Professor Chaos - Kommentare

Alle Kommentare von Professor Chaos

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    Professor Chaos 06.11.2015, 16:27 Geändert 11.11.2015, 13:08

    Spoiler-Alarm

    Das war also "Die Tribute von Panem", das Phänomen, welches Kritik und Publikum überzeugen konnte, mit Jennifer Lawrence, dem zur Zeit vielleicht größten Sternchen am Hollywood-Himmel, in der Hauptrolle. Und was soll man sagen? Der Film erfreut sich nicht zu Unrecht großer Beliebtheit. Es ist eine Geschichte über eine große Heldin, die Ängsten und Unterdrückung strotzt, um selbstlos ihrer kleinen Schwester zu helfen. Eine Heldin, wie sie im Buche steht, die tatsächlich nur einmal tödlich zur Waffe greift. Natürlich in Notwehr.
    "Die Tribute von Panem" zielt merklich auf ein jugendliches Publikum ab. Klar, wenn die Protagonisten selbst noch Kinder sind und noch auf der Suche nach sich selbst und der großen Liebe sind. Da ist es beinahe selbstverständlich, dass die durchaus interessante (wenn auch von "Battle Royal" übernommene) Prämisse, vorallem im sozialkritischen Element, eher vernachlässigt wird. Schade, denn gerade die ersten 45 Minuten haben einige gute Momente zu bieten. Da werden Penthouses im Stile von Kubrick's "Uhrwerk Orange" (natürlich ohne Sexual-Kunstobjekte) überbordernd und farbenprächtig inszeniert, die Reichen laufen in herrlich abgedrehten Klamotten durch die Gegend, aber so wirklich bissig ist das selten. Aber kein Problem, wer "Hunger Games" wegen der dystopischen Sozialkritik anschaut, sitzt im falschen Film.
    Nach dieser extravaganten Eröffnung, die leider nicht ohne Längen auskommt, geht es dann nach ca. einer Stunde richtig los. Zumindest für drei oder vier Minuten. Da wird dann tatsächlich gemetzelt. Wobei "gemetzelt" der falsche Begriff ist. Natürlich schielte man wieder auf die Zielgruppe und ließ Blut nur sehr schemenhaft fließen. Man will ja keine jungen Gemüter mit zu viel Gewalt überfordern.
    Das anfängliche Blut vergießen ist allerdings auch recht belanglos, werden doch nahezu alle Tribute vollkommen "vergessen". Außer Namen und wenige Einstellungen, die Talente der Tribute offenbaren, sind 22 Tribute bloß da, um zu sterben.
    Da kommt auch wenig Spannung in den "Überlebenskampf" von Katniss (auch wenn Jennifer Lawrence ihre Sache echt gut macht), da jeder weiß, die Dame überlebt/gewinnt. Gleiches gilt für ihren treuen Kameraden Peeta. Deren Liebesbeziehung (auch dank Liam Hemsworth' Charakter) ordentlich aufgesetzt ist (Das liegt eventuell auch am Buch selbst, welches ich aber nicht gelesen habe) und eher störend wirkt.
    Die 142 Minuten sind dann im Endeffekt auch etwas zu lang, zu Mal Legende Donald Sutherland nur gefühlte 5 Minuten zu sehen ist. Was für eine Verschwendung (auch wenn er in den späteren Teilen sicher eine größere Rolle hat). Dafür macht Woody Harrelson unglaublich viel Laune als alkoholgefüllter "Mentor" mit Galgenhumor und Weisheiten. Neben Woody Harrelson und (natürlich) Jennifer Lawrence weiß Stanley Tucci noch am meisten zu überzeugen. Der Typ spielt so herrlich abgedreht und hätte mehr Leinwandzeit verdient, ist er doch eines der Highlights für mich gewesen.

    "Die Tribute von Panem" ist ein sehr solider Blockbuster geworden. Ja, die Charaktere sind flach, die Action, wie neuerdings üblich, viel zu unübersichtlich. Entweder werden Schnitte in höchstem Tempo aneinander gereiht, oder die Kamera wackelt wie bei einem epileptischen Anfall. Die Story (das Buch erschien Jahre nach "Battle Royale") irgendwie geklaut und die beachtliche Riege an großen Darstellern irgendwie verschwendet. Und auch wenn der Film nicht echt genug für Gefühlskino, zu unspektakulär für's Actionkino, nicht bissig genug für Satire und insgesamt zu harmlos für echte Kritik ist, so ist "Die Tribute von Panem" doch vorallem eins. Gute Blockbuster-Unterhaltung, und mehr wollte man sicher auch nicht.

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      Die mit Preisen überschüttete Comedy-Serie "Modern Family" (alleine 5 Siege in der Kategorie "Beste Comedyserie"), gehört unbestritten zu den besten Comedys des neuen Jahrtausends. Im Mockumentary-Stil überzeugt die Serie als warmherzige und verdammt witzige Familienkomödie, mit immer wieder genialen Momenten. Dabei ist die "moderne" Familie in drei Haushalte unterteilt. Wir hätten den alten Knacker mit viel Geld, der sich eine hübsche, junge Frau geangelt hat, seinen schwulen Sohn, der mit seinem Lebensgefährten ein Kind adoptiert und seine Tochter, die Mann und drei Kinder versorgen muss.
      Die Storys sind dabei meist miteinander verknüpft und münden in einen Schlussmonolog, vorgetragen von einem der Familienmitglieder, häufig inklusive netter Moral. Durch die Alltagsgeschichten, kennt der Zuschauer viele Momente von zu Hause, auch wenn hier natürlich alles überspitzt dargestellt wird. Trotzdem findet man sich immer wieder in bekannten Situationen wieder und das macht wahrlich Freude.
      Die Charaktere sind allesamt höchst-sympathisch, Lacher werden nahezu gleich verteilt, sodass es schwer ist, einen Liebling auszumachen. Die "Typen" sind so liebevoll gestaltet, mit all ihren Fehlern, Schwächen und guten Werten, entstehen dreidimensionale Figuren, für eine Sitcom eher ungewöhnlich. Auch wenn die Charaktere wenig Entwicklung durchleben, passt die Figuren-Konstellation einfach so gut zusammen, dass man sich in das Figurenensemble verlieben muss.
      Gastauftritte machen auch immer wieder gute Laune. Neben den häufig wiederkehrenden Nebencharakteren (großartig: Reid Ewing als Dylan), gönnen sich namenhafte Schauspieler wie "Matthew Broderick" oder "Edward Norton" (absolute Highlight-Folge) tolle Gastauftritte.
      Wer nach einem neuen Comedy Highlight sucht, wird bei "Modern Family" fündig. Grundsympathische Figuren, emotionale und warmherzige Momente und immer wieder großartige Lacher. Zur Zeit meine liebste Comedy-Serie.

