Schlopsi - Kommentare

Alle Kommentare von Schlopsi

  • 7 .5

    Etwas obskur und eigenwillig ist Daihachi Yoshidas "Funuke Show Some Love, You Losers!" ja schon. Allerdings nicht auf diese abgedroschene und nervtötende Art, sondern viel mehr dank dieser gesunden Spagatsprünge, die hier genretechnisch mit Bravour hingelegt werden.
    Mit einer fast schon süffisanten Leichtigkeit lässt Yoshida nach der anfänglichen Tragödie, bei der die Eltern von Kyomi wegen der missglückten Rettung einer Katze von einem Kleinlaster zu Muß verarbeitet werden die restliche Familie kopfstehen, als plötzlich Sumika vor der Tür der verstorbenen Eltern steht. Sie hat Schulden und kann sich ihre Schauspielausbildung in Tokyo nicht mehr leisten, weswegen sie auf dem Land bei ihrer restlichen Familie Unterkunft sucht und noch dazu kackendreist um weiteres Geld bittet, dass sich der Bruder gerade so mit Schwerstarbeit verdient.
    Und was sich daraus alles entwickelt, ist so dermaßen irrwitzig und komisch, dass man kaum glauben möchte, das hier noch eine gehörige Portion Tragik sowie Drama dazu gemischt wird. Natürlich wird so manches auf typisch japanische Weise überzogen dargestellt, aber trotzdem wirkt dieser Film dabei so unglaublich bodenständig und ehrlich. Man pendelt zwischen abstrusen Lacheinlagen und ungläubigen Entsetzen, wobei aber solch eine Frische aufkommt, dass das alles richtig Spaß macht, wie sie sich alle gegenseitig bekeifen und dabei keinerlei Rücksicht walten lassen. Wie sie versuchen Profit aus des anderen Misere zu schlagen und auf sämtliche Belange der anderen pfeifen. Einfach göttlich. Nicht minder großartig sind dabei die an den Tag gelegten Schauspielleistungen insbesondere von Eriko Sato und Aimi Satsukawa als ungleiche Schwestern. Grundgütiger, ich komme aus dem schmunzeln gar nicht mehr heraus, wenn ich an deren Clinchs denke. Grenzen? Gibt es hier nicht. Des einen Freud ist des anderen Leid und dabei wird so kreativ vorgegangen, dass bei all dem Drama immer etwas Amüsement mitschwingt.

    "Funuke Show Some Love, You Losers!" erinnert mich in seiner Kompromisslosigkeit ganz entfernt an "Im August in Osage County". Und das ist hier absolut als Kompliment zu verstehen. Gucken - sofort!

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    • 8 .5
      Schlopsi 28.06.2015, 17:44 Geändert 29.06.2015, 02:26

      Ich mag James Franco nicht. Ich mag Kate Mara nicht und Danny Boyle respektiere ich, aber seine Filme zünden nicht immer so, wie sie soll(t)en. Aber.
      Aber, aber, aber. Dann gibt es da ja noch "127 Hours".
      Diese Tour de Force, die sich auf Aron Ralstons (James Franco) verhängnisvollen Kletterunfall konzentriert, und dabei eine unnachahmlich intensive Survivalatmosphäre entstehen lässt.

      Mittlerweile habe ich den Film zum zweiten Mal gesehen und war entsprechend vorbereitet. Aber es wäre kein Film von Regietalent Danny Boyle, wenn er nicht schon mit kleinen Handgriffen ein ungemütliches Gefühl in der Magengegend entstehen ließe. Wenn sich Aron zu Beginn des Films auf diesen, für ihn eigentlich souveränen Trip vorbereitet. Die Wasserflasche lässt er unter dem fließenden Wasserhahn stehen, während er sich seinen Kram zusammensucht, im Schrank nach seinem Schweizer Offiziersmesser greift und es nicht erreicht. Na wird schon schiefgehen. Das Wasser sprudelt über. Der gewohnte Griff zum Ventil und der Strom des lebensspendenden Elixiers bricht ab. Nicht ganz, denn so kleinlich wie Boyle nun mal ist, verweilt die Kamera kurz auf den kleinen perfekten Tropfen Wasser, die sich noch kurze Zeit nachbilden. Ja er zelebriert diese kleinen kruden Momente förmlich. Und jeder der den Film schon gesehen hat, weiß auch warum. Weiß um diese perfide narrative Führung. Lässt den Zuschauer schon jetzt leiden, während Rolston sich selbstsicher auf den Weg macht und immer munter werdender zum Gelände fährt, welches er wie seine Westentasche kennt. Sich vor dem Trip in seinem Kombi nochmal aufs Ohr legt um die Akkus für den kommdenen Tag aufzuladen, ehe das Abenteuer beginnt.

      Die Bilder sind warm, gemütlich, gesättigt. Alles ist so wie es sein sollte, selbst der kleine Abstecher mit zwei wandernden Mädels passt hier in den Kram. Denn "127 Hours" feiert das Leben.
      Selbst in Ralstons dunkelsten Momenten streut Regisseur Boyle surreal anmutende Elemente ein, die dem eingeklemmten Bergsteiger immer wieder Mut zusprechen. Selbst wenn alles von der Kopfsache her nur noch bergab gehen kann. Aber auch wenn es hart ist, aufgeben ist hier nicht drin. Das Wasser wird rationiert und der geübte Kletterer muss improvisieren. Und er versucht gefühlt alles. Doch es will nicht. So dreht er nach Stunden und Stunden und Stunden verzweifelt am Rad. Versucht sich selbst und den kraftlosen Körper mit zynisch dämlichen Witzen aufzumuntern, den Geist nach Tagen in der Felsspalte wieder auf Trab zu bringen, auch wenn er innerlich vielleicht schon mit sich abgeschlossen hat.
      Aber er ist ein Kämpfer und beißt sich auf die Zähne. Und James Franco spielt sich dabei förmlich die Seele aus dem Leib. Er lebt für den Zuschauer diese Verzweiflung, in der sich Ralston befindet, bis ins Mark aus. Eine One-Man-Show, die intensiver nicht sein könnte, vor der man den imaginären Hut ziehen muss. 94 Minuten knallharter Überlebenskampf, bei dem man sich aus miterlebter Verzweiflung nicht traut, selbst einen Schluck Wasser zu trinken. Weil man sich die trockenen Lippen vorstellt und den Sand in dem kleinen Canyon förmlich schmeckt. Und dann die entscheidenden Minuten. Die finale Kampfansage. Doch nicht gegen die Natur. Gegen die Situation. Es sind die drastischen Bilder und die Inszenierung an sich, die den Schmerz übertragen. Diesen stechenden Schmerz an der Vene mit diesem brutalen Kreischen so fühlbar machen, dass es selbst schmerzt. Dass es vom bloßen Zuschauen schmerzt. Die Kamera mag nah dabei sein, aber das Gefühl ist noch näher dran. Man steckt selbst in dieser verdammten Spalte fest.

      Was für ein Trip diese 172 Stunden sind. Was für ein grauenvoller Gedanke es ist, sich selbst in so einer Situation zu sehen, weil man dank Danny Boyle und James Franco so nah dabei ist. Da bekomme ich jetzt schon wieder Gänsehaut.
      Na wenigstens nehme ich seither immer ein geschärftes Taschenmesser mit auf Tour...

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      • 8 .5

        Im Original erschienen auf: https://infernalcinematicaffairs.wordpress.com/2015/06/27/serie-doctor-who-staffel-8-2014-gb/

        Die TARDIS landete letztes Jahr erneut mit einem großen Knall und läutete ein weiteres Kapitel im modernen Whoniverse ein. Mit Peter Capaldi als 12. Doctor ändert sich die Marschrichtung der Serie maßgeblich und es ist immer wieder spannend mit anzusehen, wie sich dieses britische Kultformat neu erfindet und neu entdeckt.
        (Kurze Info: Die eingebundenen Zitate geben zum Teil Plotpoints und Eigenschaften wieder. Bei Bedarf überspringen.)

        “Where we’re going?”
        “Into Darkness.”
        – Into the Dalek (EP02)

        Und duster ist auch die achte Staffel der New Who-Era. Nicht nur die neue verfinsterte Bildsprache der Serie und die neue Innenausstattung der TARDIS lassen darauf schließen, sondern auch der Protagonist, der Doctor, selbst. Peter Capaldi liefert schon in seiner Debütfolge Deep Breath eine famose Performance ab und wirkt dabei undurchschaubar. Der Doctor weiß selbst nicht mehr wer er ist und er quält sich mit dieser Frage nach dem eigenen Wesen. Doch glücklicherweise begleitet ihn auch weiterhin Clara Oswald (Jenna Coleman) als treuer Companion und hält ihn gekonnt auf Trab. Erstaunlich dabei ist übrigens der neue Fokus der Staffel. Denn hier wurde der Companion oder eher die Companioness zum Dreh- und Angelpunkt der Handlung gewählt, der Doctor selbst wirkt nun wie in der Rolle des Begleiters – wenn auch ziemlich vorlaut und selbstsicher in seiner Stellung. Diese neue Herangehensweise bringt frischen Wind in die Serie und mit Clara ist ja auch ein äußerst schlagkräftiger Charakter am Zug, die weder ein Blatt vor den Mund nimmt, noch den Doctor mit seiner verbitterten egozentrischen Art durchkommen lässt. Spannungen sind vorprogrammiert und die Türen der blauen Polizeibox können schon mal zuknallen.

