverständlichkeit sein.
„Christopher Columbus“ ist ein informativer, aber recht spannungsarmer Historienfilm über den berühmten gleichnamigen Entdecker des amerikanischen Kontinents. Mit der hier federführenden britischen Produktionsgesellschaft Gainsborough Pictures, die sich in den 1940er Jahren einen Namen mit äußerst erfolgreichen Kostümfilmen, wie „The Wicked Lady“ und „The Man in Grey“, gemacht hat und auch eine kurze Zeit Alfred Hitchcock unter ihren Fittichen hatte, verbindet man eher gekonnte, zuweilen reißerische Unterhaltung.
Die erste Hälfte, in der es um die Bewilligung von finanziellen Mitteln für die Expedition und Intrigen am spanischen Königshof geht, ist eher ermüdend. Hinzu kommt, dass Frederic March als Darsteller diesmal leider eine gewisse Künstlichkeit versprüht. Man hat nicht das Gefühl, dass er sich in seiner Rolle wirklich wohl gefühlt hat. Mit der Laufzeit, insbesondere als es auf Entdeckertour geht, wird der Film interessanter. Schön ist, dass mit echten amerikanischen Ureinwohnern gedreht wurde - damals keine Selbstverständlichkeit. Die Filmmusik von Athur Bliss ist recht aufdringlich, aber immerhin unter der Leitung des bekannten Dirigenten Muir Mathiesen dargeboten. Zum Schluss dient noch das legendäre „Ei des Columbus“ als Modell für die Lebensweisheit, dass viele Dinge leicht sind, nachdem man sie uns gezeigt hat.
Derzeit im Prime-Abo: „Blutiger Freitag“ von Rolf Olson ist ein äußerst unterhaltsamer, aber auch bluttriefender Gangsterfilm im Stile der italienischen Poliziotteschi. Aus jeder Pore atmet er den Zeitgeist der 1970er Jahre - revolutionäres Gedankengut in Robin Hood Manier und reaktionäres Denken in Teilen der Bevölkerung inklusive.
Raimund Harmsdorf verkörpert den brutalen Gangster mit viel Leidenschaft. Auch die übrige Besetzung ist mit Spielfreude dabei. Die ausufernden Gewaltdarstellungen sind ziemlich deftig inszeniert und zeugen oftmals von einem rabenschwarzen Humor. Dazu passen auch die witzigen, kodderigen Dialoge. „Blutiger Freitag“ ist eine Genre-Perle mit einer Extraportion B-Film-Charme.
Bis zum 15.10.2023 in der Arte Mediathek: „Der Geist des Bienenstocks“ von Victor Erice ist einer der renommiertesten Filme Spaniens. Es ist ein ruhig erzähltes, rätselhaftes Drama voller Poesie und Suggestionen. Thematisiert wird das dörfliche Familienleben einer Familie in der spanischen Provinz in den 1940er Jahren, als sich die Franco-Diktatur bereits etabliert hat. Der Vater ist ein verschlossener Intellektueller, möglicherweise vom spanischen Bürgerkrieg traumatisiert, der sich überwiegend seiner Bienenzucht widmet und über die Bienen schreibt, seine Ehefrau ist ihm entfremdet und hegt eine heimliche Briefkorrespondenz. Die jüngere Tochter Ana, die zugleich die Protagonistin ist, ist ein kleines Mädchen, das noch in einer magischen Welt lebt. Sie hat eine ältere Schwester, die ihre Leichtgläubigkeit immer wieder ausnutzt.
Der Film lebt von der Suggestivkraft der Bilder und von dem Nichtgesagten. Sowenig wie die kleine Protagonistin versteht, was um sie herum geschieht, sowenig gelingt es auch dem Publikum, dem Film eine konventionelle Narrative zu entlocken. Wir sehen die Welt aus der Sicht eines Kindes, sie bleibt in vielem vage, bruchstückhaft. Die Familie lebt in einem dörflichen Mikrokosmos, vergleichbar mit einem Bienenstock. Dementsprechend haben viele Fenster des Hauses eine Wabenstruktur, durch die ein gelbliches Licht schimmert. Nur wenn man das Haus verlässt, kann man mit der Realität in Berührung kommen, die in den 1940er Jahren in Spanien oftmals grausam war.
