oMadMac - Kommentare

Alle Kommentare von oMadMac

  • oMadMac 04.03.2020, 03:33 Geändert 04.03.2020, 03:36

    Wie jetzt? Wenn ich den Fernseher anschalte ist nicht alles echt, was da läuft? For real?

    Habe nie eine Sendung von denen gesehen, sind mir einfach nicht sympathisch, aber woanders eben gelesen, dass z.B. in der Folge mit dem Heißluftballon ein Umlaut-Promi angeblich alleine gelassen wurde und das Ding dann spontan geflogen und gelandet ist. Ja ne, is klar wa?

    Das der Quatsch natürlich gestellt ist, ist gar nicht schlimm. Auch nicht, dass so getan wird als ob es echt ist. Schlimm ist, dass anscheinend viele Menschen wirklich glauben, dass wäre alles echt. Unbegreiflich!
    Jetzt erzählt mir als nächstes bitte nicht Berlin Tag und Nacht ist keine echte Doku über Leute aus meiner Nachbarschaft! 🤪🤣🤣💆‍♂️

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    • Ist ok. Die Serie fängt super an, hat ein paar sehr harte, konsequente Momente und baut ca. ab der Hälfte in großen Stücken wieder ab.

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        oMadMac 01.03.2020, 21:46 Geändert 03.03.2020, 02:22

        Die Höhle - Das Tor in eine andere Zeit ist ein von dem sonst als Schauspieler tätigen Ben Foster (Galveston) und Mark Dennis (Strings) inszenierter Low-Budget Sci-Fi-Film von 2017. Eine Gruppe Jugendlicher macht sich auf den Weg in ein Höhlensystem um nach ihrem Professor zu suchen, der sich wiederum in die Höhle begab um nach Spuren seiner Eltern zu suchen, die sich ebenfalls in die Höhle begaben als er ein Kind war, und verschwanden.

        Was daraufhin folgt und was dies mit Zeitreisen zu tun hat, darf wirklich nicht gespoilert werden, denn die voller Überraschungen steckende Story kann so ihr volles Potenzial entfalten. So viel sei gesagt: Es entspinnt sich eine spannende, tatsächlich sehr originelle, in sich stimmige Geschichte, die ohne zu langweilen immer weiter voranschreitet ohne die typischen versöhnlichen Rückzieher oder Kehrtwendungen zu unternehmen.

        Trotz des super niedrigen Budgets von gerade einmal 1 Millionen Dollar, wird die Geschichte handwerklich ordentlich ohne Wackelkamera und mit klaren, scharfen Bildern umgesetzt. Besonders die verschiedenen praktischen sowie CGI-Effekte sind sehr gut gelungen und erhöhen den Spaßfaktor enorm. Die Kostüme, Setpieces und Masken sind alle gekonnt und liebevoll gestalltet worden. Hier spürt man, dass mit einer Leidenschaft gearbeitet wurde, von der sich viele Big Budget-Filme eine große Scheibe abschneiden könnten.

        Leider wird der Spaß dann doch noch etwas getrübt. Denn obwohl die Schauspieler überzeugend agieren sind die Dialoge teilweise unnötig flach und nervig. Es sind zwar junge Leute unterwegs, was dies vielleicht etwas erklärt, dennoch hätte dem Drehbuch an der Stelle Feinschliff sehr gut getan. Zum Glück ist es aber nicht den ganzen Film über so; oft sind die Schlussfolgerungen und Gespräche wieder stimmig und klug geschrieben. Desweiteren stören ein paar nicht nachvollziehbare Handlungsmomente der Protagonisten den positiven Gesamteindruck etwas.

        Insgesamt ist Die Höhle - Das Tor in eine andere Zeit ein sehr gelungener, atmosphärischer und vor allem origineller independent Sci-Fi-Film, den sich Fans des Genres nicht entgehen lassen sollten.
        Großen Dank an der Stelle an dich, Siegemund! Ohne deinen Tipp wäre mir der Film entgangen.

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          oMadMac 01.03.2020, 14:00 Geändert 04.03.2020, 05:17

          ***Achtung Spoiler***

          Der 2016 von Thomas Zellen inszenierte ISRA 88 ist ein bemühter, jedoch im Endeffekt misslunger Sci-Fi-Film. Mit einer viel zu langen Spielzeit von zwei Stunden schickt er zwei Astronauten in die Fernen des Universums und den Zuschauer gleich mit in die unendliche Langeweile.

          Der Physiker und der Astronaut machen irgendwelche nicht näher erklärten Dinge, drücken an altertümlichen Computern irgendwelche Knöpfe und unterhalten sich über irgendwelche Sachen. Die gesamte Dramaturgie und Inszenierung erinnert dabei stark an einen zweitklassigen Fernsehfilm. Zwischendurch wird an einem Flipperautomaten gebastelt und gespielt und das Drehbuch kommt sich super philosophisch dabei vor, die Reise durchs All und das Menschsein mit der Kugel in diesem Spielautomaten zu vergleichen.

          Die wenigen Ereignisse, wie das plötzliche Bienensterben auf der Station, werden weder wissenschaftlich noch sonstwie inhaltlich weiter verfolgt. Die Protagonisten bemerken es und legen sich halt schlafen, logisch. Desweiteren baut der Regisseur unbeholfen Motive aus 2001, INTERSTELLAR und ARRIVAL ein, ohne diesen auch nur im Ansatz neue oder interessante Aspekte abzugewinnen oder sie visuell raffiniert umzusetzen.

          Die Schauspieler spielen schlicht und schlecht und besonders Casper Van Dien kann hier einmal mehr beweisen, dass er tatsächlich kein guter Schauspieler ist. Besonders der unfreiwillig komische Moment als er mehrfach von einem Zitteraal getötet wird, ist derart mies gespielt, dass man sich fragt ob man nicht doch eine Komödie schaut.

          Selbst das interessante Detail, dass sich Räume der Raumstation in ihrer Form von rund zu eckig verändern, umso mehr sich die Multiversen überlagern, gehen in der absolut spannungslosen Story unter. Zugutehalten muss man dem Film seine durchgängig eigenartige Atmosphäre, sowie die visuell nett umgesetzte Idee vom Ende des Universums. Insgesamt bleibt ein zäher, überlanger Möchtegern-Sci-Fi-Film der Marke gut gewollt aber nichts gekonnt.

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          • 7

            William Monahan inszeniert in seinem recht gelungenen Regiedebüt LONDON BOULEVARD von 2010 eine knüppelharte, wie auch sehr pessimistische Gangsterstory. Dabei kann sich besonders der Cast sehen lassen. Colin Farrell (Ondine) überzeugt als mutiger, knallharter, frisch entlassener Ex-Sträfling Mitchel, der gezwungen wird, seine für Mitmenschen lebensverkürzenden Fähigkeiten erneut einzusetzen. Denn er wird vom wie immer super aufspielenden Ray Winstone (Tracker) als Gangsterboss in die Ecke getrieben, nachdem er sich weigert, für ihn zu arbeiten.

