Roach - Kommentare
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Alle Kommentare von Roach
Die Erinnerung ist das zentrale Thema in Wongs Filmen – jeder von ihnen wirkt, als wäre er durch einen verklärenden Mantel der Nostalgie verzerrt. Sie spielen nicht in einer naturalistischen Umgebung, haben nicht den Anspruch darauf, Realität darzustellen, sondern ästhetisieren, verfälschen, verändern. Alles, was geschieht, ist schön, langsam, erhaben, bedeutsam. Und das, was geschieht, geschieht zumeist auch nicht nur einmal, sondern immer wieder. Diverse Schlüsselszenen seiner Filme – vor allem in „In the Mood for Love“ – behandeln in Wahrheit nichts anderes als Trivialitäten, entheben sie ihrer Gewöhnlichkeit und stellen sie auf eine majestätische Ebene. Das Nudelkaufen hat da schon beinahe rituellen Wert, weshalb wohl? – weil das, was einen Lebensabschnitt im Gedächtnis auszeichnet, die Gewohnheiten sind, die alltägliche Routine. Sei es das Einfinden am selben Platz auf dem Pausenhof zur Schulzeit, der tägliche Gang in die Mensa als Student – die sich täglich wiederholenden Situationen sind es, die eine Lebensphase in der Erinnerung prägen. Was in der Realität damals völlig banal erschien, hat plötzlich einen hohen Wert, denn daraus hat sich – meist ohne, dass man es zu der Zeit gemerkt hat – das Leben zu dieser Zeit gebildet.
Genau dieser Art von nostalgischer Wahrnehmung sind all diese Filme entwachsen, „Fallen Angels“, „Chungking Express“, „2046“ ... Realistischer Gehalt steht nicht im Vordergrund, vielmehr geht es um eine Abbildung dessen, wie diese Geschichten dem jeweiligen Protagonisten in Erinnerung bleiben, was sich auch darin andeutet, dass sie in den meisten Fällen per Voice-Over aus der Präteritumsperspektive der Hauptfigur geschildert werden. Auf diese Weise ergibt die gesamte Filmographie Wongs ein Sammelsurium aus den Erinnerungen unterschiedlicher Menschen – und wir, die Zuschauer, bekommen die Gelegenheit, in ihnen zu schwelgen, als wären es die eigenen, mithilfe der konsequenten Überstilisierung des Banalen, der Romantisierung von persönlichem Versagen, von Schüchternheit und Melancholie, Zurückgezogenheit und niemals endender Sehnsucht. Wong Kar-wais Gesamtwerk ist ein Ozean aus bittersüßen Erinnerungen von Menschen, die auf melancholische Weise auf ihre Leben zurückblicken – Geschichten, die eigentlich schon lange der Vergangenheit angehören und vielleicht nur halb so schön waren, wie sie im Nachhinein erscheinen. Sie verwandeln sich mit der Zeit in ein Kunstwerk, ein Kunstwerk des Gedächtnisses.
Das ist in etwa damit zu vergleichen, wie die Filme von David Lynch in erster Linie dem Unterbewusstsein der Protagonisten entspringen, so wie Albträume. Genau so entspringen Wongs Filme dem Gedächtnis, wie Erinnerungen, wie Schwelgereien in nun fernen Zeiten, Blütezeiten, die vielleicht nicht unbedingt ein gutes Ende gefunden haben, doch trotzdem schön waren, irgendwie, denn ihr Zweck war nicht ihr Ende, sondern dass sie da waren – jetzt erinnert man sich an sie, an diese anderen Zeiten, die vielleicht besser waren, vielleicht auch nicht, wahrscheinlich sogar nicht, aber in dem Moment ist das dem Gedächtnis egal; Grauzonen existieren für es schließlich kaum, sondern hauptsächlich nur knallige, kräftige Farben, Verzerrungen, Überästhetisierungen und ein über allem liegender Mantel der Melancholie und Bedeutungsschwere, der der Realität niemals anhaften könnte, sondern nur jener unverwechselbar starken Sehnsucht, die man dann empfindet, wenn man sich nach mehr sehnt als nur einem fernen Ort, sondern nach einer fernen Zeit, von der man weiß, dass man nie wieder zu ihr zurückkehren können wird.
Moviepilot ist aufgrund des für mich sehr gut funktionierenden Bewertungssystems die Plattform, auf der ich meine Bewertungen eintrage und damit die Übersicht über sie behalte. Mehr Zweck hat die Seite für mich kaum mehr. Das war mal anders, aber mittlerweile muss ich mir einfach eingestehen, dass ich nicht zur Zielgruppe der Seite gehöre. Da ich mit Blockbuster-Kino in der Regel wenig anfangen kann, gehöre ich zu den vielen Filmeguckern, die auf Moviepilot vernachlässigt werden. Die Seite regelmäßig für News und dergleichen zu nutzen, kommt für mich deshalb nicht infrage. Natürlich finden sich in der Community aber einige sympathische Leute, von denn sich auch viele auf meiner Freundesliste befinden. An denen liegt es also nicht. :)
Nachdem man den gesehen hat, hat das Wort "Overacting" plötzlich eine ganz neue Bedeutung. ;)
http://www.moviepilot.de/liste/meine-top-10-fantasy-filme-roach
Bitte sehr. :) Ich werde das Gefühl nicht los, dass mir irgendwas Wichtiges entgangen ist. Bin mit der Liste trotzdem zufrieden. Jeder dieser Filme ist ein Prachtstück...
