Schlopsi - Kommentare

Alle Kommentare von Schlopsi

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    Schlopsi 10.03.2015, 19:34 Geändert 10.03.2015, 19:58
    über Chappie

    Leichte Plotspoiler voraus!

    Was zu Beginn noch aussieht wie ein stylisches und actionorientiertes Musikvideo, wandelt sich recht zügig in kurzweilige Science Fiction Unterhaltung. Leider ist auch Neill Blomkamps neuester Film "Chappie" nicht ohne Fehler und nimmt sich einiges raus.

    Immerhin liegt der größte Pluspunkt bei seinem Titelhelden, der die Batterie am rechten Fleck hat. Dem ausgesonderten Polizeiroboter Scout 22/Chappie dabei zuzusehen "erwachsen" zu werden, ist rührend gemacht und verleitet nicht nur zum schmunzeln, sondern bringt auch angenehme Tragik mit.

    Während man Chappie also zügig in das roboteraffine Herz schließt, macht es einem der Rest des Films nicht gerade leicht, hier mit vollem Filmgenuss dabei zu sein. Denn der Plot "3 Gangster und ein Roboter" hangelt zwischen emotionalen Einlagen, Witz und vollkommen fehlgeleiteter Überzogenheit.
    Der gebürtige Südafrikaner Blomkamp führt uns durch die von Warlords regierten Viertel Johannesburgs und zeichnet eine grimmige Ausgangslage vor. Weil die Hipstergangster "Ninja" (Watkin Tudor Jones), Yolandi (Yolandi Visser) und America bei Gangsterboss "Hippo" (Brandon Auret) in der Kreide stehen, entschließen sie sich für einen großen Coup: Sie wollen den Entwickler der Scouts, Deon Wilson (Dev Patel), in die Finger bekommen, um ihm den Ausknopf für die unzähligen Polizeiroboter abzupressen. Da es diesen Knopf aber nicht gibt, müssen sie auf Plan B ausweichen und den ausgemusterten Scout 22, der als Versuchsobjekt für Deons neuestes Experiment dient, für ihre Zwecke gewinnen. Es beginnt eine Lehrstunde der Künstlichen Intelligenz...

    Hin und hergerissen zwischen dem asozialen Gangsterdaddy Ninja und dem immer stärker humanoid wirkenden Roboter der schlicht und ergreifend von den falschen "Eltern" großgezogen und auf die schiefe Bahn gezerrt wird, schafft der Film nie so recht den Spagat zwischen emotionaler Komponente und der Lächerlichkeit, die größtenteils von Ninja ausgeht. Während mir letzterer die meiste Zeit über mächtig auf die Eierstöcke ging, durften sich Yolandi und America schon eher an die Sympathien des Zuschauers anbiedern und als Gegenpol zum Obermacker dienen. Der Inbegriff einer Hassliebe sozusagen.
    Eine kleine Sternstunde hingegen liefert Hugh Jackman als Fiesling, der aber im Indielook mit Vokuhila und hochgezogenen Strümpfen zum davonlaufen aussieht. Während man also immer wieder durch die schrillen Looks der Protagonisten vom Geschehen abgelenkt wird und man innerlich akzeptieren muss, Sigourney Weaver wieder einmal in einer unbedeutend kleinen Rolle versauern zu sehen, dürfte einem der Kragen bei den zahlreichen Plotlöchern platzen, die zum Ende hin exponentiell ansteigen und einen Showdown anzetteln, der so dermaßen über die Stränge schlägt, dass man erst einmal kurz rekapitulieren, muss was man überhaupt gerade gesehen hat. Es passt vorne und hinten nicht, von Nachvollziehbarkeit fehlt hier jede Spur.