In einem Film im Film sieht man zu Beginn des Films Ausschnitte des Horrorklassikers „Frankenstein“ aus dem Jahre 1931. Die von Dr. Frankenstein erschaffene Kreatur beflügelt die Ängste der kleinen Ana, als sie in einer beeindruckenden Szene zusammen mit anderen Dorfbewohnern den Film sieht. Die Angst des Mädchens steht möglicherweise bildlich für die Angst vieler Menschen in der Franco-Diktatur. Das Schweigen im Film und das Verhalten der Eltern suggerieren die Schockstarre, die zahlreiche Bürger Spaniens zur Zeit der Diktatur empfunden haben.
Das größte Manko des edeltrashigen, kurzweiligen Monumentalfilms „Dschingis Khan“ ist wohl aus heutiger Sicht, dass in der beeindruckenden Besetzung nicht eine Person ist, die auch nur annähernd mongolisch aussieht. Andererseits nimmt dies dem Film die Ernsthaftigkeit und unterstreicht, dass Unterhaltung erwünscht ist und kein möglichst detailgetreues Abbild der Vergangenheit angestrebt wird. Es ist wie beim Theater oder Mummenschanz: Eine klare Distanz zur (vergangenen) Realität wird gewahrt.
Dafür wird die halbwahre Geschichte des großen mittelalterlichen Eroberers Dschingis Khan, der die mongolischen Stämme vereinigte und Wegbereiter für ein riesiges Reich in Asien und Osteuropa wurde, mit viel Leidenschaft, temporeich erzählt und von Regisseur Henry Levin routiniert in Szene gesetzt. Die Landschaftsaufnahmen und Massenszenen sind beeindruckend, die Bauten sind recht gut gelungen, die Kostüme wirken hochwertig und die Filmmusik von Dusan Radic ist passend bombastisch.
Die Besetzung ist, was die Nationalitäten betrifft, erstaunlich divers. Wenn das Aussehen schon nicht passt, so sind die Akteure doch mit viel Spielfreude dabei: Omar Sharif als Dschingis Khan, Stephen Boyd als sein ständiger Rivale Jamuga. Françoise Dorléac, hübsch und blond, verkörpert die weise und selbstbestimmte Ehefrau des Eroberers.
Eli Wallach als Shah von Persien hat einen Kurzauftritt.
Die beiden Engländer Robert Morley, als verweichlichter Kaiser von China, und James Mason, als gewitzter, chinesischer Berater, geben ihren Figuren einen parodistischen Anstrich. Bei den beiden wurden die Gesichter optisch asiatisch angepasst. Heute sind derartige stereotype Verkörperungen natürlich völlig undenkbar. Da ihre schlauen, extravaganten Texte im Gegensatz zu den anderen Dialogen viel Freude bereiten, sind die beiden Figuren trotz des „Chinese-Facing“ das Salz in der Suppe dieses Films. Wer auf der Suche nach deftiger Unterhaltung ist, wird hier fündig.
Bis zum 31.10.2023 in der Arte-Mediathek (O.m.U.)! „Adua und ihre Gefährtinnen“ von Antonio Pietrangeli ist eine kurzweilige und hintergründige Tragikomödie mit einer gehörigen Portion Sozialkritik, die an die neorealistische Tradition anknüpft. Nachdem die italienische Regierung Ende der 1950er Jahre die Prostitution verboten hat, beschließen die Prostituierte Adua (Simone Signoret) und drei weitere Kolleginnen ein neues Leben zu beginnen und ein Restaurant in der Nähe von Rom auf dem Lande zu eröffnen. Dabei haben sie zahlreiche Herausforderungen zu meistern, wie das Renovieren eines völlig baufälligen Hauses und neue Beziehungen zu Männern (u.a. Marcello Mastroianni).
Mit viel Empathie und Feingefühl blickt Pietrangeli auf die charakterlich sehr unterschiedlichen Protagonistinnen. Er zeigt, wie problematisch die Situation der Prostituierten Ende der 1950er in Italien war. Für sie war es oft durch diverse Abhängigkeiten sehr schwer, sich von ihrer Vergangenheit zu lösen. Kritisiert werden dabei die in der Gesellschaft zutiefst verwurzelten patriarchalischen Strukturen. Zugleich wird ein humoristischer Blick auf das männliche und weibliche Geschlecht geworfen. Vorurteile werden gekonnt aufs Korn genommen.
