Roach - Kommentare

Alle Kommentare von Roach

  • Ich ein Fan von düsteren Animes mit Hirn, wie "Ghost in the Shell" und "Jin-Roh", aber so sehr wie die beiden Meisterwerke konnte mich "Akira" nicht überzeugen.. dass er nichtsdestotrotz ein guter und vor allem besonderer Film ist, dem die Anime-Branche eine ganze Menge zu verdanken hat, steht natürlich außer Frage. Und wenn ich diesen Text lese, werde ich doch wieder neugierig, ob es nicht Zeit wird, ihn noch einmal zu sehen; übrigens ein richtig, richtig gut geschriebener Artikel!

    Oh, und ich empfehle das Nonplusultra des verwirrenden und düsteren japanischen Zeichentricks: http://www.moviepilot.de/movies/angels-egg

    2
    • "Kids können sich mit Jar Jar identifizieren, weil er ein Kinder-Charakter ist, so einfach ist das. Und für die ist der Film gemacht."
      Vermutlich liegt genau da das Problem. Im besten Fall wäre der Film nicht für Kinder gemacht worden, sondern für diejenigen, die in den 70ern und 80ern mit den alten Filmen aufgewachsen sind. 1999 waren die jedenfalls keine Kinder mehr.
      Abgesehen davon ist die "Robot Chicken"-Version von seiner Zukunft immer noch meine liebste. ;)

      1
      • 8

        Drei Filme, sechs Stunden, acht Höllen. Wenn das, was das Hong Kong-er Kino den Krimi- und Thriller-Fans aus aller Welt hier gebacken hat, eine Torte wäre, dann wäre "Infernal Affairs 3" die Kirsche obendrauf, der letzte Geniestreich, der das Kunstwerk komplett macht. Und dabei ist man sich nicht für Überraschungen zu schade gewesen. In Sachen erzählerischem Wirrwarr legt der dritte Teil der Trilogie im Angesicht der Vorgänger noch eine, vielleicht auch zwei Schippen oben drauf. Zwar wirkt die Inszenierung in diesem Finale etwas gefasster, ruhiger, unaufgeregter als zuvor, aber das Spinnen zweier paralleler Handlungsstränge auf unterschiedlichen Zeitebenen macht das erste Gucken doch zu einer gewissen Herausforderung. Gerechtfertigt wird diese Herangehensweise dadurch, dass die beiden neu eingeführten Charaktere, Yeung und Shen, ihren Ursprung in der Vergangenheit von Yan haben, aber erst jetzt aus dem Schatten treten, um die lange Geschichte über Gangster, Spitzel und Polizisten zu ihrem Ende zu führen.

        Dabei legt "Infernal Affairs 3" den Fokus mehr denn je auf die Charaktere und gerät zeitweise sogar tief in das Drama-Genre hinein, wodurch gerade Andy Lau noch einmal richtig glänzen kann. Inszenierungstechnisch wird mehr als zuvor mit verwirrenden, zuweilen fast surrealen Elementen hantiert, was erneut frischen Wind in die Reihe bringt. Allerdings überzeugt mich die zweite Geschichte, nämlich die um Yan, nicht ganz so wie die um seinen Nemesis. Geht es in letzterer nämlich um ein cleveres Psycho-Schachspiel, gewährt uns Yan noch einmal Einblick in den Alltag als Polizeispitzel unter Gangstern und vermag uns dabei nichts allzu Neues mehr zu erzählen. Aufgelockert wird das höchstens durch die mittelmäßige Romanze, die gewiss ihre Berechtigung im Storygeflecht hat, aber trotzdem nicht so wirklich in den Film hineinpassen will und für mich die einzige eher langweilige Viertelstunde der Trilogie darstellt. Doch ab einem gewissen Punkt weiß auch Yans Story zu fesseln, wird sogar richtig spannend und fügt sich zum Schluss, abgesehen von besagter Romanze, makellos mit der von Lau zusammen. Am Ende finden beide Handlungen ihren gemeinsamen Nenner und der Trilogie wird ein konsequenter Abschluss verpasst, der der Reihe absolut würdig ist und keine Bedürfnisse oder Fragen offen lässt.

        Jedem Zuschauer ist zu der chinesischen Fassung mit Untertiteln geraten, denn im Vergleich zu den Vorgängerteilen sind gleich mehrere Synchronsprecher gewechselt worden, mit dem Ergebnis, dass die Synchronisation im Allgemeinen nicht mehr dem Standard entspricht, den die anderen Teile gesetzt haben. Die meisten Sprecher fand ich aber auch schon vorher unpassend, sogar Veteranen wie Tessmann oder Bierstedt. Das Charisma von einem Eric Tsang oder Anthony Wong lässt sich halt nicht so einfach nachahmen. Generell schätze ich die Übersetzung dieses Films (trotz mangelnder Chinesisch-Kenntnisse) jedoch als besser ein als die der Vorgänger, da die teilweise hölzernen Dialoge, die mir in den anderen Teilen hier und dort aufgefallen waren, hier glücklicherweise fast vollständig verschwunden sind. Die hatte ich zumindest immer aufs Konto der Übersetzer geschrieben. Vielleicht haben die Drehbuchautoren auch einfach dazugelernt.

        Unterm Schlussstrich würde ich "Infernal Affairs 3" als den schwächsten Teil der Reihe bezeichnen. Trotzdem fügt er sich nahtlos in das Gesamtkonzept ein, ohne einen der Vorgänger zu imitieren oder redundant zu wirken. Auch wenn einzelne Teile der Handlung zäh oder verwirrend erscheinen können, hat das allermeiste seinen Platz und trägt auf die eine oder andere Weise dazu bei, dass der letzte Teil ein rundum zufriedenstellender Abschluss für die "Infernal Affairs"-Reihe ist, wodurch diese ihren Platz in den vordersten Reihen meiner Lieblings-Trilogien finden darf. Nach einem besseren Beispiel, wie man aus einer ganz kleinen Geschichte eine ganz große machen kann, werde ich nämlich wohl noch lange suchen.

