smartbo - Kommentare

Alle Kommentare von smartbo

  • 6 .5
    smartbo 16.03.2025, 10:34 Geändert 16.03.2025, 16:27

    Cathryn (Susannah York) hat sich mit ihrem Mann Hugh (René Auberjonois) in ein abgelegenes Landhaus in Irland zurückgezogen, wo sie ein Kinderbuch schreiben möchte. Ihre Ängste lassen sie jedoch geistig verfallen, sie verliert den Bezug zur Realität und lässt zu, dass irreale Visionen und Paranoia Oberhand gewinnen. Die Männer, die in ihrem Leben eine Rolle gespielt haben, tauchen plötzlich in ihren Halluzinationen auf, die immer schlimmer und dauerhafter werden. Ein Nervenzusammenbruch bringt sie sogar dazu, zu versuchen, diese Männer zu töten, obwohl einige von ihnen bereits tot sind. Kann sie ihre Ängste überwinden und wieder mit sich selbst in Einklang kommen?

    Eine markante Szene aus dem Film, die beeindruckt und viel über die grundlegende obskure Tonalität der Handlung verrät: ein Haus in einer nebligen irischen Landschaft. Eine Frau auf einem Hügel blickt auf eine Frau vor dem Haus hinunter. Die Frau vor dem Haus blickt zu der Frau auf dem Hügel hinauf. Diese Blicke/Gegenblicke werden einige Male wiederholt. Es dämmert, die Charaktere unterscheiden sich nicht. Die Frau oben auf dem Hügel ist dieselbe Frau, wie die Frau unten vor dem Haus. In der Aufnahme ist zunächst ein Zeitsprung zu erkennen. Ein Blick in die Zukunft. Ein Blick in die Vergangenheit. Die Aufnahmen sagen etwas über den Gemütszustand der Frau aus. Eine gelungene Inszenierung, die beim Zuschauen Fragen aufwirft und Neugier schürt.

    Cathryns Welt ist nicht gerade angenehm. Ihre Welt scheint aus mehreren Bewusstseinsebenen zu bestehen, über die sie keine Kontrolle hat. Und auch der Zuschauer hat keine klare Sicht auf ihren Zustand. Während die irische Landschaft das Haus umgibt, weitläufig und einladend, spielen sich viele bizarre Szenen im Inneren des Hauses ab. Die Szenen sind beklemmend und konfrontieren den Zuschauer auf unangenehme Weise mit dem verzerrten Bild von Cathryn, die von Susannah York überzeugend gespielt wird. Die Atmosphäre ist bedrückend und bedrohlich und man erwartet einen Ausbruch jeglicher Art.

    Audiovisuell ist der Film stark. Er setzt Ton und Bild wirkungsvoll ein, um Cathryns Geisteskrankheit hervorzuheben. Die Kamera verliert häufig den Fokus und gleitet von den Figuren weg, wodurch transparentes Fensterglas, ein reflektierender Spiegel, ein funkelnder Augapfel, ein sich bewegendes Windspiel oder ein Messer, von dem Blut tropft, zum Vorschein kommen. Wandernde Aufnahmen, die die wachsende Unruhe in der Figur Cathryn offenbaren. Hinzu kommen die dissonante Klänge und albtraumhafte Musik, die bedrohliche Akzente setzen und die düstere Atmosphäre noch verstärken. Die Musik ist von John Williams, dem genialen Komponisten, der die Musik für unzählige Filme komponierte, u.a. für Star Wars, Indiana Jones, E.T, Jurassic Park und viele mehr.

    "Spiegelbilder" ist ein Psychothriller mit starker surrealistischer Akzentuierung. Die Geschichte ist nicht linear und konzentriert sich auf die Figur Cathryn. Der Film ist primär ein Mix aus Drama und Psychothriller, aber darüber hinaus noch eine intensive Charakterstudie einer Figur, die geistig nicht ganz gesund ist. Ein interessanter Film, der seine Figuren neutral betrachtet und sie aus der Distanz beobachtet. Wegen der Mehrdeutigkeit der Handlung lässt sich der Kern des Filmes nicht eindeutig verorten, was dazu führt, dass er am Ende viel Spielraum für die unterschiedlichsten Interpretationen zulässt.

    Fazit: Die beklemmende 70er-Jahre-Atmosphäre, wunderschöne, menschenleere irische Landschaften, verstörende Soundeffekte, eine immer seltsamer werdende Hauptfigur sind im Film gut eingefangen. Insbesondere ist die Grundprämisse der Handlung, nämlich die verschwommene und unklare Unterscheidung zwischen Wahnvorstellungen und Realität, überzeugend umgesetzt. Die Puzzleteile der Geschichte gingen bei mir am Ende aber nicht ganz auf und viele Fragen blieben unbeantwortet. Im Vergleich zu dem Film „Ekel“ von Roman Polanski aus dem Jahr 1965 mit der gleichen Thematik schneidet dieser Film bei mir nicht so gut ab. Dennoch ist es alles in allem sicherlich ein sehenswerter Film, der eines Blickes wert ist.

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    • 7 .5
      smartbo 11.03.2025, 22:31 Geändert 12.03.2025, 09:27

      Andreas (Trond Fausa Aurvaag) wacht in einem Bus auf, der ihn in eine futuristische perfekt funktionierende Stadt in einem kargen Niemandsland bringt. Er kann sich an nichts erinnern, nur an seinen Namen. In der Stadt bekommt er ein schönes Haus, einen guten Job, eine wundervolle Frau, Anne-Britt (Petronella Barker). Alle Menschen sind fröhlich und freundlich. Andreas genießt zunächst die utopische Atmosphäre, doch er fühlt sich in der perfekten, emotionslosen Welt zunehmend nicht zu Hause. Denn irgendetwas scheint in dieser heilen und sterilen Welt nicht zu stimmen. Es fühlt sich alles so unwirklich an ….

      Der Film stellt die harmonisch geordnete Welt so neutral wie möglich dar. Die Kamera zeichnet das Leben in der Stadt in aller Ruhe und aus distanzierter Perspektive auf. Die utopische Welt ist in ein grau-blaues Farbschema getaucht, das zwar langweilig erscheint, aber beunruhigend wirkt. Es passiert nicht viel, und jeder macht sein Ding mit Routine. Die reizarme Welt hat zur Folge, dass man als Zuschauer anfängt zu rätseln, wo denn eigentlich das wirklich angenehme Leben verborgen ist. Andreas fragt sich sobald, ob diese sterile Routine alles ist, was die Welt zu bieten hat. Es macht Andreas etwas unruhig und er beginnt behutsam die Grenzen des Erlaubten auszutesten. Der Kontrast zwischen Andreas‘ vorsichtig widerspenstigem Verhalten und den jovialen Reaktionen darauf sorgt für gelungene surreale Momente voller trockenem Humor.

      Die im Film gezeigte Welt ist nicht echt. Die utopische Stadt wird von gefühllosen Menschen bevölkert. Von Menschen, die nicht neugierig sind. Menschen, die ein eintöniges Dasein führen. Eine Existenz, in der ein freudloses Gespräch über die Inneneinrichtung einer Küche als interessant gilt. Eine Existenz, der man nicht entkommen kann. Andreas‘ Leben scheint sich in einem Teufelskreis zu befinden. Ist es vielleicht ein Leben nach dem Tod ? Auf jeden Fall steckt Andreas in der Hölle.

      Gekonnt kritisiert der Film subtil das Streben der Menschen, nach einem perfekten kollektiven Leben ohne Rückschläge und Probleme. Ergebnis ist eine langweilige und emotionslose Gesellschaft. Die im Film präsentierten gefühllosen Menschen wenden eine passive Formen der Aggression gegen diejenigen an, die unbequem sind und drohen, die kollektive Herrschaft der Ruhe, Selbstzufriedenheit und der Selbsttäuschung zu stören. Das alles klingt ziemlich abstrakt, doch dies ist auch verbunden mit Kritik an einem Staat, der zunehmend die Menschen mit Regelungen, Gesetzen und subtil erzeugter Angst bevormundet, einem Staat, der die Freiheit für eigene Entscheidungen der Menschen einengt und sie so zu emotionslosen, gehorsamen Zombies macht. Vom Widerstand ist in dieser leblosen Welt weit und breit nichts zu sehen. Erkennbar ist im Film der dezente Seitenhieb des norwegischen Regisseurs auf die norwegische Gesellschaft, die nach dem 2. Weltkrieg fast lückenlos von sozialistischen Regierungen bevormundet, verhätschelt und gegängelt wurde, Regierungen, die in ihrer Politik nichts für bürgerliche Freiheitsrechte und den Liberalismus übrig hatten.

      Fazit: "Anderland" ist ein sehr origineller Film und sehenswert für alle, die sich gerne ab und an mal abseits des üblichen Mainstreams und von den Hollywoodstandards nach einem Film mit einer skurrilen Geschichte umschauen. Der surreale Film erzählt in einer sehr ruhigen Art, mit trockenem Humor und mit subtiler Präzision vom Schrecken der langweiligen, von oben durch Verordnungen, Regelungen und Gesetze verordnete Normalität, die zum Ziel hat, die Menschen zum Gehorsam und zur Unterordnung zu verleiten. Es ist eine bitterböse und rabenschwarze Satire auf das Streben nach dem perfekten und wohlgeordneten Leben, in dem alle brav und behütet sind und alles perfekt funktionieren muss. Für mich ist der Film mit seiner subtilen aber klaren Botschaft sehenswert.

