Professor Chaos - Kommentare

Alle Kommentare von Professor Chaos

  • 8

    Ich bin sicher kein Star Trek Fan, habe keinen der alten Filme gesehen und mit den Serien konnte ich nie etwas anfangen. Ob Shatner oder Stewart das Fieber hat mich nie gepackt. 2009 hat J.J. Abrams dann ein Revival gestartet, welches großartige Erfolge am Box-Office feiern konnte, und Star Trek einem "neuen" Publikum öffnete. Ich werde zwar (vermutlich) nie die komplette Star Trek Fernsehwelt erkunden, aber Abrams hat ein vergnügliches Scifi-Spektakel erschaffen, was definitiv Lust auf mehr gemacht hat. Und das hat er dieses Jahr fortgeführt. Into Darkness steht dem ersten Teil nun in nichts nach. Wie die Neuadaption für eingefleischte Serienfans funktioniert, kann ich nicht beurteilen. Mir hat er aber außerordentlich gut gefallen.
    "Style over Substance" lautet heutzutage die Devise in unzähligen lieblosen Blockbustern, da ist es erfrischend mit "Into Darkness" einen Film mit atemberaubenden Effekten zu sehen, der tatsächlich etwas zu erzählen hat, mit Humor punkten kann und erstaunlicherweise Spannung aufbauen kann.
    Natürlich ist Star Trek immer noch ein Blockbuster, charakterliche Tiefe ist auf Grund der hohen Anzahl an Figuren eher mau, die Konzentration, den Mittelpunkt bilden Kirk und Spock. Aspekte wie der beziehunstechnische Konflikt zwischen Spock und Uhura werden nur minimal angerissen, Konflikte und emotionale Momente können ihre Wirkung nur bedingt entfalten. Den interessantesten Ansatz bildet die Gegensätzlichkeit vom Captain und seinem ersten Offizier, ihre Freundschaft, der anfängliche Konflikt. Das funktioniert sogar ganz vernünftig was auch am Charme der beiden Darsteller liegt. Überschattet wird das gesamte Ensemble (das natürlich aus amüsanten Stichwortgebern und Nebenfiguren besteht) allerdings vom wunderbaren Benedict Cumberbatch, der aus relativ wenig Leindwandzeit alles herausholt. Der recht undurchsichtige Bösewicht mit (in gewisser Hinsicht) Herz ist nicht sonderlich innovativ, wird ihm sicherlich keinen Oscar bescheren, bietet dem Publikum einen interessanten Bösewicht.
    Kommen wir nun zu den herausragenden Qualitäten, die aus Star Trek das machen was er ist. Ein bombastisches Effektspektakel mit Herzblut und wundervoller Optik. Die Städte, die Planeten sind atemberaubend anzusehen. Die Action, ob Schusswechsel oder Prügelei sind nett gestaltet, nicht sonderlich hart, teils etwas unübersichtlich geschnitten aber vorallem die Auseinandersetzung mit den Klingonen macht einfach nur Laune.
    Hinzu kommt eine Story, die durchaus mit Spannung punkten kann, keine allzu großen Überraschungen bereithält, aber erstaunlich düster und radikal daherkommt, auch wenn am Ende alles "gut" wird und wir ein versöhnliches Ende präsentiert bekommen.
    Spaß macht's trotzdem!
    Into Darkness unterhält zwei Stunden auf extrem hohen Niveau, immer etwas humorvoll, ernst, wenn er ernst sein muss und wunderschön anzuschauen.
    Ein perfekter (Scifi) Blockbuster, selbst für Star Trek Muffel.

    5
    • 2

      Herr Meier, 30 Jahre alt und arbeitslos, weiß nichts mehr mit seinem Leben anzufangen. Kurzer Hand entscheidet er sich mit einigen Gleichgesinnten Konsorten einen Film zu drehen.
      Dies ist die Geschichte, wie es dazu kam.

      Eines morgens wacht Herr Meier mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht auf. "Ich werde einen Kinofilm drehen."
      Er lädt einige seiner Freunde ein, Herrn Müller und Herrn Poche...ich meine Schuster.
      Meier:"Wir sollten einen Film drehen!"
      Schuster:"Eine fabelhafte Idee! Hast du schon einen Plan? Ein Drehbuch?"
      Meier:"Wir verfilmen einen Roman. Einen erfolgreichen. Mit ganz viel Potential. Der Name macht's!"
      Müller:"Wunderbar, ich hätte einen Vorschlag: "Vollidiot" von Tommy Jaud."
      Zustimmendes Nicken. Mit einem Roman als Vorlage braucht's weniger Innovation ihrerseits.
      Da nun das Grundgerüst stand, gingen die Drei in den Film-Klischee-Laden um etwas zu stöbern. "Da findet sich immer etwas", wie es so schön heißt.
      Als unsere drei Helden den Laden betreten, erklingt eine Glocke, sofort ist ein Verkäufer zu Stelle, der zu Beratungszwecken anwesend ist.
      Verkäufer:"Wie kann ich ihnen helfen?"
      Meier:"Wir möchten einen Film drehen. "Vollidiot", kennen sie das Buch? Daraus möchten wir einen Film machen."
      Verkäufer:"Ein fabelhaftes Buch. Sie haben Glück. Ein "möchtegern-hipper Inszenierungsstil, der eigentlich total nervt" ist heute für 8,95€ im Angebot, die Stückzahl ist begrenzt, sie sollten schnell zu schlagen."
      Schuster:"Gekauft. Was haben sie noch? Stehen die überaus nervtötenden und unsympathischen Charaktere aus dem Schaufenster zum Verkauf?"
      Verkäufer:"Ja, sie müssen aber das Ausstellungsstück nehmen. Die neue Palette kommt erst morgen. 20€ würde das kosten."
      Müller:"Wow. Das ist aber echt happig. Könnten wir ein wenig handeln?"
      Verkäufer:"15€, da es sich um ein Ausstellungsstück handelt, das ist dann aber der Super-Sonderpreis für solch talentierte Köpfchen wie euch."
      Meier:"Gekauft."
      Flüsternd zu Müller:"Gut gemacht, alter!"
      Müller:"Ich sehe gar keine Darsteller. Haben sie noch welche im Lager?"
      Verkäufer:"Tut mir Leid. Darsteller führen wir nicht, aber zwei Straßen weiter, handelt ein Laden mit Schauspielern, ich geb ihnen die Adresse."
      Herr Müller und seine zwei treuen Gefährten machen sich mit den neu erworbenen Schätzen auf den Weg. Und treffen im neuen Laden ein.
      Verkäufer:"Wie kann ich ihnen helfen?"
      Müller:"Wir brauchen Schauspieler für einen Film, hätten sie da etwas da?"
      Verkäufer:"Die Charakterdarsteller sind uns leider ausgegangen. Wir haben allerdings untalentierte Flaschen zum halben Preis."
      Schuster:"Wir nehmen 15!"

      Nach ihrem Einkauf finden sich unsere 3 Helden bei Müller zu Hause wieder die neu erworbenen Accessoires stehen bereit und auch die Filmausrüstung, die man sich von Uwe Bol..., ich meine Schmidt geliehen hat, ist einsatzbereit.
      Schuster:"Scheiße, wir haben den Humor vergessen, oder hat einer von euch welchen gekauft?"
      Meier:"Voll vergessen alter."
      Müller:"Verdammt. Egal der wird auch so viel Geld einspielen. Der Roman war äußerst erfolgreich, das ist ja der Geniestreich dahinter"
      Schuster:"Aber bis dahin brauchen wir Budget."
      Meier:"Stichwort: Product Placement en masse."
      Schuster:"Du Schlitzohr!"

      Undso machten sich unsere 3 Helden auf und drehten "Vollidiot-Der Film"
      Und was kann man schlussfolgernd sagen? Der Film ist nervig, total belanglos und kein bisschen komisch. Ein Film den die Welt nicht braucht.

      Nebeninfo: Aus Urheberrechtsschutzgründen wurden die Namen aller Beteiligten abgeändert.

      PS: Ich habe den Film eigentlich lediglich geschaut, um einen witzigen Kommentar zu schreiben, der hoffentlich witzig geworden ist. Falls nicht steht das in ironischem Verhältnis zu dem Film, der ist ebenfalls komplett humorlos. Hoffe trotzdem, dass sich irgendwer auf gewisse Art und Weise amüsieren kann.

      12
      • 10
        über Sieben

        Spoiler möglich!

        Was ist der Unterschied zwischen einem herausragenden Meisterwerk und einem guten Film oder einem durchschnittlichen Film? Die Regie? Die Kullisse? Die Darsteller? Dies sind sicherlich alles (objektive) Merkmale die zur Unterscheidung geltend gemacht werden. Jedoch betrachtet jeder solche Aspekte differenziert. Welcher Film ist der beste? Welcher Darsteller/in der beste? Fragen die vermutlich jeder für sich auf gewisse Art und Weise beantworten kann, die aber schwer einen gemeinsamen Konsens bilden. Aber was ist nun ein wichtiges Kriterium zur Unterscheidung zwischen gut und herausragend? Für mich ist es Beständigkeit. Hält ein Film das Versprechen, das er nach der Erstsichtung gegeben hat? Vorallem bei Thrillern lässt sich diese Frage für mich schwer klären, leben diese Filme doch oft von ihren Überraschungen.
        Nun "Se7en" (mir gefällt diese Schreibweise äußerst gut!) ist so ein beständiges Werk. Nach nun mehr drei Sichtungen verliert der Film nichts von seiner Genialität, von seiner Faszination. "Se7en" trifft mich nach wie vor, trotz bekannter Auflösung.
        Woran das liegt?
        Nun zu allererst wäre da das Grundgerüst. Zwei Cops, unterschiedliche Ansichten/Herangehensweisen, ein Killer, der sich an den 7 Todsünden bedient und das dreckige, düstere Setting.
        Wir sind in einer nichtbenannten Großstadt, es regnet, eigentlich immer, die Stadt ist dreckig, ja auf gewisse Art verseucht, Lichtblicke sind nicht zu identifizieren. Außer vielleicht das junge Glück unseres Polizisten David Mills (Brad Pitt), der mit Frau und Hund(en) in der Stadt seiner "Träume" bei der Mordkommission arbeitet.
        Wenn in "Sieben" so etwas wie ein Lichtblick existiert, dann sind dies zwei Szenen. Das Essen bei Mills und die Erkenntnis, weshalb der Makler die Wohnungsbesichtigung auf 5 Minuten reduzierte und das Gespräch zwischen Tracy und Somerset (Freeman) über die heruntergekommene Stadt und die (ungewollte) Schwangerschaft.
        Ansonsten ist "Sieben" permanent düster, grausam und brutal. Die Morde, die Bestrafungen der sieben Todsünden, sind sicher nichts für schwache Nerven.
        Der Film liefert immer wieder kleine Hinweise, wir kommen dem Täter immer einen Schritt näher, die Ermittlungsarbeiten sind dabei so spannend und mitreißend, Detail um Detail verstehen wir mehr von der Tat und dem Täter nur um zum Ende hin vor den Kopf gestoßen zu werden.
        Wobei die Frage nach dem Gesicht des Täters eher irrelevant ist. Der aufmerksame Zuschauer bzw. Zuhörer erfährt nach ca. 1 Stunde wer der Mörder ist, auch wenn Kevin Spacey durchsetzte, dass sein Name nicht im Vorspann auftaucht.
        Entscheidend ist allerdings das Motiv.
        Und da hebt sich "Sieben" von unzähligen Thrillern und Krimis ab.
        Ja Freeman und Pitt spielen wie so oft intensiv und hervorragend und harmonieren wunderbar und auch Kevin Spacey, der wenig Leinwandzeit aufweist, bleibt vorallem wegen seines blutverschmierten Auftrittes und dem grandiosen Psychoduell mit Pitt im Gedächtnis. Auch die Regie ist tadellos, die Bilder überzeugen, die Spannung schwebt merklich im Raum, Gänsehautmomente gibt es außerordentlich viele, der Zuschauer wird geschockt, an der Nase herumgeführt und außerordentlich gut unterhalten. Die Protagonisten erhalten genügend Zeit um sich zu entwickeln, sich zu entfalten, sie bleiben immer ein wenig geheimnisvoll vorallem Freeman, seine Figur erlebt die deutlichste Wandlung, doch bleibt er immer etwas mysteriös, es wird nicht viel über ihn preis gegeben, doch genügend für Identifikationspotenzial.
        Was "Se7en" aber am Schluss herausragend macht und ihn für mich zu einem der besten Thriller aller Zeiten werden lässt, ist das Ende. "Die üblichen Verdächtigen", "Citizen Kane" bspw. sind Filme mit hervorragenden Enden, "Fight Club" wird ebenfalls (nicht nur) wegen seines Endes in den Himmel gelobt. Das kann ich alles zu 100% unterschreiben, kein Ende hat mich aber so begeistert wie dieses hier.
        Die letzten 20 Minuten erzeugen permanente Gänsehaut und wenn das Finale offenbart wird, klappt mir jedes Mal die Kinnlade herunter. Ich weiß was mich erwartet, aber diese Inszenierung, diese darstellerische Leistung, diese Raffinesse, dieser Quasi-Twist machen "Se7en" zu dem was er ist. Einer der besten (Thriller-)Filme aller Zeiten. Ein Film der auch nach mehrfacher Sichtung das hält was er verspricht und fasziniert wie eh und je und das wird sich nie ändern, zumindest nicht für mich.

