Professor Chaos - Kommentare

Alle Kommentare von Professor Chaos

  • 8

    Allg. Spoiler Warnung!

    Einmal wieder Kind sein. Im Buddelkasten Sandburgen bauen, mit den Freunden vor der Konsole sitzen, draußen rum rennen, "Abenteuer" erleben, die Welt entdecken, Streiche spielen, kurzum: Spaß haben. Das ist ein Traum den wohl Viele teilen. Einmal in die sorgenfreie Zeit zurückkehren und sei es bloß für einen Tag.
    Doch ist es als Kind wirklich so viel einfacher? Die Erinnerungen an die schönen Momente, die verankern sich (tiefer) im Gedächtnis, doch auch Kinder haben Probleme, Ängste und Sorgen. Mit diesem Gedanken als Grundtenor illustrierte Maurice Sendak das Buch "Wo die wilden Kerle wohnen". Spike Jonze nimmt sich nun der Vorlage des Kinderbuchklassikers an und liefert ein Familienfilm, der eigentlich kein Familienfilm ist und so viel mehr zu bieten hat.
    Max ist ein Junge, der Beachtung und Aufmerksamkeit benötigt. Sein Vater ist fort, seine Mutter überfordert und Max ist einsam. Nach einem Streit mit der Mutter, haut Max kurzerhand ab und landet per Bootsfahrt auf einer Insel, die von skurrilen Geschöpfen bewohnt wird. Mit Hilfe einer kleinen Lüge wird Max zum König der sog. "Wilden Kerle" und lebt fortan mit den großen Gestalten und fängt an eine Festung zu bauen, die alle ihre Träume erfüllen kann. Dass es aber schwieriger ist ein König zu sein, als zuerst angenommen, muss Max auf die harte Art und Weise lernen. Denn Erwachsenwerden ist immer noch das größte Problem eines Kindes.
    Als bekannt wurde, dass Mr. Jonze das Kinderbuch verfilmen wird, war klar, das wird kein 08/15 Streifen. Kein weichgespülter Hollywood Kitsch für die ganz Kleinen. Nein, Jonze verwandelt den Stoff in ein liebevolles Märchen, melancholisch und anspruchsvoll, aber gleichermaßen lehrsam. Seine wilden Kerle sind liebevoll, doch ebenfalls von Problemen befallen.
    Carol hat "Beziehungsprobleme", Alexander findet keine Beachtung und Judith hat ihre schlechte Laune nicht unter Kontrolle. Doch gemeinsam mit ihrem König könnte all dies Vergangenheit werden. Eine freundschaftliche Beziehung zwischen den "Kerlen" und Max entwickelt sich, vorallem Carol und KW schließt der kleine König in sein Herz. Doch je länger Max in der Obhut der Kerle verweilt, umso mehr packt ihn das Heimweh. Denn den Probleme seines Zu Hauses zu entfliehen mag eine leichte Alternative sein, doch auch woanders entstehen Probleme. Man kann seine Probleme für kurze Zeit ausblenden, doch Flucht ist keine Option.
    So kommt es zum Abschied, Max geht wieder nach Hause, er konnte die Probleme der Kerle zwar nicht lösen, aber sie hatten eine großartige gemeinsame Zeit. Dementsprechend emotional fällt auch die Verabschiedung aus. Taschentücher können ruhig bereit liegen, wenn Carol zum Abschluss ein tiefes Heulen von sich gibt und mit wehmütigem Blick seinem Freund hinterherschaut.
    "Wo die wilden Kerle wohnen" ist anspruchsvolles Kino. Kino zum Nachdenken, zum Sorgen vergessen, zumindest für 100 Minuten. Kino für die Großen, die wieder mal "klein" sein wollen. Kino, wie es sein soll!

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    • 9

      (Vorerst) Letzter Teil der Kommentarreihe "Warum Fortsetzungen nicht immer unbrauchbar sind."

      Ob im Hochhaus oder am Flughafen, John McClane weiß wie man Terroristen den Tag verdirbt. Weil es allerdings langweilig wäre, 3 Mal hintereinander (theoretisch) den selben Film zu drehen, übernimmt John McTiernan wieder das Ruder und macht aus der One-Man-Show ein witziges Buddy-Movie in bester Lethal Weapon Manier.
      Eher zufällig gerät Zeus, Ladenbesitzer in Harlem, in ein absurdes Spiel von einem Bomben legenden Terroristen, und muss nun mit Cop McClane durch die Stadt hetzen und Aufgaben bewältigen. Und diese Aufgaben machen ordentlich Laune. Rätsel lösen klingt eher weniger nach unterhaltsamer Action, wenn man aber mit Jeremy Irons einen äußerst charmanten Gegenspieler hat, der Jackson und Willis durch die ganze Stadt hetzt, macht das Laune. Eine "Verfolgungsjagd", durch den Park, eine Explosion im U-Bahn-Tunnel, ganz ohne Krach ist der Film nie, und was an Action geboten wird, vorallem zum Ende hin, macht auch ordentlich was her, was an Stirb Langsam 3 aber am meisten Spaß macht, sind Bruce Willis und Samuel Jackson. Es besteht eine wunderbare Chemie zwischen den Beiden, die irgendwo zwischen "ungleiches Duo" und "altes Ehepaar" pendeln und dabei über Diskriminierung von Schwarzen und Weißen reden. Dann darf Jeremy Irons als abgedrehter Terrorist in Reimen sprechen und die gesamte New Yorker Polizei an der Nase herumführen. Da ist ein weiterer Pluspunkt zu vermerken, das Skript bietet tatsächlich einige Überraschungen. Der Film ist spannend, wendungsreich und auch wenn ihm in den letzten 10-20 Minuten etwas die Puste ausgeht, ein Actionfilm der viel Spaß macht. Nicht so gut wie Teil 1, aber ein hervorragender Streifen.

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      • 10

        Teil 5 "Warum Fortsetzungen nicht immer unbrauchbar sind."

        Wer in Film-Communities nach der besten Fortsetzung fragt, wird wohl in 90% der Fälle "Der Pate 2" als Antwort erhalten. Eine mehr als gerechtfertigte Antwort, denn auch wenn Filme wie "Star Wars" oder "Herr der Ringe" zu meinen Lieblingen zählen, muss ich doch eingestehen, dass kein Film je das geschafft hat, was Francis Ford Coppola 1974 vollbrachte. Einen perfekten Film Fortführen, weiterführen und ein zweites Mal Kino-Perfektion zelebrieren.
        Teil 1 überzeugte heute wie damals, mit großartigen Charakteren, brillanten Darstellern, einer spannenden Geschichte und einer epischen Inszenierung, ein Kunstwerk, wie es selten zu begutachten gibt.
        Die Fortsetzung steht Diesem nun in keinster Weise nach.

        Ab Hier folgen SPOILER!

        Mit dem Ableben von Vito Corleone und seinem ältesten Sohn Sonny, war eine der Hürden, einen Ersatz zu finden. Marlon Brando als Vito Corleone zählt wohl zu den besten Auftritten der Filmgeschichte. Ein Mann, an Charisma und Präsenz kaum übertreffbar, der nun fehlt. Dafür nimmt der Pate 2 den Kniff zwei parallele Handlungsstränge zu erzählen. Die Vorgeschichte des Paten, den Aufstieg des Vito Corleone, gespielt von Robert de Niro, der erstaunlicherweise der Darstellung von Marlon Brando ebenbürtig ist. Der Aufstieg zum skrupellosen Mafiaboss, der familiären Werten die höchste Achtung entgegenbringt, wird abwechselnd mit Al Pacinos Werdegang als neuer Mafiaboss erzählt und schafft am Ende eine homogene Verbindung. Vorallem die perfekt getimeten Wechsel lassen trotz der knapp 3 1/2 Stunden Laufzeit keine Langeweile aufkommen, auch wird kein Handlungsstrang überstrapaziert. Während Vito nach Anlaufschwierigkeiten in den USA langsam dem Gangstermilieu verfällt und auf Rache am Mörder seiner Familie auf Sizilien sinnt, wendet sich Michael als neuer "Pate" langsam vom traditionellen Geschäft ab, wendet sich ab von seiner Familie, entledigt sich seiner Feinde und schottet sich ab. Und obwohl er sich nie den Geschäften der Mafia annehmen wollte, ist er zum skrupellosen, vereinsamten Oberhaupt mutiert.
        Wie auch in Teil 1 überzeugt "Der Pate II" mit grandiosen Darstellern, allen voran die ausgezeichneten Al Pacino und Robert de Niro, der den Großteil seiner Dialoge auf italienisch vortragen darf, und der großartige, leider viel zu früh verstorbene John Cazale. Sie verschmelzen mit ihren Rollen, Gestik, Mimik, jede kleinste Nuance, alles passt perfekt.
        Auch spannungstechnisch, atmosphärisch und emotional vollbringt der Pate Großes. Die wendungsreiche, mit Intrigen gespickte Geschichte, die mit der Hinrichtung Fredos einen grausam traurigen Höhepunkt findet, ist trotz ruhiger Erzählung enorm spannend.
        Was dann den makellosen Nachfolger perfektioniert, ist der brillant(e) (eingesetzte) Soundtrack, der vielen Szenen das gewisse Etwas gibt.
        Der Pate II ist meines Erachtens die wohl perfekteste Fortsetzung der Filmgeschichte, ein Meilenstein der Filmgeschichte, ein Stück Zelluloid für die Ewigkeit, einer der besten Filme aller Zeiten.

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        • 8

          Teil 4 "Warum Fortsetzungen nicht immer unbrauchbar sind."

