Murray - Kommentare

Alle Kommentare von Murray

  • Läuft. Ich bleib dran.

    3
    • 7 .5

      Jakub ist ein fauler Taugenichts der seinem Vater auf der Pelle liegt. Kein Wunder also das dieser ihn eines Tages aus dem Hause jagt und sagt er solle doch das alte Grundstück seines Opas verkaufen und dann ein eigenes Heim beziehen. Kaum dort angekommen wird er Tag für Tag von illustren Gestalten besucht die ihm die ganz großen Fragen des Lebens stellen:
      Was ist der Sinn in deinem Leben? Wo ist Gott? Und was ist eigentlich die große Liebe?

      Klingt recht schwermütig, ist in der Ausführung aber schon fast leichtfüßig und heiter. Denn so oft auch gefragt wird, eine Antwort bekommen wir nie. Und trotzdem darf Jakub am Ende fröhlich in die Kamera strahlen. Denn wie einst Wittgenstein sagte (und das passt hier weil dieser auch Besucher des Garten ist):

      "Ich möchte nicht mit meiner Schrift Andern das Denken ersparen.
      Sondern, wenn es möglich wäre, jemanden zu eigenen Gedanken anregen."

      "Záhrada" ist ein melancholisches und intelligentes Märchen das sich jeden Moment einen nächtliche Nebel verwandeln könnte der friedvoll über die Straßen huscht.
      "Záhrada" ist Herbst.

      23
      • 7 .5

        Johnnie To ist ein wahrer Hansdampf in allen Gassen.

        Die meisten kennen ihn für seine harten und hochstilisierten Actionreißer, dem geneigten Kenner fällt aber auch die ungemeine Wärme in Ausnahmefilmen wie "Throw Down" oder "Exiled" auf. Die sind eben nicht bloßes Eyecandy sondern haben ihre Anker auch ganz tief in die menschliche Seele geschlagen.
        So ist es nicht verwunderlich das To auch Ausflüge in andere Genres nicht scheut. Seien es Krimis ("Sparrow"), Liebesfilme ("Don't go breaking my heart") oder wie bei "Yesterday Once More" die Fusion beider: Der Liebeskrimi.

        Die Geschichte um ein Gaunerpärchen das sich aufgrund eines Streits um die Beute trennt und dessen Wege später wieder zueinander führen gewinnt dabei sicher keinen Innovationspreis und hier und da findet sich sogar mal etwas dickflüssiger Schmalz.
        Und dennoch macht es Spaß.
        Nicht nur weil das Geschehen flott und twistreich inszeniert ist, sondern weil der technische Aspekt, wie üblich, vollends überzeugt. Da sitzt jeder Schnitt und jede Einstellung und wird alle paar Szenen mit einem richtigen Augenöffner angreichert. Das ist, zumindest für mich, ein großer Reiz an To's Filmen.

        Sie sind eine wahre Freude, lassen mich stets mit einem Lächeln zurück und sind darüber hinauch noch eine Lehrstunde genialen Filmemachens.

        14
        • 8 .5

          Beim Thema Depression macht man man in der Regel nichts verkehrt wenn man es nüchtern betrachtet. Das ist zwar "nur" ein sicherer Weg aber wenigstens ein respektvoller. Alex Ross Perry, welcher ohne Frage schon persönliche Erfahrung dahingehend gemacht haben muss, zieht die Thematik lieber als Horrorfilm auf. Das macht, im nachhinein betrachtet, unglaublich viel Sinn. Die ständige Angst des Missverstehens, die Isolation, der Realitätsverlust, dieser ewige Treibsand ins Nichts. Allein die Symptome deuten schon das richtige Genre an und es brauchte wohl nur einen jungen und fähigen Regisseur um die Zeichen auch zu deuten.

          "Queen of Earth" ist ein nervenzerreißendes kleines Juwel, veredelt von seiner Hauptdarstellerin Elisabeth Moss die hier mit einer kehlezuschnürenden Performance ihren möglichen Karrierehöhepunkt gefunden hat. Bin baff.

          27
          • Da muss ich mir ja fast eine Träne wegwischen. So lange hat's gedauert und endlich ist es soweit.

            Sagenumwobene Insel der unentdeckten Filmperlen - ich komme!