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        Gravity Falls ist endlich mal wieder eine clevere Kinderserie aus dem Hause Disney. Wobei "Kinderserie" nicht ganz zutrifft. Hier steckt nämlich so viel mehr drin, als bloße Kinderunterhaltung. Sicher, einige Gags zielen klar auf ein sehr junges Publikum ab, aber die Großzahl der Witze begeistert auch die älteren Zuschauer. Zumal einige Folgen auch recht düster ausfallen und mit Referenzen nur so um sich schmeißen. Da werden jüngere Zuschauer keinen Spaß dran finden.

        Gravity Falls überzeugt neben seinem Humor vorallem mit großartigen Charakteren. Da hätten wir die Zwillinge, die den Sommer über bei ihrem Großonkel Stan unterkommen. Der hat einen "Souvenir"-Shop mit "übernatürlichem" Krimskram und beschäftigt die Teenagerin Wendy und den trotteligen, aber liebevollen Soos.
        Dann gibt es noch zahlreiche kleine Nebenfiguren, die immer wieder Spaß machen und nie überzogen werden.
        Die Zwillinge, Dipper und Mabel, erleben dabei allerhand Abenteuer, die meist mit mysteriösen Wesen zu tun haben (teilweise auch echt schräge Monster). Hierbei hilft den jungen Entdeckern ein Tagebuch voller magischer Hinweise. Hier unterscheidet sich Gravity Falls dann von vielen Kinderserien, da neben der episodischen Erzählstruktur, auch eine übergreifende Handlung rund um den fantastischen Ort statt findet. Diese ist sogar echt spannend und mit einigen Finten versehen. Während dieser Reise wachsen einem die Charaktere alle sehr ans Herz. Natürlich gibt es immer wieder Konflikte, diese werden aber zum Episoden-Ende stets geklärt.
        Aber nicht nur die kleinen Helden sind ständig am Rätseln, denn glaubt man den Weiten des www, dann steckt Gravity Falls nicht nur voller Referenzen an Popkultur und die Videospiel-Welt, sondern steckt auch voller Geheimnisse, die der Zuschauer selbst entschlüsseln muss.
        Also los, ihr Rätsel-Liebhaber, diejenigen, die mit Zeichentrick ihren Spaß haben und mal wieder große Mystery-Abenteuer erleben wollen, schaut euch Gravity Falls an.

        PS: Die deutsche Synchro funktioniert gut, was die Stimmwahl angeht, verliert aber leider eine große Menge an Humor und versteckter Hinweise. Daher ist O-Ton dringend zu empfehlen.

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          SPOILER!

          Ich hatte das Zitatefeuerwerk aus der Feder von Tarantino, unter Anleitung von Tony Scott schon vor einigen Jahren gesehen, als die Liebe zum Film gerade am Wachsen war.
          Der Film war mir durchaus positiv im Gedächtnis geblieben. Coole Darsteller, rasante Action und eine gut erzählte Geschichte. Konkretes, war mir aber nicht im Gedächtnis geblieben. Also galt es, "True Romance" eine zweite Chance zu geben. Die er eigentlich gar nicht brauchte, mir aber gezeigt hat, wie gut der Film wirklich ist. Nämlich verdammt gut.
          Da wäre zu allererst die tolle Chemie zwischen der süßen Patricia Arquette und dem lässigen Christian Slater, der wohl nie besser war (was bei seiner recht dürftigen Filmographie aber auch kein großes Wunder ist). Die Zwei reisen, als eine Art Bonnie und Clyde Verschnitt der 90er, durch die USA und hinterlassen die ein oder andere Leiche.
          Von Anfang an, ist das Mitwirken von Tarantino zu bemerken. Und der macht seine Sache wie immer großartig. Tolle, filmverliebte Dialoge, eine Menge Blut und sau-coole Charaktere. Schön, wer hier alles den Weg auf die Leinwand gefunden hat. James "Tony Soprano" Gandolfini, Samuel L. Jackson, Christopher Walken, Dennis Hopper und Viele mehr. Auch wenn einige nur für kurze, spritzige Dialoge da sind und dann recht bald das Zeitliche segnen, ist es beeindruckend, wer hier so alles dabei war.
          Hervorstechen tun in etwas größeren Rollen vorallem Gary Oldman als total abgefuckter Drogendealer und Brad Pitt als herrlich verplanter Dauerkiffer.
          Nicht zu vergessen der grandiose Dialog zwischen Christopher Walken und Dennis Hopper, der zweifelsohne zu Tarantinos Besten gehört.
          Auch wenn erzählerisch keine neuen Wege beschritten werden, macht die Geschichte um Slater und Arquette Riesenspaß. Das endet Tarantino-Typisch in einem großen Showdown, der keine Gefangenen nimmt. Hier fließt, bzw. spritzt, literweise Blut, wobei der Shoot-Out irrwitzig eingeleitet wird und erst für Gelächter sorgt. Wenn es dann losgeht, bleibt dieses Lachen im Hals stecken, zumindest irgendwie. Denn die gezeigte Gewalt ist so dermaßen überspitzt, das jeder Ruf nach "Gewaltverherrlichung" überflüssig wird. Immer mit einem kleinen Augenzwinkern inszeniert, häuft Scott eine Leiche auf die andere, bis unsere "Helden" halbwegs erfolgreich das Weite suchen können.
          Beschenkt wird der Zuschauer dann mit einem Happy End. Auch wenn ich kein großer Freund vom Happy End bin, hier war es einfach nötig. Denn im Kern, ist "True Romance" ja wirklich eine Romanze. Über die Liebe zum Kino und die Liebe Zweier Menschen, die trotz aller Widrigkeiten ihr Happy End verdient haben.
          Ein Kultfilm, der den Namen wirklich verdient hat und den meisten Filmliebhabern große Freude bereiten wird. Und wenn nichts, wen juckt's ich hatte meinen Spaß und freue mich schon auf die nächste Sichtung. Denn Tony Scotts Meisterwerk rockt ordentlich!