            Eddie Marsan (Hobbs&Shaw) schaut als korrupter Polizist auch noch vorbei, sowie Stephen Graham (Snatch) als Mitchels Kumpel. Heimlicher Star ist aber der von David Thewlis (Harry Potter) sehr toll gespielte Jordan. Zunächst als wenig glaubwürdiger, esoterischer, leicht arroganter und arbeitsloser Schauspieler auftretend, beweist er später im Film, dass "er alles sein kann, was er sein muss".

            Leider fügen sich die Szenen mit Keira Knightley als vom Ruhm genervte Schauspielerin, die mit Mitchel eine Beziehung beginnt, nicht wirklich in den Film ein und bremsen die Story immer wieder unnötig stark aus. Hier hätte dem Streifen eine dynamischere, leidenschaftlichere Inszenierung dieser Szenen auch zur Kontrastierung sehr gut getan.

            Die für eine gute Gangstergeschichte immer wichtigen knackigen Dialoge sind hier reichlich vertreten und auch die explosionsartigen Momente der Gewalt verfehlen ihre Wirkung nicht. Unterlegt wird das ganze Treiben von einem fantastischen Soundtrack, wie es sich für diese Filme gehört. Insgesamt befindet sich die Produktion handwerklich auf einem hohen Level und die Geschichte wird in glasklaren Bildern eingefangen.

            Leider merkt man vor allem im Schlussteil, dass es sich um eine Romanverfilmung handelt, bei der nicht alle Elemente und Nebenstorys gelungen ins Drehbuch eingearbeitet wurden. Manches wirkt abgehackt und nicht ganz nachvollziehbar erzählt.

            Insgesamt ist LONDON BOULEVARD aber ein überdurchschnittlich guter Gangsterfilm geworden, der bis in die kleinsten Nebenrollen super besetzt ist.

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            • Ich fand den Film sehr geil. Schade, dass er gefloppt ist. Mal sehen, ob DC sich jetzt direkt wieder einmacht und Pläne ändert.

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                über Crawl

                ***Achtung Spoiler***

                Crawl ist der neue Film von Alexandre Aja, der sich mit dem grandiosen High Tension und dem meisterhaften The Hills Have Eyes-Remake direkt einen Platz unter den Horrormeistern sichern konnte. So war ich sehr gespannt auf seinen neuen Film, denn hier führt Aja nicht nur Regie, sondern produziert den Film zusammen mit einem Urgestein des Genres: Sam “Tanz der Teufel“ Raimi. Was kann also schon bei einem Creature-Feature unter der Leitung dieser beiden Genre-Größen noch schiefgehen? Einfach alles, wie der vorliegende Film beweist.

                Zunächst fängt alles noch sehr gut an. In einer äußerst stimmungsvollen Einstellung (leider die einzige im Film) wird uns die Protagonistin Haley, dargestellt von Kaya Scodelario (Maze Runner Trilogie) vorgestellt, die gerade beim Schwimmtraining ist. Kurz darauf erfährt sie durch ihre Schwester, dass ein Hurrikan sich dem kleinen Städtchen nähert und sie den Vater nicht erreichen kann. Also beschließt Haley sich auf den Weg zum alten Familienhaus zu machen, um den Vater abzuholen. Dabei macht sie noch einen Stopp bei der aktuellen Wohnung des Vaters und sammelt den Hund der Familie ein. Doch zum Hund später mehr. Bis Haley am Haus ankommt und ihren Vater verletzt im Keller vorfindet, kann der Film noch überzeugen. Die Aufnahmen sind gestochen scharf und auf hohem technischem Niveau, sodass man nicht das Gefühl hat, einen Low-Budget Film von knappen 14 Millionen Dollar zu sehen. Die Außenaufnahmen von der überflutenden Straße, der Regen, der peitschende Wind, der die Bäume zum Schwanken bringt sowie der stürmische Himmel voll dunkelgrauer Gewitterwolken sind von den CGI-Künstlern wirklich stimmig und glaubwürdig umgesetzt.

                Doch dann findet Haley ihren durch einen Alligator verletzten Vater im Keller und der Schwachsinn beginnt. Bereits in der ersten Aufnahme des Alligators springt einem der schlechte CGI-Effekt ins Auge. Dies ist der direkte Genickbruch für den Film. In einem Horrorfilm muss man einfach der Bedrohung glauben können. Wenn es ein maskierter Killer ist, muss die Maske angsteinflößend sein. Wenn es ein Alien ist, muss es angsteinflößend designet sein. Und wenn es ein Tier ist, muss es auch wie ein echtes Tier aussehen. Leider bewegt sich die Effektqualität über den ganzen Film hinweg nur knapp über Asylum-Niveau, um in einigen Momenten sogar auf genau dieses Level zu fallen. Später, als Haley durch ein Abflussrohr fliehen will und vorher noch ein Alligator durchkommt, ist die ganze Farbgebung und das Tier so grottig animiert, dass man meint, einen RTL2-Film aus den späten 90ern zu sehen. Außerdem sieht man, dass Haley schon das Rohr ausfüllt, aber kurz vorher noch der viel größere Alligator durchpasst.

                Im Laufe der Geschichte stellt sich auch heraus, dass es die beiden Protagonisten nicht nur mit einem, sondern mit einem ganzen Rudel Alligatoren zu tun haben, die sich in und um das Haus herum tummeln. Wer glaubt denn, dass zehn schlecht gemachte Beißer besser sind als ein einziger, dafür sauber getrickster? Wieso wurde das Geld nicht in einen einzigen, dafür überzeugenden Alligator gesteckt? Wieso wurde so viel Geld in die Umgebungseffekte gesteckt, anstatt einen mechatronischen Alligator zu bauen? Wir schauen doch keinen Landschaftsfilm. Wie kann man als Filmemacher nicht wissen, dass ein echter oder ein gut gebauter mechatronischer Alligator tausendmal überzeugender sind als zehn schlecht getrickste Biester?

                Nun, die Monster-Effekte sind schlecht. Dies wäre ja vielleicht halb so schlimm, wenn der Rest überzeugen könnte, doch das kann er nicht. Das Drehbuch lässt wirklich kein abgedroschenes Spannungsmoment aus und ist derart mit Klischees vollgestopft, dass es fast schon wieder eine Kunst ist. Natürlich haben Vater und Tochter ihre Familienprobleme und so werden die ruhigen Momente mit langweiligen Problemgesprächen zugestopft. Natürlich wird der Vater später in einem Moment scheinbar ertrunken sein, um nach einer Wiederbelebungsmaßnahme der Tochter und ein paar Schrecksekunden wieder lebendig nach Luft zu schnappen. Natürlich schwimmt der Hund in einem Moment durch das Wasser auf den Vater zu und man soll Angst um ihn haben, aber jeder, der mehr als zwei Horrorfilme gesehen hat, weiß, dass das Biest stattdessen gleich den sinnlos weit ausgestreckten Arm des Vaters packen wird.