        16
        • 9

          "The Devil's Rejects" das heißt (frei) übersetzt so viel wie: Des Teufels Abfall/Abschaum. Und verdammt der Titel könnte nicht passender sein.
          Nachdem ich anfangs wenig mit den Zombie Werken anfangen konnte, hab ich nun einen erneuten Versuch gestartet. "Haus der 1000 Leichen" kam bei einer Zweitsichtung besser weg. Absurd, abgedreht, anders. Diese Devise verfolgt nun auch Teil 2, in dem die Folterfamilie nun selbst zu den Gejagten wird.
          Zombie ist ein Genie, wenn es darum geht Bild und Ton in Einklang zu bringen, wenn es darum geht Absurditäten vorzuführen, wenn es darum geht tiefschwarzen Humor zu präsentieren. Eine virtuose Inszenierung, ungewohnte Bildwechsel, ein Soundtrack zum anbeten und Gewalt en masse.
          Hier sei gleich klar gestellt, wer mit exzessiven Gewaltausbrüchen, derber Wortwahl und Folter nichts anfangen kann, lässt den Fernseher lieber aus. Was Zombie uns in knapp 2 Stunden an Brutalitäten auftischt ist so gnadenlos radikal und verabscheuungswürdig, wie selten.
          War ich bei Teil 1 noch etwas verwirrt über die Indizierung der ungeschnittenen Fassung, die meines Erachtens keine Indizierung erfordert, wundert mich die einfache FSK-18 Freigabe bei diesem Streifen. Hier fließt literweise Blut, hier wird gefoltert, malträtiert, geflucht und das ausnahmslos.
          Außergewöhnlich ist, wie Zombie diese Gewaltszenen anfangs aufzulösen weiß, in dem er die "Höhepunkte" eiskalt in Szenenwechsel mit musikalischer Untermalung unterbringt. So wird der Todesschrei eines Opfers zu einem Auftakt eines Jazz-Songs. Andere Szenen gehen in Roadmovie Elemente über, in der die Musik tatsächliche Freiheit suggeriert, Gewalt wechselt mit ruhigen Country-Klängen. Hier kommt echtes Roadmovie Feeling auf. Klingt interessant? Ist es auch, und es funktioniert wunderbar. Aus gnadenloser Gewalt wird für kurze Zeit ein entspanntes Gefühl und spätestens wenn Lynyrd Skynyrd's grandioses "Free Bird" anläuft, wird jeder, der noch nicht ausgeschaltet hat, mit einem freien Gefühl dem Ende entgegenfiebern, welches kurz gesagt grandios ist und nicht besser hätte gewählt werden können.
          Interessant ist auch, wie Zombie es schafft seiner abgedrehten Redneck Familie, klamm und heimlich Sympathien unterzujubeln. Am Ende kommt tatsächlich so etwas wie Mitleid auf.
          Dies sei vorallem dem großartigen Sid Haig und Bill Moseley anzurechnen, die schon in Teil 1 die schauspielerischen/charakerlichen Höhepunkte bildeten. Die Beiden spielen so absurd abgedreht, dass nur William Forsythe als gottesfürchtiger und von Rache getriebener Sheriff mithalten kann.
          Und das ist ein weiterer Pluspunkt in Zombies Werk. Er erzählt auf gewisse Art und Weise tatsächlich eine interessante Geschichte. Das mag auf dem Papier total belanglos wirken und das wird nicht jeder nachvollziehen können, aber ich saß gespannt auf der Couch und betrachtete gebannt das Geschehen. Dass zwischendurch Gedärme, Blut, verrückte Dialoge, wie bspw. die Diskussion wer denn nun ein "Hühnerficker" sei, eingeschoben werden, fügt dem Film diesen gewissen Charme bei. Das ist alles so maßlos übertrieben und grotesk, dass mir zwischendurch immer wieder ein Lachen rausrutschte, nur um mir kurze Zeit später im Hals stecken zu bleiben.
          Ebenso wie Teil 1 ist TDR selten (bis nie) furchteinflößend, was bei Teil 1 eher negativ auffiel, passt hier, da TDR zu keiner Zeit gruselig sein möchte. Dafür ist das Road-Movie Setting einfach zu hell, es ist zwar dreckig, aber zu übersichtlich, um eine beklemmende, angsteinflößende Atmosphäre zu kreieren. Aber wenn ich 106 Minuten (kranke) Unterhaltung erlebe, brauche ich keine Gruselatmosphäre.

          Zombies zweites Werk ist krank, verabscheuungswürdig, brutal, grotesk und macht verdammt viel Spaß. Mit diesem Werk hat sich mir eines bestätigt. Zombie ist ein Regie-Talent, der uns mit noch vielen wunderbar-seltsamen Werken bearbeiten und bereichern wird!

          8
          • 8

            Spoiler möglich!

            Nachdem ich die potentiellen Oscar-Kandidaten "Gravity" und "Rush" gesehen hatte, stand nun "Prisoners" auf dem Plan. Gute Kritiken, eine erstaunlich hohe Community Bewertung, doch die Reaktionen auf meinem Dashboard waren eher verhalten. So ging ich mit eingeschränkter Erwartungshaltung ins Kino meines Vertrauen und wurde positiv überrascht. "Prisoners" ist beklemmend, melancholisch und großartig gespielt.
            Prisoners schafft es erstaunlicherweise die gesamten 154 Minuten lang keine Längen aufkommen zu lassen. Denis Villeneuve erzeugt eine eiskalte Atmosphäre in mitten einer verschlafenen Kleinstadt, beweist aber auch Fingerspitzengefühl für die emotionalen Momente, die einen erfrischenden Kontrast bilden. So empfindet man Abscheu gegenüber den Taten von Dover, fühlt aber ebenso mit einem gebrochenen Vater, der aus reiner Verzweiflung handelt.
            Das Thema der Selbstjustiz wurde in Filmen schon abertausende Male aufgegriffen, seine Faszination verliert dieser Aspekt aber nicht. Kann man Selbstjustiz rechtfertigen? Gibt es ausschlagebende Gründe für Selbstjustiz? Ein Thema, das feinfühliges Vorgehen verlangt. Villeneuve geht distanziert an dieses Thema, zeigt, wie Selbstjustiz den Rächer verändert, ihn zerbricht.
            Hugh Jackman spielt den verzweifelten Vater mit einer ungeheuren Intensität, eine hervorragende Leistung. Der Zuschauer weiß nie, wie die Sympathien verteilt sind. Man fühlt sicherlich mit, aber kann man solche Taten unterstützen? Die Folter die Dover dem vermeindlichen Opfer unterzieht ist dreckig, kompromisslos und äußerst brutal. Doch selbst in diesen Szenen blitzt die Verzweiflung Dover's auf, er ist zu weit gegangen und das weiß er. So hebt er zwar den Hammer und schlägt zu, zertrümmert aber lediglich das Waschbecken. Ein Mann am Ende des Abgrundes. Wie Jackman all diese Emotionen, diese inneren Konflikte auf den Zuschauer überträgt, ist großartig, eine der besten schauspielerischen Leistungen des Jahres. Auch der Rest des Casts, allen voran Jake Gyllenhaal, agieren auf höhstem Niveau, ob Paul Dano als unschuldiger Gefolterter oder Terrence Howard als ebenso verzweifelter Vater und Komplize.
            Gyllenhaals Figur des jungen Cops, der alle seine bisherigen Fälle lösen konnte und mit seinem neuesten Fall an seine Grenzen stößt, ist aufwühlend und undurchsichtig. Wir erfahren wenig über Loki, er bleibt immer ein wenig geheimnisvoll, lebt nur für seinen Job, setzt aber alles daran diesen gut zumachen. Die gemeinsamen Szenen mit Jackman, die resultierenden Konflikte der beiden Charaktere, zählen wohl zu den stärksten Szenen, intensiv und mitreißend. Auch er zerbricht in gewisser Weise an der Entführung.
            Bis es zur überraschenden Auflösung kommt, die allerdings etwas spannungsarm inszeniert wurde, überzeugt "Prisoners" auf ganzer Linie, dank seine Charaktere, seinen Darstellern, seiner Geschichte und seiner Atmosphäre und auch das Ende passt wunderbar in das Gesamtbild, eine erneute Rettungstat, wäre zu viel des Guten, so bleibt eine Frage ungeklärt und das ist gut so!