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          • Ich bin wohl zu blöd aber ich seh' keinen like-button. Aber der Text ist echt Klasse und sunset boulevard find' ich auch großartig.

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              SPOILER

              Die Sonne ragte über die kargen Hügel in dieser trostlosen Einöde. Vegetation war nur spärlich vertreten. Eine Landschaft wie gemalt. Einsame Männer streifen durch diese Wüste, fernab der Zivilisation. Sie ziehen eine blutige Spur hinter sich her. Leichen pflastern ihren Weg und alles wegen ein paar Dollar.
              Willkommen in "No country for old men". Einem Western, der ja eigentlich kein Western ist. Doch die Coens würfeln ja gerne mal die Genrekiste etwas durch und so ist auch dieser Streifen ein Thriller, in anderem Gewand. Pferde benutzen hier zwar nur die Gesetzeshüter, Revolver trägt auch kaum jemand, Ponchos und Duelle fehlen und auch die Filmmusik wird weggelassen. Und trotzdem treffen die Coens den Ton eines Western. Sie kitzeln alles aus der Landschaft raus, kleiden die Darsteller in moderne Cowboy-Klamotten erschaffen eine karge Atmosphäre, wie die großen Western der vergangenen Tage.
              "No country for old men" macht eigentlich alles richtig. Die Geschichte ist nicht nur großartig, sie wird auch großartig erzählt. Aus verschiedenen Blickwinkeln, stets ruhig gehalten, aber nie schleppend. Die Sheriff-Arbeit macht dabei genauso viel Spaß, wie die Jagd nach Brolin und dem Geld.
              Was die Dialoge angeht. Typisch Coen. Lakonisch, sarkastisch, trocken. Das liegt natürlich wieder an den tollen Charakteren. Aus der Besetzungsliste kann man schon erahnen, was einen erwartet. Aber vorallem Javier Bardem hat sich mit seiner Darstellung des Psychokillers (zurecht) in das Herz der Filmfans gespielt. Das ist sogar furchteregender als Jack Nicholson in "Shining". Der Blick von Bardem wenn er den Deputy erwürgt, die Kälte und Lässigkeit mit der er seine Opfer ins Jenseits schickt, ist nicht von dieser Welt. Verdientester Oscar aller Zeiten.
              Der Rest macht seine Sache ebenfalls toll. Am meisten begeistert mich jedes Mal aufs Neue Woody Harrelson. Den find' ich aber sowieso immer klasse und hier als "Cowboy-Killer" liefert er eine tolle Performance ab.
              Der Kniff, ohne Musik zu arbeiten, geht ebenfalls wunderbar auf. Mit den ruhigen und kargen Landschaftsbildern und ewig langen Einstellungen ohne gesprochene Worte, bauen die Coens eine atemberaubende Atmosphäre auf. Hier hat wirklich jedes Bild einen Platz verdient.
              Auch das Ende ist fabelhaft. Nach einer mörderischen Hetze mit vielen Leichen und umherspritzendem Blut, gewinnt der Böse. Zumindest kommt er davon. Einiges bleibt ungeklärt, aber Bardem entkommt. Tommy Lee Jones darf dann noch einen wunderbaren Dialog von sich geben und dann. Schnitt. Ende. Großartig.
              Ein Weiterer (fast) perfekter Film in der Coen-Filmografie. Vollkommen Einzigartig, aber trotzdem ein waschechter Coen. Ich würde ja sagen "Einer der Besten Coen's", aber das sag ich zu allen ihren Werken. Daher: Macht bitte weiter, vielleicht kann das zeitgenössische Kino doch noch gerettet werden. Mit solchen Genies hinter der Kamera darf man auf jeden Fall noch hoffen.

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                Wow. Ich bin echt begeistert. "Die Reifeprüfung" ist ein Film der wohl jeden Romantik-Muffel aus dem Versteck locken dürfte. Denn schleimigen Kitsch oder 08/15 Romantik sucht man hier vergebens. Zum Glück.
                Viel mehr ist Nichols' Film eine Charakterstudie. Eine Studie über das Erwachsenwerden. Einer der ersten und ehrlichsten Coming-Of-Age-Filme.
                Getragen natürlich von den tollen Darstellern, allen voran der damals 30(!!) Jährige Dustin Hoffman. Eine Bilderbuchvorstellung des Oscarpreisträgers, der in jeder Szene die jugendliche Attitüde, das Unsichersein auf den Zuschauer projiziert. Dafür sorgt auch die grandiose Kameraarbeit, die nicht nur wunderbare Winkel und Einstellungen findet (Ganz im ernst, wieso gab's dafür nicht den Kamera-Oscar?!), sondern den umherwandelnden, suchenden Dustin Hoffman perfekt einfängt. Manchmal filmt die Kamera einfach nur eine Weile Dustin Hoffman, der mit Mimik und Simon&Garfunkel im Hintergrund mehr Emotionen versprüht, als der Romantik-Kram der letzten 30 Jahre.
                Abgesehen davon hat "Die Reifeprüfung" aber auch etwas zu erzählen. Die Geschichte des Suchenden, der seine Liebe in der Tochter seiner Affäre findet und alles daran setzt, diese für sich zu gewinnen.
                Dabei ist der Film stets sensibel, auf seine eigene Art aber auch etwas schräg, aber immer unterhaltsam und ehrlich. Langeweile kommt eigentlich keine auf. Das ist auch dem gut funktionierenden Humor zu verdanken. Denn neben all der Romantik ist "Die Reifeprüfung" auch eine fabelhafte Komödie. Zumindest in der ersten Hälfte. Hier gibt es tatsächlich einige gute Lacher und das erste Treffen von Benjamin und Mrs. Robinson ist äußerst pikant und komisch. Anne Bancroft als Mrs. Robinson (die nur geringe 6 Jahre älter als Dustin Hoffman ist), überzeugt dabei sowieso.
                Ben's Interesse an ihr kann wohl jeder Zuschauer verstehen, so elegant wie sich die Dame gibt. In den emotionalen Momenten verfügt sie über genug Feingefühl, um der Szene die richtige Würze zu verleihen. Da ist es schön, dass niemand an die Wand gespielt wird. Beide beherrschen die Szene auf ihre eigene Art und Weise.