    Was sich allerdings zu keinem Zeitpunkt lumpen lassen muss, ist die Optik des Films. Nicht nur die hundertdrölfte Zeitlupensequenz passt hervorragend zum Look des actionorientierten und doch auch Indiependent anmutenden Roboterflicks, sondern auch die eigenwilligen Styles des Die Antwoord-Gespanns. Am Ende schließt man sie dann doch irgendwie ins Herz, auch wenn der Weg dorthin steinig und schwer ist. Ebenso gefällig ist die Kulisse Johannesburgs, die in Zukunft vielleicht öfters durch mögliche andere Produktionen in den Fokus gerückt wird. Und doch bleibt bei all dem handwerklichen Geschick die rührende Animation Chappies im Gedächtnis. Hier bekommt man tatsächlich den Eindruck, der Roboter wäre real existent und sei zum menscheln nah. Schon allein die Bewegungen wirken durchdacht und geben ihm seine eigene Note. Chapeau.

    Wieder einmal bekommt man als Zuschauer das Gefühl, Neill Blomkamp wüsste nicht so recht, was er mit seinem Film erzählen möchte. Es wird so viel zusammengeworfen, ohne dass etwas nachvollziehbares bei herauskommt. Auch das stete Abdriften der Figuren und ihrer Handlungen wirken irgendwann willkürlich und so fernab vom Schuss, dass einige für das Sehgefühl irrelevant wirken. Und doch wird man das Gefühl nicht los, dass einen doch irgendetwas an diesem Film gepackt hat.
    Dem menschlichen Roboter "Chappie" kann man sich wohl nur schwer entziehen.

    Abgenickt, nächster Film bitte.

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    • 5
      • Die ungeschnittene John Woo Box (A Better Tomorrow, Bullet in the Head, Hard Boiled, The Killer). Glücklicherweise hatte mich ein mpler mit der Nase draufgestoßen und ich habe zugeschlagen.
        Ansonsten sind meine besten Stücke die Steelbooks zu Hellsing (OVA I & II inkl. Soundtrack), P.T.U., die limitierte Skyfallblu-ray, die Limited Edition von The Expendables 2 (mit Seidenbanner) und die Komplettbox der James Bond Reihe (Blu-ray).

        Ansonsten habe ich letztens bei der wunderschönen Arthausdvd zu Ran zugegriffen.
        Etwas teuer aber dafür wunderhübsch ist die Premiumcollection zu Heat. Hab damals 30€ hingeblättert, weil kein verdammter Laden eine günstigere Blu-ray anbot.
        Und ich stehe auf diese kleinen Booklets, wie in der Masters of Cinema Reihe, von der ich Die Nacht des Jägers besitze.

        Wenn eine besondere Version günstig in mein Sichtfeld gerät, dann nehme ich sie mit. Sieht schicker aus, aber wirklich brauchen tue ich es nicht.

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        • 8 .5
          über Ben X

          Es gibt Filme, die gehen an die Substanz. Ben X ist für mich so einer. Diese belgisch-niederländische Koproduktion mag zwar den Holzhammer dazu verwenden, seine Botschaft gegen (Cyber)Mobbing auszusprechen, aber bei manchen Themen geht das gar nicht anders.

          [...]

          Mittels eingeschobener Interviewpassagen impliziert Regisseur Nic Balthazar dem Zuschauer den Ausgang der Geschichte recht zügig. Auch wenn man sich vielleicht nicht sofort sicher sein kann, eine gewisse Ahnung hat man sofort. Und doch gelingt es Balthazar mit einem geschickten Drehbuch notwendige Haken zu schlagen, die dem Mobbingdrama die nötigen Kurven verleihen. Die Dramatik lastet somit nicht nur auf den Schultern Greg Timmermans, der den jungen Ben so sympathisch und zeitgleich so unsicher und ängstlich spielt, sondern fordert und fördert alle Beteiligten maßgeblich. Die Thematik wird greifbar, sie weckt gegebenenfalls alte Erinnerungen. Ob persönliche oder unpersönliche.

          Obwohl der Film von Symbolen, Videospielszenen und einer unruhigen Kamera nur so strotzt, überwältigt einen nie das Gefühl, von den stilistischen Mitteln erschlagen zu werden. Diese sind so bewusst eingestreut, dass sie ein gewisses Maß an Hoffnung und Erlösung vermitteln, ehe diese wieder zunichte gemacht werden. Vom filmischen Standpunkt her sicherlich interessant zusammengefügt und doch dienen diese Bilder und Metaphern lediglich als Fenster zur Gefühlswelt des Protagonisten.