        “Tell me what you knew, Doctor, or else I’ll smack you so hard you’ll regenerate!”
        – Kill the Moon (EP07)

        Wie ich eingangs schon erwähnte, die achte Staffel ist maßgeblich düsterer und unheimlicher geworden. Episoden wie Listen oder Kill the Moon jagen dem Zuschauer kalte Schauer über den Rücken und sorgen nicht nur bei Kindern für unruhige Momente. Dabei ist es wieder und wieder dem Genie eines Steven Moffat geschuldet, aus vollkommen alltäglichen Dingen fiese und gruselige Szenen zu zaubern. Dem gegenüber stellen sich kindgerechte Abenteuer wie Robot of Sherwood oder In the Forest of the Night. Geschichten in denen rumgeblödelt werden darf, in denen trotz der zynischen Bissigkeit des Doctors manchmal auch etwas über die Stränge geschlagen wird und der Fokus der Serie für meinen Geschmack ein wenig zu sehr verrutscht. Aufgefangen werden diese Episoden jedoch von den bitterernsten Stories wie Into the Dalek, Time Heist oder Flatline. Es sind diese charakterbasierten Windungen in den erzählten Geschichten, die einen großen Reiz dieser Staffel ausmachen. Die Rollen von Clara und dem Doctor mögen vielleicht etwas verdreht sein, aber gerade in diesen Folgen wird klar, wer der Doctor eigentlich ist, bzw. wie sich sein Charakter umschreiben lässt. Er ist nicht mehr der knuddelige lustige Typ, der sich auf zwischenmenschlicher Ebene ausdrücken kann, der hyperaktiv rumhampelt oder sonstige Spirenzchen treibt. Er ist direkt, verbittert und schert sich meist einen Dreck um andere Leute. Hin und wieder lässt er unwichtige Begleiter über die Klinge springen und hakt das mir nichts dir nichts ab. Stellt auf Autopilot und zeigt weder Reue, noch Skrupel, noch Empathie.

        “Oh, is that why you call yourself the Doctor? Professional detachment?”
        “Listen. When we’re done here, by all means, you go and find yourself a shoulder to cry on, you’ll probably need that. Until then, what you need is me.”
        – Time Heist (EP08)

        Und doch… und doch ist er der Doctor, der Retter der Menschheit, der Beschützer der Erde und seiner Liebsten. Der Mann, auf den sich Clara zu jeder Zeit verlassen kann, wenn nicht gar muss. Nur weiß sie es nicht. Sie muss ihren eigenen Weg gehen, und so kommt es immer wieder zu Reibereien zwischen den beiden. Selbst die Musik greift den Zwist des Doctors und die Beziehung zu Clara immer wieder auf. Das neue Theme des Doctors "A Good Man"? taucht als Leitmotiv immer wieder auf, aber nicht so, wie man es von diesem “Heldentheme” aus früheren Staffeln gewohnt ist. Auch hier überrascht die Serie also mit Neuerungen, doch darauf werde ich in einem gesonderten Artikel eingehen (müssen).
        Was bis hier hin vollkommen gelungen in Szene gesetzt wird und mit überzeugenden und mit vollkommen überzeugenden Geschichten aufwarten kann, muss sich nun im weiteren Verlauf mit einigen inszenatorischen Dämpfern und schwachen Drehbüchern rumschlagen.
        Dabei fing es nicht nur überragend gut an, sondern hatte auch alles an Bord, was es für eine rundumgelungene Staffel gebraucht hätte. Ab der zweiten Hälfte jedoch geht den Geschichten doch etwas die Luft aus, die Rahmenbedingungen passen auch hier, aber es wird zu viel Zeit vertrödelt ohne auf den Punkt zu kommen. Ich habe nichts gegen ein Loveinterest von Clara. Wird ohnehin mal Zeit… Und Danny Pink (Samuel Anderson) wird regelrecht sympathisch eingeschoben, gibt am Anfang den unsicheren Sport-, ähh Mathelehrer und passt ganz gut als Kontrast zur wesentlich tafferen Clara. Auch wie sich das ganze zwischen den beiden entwickelt ist am Anfang noch ganz süß mit anzusehen, wird der Staffel auf Dauer jedoch zum Verhängnis. Clara ist hin und hergerissen, auf der einen Seite möchte sie Danny nicht verlieren, möchte aber auch den Doctor und die gemeinsamen Abenteuer nicht missen müssen. Und so kommt es immer wieder zu willkürlich anmutenden On-Off-Beziehungssprüngen, die sich ab einem bestimmten Punkt nicht mehr nachvollziehen lassen und… stören. Vermutlich immer noch besser, als Danny die ganze Zeit mitschleppen zu müssen, aber durch diese Unentschlossenheit seitens Clara wird es einmal zuviel und ich als Zuschauer komme um den Gedanken nicht herum, dass sie sich doch nun bitte mal entscheiden solle. Und im großen Finale dann die überdrüssige Gefühlsduselei, die einfach nicht mehr so recht ziehen möchte – eben wegen diesem Hickhack. Should I stay or should I go? I don’t know.
        Aber das ist nicht die größte Schwäche der achten Staffel. Was mich so ein klein wenig plagte, das waren die Umsetzungen der Geschichten. Nicht die Geschichten selbst, denn Mummy on the Orient Express oder das Doppelteilige Staffelfinale Dark Water/Death in Heaven verfügen durchaus über spannende Rahmenelemente. Und schlecht sind die Folgen auch nicht, aber den Drehbuchschreibern ging offenbar etwas die Luft aus. So werden richtig interessante Elemente eingebunden, aber wieder so entfernt vom eigentlichen Weg behandelt, dass manche Folgen qualitativ mächtig ins Wanken geraten. Der Zweiteiler Dark Water/Death in Heaven bspw. schlägt so viel Zeit mit Nichtigkeiten tot und integriert alte Bekannte auf recht unsinnige Art und Weise. Nach Logik darf man in Doctor Who ja sowieso nicht suchen, aber manche Aktionen sind dann doch etwas… nunja. Einiges wird wahnsinnig groß aufgezogen, aber ist im Endeffekt dann doch unspektakulärer als geplant. Hoffen wir, dass bei der nächsten Sichtung der Moffat’sche Effekt einsetzt und die Folgen dann besser wegkommen – es wäre ja nicht das erste Mal.

        Wir hatten es ja vorhin schon vom verschobenen Fokus. Es wunderte mich nicht, dass sich die Rollen vom Doctor und seines Companions einmal richtig vertauschen. Das ist auch gut so. Das ist neu und es bringt neuen Schwung in die gereizte Dynamik. Sie können ihre Spielchen spielen und am Ende ist doch alles beim alten. Naja, fast. Sie gehen gestärkt aus den Abenteuern heraus, aber Worte der Anerkennung für besondere Taten? Dürfen hier nicht erwartet werden. Auch wenn dem Doctor allmählich blüht, wie abhängig er von Clara ist. Etwas, dass er sich nicht eingestehen will. Bei dem aber immer und immer wieder eine kindliche und beinahe schon unbekümmerte Art kurz durchschimmert, wenn er sie auf ein neues zu einer Reise mit der TARDIS einlädt, egal was vorher auch war. So entwickelt sich nebenbei auch noch ein kleiner Konkurrenzkampf zwischen ihm und dem nichtsahnenden Danny in der Folge The Caretaker.
        Auch wenn diese Episode durchaus spaßig ist, so merklich ist doch, wie die Figur des Doctors nicht mehr das unmittelbare Zentrum der Staffel ist. Das klingt jetzt so, als gäbe es von Capaldi in seiner Rolle wesentlich weniger zu sehen als zu Zeiten von Smith, Tennant oder Eccleston. Das ist nicht der Fall, dennoch ist es auffällig wie sich das Konstellationskarussell dreht und dreht. Schade wird es erst, wenn sich diese Beziehungskiste zwischen Clara und Danny als Claras Anker herauskristallisiert. Viele Abenteuer sind nicht mehr so gestaltet, dass sie durch puren Zufall hineinstolpern, sondern konzentriert nach bestimmten Dingen suchen. Das werden der Serie sicherlich einige ankreiden, die diese bewusste Spontanität vermissen. Durch weitere Entwicklungen geht diese in den letzten Folgen beinahe vollständig verloren, der Weg zum Ziel wird immer bestimmter und gefestigter. Auch wenn es zuweilen noch zu überraschen vermag, so muss er doch einiges an Charme vorheriger Staffeln einbüßen.

        Sehr charmant hingegen ist Michelle Gomez’ Figur. Schon in der ersten Folge Deep Breath wird einem schnell klar, dass sie einen an der Waffel haben muss und durch die gesamte Staffel hinweg wird ihr auftreten geteasert. Irgendwas muss diese Frau im Schilde führen – nur was? Ihre Figur hat definitiv Kultpotenzial, dieses unschuldige Aussehen, gepaart mit absoluter Durchgeknalltheit und dem skrupellosen Charakter. Wie gut sie doch zu dem zynischen alten Mann passt, der sich der Doctor schimpft. Die Chemie zwischen Gomez und Capaldi könnte besser nicht sein und die Entwicklung der Beziehung zwischen ihm und seiner Companioness mündet dann in intensiven Charaktermomenten im großen Finale. Zwar können diese Augenblicke den recht laschen und strukturell etwas enttäuschenden Zweiteiler nicht in höhere Sphären retten, aber zumindest emotionsgeladener gestalten. Auch wenn einen das Gefühl nicht loslässt, das hier wesentlich mehr Potenzial dringesteckt hat, als letzten Endes genutzt wurde. Und das steht leider stellvertretend für die leicht schwächelnde zweite Hälfte dieser sonst so großartigen Staffel von Doctor Who. Es ist ein Experiment, dessen Ausgang sich in Staffel 9 zeigen wird. Ob das Erlebte aus diesem Run in der nächsten Staffel fruchten wird, wie sich die Beziehung zwischen dem Doctor und seiner treuen Begleiterin Clara weiterentwickeln wird. Denn so sehr man manche dieser Seitensprünge zuweilen auch verteufeln möchte, so wichtig sind sie doch im Nachhinein für die emotionale Komponente der Serie. Betrachten wir doch nur mal Clara genauer: Anfänglich noch die größte Kritikerin des Doctors, nicht nur weil sie sich mit einem vollkommen neuen Charakter konfrontiert sieht, von dem sie noch dazu nicht das bekommt, was sie eigentlich fordert, wandelt sie sich und nähert sich dem Stil des Doctors unbewusst immer näher an. Da mag manch ein Satz wie “So, now I am the Doctor” noch wie ein Spaß klingen, doch sie merkt nicht, wie sie mehr und mehr dem rastlosen und von beinahe sämtlichem Skrupel befreiten Wesen des Time Lords gleicht. Da werden gegen Danny anfangs noch kleine Notlügen ausgesprochen, doch werden diese immer ausgeprägter und schwerwiegender in ihrer Konsequenz, was selbst den Doctor ab einem gewissen Punkt beunruhigt. Und so muss diese Staffel enden, wie sie endet. Mit einem Kaffee und einer abschließenden Umarmung, damit sich die beiden nicht in die verwässerten Augen sehen müssen.