Genau wie sein geistiger Vorgänger „Hero“ ist auch „House of Flying Daggers“ wunderbar bebildert, die Kampfszenen sind erhaben, kreativ, außergewöhnlich. Also beste Karten für einen Actionfilm, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass der Zuschauer auf spitzfindige Dialoge, lebendige Charaktere und nachvollziehbare Handlungen von deren Seite verzichten kann. Das fällt mir dann doch noch immer etwas schwer, wäre aber eigentlich auch noch kein Problem gewesen, wenn der Film von vorne bis hinten unterhaltsam gewesen wäre – dann hätte er sich allermindestens eine Wertung im 6er-Bereich erhoffen können. Leider bricht die Spannung nach ca. zwei Dritteln gänzlich ein. Er vernachlässigt die Kämpfe und die Handlung gleichermaßen und gibt sich seiner Romanze hin – und auch hier gilt genau wie zuvor: Das muss nicht schlecht sein, die romantische Seite des Filmes war ja vorher bereits immer präsent und wurde nun nur vollständig ausgelebt, es wirkte also durchaus konsequent und nicht zusammenhangslos. Es ergibt sich jedoch schlicht und einfach die Schwierigkeit, dass der Film die Romanze durchweg verhaut, und zwar aus Gründen, die ich schon erwähnte: „House of Flying Daggers“ punktet generell weder mit Dialogen, noch mit Charakteren, und was braucht man, um eine Romanze interessant zu gestalten: Dialoge und Charaktere. Ab diesem Punkt verlässt er sich also eine Zeit lang ganz auf seine Schwächen.
Das wird zuweilen schmerzhaft mitanzusehen, und zwar vor allem, weil ich Andy Lau (wegen „Infernal Affairs“) und Takeshi Kaneshiro (wegen „Fallen Angels“) als Schauspieler wirklich gern hab. Sie auf so niedrigem Niveau schmachten zu sehen, war schon ein wenig traurig, auch wenn sie beide im Rahmen des Möglichen immer noch gute Arbeit leisten. Dasselbe möchte ich von Ziyi Zhang nicht behaupten, die mir schon in „Hero“ ein Dorn im Auge war und hier mit ihrer weit größeren Rolle keineswegs beweist, dass sie etwas dazugelernt hat.
(((SPOILER BIS ZUM ENDE DER KLAMMER: Ganz besonders extrem fällt mir immer wieder auf, dass sie einfach keine Sterbeszenen kann. Sie macht sich jedes Mal lächerlich mit dem gekünstelten Geächze und dem immer selben ratlosen Blick. Da hilft es natürlich auch nicht, dass die letzten 20 Minuten dieses Films eine einzige lange Sterbeszene von Zhang sind. Das war schon hart an der Grenze.)))
Dass die Kampfszenen, wie ich oben erwähnte, alles in allem großartig sind, ändert sich allerdings auch nicht im Finale: das ist grandios inszeniert, eine Freude zu sehen, auch wenn ich auf emotionaler Ebene nicht so recht mitfiebern konnte, dazu war mir die Motivation der beiden Kontrahenten doch zu … primitiv.
Jetzt werde ich das Gefühl nicht los, dass ein geschmackvoll konstruierter Wuxia-Film von Yimou Zhang, der weder so konfus und unentschlossen ist wie „Hero“ und sich gleichzeitig nicht so weit im Nichts verliert wie dieser, mir echt gefallen könnte. Leider bin ich mir sicher, dass ich einen solchen nicht mehr zu Gesicht bekommen werde – auch und gerade im Angesicht des Trailers zu „The Great Wall“ („This! Is! China!“).
Selbstverständlich ist „Hero“ was Farbgestaltung und –symbolik angeht, über jeden Zweifel erhaben: Er hangelt sich von einem roten Einstiegsakt voller naiver Leidenschaft und Wut über eine in melancholisches Blau getunkte Mitte, dann wehen die grünen Tücher, Hoffnung blüht auf, bis der Film in gleißendem Weiß seine Vollendung findet. Inmitten der kräftig getönten Settings befinden sich die Figuren, die Kämpfenden, die eigentlich viel weniger Kämpfer sind als Tänzer. Die Action in diesem Film ist weniger als solche im konventionellen Sinne zu verstehen. Sie ist kein Kampf, kein Ringen, sondern eine Meditation, ein Einswerden mit der Umwelt. „Action“ steht hier für etwas ganz anderes als es in westlichen Filmen üblich ist. Sie ist keine primitive Machtdemonstration eines Alphamännchens. Hier bedeutet es Einklang, Kunst. Martial Arts, das ist … wie Musik, oder wie das Kaligraphieren, ein Akt des Besinnens und des Einfindens in das Hier und Jetzt, das Einswerden mit dem Moment und allem, was sich in ihm um einen herum befindet. „Hero“ schafft es wunderbar, dieses Gefühl zu übermitteln, und weil es eines ist, das den hierzulande populären Filmen so fern ist, fühlt es sich obendrein auch sehr frisch an.
Leider finden sich auf vielen anderen Ebenen Probleme. Zu denen zählen die enttäuschenden Schauspielleistungen aller Beteiligten – die vielleicht auch vom Regisseur dazu angewiesen wurden, ihre Rollen so klischeehaft wie nur möglich zu spielen, wo man doch von der Hälfte der Beteiligten weiß, dass sie die Figuren auch viel lebendiger hätten darstellen können/müssen. Das trägt seinen Teil dazu bei, dass keine der Figuren im Film jemals Profil oder auch den Hauch von Identifikationspotenzial entfaltet. „Aber wer braucht schon Schauspiel und Charaktere in einem Martial Arts-Film?“, kommt wahrscheinlich jetzt die Frage … naja, es lässt sich doch schlussendlich nicht leugnen, dass es trotzdem zumindest eine schöne Sache wäre, beides zu haben. Schwerwiegender ist tatsächlich aber ein anderer Kritikpunkt:
Erzählerisch ist der Film ein Desaster mittlerer Schwere. Und nein, das ist nicht so leicht zu verzeihen, Martial Arts hin oder her. Das Unheil beginnt direkt in den ersten beiden Szenen, als zuerst ein eingeblendeter Text das historische Setting erklärt (das ist soweit noch okay so) und gleich darauf der in der Kutsche sitzende Protagonist per Voice-Over seine Vorgeschichte erzählt. Für einen Film, der im weiteren Verlauf so viel Betonung auf seine Action, auf bildliche Handlungen legt, beginnt er erstaunlich fade und abweisend, in etwa, als müsste man sich, bevor es losgehen kann, noch die nötigen Informationen anlesen, die einfach überhaupt nicht spannend sind. „Show, don’t tell“ wäre hier die Devise gewesen, um den Film würdig beginnen zu lassen. Die Voice-Over ziehen sich dann durch den Film und erweisen sich als zuverlässig darin, der Erzählung den Wind aus den Segeln zu nehmen, wo sie nur können.