                Außerdem hat in dem Moment schon jeder Zuschauer verstanden, dass der Hund nicht sterben wird. Er dient nämlich als emotionaler Anker, als Figur mit der man mitfiebern soll. Denn mit Haley oder den durch Barry Pepper (Wir waren Helden) dargestellten Vater gelingt dies nicht. Sie liefern eine absolut emotionslose Leistung. Besonders Haley wirkt wie diese Art kaltes Supertalent, welches sich damals in der Schule wohl über eine 1- oder 2+ weinend aufgeregt hätte. Sie zweifelt direkt an allem und fühlt sich so schlecht, weil sie beim Wettkampf um zwei Hundertstel unterlag und gleich alles hinwerfen will, ohje.
                Barry Pepper, der ja eigentlich eine coole Socke ist, hat hier leider nichts weiter zu tun als im Weg zu stehen, schlechte Ideen zu haben, rumzuheulen und miese Parolen von sich zu geben. Und natürlich bekommen wir auch hier die mittlerweile so abgedroschen Szene zu sehen, wo sich jemand den durch einen offenen Bruch herausstehenden Knochen wieder reindrückt.

                Auf der Gewaltebene enttäuscht der Film auf ganzer Linie. Man weiß doch, dass in Horrorfilmen, die sich nur um ein bis drei Personen in einer gefahren Situation drehen, 90% der weiteren auftretenden Personen Splatterfutter sind, da man sonst keine Protagonisten hätte und ihnen somit nicht zu viel antun kann. Somit muss der Film die Tode der weiteren Leute feiern. Der Regisseur muss diese Momente auskosten und zelebrieren, um die Spannung zu halten oder gar zu erhöhen und auch um die Horrorfilm-Fans bei Laune zu halten. Gerade wenn es sich bei den Machern um Leute wie Raimi und Aja handelt, ist es doch klar, dass man gewisse Erwartungen diesbezüglich hat. Jedoch werden die weiteren Leute, die kurz auftreten, in solch schlecht gemachten CGI-Tötungsaktionen lustlos, einfallslos und blutleer dahingerafft, dass man sich als Zuschauer ungläubig fragt, ob hier wirklich Raimi und Aja was zu sagen hatten. Dies wäre ja noch erträglich, wenn der Film ähnlich wie Black Water oder Back Country es durch ein intelligentes Drehbuch schaffen würde Spannung zu erzeugen. Doch dieser Film beleidigt in fast jedem Moment die Intelligenz des Zuschauers.

                Ich bin keiner von denen, die direkt sauer sind wenn sich die Tiere in einem solchen Film nicht 100% realistisch verhalten, doch das Verhalten sollte in sich stimmig und halbwegs nachvollziehbar sein. Jedoch springt der Charakter der Alligatoren hier von Szene zu Szene im Dreieck – eben genau so, wie es das miese Skript verlangt. Mal bewegen sich alle Tiere auf ein Geräusch zu, mal nur eins, damit das andere weiterhin die rettende Treppe blockiert. Wieso kann der Hund fast den ganzen Film an der Treppe stehend bellen ohne von einem Tier geschnappt zu werden und der rettende Polizist wird nach genau fünf Sekunden an derselben Stelle weggesnackt? Wieso beißen die Tiere bei jedem Nebendarsteller mit voller Wucht tödlich zu und bei Haley scheinbar immer nur mit 20% der Kraft als ob sie spielen würden? In dem Moment, wo das Biest ihr ganzes Bein im Mund hat und sie herumschleudert, müsste ihr Bein abreißen. In dem Moment, wo das Biest ihren ganzen Arm an dessen Hand sie eine Waffe hält, im Mund hat und sie zu schießen beginnt, würde sich der Alligator nach spätestens dem zweiten Schuss, mit einem Ruck abwenden und ihr den Arm abreißen und sich nicht das ganze Magazin in den Körper ballern lassen. Als der Alligator sie an der Schulter packt und unter Wasser anfängt zu rotieren (Todesrolle), tut ein Alligator dies um sein Opfer zu ertränken und zu zerreißen. Spätestens nach der dritten Drehung wäre sie quasi halbiert. Hier dreht sie sich jedoch über fünf Mal bevor sie mit einer Hand die rettende Fackel zu greifen bekommt die sie dem Vieh in den Kopf jagt.

                Man sollte als Filmemacher zumindest ein stückweit die Realität beachten, um glaubwürdig Spannung zu erzeugen und sich nicht lächerlich zu machen. Alligatoren können knapp 40km/h schnell schwimmen und an Land unglaubliche 50km/h schnell rennen (ein Krokodil schafft nur knappe 17km/h an Land). Man kann einem Alligator nicht davonrennen, noch weniger davonschwimmen. (Der schnellste Schwimmer schafft 8km/h.) Dennoch lässt Aja Haley in einer Szene drei oder vier Alligatoren davonschwimmen und das rettende Boot erreichen. Das gesamte Kino fing augenblicklich an zu lachen. Würde es sich um einen selbstironischen Creature-Reißer handeln, der Direct to Video erscheint, wäre dies alles vielleicht halb so schlimm. Aber im Kino, bei einem Film der sich ernst nimmt, von namhaften Filmemachern, sieht die Sache nun mal anders aus.

                Ein weiterer unheimlich dämlicher Aspekt ist, dass Haley später im Film von einem Zimmer über dem Keller mit einer auffällig kleinen Brechstange den Boden zerstört um ihren Vater im letzten Moment vor dem mittlerweile bis unter die Kellerdecke angestiegenen Wasser zu retten. Hallo Leute, ihr wart da unten im Keller, mit Schaufeln, Messern, Stangen, wieso habt ihr nicht von Anfang an den Boden von unten heraus zerstört und seid geflohen? Der Film zelebriert diese unlogischen Aspekte regelrecht und lässt dem Zuschauer durch seine spannungsarme Vorhersehbarkeit wirklich unendlich Zeit über diese Dinge nachzudenken.

                Bemerkenswert ist auch die Fähigkeit des Kriechkellers seine Deckenhöhe anzupassen. Als Haley am Anfang den Keller betritt, muss sie herum kriechen da die Deckenhöhe zu niedrig ist, sogar um gebeugt zu laufen. Später sieht man immer wieder wie sie aber aufrecht steht. Auch als der Vater am Ertrinken ist, muss er noch zwei bis drei Schwimmzüge machen um bis an die rettende Luft unter der Decke zu gelangen. Eigentlich müsste er sich nur etwas mehr hinstellen, um mit dem Kopf unter der Decke zu sein.  

