robin931 - Kommentare

Alle Kommentare von robin931

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    Erst vor kurzem hatte ich schon ein intensives Kinoerlebnis mit „Civil War“. Mit „Challengers“ wurde dieses Erlebnis aber noch einmal getoppt. Der neue Film von Luca Guadagnino handelt von Begierde, Macht, Gier und Freundschaft, verpackt als Erzählung über eine Dreiecksbeziehung, angesiedelt im Profitennis. Wenn man erwartet, einen Film über den Tennissport zu sehen, wird man aber enttäuscht. Denn Tennis dient hier nur als Metapher. Wird in dem Film über Tennis geredet, geht es eigentlich um die toxische Beziehung zwischen den drei Hauptfiguren, hervorragend und glaubwürdig verkörpert von Zendaya, Josh O’Connor und Mike Faist.
    Doch das genialste an dem Film ist die Inszenierung. Irre Kamerafahrten, schwindelerregende Perspektiven, tolle Schnitte und dazu der oscarwürdige Score von Trent Reznor und Atticus Ross, die dem Film einen Rausch und einen Beat verleihen, der mich im Kino völlig in den Bann gesogen hat.
    Zu würdigen ist auch das starke Drehbuch, das die eigentlich simple Story mit zahlreichen Zeitsprüngen und Rückblenden erzählt und so die Spannung von Anfang bis Ende aufrecht erhält. Der Film startet mit einem Tennismatch zwischen den beiden Rivalen Art (Mike Faist) und Patrick (Josh O’Connor). Während des Matchs wird immer wieder zwischen verschiedenen Zeitebenen gewechselt und so Schritt für Schritt enthüllt, wie es zu der Rivalität zwischen den beiden gekommen ist. Auch wenn man die Story schon früh erahnen kann, wird es durch die Erzählweise und die Inszenierung nie langweilig. Genau das macht für mich einen guten Film aus.

    Spiel, Satz und Sieg für „Challengers“! Ein Film, in dem wirklich alles stimmt, von den Figuren & Darstellern, dem starken Drehbuch und der denkwürdigen Inszenierung.

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    • 9
      robin931 16.03.2021, 18:11 Geändert 16.03.2021, 18:15

      „Only bad news are good news“

      Diesen Spruch hat man wohl schon häufig gehört, wenn es um Nachrichtensendungen und Medien im Allgemeinen geht. Schockierende Bilder und negative Ereignisse sind das, was uns Menschen am ehesten in Erinnerung bleibt. Nicht gute Nachrichten oder erholsame Bilder, sondern Berichte von Unfällen, Verletzten, Tod und Mord fesseln uns an den Fernseher oder den Radio, und bringen den Herausgebern solcher Formate hohe Einschaltquoten. Sicherlich erinnert sich jeder von uns an einige Situationen, in denen man Bilder von verletzten, blutüberströmten oder sogar toten Menschen in den Nachrichten gesehen hat. Und sicherlich erinnert sich jeder von uns daran, wie man sich über solche Bilder empört hat und über die Leute, die für solche Verbrechen verantwortlich sind. Doch was man sich nie fragt ist: Wer nimmt solche Bilder überhaupt auf? Wo ist die Grenze zwischen Berichterstattung und Sensationsgier? Und was muss man für ein Mensch sein, dass man solche schrecklichen Ereignisse filmt anstatt den Opfern zu helfen?
      „Nightcrawler“, das Regiedebüt von Dan Gilroy, deckt die Sensationsgeilheit und Skrupellosigkeit der Medienlandschaft schamlos auf und hält auch uns Zuschauern gleichzeitig den Spiegel vor, die wir ja diese Bilder unbedingt sehen wollen.
      Der Film ist ein gewaltiger Thriller, eine (sicherlich etwas überspitzte) Satire mit ordentlich Medien-, Gesellschafts- und Kapitalismuskritik und zusätzlich auch noch eine Charakterstudie über die Hauptfigur Lou Bloom, brillant und zugleich beängstigend gespielt von Jake Gyllenhaal (vermutlich in DER Rolle seines bisherigen Lebens).
      Gleichzeitig glänzt der Film auch noch mit einer gelungenen Kameraarbeit und einer tollen Bildsprache. Die Nebenrollen sind mit u.a. Rene Russo und Riz Ahmed auch stark besetzt.

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      • 8 .5

        Tolle Serie. Man merkt, dass hier die Macher von Stranger Things und The end of the fucking world für dieses Werk verantwortlich waren. Zum einen haben wir hier den skurillen Humor und die schrulligen Figuren von The end of the fucking world, gepaart mit einem leichten 80er Vibe und metaphysischen Kräften wie in Stranger Things. Heraus kommt eine wirklich spannende, lustige und außergewöhnliche Coming-of-Age Serie, die mit (leider) nur 7 Folgen a 20 Minuten sehr kurzweilig ist.
        Die Darsteller sind auch super und spielen ihre Rollen herrlich skurill und nie ganz ernst. Allen voran Hauptdarstellerin Sophia Lillis ist wirklich großartig.
        Leider kommt das Ende dann ein bisschen abrupt und für meinen Geschmack auch etwas zu übertrieben, ohne aber viel mehr zu verraten. Das Ende ist auch ziemlich offen, was natürlich sehr schade ist, da die zweite Staffel pandemiebedingt abgesägt wurde.
        Trotz allem aber eine sehr kurzweilige und erfrischende Miniserie mit einer originellen Story und mega sympathischen Charakteren.

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        • 8 .5

          „Der Dialog“ von Regisseur Francis Ford Coppola aus dem Jahr 1974 ist ein wirklich gelungener und unterhaltsamer Spionagethriller, bei dem sich die Spannung wie in Hitchcock-Manier erst ganz langsam und subtil aufbaut, im Laufe immer betörender wird und sich schlussendlich mit einem großen Knall entlädt. Das Tempo des Films ist eher langsam und ruhig gehalten, was sicherlich nicht für jeden etwas ist.