Natürlich bietet die narrative Ausgangssituation des Assassinen, der dem König die Geschichte seines Triumphes erzählt, im Laufe der Erzählung auch einige offensichtliche Vorteile, die sich etwa ab der Mitte des Filmes offenbaren (da, wo der Film anfängt, „blau“ zu werden). Doch selbst darin verzettelt er sich und weiß augenscheinlich nicht so recht, wo er mit der Story hinwill. Als Zuschauer hoffte ich, er würde auf etwas Bestimmtes hinauslaufen, doch das Ende empfand ich als überraschend unspektakulär. Das soll nicht so rüberkommen, als hätte ich zum Schluss das große Martial Arts-Highlight als i-Tüpfelchen erwartet, das war nicht nötig – tatsächlich meine ich das eher in gedanklicher und storytechnischer Hinsicht. Auf ein fehlendes „Grande Finale“ im klischeehaften Sinne hätte ich gerne verzichtet, wenn es stattdessen eine klaren gedanklichen oder handlungstechnischen Bogen gegeben hätte, der am Ende endgültig geschlagen wird und mich als Zuschauer mit einem zufriedenen Gefühl zurücklässt. Letztendlich ist der Film dann aber vorbei und lässt eine Menge Fragen offen. Es hat schon seine Gründe, weshalb Leute bis heute darüber streiten, ob der Film nun Totalitarismus rechtfertigt oder verurteilt – und wenn ich ganz ehrlich bin, glaube ich, dass der Film es selbst nicht zu wissen scheint. Und das meine ich nicht auf die Weise, dass er den Zuschauer zum Nachdenken anregen möchte. Es wirkt vielmehr so, als hätte er einfach nichts zu sagen oder zumindest nichts, was er so laut sagen möchte, weshalb er es lieber einfach weglässt. Und das ist dann schon ein wenig schade, wenn man bedenkt, was ein Film sein könnte, wenn er neben dieser fabelhaften, fast beispiellosen Bebilderung in anderen Disziplinen ähnlich gut abschneiden würde.
Burton hat über seine ganze Karriere verteilt immer wieder wunderbare (und auch ein paar mittelprächtige) Filme gemacht und ist insgesamt einer meiner Lieblingsregisseure, weshalb es mir schwer fallen würde, zwischen "Edward Scissorhands", "Ed Wood", "Sleepy Hollow", "Corpse Bride" und "Big Fish" zu entscheiden. Von denen würde ich wohl zähneknirschend "Edward" wählen, doch zum Glück muss ich das nicht, denn seit 2007 ist der beste Burton-Film endlich keine knappe Sache mehr. "Sweeney Todd". Den wird er auch nicht überbieten! ;)
„Wir müssen den Arbeitern ein TOTALES THEATER zeigen!“
Klaus Maria Brandauer spielt sich in Rage und, ganz im Ernst – ohne Frage ist das eine der gewaltigsten Schauspielleistungen, die ich bisher gesehen habe. Ein Schauspieler spielt einen Schauspieler, der nichts Anderes kann als zu schauspielern und deshalb immer nur schauspielt und sich darin verliert, weil er hinter seiner weißen Maske eine Person ist, die zu zerbrechlich, zu unbedeutend ist, als dass sie sich ihren Mitmenschen so zeigen könnte. Genau das ist Henrik Höfgen, „Ich heiße nicht HENRIK sondern HENDRIK!!“ (– das Problem kenne ich nur zu gut, so heiße ich nämlich auch...) Hendrik Höfgen also, der, basierend auf Klaus Manns Roman „Mephisto“, lose an den Schauspieler Gustav Gründgens angelehnt ist. Die Namensalliteration wurde beibehalten, jedoch einen Buchstaben im Alphabet nach hinten gerückt, um aus dem „GG“ ein nur allzu vielsagendes „HH“ zu machen – ein nicht unauffälliger Verweis auf die tragische Wahl, die er auf seiner Reise zum „Schauspieler der Nation“ schließen wird: Er spielt den Mephisto auf den Bühnen des Dritten Reichs und wird damit zu einem Symbol für den Nationalsozialismus – ungewollt, eher eine Marionette als der Puppenmeister, nun mal ganz und gar der Schauspieler unter der Regie von jemand anders und in Wahrheit also eigentlich mehr Faust als Mephisto. Mephistophelisch mutet in der „realen“ Welt da vielmehr der Ministerpräsident an, der Höfgen umschmeichelt und ihm zu immer mehr Ruhm verhilft, ihm eine Ehre nach der anderen gewährt, bei denen es sich meist um äußerst zweifelhafte handelt, nämlich um gestelzte Reden über ein Volk und eine Rasse, von dem und von der Höfgen selbst nie überzeugt ist. „Ich bin doch nur Schauspieler.“ Das klingt wie eine Entschuldigung oder eine Ausrede – er ist nur Schauspieler, er wird von anderen geführt und inszeniert. Er ist nicht der Regisseur, nicht der Fädenzieher. Die Entscheidungen hat jemand anders für ihn getroffen. Es ist eine Entschuldigung, die ähnlich anmutet wie die Reaktion der Deutschen auf die Gräueltaten der Nazis, als der Krieg vorbei war: Es wurde versucht, die Verantwortung auf andere abzuschieben, das eigene Unwissen und die eigene Unfreiheit zu beteuern und zu versichern, dass es jemanden gab, der sie Schauspielern gleich „geführt“ hat – einen Führer also. In Wahrheit hat nicht nur jemand wie Höfgen oder eben Gründgens geschauspielert, sondern ein ganzes Land mit ihm.