Tragik und Komik sind perfekt ausbalanciert. Zudem gibt es anrührende Szenen, die frei von Kitsch sind. Simone Signoret und Marcello Mastroianni werden einmal mehr durch ihr differenziertes Spiel ihrem hervorragenden Ruf gerecht, aber auch die übrige Besetzung lässt keine Wünsche offen. Die Schwarzweißbilder sind top.
„Human Journey“ ist eine faszinierende Natur- und Geschichtsdokumentation über die Ausbreitung des Homo Sapiens auf der Erde, produziert von der BBC.
In fünf Episoden mit einer Länge von ca. 50 Min. wird die Reise des modernen Menschen nachvollzogen. Die Episoden thematisieren die Wanderbewegungen auf den fünf Kontinenten und tragen die Titel:
1. Afrika
2. Australien
3. Asien
4. Europa
5. Amerika
Der Theorie nach begann die Reise des Homo Sapiens in Afrika. Genanalysen scheinen zu bestätigen, dass weltweit Menschen Spuren des Erbguts dieser Pioniere in sich tragen. Unterschiede in der Hautfarbe und Physiognomie haben sich erst zu einem späteren Zeitpunkt entwickelt. Unsere Vorfahren waren immensen Herausforderungen, wie zum Beispiel der Eiszeit, ausgesetzt. Die Dokumentation beeindruckt durch ihr fundiertes naturwissenschaftliches Wissen und den ansehnlichen Bildern aus allen fünf Kontinenten.
Im Jahre 2000 gab das U.S. Militär zu, dass es den Han-Fluss in Südkorea mit Formaldehyd verseucht hat. Regisseur Joon-ho Bong entwickelt aus diesem Sachverhalt mit „The Host“ einen fesselnden und einfallsreichen Monsterfilm. Ein reptilienähnliches Flusswesen tyrannisiert die Menschen in Seoul.
Genmutierte, aus einer Umweltverschmutzung entwachsene Monsterwesen hat es in der Filmgeschichte immer wieder gegeben. Joon-ho Bong veredelt sein Werk mit einer äußerst stilvollen, mitunter rasanten Optik und herrlich skurrilen Charakteren. Neben seiner Kritik an Umweltverschmutzungen und der Arroganz der U.S.-Amerikaner spart er auch nicht an Sozialkritik. Es geht um einen unfähigen, willkürlich handelnden Staat, die panische Angst vor ansteckenden Krankheiten, die hier regelrecht einer Hysterie gleichkommt, aber auch um die Tatsache, dass das Individuum in der südkoreanischen Gesellschaft trotz zahlreicher demokratischer Reformen im 20. Jahrhundert nicht wirklich zählt.
Fans des typisch südkoreanischen, oftmals etwas brutal angehauchten Humors kommen ebenfalls auf ihre Kosten. Immer wieder werden kreative, meist visuelle Gags eingestreut - einige haben mit Bier und Bierdosen zutun. Hervorzuheben ist zudem die exzellente, abwechslungsreiche Filmmusik von Byeong Woo Lee. In Südkorea hat dieses Horrordrama mit komödiantischen Elementen in den Kinos sämtliche Kassenrekorde gesprengt.
„Bravados“ von Henry King ist ein solide, aber recht bieder inszenierter, klassischer Western. Der Handlungsverlauf der Rache-Story ist zunächst ziemlich vorhersehbar. Gegen Ende gibt es einen gelungenen Wendepunkt. Eher ungewöhnlich für die 1950er Jahre ist, dass sexuelle Gewalt im „Wilden Westen“ thematisiert wird und der rächende Held zum Schluss sein Handeln reflektieren darf. Protagonist Gregory Peck trägt leider mit seinem hölzernen Schauspiel dazu bei, dass „Bravados“ insgesamt zu brav in Erscheinung tritt.