                Ein weiterer Punkt, auf den ich eingehen möchte, ist das unglaublich schlechte Sounddesign. Hier verstehe ich wirklich nicht, was mit Aja los ist. High Tension ragte unter anderem wegen seinem ausgeklügelten, durchdachten ziemlich genialen Sounddesign heraus. Nichts davon findet sich im Film wieder. Kein eigener besonderer Score, keine soundtechnischen Kniffe, nur auffällige Dummheit. Die Protagonisten befinden sich in mitten eines Hurrikans! In einem Kriechkeller, der an einigen Stellen auch noch Ziegel in den Wänden zwecks Belüftung auslässt. Jeder Mensch weiß, wie allein schon der Lärmpegel bei einem normal starken Gewitter ist. Durchgängig müsste es sich in dem Keller anhören wie in einem Flugzeug, denn draußen stürzen Häuser ein, werden Bäume entwurzelt, etc. Dennoch sind immer wieder die Hintergrundgeräusche fast komplett weg und die beiden können sich in aller Ruhe unterhalten. Oft verfallen die Szenen sogar in absolute Stille, wenn Haley sich z.B. langsam durch das Wasser bewegt, nur um ganz billig den nächsten Jumpscare vorzubereiten. Dann springt das Biest mit einem lauten Donnern aus dem Wasser. Es wäre in solch einer Situation nicht einen Augenblick lang so leise wie im Film dargestellt und es gibt viel zu viele Jumpscares, die jedes Mal nach genau diesem Muster aufgebaut sind.

                Zu guter Letzt retten sich Vater und Tochter auf das Dach des Hauses und sehen wie der Rettungshelikopter bereits angeflogen kommt. Inmitten des Sturms! Niemals würde ein Rettungshelikopter losgeschickt werden während ein Hurrikan stattfindet, er kann schlicht bei diesem Wetter nicht fliegen.

                Dieser Film bietet so viel geballten Blödsinn auf einen Schlag, dass man einfach nicht darüber hinwegsehen kann, vor allem deswegen, da er sich ernst nimmt und quasi eine Abhandlung darüber sein möchte, wie es ist, wenn man es inmitten eines tobenden Hurrikans mit einem Rudel Alligatoren zu tun bekommt. Wenn dies ein billiger, selbstironischer Direct to Video-Film von irgendwelchen Leuten wäre, hätte ich vielleicht noch über so manches hinwegsehen können und zu Hause mit diesem Creature-Feature meinen kleinen Spaß gehabt. Aber als sich ernstnehmender Terrorfilm von Raimi und Aja, der sogar im Kino läuft, kann ich diesen Murks nur absolut kritisch beäugen und nicht mehr als drei gut gemeinte Punkte geben. Einen für die Landschaft- und Sturm-CGI, einen für das stimmungsvoll umgesetzte Setdesign und einen dafür, dass der Film wenigstens einem der beiden Protagonisten wirklich schaden zukommen lässt…Vater sein ist echt beschissen ;)  

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                • 6 .5
                  oMadMac 26.02.2020, 18:50 Geändert 26.02.2020, 18:57

                  ***Achtung Spoiler***

                  Nachdem Nicholas McCarthy mit The Pact und At the Devil´s Door zwei ziemlich gelungene und durchaus frische Genre-Beiträge abgeliefert hatte, wartete ich gespannt auf seinen nächsten Film The Prodigy.

                  Diesmal behandelt McCarthy das “Böses Kind“-Thema und wandelt somit auf den Spuren von Filmen wie Das Omen oder The Orphan. Obwohl er thematisch auch hier wieder einen frischen Ansatz wählt – es geht nämlich nicht um eine dämonische Besessenheit, sondern um Reinkarnation – kann der Film nicht ganz überzeugen. Leider schafft es McCarthy nicht, das durchaus interessante Thema der Reinkarnation tiefgründig oder komplex herauszuarbeiten. Wie viele andere Filme ist der Hintergrund einfach nur ein Aufhänger für die Story und wird somit thematisch auch nur oberflächlich angekratzt. Schade.

                  Taylor Schilling (Stay) als Mutter Sarah und Jackson Robert Scott (Locke&Key) als Sohn Miles liefern eine wirklich gute Performance. Besonders für Miles kommt viel Sympathie und Mitleid auf, da Jackson Robert Scott es gut rüberbringt, wie er bemerkt, dass etwas nicht stimmt und seine Seele immer mehr verschwindet. Auch die Momente in denen der Mörder die Oberhand hat und Miles sehr eigenartig mit seiner Mutter umgeht, sind gelungen unangenehm umgesetzt.

                  Taylor Schilling gelingt es gut, den Wandel von der liebenden Mutter zur Frau, die versteht, dass ihr Sohn nicht mehr derselbe und eine Bedrohung ist, darzustellen. Obwohl es mich als Zuschauer freut, dass hier die Mutter schnell begreift, dass mit ihrem Sohn etwas nicht stimmt, kommt der Film leider trotzdem über weite Strecken nicht voran und ist unnötig langsam erzählt, sodass die Langsamkeit hier nicht der zähneknirschender Spannung dient, sondern fast zur Langeweile verkommt. Auch die beiden ziemlich blutleeren Morde werden nicht als eruptive Höhepunkte des Nervenkitzels inszeniert und fügen sich fast schon lustlos in die Handlung ein.

                  Auf visueller Ebene fallen McCarthy ein paar sehr gelungene Spielereien ein, wie er die Reinkarnation darstellt, welche auch ihre schockierende Wirkung nicht verfehlen, z.B. als das Gesicht des erwachsenen Mörders anstelle des Kindergesichts zu sehen ist und der Junge somit sehr eklig und monströs aussieht. Leider gibt es über den Film verteilt viel zu wenig dieser Momente. Mehr dieser visuellen Einfälle und ein paar mehr blutige Morde hätten dem Film auf jeden Fall sehr gut getan. Hier ist eine Menge an verschenktem Potenzial zu erkennen, was wirklich schade ist, denn an anderer  Stelle macht das Drehbuch vieles richtig. Es wird erklärt, dass die Reinkarnation erfolgt, weil die Seele noch etwas zu erledigen hat. In diesem Fall hat der Mörder seinem letzten Opfer nur die Hand abtrennen können, da es dann fliehen konnte, die Polizei eintraf und den Killer richtete.

                  Das verstörte Opfer wird später von der Mutter aufgesucht, da sie den schweren Entschluss gefasst hat, die Frau zu töten um somit ihren Sohn von der Seele des Mörders zu befreien. Der darauf folgende Schlussteil liefert wirklich spannendes und brutal inszeniertes Horrorkino und reißt mitsamt seinem konsequenten Ende einiges wieder raus.

                  Insgesamt für Fans der Thematik auf jeden Fall noch ein netter Streifen, der einfach mehr Tempo und Höhepunkte gebraucht hätte

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                  • Ich verstehe deinen Hype um den Hype nicht ;)) Spaß! Ich verstehe was du meinst. :)

                    Also ich verstehe es so: Wenn um einen Film ein Hype entsteht, ist dies einfach die moderne, frische Art zu sagen, dass um einen Film ein "großes Aufheben" gemacht wird. "Großes Aufheben" ist aber halt nicht so "fresh" und "cool" ;)

                    Wenn jemand sagt "ich bin gehypt", dann wurde er von diesem großen Aufheben angesteckt und ist voller Vorfreude.

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                    • Der Selbstinszenierungswahn wird noch lange weitergehen und immer lächerlichere Ausmaße annehmen. Frei nach Scary Movie 3 "Das kannst du hier nicht aufsetzen!" "Was? Natürlich kann ich noch eins draufsetzen!" ;)
                      Ich verfolge dies nicht und es juckt mich auch nicht. Ob er mich in Filmen überzeugt, ist erst einmal alles was mich interessiert.

