OUROBOROS - Kommentare
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Die melodramatische Gewaltoper kommt auch bei mir an. Den martialischen Sound mit Männerchören und Posaunen fand ich schon ziemlich geil. Der Thrill lässt kaum locker, gefilmt ist das visuell auch sehr ansprechend.
Die sozialen Hintergründe und Biografie der Figuren passt jedoch locker auf einen Bierdeckel.
Das interessanteste an diesem Film war jedoch für mich die effektvolle Idee, dass die migrantischen Jugendbanden mit Feuerwerkskörpern auf die Polizisten schossen und auch Feuerlöscher etc. nach ihnen warfen. Es gibt eine Szene in der die Polizisten in Schildkrötenformation zusammenstehen, in der Mitte eines Platzes, während "ballettesk" Motorräder um sie kreisen und Feuerwerkskörper einschlagen.
Ich habe diese Szene schon vorher gekannt und zwar ist sie mir nach den Silvesterkrawallen auf TIKTOK und YOUTUBE begegnet, wo sie mit der Überschrift SILVESTER IN BERLIN 2022 frenetisch mit anderen Videos des Böllerkriegs in Berlin zusammengeschnitten und abgefeiert wurde. Mir war aber vor Ansicht von ATHENA nicht klar, dass die Szene eigentlich aus dem Film stammt, ist auch die "Berliner Version" sehr unscharf, wie ein Handyvideo, so dass man die Polizisten nicht erkennen kann.
Jetzt ist mir klar, wie diese Bullshit Idee entstanden ist BÖLLER-KREIGE an Silvester 2022 zu veranstalten. ATHENA hat offenbar zur Nachahmung eingeladen.
Secondigliano, ein Stadtteil Neapels, ist das Kings Landing Neapels. Wer es kontrolliert, beherrscht nicht nur Neapel, sondern Regionen weit darüber hinaus, denn die Schattenwirtschaft um Waffenhandel, Produktfälschungen und Drogen ist eines der machtvollsten Wirtschaftssektoren Italiens, in den Händen der Camorra.
Der Vergleich mit einem Königreich ist historisch und literarisch geboten, denn wurzeln die Mafia-Clans im Feudalismus, sind quasi die Fortführung des Raubrittertums, mit ganz alten Familien, aber eben auch mit einer Vermischung in neo-feudalistische Strukturen. Was echter Adel ist und was nicht, lässt sich so nicht mehr feststellen, aber das ist auch völlig egal, denn war auch der Adel nicht angeboren oder gottgegeben, sondern hat er durch Usurpation seine Machtposition errungen, d. h. der Stärkere ist der legitime Herrscher und zählte sich von da an zu den Noblen. Überlebt haben aber so auch Kultur und Tradition, wie etwa, dass der jeweilige Herrscher ein "Don" ist, wie man sich für höherstehende Geistliche oder Adelige im romanischen Sprachraum oft verwendet. Von Teilen der Zivilgesellschaft werden die "Dons" verehrt wie Heilige. Auch selbst leben sie nach auferlegten "noblen" Regeln, die sie aber zu wenig selbst reflektieren.
Die Verehrung im Volk hat zum Einen die angesprochenen historischen Gründe, aus der kulturellen Tradition, zum Anderen gibt es, wie bei dem kolumbianischen Drogenbaron Pablo Escobar, Verstrickungen in Wirtschaft und Politik. Die Camorra ist in der Region einer der größten Arbeitgeber, nicht nur aus Geschäften der Schattenwirtschaft, sondern sie ist auch in Form von Unternehmensbeteiligungen und Anleihen bei Unternehmen beteiligt. Damit greift sie aktiv in die Politik ein und schafft dort legale Arbeitsplätze mit sozialer Abfederung und karitativen Aktivitäten. Die Mafia arbeitet also auch so, dass sie auch vielen Menschen Perspektiven bietet, die sie sonst nicht hätten, weil der italienische Staat wirtschaftlich und sozial völlig versagt. So verdrängen viele Menschen die illegalen Geschäfte der Mafia und sind froh, dass sie wenigstens Lebensperspektiven haben.
In Roberto Savianos "Gomorrha" geht es um Don Pietro Savastano, der dem realen Boss der Camorra Paolo Di Lauro entspricht. So orientiert sich die ganze Geschichte in "Gomorrha" am historsichen Vorbild des Di Lauro Clans. Jahrzehnte beherrscht sein Alter Ego Don Savastano Neapel, doch als dieser die Mutter eines rivalisierenden Clan-Boss tötet, bricht eine Fehde zwischen den Familien aus, welche zur Spaltung der Camorra führt. Dies führt in den Folgejahren zu Massenerschießungen und Sprengstoffanschlägen, wobei allein im Jahr 2004 etwa 150 Menschen sterben, dabei auch Unbeteiligte.
In der Serie verläuft das Schicksal von Don Di Lauro anders bzw. führt die Serie die Geschichte dort weiter, als der reale Camorra-Boss Di Lauro 2005 geschnappt wird und für 30 Jahre ins Gefängnis muss. Hier baut Saviano einen literarischen Kniff ein. Von nun an wird die Camorra aus dem Gefängnis heraus gesteuert, aber als Don Pietro Savastanos noch naiver Sohn Gennaro zum Weisen wird, will dieser die Geschäfte übernehmen. Um ihn kümmert sich quasi als Paladin und Freund, der Herrführer bzw. die rechte Hand der Savastanos der "Unsterbliche" Ciro Di Marzio.
Über die Staffeln hinweg kommt es irgendwann zu einem Zerwürfnis zwischen den Freunden Ciro und Gennaro. Der Showdown dazu erfolgt in der letzten Staffel, wenn bei noch einmal um die Macht über Secondigliano ringen. Ciro und Gennaro galten lange Zeit für Tod oder nicht auffindbar und so beginnen sie beide mit nichts. Ihre verheißungsvollen Predigten vor dem Volk, dass sie Sicherheit und Arbeitsplätze schaffen wollen lässt sie aber schnell wieder Anhänger finden. Die charismatischen Reden ergreifen auch den Zuschauer, weshalb das Schema des edlen Kriminellen verführt selbst im abgrundtiefen Bösen noch etwas Gutes zu sehen.