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      • 6
        smartbo 09.03.2025, 15:10 Geändert 09.03.2025, 15:13

        Unerwünschte Kinder, die Problem bereiten, werden in ein Internat geschickt. Dies gilt auch für den zwölfjährigen introvertierten Jacob Felson (Luke Prael), der etwas schwierig ist, aber psychisch gesund. Von seinem Stiefvater(David Aaron Baker) wird er deshalb weggeschickt. Die Schule wird von dem seltsamen Paar geleitet, Doktor Sherman (Will Patton) und seiner herrschsüchtigen Frau (Tammy Blanchard). Doch schon bald beschleicht Jacob der Verdacht, dass etwas Dunkles im Internat im Gange ist ….

        Es ist eine düstere Geschichte über unheilvolle Albträume und eine Kindererziehung, bei der Züchtigungen und religiöser Fanatismus dominieren. In dieser Coming-of-Age-Geschichte mit Fantasy-/Dramaakzenten und einigen wenigen Horror-Elementen hat der Protagonist in seinem Leben hart zu kämpfen. Die Handlung spielt in einem abgelegenen mysteriösen Internat, wo ihn ein strenges Programm erwartet, das ihn zu einem sozial angepassten Mitglied der Gesellschaft machen soll. Von der Atmosphäre her erinnert der Film etwas an „Suspiria“ von Dario Argento. „Suspiria“ scheint vermutlich eine Inspirationsquelle für diesen Film gewesen zu sein. Man sieht einige Anspielungen und Ähnlichkeiten, die den Streifen allerdings nicht daran hindern, in der grundlegenden Akzentuierung den eigenen Weg zu gehen. Die Handlung beginnt mysteriös und entwickelt sich durch subtil bedrohliche Akzente zu einem bösen Horrormärchen, das am Ende ziemlich heftig und überraschend explodiert.

        Es ist ein einnehmender Film, der aber einige Mängel aufweist. Auf dem Weg zum ungewöhnlichen Finale kommen nicht alle erzählerischen Feinheiten zu sinnvoller Entfaltung und nicht alle Puzzleteile passen schlussendlich zusammen. Zum Beispiel werden die emotionale Verbindung zwischen Jakob und seiner verstorbenen Großmutter sowie der Zusammenhang zum jüdischen Überleben im 2. Weltkrieg nur unzureichend erklärt. Das hat zur Auswirkung, dass dieser Aspekt nie zu grundlegendem Teil der Geschichte wird und quasi nur als Nebenhandlung präsentiert wird, deren Zweck schlussendlich jedoch ziemlich nebelhaft bleibt. Während chaotische und partiell bizarre Ereignisse die Geschichte immer stärker dominieren, nähert sich der Film dem unrühmlichen Ende.

        Fazit: Trotz der etwas chaotisch verlaufenden Handlung und der fehlenden Ausarbeitung subtiler Details, ist es aus meiner Sicht ein guter Film, der zwar einige Ecken und Kanten hat, aber insbesondere mit seiner dichten und finsteren Atmosphäre, seiner Originalität und dem guten Schauspiel der (mir unbekannten) Darsteller punktet. Auch die Locations sind prima gewählt, vor allem das Haus und der Park passen perfekt zum Plot und stärken den positiven Eindruck. Kein Meisterwerk und auch kein Film für den Mainstreamgeschmack. Für Filmfans, die offen sind für schräge filmische Außenseiter, ist er aber aus meiner Sicht eines Blickes wert.

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        • 7 .5
          smartbo 16.02.2025, 08:45 Geändert 16.02.2025, 09:41


          *** Die nachfolgenden zwei Absätze enthalten SPOILER ***

          Connor Macleod (Christopher Lambert) wurde im 16. Jahrhundert in den schottischen Highlands geboren. Als er im Kampf tödlich verletzt wird und nicht stirbt, wird er bezichtigt, mit dem Teufel im Bund zu stehen und aus seinem Dorf verbannt. Danach lebt er abgeschieden aber glücklich zusammen mit seiner Frau Heather (Beatie Edney) in den Highlands. Als er einen anderen Unsterblichen, Ramirez (Sean Connery), trifft, lehrt ihn dieser die Kunst des Schwertkampfes. Von Ramirez erfährt Connor, dass er unsterblich ist und er nur durch eine Enthauptung getötet werden kann.

          Dies war die Vorgeschichte des Protagonisten Macleod, die im Film in Rückblenden erzählt wird. Doch der Film beginnt im Jahr 1985 in New York. Dort versammeln sich einige Unsterbliche, die darum kämpfen, die ewige Macht zu erlangen. Der größter Feind Macleods ist der böse Kurgan/Viktor Kruger (Clancy Brown). Bei dem Kampf mit ihm kann es aber, wie der Filmtitel schon sagt, nur einen Sieger geben. Wie wird der Kampf ausgehen?

          *** Spoiler Ende ***

          Mit dem französischen Schauspieler Christopher Lambert ist die Hauptrolle sicherlich nicht perfekt besetzt, aber er fokussiert sein Auftreten nicht auf sein Schauspielt, sondern stellt Connor als eine charismatische und äußerst rätselhafte Figur dar. Dies ist ein Mann, der seit Jahrhunderten auf der Erde wandelt, also erwartet man einen Mann, der anders ist als die anderen. Das genügt eigentlich schon für diese Rolle. Und das gelingt Christopher Lambert ganz gut.

          Das großartige schauspielerische Talent ist zweifelsfrei in den Nebencharakteren vorhanden, wie zum Beispiel beim Sean Connery, der die Rolle von Ramirez, MacLeods Mentor, vortrefflich spielt, auch wenn seine Rolle nur etwa zwanzig Minuten dauert. Die beste Rolle ist meines Erachtens jedoch dem Bösewicht The Kurgan vorbehalten, gespielt von Clancy Brown. Er tut dies mit sichtlicher Freude und verwandelt The Kurgan in einen bösartigen, wahnsinnigen Wilden, der mit einem diabolischen Blick vortrefflich den Bösewicht spielt. Die Szenen mit ihm sind wahrlich sehenswert.

          Die Tatsache, dass der Highlander Connor so lange überlebt hat, hat den Filmemachern die Möglichkeit gegeben, die Handlung in verschiedenen Epochen spielen zu lassen, wie in der Gegenwart in den 1980er Jahren, im 18. Jahrhundert in Boston, im Zweiten Weltkrieg in den Niederlanden und in Schottland des 16. Jahrhunderts. Gerade dieser Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit zu den verschiedenen Epochen und den damit verbundenen Abenteuern von MacLeod, die in Rückblenden präsentiert werden, bereichern die Handlung des Filmes.

          Es dauert etwas, bis man deutlich den 80er-Jahre-Flair verspürt, aber dieser Charme sorgt dafür, dass man den Film in vollen Zügen genießen kann. Die Spezialeffekte sind etwas in die Jahre gekommen und die schauspielerischen Leistungen sind nicht durchgehend überzeugend, aber insgesamt bleibt es ein guter Film mit viel Pathos und vielen Actionszenen. Aber auch die Fantasy-Handlung ist so originell, dass sie permanent neugierig macht, und man gar keine andere Wahl hat, als den Film bis zum Ende zu schauen.

          Fazit: „Highlander- Es kann nur einen geben“ ist ein echter Kultklassiker der 80er Jahre und ein sehr unterhaltsamer Film. Die gut ausgearbeitete originelle Handlung, die einnehmenden Bilder der schottischen Highlands und der Soundtracks von „Queen“, machen den Film zu einem sehenswerten Erlebnis. Bis heute noch ist der Film einer Empfehlung wert.

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          • 7 .5
            smartbo 13.02.2025, 10:28 Geändert 13.02.2025, 10:47
            über Sterben

            Angesichts der düster–melancholischen Geschichte und der 3-stündigen Laufzeit war ich anfangs skeptisch, ob mich der Film überhaupt erreichen würde. Ist nicht gerade so meine Kragenweite. Von einer guten Filmfreundin habe ich mich dann zu einer Sichtung überreden lassen. So sind in meine nachfolgende Kommentierung partiell auch Ihre Gedanken zum Film eingeflossen. Unter dem Strich kann ich trotz paar Mängel von einem sehenswerten Film sprechen. Voraussetzung für eine positive Einschätzung allerdings ist, dass man im Hinblick auf das Filmgenre offen ist und keine Berührungsängste mit Arthouse-Filmen hat.

            Worum geht es? Im Mittelpunkt des Filmes steht das Leben der Familie Lunies. Mutter Lissy (Corinna Harfouch) hat gesundheitliche Probleme und ihr Mann Gerd (Hans-Uwe Bauer) leidet unter Demenz. Der Sohn Tom (Lars Eidinger) ist ein renommierter Dirigent. Die Tochter Ellen (Lilith Stangenberg) ist alkoholkrank. Die beiden Kinder haben sich voneinander und auch von ihren Eltern entfremdet. Doch als Gerd stirbt und auch Lissys Tod unmittelbar bevorsteht, kommen sie sich näher. Der Film gibt einen Einblick in das Leben dieser Familie und ist in fünf Kapitel gegliedert. Aus den verschiedensten Perspektiven wird geschildert, wie die Protagonisten das Leben und den Tod unterschiedlich sehen. Und darum geht es primär in dem Film.