Dass der Autor "tot" ist, weiß man zumindest in der Literaturwissenschaft eigentlich seit den 60ern und ich verstehe nicht, warum es immer noch so schwer fällt, da zu diffenzieren. Das hat nichts damit zu tun, sich selbst anzulügen, denn das Kunstwerk ist nun mal mehr als der Mensch oder die Menschen, die es kreiert haben, es hat einen autonomen Wert, steht für sich selbst und ist zur Interpretation offen. Es dafür zu bestrafen, dass der Regisseur ein Verbrecher ist, ist, als würde man einen Menschen hassen, nur weil der Vater ein Verbrecher ist. Oder als würde man keine Glühbirnen verwenden wollen, weil der Erfinder der Glühbirne mal jemanden verprügelt hat. Keine Ahnung, ob er das hat, aber es interessiert mich ehrlich gesagt auch nicht, und das zeigt ja, wie wenig bedeutend solches Hintergrundwissen für das Endergebnis ist.
Natürlich handelt es sich bei Kunst unter Umständen um eine etwas andere Situation, weil die Persönlichkeit des Künstlers sich zu einem gewissen Grad im Kunstwerk abbildet, aber das Kunstwerk ist trotzdem nun mal, was es ist. Wenn ein Künstler sein seltsames Weltbild darin hat einfließen lassen, dann merkt man das auch ohne Hintergrundwissen über sein Denken, Verhalten oder seine Vita. Ein Film spricht für sich selber und hat zwar unter Umständen eine gewisse Denkweise von seinem Schöpfer "geerbt" (um bei dem Eltern-Vergleich zu bleiben, denn der ist sehr treffsicher), aber das kann nur behauptet werden, wenn man sie im Film auch ausmachen kann. Wenn ein Sexist einen Film über Frauen macht (und davon gibt es mehr als genug), dann merkt man das im Film und kann diesen dafür verurteilen. Wenn derselbe Sexist hingegen einen Film macht, der über eine ganz andere Thematik ist, in dem Misogynie an keiner Stelle bemerkbar ist, dann weigere ich mich, es dem Film vorzuwerfen, dass sein Schöpfer ein Arschloch ist, einfach nur, weil ich das nötige Hintergrundwissen dazu habe.
Zu einem gewissen Grad kann ich aber natürlich trotzdem nachvollziehen, wenn jemand keinen Kinski-Film oder dergleichen mehr sehen möchte, aus genau den Gründen, um die es geht. Ich verstehe diese Gefühle und möchte sie deshalb nicht verteufeln, doch aus den obig genannten Gründen ist es auf keinen Fall prinzipiell falsch, anders zu handeln. Ein Film ist ein Film, eine Person ist eine Person, der Film ist nicht die Person dahinter und die Person ist nicht der Film, den sie macht. Ich lüge mich nicht an, wenn ich dazu in der Lage bin, dazwischen zu unterscheiden. Vielmehr ist es eine Lüge zu glauben, dass man über einen Menschen so pauschal urteilen könnte, dass man weiß, ob man seine Filme boykottieren will oder nicht, denn abgesehen von ein paar eindeutigen verurteilungswürdigen Fällen verweilt vieles in der Grauzone. Wie gesagt, verurteile ich niemanden dafür, sich einen Film eines solchen Menschen nicht mehr anschauen zu wollen, weil es sich für ihn nicht richtig anfühlt, aber es ist nichts prinzipiell verkehrt daran, es zu tun.
Es muss noch ein Marvel-Film kommen, den ich so toll finde wie dieses Video. Ich liebe "Every Frame a Painting" und das hier ist vielleicht sein Meisterwerk: klare Argumentation mit handfesten Beispielen, sodass Widerspruch eigentlich nicht möglich ist. Trotzdem wird nichts dämonisiert, die Darstellung ist sehr differenziert und fußt auf Fakten. Was dabei - auch ohne jegliche Überstilisierung - deutlich wird, ist, dass Filmemacher das Publikum in den meisten Fällen für blöd halten.
Genau solche Videos sind es, die zur Diskussion über modernes Blockbuster-Kino taugen - viel mehr als die selbstverliebten "Cineasten"-Floskeln, die sonst meist fallen, wenn jemand sich negativ über Marvel äußert.
Zu schön für diese Welt und zu schön für diese Community. Ein sprudelnder, warmer, leuchtender Pool aus Offenherzigkeit und Kreativität. Die außergewöhnlichen Figuren sind mit Empfindsamkeit umgesetzt, die Szenerie stets mit viel Liebe zum Detail gestaltet, sodass es immer etwas zu entdecken gibt. Park Chan-wook bewegt sich hier in Sachen Inszenierungskunst an der obersten Grenze des Machbaren und erschafft damit einen der besten, wunderbarsten und aufrichtig schönsten Filme aller Zeiten.
Hiervon hat man ja lange nichts mehr gehört, ich habe aber insgeheim die ganze Zeit über gehofft, dass es noch zustandekommt. Zwar bin ich für gewöhnlich der allererste, der bei einem Live-Action-Remake eines meiner Lieblings-Animefilme auf die Barrikaden geht, aber dieses Mal habe ich, oh Wunder, tatsächlich Hoffnung, dass das was wird. Kim Jee-woon ist hinsichtlich seiner Ästhetik einer der bemerkenswertesten Regisseure der letzten ca. 20 Jahre und konnte damit bei mir immer punkten. Gleichzeitig hat aber oft nicht allzu viel Beeindruckendes zu erzählen, meiner Meinung nach. Da ich "Jin-Roh" aber liebe - auch wegen der Handlung - bin ich hier zuversichtlich. Vielleicht wird es ja sowohl eine gute Umsetzung des Stoffes als auch ein guter für sich stehender Kim-Film? Das wäre das Wunschszenario.
Im Grunde gute Wahlen, gerade natürlich die Nummer Eins, da kann ich keinesfalls beschweren - trotzdem finde ich die Glaubwürdigkeit in keinem dieser Fälle vergleichbar mit solchen Geniestreichen natürlicher Tricktechnik wie der "Fliege" oder dem "Ding". Schade, dass kaum mehr darauf gesetzt wird, denn der praktischere Ersatz, als der CGI gehandelt wird, ist es eigentlich nicht so wirklich.