          Genau dieser Art und Weise ist es zu verdanken, dass man als Zuschauer die geschwungene Moralkeule akzeptiert. Mir fiel es bspw. sehr leicht, abseits der ohnehin vorhandenen Sympathien zu Ben auch Mitleid und Wut (letzteres gegenüber den Tätern) aufzubauen. Vielleicht mag das bei dem ein oder anderen zu einer fragwürdigen Moral verkommen, wenn man in Hinblick dessen auf das große Finale, das "Endspiel", wartet. Doch vermag gerade dieses großartige Ende nicht sinnlos zu verkommen. Es setzt der Gesellschaft den Spiegel vor die Nase, verteilt berechtigte Schelte und spricht wichtige Punkte an. Die Überspitztheit dessen dient als Holzhammer, doch wie soll man diese Thematik unter der so viele Kinder und Jugendliche litten und leiden sonst vermitteln? Man hat doch das Gefühl, es brächte alles nichts und das sei die Methode, die beim Zuschauer noch am ehesten nachhallt.

          Ben X ist ein zeitgenössisches Dokument unserer Gesellschaft, welches auch in 20 Jahren an Aktualität nicht einbüßen wird. Wie viele Jugendliche müssen unter (Cyber)Mobbing noch leiden, ehe die Gesellschaft einen Wandel durchmacht? Es ist erschreckend, wenn man aus eigener Erfahrung weiß, wie schnell sich eine Eigendynamik entwickelt, aus der man sich als Opfer nur schwerlichst raus winden kann. Diese kleine flämische Filmperle müsste man daher als Pflichtfilm im Unterricht präsentieren. Und wenn es dadurch nur zur Diskussion kommt oder nur ein maues Gefühl in der Magengegend zurückbleibt. Hauptsache dieses Thema wird nicht ständig unter den Tisch gekehrt, um beim nächsten Fall von Mobbing wieder für wenige Tage entstaubt zu werden.

          https://infernalcinematicaffairs.wordpress.com/2015/03/04/film-ben-x-2008-benl/

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          • Ihr Säcke! Ich stand kurz vorm Infarkt! ;D
            Grundlegend ist mir der Film ja egal, aber Jeff Goldblum in der Rolle sehe ich nur zu gerne wieder. Von daher kann's losgehen.

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            • Mit ihm verbinde ich so eine Art Hassliebe.
              Auf der einen Seite spielt er meistens diesen abgebrühten Kerl den man aus welchem Grund auch immer von Anfang an sympathisch findet. Aber dann schafft er es selbst in einer Nebenrolle so dominant zu werden, dass man den Eindruck bekommt, sein gespielter Charakter würde so einiges in der Handlung durcheinanderwerfen und dadurch selbst immer weiter in den Mittelpunkt rücken. Mich stört das gerade ungemein bei "Hawaii Five-0" und damals bei "Lost" verhielt es sich auch nicht anders. Das habe bisher bei keinem anderen (Neben)Darsteller so stark erlebt, wie bei ihm.
              Zwar sehe ich Terry O'Quinn wirklich gerne, aber nur solange er sich auch wirklich im Hintergrund halten kann.

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              • Sollte ich nun nach dieser Lektüre über den eigenen Schatten springen und mich Kurzfilmen widmen? Auf jeden Fall! Fabelhafter Artikel, Smooli.

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                • Uff, das nenn' ich ein Kaliber von Artikel. Hast damit ja gut vorgelegt! Klingt ja sehr spannend und ist sogleich vorgemerkt!

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                  • Ich hätte ja jetzt geschrieben "Vorgemerkt, vorgemerkt, vorgemerkt"... Setze ich halt ein Lesezeichen.
                    Es klingen sogar alle drei Titel sehenswert, wenngleich "Oppai Volleyball" etwas verschroben klingt. Da vertraue ich einfach mal auf deine Worte. :P

                    "Thread of Lies" dürfte tatsächlich meinem Geschmack entsprechen, den suche ich gleich mal raus. Gute Arbeit mit tollen Tipps! Der nächste Artikel geht mir hfftl. nicht wieder durch die Lappen.