            Der Film erzählt eine komplexe Geschichte und verknüpft gekonnt die Welten, die in den Kapiteln geschildert werden. Mit jedem neuen Kapitel werden immer mehr Lücken geschlossen, so dass am Ende ein vielschichtiges und verständliches Bild einer mehr oder weniger dysfunktionalen Familie entsteht. Die dabei beleuchteten Themen sind universell: Liebe, der Mangel an Liebe, Verlangen und Sucht, Empathielosigkeit, Geburt, Krankheit und Tod. Es sind traurige Themen, obwohl sie manchmal mit etwas Humor aufgehellt werden. Es ist aber ein tiefer pechschwarzer Humor, den meiner Meinung nach nicht jeder Zuschauer als Humor einstufen würde.

            Es gibt einnehmenden Szenen und mehrere Handlungsstränge zu sehen. Die zentrale Szene spielt zwischen Lissy, der Mutter, und Tom, ihrem Sohn. Nach Gerds Beerdigung, Toms Vater, sitzen sie gemeinsam am Küchentisch. Die Distanz, die zwischen den Familienmitgliedern herrscht, wird durch diese Szene noch einmal deutlich. Endlich kommen die Vorwürfe und Gefühle ans Licht, die so lange unterdrückt wurden. Eine sehr traurige, emotional bewegende Szene, die erstklassig inszeniert wurde. Der Film wechselt ständig zwischen Tragödie und hoffnungsvollem Lebensmut, manchmal von einer Minute auf die andere. Am dramatischsten geht es im dritten Kapitel zu, in dem es um Toms alkoholkranke, kettenrauchende Schwester Ellen geht. Sie arbeitet als Zahnarzthelferin, hat eine Affäre mit ihrem verheirateten Chef und ertränkt jeden Abend ihr Elend in Unmengen von Alkohol. Ich fand jedoch, dass das partiell sehr Klischeehafte und das Dramaturgische im 3. Teil etwas zu übertrieben ausfallen. Dieses Kapitel hätte etwas authentischer inszeniert werden können.

            Es ist beeindruckend, wie die eigenständigen Handlungsstränge umeinander herumkreisen und schließlich harmonisch ineinander übergehen. Der Film dauert 183 Minuten und lässt sich mit dem sukzessiven Handlungsaufbau Zeit. Was auffällt, ist, dass die Kamera nach meiner Einschätzung zu oft zu lange auf ein Gesicht gerichtet bleibt, um ein bestimmtes Gefühl hinter der Fassade sichtbar zu machen. Etwas mehr Kompaktheit wäre besser, und würde auch die zu lange Laufzeit verkürzen. Gute Dialoge und insbesondere das sehr gute Schauspiel sorgen dafür, dass die Aufmerksamkeit trotz der schwierigen Themen und der langen Laufzeit bewahrt bleibt. So haben mir Corinna Harfouch und insbesondere Lars Eidinger gut gefallen. Der zuletzt genannte hat bereits in den Filmen „Persischstunden“ und „Nahschuss“ geglänzt.

            Fazit: Es ist ein grauer Film, die Atmosphäre ist trist und der Plot voller Trauer und Probleme. Darauf sollte man sich vor der Sichtung einstellen. Die vortreffliche Inszenierung, die beeindruckend guten Schauspieler und die gelungene melancholische Atmosphäre sorgen dafür, dass sich der Film realistisch anfühlt. Kritisch sehe ich aber die zu sehr in die Länge gezogene Filmdauer. Hätte mir etwas mehr Kompaktheit gewünscht. Für Filmfans, die filmisch vielseitig sind und sich auch mal Filme abseits des Mainstreams anschauen möchten, ist der Film sicherlich eines Blickes wert. Mich hat er im positiven Sinne überrascht.

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            • 6
              smartbo 10.02.2025, 10:08 Geändert 10.02.2025, 10:21

              In der Trilogie des Regisseurs Ti West folgt nun auf die Filme »X« und »Pearl« »MaXXXine«. Erneut glänzt Mia Goth als das ehrgeizige Sternchen Maxine, diesmal in den Kulissen von Los Angeles im Jahr 1985. Sie ist die einzige Überlebende einer Reihe blutiger Ereignisse. Dennoch beschließt sie, ihren Weg zum Ruhm weiter zu gehen und ist fest entschlossen, eine erfolgreiche Schauspielerin zu werden. Sie hat Glück und erhält von der Regisseurin Elisabeth Bender (Elizabeth Debick) die Hauptrolle in einem Horrorfilm. Aber sie wird von einem Detektiv (Kevin Bacon) verfolgt, der in ihrer Vergangenheit schnüffelt. Zur gleichen Zeit ist ein Serienkiller in der Stadt unterwegs, der es auf junge Sternchen abgesehen hat ….

              Der Film befasst sich in MaXXXine mit zwei Hauptthemen. In dem ersten Thema folgt er Maxine, die ihren Weg in die Filmwelt findet und ihr eine Rolle in einem Horrorfilm angeboten wird. Das zweite Grundthema handelt von einem Serienmörder, der durch Hollywood streift. Der Film bezieht sich auf den bekannten Serienmörder aus den 80er Jahren Richard Ramirez, der Night Stalker genannt wurde. Während das eine Thema eher frivol und locker ist, enthält das andere etwas mehr Düsternis. Ab und an sind blutige Morde zu sehen.

              Eingeordnet wird der Film in das Horrorgenre, aber davon ist eher wenig zu sehen. Das Zusammenspiel beider Themen funktioniert ziemlich gut, auch wenn die Charakterausarbeitungen etwas mehr Tiefe verdient hätten. Das gleiche gilt auch für die Handlung, die phasenwiese recht oberflächlich abläuft, so dass man sich mehr Spannung wünscht, die im Film eher spärlich vorhanden ist. Mia Goth spielt, wie auch in den beiden Vorläufern gut. Ihr Charakter ist nicht gerade liebenswert und sympathisch, aber dennoch faszinierend. Auch das Setting in Los Angeles der 1980er Jahre ist prima gestaltet und hat eine stimmungsvolle Wirkung. Gewürzt wird die schmuddelige Atmosphäre mit einem subtilen rabenschwarzen Humor.

              Fazit: Primär besteht MaXXXine, der 3. Teil der Trilogie, aus Frivolität, einigen blutigen Szenen und einem Hauch schwarzen Humors. Genau wie die beiden Vorläufer. Eine Trilogie, die nicht gerade vollends überzeugt, aber stimmungsvoll mit visuell schönen Bildern, passender Musik und gutem Schauspiel zu gefallen weiß, allen voran natürlich Mia Goth. Diese Aspekte sorgen dafür, dass die Film-Reihe trotz der etwas chaotischen Geschichte und dem Fehlen einer starken Handlung eines Blickes durchaus wert ist. Das Manko allerdings ist, dass die Hanelung dem Zuschauer kaum die Möglichkeit gibt, sich in die Charaktere hineinzuversetzen. Alles in allem ist MaXXXine kein schlechter Film, liegt bei der Wertung her etwas über dem Film "X" , kann aber das Niveau von "Pearl" aus meiner Sicht nicht erreichen. Für eine einmalige Sichtung und insbesondere auch, um die Trilogie zu vervollständigen, ist er eines Blickes wert.

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                smartbo 07.02.2025, 20:05 Geändert 07.02.2025, 20:32
                über Anuja

                Der Kurzfilm spielt in Delhi und folgt zwei verwaisten Schwestern, der 9jährigen Anuja (Sajda Pathan) und der 18 Jahre alten Palak (Ananya Shanbhag). Sie arbeiten in einer schäbigen Hinterhof-Textilfabrik und werden ausgebeutet, da ihr Arbeitgeber ihr Alter bewusst fälscht, um den rechtlichen Konsequenzen der Beschäftigung Minderjähriger zu entgehen. Im Vordergrund der Handlung steht die mathematisch begabte Anuja, die vor einer unmöglichen Entscheidung steht. Sie muss sich zwischen sich selbst und ihrer Schwester Palak entscheiden, in einer Situation, die für ihr Alter viel zu kompliziert ist.

                Der sozialkritischer Kurzfilm basiert auf wahren Begebenheiten und handelt in 22 Minuten von den Problemen der Kinderarbeit und Bedeutung der Bildung. Die Stärke des Films liegt in seiner Authentizität. Der Film wurde mit Hilfe einer gemeinnützigen Organisation gedreht, die sich der Versorgung von Kindern in Delhi mit Nahrung, Unterkunft und Bildung widmet. Die Handlung, die das Leben der Kinder schildert, wirkt unglaublich real. Auch die Protagonistinnen, beide Laiendarstellerinnen, spielen sehr natürlich und stärken den authentischen Gehalt des Filmes. Besonders überzeugend und echt wird die starke Bindung zwischen den beiden Schwestern geschildert, die eine zentrale Rolle im Film spielt.

                Letztendlich ist „Anuja“ ein Kurzfilm, der ein dringendes soziales Problem in den Vordergrund rückt: die in Indien immer noch verbreitete Kinderarbeit und die Ausbeutung der Kinder. Seine emotionale Ausstrahlung, seine starken Darbietungen und seine authentische Darstellung machen ihn zu einem guten Film. „Anuja“ hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten und wurde für einen Oscar nominiert.

                Fazit: „Anuja“ ist ein gelungener Kurzfilm und hinterlässt mit seiner Einfachheit in den beeindruckenden Darbietungen, in den Kulissen und in der Geschichte einen bleibenden Eindruck, der noch zusätzlich durch seine sozialkritische Botschaft verstärkt wird. Die Problematik der Kinderarbeit, Kinderarmut und der Bedeutung der Bildung wird klar und deutlich vermittelt. Natürlich ist es kein Popcorn-Film, und er wird nicht jedermanns Kragenweite sein. Mich hat er überzeugt und in Anbetracht der kurzen Laufzeit von 22 Minuten ist er sicherlich eines Blickes wert.