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                      • oMadMac 24.02.2020, 15:18 Geändert 24.02.2020, 16:28

                        Ich hatte meine Kritik an dieser Szene wörtlich fast genauso formuliert wie die Gedenkstätte Auschwitz und stimme ihnen von dem her absolut zu. Es ist einfach nicht nötig sich in Anbetracht der unvorstellbaren Gräueltaten Dinge auszudenken, es ist neben anderem sogar gefährlich, denn es gibt Leugnern Futter.

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                        • Mir ist es mittlerweile echt vollkommen egal, was Disney mit ihrer StarWars Lizenz macht.🤷‍♂️🤷‍♂️💆‍♂️

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                          • 2
                            oMadMac 23.02.2020, 20:32 Geändert 24.02.2020, 14:27
                            über Aragami

                            ***Achtung Spoiler***

                            Ryûhei Kitamura hat mit "Downrange" und "No One Lives" zwei richtig gute Genrefilme inszeniert. Der 2003 entstandene "Aragami" taugt leider jedoch höchstens als peinliche Klamotte oder Einschlafhilfe.

                            Der Kriegsgott Aragami lebt mit seiner Gehilfin in seinem Einzimmer-Tempelchen und möchte endlich abtreten, da er seines schon ewig andauernden Lebens müde geworden ist. (Mit der hübschen Gehilfin weiß er leider nichts anzufangen, ein echter Man of War eben.) Da ein Selbstmord nicht in Frage kommt, fordert er immer wieder verschiedene Kämpfer zum Duell heraus.

                            Der Film beginnt mit einem Samurai, der zufällig vorbeikommt und an Aragmis Tür zusammenbricht. Da ihn der Kriegsgott eventuell für einen würdigen Gegner hält, peppelt er ihn mit der Niere eines Verstorbenen auf, verleiht ihm damit auch übermenschliche Kräfte, erklärt ihm seinen Plan und fordert ihn zum Kampf heraus. Nichts davon wird gezeigt, nur in schlechten Dialogen erzählt.

                            Jedoch hat es Aragami dann mit dem Abtreten doch nicht sooo eilig, was er selbst immer wieder mit den Worten "wir haben doch Zeit, lass uns erst was trinken" betont. Tja, gesagt, getan und schon darf der Zuschauer den beiden ewig dabei zusehen, wie sie in einem kaum ausgeleuchteten Raum, in dem der ganze Film spielt, im Schneidersitz auf dem Boden hocken, trinken und selten bekloppte Dialoge zum Besten geben. Der eine regt sich über das vergiftete Wasser auf; Aragami erklärt ihm dann, dass es Vodka ist, ui wie lustig. Eigentlich hat der Kriegsgott nur einen Saufkumpanen gesucht, so scheint es.

                            Nun hofft man als Zuschauer, dass die dem nicht vorhandenen Budget zuschuldene Langezogenheit wenigstens durch grandiose, ausufernde Schwertkämpfe unterbrochen wird. Dem ist aber nicht so. Die kurzen Kämpfe, drei an der Zahl, sind peinlich einstudiertes Getänzel. Noch dazu werden die Schwertschläge und sich im Wind bewegenden Klamotten mit Soundeffekten unterlegt, die direkt aus einem Bud Spencer- und Terrence Hill-Film stammen könnten, hadisch, wusch, wuusch!

                            Aragami ist auch irgendwie nicht der Hellste, da er seinen Herausforderer ständig abfüllt und dann traurig über den nicht so guten Kampf ist! Kriegsgötter halt, wa. Überhaupt sind die Schauspieler wirklich lachhaft schlecht und wirken wie aus einer Laientheatergruppe. Noch dazu wird der gesamte Film mit einem wirklich nervtötenden, mal mehr mal weniger lauten Elektrogitarrengeschwurbel untermalt. Döödödum, döddödum dä dä däaa.

                            Am ärgerlichsten ist dann, dass der Film in seiner letzten und etwas längeren Kampfszene einfach das Licht ausmacht, da die Kerzen, warum auch immer, ausgeschlagen werden. Nun blitzt nur kurz Licht auf, durch die Funken (!!!), die entstehen, wenn sich die Schwerter der Kontrahenten treffen. Hadisch, tchiing, hadisch.

                            Die Kameraführung, die Ausleuchtung, die zwei Spezialeffekte, der Sound, die Perücken, die Schauspieler, alles ist wirklich verdammt schlecht. So schlecht, dass es wirklich peinlich ist und ich mehrmals lachen musste. Am Ende fragt sich der neue Aragami, wer wohl ihn herausfordern wird! Niemand, du Idiot, wenn du es nicht willst! Naja, jedenfalls taucht in der letzten Szene dann ein mit Pistolen und Gewehren schwerbewaffneter Typ auf, was uns zeigt, dass wir nun in der Gegenwart sind. Aragami lacht dessen Pumpgun aus und greift zum Schwert. Schwarzblende, Elektrogitarre, dödödum, Film vorbei, Credits, ich drücke auf Stopp und frage mich, ob das nicht wirklich eine Komödie oder einfach nur Zuschauerverarsche war.

                            Keine Ahnung, wieso manche diesen Film feiern, aber ich habe lange nicht mehr solch einen Schrott gesehen. Ich war jedesmal topfit und brauchte dennoch vier Anläufe, um den Quark zu Ende zu sehen, da ich jedesmal eingepennt bin, bei 75 Minuten Spielzeit! Irgendwas hypnoseartiges müssen die monotonen Dialoge verbunden mit dem Score bei mir ausgelöst haben. Der Film ist Schrott, aber man kann über den Schrott wenigstens etwas lachen. Einen Punkt für die ganz nette Idee und einen dafür, dass er mich zum Lachen gebracht hat.

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                            • oMadMac 22.02.2020, 17:51 Geändert 22.02.2020, 17:53

                              Joa, war ja irgendwie klar. DVDs und BluRays wollen ja auch verkauft werden.

                              Interessant finde ich, dass der Autor sich intuitiv anscheinend auch an die Welt erinnert in der Dr. Doolittle mal mit zwei O geschrieben wurde. Sieht direkt richtig aus, so hatte ich es auch immer gekannt. Genau wie Looney Toons plötzlich Looney Tunes sind aber Tiny Toons noch immer Tiny Toons. :)

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                              • oMadMac 22.02.2020, 16:14 Geändert 22.02.2020, 16:15

                                In anbetracht dessen, dass es immer wieder und meistens berechtigte Beschwerden von Tierschützern gab bezüglich dessen wie mit den Tieren für die Filme umgegangen wird, finde ich es voll ok und sehr viel besser hier auf CGI zu setzen. Tiere müssen schon für genug Mist herhalten für uns Menschen, wenn sie zumindest in der Unterhaltungsbranche nicht mehr ausgenutzt werden ist das ein großer Schritt nach vorne.

