Professor Chaos - Kommentare

Alle Kommentare von Professor Chaos

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    Ich mag Superhelden-Filme. Sogar sehr. Klar, man weiß vorab schon, was einen erwartet. Aber genau das, gefällt mir daran. Jetzt mal abgesehen von der Burton'schen bzw. Nolan'schen Interpretationen der Batman-Reihe, verfallen (fast) alle Comic-Verfilmungen in ein Muster. Gut gegen Böse. Denen helfen, die sich nicht selbst helfen können, Verantwortung übernehmen. Das Konzept ist sehr einfach, aber nunmal Bestandteil von Superhelden-Filmen. Mehr als Unterhaltung sind dann auch die wenigsten Superhelden-Filme. Schön zu sehen, dass Marvel nun in Serien-Form, einen etwas anderen Weg beschreitet. Daredevil folgt zwar stets dem Unterhaltungs-Konzept, aber ein klares "Gut gegen Böse"-Schema ist nicht vorzufinden. Ebenfalls wird das kunterbunte und amüsante Motiv in den Hintergrund gerückt und in ein düsteres Gewand gehüllt. Daredevil hat zwar auch seine charmanten und witzigen Momente, aber im Kern ist Daredevil eine düstere Superhelden Parabel. Dank der langen Laufzeit (i.G. zu Filmen) gibt es genug Platz um den Figuren Leben einzuhauchen. So verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse. Schwarz-Weiß existiert nicht. Es gibt Grauzonen.
    Ab hier könnten Spoiler lauern.
    Daredevil macht sicher nicht alles richtig. Einige Figuren werden nicht tief genug beleuchtet, bzw. weisen nicht genug interessante Merkmale auf, um wirklich zu begeistern. Murdock's Kollegen, mitsamt Sub-Plot, haben ihre Momente, sind aber meist eher langweilig als Side-Kick. Die menschliche Seite von Daredevil Matt Murdock, bekommt ebenfalls wenig Aufmerksamkeit. Sicher, der Superheld ist der Protagonist und wesentlich interessanter, aber Charlie Cox ist solch ein charmanter Schauspieler, er hätte sicherlich viel aus Matt Murdock rausholen können. Aber abwarten. Staffel 2 ist schließlich bestätigt. Kommen wir aber nun zum sicherlich interessantesten Vertreter im Cast. Vincent "Private Paula" D'Onofrio. Großartig. Was der Mann aus Kingpin macht ist wahnsinn. Sein bedachtes Spiel, inklusive Ausraster par excellence, ist eine ständige Augenweide. Dank einer Folge, in der die Hintergrundgeschichte Wilson Fisk's behandelt wird, hat der Mann meine tiefste Bewunderung. Er läuft durch sein luxuriöses Appartement und erledigt seine morgendliche Routine. Dabei tut er nichts anderes, als Frühstück zu machen, und sich in seiner riesigen Garderobe einen von 100en Anzügen auszusuchen. Begleitet wird er dabei von klassischer Musik, und einer Aura, die den Zuschauer für sich einnimmt. Dann blickt er in den Spiegel, sieht dort sich, als Kind, Blut verschmiert. Eine Szene, die mehr verrät als jeder Dialog, die den Charakter von Schwarz zu Grau werden lässt. Ein wahrlich großartiger Moment, der aus Daredevil mehr macht, als bloße Superhelden-Unterhaltung. Solche Momente finden sich zwar selten in Daredevil, aber sie sind vorhanden. Sowas findet man in Superhelden-Serien/Filmen ganz selten. Wunderbar.
    Aber natürlich ist Daredevil auch stark, wenn es darum geht, wie der Maskierte durch die Straßen wütet. Die Kampfszenen sind toll choreographiert, auch wenn hier oft ein Schlag zu oft ausgetauscht wird. Irgendwann, kann man eben nicht mehr aufstehen, das ist halt so. Dafür wird variantenreich und brutal/dreckig gekämpft. Mal "verschwinden" die Feinde im Batman-Stil, mal gibt es übersichtlich-gefilmte Prügeleien, Mal hält die Kamera lediglich auf einen Korridor und wir sehen nicht, was in den einzelnen Zimmern passiert.
    Auch die Story ist recht ordentlich. Klar "The Wire" oder "Game of Thrones" werden hier nicht erreicht, dafür ist der Unterhaltungs-Aspekt zu wichtig. Oft wird für den Zuschauer nochmal erklärt, was denn nun passiert (ist), damit ja kein Unverständnis aufkommt. Das stört den Erzählfluss ein wenig, fällt aber nie wirklich negativ auf.
    Im Großen und Ganzen ist Daredevil dann tatsächlich eine ernst-zunehmende Serie geworden. Ich hatte auf jeden Fall eine Menge Spaß und erwarte freudig die 2. Staffel. Wenn das so weitergeht und die Bösewichte weiter auf dem Level eines Vincent D'Onofrio agieren, wird das ein Heidenspaß.

    PS: Starkes Serienintro (visuell, wie klanglich)

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    • Kalter Hauch kann ich überhaupt nicht empfehlen. Den fand ich sterbenslangweilig.
      Aber mit "Der eiskalte Engel", "Birdman", "Komm und sieh", "American History X" und vorallem "Short term 12" kann man überhaupt nichts falsch machen. "Nur die Sonne war Zeuge" ist auch bedingt zu empfehlen, ist leider nicht so gut gealtert wie andere Streifen aus den 60ern, aber immer noch ein sehenswerter Thriller vor toller Kulisse.