            4
            • 7 .5

              Filme die sich mit dem Thema Selbstmord beschäftigen sind immer eine schwierige Angelegenheit. Die meisten Regisseure denken halt das man nur etwas Liebe braucht und *schwupps* ist die Depression vorbei und alle wieder toll. Das ist natürlich großer Schwachsinn und geschmacklos und Filme die sich der Thematik mit Respekt nähern eher eine Seltenheit ("Oslo, 31. August").
              "Colorful" ist eine weitere Ausnahme, beschäftigt sich eher mit dem Grund anstatt der Lösung und nimmt sich lieber die Idee der zweiten Chance zur Brust. Da ist es schon ein Wunder das Keiichi Hara's Werk regelrecht leichtfüßig über den Abgrund wandert und nebenbei noch die ein oder andere simple Wahrheit findet. Schade nur das er für seine harten, emotionales Punches dann auf billige Tricks wie übertrieben gefühlsduseligen Score zurückgreift um die Tränen zu entlocken. Funktionert hat's trotzdem und ich bin froh den Film alleine geschaut zu haben. Ganz fieser Tearjerker.

              21
              • 8

                2000ste Filmbewertung/500ster Kommentar
                auch bekannt als "Sentimentales Gefasel an hitzigem Sommertag"
                ---------------------------------------------------------------------------------------------------------

                Es fing mit meiner Leidenschaft zu Woody Allen an. Als ich damals aus dem Film "Midnight in Paris" mit einem Gefühl unbändiger Lebendigkeit aus dem Kino kam, die Sommerluft schnupperte und für einen Moment alles im reinem mit der Welt war, nahm ich mir felsenfest vor auch die restlichen Werke des Regisseurs anzusehen.

                Also schnell zu Hause an den Rechner und nach der Filmographie googeln. Unweigerlich stieß ich auf eine Seite namens Moviepilot. Keine wirklich ansehliche Seite, waren es allerdings die unzähligen, streckenweise brillianten Kommentare die mein Interesse weckten. Und so verbrachte ich Tage damit nach meinen Lieblingsfilmen zu suchen und las emsig die die kurzen und langen Kritiken.

                Irgendwann musste ich mich da einfach anmelden und hatte erstmal alle Hände voll damit zu tun meine gesehenen Filme zu bewerten. Das waren eine ganze Menge da mein Vater mir in Kindheits-und Jugendtagen jede Woche einen dicken Stapel Videos und später DVD's aus der Videothek nach Hause brachte. Da wir auf einem kleinen Dorf wohnten war das an manchen Tagen mein einziger Ausblick in die große Welt. Da wird dann auch mal ein "Texas Chainsaw Massacre" zum Balsam für die Seele.

                Es fiel mir schwer hier am Anfang Freunde zu finden. Einfach so jemanden ohne Grund anschreiben und eine Anfrage schicken? Das war mir irgendwie peinlich. Zum Glück kam dann irgendwann die große Wimmelkommentar-Aktion und mit einen Schlag fand ich Anschluss an die Community und plötzlich machte auch die Seite so richtig Sinn. Seitdem ist mein Dashboard gefüllt mir Kommentaren und jeden Tag finde ich neue tolle Filme. Überhaupt, was hätte ich nicht alles verpasst ohne MP. Tarkowsky, Bergmann, das asiatische Kino, Screwball-Komödien und mein merkwürdiges Faible für extremes Grenzkino. Danke dafür. Wenn ich jemanden sage das ich "Irreversible" für ein Meisterwerk halte so stößt das öfter auf entgeiste Augen. Köstlich.

                Natürlich ist es nicht immer leicht. Es gibt Streitereien, einige unschöne Reibungen und schmerzlicherweise verschwinden auch mal liebgewonne User. Obwohl so ein Drama auf einer Social Media-Seite inklusive digitalem Seppuku ja auch irgendwie nach Zukunft duftet. Und auch wenn es scheint als würde ich mal von der Bildfläche verschwunden sein, so wisset das ich jeden Tag meine Zeit dieser Seite widme und mit Engelsruhe eure tollen, lustiges und auch traurigen Kommentare lese.