        “Then why are you helping me?”
        “Why? Do you think that I care for you so little that betraying me would make a difference?”
        – Dark Water (EP11)

        Es ist eine Staffel geworden, über die man sich das Maul zerreißen kann. Die gut und weniger gut ankommt. Die sicherlich nicht perfekt ist. Und doch geht von dieser Staffel ein ungeheurer Reiz aus: Die wechselhafte Dynamik zwischen Clara und dem Doctor, Missy… sie verleihen den Geschichten Würze, wenn sie nicht von der Handlung getragen werden können und retten meist über die trostlosesten Momente irgendwie hinweg. Es ist eine Serie geworden, die nun endlich dort angekommen ist, wo sie unter der 11. Inkarnation immer wieder abtauchte, sich aber nie so recht für längere Zeit hin traute. Mit Peter Capaldi haben Moffat und Co. den richtigen Mann an Bord, um die Abenteuer des Doctors wesentlich dunkler und ungehemmter zu gestalten, wenn nicht sogar erwachsener. Etwas, das man ernst zu nehmen hat und das mir außerordentlich gut zu imponieren weiß. Da ist der einzige wichtige Wehrmutstropen nur noch der, dass man Capaldi wesentlich mehr prägnantere Monologe wünscht, wie in Flatline. Denn dieser Mann schindet nicht nur Eindruck, vor ihm hat man auch unweigerlich Respekt. Er ist der Mann der sein Volk opferte, der mit den zornigen Augenbrauen – der wohl mächtigste Außerirdische, den die Welt je gesehen hat und einer der bereit ist, das Nötigste zu tun:

        “I tried to talk. I want you to remember that. I tried to reach out, I tried to understand you but I think that you understand us perfectly. And I think you just don’t care. And I don’t know whether you are here to invade, infiltrate or just replace us. I don’t suppose it really matters now. You are monsters. That is the role you seem determined to play. So it seems I must play mine. The man that stops the monsters.
        I’m sending you back to your own dimension. Who knows? Some of you may even survive the trip. And if you do, remember this – you are not welcome here. This plane is protected. I am the Doctor. And I name you The Boneless.”
        – Flatline (EP09)

        Ein absolut überzeugender Einstand von Peter Capaldi als Doctor Who ist dies allemal. Staffel 9 kann kommen!

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        • 9

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          "Ghost in the Shell: Stand Alone Complex" lässt sich sehr gut als Cyberpunk-Polit-Thriller beschreiben. Obwohl viele Episoden für sich stehen (stand alone), verschreiben sich 12 Episoden (complex) dem Fall des “Lachenden Mannes” – einem Hacker, der Großkonzerne in den ökonomischen Terror treibt und dadurch Sektion 9 auf den Plan ruft.
          Was hier gleich zu Beginn auffällt, ist der angenehme Grundton der Serie, der sich bedingt vom ersten Kinofilm aus 1995 abhebt und seine Daseinsberechtigung als eigenständige Serie unterstreicht. Obwohl sich in S.A.C. eine düstere Zukunftsvision abzeichnet, sind die Bilder oftmals farbenfroh und hell gestaltet, die Episoden sind nicht immer streng mit der Handlung verknüpft und ein spritziger Humor in den versierten Dialogen zermürbt den Zuschauer nicht schon zu Beginn, sondern lässt auch für Gelegenheitsschauer genug Luft zum atmen. Doch davon sollte man sich nicht beirren lassen, denn ein hoher Grad an Seriosität und Düsternis ist dennoch nach wie vor vorhanden.

          Dadurch, dass sich die verbundenen complex-episodes über die gesamte Serie verteilen, verschießt die Serie ihr gesamtes Pulver nicht auf einen Schlag. Es fängt spannungsgeladen an, konzentriert sich im Mittelteil auf ihre Figuren und zieht am Ende so dermaßen das Tempo an, dass man mit dem Schauen kaum noch hinterherkommt. Die spannenden Kniffe auf dem Weg zur Auflösung erhalten die Spannung durchgehend aufrecht und wirken noch dazu wie Spanngurte, die die Nervenseile des Zuschauers immer weiter dehnen, aber nie reißen lassen oder gar strapazieren. Hier hat alles ein geregeltes Tempo: weder zu langsam noch zu schnell – S.A.C. ist ein politischer Thrill in Reinkultur, der ungemein intensiv erlebt wird.
          Dafür sorgen auch die eingeschobenen stand alone-episodes, die ihren Fokus auf “Fall der Woche”-ähnliche Ereignisse legen und den Zuschauer mit Hintergrundinformationen über die Mitglieder der Sektion 9 füttert. Obwohl die Qualität der erzählten Folgen durchaus schwankt, so werden sie doch immer wieder von ihren Figuren getragen und gerettet. Wir erfahren etwas über den Major selbst, sowie vereinzelte Einschübe an privaten Informationen zu Batou oder Togusa. Selbst über den Chef von Sektion 9, Daisuke Aramaki, erfahren wir so einiges.
          Aber viel wichtiger als das, das sind die Figuren selbst. Im aktuellen Geschehen. Wer muss bei Batous spitzzüngigen Kommentaren gegenüber dem Major nicht schmunzeln, wenn doch schon von vornherein klar ist dass es sinnlos ist, sich selbst als bodybuildender Cyborg mit dem Shell (dem cyborgisierten Körper) des Majors anzulegen? Oder Togusa, derjenige mit dem kleinsten Cyberniesierungsgrad, der aber im Laufe des Falles über sich hinauswächst und wahre (menschliche) Größe zeigt? Alle erfüllen sie ihre Rollen, verleihen der Geschichte taktischen Pfiff und sorgen im angenehmen Grad für gesunde Kurzweil. Selbst die Tachikomas, die Kampfroboter mit den viel zu hohen Mädchenstimmen wachsen einem im Laufe der Geschichte ans Herz… und das will schon etwas heißen. Schließlich können diese Plagegeister unausstehlich werden. Aber am Ende ist man doch froh, dass sie dabei gewesen sind…
          "Ghost in the Shell: Stand Alone Complex" ist also eine höchst sehenswerte Ergänzung zum Film und für alle geeignet, die sich schon immer mehr Abenteuer mit diesem höchst ungleichen Team gewünscht haben.
          [...]

          Das Handwerkliche

          Hier zeigt sich die ganze Klasse einer modernen Animeserie. Die Animationen sind vorwiegend detailliert und flüssig (bis auf einen kleinen Aussetzer), die Hintergründe in ihrer Feinheit sensationell. Das Spiel mit Licht und Schatten funktioniert einwandfrei und auch der 3D-Effekt mancher Objekte fügt sich in den meisten Fällen sehr gut ein. Auch wenn ich kein wirklicher Fan von auffällig gerenderten 3D-Elementen im Animegenre bin, so ist das hier doch erstaunlich gut gelungen, wenn auch zugegebenermaßen nicht immer. Aber das hält sich so stark in Grenzen, das sich darüber hinwegsehen lässt. Nur der Vorspann zerrt in seiner 3D-Optik doch etwas stärker an meinen Nerven…
          Der Sound hat einen guten Rumms und der Soundtrack aus Yōko Kannos Feder verleiht den oft technischen Bildern ihren Charakter, wenn sich der Soundtrack im Rhythmus eines Herzschlages niederlässt und die Geschichte so mit Konsequenz weiterträgt. Die teilweise einsetzenden starkverzerrten Gitarren bauen eine Spannung auf und das Leitmotiv Run Rabbit Junk von HIDE erinnert leicht an den durchtriebenen Stil von Bands wie Rage Against the Machine. An dieser Musik mögen sich sicherlich die Geister scheiden, aber es passt nunmal wie die Faust aufs Auge und fasst die Serie musikalisch betrachtet hervorragend zusammen. Überhaupt fällt der Soundtrack sehr experimentell und unterschiedlich aus, so können auf rockige Riffs auch gerne Frauenchöre folgen, die auf den immer gleichbleibenden Beat singen. Klingt verrückt? Ist es vielleicht auch, aber willkommen beim Stand Alone Complex!
          Positiv herauszuarbeiten ist auch die deutsche Synchronisation, die zum größten Teil aus hochwertigen Sprechern besteht. Hier seien nur am Rande Tilo Schmitz als Batou, Christina Marquitan als Motoko Kusanagi oder Klaus Peter-Grap als Sprecher von Togusa genannt. Später stößt sogar der heute sehr viel bekanntere Tommy Morgenstern hinzu. Hier wurde sich ordentlich reingekniet, um eine größtmögliche Qualität zu gewährleisten. Das ist eine Wonne für die Ohren und zeugt wiedermal davon, wie hochwertig diese Serie nun einmal ist.