      • Sehr geil! Gibt's mehr davon, bzw. wird's mehr davon geben? :D

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          Professor Chaos 22.04.2015, 19:37 Geändert 22.04.2015, 19:39

          Spoiler enthalten

          Warum der neueste Coen bei den Oscars nur in den Kategorien Ton und Kamera nominiert wurde, verstehe ich nicht. Verdammt, haben die den Film überhaupt gesehen? Inside Llewyn Davis ist von Anfang bis Ende ein melancholisches Meisterwerk. Großartig gespielt (sowohl musikalisch, wie auch schauspielerisch) und wie immer virtuos gefilmt. Selbst der augenzwinkernde Coen-Humor wird hier nicht vermisst. Auch wenn dieser sehr sparsam gesät wird. In erster Linie ist der Film nämlich ein Poträt über einen erfolglosen Musiker. Es gibt kein echtes Happy End, keinen großen Gig am Ende, keinen mega Plattenvertrag. Llewyn Davis schlägt sich durchs Leben, wie sich erfolglose Musiker eben durchs Leben schlagen. Keine eigene Wohnung, stetige Geldnot. Dafür geht er auf der Bühne voll auf. Oscar Isaac hat mehr Melancholie und Gefühl in seiner Stimme, als der blöde Chart-Einheitsbrei der letzten 5 Jahre, und weiß mit jedem seiner Songs (bzw. Song-Interpretationen) voll zu überzeugen. Auch schauspielerisch wandelt er gekonnt auf dem Grad zwischen sympathischem Verlierer und egoistischem Arschloch. Von dem Mann dürfen wir wohl noch viel erwarten. Der Rest des Casts macht seine Sache Coen-gerecht natürlich auch klasse. Timberlake gefällt mir vor der Kamera immer besser, in Carey Mulligan bin ich sowieso schon seit "Drive" total verliebt und John Goodman's Performance bedarf gar keiner Worte. Wie immer...
          Handwerklich überzeugen die Coens mal wieder mit einer atemberaubenden Atmospähre und einem großartigen Gespür für die richtigen Bilder. Inside Llewyn Davis ist stets wunderschön anzusehen. Die grauen und tirsten Bilder holen dann noch mehr aus dem tollen Soundtrack raus und sorgen eigentlich für 100 Minuten Gänsehaut.
          Wie immer bei den Coens kann man auch mit Inside Llewyn Davis nichts falsch machen. Der Film hat alles was einen großartigen Film ausmacht. Tolle Schauspieler, schöne Bilder, einen wundervollen Soundtrack. Die Academy hat wohl einfach vergessen den Film mit Preisen zu überhäufen. Verdient hätte er es allemal!

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          • Ich wollte den Film irgendwann mal gucken, ist es lustiger den Film zu sehen und dann den Artikel zu lesen?

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              Kubrick Filme sind ja immer etwas ganz Besonderes. Egal welches Genre Kubrick bedient, seine Filme sind allesamt Genre-Meisterwerke. Sicherlich sind seine Filme wenig auf Unterhaltung ausgelegt. Kubrick ist nichts für zwischendurch. Man muss sich darauf vorbereiten. 2001 ist vielleicht Kubrick's schwierigster Film. Gefühlte 80% des Films kommen ohne Worte aus, was bei einer Lauflänge von über 2 Stunden für viele sprachlose Momente sorgt. Sprachlos ist allerdings auch der Zuschauer. Was Kubrick hier auf die Leinwand zaubert sucht (nicht nur im Genre), vergeblich Seines Gleichen. Jede verdammte Einstellung ist ein Kunstwerk an sich. Inszenierung und Kamera sind heute immer noch so beeindruckend wie damals. Das Andocken einer Sonde dauert 5 Minuten, in denen ich mich permanent frage, wie haben die das hingekriegt? Ich meine 1968... Unglaublich, was damals alles schon möglich war. 2001 ist aber nicht nur der schönste Science-Fiction Film aller Zeiten, die Story, bzw. die Message, bzw. keine Ahnung, denn verstanden habe ich 2001 auf keinen Fall. Auch beim zweiten und dritten Mal nicht. Nach 2 1/2 Stunden Kunstwerk sitz' ich jedes Mal vor meinem Laptop und google mich kaputt, um Interpretationen aufzusaugen. Clarke selbst sagte einmal, sie wollten mehr Fragen stellen, als beantworten. Das ist ihnen definitiv gelungen...
              Achja, bei all den schönen Bildern, darf man nie vergessen, dass Kubrick wohl auch den besten Musikeinsatz kredenzt hat. Wozu reden, wenn Bild und Musik so wunderbar im Einklang sind, dass alles andere irrelevant wird?

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              • 8

                Derek Cianfrance hat mich schon mit seinem Liebesdrama "Blue Valentine" schwer beeindruckt. Sein Hang zur Melancholie ist auch in "The Place beyond the Pines" tief verankert. Die Geschichte um Söhne und Väter wird in 3 Akten erzählt. Die Übergänge verlaufen dabei erstaunlich unbemerkt, sodass selten das Gefühl aufkommt kein homogenes Ganzes zu gucken. Leider krankt der Film in der Mitte mit einigen Hängern. Das trübt das Gesamtbild aber nur ein wenig. Außerdem ist die erste "Episode" so unglaublich stark, dass ein mittelmäßiger Mittelteil den Film nicht merklich runterzieht. Zur Geschichte möchte ich nicht mehr viel erzählen, trotzdem gilt: Spoiler-Warnung.

                TPBTP punktet auf vielen Ebenen. Da wäre zum einen der großartige Soundtrack. Wie schon in "Blue Valentine" wartet Cianfrance's Streifen mit einer elektrisierenden Mischung aus minimalistischen Instrumental-Sounds und ruhigen Songs auf. Alles tief in Melancholie und Traurigkeit getunkt. Dabei aber nie kitschig, einfach nur wunderschön.
                Die kühlen Bilder und die großartige Kamera-Arbeit (vorallem die anfängliche Plansequenz gibt Einiges her!) schaffen eine wunderbare Atmosphäre, die sich durch den gesamten Film zieht. Wenn Gosling auf seinem Motorrad durch den Wald brettert, ist das nicht nur toll gefilmt, es vermittelt auch ein Gefühl der Freiheit.
                Auch die Schauspieler machen allesamt eine gute Figur. Sicher Bradley Cooper haben wir alle schon besser gesehen und Ryan Gosling spielt eigentlich wieder nur sich selbst. Den coolen, wortkargen Helden, der zu Gewaltausbrüchen neigt, nimmt man ihm aber trotzdem ab. Allerdings sollte er langsam aus diesem Trott rauskommen, der Mann hat eine Menge drauf, er muss es nur häufiger zeigen.
                Hier funktioniert diese Figuren-Verkörperung von Gosling aber total. Eva Mendes macht sich ebenfalls gut, auch wenn sie scheinbar die einzige ist, die 15 Jahre später gealtert ist. Naja. Ansonsten ist noch Ray Liotta zu erwähnen, der zwar auch wie so oft den korrupten Bullen mimt, dabei aber voll aufgeht.
                Die einzige Schwachstelle von TPBTP ist leider die Lauflänge. Auch wenn die Story viel hergibt und auch ordentlich erzählt wird, hätten 20 Minuten weniger vermutlich nicht geschadet. Der Mittelteil um Bradley Cooper und die Aufdeckung der Korruption zieht sich ein wenig. Der viel interessantere Aspekt: Wie Cooper mit der Tatsache umgeht, dass er einem kleinen Jungen den Vater genommen hat. Eine tiefere oder intensivere Spiegelung der eigenen (jungen) Vaterschaft, hätte wohl mehr Wirkung erzielt.
                Dafür holt der 3. Akt Einiges raus. Der Fokus liegt nun wieder auf dem eigentlichen Interesse. Nach zwei doch recht unterschiedlichen Akten, folgt nun der Rache-Akt, der aber erfreulich gewaltarm ausfällt.