Die letzte Staffel bietet neben dem erneut unerwarteten Sterben von großartigen Figuren und wechselnden Allianzen noch weitere literarische Kniffe, wie etwa eine Bluthochzeit, einen Krimhild/Hagen von Tronje-Deal und die Berufung eines Judas. Irgendwie ist das schon eine Mischung aus "Game of Thrones" und "Breaking Bad". Gennaro und Ciro verschanzen sich in von Soldaten umstellten Betonfestungen, die visuell außergewöhnlich gut ausgewählt wurden, um quasi als moderne Burgen ein Symbol für diesen Konflikt zu sein, bei welchem es um die Besteigung des Kokain-Throns geht.
Der Zufall wollte es, dass ich hier reinschaute, denn der Titel hat mich eigentlich eher abgeschreckt. Zu vorderst fällt die schräge Performance von Oliver Masucci als Raik Doormann auf, der nur äußerlich an Jonas Dasslers Verkörperung der Figur des Serienmörders Fritz Honka erinnert.
Die Figur ist völlig anders gestrickt. Doormann ist eher der Dude, er erzählt eine aberwitzige Story nach der Anderen, die stetig mit grotesken Szenen seiner sexuellen Fantasien bebildert werden. Auch wenn die Performance Masuccis das Werk überragt, können auch die optische und dramaturgische Gestaltung ordentlich punkten.
Die Bildgestaltung hat einen internationalen Filter, dynamische und abwechslungsreiche Kameraschwenks haben ihren eigenen künstlerischen Charakter, lenken das Auge des Zuschauers subtil. Dramaturgisch kommt man scheinbar schnell schon nach der zweiten Episode auf den Punkt, wo die Katze aus dem Sack gelassen scheint, doch es zeigt sich, dass die Situation trügerisch ist. Erzählt wird die Geschichte mit eingeschobenen nicht all zu langen Rückblenden, die aber nicht chronologisch sondern dramaturgisch strukturiert sind. Damit ist es gelungen durchweg zu unterhalten, natürlich Dank der außerordentlichen Performance Masuccis.
Die Biografie der Ermittlerin bleibt völlig im Dunkeln und so ist es schwierig ihren Charakter zu Beginn zu erfassen, was aber im Laufe der Handlung dadurch kompensiert wird, was sie erleiden muss in einem in den 80ern noch männlich dominierten Beruf. Gegenüber ihr werden die sexistischsten Fremdschäm-Beleidigungen aufgefahren, so dass man schon arg mitleidsvoll Lachen muss, was ihr von kollegialer Seite widerfährt, ist sie doch die einzige in dem Polizeiladen, die ihr Gehirn noch benutzt. Justiz und Polizei werden hier gnadenlos durch den Kakao gezogen, dabei ist es sogar ein partiell treffendes Sittengemälde der Polizeiarbeit, welches man sicher an dem ein oder anderen Ort so noch in den 80ern vorgefunden hat. Auf der einen Seite gibt es die übercoolen machistischen Polizisten, auf der anderen Seite den trägen desinteressierten Beamten, nur wenige sind wertschätzend. Insgesamt kommt hier die Männerwelt nicht gut weg. Das trägt aber zum Amüsement ordentlich bei, wenn falsch verstandene Männlichkeit auf diese Weise zur Schau gestellt wird. Mit blieb manchmal das Lachen im Halse stecken, ein gutes Zeichen für grenzüberschreitenden Humor, wie ich finde.
Doch eigentlich werden hier Frauen gequält, geschändet und ermordet, mal ganz im Ernst, aber der Humor ist wirklich gelungen. Für wirkliche Fans der Exploitation gibt es hier allerdings zu wenig zu sehen. Auch hebt man sich Leichen und Leichenteile erst für die beiden Schlussfolgen auf. Mir hat das völlig genügt, um mich zu ekeln, reicht das alles bei weitem aber nicht an den Ekel von DER GOLDENE HANDSCHUH heran, der sich zusätzlich ja auch im Kopf abspielte. Auch bei GCS:GEFESSELT soll die Nase des Zuschauers immersiv aktiviert werden, wenn die Säurefässer in der Gerichtsmedizin geöffnet werden. Optisch ist das schon gelungen, aber mir wollte der Duft nicht in die Nase steigen, wie damals bei Fritz Honkas Wohnung.
GCS:GEFESSELT ist unterhaltsamer und humoriger als erwartet, könnte auch im Ausland gut ankommen, aber um herausragend zu sein fehlte mir hier noch eine Prise Coen Brothers-Feeling aus FARGO oder wie bei einer anderen deutschen Miniserie ARTHURS GESETZ.
Die 90-minütige Dokumentation DIE ARKTIS - 66,4 GRAD NORD überzeugt nicht nur mit teils außergewöhnlichen Bildern, sondern sie liefert auch viele interessante historische, politische und geologische Detailinformationen, neben dem Hauptthema Klimawandel.
Es bleibt Zeit einer Eisbärenfamilie, ein paar Vögeln und Walen, einem Gletscher beim Kalben sowie Klimaforschern bei ihrer Arbeit und einem russischen erhabenen Eisbrecher zuzuschauen. Mächtige Schmelzwassermengen stürzen von riesigen Bergen. Man glaubt Cliffs zu sehen, doch es sind Permafrost-Eisberge, die so alt sind, weshalb das Eis bräunlich ist, so dass auf ihnen Wiesen gedeihen. Zugleich ist das auch schockierend. Endlich erfahre ich warum es schwarzes Eis gibt und warum der Temperaturanstieg in der Arktis 4 Mal so hoch ist als außerhalb der Arktis. Geopolitische Themen werden ebenso angesprochen. Es mag ein Kompendium an Themen sein, aber es gibt einen roten Faden und vieles war für mich neu.
