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Alle Kommentare von OUROBOROS
Nachdem mir "Sex Education" ein wenig darüber weggeholfen hat, dass "Skins" nach drei Generationen Schulabschließer/Schulabbrecher keine neue Generation mehr vorgebracht hat, konnte ich endlich "Euphoria" schauen. Eigentlich hatte ich damit schon angefangen bzw. war ich offenbar schon einmal bis Episode 6 vorgedrungen, doch dieses Mal habe ich Staffel 1 komplett geschaut.
Zum Schluss wird es für mich extrem verwirrend, denn Fragmente von Handlungssträngen sind anachronistisch zusammengefügt worden. Es hat den Genuss nicht gestört, vielmehr verstehe ich es als eine Analogie von Rues erleben, deren Kopf voller ungeordneter Erinnerungen ist, bei welchen ich nicht immer unterscheiden kann, was Wunschdenken und Traumerleben ist. Es funktioniert aber gut, dass dies nicht gemarkert ist.
In der Serie habe ich mich jedoch an Jules mehr abgearbeitet als an Rue. Das liegt daran, dass ich Rues Entwicklungsgeschichte in ähnlicher Weise schon in vielen anderen Filmen und Serien sowie Biografien aus meinem Leben und meinem Umfeld abgearbeitet habe.
Es geht mich nichts an, wie Menschen sich entscheiden, wenn sie in ein anderen Geschlecht umwandeln wollen. Bei Jules kann ich es sehr stark nachvollziehen, denn scheint sie als Kind wirklich zwischen den Geschlechtern zu stehen. Das ist bestimmt sehr schlimm, weil die binäre Umwelt dominiert. Es ist schrecklich, dass es so viele Menschen gibt, die das nicht sehen bzw. nachfühlen können, wie es Menschen ergeht, die eben non-binär zur Welt gekommen sind. Drei große Weltreligionen leugnen das in ihren heiligen Büchern und noch schlimmer. Sie ächten es. Dieser Umgang mit Menschen ist sicher nicht von einem gerechten Gott gewollt, der allwissend und liebend ist.
Vor 15 Jahren habe ich zum ersten Mal eine Person kennengelernt, die zur Frau umwandeln wollte. Das Krasse daran war, es war ein 2 Meter großer Kerl, mit Bariton Stimme. Ich hielt es damals zuerst für eine Satire, weil er sowieso ein Witzbold war, aber Jahre später traf ich ihn wieder als Frau. Anders als bei Jules (Hunter Schafer) sah ich in ihm keine non-binäre Person. Am Ende spielt es aber keine Rolle ob jemand beim Ausgangspunkt zwischen den Geschlechtern ist, denn der Phänotyp kann im Detail täuschen und vor allem täuscht der Phänotyp über das innere Seelenleben hinweg.
Früher dachte ich immer, dass sowieso weibliche wirkende Männer eher dieses Bedürfnis haben müssten ihr Geschlecht zu wechseln, aber ich sehe das heute nicht mehr so. Dennoch war ich überrascht als Elliot Page ihr Geschlecht wechselte. Ich fand sie so süß, war ein bisschen verliebt und nun existiert sie nicht mehr. Für mich war es ein wenig, als wenn sie gestorben ist, aber sie fühlt sich von ihren Fesseln befreit. Das ist auch gut so. Bevor mir einige vorwerfen, ich würde ja nur nach dem Äußeren gehen, kann ich halt aus meiner Heterosicht sagen, dass ich mit Männern und Frauen befreundet bin, eher mit Frauen als mit Männern, aber dass die körperliche Anziehung eben eine Rolle spielt beim Verlieben spielen darf. Jeder kann das so halten wie er will. Es gibt asexuelle Menschen, die das völlig anders sehen. Dafür habe ich Verständnis. Ich habe Verständnis für Bi-Sexuelle Menschen und hoffe, dass auch sie verstehen, dass ich nicht ausprobieren will mit einem Mann Sex zu haben. Hat mir ja schon jemand vorgeworfen, dass ich ja gar nicht wisse ob es mir gefallen würden, weil ich es noch nicht probiert habe. Das halte ich genauso für übergriffig, wie Homosexuellen vorzuwerfen, sie müssten nur den richtigen Gegenpart finden.
Am spannendsten fand ich deshalb für das Thema Transidentität Episode 10, denn hier befindet sich Jules im Gespräch mit ihrer Therapeutin. Jules fand ich irgendwie sehr attraktiv und auch interessant aber ich bin so hetero, dass ich mir eine intime Beziehung unmöglich vorstellen kann. So konnte ich mich zwar nicht in ihre Partner und Partnerinnen hineinversetzen, aber ich konnte ihr Erleben beobachten. Der Moment als sie sagt, dass sie nur Frau geworden ist, um Männern zu gefallen, also nicht aus eigenen Gründen, im Prinzip also nur ein Gebilde ist für die Umwelt, statt sie selbst zu sein, fand ich deshalb so interessant, weil sie sagt, dass sie die Hormonbehandlung abbrechen möchte, weil sie Männer als dumm erlebt hat. Auch hier könnte man sagen, dass sie bloß den Richtigen treffen muss, aber ich empfinde es als übergriffig. Selbst wenn es in einem Fall stimmen würde, ist das ein Rat den man nicht geben kann, denn jeder muss hier selbst seinen Weg finden.
Ich könnte ja jetzt empört sein als Mann, aber ein großer Teil der Männer ist wohl einfach so wie sie es beschrieben hat, trotzdem ist es schade, dass ihre subjektive Erfahrungen so einseitig sind, weshalb mir ihr pauschales Urteil eben nicht gefällt. Ich kann es nachvollziehen, weil ich viel zu viele Männer kenne und es bestätigen kann. Leider sind solche Männer, wie Jules sie beschreibt erfolgreicher bei Frauen, was nicht heißt, dass ich nicht zum Zuge komme, aber so oft habe ich mich gefragt, warum Frauen das mit machen. Leider hat sich eine Gruppierung global herausgebildet, die die "Incels" genannt werden. Sie hassen Frauen, weil sie keine abbekommen. In sozialdarwinistischen Gründen sehen sie die Ursache warum Frauen die Falschen wählen, aber ich behaupte, dass es auch an ihnen selbst liegt und der Unfähigkeit Geduld mitzubringen. Die einen Männer mögen zwar schneller sein, aber dafür halten die anderen länger. In der Serie macht auch Ethan einen Witz darüber, dass er ein Incel sei, der einen Amoklauf plane.
Gerade heute, in einer aufgeklärten Gesellschaft, die den Frauen die Wege bereitet, gibt es immer noch Frauen, die man vor sich selbst schützen muss z. B. dass sie in eine solche Situation geraten mit dem Sänger von Rammstein, wobei das nicht bewiesen ist. Klar gibt es da ein Machtgefälle, aber solange man nicht körperlich mit starken Kräften unterlegen ist, kann man von einer Frau auch erwarten, dass sie "Nein" sagt. K. O. Tropfen und körperliche Gewalt sind natürlich ausgenommen. Sexuelle Gewalt, ob gegen Frau oder Mann geht zu über 90% von Männern aus. In unserer Gesellschaft läuft etwas falsch und da brauchen es die Rechtsextremen nicht auf die Migranten-Männer zu schieben, wobei sie schon überproportional vertreten sind. Aber es wird so getan als täten das "Biodeutsche" Männer nicht.
Vor Jahren habe ich Befragungen über Sexualität in der Partnerschaft durchgeführt und was mir am häufigsten aufgefallen ist, dass Frauen häufig gesagt haben, dass sie ihren Mann sexuell befriedigen, obwohl sie keine Lust haben. Sie würden ihren Mann eben lieben und es aus Liebe tun. Ich finde das nach wie vor abartig, aber es ist wohl der Normalfall gewesen. Abartig finde ich es deshalb, weil ich als Mann nicht befriedigt bin, wenn die Frau offenbar keine Lust hat, völlig ungeil drauf ist oder sich dazu zwingen muss. Für mich steckt die Angst davor "Nein" zu sagen dahinter bzw. den Folgen eines "Nein". Das kann das Ende einer Beziehung bedeuten, aber auch Stress und Gewalt oder Untreue. Das ist doch schaurig. Genauso schaurig ist es, dass wohl viele Männer gar nicht beim Sex auf ihre Partnerin eingehen können bzw. nicht wissen was zärtlich ist bzw. erregend für die Frau. Dabei kann ein Mann das sehr wohl von sich selbst ableiten, den Erregung und Zärtlichkeit unterscheidet sich vom sinnlichen Gefühl nicht bei den Geschlechtern und biologisch ist es wohl erwiesen, dass die Geschlechtsteile anders aussehen, aber doch ähnlich fühlen und ähnlich befriedigt werden können. Ich möchte dazu noch sagen, dass Empfindsamkeit für die sexuelle Erregung nicht jeden Tag gleich ist. Deshalb bedarf es eben der Empathie, um zu spüren wie man vorgeht.