          Fazit

          "Ghost in the Shell: Stand Alone Complex" ist ein Festschmaus für all diejenigen, die sich nach Major Kusanagis filmischen Auftritt in Ghost in the Shell auf weitere Abenteuer mit ihr und ihren Kollegen der Sektion 9 gesehnt haben. Mit audiovisueller Finesse verleiht die Serie ihren Figuren Ecken und Kanten, lässt sie neben dem Hauptfall in unabhängigen Folgen agieren und wie gewohnt über das Sein und Nichtsein eines Cyborgs reflektieren – wenn auch nicht ganz so tiefgreifend, wie es der filmische Vertreter 1995 tat. Dafür ist S.A.C. weniger düster, aber umso verspielter geraten, dennoch nicht minder schlagfertig. Vollkommen zurecht ein Meilenstein im Bereich des Anime.

          "Ghost in the Shell: Stand Alone Complex" lässt sich übrigens vollkommen eigenständig zwischen den Filmen "Ghost in the Shell" und "Ghost in the Shell: Innocence" schauen.

          Komplett auf:
          https://infernalcinematicaffairs.wordpress.com/2015/06/24/serie-ghost-in-the-shell-stand-alone-complex-2002/

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          • Ach, der Bericht vertröstet einen ganz gut über die Tatsache hinweg, es nicht dorthin geschafft zu haben. Danke dafür!

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            • 7

              Zwar lässt sich kein tieferer Sinn dahinter erkennen, aber irgendwas hat dieses Kurzfilmchen an sich, das ihn in gewisser Weise amüsant gestaltet. Vielleicht sind es auch einfach nur die Fragezeichen im Kopf und der Anblick einer Fresh Guacamole?

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              • 6
                Schlopsi 16.06.2015, 12:37 Geändert 16.06.2015, 13:34

                "Lautlos im Weltraum", ein dystopischer postapokalyptischer düsterer Science Fiction-Film, der mit Idealen spielt und einen unheimlichen Blick in die Zukunft wirft.

                Dabei entwickelt sich das Regiedebüt von Spezialeffekteass Douglas Trumbull (u.a. für "2001: Odyssee im Weltraum") gemächlich. Äußerst gemächlich sogar. Er stellt uns die vierköpfige Mannschaft vor, speist nur gelegentliche Erklärungen zur Situation auf der Erde ein und lebt von seiner unterschwelligen Spannung. Der Zuschauer wird vor den Kopf gestoßen und sieht sich genauso wie Protagonist Freeman Lowell (Bruce Dern) vor vollendete Tatsachen gestellt. Er, der sich einzig und allein der Aufgabe verschrieben hat, die Flora und Fauna zu schützen und Sie, die Anderen, die nach vollkommen gegensätzlichen Idealen leben. Die Natur von der Technik längst abgelöst, Nahrung als synthetischer Fraß. Und überhaupt: Wozu braucht es denn Pflanzen und warum sollen sie acht Jahre auf einer ihrer Meinung nach vollkommen unsinnigen Raummission ausharren? Da ist die Freude groß, als es heißt sie können auf die Erde zurückkehren – die Raumschiffe werden wieder für kommerzielle Zwecke benötigt.

                "Lautlos im Weltraum" ist eine bittere Zukunftsversion, die rein im Kopf entsteht. Ideale, welche aufeinander prallen, und heute vermutlich aktueller denn je sind. Die Gespräche zwischen Freeman und der restlichen Besatzung sind niederschmetternd und doch so ehrlich in ihrem Kern. Diese Verbohrtheit der Männer die nicht einen einzigen Gedanken daran verschwenden, was es heißt über nasse Wiesen zu laufen oder das Rascheln der Blätter im Wind zu hören. Die schon so weit vom Leben weg sind, dass sie frische Nahrung ablehnen und ihre Herkunft als “Dreck” bezeichnen. Unangenehm wird es erst, wenn man bedenkt dass der Film 1972 veröffentlicht wurde und man sich überlegt, wie weit die Menschheit heute ist. Genmais, Hybridgemüse… so unrealistisch ist das Thema gar nicht mehr, 43 Jahre später.
                Bemerkenswert ist übrigens auch die Tricktechnik sowie das Gespür für ansprechende Bilder. Zwar darf sich Bruce Dern öfters in gnadenlosem Overacting verdingen, aber dann gibt es wieder so Momente, die einfach nur gut sind. Momente, die die damaligen Möglichkeiten vollends ausschöpfen und einem kleinen Roboter so viel Leben und Gefühl verleihen, dass sich heutige Produktionen locker ein oder zwei Scheiben davon abschneiden könnten. Wenn Lowell seine beiden Roboter auf die Namen Dewey und Huey tauft, ihnen diverse Programmierungen eintrichtert und sich dann mit ihnen hinsetzt und gegen ihre Pokerfaces antritt… dann kommt man um ein Schmunzeln nur schwer herum. Wenn die beiden mechanischen Kumpanen treudoof hinter ihrem Chef hinterhertrotten und sich mit den einfachsten Mitteln verständigen, dann zeigt sich in diesen Szenen ein gefühlvoller Umgang zwischen Mensch und Maschine, wie er hier nicht einmal zwischen Menschen untereinander möglich ist. Die Roboter entwickeln eine emotionale Präsenz, bei der selbst Bruce Dern das Nachsehen hat. Und das macht "Lautlos im Weltraum" trotz seiner recht eintönigen Art so sehenswert, neben seiner vielleicht etwas dröge umgesetzten, aber nichtsdestotrotz nachdenklich stimmenden Botschaft.

                “Hach, du bist ein Träumer!”
                “Und findest du’s nicht an der Zeit, dass mal wieder einer einen Traum hat, häh!? Glaubst du nicht, dass es Zeit wird, dass mal wieder einer Interesse an einem Traum hat!?”

                Am Ende muss Freeman das einzige tun, dass seine Mission und einen Teil der Vergangenheit der Erde rettet. Auch wenn es bedeutet Grenzen zu überschreiten, um andere Grenzen zu meiden. Doch am Ende siegt die Stille. Und es wird "Lautlos im Weltraum".

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                  It's happening!!!!
                  https://pbs.twimg.com/media/CHJlbOkUIAEo8rw.jpg

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                    Jo, gerade wenn ich denke horrormäßig etwas abgehärtet worden zu sein, kommt diese eine Folge "Doctor Who", die mich wieder das Fürchten lehrt: "Listen"... Herrlich.

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                    • 7 .5

                      Es gibt so Tage, da habe ich einfach keinerlei Motivation einen Film zu schauen. Auch gestern war diese nicht vorhanden, obwohl mich Freikarten anlachten. So musste ich mich förmlich zwingen aufzustehen und loszuziehen. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für einen Film. Aber "Kiss the Cook" hatte mich schon nach 5 Minuten rumgekriegt.

                      Vorab eine Empfehlung: Schaut dieses köstliche Menü nicht auf leerem Magen! Denn wenn Carl Casper erst einmal loslegt und das Gemüse schnippelt, die Butter auf die geheizte Platte streicht und die Filets so zart und saftig sind, dann brummt der eigene Magen nur so vor Futterneid…

                      Wer "Kiss the Cook" als reine Komödie betrachtet, der setzt hier auf den falschen Braten. Stattdessen serviert uns Jon Favreau in Personalunion spritzige Dialoge und eine Geschichte, wie sie das Leben schreiben könnte. Vielleicht ist das alles ein bisschen weltfremd und optimistisch geraten, trotzdem bleibt es bodenständig genug und wird nebenbei mit so viel Herz garniert, dass einem die leicht naive Ader gar nicht sauer aufstoßen kann. Denn statt den Kopf in den Sand zu stecken, heißt es hier anpacken. Und wer die richtigen Freunde Freunde nennen kann, der kann es auch schaffen.
                      Erstaunlich dabei ist, wie viele verschiedene Themen hier aufgegriffen und weitestgehend authentisch weitergedacht werden. Der komödiantische Aspekt wird mit treffsicheren Sprüchen bedient, das Dilemma in dem sich Casper befindet – ob auf Arbeit oder die knifflige Familiensituation – ja sogar der Sinn und Unsinn sozialer Netzwerke… all das wird mit dem nötigen Fingerspitzengefühl angegangen und verkommt dabei nicht zu einer versalzenen Suppe, in der sich die Ereignisse in brachialem Tempo überschlagen. Stattdessen tuckern wir gemeinsam mit “El Jefe” gemütlich, aber zu keiner Zeit langweilig, durch die Handlung, begegnen unterwegs liebenswürdigen (Scarlett Johansson) und verrückt irritierenden (Robert Downey Jr.) Menschen und haben Spaß am Leben, sobald es ins Rollen gerät.

                      Der einzige Wermutstropfen dabei besteht darin, dass sich Favreau in der zweiten Hälfte des Films seines angespannten Tempos selbst beraubt und für meinen Geschmack etwas zu gemütlich wird. Die Spritzigkeit leidet ein wenig unter der monotonen Handlung und hätte durchaus etwas straffer ausfallen können. Allerdings fällt das hier nicht so schwer ins Gewicht, denn dafür machen die Darsteller allesamt einen zu fantastischen Job und sorgen für durchgehende Unterhaltung. Mit den Herzen am rechten Fleck, lullen einen nicht nur die vielseitigen Figuren ein, sondern auch die wohlige Atmosphäre des Films. Warme Bilder in satten, hellen Orangetönen, dazu etwas jazzige Musik und fertig ist die Sause des knapp zweistündigen Feelgoodfilms.