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                  smartbo 02.02.2025, 10:29 Geändert 02.02.2025, 14:32

                  Allein schon die großen Namen machen auf diesen Science-Fiction-Monumentalfilm Appetit. Regisseur ist Francis Ford Coppola und dann der Cast: Adam Driver, Giancarlo Esposito aus Breaking Bad, Shia LaBeouf, Jon Voight, Aubrey Plaza, Laurence Fishburne, Dustin Hoffman. Coppola hat jahrelang für diesen Film gearbeitet und er soll den Höhepunkt seines kreativen Schaffens sein. Ich habe mich auf den Film gefreut und meine Erwartungen waren groß. Doch was ich gesehen habe, war eine einzige Enttäuschung.

                  Worum geht es? Schauplatz der Handlung ist „New Rome“, eine Stadt mit römischen Einflüssen, die New York nachempfunden wird. Es ist eine Stadt in der Korruption und machtgierige, skrupellose Eliten herrschen, die die Metropole zum Zerfall brachten. Schon zu Beginn des Films wird der Vergleich zwischen den letzten Tagen des Römischen Reiches und den Vereinigten Staaten von heute deutlich gezogen. Die Intention des Filmes ist, zu verdeutlichen, dass ein einst mächtiges Imperium durch korrupte Machthungrige vom Zusammenbruch bedroht ist.

                  Die Handlung ist aber ziemlich wirr und kaum zu durchschauen. Dennoch werde ich versuchen, die Geschichte einigermaßen verständlich zu erklären. Der Film folgt dem Architekten Cesar Catilina (Adam Driver), einem Genie mit großen Träumen, der mit dem neu entdeckten Material „Megalon“ eine Utopie im Herzen der Stadt errichten will. Seine machtbesessenen Feinde sehen in ihm jedoch eine Gefahr. Vom machtgierigen Bürgermeister (Giancarlo Esposito) bis zum Bankbesitzer (Jon Voight) und seinem eifersüchtigen Sohn (Shia LaBeouf) haben sie alle ihre Gründe, Cesars Traum vom Aufbau des utopischen Megalopolis zu stoppen.

                  "Megalopolis" wirkt beim Zuschauen ie eine irreale, zusammengeflickte Aneinanderreihung von Szenen. Die Geschichte ist kaum verständlich. Der Film hat keine Struktur und es werden eine Reihe von Nebenhandlungen eingeführt, die dann aber nicht abgeschlossen werden. Die Handlung ist überladen und wirkt aufgesetzt. Der Plot vermittelt den Eindruck, etwas enorm Wichtiges zu vermitteln, ist aber in Wirklichkeit oberflächlich und mit Dialogen durchsetzt, die Intellektualität vortäuschen, aber faktisch unnatürlich und gekünstelt wirken. Das Schauspiel reicht von übertrieben bis apathisch. Besonders die Auftritte von Jon Voight und Shia LaBeouf, eigentlich gute Schauspieler, fallen negativ auf. Deutlich merkt man ihnen an, dass sie gar nicht bei der Sache sind und keinen Bock haben. Die von ihnen und dem Rest des Casts gespielten Charaktere sind starre, leblose Figuren, die kaum Ähnlichkeiten mit Menschen haben und keine emotionale Wirkung ausstrahlen.

                  Ich habe paar Artikel zu der Entstehungsgeschichte des Filmes gelesen. Wie Regisseur Coppola den Film in den 1980er Jahren inszenieren wollte und mehrere Versuche unternahm, mit der Produktion fortzufahren. Und wie die Schauspieler es satt hatten, sich mit dem Regisseur zerstritten und ein Großteil des Teams die Nase voll hatte und gekündigt hat. Letztendlich steckte Coppola angeblich -wie man liest- einen 3stelligen Millionenbetrag aus eigener Tasche in den Film, um ihn zu ermöglichen. Es zeigt, wie sehr Coppola an den Film und seine in ihm initiierte Botschaft hing. Und das zeigt, dass Coppola ernsthaft glaubte, mit Megalopolis ein epochales Werk auf die Leinwand zu bringen. Doch die Hintergrundgeschichte, die sich hinter diesem Film abspielte, scheint ja viel besser zu sein als der Film selbst

                  Das Endergebnis Coppolas Arbeit ist mehr als dürftig. Denn so gut der Film mit seinen Warnungen vor Machtmissbrauch und ideologischem Dogmatismus auch sein mag, „Megalopolis“ scheitert trotzdem und ist unglaublich ermüdend. Scheinbar tiefgründige Botschaften bleiben oberflächlich, die das Gefühl geben, von einer KI geschrieben worden zu sein und von Charakteren präsentiert werden, die nicht eine Funken Sympathie oder Empathie vermitteln. Es ist traurig zu sehen, wie ein Genie wie Coppola an seinem Lebensabend den Faden verloren zu haben scheint und sich in den vielen Statements verstrickt, die er mit diesem Film zu vermitteln versucht. Originalität ist sicherlich vorhanden, aber sie muss ja nicht immer gelingen.

                  Fazit: Der Film hat mich enttäuscht. Hätte mir nicht vorstellen können, dass ich mal einen Coppola-Film so schlecht bewerte. Schließlich handelt es sich um den Regisseur von den großartigen Klassikern „Der Pate“ und „Apocalypse Now“. Dieser Film ist aber nur ein einziges bedeutungsschwangeres Durcheinander. Die Handlung und das Thema sind so abstrakt, dass es fast unmöglich ist, einen Sinn darin zu erkennen. Die vage gestrickten Charaktere reden, als würden sie Shakespeare rezitieren, nur sind die Dialoge so schlecht, dass sie schnell komisch wirken. Die gute Besetzung kann damit jedenfalls nichts anfangen und der Zuschauer auch nicht. Es ist recht traurig feststellen zu müssen, dass Megalopolis als Projekt beeindruckend ist, aber als Film ist es ein Reinfall.

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                    smartbo 31.01.2025, 07:18 Geändert 31.01.2025, 07:30

                    *** Der Kommentar enthält leichte Spoiler ***

                    Der Messerverkäufer (Jim Cummings) muss in den 70er Jahren in Arizona wegen Benzinmangels in einer abgelegenen Raststätte verweilen, in dem Charlotte (Jocelin Donahue) arbeitet. Zur gleichen Zeit müssen dort die Brüder Travis (Nicholas Logan) und Beau (Richard Brake) Halt machen, die gerade eine Bank ausgeraubt haben. Als sie erkannt wurden, bedrohen sie den Messerverkäufer und Charlotte, währenddessen finden andere Gäste den Weg in das Lokal …

                    Der Film spielt an einem einzigen Ort in der Tankstelle. Dies zwingt die Geschichte dazu, das Beste aus den begrenzten Ressourcen zu machen und sich auf den Plot und die Charaktere zu konzentrieren. Und das ist dem Low-Budget-Film auf jeden Fall gelungen. Zwei Bankräuber sind gezwungen, sich in einem kleinen Lokal aufzuhalten und nehmen die Menschen dort als Geiseln. Der Aufbau ist einfach, aber indem der Film immer mehr neue Gäste an diesen Ort bringt, baut er geschickt Spannung auf. Beispiel: ein älteres Paar, das gerne zum Abendessen kommt. Sie bemerken nicht einmal, dass Menschen im Restaurant in Lebensgefahr schweben. Jedes Mal, wenn eine neue Figur auftaucht, ändert sich die Dynamik und die Situation wird immer unvorhersehbarer.

                    Obwohl die Charaktere nicht tiefgründig ausgearbeitet werden, bleibt die Atmosphäre sehr bedrückend. Die Geschichte entwickelt sich langsam zu einer Konfrontation mit überraschendem Ausgang. Die Neugier wird permanent aufgebaut und man ist gespannt, wie die Geschichte endet. Der Film sorgt für genügend Spannung und von Langeweile kann trotz der minimalistischen Umgebung keine Rede sein. Gewürzt wird der Handlungsablauf mit humorigen Akzenten, so dass er phasenweise wie eine schwarze Komödie über Opportunismus und Gier rüberkommt. Dieser Mix ist nicht ganz einfach, aber er funktioniert in diesem Film gut.

                    Fazit: „The Last Stop in Yuma County“ ist einer dieser Kleinfilme, die man leicht übersieht. Völlig zu unrecht. Die Prämisse und die Kulissen sind einfach, der gelungenen Inszenierung gelingt es jedoch vorzüglich, dass sie im Film gut funktionieren. Der skurrile Cast ist authentisch und gut. Die Laufzeit beträgt traditionelle neunzig Minuten und sorgt dafür, dass keine Überlängen entstehen. Der Film beweist, dass man auch mit einem geringen Budget und einer minimalistischen Kulisse viel erreichen kann. Kein Überflieger, aber er ist auf jeden Fall sehenswert.