            9
            • 8

              Da heute Halloween ist, dachte ich mir, dass ich ganz klischeegerecht einen Horrorfilm in den DVD-Player schieben sollte. Halloween so wie dessen gleichnamiges Remake habe ich erst vor kurzem gesehen, weshalb meine Wahl letztendlich auf den in Genrekreisen oft gelobten "The House of the Devil" fiel.
              Und was ich mit Bestimmtheit sagen kann, ist: Es war eine gute Wahl. Eine verdammt gute.
              Wests Oldschool-Schocker kommt in grobkörniger 80er Manier daher, wird zeitlich auch in dieses Jahrzehnt versetzt und orientiert sich klar an seinen Genre-Genossen der früheren Jahre.
              Die Story ist dabei denkbar einfach. Ein junges Mädchen hat Geldnöte, nimmt daher einen Babysitterjob an, der sich dann als etwas anderer "Babysitter"-Job entpuppt, doch trotz merkwürdiger Hausbesitzer, bzw. wegen des Geldes, nimmt sie den Job an und passt eigentlich nur auf das Haus auf.
              Ti West nimmt sich dabei eine Menge Zeit das Szenario und seine Hauptfigur einzufühern. Sehr lange. Mehr als die Hälfte der Laufzeit verfliegt, bis etwas passiert.
              Bis dahin baut West gekonnt Atmosphäre auf, spannt in gemächlichem Tempo den Spannungsbogen, um in den letzten 30 Minuten das gesamte Grauen zu entfesseln.
              Hinzu kommt ein herrlich, unheimlicher Score in altem Stile und auch unsere Hauptdarstellerin bzw. Protagonistin weiß zu gefallen, ganz im Gegensatz zu den Genrestandards der letzten Jahre.
              "The House of the Devil" überzeugt aber nicht nur durch eine hervorragende Atmosphäre und subtilen Grusel, nein auch die Schockeffekte funktionieren wunderbar. Seit Ewigkeiten habe ich keinen Horrorfilm mehr gesehen, der mir ein ums andere Mal einen solchen Schrecken eingejagen konnte. Sei es die Türklingel oder der plötzliche Einsatz stakkato-artiger Streicher-Sounds. Es funktioniert.
              Bis wir zum genial-abgefahrenen Finale kommen, werden sogar ansehnliche Goreszenen geliefert, die für eine 16er Freigabe teils recht derb ausfallen, ihre Wirkung aber keinesfalls verfehlen.
              Was West dann in der letzten Viertelstunde an Horror auf den Zuschauer loslässt, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Ein Showdown, der nicht zu künstlich in die Länge gezogen ist, wie in den meisten Horrorfilmen der letzten Jahre, der bis auf die Genretypische Flucht Treppe aufwärts, erfrischend radikal bleibt. Keine Wiederauferstehungen oder andere nervige Attribute. Die letzte Szene zauberte mir dann ein Lächeln ins Gesicht, kompromisslos und ein würdiger Abschluss für eines der größten Genre-Highlights der letzten Jahre und ein Augenzwinkern in Richtung Genre-Vorbild(er).
              In diesem Sinne: Danke Ti West, dass du uns bewiesen hast, dass das Horror-Genre noch am Leben ist, und wie man mit einfach(st)en Mitteln Atmosphäre, Spannung und vorallem Horror kreieren kann.

              7
              • 8

                Christopher Nolan gehört für viele Cineasten sicherlich nicht zu den herausragenden Regisseuren. Es hagelt oft Kritik, häufig wird die Musik von Hans Zimmer angeprangert, viele halten seine Filme für "pseudo-intelektuell", hirnlose Mainstream-Filme bzw. Blockbuster. Diese Kritik kann ich keinesfalls nachvollziehen, packen und berühren mich doch die meisten seiner Filme auf unnachahmliche Weise. Und so ist es auch bei Inception.
                Zu aller Erst gehe ich auf die musikalische Untermalung ein. Hans Zimmer wird oft mit dröhnenden, lauten Klängen in Verbindung gebracht. Das mag in gewisser Weise auch zutreffen. Aber es steckt viel mehr dahinter als bloßes Dröhnen. Die Musik vorallem das Theme "Time" weckt Emotionen, hat einen stimmigen Aufbau und wird hervorragend eingesetzt. Sie erzielt die notwendige Wirkung, sie begleitet den Film auf herrliche Weise. Es mag komplexere Werke in der Historie der Filmmusik geben, das zweifelt niemand an, aber wenn es die nötige Atmosphäre erzeugt, die Stimmung wiedergibt, dann hinterfrage ich nicht die Komplexität der Akkordfolgen, die Harmonien oder der Gleichen. Nein ich lasse mich fangen und treiben, und das macht dieser Soundtrack mit mir.
                Nun zum Film. Ein großer Vorteil den Inception bietet ist neben der innovativen Story-Idee sicherlich der Cast, allen voran Mister Dicaprio, meinem derzeit absoluten Liebling. Er spielt den zerissenen, in sich gekehrten Dom Cobb, wie er es immer tut. Genial. Er geht wie immer in seiner Rolle auf, zeigt durch sein Spiel die nicht verarbeiteten Probleme, die verloren gegangenen Träume, den Schmerz seines Charakters. Intensiv und beeindruckend. Der Rest des Casts ist namenhaft besetzt, wir haben einen Tom Hardy, eine Ellen Page, uvm. alles tolle Mimen, die durchweg überzeugen, ihren Charakteren aber nicht diese Intensität verleihen, wie es Dicaprio schafft.
                Die Story-Idee ist hier natürlich großartig. Es besteht die Möglichkeit in Träume von Fremden einzusteigen und so deren Gedanken zu stehlen. Also ein Gedankendiebstahl, der vorallem in der Geschäftswelt auf großes Interesse stößt. Ideen stehlen, bevor sie umgesetzt werden. Ein interessanter Ansatz. Darum geht es allerdings nicht direkt. Unsere Gruppe erhält den Auftrag einen Gedanken zu "pflanzen", also eine Idee durch einen Traum zu implizieren. Ein schwieriges Unterfangen. Dabei ist die Inception weniger komplex als oft erzählt wird. Die verschiedenen Traumebenen, wie sie funktionieren, wie man sie erreicht und wie man wieder aufwacht ohne in den Limbus zu geraten, der einen mehrere Jahrzehnte in einer traumartigen Welt festhält, ist klar erzählt, für Blockbuster Verhältnisse sicherlich anspruchsvoller als gewohnt, wer aber das Hirn eingeschaltet lässt, dürfte nicht überfordert werden. Bis zu diesem Punkt ist Inception sicherlich ein spannender Thriller mit Sci-Fi-Elementen und hervorragenden Action-Sequenzen. Auch die Effekte und die Kameraarbeit sind auf allerhöchstem Niveau. Wie die Traumarchitektur eingefangen wird, wie JGL in Schwerelosigkeit gegen mehrere Widersacher zu kämpfen hat, ist atemberaubend anzusehen.
                Was Inception aber auch inhaltlich zu einem großartigen Film macht, ist die erstaunlich emotionale Tiefe, vorallem für einen Blockbuster. Die Beziehung zwischen Cobb und Mal, die daraus resultierenden Probleme für die Mission, die Gruppenkonstellation und das emotionale Ende, das intensiv und packend ist und für viel Diskussionsstoff gesorgt hat. Sowas sieht man selten in einem Blockbuster und auch wenn Inception sicher nicht frei von Logiklöchern ist, sei verziehen. Denn einen so spannenden, intensiven und anspruchsvollen Blockbuster gibt es nicht alle Tage. Innovativ, Intelligent, wunderbar gespielt und einfach nur wunderschön anzusehen.
                Achja: Er fällt um.

                13
                • 7

                  Dass Harry Potter zu den größten Franchises gehört, schon nach kurzer Zeit nicht mehr wegzudenken ist aus der Popkultur und unzählige Fans hat, ist nichts Neues. Schon 4 Jahre nach Veröffentlichung des ersten Romans wurde eine Verfilmung auf die Kinoleinwände projeziert. 8 Millarden$ für 8 Filme sprechen für sich. Aber wie so oft, gelingt es den Filmen nicht, die literarische Vorlage annährend zu erreichen. Aber wie schafft man es auch 800 Seiten in 2 oder 3 Stunden komplett zu erfassen? Für Teil sieben der Reihe, wurde also entschieden, einen Zweiteiler, im Abstand von einem Jahr veröffentlicht, zu drehen. Und was kann man sagen? Es hat sich gelohnt. Finanziell und in künstlerischer Hinsicht, denn neben dem großartigen dritten Teil gehören die letzten beiden zu den Stärksten der Reihe.
                  Die Bücher sind ohne Zweifel genial, eine wunderbare Geschichte über eigentlich alles, gekleidet in eine wundersame Zauberwelt. Diese Vielfalt umzusetzen ist verdammt schwer. Jeder Fan hat andere Vorstellungen, empfindet bestimmte Stellen für wichtig, interessiert sich für andere Charaktere, und so gehen viele Momente verloren.
                  Auch in Teil sieben ist dies der Fall, das ist aber zu verschmerzen. Der Film ist düster, kalt, erwachsen und weiß die großen Szenen, vorallem das Ende, hervorragend in Szene zu setzen.
                  Auch die Darsteller unser 3 Protagonisten sind gereift. Daniel Radcliffe ist sicherlich immer noch kein herausragender Darsteller, aber er hat sich von Mal zu Mal gesteigert, auch wenn er neben Emma Watson oft sehr blass wirkt. Ms. Watson sticht in diesem Trio deutlich hervor, nicht nur ihrer äußeren Schönheit wegen, sie lässt Hermine am lebendigsten wriken. Ein großer Vorteil der Reihe ist sicherlich auch die grandiose Besetzungsliste, in der sich britische Schauspielgrößen in unglaublicher Dichte tümmeln. Über Gary Oldman, Alan Rickman und Ralph Fiennes bis hin zu Helena Bonham Carter, sind viele Charaktere grandios besetzt. Die verrückt-grausame Bellatrix Lestrange, der undurchsichtige Snape, sie alle haben ihre Momente, die Charaktere sind eben hervorragend gezeichnet und auch die Geschichte ist grandios, weswegen selbst eine mittelmäßige Umsetzung zu einem guten Film wird. Es ist oft nicht emotional genug, Vieles wird zu schnell abgehakt. Da wundert es beinahe schon, dass der Schluss großartig geworden ist. Der Aufhänger zu Teil 2 ist perfekt gesetzt, die Intensität, die emotionale Ebene, hier funktioniert alles. Die Ansätze sind also durchaus da, und wurden in Teil 2 dann auch besser umgesetzt. Teil 1 ist also eine Mixtur, manches funktioniert, manches nicht, was man aber sagen kann, ist: Harry Potter weist eine so unglaubliche Vielfalt auf, dass selbst eine durchschnittliche Umsetzung, einen guten Film zur Folge hat und als Diesen bewerte ich ihn. Als guten Film und nicht als Verfilmung eines guten Buches, welche ich immer noch in Frage stelle. Harry Potter möchte ich nicht missen, auf die Verfilmungen könnte ich aber durchaus verzichten, auch wenn ich damit alleine stehe...