          Mit Humor ist es immer so eine Sache. Leute schütteln verächtlich die Köpfe, während andere vor Lachen fast ersticken. Es gibt so viele unterschiedliche Arten von Humor und auch wenn ich den satirischen Witz eines Kubricks, den großartigen Slapstick eines Chaplin oder den gewitzt intelligenten Humor eines Billy Wilders sehr zu schätzen weiß, schlägt mein Komödien-Herz doch vorallem für absolut sinnfreien Schwachsinn. Ob Kiffer-Komödien wie "How High" oder "Ananass Express" oder "Eskalations-Streifen" wie Hangover, hier habe ich am meisten Spaß. Und zu dieser Sorte gehört auch "Harold und Kumar". Wo der erste Film nach einer unglaublich abgedrehten, mit Gras durchzogenen Odysse, ein Ende findet, setzt der zweite Teil ein. "Weißt du was in Amsterdam legal ist?" lauteten die abschließenden Worte des ersten Teils und so ist von Anfang an klar, dass Teil 2 genau die selbe Geschichte erzählt. 2 verkiffte Idioten haben ein Ziel, sind aber nicht in der Lage dort ohne Schwierigkeiten hinzu kommen. Was dann in den nächsten 90 Minuten abläuft ist sinnlos, rassistisch, fies und zum Brüllen komisch. Aber Achtung, wer mit Sprüchen wie:
          "Was ist mit dem? Ist der behindert?"
          "Nein der Mann ist Asiate." nichts anfangen kann und bloß den Kopf schüttelt, sollte gar nicht erst einschalten.
          Afro-Amerikaner werden verhaftet, weil sie eben Afro-Amerikaner sind, Juden werden mit Münzgeld gelockt achja und NPH darf einen abgefahrenen Pilz-Trip erleben. Überhaupt, Neil Patrick Harris, der schon in Teil 1 mit seinem Auftritt für die besten Momente sorgte, darf wieder richtig eskalieren. Ein Drogen-konsumierender Nymphomane, der eine Frau nach der anderen abschleppen will, (und ja, er spielt sich selbst. Zu seiner Homosexualität gibt's vorallem in Teil 3 eine wunderbare Erklärung!) und dabei von allen gefeiert wird, weil er eben NPH ist.
          Nebenbei werden noch Klischees abgearbeitet und ins Lächerlichste überzogen. Da wird der Inder für einen muslimischen Terroristen gehalten, das Überqueren einer leblosen Strasse bei rot wird sofort mit Inhaftierung bestraft, der Schwarze ist an allem Schuld und die Cops sind behämmerte Prügelknaben.
          Das ist alles so dermaßen sinnlos, abgedreht und überzogen, dass man kaum merkt, einer 10000x erzählten Geschichte zu lauschen. Aber egal. Wie auch Teil 1 macht "Flucht aus Guantanamo" enorm viel Spaß, vorallem mit den richtigen Kollegen und ein wenig aufheiternden Mitteln. Eine Fortsetzung die genau so spaßig ist, wie der Vorgänger. Eine brauchbare Fortsetzung.

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          • 10

            Teil 3 "Warum Fortsetzungen nicht immer unbrauchbar sind." (Kommentar steht ebenfalls wieder stellvertretend für Teil 3.)

            Kennt jemand die Episode von "The Big Bang Theory" in der Amy entlarvt, dass Harrison Ford als Indiana Jones überhaupt nicht relevant für die eigentliche Handlung des "Jäger des verlorenen Schatzes" ist? Die Nazis hätten die Bundeslade geöffnet und wären gestorben, egal ob Indiana Jones ihnen dazwischen funkt oder nicht und am Ende darf er die Bundeslade nicht einmal untersuchen. So etwas in der Art höre ich auch desöfteren, wenn ein Gespräch über "Der Herr der Ringe" geführt wird. "Wieso fliegen die nicht gleich mit den Adlern zum Berg und werfen den Ring rein? Das wäre doch viel leichter, als der beschwerliche Fußweg, der auch noch 3 Filme andauert.". Das mag sein, wäre das allerdings der Fall, wären 4 (Indiana Jones mit gezählt) meiner absoluten Lieblingsfilme nie entstanden und die Filmwelt um eine großartige Trilogie ärmer. Denn auch "Die zwei Türme" bietet wieder exakt das, was den Zauber und die Magie der Welt Mittelerdes ausmacht. Atemberaubende Bilder einer schönen Landschaft, epische Musik, Charaktere von heldenhafter Größe, Dialogzeilen und Weisheiten am Fließband und diese eine Szene. "Erwartet mein Kommen beim ersten Licht des fünften Tages. Bei Sonnenaufgang. Schaut nach Osten." Eine aussichtslose Schlacht, die scheinbar nicht mehr gewonnen werden kann, wird durch das Auftauchen, verlorengeglaubter Verbündete zu einem glorreichen Sieg. Die Orks haben keine Chance gegen den weißen Zauberer und seine berittenen Krieger, die Schlacht ist gewonnen.
            Diese Schlachtszenen, die neben all der Epik, Brutalität, neben all den Leichen und den immer wieder eingesponnen humoristischen Momenten, wie das Mitzählen der getöteten Orks, heben den zweiten Teil vom großartigen Vorgänger ab und lassen quasi Vergessen, dass "Die zwei Türme" keine richtige Exposition aufzuweisen hat und auch kein abschließendes Ende. Umso beachtlicher, dass Jackson uns von Minute 1 bis zum Ende gefangen nimmt, entführt in die Welt Mittelerdes und den Zuschauer keinen einzigen Moment langweilt. Neben der einfühlsamen Reise der Hobbits Frodo und Sam, die nie frei von Problemen sind, aber immer den Kopf oben behalten und wahren Heldenmut aufzeigen (vorallem Samweis wird für mich immer der "Beste Freund" in der Filmwelt bleiben), überzeugen die furchtlosen, schier unbesiegbaren Gimli, Aragorn und Legolas und auch die anderen Hobbits dürfen mit den Ents auf Reise gehen und den Zuschauer begeistern. Peter Jackson weiß diese verschiedenen Handlungsstränge mit Leichtigkeit zu erzählen, fokussiert, bzw. fixiert sich dabei nie zu sehr auf einen dieser und lässt sie zum Ende hin allesamt ausklingen und ohne große Cliffhanger oder Sonstiges stehen.
            Handwerklich spielt auch Teil 2 wieder in der höchsten Liga. Jede Einstellung ist ein Genuss, die Kamerafahrten über die Armeen der Orks sind beachtlich und die Landschaftsaufnahmen atemberaubend. Selbst in der ausufernden Schlacht um Helms Klamm bleibt alles übersichtlich. Was den Meisten wohl in ein Epilepsie-ähnliches Schnittgewitter abgedriftet wär, ist hier einfach nur schön anzusehen. Nebenbei werden kleine Schmunzler eingebaut: "Wirf mich!!!!... Aber sags nicht dem Elb!" Wenn's schon kein stichelndes Ehepaar gibt, müssen wohl unterschiedliche "Rassen" mit ihrem internen Machtkampf, wer denn der Bessere "Killer" ist, für Humor sorgen. Doch auch hier belässt Herr Jackson alles im Rahmen, im Kern ist "Die zwei Türme" schließlich ein Drama. Eine epische Saga, die ein Jahr später einen würdigen Abschluss fand. Den Abschluss für das "unverfilmbare" Buch des Tolkien, die beste Trilogie, spannend, dramatisch, actiongeladen, episch, ausufernd, ..., perfekt!

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            • 10

              Teil 2 "Warum Fortsetzungen nicht immer unbrauchbar sind."

              Ja Star Wars V und VI (Kommentar steht auch stellvertretend für Teil 6) kommen einem wohl recht schnell in den Sinn, wenn nach guten Fortsetzungen gefragt wird. Natürlich auch völlig zu Recht.
              1977 schüttelte George Lucas einfach mal so eine einfach gestrickte Geschichte, gespickt mit etwas Kitsch, dem einen oder anderen Logikloch und skurillen Geschöpfen, aus dem Ärmel, um den Auftakt zu einer der besten Film-Trilogien aller Zeiten zu schaffen, die nur so vor Charme, Witz und Ideenreichtum strotzt. 3 Jahre später, gab er die Zügel dann erstmal an Irvin Kershner weiter, der die Geschichte um den Jedi-Ritter Luke, Han-Solo, seinen bären-artigen Freund Chewbacca und die Rebellen um Prinzessin Leia, fort führte und Teil 1 bzw. 4 dabei in nichts nachsteht.
              Nach dem Sieg über das Imperium befinden sich die Rebellen auf dem Eisplaneten Hoth, es gibt wieder Neckereien zwischen Han Solo und Prinzessin Leia, und ein skurilles Wesen darf, bzw. seine Gedärme dürfen dem geschwächten Luke Schutz bieten. Dann kommt es zur ersten großen Schlacht. Das Imperium greift an. Mit großen, Robotern. Handgemachte Modelle. Die Liebe, die alleine in der Verwirklichung der "Walker" in Form von AT-AT und AT-ST Modellen steckt, der Detailreichtum, die Liebe zum Universum "Star Wars" wird verdeutlicht und versetzt den Zuschauer auch heute noch in Staunen. Epische Schusswechsel, unbegründete Explosionen, einfachste Methoden um die großen Roboter zu Fall zu bringen, Kershner und seine Leute lassen sich Einiges einfallen um ein abgefahrenes Spektakel zu liefern, dass die Zuschauer mit offenem Mund zurück lässt. Was dann folgt steht dem grandiosen Anfang in nichts nach. Wir tauchen tief in die Welt der Macht ein. Yoda redet grammatikalisch total inkorrekt, was bei seiner unendlichen Weisheit aber wohl niemanden stören dürfte. Ein uralter Jedi-Meister der Luke unterrichtet und ihn zu einem großen Jedi-Ritter macht. Dann haben wir mit Jabba einen weiteren kultigen Charakter, der in einer nicht identifizierbaren Sprache spricht, die scheinbar jeder versteht, angesprochen wird er allerdings in stinknormalem Englisch. Kommunikationsprobleme gibt's allerdings nicht. Ärger gibt's mit dem massigen Alien trotzdem.
              Ach und nebenbei wird noch einer der wohl bekanntesten und größten Filmtwists geliefert, der mich in Jungen Jahren genau so umgehauen hat, wie den armen Luke Skywalker. Mit großen Augen und offenem Mund saß ich vor der Flimmerkiste. Konnte nicht glauben, was da ausgesprochen wurde. Und dank solcher Momente, hat Star Wars V möglicherweise das geschafft, was kaum jemandem gelungen ist. Den genialen Vorgänger zu übertrumpfen. Egal wie oft ich Star Wars V zu Gesicht bekomme. Ich bin 2 Stunden in einer anderen Welt. Ich sitze nicht auf meiner Couch, ich sitze mit Yoda im Sumpf, mit Chewi und Han Solo im Cockpit des Millenium Falken, mit Lando und den anderen in der legendären und wunderschönen Wolkenstadt Bespin, und lasse mich von der Geschichte begeistern, von den Charakteren, von der Liebe zum Detail, von dem Phänomen Star Wars.
              Keine brauchbare Fortsetzung, sondern eine der Allerbesten, ein Film der Genre, Fans und auch mich geprägt hat. Danke dafür.
              In diesem Sinne, die Macht war mit "Das Imperium schlägt zurück" und sei sie auch mit euch!