                Auch wenn die Story kaum was Neues bietet, ist doch die ausufernde Erzählweise sehr interessant. Schauspieler und Regie machen allesamt einen soliden Job. Sinn für Ästhetik hat der Film auf alle Fälle und der Soundtrack lässt sich hören. Ein Film der irgendwie anders ist, einzigartig, aber sicher nicht einfach und nichts für Zwischendurch.

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                • 2

                  Das war ja mal mies. Da läuft der Film um 0:00 auf ProSieben und nichts ahnend schalte ich ein. Hätte ich vorher dran gedacht, dass hier (vermutlich) das Ableben der lieben Charaktere nur auffällt, weil sie irgendwann nicht mehr auftauchen, hät' ich mir die Zweitsichtung erspart. Aber ich wollte den Film nicht, ohne die Splatter-Szenen gesehen zu haben, bewerten. Also habe ich mir diesen Schund noch ein zweites Mal angetan. Ungeschnitten. Und ich muss sagen, der Film ist immer noch total mies. Das liegt nichtmal an den talentfreien Schauspielern oder der hanebüchenen Story. Auch mangelnde Atmosphäre und strunzdumme Charaktere (wenn man diese 08/15 Flöten denn so nennen darf) trüben nicht das Gesamtbild. Ich meine bei einem Film wie Wrong Turn 3 erwarte ich sowas überhaupt nicht. Aber der Film ist einfach so unglaublich langweilig und nichtssagend, dass mir beinahe die Worte fehlen. Ich meine das ständige Kopfschütteln über die Dialoge und die Handlungen der Charaktere bin ich bei solchen Streifen ja schon gewöhnt. Das gehört wohl einfach dazu. No-Brainer bleibt halt No-Brainer. Aber, das heißt nicht, dass das Ganze keinen Spaß machen soll. Sicher die Splatter-Szenen sind schon nett anzusehen und auch die Kannibalen Brut sieht recht schaurig aus, aber der Film schafft es zu keiner einzigen Sekunde wirklich zu unterhalten oder gar zu gruseln/schocken. Langeweile ohne Ende. Ich gebe zu, ich habe keinen anderen Teil gesehen, aber das wird wohl am Unterhaltungswert dieses Schundes wohl nichts ändern. Bleibt zu hoffen, dass die anderen Teile was taugen. Oder wenigstens ein netter Zeitvertreib sind, denn Teil 3 kann ich niemandem empfehlen.

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                  • Hab' den Trailer zwar nicht gesehen, da ich Trailer grundsätzlich für zu informationslastig halte, aber wenn die Serie die Stärken der Filme beibehält, wieso nicht? So 'ne Serie die Serienadaptionen von erfolgreichen Film(reihen) durch den Kakao zieht und dabei jede Menge Zitate und Referenzen rausbrüllt, könnte doch echt spaßig werden. Abwarten.

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                      • 8

                        Brickleberry ist im Moment vielleicht die absurdeste Animationsserie. Total bescheuert, ungemein böse, infantil, over-the-top und einfach sehr grenzwertig.
                        Aber erstaunlicherweise funktioniert dieser gewollte Tabubruch sehr gut. Brickleberry hat mich nämlich hochfrequentiert zum Lachen gebracht. Dieser geballte Schwachsinn, sinnfrei ohne Ende, macht einfach verdammt viel Laune. Hier allerdings eine Warnung: Wer South Park, Family Guy und Konsorten schon für überzogen, böse und schwachsinnig hält, sollte um Brickleberry lieber einen Bogen machen. Diese Art von Humor wird nicht jedem gefallen.

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                          Professor Chaos 02.04.2015, 21:03 Geändert 02.04.2015, 21:05
                          über Enemy

                          Jake Gyllenhaal mausert sich langsam zu einem meiner absoluten Lieblinge. Der Typ hat echt 'ne Menge drauf. Vom feinen nuancierten Spiel, bis hin zu emotionalen Ausbrüchen. Jake verkauft dem Zuschauer alles.
                          Doch großartiges Schauspiel reicht leider nicht (immer), um einen kompletten Film zu tragen.
                          Enemy war mir zu experimentell. Die Story ist in 2 Sätzen erzählt. Jake Gyllenhaal sieht sich selber in einem Film. Er findet sich selbst, das erzeugt dann ein Problem. Gut, das ist jetzt stark vereinfacht, aber im Grunde ist das die gesamte Handlung. Natürlich holt Denis Villeneuve viel mehr aus diesem Konzept, als man denken könnte. Schnitt und Kamera sind außergewöhnlich. Nicht immer außergewöhnlich gut, aber stets interessant anzuschauen. Handwerkliche Finesse kann man dem Film sicher nicht absprechen, aber die ewig langen Einstellungen und minutenlange Stille, machen den Film recht zäh.
                          Sicher, die Suche von Jake Gyllenhaal, nach Jake Gyllenhaal macht schon Spaß, doch nach unzähligen belanglosen Einstellungen, vergeht irgendwie der Unterhaltungssinn. Es liegt vermutlich an meinem Problem mit David Lynch Filmen. Warum David Lynch? Nun Enemy mutet oft wie ein David Lynch Film an. Nicht als "billige" Kopie, dafür ist Enemy einfach zu on Point und einzigartig, sondern als Hommage. Leider sagt mir dieser mysteriöse Traum-Sequenz-Overkill nicht zu. Das liegt nicht unbedingt am Erzählstil, sondern eher an der Inszenierung. Klar eine interessante Atmosphäre kann man Enemy nicht verwehren, aber richtig packen, konnte mich der Film nur selten. Löblich zu erwähnen, ist die letzte Einstellung. Diese haut nochmal ordentlich auf den Putz und lässt den Zuschauer total verdutzt vor der Mattscheibe zurück. Schade, dass mich Denis Villeneuve nur in dieser einen Szene wirklich mitreißen konnte.
                          Wer auf Lynch steht, ist hier aber sehr gut aufgehoben. Wer Denis Villeneuve nur von Prisoners kennt, sollte gewarnt sein, Enemy ist kein gewöhnlicher Thriller. Eher ein Ausflug in andere, undefinierte Sphären, leider meist etwas zu verspielt und (trotz kurzer Laufzeit) langatmig, aber im Grunde großartig inszeniert und wunderbar gespielt, von einem wie immer großartig aufspielenden Jake Gyllenhaal. Es war wohl einfach nicht mein Thema.