                    @Danke @pischti für diesen sehenswerten Tipp. 😊

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                      smartbo 29.01.2025, 09:52 Geändert 29.01.2025, 10:11

                      Wir sind in Kanada. Im Mittelpunkt der Handlung steht die Teenagerin Elliot (Maisy Stella), die sich als lesbisch definiert. Elliott ist dabei, ihr Elternhaus zu verlassen, um ihr Studium zu beginnen. An ihrem 18. Geburtstag nimmt sie mit ihren Freundinnen Magic Mushrooms zu sich und bekommt ein halluzinogenes Erlebnis. Sie trifft ihr 21 Jahre älteres Ich (Aubrey Plaza), das sie als „meinen alten Arsch“ bezeichnet. D.h. Es ist dieselbe Elliot mit 39 Jahren. Ihr älteres Ich mag eine Halluzination sein, aber sie gibt ihrer jüngeren Version Ratschläge, wie sie ihr Leben gestalten soll. Ihr älteres Ich rät ihr, sich nicht in den Kerl Chad zu verlieben. Der Teenager beschließt, den Rat zu befolgen, bis sie den jungen Chad trifft, vor dem ihr älteres Ich sie gewarnt hat …

                      Der Kern des Plots und seine Akzentuierung sind schnell erzählt: „My Old Ass“ kommt in einem Coming-of-Age-Gewand daher und -gewürzt mit einigen dramaturgischen Akzenten- erzählt die Geschichte von einem verwirrten jungen Mädchen, das gegen ihren Wunsch kämpft, heterosexuell zu werden. Um Pluspunkte und gute Kritiken einzufahren, ist der Plot -entsprechend des heutigen Zeitgeistes- von einigen queeren und woken Akzenten aufgefüllt. Dies schon mal vorweg: es klingt zwar ziemlich negativ, aber das ist fast so ziemlich alles, was der Film zu bieten hat.

                      Die Handlung ist nicht gerade tiefgründig ausgearbeitet. Angesichts des Plots kann man erwarten, dass der Film dramaturgisch überzeugend aufgebaut ist. Doch dazu geht er zu wenig in die Tiefe, und auch der Humor ist ziemlich flach. Im Mittelpunkt stehen die Diskussionen zwischen Elliott und ihrem „älteren Ich“, ihrem neuen Freund Chad, ihren Freundinnen und ihrer Familie. Die Dialoge sind oberflächlich und arten in den meisten Fällen in ein ulkiges, sinnfreies Gespräch aus, vermutlich um die Zeit aufzufüllen. Im Prinzip geht es in dem Film und in den Gesprächen um Liebe und auch um das Queer-Sein. Nachdem im Verlaufe der Handlung genügend LGBTQ-Köder für die woken Zuschauer gesetzt wurden, tritt der Film auf die Bremse und wird am Ende zu einer klassischen Hetero-Teeny-Liebesgeschichte, indem er der Protagonistin die für sie „erlösende Botschaft“ signalisiert, dass das Nicht-Queer-Sein eigentlich nicht schlimm und okay ist.

                      Der Authentizitätsgehalt der Hauptcharaktere ist eher dürftig. So zeichnet der Film z.B. ein ziemlich verzerrtes Bild der heutigen „normalen/typischen“ Jugend. Alle sprechen permanent eine obszön-vulgäre Sprache: fucking, fucking, fucking, shit, crap, asshole usw. sind in jedem Satz zu hören. Die heutigen Teenys sehen überall gefährliche Rassisten um sich, schlagen sich den ganzen Tag mit ihren banalen Problemchen rum, nehmen alle Drogen und steigen gleich mit jedem sofort ins Bett: ein Dreier und Quickie, ganz normal, no prob. Dies soll die heutige ganz normale Jugend sein? Ob das mit der Realität übereinstimmt, das wage ich mal stark zu bezweifeln.

                      Dass der Film trotz meiner kritischen Sicht auch ein paar positive Punkte einheimst, liegt an den guten Leistungen der Schauspieler. Maisy Stella in der Rolle der Protagonistin Elliott habe ich bisher nicht gekannt. Sie überzeugt durch ihre natürliche Ausstrahlung und mit einem guten Schauspiel. Fast noch besser agiert ihr Gegenpart Percy Hynes White, der den Chad spielt. Ja und Aubrey Plaza, das „ältere Ich“, übertrifft mit ihrem Schauspiel alle und spielt ihre Rolle herausragend. Und auch der Cast in den Nebenrollen lässt sich sehen. Da gibt es nichts zu meckern. Zu den positiven Aspekten zähle ich ebenfalls die gelungene Inszenierung der Location, die dem Film aus meiner Sicht Punkte einbringt.

                      Fazit: Der Film hat zahlreiche gute Wertungen erhalten. Mich hat er nicht erreicht. Dem Film mangelt es aus meiner Sicht an einer tiefen und gut ausgearbeiteten Handlung, an einer authentischen Charakterzeichnung und insbesondere an einer überzeugenden Umsetzung der Story. Der Plot stellt im Prinzip nur eine ungewöhnliche Liebesgeschichte dar, die mit einigen -heute fast schon obligatorischen - woken und queeren Akzentuierungen aufgefüllt ist. Die humoresken Momente sind eher mau und haben mich ebenfalls nicht erreicht. Negativ zu werten ist ebenso, dass der Film nicht synchronisiert ist und mit Untertiteln gesendet wird. Was übrig bleibt, sind die sehr guten Leistungen der Schauspieler, im Kern die witzige Idee mit dem "älteren Ich" sowie das Setting und die glaubwürdige Darstellung des Milieus, in dem die Handlung angesiedelt ist. Das bringt dem Film paar Punkte ein. Unter dem Strich reicht es aber aus meiner Perspektive nur für ein wohlwollendes „geht so“.

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                        smartbo 26.01.2025, 10:24 Geändert 26.01.2025, 10:28

                        Irena Dubrovna (Simone Simon) ist eine schöne, geheimnisvolle Frau, die aus Serbien stammt und jetzt in New York lebt. Der Ingenieur Oliver Reed (Kent Smith) verliebt sich in sie und sie heiraten. Ihre Ehe steht unter keinem guten Stern. Irena glaubt, dass sie schon seit langer Zeit verflucht ist. Immer wenn sie emotional erregt ist, hat sie Angst, sich in einen Panther zu verwandeln und ihren Mann zu töten. Oliver findet das lächerlich und schickt sie zum Psychiater Dr. Judd (Tom Conway), der sie heilen soll …

                        Der Film bietet eine eigenartige Atmosphäre. Diese Atmosphäre wird erzeugt von suggestiven Schatten, suggestiven Geräusche und suggestiver sexuelle Erregung. Die Spannung und der subtiler Horror werden erzeugt durch das, was man nicht sieht. Darin liegt die Stärke des Filmes. Etwas Offensichtliches und Klares würde diese Atmosphäre auf einen Schlag zerstören und die Spannung nehmen. Aber dem Film gelingt es, die auf Suggestionen basierende Struktur zu erhalten. Der Film ist in Schwarzweiß gedreht. D.h. schon ein kleiner vorbeiziehender Nebel verleiht der Szene eine unheimliche Wirkung. Die Schwarz-Weiß-Bilder eignen sich auch perfekt zu den Licht- und Schatten-Spielen, die vortrefflich Anwendung finden. Kurz gesagt, für eine bedrückende und geheimnisvolle Atmosphäre ist gesorgt.

                        Die Charaktere sind, genau wie der Film, eher in schwarz-weiß gehalten. So gibt es bei den Charakteren und den Dialogen wenig Tiefe. Eine tiefere Darstellung der Charaktere und vor allem der Beweggründe der Charaktere würde die Handlung sicherlich bereichern. Das fehlt aber. Die Charaktere sind ziemlich simpel. Ausnahme ist die Pantherfrau, die etwas schwer einzuschätzen ist. Diese Tatsache erzeugt sofort ein ungutes Gefühl und Misstrauen breitet sich beim Zuschauen aus. Die schauspielerische Leistung von Simone Simon , die die Pantherfrau spielt, ist gut. Diese Charaktertiefe fehlt aber den anderen Charakteren weitgehend, so dass sie wenig zur Atmosphäre beitragen.

                        Fazit: Sicherlich kein schlechter Film. Er wird in stimmungsvollen Schwarz-Weiß-Bildern gehalten und die bedrückende Atmosphäre mit Suggestionen erzeugt. Es ist bizarr, dass in diesem Film eigentlich wenig passiert, aber von ihm dennoch eine beängstigende Atmosphäre ausgeht. Der Film ging mir aber nicht ganz unter die Haut. Dazu waren die Charaktere zu oberflächlich dargestellt. Die überhasteten Dialoge sind typisch für die damalige Zeit und etwas gewöhnungsbedürftig. Alles in allem: kein schlechter Film, der trotz seines hohen Alters bis heute noch ziemlich gut funktioniert. Für eine sehr gute Wertung reicht es bei mir nicht aus. Für eine einmalige Sichtung ist er aber okay.

                        Danke @Der_Ryan_M für das Aufmerksammachen. :-)

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                          smartbo 23.01.2025, 11:02 Geändert 25.01.2025, 10:42

                          Die 6-teilige Miniserie spielt im Jahr 1857, überwiegend auf den heutigen Territorien der Bundesstaaten Wyoming und Utah. Sara Rowell (Betty Gilpin) und ihr Sohn Devin ( Preston Mota) sind auf der Flucht und begeben sich von Kansas auf eine gefährliche Reise durch die unerbittliche Wildnis. Sie schließen sich in einem abgelegenem Kaff Fort Bridger (heute eine historische Stätte in Wyoming) einer Gruppe Mormonen an, die später auf einen Tross von Siedlern aus Arkansas trifft. Sie schließen sich zusammen, um gemeinsam weiter zu ziehen.