Zu sehen, aktuell auf ARTE
https://www.arte.tv/de/videos/099613-000-A/die-arktis/
hab mal ein Video gebastelt mit dem Titel
Anne Clark feat. Greta Thunberg - PROTESTER IN LÜTZERATROPOLIS
https://www.youtube.com/watch?v=2j42KIK7weI
"The world doesn’t care if you die. It won’t listen to your screams. If you bleed on the ground, the ground will drink it. It doesn’t care that you’re cut."
- Elsa Dutton
Mit der Besiedlung und Zivilisierung West- und Mitteleuropas beschäftigen sich eher Historiker und Archäologen, wobei trotzdem so vieles im Dunkeln verborgen blieb, von der Gesetzlosigkeit, Usurpation und des Leids der Schwachen. Die Besiedlung der neuen Welt ist im Gegensatz dazu hinreichend dokumentiert und die Erzählung, ob Buch oder Film sind mannigfaltig. Die erschreckende Erkenntnis, dass 1000 Jahre später die gleichen tragischen Mechanismen menschlicher Grausamkeiten beobachtet werden können, wie in Europas Frühmittelalter, wird in 1883 so eindrucksvoll wie niemals zuvor dargestellt.
Anno 1883. 40 Planwagen mit über 100 Menschen und eine Herde Rinder zogen mit Sack und Pack von der Ostküste los um an die Westküste nach Oregon zu gelangen, mit dem Traum dort eine friedliches und einträgliches Leben finden zu können. Viele derer die loszogen glaubten, der Weg nach Westen würde ihnen bereitet wie auf Pflastersteinen, doch er war gepflastert mit Leichen. Großeltern, Töchter, Söhne, Väter, Mütter, Gefährten und Gefährtinnen, mit Wagen, Vorräten, Möbeln, Koffern, Tieren machten sich auf den Weg und kamen an, als Witwen, Waisen oder Eltern, die ihre Kinder verloren hatten, seelisch und körperlich versehrt, barfuß nur noch eine zerschlissene Hose und ein dünnes Hemd tragend, also nicht mehr als mit dem nackten Leben.
Amerika musste nicht nur urbar gemacht werden, sondern es musste eine Zivilgesellschaft errichtet werden, für die man zwar die Kenntnisse besaß, aber nicht die Strukturen, d. h. auch insbesondere der Machtstrukturen. Wo es keine Gesetzeshüter gab, doch wurden auch keine Sitten und Gesetze eingehalten, geschweige denn verteidigt. Das Recht ist bloß das Recht des Stärkeren. Schaut man sich diese Serie an, dann versteht man immer mehr warum die Bürgerwehr in den USA so eine große Tradition hat. Sind in Europa die Städte entstanden, durch reiche Kaufleute, welche die Stadtrechte von Monarchen günstig erworben hatten, sind viele Städte in den USA Gründungen von einfachen Bauern, die sich zu schlagkräftigen Gruppen zusammengeschlossen haben.
Die Erzählung von 1883 ist Teil der Familienchronik der fiktiven Dutton Family, welche den Oregon Trail bereisten. Erzählt wird die Geschichte mit Hilfe drastischer Bilder des Überlebenskampfes, begleitet von epischen Dialogen und Monologen und den inneren Monologen der Erzählerin Elsa Dutton, die manchmal philosophische Fragen stellt und oft poetisch ausschmückt, in schwelgerisch kontemplativer Form, als handelte es sich um ein Werk von Terrence Malick. Die Serie beweist hier, dass sie sich nicht nur an den Mainstream richtet. Die effektvollen speziellen Bildkompositionen Malicks gibt es hier nicht, dafür wird dem Zuschauer ein kontemplatives und panoramatisches Erleben ermöglicht, allein durch die Landschaftskulissen von Texas und Montana, mit langen Einstellungen, eingebettet in einen melodramatischen schwermütigen Score, welcher in Actionszenen zum Galopp ansetzt.
Das Ende der Staffel ist nicht das Ende, eine Absetzung der Serie ist sehr unwahrscheinlich, dafür hat die ganze Dutton-Chronik schon zu viele Auszeichnungen und Begeisterungsstürme geerntet. Ich weiß jetzt warum, aber das macht das Staffelende nicht besser, bei dem ich vor Wut, bis zu Kopfschmerzen Tränen vergossen habe, bis das Wasser ausging.
Ich empfand es als schweren Fehler die Staffel auf diese Weise zu beenden, aber das lässt sich jetzt nicht mehr ändern. Da ich keinen Film und keine Serie kenne, die so weitschweifig, statt fragmentarisch von dieser Epoche erzählet, überdies so faszinierend gut erzählt und gespielt, bleibt mir nichts anderes übrig als diese bittere Pille zu schlucken und trotzdem volle Punktzahl zu vergeben.
Mit Spannung erwarte ich die Fortsetzung.
hört sich interessant an
Es wäre interessant wenn man einen Umgebungsgeruch simulieren könnte. Da gibt es vordergründige und hintergründige Gerüche und eine Gesamtkomposition. Das stelle ich mir sehr schwierig vor.
Ein zusätzliche Schwierigkeit besteht darin, dass der menschliche Geruchssinn sehr stark adaptiert, sich also gewöhnt und manche Gerüche verdrängt und dass Menschen Gerüche unterschiedlich stark wahrnehmen. Es kann also sein, dass man eher Zuschauer verliert, aber dadurch keine zugewinnt.
THE ORVILLE anzuschauen ist wie einen alten Freund oder Freundin nach 20 Jahren wieder zutreffen und festzustellen, dass man sich beiderseits weiterentwickelt hat, aber man immer noch die selben Einstellungen und den Humor teilt.
Auch wenn sich STAR TREK - SNW - redlich bemüht und wieder Hoffnungen macht, ist es die Crew der ORVILLE, die mich in die guten Zeiten von TOS, TNG, DS9 und Voyager zurückversetzt, wenn der altgediente Spiegel der Gesellschaft erneut herausgeholt wird, aber eben die Parabeln ein Spiegel der Gesellschaft von heute sind.