          Gleichzeitig ist dieser Film auch eine Charakterstudie über die Hauptfigur Harry Caul, gespielt von Gene Hackman. Er ist ein für die New Hollywood Ära typischer Antiheld, eine ambivalente und deshalb auch interessante Figur. Harry Caul ist ein einsamer, sozial isolierter Mensch, der nur für seine Arbeit lebt, auf seinem Gebiet aber ein echter Profi ist. Hinterfragt wird seine ethisch sehr fragwürdige Arbeit, das Bespitzeln von anderen Menschen, von ihm nicht. Ihn interessiert auch nicht, um was es in den von ihm abgehörten Gesprächen geht. Er macht einfach nur seine Arbeit. Er stellt sich selbst auch nicht als Held in der Branche dar, weil dies wahrscheinlich zu viel Aufmerksamkeit um ihn erzeugen würde. Gleichzeitig versucht er jeden, der seinem Leben zu nahekommt, von sich fernzuhalten und nichts von sich selbst preiszugeben. Wohl weil er gerade weiß, wie leicht man von jemand anderem ausgespäht werden kann. Im Lauf des Films wird seine schon zu Beginn ausgeprägte Paranoia, verfolgt und bespitzelt zu werden, immer stärker. Bei seinem aktuellen Fall scheint irgendetwas faul zu sein, und er beginnt, anders als sonst, mehr über das von ihm abgehörte mysteriöse Gespräch herauszufinden, bis er schließlich das von ihm mitgetragene System allmählich zu hinterfragen beginnt. Gene Hackman spielt Caul wirklich genial. Viele Dialoge gibt es hier zwar nicht, aber alleine durch seine Mimik werden seine Gedanken und Gefühle hervorragend transportiert.

          Vor allem in der ersten Hälfte hat Coppolas Film ein paar Längen, was der Gesamtbewertung aber keinen allzu großen Abbruch tut. Insgesamt also ein wirklich spannender Thriller der alten Schule.

          5
          • 5

            „I Care A Lot“ beginnt mit einer sehr vielversprechenden Story. Es geht um die taffe und eiskalte Marla Grayson, gespielt von Rosamund Pyke, die ein Vermögen damit verdient, Senioren über den Tisch zu ziehen und schamlos auszubeuten, aber ganz legal und dabei noch mit hohem Ansehen. Daraus hätte man ein wirklich starkes Drama oder einen Psychothriller mit ordentlich Gesellschafts- und Kapitalismuskritik machen können. Doch leider wird der Film mit der Zeit immer übertriebener und unrealistischer. Plötzlich funkt die russische Mafia mit rein und das ganze wird irgendwie zu einer Art persönlichem Rachefeldzug.

            Das Problem bei diesem Film ist auch, dass man Sympathie für die Hauptfigur empfinden muss, um ihn im Weiteren genießen zu können. Dies setzt der Film voraus. Die Protagonistin soll als Antiheldin gesehen werden. Doch das funktioniert für mich nicht wirklich. Für mich ist sie einfach das Böse schlechthin. Gutgeschriebene Antihelden erzeugen Sympathie beim Zuschauer, weil man sich in sie hineinversetzen kann, ihre Beweggründe in gewissem Maße nachvollziehen kann. Doch Marla Grayson möchte man schon nach wenigen Sekunden am liebsten den Kopf einschlagen. Die Antihelden Nummer funktioniert hier für mich zumindest gar nicht. Ich finde die Figur einfach nur extrem unsympathisch.

            Was man aber dennoch positiv anmerken muss, ist die schauspielerischen Leistungen, allen voran von Rosamund Pyke. Ihre Rolle hat mich sehr an Amy Dunne aus David Finchers „Gone Girl“ erinnert, wo sie auch eine eiskalte und durchtriebene Psychopathin spielt, die ihrem Ehemann das Leben zur Hölle macht, von der Gesellschaft aber verehrt wird.

            Fazit:
            Gute Idee, tolle Darsteller, solide Inszenierung, das volle Potenzial wird aber leider nicht ausgeschöpft.

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            • 9 .5

              Nach langer Abwesenheit hier auf Moviepilot wollte ich endlich mal wieder einen Kommentar zu einem Film verfassen. Dafür habe ich mir ein ganz besonderes Werk ausgesucht. Es geht um den koreanischen Oscar-Abräumer „Parasite“ von Regisseur Bong Joon-ho.

              Der Film, der bei der diesjährigen Oscar-Verleihung stolze vier Trophäen gewann, thematisiert die soziale Ungleichheit und den Kampf der Klassen in der koreanischen Gesellschaft. Dass die Schere zwischen arm und reich auch bei uns in Deutschland und Europa immer größer wird, ist wohl jedem bekannt. Doch in anderen Teilen und Ländern der Welt ist die angesprochene Problematik noch viel extremer, die Kluft zwischen „oben“ und „unten“ noch viel gewaltiger.

              Bong Joon-hos Film rückt eine Familie in den Mittelpunkt, die genau diese Kluft am eigenen Leib erlebt, und ganz unten steht. Als eines Tages der Sohn dieser Familie das Angebot bekommt, als Nachhilfelehrer bei der wohlhabenden Familie Park zu arbeiten, scheint der Traum vom sozialen Aufstieg wahr zu werden. Die Kims schmieden einen hinterlistigen Plan, wie sie alle Familienmitglieder nach und nach in das Leben der dekadenten und naiven Parks schleusen können. Die Familie Kim dringt schließlich wie ein Parasit in das Leben der Parks ein. Doch, wie ihnen mit der Zeit bewusst wird, ist es nicht einfach auf dem Thron zu bleiben, denn es gibt auch noch andere Anwärter, die den Platz der Kims um jeden Preis einnehmen wollen. Und so beginnt ein unbarmherziges Psychospielchen, ein gnadenloser Kampf um den sozialen Aufstieg, bei dem jeder äußerst vorsichtig sein muss, was er tut, um nicht wieder nach unten zu fallen...

              „Parasite“ ist ein genialer Genremix, ein Sozialdrama über gesellschaftspolitische Themen und Probleme in unserer Welt, eine Milieustudie, welche die Eigenheiten der verschiedenen Gesellschaftsschichten minutiös entlarvt und peinlich zur Schau stellt, eine Komödie mit ganz viel schwarzem Humor, eine bitterböse Satire, ein Psychothriller mit Horrorelementen und ein brutaler Splatter Film à la Tarantino. Ordentlich Gesellschafts- und Kapitalismuskritik liefert der Film auch, ohne dabei mit dem erhobenen Finger zu sagen, die Armen sind die Guten, die Reichen die Bösen. Nein, beide Familien in „Parasite“, die Kims und die Parks, sind Egoisten. Die Parks sind oben und wollen mit den Menschen unten nichts zu tun haben. Die Kims wiederum versuchen um jeden Preis, mit Lug und Trug, sogar mit Gewalt, nach oben zu kommen. Das ganze kann man aber auch noch weiterspinnen: Sind sie vielleicht nicht selber schuld, sondern hat sie die Gesellschaft erst dazu gemacht? Ist dieser Weg möglicherweise der einzige, um nach oben zu kommen, auch wenn es ethisch gesehen nicht richtig ist? Aber mit Nettigkeit kommt man manchmal nicht weit. Ist der Egoismus und die Ignoranz vieler Menschen nicht einfach ein Produkt unserer brutalen Leistungsgesellschaft? Diese und weitere Fragen wirft der Film auf, ohne dabei zu ernst zu sein, aber trotzdem auch nie ins Lächerliche abzurutschen.