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                            über Shining

                            Stephen King gefiel die Interpretation von Stanley Kubrick nicht. In Kings Vorlage war der Protagonist das Hotel. Bzw. die übernatürliche Macht, die in dem gigantischen Gebäude ihr Unwesen treibt.
                            Kubrick tat allerdings gut daran, das Übernatürliche auf wenige schaurige Aufnahmen zu beschränken. Sein "Shining" besticht nicht durch Geister-Grusel, sondern einen unfassbar starken Jack Nicholson und eine Atmosphäre, die 130 Minuten die Nackenhaare aufrecht stehen lässt.

                            SPOILER ALARM!

                            Dabei fängt alles sehr ruhig an. Jack Nicholson möchte als Hausmeister in einem Hotel den Winter verbringen. Mit Frau und Sohn. Beim Vorstellungsgespräch wird er auf die etwaigen Probleme der Isolation angesprochen. Über die Geschichte des familien-mordenden ehemaligen Hausmeisters kann Jack nur müde lachen. Also schnappt er sich Frau, Kind und Schreibmaschine und macht sich auf den Weg ins verschneite Colorado.
                            Während Woche um Woche vergeht, scheint Jack die Beherrschung zu verlieren, bis er irgendwann neben der Spur ist. Dann greift er selbst zur Axt.
                            Doch bis dahin muss der Zuschauer allerlei schaurige Ausflüge durch die leeren
                            Flure des Overlook-Hotel's überleben. Wenn der kleine Danny Lloyd auf seinem Dreirad durch die Flure flitzt, weiß man nie, was an der nächsten Ecke wartet. Die zwei Mädchen, die Danny dank seiner "Shining" Begabung sehen kann, sind schon ziemlich furchteinflößend. Richtig fies wird es dann, wenn Kubrick das blutige Massaker (bzw. die toten Überreste der beiden Mädchen) blitzartig ein- und wieder ausblendet. Der Soundtrack tut dazu sein Übriges. Heutzutage besteht die Soundkulisse ein Horror-Filmen nur noch aus einfachen Streicher-Crescendos, die dann in einen lauten Knall münden. Jump-Scare-Verehrer werden bei Shining nicht auf ihre Kosten kommen. Auch wenn der Soundtrack manchmal mit einem Knall endet, bleibt das Erschrecken auf der Strecke. Gut so, denn mit den Bildern der zwei Mädchen und der Blut-Flut in der Halle zum Aufzug, erzeugt Kubrick mehr Horror, als der nervige Geister-Paranormale Kram der letzten Jahre.
                            Erstaunlich ist dabei, dass Kubrick 90 Minuten braucht, um Jack endgültig ausrasten zu lassen. Der eigentliche Horror, des Axt-Schwingenden Vaters verbleibt also nur in der letzten halben Stunde. Es ist eine reine Freude Jack Nicholson zu sehen, wie er langsam dem Wahnsinn verfällt. Die Gespräche mit den Geistern des Hauses sind großartig verrückt. Wenn es dann zu der Einstellung kommt, in der Nicholson durch die Öffnung in der Tür schaut, weiß wohl jeder was Horror ist. Dieser verrückte und furchteinflößende Blick ist schauriger, als jeder Maskierte Film-Mörder.
                            Kubrick ist natürlich auch ein Perfektionist. Jede Szene, jede Einstellung mutet wie ein wunderschönes Gemälde an. Alles wirkt bis ins kleinste Detail perfekt zusammengestellt. Dabei hat er die Szene in der Nicholson mit der Axt die Tür zum Badezimmer zerschlägt, 127 Mal gedreht. 127! Mal. Ein Horror, wohl auch für die Schauspieler (An der Stelle, wer es noch nicht kennt: https://www.youtube.com/watch?v=_wYtG7aQTHA). Da findet man auch den einzigen Wermutstropfen, Shelley Duvall spielt eher schwach. Klar neben Jack Nicholsons großartiger Performance, wirken alle etwas blasser, aber Shelley Duvall weiß leider nicht zu überzeugen.
                            Egal, Shining ist trotzdem ein markerschütternder Horror-Film. Er besticht durch eine schaurige Atmosphäre, begeistert mit seinen wunderschönen Aufnahmen und der herausragenden Kamera-Leistung. Neben Jack Nicholson macht auch der kleine Danny Lloyd eine gute Partie. Warum Kubrick's Regie Leistung damals für die Goldene Himbeere nominiert wurde, werd' ich nie verstehen, die ist nämlich brillant wie immer.
                            Ein Jammer, dass Horror dieser Art kaum noch über die Kinoleinwände flimmert. Der langweilige Jump-Scare und Torture-Porn Kram, kann gerne wieder dem (subtilen) Terror-Kino weichen. Da haben wir als Filmfreunde mehr von!