                          Die Tonalität wird sofort in der ersten Folge vorgegeben, als es zu einem brutalen, blutigen Massaker an den Siedlern und den Mormonen kommt. Zu sehen ist u.a. eine grauenvolle Szene als ein Mormone auf brutale Weise seinen Skalp verliert. Die Täter sind die Mormonenmiliz und die einheimische Indianer aus dem Stamm der Paiute, die sich mit der Miliz verbündet haben. Die Mormonenmiliz hat keine Kenntnis davon, dass einige Mormonen unter den Opfern sind. Die meisten aus der Gruppe werden massakriert und die Frauen gefangen genommen. Doch Sara und Devin entkommen dem Blutbad. Mit der Unterstützung von Isaac (Taylor Kitsch) setzen sie die Flucht fort.

                          War der Wilde Westen heldenhaft, romantisch und nostalgisch? Nein. Die meisten Westernfilme haben nichts mit der Realität zu tun und erzählen ein Märchen über den Wilden Westen voller harter Cowboys, edler Helden und rauher Banditen. „American Primeval“ geht einen anderen Weg und zeigt, was 1857 in Amerika wirklich geschah. Denn die brutale Realität bestand nur darin, zu überleben und nicht abgeschlachtet zu werden. Und genau das bietet die Serie American Primeval .

                          Die Kulissen von „American Primeval“ sind in ihrer Rohheit geradezu atemberaubend. Die düstere Landschaft und die trostlose, unbarmherzige Natur tragen zur gruseligen Atmosphäre der Serie bei. Man spürt die Kälte, den Hunger und die Gefahr, die überall lauert. Diese Darstellung des Wilden Westens ist ohne Beschönigungen sehr authentisch. Die Serie fängt die rauhe Schönheit der Wildnis ein und schildert aber auch gleichzeitig den menschlichen Überlebenskampf. Die Inszenierung versteht es vortrefflich, die Balance zwischen intensiver Action, Drama und Charakterzeichnung der Protagonisten aufrechtzuerhalten, was die Serie zu mehr als einer Ansammlung gewalttätiger Szenen macht.

                          Die Schauspieler sind sehr gut. Mit seiner intensiven und nuancierten Darstellung von Isaac gelingt es Taylor Kitsch, einen Charakter zu schaffen, der sowohl hart als auch verletzlich ist. Sein körperlicher Einsatz und seine rohen Emotionen springen sofort ins Auge. Betty Gilpin spielt eine Mutter, die von ihrem Überlebensbedürfnis getrieben wird, mit einer Kombination aus emotionaler Tiefe und rücksichtsloser Rohheit. Dane DeHaan, der den Mormonen Jakob spielt und der das Massaker überlebt hat, fügt mit seiner Rolle eine düstere und höchst emotionale Ebene hinzu. Auch die übrigen Schauspieler sind gut und sorgen mit ihrem gelungenem Schauspiel für Spannung, Emotionen und Dramatik.

                          Der Authentizitätsgrad der Serie ist hoch. Dies ist primär der glaubwürdigen Atmosphäre und den Kulissen zu verdanken. Die Macher von American Primeval haben ihr Bestes getan, um die Serie so glaubhaft wie möglich zu gestalten. So gab es einige Figuren tatsächlich, z.B. Jim Bridger, gespielt von Shea Whigham, der Mann, der seine eigene Festung Fort Bridger in der Wildnis gebaut hat. Und auch Brigham Young gab es. Er war der Gouverneur des Utah-Territoriums. Die anderen Protagonisten sind fiktiv, aber authentisch dargestellt. So sind die Charakterzeichnungen in der Serie tief und glaubhaft ausgearbeitet. Authentisch ist ebenso das Setting. Die Serienmacher bauten den Ort Fort Bridger mit den Utensilien und Kulissen gekonnt aufwendig nach.

                          Das Massaker in der ersten Folge basiert auf historischen Begebenheiten und ist in der Geschichte als das „Massaker von Mountains Meadows“ bekannt. Die Serie hält sich auch hier weitgehend an die Fakten. Aber nicht alles entspricht den tatsächlichen historischen Begebenheiten. Dieser Frage geht mein nachfolgender Abschnitt „Historischer Nachtrag“ nach.

                          Fazit: Das Binge-Watching einer Serie ist bei mir schon lange Zeit her. Aber diese Serie habe ich wieder mal an einem Stück geschaut. Auch wenn sie nicht schlecht ist, bietet aber die Geschichte selbst trotz der vielen Handlungsstränge eigentlich nicht viel. Dennoch versteht es die Serie, an anderen Stellen ordentlich zu punkten. Dazu gehören vor allem die authentische, dreckige, bluttriefende und brutale Atmosphäre, die gut ausgearbeiteten Charakterzeichnungen, die überzeugenden schauspielerischen Leistungen der Protagonisten und das verblüffend reale und aufwendige Setting, das die Umgebung und die Kulissen so zeigt, wie sie damals waren. Die so vielfach kritisierte Wackelkamera hält sich aus meiner Sicht eigentlich in Grenzen und hat mich nicht gestört. Der stark eingesetzte Grauschleier hat am Ende ebenfalls keinen negativen Einfluss auf meine gute Wertung gehabt. Alles in allem: seit langer Zeit wieder mal eine wirklich gelungene Serie, die in Anbetracht der derzeitigen Flaute auf dem Serienmarkt angenehm überrascht und sehenswert ist.

                          - - - - - - - - - - - - Historischer Nachtrag - - - - - - - - - - - - -

                          *** Der Abschnitt enthält SPOILER ***

                          Die Mormonen-Miliz, die Privatarmee der Mormonenkirche, existierte tatsächlich. Sie kämpfte Mitte des 19. Jahrhunderts für einen von der US-Regierung unabhängigen Mormonen-Staat und war primär für das Massaker in Mountain Meadows verantwortlich. Die Darstellung in der Serie: in der ersten Folge werden die Siedler von Mitgliedern der Mormonen-Miliz angesprochen und als diese den Anführer der Miliz James Wolsey und seine Mitkämpfer wegschicken, kehrt die Armee zusammen mit den Paiute-Indianern später zurück, um alle zu töten. Sie sind maskiert und innerhalb weniger Minuten töten sie die meisten Siedler. Einigen Hauptfiguren gelingt die Flucht und sie werden von den sadistischen Soldaten gejagt. Den Frauen, die überlebt haben, wird die Kehle durchgeschnitten.

                          Wie sah es aber tatsächlich aus? Das eigentliche Massaker von Mountain Meadows (im heutigen Bundesstaat Utah) war eine Reaktion auf einen gescheiterten Angriff. Die Soldaten der Mormonen-Miliz und die mit ihnen verbündeten Paiute-Indianer versuchten, eine Gruppe von Siedlern aus ihrem Land zu vertreiben. Aber die Gruppe schaffte es, sich gut zu verteidigen und kämpfte fünf Tage lang. Die Mormonenführer befürchteten, dass die Reisenden verbreiten könnten, dass sie von den Mormonen angegriffen wurden und beschlossen, alle zu töten, um nicht entlarvt zu werden. Um die Siedler wegzulocken nahm der mormonische Milizenführer John D. Lee, auf dem die Figur James Wolsey in der Serie teilweise basiert, daraufhin Kontakt zu den Siedlern auf und verkündete, er habe einen Waffenstillstand mit verfeindeten Indianern vereinbart. In Begleitung mormonischer Soldaten sollten die Siedler an einen sicheren Ort gebracht werden. Doch stattdessen wurden sie massakriert. 120 Siedler (Frauen, Männer, Kinder) wurden umgebracht. Die jüngsten Kinder wurden am Leben gelassen und bei mormonischen Familien untergebracht.

                          In American Primeval finden die Täter des Mountain Meadows Massakers ein brutales Ende, doch im wirklichen Leben war das nicht der Fall. Von den neun Personen, die für das Massaker maßgeblich verantwortlich waren, wurde im Jahr 1875 nur der Milizenführer John D. Lee zum Tode verurteilt und 1877 am Ort des Massakers durch ein Erschießungskommando hingerichtet .

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                            smartbo 19.01.2025, 10:36 Geändert 19.01.2025, 18:24

                            Wir sind in Deutschland des 19. Jahrhunderts. Ellen Hutter (Lily-Rose Depp; die Tochter von Johnny Depp und Vanessa Paradis) heiratet den Immobilienmakler Thomas Hutter (Nicholas Hoult). Thomas macht sich im Auftrag seines Chefs (Simon McBurney) auf die Suche nach einer Immobilie nach Transsylvanien. Dort soll er zusammen mit Graf Orlok (Bill Skarsgård) den Kauf abschließen. Graf Orlok, der seine wahre Natur als Vampir geheim hält, ist aber in Wahrheit hinter seiner Frau Ellen her, von der er besessen ist ….

                            Seit seinem Debütfilm „The Witch“ (2015) über eine puritanische Familie aus dem 17. Jahrhundert wird Robert Eggers zu Recht dafür gelobt, dass er gekonnt seine coolen, glaubwürdigen und fesselnden Welten aus der Vergangenheit auf die Leinwand bringt. In seiner meisterhaften Charakterstudie „Der Leuchtturm“ (2019) erzählt er die Geschichte zweier Leuchtturmwärter des 19. Jahrhunderts in Neuengland, und in „The Northman“ (2022) taucht er in die Welt der nordischen Mythen ein. Ich habe die genannten Filme sehr gut bewertet. In all diesen Filmen versteht er es, mit gelungenen Kulissen, einnehmender Optik, subtilen Details und sorgfältig gestalteten Kostümen überzeugende Welten zu erschaffen.

