robin931 - Kommentare

Alle Kommentare von robin931

  • 8 .5

    Ein kühler, spannender Thriller im Western-Style, der mal nicht wie ein typisches Hollywoodprodukt wirkt und kein Bezug zu irgendeinem Franchise aufweist. Schon mal etwas ganz besonderes im Marvel-Kinojahr 2018.
    Der Film von Taylor Sheridan, der bereits die ungewöhnlichen, spannenden und hochgelobten Drehbücher zu Sicario 1&2 und Hell or High Water verfasst hat und bei Wind River diesmal noch die Regie übernimmt, bietet eine interessante, auf den ersten Blick simple, aber zugleich tiefgründige und realitätsnahe Story mal aus einem anderen Blickwinkel, nämlich den indigenen Ureinwohnern im Reservat Wind River.
    Sehr gelungen ist hierbei auch die Auflösung des Falls durch die eingefügte Rückblende, auch wenn sie nicht völlig unerwartet kam.
    Des weiteren verfügt der Film über sehr gute Darsteller. Insbesondere Hauptdarsteller Jeremy Renner, den man v.a. aus Actionfilmen wie den Avengers und Mission Impossible kennt, präsentiert in Wind River als cooler, intelligenter, aber auch verletzter und einfühlsamer Wildhüter & Jäger Cory Lambert seine ganze schauspielerische Qualität und zeigt, was eigentlich in ihm steckt. Auch Elizabeth Olsen als zunächst etwas hilflose, aber durchaus taffe FBI-Agentin Jane Banner macht einen guten Job, wobei es dem Film aber insgesamt an wirklich starken Frauencharakteren mangelt. Aber auch die Nebendarsteller Graham Greene als Stammespolizist Ben Shoyo oder Gil Birmingham als Vater der ermordeten Natalie Martin Hanson brauchen sich nicht zu verstecken.
    Auch die Regiearbeit von Sheridan ist zu loben. Er verleiht dem Film durch tolle Naturaufnahmen einen ruhigen, kühlen Look. Durch die mit der Handkamera aufgenommenen und verwackelten Nahaufnahmen verlieht er den Film gleichzeitig aber auch eine persönliche und vertraute Atmosphäre.
    Außerdem will der Film auch eine Botschaft vermitteln, indem er das Leben der Ureinwohner in den Reservaten realitätsnah darstellt und hierbei in manchen Szenen immer wieder zeigt, wie sie auch heute noch oder gerade heute benachteiligt und von der "Außenwelt" abgeschnitten werden ohne hierbei in für Hollywood typische Klischees abzurutschen. Die Gesellschaftskritik wird hierbei eher unterschwellig rübergebracht und nicht plakativ zur Schau gestellt. Der Film ist kein einziges politisches Statement, sondern die Botschaft ist sinnvoll eingebettet in die Thriller-/Crime- und Dramenhandlung des Films, wodurch der eigentlich recht simplen Story etwas mehr Bedeutung und Tiefgang gegeben wird. Er zeigt anhand der Story, mit welchen Problemen die Ureinwohner der USA heute konfrontiert werden. Sehr treffend und interessant ist hierbei die Szene beim Gerichtsmediziner: Da er als Todesursache Natalies nicht Mord angeben kann, wäre das FBI in diesem Fall eigentlich nicht mehr zuständig. Der Fall bliebe dann an den Stammesplizisten hängen, die jedoch weder genug Ausrüstung noch genügend Personal besitzen um den Fall richtig zu untersuchen. Der wahre Täter würde so wahrscheinlich niemals gefunden werden. Der Film zeigt somit exemplarisch an dem Mord der 18-jährigen Natalie die Machtlosigkeit und Abgeschnittenheit der Ureinwohner in den Reservaten der Vereinigten Staaten. Durch den Einspieler vor dem Abspann wird der Zuschauer zum Schluss noch einmal aufgerüttelt und zum Nachdenken angeregt. Regisseur & Drehbuchautor Sheridan zeigte seine realistische & schonungslose Herangehensweise bereits beim Drogen-Thriller Sicario aus dem Jahr 2015.
    Insgesamt hätte man meiner Meinung nach aber noch etwas mehr vom Leben der Ureinwohner zeigen können. Bei einer Spielfilmlänge von 107 min wären 10-15 min oben drauf in Ordnung gewesen.