                Meine Befürchtungen, "Die Reifeprüfung" sei eine weitere lahme Romanze, für die damalige Zeit gewagt, heute nur noch lächerlich, hat sich nicht bestätigt.
                Wir haben hier tatsächlich einen zeitlosen Klassiker, der nicht nur wunderbar unterhält, sondern mit Schauspiel, Kamera, Schnitt und Soundtrack verzaubert.
                Eine der besten Romanzen der Filmgeschichte, tolles Schauspielkino und ein Dustin Hoffman in bester Form, was will man mehr?

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                • Ah ganz wunderbar! Für mich auch einer der besten Zombie-Filme. Und, ja ich finde auch, dass der Film ganz klar dem Zombie-Genre zu zuordnen ist!

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                  • Haha klasse. Vorallem Cruella de Vile :D
                    Anmerkung: RAmona Flower, nicht ROmana Flower. (ich hasse grammar-nazis, aber so ein netter Artikel, sollte fehlerfrei sein :) )

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                      Wow. Bojack hat sich wirklich gemausert. Die ersten Folgen schleppen sich etwas. Lacher gibt's in den ersten Folgen zu selten für eine Comedy-Serie. Aber Bojack zeichnet sich vorallem durch seinen melancholischen Kern aus. Und mit steigender Episodenanzahl wird die Serie nicht nur witziger (vorallem Todd und Mr. Peanutbutter haben in der zweiten Hälfte einige tolle Momente), sondern auch tragischer. Hier wird perfekt das Gleichgewicht zwischen Witz und Tragik gehalten. Und so viel Charaktertiefe bieten Zeichentrick-Serien selten, höchstens noch die ebenso neue und großartige Show "Rick and Morty". Aber das ist anderes Terrain!
                      Bojack sollte jeder anschauen, der Spaß an Parabeln hat und dem der ganze Hollywood-Kram auf den Senkel geht, hier wird das nämlich wunderbar-tragisch auf die Spitze getrieben. Die qualitativen Schwankungen der ersten Hälfte einfach ignorieren und durchhalten, denn bei "Bojack Horseman" lohnt es sich dran zubleiben!!!

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                      • Ich würde unglaublich gerne den neuen Miike Streifen sehen. Ein Freund und ich sind seit "Ichi the Killer" absolute Fanboys und "Yakuza Apocalypse" wird bestimmt genau so abgefahren!
                        Stadt: Berlin!

                        • Da freu' ich mich, dass der BenKenobi wieder schreibt, und dann ist das ein alter Kommentar :(
                          Trotzdem sehr schöner Kommentar!!

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                          • Haha ich glaube Podcasts sind so ne Art Gesprochene-Blogs. Die Leute labern alleine oder mit anderen über Gott und die Welt.
                            Bei "Stand by me" haste vielleicht Glück, ist ja sowieso ne Geschichte von Stephen King, da gibts bestimmt irgendwo 'ne Hörbuch Edition von :)

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                            • Danke für's nominieren!
                              Sehr interessant, vor allem die Podcasts-Empfehlungen. Bin nicht so der Podcast-Fan, werd' aber auf jeden Fall mal reinhören :)

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                                Spoiler!

                                "The Descent" ist schon ein starkes Stück Horror. Neil Marshall schickt eine Gruppe von Adrenalin-Junkies in ein unerforschtes Höhlensystem, und lässt sie dort um's Überleben kämpfen.
                                Dabei nimmt "The Descent" eigentlich die herkömmlichen Zutaten für einen Horrorfilm. Eine recht große Gruppe, ein gruseliges Setting und keinen Weg zurück.
                                Doch was Marshall mit diesen Zutaten macht, ist dann schon außergewöhnlich. Seine Frauen-Gruppe erhält keine charakterliche Tiefe, bekommt aber genug Sympathie-Punkte um von Anfang ein mulmiges Gefühl zu kreieren. Das fängt schon mit dem Autounfall an, untermalt von einem unheilvollen Score. Auch die Autofahrt ins Niemandsland, aus der Vogelperspektive, sucht Anleihen bei "Shining" und funktioniert gut. Man weiß von Anfang an, auf die Frauen wird nichts Gutes zu kommen. Da hilft es auch nicht, ein letztes fröhliches Foto aufzunehmen.
                                Wenn die Truppe dann in der Höhle angekommen ist, zieht Marshall das Tempo an. War die Exposition noch erfreulich gemächlich erzählt, lässt der Regisseur ab hier keine atemlose Minute mehr verstreichen. Sobald der Ein/Ausgang versperrt ist, beginnt der Kampf ums Überleben. Die Frauen klettern über gefährliche Schluchten, steigen durch enge Durchgänge. Klaustrophobie macht sicht breit. Es ist dunkel, die einzigen Lichter sind an Helm und in der Hand, und dann gibt es da immer wieder diese undefinierbaren Geräusche. Schnell weiß man, die Frauen sind nicht allein. Bis dahin funktioniert "The Descent" wunderbar als Survival-Thriller, der für einige atemberaubende Momente sorgen darf. Und als die Monster zum ersten Mal auftauchen, gewinnt der Film tatsächlich noch an Spannung. Hier wird's dann auch ziemlich blutig, und der ein oder andere Jump-Scare funktioniert tatsächlich, aber trotzdem büßt der Film nichts von seiner tollen Atmosphäre ein.
                                Und wenn Sarah dann in bester Martin-Sheen-Manier aus dem Blutsumpf steigt, um Rache an den Monster zu üben, geht jedem Horror-Fan das Herz auf. Gnadenlos und grausam schlachtet sie das ein oder andere Monster ab. Hier macht "The Descent" wieder alles richtig, denn die Monster sind keine unbesiegbaren, überstarken Missgestalten. Sie haben nicht (viel) mehr Vorteile als die Heldinnen, und so bekommen Jagd und Gemetzel nochmal einen zusätzlichen Reiz. Hier wird sich aber nicht zu sehr auf dem Monstergemetzel ausgeruht, denn im Zentrum steht nach wie vor, die Flucht. Hier werden dann noch 1 oder 2 Finten geschlagen, die direkt in die Magengrube treffen und der unheilvollen Atmosphäre alle Ehren machen.
                                Das Ende wurde in Amerika übrigens rausgeschnitten, war denen angeblich zu depressiv. Nachvollziehbar, ist "The Descent" doch einer der radikalsten und fiesesten Horrorfilme der letzten Jahre, da hätte das Happy-End wohl niemanden gestört. Doch Neil Marshall macht keine Gefangenen (also wortwörtlich schon), und lässt seine Protagonistin einfach zurück. Je weiter die Kamera rauszoomt, desto unwohler wird dem Zuschauer. Und dann ist "The Descent" vorbei.
                                Danke Mr. Marshall für diesen Schocker. Nie wurde das Szenario der Höhle so reizvoll und spannend umgesetzt, selten war ein Monsterfilm so kompromisslos und lange war ich nicht so begeistert von einem Horrorfilm. Die 10 gibt's vielleicht beim nächsten Mal!