                  3
                  • 6

                    Nachdem ich vor einiger Zeit wirklich sehr enttäuscht war von Rob Zombies Erstlingswerk, habe ich mir ein Herz gefasst, und den Streifen erneut ausgeliehen und in den DVD-Player gelegt. Und was kann man dazu sagen? Er ist definitiv besser, als ich ihn in Erinnerung hatte, aber außer einer respektablen Hommage hat Zombies Streifen wenig zu bieten.
                    Man muss dem Horrorfilm-Liebhaber zu Gute kommen lassen, dass viel Herzblut in diesem Projekt steckt. Er erweist seinen Vorbildern genügend Respekt, zitiert, imitiert, driftet aber nie ins Lächerliche und zieht niemanden in den Dreck. Das deutlichste Vorbild ist sicher Hoopers "Blutgericht in Texas". Die Firefly's sind eine schablonenhafte Redneck-Folter Familie mit Hang zu Okkultem und einer merkwürdigen "Kunst"-Auslegung.
                    Zombie zieht seinen Horror den Genre-Regeln üblich auf. Wir haben Zwei Paare die auf einer Art Roadtrip unterwegs sind, einen Unfall haben und leider an die falsche Familie geraten. Dann werden diese zwei jungen Paare gefoltert, getötet und die Redneck-Familie hat außerordentlich viel Spaß dabei. Das ist nichts neues, total belanglos und vorallem die 4 Opfer bleiben extrem blass und dienen nur als Futter für durchaus skurille Gore-Szenen. Da haben wir schon das erste Problem. Dazu aber später mehr. Was Zombie wirklich grandios einfängt ist das Feeling der 70er Terrorfilme. Er spielt mit den Einstellungen, spielt mit den Genrekonventionen, überspitzt diese und wartet mit auffällig vielen interessanten Ansätzen auf. So wird in einer Szene zwischen normalen Einstellungen und einer an "Snuff"-Filme angelehnten Qualität/Perspektive gewechselt, die in der Abtrennung eines Unterarms und das "Rumspielen" damit ihren Höhepunkt findet. An anderer Stelle kehrt er einfach eiskalt die Farbgebung um an anderer zögert er meisterhaft den Todesschuss hinaus, während die Kamera weiter hinauszoomt, um am Ende die Szene in Zeitlupe aufzulösen ohne einen Tropfen Blut zu verspritzen. Diese Verspieltheit ist sehenswert, legt aber das deutlichste Problem von "Haus der 1000 Leichen" dar. Der Film ist schlicht und einfach nicht furchteinflößend. Zu keiner Sekunde. Die Schockeffekte funktionieren nicht, die Goreszenen bleiben weitesgehend harmlos (ja ich habe die ungeschnittene Fassung gesehen!) und die Protagonisten sind hier eindeutig die Folter-Familie, die auch erschreckenderweise mehr Sympathien erlangen als die belanglose 4er-Gruppe. Somit ist das gesamte Geschehen äußerst skurill, schrill, aber nie wirklich spannend, da die Opfer dem Zuschauer völlig egal sind und daran scheitert Zombies Film letztendlich. Er will Hommage sein und schafft dies auch vorzüglich, aber er will auch Horrorfilm sein und da versagt der Film auf ganzer Linie. Zum Ende hin wird es immer skuriller, aber nicht besser, der Film ist überraschungsarm und außer einem hervorragenden Sid Haig als Captain Spaulding und einem amüsant überdrehten Bill Moseley als Otis, bleibt keiner in Erinnerung. Sicher Sheri Moon Zombie ist äußerst attraktiv und es gibt schlechtere Darstellerin, aber außer ihrem Hintern bleibt von ihr nichts in Erinnerung. Und auch der Rest ist austauschbar. Schade, dass Sid Haig vergleichsweise wenig Leinwandzeit aufweist, seine Auftritte sind wohl die Besten. Vorallem das Intro entlockte mir ein Schmunzeln.
                    "Haus der 1000 Leichen" ist ein unetschlossenes Werk geworden, anfangs noch wirklich interessant, visuell beeindruckend, driftet er zum Ende hin immer weiter ab, wird von Szene zu Szene seltsamer, eigenartiger, schafft es aber nie den Zuschauer zu ängstigen. Und genau das erwarte ich von einem Horrorfilm. Angst und Schrecken. Schade. Aus einer kleinen, feinen Hommage, hätte einer DER Horrorstreifen der letzten Jahre werden können. Aber starke Ansätze sind zu erkennen, weswegen ich viel Hoffnung in die weiteren und noch folgenden Werke von Zombie setze, der Mann könnte nicht nur Legenden zitieren, sondern selbst eine werden. Gegönnt sei es ihm!

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                    • 10

                      Ich hatte vor langer Zeit mal einen Kommentar zu "I saw the devil" geschrieben, einem meiner absoluten Lieblinge, da dieser Kommentar aber nicht mehr angemessen war, starte ich hiermit einen Neuversuch (der hoffentlich nicht scheitert^^).
                      SPOILER!

                      Mit "I saw the Devil" begann meine Liebe für das asiatische, vorallem das südkoreanische Thriller-Kino. Andere Länder, andere Sitten, andere Filme. Dieser Film war anders. Das heißt nicht, dass Produktionen aus den USA oder aus Europa nicht brutal oder dreckig sind oder gar spannungsarm, auf keinen Fall, aber "I saw the devil" war anders. Allein der äußerst atmosphärische Einstieg ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Auch bei wiederholtem Ansehen. Wie Choi Min-Sik den eiskalten Frauenmörder mimt ist faszinierend. War er in Oldboy noch der Racheengel, spielt er hier den Gegenpart. Den Teufel. Emotionslos und brutal bringt er seine Opfer um, vergewaltigt sie, verstümmelt sie. Als er die Verlobte des (von Lee Byung-Hun verkörperten) Geheimagenten Soo-hyun umbringt wird aus dem Jäger der Gejagte. Bis es zum ersten Aufeinandertreffen unserer Kontrahenten kommt, zeigt uns Regisseur Kim Jee-Woon was uns in den nächsten 2 1/2 Stunden erwartet. Eine nicht enden-wollende Spirale aus Gewalt und die daraus resultierende Entwicklung unserer Protagonisten. Er findet genug Zeit uns die Protagonisten vorzustellen, die anfangs sehr einfach und einseitig wirken, ein brutaler Killer und ein wütender Cop. Er baut die Spannung langsam auf, kreiert eine grandiose Atmosphäre, die von Minute eins bis hin zum Schluss so gnadenlos kalt und grausam wirkt, nur um in der letzten Szene in tiefe Melancholie zu verfallen.
                      Als dann nach ca. einer Stunde unser Täter entlarvt ist, beginnt Soo-hyun seinen Racheakt. Er schlägt den Killer bewusstlos und versieht ihn mit einem Peilsender, um ihn systematisch Stück für Stück zu foltern, zu mälträtieren, ihn zu quälen, während er ihn immer wieder "frei lässt". Die gezeigte Gewalt im Folgenden ist so unglaublich intensiv, wie ich es bisher nie gesehen habe. Eine derartige Angespanntheit habe ich selten bei einem Film erlebt, ich wollte wegschauen, aber es ging nicht. Kim Jee-Woon weiß diese Spirale aus Gewalt und Folter so stilvoll einzusetzen, wie bspw. in einer Messer-Stecherei in einem Taxi, das wohl den meisten Filmemachern in ein unübersichtliches Schnittfeuerwerk abgedriftet wäre, um sie gleichzeitig in Frage zu stellen. Verdient die Bestie solche Folter? Diese Frage lässt Jee-Woon im Raume stehen, während er seinen Protagonisten durch seelische/psychische Qualen schickt, die ihn selbst zur Bestie werden lassen. Umso weiter der Film fortschreitet, desto mehr Abscheu entwickelt der Zuschauer, desto häufiger stellt sich die Frage, wer denn nun den Teufel sieht/sah?
                      Bis hin zum absolut genialen Schluss wird der Zuschauer durch eine Tour de Force ohne Gleichen geschickt, nervenzerrend spannend, virtuos gefilmt und großartig gespielt, dass die Charaktere recht oberflächlich bleiben, fällt nicht weiter auf und stört auch nicht. Die Bestie in ihnen, hervorgerufen durch die Ausübung von Folter/Gewalt, welche immer mehr aufkeimt, ist der Mittelpunkt und am Ende ist nicht klar, wer der Grausamere der Beiden ist. Der "Frauenmörder" oder der "Racheteufel"?
                      In der letzten Szene wird die endgültige Rache vollzogen, das Ende der Qualen. Kyung-chul wird vor den Augen seiner Familie geköpft, bzw. auf gewisse Art auch von ihnen. In diesen 3 Minuten ertönt eine tieftraurige Piano Melodie, die passender nicht hätte sein können. Während die Kamera zwischen Kyung-chul und Soo-hyun, der draußen im Regen, mit Kopfhörern im Ohr, den letzen Minuten von Kyung-chul lauscht. Als dieser stirbt, bricht unser "Racheteufel". All die angestaute Wut, das Wissen darüber, ein ebenso grausamer Mörder zu sein brechen aus ihm heraus und der Zuschauer weiß, dass er soeben den Teufel gesehen hat und er hat zwei Gesichter.

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                        Enthält SPOILER

                        Bei Biopics bzw. Filmen, die von realen Geschehnissen erzählen, stellt sich die Frage, wie man eine Geschichte spannend erzählt, dessen Ausgang allgemein bekannt ist und wie man die damalige Zeit wiederbelebt, ohne den Mythos um die Personen, ihre Beziehungen und den Lauf der Geschichte zu zerstören.
                        Nun Ron Howard beantwortet diese Frage in seinem Formel-1 Drama "Rush" und zwar so eindrucksvoll, dass sogar Formel-1 Hasser zwei Stunden lang gebannt die Leinwand anstarren und begeistert mit den Rennfahrern mitfiebern.
                        Vornweg muss ich sagen, dass ich mit Formel-1 überhaupt nichts anfangen kann. Die Namen Niki Lauda und James Hunt waren mir zwar durchaus bekannt, genaue Umstände ihrer Rivalität waren mir allerdings nicht bewusst und erst vor Kurzem las ich die genauen Umstände der Saison 1976. Was Rush in dieser Frage auszeichnet, ist die enorme Spannung, die trotz bekanntem Ende vorallem in der letzten Viertelstunde den Atem raubt und die Zuschauer wortlos zurück lässt.
                        Ein solcher Film ist natürlich auf seine Darsteller angewiesen, auf das Schauspiel miteinander, bzw. die Chemie zwischen den Hauptdarstellern. Und das passt hier einfach. Chris Hemsworth spielt James Hunt, einen Mann der sein Leben in vollen Zügen genießt und Rennen fährt für den ultimativen Kick. Der sich nach Außen als coolen, leichtlebigen Kamikaze-Fahrer gibt, aber im Verborgenen immer wieder Angst und Zweifel aukeimen lässt. Hemsworth spielt diesen Charakter, der seine innere Zerissenheit und den Leistungsdruck durch Alkohol, Drogen und Frauen zu kompensieren versucht, mit solch einer Intensität und Glaubwürdigkeit, dass er den verstorbenen James Hunt nicht nur würdigt, sondern für zwei Stunden zurück ins Leben holt. Beeindruckend. Doch beeindruckender ist, wie Daniel Brühl sich in seiner ersten Blockbuster-Hauptrolle schlägt. Den in sich gekehrten Analysten, der lieber eine Nacht lang an seinem Auto rumschraubt, anstatt sich zu amüsieren, verkörpert er auf eine unnachahmliche Weise, er geht vollkommen in seiner Rolle auf und könnte zu einem der wenigen deutschen Oscarpreisträger werden (gegönnt sei es ihm!). Auch wenn mir James Hunt und Niki Lauda charakterlich nicht bekannt waren, habe ich die Beiden durch Rush kennen gelernt.
                        Obwohl Rush ein Formel-1 Film ist, wird das Augenmerk auf die Rivalität und die Charaktere gelegt und nicht auf die Rennszenen. Das heißt nicht, dass die Rennszenen nicht unglaublich spektakulär sind. Im Gegenteil, der ohrenbetäubende Lärm der Rennmaschinen erzeugt eine unglaublich Atmosphäre und wenn unsere Rennfahrer dann die Strecke langschießen und die Kamera wundervoll zwischen Perspektiven außerhalb der Strecken, aus den Helmen heraus und in die Wagen, die Motoren hinein wechselt wird einem das Gefühl vermittelt selbst hinter dem Steuer zu sitzen.
                        Der Mittelpunkt sind allerdings die Fahrer selbst und nicht die Autos. Die Rivalität zwischen Lauda und Hunt entwickelt sich schon in der Formel-3, in der Hunt als konkurrenzloser Fahrer auf den großen Traum wartet in der Formel-1 starten zu dürfen. Dies ändert sich als Lauda sein erstes Rennen in dieser Liga absolviert. Ein erbitterter Zweikampf zweier unterschiedlicher Fahrer, der sich bis in den Höhepunkt 1976 steigert: Im Kampf um die Weltmeisterschaft. Hier schafft Rush Lauda und Hunt gleichsam unsympathisch bzw. sympathisch wirken zu lassen. In der einen Szene steht man hinter Hunt, in der Nächsten hinter Lauda, die Sympathien wechseln hin und her. Bis zum großartigen Finale erleben wir einen packenden Film über Beziehungen, Rivalität, Feindschaft und Respekt. Vorallem ein Interview nach Laudas Unfall und die Reaktion von Hunt zeigen den Umbruch. Aus Feinden werden auf gewisse Art Freunde, auch wenn dieses Zugeständnis keiner der Beiden befürworten würde. Doch wie heißt es so schön am Ende? Hunt gehört zu den Wenigen die Lauda mochte, respektierte und war der Einzige, den er je beneidete. Und spätestens hier weiß jeder, Rush ist mehr als ein einfach Biopic, Rush ist eine meisterliche Hommage an zwei Legenden und der Beweis, dass Geschichte nicht immer langweilig ist.