                      Aber genug der Essensallegorien. "Kiss the Cook" ist ein sommerlicher gute Laune Film, der mit schnittigen Dialogen und einer lebhaften Geschichte aufwarten kann. Der Ensemblecast rundet dieses köstliche Foodpornerlebnis geschmackvoll ab und macht schlichtweg Spaß. Auf übermäßige Gefühlsduselei wird hier ebenso verzichtet wie auf plattgetretene Klischees. Stattdessen offenbart Jon Favreaus herzhafter Streich eine wohltuende Frische, die dem Genre quicklebendige Impulse verleiht.

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                      • Schlopsi 08.06.2015, 17:23 Geändert 08.06.2015, 18:28
                        über Extant

                        Die ersten Folgen sind schon ganz großer Käse. Eine unerträglich glattgebügelte Sci-Fi-Optik, die vollkommen antiklimatische Erzählung, das Verpfeffern sämtlicher sehenswerter (Neben)Darsteller... Wow. Nicht einmal Hiroyuki Sanada, den ich sonst wirklich immer gerne sehe, kann hier noch etwas reißen.
                        In "Extant" werden viel zu früh schon viel zu viele Themen angerissen, die jedoch immer wieder in Vergessenheit geraten, um sich stattdessen der ermüdenden und stereotypen Handlung widmen zu können, die noch dazu so willkürlich und konstruiert daherkommt.
                        Statt wie gefesselt dazusitzen, wanderte die Hand mehrfach in Richtung Stirn, denn so viele Klischees auf einem Haufen, das ist schier unerträglich.

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                          über Everest

                          Hier sind es derzeit noch knapp 30°C und beim Anblick des Trailers überkommt mich die Gänsehaut wie eine eiskalte Lawine. Das sieht verdammt gut aus.
                          Die Strickmütze für den Kinobesuch wird vorsorglich schon mal rausgekramt...

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                            Schlopsi 03.06.2015, 17:24 Geändert 03.06.2015, 18:14

                            “Unsere Stadt, Romdeau, ist zweifellos das letzte Paradies, das man noch finden kann.
                            Ein weiterer Tag ist angebrochen. Einen besseren Ort als unter dieser Kuppel, die uns schützend umgibt, könnte es auf diesem zerstörten Planeten gar nicht geben. Was für ein langweiliges Paradies.”

                            Die Welt, wie wir sie kannten, ist tot. Kein Sonnenlicht, die triste Weite so endlos leer.
                            Doch in der Kuppelstadt Romdeau herrscht reges Treiben. Menschen, Überlebende, leben hier unter einer Kuppel in ihrem eigenen System; Seite an Seite mit Autoreives; Maschinen, die ihren Herren dienen. Es soll eine Zufluchtsstätte sein, doch ein ungeheures Wesen wütet in der Stadt. Außerdem morden und flüchten immer mehr Autoreives aus Romdeau, obwohl sie darauf nicht programmiert sind. Was geschieht hier nur? Die Inspektorin der inneren Sicherheit Re-l Mayer ermittelt, doch erhält sie immer mehr Fragen als Antworten. Und wer ist dieser Immigrant Vincent Law?

                            Puh. Wer den Anime "Ergo Proxy" in einem Satz und ohne Gebrauch von Kommata beschreiben kann, der hat sich ein Fleißkärtchen verdient...
                            Ich fürchte nach einem Durchlauf der 23 Folgen lässt sich vieles noch gar nicht richtig (be)greifen. Denn "Ergo Proxy" ist ein wildes Potpourri aus Dystopie, künstlicher Intelligenz und der existenziellen Frage nach dem Sein.

                            "Ich denke, also bin ich."

                            Es werden viele, sehr viele philosophisch, ethische Fragen aufgeworfen und behandelt oder für lange Zeit im Raum stehen gelassen, ehe sich eine Antwort darauf finden lässt. So begeben wir uns mit Vincent Law, Re-L Mayer und Pino, einem vom Cogito-Virus befallenen kindlichen Autoreive auf die Suche nach dem Sinn des Lebens. Mit einem Segelschiff durch eine vergiftete Atmosphäre und die endlose Weite, verhangen von dichtem Nebel, irren wir genauso wie das ungleiche Gespann umher, sammeln Informationsfetzen auf und versuchen diese sinnvoll zusammenzufügen.
                            Dass dieses Unterfangen alles andere als einfach ist, das wird außer Frage stehen. Und doch hatte ich arge Probleme mit der Serie.

                            "Ergo Proxy" verlangt seinem Zuschauer vieles ab. So werden in den ersten drei, vier Folgen die Dinge wie das unwirkliche Setting als gegeben betrachtet, mit Antworten wird hier enorm gegeizt. Dabei überschlagen sich die Ereignisse schon früh und zumindest ich kam bei dem ganzen Treiben kaum noch hinterher. Auch wenn dieser Anime nach und nach Antworten auf einige der vielen Fragen einstreut, so dauert dies nicht nur eine ganze Weile, sondern wird auch alles andere als geradlinig in die Handlung eingebunden. Und mit diesem Gedanken tat ich mich sehr schwer. So hatte ich recht früh die Lust auf das weitere Geschehen reduziert, und doch war ich paradoxerweise aus genau diesem Grund wie gebannt von der Erzählstruktur, die schon allein eine Allegorie auf das Hauptsujet darstellt. Der Weg zur Erkenntnis ist kein offensichtlicher, keiner, der sich einfach beschreiten lässt ohne sich dabei mit Unmengen an anderen Fragen auseinander setzen zu müssen. Fragen, denen man sich nur stellen muss, wenn man die Wahrheit kennt und es keinen Weg zurück mehr gibt. Wie dies der Fall für Vincent und Re-L ist, als sie erkennen was tatsächlich in Romdeau vor sich geht und wie sich die Geschicke dort lenken. Dass sie dort draußen, hinter der Kuppel, mehr finden sollen, als sie es anfangs für möglich hielten.

                            Die Erzählstruktur ist sperrig und nicht leicht zu verdauen. Doch wer sich dem Kampf stellt, wird mit grandiosen Momenten belohnt- ob charakterlich oder der Handlung wegen, das ist irrelevant. Meine Lieblingsfolge, die ich glatt nochmal gucken musste, "Bored doing nothing" (EP 16) ist dabei so auf den Kern reduziert und hat doch so viel zu erzählen, wenn die muntere Truppe mitten im Nirgendwo strandet und die Vorräte langsam aber sicher zur Neige gehen. Es passiert im wahrsten Sinne des Wortes nichts, und doch erfährt man in diesen stillen Augenblicken weit mehr, als sich mit Worten erklären ließe. Dem gegenüber stellen sich wiederum zwei Folgen, die vollkommen fern ab vom Schuss zu stehen scheinen. "Who wants to be in Jeopardy" (EP 15) und "Eternal Smile" (EP19) extrahieren sich selbst von der eigentlichen Handlung, wirken regelrecht befremdlich in ihrem andersartigen Erscheinen und ließen mich oft genug an der Serie und Chief Writer Dai Satō zweifeln. Und doch, selbst wenn man es sich nicht eingestehen möchte, sind sie wichtig, geben versteckte Auskunft und schlagen immer wieder Brücken zum Hauptgeschehen. Interessant zu sehen, wie sich die eigene Rezeption nach Betrachten des Gesamtwerks verändert...

                            Nun gut, kommen wir zum Handwerklichen:
                            Der Animationsstil sagte mir kaum zu. Die Figuren wirken platt und eindimensional. Wo das in der unwirtlichen Umgebung passt - matte braune Farbtöne dominieren und wirken durch das blass verwaschene unwirklich, eintönig, bedrohlich und schier dystopisch - so leblos wirken die Figuren, bei denen mir die Details fehlten. Ironischerweise finde ich die kleine Pino am gelungensten. Ihre Lebhaftigkeit im Verhalten und auch in ihrer Animation drängt die Menschen in den Hintergrund. Für einen Anime aus dem Jahre 2006 finde ich das leider ungenügend, da mir allein durch die Zeichnungen sehr wenig Zugang geboten wurde. Die deutsche Synchronisation pendelt sich irgendwo im Mittelfeld ein und kann nur teilweise überzeugen. Gut, bei Re-L's Figur mag es ihrem Charakter geschuldet sein, dennoch: Da wäre mehr drin gewesen, zumal mir die Synchronstimmen gegen Ende hin etwas durcheinander schienen. Wenigstens konnte man sich an Vincents (Philipp Brammer) toll gesprochene Stimme klammern.
                            Über das kraftvolle Opening sowie den Soundtrack von Yoshihiro Ike hingegen muss ich nicht viel Worte verlieren. Waren diese einsilbig wirkenden Klänge, die sich an bestimmten Stellen mit choralen Gesängen im Wechselspiel befanden wie gemacht für die dystopische Welt von Ergo Proxy, und war es mir stellenweise zu eintönig, so verflüchtigte sich jeder Zweifel daran mit dem letzten Einsetzen des Soundtracks, welcher das Ende einläutete. Ein pulsierender, erwachender Drumbeat, ruhig und beständig, dazu langsam ausklingende verzerrte Gitarren und Synthesizer. Dieses Stück, Centzontotochtin, ertönt stellvertretend für all das, was in dieser Serie geschah. Zudem ist es etwas Endgültiges. Und das geht durch und durch.

                            "Ich denke, also bist du."