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                                  über Archer

                                  Archer gehört zur Zeit zu den lustigsten (Zeichentrick-) Serien, die man bestaunen darf. Das liegt zum einen am grandiosen Setting, des anachronistischen Geheimagenten Universums. Zum anderen an der Umsetzung, die Spionage-Abteilung, als "normalen" Arbeitsplatz zu inszenieren. Geheim ist hier wirklich nichts. Es wird ständig getratscht und geprahlt mit dem Job des Superspions. Neben den tollen Story-Lines überzeugen natürlich auch die Synchronsprecher, die ihren ausnahmslos grandiosen Charakteren echtes Leben einhauchen. Dabei ist es schwer einen "Liebling" fest zu machen, die meisten Lacher kann aber Archer abgreifen. Selten gab es einen Charakter, der sooo selbstverliebt, böse, politisch unkorrekt und vollkommen unfähig ist, und am Ende trotzdem immer obsiegt. Sei es einen Flugzeugabsturz ohne Kratzer zu überstehen, während die anderen Insassen alle schwer geschädigt wurden. Oder das erfolgreiche Bestehen jeglicher Missionen, egal wie sehr er dabei ins Fettnäpfchen tritt.
                                  Dialogwitz und Wortspiele sind das Beste, was das Fernsehen zur Zeit bietet, die Zeichenart ist vollkommen einzigartig (zumindest kenn' ich keine Serie, die diesem Desing nahe kommt!) und wer auf political UNcorrectness steht, sollte sowieso mal reinschauen. An den Zeichenstil gewöhnen und dann abfeiern, jede Folge ist ein Juwel, und wenn ich mit der Serie durch bin, bin ich sicher, dass hier eine 10 steht!

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                                  • Die ersten 2 Folgen sagen oft nicht viel aus über die Qualität einer Serie. Hier muss ich aber zugeben, mehr als neugierig zu sein. Broad City scheint äußerst frech, eigen und sympathisch zu sein. Und vorallem in der zweiten Folge gab's einige tolle Lacher. Spaß hatte ich auf jeden Fall. Wer Zeit und Lust hat, sollte auf jeden Fall mal reingucken!
                                    Bewertung folgt bei Sichtung weiterer Episoden!

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                                      Professor Chaos 23.06.2015, 20:26 Geändert 24.06.2015, 14:58

                                      Ich hatte in der Mittelstufe das Vergnügen mit der meist gefürchteten (Deutsch-) Lehrerin der Schule. Da hatten meine Klassenkameraden und ich natürlich überhaupt keinen Bock drauf. Und dann sollte es neben Deutsch auch noch Erdkunde sein. Wir hatten in diesem Jahr alle so unsere Probleme mit der Frau. Ja, der Unterricht war schwer, streng und fordernd. "Angst" breitete sich in der Klasse aus, aber heute kann ich sagen, ich habe nie wieder so viel gelernt. Ich bin ihr sogar dankbar, weil sie uns schon früh auf den Weg Richtung Abitur geführt hat. Ihre Lehrmethoden mögen nicht die unterhaltsamsten sein, aber sie waren effektiv und ihre Benotung hart, vorallem aber fair.

                                      AB HIER FOLGEN SPOILER!!