Endlich ging es wieder um höchstmoralische Entscheidungen. Wie geht man mit der Tradition und Kultur anderer Spezies um? Wie weit kann man sie tolerieren und wann werden die Grenzen überschritten? Muss ich nicht mit einer Fraktion ein Bündnis gegen einen übermächtigen Feind schließen, ja selbst wenn der Verbündete schwere Rechtsverstöße gegen die universellen Selbstbestimmungsrechte von Lebewesen begeht? Nutze ich in einer Situation der Überlegenheit die Gelegenheit den Feind komplett auszulöschen (Völkermord), quasi präventiv ohne Friedensangebot, um zu verhindern, dass man am Ende doch betrogen wird? Kann das ein erster Schritt Richtung Frieden sein oder wird es einer der letzten Schritte sein vor der eigenen Auslöschung? Was hat dazu geführt, dass eine andere Fraktion feindlich gesinnt ist? Haben sie schlechte Erfahrungen gemacht bei der Begegnung mit anderen Spezies und sind nun gebrannte Kinder? Inwieweit haben KI-Maschinen, die wie Humanoide gebaut und mit Schmerzrezeptoren ausgestattet sind, ein Anrecht auf Selbstbestimmung? Und ist die Demokratie die richtige Regierungsform?
"The Orville" startete mit einem Batzen des Humors Seth MacFarlanes, unter der Gürtellinie, Slapstick und Nonsens, aber von Folge zu Folge entwickelte sich ein Wechselspiel von Komödie und Drama, eine ansprechende Dramaturgie, wie auf einer Achterbahn, Gefühle der Trauer und des Glücks, Zeit für echte Einsichten, Zeit für Coming of Age, Zeit für moralische Reflexionen und charmanten Humor.
In der ersten Hälfte der 3 Staffel ist das Teambuilding besonders wichtig und Dramen zwischen Crew-Mitgliedern spielen eine Rolle, weil man auch einen menschlichen und empathischen Bezug zu den fiktiven Figuren herstellen können muss. Natürlich werden dann auch Beziehungsfragen gestellt, es wird getrauert und geliebt sowie Auswege besprochen und gefunden. Die Dialoge sind pointiert und veredelt, schwanken zwischen Humor und Vermittlung von Lebenserfahrung ohne dass es lächerlich wird. Der Ernst des Lebens wird durch Humor getragen. Ich fühlte mich in der Familie der Orville heimisch wie seit TNG nicht mehr, vielleicht sogar mehr, denn es hatte mehr Leichtigkeit.
Wenn die Orville Crew in einer der Episoden durch die Zeit reist um auf der Erde des Jahres 2015 ein Crewmitglied zurückzuholen, fühlt man sind natürlich als Trekkie ein wenig an STAR TREK IV - Zurück in die Gegenwart - erinnert und doch geht es hier um etwas ganz anderes, denn man kommt zehn Jahre zu spät. So hat das in der Vergangenheit verschollene Crew-Mitglied mittlerweile eine Familie gegründet. Die Direktive ist eindeutig, Insider können sich sofort denken, was hier das Problem ist, aber mehr will ich nicht verraten. Isaac wird mit auf Außenmission in das Jahr 2015 geschickt. Damit er als Android nicht auffällt muss er sich eine Holo-Hülle zulegen, damit er aussieht wie ein Mensch. Die Hülle sieht ausgerechnet dem Schauspieler Keir Gilchrist aus A-TYPICAL sehr ähnlich, der dort einen Autisten mimt, aber eigentlich ist der so ähnlich aussehende Schauspieler bloß Mark Jackson, der Isaac unter dem Eisenkostüm mimt. Fans der Serie A-TYPICAL werden den gleichen Effekt haben und sich über die Ähnlichkeit der beiden Schauspieler freuen. Und dann gibt es da noch so eine Folge, wo die kürzlich verstorbene Dolly Parton auftaucht.
Neben dem Melodramatischen gibt es Luftkämpfe, wie man sie in keiner - der anständigen - STAR TREK Serien bisher gesehen hat, dass man zeitweise glaubte bei STAR WARS gelandet zu sein, nicht vom Stil, also keine Sorge, sondern einzig wegen der ausgedehnten Action bei Rumkämpfen.
Die Serie sprüht vor Kreativität, sie ist offensichtlich mit Liebe von wahren Fans gemacht und nicht von Markt-Analysten, Popkultur-Strategen und KI Hilfsautoren wie Chat-GPT, wie die meisten Serien von heute, die so offensichtlich künstlich erscheinen.
Auf Wiedersehen "The Orville", du bist zu früh gegangen, ein Platz in meinem Herzen wird für immer frei sein für dich. Ich hoffe, dass FOR ALL MANKIND deine Timeline übernehmen kann. DANKE SETH MACFARLANE und CREW!
Erzählungen von der Raumfahrt aus nahezu allen Epochen gibt es derer schon sehr viel. Eine der frühesten Epochen ist aber nicht etwa das Raumfahrtprogramm Apollo, sondern schon die grundlegende Forschung um Überschall- und Raketenantriebe, die mit Hilfe von Wernher von Braun verwirklicht wurde. Die Geschichte um die Pioniere der Luft- und Raumfahrt beginnt also schon mit den ersten Testpiloten für Überschallflugzeuge, wie zum Beispiel dem legendären Chuck Yeager.
Bereits in Philip Kaufmans DER STOFF AUS DEM DIE HELDEN SIND (1984) wurde ein erzählerischer Bogen von dem Beginn des Überschallflugs bis zum Anfang der amerikanischen Eroberung des Weltraum gespannt, doch in FOR ALL MANKIND entwickelt sich mit der ersten Mondlandung ein alternativer Handlungsverlauf, der sich in rasender Geschwindigkeit an unserer Jetztzeit vorbei, in die Zukunft weiterentwickelt.
Lässt STAR TREK bald grüßen?
Hier gehts weiter in meinem Blog:
https://www.moviepilot.de/news/serie-for-all-mankind-1139569
Seit ich die schwedische Krimi-Serie DIE BRÜCKE gesehen habe, erfreue ich mich weiterer Krimiserien, habe ich sie vorher eher verschmäht. Doch mittlerweile schaffen es Serien bzw. Miniserien eine Erzählung auch in ansprechender Tiefe auszubreiten.