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                    • Och nein. :(

                      Man muss kein Fan der Serie gewesen sein, um mit den Worten "Live long and prosper" etwas anfangen zu können. Leonard Nimoys Spock ist zurecht tief in der Popkultur verankert. Denn er schaffte mit seiner Figur das, was nur wenige können: Über die Serie hinauszuwachsen.
                      Wem er kein Begriff war, der hat die letzten Jahrzehnte unter einem Stein gelebt.

                      RIP Leonard Nimoy, einer der sympathischsten der Filmgeschichte.

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                        Schlopsi 27.02.2015, 17:06 Geändert 27.02.2015, 17:32

                        Achso, der ist von Boll. Das erklärt natürlich einiges...

                        Aber mal im Ernst: "House of the Dead" weiß zu keinem Zeitpunkt, wann er vermeintlich *hust* ernsthaft wirken oder auf der Trashfästorgie^10 tanzen soll.
                        Der einzige, der sich hier sichtlich Mühe gegeben hat, ist Frank Glaubrecht, seineszeichens Synchronsprecher von Kevin Costner, oder wie hier eben mal von Jürgen Prochnow. Ja, DEM Jürgen Prochnow. Während die sonstige Synchronisation in diesem Schmarrn mal mindestens genauso schlecht wie die Handlung, die darstellerischen "Leistungen" und eigentlich auch alles andere ist, tut es schon fast weh, hier bis zum Schluss zuschauen zu müssen. Denn der Film wirkt wie eine einzige Spielgrube für einen unfähigen und reißerischen Regisseur, der es einfach nicht draufhat. Da werden Spieleinlagen in die Ballereien gepflegt, furchtbar schlechte Dialoge runtergestanzt und eine Slowmotion Bulletcam bis zum erbrechen durchexerziert.
                        Aber hey, immerhin wird sich hier sichtlich bemüht, der Handlung etwas Sinn zu verpassen. Auch wenn dabei weit übers Ziel hinaus... äh... untergraben wird.

                        Im Übrigen ist es interessant zu betrachten, wie der Einsatz von Musik das Gesamtpaket verändern kann: Während der Ravemukke ist der Film einfach nur zum davonlaufen schlecht, und bei etwas rockigeren Klängen wirds zur Trashorgie...

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                        • Jetzt noch Chris Carter dazu und klein Schlopsi wäre überglücklich.

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                          • 9 .5
                            Schlopsi 25.02.2015, 19:55 Geändert 25.02.2015, 20:00

                            1000.2 - „Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)“

                            Ohne Mist. Ich hatte vor diesem Film im Vorfeld nicht nur Respekt, sondern auch eine riesen Angst, in irgendeiner Weise vom künstlerischen Aspekt her enttäuscht zu werden. Dazu kam noch der Umstand, vorher direkt „Whiplash“ gesehen zu haben. Was sollte den denn noch toppen?

                            „Birdman“!

                            Im Kino zu „Birdman (oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)“ blutete mir ein wenig das Herz, als der Blick durch den spärlich besetzten Saal driftete. So einen Film MUSS man im Kino sehen. Genau DAFÜR wurde das Kino geschaffen. Und dann schauen nur so wenige zu... Banausen.
                            Nichtsdestotrotz hatte ich einen Teufels Spaß dabei, Michael Keaton bei seiner herausragenden Performance als in die Jahre gekommenen Schauspieler zu sehen, der sich von seiner alten Rolle, oder eher gesagt seinem beinahe schon Alter Ego, abspalten will.

                            Bei „Birdman“ hätte so viel schiefgehen können. Allerdings nicht in den Händen von solchen Meistern ihres Fachs. Angefangen bei Iñárritus Regie, über Kameramann Emmanuel Lubezki, hin zu den Darstellern Michael Keaton, Edward Norton und jedem anderen Beteiligten an diesem Film. Was hat sich meine Angst schon in den ersten paar Minuten als unbegründet herausgestellt.