1. "Zum Start der Nerdgasmus: Star Wars oder Star Trek? Wenn Star Trek: Kirk oder Picard? Wenn Star Wars: Jedi oder Sith?"
Beide haben ihre Vorteile und Nachteile. Vollends konnte mich keins der beiden je wirklich überzeugen. In seiner philosophischen Denkweise ist mir Star Trek sympathischer. Die Reihe beschäftigt sich ausführlich mit zeitlosen Themen, die die Menschheit bewegen, und hat auch im technischen Sinne einige visionäre Einfälle gehabt, die tatsächliche spätere Erfindungen inspiriert haben. Gesellschaftlich gesehen ist Star Trek das bedeutsamere Franchise - auch wenn Star Wars in der Popkultur eine stärkere Präsenz hat, war es Star Trek, das Tabus gebrochen hat und immer wieder für eine liberale Message stand: Ein Russe auf der international besetzten Brücke eines TV-Raumschiffs, zur Zeit des Kalten Krieges? Vorher undenkbar. Ein Kuss zwischen einem Weißen und einer Schwarzen in einer Fernsehserie? Ebenfalls vorher undenkbar. Heute zum Glück nicht mehr. Das rechne ich Star Trek hoch an.
Gleichsam ist Star Trek aber nichts, worin ich mich über längere Zeit verlieren kann. Die Atmosphäre ist steril, das Setting - wie es in der Natur der Geschichte liegt - für meinen Geschmack zu beschränkt. Ich konnte mich nie richtig in die Sache vertiefen. Star Wars ist einfach unterhaltsamer, hat einen unglaublichen Charme und weiß, wie man Zuschauer bezaubert: Lichtschwerter, Heldensagen, große Schurken. Natürlich hatte das intellektuellere Star Trek solcherlei Dinge nie nötig, aber das zeigt halt auch, dass die beiden Serien nicht miteinander verglichen werden sollten, denn abgesehen vom Weltraumsetting und einem Wort im Titel haben sie nichts gemeinsam. Sie werden beide als Sci-Fi bezeichnet, weil sei im Weltall spielen, aber tatsächlich unterscheiden sich die Handlungen ja fundamental voneinander. Star Wars ist eine Abenteuergeschichte. Star Trek ist eher Charakterdrama/Soap.
Insgesamt hat Star Trek die besseren Charaktere zu bieten - Picard, Data, Q vor allem. Star Wars hat dafür die dichtere Atmosphäre und den dynamischeren Style. Leider werden beide Franchises momentan totgemelkt, Star Trek jedoch nicht so extrem wie Star Wars. Alles in allem enthalte ich mich unter Beachtung aller oben angegebenen Aspekte.
Kirk oder Picard? --> Picard ist einer der besten Charaktere aller Zeiten. Kirk ist ein Idiot, tut mir leid. Und spätestens die neuen Filme haben seinen Charakter getötet und durch einen durchschnittlichen Actionhelden ersetzt. Ich kann ehrlich gesagt bei bestem Willen nicht nachvollziehen, wie man sich da für Kirk entscheiden könnte.
Jedi oder Sith? --> Jedi, denke ich. Die können sich zumindest die Farbe des Lichtschwerts aussuchen. :P
2. "Nymphomaniac lässt grüßen: Rechte oder linke Hand zuerst beim Fingernägelschneiden? (Linkshänder: Welche Hand zuletzt?)"
Äh, links. Aber ist nicht so wichtig. Ich kau die sowieso ständig runter.
3. "Ich: Wenn ich eine Filmfigur wäre, dann wäre ich..."
Wenn ich meine Schwächen romantisieren würde, würde ich je nach Laune Sweeney Todd oder Edward mit den Scherenhänden vielleicht gar nicht so unähnlich sein.
4. "Über-Ich: Könnte ich eine beliebige Filmfigur sein, wäre ich gerne..."
Auch wenn das jetzt wirkt, als wäre ich der größte Burton-Nerd, fällt meine Wahl wieder auf einen seiner Charaktere - Jack Skellington. Die Macht über Halloween-Town zu haben, stelle ich mir cool vor, außerdem kann man bei Danny Elfman als Singstimme definitiv nicht Nein sagen.
5. "Du bist im Urlaub in einer Filmwelt. Wo bist du und was machst du alles? Bevor du antwortest, bedenke: Deine liebsten Filmhelden haben bestimmt etwas Besseres zu tun, als mit einem Deppen wie dir abzuhängen. "
Ich bin hinterm blauen Vorhang und wandle durch die labyrinthartigen Gänge der Welt von David Lynch. Wahrscheinlich werde ich irgendwann wahnsinnig, weil hier nichts Sinn ergibt und nichts eine Ordnung hat - aber irgendwo zwischen dem Red Room, dem Club Silenzio und dem Hasenbau habe ich eine der faszinierendsten, surrealistischsten Kinowelten gefunden, von der ich mich nicht mehr abwenden kann.
6. "Liebstes/ meist gehasstes filmisches Stilmittel?"
Liebstes: Plansequenzen und lange Kameraeinstellungen, vor allem aus der Distanz. Die Kamera kann sich auch gerne agil zwischen Figuren umherbewegen, in ganz sanften, präzisen Bewegungen. Mein Lieblingsregisseur Park Chan-wook macht davon sehr viel Gebrauch und ich habe mich in diese Stilistik verliebt.
Meist gehasstes: Wackelkamera, schnelle Schnitte. Unter Umständen Zeitlupe, das kommt aber extrem drauf an. In Fällen wie bei der berüchtigten Matrix-Schießerei in der Bank ist das sehr willkommen. Da hat das auch einen Zweck, denn ohne sie würde die Szene unübersichtlich werden. Wenn jedoch jemand so Unbeholfenes wie Synder damit arbeitet, kommt dabei in der Regel nur Unsinn rum, denn dann ist es nur dafür da, um sich an rumfliegenden Finger und Beine aufzugeilen oder etwas bedeutsam, wichtig und "episch" wirken zu lassen, was unter der Oberfläche null Essenz hat.
7. "Von welchem Regisseur hast du bislang zu wenige Filme gesehen?"