Derzeit suche ich wieder Serien im nordisch-noir Stil, besonders mit viel Schnee. Letzten liebte ich in meiner Kindheit, war sie sehr davon geprägt, aber seit der Klimaerwärmung gibt es ihn nicht mehr, seit mindestens 20 Jahren.
Die zweite Krimiserie war TRAPPED und dann folgte eine wilde Mischung THE KILLING, DIE PURPURNEN FLÜSSE, THE FALL, ZONE BLANCHE, DER PASS, TRUE DETECTIVE, MINDHUNTER und einige weitere, letzte Woche dann wieder mit viel viel Schnell: SNOW ANGELS.
DER KASTANIENMANN erreichte für mich nicht ganz SNOW ANGELS, was bestimmt Geschmacksache ist, denn die Serie ist schon sehr interessant und vor allem spannend in ihrer Auflösung. Die Biografien von Ermittlern und Tätern sind auch hier wieder attraktiv. Natürlich folgt man dem Stilmittel des Ermittlers mit gescheiterten Beziehungen oder keinen Liebesbeziehungen, wie man das schon seit Sherlock Holmes, Miss Marple oder Columbo kennt, aber auch hier ist eine gewisse Dramatik eingebaut, ähnlich wie bei den mutmaßlichen Tätern oder Täterinnen.
Die Stimmung ist herbstlich, nun halte ich Ausschau nach mehr Schnee.
Die Backgroundstory und Metaebene mit dem zerfallenden Detroit fand ich durchdacht, weshalb mir auch die Kulisse der Geister-Vorstadt zugesagt hat und wie sie diese im bunten 80er Stil haben aufleben lassen. Ansonsten war die Kulisse des klaustrophobischen Horrorkeller audio-visuell handwerklich sehr gut umgesetzt. Das Ende ist ein Standardende. Eine Fortsetzung wurde nicht angedeutet.
Die Qualität des Handwerks überzeugt in technischen Kategorien, auch gruselt es. Für eine höhere Wertung fand ich die anfangs so bedeutsame psychologische Metaebene im späteren Verlauf zu wenig verfolgt. Ein fließender Übergang zwischen Übernatürlichem und Trauma/Wahn hätte ich für besser befunden.
Wäre es eine Folge von BLACK MIRROR, dann wäre es mit Abstand die genialste, allerdings mit Abzügen für den Abgang.
Etwa bis zur Hälfte, also nach 45 Minuten denke ich nur "Schade, dass es nur noch 45 Minuten sind, wo ich mich so großartig unterhalten fühlen darf, dass ich Tränen der Freude und Verwunderung vergieße". Aber danach verwandelt sich M3GAN in CHUCKY-TERMINATOR und es geht auf die Horror-Mainstream-Hacke-Hacke-Beilchen-Schiene.
Der traurige klischeehafte Schluss besteht, wie üblich bei Horrfilmen, aus einem Fortsetzungsteaser.
Am Ende stelle ich mir vor, wie eine Serie aussehen würde, mit einer frechen makabren aber noch positiven M3GAN, denn gefallen hat mir das Lernverhalten der Androidin und ihre zynischen Sprüche. Außergewöhnlich genial ist der Marketingfilm der Spielzeugfirma für ihre Puppe M3GAN gelungen. Dabei entsteht dann eine Attitüde, die an die bissigsten düsteren Prophezeiungen von BLACK MIRROR anschließen kann.
Zu Beginn dachte ich wirklich, das wird was, denn Schnitt, Farbfilter, Szenenbilder, samt der Kulisse der verschneiten österreichischer Alpen, wirkten international, wie bei "Der Pass", doch all das visuelle Handwerk hat mich in der Story nicht überzeugt.
Wie mein Vorredner Azular, fühlte ich mich sehr schnell ausgebremst und Suspense wollte nicht aufkommen, auch wenn Anna Maria Mühe einen nach dem anderen um die Ecke bringt. Ich finde, dass sie eine sehr gute Schauspielerin ist, was sie auch hin und wieder in der Serie zeigt, aber nicht in jeder Situation hat mir das gefallen. Die Serie hat einen internationalen Anstrich, aber das Schauspiel des Cast leider nicht.
Die Österreicher haben mich so gut wie noch nie enttäuscht mit ihrer Film- und Serienkunst, aber nach 5 Folgen war mir die Qual zu hoch und mich interessiert das Ende nicht mehr.
Genossen habe ich die Atmosphäre im verschneiten Hudson Valley, aber der Fall hat mich trotz Endtwist nicht überzeugt. Hab in der letzten Zeit so viele Krimis gesehen in Miniserienlänge, dass mir hier die Erzählung nicht "denkwürdig" erschien. Der Style kann sich jedoch sehen lassen.
Warum man hier unbedingt den von mir geschätzten Edgar Allan Poe als Figur verwursten musste, war mir zunächst nicht klar, weshalb ich an dieser Stelle den Text geändert habe und neu postete. Ich musste Poes Biografie noch einmal durchlesen, ich kannte sie teilweise, aber ich wusste gar nicht, dass er in Westpoint war und tatsächlich auch Kadett, der Gedichte schrieb und der seinen Gedichtband "Poems", aus dieser Zeit mit Hilfe von Militärkameraden in West Point crowd-finanziert hatte. 0,5 Punkte gebe ich noch dazu.
Im klassischen Score habe ich eine Variation von "Paint it Black" erkannt. Netflix hat ja gerade eine andere Serie am Start, wo der Song von den Rolling Stones mit dem Cello gespielt wird. Hätte ich es nicht bei YouTube in etlichen Variationen gehört, wäre es mir eher nicht aufgefallen. Doch dann kommen 7 Töne hintereinander und beim 8. wird erst meine Erwartung gebrochen. Allerdings muss man schon genau zuhören, weil es im Hintergrund-Score auftritt.