                            "Ergo Proxy" ist sicherlich nicht für jeden gemacht. Dieser Anime aus Dai Satōs Feder ist herausfordernd und gibt sich grundlegend der Philosophie hin, beschäftigt sich mit allem und nichts und lädt dabei herzlichst zur Selbstreflexion ein. Ein Anime, der seinen eigenen Willen folgt und keinen Hehl daraus macht, Realität und Vision undurchsichtig verschwimmen zu lassen. Gerade das macht ihn so widerwillig fesselnd. Wo ich also am Anfang noch vor Zweifeln stand, ob ich dieser Serie einen Rewatch gönne, so mündet dieser Gedanke nach den letzten Folgen in einem eindeutigen "Ja". Dieser Herausforderung stelle ich mich gerne noch einmal. Aber zunächst muss dieser Durchgang verdaut werden.

                            https://infernalcinematicaffairs.wordpress.com/2015/06/03/serie-ergo-proxy-2006-jp/

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                              Schlopsi 29.05.2015, 19:20 Geändert 29.05.2015, 23:13
                              über Oldboy

                              Kommentar #2 wie ich gerade bemerke:

                              Mit manchen Filmen tue ich mich enorm schwer, die passenden Worte zu finden. Dieser hier ist so einer, deswegen folgt ausnahmsweise ein etwas gefühlsgeleiteter Text.

                              "Oldboy"... seit der ersten Sichtung von vor wenigen Jahren tue ich mich ausgerechnet mit diesem Film schwer. So richtig schwer. Ich mag ihn. Irgendwie. Aber dann auch wieder nicht. Zumindest nicht so ganz. Aber mal von vorn und nun endlich in loser Schriftform festgehalten: Park Chan-wooks "Oldboy" stellte für mich den Einstieg in seine Rache-Trilogie dar, die ich schätze. "Sympathy for Mr. Vengeance" finde ich herausragend, "Lady Vengeance" schon erheblich schwächer und auch nicht so gut wie "Oldboy", aber trotzdem reizen mich diese drei unterschiedlichen Herangehensweisen an das Motiv der Rache ungemein, weshalb sich allein dafür schon ein Blick in die unterschiedlichen Filme lohnt.

                              "Oldboy" zählt hier im Westen zu den populärsten Filmen der koreanischen New Wave und dröselt die Leidensgeschichte Oh Dae-sus (Choi Min-sik) Stück für Stück auf, der von der Straße verschleppt und für 15 Jahre in einen Raum eingesperrt wurde. Ohne Kontakt zur Außenwelt und überhaupt ohne eine Ahnung zu haben, warum. Ein Fernsehgerät als einziges Fenster in die Welt da draußen, die er verpasst und gleichzeitig als Lehrer fungiert. Und dann, nach 15 Jahren Isolation, wird er freigelassen und erhält die Möglichkeit, sich an seinem Peiniger zu rächen und den Grund für diese "Strafe" zu erfahren.

                              Auch hier zieht Regisseur Park Chan-wook wieder sämtliche Register, legt dem Zuschauer bilderbuchreife Sequenzen vor und untermalt diese mit einem völlig konträren und doch so passenden Soundtrack, der sich fies im Gehörgang einnistet und dieses Werk als pure cineastische Kunst - was es zweifelsfrei auch ist - abfeiert.

                              https://youtu.be/eRBwvIX7Sao

                              Interessant an diesem Film ist, wie unzugänglich ich ihn von Sichtung zu Sichtung empfinde. Am Anfang fanden sich zwar bereits surreale Elemente, aber als sperrig habe ich diese damals nie betrachtet. Doch je öfter ich diesen Film schaue, desto anstrengender wird er. Unter anderem auch wegen dieser Momente, aber das ist noch nicht alles.
                              Anders als in "Sympathy for Mr. Vengeance" habe ich hier selten das Gefühl, rein vom inszenatorischen(!) Standpunkt aus betrachtet, auf Distanz gehalten zu werden. Wo es in Erstgenanntem vorrangig durch Kameraeinstellungen bewerkstelligt wird, sorgen hier die Figuren selbst für Nähe und Distanz zur Geschichte.
                              Mit ihren teils absurd skurillen Verhaltensmustern schaffen sie oft solche "zoom in - zoom out" Charaktermomente, bei denen man durchaus lachen kann, ehe einem eben jenes im nächsten Moment im Halse stecken bleibt. Über den Film verteilt wirken diese wie eine wabernde Masse an Gefühlen von Ahnungslosigkeit, Intimität, Freundschaft, Rache, Zielstrebigkeit, ... welche über der Geschichte schweben und es mir einfach nicht leicht machen, mich komplett in dieser Erzählung zu verlieren. Ich fühle mich auch ständig so, als würde ich einen Schritt nach vorn und gleich wieder einen zurücktreten, kann mich abseits der handwerklichen Finesse nur schwer an dem Film erfreuen, sofern man hier überhaupt von "Freude" sprechen kann.
                              Auch wenn zum Schluss hin die Lücken versiegelt werden, so ist mir vieles speziell im Mittelteil zu lang geraten. Es ist nicht nichtig, aber es bringt _mich_ nicht voran. Es sind diese kunstvollen Augenblicke, in denen das Kino zelebriert wird. Und alle feiern mit - nur ich nicht. Ich kann nicht, und ich will auch gar nicht. Aber das sind nur Momente, die sich den oben beschriebenen perfekten Augenblicken gegenüber stellen müssen. Und im direkten Vergleich kann es nur Gewinner geben. Denn wenn Park solche Momente wie oben gezeigt präsentiert, dann läuft dem Filmfreund das Wasser im Mund zusammen. Dann sieht man über alles hinweg- selbst über das, womit man nichts anzufangen weiß.

                              Und eines muss man bei diesem koreanischen Regisseur immer im Hinterkopf behalten: Am Ende zieht er jedem, ob vor der Kamera oder vor dem Fernseher, den Boden unter den Füßen weg. Und genau das ist so reizend und wiedermal bravourös gespielt- sowohl von Choi Min-sik, als auch von Yu Ji-tae.

                              Auch wenn der Weg dorthin mühsam und schwer ist, sowohl für Oh Dae-su, als auch für den Zuschauer (der bis dahin eine zum Teil arg konfuse Schnitzeljagd bestreitet), so ist der Effekt doch immer der selbe, ganz egal wie oft man diesen Film schon gesehen hat. Er lässt mich sprachlos zurück, wirkt niederschmetternd und traurig. Ja, irgendwo auch demotivierend. Und genau hier, am Ziel der Geschichte, werden sämtliche vorangegangenen Strapazen vergessen gemacht. Nur das Hier und Jetzt, die finalen Momente, haben eine tiefgreifende Bedeutung, entscheiden über die Zukunft, welche einem anderen genommen wurde.

                              "Lache, und die ganze Welt lacht mit dir,
                              weine, und du weinst allein."

                              Doch gerade das macht "Oldboy" wie bereits die anderen beiden Teile der Rache-Trilogie zu etwas besonderem. Hier wird nichts geschönt, hier müssen keine Unmengen an Blut fließen. Nur Worte müssen fallen. Worte, die nicht nur verletzen. Worte, die so unbegreiflich grausam und scharf sein können, dass sie töten. Mehr als 15 Jahre lang mit einem Wetzstein, oder hier einer Gefangennahme geschärft und intakt gehalten. Der Stich zum Schluss, der ist präzise wie aus Chirurgenhand. Effektiv und punktgenau. Und auf besonders grausame Weise auch schön.

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                              • Schlopsi 27.05.2015, 22:34 Geändert 27.05.2015, 22:39

                                Was Scarlett Johansson für die Filmwelt ist, ist Lori Alan für die Gamingwelt. Nur noch trauriger. Diese Stimme...
                                https://www.youtube.com/watch?v=4HeIPsBvZLI
                                (massiver MGS 3 Spoiler)

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                                • Schlopsi 26.05.2015, 23:10 Geändert 26.05.2015, 23:10

                                  Darf es ein kleines Aperitif zu Staffel 3 in Form von bewegten Bildern sein?
                                  http://www.imdb.com/video/imdb/vi2278993945/

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                                  • Jensen & Mikkelsen, da kann gar nichts schief gehen! Freue mich schon auf bitterbösen Nachschub aus dem Norden!

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                                    • Wenn ich mir diesen kleinen Ausschnitt so anschaue, dann bleibt nur zu hoffen dass dieser übermäßige Gebrauch von Slow-Mo die Intensität nicht zu sehr in den Hintergrund drückt. Erscheint mir schon fast grenzwertig, bin aber nichtsdestotrotz auf das komplette Produkt gespannt.
                                      Dreckig und düster darf AC gerne werden.

                                      • Uh, mit "Noir" hätte ich ja gar nicht gerechnet!
                                        Ein künstlerisches Intro, was mir aber zusehends nichts mehr geben konnte - obwohl es stilistisch betrachtet doch ziemlich cool ist.

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                                        • 5 .5

                                          Wer die üblichen Verdächtigen aus Drehbuchschreiber Alex Garlands Feder kennt ("28 Days Later"; "Ex_Machina"), der weiß um die minimalistische Prämisse, mit dem seine Filme für gewöhnlich beginnen, was sich dann auch größtenteils durch den kompletten Film zieht. Alles wirkt auf den kleinsten Nenner gebracht (und das ist nicht negativ gemeint), Ausschweifungen gibt es kaum. Sie fühlen sich wie Kammerspiele auf mehreren Ebenen an und "Sunshine" aus dem Jahr 2007, unter der Regie von Danny Boyle, fügt sich nahtlos in dieses Schema ein.