              Passend zum Genremix wechselt der Film ständig seinen Ton. Verdeutlicht wird dies auch durch die Musik. Im einen Moment laut, fast ohrenbetäubend und triumphal. Im anderen Moment ruhig, andächtig, aber auch spannend und nervenaufreibend. Die musikalische Untermalung hat einen großen Anteil an der Stimmung des Films.

              Ein letzter Punkt ist dann natürlich noch die visuelle Umsetzung. Im Mittelpunkt steht ganz klar die Visualisierung des Kontrasts zwischen „arm“ und „reich“, bildlich gesehen, die Kluft zwischen „oben“ und „unten“. Mit letzteren Begriffen wird hier ständig gespielt.

              Letztendlich ist für mich „Parasite“ ein modernes Meisterwerk geworden. Mit tollen Figuren, einem großartigen Cast, einer durchdachten Story, fließenden Übergängen zwischen verschiedensten Genres, ständigem Tonwechsel und einer intelligenten Bildsprache schafft Bong Joon-ho ein unvergleichliches Filmerlebnis.

              4
              • 9

                „Die Truman Show“ ist eine bitterböse Satire über die Medien und unsere Gesellschaft. Sie zeigt – in extremer Form natürlich –, zu welchen perfiden und teils entwürdigenden Mitteln die Macher solcher Formate greifen, um das Publikum zuhause vor dem Fernseher zu unterhalten. Der Schöpfer der Truman Show, mit dem Namen „CHRISTof“, erhöht sich hierbei selbst und spielt Gott. Er wird in der ganzen Welt gefeiert, obwohl er – mit gesundem Menschenverstand gesehen – in seinem Größenwahn gefangen ist und maßlos über das Ziel hinausschiesst.

                Doch der Film ist auch eine gnadenlose Abrechnung mit dem Publikum, mit den Leuten, die sich diese Show ansehen, es ist eine Abrechnung mit unserer Gesellschaft, die diese fragwürdige „Unterhaltung“ nicht nur billigt, sondern auch leidenschaftlich feiert und mitfiebert. Dass der Hauptdarsteller der Serie, Truman Burbank, zwar eigentlich in der eigens für die Show errichteten Kuppel gefangen gehalten wird und seine Freunde, seine Familie, sein ganzes Leben nur Fake ist, scheint den meisten Zuschauern zumindest egal zu sein, oder sie akzeptieren es als notwendiges Übel für Authentizität.

                Obwohl der Film natürlich in erster Linie eine Satire ist und die Gesellschafts- und Medienkritik ins Extreme gezogen wird, beinhaltet „Die Truman Show“ aber auch ernste tiefgreifende Thematiken, wie existenzielle, philosophische und psychologische Fragen. Was passiert mit einem Menschen, wenn die scheinbar so heile Fassade der eigenen Welt zu bröckeln beginnt; wenn man plötzlich alles zu hinterfragen beginnt; und wenn sich letzten Endes herausstellt, dass die Welt, in der man sein ganzes Leben verbracht hat, die Welt, die man für die unantastbare Wirklichkeit, die Realität und das einzig Wahre gehalten hat, nur erfunden, künstlich – Fake ist.
                Wenn diesem Menschen nun die Wahl offensteht: Hätte er den Mut, seine Höhle und somit die Schatten der Realität, zu verlassen? Hätte er den Mut, die echte Welt zu betreten, obwohl er bis vor kurzem nicht einmal von ihrer Existenz wusste. Objektiv gesehen ist es das einzig Richtige. Auch wenn dies bedeutet, das Bekannte und Vertraute hinter sich zu lassen. Aus objektiver Sicht eine einfache, aus emotionaler und persönlicher Sicht aber eine schwierige Frage. Das Verlangen nach der Wahrheit, nach der großen weiten Welt steht hier im Widerspruch zum Wunsch nach dem bekannten und vertrauten Umfeld und den Werten.

                Fazit:
                Ob die genannten oder andere Themen, wie die künstliche Gesellschaft, etc.: „Die Truman Show“ ist für mich nicht nur einer der besten, sondern vor allen Dingen einer der wichtigsten Filme überhaupt, denn der Film deckt nicht nur die Perversionen unserer Medien und Gesellschaft schamlos auf, sondern handelt auch von der Existenz des Menschen und dem Wert & der Zerbrechlichkeit der Wahrheit.

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                • 9

                  Der Abenteuer- / Fantasyanime "Mein Nachbar Totoro" (1988) aus dem Hause Ghibli ist eine wunderschöne, teils ganz alltägliche, ja fast schon banale, und teils märchenhafte und surreale Geschichte über die kindliche Fantasie. Die Rahmenhandlung, welche hier erzählt wird, ist eigentlich ganz einfach gehalten. Wir folgen einer Familie, die in eine ländliche Region Japans in ein neues Haus zieht. Fast die ganze erste halbe Stunde zeigt, wie die Familie in ihr neues Zuhause einzieht: All die Habseligkeiten, Möbelstücke, das Geschirr etc. werden ausgepackt, die Nachbarn helfen ihnen dabei, die Kinder, aus deren Augen der Film erzählt wird, erkunden alle Räume im etwas verstaubten und alten Gebäude. Wir sehen, wie die zwei Kinder und ihr Vater den ersten Abend und die erste Nacht im neuen Zuhause verbringen. Solche alltäglichen Situationen ziehen sich durch den ganzen Film und zeigen, wie fesselnd ein einfache Geschichte über das Leben sein kann und dass man nicht immer eine komplexe Handlung braucht.

                  Dazu kommen die märchenhaften und surrealen Szenen, die aus den Augen und der Vorstellungskraft der kleinen Mädchen erwachsen. Am besten ist es, wenn man als Zuschauer den Film ebenfalls mit Kinderaugen sieht, sich volkommen auf die gezeigten Traumwelten einlässt und somit in diese Welt eintauchen und sich verzaubern lassen kann.

                  Die wunderschönen Animationen und Landschaftsbilder machen den Film darüberhinaus noch sehenswerter. Die handgezeichneten Bilder sehen einfach fantastisch aus. Jede Einstellung ist ein Kunstwerk für sich. Von den Reisfeldern und Wäldern im ländlichen Japan über das alte Landhaus bis hin zu den surrealen Momenten. Der Film ist mit all seinen Farben und Impressionen ein einziges Gemälde. Die ländlich & poetisch anmutende musikalische Untermalung verstärkt diese ruhige und melancholische Stimmung.