                                      Nun Fairness fehlt Mr. Fletcher auf gewisse Art. Da werden Schüler rausgeschmissen, weil ihr Instrument passend gestimmt ist. Weil der Schüler aber vor lauter Angstschweiß den Mund nicht aufbekommt, muss er gehen. Für immer. Whiplash ist ein Film der mich ratloser zurück gelassen hat, als je ein anderer Streifen. Er schwingt von Begeisterung zu Entgeisterung, von Bewunderung zu Verabscheuung.
                                      Einerseits muss man dem Film eingestehen, dass er eine unglaubliche Sogwirkung erzeugt. Bild und Ton sind ständig in Einklang, musikalische Einlagen sind nicht zu rar gesät, aber führen auch nicht zur Übersättigung. Übungssessions werden meist mit großartigem Schnitt und toller Kameraarbeit begleitet. Auch musikalisch ist der Film einwandfrei. Miles Teller spielte ca. 70% der gehörten Einlagen selbst und das nicht zu anspruchslos. Blutige Drums und Hände inklusive. Aber nicht nur die Drums, auch das Schauspiel meistert Teller grandios. Wenn er voller (ekelhafter) Ehrlichkeit seiner Freundin erzählt, wieso sie nicht mehr zusammen sein können, bleibt er erstaunlich zurückhaltend, um in den Drum-Szenen emotionale Ausbrüche par exellence zu zelebrieren.
                                      Übertrumpft wird er allerdings von J.K. Simmons, der mit dieser Performance aber wohl jeden Jungspund an die Wand gespielt hätte. Sein Terence Fletcher ist eine Respektperson, wie sie im Raume steht. Natürlich auch inklusive Wutausbrüche. Diese sind aber so unberechenbar, dass jede Szene mit Simmons zu einer Lehrstunde in Sachen Spannung mutiert. Daneben überzeugt er aber immer wieder mit vollkommen unerwarteten ruhigen Momenten. Wenn er der kleinen Tochter eines Freundes mit väterlichem Charme begegnet, oder vor seiner Klasse Tränen vergießt, weil einer seiner (ehemaligen) Schüler das Zeitliche gesegnet hat, dann ist das groß gespielt. Es macht den Charakter aber auch gleichzeitig angreifbar, menschlich.
                                      Menschlich verhält er sich aber in Übungssessions nicht. Beleidigungen im Stile eines Ronald Lee Ermey, Stühle schmeißen, das sind seine Lehrmethoden. Quälen um alles aus seinen Schülern rauszuholen. Und dafür wird er sich nie entschuldigen.
                                      Whiplash ist ehrlich. In diesem einen Dialog zwischen Miles Teller und J.K. Simmons (nach seinem Auftritt am Klavier), schwingt etwas mit, was dem Film eine wunderbare Note mitgibt. Hier gibt es ein Statement, dass Viele gut und Wenige abscheulich finden. Dieses Brutale Vorgehen soll nämlich zum Erfolg führen. Nicht immer, das auf keinen Fall, aber die Wahrscheinlichkeit ist höher, wenn man getriezt und gequält wird. Nun ich als Gitarrist kann beides nachvollziehen. Hätte ich mir die Finger blutig gespielt, wer weiß wo ich dann wäre, aber wäre ich damit glücklich(er)? Hätte ich es überhaupt geschafft? Lohnt diese Tortur, die mögliche seelische Schädigung? Ich weiß es nicht.
                                      Das ist aber gar nicht der Punkt, der mich an dem Film stört. Er Propagiert diese Lehrmethode nicht, er wirft sie nur in den Raum (wie ich finde). Was der Zuschauer (und Teller) draus macht, ist jedermanns eigene Sache. Aber wenn ein Schüler nach einem heftigen Unfall zum Auftritt schleicht (obwohl er eh schon viel zu spät ist), halb tot und trotzdem spielen darf, dann zweifel ich an der Glaubhaftigkeit. Und wenn er dann noch eine starke Performance abliefert, stärkt das meinen Glaube nicht. Dazu kommt der Racheakt beim finalen Konzert, den Teller zwar mit dem Abfackeln einer der besten Musikperformances in Film und Fernsehen abschließt, den ich aber einfach für total doof und zu billig konstruiert halte. Für die Dramaturgie vielleicht notwendig, für mich leider ein Stimmungskiller. Da ist es dann egal, wie geil das Schlagzeug-Solo ist, wie es dazu kommt, stört mich sehr. Dafür ist der Schluss dann wieder famos. Kein unnötiges Weitererzählen, ein Schluss, der einem Musikfilm würdig ist. Ende mit der letzten Note!

                                      Whiplash ist schwierig. Verdammt schwierig. Die 5 Punkte stehen nur da, weil ich unentschlossen bin. Begeisterung und Enttäuschung lagen noch nie näher bei einander. Schauspiel, Inszenierung sind über alle Maße erhaben, Story (und Ideologie) bieten aber Grund zum zweifeln. Vielleicht beim zweiten Mal!

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                                        SPOILER

                                        Bravo Mr. Friedkin! Der alte Haudegen hat's also doch noch drauf. Während in seiner Filmografie neben Meisterwerken wie French Connection, auch einige Rohrkrepierer zu finden sind, hat der Mann mit Killer Joe bewiesen, dass in ihm immer noch der Altmeister steckt. Sicherlich war das neue Jahrtausend nicht auf seiner Seite, aber mit "Killer Joe" liefert er uns einen beinharten und rabenschwarzen Thriller. Danken sollte man an dieser Stelle vorallem Matthew McConaughey, der den Titeltragenden "Held" in unnachahmlicher Art verkörpert. Bei diesem abgedrehten, brandgefährlichen Freak, weiß man nie, was kommt. Möglicherweise muss man minutenlange Erniedrigungen ertragen, einen Chicken-Wing "blasen". Verdammt nochmal, die Dame Gina Gershon muss tatsächlich einem Chicken Wing (als Schwanz-Ersatz) einen blasen. Wie kommt man auf sowas? Total abgedreht. Das ist auch das Einzige, was diese Gewaltorgie davon abhält in die Verherrlichung abzudriften. Alles ist so dermaßen absurd und über-brutal, dass man ein Lächeln auf den Lippen haben muss. Ernst nehmen sollte man die Gewaltspitzen nicht. Auch der ein oder andere Lacher ist hier zu finden, mit der Gefahr, das dieses sofort im Halse stecken bleibt. Denn bei "Killer Joe" weiß man nie was als nächstes kommt. Dabei ist die Story recht einfach. Emile Hirsch braucht Kohle und heuert daher einen Cop an, im Nebenberuf Killer, der seine Mutter umbringen soll. Die hat nämlich außer Drogenproblemen auch eine verdammt hohe Lebensversicherung. Wie das nun mal so ist, bei Geldproblemen mit Gangstern, geht Einiges schief, Blut fließt und wie gesagt: Alles ist total abgedreht.
                                        Neben McConaughey brillieren vorallem Gina Gershon und Emile Hirsch. Auch der Rest macht seine Sache mehr als gut. Wobei McConaughey einfach allen die Show stiehlt. Alleine sein erster Auftritt ist so obercool in Szene gesetzt. Schnitt für Schnitt wird sein Äußeres Preis gegeben. Die Stiefel, die Handschuhe, der Cowboy-Hut, ein echter Texaner.
                                        Killer Joe überzeugt aber nicht nur durch das Schauspiel, auch wie Friedkin diese Absurditäten-Show inszeniert, ist großartig. Dialoge sind geschliffen und werden mit Brettern wie „Do you want me to wear your face?“ garniert. Wie gesagt, abgedreht. Und nicht zu vergessen, die Verfolgungsszene, bzw. Fluchtszene. Reicht natürlich nicht an die fabelhafte Inszenierung aus French Connection heran, aber das ist auch eine unerreichbare Liga, trotzdem macht die Hatz durch die Straßen Spaß. Der anschließende Dialog ist dann wieder, naja absurd und mündet in gnadenlose Gewalt.
                                        Doch was Friedkin dann in den letzten 5 Minuten abbrennt, ist so over-the-top und wunderbar ironisch und bescheuert, dass all' die Gewalt plötzloch verpufft. Er gibt dem Ganzen keinen Sinn, findet aber mit dieser letzten ironischen Spitze genau den richtigen Ton.
                                        "Killer Joe" ist schon ein Brett. Verdammt brutal, aber immer mit Augenzwinkern (siehe Ende!). Brillant gespielt von McConaughey und einfach ein verdammt guter Thriller.