                                          Die Sonne stirbt. Die Crew der Ikarus II hat nur einen Auftrag: Nahe genug an der Sonne sollen sie eine atomare Bombe zur Detonation bringen, welche die Sonne, bzw. einen daraus resultierenden neuen Stern, von neuem erstrahlen lassen soll. Die letzte Chance der Menschheit, die sich auf der Erde einem solaren Winter ausgesetzt sieht und ihrem Ende nahe ist.

                                          Audiovisuell ist "Sunshine" eine Wucht. Daran lässt sich nur schwer rütteln. Wer einmal die wunderschöne Sonne im Film gesehen hat, der sollte sich eigentlich genauso fühlen wie Searle (Cliff Curtis), der von diesem Anblick förmlich angezogen wird. Diese Bilder strahlen eine Ruhe aus. Selbst in hektischen Momenten bleibt sie entspannt, lässt sich vom Geschehen nicht ablenken. Dabei umschmiegen John Murphys sowie Underworlds ruhige, aber auch elektrisierende Klänge die Bilder in perfektem Maße, vermitteln in ihrer Musik Aussichtslosigkeit und doch Hoffnung. Sie sind ein intensives Erlebnis, was unter die Haut geht. Einfach wunderschön.

                                          Weniger schön empfand ich allerdings den kompletten Rest des Films. Die Besetzung lässt dabei kaum Wünsche offen, vom immer gern gesehenen Cillian Murphy über Hiroyuki Sanada, von Chris Evans zu Michelle Yeoh. Und doch schaffte es kaum einer, mich fernab der schönen Bilder mit seiner Art zu fesseln. Außer Sanada und Murphy erschienen sie mir allesamt unsympathisch und viel zu klischeehaft, es nicht wert, um sie auf dieser immer heikler werdenden Mission zu bangen. Was ich allerdings dem Drehbuch ankreiden muss. Statt mich an die Hand zu nehmen, ließen mich Garland und Boyle im Regen stehen und lediglich dabei zusehen, wie eine denkwürdige Entscheidung nach der anderen gefällt wurde. Abgeholt wurde ich von ihnen als Zuschauer höchstens in den letzten Augenblicken noch einmal.
                                          "Sunshine" ist ja beileibe kein inhaltsloser Science-Fiction Film. Von Hoffnung und Aufopferungsbereitschaft zur Zeit des nahenden Endes aller, über das Finale, was mich zu einiger Selbstreflexion brachte. Und doch… konnte mich das Geschehen selbst nicht in seinen Bann ziehen. Die Dramaturgie verebbte, weil kein Bezug zu den Figuren vorhanden war, die dunkle angespannte Atmosphäre wurde für ein actionlastiges und unnötig konventionell gehaltenes Finale geopfert, welches den Film viel zu früh und viel zu schnell selbst aus den Angeln hob. Der philosophische Gedanke dahinter mag zwar lobenswert sein, aber an der Umsetzung hakte es im direkten Vergleich doch gewaltig. Plötzlich sieht sich der Zuschauer mit einem experimentellen Schnittgewitter konfrontiert, was den Schluss vom restlichen Film abheben lässt und sich dem selbst angeschlagenen Grundton nicht fügen will, von der plötzlichen Action ganz zu schweigen.
                                          Genau das ist etwas, was man von Alex Garland kennt: Einen gemächlichen Einstieg, der dann von einem unpassend aufbrausenden Finale übertüncht wird. War 2002 in "28 Days Later" schon nicht anders, ist auch drei, beziehungsweise fünf Jahre später in "Sunshine" nicht anders. "Bei Ex_Machina" hingegen war es bemerkbar, wie er sich selbst zügelt um sich in seinem Plot nicht zu überschlagen, was sein Regiedebüt wie aus einem Guss erscheinen ließ. So etwas wäre hier nur allzu begrüßenswert gewesen.

                                          "Sunshine" verfügt, wie man es von Danny Boyle gewohnt ist, über eine audiovisuelle Wucht der man sich nur schwer entziehen kann. Leider sorgen die Klemmbrettfiguren sowie das große Finale für Unmut, was den Film selbst zu einem sperrigen und leidlich unschönen Spektakel verkommen lässt, was höchstens im letzten Augenblick das zeigt, was es hätte werden können.

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                                          • Hiroyuki Sanada ist immer ein sympathischer und gern gesehener Schauspieler, was ich gestern erst wieder in "Sunshine" gemerkt habe. Und wenn er mal keine sympathische Rolle spielt, dann ist er trotzdem noch auf seine Weise sympathisch. Dufter Kerl.

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                                              Schlopsi 19.05.2015, 19:43 Geändert 19.05.2015, 20:08

                                              Wo fängt man denn beim wahnwitzigsten Film des Jahres an?



                                              Geht ins Kino und genießt das Ding.

                                              "Mad Max" hatte mich ja nie interessiert. Klar schaut man mal rein wenn die Filme im TV laufen, aber sie waren so… punkig überdreht, das es einfach nie gefunkt hat. Dann kam der Trailer zu "Fury Road". Und ich war hin und hergerissen. Auf der einen Seite diese pure Substanzlosigkeit und auf der anderen das Wissen um das Handgemachte. Dieses total kaputte und vollkommen echte. Das, was die niederen Instinkte anspricht und das was man innerlich abfeiert. Und dann kam der Hype und der Entschluss ins Kino zu gehen. Ich meine, wer sagt zu Tom Hardy und Charlize Theron schon freiwillig nein?

                                              Und du meine Güte, was war das bitteschön für ein Adrenalinkick?!
                                              Man schmeckt den sandigen Wüstenwind förmlich der einem ins Gesicht schneidet, spürt die Hitze der Flammen und bekommt bei all der wahnwitzigen Action eine trockene Kehle. Und doch ignoriert man den Durst, traut sich nicht die Augen von der Leinwand zu lassen und nach der Wasserflasche zu greifen, um die der Hals so inständig bettelt.
                                              "Mad Max: Fury Road" ist genau das, wonach sich der actionaffine Mensch so sehnt. Handgemacht. Es ist vollkommen egal, über wie wenig Substanz (korrigiere: Handlung) dieser Film im Grunde verfügt. Die Geschichte hätte man in zwei Tagen zusammenschustern können, aber daran verschwendet hier niemand einen Gedanken. Warum? Weil der Zuschauer hier genau das serviert bekommt, von dem es in den letzten Jahren einfach viel zu wenig gab. Reale und total kaputte Stunts, bei denen man sich zwischenzeitlich fragen muss, wie zum Teufel es nicht zu gravierenden Unfällen am Set kommen konnte (toitoitoi).
                                              Die Autos sind real. Die Flammen sind real. Die Stunts sind mit so viel Liebe gestaltet, dass einem regelmäßig der Atem stockt. Greenscreen? Beinahe vollständige Fehlanzeige. Hier wird es höchstens als notwendige Ergänzung verwendet, der Rest ist in sorgsam geplantem Handwerk entstanden. Und schon allein dafür kann dieser Bolide von Action gar nicht genug gefeiert werden. Es ist die ungebrochene Zelebration des Oldschoolkinos.

                                              Dennoch kommt man nicht umhin, bei dieser wirklich dünnen Geschichte Skepsis walten zu lassen. Und das ist in Ordnung. Allerdings lässt der alte Haudegen George Miller nicht nur ein Spektakel vom Stapel, sondern er weiß, wie er seine Figuren richtig anpacken muss um so gekonnt über die gähnende Leere hinwegzugleiten. Dialoge gibt es wenige, und wenn dann kommt es gefühlt über ein Grunzen nicht hinaus. Dafür bietet Miller seinen Charakteren so denkwürdige Momente, dass es gar keiner Backgroundstory bedarf. Der krasse Gitarrentyp wird so schnell nicht mehr aus dem Gedächtnis verschwinden und Hugh Keays-Byrne’s Immortan Joe sieht mit der Maske so fies und unheimlich aus, dass man von seinem Anblick allein schon so gefesselt ist, womit der Rest schon wieder so irrelevant wird. Ein Film und Figuren, die für das hier und jetzt geschaffen wurden.
                                              Was man sich allerdings mal auf der Zunge zergehen lassen muss, ist der Umgang mit den Frauen in diesem Streifen. Warum dauerte es gefühlte 30 Jahre, um mal wieder eine vollständig emanzipierte Frau zu sehen, die so aufrichtig wirkt, wie Charlize Therons fantastisch gespielte Imperator Furiosa? Eine Frau, mit der man durch die Hölle und zurück gehen würde, aus dem einen simplen Grund: Weil man sie versteht und nachvollziehen kann. Verletzlich und schlagkräftig, aufopferungsvoll und zurückhaltend, wenn sie es sein muss. Aber Gott behüte diejenigen, die sich ihr in den Weg stellen.
                                              Sicherlich eine der reizvollsten Darstellung einer Frau im Film. Warum es heutzutage also so schwer zu sein scheint, sie vernünftig in einen Film einzugliedern, das dürfte spätestens jetzt auf absolutes Unverständnis treffen. Und auch die anderen stehen dem in nichts nach, aufgrund von Spoilern werde ich dahingehend aber nicht tiefer graben. Überhaupt gefiel mir die Idee sehr, Furiosa als eigentliche Protagonistin in "Mad Max: Fury Road" zu sehen. Sie gibt den Ton an und steht den Männern in nichts nach, mit “Mad Max” Rockatansky steht sie mal mindestens auf Augenhöhe. Und da kommen wir auch schon zu Tom Hardy. Ohnehin schon längst ein Liebling unter Filmkennern, bringt er den verrückten Max voll auf Touren. Mit lakonischem Witz und einer wortkargen Lässigkeit, die ihm sichtlich Spaß zu machen scheint, schlagen wir uns mit ihm durch die Wüstenebene, müssen unweigerlich in so manchem Moment lachen plötzlich dreht der Prügelknabe auf einem Tanklaster durch. Er hat hier nicht allzu viel zu tun und doch ist es vollkommen auf den Punkt gebracht. Und im Zusammenspiel mit Furiosa gestaltet sich dieses Duo als umso schlagkräftiger. Und das ist noch nicht einmal alles, womit Fury Road punkten kann.