Ingmar Bergman bürgt als einer der bedeutendsten Regisseure des 20. Jahrhunderts immer für Qualität, aber das düstere Melodram „Schiff nach Indialand“ zählt eher zu seinen schwächeren Werken. Die hochdramatische Eifersuchts- und Vater/Sohn-Geschichte ist recht spannend, aber letztlich zu schwülstig geraten.
Thematisiert werden die verheerenden Auswirkungen psychischer Gewalt. Zum einen, wie sie sich beim Opfer körperlich auswirkt - der Sohn hat einen „Buckel“. Zum anderen, wie sie sich beim Täter - dem Vater - ebenfalls körperlich zeigt: Sein Hass und seine Eifersucht machen ihn zunehmend blind. Die Inszenierung ist gelungen. Dabei kommt die beklemmende Atmosphäre gut zum Ausdruck. Auch das Schauspiel ist stimmig. Aber es fehlt der besondere Stempel, der Bergmans Filme oft zur großen Filmkunst erhebt.
Als Hollywood-Babylon in Reinform - so präsentiert sich bisweilen „Babylon - Rausch der Extase“ von Damien Chazelle in Anlehnung an die erfolgreiche deutsche Serie „Babylon Berlin“. Dementsprechend ist das opulente, kurzweilige Drama ebenfalls zunächst in den 1920er Jahren angesiedelt. Ähnlich wie die Serie spinnt sich die Geschichte in den nächsten Jahrzehnten fort.
Das Leben im Hollywood der 1920er Jahre ist wild und hat tatsächlich babylonische Züge: Ausschweifende Parties mit Menschen ohne Schamgefühlen, Betäubungsmittel, soweit das Auge reicht. Im Mittelpunkt des Geschehens steht ein junger Mann (Diego Calva), der als „Mädchen für alles“ bei einem bekannten Stummfilmstar und Produzenten (Brad Pitt) angestellt ist und von der großen Karriere in Hollywood träumt. Er verliebt sich in eine junge, impulsive Frau (Margot Robbie), die sich schnell zum erfolgreichen Stummfilm-Star mausert.
Großartige Kostüme und ein eindrucksvolles Szenenbild verwöhnen die Augen. Wie im Vorbeigehen werden auf amüsante Art Lektionen der Filmgeschichte erteilt. Insbesondere erfährt man einiges Wissenswertes über die damaligen Produktionsbedingungen und auch die ersten Gehversuche des Tonfilms. Diese Themen sind natürlich nicht ganz neu. Die überschäumende Liebe zum Kino teilt sich dieser Film mit „Cinema Paradiso“. Inhaltlich wird elegant Bezug auf „Singing in the Rain“ genommen. Die liebevoll gezeichneten Charaktere werden durch eine exzellente Besetzung gestützt. Vor allem Hauptdarsteller Diego Calva ist eine echte Entdeckung. Hoffentlich werden ihm noch zahlreiche Hauptrollen vergönnt sein. Für die mitreißende Filmmusik ist Justin Hurwitz verantwortlich. Der Musikstil erinnert bisweilen etwas an die Filmmusik von „La La Land“, die er ebenfalls komponiert hat.
„Kindling“ von Connor O’Hara ist ein packendes, feinfühliges und lebensbejahendes Coming-of Age-Drama. Zugleich ist es ein eindrucksvoller Lehrfilm über die Zeit des Abschieds von einem geliebten Menschen sowie über Trauerbewältigung.
Ein dem Tode geweihter, aber körperlich noch fitter junger Mann (George Somner), versammelt im Sommer seine besten Jugendfreunde (u.a. Conrad Khan, Rory J. Saper) im Landhaus seiner Eltern, um durch ein besonderes Feuerritual Abschied von ihnen zu nehmen. Die Sache wird kompliziert, als er eine sympathische, junge Frau (Mia McKenna-Bruce) kennenlernt.
Dieser in jeder Hinsicht erstklassig produzierte, anrührende Film wirkt authentisch, zeichnet sich durch seine Komplexität aus und schlägt immer die richtigen Töne an, tragische wie komische. Kitschfallen werden gekonnt umschifft. Man sollte allerdings Taschentücher griffbereit haben. Gewidmet wird das Werk allen, die liebe Menschen verloren haben.