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                        • 6

                          Mit Remakes ist es immer so eine Sache. Oft wird uninspiriert kopiert, optisch aufgestylt, vorallem möchte man aber Profit machen. Vorallem im Horror-Genre hat dies in den letzten Jahren für viel Ärger gesorgt. Ein Remake folgte dem Nächsten, Jason, Freddy Krüger, Leatherface, sie alle bekamen ein Reboot, doch bis auf den Killer waren diese Streifen alle gleich. Langweilige, ultrabrutale Teenie-Slasher. Demnach waren die Erwartungen an Rob Zombies Remake von "Halloween" eher gering. Alle Zeiger standen auf "Scheitern". Zumal Zombie mit dem äußerst langweiligen "Haus der 1000 Leichen" zwar seine Liebe zum Genre zelebrierte, auf filmischer Ebene aber eher versagte. Das sei ihm verziehen, war doch der Nachfolger eine recht amüsante Killergroteske, von einer spannenden und atmosphärischen Horrorperle aber weit entfernt. So bleibt auch seine 3. Regiearbeit ein größtenteils langweiliger Horrorfilm, der vorallem am Ende den Konventionen des Genre unterliegt und der doch recht gelungenen ersten Hälfte einen faden Beigeschmack serviert.
                          Zur Geschichte muss nicht viel gesagt werden, die kennen wir alle noch aus dem Jahre 1978, zumal Slasherfilme auch nicht wegen ihrer genialen Storyline bekannt sind. Rob Zombie weiß anfangs zu gefallen, vermeidet er doch einige Fehler, die den meisten Remakes des neuen Jahrtausends zu Grunde liegen. Ebenso zollt er dem Original Respekt und kopiert nicht die geniale Anfangssequenz. Er löst das Problem auf andere Weise. Da ist allerdings schon der erste Kritikpunkt festzumachen. Halloween schockiert vorallem wegen des Mysteriums, das Myers umgibt. Wir kennen seine Motive nicht, wir wissen nicht wie er ausbrechen konnte, wir wissen lediglich, dass er in seiner Heimatstadt morden möchte. Zombie entmystifiziert in dieser Hinsicht den Charakter des Killers, führt ihn durch eine schwere Kindheit mit einer asozialen Familie und gemeinen Mitschülern. Versucht seinen Morden ein Motiv zugeben. Die Ausbruchsszene ist ebenso unnötig, wurde im Original auch nicht benötigt, auch wenn hier ein netter Kniff in der Charakterisierung des Killers vorgenommen wird.
                          Das "Warum", das im Original einen Großteil der Faszination des Killers ausmachte, wird somit allerdings beantwortet. Es ist zwar löblich, dass Zombie versucht dem Originalstoff etwas neues abzugewinnen und nicht eine 1:1 Kopie zu drehen, funktionieren tut dies aber nur bedingt. Trotzdem: Die erste Filmhälfte ist unterhaltsam, blutig und atmosphärisch. Schade, dass Zombie nicht weiter auf diese Linie aufgebaut hat. Stattdessen verkommt er nach einer Stunde den Konventionen des Genre und gleicht sein Werk immer mehr dem Original an. Uns wird eine Teenie-Clique präsentiert, Cheerleader, allesamt hübsch anzusehen, nichts als Sex im Kopf. Allesamt austauschbar, langweilig und nervig und lediglich Opfer für Myers. Selbst die Protagonistin bleibt unglaublich blass und nervt ebenso wie ihre Freunde. Schade, Curtis spielte im Original sicher nicht den tiefgründigsten Charakter, sympathisch war sie allerdings. Somit fehlt ein wichtiger Aspekt für Slasherfilme: eine Identifikationsfigur bzw. ein Charakter, mit dem der Zuschauer mitfiebern kann. Es war mir reichlich egal, was mit den Opfern passiert, ja nach dem viel zu langen und schrei-lastigen Showdown war ich sogar auf der Seite des Killers, auf das er dem Grauen ein Ende setzt. Auch die Mordszenen sind dem Original angelehnt, das hebt "Halloween" allerdings von seinen Remake-Kollegen erfreulich ab. Körperteile die umherfliegen, Gedärme die sich auf dem Boden verteilen, bleiben aus. Es fließt wenig Kunstblut.
                          Handwerklich ist an dem Film nichts zu meckern, Zombie findet anfangs ein ums andere Mal schöne Einstellungen und auch der Score überzeugt. Schön, dass Zombie das Original-Theme verwendet hat. Dieser erzeugt vorallem in der Szene, als Michael seine "richtige" Maske aufsetzt, eine schaurige Atmosphäre. Schockmomente bleiben leider aus und auch der Suspense, der im Original durch das ständige Auftauchen und Verschwinden von Myers kreiert wurde, bleibt auf der Strecke.
                          Zombie ist eine unentschlossene Hommage an das wunderbare Original von 1978 gelungen, das sich anfangs erfrischend anders anfühlt, mit fortschreitender Laufzeit aber immer mehr in Klischees abdriftet und doch noch den Haken in Richtung "unnötiges Remake" schlägt. Schade!

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                          • 8
                            über Gravity

                            2006 lieferte uns Cuaron eine grandios düstere, innovative Dystopie mit "Children of Men", zwei Jahre zuvor zeigte er uns, dass Harry Potter Filme nicht unbedingt für Kinder sein müssen und gab der Reihe einen düsteren Touch. Nach solchen Werken waren die Erwartungen an Gravity dementsprechend sehr hoch. Und irgendwie ist Gravity auch genau das geworden was ich erwartet hatte: Ein grandios bebilderter, opulenter Science Fiction Film, der es leider verpasst seinen Charakteren mehr Tiefe zu verleihen und die Handlung beinahe komplett vernachlässigt.
                            Allein schon die anfängliche Plansequenz ist so beeindruckend, schickt den Zuschauer selbst in die Schwerelosigkeit und beweist gleichzeitig, dass 2,50 € Aufschlag für ein 3D-Ticket sehr lohnenswert sein können. Die Optik und die Kameraarbeit gehören zum besten, was das Kino in den letzten Jahren zu bieten hatte. Aufnahmen eines Sonnenaufgangs, Einstellungen aus den Raumfahrthelmen, endlose Kamerafahrten lassen den Zuschauer begeisternd und staunend in den Kinosessel sinken. Bis es zur Katastrophe kommt, konnte ich sogar ein ums andere mal über Clooney schmunzeln, der sicherlich keine Oscar-würdige Darstellung abliefert und eigentlich nur als Stichwortgeber für die geniale Bullock fungiert, aber dem anfänglichen Staunen seinen gewissen Charme beifügt. Die tonlose Kollision umherfliegender Raumstation-Splitter mit der Explorer unserer Protagonisten, ist dann der (eigentliche) Anfang einer 70-minütigen, an Atmosphäre und Spannung kaum zu überbietenden, Achterbahnfahrt durch die Schwerelosigkeit des Weltalls. Selten waren komplett tonlose, kurze Einstellungen so effektvoll. Und auch wenn der Score grandios ist, sind es die geräuschlosen Momente, die die meiste Spannung erzeugen.
                            Zur schauspielerischen Leistung muss nicht viel gesagt werden, George Clooney spielt wie immer die gleiche Rolle, ist dabei charmant und locker, während Sandra Bullock, welche ich eigentlich nicht besonders gern sehe, eine oscar-würdige One-Woman-Show zelebriert, die den Film perfekt abrundet.
                            Handwerklich ist der Film auf allerhöchstem Niveau, Regie, Schnitt, Ton, Score, Kamera, alles ist perfekt.
                            Doch bei all den Lobeshymnen muss festgehalten werden, dass Gravity nichts zu erzählen hat. Der Film sieht wunderbar aus, ist unglaublich spannend, die Charaktere erhalten aber zu wenig bzw. gar keine Tiefe und die Handlung ist quasi nicht existent. Es graut mir daher vor einer Zweitsichtung, da mir diese Kritikpunkte erst richtig klar geworden sind, nachdem ich das Kino bereits verlassen hatte und das Gesehene revue passieren ließ. Mein Tipp daher an alle Interessierten: Geht undbedingt ins Kino, da der Film (nur) auf der großen Leinwand seine Stärken völlig entfalten kann.

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                            • Schön, dass die Südkoreaner erwähnt wurden.

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                                Breaking Bad wurde schon vor Beendigung in den Serien-Olymp geredet. Neben Sopranos, The Wire, Twin Peaks uvm. gehörte BB für Viele Fans zum besten, was je über die Fernseher flimmern durfte. Skeptiker forderten das Abwarten der finalen Folgen, bevor Beurteilungen anstehen. Nun, was kann man dazu sagen? Die Skeptiker, sowie die Fans der Serie hatten Recht. Breaking Bad ist eine der besten Serien die ich je begutachten durfte und ja, das Ende hat mich etwas enttäuscht zurück gelassen.

                                Es folgen geringfügige SPOILER auf alle 5! Staffeln.

                                Wieso 10 Punkte, obwohl ich vom Ende nicht zu 100% überzeugt bin? Weil ich wusste, dass ich enttäuscht werde.