                            Obwohl der Film von seiner Geschichte und dem primären Schauplatz her so limitiert ist, hat man nie auch nur den Hauch von Langeweile zu erwarten. Dafür ist schon allein die gewiefte Kameraführung verantwortlich, die mittels Eindruck der One Shot-Führung den Zuschauer wortwörtlich an die Hand nimmt und durch die Gänge des St. James Theater zieht. Ohne einen Halt einzulegen bleibt die Handlung immer im Fluss und stürzt sich so in ein spektakuläres kleines Abenteuer nach dem anderen. Diese Dynamik wirkt hier so selbstverständlich. Allein der Blick in den englischen Wikipediaartikel lässt einen baff zurück. Aber das dann auch so präzise auf Zelluloid gebannt zu sehen… Wahnsinn.

                            Allein das wäre eine seitenlange Lobeshymne wert, aber wir wollen uns nicht darauf ausruhen. Denn „Birdman“ würde ohne seine Darsteller nur halb so gut aussehen. Michael Keaton spielt als Riggan Thomson wohl die Rolle seines Lebens, mit Reminiszenz an vergangene Tage seiner Batman-Ära. Thomson muss nicht nur mit dem Druck der Öffentlichkeit fertig werden, die ihn lediglich als „Birdman“ in Erinnerung behalten wird, sondern auch damit, den Schritt weiter zu wagen. Etwas Neues zu erschaffen. Etwas, das nur ihm gehört. Und wie brilliant verkörpert Keaton diesen Charakter, der den Birdman nahezu immer auf der Schulter sitzen hat und sich hin und hergerissen fühlt. Man leidet richtig mit ihm mit. Und dann kommt da Mike Shiner (Edward Norton) dahergelaufen, der ihm gehörig den Auftritt versaut. Norton, der ja bei exzentrischen Profilen keinerlei Berührungsängste zu verspüren scheint, glänzt nicht minder in seiner Rolle als Schauspieltalent- selbst in Unterhose.

                            Allerdings sorgten zwei andere Darsteller für meine Lieblingsszenen im Film: Zum einen nämlich Emma Stone. Der Moment in dem sie das Gespräch mit ihrem Dad an sich reißt und ihm gehörig ihre Meinung geigt. Oh, was musste ich da grinsen und doch mit Riggan mitleiden! Manche Menschen scheinen wie für eine Rolle geboren und diese Szene zeigt das prima. Der andere köstliche Moment ist das Aufeinandertreffen Thomsons mit der Theaterkritikerin Tabitha Dickinson (Lindsay Duncan). Hach, wenn aufbrausendes Temperament auf eine völlig trockene Gegenreaktion trifft… Göttlich. Jetzt bin ich zwar gehörig abgedriftet, aber das musste einfach raus.

                            „Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)“ atmet mit jedem Take, mit jeder Szene oder besser gesagt, jeder Sequenz, die Essenz des Kinos ein. Was hier an (künstlerischer) Energie eingeflossen sein muss, ist schlicht bemerkenswert. Den Oscar als bester Film hat er meiner Meinung nach absolut verdient gewonnen. Und ich freue mich jetzt schon auf ein aberwitziges und liebenswert skurriles Wiedersehen mit Riggan Thomson und seinem Birdman-Komplex.
                            Vor diesem stimmigen Gesamtpaket verneige ich mich voller Ehrfurcht.

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                              Der liebe Smooli hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass mein 1000. Kommentar ansteht. Da ist mir die Oscarsause vergangenes Wochenende ja gehörig in die Parade gefahren. Denn gleich zwei Filme würde ich am liebsten als Meilenstein deklarieren. Und das mache ich jetzt auch. Pah.

                              1000.1 - "Whiplash"

                              Friss oder stirb.

                              Friss Oder Stirb.

                              FRISS ODER STIRB!

                              „If you want the fucking part, earn it!”

                              Anders lässt sich „Whiplash“ nicht beschreiben.

                              Der Ehrgeiz Andrew Niemans (Miles Teller) drängt ihn zu stundenlangen Schlagzeugproben. Er will besser werden. Nein, er will zu den Besten gehören. Sich einen Namen machen. Sein Leben, dieses Leben, leben. Und trotz seines Talents steht ihm alles im Weg: Die Familie, die ihm lieber etwas Vernünftiges aufschwatzen will, als mit Musik seinen Lebensunterhalt zu verdienen, zu gewissen Teilen Andrew selbst und Fletcher (J.K. Simmons), Leiter der Studioband und Vollblutmusiker mit absolutem Gehör.