Das Thema wird ja auch in der Serie behandelt. Dort sieht man eigentlich nur Männer, die absolut unfähig sind empathischen sinnlichen Sex zu haben. Die Serie stellt es so dar, dass das alles von YouPorn und Co. kommt, aber es war doch schon vor dem Internet so. Das hat sich seit den Forschungen Kinseys und den Aufklärungsfilmen Oswald Kolles nicht geändert. Ich vermute, dass es ein wenig besser geworden ist mit den letzten Generationen, aber wie man in der Serie sieht ist das Problem männlicher Sexualität immer noch viel zu groß. Man muss mehr darüber Reden, welche Haltung Männer gegenüber Zärtlichkeit haben.
In "Euphoria" kommen Männer allgemein nicht gut weg. Es gibt zwei Ausnahmen, nämlich den Dealer Fezco (der aber gar keine Freundin hat) und Ethan, den Freund von Kate. Die Realität ist wohl nicht ganz so schlimm und trotzdem finde ich, dass die Serie einen wichtigen Auftrag erfüllt, denn neben den ganzen Parties und Softcore-Orgien, welche dem Schauwert dienen, geht es hier um Identitätssuche im digitalen Zeitalter und dem Anprangern von falsch verstandener Männlichkeit.
Ich vermute mal das Ultra-Konservative und Wähler der Alternative für Deutschland an dieser Serie wenig gutes finden werden, denn Migranten, Frauenprobleme (durch Männer) und Transsexuelle sind ja für sie ein rotes Tuch.
Nachdem ich mich daran gewöhnt habe, dass man die Realität draußen wohl nie sehen wird, ist es doch dann eine spannende Serie bis dahin. Nach dem Cliffhanger konnte ich nicht warten und habe mir angeschaut, was die zwei weiteren Romanteile noch so bringen. Der nächste Teil heißt "Level" und beschäftigt sich mit der Anfangszeit im Silo. Wenn diese Brutal-Retardierung kommt, dann habe ich irgendwie keine Lust darauf. Man soll zwar dann mehr die Vergangenheit verstehen, aber diese Zerstückelung von Trilogien und achronologische Vorgehensweise nervt mich echt nur ab. Der letzte Teil "Exit" schließt dann an den Cliffhanger aus Staffel 1 an. Hab mir jetzt das Hörbuch davon besorgt.
"Die Schlange" und sein Hype, hatten mich zur anstehenden Veröffentlichung wieder subtil in der Werbung und Öffentlichkeit tangiert, weshalb ich mich beeilte kurz mal reinzuschnuppern um zu prüfen was dran war. Das "kurz reinschnuppern" haben wohl auch noch andere getan und ihr Nase wie ich auch nicht mehr rausbekommen, bevor nicht die letzte Sekunde dieser Miniserie vergangen war.
Von der ersten Folge an ist "The Serpent" spannend inszeniert. Durch die Zeitsprünge wird ein aufregendes Pacing wie dieses hier erst möglich. Die Kulisse der 70er Jahre, hauptsächlich Asien, aber auch ein wenig Paris, bietet Kulissen auf, die so schön eingerahmt wurden, dass sie hohen cinematischen Ansprüchen gerecht werden können. Man würde sich nicht 8 Stunden in ein Kino setzen, aber zuhause im Sessel ist es ein Erlebnis, welches Kino und einen spannenden Roman zu lesen in einem Setting vereint.
Am Ende kann man sogar im Internet noch nachrecherchieren was davon stimmt oder nicht: bemerkenswert viel!
Netflix bietet viel Belangloses auf seiner Plattform zum Streaming an, wo sich der ein oder die Andere verirrt, abgestoßen fühlt, aber auch wiederfindet in seinem Interessensgebiet. Der Output von Netflix ist riesig, was aber auch daran liegt, dass damit internationale Produktionen eine Chance bekommen sich weltweit zu präsentieren, was vorher nicht möglich gewesen wäre. Diese Produktion hier ist wieder mal eine, die so gut ist, dass sie bei einem größeren Zielpublikum ankommt.
So sind viele Schauspieler hier wieder keine Altbekannten aus der immer gleichen Hollywoodclique, aber auch keine unfähigen oder gänzlich unbekannten. Ob Tahir Rahmin, der hier den Serienmörder spielt, habe ich schon in "Ein Prophet" gesehen, oder die zauberhafte Jenna Coleman und die anmutige Ellie Bamber, allesamt sind sie bisher nur Fans von ausgewählten Serien und Filmen bekannt. In dieser britischen Produktion werden sie in Szene gesetzt wie Christian Bale, Jennifer Lawrence oder Amy Adams in "American Hustle" nur eben völlig unverbraucht und in einer psychotisierenden Story, welche an "Bonny und Clyde" zu erinnern vermag. Das ist kein Spoiler, denn es sagt nichts über das Ende von "The Serpent" aus.
Die Geschichte ist nicht unglaubwürdig und trotz der zahlreichen Überraschungen und Wendungen ist sie auch nicht unrealistisch, wie etwa bewusst bei "Haus des Geldes", wo ein Strom absurder Twists die grandiose Unterhaltung ausmacht. Hier ist es die schiere Unglaublichkeit in Anbetracht der nacherzählten Ereignisse, kreiert aus echten Informationsfragmenten, gefüllt mit frei erfundenen Dialogen und der Möglichkeit sich auch Bilder der Psyche der Täter und ihrer Helfer zu machen. Inwieweit ist jemand schuldfähig, inwieweit sind seine Helfer schuldfähig oder verantwortlich zu machen, wo ist die Grenze zur Mittäterschaft, was kann man noch bereuen oder verzeihen, wenn der Antreiber Charles Sobhraj ein Psychogramm wie ein schwarzes Loch hat.
Was Charles Sobhraj veranstaltet hat und wie viele Menschenleben auf sein Konto gehen, von denen man nichts mehr weiß, weil man seine Spur erst nach Jahrzehnten aufgenommen hat könnte man als "Verbrechen gegen die Menschheit" bezeichnen. Alle die versuchten ihm das Handwerk zu legen haben ihre Karrieren aufs Spiel gesetzt, genauso wie ihre Leben, mussten mit Hürden der Bürokratie genauso kämpfen, wie mit Korruption und entgegenstehenden politischen Interessen.
Chapeau für diese Produktion!
Kommentar zum Artikel
https://www.moviepilot.de/news/setzt-es-doch-einfach-ab-sci-fi-serie-black-mirror-irritiert-fans-mit-radikaler-aenderung-doch-dafuer-gibt-es-einen-guten-grund-1142028?utm_source=facebook&utm_medium=post-moviepilot&utm_campaign=setzt-es-doch-einfach-ab-sci-fi-serie-black-mirror-irritiert-fans-mit-radikaler-aenderung-doch-dafuer-gibt-es-einen-guten-grund&fbclid=IwAR0sLNT_IsVLh2hzPrtLyTJ7GFv8d2lOFZIxjsbWNibh7UBzMXxEt1IX6JY
Neuausrichtung?!
Weil die Leute sonst denken, Technik wäre was schlechtes?
Dem Brookers haben sie wohl ins Gehirn geschissen. Der Hauptaspekt war doch die kritischen Aspekte von Technik darzustellen.
"Neuausrichtung" ist schon ein genialer satirischer Euphemismus für die Ausrichtung auf die futorologische Ideenlosigkeit. "Black Museum" hat sich als Vorausdeutung des Autors erfüllt. "Joan is awfull" war aber genial. "Beyond the Sea" kann man durchgehen lassen als "Black Mirror", ob es gefällt dann Geschmacksache.
Ich will diese Neuausrichtung nicht. Horror-Anthologien gibt es doch schon genug. Den Rest wollte ich einfach nicht in einer Serie gesehen haben, die eine ganze andere Thematik hat.