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              • 9

                Start der Kommentarreihe: "Warum Fortsetzungen nicht immer unbrauchbar sind."

                Sequels, Prequels und jegliche Form von Fortsetzungen haben es in der Filmwelt oft schwer. Sie müssen sich am eigenen Vorgänger messen, was oft in der Prämisse "Größer, Lauter, Besser" endet. Oft missbraucht man auch einen bekannten Titel, hängt eine 2 ran und dreht Filme wie "Titanic 2" oder "Dirty Dancing 2", die mit den Originalen wohl wenig gemein haben. Freude hat daran kaum jemand. Skepsis gegenüber Fortsetzungen ist also irgendwie angebracht, haben wir doch bspw. mit "Speed 2" oder "Flucht aus L.A." Filme, die ihre großartigen Vorgänger in den Dreck ziehen, anstatt Tribut zu zollen.
                Allerdings gibt es Ausnahmen. Eine davon bildet James Camerons "Aliens".
                "Alien" gehört zu den besten und wegweisensten Sci-Fi-Horror-Filmen, Cameron begeht jedoch nicht den Fehler, Teil 1 kopieren zu wollen. Er siedelt seinen Film 57 Jahre später an und erhöht die Anzahl der Crew-Mitglieder und der Aliens. Eine Rettungs- bzw. Aufklärungsmission, die gehörig schief läuft, bildet das Grundgerüst für viele Schießereien und Alien-Angriffe. Dabei punktet der Film nicht mit Undurchsichtigkeit, "Aliens" ist recht vorhersehbar, trotzdem wird dem Zuschauer in den knapp 2 1/2 nie langweilig. Das liegt zum einen an den (immer noch) atemberaubenden Effekten, den fiesen Aliens, der schaurigen Atmosphäre, die allerdings nicht an Teil 1 herankommt, und einer unfassbar taffen Heldin, die den Aliens ordentlich Arschtritte verpasst. Das hätte ein John McClane oder ein Dutch Schäfer nicht besser gekonnt.
                Weil der Fokus in Teil 2 nun nicht mehr dem Horror gilt, sondern auf adrenalingeladene Action verlagert wird, was vorallem im Finalen Showdown einen spannenden Höhepunkt bildet, setzt sich "Aliens" erfreulich vom ersten Teil ab. Auch die Geschichte der Kolonie, die zum Brutkasten der Alienmeute wird, weiß zu überzeugen, bringt neue Ideen und Möglichkeiten und kann auch ohne Vorwissen geguckt werden. Auch der Kniff eine ganze Horde der grausamen Weltraum-Mörder auf die Menschen loszulassen, funktioniert, weil Cameron diese trotzdem sparsam einsetzt, und somit jeder Angriff auf's Neue fasziniert. Wir kriegen die Monster oft nur kurz zu Gesicht, eben wie die Opfer, die kaum eine Chance haben. Aber zum Glück bietet Cameron, wie auch schon in Terminator, Frauen-Power. Nicht nur, dass in der Marine-Einheit Frauen Platz finden dürfen, nein der Action-Held ist hier eine Frau, die den Aliens die Stirn bietet und sogar ordentlich die Hucke vollhaut.
                Cameron bietet bombastische Effekte, tolle Action, eine coole Heldin, die in Teil 1 schon taff war, hier aber zur Legende wird. Und deswegen kann Teil 2 mithalten, nicht nur weil der Fokus verlagert wird und Cameron eine neue Geschichte erzählt, er würdigt die Figur der Ellen Ripley und bringt mit dem Mutter-Alien, gleichzeitig einen spannenden neuen Gegner. "Aliens" ist vielleicht nicht ganz so gut, wie der erste Teil, aber einer der großartigsten Sci-Fi-Filme, der auch heute noch Laune verbreitet.

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                • 9

                  Rodriguez liefert mit seinem Part zum Grindhouse Feature eine unfassbar spaßige, ultra brutale B-Movie Hommage, der man die Liebe, die Rodriguez Splatter- und Trash-Filmen gegenüber hegt, in jeder Sekunde anmerkt. Egal wie viele Infizierte auf blutige Weise das Zeitliche segnen, egal wie viele Autos grundlos in die Luft gehen, was auch passiert, Rodriguez setzt irgendwie immer wieder einen drauf. Er zeigt uns, dass nutzlose Talente Leben retten können, abgetrennte Gliedmaßnahmen nicht zwangsweise eine Einschränkung zur Folge haben und kleine Kinder tatsächlich nicht mit Waffen rumhantieren sollten. Nebenbei gibt's natürlich das leicht-beschädigte Zelluloid, die Filmrolle darf zwischendurch sogar komplett abschmieren, und ein zwei schöne Übergänge gibt's zu Begutachten.
                  Auch wenn Rodriguez mit seiner famosen Hommage oft ins absurdeste vom Absurden abdriftet und die Konventionen der alten Splatter-Trash-Filme mit vielen Szenen feiert und parodiert, gebührt er seinen Vorbildern die Ehre. Er hält von Anfang an am Konzept des Schwachsinnigen fest, zeigt Blut und hübsche Frauen, absurde Todesszenen, lässt einige Darsteller einen heldenhaften Tod sterben und der Zuschauer hat dabei vorallem eines: Spaß. Sei es durch Auftritte von B-Movie Legende Tom Savini, Quentin Tarantino (der allerdings immer noch kein schauspielerisches Talent aufweist) oder Bruce Willis, alles an Planet Terror macht einfach verdammt viel Laune.
                  Also, Bier, Chips und die besten Freunde um sich scharen, und genießen.

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                  • 9
                    über Shame

                    Lange Einstellungen, langsame Kamerafahrten, ruhige Handkamera-Aufnahmen, virtuos gefilmte Sexszenen. Shame beeindruckt vorallem wegen seiner ästhetischen Brillanz. Jede Szene ist ein Kunstwerk für sich. Kunstwerke, in denen Michael Fassbender alles aus der Rolle des sexsüchtigen Yuppies herausholt, unterlegt mit einem zwar spärlich eingesetzten Score, der dafür umso kraftvoller wirkt.
                    Das Drama um den sexsüchtigen Brandon, dessen "leichtlebiges" Dasein, bestehend aus Sex, Masturbation und Geld verdienen, auf den Kopf gestellt wird, als seine labile Schwester bei ihm einzieht, wird in kühlen Bildern geschildert. Die Kommunikation zwischen den Beiden gestaltet sich als äußerst problematisch, nicht nur, dass sie an ihrem ersten gemeinsamen Abend mit seinem verheirateten Boss schläft, es bestehen tiefer schürende, (nicht benannte) Probleme zwischen den Geschwistern. Emotionalität erschafft Shame auf beeindruckende Weise. Der Hauptdarsteller ist eigentlich ein totales Arschloch, ein reicher Sexsüchtiger bietet den meisten Zuschauern kaum/kein Identifikationspotential, trotzdem erschaffen die kalten Bilder und das verzweifelt grandiose Spiel von Fassbender und co. eine melancholische Grundstimmung, die in Kombination mit der Musik oft für Gänsehautatmosphäre sorgt.
                    Neben Fassbender weiß Carey Mulligan am meisten zu überzeugen. Eine wunderschöne Frau, eine talentierte Schauspielerin. Vorallem ihre Performance von Sinatras' "New York" bietet einen der schönsten Momente des Films.
                    Hier schleicht sich allerdings das womöglich einzige Manko des Films ein. Shame erzählt eine zusammenhängende Geschichte, und die Einzelszenen sind alle grandios anzusehen, atmosphärisch, großartig gespielt und es schleichen sich keine Längen ein. Allerdings fügt sich das alles beim ersten Sehen nicht zu 100% zu einem homogenen Ganzen zusammen. Das fällt kaum auf, ist Shame doch trotzdem so wuchtig und kraftvoll, wie lange kein europäischer Film mehr. Kein Film der Spaß macht, aber viel Lust auf mehr von McQueen, "12 Years a Slave" kann kommen.