    Fazit:
    Spannender, kühl inszenierter Thriller mit einem realitätsnahen und kritischen Drehbuch, wenn auch nicht ganz perfekt. Dennoch einer der besten Filme des Jahres 2018.

    2
    • 4 .5

      Nach der ersten Folge konnte ich die negativen Kritiken noch nicht verstehen. Die Serie beginnt eigentlich sehr aussichtsreich und stimmig. Die Atmosphäre des nächtlichen Berlins wird sehr gut rübergebracht. Bereits zu Beginn wird dies deutlich, z.B. durch die lange Kamerafahrt vom Balkon eines Hochhauses bis runter zum Gehweg. Sehr ruhig und stimmungsvoll inszeniert. Auch die Story fängt ungewöhnlich und vielversprechend an. Die Darsteller, v.a. Felix Kramer als Polizist Kurt Grimmer, Fahri Yardim als Polizist Erol Birkan und Anna Maria Mühe als Sabine Ludar machen auch einen durchaus guten Job. Doch dann beginnt die zweite Folge und vom stimmungsvollen, nächtlichen Berlin ist nichts mehr übrig. Die ruhige, stimmige Atmosphäre kann nicht aufrechterhalten werden. Dafür verliert sich die Serie zunehmend in typisch deutschen Klischees mit zum Teil sehr schlechten Dialogen. In der ersten Folge war das noch nicht so deutlich, aber auch schon zu hören ("Wir verkacken royal" - 27:10). Und zum CGI während des Fußballspiels am Ende der 2. Folge braucht man auch nichts mehr sagen.

      Fazit:
      Eine vielversprechende, zu Beginn stimmungsvoll inszenierte Serie, die sich im Verlauf aber zu sehr in Klischees und Lächerlichkeiten verliert.

      • 2

        Einer der meist überbewerteten Serien überhaupt. Natürlich, der Look ist sehr gut. Optisch ist die Serie,angesiedelt im Berlin der 20er / 30er Jahre, ein echter Hingucker. Auch die Story hätte Potential. Politische Unruhen und Skandale, Aufkommen des Nationalsozialismus und Gefährdung der Demokratie in der Weimarer Republik. Doch das Problem ist, dass zu keiner Sekunde eine echte Spannung erzeugt wird. Die Inszenierung bleibt kalt und emotionslos. Es wird dadurch auch überhaupt keine Nähe zu den Charakteren aufgebaut. Der Zuschauer kann sich folglich nicht in sie hineinversetzen und fühlt somit auch nicht mit ihnen. Dadurch geht die Atmosphäre der Großtadt schnell verloren.