                  Fazit:
                  „Mein Nachbar Totoro“ ist eine atemberaubend schöne Reise über Familie, die Schönheit aber auch Schwierigkeiten im Alltag, eine Reise über kindliche Vorstellungskraft, Begeisterung, Sturheit und Fantasie.

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                  • „Die Firma aus dem kalifornischen Los Gatos setzt zudem auf Risiko statt Sicherheit. Kreative können, dürfen und sollen "scheitern", was mit einer attraktiven künstlerischen Freiheit einhergeht.“

                    Das macht Netflix für mich tausendmal sympathischer als die großen etablierten Filmstudios. Ich gehe zwar immer noch gerne ins Kino und möchte auch, dass neue Filme zuerst dort veröffentlicht werden. Aber wenn Netflix so weitermacht und Independent Filme und kreative Filmemacher unterstützt, kann ich das nur begrüßen.

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                    • Endlich hat Phoenix seinen Oscar bekommen! Absolut verdient, obwohl in der Kategorie auch starke Mitbewerber, wie DiCaprio und Adam Driver, vertreten waren. Freue mich sehr, dass seine starke Leistung in „Joker“ gewürdigt wurde :)

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                      • 8 .5

                        Der Titel ist hier wörtlich zu nehmen: „Unbelievable“. Es ist unglaublich, was dem jungen Mädchen Marie in dieser Netflix Serie, die auf wahren Begebenheiten beruht, passiert ist. Sie wurde vergewaltigt. Wäre das noch nicht schlimm genug, wird sie sogar bezichtigt sich die schreckliche Tat nur ausgedacht zu haben. Doch schon bald ereignen sich ähnliche Fälle in anderen Bundesstaaten und Bezirken der USA. Das ungleiche Team aus Detective Karen Duvall und Grace Rasmussen nimmt die Ermittlungen auf und versucht mit großem Ehrgeiz den präzise durchgeführten und scheinbar unlösbaren Fall zu lösen.

                        Die Chemie zwischen den beiden Ermittlern Duvall und Rasmussen, gespielt von Merritt Wever und Toni Collette, ist einfach großartig. Gerade weil sie ihre Differenzen und Meinungsverschiedenheiten besitzen, ist es so spannend und mitreißend den beiden bei ihren Ermittlungen zuzuschauen und mitzufiebern, wie sie Schritt für Schritt die nächsten Hinweise entdecken. Dabei kommt zu keiner Zeit Langeweile auf. Aber auch Kaitlyn Dever als junge Marie, die mit einem Rückschlag nach dem nächsten zu kämpfen hat, spielt wirklich stark. Sogar die kleineren Nebenrollen sind durch und durch gut ausgewählt.

                        Sehr gefallen haben mir auch die ruhige Erzählweise und Kameraarbeit mit gemächlichen Kamerafahrten, schönen und im Kontrast dazu brutalen und bedrückenden Bildern. Die Atmosphäre reicht von spannend über traurig & bedrückend bis hin zu heiteren Momenten.

                        „Unbelievable“ ist eine wirklich starke, emotionale und spannende Miniserie mit einem tollen Cast und einer mitreißenden Atmosphäre.

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                        • 6 .5
                          robin931 01.02.2020, 22:17 Geändert 01.02.2020, 22:22
                          über Dracula

                          „Dracula“, die neue Serie der „Sherlock“ Macher Steven Moffat und Mark Gatiss, überzeugt vor allen Dingen wegen ihres Konzepts, das bereits „Sherlock“ so erfolgreich machte. Die Macher haben sich erneut einem uralten bekannten Stoff angenommen, der schon hunderte Male verfilmt wurde, und haben die Geschichte auf ihre Weise neu interpretiert und daraus etwas originelles geschaffen. Das funktioniert insbesondere in der ersten Folge bestens. Wir bekommen Witz, Spannung und eine kluge Story mit leichtem Trash-Faktor in einer tollen Atmosphäre und einem gruseligen Setting geboten. Das CGI, Make-up und die Kostüme sehen ganz passabel aus und die Darsteller machen auch einen guten Eindruck, wie Claes Bang als titelgebender Antiheld, Dolly Wells als Schwester Agatha oder John Heffernan als Jonathan Harker.
                          Wie viele hier schon vor mir angemerkt haben verliert die Serie nach der starken ersten Folge dann aber deutlich an Qualität. Die Story ist nicht mehr so originell und zieht sich bis zum Ende ganz schön. Die letzte Folge war wieder etwas origineller und packender als die zweite, aber auch mit einigen Schwächen.
                          Insgesamt ist die Serie kein Totalausfall, aber nach dem sehr gelungenen Einstieg hätte ich mir etwas mehr erhofft.

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                          • 7

                            Der Netflix Film „Die zwei Päpste“ hat zwar deutlich weniger Aufmerksamkeit bekommen, als jüngst Martin Scorseses Mafiaepos „The Irishman“ oder das Scheidungsdrama „Marriage Story“ von Noah Baumbach, muss sich aber keineswegs hinter diesen Filmen verstecken, denn auch „Die zwei Päpste“ weist durchaus Qualitäten auf.

                            Die Story ist eigentlich recht schnell erzählt: Papst Benedikt XVI., zur Zeit, in der der Film spielt, noch das Oberhaupt der katholischen Kirche, trifft sich mit dem Kardinal Jorge Bergoglio, seinem Nachfolger und späteren Papst Franziskus, und diskutiert mit ihm über den Vatikan, die Werte der Kirche, den Glauben und den Wandel unserer Zeit. Hört sich langweilig an und ich war anfangs auch ziemlich skeptisch, da ich selbst nicht sonderlich viel mit der Kirche am Hut habe und den religiösen Institutionen wie dem Vatikan eher kritisch gegenüberstehe, aber ich muss sagen, dass es wirklich spannend ist und Spaß macht, dem Darstellerduo aus Jonathan Pryce (Franziskus) und Anthony Hopkins (Benedikt) zuzusehen, wie sie über die verschiedenen Themen sprechen und miteinander diskutieren. Es herrscht dabei eine wirklich großartige Chemie zwischen ihnen, obwohl oder gerade weil sie völlig konträre Standpunkte vertreten. Zudem muss man sagen, dass die beiden Schauspieler den „Originalen“ wirklich täuschend ähnlich sehen.

                            Auch optisch sieht der Film wirklich toll aus und an der Kameraarbeit gibt es nichts auszusetzen. Die Macher halten dabei die Waage zwischen Film und Dokumentation. Es gibt immer wieder alte Aufnahmen, wie aus Nachrichtensendungen, von den echten Ereignissen zu sehen. Aber auch in den „nachgestellten“ Szenen, in der filmischen Realität, wird viel mit der Handkamera gearbeitet und oft zwischen Nah- und Großaufnahmen gewechselt, wodurch der ganze Film sehr dokumentarisch wirkt. Die Treffen zwischen den beiden werden fast wie Interviews inszeniert.