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                    • 10

                      Wer sich immer noch fragt, ob Scorsese's neuester Kino-Film an seine alten Meisterwerk anknüpfen kann, dem sei gesagt: Kinoticket lösen und genießen.
                      TWoWS ist eine ausufernde, an Skurillität kaum zu überbietende, Groteske voller Drogenexzesse, Partys und Orgien.
                      Jordan Belfort ist Aktienbroker. Ein Mann der seine Kunden bereichern möchte und sich ebenso. Nach einem Jahr an der Wall Street, am schwarzen Montag, geht seine Arbeitsstelle unter. Doch dieses Jahr hat ihn einiges gelehrt. Nach kleinen Anlaufschwierigkeiten gründet er seine eigene Firma, stellt Leute ein, die keine Broker sind und zieht den Leuten das Geld aus der Tasche. Umso mehr Kohle, desto mehr wächst die Firma und desto mehr arten die Exzesse aus.
                      Jordan Belfort und Konsorten feiern Orgien, konsumieren Koks, Valium, Marihuana und noch mehr und machen einfach das, was man mit Geld halt macht. Spaß haben. Und genau das macht der Streifen. Spaß. Die Dialoge sind so abgefahren, da wird über krebsheilende Beilagen palavert, überlegt ob man "Gnome" auf Zielscheiben wirft und alles gespickt mit Wörtern wie Nu**e, Fi**en, Schei**e. Das ist derb, funktioniert aber wunderbar.
                      Die oft angesprochene Glorifizierung der Verbrecher, kann ich hierbei nicht nachvollziehen. Das wird alles amüsant inszeniert, aber Spaß macht nunmal Spaß, und nach der Hochphase kommt zwangsweise immer der Fall. Wie auch hier, folgt Scorsese's "Biopic" den Mustern früherer Werke, Aufstieg, Hochphase und Fall. Wie auch bei "Goodfellas" oder "Casino" kommt irgendwann der Bruch, doch Scorsese weiß seinem neuesten Film einen etwas anderen Anstrich zu verpassen. Gewaltexzesse finden fast gar nicht statt, Dramatik, Melancholie oder Beziehungsprobleme nehmen kaum Platz ein, 3 Stunden sind aber selten so schnell vergangen. Ich hätte gut und gerne eine weitere Stunde zugeschaut.
                      Auch Scorsese's typische Voice-over Kommentierung funktioniert hier wieder hervorragend. Sie wird spärlicher eingesetzt als bspw. in "Casino", dafür spielt er ein ums andere Mal mit den Voice-overs, bspw. bei einem imaginären Gespräch zwischen Belfort und einem schweizer Banker. Und wenn Leonardo Dicaprio erzählen darf, dann macht das sowieso Laune.
                      Er ist es natürlich auch, der diesen Film trägt. Ja seine Co-Darsteller, die unfassbar heiße Margot Robbie oder der abgedrehte Jonah Hill, spielen gut, vorallem Jonah zeigt hier schon wieder, wie viel Talent er doch hat, aber Dicaprio spielt so unfassbar energiegeladen, wahnsinnig und abgedreht. Seine Reden sind motivierend und mitreißend, seine Drogentrips wirken erschreckend echt und total entartet. Den Oscar kann man ihm eigentlich jetzt schon in den Schrank stellen, solch eine Schauspielleistung habe ich wirklich lange nicht gesehen.
                      Achja der Soundtrack ist wie immer schön zusammengestellt, immer perfekt eingesetzt und sorgt für den ein oder anderen Ohrwurm.
                      The Wolf of Wall Street ist genau das, was Kino ausmacht, perfekte Unterhaltung, großes Schauspiel, eine ausufernde (erzählenswerte) Geschichte und ja, der Film hat möglicherweise keinen Tiegang, aber wer braucht bei so viel Spaß noch Tiefgang? Ich nicht.
                      In diesem Sinne: "Verkaufen sie mir diesen Stift!"

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                      • 9

                        Die Deutschen werden wohl eher selten mit hervorragenden Film in Verbindung gebracht. Vorallem in den letzten Jahre spülte die deutsche Kinowelle ziemlich viel Schrott an Land. Ja es gab amüsante, wenn auch nicht gerade innovative, Werke, wie bspw. "Fack ju Göthe", aber so richtige Meisterwerke blieben aus. Daher kann ich die Kritik am deutschen Film irgendwie nachvollziehen. Was die meisten dabei allerdings außer Acht lassen, ist wohl Fritz Lang. Dessen Meisterwerk "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" fügt sich ohne Weiteres in eine Reihe mit Über-Klassikern wie "Citizen Kane" oder "Vertigo" ein. Ein bahnbrechender, visuell überragender Krimi, der neben einer spannenden Geschichte, auch ein großartiges Bild der (damaligen) Gesellschaft zeichnet und nebenbei, Themen wie Paranoia, Lynch-Justiz und Gerechtigkeit abarbeitet.
                        "Das macht unsere Kinder auch nicht wieder lebendig." Ein Kindermörder treibt in einer nichtgenannten Stadt (Dass es sich hierbei um Berlin handelt, ist wohl hinreichend geklärt) sein Unwesen. Jeder könnte der Täter sein. Jeder verdächtigt Jeden. Menschen werden aus wahllosen, unbegründeten Tatbeschuldigungen verhaftet, doch der Mörder bleibt auf freiem Fuß. Wegen andauernden Razzien und Untersuchungen der Polizei in der Unterwelt, beschließen die Ringvereinige dem Mörder selbst auf die Spuren zu kommen, um der Hysterie in der Stadt ein Ende zu setzen und die ständige Belastung durch die Polizei zu beenden.
                        Vorallem die überragende Optik und die Verspieltheit von Schnitt und Kamera, die nicht nur vor Innovation strotzt, sondern auch diese erschreckend beklemmende Atmosphäre des Krimis kreiert, macht unfassbar viel Spaß. Trotz der recht frühen Entlarvung des Täters, bleibt "M" immer spannend, vorallem wenn der Untergrund die Verfolgung aufnimmt und dem pfeifenden Mörder dicht auf den Fersen ist.
                        Mal fängt die Kamera ein Gespräch ein, wobei lediglich die sich bewegenden Schatten der Dialogführenden zu sehen sind, mal wird durch extreme Winkelstellung in einem Dialog, die (unbegründete) Herablassung und das eigene Emporheben auf die Spitze getrieben, was auch immer für Bilder eingefangen werden, sie nehmen den Zuschauer ebenso gefangen.
                        Das Schauspiel ist durchweg auf hohem Niveau, überzeugen tut natürlich Peter Lorre als fehlgeleiteter Kindermörder, der in der letzten Viertelstunde ein wahrhaftes Meisterwerk der Schauspielkunst abliefert und den psychisch-kranken Mörder, grandios überzeugend darstellt.
                        Hier könnten sich leichte Spoiler einschleichen, also seid gewarnt.

                        Um auf das oben genannte Zitat zurück zukommen, "M" zeigt erschreckend wie Grausamkeiten eine Gemeinschaft zusammen schweißen kann, gleichzeitig aber auch gegenseitiges Misstrauen und Paranoia hervorruft. Anfangs verdächtigt jeder den Anderen, als der Mörder allerdings gefasst ist, wollen alle das Selbe. Seinen Tod. Aber, ist Lynchjustiz (bzw. auf gewisse Art, Selbstjustiz) zurechtfertigen? Eine schwierige Frage, die Lang mit diesem Werk stellt und teilweise beantwortet. Hat ein mehrfacher Kindermörder, trotz offensichtlicher psychischer Labilität, den Tod verdient? Das Gericht (das Ende der von mir gesehenen Fassung beinhaltet diese Szene nicht, Quelle: Wikipedia) verurteilt den Mann schließlich zu Tode, das selbe Ergebnis zu dem auch der Ringverein kam, bzw. gekommen wäre. Ist dies Genugtuung oder Gerechtigkeit? Heilt es die Wunden der Betroffenen Eltern? Die Menschen die urteilen, sind nicht direkt betroffen, weshalb sie "objektiver" handeln, doch die Mutter eines der Opfer bringt es auf den Punkt. "Das macht unsere Kinder auch nicht wieder lebendig." Und das ist die bittere Wahrheit, Lang lässt zwar den Mörder nicht am Leben, die Wunden der Betroffenen bleiben aber bestehen.

                        Spoilerwarnung aus!

                        Fritz Lang hat eines der großen und wegweisenden Meisterwerke der (deutschen) Filmgeschichte abgeliefert, technisch wie inhaltlich. Visuell beeindruckend, spannend, zeitlos, genial. Der deutsche Film hat vielleicht lange kein Meisterwerk mehr abgeliefert, aber er hat das gesamte Medium Film entscheidend beeinflusst und dafür sollten wir dankbar sein.

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                        • Nicht zu vergessen "Außer Atem" läuft heute um 20:15 auf Arte.

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                            über Oldboy

                            SPOILER

                            Ein Lächeln des "Oldboy"s, untermalt von stimmiger Flötenmusik bildet das Ende dieses melancholischen Meisterwerks. Nach einer unbeschreiblich grausamen Tour de Force, schenkt uns der Regisseur einen kurzen Moment der Freude, es ist zwar nur ein Lächeln, ein verzweifelt anmutendes Lächeln, aber es erlöst den Zuschauer.
                            Park Chan-Wooks "Oldboy" ist voll von solchen Momenten. Ein Kunstwerk der Filmgeschichte. Ein Mann wird 15 Jahre eingesperrt. Kommunikation mit anderen Menschen bleibt ihm verwährt, das einzige was er hat, ist sein Zimmer und ein Fernseher. Schon hier wird klar, was uns in "Oldboy" erwarten wird. Kein Feel-Good-Movie, kein versöhnliches Ende. Oh Dae-Su verfällt scheinbar nach und nach dem Wahnsinn, ich meine, wer würde das nicht? Ameisen krabbeln auf ihm herum, reine Einbildung.
                            "Nach 10 Jahren gewöhnt man sich an die Situation" (Zitat aus dem Original "frei" übersetzt) lässt Oh Dae-Su später im Film verlauten. So scheint er den Entschluss zu fassen, zu trainieren, um Rache auszuüben. Rache für verlorene 15 Jahre. Doch nachdem er frei gelassen wird, zeigt sich sein Peiniger erstaunlich schnell und schickt Oh Dae-Su auf die Frage nach dem "Warum?". Warum 15 Jahre?
                            Park Chan-Wook bebildert sein ästhetisches Kunstwerk mit düsteren und melancholischen Bildkompositionen, unterbricht diese immer wieder mit brutalen Gewaltszenen, die aber nie bejahend oder zum Selbstzweck verkommen. Sei es das Ziehen von Zähnen oder das Abschneiden einer Zunge, Rache ist nunmal kein edler, sondern ein grausamer Weg. Ein Weg auf dem man sich verliert und verirrt. Und je mehr Oh Dae-Su über das "Warum" erfährt, desto weiter stürzt er in die Abgründe seines eigenen Monsters. Seine Beziehung zu Mi-Do bietet zwar einen gewissen Schutz, denn sie bewahrt seine Menschlichkeit. Doch Schluss endlich, stellt er sich seinem Peiniger, ein Mann der seine ganz spezielle Art der Rache ausübt. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Doch schlussendlich, verwährt er Mi-Do den Blick in die Kiste, ein Blick den Oh Dae-Su schon vollführt hat und der ihn in eine aussichtslose und bettelnde Unterwerfung führt.
                            Hier stoppt Woo-Jin seine Rache. Dae-Su wurde zu einem Monster und Woo-Jin ist erlöst. Die darauffolgende Szene im Aufzug, bietet eine der emotional stärksten Szenen der letzten Jahre. Woo-Jin verabschiedet sich von seiner Schwester und dann von sich selbst und seinen Schuldgefühlen. Unterlegt mit einem zu Tränen rührenden Streicherensemble und einem wunderbar verzweifelten Blick von Ji-Tae Yu, (Schauspiel)Kunst in Perfektion.
                            Beachtlicher ist jedoch die Ausnahmeleistung von Choi Min-Sik, der seiner Figur einiges abverlangt. Vom rachegetriebenen Monster, bis zum verzweifelten "Hund" bietet er eine explosive und facettenreiche Schauspielleistung, wie es sie selten gibt. Auch in den Kampfszenen macht er eine hervorragende Figur. Herausstechen tut hierbei natürlich die Kampfszene im Korridor seines ehemaligen Gefängnisses. Klasse gefilmt, keine "Sprung-Kicks", Salti oder andere unnötige Manöver, einfach nur echt und brutal.
                            Die Gewaltszenen sind aber in Anbetracht der zwei Stunden Laufzeit, recht rar gesät und weit vom Fokus entfernt. Oldboy lebt viel mehr von seiner Atmosphäre, der Philosophie, der melancholischen Musik, von den Bildern, den Metaphern und der gnadenlosen Auflösung. Sei es das Essen eines lebenden Tintenfisches, die gemeinsame Zugfahrt mit einer Ameise oder das Teilen der Persönlichkeit und der darauffolgende "Tod" des Monsters, "Oldboy" steckt voller Symbole, die nach jeder Sichtung in einem anderen Licht erscheinen. Man entdeckt immer wieder neue Facetten, interpretiert den Film anders. "Oldboy" ist ein Film für die Ewigkeit, ein Kultfilm und der Grund warum Südkorea bei vielen Filmfans so hoch im Kurs steht. Oldboy ist perfekt und daran besteht kein Zweifel.