        5
        • 9 .5

          Wahrscheinlich gibt es keine andere Art der Fortsetzung, die so heikel ist wie das sogenannte "Prequel". Die Gründe dafür sind schnell gefunden, denn wenn man die Vorgeschichte eines bekannten Filmes erzählt, kennt der Zuschauer immerhin schon ihren Ausgang. Trotzdem soll ein Prequel Überraschungen bieten und obendrein plausibel mit dem Originalfilm funktionieren. Keine einfache Aufgabe also, die es da zu bewältigen gilt, aber noch nie habe ich gesehen, wie ein Film sie so einwandfrei gemeistert hat wie "Infernal Affairs 2".

          Zunächst sei festgehalten, dass "Infernal Affairs 2" dem Vergleich mit dem berüchtigten Vorgänger geschickt aus dem Weg geht, indem er in eine ganz andere Kerbe schlägt. Zwar ist er in einem ähnlich hohen Tempo erzählt, was es manchmal schwer macht, den Details der Handlung zu folgen, aber in seinen Ausmaßen, seiner Komplexität und allein schon seiner Charakterfülle hievt das Prequel die gesamte Geschichte auf ein ganz neues Level. Statt ein kurzweiliger, geradliniger Krimi zu sein, handelt es sich hier eher um ein Mafia-Epos im Stile der "Der Pate"-Trilogie, mit zahllosen Parallelen und Anspielungen an die Vorbilder.

          Eine außergewöhnliche Innovation oder Eigenständigkeit kann man "Infernal Affairs 2" also nicht zusprechen. Was ihn für mich aber trotzdem zu einem Meisterwerk macht, ist die geniale Weise, auf die die Bögen zum Vorgängerfilm geschlagen werden. Als Kenner des Originals wird man alle paar Szenen derbe überrascht, wie die Protagonisten zu den Charakteren geworden sind, wie man sie im ersten Teil zu sehen bekam. Die Charakterentwicklungen sind säuberlich und ausgefallen, und zum Schluss ist man wirklich schlauer als zuvor. Viele Figuren wird man danach nicht mehr mit denselben Augen sehen können.

          Vor allem ist auffällig, dass den beiden Maulwürfen verhältnismäßig wenig Screentime zuteil wird, was in Anbetracht des Schauspielerwechsels (aufgrund des deutlich jüngeren Alters der Figuren) definitiv eine gute Wahl war. Stattdessen liegt der Fokus auf Sam und Wong, die man im ersten Teil als alteingesessenen Mafiaboss und Polizeiinspektor erleben durfte. Hier wird erläutert, wie sie dazu geworden sind und inwiefern ihre Vergangenheiten miteinander verknüpft sind. Dazwischen thront mein persönlicher Lieblingscharakter der Reihe, die stille und intelligente Brillenschlange Hau Wing Ngai, die durch Francis Ngs Darstellung zu einem erinnerungswürdigen Antagonisten wird.

          Letztendlich kann "Infernal Affairs 2" aber immer noch mit ähnlichen Stärken überzeugen wie der Vorgänger: Keine Haudrauf-Action mit Karate-Stunts, sondern wohldosierte Spannungsmomente, die ausschließlich in ihren Situationen bestehen statt in Kämpfen. Tiefgründige Charaktere, eine funktionierende Dynamik (gerade zwischen Sam und Wong) und eine wahnsinnig wendungsreiche, sogar unvorhersehbare Story, und das, obwohl man ihren Ausgang eigentlich schon kennt. Da bleibt kein Grund mehr zum Zweifeln: "Infernal Affairs 2" ist für mich nichts anderes als DAS beste Prequel. Überhaupt, überall, aller Zeiten.

          5
          • Del Toro an einen Alice-Film ranzuschicken, ist eine tolle Idee. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht, aber es passt ausgezeichnet, vor allem, weil er wohl wie gesagt eine düsterere Interpretation der Geschichte wagen würde. Ansonsten gebe ich mich mit dem 50er-Jahre Disney-Filme zufrieden. Originalgetreu verfilmbar ist das Buch sowieso nicht wirklich, und diese Variante hat auf jeden Fall ihren eigenen Charme und Kreativität.

            PS:
            "Hurt"! Und "Pain of Salvation"!

            2
            • 9
              Roach 24.04.2015, 00:36 Geändert 24.04.2015, 00:43

              Japanisch soll er also sein, der rasante Gangsterthriller "Infernal Affairs", der die Vorlage für Scorseses "Departed" war. Mit einem Blick über die Credits und den Originaltitel sollte klar werden: Mou Gaan Dou, Lau Kin Ming und Tony Leung Chiu Wai, das klingt so gar nicht nach konichiwa und watashi wa Roach-kun, sondern allzu chinesisch, "Infernal Affairs" ist nämlich ein Film aus HONG KONG, und ich hoffe, dass die Leute in der "Academy" mittlerweile auch dahinter gekommen sind. Zu gönnen wäre es ihnen, denn sonst hätten sie einen der spannendsten und flottesten Gangsterfilme nach der Jahrtausendwende verpasst, und vermutlich hätten sie dann bis heute nicht verstanden, warum mindestens ein Oscar an "The Departed" unverdient war, nämlich der für's Drehbuch. Denn der hätte 4 Jahre vorher direkt an "Infernal Affairs" gehen und da bleiben sollen.
              Desu!