                            Insgesamt besitzt der Film ein zwei Längen und sicherlich ist man, vor allem was das Ende angeht, oftmals weit von der Realität und der Wahrheit entfernt, und an manchen Stellen hätte man ruhig noch etwas kritischer sein können. Trotzdem weist der Film bei den Darstellern, den Gesprächen und der Inszenierung große Stärken auf. Für mich auf jeden Fall sehenswert.

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                            • 9

                              „Knives Out“, der neue Film von Rian Johnson, ist eine herrlich erfrischende Krimi-Komödie mit viel Witz, einigen bissigen, zynischen und sarkastischen Bemerkungen, mit vielen Wendungen, Twists, Überraschungen, Offenbarungen, aber auch mit emotionalen Stellen und sozialkritischen Tönen.

                              Regisseur Rian Johnson meistert dabei den Spagat zwischen Altem und Neuem. Sein Film ist ein klassischer Whodunit à la Agatha Christie und eine Hommage an eben jene alten Krimis. Die Detektivstory ist nach dem klassischen Muster aufgebaut und an sich nichts neues. Doch Johnson schafft es dennoch, dem verstaubten und allbekannten Genre eine moderne Note zu geben, indem er die Szenerie in unserer heutigen Zeit stattfinden lässt. Er bindet aktuelle Themen, wie Smartphones, Internet, Social Media, dazu politische Streitfragen, wie illegale Migration in den USA und Trumps Politik, und gesellschaftliche Probleme, wie Geldgier, mit ein, ohne dabei zu aufdringlich oder belehrend zu sein. Zudem wirkt es nicht erzwungen, sondern passt gut zur Story.

                              Dass Rian Johnson ein talentierter und innovativer Regisseur und Autorenfilmer ist, der auch ein Auge für die visuelle Umsetzung besitzt, hat er schon in seinen letzten Filmen, dem achten Teil der Skywalker Saga „Star Wars: The Last Jedi“ und dem Science-Fiction Thriller „Looper“, bewiesen. Auch seinen neuen Film „Knives Out“ weiß er perfekt zu inszenieren. Vor allem das Setting, das große Familienanwesen der Thrombeys, mit all den Räumen, den Requisiten, Gegenständen, Tapeten und Farben ist ein echter Hingucker. Detailverliebt und mit so manchen Querverweisen für Cineasten. Hier erkennt man, welche Leidenschaft und Liebe für den Film Johnson besitzt.

                              Und dann haben wir noch das großartige Darstellerensemble. Am besten gefallen haben mir Daniel Craig als talentierter und leicht durchgeknallter Privatdetektiv Benoit Blanc und Ana De Armas, der heimliche Star des Films, die eine unglaublich sympathische und auch wichtige Figur spielt. Die beiden besitzen eine wirklich starke Chemie zusammen. Aber auch die hinterlistigen Familienmitglieder rund um Jamie Lee Curtis, Don Johnson, Toni Collette, Michael Shannon und Chris Evans spielen einfach großartig, wobei man als Zuschauer nie so genau weiß, ob man ihnen trauen kann oder nicht.

                              Kurz gesagt: „Knives Out“ ist hervorragender Film der alten Schule, der unterhält und gleichzeitig aber auch die Konzentration des Zuschauers einfordert.

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                                robin931 02.01.2020, 15:57 Geändert 02.01.2020, 16:03

                                Die Herr der Ringe Reihe ist das Fantasy Epos schlechthin und für mich ein Beispiel für eine nahezu perfekte Trilogie. Angefangen von „Die Gefährten“, der uns mit einer ausführlichen und wunderschönen Exposition die verschiedenen Welten von Mittelerde zeigt, und die Mythologie rund um die Ringe, Sauron, die Nazgûl und Co. erklärt. Wir lernen hier all die Figuren kennen und lieben, von den kleinen tapferen Hobbits, über die majestätischen Elben, die humorvollen Zwergen, die mächtigen Zauberer, bis hin zu den finsteren Orks.
                                „Die zwei Türme“ führt die Reise unserer Helden, die im ersten Teil begonnen hatte, sinnvoll fort. Es ist noch düsterer als im Auftakt der Reihe. Die Gefährten wurden am Ende des ersten Teils getrennt und müssen sich den Gefahren nun alleine stellen. Gleichzeitig lernen wir auch neue Charaktere und Schauplätze kennen, die sich sehr gut in die Geschichte einfügen.
                                „Die Rückkehr des Königs“ bringt das alles zu einem zufriedenstellenden Abschluss. Der letzte Teil der Trilogie liefert einen epischen Endkampf, bei dem aber auch die ruhigen Szenen nicht zu kurz kommen, und gibt uns nach einem langen Epilog ein traurig schönes Finale, bei dem wir uns von unseren Helden verabschieden können.
                                Äußerst gelungen ist auch, dass nahezu alle Figuren, selbst kleine Nebenfiguren wie Merry, Pippin, Gimli, Legolas oder Arwen, ihre eigene Aufgabe in dieser Trilogie bekommen, und jeder Charakter eine Entwicklung durchmacht.

                                Dazu kommen die fantastischen Aufnahmen und Schauplätze an den Drehorten in Neuseeland, die einprägsame Musik, die hochwertigen Effekte und die aufwendigen Kostüme und Settings, welche „Der Herr der Ringe“ zu einem der besten Vertreter des Fantasy Genres machen.

                                Ranking:
                                1. Die Gefährten: 9/10 (perfekter Einstieg in die Welt von Mittelerde, Ausgeglichenheit von ruhigen und actionlastigen Szenen)
                                2. Die zwei Türme: 8.5/10 (führt die Handlungsstränge aus dem ersten Teil weiter, bringt gleichzeitig auch neue Figuren und Schauplätze ins Spiel, ohne dabei die übergeordnete Story zu vergessen)
                                3. Die Rückkehr des Königs: 8.5/10 (gelungener Abschluss, der keine offenen Fragen zurücklasst und die Figuren zu einem schönen Ende bringt)

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                                  über Border

                                  Der dänisch-schwedische Film „Border“ (2019) von Ali Abbasi ist eine wirklich geniale Gesellschaftskritik und eine gelungene Parabel über unsere Gesellschaft, gekleidet in einem skurrilen Drama mit Fantasy- und Horrorelementen. Der Film bringt dabei Kritik an unterschiedlichen Themen sehr gut zum Ausdruck, manchmal eher subtil, an anderen Stellen deutlicher.