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                              über Casino

                              SPOILER!

                              Da Scorsese ja demnächst mit seinem neuesten Streich die Kinos segnen wird, wollte ich mir vorab noch einmal eine kleine Werkschau des Regisseurs zu Gemüte führen. Nun, da vor Kurzem erst "Aviator" und "Goodfellas" über den Bildschirm flimmerten, wieso nicht erneut "Casino" schauen?
                              "Scorsese's best pic since Goodfellas/Casino" las ich neulich irgendwo, auch von einer (losen) Trilogie-ähnlichen Verknüpfung der drei Werke. Interessante Aussagen, die nur eines erhoffen lassen: The Wolf of Wall Street ist DAS nächste Meisterwerk des Martin Scorsese, denn seien wir mal ehrlich, wer denkt nicht an "Casino" und/oder "Goodfellas" wenn er nach den 10 besten Gangsterfilmen gefragt wird?
                              Alles fängt mit einer Autobombe an. "Ace" steigt in sein Auto und die Karre geht hoch. Nach einem skurrilen, visuell verspielten Intro, steigen wir 10 Jahre vorher in die Geschichte ein. Aus dem Off erzählen "Ace" und Santoro abwechselnd ihren Aufstieg in Las Vegas, als Casino-Manager und Gangster. Eine Geschichte, die auf wahren Begebenheiten basiert und mit skrupellosen Gangstern als Protagonisten aufwartet. Völlig in Ordnung ist hier niemand.
                              Robert de Niro mimt in diesem Fall den jüdischen Casinoleiter "Ace", der von seinem besten Jugendfreund Santoro (Joe Pesci) "beschützt" wird, und die große "Liebe" von "Ace" Ginger verkörpert Sharon Stone.
                              3 Charaktere so faszinierend, wie kaputt. Während das Glamourleben in der Wüsten-Wunderstadt, anfangs noch erfrischend und aufregend ist, eskaliert die Situation, bis sie gezwungenermaßen zu Bruch geht. Bis dahin baut "Ace" ein Imperium ohne Gleichen auf. Geld und Macht, Beziehungen, bis in die höchsten politischen Kreise des County. Geld regiert die Welt und Las Vegas bietet Unmengen an Geld. Die Bezeichnung "Glücksspiel" ist natürlich völlig fehlgeleitet. Glücklich wird man dadurch nicht, ebenso wenig wie man gewinnen kann, am Ende obsiegt immer das Casino. Und wenn's mal nicht läuft, türkt man einen Flug oder statuiert ein Exempel an irgendwelchen Betrügern. Doch was tut man, wenn die eigene Frau anfängt in Drogen zu ersticken, eine Frau die alles und Jeden betören kann? Und wenn dann der beste Freund anfängt Ärger zu machen und reihenweise Leute auszuschalten, einfach weil es ihm Spaß macht, dann beschwört das Probleme herbei. Glücksspiel ist legal, krumme Geschäfte und Morden allerdings nicht.
                              Scorsese ist ein Meister wenn es darum geht ausufernde, epische Geschichten zu erzählen, die sich über mehrere Jahre strecken, ohne dass man das Gefühl hat irgendetwas zu verpassen, es fehlt nichts, man ist fasziniert von den Charakteren, vom Geschehen, von Realismus und wie Scorsese es schafft die größten Arschlöcher als Protagonisten zu etablieren, ihnen zwischendurch immer wieder Sympathien unterzuschummeln, Menschlichkeit, doch am Ende gibt es keine Glorifizierung. Keine Wertung, lediglich eine großartig gezeichnete Milieustudie über das Las Vegas der 80er und das Leben hinter der Glitzerfassade. Menschen werden in der Wüste vergraben, jeder der hinschauen müsste, wird geschmiert, damit er wegguckt, das ist Las Vegas. Ein korruptes Verbrechermilieu.
                              Grandios ist hierbei vorallem auch die Darstellerriege, angeführt von Robert de Niro, der den Casino-Manager (mit einer Schwäche für die falsche Frau) spielt wie immer: Brillant. Zurückhaltend, etwas in sich gekehrt, doch explosiv, wenn es drauf ankommt. Sein Gegenpart, die wunderbare Sharon Stone, spielt die charmante und umworbene Frau, die immer weiter in ihrer Drogensucht und letztendlich dem Wahnsinn verfällt, mit einer Intensität und Authenzität, dass einem immer wieder Gänsehaut-Momente geschenkt werden.
                              Zu guter Letzt spielt Joe Pesci, das was er auch in "Goodfellas" so wunderbar verkörpert hat: Einen kleinen, unfassbar fiesen, brutalen Mafiakiller, der nie einschätzbar ist und immer wieder mit emotionalen und körperlichen Ausbrüchen für Aufsehen sorgt.
                              Sie allesamt sind Menschen, die man persönlich nie kennen lernen möchte, kaputte, gespaltene Menschen, zerfressen von Problemen, doch vorallem in der ersten Stunde kommt eher Sympathie als Abscheu auf. Wir sind halt alle Menschen, und Menschen machen Fehler, manche mehr, manche weniger.
                              Abgerundet wird dieses bildgewaltige Epos mit einem weise gewählten Sammelsurium an Songs von "House of the Rising Sun", über "Satisfaction" bis zu "Love is the Drug", immer passend und oft schöner als jedwede Konversation.
                              Casino ist eines dieser Magnum Opuses des Gangstergenre, ja vermutlich der gesamten Filmgeschichte, aufwühlend, spannend, beeindruckend gespielt, echt und vorallem nie bejahend, für das Gezeigte, aber ohne nervige "Finger-weg-von-Verbrechen"-Moral, einfach nur ehrlich und verdammt gut. Wenn "The Wolf of Wall Street" wirklich so gut ist, dann kann ich's nicht mehr erwarten, auf ein weiteres Werk dieses Ausmaßes, freue ich mich schon seit Ewigkeiten, und so wie ich Martin kenne, wird er uns ganz sicher nicht enttäuschen.

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                                Spoiler auf so alles was mit Star Wars zu tun hat, könnten vorkommen. Also seid gewarnt!

                                Star Wars Teil 3 hatte es wahrlich nicht leicht. Die neu begonnene Trilogie wurde mit Teil 1 grandios in den Sand gesetzt, mit Teil 2 weiter Richtung Friedhof gefahren,Teil 3 musste es also richten. Einerseits war es nicht sonderlich schwer die Vorgänger zu überbieten, an die alte Trilogie heranzukommen, war aber nicht möglich. Es brauchte ein versöhnliches Ende und eine logische, aufschlussreiche Verknüpfung zu Teil 4. Nun das Ende hat es tatsächlich geschafft "Star Wars" Feeling aufkommen zu lassen, fast wie in alten Zeiten, der Rest ist eher wie die Vorgänger, gewöhnungsbedürftiges, Effekt-Kino ohne Charme oder Herz.
                                Eines der vielen Probleme ist der Herr Christinsen, der der großen Aufgabe, die Vorgeschichte des wohl größten Bösewichts der Filmgeschichte darzustellen, einfach nicht gewachsen ist. Klar das liegt zum Teil auch an den dämlichen Dialogen und an der schwachen Charakterisierung, aber das unfassbar Böse, den gebrochenen Mann, den Gescheiterten, kauft man ihm einfach überhaupt nicht ab. Das kratzt leider am Mythos des Darth Vader.
                                Wie auch schon in den beiden Vorgängern ist ein weiteres Problem die blöden Nebencharaktere. Ein hustender Roboter, Aliens, die mit französischem Akzent reden, sind nicht amüsant oder liebesnwürdig, sondern einfach nur schwachsinnig und nervig. Wo bleiben legendäre Kreaturen wie "Jabba"? Der hat Spaß gemacht.
                                Dafür macht Ewan McGregor als Obi-Wan wieder eine gute Figur. Er ist zwar nicht Alec Guinnes und sein Schauspiel ist auch nicht höchstklassig, aber er besitzt Charisma und bringt zwischendurch immer wieder gute Momente.
                                Auch die Lichtschwertkämpfe sind super. Klar, die Zeit hat technisch einige Fortschritte geschaffen, demnach spektakulär fallen auch die Kämpfe aus. Hier ein Salto, da ein Flick-Flack, da eine Körperdrehung, das sieht einfach cool aus. Die restlichen Effekthaschereien sind allesamt lieblos und sollten wohl bloß zeigen, wie toll der Lucas Effekte am Computer machen kann. Die Lichtschwertkämpfe sind aber einfach nur toll. Vorallem der Kampf zwischen Yoda und Sidious ist atemberaubend. Der kleine grüne Teufel springt wie ein Schimpanse auf Acid durch den Senat und schwingt sein Laserschwert im Duell mit dem körperlich überlegenen Sith-Lord, da mag man schnell die Übersicht verlieren, mir genügt aber das Aufblitzen der Lichtschwerter und deren unnachahmliches Geräusch, um mich an die wunderbaren alten Teile zu erinnern. Und genau da hat Star Wars III seine Stärken, wenn man vergisst, dass man eine überflüssige Vorgeschichte sieht. Wenn einen einfach nur das "Star Wars"-Feeling packt. Wenn Annakin in den legendären Anzug gesteckt wird, wenn Luke's Heimatplanet gen Ende zu sehen ist und die Kamera die zwei Monde einfängt oder wenn R2D2 sich gegen überlegene Kampfroboter zur Wehr setzt. Dann kommt diese gewisse Magie auf.
                                Zum Werdegang des Annakin muss man nicht viel sagen. Das ist psychologisch ziemlich billig und verdammt platt, der "Twist", die Hinrichtung der Jedi, der "Verrat" der Klonkrieger, das ist dramaturgisch allerdings äußerst gelungen. Das liegt natürlich auch am Soundtrack, der bedarf aber wohl keiner weiteren Worte mehr.
                                Die Notwendigkeit der "neuen" Trilogie ist für mich nach wie vor komplett sinnbefreit, hier hat man aber immerhin ein recht versöhnliches Ende schaffen können, dass zwar erst ab der Hälfte an Fahrt aufnehmen kann, aber doch irgendwie magische Momente bereit hält. Star Wars III macht schon irgendwie Spaß, bei Weitem nicht so viel wie die "alten" 3, aber hey, hat das ernsthaft irgendjemand erwartet?