So eine Neuausrichtung, das wäre, als würde man bei der Amazon Serie "Ringe der Macht" Gandalf mit seinen Hobbits zur neuen Crew der Enterprise machen. Also ich fühle mich verarscht und werde in Zukunft nur noch BM Episoden schauen, wenn sie vorher als BM-tauglich bewertet wurden.
Es war sehr cool Aksel Hennie - der mit der fiesen Fresse - wiederzutreffen, aber er bekommt es mit finnischen Machete zu tun: Aatami.
Dieser alte Sack steckt Rambo locker in die Tasche, kann sich wirklich noch im halbtoten, zersprengten, erhängten, ertrunkenen, verbrannten Zustand heilen. Er näht die Wunden nicht zu, sondern er schneidet Drahtstücke, biegt sie zu Klammern, sticht sie durch die Haut und petzt sie mit der Drahtzange zu. 300 Russen fielen allein ihm zum Opfer, doch der versprengte Waffen-SS-Trupp lässt sich von den Legenden nicht abhalten.
Die Message:
"Spieglein Spieglein an der Wand, die härtesten Menschen gibt es im welchen Land?"
* * *
"Ihr Russen seit die härtesten hier, aber über den sieben Bergen, bei den Finnen, die sind tausendmal härter als ihr."
Am Ende geht es darum, wer das Gold zur Bank bringt mit den Worten: Ich möchte ein Konto eröffnen!
Der finnische Ableger von "Blood & Gold" hat seine eigenständige Erzählung, bietet viel mehr Blut und viel mehr Gold und der Humor ist so trocken, dass einfach nur Totenstille herrscht in den entsprechenden Momenten, in welchen man eigentlich lachen soll.
Die fünfte Staffel von "Black Mirror" war unterhaltsam, aber das ist für diese Serie kein Maßstab, die in den ersten 3. Staffeln, roh, mit geringem Budget aber teils prophetisch daherkam. Ein 90-Minüter sowie die vierte Staffel waren der Höhepunkt und ihre finale Folge "Black Museum" ein satirischer Leckerbissen selbstreferenzieller Metafiktionalität. Sie enthielt die Message des Autors, dass "Black Mirror" Geschichte sein wird. Es kam eine durchschnittliche 5. Staffel und ein wenig inspirierter interaktiver "Bandersnatch". Erwartet habe ich schon nach der 4. Staffel zum Glück nicht viel, denn mit der 6. Staffel sollte es noch schlimmer kommen.
Hier die einzelnen Episoden:
S06E01 Joan is awful - 8,5
Dem Abwärtstrend zum Trotz sehe ich hier eine der herausragendsten Episoden der ganzen Serien. Am besten sage ich hier gar nix. Jedes nur so kleine Stichwort könnte alles verraten, also folgt hier nur meine Wertung 9 von 10 Punkten. Eigentlich müsste ich 10 Punkte geben, weil ich nicht weiß, was man hier besser machen kann. Mein Kritikpunkt ist vielleicht, dass das Thema gerade aktuell diskutiert wird und deshalb nicht ganz so prophetisch ist. Die Thematik war quasi erwartbar. Trotzdem hat diese Erzählung Sinn und Humor.
S06E02 Loch Henry - 6 von 10
Diese Episode hat für mich nichts mit "Black Mirror" zu tun, passt sie in jede andere Horror-Anthology-Serie, aber gibt es hier keine in die Zukunft gerichtete Vorausschau auf die negativen Aspekte von neuen Technologien. Ich sehe dieses Episode ganz klar als Werbung für True-Crime Serien auf netflix. Sie ist sehenswert, aber eben nicht "Black Mirror" tauglich. Deshalb nur 6 von 10 Punkten.
S06E03 Beyond the Sea - 5 von 10
Die Idee eines Surrogaten für eine Person ist nichts neues, selbst wenn es hier daraum geht zwei Astronauten eine Leben bei ihrer Familie zu ermöglichen, indem ihr Bewusstsein aus dem All auf einen Replikant übertragen wird, der sie auf der Erde ersetzt. Auch die Erzählung um eine eingerostete Ehe findet man häufig besser umgesetzt. Mir hat dieses Episode wenig gegeben, auch wenn sie recht beschaulich ist.
S06E04 Mazey Day - 4 von 10
An dieser Stelle muss man sich erneut und noch ernsthafter fragen, ob "Black Mirror" zu einer Horror-Anthology-Serie ist, bei der Tech-Horror gar nicht mehr vorkommt oder nur in winzigen Anteilen. Klar geht es um den Horror von neuen Technologien, aber hier absout nicht. Das ist ganz normaler Creature-Horror der besser in der "Twillight Zone" Serie laufen sollte. Gut war es auch nicht.
S06E05 Dämon 79 - 6 von 10
Der Titel erinnert an "Archieve 81" und macht den Eindruck, als hätte ich ChatGPT generiert. Ansonsten haben beide nichts miteinander zu tun. Dämon 79 hat zudem mit "Black Mirror" nichts zu tun. Gehört genauso in die "Twillight Zone". Nichts gegen "Twillight Zone", ich liebte diese Serie, aber von "Black Mirror" erwarte ich etwas ganz anderes.
FAZIT *****SPOILER*****
Eine großartige Episode mit einer Vorausschau in die nächsten 10 Jahre ist "Joan is awful". Netflix nimmt sich selbst auf die Schippe und zeigt ein ChatGPT Szenario. Der Haken daran ist, dass nach deutschem Recht, ein solcher Vertrag sittenwidrig wäre und somit, selbst bei ahnungsloser Zustimmung, nicht gültig wäre. Aber in den USA halte ich das für möglich. Hier gibt es auf jeden Fall die für BM typische Verbindung von Tech- und Gesellschaftskritik. Zu den anderen Episoden habe ich schon genug gesagt. Sie sind nicht von Belang.
Die Gesamtwertung für die Staffel liegt bei rechnerischen 6 Punkten. Das ist wirklich ein gewaltiger Abstieg.
Zosia verlebt 1939 ihre Jugend im polnisch-ukrainischen Grenzgebiet. Eine Landidylle mit pittoresken Bildern bietet sich dar, eine Hochzeit wird nach alten tradierten Kulturelementen gefeiert. Ich mag nicht so recht unterscheiden, wer nun polnisch und wer ukrainisch ist, ist ihre Familie eher gemischt, aber was ich nicht weiß, wird von den Schauspielern nachgeholt, denn die ethnischen Spannungen nehmen zu.
Juden sind sowieso nicht gerne gesehen, weshalb sie von jeder andern Ethnie ausgebeutet und vertrieben werden. Die Polen sind gegen die Ukrainer und zusammen sind sie gegen die Juden. Alle fügen sich gegenseitig Schaden zu. Schließlich erscheinen die Russen und errichten die Sowjetrepublik unter Stalin. Der Bürgermeister wird ausgetauscht, weil er ein Landbesitzer ist. Von einem hohen Gutsherr kann man aber nicht sprechen, bringt der Landbesitz keine anderen Reichtümer mit sich. Enteignet wird er trotzdem, denn die Kommunisten gliedern seine Landwirtschaft in eine Kolchose ein. Viele Menschen sterben, entweder durch Mord oder an Hunger.
Es dauert gefühlt ein paar Wochen, dann kommen die Deutschen und werden vergleichsweise human dargestellt, eher so auf der Durchreise nach Moskau. An den Juden sind sie am meisten interessiert. Alle, die jetzt noch leben werden getötet. Es füllen sich die Massengräber. Human ist das nicht, aber es geht nicht gegen die Polen oder Ukrainer. Die können sich den Nazis anschließen. Den meisten blieb nichts anderes übrig, sind sie die Bauern im Schachspiel, andere kollaborieren mit Freude. Aber im Nazijargon wurden sie als Fellachen kategorisiert. Man brauchte sie eben gegen Russland.
Eine Zeit der Ruhe herrscht, bis die Deutschen zurückziehen. Aber dann beginnt ein anderer Player in dem Spiel auf den Plan zu treten, der für die inhumansten Szenen des ganzen Filmes sorgt: Stephan Bandera. Sie wollen die ukrainische Nation und zwar ethnisch sauber, ohne Polen, weshalb es zu Massakern an Polen kommt. Hier wird der Film explizit splatterhaft. Ich habe aufgehört die Köpfungen und Vierteilungen zu zählen und was sonst noch kreativ an Mordkunst aufgefahren wird. In Sachen Brutalität überbietet "Sommer 1943" den Film "Komm und sieh" locker. Ich würde beide filmisch auf eine Stufe stellen.