              5
              • 7 .5
                Roach 23.04.2015, 22:23 Geändert 24.04.2015, 11:02

                Wenn die Ausgangslage sofort an "Infernal Affairs" erinnert und einem nach nicht mal fünf Minuten die erste "Der Pate"-Hommage entgegenspringt, kann man wohl nicht erwarten, dass Innovation die große Stärke des Films ist, den man da schaut. "New World" macht keinen Hehl aus seinen Vorbildern und tischt eine konventionelle, aber komplexe Geschichte auf, die er problemlos erzählt und in typisch-asiatisch wuchtige Bilder bettet. Was dabei rauskommt, ist also unterhaltsames, einwandfrei gemachtes Kino, das auch Gangsterfilm-Freunde erreichen wird, die mit Filmen aus diesem Teil der Welt für gewöhnlich weniger anfangen können.

                Leider werden die Leistungen der Schauspieler durch die mittelmäßige deutsche Synchronisation etwas verwässert, wobei ich vor allem schade fand, dass Choi Min-sik dieses Mal nicht von Wolfgang Condrus gesprochen wurde, wie es bei beispielsweise "Oldboy" der Fall war. Nur Lee Jung-jae fand ich einwandfrei synchronisiert. Dieser spielt zwar den Protagonisten, ist allerdings über den gesamten Film hinweg eher verschwiegen und kommt nicht so oft zu Wort wie manche seiner Gangsterkollegen. Deshalb ist es wohl - wie eigentlich bei jedem asiatischen Film, den ich gesehen habe (außer "Oldboy") - empfehlenswert, "New World" im Original mit Untertiteln zu schauen, so habe ich es beim ersten Schauen auch gemacht. Aus Neugierde probiere ich aber beim zweiten Mal gerne die deutsche Fassung aus.

                Da ich ihn gerade schon erwähnt habe, möchte ich jetzt noch eine Lanze für Lee Jung-jae brechen, denn der Bursche stellt hier unter Beweis, dass seine markanten Gesichtszüge nicht der einzige Grund sind, weshalb er in den letzten Jahren für Aufsehen in der asiatischen Filmbranche gesorgt hat. Wenn er so weitermacht, wird er in ein paar Jahren wohl zu den neuen großen Gesichtern des Korea-Kinos gehören, nun, da beispielsweise Lee Byung-hun langsam aber sicher nach Hollywood auszuwandern scheint. Zu gönnen wäre es ihm.

                Vielleicht wird ja der Undercover-Polizist Lee Ja-sung seine erste Paraderolle. Ein Prequel befindet sich schließlich schon in Planung (oder gar schon in der Mache?) und ist, soweit ich informiert bin, für Anfang 2016 angesetzt. Das Potenzial hätte die Geschichte ohne Zweifel, und generell würde ich Korea eine gutklassige Antwort auf die "Infernal Affairs"-Trilogie aus Hong Kong gönnen, auch wenn deren Klasse dabei voraussichtlich nicht erreicht werden wird. Zum Abschluss eine kleine Kuriosität: Das "New World"-Prequel wäre tatsächlich das erste Prequel in der Geschichte des koreanischen Kinos. Da können sich Hollywood (und auch China bzw. Hong Kong) mit ihrem Franchise-Wahn noch eine Scheibe abschneiden.

                5
                • Wenn ich noch einen letzten Beweis gebraucht hätte, dass gut gemachte Stop-Motion jede CGI-Animation in Sachen Magie und Atmosphäre um Meilen schlägt, wäre das wohl dieser Trailer gewesen, denn im direkten Vergleich fällt der Kontrast doch sehr auf. Die Idee, die Geschichten in unterschiedlichen Animationsstilen zu erzählen, gefällt mir aber, und die Story selbst ist ja ein Evergreen. Es ist höchstens zu befürchten, dass man während der CGI-Szenen hauptsächlich auf die nächste Geschichte des Prinzen warten wird. Ansonsten sehr hübsch!

                  1
                  • Atmosphärisch und mit bombastischen Bildern, sieht gut aus. Aber Snyder als Regisseur ist eine Gratis-Rückfahrkarte für meine Vorfreude.

                    1
                    • Roach 17.04.2015, 19:41 Geändert 05.09.2017, 19:43

                      Ich mag den Trailer nicht. Er scheint seinen Hauptreiz aus der altbewährten Musik zu beziehen und aus den Anspielungen an die alten Filme. Es bietet sich der Vergleich zu Abrams Star Trek-Filmen an, die sich ja auch weitgehend darauf verlassen haben, alte Fans mit Cameos, Querverweisen und Insider-Witzen für sich gewinnen zu können. Die letzten Sekunden fand ich nicht episch oder dergleichen, sondern wirkten auf mich eher erzwungen, fast albern. Han Solo habe ich da nicht gesehen, viel mehr einen gealterten Herrn Ford, der spielt, wie er halt so spielt. Ganz davon abgesehen, dass Chewbacca für mich ehrlichgesagt noch nie einen gelungenen Sidekick abgegeben hat. Andererseits ist es auch verständlich, dass der Trailer sich bewusst darauf konzentriert, alte (enttäuschte?) Fans von sich zu überzeugen, und das scheint ja zu gelingen. Meine eigene Skepsis hemmt das nicht wirklich.