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                                  Wer hat sich noch nie gefragt, wie es so ist ein Superheld zu sein? Als Spider-Man durch die Lüfte zu schwingen, als Batman mit Super-High-Tech zu "spielen". Das muss einfach Spaß machen, klar "mit großer Macht, kommt große Verantwortung", aber die Superhelden, die gewinnen ja irgendwie immer.
                                  Also denkt sich Dave Lizewski, in ein Kostüm schlüpfen und Menschen zu helfen, dass sollte man mal ausprobieren. Das Problem: Er weist keine besonderen Fähigkeiten auf. Er hat weder eine große Menge Kohle, noch hat er Superkräfte oder ist kampferprobt. Demnach bitter fällt auch die erste Konfrontation mit "Schurken" aus. Knapp springt er dem Tod von der Schippe, doch das hält ihn nicht davon ab weiter zumachen und so wird "Kick-Ass" ein Internet-Phänomen. Seine Superkraft? Die erhöhte Belastbarkeit, was das Einstecken von Prügel angeht. Durch seine neu gewonnene "Berühmtheit" lernt er zwei "echtere" Superhelden kennen. Hit-Girl und Big-Daddy, die vorhaben den Gangsterboss der Stadt auszuschalten.
                                  So viel zur Story.
                                  Ein relativ kleines Budget, ein Nicolas Cage, der 2010 schon länger kein Publikumsmagnet war und eine Comic-Vorlage, die schwerlich umsetzbar scheint.
                                  Doch Matthew Vaughn zaubert hier eine unvergleichlich bissige Comic-Satire, mit visuell großartigem Regiestil, dem die Comicvorlage immer wieder anzumerken ist, perfekt abgeschmeckt mit einem Soundtrack-Mix von "28 Days Later" über Prodigy, bis hin zu "Sunshine". Dabei ist "Kick-Ass" unfassbar brutal und radikal, richtig fies, aber immer wunderbar schwarzhumorig. Da wird jedes Superhelden(Film)-Klischee auf die Spitze getrieben, da wird der Erzählstil mit "Sunset Boulevard" und "American Beauty" in Verbindung gebracht und nebenbei dürfen Hit-Girl und Big-Daddy die Bösewichte aufmischen. Und das ist keineswegs zimperlich. Es fließt literweise Blut, Menschen werden aufgeschlitzt, abgestochen, Körperteile werden abgetrennt und am Ende, wenn der gesamte Raum voller Leichen ist, kommt ein trockener One-Liner von einer 12-jährigen "Super"-Heldin. Das rockt. Die Action ist grandios inszeniert, sehr übertrieben, charmant und amüsant choreographiert. Natürlich ist es Schwachsinn so viele Salti oder Flick-Flacks auszuführen, außerdem kann kein Mensch so viel Prügel einstecken, was in manchen Action-Filmen tatsächlich nervt, funktioniert hier aber, es ist alles so grotesk und verdammt spaßig.
                                  Nicolas Cage spielt seit Langem mal wieder klasse, er ist Vater und Ausbilder und schockiert, wenn seine Tochter ein kleines Hündchen zum Geburtstag haben will.
                                  Chloe Grace Moretz macht ihre Sache ebenfalls toll. Der Spagat zwischen süßem, unschuldig aussehenden Mädchen und eiskalter Killerin, meistert die (damals) 13-Jährige mit erstaunlicher Leichtigkeit. Der Rest macht seine Sache gut, herausstechen tut aber vorallem noch Mark Strong als unglaublich fieser und grausamer Bösewicht.
                                  Alles in Allem ist Kick-Ass somit der amüsanteste und spaßigste Superhelden-Film, auch beim 5.(!!) Mal noch saukomisch, spannend, aufregend und atemberaubend. 117 perfekte Minuten und daher landet "Kick-Ass" jetzt auf meiner Lieblingsfilmliste, weil er beständig ist und nichts an Unterhaltungsfaktor einbüßt.

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                                    Kick-Ass war vor 3 Jahren ein großer Überraschungshit. Frech, humorvoll, satirisch, radikal und ungemein unterhaltsam. Der Film war erfrischend anders, diese Überraschung, diese Innovation fehlt dem Nachfolger nun, weswegen er dem Vergleich mit Teil 1 nicht stand halten kann, Spaß macht's trotzdem.
                                    Während der erste Teil viel Humor daraus generierte, dass eine Flachpfeife in Superhelden-Kostüm versucht Verbrecher zu bekämpfen, was vorallem anfangs gehörig daneben geht. Das geht in Teil zwei natürlich nicht mehr, daher wird ein etwas anderer Weg gegangen. Kick-Ass wird ausgebildet und tut sich mit anderen "Superhelden" zusammen. Der Charakter Hit-Girl wird währenddessen in eine Coming-of-Age Story geführt, in der sie mal nicht die Überlegene ist. Außenseiterin, anstatt Profi-Killer.
                                    Das ist sehr löblich, funktionieren tut das aber nicht so wirklich. Kick-Ass ist kein Charakterdrama, sondern eine actionreiche Superhelden-Parodie. Und genau da hat der Filme seine Stärken. Wenn Hit-Girl den bösen Jungs die "Fresse polieren" darf. Dabei steht der Film seinem Vorgänger in Sachen Radikalität und Brutalität in nichts nach. Es fließt reichlich Blut, Menschen werde erstochen, Körperteile werden abgetrennt und es gibt viele Ausdrücke, die immer wieder humorvoll kommentiert werden. "Missbrauche nicht den Namen des Herren".
                                    Schwächen hat der Film im Gegensatz zum 1. Teil deutlich mehr.
                                    Die erhöhte Anzahl an "Superhelden" ist zwar amüsant, außer Jim Carrey bleiben aber alle eher blass und unwichtig, der Showdown ist nicht so cool, wie erhofft und auch der Soundtrack ist nicht so genial wie in Teil 1.
                                    Aber hey, Spaß macht's trotzdem, sogar viel Spaß, der Überraschungseffekt fehlt, die Satire kommt nicht mehr so gut durch und Hit-Girl darf nicht so viele Ass-Kicks verteilen wie im ersten Teil. Eine würdige Fortsetzung, die hoffentlich keine weitere Fortsetzung erhält, denn das Ende rundet die Geschichte perfekt ab und bedarf keiner weiteren Worte.

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                                      SPOILER eilen vorraus!

                                      Dieser Kommentar ist ein Geschenk an WilliamCutting, im Rahmen der Userwichtelkommentaraktion 2013. Schönen 4. Advent wünsch' ich dir!
                                      Der gute Mr. Cutting hat mich vor eine wunderbare Auswahl an Disney-Klassikern gestellt, ausgesucht habe ich mir meinen (möglicherweise) All-Time-Favorite aus dem Hause Disney, den König (der Löwen).
                                      Ein Kinderfilm für Erwachsene. So ähnlich könnte man einige der Disney-Filme bezeichnen auch "DKDL". Die Story ist denkbar einfach, die Charaktere mutig und heroisch, es wird viel gesungen und Happy-Endings sind an der Tagesordnung. Die Kinder lernen etwas über Verantwortung, Freundschaft, familiäre Werte und werden bestens Unterhalten. Doch "König der Löwen" war nicht nur einer meiner Lieblingsfilme aus Kindheitstagen, er hat auch heute nichts von seiner Magie eingebüßt. Ein Kinderfilm, der auch in erwachsenem Alter wunderbar funktioniert. Es steckt sicher ein kleiner Nostalgiebonus in meiner Bewertung, doch als der Film neulich über den TV-Bildschirm flimmerte, war ich sofort dabei und begeistert. Begeistert wie locker mir "Hakuna Matata" über die Lippen ging, wie sehr mich Mufasa's Tod mitgenommen hat, wie oft ich gelacht habe. Ich war 90 Minuten wieder ein kleines Kind, das begeistert die VHS (das waren noch Zeiten...^^) in den Videospieler legt und so oft wie möglich die Abenteuer von Simba miterlebt. Die im Film vermittelten Werte, die ich früher vermutlich eher unbewusst aufgenommen habe, fallen zwar etwas zu deutlich auf, zu gezwungen, aber dafür entschädigt das grandiose Figuren-Ensemble. Ein verdammt fieser (und etwas angsteinflößender) Löwen-Onkel, zwei ungewöhnliche Weggefährten, mit einer mitreißenden Sorglos-Einstellung, und ein kleiner Löwe, der erwachsen werden muss.
                                      Ein klassischer Coming-of-Age Film, der aber so mitreißend, liebevoll und schön daherkommt, dabei nie sein Ziel verfehlt und auch auf emotionaler Ebene 100% überzeugt. Der Tod von Mufasa gehörte nicht nur damals zu einer der verstörendsten, intensivsten und traurigsten Szenen, die ich gesehen habe. Auch heute habe ich noch Gänsehaut, wenn Scar seinen Bruder in den Tod schickt.
                                      Neben Hakuna Matata, überzeugt natürlich auch (wie so oft bei Disney) der restliche Soundtrack. "Can you feel the love tonight", "Circle of Life", Orhwürmer ohne Gleichen begleiten wunderschön gezeichnete Bilder. Eine wenig komplizierte, aber liebevoll erzählte Geschichte über das Erwachsenwerden, Verantwortung, wichtige Gemeinschaftswerte, durch einige "Abschwächungen" auch kindergerecht gemacht, aber vorallem unfassbar unterhaltsam. Und Deswegen ist "König der Löwen" mein liebster Disney, weil er die komplette Palette der Emotionen abruft, wegen denen ich Filme so sehr liebe und gleichzeitig die Erinnerungen an einfachere Tage aufkommen lässt.
                                      In diesem Sinne Hakuna Matata: http://www.youtube.com/watch?v=3IuLjWoEtr8