Nach den 144 Minuten war ich schon ziemlich emotional zerstört, vor allem die letzte Stunde ist übel. Michalina Labacz, eine extrem hübsche Person, habe ich diese ganze Zeit begleitet auf ihrem Kreuzweg. Es war für sie unmöglich einfach nur ein Leben in Frieden zu führen und mit einem Ehemann ihrer Wahl, weil sie immer wieder die Auswirkungen der Machtwechsel zu spüren bekamen. Klar, es haut mehr rein, wenn man ein solch hübsches Opfer leiden sehen muss, hatte auch Tränen in den Augen und Bauchgrimmen. Das ist besonders dann stark, wenn die Frau nach 120 Minuten mit stoischem Gesichtsausdruck in einer Szene komplett die Fassung verliert.
Den Film möchte ich nicht mehr sehen. Man kann sich auch gut vorstellen, dass das Leid danach nicht zu ende ist. Und heute, hält das Leid in diesem Land schon wieder Einzug.
Was ich noch als Erkenntnis dazu liefern kann, ist dass es schon eine starke Message ist, von den polnischen Filmemachern, dass hier keiner gut wegkommt und gerade weil Bandera am schlechtesten wegkommt, die Polen also einen Riesenhass auf diese Person haben müssen, widerspricht das eindeutig der Kreml-Propaganda, dass die heutige Ukraine von Bandera-Ideologen regiert würde, denn sonst würde Polen nicht so engagiert helfen.
Die erste Folge knallt schon gerade mit 8 Punkten rein. Mal schauen wie es sich entwickelt.
Was ich jetzt schon sagen kann ist, dass mir der Humor sensationell gut gefällt. Die Komik ist nicht nur im Vordergrund, sondern spielt sich auch in Hintergrundsituationen ab, wie das bei Filmen wie "Die nackte Kanone" war. Es reihen sich peinliche Situationen aneinander und ein wenig Screwball-Komik kommt auf. Phil Laude bringt neuen Wind in die deutsche Komiker-Landschaft. Er, als Lehrer, arrogant dazu, scheint kein Taktgefühl zu besitzen und seine Fähigkeiten regelmäßig zu überschätzen, aber diese Rolle passt auf ihn. Die Schüler erscheinen authentisch, war mir mega gefällt. Der Downie ist echt lustig, aber auf eine gute Art, ein echtes Komikertalent. Man sieht natürlich Lehrertypen, wie ich sie in meinem Arbeitsfeld oft sehe. Da gibt es bestimmte Stereotypen. Auch der Hausmeister ist so, wie ich ihn fast auf jeder Schule antreffe, nämlich so konservativ populistisch, dass man weiß, dass er AfD wählt, auch wenn er es nicht sagt. Oft habe ich mit den Hausmeistern einen regelmäßigen Gesprächskontakt und hör mir ihre Schimpftiraden über die da oben und die Gebildeten an.
Eigentlich rechne ich nicht damit, dass das über mehrere Staffel episch wird oder man das Niveau des Humors hält. Es wäre sicher sinnvoll, wenn man eine Dramödie wie "Skins - Hautnah" daraus machen könnte, etwa dass bei Lehrern und Schülern eine biografische Entwicklung stattfindet und sich daraus eine Coming-of-Age-Erzählung spinnen lässt.
Babyface Harry hat sich mit 18 Jahren entschieden in der Armee der englischen Königin zu dienen. Während seines Einsatzes im Afghanistan wurde er schwer traumatisiert. Er hat Menschen sterben sehen und auch selbst getötet, darunter wohl ein Mädchen.
Nach dem Abschied vom Militär lebt er im Dschungel von Peru und hilft Samantha, einer Studentin, die für eine Tierschutz-NGO arbeitet, dabei carnivore Raubtiere zu schützen. Harry nimmt einen Baby-Ozelot in seine Obhut, um ihn großzuziehen und 18 Monate später auszuwildern. Das scheitert jedoch auf tragische Weise.
Die Beziehung zu Samantha, die sich mittlerweile zu einer Liebesbeziehung entwickelt hat, wird dadurch hart auf die Probe gestellt. Harry verletzt sich regelmäßig selbst mit Ritzen und droht an sich zu erhängen oder auf anderer Weise selbst zu töten. Nur ein neues Ozelot Baby, welchem sie den Namen Keanu geben, kann Harry davor retten noch tiefer abzugleiten. Erst einmal hat er eine neue Aufgabe. Man stellt sich aber nun die Frage, ob Harry jemals ohne eine solche Aufgabe leben kann. Nach 16 Monaten stellt sich nämlich die Frage des Abschieds, ob er das Tier soweit großgezogen hat, dass ein Auswildern gelingt. Das Problem dabei ist, dass Harry eine tiefe Verbindung zu dieser Raubkatze hat und die Raubkatze zu ihm. Er ist ihr Vater und Mutter zugleich geworden. So wird es auch für das Tier schwer Abstand zu gewinnen von dem Areal und der Hütte, wo Harry und Samantha wohnen.
Harry ist so emotional belastet von der Trennung zu dem Tier, aus Angst Keanu könnte sterben, dass er sich wieder ritzt und suizidgefährdet ist. An diesem Punkt kann Samantha nicht mehr. Hier kann ich emotional nachvollziehen, wie es für Samantha ist, denn ich hatte selbst eine Beziehung, mit einer Partnerin, die bipolar war. Der ganze Wahnsinn dieser Person strahlte auf mich ab und ich war nur damit beschäftigt den Bedürfnissen und dem Leid meiner Partnerin gerecht zu werden, nichts falsch zu machen oder emotionale Unterstützung zu leisten. Das macht einen selbst psychisch Krank, wenn man nicht den Absprung findet. Mein Trauma von dieser Beziehung hielt noch 2 Jahre an, bis es vollkommen verschwand. Dass ich 20 Jahre davor, mit meiner manischen-depressiven Phase wohl genauso auf meine Partnerinnen gewirkt habe, wird mir erst nach Ansicht und Reflexion dieser Dokumentation klar, lange habe ich nur das gesehen, was ich erlitten habe. Samantha muss jedenfalls eine Entscheidung treffen, die mir wohlbekannt ist.
Ich weiß nicht wie authentisch die Personen hier sind und inwieweit alle Beteiligten wirklich diese Erfahrungen vor der laufenden Kamera gemacht haben, aber wenn ich davon ausgehe, dass es nicht gestellt ist, dann haben sie hier ein wundervolles Film-Dokument erschaffen. Es geht hier nicht um das filmische Handwerk, das war okay, es geht hier um die Verbindung von den Themen Bewältigung von Kriegstraumata, psychische Krankheiten und Liebesbeziehungen, Aufziehen und Auswildern von Raubkatzen-Babys, sowie dem Schutz der Regenwälder und Artenvielfalt allgemein.
Es kann Menschen in ähnlichen Situationen zeigen, dass es möglicherweise hilft sich im Leben eine Mission vorzunehmen, einen Auftrag mit dem man etwas positives bewirken kann. Es muss ja nicht gleich eine Dschungeltour sein auf einem anderen Kontinent. Mir hat es geholfen soziale Arbeit mit Kindern zu leisten, so dass ich helfen kann, dass sie später eigene Ziele entwickeln können, statt kriminell zu werden.
Die erste Episode hat schon was, aber in der zweiten und dritten Episode verliert mich die Serie ganz. Es gibt auch keine deutsche Synchro. Zieht sich so hin.
Pastewka ist sonst nicht so mein Fall, aber an dieser stark von "Breaking Bad" inspirierten Geschichte hatte ich größten Spaß. Ähnlich wie bei "Arthurs Gesetz" hat man hier eine skurrile deutsche Komödie kreiert, welche viel schwarzen Humor á la Coen-Brothers enthält, so dass ich auch lachen kann. Natürlich bildet eine Miniserie das Thema "gut bürgerlich auf illegalen Pfaden" nicht wie in "Breaking Bad" ab, doch hier gibt es unvergesslich lustige Momente. Georg Friedrich ist hier besonders hervorzuheben.