                Ich liebe MP einfach dafür und das wird sich auch nicht ändern. Erinnerungen kann man ja nicht stehlen.

                Danke an alle.

                Der Wind wird uns tragen.

                48
                • 3
                  • 8 .5

                    Staffel 2 der Erfolgsserie "True Detective" wird es bei Publikum und Kritikern sicherlich schwer haben. Keine offensichtlichen Oberflächenreize wie philosophisches Gequassel aus rauen Männerhälsen, coole Plansequenzen oder gar ein Happy End..

                    Vielmehr sind es hier die metertiefen Risse in der Fassade welche eine ungemeine Faszination auf den Zuschauer ausüben können. So fern diese denn bereit sind und es wagen in die dunklen Spalten zu blicken. Es ist ein ungemein nihilistischen Bild das Pizzolatto hier zeichnet. Ein Bild deren Figuren vergeblich nach Gott suchen, sei es auf pornographischen Seiten, auf dem Boden einer Bierflasche, in den Wipfeln der Bäume oder in den Schlägen wütender Fäuste. So was wie Nähe oder Liebe gibt es hier höchsten wenn man dem Tode mit glasigen Augen ins Gesicht blickt und auch dann nur weil man mit seinem Opfer einem höheren Ziel dient. Oder zumindest davon ausgeht.

                    Es ist ohne Frage eine der deprimierendsten und anstrengendsten Serien die ich in langer Zeit gesehen habe. Nicht weil die Geschichte so vertrackt und konfus ist sondern einfach weil der Blick hier stets gen Abgrund gerichtet wird. Klar sieht das Ganze immer noch verdammt gut aus und auch die Darsteller machen allesamt einen ausgezeichneten Job, aber wer nicht bereit ist sich zumindest ein bisschen reinzufuchsen der wird hier nicht seine Freude haben. Ich dafür bin immer noch sprachlos.

                    17
                    • Ganz großartige Folge. Hätte nach anfänglicher Skepsis nicht gedacht das Season 2 sogar noch die erste Staffel übertrumpft. Respekt.

                      5
                      • Eine 100 Seiten-Klickstrecke? Und das zu meinem Geburtstag? Äh, danke aber nächstes Jahr dann lieber wieder selbstgehäkelte Socken.

                        40
                        • 9

                          [...]Dabei weiß Woo ganz genau wie er seine Symbiose aus Blut und Metall zu inszenieren hat. Da werden Menschen zu Schutzschildern die in endlosen Blutfontänen[...]hart rangenommen werden. Selbst Baby's werden [...]in Zeitlupe durch Wände katapultiert und von Chow Yun-Fat mit Blei durchsiebt.

                          [...]Es ist die endlose Frage warum wir Menschen[...]nachladen und verschwitzt und blutig[...]im Teehaus sitzen.[...]Dann zeigt "Har[..]Bo"[..] sein wahres Gesicht und beweist das man auch ohne[..]Script einen[..]Film machen kann.[..]Nicht[...]

                          [..]Eindeutig der beste[..]Action[..]John[...]

                          Die vollständige Kritik unter: http://[...]geilerFilmMensch.[..].de/[...]

                          27
                          • 9

                            Ganze 1935 Filme hat es gedauert bis ich einen finde auf den sich alle einigen werden können. Einen Liebesbrief an einen Freund den wir hier alle verehren: Das Kino. Aus über 450 Klassikern schnippelte György Pálfi eine Romanze zurecht und sorgt mit dem Endergebnis für staunende Augen.

                            Da küsst dann Arwen Aragorn nur um sich im nächsten Moment in Woody Allen's Armen wiederzufinden. Sharon Stone spreizt ihre Beine und wird von einem lüsternen Norman Bates beobachtet und Ellen Page ist schwanger mit dem Starchild aus "2001". Solche Szenen finden sich hier am laufenden Band. Kein Clip dauert länger als 10 Sekunden. Es ist beeindruckend wie Pálfi hier einen Flow findet der verhindert das dieses Experiment abgehackt wirkt. Als Bindemittel nutzt er ganz einfach die größten Songs der Kinogeschichte.

                            "Final Cut" ist zum brüllen komisch, erzeugt Gänsehaut am laufenden Band und entzieht sogar die ein oder andere Träne. Das Potential hat auch Bela Tarr erkannt und fungierte sogar als Produzent.
                            Was für ein Triumph!