Weiß nicht ob das Zufall ist, KI generiert oder von Netflix bewusst beabsichtigt. Ein zweiter Hinweis auf eine KI könnte sein, dass der Titel so klingt wie "Der seltsame Fall des Benjamin Button". So erscheint mit der deutsche Titel "Der denkwürdige Fall des E.A. Poe" auch etwas oberflächlich, im Gegensatz zum Original-Titel auf
"Die alleinstehende Wiebke, die ein Ausbildungsgestüt für Polizeipferde betreut, entscheidet sich zusätzlich zu ihrem aus Bulgarien adoptierten Tochter Nika, noch ein weiteres Mädchen namens Raya aus Bulgarien zu adoptieren. Das kleine blonde Mädchen namens Raya ist niedlich, doch es dauert nicht lange bis sie eine zweite sehr unangenehme Persönlichkeit zeigt.
Der Film, wie auch die kleine Schauspielerin, schaffen das so gut herüberzubringen, dass das psychologisch realistische Verhalten des Mädchens einen Schauer beim Zuschauer verursacht, ohne dass es dafür übernatürlicher Elemente bedürfte, wie in gewöhnlichen Horrorfilmen. Das entspricht leider nicht den Erwartungen des stereotypischen Horrorfilm-Konsumenten und so ist der Film an ein verständiges Publikum gerichtet, welches außerdem out-of-the-box denken kann." OS
https://www.moviepilot.de/news/film-pelikanblut-1139565
Dieser europäische Horror funktioniert und ist weit ab vom US amerikanischen Mainstream-Horrorfilm. Die Story bliebt stetig interessant und die Spannung auch. Gutes Handwerk.
Erhaben ist eine ästhetische Sinnesverfahrung, die gleichsam erschreckend, hässlich und schön ist. Der Blick auf ein tosendes Meer mit haushohen Wellentälern, die Aussicht auf den Grand Canyon, eine Atombomben-Explosion in Zeitlupe, als das sind Beispiele für das Sublime bzw. Erhabene.
Bei "Into the Ice" ist das Erhabene eine Gletschermühle. Im Sommer strömt Schmelzwasser in gigantischen Flüssen in solche Löcher, die sich in Grönland über 100 Meter tief in das Eis bohren können. Die Forscher kommen wieder, wenn die Ströme versiegt sind. Erst beim zweiten Versuch trauen sie sich ganz herunterzuklettern. Es sind knapp 180 Meter. Auf dem Weg nach unten beobachten sie wunderschöne Kunstwerke aus natürlichen Eisformationen. Am Boden angekommen finden sie mit einem Eisbohrer heraus, dass keine zwei Meter unter dem Boden ein Bassin mit geschmolzenem Wasser sein muss, riesig und es ist warmes Wasser. Überall gibt es diese Wassereinschlüsse, doch bisher wurde das von den Klimaforschern nicht mit einberechnet, da man alles nur von Oben betrachtet hat. Es könnte also alles noch viel schlimmer sein, als bisher vermutet, d. h. der Wasserspiegel könnte blitzartig und schneller steigen, wenn diese Wassereinschlüsse aufbrechen.
Der Anblick macht Angst. Auf dem Boden liegen Eisbrocken, die vorausdeuten, dass hier einige Ladungen herunterkommen könnten, also machen sie schnell wieder auf den Weg nach oben, was 2 Stunden dauert.
Diese Erlebnis wird am Anfang der Doku kurz gespoilert und es lohnt sich darauf zu warten.
Kleine Perle in der ARD Mediathek
Eine englische Miniserie über die Pornoindustrie kommt, wie zu erwarten, wenig prüde daher. Den Humor gäbe es so in den meisten US amerikanischen Filmen/Serien sicher nicht, außerdem hat er etwas angenehmes Groteskes und Skurriles, vielleicht ein "wenig" in die Richtung "The Big Lebowski" oder "Shameless".
Hayley Squires, die ich aus dem Miniserien-Drama "Die Schlange von Essex" kenne, erkannte ich zunächst nicht wieder. Sie spielt schon ein Dummchen - keine Chance auf Wandel - und zieht die Brüste öfter blank. Keine Ahnung ob die Fake sind oder nicht, sie sehen gut aus. Aber sie macht auch bittere Erfahrungen, wobei die Serie sogar in den tragischsten Momenten nicht davor zurück schreckt, trotzdem noch eine witzige Pointe zu setzen. Das macht sie am Ende sympathisch. Wer Bedenken hat zu viel Pornoszenen sehen müssen, der kann beruhigt werden, denn es wird nichts explizit gezeigt, sondern alles spielt sich im Kopf ab, natürlich mit besonderem Witz. Die Pornobranche, wie auch die Konsumenten oder Politik, werden auch auf die Schippe genommen, so manche Bigotterie angeprangert. Kritik an der Porno-Industrie gibt es auch, aber dies bleibt ausgesprochen differenziert.
Der Pornodarstellerinnen-Name der Protagonistin ist "Joleen Dollar". Sie hat eine Familie mit drei Kindern, zwei davon im Kleinkindalter und einen Mann der sie managed. Als Mama spielt sie mit ihrem realen Namen Hayley Squires. Das ist ja auch schon ein seltsamer Humor und regt mich dazu an lange darüber nachzudenken, warum sie das gemacht hat. Jedenfalls bringt das alles Komplikationen mit sich.
Dass diese Serie zu Ende ist finde ich weit schlimmer, als die Absetzung von "1899".
Die im Vorfeld geweckten Erwartungen waren in jedem Fall viel höher, als das was man zu sehen bekam. Kaum jemand fand, dass "1899" nur annähernd an Dark herankam. Das war von Anfang an vielen klar, weshalb sie es sich gar nicht erst anschauten.
Ich vermute, dass man außerdem den Fehler machte die Staffel so abzuschließen, dass es auch ein Ende hätte sein können. Das Mysterium, das Filmen wie "Cube", "The Signal" oder "Cargo" ähnelt, wird am Ende total aufgelöst, aber der Kampf gegen den Endgegner und die Endstation auf einem neuen Planeten, stehen noch aus. Man hätte das Ende zwei Episoden vorziehen müssen und den nächsten Schritt schon gehen müssen, in dem man die Ankunft in der neuen Heimat zeigt. Dass das nicht mehr gezeigt wird, tut mir auch gar nicht weh. Es gibt viele Filme und Serien mit einem ähnlichen Ende, das nicht wirklich so sehr offen ist.