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                                • Das Kostüm gefällt mir nicht besonders. Wieso ist die Kappe so "professionell" wie aus einem Guss gemacht und der Rest nicht? Dann dürften die spitzen Ohren eigentlich auch nur rangetackert sein oder? Bin gespannt ob sie das logisch im Film erklären. Denn eigentlich hat Bruce Wayne die Mittel, den Verstand und auch die Eitelkeit um die Sache anders anzugehen. Mal gucken...

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                                    oMadMac 21.02.2020, 22:15 Geändert 21.02.2020, 22:15

                                    Die 2015 entstandene kanadische Produktion "Pound of Flesh" ist nach "Assasination Games" und "Six Bullets" bereits die dritte Zusammenarbeit von Van Damme mit dem Regisseur Ernie Barbarash, der unter anderem auch für den ziemlich gelungenen "Cube Zero" verantwortlich zeichnet.

                                    Der Ex-Black-Ops-Agent Deacon, dargestellt durch Van Damme, reist in die philippinische Hauptstadt Manila um seiner tödlich erkrankten Nichte eine Niere zu spenden. Kurz vor der Operation wird er jedoch ein Opfer von Organhändlern, die durch seine Tests im Krankenhaus auf ihn gestoßen sind und ihm seine Niere stehlen.

                                    Wer Van Damme kennt, weiß, dass er dies nicht auf sich sitzen lassen und so viele Kicks verteilen wird, wie es nötig ist, um seine Niere zurück zu bekommen. Jedoch versucht "Pound of Flesh" mehr den dramatischen Aspekt der Story in den Mittelpunkt zu rücken, anstatt die pure Action. Natürlich ist dies auch dem Alter Van Dammes zu schuldigen, der einfach nicht mehr in der Lage ist, 90 Minuten Non-Stop Action zu liefern.

                                    Leider verhebt sich der Film in seinem dramatischen Anspruch und weiß in den dialoglastigen Szenen nur bedingt zu überzeugen, wobei Van Damme hier noch die beste Leistung abliefert. Er schafft es auch mit Hilfe seines müden, zerfurchten Gesichts sehr gut den fertigen, vom Leben betrogenen Ex-Agenten darzustellen. Man erkennt, dass schauspielerisch doch noch einiges in ihm steckt.

                                    Besonders negativ fällt aber die durch Charlotte Peters dargestellte Anna auf. Ihr ständig leicht erschrockener und zugekokster Blick ist wirklich nervig und man möchte ihr zurufen: "Anna, jetzt guck mal wie ein normaler Mensch!"

                                    Van Dammes Gegenspieler ist Drake, der von Darren Shahlavi gespielt wird, der kurz nach den Dreharbeiten verstorben ist. Ihm ist der Film auch gewidmet.

                                    Leider ist der Film sehr kostengünstig produziert, was man an den restlichen Schauspielern, den kurzen und selten besonderen Actionszenen und den Aufnahmen in fahrenden Autos unschwer erkennen kann. Hier haben die Schauspieler deutliche Ränder und sie und die Hintergründe sehen wie von einem billigen Computer hineinprojiziert aus. Eine sehr coole und ausgefallene Spagatszene ist aber enthalten und zeigt, dass Van Damme seine Spezialität noch beherrscht.

                                    Insgesamt versprüht der Film leider auch kein exotisches Flair, was sich bei der philippinischen Kulisse angeboten hätte, und besitzt eher den Charme der typischen Ostblock-direct-to-Video-Filme. Das ganze Produktionsniveau erinnert an eine TV-Produktion aus den 90er bis 00er Jahren.

                                    Der weitere Verlauf der Geschehnisse und das Ende wissen aber dann doch zu überraschen und bewahren den Film vor der absoluten Durchschnittlichkeit. "Pound of Flesh" ist einer der besseren Van Dammes und bietet kurzweilige Unterhaltung.

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                                    • 6 .5

                                      ***Achtung Spoiler ***

                                      Der von Nacho Vigalondo (Time Crimes) im Jahr 2014 inszenierte "Open Windows" ist ein High-Concept Echtzeit-Thriller, bei dem der gesamte Film über verschiedene Streams und geöffnete Fenster eines Laptops abläuft.

                                      Der von Elijah Wood gespielte Nick, der sich in einem Hotelzimmer wartend auf ein Meet and Greet mit seinem Idol freut, wird in ein perfides Spiel hineingezogen, in der das Leben des Schauspielsternchens Jill, dargestellt von Ex-Pornosternchen Sasha Grey, auf dem Spiel steht. In einer lebensbedrohlichen Hetzjad durch die Nacht entfaltet sich eine Geschichte über eine Gruppe von Hackern, sowie die Frage wer eigentlich wer ist und wer wen an der Nase herumführt.

                                      Der Regisseur zeigt in "Open Windows", dass er eine Menge technisches Know-How, z.B. über Szenenabläufe, besitzt. Obwohl solch ein Film aufgrund seiner sich selbst auferlegten Limitierung, nur über einen Laptop zu laufen, schnell nervig und langweilig werden könnte, weiß Vigalondo, wann er die Fenster und somit die Blickwinkel wechseln muss um Spannung zu erzeugen und den Zuschauer bei Laune zu halten.

                                      Leider ist der Film voll von absolut unrealistischen, fast schon blöden Szenen, die den Spaß stark ausbremsen. Da ist z. B. der perfekte ununterbrochene Internetempfang, der sogar in einer Tiefgarage für mehrere Streams gleichzeitig ausreicht. Oder die Szenen, in der der Killer Nick droht Jill umzubringen und ihm zeigt, dass er bereits sehr nah hinter ihr steht, sich jedoch weiter lautstark mit Nick unterhält.

                                      Bei meiner ersten Sichtung war ich aufgrund der technischen Rafinesse der Inszenierung noch sehr gefesselt. Bei der zweiten konnte ich über die vielen schwachsinnigen Momente nur noch bedingt hinwegsehen und ertappte mich immer wieder beim Gedanken "das ist doch alles Blödsinn".

                                      Der Film schlägt auch am Ende auf 'Twist komm raus' ein paar Haken zu viel. Der Film hätte wirklich 15 Minuten früher enden sollen, nämlich in dem Moment, wo der Polizeiwagen, Nicks Auto und das Killermobil mit der entführten Jill im Kofferraum einen Unfall haben. Alles, was danach kommt, ist zum einen twistmäßig zu viel und zum anderen schauspielerisch schwer zu ertragen. Denn kurz vor Ende entbrennt noch einmal ein kleines Psychokammerspiel zwischen Jill und dem Killer. Leider ist Sasha Grey schauspielerisch nicht besonders begabt, womit diese Szenen wirklich anstrengend zu beobachten sind.

                                      Elijah Wood spielt den zunächst schwächlingen Nerd überzeugend und auch Neil Maskell als maskierter, hauptsächlich über seine Stimme presenter Killer, weiß zu gefallen.