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                            • Wunderbar, genau wie der Film, hat mich damals im Kino auch schwer beeindruckt. Wahrlich ein Meisterwerk, also, der Kommentar :P

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                              • Allen collection (blu-ray), die nostromo special edition. Alle Filme im Kino und directors cut. Kann ich nur weiter empfehlen ;)

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                                  Ganz wunderbare Perle aus dem amerikanischen Independent Kino.
                                  Klasse Darsteller, allen voran die liebenswerte Brie Larson als aufopfernde Betreuerin und eine warmherzige Geschichte machen "Short Term 12" zu einem wahren Genuss. Emotional und (gelegentlich) unterhaltsam zeigt uns Destin Cretton den Alltag in einem Heim für Schwererziehbare (nicht unterprivilegiert!) Kinder. Dabei ist nicht alles neu, dafür aber so wunderschön und erstaunlich temporeich erzählt, dass man "Short Term 12" ohne wenn und aber zu den besten Independent Filmen der letzten Jahre zählen muss. Wer noch nicht reingeschaut hat, sollte dies schleunigst nachholen. Es lohnt sich!

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                                  • Geil. Den ersten hab' ich schon krass gefeiert. Deinem Kommentar nach zu Folge, gibt's hier wohl keinen Qualitätsnachlass(?). Bin jetzt auf jeden Fall äußerst gespannt!

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                                      David Lynch wird mir für immer ein Rätsel bleiben und das nicht nur, weil seine meisten Filme eher Rätsel als Erzählungen darstellen. Denn die besten Werke von Lynch bleiben für mich die "normalen" Stoffe, wie "Blue Velvet" oder die erste Staffel Twin Peaks. Filme wie "Mulholland Drive" oder "Lost Highway" haben zwar durchaus ihre Momente und sind wunderbar inszeniert. Am Ende stellen sich allerdings mehr Fragen, als es Antworten gibt und neben Verwirrung, schleicht sich eine gewisse Ratlosigkeit ein. Der Mann hat mit "Der Elefantenmensch" eines der besten Werke der Filmgeschichte abgeliefert. Hochemotional, atmosphärisch und menschlich. Das alles beruhend auf einer wahren Begebenheit, ohne irgendwelche übernatürlichen Geschehnisse oder verschleierte Traumebenen. Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht? Natürlich experimentiert Lynch auch hier immer mal wieder mit Überblenden und Kameraeinstellungen, doch im Großen und Ganzen besinnt er sich hier auf die starken Charaktere und die wunderbare, wahre Geschichte des John Merrick.

                                      Ab hier Folgen SPOILER!

                                      Lynch weiß die Geschichte um den "schrecklichen" Elefantenmenschen sehr einfühlsam zu erzählen. Was am Anfang tatsächlich eine "Monster"-Geschichte vermuten lässt, wird mit der Enthüllung des Charakters John Merrick zu einer Studie über das Menschsein. Die degradierende Zurschaustellung des deformierten John tut bei mehrmaligem Sehen noch mehr weh. Wer schon weiß was hinter der Maske steckt, wird den grausamen Anfang ebenso durchleiden wie der titelgebende Held.
                                      Doch seien wir ehrlich. Wer solch ein entstellten Menschen zum ersten Mal sieht, wird nicht groß anders reagieren als die Schaulustigen. Selbst Anthony Hopkins, als Dr. Frederick Treves, kann sich einer Träne nicht erwehren. David Lynch baut in diesen Sequenzen mit seinen langen und ruhigen Aufnahmen eine erstaunliche Atmosphäre auf. Diese wird im Laufe des Films mit Aufnahmen des industriellen Londons interessant unterstützt. Er holt dabei alles aus dem Setting des viktorianischen Londons heraus, was den Erzählfluss allerdings ein ums andere Mal etwas abbremst.
                                      Das ist aber schnell vergessen. Wenn John Merrick seine ersten Worte spricht und die Ärzte um Dr. Treves, ebenso überrascht wie den Zuschauer. Hinter der Fassade steckt ein überdurchschnittlich intelligenter Mensch, der lesen und schreiben kann. Ein Unikum unter Zirkusattraktionen. Im Laufe seiner geistigen Genesung, wird John Merrick zu einer Attraktion in der gehobenen Gesellschaft. Er wird zum Tee eingeladen und selbst ein großer Theater-Star widmet seine Zeit dem Sterbenskranken. Unweigerlich stellt sich die Frage, ob Treves nach John's Rettung erneut eine (Zirkus)-Attraktion aus ihm gemacht hat.
                                      Als er mit dieser Frage konfrontiert wird, fragt er seine Frau ob er ein guter Mensch oder ein schlechter Mensch sei. Hier offenbart sich der Kern des Films. John Merrick ist eine gequälte Seele. Ein Mann der wohl mehr von Pech verfolgt wird, als jeder andere. Bis er sich in den Händen von Dr. Treves befindet. Seinem Arzt. Seinem Freund.
                                      "Ich bin jede einzelne Stunde meines Lebens glücklich, weil ich weiß, dass ich geliebt werde." Nach dieser Aussage, ist klar dass Dr. Treves ein guter Mensch ist. Er hat einem Mann ein Leben geschenkt. Ein Mann der sein Leben lang als Tier behandelt wurde. Gequält, erniedrigt, doch dank der Hilfe von Treves (quasi) in Sicherheit. Dabei spielt die eigentliche Intention, kaum eine Rolle. Gut ist der, der Gutes tut. Und das kann Dr. Treves mehr von sich behaupten, als jeder Andere. Anthony Hopkins liefert dabei eine der eindrucksvollsten Performances seiner Karriere ab. Die Entwicklung vom medizinisch Interessierten, zum ehrlichen Freund hin, meistert er erstaunlich glaubwürdig. Er findet immer die Balance zwischen Entsetzen, Begeisterung und Zweifel.
                                      John Hurt, der bis zu 12 Stunden in der Maske verbrachte, brilliert ebenso wie Hopkins. Trotz seiner äußerst eingeschränkten Mimik, haucht John Hurt seinem Charakter Leben ein, lässt ihn Teilhaben an Freude und Trauer.
                                      In einer der stärksten Szenen (John Merrick ist zu Besuch bei Familie Treves) erzählt Merrick von seiner Mutter. Eine Frau mit dem Gesicht eines Engels, wie er so treffend formuliert. Könne sie ihn doch nur sehen, mit so wunderbaren Freunden, in einem schönen Anzug. John Merrick offenbart hier zum ersten Mal sein Innerstes. Ein Mensch, der wie alle anderen Menschen ist. Er liebt und möchte geliebt werden.
                                      Umso unglaublicher ist es, dass Lynch die Emotionen noch weiter in die Höhe schraubt und in einer "Verfolgungsjagd" auf einem Bahnhof, genau die richtigen Worte findet. Die Worte, die jeder schon im Kopf herumschwirren hatte, die aber nicht ausgesprochen wurden. John Merrick ist ein Mensch, ganz gleich, was sein Äußeres hergibt.
                                      Im unausweichlichen Finale, wenn John Merrick seinen Wunsch erfüllt, einmal wie normale Menschen zu schlafen, legt Lynch allerdings eine Schippe zu viel inszenatorischer Spielerei auf. Das Bild des liegenden John, untermalt von Samuel Barber's Adagio for Strings, hätte gereicht.