        1
        • 7 .5
          robin931 26.12.2018, 14:32 Geändert 26.12.2018, 14:33

          Wortwörtlich ein Film mit vielen Easter Eggs: Es finden sich so viele Anspielungen auf andere Filme, manche mehr, manche weniger offensichtlich, sodass man bei der ersten Sichtung wahrscheinlich gerade einmal 1% aller Easter Eggs entdeckt. Am deutlichsten sind wohl die Anspielungen auf Zurück in die Zukunft mit DeLorian, Zemeckis Zauberwürfel (grandios!) und dem Soundtrack. Weitere deutliche Anspielungen finden sich an: Jurassic Park, King Kong, Star Wars, Star Trek, Shining, Mission Impossible ... . Diese sind aber natürlich nur die offensichtlichsten und dürften so gut wie jedem auffallen. Für diejenigen, die genau hinschauen, zahlt sich der Film aufgrund der zahlreichen anderen, gut versteckten Easter Eggs also vielleicht noch ein bischen mehr aus.
          Auffallend ist natürlich auch der Look des Films. Die Szenen in der OASIS, die den Großteil des Films ausmachen, sind bewusst gestaltet wie ein Videospiel. Und zu einem Videospiel gehören dementsprechend: ausgefallene, verrückte Charaktere, denkwürdige Schauplätze und der obligatorische Schurke. All das ist sehr gut getroffen. Das CGI endlich sinnvoll eingesetzt. Spielberg erschafft mit der OASIS eine Welt, in die man sich verlieren kann, in die man hineintauchen möchte und sie am liebsten nicht mehr verlassen will. Der Zuschauer wird in diese Welt hineingesogen, schon als Wade Watts (Tye Sheridan) das erste mal im Film seine VR-Brille aufsetzt. Die Kamera zeigt den in der OASIS als Parzival bekannten Wade von vorne, macht dann eine 180° Drehung in die VR-Brille und führt nahezu schwebend durch die virtuelle Welt, die dem Zuschauer das Staunen lehrt. Zum Videospiel-Look passt natürlich auch der zwielichtige Handlanger i-ROk (T.J. Miller), ein typischer Schurke mit dunklen Zauberkräften wie in einem Fanatsygame. An dem Look werden sich selbstverständlich die Geister scheiden: Die Science-Fiction Fans und Videospiel-Fanatiker werden die Optik lieben, die traditionellen Kinogänger werden dagegen eher weniger damit anfangen können.
          Aber nicht nur in, sondern auch außerhalb der OASIS wird visuell einiges geboten. Wir schreiben das Jahr 2045: Alles ist verdreckt, die Menschen leben dicht an dicht gepackt in übereinandergestapelten Wohnwägen, die wie riesige Wolkenkratzer aussehen. Spielberg bringt diese Umstände mit einem kühlen und dreckigen Look (,der an manchen Stellen etwas an die Sci-Fi Dystopie Children of Men erinnert) gut rüber. Doch das Problem hierbei ist, dass die Szenen in der Realiät viel zu kurz kommen. Dadurch und natürlich im Gegensatz zur visuellen Brillanz und Wucht der OASIS wirken die Szenen in der realen Welt fast langweilig und abgestaubt. Hier hätte man noch mehr Potential rausholen können.
          Ein weiterer Kritikpunkt ist der Cast. Tye Sheridan spielt zwar seine Rolle als coole, draufgängerische Marty McFly - Imitation überzeugend und unterhaltsam. Auch Simon Pegg als Ogden Morrow und Mark Rylance als OASIS-Erfinder James Halliday machen einen guten, wenn auch nicht überragenden Job. Doch Olivia Cooke als Artemis bleibt in der Realität im Gegensatz zu ihrem Avatar in der OASIS eher blass. Auch Ben Mendelsohn (der düstere Orson Krennic in Rogue One) als der echte Bösewicht Nolan Sorrento oder seine Handlangerin F´Nale Zandor (Hannah John-Kamen) bleiben leider auch viel zu blass und austauschbar.

          Fazit:
          Visuell ein echter Hingucker im Videospiel-Look. Nostalgiefans und Computerspiel-Fanatiker werden hier sicherlich auf ihre Kosten kommen. Einige Darsteller bleiben jedoch unter ihrem gewohnten Niveau, wodurch der Film etwas Potential verschenkt. Dennoch auf jeden Fall einer der besseren Filme im Kinojahr 2018.

          2
          • 10
            robin931 25.12.2018, 12:18 Geändert 25.12.2018, 13:05