Ich bin froh, dass ich "1899" gesehen habe, denn ich fand es als Miniserie schon "sehenswert" im Sinne von 7,5 Punkten.
Selten hatte ich bei einem Film soviel Angst runterzufallen. Aber das ist auch die einzige besondere Leistung von "Fall". Für mich hat der Film damit ausreichend funktioniert.
Im Fokus dieser Serie steht eine Familie aus prekären Lebensverhältnissen mit zwei Kleinkindern. Während der Vater die Familie mit zwei Jobs über Wasser hält, ist seine Frau zuhause überfordert mit einem Säugling, den sie von Anfang an abgestoßen hat. Sie ist Tablettenabhängig und schmeißt die ein oder andere Party. Irgendwann passiert es, dass der 5-wöchige Lukas nicht mehr da ist.
Die Mutter hat durch ihren Drogenrausch keine Erinnerungen mehr. Eventuell hat ihn der Vater mit auf die Arbeit genommen, doch der ist den ganzen Tag nicht erreichbar. Sie setzt eine Vermisstenmeldung ab. Als ihr Ehemann zurück kommt, hat er Lukas auch nicht dabei und reagiert ziemlich seltsam darauf, dass seine Frau die Polizei verständigt hatte.
Ein schreckliche Vermutung steht im Raum, die innerhalb der ersten Folge die verschiedensten Variationen annimmt, welche durch die Köpfe der Zuschauer wabern. Bis zur letzten Folge ist das Ausmaß der Tragödie nicht klar. Ergänzt wird das Drama der kleinen Familie noch um die persönlichen Dramen der ermittelnden Polizistin sowie der Familienhelferin, die versucht hat das Schlimmste zu verhindern.
Fazit:
Der Spannungsbogen ist kein Slowburner, aber die Spannung wurde auch nicht durch zusätzliche hyperdramatische Elemente künstlich verzögert oder verdichtet.
Da erlebt man dann Momente, wenn man erwartet, dass es jetzt noch schlimmer kommt und man in seiner Erwartung an twistreiche Unterhaltung absichtlich ausgebremst wird. Die Message der Macher ist hier erkennbar darauf ausgerichtet, dass man sich das nicht anschauen soll, um sich irgendwie vom Leid anderer unterhalten zu fühlen. Auch ohne übertriebene Twistkonstruktion, bleibt noch viel zu viel Leid, welches durch falsche Entscheidungen und unglückliche Zufälle entsteht.
Am Ende ist alles trotzdem noch viel schlimmer als gedacht, aber zugleich hat man ein authentisches Sozialdrama bzw. Krimidrama erlebt, welches Biografien mehrerer Beteiligter bietet sowie moralische Schattierungen, die verhindern, dass am Ende ein schwarz-weißes Bild von Schuld und Unschuld entsteht.
Der Name ist Programm, denn "Flashback" ist eine Strapaze sondergleichen, welche einem einen Trip mit Existenzzweifel so ins Gehirn massiert, dass man fast vom Wahn induziert wird.
Es ist kein schöner Trip, das sei vorangeschickt, sondern ein waschechter Horrortrip und den will kaum jemand erleben. Liest man oft in den Kritiken, dass es den meisten zu viel der Zeitsprünge gewesen sei. Vielleicht kann man den Terror nicht von seiner Art aber von seiner Intensität etwas mit Zulawskis "Possession" vergleichen, wenngleich dort das Schauspiel der Isabelle Adjani eine andere Art von Terror ist, die man über sich ergehen lassen muss. Auch ein wenig Dramaturgie aus "Butterfly Effect" lässt sich hier wiederfinden, aber so aufwendig von den Kulissen wie der ist "Flashback" nicht.
Man sollte sich also vorher klarmachen ob man die Tortur miterleben will oder ob man das nicht braucht.
Die Interpretation des Films sollte man nicht über die Zeitsprünge versuchen, sondern die Botschaft in der Ganzheit suchen, weshalb der Ratschlag gut ist, nicht unbedingt die Sprünge zusammensetzen zu wollen wie ein Puzzle. Das führt nur in die Irre.
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Der Anfang ist gleichzeitig das Ende und deshalb ist dort die Pointe des Films am ehesten abzulesen, der Rest ist dann nur Beiwerk. Fred krabbelt in der ersten Szene als Kleinkind im Haus der Mutter auf einen offenen Türspalt zu. Der Kosmos hinter dem Türspalt liegt im Dunkeln. Der kleine Freddy überlegt, ob er auf die Warnrufe der Mutter hören soll oder nicht. Dann macht die Erzählung einen Sprung auf die Gegenwart bzw. mögliche Gegenwart. Es scheint alles in Ordnung, denn offenbar hat er seine Lebensziele erreicht: einen gut dotierten Job und eine Frau, die eine Familie mit ihm gründen will. Doch seine Mutter ist mittlerweile so dement, dass sie ihn nicht mehr als Sohn erkennt. Dieser Schock löst bei ihm einen Flashback aus und wir erfahren, dass er ein zwei Mal eine LSD ähnliche Droge genommen hat.
Er hat in seiner Jugend Dinge ausprobiert, vor denen seinen Mutter ihn immer gewarnt hat, mit dem Ergebnis, dass er jetzt einen Flashback erlebt, der sein ganzes Leben durcheinander bringt. Täglich vertieft sich der Flashback und er springt mit seinen Erinnerungen zwischen verschiedenen Lebensabschnitten hin und her, bis auch dem Zuschauer nicht mehr klar ist, was die Gegenwart bzw. die Realität ist. Drogen sind imstande so etwas auszulösen, aber auch eine vom Körper erzeugte Psychose. In dieser Situation ist eine Person nicht mehr in der Lage das zu erkennen, was um ihn herum wirklich ist, sondern er lebt in einem Tagtraum, welcher der Realität täuschend echt entspricht. Deshalb ist diesen Menschen auch schwer zu helfen mit gutem Zureden. Die Gehirnchemie ist durcheinander geraten.