                                  „Border“ profitiert außerdem von seiner langsamen und ruhigen Erzählweise, den schönen Naturaufnahmen und dem minimalistischen Einsatz von Musik. Jedoch muss man sich bewusst sein, dass die Kamera auch in den ein oder anderen ekelhaften Szenen draufhält und diese ungeschönt darstellt.

                                  Äußerst gelungen ist der mehrdeutige Filmtitel „Border“: Grenze. Der Film zeigt uns die Grenzen in unserer Welt auf - die Grenze zwischen Mensch und Natur, zwischen Menschen und Tieren bzw. Wesen anderer Spezies. Der Film zeigt auch die Grenzen in unserer Gesellschaft auf - die Grenze zwischen dem, was in unserer Welt als normal angesehen wird, und dem, was als ungewöhnlich oder gar abnormal gilt. Es geht aber auch um die persönlichen Grenzen, die nicht von der Gesellschaft vorgegeben werden - wie weit würde man selbst gehen, um Unrecht und Ungerechtigkeit zu bekämpfen?

                                  Fazit:
                                  „Border“ ist ein ungewöhnlicher, skurriler, schöner, ekliger, lustiger und trauriger Film mit einer tollen Mischung aus Drama, Komödie, Horror und Fantasy, der Gesellschaftskritik auf verschiedenen Ebenen vermittelt. Ein echter Geheimtipp im Kinojahr 2019.

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                                    Was für ein bitteres Ende für die Skywalker Saga und eine riesige Enttäuschung. „Der Aufstieg Skywalkers“ fühlt sich an wie billige Fan Fiction. Die Rückkehr des Imperators ist so dermaßen plump und konstruiert. Während Episode 8 noch die Vision eines Regisseurs war, ist Episode 9 nur noch ein Film, der komplett aus Fanservice besteht, sich nichts traut und wieder komplett auf Nummer sicher geht. War das in Episode 7 noch schön anzuschauen, ist es hier einfach feige.

                                    Die ständigen Seitenhiebe gegen Episode 8 und Regisseur Rian Johnson sind einfach ekelhaft. Man versucht den Mittelteil der Trilogie komplett zu ignorieren und auch teilweise rückgängig zu machen. Der Mut von „Die letzten Jedi“ ist letztendlich völlig nutzlos.

                                    Darüber hinaus ist das Ende der Skywalker Saga völlig überladen, vollgestopft und gehetzt. Die neuen Figuren und auch einige Rückkehrer sowie die neuen Planeten bleiben völlig blass und uninspiriert, und werden auch schnell abgehandelt.
                                    Für mich der schlechteste Star Wars Film überhaupt.

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                                      robin931 08.12.2019, 12:18 Geändert 08.12.2019, 12:26

                                      „Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ von Ridley Scott aus dem Jahr 1979 ist nicht nur ein Science Fiction Film, es ist ein Science Fiction-Horror, und hier liegt der Fokus fast noch mehr auf dem Horror Aspekt. Erreicht wird das vor allem durch das Setting, das Raumschiff Nostromo, mit seinen engen Gängen und dunklen Ecken, in denen fast der gesamte Film stattfindet. Dadurch entsteht ein nervenaufreibendes Kammerspiel mit zahlreichen Horrorelementen. Der Film besitzt wirklich eine einzigartige und dichte Atmosphäre, angefangen von einer mysteriösen und spannenden Stimmung in der ersten Hälfte bis zum blanken Horror und dem nackten Überlebenskampf in der zweiten Hälfte.

                                      Visuell ist der Film - wie immer bei Scott - extrem stark: Das Setdesign und die handgemachten Effekte sehen einfach brillant aus und weisen große Ähnlichkeiten zu „Blade Runner“ auf, der drei Jahre später erschienen und ebenfalls unter der Regie von Ridley Scott entstanden ist. Wie „Blade Runner“ besticht auch „Alien“ durch dunkle Farben, getaucht in bläulich-grünliche Farbtöne, durch Hell-Dunkel Kontraste, durch detailverliebte Welten, in denen man sich schnell verlieren kann, und durch dreckige & kalte Orte, welche Scott einfach perfekt in Szene zu setzen weiß. Dazu kommt die durchdachte Bildsprache, in die auch - wie üblich bei Scott - religiöse Motive einfließen.
                                      Der Soundtrack von Jerry Goldsmith leistet auch einen großen Beitrag zur Atmosphäre. Die Bilder, das Setting, die Effekte und die Musik gehen eine Symbiose und erzeugen zusammen ein intensives und hochspannendes Filmerlebnis.

                                      „Alien“ zeigt auch, dass ein Film nicht immer eine komplexe und komplizierte Handlung braucht. Denn die Story von Scotts Film ist eigentlich sehr einfach gestrickt. Lediglich bei den Figuren hätte ich mir etwas mehr Charakterzeichnung und Tiefe gewünscht. Hier stechen einzig allein Sigourney Weaver als Actionheldin Ripley, Tom Skerritt als Captain Dallas und Ian Holm als Ash (gelungener Twist) etwas heraus. Der Rest der Crew bleibt dagegen sehr flach und ist für die Story auch völlig irrelevant.

                                      Insgesamt ist „Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ aber dennoch einer der besten Science Fiction und auch einer der besten Horrorfilme aller Zeiten, der eines der furchterregendsten und ekligsten Monster der Filmgeschichte erschaffen hat.

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                                        robin931 04.12.2019, 19:46 Geändert 04.12.2019, 20:03

                                        Bei „Doctor Sleep“ darf man keine direkte Fortsetzung zu Stanley Kubricks „Shining“ aus dem Jahr 1980 erwarten. Und das ist auch gut so. Denn ein direktes Sequel zu einem Kubrick Film ist schlicht und ergreifend unmöglich.
                                        Der neue Film von Regisseur Mike Flanagan schafft es aber sehr gut, sowohl ein eigenständiges Werk zu sein und eine eigenständige Geschichte zu erzählen, als auch Handlungsstränge aus „Shining“ fortzuführen, ohne dass letzterer Film dabei an Mythos oder Faszination verliert.

                                        Besonders interessant bei „Doctor Sleep“ finde ich die tiefe Auseinandersetzung mit der Gabe des Shining. Wir erfahren viel über die Erscheinungsformen und die Fähigkeiten des Phänomens, welche Möglichkeiten sich dadurch ergeben, aber auch welche Gefahren es birgt, und wie unterschiedlich es bei den verschiedenen „Betroffenen“ auftritt.