                      1
                      • 8
                        Roach 06.04.2015, 15:29 Geändert 07.04.2015, 12:40

                        SPOILER SPOILER SPOILER SPOILER SPOILER SPOILER SPOILER SPOILER SPOILER SPOILER SPOILER SPOILER SPOILER SPOILER SPOILER SPOILER SPOILER SPOILER
                        Ihr wurdet gewarnt! ;)

                        Tja, was soll ich sagen? Vielleicht kann ich mit einer Frage anfangen, dann erledigt sich der Rest meist ganz von selbst: Was für Erwartungen soll man haben?, ist diese Frage. Was für Erwartungen soll man haben, wenn eine Serie sich dem Ende zuneigt, die einen über längere Zeit begleitet hat? Mehr noch, welche Erwartungen soll man haben, wenn diese Serie, die sich dem Ende zuneigt, die mit hoher Wahrscheinlichkeit hochwertigste ist, die man je gesehen hat - wenn sie es geschafft hat, über 4 Staffeln lang das Niveau aufrechtzuerhalten, ach was, sogar stetig noch eine Schippe obendrauf zu legen? Eine der spannendsten Serien aller Zeiten, eine der emotional herausforderndsten Serien aller Zeiten, eine jener Serien, die in die Psyche der Charaktere reingreifen ... DIE beste Serie?
                        Ja, welche Erwartungen soll man haben, das kann man sich fragen, und wie soll ein Macher diesen Erwartungen gerecht werden. Vielleicht kann man ihnen gar nicht gerecht werden, vielleicht ist das Ende einer solchen Serie auch dazu bestimmt, unbefriedigend zu wirken. Ich weiß es nicht, aber das ist in diesem Fall vielleicht auch gar nicht so wichtig, denn für mich ist nur eines klar:

                        Erwartungen hin oder her. Auf den letzten Metern, in der zweiten Hälfte der letzten Staffel, hat mich Breaking Bad doch noch ordentlich enttäuscht.

                        Dabei stimmt erst mal alles! Es wird genau da weitergemacht, wo man den Ball nach Staffelmitte hat liegen lassen, und auch qualitativ sind die ersten 3 Folgen etwa auf einer Ebene mit der extrem hochwertigen ersten Hälfte! Ich meine: die lang erwartete Fuchsjagd hat begonnen, geschlagene fünf Staffeln lang hat man sich darauf vorbereitet, und man hat von der ersten an gewusst, dass dieses Duell, sobald es erst anfängt, spannend werden würde. Und das wird es auch. Zugegeben, Dean Norris stößt in einem oder zwei Momenten mal an seine schauspielerischen Grenzen, aber das auch nur in Gegenwart von Heisenberg höchstpersönlich, was mich zu der Annahme verleitet, dass Norris eigentlich gut spielt, aber gegen Cranston einfach nicht ankommt. Sei's drum, ist verziehen, abgesehen davon haben die ersten Episoden einen ordentlichen Erzählfluss und auch eine gute Story. Vor allem profitiert diese jetzt von der Dynamik zwischen Walt und Hank. Letzterer ist nun, wo er seinen Feind endlich gefunden hat, verbissener denn je und sich für nichts zu schade, um sein langersehntes Ziel zu erreichen. Walt reagiert darauf wie gewohnt scharfsinnig, überlegt, skrupellos, gnadenlos, eiskalt. Da bahnt sich ein Duell der Spitzenklasse an, vergleichbar mit Walts zerstörerischem Machtkampf mit Gus, ein Fest!

                        Aber was ist dann passiert?

                        Die vierte Folge beginnt und plötzlich ist irgendwie gar nichts mehr in Ordnung. Die Dialoge wirken ungewohnt unnatürlich, gehetzt. Sonst war einer Situation zwischen den Figuren immer genug Platz zum "Atmen" gegeben worden, ein gewisser Raum, um sich natürlich zu entfalten. Die Charaktere haben halt gehandelt, wie sie in diesen Momenten handeln würden, und weil die Charaktere nun mal verdammt gut gemacht waren, haben sie auch menschlich gehandelt. Es war über vier Staffeln lang eine Freude, zu beobachten, wie die einzelnen Diskussionen teilweise aus den Fugen geraten sind, wie Freundschaften in hitzigen Streitgesprächen zerstört wurden, nur um wieder zusammengeflickt zu werden ... genau diese sorgfältige Art der Charakterentwicklung, nein, diese Art, den Charakteren PLATZ zu geben, um sich SELBST zu entwickeln, statt von den Machern entwickelt zu werden, war es, die Breaking Bad immer so spannend und unterhaltsam gemacht hat.
                        Aber davon spüre ich nichts mehr. Ich merke, dass die Autoren wussten, wohin sie wollten, und leider merke ich auch, dass sie dabei keine Rücksicht darauf genommen haben, ob die Charaktere von sich aus mitziehen oder nicht. Die Entwicklungen von Szenen und Charakteren werden gleichermaßen unglaubwürdiger, da darf Jesse nach einer VAGEN Vermutung total ausrasten, um danach aus heiterem Himmel ein eindimensional gezeichnetes Arschloch zu werden. Viele Handlungselemente werden lieblos abgearbeitet oder sogar nur impliziert. Da wurde Steve (Hanks Kollege) in die ganze Sache eingeweiht, aber eine Szene, in der das passiert ist, hat es nie gegeben. Plötzlich saß er da, und als Zuschauer durfte man sich seinen Teil denken. Auf den Moment, in dem Walter Jr endlich von den Taten seines Vaters erfährt, hat man jahrelang gewartet - nur, damit er nicht gezeigt wird und gerade rechtzeitig in die Szene reingeschnitten wird, um sein Jammern von wegen "Das ist eine Lüge, das ist eine Lüge!" zu zeigen? Und ich denke: "Oh, schon passiert?!" Das will nicht zu dem Breaking Bad passen, das ich jahrelang gerne geschaut habe, denn das war in der Entwicklung der Geschichte kleinschrittig, gründlich, beinahe schon penibel!
                        Ja, es fühlt sich an, als würde alles in eine bestimmte Richtung gedrückt werden, die sich einfach nicht richtig anfühlt. Situationen eskalieren aus dem Nichts, wie beispielsweise die "Messerszene" zwischen Skyler und Walt. Klar wird die Situation instabiler, aber das bedeutet ja nicht, dass die Charaktere plötzlich so unnachvollziehbar handeln dürfen, dass man nicht mehr das Gefühl hat, sie irgendwie zu verstehen. Das resultierte darin, dass es keinen Charakter mehr gab, in den ich mich wirklich hineinversetzen konnte. Denn die wichtigen Handlungen wurden größtenteils aus Impuls heraus begangen, ohne gründlich dargestellte Gründe. Warum auf einmal so schlampig? Warum nicht so wie vorher, warum nicht so ordentlich und systematisch jede einzelne Handlung gezielt untermauern?
                        Naja, wohl weil die Zeit fehlte. Ein häufiges Problem, wenn Serien sich dem Ende zuneigen. Da will man eine große Story zu einem Ende bringen, hat aber nur noch eine begrenzte Anzahl an Episoden übrig, um die letzten paar Bögen zu schlagen, also muss man es unter Umständen in Kauf nehmen, dass diese Bögen auch mal unbeholfen wirken.