„Brexit: The Uncivil War“ von Toby Haynes ist ein erhellendes Comedy-Drama, das die Vorgeschichte des Brexit aufzeigt. Schauspieler schlüpfen hier in die Rollen der Strategen, die 2015 und 2016 Kampagnen für und gegen den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der Europäischen Union schufen. Der Fokus liegt überwiegend beim „Leave“-Team, das den Brexit befürwortete. Dominic Cummings (Benedict Cumberbatch) war der gewiefte und wohl bedeutendste Manipulator im Hintergrund, der dafür mitverantwortlich war, dass rund 17 Millionen versus 16 Millionen Briten für den Brexit stimmten. „Take control back again!“ war sein wirkmächtiger Slogan.
Fakten durchmischt mit erdachter Dramaturgie und eine gehörige Portion Zynismus bestreiten den Inhalt dieser trotz aller Tragik amüsanten Dramödie. Cumberbatch, hier mit einer ungewohnten Halbglatze in einer eher unsympathischen Rolle, Rory Kinnear als sein unglücklicher Gegenspieler Craig Oliver, Richard Goulding als Boris Johnson und der übrige Cast agieren gekonnt in bester britischer Schauspieltradition. Die Dialoge sind in diesem Kammerspiel oft bissig. Es verbleibt ein anschaulicher und auch erschreckender Lehrfilm, wie Politik heutzutage funktioniert.
„Paul - Ein Alien auf der Flucht“ von Greg Mottola ist eine lustige Science-Fiction-Komödie mit zahlreichen Anspielungen auf Genre-Klassiker. Zwei britische Nerds, Comic- und Alien-Fans, reisen mit einem Wohnmobil durch die USA, um berühmte „Alien-Schauplätze“, wie die Area 51, zu besichtigen. Wie es der Zufall will, begegnen sie tatsächlich einem Außerirdischen namens Paul. Diesem möchten sie helfen, damit er zu seinem Volk zurückzukehren kann. Das ist allerdings nicht einfach, da sie sich unter anderem mit Alienjägern, gewaltbereiten Hinterwäldlern und extremen Christen auseinandersetzen müssen.
Viele Gags zünden, manche sind allerdings recht derb und polarisieren möglicherweise. Immerhin wird in verschiedene Richtungen ausgeteilt. Das Drehbuch ist einfallsreich und hält die ein oder andere Überraschung bereit. Gelungene Anspielungen gibt es zum Beispiel auf „Die unheimliche Begegnung der dritten Art“, „E.T.“ und „Men in Black“. Der außerirdische Paul („Ich esse keine toten Vögel“ = Lachflash) ist prima animiert, aber auch die menschliche Besetzung weiß zu überzeugen. Das britische Komikerduo Simon Pegg und Nick Frost ist einfach eine sichere Bank und die Nebenrollen sind gut mit Kirsten Wiig, Jason Bateman und Sigouney Weaver besetzt.
Diesen Text widme ich meinem enthusiastischen Kollegen TschunaSan. Dieser Film zählt zu seinen Lieblingsfilmen. Danke für den Tipp!
Na, ob sich Queen Anne bei der Kostümfarce „The Favourite“ von Yorgos Lanthimos wohl im Grabe umdreht? Zum einen werden ihr zwei historisch nicht verbürgte Liebschaften mit Frauen angedichtet. Und diese beiden Frauen (Rachel Weisz, Emma Stone) stechen sich regelmäßig durch Intrigen aus, beide um die alleinige Liebe der Königin (Olivia Colman) buhlend. Außerdem wird die durch diverse körperliche und seelische Leiden gebrechliche, geschwächte Königin im Gegensatz zu ihren gerissenen, machtbewussten Liebhaberinnen nicht gerade als ein attraktiver Mensch dargestellt. Fresssucht ist nur eines der Laster dieser tragikomischen Gestalt. Aber auch sonst geht es am Hofe oftmals dekadent und vor allem sprachlich äußerst vulgär zu.