                                        Auch der Cast meistert seine Aufgabe souverän: Ewan McGregor als nachdenklicher, in sich gekehrter, und immer noch vom Kindheitstrauma geplagter Danny Torrance spielt sehr sympathisch. Auch Kyliegh Curran als junges Mädchen Abra Stone ist sehr stark. Einzig Rebecca Fergusons Figur und die Story rund um ihre Gruppe konnte mich weniger abholen.
                                        Bei einer Laufzeit von 151 Minuten hätte eine Straffung der Handlung dem Film auch gut getan. An manchen Stellen, besonders zu Beginn, wird die Story etwas zäh und holprig erzählt, nimmt aber im Verlauf dann an Spannung zu.

                                        Ein großer Pluspunkt ist auf jeden Fall die Inszenierung. Der Film bietet eine sehr dichte Atmosphäre und eine originelle und teilweise sogar künstlerische Bildsprache. Speziell die „Gedankenübergänge“ (mehr verrate ich hier aufgrund von Spoilern nicht) werden visuell äußerst kreativ und schön inszeniert. Die Kameraarbeit, wie bestimmte Kameraeinstellungen oder Kamerafahrten, sind an Kubricks Regiestil angelehnt, wodurch man „Shining“ nicht nur inhaltlich, sondern auch stilistisch fortzusetzen versucht.
                                        So werden auch manche Einstellungen aus dem Original 1:1 in den neuen Film übernommen bzw. neu aufgenommen. Auch beim Score greift man auf alte Themes und Töne zurück und mischt diese gekonnt mit neuen Ideen.

                                        Speziell in der letzten halben Stunde schwebt aber dann der große Schatten von Kubricks Meisterwerk über „Doctor Sleep“.

                                        +++LEICHTE SPOILER+++
                                        Mike Flanagans Film schafft es nicht dem Overlook Hotel so eine Präsenz zu verschaffen wie es Kubrick in „Shining“ vermochte. Hier hätte man viel Potential gehabt und deutlich mehr rausholen können. Eine Darstellerentscheidung hat das Ende dann auch etwas ruiniert.
                                        +++SPOILER ENDE+++

                                        Fazit:
                                        Sehenswerte „Shining“-Fortsetzung mit einer Mischung aus Horror, Fantasy, Psychothriller und Drama, die größtenteils auch als eigenständiges Werk funktioniert, leider aber auch ein paar Schwächen aufweist und natürlich nicht die Einzigartigkeit und Brillanz des Kubrick Films besitzt.

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                                          robin931 26.11.2019, 12:59 Geändert 26.11.2019, 15:28

                                          „Goodfellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia“ von Regielegende Martin Scorsese gilt als einer der besten Mafiafilme aller Zeiten - und ist Scorseses Antwort auf Francis Ford Coppolas „Der Pate“. Und ich kann verstehen weshalb „Goodfellas“ als einer der einflussreichsten Vertreter des Genres gilt. Scorsese zeichnet in diesem Epos rund um Loyalität, Verrat, Mord und Gewalt den Aufstieg und den Fall des Gangsters Henry Hill, und das in einem Stil, wie nur er es kann. Sowieso schätze ich Scorsese sehr als Regisseur. Er schafft es in all seinen Mafiafilmen - darunter auch „Hexenkessel“, „Casino“ und „The Departed“ - das Milieu und ihre Figuren möglichst realitätsnah und authentisch darzustellen. Durch die Kameraführung, die immer nah an die Figuren herangeht und eine sehr intime Atmosphäre erzeugt, durch die Handlung, die viel vom Alltag in der Mafiawelt zeigt, und durch die Musik, die sehr passend zum Hintergrund der Figuren und des Milieus ausgewählt ist.

                                          Aber obwohl ich die Kunst hinter diesen Filmen verstehe, werde ich nicht so richtig warm mit diesem Genre. Die Figuren sind alle immer sehr ähnlich gehalten und teilweise auch ganz schön flach. Die Darsteller machen dennoch einen klasse Job, allen voran natürlich Ray Liotta, Robert De Niro (einer meiner Lieblingsschauspieler) und Joe Pesci.
                                          Insgesamt war mir „Goodfellas“ ähnlich wie „Der Pate“ aber auch streckenweise zu langatmig und zäh.

                                          Fazit:
                                          Für Fans des Mafiagenres ein absolutes Muss, bei mir will der Funke aber leider nicht so richtig überspringen.

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                                            robin931 16.11.2019, 18:21 Geändert 16.11.2019, 18:24

                                            John Carpenters Slasher- / Horrorklassiker „Halloween - Die Nacht des Grauens“ aus dem Jahr 1979 profitiert insbesondere von seiner spannenden und mysteriösen Atmosphäre. Zum einen leistet die Kameraführung dazu einen großen Beitrag. Der Zuschauer erlebt die Mordszene zu Beginn, und auch gegen Ende des Films direkt aus der Perspektive des Killers, wodurch der Film beim Zuschauer ein beklemmendes und ängstliches Gefühl auslöst. Carpenter hat damit auch alle späteren Filme des Genres geprägt, in dem die subjektive Kameraführung typisch ist.
                                            Dazu kommen die ikonische Klaviermusik und das Setting, die vermeintliche Vorstadtidylle, die zusammen eine wirklich besondere Atmosphäre und Spannung erzeugen.

                                            Leider lebt der Film zu sehr von seiner Atmosphäre. Mir fehlt hier vor allen Dingen eine tiefergehende Charakterzeichnung. Die Mädchen verhalten sich alle sehr klischeehaft und stereotyp. Einzig allein Jamie Lee Curtis wurde etwas Tiefe zugestanden. Auch Donald Pleasence als Psychiater des Mörders hat hier keinerlei Aufgabe und irrt völlig konzeptlos durch den Film.
                                            Die größte Enttäuschung war für mich aber der Schurke, Michael Myers. Wir bekommen hier keine Erklärung, was ihn überhaupt zu den Morden antreibt oder was in seinem Kopf vor sich geht. Gerade das finde ich bei Filmschurken immer am interessantesten, zu erfahren warum sie zu den „Bösen“ geworden sind. Ich kann aber verstehen, warum Michael Myers zu so einem ikonischen Bösewicht wurde, denn der Film schafft es trotzdem gut einen Mythos rund um seine Figur zu kreieren, durch die ikonische Maske oder sein bedrohliches Atmen.

                                            Alles in allem ist „Halloween“ für mich „ganz gut“, besticht vor allem durch seine Atmosphäre und seinen besonderen Charme, weißt aber große Schwächen bei den Figuren auf.

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                                            • Extrem sympathischer und talentierter Schauspieler, der in seinen Filmen immer interessante, ambivalente und verletzliche Figuren verkörpert, selbst auch noch vegan lebt und sich engagiert für Tierrechte einsetzt. Erst durch „Joker“ bin ich richtig aufmerksam auf seine Rollen geworden. Der Oscar ist jetzt längst überfällig.