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                                        • Sehr coole Liste. Wobei ich mir sicher bin, 1996 findest du einen besseren Film als Independence Day ;)

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                                          • Fuqua lässt mich ja etwas skeptisch zurück. Der hat echt viel Grütze gedreht, auch wenn die Grütze meist gut aussieht. Aber Gyllenhaal ist im Moment so stark auf der Leinwand, da kann das durchaus was werden. Hoffen wir auf das Beste!

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                                              "The Big Lebowski" ist vermutlich der beste Film der Brüder. Das liegt zum einen an dem perfekten Gleichgewicht zwischen spannender (und bekloppter) Story und speziellem Humor. Getragen wird das alles durch die Charaktere, die alle schräg und liebenswert sind. Und mit dem Dude haben die Coens sich selbst übertroffen. Jeff Bridges schüttelt mal so eben die coolste Performance aus den Sandalen. Sein Stil, inklusive Morgenmantel und Shorts, wäre wohl bei jedem anderen Darsteller total in die Hose gegangen. Doch der White-Russian-schlürfende Kiffer (meist mit Pinzette gehalten, großartig!) wurde dank Bridges zur absoluten Legende.
                                              Weil das aber wohl noch nicht genug war, scharen die Coens eine Horde an star-besetzten Nebendarstellern um den Dude. Vom Vietnam-Veteranen Goodman, über den famosen Steve Buscemi bis hin zur fantastischen Julianne Moore. Jede Rolle ist hier toll besetzt und noch großartiger gespielt.
                                              Dazu gesellen sich die typischen Dialoge, die ich jetzt nicht zitieren möchte, da man eingentlich den gesamten Film zitieren könnte. Jeder Dialog ist einfach pures Gold wert.
                                              Neben der tollen Story und den famosen Charakteren, lädt "The Big Lebowski" vorallem wegen seiner inszenatorischen Finesse zu abertausenden von Sichtungen ein. Jede verdammte Einstellung ist perfekt. Jeder Song passt perfekt in die Szene. Die Kamera ist immer da, wo sie sein muss. Wenn der Dude durch seine Träume fliegt oder Lebowski seine Tränen kommentiert und PSH den Wasserfall loslässt, dann hat man immer das Gefühl, die Coens sind eine Person. Sie kreieren ihre Filme direkt aus ihrem Kopf. Wie Mozart, nur audiovisuell.
                                              Achja, weil das natürlich noch nicht reicht, wird der Film noch aus dem Off erzählt. Ein Stilmittel, das mir jeden Film versüßt. Hier etwas spärlich eingesetzt, aber dafür sehr treffend und mit großartiger Hinführung zum Ende.
                                              "The Big Lebowski" ist einer der ganz großen Filme der 90er. Nach "Manche mögen's heiß" vermutlich die beste, je abgedrehte Komödie, und einfach ein Film für die Ewigkeit.

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                                                Das nenne ich solide Unterhaltung. "Prestige" in lustig. Und etwas schwächer. Denn auch wenn "Die Unfassbaren" (schwachsinniger deutscher Titel...) mit tollem Cast und netter Story aufwarten kann, wird doch viel Potential verschenkt.
                                                Da hat sich Nolans Magie-Thriller definitiv besser angestellt.
                                                Angefangen beim großartigen Cast, der allerdings die miesen Abziehbilder von Charakteren nicht retten kann. Woody ist cool wie eh und je und Jesse Eisenberg gefällt mir auch immer sehr gut, aber unsere 4 Magier kämpfen leider mit den eindimensionalen Figuren. Da steckt so überhaupt nichts hinter der Fassade. Das ist schade, hat "Die Unfassbaren" mit 120 Minuten doch eigentlich genug Zeit seinen Figuren mehr Platz einzuräumen. Doch unsere 4 Magier sind lediglich nette Kullisse.
                                                Könnte man ohne Probleme verschmerzen, wenn nicht Legenden wie Morgan Freeman oder Michael Caine ebenso schamlos von ihren Charakteren im Stich gelassen werden. Da kann dann auch das Wortgefecht der Beiden keine Begeisterung losstürmen.
                                                Mark Ruffalo bekommt noch die meiste Aufmerksamkeit. Dieser darf sich aber leider durch die selbe Liebesgeschichte zwischen FBI und Interpol/CIA/..., kämpfen wie Unzählige vor ihm.
                                                Aber egal. Die Zaubershows sind nett inszeniert, die Tricks verblüffend und der Bankraub bis zur Auflösung sehr innovativ. Natürlich ist alles am Ende nur Illusion. Wobei der ein oder andere visuelle Ausflug doch zu over-the-top gerät. Schade, mehr Bodenständigkeit hätte hier nicht geschadet.
                                                Auch die Auflösung ist sehr nett. Wenn auch der familiäre Einfluss der "Rache" ein zu einfaches Motiv liefert. Aber geschenkt. Mark Ruffalo auf einmal als den Ober-Zauberer zu sehen, verblüffte mich schon.
                                                Neben dem tollen Plot, fallen allerdings inszenatorische Schwächen auf. Oft sind Kamera und visuelle Spielereien einfach zu verspielt. Die Kamera schwinkt unentweg im Kreis und lässt den Zuschauer verwirrt im Sessel zurück. Zu viele Spielereien, zu lange Szenen, unnötige Einstellungen. Gefühlte 20 Minuten braucht Dave Franco um zu entkommen. Das ist einfach zu langgezogen. Eine oftmals straffere Inszenierung hätte hier besser gepasst.
                                                Am Ende sind 120 Minuten einfach zu viel des Guten.
                                                Aber trotz all der Unzulänglichkeiten muss ich eingestehen, dass ich eine Menge Spaß hatte. Wenn man für Teil 2 all die Schönheitsfehler ausmerzt, seinen Figuren die nötige Aufmerksamkeit schenkt, dann freu ich mich auf einen spaßigen Blockbuster. Solide Unterhaltung, nicht mehr, aber auf keinen Fall weniger!