Lanthimos präsentiert eine formvollendete, derbe Satire aufs englische Königshaus, die sicherlich nicht jedermanns Geschmack trifft. Glanz und Gloria sucht man hier vergebens. Dafür zünden viele Gags. Das Szenenbild ist exzellent, genauso wie das Schauspiel der drei Protagonistinnen. Olivia Colman erhielt durch ihr gekonnt drastisches Spiel zurecht, gerade auch mit ihrem Mut zur Hässlichkeit, den „Oscar“ als beste Hauptdarstellerin. Für die Herren (z.B. Nicholas Hoult) verbleiben lediglich kleinere Nebenrollen. Dieser Kostümfilm gefällt durch einen erfrischend anderen Blick auf das britische Königshaus und vermeidet gängige Genreklischees. Zu ernst oder gar für bare Münze sollte man ihn jedoch nicht nehmen.
„Ich sehe den Mann deiner Träume“ von Woody Allen ist eine amüsante Beziehungskomödie, die unbeschwerte Unterhaltung bietet. Eine dysfunktionale Familie, die aus getrennt lebenden Eltern im Rentenalter (Anthony Hopkins, Gemma Jones) und einer Tochter (Naomi Watts) mit Ehemann (Josh Brolin) mittleren Alters besteht, droht auseinander zu brechen, da sich alle Beteiligten für andere Lebenspartner interessieren.
Mit leichtem Biss und gewohnt hervorragenden Dialogen nimmt Allen den Jugendwahn der älteren Generation, esoterische Leichtgläubigkeit und die oftmals schwierige Verfolgung von Lebensträumen aufs Korn. Dabei erreicht Allen künstlerisch nicht den anspruchsvollen Level seiner früheren Meisterwerke, da es hier im Vergleich deutlich an Einfallsreichtum mangelt. Dennoch bietet er gehobenes Handwerk, vor allem was die Führung der Schauspieler und Schauspielerinnen betrifft. Die namhafte, hochkarätige Besetzung, auch in Nebenrollen (z.B. Antonio Banderas, Freida Pinto), darf glänzen, wenn sie auch nicht übermäßig gefordert wird.
Sind einige Werke Woody Allens auch etwas anstrengend, - das mag vor allem daran liegen, dass er als selbstverliebter Darsteller durchaus polarisiert - so plätschert hier ohne ihn alles angenehm vor sich hin und verdichtet sich schließlich zu einer unterhaltsamen Seifenoper. Woody Allen ist als Regisseur und Filmemacher jedenfalls unbestreitbar ein großer Könner.
„Unterwegs nach Cold Mountain“ von Anthony Minghella ist ein fesselndes, aber auch düsteres Liebesdrama, das gegen Ende des Amerikanischen Bürgerkrieges spielt. Ein junges, frisch verliebtes Paar (Jude Law und Nicole Kidman) wird getrennt, als der Protagonist in den Bürgerkrieg für die Südstaaten eingezogen wird. Gegen Ende des Krieges desertiert er, um zu seiner geliebten Freundin zurückzukehren. Der Weg zurück ist aber in jeder Hinsicht voller Gefahren und sehr beschwerlich.
Die Schrecken des Krieges werden gleich zu Beginn in einer Schlacht zwischen den Nord- und den Südstaaten eindrucksvoll gezeigt. Aber auch weitere schlimme Kriegsfolgen bleiben nicht unberücksichtigt: Die Exekution von Deserteuren, Hunger, große Plantagen, auf denen nur noch wenige Frauen verblieben sind, da die Männer im Krieg kämpfen oder gefallen sind und die Sklaven bereits in die Freiheit entlassen wurden. Hochgebildete Frauen, wie die Protagonistin, müssen nunmehr landwirtschaftliche Aufgaben übernehmen. Angesichts der sich nähernden feindlichen Soldaten und der Lebensmittelknappheit müssen auch die Frauen um das blanke Überleben kämpfen.
Mit wunderschönen Bildern, aber auch stellenweise etwas schwülstig kommt dieses spannende Westerndrama daher. Die Figuren bleiben leider weitestgehend blass und unnahbar. Darstellerisch sticht Renee Zellweger als einfach gestrickte, burschikose Helferin der Protagonistin deutlich heraus. Sie hat sich ihren „Oscar“ als beste Nebendarstellerin redlich verdient. Der Film erhielt sechs weitere „Oscar“-Nominierungen.