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                                        Das war also der Mittelteil der Hobbit-Trilogie. In High-Frame-Rate, 3D und doppelt so teuer, wie ein normales Kinoticket. Ein interessantes Unterfangen, durchaus sehenswert, aber auch einmalig.
                                        Hier sei angemerkt: Wer zwischen "normal" und 3D schwankt, sollte sich für "normal" entscheiden, 3D lässt das an sich schon pompöse Geschehen auf der Leinwand nicht extravaganter erscheinen, es leert lediglich das Portemonnaie.
                                        So viel dazu, nun zum Film. Spoiler könnten voraus eilen.
                                        Der Hobbit fängt schwach an. Der Anfangssequenz liegt keine Wichtigkeit bei. Das Gespräch zwischen Gandalf und Thorin wird nur gezeigt, um gezeigt zu werden. Dann wird eine Nebenfigur eingeführt, die aber eben so schnell auch wieder verschwindet.
                                        Als die Handlung sich gemächlich Richtung Waldelben begibt, fällt vorallem eines auf: Tauriel nervt. Zu dem sowieso schon recht unübersichtlichem Figurenensemble der Zwerge, denen ich zu 70% keine Namen zuordnen könnte, gesellen sich nun auch noch Legolas und Tauriel. Und später wird dem Ensemble noch ein Mensch beigefügt, viel Platz für charakterliche Tiefe bleibt also wenig. Auch der wohl darstellerisch am stärksten aufspielende Bilbo, verkommt oft zur nebensächlichen Randfigur. Erst gen Ende, rückt er wieder nahe in den Mittelpunkt.
                                        Was dem Hobbit aber wohl am meisten zu schaffen macht, ist der ständige Vergleich mit der Herr-der-Ringe-Trilogie. Ein Vergleich dem er nicht stand halten kann. HDR ist in nahezu allen Belangen besser. Atmosphäre, Geschichte, Charakterausarbeitung.
                                        Doch um ehrlich zu sein. Das ist meckern auf höchstem Niveau. Denn der Hobbit: Smaugs Einöde ist vorallem eins: Ein bravouröser Blockbuster, der nicht nur düsterer und epischer daher kommt als sein Vorgänger, sondern auch mit Humor punkten kann und vorallem in den Actionszenen überaus beeindruckend ist.
                                        Die Landschaftsaufnahmen sind wie eh und je, wie man es von Jackson kennt, atemberaubend und würden wohl in jeder Naturdoku Verwendung finden. Ja ich könnte mir stundenlang diese wunderschönen Aufnahmen anschauen.
                                        Das Highlight bildet aber definitiv der Drache. CGI in Perfektion (ich gehöre vermutlich zu den wenigen Usern hier, die kein Problem mit CGI-Effekten haben), eine Stimme (auch in der Synchro), die den gesamten Kinosaal beben lässt, ein Gespräch mit der wohl kleinsten Figur unserer Truppe, das wohl zu den besten Dialogen der letzten Jahre zählen dürfte. "Fassreiter"... was habe ich gelacht. Bilbo bzw. Martin Freeman, darf hier zeigen was er kann, vorallem (dank gilt hier an Kobbi88) der erste Moment ihres Aufeinandertreffens ist genial. Eine abfällige Geste, eines leicht überforderten Meisterdiebes, bzw. Fassreiters, und das gesamte Kino lacht.
                                        Großartige Action, Humor, atemberaubende Effekte und Aufnahmen, ein wie immer schöner Soundtrack und vorallem ein perfekt gesetzes Ende, das alles hat der zweite Hobbit und das macht ihn zu einem tollen Blockbuster, ein wunderbarer Unterhaltungsfilm und die bittere Erkenntnis, ein Jahr warten zu müssen, bis dieses "Herr der Ringe Feeling" wieder zu spüren ist. Auch wenn der Hobbit nicht an die Klasse von HDR herankommt, die Magie ist trotzdem zu spüren, das Herzblut, die Seele. Danke dafür!

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                                          Platz 1 bei IMDB, einer der bestbewertesten Filme der moviepilot-Community, nahezu nur äußerst positive Bewertungen meiner geschätzten moviepilot-Freundesliste, ja "Die Verurteilten" wird unter Filmeliebhabern geliebt.
                                          Und auch ich komme nicht drum herum diesem Film ein Herz zu verleihen.
                                          Doch woraus generiert dieses Meisterwerk überhaupt seine Faszination?
                                          Es gibt wohl kaum einen Film, der so lebensbejahend ist. "Die Verurteilten" ist vorrangig kein Gefängnis-Film. Es ist ein Film über einen der wichtigsten Aspekte des Zwischenmenschlichen, ein Film über Freundschaft. Das Setting kann dabei frei gewählt werden, dass die Geschichte in einem Gefängnis spielt, dem wohl trostlosesten Ort, der je von Menschen geschaffen wurde, verstärkt nur die Wirkung, unterstreicht neben dem Aspekt der Freundschaft andere Bestandteile unseres Lebens, Freiheit, Hoffnung, Schikane, Gewalt.
                                          Ein Ort an dem wohl nichts wichtiger ist, als die Freundschaft, denn alles andere wurde den Insassen genommen. Gestohlen. So werden Red und Andy, zwei Menschen, die sich in der "Außenwelt" wohl nie unterhalten hätten, sich nie angefreundet hätten, zu den besten Freunden. Und dieses Gefühl, das Gefühl einen Menschen, einen Freund zu haben, der einen nicht immer versteht, der aber immer da ist, wenn er da sein muss, dieses Gefühl kennt jeder Mensch und das wird hier unnachahmlich in filmischer Hinsicht festgehalten, für die Ewigkeit.
                                          In einer der wohl stärksten Szenen, Andy lässt Musik von Mozart, im gesamten Gefängnis hörbar, spielen, zeigt er, dass den Menschen in Gefängnissen allerdings nicht alles genommen werden kann.
                                          Die Musik versinnbildlicht hier den freien Gedanken, sie können einen vier Wochen in Isolationshaft stecken, ihm des Tageslichts berauben, aber nicht die Erinnerungen an bessere Zeiten.
                                          Und deshalb verliert Andy niemals die Hoffnung. Freiheit ist seine Hoffnung.
                                          Während wohl die meisten langjährigen Insassen, dem Leben draußen, ängstlich entgegen stehen, bejaht Andy das Leben. Ein Leben außerhalb einschließender Wände.
                                          Zu den handwerklichen und schauspielerischen Werten brauch nicht viel gesagt werden. Tim Robbins und Morgan Freeman harmonieren so wunderbar und gehen zu 100% in ihren Rollen auf. Spie spielen nicht Andy und Red, sie Sind Andy und Red. Ihr Schauspielt ist faszinierend und intensiv, ruhig und bedacht, makellos.
                                          Ansonsten ist der Film feinfühlig inszeniert, emotional, tiefgreifend, intelligent, brutal, ja gelegentlich sogar ein wenig "witzig", vorallem aber ehrlich und echt.
                                          Darabont findet immer die richtigen Bilder, um dem Film eine gewisse melancholische Atmosphäre zu verleihen, immer wieder aufgelockert durch Szenen wie die oben genannte und überaus positive Momente, wie die Bewilligung, Gelder für den Ausbau der Gefängnis-Bibliothek bereitzustellen. Denn auch in trostlosen Orten finden sich Glück und Freude.
                                          Ja "Die Verurteilten" ist einer dieser Filme die das Prädikat "perfekt" verdienen.
                                          Ein Film den die Welt braucht, der ja sagt zur Hoffnung, zur Freundschaft, zum Leben. Ein Film wie es ihn kein zweites Mal gibt, vermutlich nie geben wird. Und daher steht er auch zu Recht so hoch im Kurs von Filmeliebhabern, weil er nach all der emotionalen Tiefe, der Melancholie, ein Lächeln auf das Gesicht der Zuschauer zaubert, ja sogar zu Tränen rührt. Tränen der Freude.

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                                          • Darf man sich für den nächsten Advent noch beteiligen, oder ist's schon zu spät? :)

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                                            • 8

                                              SPOILER Möglich!