                                              George Miller setzt hier einen unverkennbaren Stil ein. In die durchgeknallte Action gesellen sich Zoom Ups, die stark an einen Graphic Novel Panellook erinnern und dem Film diese kaputte Rohheit noch zusätzlich als Unterbau liefern. Ebenso die knalligen Farbfilter sowohl am Tag als auch in der Nacht. Das beißende Blau leuchtet noch so stark, dass man in Gedanken schon beim nächsten Tag hängt. Sich diese vermeintliche Verschnaufpause also gar nicht richtig ausnutzen lässt und man als Zuschauer bereits auf das nächste furiose Spektakel schielt.
                                              Zudem gesellt sich eine erstaunlich übersichtliche Kameraführung dazu, die in all dem Getöse und Motorgeheule den Blick auf das Wesentliche nicht aus den Augen verliert. Stattdessen fängt sie den Wahnsinn in all ihren Auswüchsen ein, bleibt beständig und rutscht nie in die Hektik ab. Das man so etwas noch erleben darf…
                                              Doch nicht nur optisch ist das hier ein wahres Schmankerl. Für den musikalischen Bombast zeigt sich niemand geringeres als JunkieXL verantwortlich, bei dessen Nennung dem geneigten Soundtrackliebhaber schon vorab das Herz in die Hose rutschen dürfte. Zwar wird sich hier kaum ein wirklich eingängliches Stück finden lassen, aber wenn es darum geht dem visuellen Wahnsinn einen eindrucksvoll drückenden Soundtrack zu verpassen der mitunter für pure Gänsehaut sorgt, dann ist man bei ihm definitiv an der richtigen Stelle. Mit dem imposanten Leitmotiv, das auditiv an den röhrenden Motor eines V8ers erinnert, stürmt er ins Feld. Und wenn man sich bei all dem bildlichen Krawall noch kurz die Zeit nehmen kann, seiner Begleitung mitzuteilen, wie geil doch bitteschön dieser Soundtrack ist, ja dann hat er wiedermal alles richtig gemacht.
                                              Dass das alles die vorab kritisch beäugten zwei Stunden Laufzeit wie im Flug vergehen lassen würde, damit hätte wohl kaum einer gerechnet. Doch mit dem Abspann konnte ich mir eben diesen Gedanken nicht verkneifen und musste ungläubig auf die Uhr starren, das man soeben Zeuge eines der besten Actionfilme der letzten Jahre wurde.

                                              Wer den Film im Kino verpasst, dem ist wahrlich nicht zu helfen. Denn statt gewohnt CGI-lastigem Bombast bietet "Mad Max: Fury Road" etwas, das man heutzutage gar nicht mehr zu fressen bekommt. Dieses exquisite drei Gänge Actionmenü, gespickt mit Humor, Tragik und aberwitzigen Einfällen, erinnert und besinnt sich auf längst vergangene Kinozeiten, macht dabei unglaublich viel Spaß und lässt die Mundwinkel wie festgetackert im erhobenen Zustand einfrieren. In jeder einzelnen Pore lässt sich nicht nur Staub und Benzin erkennen, sondern vor allem das Herzblut, welches hier sichtlich reingesteckt wurde. Patient reinrassiges Actionkino ist also doch noch nicht tot. Und sagte ich schon, dass an diesem Film beinahe alles in gekonnter Handwerksarbeit beinahe vollkommen ohne CGI-Gedöns auskommt?
                                              Ich weiß ja nicht einmal, warum ich hierfür keine 10 springen lasse…

                                              https://infernalcinematicaffairs.wordpress.com/2015/05/19/film-mad-max-fury-road-2015-usaus/

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                                              • Nach der Review von Justin Chang zu dem Film ging das Interesse schon schlagartig nach unten. Eigentlich schade, es klang doch interessanter als es letzten Endes vermutlich sein wird. Na mal sehen ob die Neugierde noch angebracht ist oder sie schnurrstracks ins Verderben führt.

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                                                  "If it's in a word or it's in a look,
                                                  You can't get rid of the Babadook.
                                                  If you're a really clever one
                                                  And you know what it is to see,
                                                  Then you can make friends with a special one,
                                                  A friend of you and me.
                                                  His name is Mister Babadook
                                                  And this is his book.
                                                  A rumbling sound then three sharp knocks
                                                  Ba BA-ba DOOK! DOOK! DOOK! [...]"

                                                  Der australische Horrorfilm "Der Babadook" ist erfreulich weit entfernt von platten Jumpscares und müdem Monsterhorror. Dennoch ist auch diese Gruselgeschichte nicht frei von Makel.

                                                  Die Australierin Jennifer Kent beweist ein feines Gefühl für subtilen Horror. Die nüchterne Farbgebung erinnerte mich zwar etwas an den spanischen Film "Das Waisenhaus", der unangenehmen Stimmung tut das aber keinen Abbruch. Stattdessen spricht die wunderbar ruhige Kameraführung Bände und lässt allein mit den Totalen schon eine unbequeme Atmosphäre entstehen. Man erwartet der Schrecken liege auf der Lauer und schleiche sich von hinten heran, die Soundkulisse wird immer bedrohlicher, die Spannung zieht an und... gemach, gemach.

                                                  Das Drehbuch sorgt zu Beginn für eine entspannte Kennenlernphase und überlässt dem Mutter-Sohn-Duo genug Raum sich zu entfalten. Ein traumatisches Erlebnis wird beleuchtet, welches den Sohnemann (Noah Wiseman) so in seine eigene Welt zog, dass sich dieser schwertut, Anschluss zu finden. Das bleibt natürlich an der Mutter Amelia (Essie Davis) hängen und gequält muss diese nicht nur mit ihrem eigenen Unglück zurechtkommen, sondern auch noch ein zweites Auge auf dem Jungen haben.
                                                  Dieser Stress unter dem Amelia steht, wird von Essie Davis so vortrefflich eingefangen, dass sie einem nur leidtun kann und man von ihr förmlich gezwungen wird, mitzufühlen. In ihrer Haut zu stecken. Nicht minder schlecht spielt Noah Wiseman den Sprössling. Zwischen furchtbar enervierend hyperaktiv und apathisch geschockt, ergänzen sich die beiden prächtig, was dem Film speziell in der zweiten Hälfte zu Gute kommt, wenn der Schrecken Gestalt annimmt.

                                                  Allerdings merkt man früh, in welche Richtung "Der Babadook" beständig wandert. Der Horror, der von dem Kinderbuch Mister Babadook auszugehen scheint wird zwar genutzt, dennoch verlagert sich der Schwerpunkt zusehends in Richtung der Figuren und ihrer wechselnden Dynamik untereinander. Zwar ist das Monster auch fortwährend da, doch statt purem Gruselhorror wird der Zuschauer mit hartem Psychoterror konfrontiert, der keinesfalls deplatziert wirkt und den Film nicht in die Klischeefalle rennen lässt. Davis und Wiseman spielen zu gut miteinander, als dass man sich während des Schauens über diesen Wechsel zu ärgern vermag und der Horror bleibt weiterhin bestehen. Kent spielt ihn unterschwellig aus, beinahe schon wieder so subtil, dass es gefühlt zu kurz kommt.

                                                  Und doch gibt es was zu meckern. Handwerklich betrachtet ist "Der Babadook" allerfeinste Horrorkunst, die Erwartungen tänzeln und der Schrecken manifestiert sich im brillanten Spiel der Akteure. Doch so ganz überzeugend ist dieser australische Film auch wieder nicht, was wohl dem veränderten Grundton in der zweiten Hälfte geschuldet ist. Natürlich ist es schön, wenn ein Gruselfilm nicht ständig auf altbekannten Pfaden wandert. Allerdings fällt das wieder so gewöhnlich aus, dass es schier schade ist um das Potenzial, welches nun mal in dieser (fiktiven) Kindergeschichte steckt. Es greift nicht so zu wie man es sich erhofft, es bleibt gezähmt und man wendet sich innerlich ab, verabschiedet sich vom Gedanken hier nochmal so richtig von der Gestalt ergriffen zu werden. Und da liegt der Hund begraben. Egal wie toll das alles gemacht ist, in der Quintessenz funktioniert er eben nicht, wie man es sich erwünscht.
                                                  Abgerundet wird das alles von einem Ende, das für gemischte Gefühle sorgt. Es holpert und poltert, ist abrupt und definitiv etwas, das förmlich darum bettelt, ausdiskutiert zu werden. Zum Kontext passt es, ob es jedoch gefällt, das ist wohl die größte Frage die sich daraus ergibt.

                                                  Der australische Horrorfilm "Der Babadook" bietet weitaus mehr, als der Trailer glauben machen möchte. Filmisch betrachtet eine Augenweide, doch bei genauerer Betrachtung entpuppt er sich trotz seiner lohnenswerten Ambitionen als verschenktes Lüftchen im Horrorgenre, in welchem es derzeit an clever konzipierten Geschichten mangelt. Dieser australische Ausflug ist ein Tanz zwischen den Stühlen. Was bleibt ist das Kopfkino, wenn es dreimal klopft:

                                                  "Ba BA-ba DOOK! DOOK! DOOK!"

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                                                    https://youtu.be/YvDsX2uuNW0

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