                        Aber das ist keine Erklärung, keine Erklärung für Folge 6.

                        Erinnert ihr euch an Gustavo Fring? Natürlich tut ihr das, denn Gustavo "Gus" Fring war schließlich eine der großartigsten Personen, die je das Licht des Serienhimmels erblickt haben. Ein genialer, durchdachter Charakter, charismatisch, sympathisch und gleichzeitig auch böse. Und ein böser Charakter muss natürlich irgendwann Platz machen für andere Gefahren, deshalb verließ Fring leider, aber gezwungenermaßen, die Breaking Bad-Welt am Ende der vierten Staffel. Aber womit? Mit einem Knall, in einer der besten Episoden der Serie, in einer der besten Szenen der Serie, denn da hat nun mal wirklich alles gepasst! Hectors Blick, das Klingeln und dieser Moment, in dem der Zuschauer es versteht und es im selben Augenblick auch Gus versteht und ein erstes und letztes Mal völlig aus der Haut fährt - eine verdammte Gänsehautszene!

                        Jetzt erinnere ich an Mike, unser aller Lieblingsteddy. Für mich war schon nach wenigen Episoden der fünften Staffel klar, dass er die finale Season nicht mehr erleben würde, denn sein Verhältnis zu Walt war einfach zu angespannt, außerdem hatte er Heisenberg als einziger wirklich im Griff. Er war das, was von Gus übriggeblieben war, und solange er noch da war, würde die Sache mit Gus noch nicht ganz abgeschlossen sein. Und so ging auch er, und zwar auf eine Weise, wie nur Mike gehen kann. Diese letzte Szene der siebten Folge, in der er ruhig am Ufer sitzt und arschcool diesen letzten Satz sagt, der besser zu ihm passt als jeder andere Satz, den er je gesagt hat. Ein Wahnsinnsabgang und irgendwie genau der, den man ihm als Charakter gewünscht hat. Bedächtig, ruhig, aber auf seine eigene Weise spektakulär.

                        Ich habe mir gedacht: Eine der größten Stärken von Breaking Bad ist es, dass die Serie weiß, wie man guten Charakteren ein gutes Ende gibt.

                        Ich hatte mich geirrt.

                        Was für ein lausiger Abgang!
                        Ich fasse das noch einmal zusammen. Da ist eine lausige Bande No-Names, im Grunde "Red-Shirts", für die sich niemand zuvor auch nur ansatzweise interessiert hat. Ihre Namen sind am Ende der Episode wieder vergessen, und das auch nicht ohne Grund; sie sind einfach nur schlecht gemacht. Bis hierhin hat man nur immer wieder eingebläut bekommen, was für böse Typen sie sind, mit ihren Hakenkreuzen und ihren Angriffen auf die Gefängnisse, mit ihren asozialen Gesprächen, ihrem Gespucke beim Reden und allein schon bei ihrem gestellt hässlichen Aussehen.
                        Da ist also diese schlecht gemachte Meute, und rein zufällig findet im selben Moment am anderen Ende der Welt die vielleicht spannendste Szene der ganzen Serie statt. Und Walt sagt ihnen Bescheid und sagt ausdrücklich, dass sie NICHT herkommen sollen. Alles schön und gut, aber das Ganze resultiert in einer Sackgasse: Die Geschichte könnte vorbei sein, Hank hat gewonnen.
                        Warum hat sich da jemand gedacht, dass es KEINE billige Idee wäre, die Truppe jetzt DOCH aufkreuzen zu lassen? Es gibt Geballer, einen Cliffhanger, einen lang gezogenen Rückblick in die erste Staffel am Anfang der nächsten Folge, der nicht nur völlig fehl am Platz ist, sondern auch an sich total nichtssagend ... danach eine Ewigkeit Gerede und hin und her - nur damit ausgerechnet HANK ... von ausgerechnet DIESEN...

                        Das hat nichts damit zu tun, dass ich mir ein besseres Ende für ihn erhofft hätte, weil ich ihn als Charakter mochte, auch wenn beides stimmt. Das hier ist unbeholfenes Storytelling. Kein Geschichtenerzähler, der was von sich und seinen Charakteren hält, würde einen der tragenden, wichtigsten, VON ANFANG AN dabei seienden Charaktere an eine Meute SCHLECHTGEMACHTER NO-NAMES verfüttern. Und zwar VOR ALLEM NICHT, wenn der erst zweieinhalb Staffeln zuvor (nämlich Staffel 3, Folge 7) zwei Attentäter auf arschcoolste Weise umgelegt hat, die übrigens lange, LANGE eingeführt wurden (eine halbe Staffel, um genau zu sein), obwohl sie kaum einen anderen Nutzen hatten, als von Hank übern Haufen geschossen zu werden. Das hier steht in keinem Verhältnis zu ALLEM, was vorher in Breaking Bad hoch gehandelt wurde.