                                      Aufgrund seiner Machart auf jeden Fall ein interessanter Film und für eine einmalige Thrillerkost zwischendurch noch ganz gut zu gebrauchen, verliert der Film sobald das Denken im Zuschauer anfängt leider viel von seiner Faszination

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                                      • Ohne Spoilerwarnung verrät ihr hier das Ende und somit den schockierenden Moment des Films. Das ist doch blöd. Als ob jeder die wahre Geschichte kennen würde.

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                                          oMadMac 21.02.2020, 18:51 Geändert 22.02.2020, 01:14
                                          über Collide

                                          Collide ist eine deutsch-britische Koproduktion, die 2016 rund um Köln entstanden ist. Für die Actionszenen, die hauptsächlich aus Automobilaction und Verfolgungsjagden bestehen, war das Team Action Concept um Hermann Joha verantwortlich, welches schon seit über 20 Jahren für die ausgezeichneten Actionszenen in "Alarm für Cobra 11" zuständig ist.

                                          Besonders in den 00er Jahren, wo Alarm für Cobra 11 eben aufgrund dieser Actionszenen weltweit für Aufsehen sorgte (bis heute in über 120 Ländern ausgestrahlt!), wurden Hermann Joha und sein Team öfters nach Hollywood eingeladen, um den Leuten dort drüben zu zeigen, wie man diese ausufernden Actionszenen inszeniert. Das Autoverfolgunsjagden in Hollywoodfilmen mittlerweile die Qualität erreichen, wie wir sie seit einigen Jahren kennen, ist also auch den Jungs von Action Concept zu verdanken.

                                          So sind in Collide die Actionszenen wieder ziemlich gut geraten und auf technisch hohem Niveau inszeniert, sodass das Radauherz mit einigen übertriebenen und gewitzten Szenen verwöhnt wird. Leider ist die Geschichte, die um die beiden in Deutschland lebenden Amerikaner, die von Nichoulas Hoult und Felicity Jones gespielt werden, ziemlich abgedroschene 0815-Ware. Der von Hoult gespielte Casey nimmt noch einmal einen letzten Job an, um die benötigte medizinische Behandlung für die von Jones gespielte Juliette bezahlen zu können. Natürlich gerät dabei alles außer Kontrolle, wodurch sich eine Hatz rund um und in Köln entspinnt.

                                          Dass die Story keine Bäume ausreißt, ist in einem geradlinigen Actioner ja noch lange kein Todesurteil. Leider schaffen es die uncharismatischen Schauspieler Hoult und Jones aber auch nicht den Zuschauer an sich zu binden, wodurch man nie so richtig mitzufiebern beginnt. Und wenn man als Zuschauer nicht so richtig gefesselt wird, bleibt einem nun mal auch mehr Zeit die wirklich unnötigen und kratergroßen Logikfehler in der Handlung zu bemerken. Hier hätte ein wenig Feinschliff dem Film wirklich gut getan.

                                          Warum der Film für mich dennoch unterhaltsam und sehr sehenswert ist, liegt einfach an den beiden Antagonisten. Bühne frei für Anthony Hopkins und Ben Kingsley. Anthony Hopkins spielt zwar auf Autopilot, aber auch ein Hopkins auf Autopilot ist immer noch ein verdammt guter Schauspieler. Seine Szenen versprühen immer wieder diese besondere Kraft und Aura die Hopkins eben ausmacht.

                                          Noch toller anzusehen ist jedoch, wie Kingsley hier den durchgeknallten Drogenchef gibt. Wie von der Leine gelassen dreht er mit einer Spielfreude auf, dass es für den Zuschauer ein großer Spaß ist. Auch Kingsley macht immer wieder Filme nur fürs Geld und nicht selten sah man dies seinem Schauspiel auch an. Doch in den letzten Jahren hat sich dies wieder gebessert und er scheint seine Freude am Handwerk wiederentdeckt zu haben. Auf jeden Fall ist er wirklich ein genialer Schauspieler und dies kann man auch im vorliegenden Film begutachten.

                                          Die teils deutschen Schauspieler die für etliche Nebenrollen besetzt wurden liefern durchweg einen sehr guten Job ab. Besonders Joachim Król weiß hier in einer kleinen Szene zu begeistern

                                          Insgesamt sind es für mich Ben Kingsley und die krachenden Actionszenen, die den Film für mich letztlich zu einem sehenswerten Spaß haben werden lassen

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                                          • An der Stelle passt doch die Buchempfehlung: "If chins could kill" von Bruce Campbell ;)

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                                              über Birdy

                                              "Birdy" ist ein sehr schöner, trauriger und mitreißender Film mit einer der tollsten Schlusszenen aller Zeiten. In dem 1984 inszenierten Film, der wiederum in den 60ern spielt, geht es um Freundschaft, das Erwachsenwerden, Mut zum Anderssein, den Schrecken des Krieges und den Wunsch nach Freiheit und die Frage, ob Freiheit überhaupt existiert. Diese großen Themen werden vom Regisseur Alan Parker (Angel Heart) in tolle Bilder verpackt und mit einer ausgefallenen Kameraführung umgesetzt. Dabei taucht er mit der Inszenierung auch immer wieder mal in surrealistische Sequenzen ab.

                                              Im Zentrum der Geschichte steht die Freundschaft zwischen dem Draufgänger Al, dargestellt vom damals 20-jährigen Nicolas Cage, und Birdy, gespielt von Matthew Modine. Anhand ihrer Erlebnisse und Abenteuer behandelt der Film seine wichtigen Themen und wird diesen mit einer überraschenden Leichtigkeit gerecht.

                                              Cage und Modine spielen beide fantastisch und man erkennt hier schon was für ein großer Schauspieler in Nicolas Cage steckt. Er spielt einen Draufgänger ohne arrogant zu wirken und Modine einen Sonderling, der einem trotzdem ans Herz wächst. Wie Parker es schafft, verschiedene Aspekte des Lebens und Themen anhand einzelner Szenen treffend zu erörtern, ist einfach beeindruckend anzusehen. Heute, so scheint es, gibt es kaum noch solch gelungene Drehbücher.

                                              Trotz all der Schwere entlässt dieser Film den Zuschauer mit einem lebensbejahenden und positiven Gefühl. "Birdy" ist ein sehr starker und wunderschöner Film.

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                                                oMadMac 18.02.2020, 16:01 Geändert 18.02.2020, 16:31

                                                "The Osiris Child" ist eine B-Sci-Fi-Opera die ihre Vorbilder bei Star Wars über Mad Max bis hin zu Fortress findet, sich an ihrem Anspruch sowie den Vorbildern aber gnadenlos überhebt. Obwohl Setdesign, Effekte und Kamera recht ordentlich sind, vermag der Film zu keiner Zeit zu fesseln und plätschert irgendwann nur noch vor sich hin.

                                                Dies liegt zum einen daran, dass sich der Film unheimlich ernst nimmt. Dies geht spätestens mit dem Auftauchen der Kreaturen mit den grünen Rotzenasen so richtig nach hinten los. Das diese buckeligen Schildkrötenmutanten zur Unterjochung fremder Planeten eingesetzt werden sollen, ist absolut unglaubwürdig. Auch die Szenen im Gefängnis mit dem Direktor und seinen merkwürdig gekleideten Wachen sind sehr trashig geraten und verhindern ein mitfiebern.