                            22
                            • Über 200 Filme, respektiert von seinen Kollegen, bis zum Ende mit seiner großen Liebe verheiratet und dann noch 93 Jahre alt werden. Was für ein fantastisches Leben!

                              27
                              • Murray 30.05.2015, 16:58 Geändert 30.05.2015, 16:59

                                Infinite Jest, auch wenn absolut unmöglich.
                                Rant von Palahniuk.

                                4
                                  • Aufgepasst liebe Carruth-Fans!

                                    Das Shane nicht nur hinter, sondern auch vor der Kamera glänzt dürfte den meisten mittlerweile klar sein. Auch Regisseur Alberto Roldán ist diese Tatsache nicht entgangen und so er hat er den guten Mann für seinen neuen Kurzfilm "everything & everything & everything" angeheuert.

                                    Kurz zur Inhaltsangabe:

                                    Morgan ist ein leicht depressiver Mann der eines Tages eine blau leuchtende Pyramide(!) in seiner Wohnung vorfindet, welche unentwegt Türklinken ausspuckt(!!). Hört sich nach einer guten Geschäftsidee an, oder?

                                    Nachdem ich nun mehrere Monaten mit dem Verleih in Kontakt stand, wurde ich vor ein paar Tagen informiert das der Film nun endlich online gestellt wurde.
                                    Das Endergebnis ist äußerst verwirrend, spannend und hat wohl irgendwas mit Kapitalismuskritik zu tun. Wie dem auch sei, diese 15 Minuten kann man auch deutlich schlechter investieren.

                                    Hier anschauen:

                                    https://www.vice.com/read/im-short-not-stupid-presents-everything-everything-everything-290

                                    7
                                    • Unbedingt anschauen. Ganz großartiger Sinnesrausch!

                                      • Wenn jemand zu mir sagen sollte das "The Wire" die beste Serie aller Zeiten ist bin ich wohl anderer Meinung, aber wahrscheinlich hat er recht.

                                        8
                                        • Hoffentlich wieder mit mehr Biss. Der kleine Ausrutscher mit "Magic in the Moonlight" sei ihm verziehen, immerhin hat kaum ein Regisseur einen so guten Schnitt bei mir.

                                          2
                                          • Kann ab jetzt bitte jeder Artikel so toll aussehen?

                                            9
                                            • 2
                                              • 3
                                                • 9

                                                  Es gibt da dieses Gefühl, tief in uns, welches uns daran erinnert das eigentlich alles umsonst ist, das wir unsere Zeit mit Kleinigkeiten verschwenden und das irgendwann alles vorbei sein wird und wir genauso unwissend von diesem wunderschönen Planeten verschwinden wie wir ihn einst betreten haben.

                                                  Manche haben Glück und werden nur selten von diesem Gefühl besucht und andere wiederum, du und ich, müssen uns öfteren diesem dunklen Abgrund stellen.
                                                  Das ist traurig, aber wir können es uns ja nicht anders aussuchen.
                                                  Letzlich sind wir alle nur Momente die darauf warten vorüberzugehen. Fragmentierte Schönheit.

                                                  Don Hertzfeldt macht über diese Gedanken Filme. In simplen Animationen überbringt ebenso simple Nachrichten. Die treffen genau da wo es besonders weh tut und der Schmerz hallt lange nach. Dann sitzt man mit zusammengebissenen Zähnen und unter Tränen in seinem dunklen Zimmer, der Fernseher beleuchtet den Raum und lässt Schatten über die kahlen Wände huschen. Schnappatmung, Angst und dann Reinigung. Jede starke Emotion ist ein Zeichen von Leben.
                                                  "Ich weine" oder besser gesagt "Ich lebe". Dann macht alles auf einmal Sinn, alles ist leicht und alles wird gut.

                                                  Zumindest bis dieses Gefühl wieder kommt. Aber wenn man ganz viel Glück hat bringt Don Hertzfeldt vielleicht passenderweise neue Medizin in Filmform heraus.

                                                  "That's the thing about the present. You only appreciate it when it's the past."

                                                  32
                                                  • 3