In diesem Durcheinander sucht Fred jetzt nach einer Lösung. Die Lösung liegt - wie bereits erwähnt - in der ersten Szene, als er durch den Türspalt krabbeln will als Kleinkind. Er hört eben nicht auf seine Mutter, genauso wie bei den Drogen und wird schließlich von der Neugier erfasst, gelangt auf den Flur, zur Treppe und stürzt...fast.
Überhaupt passiert ihm dies im Leben mehrmals, so auch in den zwei Momenten als er fatalerweise zu einer LSD ähnlichen Droge greift, welche ihm von Mitschülern an der Kunstschule angeboten wird. Genau genommen ist es sein Schwarm, der ihn dazu verleitet. Das setzt einen grauenhaften Horrortrip in Gang, wo er eine Reihe von Fehlentscheidungen trifft, die dramaturgisch eine üble Talfahrt und einen Terror-Trip mit sich bringen, bei dem auch dem Zuschauer der Boden unter den Füßen weggezogen wird.
Schon als man glaubt, dass er jetzt wohl sterben wird und das glaubt man mehrmals, fängt er an sich hochzukämpfen.
Sein Problem löst Fred damit, dass er seine Entscheidungen nochmals trifft und so sein Leben verändert. Natürlich hat das nichts mit Zeitreisen zu tun, sondern durch diese Selbsttherapie gelingt es ihm zu erkennen, was für vernünftige Wege er hätte gehen können. Irgendwann gelangt er zu seinem ersten Fehler im Leben, als er noch ein Säugling war, wo er sich entscheidet nicht der Neugier nachzugeben, sondern auf seine Mutter zu hören und stattdessen zu ihr krabbelt, anstatt auf den offenen Türspalt.
In diesem Moment wird alles geheilt, auch seine Mutter erkennt ihn wieder am Sterbebett. Sein Leben ist in Ordnung.
Fazit: In dieser Erzählung werden im Prinzip Lebenserfahrungen reflektiert und verarbeitet, die das Verhältnis von Mutter und Sohn betreffen. Der Erzähler hat wohl im Leben einige falsche Entscheidungen getroffen, wo er besser auf seine Mutter gehört hätte. Für mich ist das sehr gut nachvollziehbar, weil ich ähnliches mit meiner Großmutter erlebt habe, die sich wie eine Mutter um mich gekümmert hat. Leider hatte ich nicht die Möglichkeit mit ihr ins Reine zu kommen, weil ich auf dem falschen Weg war, als sie gestorben ist. Der Erzähler hat die Kurve rechtzeitig bekommen und die Mutter noch erreicht. Dazu musste er eine Liebe ziehen lassen, die ihn in den Sumpf hineingezogen hat. Er hat eingesehen, dass dies keine solide Grundlage gewesen wäre, sondern höchsten der Bau von Luftschlössern.
Die seelisch derangierte Lisa erbt ein Haus in der städtischen Nachbarschaft, welches eine Allegorie auf ihren geistigen Zustand sein könnte. Den Erblasser kannte sie gar nicht, aber das ist ihr egal, ist es doch eine schön kleine Villa aus der Gründerzeit, mitten im Zentrum. Dreck, Staub und Schimmel stört sie gar nicht, doch dann hört sie Geräusche hinter der Wand. Mit einem Vorschlaghammer reißt sie die Mauer ein und entdeckt einen verborgenen Durchgang.
Tür um Tür, Raum um Raum, Gang um Gang, Treppe um Treppe erkundet sie das seltsame Gebilde und es hört einfach nicht auf. Längst hat sie sich verirrt. Doch dann trifft sie auf andere...
Das minimale Budget der der Produktion wird durch exzellente Schnitte und prächtig ausgewählte Lost Places kaschiert. Die Bildgestaltung ist außergewöhnlich ästhetisch, eine andere surreale Welt entsteht. Auch die Außenkulissen in der Natur sind atmosphärisch in Szene gesetzt. Es gibt viele unvergessliche Szenen. Eine davon ist der Wald auf der Bühne aus Bühnenkulissen und wie er in einen echten Wald im Nebel übergeht. Ich spüre kaum, dass man auf klassische Mittel gesetzt hat und nicht auf CGI, was ein gutes Zeichen ist.
Es gibt so einige gruselige Szenen und es wird recht viel Deutungsoffenheit geboten. Wenn man daran Freude hat, ist das hier ist eine Perle sondergleichen. Am Ende ist es eine runde Erzählung.
Ich bin ein Freund des Films. Eigentlich habe ich bei diesem Unglücks-Abenteuerthriller viel weniger erwartet.
Gefallen hat mir der langsame Einstieg, bei welchem man an wenig von der Protagonistin erfahren konnte, so dass sie mir sympathisch wurde. Sie steht für eine emanzipierte Frau, die sich über stumpfe Männer lustig macht, aber sich den Sex von ihnen holt wie sie ihn braucht. Da steht sie vielen Männern in nichts nach, was ihr gutes Recht als Mensch ist, denn für Sex muss man keine Freundschaft aufbauen. So geht es am Anfang doch schon um die Frage, wie egoistisch ein Mann sein kann, wenn er von der Frau verlangt alles aufzugeben, damit er mit ihr zusammen sein kann. Der Film ist dennoch nicht ultrafeministisch und eigentlich wurde so nur Protagonistin etwas besser vorgestellt.
Es geht also nicht Plötzlich ohne Vorgeschichte los, ab ins Flugzeug, Action und dann ist der Film zu ende. Die Beziehung zwischen den beiden spielt also weiter eine Rolle, auch wie ein emanzipiertes Verhalten von beiden. Nachdem er sich als Held beweist, beweist sie sich auch als Heldin und eigentlich wird dabei süffisant die Frage gestellt: Darf eine Frau genauso ein Hasardeur sein wie ein Mann?!
Es waren nun keine Schauspieler, die auf der globalen Top 10 stehen, aber sie haben ihre Sache gut gemacht und die die unkalkulierbaren Risiken dessen was die beiden veranstalten, um das Flugzeug weiterzufliegen, sind atemberaubend. Ich habe mitgelitten, mich hat die Spannung fast zerrissen, die Haare haben mir zu Berge gestanden, ich habe mich an meiner Sessellehne festhalten müssen.