                                              Casablanca gehört vermutlich zu den bekanntesten "Klassikern". Die Filme, die nie alt werden. Alle Zeiten überdauern und doch immer wieder "frisch" wirken. Filme die heute wie damals hochaktuell sind/waren.
                                              Nun die Thematik des 2. Weltkrieges, der darunter leidenden Menschen, der Flüchtlinge, die Besetzungsproblematik, ist heute nicht mehr ganz so aktuell wie 1942. Doch "Casablanca" hat nach 70 Jahren nichts von seiner Wichtigkeit eingebüßt, von seiner Magie und bei all der Stilsicherheit und Menschlichkeit, zeigt er irgendwie, wie wichtig das "nicht-vergessen" doch ist.
                                              Vor 71(!) Jahren verzauberten Humphrey Bogart und Ingrid Bergman, das Publikum.
                                              Bogart ist dabei der charmante, lässig-coole, Edelbar-Besitzer Rick, ein Mann der das Wort "Stil" scheinbar erfunden hat. So stilsicher bewegt er sich in seiner Bar, redet mit den Gästen, ja selbst das Rauchen einer Zigarette, kann keiner so cool wie er.
                                              Er ist ein stiller, in sich gekehrter Mann. Bis Ingrid Bergman auftaucht. (S)Eine alte, einzig große Liebe, die ihn ohne Erklärung sitzen gelassen hat. Demnach problematisch verläuft ihr Wiedersehen. "As time goes by" wird von Bar-Pianist Sam wunderbar vorgetragen, ein Lied wunderschön, wie ihre einstmalige Romanze, ein Lied, das Rick nie wieder hören wollte.
                                              Neben der melodramatischen Romanze, die auch heute nichts von ihrer Magie eingebüßt hat, begeistert Casablanca vorallem durch seine, in eine Kriminalgeschichte gewickelte, Kriegsthematik.
                                              Ein Ehrenmann wie Rick, der nichts mehr mit den Problemen Anderer, ja gar mit der Problematik des Krieges, zu tun haben will, wird zum Ende der stille Held. Der Mann, der einsieht, dass das Wohle Vieler, wichtiger ist als sein eigenes. Er lässt seine Liebe mit ihrem Mann, der wie einst Rick gegen das aufstrebende Regime kämpft, ein wichtiger Mann im Untergrund, fliehen. Denn manchmal ist das Kämpfen wichtiger, als die große Liebe und manchmal ist die große Liebe, die Liebe eines Anderen.
                                              Neben all der Tragik und den kritischen Ansätzen, zaubert uns Casablanca auch ein ums andere Mal ein lächeln auf die Lippen. Sei es der Kleinkriminelle, der den Menschen erzählt wie gefährlich Casablanca ist und dabei reihenweise Brieftaschen stiehlt, oder die schrägen Mitarbeiter der Bar, Casablanca unterhält den Zuschauer permanent.
                                              Casablanca wird vermutlich auch in weiteren 70 Jahren, das halten, was er einst versprochen hat. Eine tief melancholische Romanze, ein Krimi, ein Plädoyer für mehr Menschlichkeit, für mehr Nächstenliebe und für mehr Heldentum.

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                                              • 5

                                                Boom-Boom-Regisseur Bay zeigt(e) uns dieses Jahr, dass seine Filme auch ohne viele Explosionen auskommen können. Dass es keine transformierenden Autos braucht, die Städte in Schutt und Asche legen, um einen Film zu inszenieren. So konzentriert Bay sich in "Pain&Gain" auf eine "wahre Geschichte", die vermutlich nicht sehr viele Wahrheiten aufweisen kann, verzettelt sich aber mit seinen eigenen Ambitionen.
                                                So ist es zwar löblich, dass er versucht, den von ihm so oft pathetisch zelebrierten Hurra-Patriotismus, auf die Schippe zu nehmen, aufgehen tut das aber selten. Zu plump, zu gezwungen und konsturiert. Einfach nicht bissig genug.
                                                Er schickt seine stumpfen, muskelbepackten an "Fitness"-glaubenden Protagonisten in ein absurdes Verbrecher-Abenteuer, lässt sie vom amerikanischen Traum schnuppern, aber ebenso schnell auch wieder fallen.
                                                Dabei wird es schwierig Sympathien zu entwickeln. Auch wenn ich Mark Wahlberg durchaus schätze und ihn immer wieder gerne sehe, seine Figur bietet zu wenig Charme. Und auch der Rest des Casts weiß nur schwer zu überzeugen. Das mag an der schwachen Figurenzeichnung liegen, an den unsympathischen Verbrechern und am ebenso unsympathischen Opfer, auch die oft dümmlich-nervigen Dialoge lassen die Darsteller nicht gerade glänzen. Auch wenn Ed Harris ein wenig Licht ins Dunkel blickt, er kann den Film schwer alleine tragen. Er ist eine beinahe unwichtige Nebenfigur, schade um die Verschwendung.
                                                Weiterhin schleppt sich "Pain&Gain" durch 130 zu lange Minuten, die zwar mit absurden Situationen auftrumpen, aber selten zum Lachen bringen. Komplett humorfrei ist der Film allerdings nicht. Wenige ironische Spitzen funktionieren sogar passabel, vorallem der Schlussmonolog von Wahlberg und der Abschlusssatz, sind amüsant.
                                                Hier schleicht sich aber ein weiteres Problem ein. Der Erzählstil ist zu stückhaft. Die Darsteller kommentieren den Werdegang ihrer Figur in stetigem Wechsel aus dem Off, was nach einiger Zeit äußerst nervig wird.
                                                Die Inszenierung ist Bay-gemäß. Viele Zeitlupen, Viel nackte Haut, viel Pathos, doch auch da schleichen sich ein oder zwei nette Übertreibungen ein. Selten war eine Explosion, und deren Folgen, im Rücken der "coolen" Protagonisten, so amüsant.
                                                "Pain&Gain" weist also durchaus Qualitäten auf. Das Potential wurde allerdings nicht ausgeschöpft, aus der "American-Dream" Verbrecher Story hätte mehr entstehen können, mehr Mut in selbstironischer Weise sowie weniger typische Stilelemente aus der Bay-Schule, hätten dem Film durchaus gestanden.
                                                So kann Bay wieder einmal einen lediglich durchschnittlichen Actionstreifen aufweisen, der mit erfrischend wenig Action auskommt, der an der zu langen Laufzeit und seinen eigenen Ambitionen scheitert.

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                                                  SPOILER MÖGLICH!

                                                  "21 Gramm" ist das virtuos und komplex verschachtelte US-Debüt des mexikanischen Regisseurs Inarritu, der drei Jahre zuvor mit "Amores perros" ein beachtliches Regiedebüt ablieferte. Mit diesem gefeierten Werk im Rücken konnte er für seinen zweiten Film einen beeindruckenden Cast zusammenstellen und präsentierte uns eines der wuchtigsten Dramen des neuen Jahrtausends.
                                                  Der Erzählstil von "21 Gramm" verbindet 3 Schicksale völlig verschiedener Menschen, die immer wieder aufeinandertreffen. Die Erzählstruktur ist dabei nicht immer chronologisch, verschachtelt und anspruchsvoll.
                                                  Während der Grundtenor der Geschichte tiefst traurig daher kommt, erzählt uns Innaritu die Geschichte mit einer ungeheuren Ruhe, langen Aufnahmen, unterstrichen mit einem minimalistischen Soundtrack und kraftvollen Bildern.
                                                  "21 Gramm" ist pure Melancholie, ein Film der den Tod behandelt und den Umgang mit ebendiesem, dass hier also kein Happy-End zu erwarten ist, oder gar eine gewisse Leichtigkeit zu spüren, ist von vorn herein klar, mit wie viel Wucht der Film aber in die Magengrube schlägt, ist außergewöhnlich.
                                                  Dies ist vorallem den großartigen Darstellerleistungen zu verdanken.
                                                  Sei es Benicio del Toro als gläubiger Ex-(Klein)Verbrecher, dessen Glaube mehrmals auf die Probe gestellt wird oder Naomi Watts als verzweifelte Witwe oder Sean Penn als Transplantationspatient, geplagt von Beziehungsproblemen.
                                                  Sie spielen alle mit einer ungeheuren Intensität, Schmerz und Leid regieren die Mimik, ein Lächeln ist selten auszumachen.
                                                  Wie auch Vorgänger und Nachfolger beeindruckt "21 Gramm" durch ein grandioses Drehbuch, das lange Zeit undurchsichtig bleibt, eine unglaubliche Sogwirkung kreiert und mit Spannung und Atmosphäre punkten kann. Innaritu und sein Kameramann finden immer die richtigen Bilder, die richtige Einstellung, untermalt mit einem Gänsehaut-Soundtrack der so melancholisch und ruhig daherkommt, den Zuschauer einfängt und bis zum Schluss nicht mehr loslässt.
                                                  "21 Gramm" ist kein Film für zwischendurch, kein Film den man je wieder vergessen kann, kein Film der unterhält, sondern zum Nachdenken einlädt, zum mittrauern, zum verarbeiten.
                                                  Alles was sich in knapp zwei Stunden abspielt, eskaliert bzw. schaukelt sich zu einem emotionsgeladenen Finale hoch, das mit einem prägenden Abschluss-Monolog von Sean Penn dem Titel eine Bedeutung verleiht und eines der emotionalsten und schwierigsten Dramen der jüngeren Kinogeschichte perfekt abrundet.
                                                  Wahrlich ein beeindruckendes Meisterwerk.

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                                                  • 7

                                                    Wenn das gesamte (wenn auch recht kleine) Kino während eines Horror-Films am Lachen ist, bedeutet das meist nichts Gutes, es sei denn wir haben eine wunderbare Horror-Parodie alá "Cabin in the woods" oder "Scream". An diese Werke kann "You're next" zwar nicht anschließen, für einen äußerst amüsanten Abend, reicht dieser kleine, feine Streifen aber allemal.
                                                    Die Ausgangssituation klingt nach einem typischen Home-Invasion-Slasher. Und das ist der Film eigentlich auch. Allerdings haben wir eine sehr taffe Heldin, die gekonnt gegen die Mörder vorgeht und das nicht sonderlich zimperlich. Bis das Geschehen los geht, vergeht nicht viel Zeit, diese zieht sich aber ein wenig. Wenn's dann aber los geht, dann richtig. Der Streifen ist blutig, zwar wenig spannend, dafür aber sehr humorvoll.
                                                    Hier wird jedes Klischee bedient, ins Lächerliche gesteigert, aber nicht konsequent zu Ende gedacht. Es gibt viel zu lachen, aber solch intelligente, ja in gewisser Weise revolutionäre Ideen wie bspw. in "Scream", kann "You're next" nicht aufbieten. Es wird alles lächerlich gemacht, aber die Entblößung des Genre gelingt hier nicht.
                                                    Hinzu kommt, dass der Film kaum Spannung aufbauen kann. Ein, zwei Schockmomente funktionieren ganz gut, Atmosphäre kommt aber nie wirklich auf. Während "Scream" neben seiner parodistischen Rolle auch als Schocker wunderbar funktioniert, kann "You're next" lediglich mit Humor und einigen netten Todesszenen punkten. Horror ist etwas anderes.
                                                    Aber wozu über verschenktes Potential aufregen, wenn das gesamte Kino 95 Minuten großartig unterhalten wurde (mich eingeschlossen).
                                                    Ein Film der keinen Kinobesuch erfordert, für einen netten Abend mit Freunden und Bier (oder anderen (il)legalen Rauschmitteln) ist der Film aber wunderbar.

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