                        Und dann wird die Story ziellos. Soll ich diese Neonazis jetzt als Bösewichter akzeptieren? Im Ernst?
                        Noch einmal für die Langsamen: Ich habe in dieser Serie gesehen, wie Walter White mit Gustavo Fring und Mike gerungen hat, um sich danach ein Schachduell mit Hank zu liefern. Und jetzt sollen DIESE uninteressanten Nebencharaktere tatsächlich DIESEM Standard gerecht werden können? Nein, dafür gibt es keine Entschuldigung, denn das ist etwas, das eigentlich keinem Zuschauer zugemutet werden kann, das ist einfach nur schwach; aus jeder für mich denkbaren Perspektive schwach.
                        Mit diesem unrühmlichen Abgang war eine essenzielle Erwartung enttäuscht worden, und zwar eine, die schon seit mehreren Staffeln geschürt wurde: Dass Hank und Walter in einem Finale aufeinandertreffen würden. Innerhalb der letzten Staffeln hatte es den Anschein, als würden die Reihen der Charaktere, die in direktem Verhältnis zur Mafia stehen, gezielt gelichtet werden, inklusive Gus, Hector, Mike, und wer noch so sein Leben in eiskalten Schach- und Rachezügen lassen musste. Auf mich wirkte das so, als würde freier Tisch für ein Finale gemacht werden, bei dem nur die wichtigsten der wichtigsten Charaktere eine Rolle spielen sollten, und das Ende der ersten Staffelhälfte hat schließlich endgültig die Erwartung geweckt, als würden die letzten Episoden in aller erster Linie Ding von Walt, Hank und Jesse werden. Die nachfolgenden Folgen lösen diese Erwartungen mit einem spannenden Katz-und-Maus-Spiel auch zunächst ein. Durch diese Wendung wird das Duell aber quasi mittendrin abgebrochen, und zwar auf eine durch und durch unbefriedigende Weise. Meine Vorfreude auf die letzten beiden Episoden hielt sich danach erstaunlicherweise in Grenzen. Mit Hank war nur auch der letzte der "großen Charaktere" der Serie neben Walt gegangen, und das habe ich auch sofort gemerkt.

                        "Aber was ist denn mit Jesse??", hör ich die Fans schon fragen.

                        Ja, das dachte ich mir auch: Was ist auf einmal los mit ihm?! Mir war er als Charakter nie wirklich sympathisch, aber innerhalb der dritten und vierten Staffel hat seine Figur stetig an Tiefe dazugewonnen und wurde locker zu einer der interessantesten der Serie, was ja auch eine Leistung ist. Er war verzweifelt, unbeholfen, aber immer mit dem Herz am rechten Fleck, eine Charaktereigenschaft, die in der Serie recht selten war, immer seltener geworden ist und ihr deshalb auch gerade in der vierten Staffel so gut gestanden hat. Aber nachdem er von Walts Manipulation Wind bekommt, verschwindet auf einen Schlag alles, was ihn je interessant gemacht hat, und er wird zu einem dämlich handelnden Idioten, der entweder ausrastet oder rumheult und mir mit beidem tierisch auf den Zeiger ging. Mal im Ernst, welchen Reiz hatte Jesse als Charakter in den letzten fünf Episoden? Genau. Gar keinen.
                        Ich bin froh, dass Jesse nicht draufgegangen ist. Wäre das passiert, hätte ich wahrscheinlich umso mehr gemerkt, wie egal dieser Typ mir innerhalb von kurzer Zeit plötzlich geworden war.

                        Davon abgesehen, fand ich die letzten Episoden dann aber doch zufriedenstellend, sodass ich mich mit der Staffel im Allgemeinen noch versöhnen konnte. Aus der gegebenen Situation wurde das Beste herausgeholt, die Geschichte darf sich zunächst melancholisch tönen, und zum Schluss ist es Heisenberg gestattet, noch einmal wirklich diabolisch und menschlich zugleich zu sein. Und sein Ende darf dann auch zum Charakter passen! :)
                        Ich will jetzt auch nicht missverstanden werden. Ich habe jetzt zwar sehr viel gezetert, aber im Endeffekt finde ich die Staffel nicht schlecht. Sie behält viele Stärken bei, die man von Breaking Bad gewohnt ist, beispielsweise die überwältigend guten Schauspielleistungen, vor allem natürlich von Bryan Cranston, aber auch überraschenderweise von Anna Gunn, die ich ja mal wirklich nervig fand. Gut, dass sich das geändert hat. Und natürlich die tolle Kameraarbeit und der Schnitt, generell diese Inszenierung. Aber das möchte ich alles nur am Rande erwähnen, denn das alles ist etwas, wofür Breaking Bad schon bekannt ist, und was ich nicht noch einmal lang und breit durchkauen möchte. Schließlich gilt für mich zumindest eines absolut: Die "Finale Season" ist die mit Abstand schwächste Breaking Bad-Staffel, denn es werden Fehler begangen, die ich der Serie zuvor nicht zugetraut hatte. Gerettet wird die Wertung dadurch, dass die fünfte als eine überlange Staffel gerechnet wird, statt als zwei kurze. Die erste Hälfte fand ich im Gegensatz zur zweiten genial und zusammen mit der vierten das Beste, was die Serie zu bieten hatte. Dafür gibt es eine 9.5, für die zweite Hälfte eine 6.5 - das macht im Schnitt eine 8.0.

                        Goodbye, "the one who knocks"!

                        ENDE.