                                      Doch was soll's. David Lynch ist ein Meisterwerk sondergleichen gelungen. Tiefschürfend, emotional, anspruchsvoll und einfach wunderbar menschlich. Eine Ode an das Mensch sein und die Akzeptanz und Toleranz.

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                                        Dieser Kommentar ist ein Wichtelkommentar im Rahmen der User-Wichtel-Aktion-2014 für Schlopsi. Ich hab' lang überlegt, welchen der 3 Filme ich mir vornehme und dann hab ich deinen Kommentar zum Auftakt der Rache-Trilogie von Park gelesen und hatte plötzlich richtig Bock auf den Film.
                                        In diesem Sinne, ich hoffe mein Kommentar gefällt und ich wünsch natürlich allen einen schönen 3. Advent :)

                                        Spoiler könnten enthalten sein.

                                        Die Südkoreaner scheinen ein Faible für das Rache-Motiv zu hegen. Park lieferte gleich eine gesamte Trilogie zu diesem Thema ab und auch der Großteil, der hierzulande bekannten Thriller aus dem filmisch aufstrebenden Süden Koreas, behandeln das Motiv der Rache. Dass dabei viele herausragende Werke und Filme entstanden sind, die einer der ältesten Grundthematiken der Geschichserzählung zu Grunde liegen, beweist wie talentiert und fälschlicherweise unbeachtet die Filmemacher aus Südkorea in anderen Teilen der Welt sind.
                                        Nun zählt "Sympathy for Mr. Vengeance" sicherlich zu den besten Filmen aus der Rache-Ecke, zeigt er doch auf eindringliche und oft distanzierte Weise, wie schnell Verzweiflung, Wut und Rachegefühle zum eigenen Ende führen können.
                                        Doch worum geht es überhaupt? Ein taubstummer, junger Farbik Arbeiter möchte seine sterbenskranke Schwester retten. Dafür wendet er sich sogar an Organhändler, die ihm einen schnelleren Erfolg als das Gesundheitssystem ermöglichen könnten. Doch anstatt zu helfen, stehlen sie sein "Vermögen" und als plötzlich eine passende Niere im Krankenhaus auf seine Schwester wartet, fehlt das Geld. Gemeinsam mit seiner Freundin entschließt er sich für eine Kindesentführung, um vom Lösegeld seine Schwester zu retten. Das geht allerdings schief und die Abwärtsspirale nimmt seinen unausweichlichen Abgang in Sphären unbeschreiblicher Qualen.
                                        Die gezeigten Gewaltspitzen sind in diesem Falle sehr rar gesät, dafür aber umso unerträglicher. Park zeigt Gewalt nicht zum Selbstzweck oder um den Zuschauer zu schockieren, er liefert lediglich das Ergebnis verzweifelter Wut, die rationales Denken verschwimmen lässt, und Rache als letzten Ausweg präsentiert. Dass er hierbei sogar einen Schritt weiter geht und am Ende jegliche Hoffnung im Keim ersticken lässt, ist inszenatorisch, wie erzählerisch herausragend.
                                        Die zweite Hälfte ist zwar erheblich gemächlicher in ihrem Erzähltempo, lässt aber in den letzten 10 Minuten eine emotionale und grausame Flutwelle auf den Zuschauer los, die den Zuschauer auch nach dem Abspann noch staunen lässt.

                                        Inszenatorisch ist das wie üblich bei Park alles andere als Mainstream. Ungewohnte Einstellungen, wenig Dialog (natürlich dem taubstummen Protagonisten Ryu geschuldet), spannende Schnitte und ein spärlicher, dafür umso eindringlicherer Score, machen aus "Sympathy for Mr. Vengeance" ein einzigartiges, schwerverdauliches Erlebnis, dass sicher vielen nicht schmeckt. Es gibt wenig Filme, die so schwer in die Magengrube treffen, die den Zuschauer auf Distanz halten, nur um ihn später umso tiefer ins Geschehen zu katapultieren.
                                        "Sympathy for Mr. Vengeance" ist große Kinokunst, aufwühlend, eindringlich, intelligent und anspruchsvoll und wie gewohnt herausragend gespielt, ein weiteres Beispiel, wieso das südkoreanische Kino mehr Beachtung finden muss.
                                        Einen schönen Advent!

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                                        • Ich weiß leider nicht, wie man den Kommentar einzeln verlinkt deshalb so: http://www.moviepilot.de/movies/mein-onkel-aus-amerika/comments
                                          Der Kommentar ist übrigens für dannydiaz :)

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                                            Dieser ist ein Wichtelkommentar im Rahmen der User-Wichtel-Aktion-2014 für dannydiaz, der mir hier ein ganz außergewöhnlichen Film nahe gebracht hat, danke dafür. (Link für den Film seht ihr übrigens unter meinem Kommentar, von dannydiaz gepostet).

                                            Alain Resnais gehörte zu den ganz großen seiner Zunft. Das bewies er schon Ende der 50er mit seinem Langspielfilm-Debüt "Hiroshima Mon Amour". Ein anspruchsvoller, hochintelligenter, gleichzeitig auch sehr schwieriger Film, der aber unbestritten zu den großen Klassikern des französischen Kinos gehört. Da dies allerdings der einzige Film von Resnais ist, den ich bisher kannte, wusste ich nicht genau was ich mir von "Mein Onkel aus Amerika" erwarten sollte.