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                                                  Meines Erachtens die beste Sitcom aller Zeiten. In Seinfeld geht es 9 Staffeln um gar nichts. Also irgendwie passiert ständig irgendwas Abgedrehtes und dann etwas noch Abgedrehteres. Um das dann zu toppen passiert noch etwas, womit wohl keiner rechnen kann, und fertig ist die Serie: Seinfeld. In Staffel 4 (oder 3?!) wird Jerry gebeten eine Sitcom zu schreiben. Also quasi eine Meta-Folge. Dabei kommen ihm und George die grandiose Idee, eine Serie über nichts zu produzieren. Es geht um nichts in der Serie. Das klingt vielleicht etwas hart. Aber irgendwie kann man Seinfeld schon so bezeichnen. Klingt kompliziert? Ist es aber nicht. Seinfeld hat in 20 Minuten nicht nur mehr Lacher, als heutige Sitcoms in 2 Staffeln, es ist auch alles so großartig konstruiert und aufgebaut, dass wir am Ende meist am Anfang stehen. Die 4 Charaktere sind allesamt total kaputt, entwickeln sich nie weiter und machen von Folge zu Folge die selben doofen Fehler. Wie herrlich das ist, weiß wohl jeder, der mehr als eine handvoll Folgen gesehen hat. Zwischendurch wechseln ab und an die Berufe der Protagonisten, Beziehungen kommen und gehen, aber am Ende bleibt "Seinfeld" sich immer treu. Warum komplexe Beziehungsgeflechte aufzubauen, die zueinander führen und wieder auseinander? Wozu langwierige Staffel-Storys erzählen, wenn man einfach nichts erzählen brauch und den Zuschauer trotzdem immer wieder zum losbrüllen bringt?
                                                  Seinfeld ist seinen Genre-Kollegen einfach immer einen Schritt voraus. Seinfeld ist genial, zum schreien komisch und trotz total kaputter Charaktere super sympathisch. Einfach die beste Sitcom, die je gedreht wurde.

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                                                    „Es gibt drei wichtige Regeln beim Filmemachen: Du sollst nicht langweilen, du sollst nicht langweilen und du sollst nicht langweilen!“

                                                    – Billy Wilder: Zitiert in: Der Tagesspiegel

                                                    Nun diese Regel hat Wilder bisher in all seinen Filmen, die ich gesehen habe, befolgt. Und nicht nur das, ich halte ihn auch für den besten Erzähler der Filmgeschichte. Das liegt zum einen an seiner außergewöhnlichen Figurenzeichnung und den verrückten Story-Versatzstücken. Wilder hüllt seinen Plot immer in Gewänder voller skurriler Ideen und Einfälle. Man kann einen Film, in dem zwei Männer vor der Mafia flüchten, einfach als "Rollentausch-Komödie" inszenieren. Also, eigentlich nicht, aber Billy Wilder kann das. Das ist zum Einen natürlich dem großartigen Hauptdarsteller-Duo Curtis/Lemmon geschuldet, zum Anderen der tollen Erzählweise Wilders. Zur Story möchte ich hier gar keine Worte mehr verlieren, wer den Film kennt, weiß wovon ich rede und wer bisher noch nicht "Manche mögen's heiß" gesehen hat, sollte dies (wenn überhaupt möglich) ohne Vorwissen tun.
                                                    Der Film hält nämlich noch einige Überraschungen bereit.
                                                    Neben der tollen Story überzeugt der Streifen aber auch auf allen anderen Ebenen. Wie üblich für Wilder werden feurig-spritzige Dialoge am laufenden Band auf den Zuschauer losgelassen. Der Schluss-Satz gehört wohl zu den aller berühmtesten Zitaten der Filmgeschichte. Lemmon und Curtis im Wortgefecht sind wahnsinnig amüsant und dank der Chemie zwischen den Beiden, ist jede gemeinsame Szene ein Heidenspaß. Natürlich darf man im tollen Cast Joe E. Brown als "froschmäuligen" Millionär und George Raft mitsamt Anwaltsbande nicht vergessen. Vorallem Brown liefert eine wunderbare Performance ab.
                                                    Und dann wäre da noch Marilyn Monroe. Zu dieser Frau ist eigentlich schon alles gesagt worden. Hier überzeugt sie wie eh und je. Äußerlich, wie schauspielerisch eine wahre Augenweide. Atemberaubende Frau.
                                                    Erstaunlich ist auch die doch recht lange Laufzeit von 120 Minuten. Für eine Komödie doch recht lang (oder war das in den 50er/60er immer so lang angesetzt?!). Das fällt aber gar nicht auf. Nie wendet der Zuschauer seinen Blick von der Leinwand. Zu hoch die Wahrscheinlichkeit eine tolle Slapstick-Einlage zu verpassen. Wenn Lemmon und Curtis mit hohen Absätzen durch die Gegend flitzen oder das Einsteigen in den Zug verstolpern ist man als Zuschauer stets amüsiert.
                                                    Handwerklich ist der Film ebenfalls in allen Langen perfekt. Die Kamera findet immer wieder tolle Einstellungen, Aufzüge werden hier nur von außen gezeigt, besitzen aber mehr Aussagekraft als (fast) jede Szene, die je in einem Aufzug gedreht wurde. Auch die Action-Szenen sind (vorallem für die damalige Zeit) top. Die Schusswechsel und Verfolgungs-Szenen sind rasant und spannend gefilmt. Frei von Over-the-Top Explosionen und schwachsinnigen Massenschießereien, wie sie heutzutage im Kino zumeist sind. Wieso besinnt man sich nicht auf die alten Stärken? "Manche mögen's heiß" ist in allen Belangen ein perfektes Stück Kino. Wahnsinnig witzig, toll gespielt, virtuos gefilmt und voller Dialoge, die man am Fließband zitieren könnte, ohne zu langweilen. Heutige Filmemacher sollten sich davon mal 'ne Scheibe abschneiden, denn besser als "Manche mögen's heiß" werden Filme nicht mehr.

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