Von Ingmar Bergman. Er ist jetzt schon, nach sechs gesehenen Filmen, einer meiner Lieblingsregisseure. Sechs Filme sind auch nicht wenig, nach den Maßstäben anderer Filmschaffender (mit Tarkowskis Filmographie wäre man dann beispielsweise schon so gut wie durch). Bergman hat allerdings über 40 Filme gemacht, also steht mir noch einiges bevor. Meine Lieblinge sind bisher "Das Siebente Siegel", der mich in seiner unvergleichlich tristen Atmosphäre voller Orientierungslosigkeit und Verzweiflung völlig in seinen Bann gezogen hat, und "Herbstsonate", der zwar noch um mehrere Ecken anstrengender ist, aber zwei der besten Schauspielleistungen überhaupt aufweist und von diesen lebt. Selten habe ich so sehr vergessen, dass ein Film eigentlich nur gespielt war.
Ich mag Bergmans Stil einfach enorm gerne. Er ist nicht für jedermann (weshalb ich es sogar recht verwunderlich finde, dass seine Filme auf so generelle Zustimmung stoßen), aber bei mir hat er einen Nerv getroffen und eine lange Suche nach Filmen beendet, die wirklich die verkörperte Melancholie sind - keine rührselige Form von Melancholie, sondern wirklich diese ehrliche, aufrichtige in-sich-Gekehrtheit.
Freue mich sehr auf weitere von ihm.
8. "Was ist der bedeutendste Filmpreis?"
Mein eigener. Der "Samsa-Preis", das ist dann eine goldene Küchenschabenstatue. :P
9. "Weil so ein Fragebogen immer am meisten über den verrät, der ihn erstellt: Überleg' dir selbst eine Frage, die du schon immer beantworten wolltest (oder unter keinen Umständen beantworten willst, wenn dir das lieber ist, du kranker Mensch,) und beantworte sie."
Hm.
"Möchtest du mal Blog-Artikel schreiben?"
- Ja, ich bin ständig drauf und dran, welche zu verfassen, aber ich habe auf der einen Seite das Gefühl, dass sie kaum jemanden so wirklich interessieren würden und zweitens, dass ich dem jeweiligen Thema nicht wirklich gerecht werde. Ich habe beispielsweise mal angefangen, schriftlich darüber zu sinnieren, welche inhaltlichen Stilmittel bei welchen Regisseuren sich auf welche Weise über ihre Filmographie hinweg entwickelt haben, wie bei Tim Burton, David Lynch, Park Chan-wook oder Bong Joon-ho, aber das Endergebnis kam mir irgendwie unfertig vor. Letztendlich schreibe ich aber auch ganz gerne für mich selber, das schult die Ausdrucksweise und das ist immer von Vorteil, wenn man selbst Geschichten schreibt. Aber vielleicht kriegt ihr ja trotzdem mal was von mir zu lesen. :P
10. "Zum Schluss (damit ich auch was davon hab'): Unter Berücksichtigung aller Dinge, die du über mich weißt; welchen Film empfiehlst du MIR?"
Ein Blick auf dein Profil zeigt mir, dass du stumme und schwarzeweiße Filme sehr gerne magst. Wenn du den noch nicht gesehen hast, möchte ich dir deshalb "Eraserhead" empfehlen. Du solltest nur darauf vorbereitet sein, dass es sich dabei um einen filmgewordenen Fiebertraum handelt, der keine Gnade mit dem Zuschauer kennt.
Wenn ich dir aber auch einen persönlichen Liebling vorschlagen darf, der viel zu unbekannt ist, dann lege ich dir "Dead Ringers" ans Herz, einen Film von David Cronenberg, der mich emotional so sehr ergriffen hat, wie kaum ein anderer es je vermochte, und das - anders als bei vielen anderen Cronenbergs - ohne große Schauwerte, ohne Gore, ohne offensichtlichen Ekel. Ein Geniestreich.. schnief.
Habe zu wenige gesehen, um wirklich drüber urteilen zu können, deshalb verwehre ich mir in den meisten Fällen den Kommentar. Aber "Breaking Bad" auf der 8 nach so viel Nachmittagsunterhaltung (zahm ausgedrückt) ist schon ein kleiner Hirnkrampf.
Natürlich nichtsdestotrotz Respekt für die Arbeit, die du dir mal wieder gemacht hast, das abzutippen. :)
Aber jetzt kann ich das hier nicht lassen, obwohl du dir bestimmt schon gedacht hast, dass das kommt; bei "Walking Dead" ...
"die philosophische Frage: Wie verhalten wir uns in einer solchen Extremsituation?"
Große Wörter verfaulen in den Mündern derer, die sie nicht verstehen. So etwas wie "philosophisch" sollten Leute, wie sie offensichtlich in der TV-Movie-Redaktion sitzen, gar nicht erst in ihren Wortschatz aufnehmen, denn da kann nichts Gutes bei rauskommen. Wer weiß, was sonst bald noch so als "philosophisch" bezeichnet wird? "300"?
Heute kannte ich nur sehr wenige. Lief logischerweise darauf hinaus, dass ich nicht abgestimmt habe. Obwohl die Versuchung natürlich bestand, dabei zu helfen, die Star Wars-Charaktere von den billigen Plätzen aus dem Wettbewerb zu verscheuchen. Generell gilt aber, dass die Auswahl des Wettbewerbes enorm mau ausgefallen ist. Mir war nie bewusst, dass es so wenige gute Filmaliens gibt. Ich bleibe da tatsächlich bei den wichtigsten Star Wars- und Star Trek-Charakteren plus einiger Sci-Fi-Horror-Wesen stecken, ein paar hier und dort noch verstreut, aber damit hat sich das Ganze auch. Und nein, mit "wichtigen Star Wars-Charakteren" meine ich nicht Aayla Secura, Hera Syndulla und Dromedus Daktylus.