            Ich hatte schon Angst, dass das Original aus dem Jahr 1982 zu einem typischen effektüberladenen Science-Fiction Blockbuster von heute verkommt. Doch mit Denis Villeneuve wurde der perfekte, wenn nicht sogar einzige Regisseur gefunden, der dieses Mammutprojekt stemmen konnte. Die Arbeit mit seinem Kameramann Roger Deakins ist einfach genial: weite Großaufnahmen, langsame Kamerafahrten, wenig Schnitte - genau dem heutigen Trend entgegengesetzt. Die visuellen Effekte sind darüberhinaus überragend. Der Kontrast zwischen dem verschmutzten, dunklen, menschenüberfüllten Los Angeles und dem radioaktivverseuchten, verlassenen Las Vegas des Jahres 2049 ist genial. Auch die praktischen Effekte wie die sich "bewegenden" Lichter im Hauptquartier der Wallace Corporation sind überragend.
            Aber das genialste an diesem Film ist: Villeneuve greift dieselben Motive und Intentionen des Originals und all das, was den Film von 1982 ausgemacht hat (die Auseinandersetzung mit existenziellen und philosophischen Themen) wieder auf und packt es in den neuen Film und zwar ohne das Original einfach zu kopieren. Der Ausgangspunkt der Story ist simpel und genial zugleich: Die Tatsache, dass eine Replikantin ein Kind geboren hat. Der Film zeigt ausgehend davon, welche Auswirkungen diese Geburt auf die Menschen hat und setzt sich mit ethischen, menschlichen, ja sogar philosophischen Themen auseinander. Genau das war auch der Kern des Originalfilms. Blade Runner 2049 ist in dieser Hinsicht DIE perfekte Fortsetzung. Mit Das Imperium schlägt zurück, Terminator 2 und Aliens 2 einer der besten Sequels überhaupt. Der Film macht das richtig, was viele Sequels, Prequels, Reboots usw. von heute falsch machen: Heutige Fortsetzungen sind entweder einfach nur ein lauer Aufguss der Vorgänger (z.B. Star Wars 7) oder machen etwas komplett neues und vergessen dabei aber den Sinn und die Intentionen der alten Filme. Blade Runner 2049 dagegen bereichert und würdigt den Vorgänger (deutlich wird dies bereits in der ersten Bildeinstellung: Der Zuschauer sieht ein Auge, das sich öffnet, genau wie zu Beginn des Originals), erweitert das Universum sinnvoll, lässt die alten Charaktere in Würde zurückkehren (z.B. Harrison Ford als Rick Deckard: sein Auftritt ist genau perfekt, er verkommt nicht zu einem Cameo, aber sein Auftritt ist auch nicht zu lang / oder z.B. Edward James Olmos` Auftritt als Fan-Service bringt eine gewisse Nostalgie, die aber nicht den ganzen Film bestimmt) und führt gleichzeitig starke neue Charaktere in die Blade Runner Welt ein, z.B. Ryan Gosling, Robin Wright, Jared Leto, Ana de Armas. Er ist eine Verbeugung vor Ridley Scotts Meisterwerk, besitzt aber auch den Mut etwas eigenes und neues zu schaffen.
            Der Film lässt außerdem wie das Original viel Raum für Interpretation. Man könnte sundenlang über die Bedeutung der verschiedenen Szenen diskutieren. So wird auch immer noch nicht geklärt, ob Rick Deckard nun ein Replikant ist oder nicht. Ich hoffe, dass diese Frage nie beantwortet wird. Man soll sich selbst seine eigene Meinung dazu bilden.
            Was dem Film immer wieder vorgeworfen wird ist seine Länge von 164 Minuten. Zu langatmig und in die Länge gezogen heißt es immer wieder. Doch genau das macht den Film ja aus: ruhige Kamerafahrten, langsames Erzähltempo und eine gewisse Melancholie. Im Zeitalter von Marvel & Co. ist man dies überhaupt nicht mehr gewohnt. Außerdem erzählt der Film auch eine lange und gut durchdachte Story, die nun mal viel Platz zur Entwicklung braucht. Der Film kann dadurch natürlich erschlagend wirken, insbesondere auch aufgrund der schwer zugänglichen Thematik. Wie auch schon beim Original gibt es daher Leute, die den Film lieben und die ihn hassen. Der beste Tipp ist, sich einfach auf den Film einzulassen.

            Fazit:
            Einer der besten Sequels und überhaupt einer der besten Filme aller Zeiten, der sich vor dem Original verneigt und sich gleichzeitig traut, dem Universum viele neue Aspekte und Facetten hinzuzufügen.