                            Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass der Regisseur Robert Eggers, der sich in seinen Filmen von Horror und Folklore inspirieren lässt, sich an die Geschichte von Bram Stoker wagte. Wie gibt man aber einer Geschichte, die schon unzählige Male erzählt wurde, den nötigen Reiz ? Die Legende von einem alten Vampir, der Angst und Schrecken verbreitet, ist ja bekannt. Schafft es Eggers, den Film in die Kategorie „sehenswert“ zu hieven? Nach meiner Einschätzung, ja, um das schon mal vorwegzunehmen.

                            Der Film bietet nicht gerade etwas Neues und hält sich lose an die ursprüngliche Erzählung. Das mag zu einer vorhersehbaren Geschichte führen, aber die Stärke des Films liegt in der Umsetzung. Neben der Tatsache, dass der Film es vorzüglich schafft, eine einnehmende und authentische Welt zu schaffen, versteht er es, den Zuschauer in einer andere Zeit zu versetzen und zu fesseln. Mit raffiniert eingesetzter Beleuchtung und insbesondere dank der Kamera gelingt es dem Film, sowohl im gräflichen Schloss als auch in der geplagten Stadt einnehmende Kontraste und Schattenspiele zu erzeugen. Der Film hat eine finstere und beängstigende Atmosphäre, was bei diesem Plot absolut notwendig ist.

                            Eine weitere erwähnenswerte Besonderheit im Film ist das Monster selbst. Wenn man an Dracula denkt, hat man bestimmte Bilder aus den verschiedenen Dracula-Filmen vor Augen. Manche Maskierungen sind gelungen und manche haben lächerliche Formen. Der Film bricht aber mit dem stereotypen Bild des Blutsaugers. Eggers ließ sich vom Porträt des rumänischen Herrschers Vlad III. Draculea aus dem 15. Jahrhundert inspirieren. In der ersten Hälfte des Films lässt Eggers ihn überwiegend im Schatten, doch in der zweiten Hälfte erhält man immer mehr Details. Natürlich ist es keine leichte Aufgabe, einen Dracula-Film zu machen, der keinem der unzähligen Dracula-Filme ähnelt. Diese Darstellung ist aber originell und Eggers zweifellos gut gelungen.

                            Darüber hinaus verdient die schauspielerische Leistung Lob, die gekonnt Eggers‘ Vision zum Leben erweckt. Lily-Rose Depp spielt die Ellen, das Ziel des Grafen, und schafft es, jemanden darzustellen, der pure Angst ertragen, aber auch bewusste Entscheidungen treffen muss, um dem Joch des Vampirs um sie herum zu entkommen. Nicholas Hoult, der ihren Ehemann spielt, nimmt den Zuschauer mit auf einen nervenaufreibenden Ausflug zum gräflichen Schloss. Und Bill Skarsgård zeigt mit seiner Darstellung des Grafen und des Vampirs erneut, dass er meisterhaft die Rollen von gruseligen Charakteren beherrscht. Seine tiefe, raue Stimme und sein kratziger Atem gehen bis ins Mark. Aber auch die Nebendarsteller, etwa Willem Dafoe als exzentrischer Okkultforscher und Aaron Taylor-Johnson als Freund der Familie, liefern gute Leistungen ab. Alle haben alles gegeben, um das Grauen sichtbar zu machen.

                            Fazit: Fankult ist nicht gerade so meines. Nun ja, nachdem ich aber alle Filme von Robert Eggers sehr gut bewertet habe, fehlt dazu nicht viel. Und auch hier beweist Robert Eggers als Regisseur, dass eine klassische Geschichte durch Handwerkskunst und großartige Inszenierung wieder erstrahlen kann. Die Kinematographie ist hervorragend, die Bilder sind einnehmend und die Geschichte wird auf unterhaltsame, originelle Weise präsentiert. Eggers erschafft eine einnehmende und fesselnde Welt zum Leben, die verblüffend authentisch wirkt. Dank der gelungenen finsteren Atmosphäre und der herausragenden schauspielerischen Leistungen der Protagonisten gelingt es dem Film, einer zeitlosen Legende neues Leben einzuhauchen. Aus meiner Sicht ein empfehlenswerter und sehenswerter Film.

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                              smartbo 05.01.2025, 09:07 Geändert 05.01.2025, 11:24

                              Die 50jährige Elisabeth Sparkle (Demi Moore) ist Moderatorin einer TV-Aeorobic-Sendung. Als ihre Sendung von ihrem TV-Chef Harvey (Dennis Quaid) abgesetzt wird, fängt sie an, mit ihrem Alter zu hadern. Um ihre Schönheit wiederzuerlangen, beginnt sie mit der Einnahme eines experimentellen Medikaments namens „The Substance“, das einen jüngeren Klon von ihr selbst, Sue (Margaret Qualley) genannt, erschafft. Alle 7 Tage müssen sie tausche: die eine fällt in Bewusstlosigkeit und die andere führt ihr Leben. Dabei entfernen sie sich immer mehr voneinander. Kann Elisabeth dieses Doppelleben aufrechterhalten ? Und welchen Preis muss sie dafür zahlen?

                              Demi Moore in der Rolle der Elisabeth Sparkle bietet ein starkes Schauspiel. Elisabeth lässt sich zögernd auf ein Experiment ein und hofft, dass eine „perfekte“ Version ihrer selbst ihren Ruhm wiederherstellen kann. Die junge Version von Elisabeth, namens Sue, wird überzeugend von Margaret Qualley gespielt. Der Film übt deutliche Kritik, wie die Film- und Unterhaltungsindustrie die Schönheitsideale und das „Jungsein“ von Frauen glorifizieren. Ein gutes Beispiel dafür sind die Fitnessvideos, in denen Sue zu sehen ist. Diese werden bewusst übertrieben sinnlich dargestellt, mit vielen Nahaufnahmen und einem wuchtigen Soundtrack. In „The Substance“ zählt nur das gute Aussehen. Das ist vielleicht nicht gerade subtil, aber die initiierte Botschaft ist unverkennbar. Die Botschaft wird auch optisch verstärkt. Sues Welt ist funkelnd und bunt, jeder liebt sie. Diese Welt steht in krassem Gegensatz zu Elisabeth. Ihr obsessives Verhalten führt letztlich zur Selbstzerstörung und Demi Moore schafft es, ihren Abstieg ausgezeichnet zu spielen.

                              Der Body-Horror ist gruselig und enorm blutig zugleich. Der Film zeigt, wie die Haut eines Menschen verstümmelt wird. Auf mich wirkten diese Szene und auch einige andere brutale Szenen allerdings nicht erschreckend, sondern ekelhaft. „The Substance“ ist ein grotesker Film. Ein Film, der grausam und bluttriefend ist und auch nicht davor zurückschreckt, körperliche Erniedrigung explizit zu zeigen. Subtilität ist in dieser Hinsicht nicht vorhanden. Der bizarre Body-Horror wird mit humoresken Akzenten angereichert. Der Humor ist direkt, derb und banal und hat mich nur mäßig erreicht.

                              Die Charaktere werden partiell ziemlich klischeehaft dargestellt, so dass man manchmal ungewollt lachen muss. Dabei setzt Dennis Quaid in der Rolle des Harvey, der offenbar eine Anspielung auf Harvey Weinstein ist, dem Klischeehaften die Krone auf. Er stellt den Produzenten der TV-Show dar und wird als einer dieser schmuddeligen, schmutzigen, geldgierigen und sexistischen Typen gezeigt. Was die Wirkung angeht, wird er jedoch damit zum Clown degradiert und die Authentizität des eigentlich interessanten Kernthemas „Kritik an der überzogenen Glorifizierung der weiblichen Schönheit und der Jugend“ gerät ins Wanken.

                              Die anfangs vorhandene Spannung und die visuelle Kraft der einnehmenden Optik ließen im Laufe des Films stark nach und vor allem die letzten zwanzig Minuten haben den Film wirklich zum Einsturz gebracht. Der hier gezeigte Horror wurde zu einer missratenen und übertrieben burlesk-komischen Monstrosität, die die Kernbotschaft des Filmes -ebenfalls wie bei der Figur des Harveys- ad absurdum führt. Anstatt zu gruseln, hat mich der Film partiell gar eher zum Lachen gebracht, weil einige Szenen so absurd überzogen wirken. Das Thema Alter/Schönheit scheint hier nur ein billiger Köder zu sein. Und so steht sich der Film inszenatorisch selbst im Wege, erreicht aber das, was er wollte, nämlich, dass über ihn kontrovers diskutiert wird und er damit ausreichend Publicity erreicht, um für die Oscarverleihung nominiert zu werden.

                              Fazit: Der Film punktet mit der herausragenden schauspielerischen Leistung von Demi Moore. Aber auch Margeret Qualley, die mir schon in „Once upon the Time in Hollywoold“ sehr gut gefallen hat, spielt großartig. Ebenfalls gut sind die Kameraarbeit und der Sound. Unter dem Strich hat mich der Film aber nicht überzeugt, vor allem weil er die eigentlich begrüßenswerte Botschaft des Filmes mit einem grotesken Horror und mit einer absurd-lächerlichen Präsentation des Protagonisten Harvey sich selbst ruiniert. Nach Abwägung aller Pro und Contra-Aspekte erreicht der Film am Ende primär wegen der Kernidee und der großartigen schauspielerischen Leistung der Darstellerinnen bei mir gerade noch ein „geht so.“ Für mehr hat es aber aus meiner Perspektive nicht gereicht.