                        4
                        • Roach 06.02.2015, 20:34 Geändert 06.02.2015, 20:41

                          Dieser billige Schund ist nur so angesagt, weil die Medien so einen Hype darum machen. Niemand würde sich von sich aus für so einen unspektakulären Unsinn interessieren. Dass ihr auf diesen Zug aufspringt, ärgert mich. Als Filmliebhaber fühle ich mich hier in letzter Zeit leider zunehmend unwohl.

                          2
                          • "The Nightmare Before Christmas" wird seit Jahren jedes Halloween und jedes Weihnachten gesehen, und während der langen Durststrecke im Frühling und Sommer meistens auch mal, wenn ich Lust drauf habe. Dürfte also auch bei mir Spitzenreiter sein... ^^
                            Auch recht häufig habe ich "Heat", "Sweeney Todd" und die "Herr der Ringe"-Teile gesehen.

                            • Mein Vorschlag: Vom Silmarillion die Finger lassen und "Die Kinder Hurins" einem skandinavischen No-Name-Regisseur mit Gefühl für triste Geschichten und neblige Landschaftsaufnahmen überlassen. Ohne Pomp, ohne Happy End und vor allem ohne CGI-Overkill.

                              5
                              • Ist zwar cool, dass Lee Byung-hun jetzt immer öfter als fieser Schurke in Blockbustern zu sehen ist, und das steht ihm auch. Aber ich hätte ihn so viel, viel lieber als Hauptdarsteller in koreanischen Filmen, die auch wirklich was taugen...

                                • Bärenstark, da kommen auf ZDFkultur meine beiden Lieblings-Animefilme hintereinander!

                                  Ob nun Anime-Fan oder -Muffel, Jin-Roh ist beide Augen wert.

                                  • Roach 21.10.2014, 20:46 Geändert 21.10.2014, 22:13

                                    Hm, bei Spin-Offs muss man vorsichtig sein, denn mit solchen Vorhaben kann man Fans eigentlich nur vor den Kopf stoßen... Harry Potter und seine Figuren haben einen ikonischen Platz in der Popkultur eingenommen. Und die Dinge, die über sie im Verborgenen bleiben und die Leser sich selbst denken können, haben einen entscheidenden Teil dazu beigetragen. Figuren wie Dumbledore und Voldemort näher zu beleuchten, könnte zu einer Art "Entmystifizierung" führen. Wäre ja nicht das erste Mal, dass so etwas passiert - Stichwort Darth Vader...

                                    Ich wäre dafür, die Orte und die Figuren, die man bisher vom "Potterverse" gesehen hat, ruhen zu lassen. Stattdessen könnte man ruhig mal einen Abstecher ins Mittelalter zur Zeit der Hexenverbrennung machen!
                                    Aguamenti! ;)

                                    3
                                    • Roach 19.10.2014, 21:08 Geändert 19.10.2014, 21:13

                                      Es kommt auf die Serie an... Da gibt es solche, von denen ich hin und wieder mal eine Episode schaue und dann auch schon wieder gesättigt bin. Und dann natürlich noch die großen Geschichten, bei denen es mir am liebsten ist, sich alle paar Tage mal einen Abend zu nehmen und eine Reihe Folgen am Stück gucken, um auch ganz in der Story versinken zu können. Beispielsweise "Death Note", "Breaking Bad" und "Monster" (von dem ich das Profilbild habe).

                                      1
                                      • 7
                                        Roach 11.10.2014, 13:11 Geändert 22.06.2016, 12:03

                                        Wenn ein „Feel Bad Movie“ sich vornimmt, so schamlos auf seinen Protagonisten herumzutrampeln, besteht immer die Gefahr, ins allzu Bizarre abzudriften. Leider kann ich nicht behaupten, dass es „Requiem for a Dream“ gelungen ist, das zu vermeiden und jene Glaubwürdigkeit aufrechtzuerhalten, die er mit seiner ernsten Thematik nötig gehabt hätte. Wichtige Handlungen sind kaum begründet, Entwicklungen klischeehaft und die unterschiedlichen Handlungsstränge zusammenhangslos. Gäbe es nicht die ca. 3 Szenen, die deutlich machen, dass Burstyns Rolle Harrys Mutter ist, gäbe es keine handlungstechnischen Verbindungen zwischen ihren Geschichten.

                                        ABER! Trotz dessen ist Aronofski mit „Requiem for a Dream“ ein verstörendes Werk gelungen, das sich inszenatorisch und schauspielerisch jederzeit auf hohem Niveau abspielt. Die im Übermaß verwendeten *Zack*- und *Zisch*-Effekte neigen zwar dazu, nervig zu werden – erfüllen aber ohne Umwege ihre Aufgabe, dem Zuschauer den ätzenden, monotonen Trott im Leben eines Drogenabhängigen nahezubringen. Hand in Hand damit gehen einzeln eingestreute surreale Momente, die gerade die zweite Hälfte zu einem Kraftakt machen. Spätestens wenn dann die sägenden Geigen den „WINTER“ ankündigen, lässt sich eine hässliche Gänsehaut nicht mehr unterdrücken!

                                        Was mache ich mit so einem Film? Bei dem ich das Drehbuch gerne mit einem roten Kuli bearbeitet hätte. Der aber in seiner Umsetzung nichts anderes ist als eine Naturgewalt! Schwierige Frage. Ich einige mich auf eine 7. Letztendlich finde ich die Thematik wohl nicht interessant genug. Über das Thema Drogen ist schnell alles gesagt, deshalb kommt das Gefühl auf, trotz allem nichts Neues zu Gesicht zu bekommen. Gerade wenn man so wenig von Drogen hält wie ich. Das ist wohl auch der Grund, warum ich Sara Goldfarbs Geschichte so viel stärker fand als die andere. Am Anfang wirkten ihre Szenen fehl am Platz, doch mit der Zeit erweist sich die Erzählung über die Witwe, die unverschuldet tablettensüchtig wird, als deutlich wirkungsvoller als die üblichen, altbackenen Drogendealer-Storys von Harry und co. Dem wird auch nicht dadurch geholfen, dass diese sich wie Vollidioten verhalten.