Erstmal ist es natürlich schön zu sehen, dass "Dead Ringers" hier auch mal mit etwas Aufmerksamkeit bedacht wird. Er ist ein verstecktes Juwel, das mittlerweile nur noch schwer in einer brauchbaren Auflage zu finden ist (ich habe mit Mühe und Not eine der Concorde-DVDs ergattern können, aber das brauchte durchaus etwas Geduld), was extrem schade ist, da er für mich nichts anderes einen der besten Filme aller Zeiten darstellt. Generell ist das Eindrucksvollste an ihm aber wohl diese generelle Stimmung, die ihn durchflutet. Er funktioniert in erster Linie auf emotionaler Ebene, eher wie ein Albtraum als wie eine Doktorarbeit oder dergleichen, weshalb ihm ein so unterkühlt analytischer Text nicht wirklich gerecht wird ... aber die angesprochenen Facetten sind auf jeden Fall vorhanden und sehr interessant, außerdem passen sie sehr gut in Cronenbergs Philosophie und entsprechen fast sicher seinen Hintergedanken. Deshalb gibt's von mir trotzdem ein Like. :)
Von allen Filmen von Park Chan-wook ist „Stoker“ der flachste. Nicht dass das viel aussagt. Da das Drehbuch dieses Mal nicht von ihm stammt, fehlen viele seiner inhaltlichen Markenzeichen, beispielsweise die vielen Nebenhandlungen und die detailverliebte Ausschmückung diverser Figuren, die unvorhersehbaren Entwicklungen der Geschichte sowie die philosophischen Hintergedanken. Wer also „Stoker“ in Angriff nehmen möchte, weil er eine intelligente Story wie die von „Oldboy“ erwartet, wird mit dem Film voraussichtlich nicht ganz so viel anfangen können. „Stoker“ setzt nämlich hauptsächlich auf seine Stilistik, wodurch er zwei andere Merkmale Parks beibehält: Die exzentrische Atmosphäre und die erhabene Inszenierung.
Gerade letzteres wird hier auf die Spitze getrieben. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass ich selten, vielleicht sogar noch nie einen Film gesehen habe, der so einfallsreich und virtuos zugleich in Szene gesetzt wurde. Ich habe schon einiges gesehen, von diversen Filmen von Lynch und Kubrick bis hin zu „Der Tod weint rote Tränen“ (Leuten, für die innovative Schnitttechnik einen Augenschmaus darstellt, ist der dringend empfohlen), die Filme von Parks Kumpel und Landsmann Bong Joon-ho sollen auch nicht unerwähnt bleiben … aber die Präzision der Kamerabewegungen in diesem Film, die Schnitte in diversen Montage-Szenen, bis hin zu kleinen Details wie einer besonderen Farbsättigung (vergleichbar mit dem, was Jean-Pierre Jeunet in seinen Filmen anzuwenden pflegt) – in dieser Konstellation habe ich so viel Können glaube ich noch nie in ein und demselben Film präsentiert gesehen.
Ursprünglich hatte ich auch mal einen Kommentar geschrieben, der auch auf die Story und die Charaktere einging – er blieb auf ewig in einem Word-Dokument und fand seinen Weg nie auf diese Seite, mittlerweile dürfte er verschollen sein – aber diese Aspekte sind hier schon oft genug beschrieben worden, deshalb möchte ich dazu nur kurz anmerken, dass es sich um einen Film handelt, dessen Charaktere allesamt leicht autistisch wirken. Ihre Kommunikation zueinander ist schwer gestört, sie verstehen sich untereinander nicht so wirklich und jeder backt seine eigenen Brötchen, ohne jemals die Sympathien des Zuschauers einzufordern. Also wird auch die Suche nach Identifikationsfiguren voraussichtlich ergebnislos bleiben. Der häufige Vorwurf, dass die Geschichte keinen tieferen Sinn hat, ist allerdings ein Irrtum. Der Film ist mit psychologischen Symbolen bespickt und stellt vor allem den innerseelischen Konflikt eines Mädchens dar, das ihren Vater verloren hat und – durch ihre generelle Emotionsstumpfheit verstärkt – nicht weiß, wie sie darauf reagieren bzw. damit umgehen soll.
Alles in allem ein unheimlich eigenständiger und virtuoser Film. Ist in der Filmographie Parks (meinem absoluten Lieblingsregisseur) allerdings definitiv ein Außenseiter, um nicht zu sagen ein "Nebenprojekt".
„Videodrome“ ist aus gleich mehreren Perspektiven ein quintessenzieller Film Cronenbergs, denn er hat alles: Ekel, Body-Horror, Psycho-Terror, Halluzinationen, Manipulation und Verschwörungen, fetischisierte Gewalt und zwischen all dem einer Laborratte gleich einen machtlosen Protagonisten, der eigentlich von vornherein verdammt ist. Thematisch kommt hier alles zusammen. Doch auch in Hinsicht auf Cronenbergs künstlerische Entwicklung ist er ein besonders wichtiger Film, da er einen Einschnitt in Cronenbergs Werk bis dahin bedeutet. Nachdem er sich zuvor konventionelleren Mitteln aus Horror/Sci-Fi/Fantasy bediente, um durchaus intelligente, aber doch recht trashige Geschichten rüberzubringen, wurde hier das gesamte Gewicht der Handlung auf ein intellektuelles Grundgerüst verlagert. Dies ist der erste Cronenberg, zu dem man Doktorarbeiten schreiben könnte. Es ist auch das bis dahin sein mit Abstand komplexestes Werk und generell einer der wendungs- und ideenreichsten Filme, die ich je gesehen habe. Jeder betrügt jeden, es gibt immer ein weiteres Geheimnis, irgendetwas, was man als Zuschauer noch nicht begreift. Selbst als der Film vorbei ist, bleibt Platz für endlose Spekulationen – und das zunächst nur auf inhaltlicher Ebene, die gedankliche Facette des Ganzen, die noch hinter dem Offensichtlichen liegt, habe ich hierbei noch außer Acht gelassen.