Blade Runner 2023
7. Juni um 14 Uhr
https://nypost.com/wp-content/uploads/sites/2/2023/06/NYPICHPDPICT000012316445.jpg?resize=1536,864&quality=90&strip=all
und weitere Bilder in Orange und Grau
https://nypost.com/2023/06/07/photos-capture-new-york-citys-historic-day-consumed-by-wildfire-smoke/#36
Pauls Vater, Thomas Haller, war in der ländlichen Umgebung bekannt und verspottet wegen seines unkonventionellen Erscheinungsbildes. Auch ein Jahr nach seinem Verschwinden macht es noch die Runde, dass er während einer Landratssitzung im Bademantel erscheint, um dem Bürgermeister seine wissenschaftliche Entdeckung zu präsentieren. Dabei ging es um einen sagenhaften Schatz in einer noch unerschlossenen Höhle. Man hat dies als Spinnerei abgetan.
Thomas Haller wird uns von seinem Sohn, entgegen der Meinung des vox populi, in Rückblicken als gelehrter Mensch dargestellt, dessen Wissen umfangreich und dessen Charakter liebevoll war. Pauls Mutter hat entschieden ihre große Liebe hinter sich zu lassen und sucht den Neubeginn. Paul will mit dem neuen Freund aber nichts zu tun haben, glaubt er, dass sein Vater zurückkehren wird. Der Schwermut hat ihn gepackt, daran können auch die Sommerferien nichts ändern.
Doch dann findet er im Arbeitszimmer das Notizbuch seines Vaters, in welchem die Wegbeschreibung aus einem Sagentext in Versform aufgeschrieben ist, sowie eine Karte mit Zeichnungen landschaftlich besonderer Merkmale, die Pauls Vater anhand des Sagentextes angefertigt hat. Paul beschließt den Weg zum Schatz auf sich zu nehmen, um seinen Vater zu finden. Heimlich nimmt er Reißaus und sein Freund Max begleitet ihn dabei.
Vom Grundmuster erinnert die Geschichte ein wenig an "Tschick": Zwei Jungs, am Beginn der Pubertät, auf einer Abenteuerreise, aber hier geht die Reise durch die Schwäbische Alb, eine sagenhafte Landschaft mit urtypischen Wäldern und einzigartigen Panoramen. Es kann schon gut sein, dass man 20-30 Kilometer läuft und keine Siedlung vorfindet, d. h. auch kein Geschäft für Lebensmittel. Ich werde dort auch noch ein paar Touren machen.
Sowohl Paul als auch Max haben Entwicklungsaufgaben. Da ist die Pubertät mit dem Erwachen der Sexualität, Leistungsprobleme in der Schule, berufliche Zukunft, Verlust des Vaters, der neue Freund der Mutter, Gewalt in der Erziehung, eine Freundschaft zwischen Jungs, die auf die Probe gestellt wird. Auf dem Weg werden sie zudem noch vor körperliche Herausforderungen gestellt und müssen lernen sich in der Natur zu orientieren. Man darf hier kein Survival-Film erwarten, brauchen die beiden mehr Glück als Verstand. So sind die Aufgaben, die sie zu bewältigen haben eher niederschwellig.
Ähnlich wie bei "Tschick" wirken die beiden Jungen authentisch. Es gibt rüdes Verhalten, ein bisschen Slang, so dass man nicht den Eindruck hat, dass hier eine von Erwachsenen verklärte Version von Jugendlichen gezeigt wird. Es werden jedoch die positiven Aspekte von ländlich behüteter Erziehung hervorgehoben, so dass die beiden zu tauglichen Rollenmodellen für kindliche und jugendliche Zuschauer werden können.
Es gibt ein paar abenteuerliche Szenen mit intensiver Spannung, geisterhaften Erscheinungen in Träumen und Momente mit Horror, in welchen selbst mir ein kalter Schauer über den Rücken lief. Ich habe dieses Abenteuer von Anfang bis Ende genossen. Inhaltlich halte ich den Film für besonders wertvoll ab dem Grundschulalter bis 12 Jahre, wobei die etwas Jüngeren überfordert sein können, habe ich schon einige Zweitklässler gesehen, die sich bei "Harry Potter" oder "Vayana" weinend verkrochen.
Als Erwachsener vergisst man sehr schnell wie zart das kindliche Gemüt ist. Könnt ihr euch daran erinnern, wie ihr als Kinder vor manchen Erwachsenen Angst hattet, wo ihr heute darüber lacht?
Das Peter Thorwarth ein Meister seines Fachs ist, das hat er für mich mit der Ruhrpott-Trilogie bewiesen. Doch bei "Blood & Gold", da fehlte mir ein bisschen der Humor aus den vorgenannten Werken.
"Blood & Gold" hat bei aller Überzeichnung, etwa durch Alexander Scheer als SS-Oberschurke, ein Action-Drama geschaffen, das auch ernste Themen bedient. Als besonders positiv möchte ich hier den jungen Downie Simon Rupp hervorheben. Das würde ich mal gelungene Inklusion nennen. Er spielt die Rolle von Elsas Bruder, welche ihm auf den Leib geschrieben wurde glaubhaft und wächst sogar als Held über sich hinaus. Lebensunwert? Eugenik in die Fresse!
Da ist noch Alexander Scheer, ein Schauspieler den irgendwie jeder kennt. Seine Persönlichkeit ist wohl von Natur aus überzeichnet. Das ist ein heißer Ritt auf schmalem Grat zwischen genial und drüber. Ich mag das normalerweise, aber hier hat mir ein Quäntchen mehr Bösartigkeit und Souveränität gefehlt. Der Cast ist professionell besetzt, doch ein zwei Dialoge sind reingerutscht, bei welchen mir Ausdrucksstärke fehlt. Marie Hacke hat mir allerdings besonders gut gefallen, auch im Zusammenspiel mit Robert Maaser. Beide könnten auch größere Rollen spielen, gerne wieder.
Am aufregendsten fand ich die Kulissen, die wirklich aussehen wie 1945. Ein Dorf mit imposanter Kirche, aber alles ziemlich heruntergekommen, eben so wie es im Krieg wohl aussah. Da habe ich mich schon gefragt, wo es so eine Kulisse gibt. Die kann man doch unmöglich gebaut haben. Es sieht wirklich aus, als sei die Zeit stehengeblieben in dem Ort. Aber das liegt an der Kirche, die es wirklich so gibt in Tschechien. Aber der Rest des Ortes ist CGI. Man kann das Haus, das zum Gasthaus "Zum Kronprinzen Rudolf" wird, bei google-maps sehen. Da haben sie schon unglaublich viel mit CGI verändert, was man gar nicht bemerkt.
Die Dramaturgie ist okay, ein wenig mehr Spannung wäre besser gewesen und der Story fehlt mir noch das gewisse Etwas, mehr Abenteuer, mehr Immersion und eben mehr schräger Humor. Die Anfangsszene wirkt wie geklaut aus "Der Hauptmann". Der hat ganz klar beim schrägen Humor die Nase vorn und ist hier die bessere Referenz für Nazi-Ulk.
Eine Seh-Empfehlung gebe ich trotzdem, weil es kein typisch deutscher Mainstream ist, sondern eher was aus der Nische.
Als ich den Film damals ganz frisch veröffentlich gesehen habe, da waren die Nolans noch ganz arme Schweine. So einen Film habe ich noch nicht gesehen. Und es war einer der ersten Filme in meinem Leben, die ich sooft gesehen habe, bis ich jeden Frame analysiert habe.
Es hat wirklich lange gedauert, bis ich verstanden habe, wie das alles geschnitten war. Zuerst dachte ich, es wäre so schwer zu kapieren, weil ich zu stoned war.
Der Effekt der aufeinander zulaufenden Sequenzen ist, dass man bei der Farb-Sequenz Szenen sieht, bei welchen man die vorausgegangene Handlung-Szene nicht gesehen hat, weshalb man nicht wissen kann, was vorher passiert ist. Dadurch gelingt es genialerweise das Erleben - Verlust des Kurzzeitgedächtnis - von Lenny auf den Zuschauer zu übertragen. Da THC das Kurzzeit-Gedächtnis schwächt, wird der Effekt dadurch noch viel stärker.