            7
            • 10
              über Memento

              Allein die Story ist schon großartig und ungewöhnlich: Ein Mann (Guy Pearce) will den Mörder seiner Frau finden und töten. Klingt eigentlich ganz gewöhnlich, aber das Problem ist: Der Mann hat kein Kurzzeitgedächtnis. Alles, was er macht gemacht hat, weiß er kurze Zeit später nicht mehr. Wie soll er also den Mörder seiner Frau finden? Er notiert sich alle wichtigen Hinweise auf Polaroids oder tattowiert sich die Informationen.
              Aber das ist noch nicht einmal das außergewöhnliche an diesem Film. Das besondere ist, dass die Ereignisse nicht in chronologischer Reihenfolge erzählt werden, sondern genau verkehrt herum, d.h. das Ende ist der eigentliche Beginn des Films. Nolan gelingt hierbei ein Meistergriff: Er versetzt den Zuschauer in die Rolle des Hauptdarstellers. Da man die Vorgeschichte zu den einzelnen Szenen nicht kennt - da der Film ja vom Ende zum Anfang erzählt wird - wird der Zuschauer verwirrt und bekommt ebenso das Gefühl, sich nicht richtig erinnern zu können und erlebt den Erinnerungsverlust damit genauso wie der Hauptdarsteller des Films selbst.
              Der Zuschauer wird aber darüberhinaus noch weiter verwirrt: Neben diesen Handlungsstrang, der chronologisch rückwärts erzählt wird, gibt es noch einen zweiten, der wiederum in der richtigen Reihenfolge und in schwarz-weiß Bildern erzählt wird. Auf eine Szene des chronologisch verkehrt herum erzählten Handlungsstrangs folgt eine Szene des zweiten linear erzählten Handlungsstrangs. Beide Storylines wechseln sich also während des Films immer wieder ab, bis sie sich im Verlauf zeitlich immer weiter annähern und schließlich am Ende des Films zusammentreffen. Dieses "Zusammentreffen" der beiden Handlungsstränge inszeniert Nolan ebenso genial wie den ganzen Film selbst: Am Ende wird der zweite Handlungsstrang in schwarz-weiß erzählt, bis er dann in Farbe erscheint (beide Storylines sind sozusagen aufeinandergetroffen und der "Kreis" schließt sich). Hier erfolgt dann auch die große Auflösung mit einem spannenden und völlig unerwarteten Twist.

              Fazit:
              Einer der spannendsten und durchdachtesten Thriller aller Zeiten, der zwar große Konzentration des Zuschauers fordert und einen auf den ersten Blick leicht verwirren kann, aber spätestens bei der zweiten Sichtung mehr Sinn ergibt und verständlicher wirkt. Und Christopher Nolan Fans werden hier sowieso voll auf ihre Kosten kommen!

              • 8 .5
                robin931 24.12.2018, 11:24 Geändert 24.12.2018, 12:02
                über Roma

                In den letzten Monaten konnte Netflix die Qualität seiner Original Filme deutlich steigern: Auslöschung, The ballad of buster scruggs und nun Roma von Regisseur Alfonso Cuaron (Gravity, Children of Men). Es ist ein autobiographisches Drama, ein Porträt über ein Hausmädchen einer Großfamilie in den 70er Jahren im gleichnamigen Stadtteil von Mexico City, das größtenteils auf Erinnerungen aus Cuarons Kindheit basiert.
                Bereits in den ersten Minuten wird klar, in welchen Film man sich befindet: Ruhige Kamerabewegungen, lange Kameraeinstellungen ohne einen einzigen Schnitt (oscarwürdig). Die Kamera wirkt distanziert, fast dokumentarisch und berichtend über die Umstände dieser Zeit in Mexiko, die geprägt sind von Armut und dem blutigen Fronleichnam-Massaker. Dadurch wird zwar selten eine wirkliche Beziehung zu den Charakteren aufgebaut, aber trotzdem fühlt man mit ihnen, indem der Film die Situation der Personen, das Elend und Tragische, möglichst realitätsnah und schonungslos wiedergibt. Er zielt hierbei darauf ab, Emotionen und Gefühle hervorzurufen ohne zu emotional zu werden und ins theatralische abzurutschen, sondern bleibt dennoch immer sachlich und themenbezogen. Dies führt zwar dazu, dass der Film an manchen stellen etwas langatmig wirkt, dies aber nicht weiter störend ist. Vielmehr verleiht ihm die distanzierte Inszenierung in schwarz weiß Bildern auch eine gewisse Zeitlosigkeit und Melancholie.

                Einen Kritikpunkt gibt es dennoch: Durch die Sprache wird der Film schwer zugänglich für den Zuschauer, da man sowohl ständig auf die Untertitel als auch auf die Bilder achten muss. Dies kann auf Dauer auch anstrengend sein und man kann schon mal leicht den Überblick verlieren. Durch die Beibehaltung der Originalsprache wird der Regisseur aber auch seiner realitätsnahen Darstellung gerecht.

                Fazit: Einer der besten Filme in einem eher schwachen Kinojahr.

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