                                        Jedenfalls hat „Requiem for a Dream“ seine Wirkung nicht verfehlt. Am Ende will man Kotzen. Das schafft nur eine Handvoll Filme, auch wenn man das in diesem Fall auch doppelt und dreifach (und vierfach!) geschickter hätte anstellen können.

                                        4
                                        • Ein riesendickes "Gefällt mir!" allein schon dafür, dass du auf diesen großartigen und leider viel zu unbekannten Anime aufmerksam machst! An dem habe ich immer noch zu nagen und freue mich über jeden Interpretationsansatz.

                                          Obwohl es ja vermutlich nicht der Sinn des Films ist, ihn zu verstehen. Schließlich scheint es auch nicht der Sinn der Welt zu sein, sie zu verstehen, oder? Naja, aber wie man sieht, versuchen wir es trotzdem. Puh. ;)

                                          1
                                          • Rache eignet sich generell sehr gut als Antrieb für Geschichten. Der Gerechtigkeitssinn im Menschen ist nun mal stark, und so fiebert man da gerne mit. Natürlich drohen Filme mit solcher Thematik, zur Verherrlichung des "Rechts des Stärkeren" zu werden. Wie zB "Kill Bill", "Django Unchained", "Spiel mir das Lied vom Tod" und Konsorten. Derjenige, der am meisten Gewalt anwendet, ist da am Ende der Sieger. Moralisch vielleicht fragwürdig, aber nichtsdestotrotz unterhaltsam. Manchmal reicht das halt. Schließlich will auch nicht jeder Film eine differenzierte Aussage über das Thema rüberbringen.

                                            Ob "Rachefilm" jetzt ein Genre ist, ist natürlich streitbar. In Filmen wie "Memento", "Gladiator", "Leon der Profi" spielt Rache beispielsweise eine wichtige Rolle für den Lauf der Handlung, ist aber nicht die zentrale Thematik. Quasi Filme "mit Rache", aber nicht "über Rache".

                                            2
                                            • Roach 16.09.2014, 16:01 Geändert 16.09.2014, 16:06

                                              Da kommen Gewaltfantasien hoch, die man erst nachvollziehen kann, wenn man das Ende dieses Films gesehen hat..........

                                              Spaß beseite; man kann, genau wie bei Oldboy, die inszenatorische und schauspielerische Qualität des Originals sowieso nicht erreichen. Aber sollen sie's doch versuchen ... und mich einmal mehr davon überzeugen, dass Amerika das Zepter des Qualitätskinos schon vor Jahren an die Asiaten abgegeben hat...

                                              2
                                              • Hab ich zwar schon mal gesagt, aber hier noch einmal: Richtig schöne Kommentar-Reihe, man liest richtig heraus, wie sehr du die Wanderschaft durch Mittelerde genossen hast! :)

                                                2
                                                • Hm, da ergibt sich natürlich ein Problem. Eine Szene beinhaltet in den meisten Fällen gewisse Spoiler für den Film. Das bedeutet, es käme gar nicht infrage, einen Text über eine Szene zu lesen, die man noch gar nicht gesehen hat. Und wenn man den Text nicht liest, liket man ihn auch nicht. Es wird darauf hinauslaufen, dass ein Text zu einem Mainstreamfilm gewinnt, den jeder kennt, wie The Dark Knight, ein Tarantino oder ein Star Wars-Teil, während Texte zu Geheimtipps unter den Tisch fallen. Schade eigentlich.

                                                  2
                                                  • Roach 12.09.2014, 13:13 Geändert 12.09.2014, 13:19

                                                    Von den Büchern ausgehend ist mein Liebling Bilbo Beutlin - der gemütliche Hobbit, der die Freude an Abenteuern findet und sich danach ganz fehl am Platz fühlt im Auenland - und leider nie seinen Traum erfüllen wird, noch einmal die Berge zu sehen. Im Herrn der Ringe ist er die verkörperte Nostalgie, wenn er über alte Zeiten redet und davon schwärmt, wie gerne er noch einmal Elben sehen würde.
                                                    Er wird dann gefolgt von Gandalf, Sam, Baumbart, Aragorn, Boromir und Eowyn - ohne bestimmte Reihenfogle.

                                                    Von den Filmen ausgehend gibt es noch zwei Charaktere, die es für mich mit Bilbo aufnehmen können. Zum einen wäre das Faramir. In den Büchern wird er ja als makelloser Gutmensch geschildert. Im Film ist sein Charakter interessanter: Der Konflikt zwischen Ehre und richtigem Handeln, der im Film aufgeworfen wird, ist verdammt stark, und gerade im dritten Film fühlt man richtig mit dem vernachlässigten Sohn mit dem guten Herzen.

                                                    Und dann wäre da noch mein absoluter Liebling, König Theoden! Seine majestätische und gleichzeitig melancholische Art hat genau meinen Nerv getroffen. "Wieso müssen diese dunklen Tage die meinen sein?" - immer wieder ein Gänsehautmoment. Diese Sorge, dass ausgerechnet er, der sein Volk in den Ringkrieg führen muss, seinen Ahnen nicht gerecht wird, wird von Bernard Hill sehr emotional gespielt. Und dann seine Entwicklung zum entschlossenen König, der vor seiner Armee entlangreitet und "Tod!!" brüllt - da ist es eindeutig, Theoden ist mein Liebling! :)

                                                    Wenn man die restlichen Bücher auch noch in Betracht zieht, sind Túrin und Morgoth natürlich auch noch extrem interessante Charaktere!

                                                    2