                                            Nun was kann ich sagen? "Mein Onkel aus Amerika" ist in nahezu jeder Hinsicht einzigartig, ein Spiel-Dokumentar-Film, der dramaturgische Höhepunkte in Versatzstücke aus "Jean Gabin"-Filmen überblendet, um der Reaktion der Protagonisten mehr Deutlichkeit zu verleihen. Dabei sehen wir meist einen strauchelnden Helden, für positive Emotionen ist in Resnais Film wenig Platz.
                                            Er zieht seine Geschichte um drei unterschiedlich heranwachsende Menschen, die einen ansehnlichen beruflichen wie emotionalen Aufstieg erlangen, (nur um später zu fallen), mit dokumentarischen Aufnahmen, die Thesen und Experimente von Henri Laborit enthalten. Der damalige Stand der Verhaltensforschung wird erklärt im immer wieder auf die filmischen Situationen bezogen. Das schafft wenig Unterhaltungswert, bietet aber eine Vielzahl an Interpretationen und gelungenen Erklärungen, die zum Nachdenken anregen.
                                            Anfangs finden die Dokumentar-Aufnahmen häufiger Einzug in die Geschichte, die sich nicht recht entwickeln will. Am Anfang werden gar Standbilder aneinander geschnitten, nur untermauert von (scheinbar) wahllosen Erzählungen verschiedener Personen.Doch je länger der Film andauert, desto eher nährt er sich einer Spielfilm-Erzählung. Die Geschichte findet immer mehr Einzug, wird seltener durch den Dokumentar-Stil unterbrochen und kann im letzten Drittel sogar seine volle Wirkung entfalten und zum ersten Mal Unterhaltungsfaktor in dieses Werk bringen. Erzählen kann der Herr Resnais nämlich und den Umgang mit seinen Schauspielern ebenso. Die Riege um Gerard Depardieu macht ihre Sache großartig und das obwohl die Charaktere (dem Dokumentar-Stil zu schulden) immer wieder zerpflückt werden. Doch die Analyse des Verhaltens bzw. des menschlichen Denkens, zeigt dem Zuschauer wie einfach die berufliche und emotionale Entwicklung der 3 Protagonisten von Statten läuft.
                                            Natürlich können am Ende nicht alle Fragen geklärt werden, und das Wagnis, welches Alain Resnais mit diesem hochexperimentellen (Spiel)-Film eingeht, wird nicht jedem gefallen, doch wer zwei Stunden Zeit findet, sollte sich mit diesem Werk auseinander setzen. Nicht der Unterhaltung, sondern der Bildung willen. Ein Film der leider viel zu wenig Beachtung erfährt.
                                            In diesem Sinne, danke dir dannydiaz für dieses Experiment. Es war recht quälend, aber ein filmisches Erlebnis, das ich nicht missen möchte!

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                                            • Wenn sich jemand "opfert" wäre ich gern' bei einer zweiten Runde dabei :)
                                              Freiwillige vor, oder so ähnlich!

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                                                Dieser Kommentar ist ein Wichtelkommentar im Rahmen der User-Wichtel-Aktion-2014 für Alex.de.Large, der interessanterweise, den selben großartigen Film als „Lieblingsweihnachtsfilm“ hat, weswegen wir beide heute Abend, John McClane und „Stirb Langsam“ huldigen werden.

                                                Tja, wer kennt ihn nicht, den New Yorker Polizisten John McClane alias Bruce Willis, der Ende der 80er Jahre zum ersten Mal den bösen Terroristen in die Suppe spuckt und dabei im ikonischen Unterhemd durch den Nakatomi Tower spaziert. Leicht überfordert, aber immer mit genug Selbstironie, stellt er sich der schier aussichtslosen Aufgabe, die Terroristen im Gebäude von innen zu infiltrieren. Diese sind nicht nur in der Überzahl, sondern auch verdammt gut organisiert und bahnen sich schnell und skrupellos einen Weg in den Tower, um sich an Heilig Abend einen riesen Batzen Geld unter den Nagel zu reißen. (Diesmal sind es übrigens nicht die bösen Russen, die den Amerikanern, das Fest der Liebe verderben wollen, sondern die bösen Deutschen).
                                                Mehr Worte braucht man zur Story nicht zu verlieren, die ist sicherlich auch nicht der ausschlaggebende Punkt, dafür, dass „Stirb Langsam“ zu den besten Action-Filmen aller Zeiten gehört. Vielmehr der sau-coole, immer einen witzigen One-Liner auf den Lippen tragende Titelheld und der über-fiese Alan Rickman, der eine der besten „Evil-Performances“ im Genre abliefert, machen den Streifen zum Genre-Highlight. Dazu gesellt sich John McTiernan's spannende und furiose Inszenierung einer wahren Action-Orgie, die so richtig auf den Putz haut und im legendären Showdown ihren verdienten Höhepunkt erlangt.
                                                Bis dahin muss Bruce Willis allerdings viel in die Luft jagen und allerhand an Munition verballern. Doch wenn er dann die festgeklebte Pistole zückt und endlich „Yippie-ki,yay Motherf***er“ rufen darf, bin ich jedes Mal begeistert. Und das obwohl ich seit 5 Jahren, jedes Jahr an Heilig Abend, die DVD aus dem Regal krame und mit meinem Vater, den wohl besten Action-Film aller Zeiten genieße. Zeitlos, wahnsinnig unterhaltsam und einfach ein verdammter Bad-Ass von einem Film, eben mein Lieblingsweihnachtsfilm!