Den Film zu analysieren gelingt wesentlich leichter, wenn man nicht unter dem Einfluss von THC steht, weil das schizophrene Erleben Lennys sonst ebenfalls nicht erkannt wird. Das liegt daran, dass THC schizophrene Zustände triggern kann. Der Film ist also im Stande einen THC-Konsumenten nachhaltig zu verwirren. Aber selbst im klaren Kopf ist es schwer zu im Kopf zu ordnen, dass er Film aus zwei Sequenzen besteht, nämlich einer in Schwarz-Weiß und einer in Farbe. Die SW-Sequenz läuft mit ihren Teilen ganz normal chronologisch vorwärts, während die Teile der Farb-Sequenz in der Reihenfolge rückwärts abgespielt werden. Das führt dazu, dass sich die beiden Sequenzen irgendwann treffen. Das Aufeinandertreffen der Sequenzen findet zweimal statt, nämlich wenn das Polaroid sich entwickelt. In einer Szene entwickelt sich das Polaroid zu einem schwarz-weißen Foto, in der anderen Szene zur einem Farbfoto. Das ist auch der Moment wo der Film seine Möbius-Schleife hat.
Ich denke, dass ich gut erklärt habe, warum dieser minimalistische Film wahrhaft genial ist. Das ist im Prinzip kein Handlungsspoiler und nicht wirklich eine Hilfe die Handlung zu verstehen.
Nun zur Lösung...
EXTREM-SPOILER und Kurz-Lösung
Lenny ist Sammy, aber er hat es vergessen. Er hat damit auch vergessen, dass er seinen Frau selbst umgebracht hat und deshalb den Mörder nicht finden kann. Er jagt sich selbst. Noch schlimmer: Die Hinweise, die er findet und sich eintattowiert sind falsch, aber er bemerkt es nicht, weil er es immer vergisst und seine einzige Erinnerungshilfe die falschen Tattoo-Informationen sind. So dreht sich die Jagd immer wieder im Kreis und er tötet einen vermeintlich neuen Killer seiner Frau.
Das Lenny tatsächlich Sammy ist ergibt sich, wenn man sich die Szene anschaut, wo Sammy im Rollstuhl sitzt und ein Psychologe vorbei geht. Nur wenn man sich diese Szene unbedingt in Zeitlupe anschaut, dann wird der Frame gezeigt, wo nicht mehr Sammy im Rollstuhl sitzt, sondern Lenny.
"Following" ist ebenfalls ein außergewöhnlicher Film für Gourmets.
So einen deutschen Film habe ich noch nie gesehen, einer der gegen den Mainstream ist, vielleicht mit geringen Budget aber mit gutem Handwerk.
Die Story ist natürlich primitiv, doch filmisch ist das ein sehr gutes Niveau. Besonders haben mir die Interviews der Gaffer gefallen und das Spektrum der Meinungen zur Todesstrafe. Das wirkte in den meisten Fällen sehr authentisch. Diese Gesellschaftskritik und Medienkritik erinnert mich doch an "Natural Born Killers".
Ziemlich gelungen sind auch die Schießereien und die Granaten-Explosion. Die musikalische Gestaltung hat mir sehr gut gefallen, mit Agenten-Gangster-Sound von Francesco De Masi.
Der Film hat eine simple Message, dass sich Verbrechen nicht lohnt, aber Amadeus August kam mir zu schnell auf die schiefe Bahn. Er hat bei zwei Folgen Dallas mitgespielt. Mit 50 ist er gestorben. Christina Böhm, ist wenige Jahre später mit 27 bei einem Unfall gestorben. Gila von Weitershausen ist ein Name, den man im Deutschen Film kennt, genauso wie Raimund Harmstorf, den ich hier in einer ähnlichen Rolle sehen konnte wie in "Der Seewolf". Da ist ihm auch kein Menschenleben etwas Wert.
Insgesamt hätte ich Lust auf mehr von diesem Regisseur.
Den Aufstieg von Hape Kerkeling habe ich miterlebt, wie er die biedere deutsche Fernsehlandschaft aufgemischt hat mit der Sendung "Total Normal" auf ARD. Danach hat mir von ihm nichts mehr so gut gefallen wie diese Sendung.
Die "Hurz"-Kunstsatire, die Mitropa-Kaffeemaschine oder "Nie wieder Krieg...ich einen Kaffee bei dir" oder verkleidet als Königin Beatrix sind nur ein paar Höhepunkte seines jungen kreativen Schaffens. Viele Jahre später, hat er mich dann erneut mit "Ich bin dann mal weg" gekriegt.
Es war also Zeit sich diesen Film über die Kindheit einer Legende anzuschauen. Der kleine Bub, der ihn spielt, macht das grandios, ich fühle mich auch in die Zeit hineinversetzt, wie damals so die Familienverhältnisse und das Leben mit Kaffee, Kuchen und Eierlikör so waren. Das ist unheimlich authentisch eingefangen. Bei der ganzen Komik hat mich Luise Heyer auch wieder voll erwischt. Ich sehe sie so gerne und was habe deshalb mitgelitten.
Aber der Film schafft es grandios Leid und Freude auf eine süße Art zu vermischen. Ich fühle mich an den bayrischen Film "Wer früher stirbt ist länger tot" in Erinnerung, ebenfalls eine Film der auf der gleichen Gefühls-Klaviatur spielt, innovativ dazu.
Schließe mich meinen Vorrednern an. Der Film ist nicht nur low-budget sonder auch low-quality. Für die miesen Synchronsprecher kann der Film nix, aber die Dialoge sind schon sehr uninspiriert und dröge. Das Hotel ist ein modernes Luxus-Hotel und alles ist so hell und freundlich, dass man hier eher Urlaub machen möchte und sicher keinen Grusel vermutet. Sicher konnte man das während dem Corona-Lockdown kostengünstig als Kulisse buchen. Als dann noch die Geschichte des Hotels zur Einführung von unbegabten Schauspielern dargebracht wird, merkt man, dass schon die Story so blöd ist, dass echt nichts besseres folgen kann. Abbruch nach 15 Minuten.
Die Erde ist fast unbewohnbar geworden, weshalb die Menschen, die es sich leisten können eine 75-jährige Reise im Cryoschlaf zum Planeten Omega buchen. Calebs lebt mit seinem Vater in einer Kolonie auf dem Mond unserer Erde, denn er er ist Minenarbeiter für Helium 3, womit die Schiffe getankt werden, die zu Omega fliegen. Die Arbeiter können sich solch einen Flug nicht leisten, sind sie meistens hochverschuldet mit Arbeitsstunden, die sie noch nachholen müssen. Es kommt nicht selten vor, dass ein Sohn, die Arbeitsstunden des Vaters abarbeiten muss und dann noch seine eigenen.
Doch als Calebs Vater bei einem Arbeitsunfall stirbt, greift das Programm für Waisen. Caleb wird von einer Familie auf Omega adoptiert und soll in 72 Stunden abreisen. Eigentlich will er das gar nicht, weil er seine liebgewonnen Freunde nicht verlassen will, doch er hat keine Wahl. In den letzten 72 Stunden unternehmen sie jedoch noch eine Reise auf dem Mond, denn Calebs Vater hat ihm erzählt, dass es in einem Mondkrater ein Geheimnis gibt. 5 Kids machen sich während eines Lockdowns, der wegen Meteoritenschauers ausgerufen wird, auf dem Weg zu dem besagten Krater.
Es handelt sich hier um einen kleinen Abenteuer-Film für Kinder unter 10 Jahren, wobei die Schauspieler und Schauspielerinnen so um die 16 Jahren sein dürften. Das hat schon seinen Sinn, weil natürlich kleine Kinder auf ein paar Jahre ältere Kinder und Jugendliche als Rollenvorbilder schauen. So ist der Film sehr harmlos und trotzdem ist er ein wenig traurig. Das liegt an der Öko-Message und auch an der Kapitalismuskritik. Mir hat das gefallen und ich denke auch, dass dies ein Bewusstsein bei Kindern erzeugen kann, die Welt zu einem besseren zu wandeln.
Unter anderem geht es um alte Freundschaften und neue Freundschaften, über sich hinaus zu wachsen, familiäre Verluste zu überwinden und neu beginnen zu können. Vielleicht ist es in 200 Jahren einmal möglich so weit zu reisen und das Szenario damit nicht unmöglich.
Von dem Abenteuer auf dem Mond habe ich ja doch viel weniger erwartet, doch dann haben sie mit Fantasie etwas mehr geschaffen. Mit der Musik und dem harmonischen Spiel der Kids war das für mich eine runde Sache, wenn auch nicht ganz so großartig wie Disney Filme eben sein können.