                              „Whiplash“ ist brutal. Gleich zu Beginn, beim ersten Aufeinandertreffen Andrews und Fletchers, weiß man wie der Hase läuft. J.K. Simmons legt eine so extrem elektrisierende Performance hin, dass einem hören und sehen vergeht. Die schwarze Hose, das enge schwarze T-Shirt und die bewusst betonten Bizepsmuskeln lassen einen vor seiner Figur förmlich erzittern. Und dabei muss er nicht einmal fluchen, um das zu kapieren. Ehrfurcht und Respekt sind Eigenschaften, die er mit dieser Bestimmtheit verkörpert, hier aber so subtil und mühelos gespielt wirken. Und dieses einschüchternde Verhalten wird zum Leitmotiv des Films. Etwas an dem Andrew entweder wächst oder vollends scheitert.
                              Wie Andrew steht man als Zuschauer permanent unter dieser erdrückenden Spannung. Man wird förmlich eingesaugt in diese jazzige Welt, dominiert vom Willen immer besser und besser zu werden. Koste es was es wolle. Schmerzende und blutende Finger sind hier das kleinste Hindernis. Nach jeder bestandenen Probe löst sich etwas Anspannung, ehe der nächste Stein in den Weg geworfen wird und die Spannungsschraube noch kräftiger angezogen wird.

                              Miles Teller spielt seine Rolle absolut souverän und glänzt an den Drums. Er schafft es diese Tour de Force, durch die er sich quält, so greifbar werden zu lassen. Allerdings unterstützt ihn dabei auch die Regie. Ohne Schnickschnack erzählt Damien Chazelle die Geschichte. Er weiß genau wie er etwas drehen und wann er wem Konturen verleihen muss. Hier wird sich nicht in unnötigem Storytelling betrieben, denn hier gibt es nur diese eine Richtung, mit dieser einen Gangart. Schnurrstracks in Richtung Erfolg. Doch ob es dafür reichen wird? Denn bis zum bitteren Ende heißt es: Friss oder Stirb!

                              „There are no two words in the English language more harmful than good job.”

                              „Whiplash“ ist ein Film, über den sich alles sagen lässt und doch trifft man vom formalen Standpunkt aus nicht den Kern. Denn im Endeffekt bleibt Damien Chazelles Werk ein ungemein minimalistischer, fokussierter Musikfilm, den man nicht einfach so sehen kann. Man hört ihn vielleicht. Aber wenn man mit „Whiplash“ eines verbindet, dann ein Gefühl. Als würde man für knappe zwei Stunden an einer Starkstromleitung hängen und auf die Erlösung warten. Doch hier gibt es keine Befreiung oder gar Erlösung. Hier geht es nur um das Gefühl. Die ständige Anspannung, die bis in die letzte Pore dringt. Und deswegen… und nur deswegen muss man diesen Film fühlen. Alles andere vergisst man hier so leicht.

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                              • Na denn mal gute Nacht, war lustig mit euch!
                                Bevor Steven wieder irgendwelchen Nonsens loslässt, verziehe ich mich lieber. :-)

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                                • Mittlerweile wird mir Julianne Moore immer sympathischer.

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                                    • Schlopsi 23.02.2015, 05:51 Geändert 23.02.2015, 05:51

                                      Verdammt nochmal JAAA! Der verdienteste Preis überhaupt.

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                                          • Boom, damit habe ich auch nicht gerechnet. Kann ich aber mit leben, nachdem er mich beim zweiten Mal besser gepackt hat. ♥

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                                            • Bin ich eigt. ein Arsch wenn ich sage, dass mich "Boyhood" so null nada niente reizt?

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                                              • TIG oder TTOE. Aber doch nicht für GBH. Das überrascht mich wirklich.

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                                                  • Mich gruselt ja immer wieder Carells Nasenprothese. Aber diese Trailermukke von Gone Girl gehört echt verboten.

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