                                Breaking Bad hat es 5 Staffeln lang geschafft mich zu fesseln, mich zu begeistern, mich zu verblüffen, mich zu überraschen. Ich fing an die Charaktere zu lieben, zu hassen, zu vermissen. Breaking Bad generiert eine unglaublich Faszination, die vorallem aus den großartigen Darsteller Leistungen und der wunderbaren Regie, sowie Schnitt und Kamera-Arbeit, entsteht. Die Leistung des gesamten Casts ist beeindruckend, jede kleine Rolle ist gut besetzt, gegen Bryan Cranston kommt allerdings nur Aaron Paul an. Das Bryan Cranston das Aushängeschild von Breaking Bad ist und vorallem durch seine "Gestalt" des Hut-tragenden Glatzkopfs "Heisenberg" berühmt wurde, ist keine Frage. Aber was Aaron Paul im Laufe der Serie an Schauspielkunst zelebriert, ist außer Frage großartig. Er ist der Einzige, dem Bryan Cranston nicht die Show stiehlt, der einzige der gegen diese enorme Präsenz anspielen kann, ja der Einzige der in einigen Szenen der späteren Staffeln sogar Heisenberg übertrifft. Das ist sicherlich auch den Drehbuchautoren zuzusprechen, die den Charakter des Jesse Pinkman so wundervoll gestaltet haben, ihn durch "Ups and Downs" jagen, stetig weiterentwickeln, das bringt Aaron Paul einfach rüber. Ob als Junkie, als Koch, als Freund und Ersatzvater, er gibt immer 100% und das sieht man. Schade, dass Talente wie Aaron Paul (vermutlich ihr lebenlang) als Charakter einer Serie angesehen werden. Für die meisten ist er Jesse Pinkman, und wird es auch immer bleiben, den erfolgreichen Sprung auf die Kinoleinwände gönne ich ihm daher von tiefstem Herzen.
                                Zu Bryan Cranston und seiner Figur muss wohl nicht viel gesagt werden. Die Darstellung des krebskranken Chemielehrers, der seiner Familie mit Meth kochen einen schönen Lebensabend gönnen will und dabei zum skrupellosen Drogenbaron aufsteigt, ist außer Frage genial gespielt, von den Autoren perfekt gezeichnet und sucht seines Gleichen in der Fernseh-Welt. Noch nie hat mich ein Charakter so fasziniert, angewidert und gleichzeitig begeistert. Die Sympathien schwanken von Staffel zu Staffel, von Folge zu Folge um am Ende die Dinge wieder gerade zu biegen.
                                Zu den anderen Charakteren muss nicht viel gesagt werden, wir haben einen kultverdächtigen Anwalt, eine nette Familie, Drogenbosse, Drogendealer. Alle erhalten ihre nötige Leinwandzeit, keiner wird überstrapaziert, alles passt.
                                Hinzu kommen viele Schockmomente (Siehe Top 7) und großartige Cliff-Hanger. Was Breaking Bad aber vorallem auszeichnet, ist die enorme Ruhe, die vorallem in den ersten beiden Staffeln ihre Wirkung entfaltet. Die Atmosphäre des ruhigen und sandigen Albuquerques in New Mexico, welches oft menschenleer wirkt, wird durch das geringe Erzähltempo ausgenutzt und zur Perfektion geführt. Es gibt Folgen in dene überhaupt nichts passiert (Stichwort: Fliege!) und auch sonst wird das Tempo erst zum Ende der jeweiligen Staffel leicht erhöht. Es wird sich aber immer genug Zeit genommen, Action ist kaum vorhanden und auch der Score ist oft sehr ruhig und gerade dadurch so effektvoll. Die Songs die in Breaking Bad eingestreut werden, wissen nicht nur musikalisch zu gefallen, sie fügen sich nahtlos in die Szenen ein und perfektionieren diese.
                                Auch die Idee spätere Ereignisse an den Anfang einer Episode zu stellen und somit den Zusammenhang im Laufe der Folge/Staffel zu präsentieren funktioniert wunderbar.
                                Ein nebenläufiges Aushängeschild von Serien ist sicherlich das Intro (-Theme). Da steht Breaking Bad der gesamten Atmosphäre der Serie, der Szenerie in nichts nach und präsentiert ein musikalisch leicht gehaltenes, kurzes Intro das in Staffel 5 Folge 15 in voller Länge zu hören ist, was für einen wunderschönen Gänsehaut-Moment sorgt (versprochen!).
                                Um nochmal auf den Anfang zurück zukommen, warum BB mich enttäuscht hat.
                                Ich wusste nicht wie es ausgeht, doch ich wusste vorher schon, dass ich vom Abschluss enttäuscht werde. Möglicherweise, weil es somit für immer "Aus" ist und ich eine ebenbürtige Serie finden muss, möglicherweise auch, weil ich mir (wie viele andere Fans vermutlich auch) Monate, ja Jahre lang einen Kopf darüber gemacht habe, wie es ausgehen wird. Und als es soweit war, hatte ich mehr erwartet. Was, kann ich nicht sagen, lediglich, dass ich mehr erwartet hatte.
                                Deswegen aber einen Punkt abzuziehen, wäre nicht gerechtfertigt, weil ich solch eine Genialität und Perfektion in Serienform bisher nur bei Twin Peaks Staffel 1 und The Wire begutachten durfte und ich glaube sogar, dass Breaking Bad diese übertroffen hat und vermutlich lange Zeit auf dem Olymp der Serien und in meinem Herzen auf dem Thron sitzt, vielleicht sogar für immer.
                                In diesem Sinne: Danke an alle Beteiligten von Breaking Bad für dieses Meisterwerk!

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                                • Ich versteh immer noch nicht, wo die Gemeinsamkeiten zwischen Film und Spiel bestehen, außer dass Autos auftauchen, aber es gab schon schlechtere Trailer. Abwarten und Tee trinken, vielleicht wird das ja ganz unterhaltsam!

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                                    Wir schreiben das Jahr 1960. Ich sitze vor meinem Schreibblock. Es ist schon dunkel. Es regnet und stürmt seit Stunden. Der Wind umsäuselt die Baumkronen, entfernt sind Donner und Blitzeinschläge zu hören. Psycho flimmerte gerade über die Mattscheibe. Der Master of Suspense hat ein wegweisendes Werk der Filmgeschichte erschaffen, das später als Großmutter (mütterlicher Seite) des Slashergenre fungieren würde. Spannend und schockierend, ein Meisterwerk.

                                    Cut

                                    Wir befinden uns im Jahr 1978. Es ist Halloween. Vor 18 Jahren hat uns Hitchcock einen Horrorfilm gezeigt der anders war. Keine übernatürlichen Wesen, keine Vampire, keine Geister, sondern ein Mensch. Eine Person, wie du und ich. Die schockierende Wirkung von damals ebbte mit der Zeit etwas ab, die unglaubliche Spannung ist nach wie vor unerreicht (daran kann auch Halloween nichts ändern).
                                    Es regnet noch immer, der Regen tropft langsam an den Fensterscheiben hinunter, während der Sturm zunimmt. Das Gewitter scheint näher zu kommen. Halloween flackerte eben über den Bildschirm. Ich sitze vor der Schreibmaschine und versuche die Gedanken zusammenzufassen. Psycho, die Großmutter des Slashergenre hat nach 18 Jahren einen ehrenvollen Nachfolger, obwohl eher einen weiterdenkenden Schützling nach sich gezogen. Die Mutter des Slasher-Genre. Eine First-Person Kameraperspektive zeigt uns ein verschlafenes kleines Nest, ein einsam wirkendes Haus. Wir sehen ein junges Teenager-Paar. Die (Kamera-tragende) Person begibt sich in dieses Haus, bedient sich an der heimischen Messerauswahl und sticht auf das Mädchen ein. Die Kamera wechselt. Wir sehen einen kleinen, verwirrt aussehenden Jungen, ein Messer in der Hand tragend. Unseren Killer. Dieses schreckliche Verbrechen ereignete sich im Jahr 1963. Wir sind nun in der Gegenwart. Es ist der Tag vor Halloween. Unser junger Verbrecher ist nun erwachsen, in der Irrenanstalt einsässig, doch er konnte fliehen. Und nun macht er sich daran, aus Halloween einen echten Schreckenstag zu machen.

                                    Halloween zählt nicht umsonst zu den Klassikern des Horror-Genre. Er hat nicht umsonst das Slasher-Genre salonfähig gemacht und etliche Sequels, neue Horror-Reihen und Spielfilme nach sich gezogen. Denn Halloween ist spannend. Hier wird nicht auf ausgefallene oder blutige Morde gesetzt, sondern auf nervenzerrende Spannung und Atmosphäre. Das fängt schon bei der großartigen Musik an. Minimalistisch, hypnotisch und alarmierend. Doch oftmals passiert überhaupt nichts. Wir hören die Musik, wir wissen, Michael Myers ist unter uns, aber es passiert nichts. Wir wissen das etwas passieren wird. Aber nicht wann. Wir wissen er wird zuschlagen. Er hält sich oft im Hintergrund, sichtbar für den Zuschauer, unsichtbar für die Protagonisten. Seine Auftritte sind rar gesät, dafür aber umso effektvoller. Carpenter weiß diese Grundsituation des psychopathischen Killers so stilvoll zu inszenieren, dass es kaum stört, dass die Charaktere allesamt langweilig bleiben, die Dialoge nicht immer überzeugen, das auch die Darsteller nicht alle in Hochform spielen und die Handlung kaum existiert. Die Atmosphäre trägt Halloween. Und die Konsequenz des Killers, ebenso wie die herausragende Kameraarbeit. Ein handwerklich perfekter Film.

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                                    Gegenwart. Ich sitz vor meinem Laptop. Der Sturm ist vorbeigezogen. Halloween und Psycho kommen mir ins Gedächtnis. Wer hätte gedacht, dass zwei so "preiswerte" Filme, zu den spannendsten und atmosphärischsten Filmen aller Zeiten werden?
                                    Ich schaue aus dem Fenster. Eine Gestalt ist zu sehen. Ist das möglich? Ich reibe mir die Augen. Die Gestalt ist fort. Blut tropft langsam die Fensterscheibe hinunter. Gibt es je wieder solche Innovation im Horrorgenre? Plötzlich steht die Gestalt vor mir. Das Messer hebend, bereit zuzustechen.

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                                      über Martyrs

                                      Es ist lange her. Ich stöberte durch Filmdatenbanken und suchte nach "ultimativ brutalen" Filmen. Ich war jung und hatte diese "Umso mehr Blut desto besser"-Phase, die Gott sei Dank vorbei ist. Nach langer Suche stieß ich irgendwann auf Martyrs. Ich las viel Positives, aber ebenso viel Negatives. Als ich Martyrs endlich in meinen DVD-Player legen konnte, war ich immer noch auf der Suche nach dem "ultimativen Kick", hatte aber schon etwas mehr Erfahrung im Bereich Film gesammelt und war, so dachte ich zumindest, abgehärteter in Sachen "Horrorfilm".
                                      An diesem Tag sollte ich lernen, wie falsch man liegen kann...
                                      Es gibt ein Problem, das ich mit "Martyrs" habe. Er hat mich versaut. Ich bin großer Fan des Horror-Genre, habe Klassiker wie Psycho, Suspiria, Blutgericht in Texas, (leider oft verachtete) Werke wie Cannibal Holocaust, Saw und Subgenre Vertreter wie Scream oder Dawn of the Dead (Zusammenhänge eher wahllos) geguckt und in mein Herz geschlossen (bis auf Suspiria, mit dem bin ich irgendwie nicht warm geworden!). Aber nach Martyrs bzw. in der Art und Heftigkeit wie Martyrs, hat mich keiner dieser Filme getroffen. Eigentlich kein Film. Und das ist nicht nur auf die physischen bzw. gorebezogenen Aspekte des Filmes zurückzuführen. Ja, Martyrs ist unsagbar brutal und grausamm, aber im Gegensatz zu hohlen und sinnfreien Produktionen wie Serbian Film oder Frontier(s), ist Martyrs intelligent und trifft den Zuschauer physisch und psyschich in die sprichwörtliche Magengrube. Es geht schon mit 100% los. Eine Schrotflinte, 4 Leichen. Ein brutaler Einstand für einen Film. Keine 5 Minuten vergehen und schon beginnt das Blutbad. Das ist schockierend, unterscheidet Martyrs aber nicht von anderen Genreproduktionen, da fließt ebenso viel Blut. Doch dann kommt ein interessanter Kniff (einer von Vielen). Wir driften vom (möglicherweise unbegründeten) Racheakt in den blanken Horror.