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                                              • Großartiger Schauspieler, der so viele tolle Rollen in seinem Leben gespielt hat. Seine besten Rollen sind für mich Rick Dalton aus „Once upon a time...in Hollywood“, Teddy Daniels aus „Shutter Island“ und die Figur, die ihn zum Star machte, Jack Dawson aus „Titanic“.

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                                                  Ridley Scotts Historien- und Monumentalepos „Gladiator“ aus dem Jahr 2000 mit Russell Crowe und Joaquin Phoenix in den Hauptrollen ist ein bildgewaltiges, spannendes und dramatisches Spektakel über das antike Rom, die Intrigen und die brutalen Gladiatorenkämpfe in den riesigen Amphitheatern. An manchen Stellen hatte ich dabei Angst, dass der Film zu sehr ins pathetische und heroische abdriftet. Jedoch schafft der Film die Gratwanderung größtenteils und bleibt relativ unaufdringlich. Der Film schafft es auch sehr gut die fiktive Rachegeschichte zwischen den beiden Hauptfiguren zu erzählen, und dabei die realen Hintergründe wie das politische System Roms und die Bedeutung der Arenenkämpfe für das römische Volk geschickt mit einzubeziehen.

                                                  Die Hauptfigur, Feldherr Maximus („der größte“), stellt den Idealtypus eines römischen Mannes, eines vir vere Romanus, dar. Er verkörpert die wichtigsten Werte und Tugenden der Römer, wie Tapferkeit, Treue, Tüchtigkeit, Glaube und Pflichtgefühl. Dadurch schafft man zwar wieder ein gutes Bild der antiken römischen Wertvorstellungen, jedoch lässt das seinen Charakter zu eindimensional und heroisch erscheinen, wodurch gerade die Hauptfigur für mich eher uninteressant wirkt. Russell Crowes Oscar finde ich hier auch überzogen. Viel interessanter finde ich dagegen seinen Gegenspieler, Kaiser Commodus. Er ist nicht einfach nur ein typischer Bösewicht, der die ganze Welt brennen sehen will. Er ist eigentlich eine tragische Figur: Ungeliebt vom eigenen Vater, der lieber Maximus als Sohn und Thronfolger hätte. Letztendlich möchte er nur die Anerkennung des Volkes. Die Anerkennung, die ihm sein Vater nicht zugestanden hat. Er möchte zeigen, dass er ein würdiger Herrscher ist. Mit welchen Mitteln er dabei vorgeht, scheint ihm aber relativ egal zu sein. Joaquin Phoenix, dem ich viel eher den Oscar gegönnt hätte, meistert hierbei die Gratwanderung zwischen Wahnsinn und Verzweiflung, und liefert eine diabolische Performance ab.

                                                  Die Kameraarbeit, genauso wie der Score von Hans Zimmer, ist natürlich sehr stark auf Epos und Größe getrimmt, und sorgt im Zusammenspiel für einige Gänsehautmomente. Lediglich die Schlacht in Germanien zu Beginn des Films ist für meinen Geschmack zu hektisch inszeniert. Außerdem übertreibt es der Film etwas mit den Zeitlupe-Einstellungen, die das Geschehen wieder zu pathetisch darstellen. Aber was die Kostüme, das Setdesign, die Effekte und auch die Bildsprache betrifft, gibt es hier absolut nichts auszusetzen. Man sieht in jeder Einstellung, was für ein Aufwand betrieben wurde, um diese Welt möglichst authentisch darzustellen. Genauso hat ein Historienfilm über das antike Rom auszusehen.

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                                                    Letztes Jahr habe ich „The End of the f***ing world“ auf Netflix entdeckt und war etwas überrascht. Gerade mal 8 Folgen mit einer Laufzeit von ca. 20 Minuten pro Episode. Zuerst wollte ich nur mal in die ersten paar Folgen reinschauen. Doch die Serie hat mich so in ihren Bann gezogen, dass ich nicht mehr aufhören konnte, und so hab ich die Staffel gleich an einem Stück durchgeschaut. Das Ergebnis: ich war begeistert. Das Highlight sind hier ganz klar die skurrilen Figuren, allen voran die Hauptcharaktere James und Alyssa. Die beiden Außenseiter wollen ihr Leben und ihre Familie hinter sich lassen und büxen kurzerhand mit dem Auto von James‘ Vater aus. Dabei durchleben sie nicht nur einige verrückte Momente, sondern hinterlassen auch eine Spur der Verwüstung à la Bonnie & Clyde. Sie stellen dabei aber fest, dass es gar nicht so einfach ist, allein in der großen weiten Welt und mit ihren Problemen zurechtzukommen. Aus der anfänglichen Hass-Liebe entwickelt sich dann eine fast „normale“ Beziehung zwischen James und Alyssa, und die beiden hegen zunehmend Gefühle füreinander. Die beiden Darsteller Alex Lawther und Jessica Barden haben so eine gute Chemie miteinander, dass man die beiden als Zuschauer sofort ins Herz schließt und einfach nur Lieb haben kann. Dazu kommt noch eine große Portion schwarzer Humor, viele Lacher, aber auch zahlreiche nachdenkliche Momente, die die erste Staffel für mich wirklich überragend machen.

                                                    Vor kurzem erschien nun die zweite, und voraussichtlich letzte Staffel auf dem Streamingdienst. Und ich finde, dass man das Niveau der grandiosen ersten Staffel nicht halten konnte. Zum einen kommt der Humor hier viel zu kurz. Gerade die bissigen Dialoge, die sexuellen Anspielungen und schlagfertigen Aussagen haben die erste Staffel so unterhaltsam und kurzweilig gemacht. In der neuen Staffel geht diese Schärfe etwas verloren. Zudem wird mit Bonnie eine eher uninteressante neue Figur eingeführt, die mir insgesamt zu oberflächlich und eindimensional agierte. Letztendlich sind es vor allem die beiden Hauptfiguren James und Alyssa, welche die durchwachsene Staffel trotzdem noch sehenswert machen. Die Beziehung zwischen den beiden wird hier erneut auf die Probe gestellt und bekommt dadurch nochmal deutlich mehr Tiefe. Dabei wird es an manchen Stellen sogar sehr emotional.

                                                    Insgesamt bleibt die zweite Staffel also hinter meinen Erwartungen zurück, schafft es meiner Meinung nach aber trotzdem die Geschichte um James und Alyssa zu einem schönen und passenden Abschluss zu bringen. Die Qualität der ersten Staffel wird dadurch auch nicht beeinträchtigt, da die einzelnen Staffeln doch recht eigenständig für sich stehen können. Also gehört „The End of the f***ing world“ für mich weiterhin zu den besten und innovativsten Netflix Originals. Klare Empfehlung für alle, die sie noch nicht kennen!

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