Hatte die Erwartung, dass das hier zu einem unterhaltsameren und komischeren "Unhinged - Außer Kontrolle" werden würde. Deshalb war ich bestimmt 20 Minuten sehr angetan von dem "Beef" zwischen den beiden, doch dann habe ich mich drei vier Folgen dahingeschleppt. Mir hat die Musik in der Kirchengemeinde gut gefallen. Konnte nachvollziehen, warum er hier Tränen vergossen hat. Aber die Serie hat mich nicht mitnehmen können mit ihrer Story. So bleibt mir die Moral der Geschicht gegen Ende versagt. Bestimmt gab es die auch für mich schon anderswo zu erfahren.
Sorgen im Gepäck, familiäre Probleme, Erwachsenwerden und andere sensible Lebenssituationen, die bewältigt werden müssen, treffen auf verschüttete Empathien zwischen zwei Menschen. Die gegenseitigen Kränkungen, treffen den einen härter, es entsteht eine labile Verfassung. Unreife bzw. unüberlegte Entscheidungen, die keine harmlosen Konsequenzen haben, bewirken eine chaotische Spirale unglücklicher Umstände in einem Beziehungsgeflecht von Menschen, die sich zu gut kennen oder jeden Tag aneinander vorbeilaufen. Der Mensch ist am Anschlag, nur ein Tropfen fehlt, der das Fass zum Überlaufen bringt. Schließlich versagt die Impulskontrolle.
Am Ende ist es das Drehbuch und eine exzellente Dramaturgie, sowie das handwerkliche Können des Regisseur Parallelhandlungen aus einem unübersichtlichen Netz von Akteuren und ihren Schicksalen langsam zu einem Knoten zu verweben, welcher im Finale so eskaliert, dass er platzt. Ich würde sagen, dass es wieder ein österreichisches Filmwerk ist, das es mühelos schafft sogar eine Serie in TV-Optik zu einer Attraktion zu machen.
Den Rest erledigen Schauspieler, die allesamt ein gehobenes Niveau für das Schauspiel repräsentieren. Murathan Muslu sehe ich eigentlich ganz gerne als beherzten Akteur mit dem Herz am richtigen Fleck, doch er schockt mich hier mit einer tragisch chaotisch-bösen Rolle. Aber auch einige andere Charaktere scheitern nicht daran glaubhaft den Eindruck zu machen, sie könnten der Attentäter sein. Direkt zu Anfang wird uns das Finale der Staffel vor Augen geführt, doch Opfer und Täter:in bleiben uns unbekannt. Immer wieder werden einem negative Vorausdeutungen präsentiert, doch das sind alles Fragmente, die einen kein Stück weiter bringen, genauso wenig wie die sich zuspitzenden Schicksale, die uns scheinbar Motive liefern. So können wir wohlfeil dasitzen und kühn spekulieren, wer das schwächste Glied in der Kette sein wird. Hier sind wir Gaffer, wir sind unbeteiligt, können nicht einschreiten, dazu hat uns das Fernsehen zur Passivität verdammt.
Dass es Fiktion ist, mag uns hier von unserer Untätigkeit freisprechen. Doch das ist kein Logik-Spiel. Es findet täglich in unserer Gesellschaft statt. Dein Nächster könnte deine Hilfe gebrauchen, vielleicht reicht nur ein Kompliment oder eine positive Bestätigung und das Schlimmste wird verhindert. Das kostet uns nicht wirklich viel. Und trotzdem versagen wir täglich daran, anderen Menschen Aufmerksamkeit und Wertschätzung zu geben. Lieber verurteilen wir. Am schlimmsten ist es, wenn wir uns mit unserer guten Stimmung über schlechte Stimmungen hinwegsetzen oder das Unglück eines Menschen vollumfänglich als seine eigene Schuld abtun.
Kein Mensch ist ohne Fehler, denn kein Mensch ist vollkommen. Manche Fehler bleiben ungestraft, andere werden über Gebühr bestraft. Jeder Mensch braucht deshalb Vergebung und Aufmunterung, für das Scheitern am dem Versuch gut zu sein. Wie schnell vergisst man es, wenn man selbst vom Glück gesegnet ist, dass das Leben auch anders kann.
Es gibt einige Filme und Serien, in denen das Ende schon feststeht, aber die Entwicklung dahin ein kompliziertes Netzwerk aus Handlungen und Zufällen ist. Ob nun "Magnolia" oder "L. A. Crash" oder "11:14", das sind nur Beispiel für eine ähnliche Erzählstruktur, bei welcher vor allem wichtig ist, dass ein Teil der Menschen sich sehr gut kennt, ein anderer Teil sich nur ab und zu über den Weg läuft, bis es zu diesem Knoten kommt, an dem alle aufeinandertreffen. An dieser Stelle birst die angestaute Flut aller getroffenen Entscheidungen und entlädt ihre Kraft auf die Opfer.
Die Wertung ist nur deshalb nicht höher, weil es eben keine audiovisuelle Veredelung für das Kino besitzt.
Bei Shyamalan kann ich meistens die Idee und das filmische Handwerk loben, doch Dramaturgie beherrscht er nicht, weshalb die meisten seiner Filme hinten raus abschmieren. Das ist auch hier wieder passiert.
Er hat einfach kein Gespür für Tempowechsel und Spannungsanstiege. Alles hat ein und dasselbe Tempo. Stark finde ich hier aber die psychologischen Aspekte für die Echo-Kammer, Fake News und induzierte Wahnstörung, wobei der letzte Begriff nicht explizit auftaucht.
[SPOILER SPOILER SPOILER]
Da ich nicht an übernatürliche unbewiesene Dinge glaube, hätte ich mich genauso verhalten wie diese Familie. Deshalb habe ich auch weniger Spaß, wenn das Ende dann übernatürlich apokalyptisch wird, also einen Gott verkündet, der unschuldige Menschen tötet, weil ein Teil der Menschheit nach den Geboten eines Buches unmoralisch gehandelt hat.
Was will uns der Film sagen?
Es gibt doch einen Gott und er ist ein Arschloch, weil er Dinge verlangt die gegen die Vernunft sind.
Nicht missverstehen! Ich glaube an Gott, aber an einen der nicht willkürlich handelt und gegen die Vernunft, wie hier bei Shyamalan. Immerhin ist die Vernunft das einzige Geistesgeschenk, das uns Ethik und Moral erkennen lässt. Wenn Shyamalan hier eine Satire beabsichtigt hat, dann ist das jedenfalls nicht deutlich geworden.
Eine Staffel hätte man daraus machen können. Gehört unbedingt zur Serie dazu. Bildet den Abschluss der Historie und beendet das worum es von Anfang an geht.
Als ich dem Geschichtswissenschaftler meines Vertrauens freudestrahlend davon berichtete, dass ich mit "The Last Kingdom" begonnen habe, meinte er nur "geht so, ist halt Fantasy". Das war ein ordentlicher Hieb, aber er würde seiner Qualifikation nicht gerecht, wenn er sein wissenschaftliches Niveau nicht verteidigte.
Er hat schon Recht, denn die Chroniken der Angelsachsen aus dieser Zeit sind nicht glaubwürdiger als die Teile der Bibel, die einen historischen Kern haben. Die Römer waren hier zuverlässiger, denn da wusste man wenigstens einzuordnen was Propaganda und was Wahrheit war. Es ist aber wahr, dass Alfred der Große derjenige war, der das Dark Age beendete, welches nach dem Wegfall der römischen Geschichtsschreibung entstanden war. Sagen wie das Nibelungenlied, das Artuslied oder das Rolandslied, sind Relikte eines dunklen Zeitalters ohne Chronisten. Mehrere hundert Jahre Geschichtsschreibung sind verschollen und wurden zusammengepresst in wenigen mündlich überlieferten Liedern, die zusätzliche Drei- oder Vierhundert Jahre später erst aufgeschrieben wurden, eingekleidet in ein Hochmittelalterliches Kostüm, das die Zeit in Zelten oder Holz- und Lehmbauten mit feinstem Tuch und Goldglanz ausstattete, keltische um christliche Mysterien ergänzte und miteinander verschmolz, dass daraus eher eine anachronistische multikulti Märchen entstanden war.