                                      Ab hier kann ich Leuten, die den Film noch schauen möchten raten nicht weiterzulesen, Martyrs funktioniert am besten ohne Vorwissen. Also: SPOILER!

                                      Der Zuschauer hat keine Atempause, es wird gnadenlos spannend und Kniff Nr. 2 wird eingeleitet, die vermeindliche Protagonistin stirbt und wird ersetzt. Ich fühlte mich ein wenig an Hitchcock's Psycho erinnert. So flüssig weiß der Regisseur den Fokus zu verlagern und aus dem Horror-Film einen Psychothriller von gnadenloser Grausamkeit zu machen. Was wir bis dahin an quälenden Goreszenen zu erblicken haben, gipfelt in eine ewig wirkende (aber nicht im negativen Sinne!) Folter und einen grausamen Höhepunkt. Und diese 2. Hälfte macht Martyrs zu dem was er ist. Ein intelligenter Film der den Zuschauer "foltert", ihn Leiden lässt, ihn fesselt und lange nicht mehr loslässt. Der religiöse und fanatische Aspekt bildet das reale(re) Gegenstück zur "Horror-Hälfte", klärt alle Rätsel der ersten 3/4 Stunde und gipfelt in einer tollen letzten Einstellung. Wir haben es plötzlich mit echten Menschen zu tun, einer gut organisierten Vereinigung, die nur eines im Sinn hat und Menschen dafür ohne jegliche Reue/Gefühle quält. Es gibt kein Entkommen, kein Happy-End, nur den Tod und Entsetzen. Eine atemberaubende Atmosphäre, handwerklich und schauspielerisch auf sehr hohem Niveau und auch die Gore-Effekte sehen "wunderbar" aus.

                                      Martyrs ist für MICH der Meilenstein im Horrorgenre (nicht handwerklich oder Innovationstechnisch, sondern vom "Verstör-Faktor" aus gesehen), kein Film hat mich danach je wieder so schockieren können, so "gequält" wie Martyrs. Und genau DAS erwarte ich von einem Horrorfilm, eine enorme Spannung, eine stimmige Atmosphäre und dieser "Verstör-Faktor", dass Martyrs dabei auch mit grandios-grausamen Goreszenen aufwarten kann ist eher nebensache. Ich hoffe es wird irgendwann wieder einen Film wie Martyrs geben, der mich fesselt, mich nicht mehr loslässt und mich schockiert.

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                                        Es ist faszinierend in welch einer Geschwindigkeit die Südkoreaner eine Thriller-Perle nach der anderen rausbringen. Oldboy, Bittersweet Life, I Saw the Devil, uvm. Auch "A Company Man" gehört dazu. Wie meist üblich ist die Rahmenhandlung nicht sonderlich komplex. Ein Auftragskiller arbeitet für eine "Firma" und verliebt sich in die Mutter einer "Aushilfe" bei eben dieser Firma. Es wird aufgedeckt und es endet in einem finalen Showdown. Das ist alles so elegant, stylish und hervorragend inszeniert, toll gefilmt und vorallem in den Actionsequenzen sehr übersichtlich geschnitten, dass man über die einfache Geschichte hinweg sehen kann. Die grandiose Optik ist aber nicht alles, was "A Company Man" ausmacht. Die Südkoreaner wissen wie kein Zweiter Melancholie, Ruhe und knallharte Action in ein perfektes Gleichgewicht zu bringen, sie miteinander zu verbinden, sodass trotz eher weniger Charaktertiefe eine beachtliche Sogwirkung entsteht. Man fühlt sich mit dem Geschehen verbunden, man ist mitten drin, so auch bei ACM. Das ist auch dem großartigen Hauptdarsteller zu verdanken, der sehr überzeugend spielt und trotz wenig Dialogzeilen seinem Charakter die nötige Tiefe zu verleihen. Als reines Drama funktioniert das nicht über die volle Laufzeit, daher wird uns stylishe Action, ein bis zwei coole Nahkampf-Actionszenen serviert. Vorallem der finale Showdown setzt dem Ganzen noch einen drauf. Und obendrein wird dem Film noch ein satirischer Subtext über große Firmen und das Verhältnis der Angestellten und der Chefs und Arbeit allgemein in solchen Firmen verliehen. Das wird vorallem am Ende und in der letzten Szene vermittelt.
                                        Die Südkoreaner haben es wieder einmal geschafft. Ein Thriller der gut aussieht, melancholisch daher kommt und Genre-Vertreter aus den USA locker in die Tasche steckt, eine Schande, dass es solche Streifen nicht bei uns in die Kinos schaffen.

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                                          Regel 1 für Fortsetzungen: Lauter, Größer, Schlechter.
                                          Das war eigentlich schon die einzige Regel für Hollywood Blockbuster und Michael Bay verfolgt diese Linie gnadenlos und lässt noch mehr Roboterschlägereien über den Zuschauer ergehen, serviert noch mehr Pathos und nimmt der Vorlage komplett jeglichen Charme und kredenzt uns einen Haufen Schrott (Ich weiß, schlechtes Wortspiel). Teil eins war sicherlich kein Wunder der Filmkunst und kein grandioses Machwerk, Spaß hatte ich aber trotzdem irgendwie. Ich durfte ein ums andere Mal schmunzeln, war auch teilweise fasziniert von der Action, in Teil 2 fehlt aber jegliches Feeling. Das fängt schon mit der Story an. Irgendwie geht es darum, dass die "Bösen" Rache wollen und die "Guten" was dagegen haben. Dann rennen unsere Helden ca. 2 Stunden in der Gegend rum, landen irgendwann mit einem alten Roboter in der Wüste und verkloppen zwischendurch böse transformierte Autos. Dann gibt's am Ende noch einen finalen Showdown und noch mehr Explosionen und Roboter-Schlägereien. Was grausam klingt, ist beim Zuschauen noch viel grausamer. Die Charaktere sind alle so selten dämlich und nervig, dass man sich am liebsten mit der Fernbedienung erstechen möchte. Die Eltern von Sam nerven, Sam nervt, die Freundin von Sam nervt und sein Studienfreund nervt am meisten. Die One-Liner die serviert werden sind so unglaublich trocken, fehl am Platz und peinlich, dass man weiterhin versucht sich mit der Fernbedienung zu erstechen, was natürlich nicht möglich ist. Dann kommt noch hinzu, dass der Film zu lang ist. Moviepilot Haschbeutel hat einmal einen sehr treffenden Kommentar zum Thema: "Wenn das Drehbuch auf einen Bierdeckel passt" verfasst, auf den ich hier gerne verweisen würde. Was macht man, wenn man keine Story zum Verfilmen hat, aber über 100 Mio $ Budget? Man klatscht sinnlos irgendwelche abgedroschenen und übertriebenen Actionsequenzen, am besten oft in Zeitlupe, aneinander, lässt am Ende Tote wiederauferstehen und zwischendurch zeigt man Megan Fox. Das wird dann in eine Rache-Geschichte (Wenn man das überhaupt "Geschichte" nennen darf...) gebettet, damit man nicht eine 1:1 Kopie von Teil 1 erhält. Und wenn all der Schwachsinn nicht schon genug gewesen wäre, wird noch eine ordentliche Portion Pathos und sinn befreiter Patriotismus hinzugefügt. Wie kann man eine Geschichte um den Kampf zweier Roboter-Klassen patriotisch anreichern? Man macht die "Guten"!! etwas "schwächer", damit sie die Hilfe der Menschen und zufälligerweise des amerikanischen Militärs benötigen um zu gewinnen und nennt das dann ein Bündnis namens "NEST". Damit ist aber noch nicht Schluss an negativen Aspekten, nein, Bay hat echt sein Bestes gegeben diesen Teil in den Sand zu setzen (noch ein schlechtes Wortspiel...). Es gesellen sich natürlich noch reihenweise Logiklöcher zu diesem Schwachsinn. Megan Fox sieht nach gefühlten 10 Stunden in der Wüste und nach unzähligen Explosionen immer noch wahnsinnig toll aus, ihre weiße(!!) Hose ist blitzblank. Das ist aber nur ein Beispiel von Vielen, die ich jetzt nicht weiter ausführen möchte.
                                          Was kann man zusammenfassend also sagen? Michael Bay hat aus einer nicht vorhandenen Geschichte, einen schlechten Werbespot für Explosionen, Autoroboter und Megan Fox gemacht, den man gut auf 80 Minuten, am besten auf gar keine Minute, hätte kürzen können. Das Filmmaterial würde niemand vermissen, zumindest meine Wenigkeit nicht.

                                          PS: Wer den Kommentar von Haschbeutel, auf den ich oben verwiesen habe, lesen möchte (hat wahrscheinlich sowieso schon jeder^^) hier der Link: http://www.moviepilot.de/news/wenn-das-drehbuch-auf-einen-bierdeckel-passt-122560
                                          Großartiges Ding!
                                          (@Haschbeutel Ich hoffe das ist in Ordnung, wenn ich hier den Verweis tätige, falls nicht, sag mir bitte Bescheid!)

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                                            The Green Mile ist typische Oscar-Ware. Der Film ist lang, (leicht) klischeebeladen, es wird ein amerikanisches Thema (Todesstrafe - Gut/Schlecht?) behandelt, gepaart mit religiösen Aspekten. Das alles wird als Erzählung im Film gezeigt und am Ende wird ordentlich auf die Tränendrüse gedrückt. Kein Wunder also, das auch "The Green Mile" mit einer Oscar-Nominierung geehrt wurde. Das Interessante daran: Er hat sich das auch verdient. Der Film ist mit seinen 3 Stunden Laufzeit zwar deutlich zu lang geraten, wirklich langweilig wird dem Zuschauer aber eigentlich kaum. Dies liegt vorallem an den grandiosen Darstellern, allen voran natürlich der Muskelberg Michael Clarke Duncan. Der Kontrast zwischen Aussehen/Anblick und inneren Werten war selten größer. So hat John Coffey Angst im Dunkeln, während die Meisten wohl Angst hätten, ihm im Dunkeln zu begegnen. Doch aus anfänglicher Furcht vor dem 2-fachen Kindermörder wird im Laufe des Films Vertrauen und Freundschaft. Er ist die Bilderbuch-Vorlage eines "Guten Menschen". Er hilft denen die Hilfe benötigen, teilt mit Anderen, ist gutgläubig und bestraft Menschen die (sehr viel!) Falsches getan haben. Und hier streut der Film (bzw. die Romanvorlage) einen fantastischen Aspekt hinein. Es passieren Wunder. Wer rein gar nichts mit Religion und Wundern am Hut hat, schaltet vermutlich spätestens hier den Fernseher aus, aber gerade dieser übernatürliche Aspekt verleiht dem Film etwas Magisches (billiges Wortspiel...). So wird aus dem sehr ernsten und schwierigen Thema der Todesstrafe und des Todestraktes eine leicht(er) ertragbare Geschichte über "Gut und Böse". Den Ansatz hieraus einen intelligenten Kommentar zur Todesstrafe und Sinn und Zweck eben dieser abzugeben, versäumt der Film leider. Das hätte aber vermutlich noch mehr Leinwandzeit als Folge gehabt. Ein wirklich kritischer Film ist "The Green Mile" also nicht geworden, durch die feinfühlige Inszenierung und die starken Schauspieler erhält der Film aber einen hohen Unterhaltungswert. Einzig die doch recht starke Überzeichnung der Charaktere stört ab und an. So sind der böse (und auch sehr nervende), sadistisch angehauchte Wärter Percy und der abgedreht overactende Sam Rockwell zwar zweckgemäß, aber zu übertrieben. Mehr als einmal stören die Beiden den Filmfluss. Die Wärter um Tom Hanks erhalten alle kaum Tiefe, man erfährt nur in einer kurzen Szene etwas über ihr Leben außerhalb der Gefängnismauern, schade bei solch einer langen Laufzeit hätte man sicherlich allen Charakteren (mehr) Tiefe geben können. Auch die Erzählung von unserem "alten" Paul empfand ich eher als störend. Ich habe die Romanvorlage nicht gelesen, daher weiß ich nicht wie und ob dieser Aspekt gehandelt wurde, im Film passt das allerdings nicht.
                                            Das Ende der "Erzählung" macht aber Vieles wieder wett. Emotional und ergreifend, mehr Worte bedarf dies nicht.
                                            Am Ende ist Frank Darabont ein feinfühliges Werk über Gut und Böse, gespickt mit Religion, gelungen, das leider verpasst die moralischen Aspekte der Todesstrafe kritisch zu betrachten und seinen Charakteren mehr Tiefe zu verleihen. Trotzdem lohnt sich der Film, auch wenn mehr drin gewesen wäre.