                                                Der andere Aspekt, der dem Film fast das Genick bricht, ist die unnötige und sinnlose nicht chronologische Erzählweise. Diese soll alles noch cleverer, epischer und überraschender wirken lassen, ist jedoch einfach nur nervig und bremst den Film jedes Mal aus. Es gibt nur wenige Regisseure, die dieses Stilelement gekonnt und sinnvoll einzusetzen wissen und Shane Abbes gehört nicht dazu.

                                                Leider sind vor allem die Protagonisten mit Kellan Lutz und Daniel Macpherson nicht gut besetzt. Die beiden bleiben blass und distanziert und laden so einfach nicht zum Mitfiebern ein. Es ist auch eigenartig, dass sich verschiedene Szenen, die sich in räumlicher Nähe abspielen, von der Farbgebung her total unterscheiden und somit der Film nie wie aus einem Guss wirkt. Insgesamt ist "The Osiris Child" keine totale Katastrophe, in seiner albernen Ernsthaftigkeit aber auch einfach nicht gelungen.

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                                                  oMadMac 18.02.2020, 14:36 Geändert 18.02.2020, 15:21

                                                  "Du kannst die jüngere Version nicht töten, denn dann sind beide nie hergekommen. Erschaffe kein Zeitparadoxon!"

                                                  "Excursion" ist ein britischer Ultra-Low-Budget-Independent-Film, der Zeitreise zum Thema hat und als Kammerspiel aufgezogen ist, welches sich hauptsächlich in nur zwei verschiedenen Räumen abspielt. In der Tradition von Filmen wie "Primer", "Puritan" oder "Synchronicity" bezieht der Film viel von seiner Faszination aus den theoretischen, hauptsächlich aus Dialogen bestehenden Ausführungen über Zeitreisen, die dem Zuschauer das Gehirn verknoten lassen.

                                                  Special Effects gibt es keine und doch werden die Zeitschleifen gekonnt durch Schnitte und Wiederholungen dargestellt ohne zu langweilen. Die Schauspieler liefern einen recht ordentlichen Job ab und können durch ihre sympathische Art punkten.

                                                  Ob man mit dem Film was anfangen kann, hängt stark davon ab, wie sehr man sich zur Zeitreisethematik hingezogen fühlt und ob man mit Kammerspielen und grundsätzlich Filmen dieser Preisklasse etwas anfangen kann. Wobei positiv anzumerken ist, dass es dem Regisseur gelingt den Film nicht billig oder unbeholfen wirken zu lassen.

                                                  Obwohl ich selber nicht daran glaube, dass Zeitreisen möglich sind, liebe ich es mir von diesen Dialogen und Geschehnissen mein Gehirn verknoten zu lassen, sofern diese gut geschrieben, gewitzt und einfallsreich sind. Dies alles gelingt dem Regisseur Martin Grof recht gut, womit ich eine klare Empfehlung für Fans dieser Art der Science-Fiction ausspreche.

                                                  Den Film gibt es derzeit im O-Ton mit optional zuschaltbaren Untertiteln bei Amazon Prime zu streamen.

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                                                    oMadMac 18.02.2020, 05:04 Geändert 18.02.2020, 12:50

                                                    Der Originaltitel des auf Deutsch unnötig in "A Beautiful Day" umbenannten Films ist "You where never really here", der auf der 2013 erschienenen Kurzgeschichte von Jonathan Ames basiert. Der Originaltitel gibt schon mal einen ersten Hinweis auf den Geisteszustand des von Joaquin Phoenix gespielten Extractors namens Joe und für Hinweise ist der Zuschauer in diesem etwas anderen Entführungsthriller jederzeit dankbar.

                                                    Joe spürt verschwundene oder entführte Kinder und Jugendliche auf und befreit sie aus ihrer Situation. In einer wahnsinniger werdenden Welt jedoch verfällt auch Joe immer mehr dem Wahnsinn. Seine traumatische und von schweren Misshandlungen geprägte Kindheit sowie die verstörenden Erlebnisse als ehemaliger DEA Agent lassen ihn einfach nicht los. Doch noch verspürt er den Drang zu helfen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, irgendwo in seinem Inneren ist noch ein Quäntchen Hoffnung.

                                                    Unter der Führung eines routinierten Action- oder Thrillerregisseurs und mit einem Liam Neeson in der Hauptrolle wüsste der Zuschauer schon ziemlich genau in welche Richtung der Film jetzt geht. Erfrischenderweise wählt die Regisseurin Lynne Ramsay einen fürs westliche bzw. amerikanische Kino ziemlich ungewöhnlichen Ansatz. Mit seiner langsamen, fast tranceartigen Erzählweise voll langer Einstellungen erinnert der Film sehr stark an das asiatische Kino oder den europäischen Arthouse-Stil.
                                                    Im Gegensatz hierzu werden viele und auch wichtige Hintergründe, Erklärungen und Verbindungen meistens nur in kurzen Zwischenschnitten gezeigt und dies oft nur einmal. Hier verlangt der Film vom Zuschauer höchste Aufmerksamkeit um die Puzzlestücke zusammensetzen zu können. Denn es wird nicht alles erklärt und so manche Szene lädt zur Interpretation ein.

                                                    Allmählich entfaltet sich eine traurige Geschichte über die Niederträchtigkeit der Welt im Großen, der Politik im Kleinen, der Hilflosigkeit des "kleinen Mannes" vor korrupten Systemen und der Erlösung, die er dennoch mit ein wenig Glück erhalten kann.

                                                    "A Beautiful Day" ist ein ziemlich brutaler Film ohne besonders explizit zu sein. Er zeigt Abgründe von denen sich wohl ein jeder vernünftiger Mensch wünschte, es gäbe diese nur im Film. Doch die Gewalt verkommt glücklicherweise nie zum Selbstzweck. Hier beweist Ramsay viel Fingerspitzengefühl und schlägt den passenden Ton an.

                                                    Die Schauspieler liefern alle einen super Job ab. Ekaterina Samsonov als Nina Votto schafft es fast ohne Worte und nur mit ihrer Mimik all die Erschütterung und Trauer über das, was ihr zustößt, zu transportieren. Auch Joaquin Phoenix spielt Joe einfach großartig und beweist hier einmal mehr, warum er zu den besten Schauspielern gehört. Hinter seinem grauen Vollbart vermag er so vieles nur mit Blicken und kleinen Gesten zu erzählen und über seinen Charakter zu offenbaren, wo andere sicher seitenlang reden würden.

                                                    Insgesamt ist "A Beautiful Day" ein sehr ruhiger Film, in dem wenig gesprochen wird und der mit einem fantastischen Score unterlegt ist.

                                                    Du bist niemals wirklich im Jetzt, sofern du es nicht schaffst mit deiner Vergangenheit abzuschließen und mit Hoffnung nach vorne zu sehen. Und hoffentlich werden in Zukunft noch mehr solch starke Filme in dieser Art gedreht.


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