Dafür dass "The Last Kingdom" so unhistorisch sein soll, hat man versucht so gut wie möglich an die Lebensbedingungen der Spätantike anzuknüpfen. Der Prunk des Mittelalters, der eigentlich auch anachronistisch ist, weil grundsätzlich Mittelalter und Renaissance romantisch in der Literatur so vermischt wurden, dass der Konsument gar nicht mehr den Unterschied kennt, auf den hat man in "The Last Kingdom" stark verzichtet. So residiert der König von Wessex in einer alten römischen Villa in Winchester, welche in einem bemitleidenswerten Zustand ist. Die Römer waren viel kunstfertiger und entwickelter, so leben die Angelsachen eigentlich in römischen Ruinen. Der Kreuzgang im Innenhof der Villa ist immer wieder Schauplatz von Ränkespielen in "The Last Kingdom". Die Kelten waren bekannt für ihre filigrane Kunst, von der sogar die Angelsachsen schwärmten. Ich erinnere nur an die Szene als der angelsächsische Bischof Tränen in die Augen bekommt als man ihm eine Kreuz-Reliquie aus dem keltischen Wales überreicht. Er kommentiert es auch entsprechend.
Die Germanen, so auch die Angeln und Sachsen waren dafür bekannt, dass sie in einer Sache sehr gut waren. Sie wussten was Wert hatte, was tauglich ist und kunstfertig, weshalb sie sich auf das Plündern konzentrierten. Seit die ersten Germanen sich in der Steppe des fernen Ostens aufgemacht hatten, bewegten sie sich mit Pferden von Ort zu Ort fort, um Beute zu machen. Das war durch Raubzüge erbeutet wurde, war mehr Wert, als das was du eigene Hände Arbeit geschaffen wurde. Der vorläufige Endpunkt der Völkerwanderung der germanischen Stämme sind die britischen Inseln. Dahinter kommt der Atlantik. Von der Besetzung Britanniens durch Germanenstämme, deren Vereinigung zum Vereinten Königreich, bis zur Eroberung der neuen Welt Amerika, sollten wieder ein paar hundert Jahre vergehen.
Bis dahin mussten die Germanenstämme im heutigen Britannien, Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland erst einmal saturiert werden. Jedes Land für sich hatte einen Entwicklung zur Nation, was von der ursprünglichen Idee der Stammeszugehörigkeit stark abwich. Alle waren einmal Germanen, heute sind sie Briten, Franzosen, Deutsche usw. wobei sich ihre Sprache auch voneinander wegentwickelt hat. Sprachwissenschaftler gehen davon aus, dass die Nuancen der germanischen Sprache so eine Bandbreite hatte, dass damals tatsächlich zwei sich verstehen konnten die 3000 Kilometer voneinander getrennt lebten. Natürlich waren die reisenden Edelmänner, die sich das leisten konnten auch eher jene, die diese vielen Dialekte verstehen konnte. Man kann auch heute noch feststellen, dass Deutsche weniger Probleme haben Englisch zu verstehen, wobei z.B. die Franzosen fränkisch so sehr latinisiert haben, das es eben nicht gelingt. Interessant ist aber, dass das heutige Englisch keltische, normannische fränkische, sächsische, lateinische und französische Wörter enthält. Schwein heißt in England entweder Swine, Porc oder Pig. Es ist das Wort für Schwein aus drei verschiedenen Sprachen, aber es wird unterschiedlich eingesetzt. Mit dem einen ist das Stalltier gemeint, mit dem anderen nur Schweinefleisch, mit letzteren die Spezies im Allgemeinen.
Hat sich mal jemand gedanken gemacht, was "Window" eigentlich bedeutet. Es bedeute "Windauge". Würde ein deutscher Sachse Windauge sagen, würde es wie Windöuw klingen, fast so wie bzw. nicht nur fast so wie man es im englischen ausspricht. Da ist aber noch ein Problem. Die Sachsen in England kamen aus dem Gebiet von Niedersachsen und nördlicher. Sie haben nichts mit den Sachsen in Ostdeutschland zu tun. Dazu gibt es aber Legenden bzw. erfundene Geschichten, die schon hunderte Jahre alt sind, die diesen Zusammenhang herstellen wollen. Aber das ist leider noch weniger beweisbar als die Existenz eines historischen Jesus. Die Leute reimen sich da gerne was zusammen. Ist halt auch eine Art romantische Sinnstiftung. Aber wer sich im Leben nichts taugliches einbildet, der hat ein langweiliges Leben.
Genauso ist es wohl eine romantische Sinnstiftung, dass mein Großvater Alfred Engel hieß. Er erzählte mir von Alfred dem Großen, dem König der Angelsachsen. Sein Familienname Engel leitet sich nicht vom dem Himmelwesen ab, sondern von dem Stamm der Angeln. Von daher war es schon sinnstiftend führ ihn, dass man ihn Alfred nannte. diesen Namen hatte er in den 1920er Jahren bekommen, einer Zeit in der der Nationalsozialismus und das Völkische Gedankengut noch nicht so bestimmend waren, dass man sagen könnte, er wäre deshalb mit einem solchen Namen bedacht worden. Seine Söhne erhielten teils christliche Namen, aber einer wurde Alfred jun. genannt. Hildegard und Gudrun nannte er dann seine Töchter. Letztere ist meine Mutter. Sie passen alle auch gut in das Bild des nordischen Phänotyps, ich bin jedoch anders und betrachte das Geschehen in England also mit einem gewaltigen Abstand. Übrigens haben die Kinder meines Großvaters gar kein Interesse an diesen Dingen. Mein Vater, der mir vom Phänotyp am meisten vererbt hat, sowie dessen kelto-germanischen Namen, hat mit dann auch noch einen Vornamen beschert, der sich gut in jeder Prophezeiung machen würde. Bisher hat sich jedoch keine Prophezeiung erfüllt. Aber so erging es auch vielen in "The Last Kingdom".
Uthred von Bamburg hatte jedenfalls kein Leben, das ihn "nicht" in die Geschichtsbücher brachte. Es gab zwar einen Uthred als angelsächsischen Lord, aber über den ist nichts bekannt, was hier so in der Serie erzählt wird. Vielleicht hat man ihn deshalb ausgegraben und zum geheimen Held der Serie gemacht. Er steht ja praktisch für die unweigerliche Inkulturation, d. h. der vielen angel-sächsisch-dänischen Mischlinge. Er ist als Angelsachse geboren, wird aber dänisch und heidnisch erzogen. Da die Angelsachsen den Franken bei der Christianisierung folgten waren Dänen mit Glauben an Odin und Co. den Christen ein Dorn im Auge. Es gab Bischöfe, die die Verbreitung des christlichen Glaubens mit Gewalt verurteilten, aber sie waren in der Minderheit.
Immer wieder kämpft Uthred für König Alfred, der ihm verspricht seine Ehre als Lord von Bamburg wieder herzustellen. Das zieht sich über die meisten Staffeln. Es erinnert an die Nibelungensage, wo König Gunter immer wieder neue Forderungen an Siegfried stellt. Gunter ist ein Christ, Siegfried ein Heide. Alfred ist ein Christ, Uther ein Heide. Es ist überhaupt ein wiederkehrendes Sagen- und Märchenelemente, dass die Könige ihre Handlager um ihre Lohn betrogen haben. "Töte den Drachen, dann bekommst du mein Königreich zur Frau und erhältst meine halbe Tochter". Pustekuchen, Satz mit X war wohl nix. Das ist wie einen störischen Esel zu reiten in dem man ihm mit einer Angel eine Karotte vor die Nase hält.
"The Lost Kingdom" hat mich gut unterhalten, nicht sehr gut, dafür aber dauerhaft gut. Es ist vom Worldbuilding und den Kulissen kein 'Game of Thrones' dafür trotz des Unterhaltungsanspruchs historisch einigermaßen korrekt. Für meinen Geschmack sind die Lovestories mir viel zu viel, was ich selten bemängele, mehr als bei GoT, das will was heißen, aber die Kämpfe sind sehr gut choreografiert, zahlreich und blutig.
Den Kommentar für den Film "The Last Kingdom" spare ich mir, der ist mit eingeschlossen. Man sollte es sehen, auch wenn man daraus eine Staffel hätte machen können. Dann muss man eben mit der Schnellreisefunktion wie bei GoT oder "Herr Der Ringe - Die Rückkehr des Königs" im Finale leben.
8 von 10 Punkten.
Mit Freude erwarte ich die Fortsetzung der Miniserie "1883", wobei die Zeitlinie exakt in "1883: The Bass Reeves Story" weitergeführt wird.