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                                              Die Schauspieler sind allesamt höchstens Mittelmaß, die Dialoge sind oft sehr gezwungen und stümperhaft, aber dank der großartigen Grundidee und der Konsequenz, die die Macher den Film über beibehalten, wurde aus "Cube" doch noch ein ansehnlicher (Kult)-Thriller. Natali macht nicht den Fehler, das Mysterium des Würfels zu entschlüsseln. Es gibt immer wieder neue Hinweise, worum es sich aber genau handelt, was der Grund für den Aufenthalt der Gruppe im Würfel ist, wird nie ganz klar. Der Zuschauer steht ebenso ahnungslos da, wie die Protagonisten. Das macht einen Großteil der recht guten Atmosphäre aus. Mit einigen Wendungen wird der Film die volle Laufzeit über spannend gehalten, auch wenn am Ende ein wenig übers Ziel hinausgeschossen wird. Die letzte Kameraeinstellung hingegen ist wieder grandios und ein perfekter Abschluss für diesen Film. Auch die sehr sparsam gesäten Gore-Effekte sind ansehnlich für eine Low-Budget Funktion. Und vorallem die Anfangsszene ist sehr effektvoll inszeniert. Insgesamt, war mir Cube dann aber, vorallem wegen der Darsteller, oft nicht glaubhaft genug, das nimmt die Spannung raus. Vorallem die Gruppeninternen Probleme funktionieren nicht gut. Zu oberflächlich ist das Ganze. Trotzdem ist Cube ein ansehnlicher Streifen, den man sich (vorallem) als Horror-Fan zu Gemüte führen sollte, einen wirklich schockierenden Streifen, der schlaflose Nächte bereitet, sollte man aber nicht erwarten.

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                                              • Was ist mit der "High-School-Musical" - Folge bei South Park?

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                                                  SPOILER auf die gesamte Trilogie möglich!

                                                  Sieben Jahre ist es her, dass der dunkle Ritter erneut einen Ausflug auf die Kinoleinwände übernahm. Dieses Mal sollte es anders werden. Weg von schrillen Farben und brachialem Over-Acting. Burton lieferte eine charmante Neuauflage des maskierten Helden, Schumacher zerbrach den Mythos und der Held schien für lange Zeit gefallen. Doch Nolan ließ ihn wieder auferstehen. Düster und echt. Und so wie dieser Held im Medium Film seine Chance erhielt, so erhält er sie auch in Teil 3 der großartigen Dark Knight Trilogie.
                                                  The Dark Knight Rises steckt voller Symbole und Metaphern. Nolan hat für seinen Abschluss einen epischen, tiefgründigen Film geschaffen, der Teil 2 nicht übertrifft, aber ein würdiges Ende schafft. Batman, seit 8 Jahren nicht gesichtet, gilt immer noch als geächtet, als Harvey Dents Mörder. Die Bedrohung in Gotham ist beseitigt, es gibt dank eines neuen Gesetzes kaum noch Verbrecher, die Meisten sind im Gefängnis, die Polizei und die Regierenden halten die Stadt "sauber". Bis ein Mann auftaucht. Ein Mann der alles verändert. Und Batmans Wiederkehr einläutet. Bane ist skurpellos, brutal, gefährlich und undurchsichtig. Ohne Gothams wahren Helden gibt es keine Hoffnung für die Stadt, doch Dieser ist nicht mehr der Selbe. Nicht nur körperlich, auch geistig. Der Tod seiner Geliebten und Freundin Rachel hat ihm den Glauben genommen. Ein Leben neben Batman ist ihm nicht möglich und so lebte er 8 Jahre zurückgezogen, Kontakte blieben verwehrt bis auf seinen treuen Butler. Alfred wird relativ schnell aus der Handlung herausgenommen. Er dient zwar noch als emotionale Bindung und Verweis auf Teil 2, ebenso als (verzweifelter) Ratgeber, dies wird aber nur angerissen und wird lediglich in der letzten Szene nocheinmal kurz aufgenommen, dafür aber grandios. Mit dem Verschwinden von Alfred wird ein neuer Charakter eingeführt, Selina Kyle, mysteriös, mit Robin Hood - Komplex infiziert, aber auf der Seite der Guten, auch wenn anfänglich Zweifel ihrerseits bestehen. Wie schon in den vorigen Teilen wird sich Zeit genommen die Charaktere einzuführen und zum Leben zu erwecken, ihnen Tiefe zu verleihen. Das mag für Blockbuster-Verhältnisse zu viel Zeit sein und für Arthouse-Werke zu wenig, aber die Balance wird grandios gehalten, so findet Nolan ein Gleichgewicht zwischen (äußerer) Zerstörung und Action und (innerer) Zerstörung und Charakterisierung. Es gibt viel Dunkelheit in den Charakteren, so wird auch die Gesellschaft der Schatten wieder aufgegriffen und vorallem Wayne's Aufenthalt im Gefängnis ist düster, wichtig und zielgerichtet. Die Titelgebende "Auferstehung" bzw. "Rise" ist allerdings nicht die anfängliche Wiederkehr Batmans. Die Auferstehung beschreibt nicht die körperliche Wiederkehr, sondern die Geistige. Die Akzeptanz der vorangegangen Ereignisse. Und so wie Bruce Wayne die Höhle verlässt, umflogen von Fledermäusen, die ebenso wie er, die Dunkelheit verlassen und ins Licht kehren. Weg von Dunkelheit und Verbrechen, hin zur Erlösung der Stadt und der damit verbundenen eigenen Erlösung. Erst wenn Gotham sicher ist, gerettet durch Batmans Hand, kann Bruce Wayne gerettet werden, indem er Batman für immer gehen lässt. Er wird als Symbol bleiben und Wayne wird ein eigenes Leben führen können. TDKR ist komplexer und vielschichtiger als er auf den ersten Blick anmutet. Und viele der oft beschriebenen Kritikpunkte kann ich auch durchaus nachvollziehen. So ist der Film etwas zu lang geraten, der finale Showdown ist nicht episch genug, dafür aber mit einem ansehnlichen Twist, einer Erklärung und einer wichtigen emotionalen Verbindung für den Charakter Bane versehen. Auch ist der Film etwas zu "voll". Am Ende erhalten alle Charaktere ihre Bedeutung und sie finden alle ein sinnvolles Ende, es sind aber zu viele. Man kann nicht Allen das notwendige Augenmerk schenken, ohne die Laufzeit zu strecken. Und so kommt der Film auf knapp 3 Stunden, die ich aber ohne jegliche Längen genießen konnte.
                                                  Zum Soundtrack, und vorallem zu all den "Hatern" der Musik von Hans Zimmer, möchte ich beifügen, dass die musikalische Komplexität seiner Werke durchaus vorhanden ist. Beim Blick auf den Notentext und die verschiedenen Stimmen wird klar, es handelt sich nicht nur um "Gedröhne". Eine musikalische fein aufgebaute, epische-dichte und düstere Stimmung kreiert seine Musik. Sicher, wir haben hier nicht Beethoven's Mondscheinsonate oder ein anderes herausragendes Werk der Musikgeschichte der Klassik, aber diesen Anspruch hat Filmmusik einfach nicht. Stimmung und Atmosphäre sind die wichtigsten Aspekte und bei mir funktioniert die Filmmusik, sie wirkt.
                                                  Zur Inszenierung und schauspielerischen Leistungen muss ich nicht viel sagen. Alles sehr hohes Niveau, nicht unbedingt unglaublich innovativ, aber TDKR ist eben ein bombastischer Blockbuster, der trotzdem mit einer vor Symbolik und Metaphern nur so strotzenden Geschichte aufwartet, dabei seine Charaktere nicht vergisst und somit die Trilogie des dunklen Ritters perfekt abschließt und abrundet und dabei genau das schafft, was er will: Im Herzen der Zuschauer bleiben und das tut er bei mir.

                                                  Verweis: Wer sich vergewissern will, ob hinter der Musik doch mehr steckt als "Gedröhne", der kann einfach mal den Soundtrack suchen und "piano version" dazutippen, dort wird die musikalische Vielfalt eindeutig.

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                                                    Ich bin etwas enttäuscht von Totoro. Nicht, dass es sich um einen schlechten Film handelt, auf keinen Fall, ich hatte aber mehr erwartet. "Mein Nachbar Totoro" ist nicht das Meisterwerk, das ich mir erhofft hatte. Zu allererst, der namengebende Totoro hat wenig Leinwandzeit. Die Szenen, in denen er auftaucht, sind definitiv die Highlights des Films, er ist aber zu selten zu sehen. Große Augen, ein breites Grinsen, ein sympathisch-charmantes Pelzknäuel.
                                                    Der Film ist großartig gezeichnet, die Bilder sind wunderschön und die Charaktere allesamt charmant. Es ist nie zu kindisch, nie zu erwachsen, das Gleichgewicht passt perfekt, der Film ist für jede Altersgruppe geeignet. Es gibt anspruchsvolle und reife Anspielungen, ebenso wie schöne und einfache Szenen. Wie für Ghibli üblich ist auch der Soundtrack wieder außergewöhnlich gut. Märchenhaft schöne Klänge verzaubern den Zuschauer und den Filmgenuss. Es handelt sich hierbei um ein erfrischend anderes Märchen, das auf jeden Fall zu überzeugen weiß.
                                                    Es hat mir aber irgendetwas gefehlt. Etwas, das andere Studio Ghibli Meisterwerke wie "Die letzten Glühwürmchen" oder "Prinzessin Mononoke" hatten. Sicher, "Totoro" hat als Märchen nicht den Anspruch, kritisch zu sein, so wie die anderen (erwähnten) Werke, er will nicht belehren oder nachdenklich stimmen wie ein Antikriegsfilm. Er will verzaubern, schön sein und unterhalten. Das hat bei mir nicht zu 100% funktioniert, vielleicht ändert sich das bei weiteren Sichtungen, im Moment hat mich der Film aber nicht so begeistert wie erhofft. Schade.

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