Dabei stellt diese wohl sogar das Beachtlichste an „Videodrome“ dar, und das liegt vor allem an der präzisen Weise, in der er menschliches Verhalten darstellt und reflektiert. Cronenberg erwähnte mal in einem Interview, er habe einst in einer Talk-Show, bei der er zu Gast war, neben einem Psychiater gesessen, der täglich mit Kriminellen arbeitete und regelrecht Angst vor ihm hatte, weil er „Videodrome“ gesehen hatte und die Darstellung des Abstiegs in den Wahnsinn und dem Abdriften von der Realität, um eigene Maßstäbe zu kreieren, furchteinflößend authentisch fand. Es deutet darauf hin, mit wie viel Verständnis für Psychologie Cronenberg hier zu Werke ging. Darüber hinaus bietet der Film aber auch Denkanstöße über diverse weitere Themen, wie den Fortschritt der Menschheit und dessen Vorteile und Gefahren, das Fernsehen und neue Realitäten, Gewalt als zerstörerisches, infektiöses Prinzip, die Medien- und Konsumgesellschaft und ihre Werbung und Manipulation, bis hin zum aktuellen Thema des Internets als scheinbar „rechtsfreie“ Zone – und das zu einer Zeit, zu der an das „World Wide Web“ noch nicht zu denken war.
Genau deshalb ist „Videodrome“ der erste Film, bei dem Cronenberg unter Beweis gestellt hat, warum er zu einem der bedeutsamsten und beachtlichsten Filmeschaffenden der letzten Jahrzehnte geworden ist: Weil er Menschen versteht und ihre Systeme, die Prinzipien, die eine Gesellschaft antreiben und damit die Richtung, in die sie sich entwickelt. So vorausschauend, treffsicher und reflektiert wie hier war Kino selten.
Ungeachtet der tatsächlichen Qualität des Filmes - über die sowieso momentan noch kaum jemand urteilen kann - muss man den Kritiken zugute halten, dass sie zumindest Argumente aufführen und die von den Verfassern wahrgenommenen Schwächen artikulieren. Es ist nicht nur wahlloses Hassen, da wurde beobachtet und hinterfragt. Damit sind die hier zitierten Kritiker dem Großteils der Fans auf dieser Seite um einiges voraus. Sie so anzufahren, wie es hier teilweise passiert, und dann noch nebenbei den eigenen geringen Anspruch an Filme offen zuzugeben, ist da doch nichts anderes als die einfachste Weise, dafür zu sorgen, dass die eigene Meinung nicht mehr ernstgenommen werden kann.
Du weißt genau, was jetzt kommt. :P
GORDON GORDON GORDON, mit großem Abstand mein Liebling. ^^
Danach verschwimmen für mich die Platzierungen, von daher finde ich alles andere hier voll und ganz vertretbar. Alles in allem eine gelungene Auswahl! Nolans Filme definieren sich allerdings halt nur in wenigen Fällen tatsächlich über die Charaktere, weshalb die absolut legendären Charaktere mMn rar gesät sind - aber trotzdem hat jeder Film seine großartigen Figuren. Ich würde die Filme also auch in der Hinsicht (wie in fast jeder anderen) als enorm konsistent bezeichnen.
Allerdings kann man hier meines Erachtens nicht so gute Vergleiche ziehen, weil Nolan nun mal kein Autorenfilmer ist und die Figuren deshalb nicht alle aus derselben Feder stammen. Das merkt man dann auch, gerade bei den Insomnia-Figuren, die ganz anders funktionieren als der Rest. Vielleicht wäre eine Liste der Dark Knight Trilogy-Charaktere da passender - kommt die vielleicht noch..? ;)
Nett, nett! Aber mir fehlt hier Harvey Keitel, wobei mir eigentlich fast egal ist, ob nun als Mr. White oder als Mr. Wolf. Letzterer wäre wohl mein Favorit, vielleicht auch ein wenig aus Protest, weil er auf solchen Listen in der Regel übergangen wird, obwohl er mMn für die unterhaltsamste Pulp Fiction-Szene gesorgt hat. Mr. White kommt aber sehr nah ran, weil er sich - anders als fast jeder andere Tarantino-Charakter - in einem tatsächlichen emotionalen Zwiespalt befindet (was, am Rande bemerkt, natürlich der Vorlage "City on Fire" geschuldet ist, wo der Charakter auch verdammt cool ist). An und für sich ist Hans Landa aber wahrscheinlich der gelungenste, "objektiv" gesehen. Einfach enorm erinnerungswürdig und man kann nie wissen, was genau er gerade denkt und vorhat. Waltz ist wie geschaffen für diese Rolle.
Ich glaube aber, dass Budd bei mir auch in der Top 10 wäre. Hat eine Menge witziger Momente und es ist schön ironisch, wie gefährlich er der Braut wird, obwohl er einfach nur ein fetter, fauler Sack ist.
Zählst du True Romance eigentlich mit?
"Der Erste Kontakt", sehr deutlich. Einfach ein großartiger Film mit der besten Star Trek-Crew und den interessantesten Star Trek-Antagonisten. Also stimmte schon an der Prämisse alles, aber auch ansonsten bietet er eine gute Handlung und vor allem so erinnerungswürdige Szenen wie die Raumschlacht zu Beginn. An zweiter Stelle sehe ich den "Zorn des Khan", danach wird es schwer. Vielleicht "Das Unentdecke Land"? Habe die meisten aber schon lange nicht mehr gesehen. Was ich aber mit Sicherheit weiß, ist, dass der erste von Abrams zu den schlechtesten zählt. Überhaupt kein Star Trek-Feeling, wenige gute Ideen, eine nur mäßig interessante Story, aber das wäre alles nicht so schlimm, wenn die Figuren nicht so schlecht umgesetzt wären. Bis auf Pille ist einfach keiner gelungen. *-*
Honerable Mentions sind übrigens "Brazil" und "Der phantastische Planet", in beiden Fällen wegen ihrer Innovation und Abgedrehtheit. Sie haben mir im Endeffekt leider nicht so sehr gefallen, dass ich sie auf diese Liste setzen würde, aber sie unerwähnt zu lassen, fühlt sich falsch an.
http://www.moviepilot.de/liste/meine-top-10-science-fiction-filme-roach
Ist, wenn ich es genau betrachte, eine recht ausgeglichene Liste aus kleinen und großen und Animations- und Spielfilmen geworden..