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                                                  Da stört man sich als Filmfan seit Jahren daran, dass die Kinoleinwände in jüngster Vergangenheit mit Aufgüssen, einstiger Kassenschlager oder Fortsetzungswahnsinn überflutet werden und Originalität selten und dann meist eher erfolglos an der Kinokasse sein da sein fristet. Und dann tauchen plötzlich zwei Typen auf und ziehen mit "21 Jump Street" den Remake-Wahn gekonnt durch den Kakao und liefern eine der besten Komödien des jungen Jahrzehnts hin. Nicht jeder Witz oder Verweis kann sein volles Potential entfalten und am Ende ist "21 Jump Street" auch "bloß" ein Unterhaltungsfilm, doch bei einer so hohen Gagdichte, vergisst man schnell, dass die Vorlage eigentlich eine ernste Teenager-Serie ist.
                                                  Was sich neben dem stets augenzwinkernden Humor als größtes Plus herausstellt, ist das wunderbar hamonierende Schauspieler-Duo, das den Begriff "Bromance" auf ein ganz anderes Level hebt.
                                                  "Gehst du mit mir zum Abschlussball?"
                                                  Wenn Channing Tatum und Jonah Hill mit weißen Tauben im Hintergrund und in Zeitlupe aus der Limousine steigen, um ihrer Männlichkeit kundzutun und dabei sau-cool und urkomisch daherkommen, verschwinden alle Zweifel, Tatum könne keine Comedy, oder Hill sei kein Actionheld, denn hier beweisen uns beide was sie drauf haben.
                                                  Durch die pointierten Dialoge und den Wandel der Highschool-Coolness in eine vegane Öko-Umweltschiene, stolpern Tatum und Hill über den ein oder anderen Klischee-Stein, nur um in den spaßig inszenierten Action-Szenen und vorallem in der Drogen-Szene total abzudrehen.
                                                  Ja, "21 Jump Street" nähert sich dem klassischen Highschool-Film Gefüge, doch die ständigen ironischen Kommentare und die klasse Darsteller (vorallem auch Ice Cube als zorniger Captain ist verdammt witzig) machen aus dem Film ein Komödien-Ereignis wie es lange nicht mehr gab.
                                                  Da wird dem ganzen auch mit einem klasse Cameo von Johnny Depp und Peter DeLuise (mit dem in dieser Weise wohl niemand gerechnet hatte) noch die Krone aufgesetzt, in dem der Serie eine letzte Ehre erwiesen wird.
                                                  Am Ende lässt sich sagen, dass ich jeden verstehen kann, der wenig mit "21 Jump Street" anzufangen weiß, aber ich hatte seit Ewigkeiten nicht mehr so viel Spaß bei einer House-Party oder bei einer Highway-Verfolgungsjagd und ein so wunderbar harmonierendes Schauspieler-Duo machen "21 Jump Street" zu einem perfekten Unterhaltungsfilm, der auch bei mehrmaligem Sehen immer für Lachtränen in den Augen sorgt.
                                                  In diesem Sinne, wir sehen uns im College wieder!

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                                                    Endlich mal deutsches Genrekino. Abseits von unsäglich lahmen 08/15 RomComs, bahnte sich vor 2 Jahren ein deutscher (!!!) Actionfilm den Weg in die Kinos. Als ich dann die Liste der Beteiligten las, schwand meine Vorfreude, ich erwartete keine überkandidelte Explosionsorgie alá Alarm für Cobra 11, aber Schweiger im Doppelpack? Nein danke.
                                                    Nun gestern flimmerte das Schweiger-Duo trotzdem über die heimische Mattscheibe und ich riskierte einen Blick und muss ehrlich zu geben, schon Schlechteres gesehen zu haben.
                                                    Das macht "Schutzengel" noch lange nicht zu einem guten Film, doch der erwartete Totalausfall ist "Schutzengel" erst in den letzten 45 Minuten.
                                                    Zur Story braucht man eigentlich kaum Worte zu verlieren. Schweiger erzählt nichts Neues, das Meiste kennt man von anderen Werken, mit Überraschungen sollte niemand rechnen. Die Beziehung zwischen Til und Tochter nimmt die konventionellen Wege und ist auch gleichzeitig der größte Schwachpunkt. Dank der (scheinbar) familiär veranlagten Talentlosigkeit im Bereich Schauspiel, nervt das Zusammenspiel der Beiden von Anfang an. Unterstützt durch Dialoge die zum Haare ausreißen anregen, fährt Schweiger den gesamten Drama Plot total an die Wand. Das Genuschel der Schweigers ist kaum zu verstehen und 120 Minuten starres, emotionsloses anvisieren der Kamera kann nicht als Schauspiel angesehen werden. Fetternwirtschaft funktioniert im Film-Business einfach nur bedingt (siehe Der Pate III).
                                                    Aber seien wir mal ehrlich, wen stört miserables Schauspiel und ein nicht-funktionierender Drama-Plot, wenn man eigentlich bloß einen Action-Streifen sehen möchte? Wahrscheinlich die Meisten, aber wenn's dafür richtig kracht, kann man das bei einmaliger Sichtung irgendwie ausblenden. Doch auch da hapert's desöfteren. Für einen echten Actionfilm krachts einfach zu selten, und wenn's dann kracht, ist alles in Zeitlupe für gefühlte 20 Minuten, Schreie ertönen in Slow-Motion, Kugel prasseln auf Gegenstände und Deckung und irgendwann schießt Til Schweiger die Bösen Jungs alle nieder. Hey, kein Ding, Bourne läuft auch durch die Straßen und macht ohne Probleme so ziemlich alles platt, aber "Schutzengel" ist einfach zu ernst, zu heroisch, zu platt. Ein Actionfilm der immer wieder ein wenig Kritik einstreuen will, dabei aber stetig versagt. Der arme Moritz Bleibtreu wird zu einer schamlosen Kriegs-Veteranen Karikatur, Til Schweiger zum selbstlosen Kriegshelden, aber eine tatsächlich kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Afghanistan bekommt der Zuschauer doch nie vorgesetzt.
                                                    Am Ende ist "Schutzengel" kein Drama und kein Actionfilm. Zu aufgesetzt ist die Vater-Tochter Beziehung, zu "stylish"-getrimmt sind die Actionszenen. Das die Schweiger's keine guten Darstellerleistungen abliefern war zu erwarten, doch wenn auch Heiner Lauterbach und Moritz Bleibtreu lustlos und uninspiriert auftreten (von den anderen Nebendarstellern mal ganz abgesehen), weiß der Zuschauer, 130 Minuten können sinnvoller verbracht werden.

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