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                                smartbo 03.01.2025, 12:17 Geändert 03.01.2025, 12:17

                                Sam Lombardo (Matt Dillon) ist der beliebte Lehrer an seiner Schule in Blue-Bay in einer Küstenstadt, in der hauptsächlich die gutsituierte Oberschicht lebt. Die Schülerinnen finden ihn attraktiv. Kelly (Denise Richards) ist eine seiner Schülerinnen. Eines Tages beschuldigt sie Sam, sie vergewaltigt zu haben. Ein paar Tage später sagt auch ein anderes Mädchen, Suzie (Neve Campbell), aus, dass sie von ihm vergewaltigt worden war. Die Ermittlungen zur Vergewaltigung werden von Polizeiinspektor Ray Duquette (Kevin Bacon) zusammen mit seiner Partnerin Gloria Perez (Daphne Rubin Vega) geleitet. Sam braucht Hilfe, um seine Unschuld zu beweisen, und beauftragt deshalb Ken Bowden (Bill Murray), den einzigen Anwalt, der bereit ist, den Fall anzunehmen …

                                Auf den ersten Blick wirkt „Wild Things“ wie ein Film, den es wie Sand am Meer gibt, ein Drama über ein wenig originelles Thema: ein Lehrer vom Typus des idealen Schwiegersohns wird der Vergewaltigung beschuldigt. Doch der Schein trügt. Anstatt den ausgetretenen Pfaden zu folgen, entwickelt sich „Wild Things“ zu einem gekonnt gestalteten Krimi mit einer Fülle überraschender und origineller Wendungen. Der Zuschauer wird regelmäßig raffiniert in die Irre geführt und die Macher verraten die genauen Details der Geschichte erst am Ende. An paar Stellen ist es jedoch mit den Twists etwas zu übertreiben, denn bevor man sich richtig an eine Situation gewöhnt hat, tritt eine weitere wichtige Veränderung ein. In der Gesamtsicht hat es mich aber nicht entschieden gestört. Gelungen fand ich den Kniff, dass man im Abspann einige Szenen sieht, die bewusst aus dem Film weggelassen wurden, die aber einige Aspekte der überraschenden Handlung verdeutlichen.

                                Wild Things“ ist ein guter Film. Er versteht es, die dezent erotische Ausstrahlung des Films mit der schwülen Atmosphäre im Süden Floridas zu verbinden. Auffällig ist, dass in „Wild Things“ fast ausschließlich schöne Menschen zu sehen sind, die die meiste Zeit in freizügiger Kleidung verbringen und meist in schönen Sportwagen herumfahren. Die Welt, in der die Handlung angesiedelt ist, macht einen recht glamourösen Eindruck, der jedoch die positive Einschätzung nicht schmälert. Die schauspielerische Qualität in „Wild Things“ ist sehr unterschiedlich. Kevin Bacon überzeugt als skrupelloser Detektiv Ray Duquette und Matt Dillon spielt ebenfalls überzeugend die Rolle von Sam Lombardo, dem Lehrer mit den vielen Gesichtern. Denise Richards als verwöhnte Göre Kelly Van Ryan gefällt jedoch weniger. Bill Murray als Gerissener Anwalt spielt wie gewohnt routiniert.

                                Fazit: trotz kleiner Mängel ist „Wild Things“ auf jeden Fall empfehlenswert. Der Film strahlt eine schöne Florida-Atmosphäre aus und die vielen Twists in der Handlung sorgen dafür, dass die auf den ersten Blick vielleicht nicht sehr beeindruckende Geschichte fast über die gesamten 108 Minuten spannend bleibt.

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                                  smartbo 29.12.2024, 10:31 Geändert 29.12.2024, 15:41

                                  Worum geht es in der Serie? 456 Menschen nehmen an einem mysteriösen Überlebenskampf namens „Squid Game“ (übersetzt Tintenfisch-Spiel) teil. Die Spiele dieses Wettbewerbs sind Kinderspiele, doch sie enden für die Verlierer tödlich. Sie werden erschossen. Die Teilnehmer riskieren ihr Leben für einen Millionenpreis, den am Ende nur eine Person gewinnen kann.

                                  Auch in der Fortsetzung des koreanischen Netflix-Hits "Squid Game" in der 2. Staffel (mit 7 Folgen) fordern die teuflischen Kinderspiele ihren blutigen und brutalen Tribut. Die Serienmacher wiederholen sich, fügen aber einige neue Elemente hinzu. Überragend ist die 2. Staffel nicht gerade, aber eines Blickes durchaus wert. Dies schon mal vorab.

                                  Die Serie wurde für Netflix ein phänomenaler Erfolg. Doch nicht alle Fragen wurden nach der ersten Staffel von "Squid Game" beantwortet und blieben offen. Wer waren die superreichen Kunden dieses düsteren Spektakels ? Und wo genau fand dieser Massenmord statt? Auch der Gewinner der ersten Staffel Seong Gi-hun (Jung-Jae Lee), besser bekannt als Teilnehmer 456, möchte diese Rätsel lösen. Obwohl er nach seinem Überlebenskampf extrem reich geworden ist, nagt sein Gewissen. Er kann sich nicht über das Blutgeld freuen und setzt alles daran, die Verantwortlichen aufzuspüren und zu entlarven. Deshalb nimmt Gi-hun wieder am Spiel teil, wieder als Teilnehmer 456, um das Spielgeschehen zu konterkarieren. Sein Preisgeld – Milliarden in südkoreanischer Währung Won (Umrechnungskurs 1 Euro=ca. 1530 Won) – ermöglicht es ihm auch, eine Privatarmee aufzustellen.

                                  Dies ist das neue Element, das die Macher von "Squid Game" ihrer Erfolgsserie hinzugefügt haben. Hat Seong als erfahrener Experte nun bessere Chancen, alle Prüfungen zu bestehen – inklusive einiger neuer Variationen? Aufgrund des Handlungsaufbaus, der Kulissen und der Kostüme sieht "Squid Game 2" unweigerlich fast wie eine Wiederholung der 1.Staffel aus. Doch einige Unterschiede sind da. Dramaturgisch gesehen spielt sich "Squid Game 2" auf zwei Ebenen ab. Neben Gi-huns Spielgeschehen wechselt die 2. Staffel auch regelmäßig zur Rettungsaktion seiner Privatarmee, die jedoch auf verschiedene Weise vereitelt und sabotiert wird. Das steigert die Neugier. Wie effektiv sind aber die Figuren im Hintergrund und können sie Seong und seine Privatarmee stoppen?

                                  Ein großer Unterschied zur ersten Staffel besteht jedoch darin, dass Seong Gi-huns Charakter eine deutliche Entwicklung durchgemacht hat. Anfangs war er ein Spielsüchtiger, der versuchte, seine Schulden auf einen Schlag abzubezahlen. Doch in dieser Fortsetzung hat er sich in einen moralischen Ritter und Strategen verwandelt, der versucht, alle Tricks der anonymen Peiniger zu verstehen und an die anderen Teilnehmer zu verraten. Neu ist auch eine Regel, die hinzugekommen ist: nach jedem Einsatz können die Teilnehmer wählen, ob sie weiterhin ihr Leben riskieren oder sich für das bereits gesammelte Preisgeld entscheiden. Diese Wahl wird von den Veranstaltern betont als demokratisch bezeichnet, tatsächlich verstehen sie es aber perfekt, die Kandidaten zu manipulieren, die Gier anzustacheln, zum weiterspielen zu bewegen und stärker gegeneinander auszuspielen.

                                  Die Hauptattraktion sind jedoch, wie in der 1. Staffel, die Kandidaten. Wieder einmal sind es Pechvögel mit enormen Schulden, für die sie sich zum Teil selbst die Schuld geben. Wieder einmal scheint die Serie einen Mikrokosmos einer Gesellschaft zu zeichnen, die hauptsächlich aus Geldgierigen, Betrügern, Spekulanten, Opfern, Tätern, Gewinnern und Verlierern zu bestehen scheint. Schaut man genauer hin, dann lässt sich durchaus feststellen, dass die Serie auch ein Spiegelbild unserer Gesellschaft ist, indem sie einen kritischen Blick auf die soziale Ungleichheit in den westlich orientierten Ländern wirft. Sie primär als sozialkritisch einzustufen wäre jedoch zu überzogen, denn sie ist schwerpunktmäßig Unterhaltung.

                                  Die Gruppe der Kandidaten ist gemischt. Da ist zum Beispiel ein Krypto-Händler mit der Nr. 333, der auf eine Reihe getäuschter Teilnehmer stößt, die versuchen, ihn zu töten. Am nervigsten ist ein Rapper (Numer230, in Süd-Korea bekannt als Rapper T.O.P. ) mit seinem albernen Konglish, der sein Kapital verloren hat und der einen unsympathischen Charakter darstellt. Es gibt auch einen Transgender mit der Nummer 120 zu sehen, der erst in den späteren Folgen sein wahres Gesicht zeigt. Auffallend sind eine Mutter (Nr.149) und ihr Sohn (Nr.007), ebenfalls hoch verschuldet, die auf diese Weise aus ihrer Misere herauskommen wollen. Ja, und die Spielerin 222, eine bekannte K-Pop-Sängerin spielt eine junge Schwangere, die am “Squid Game” teilnimmt, um für ihr Baby sorgen zu können. Dort trifft sie den Vater ihres ungeborenen Kindes.

                                  Obwohl „Squid Game 2“ buchstäblich und im übertragenen Sinne auf vertrautem Terrain spielt, hält die Serie auf dem Weg dorthin einige Überraschungen bereit. Wem kann man vertrauen und wem nicht? Wer ist z.B. der Spieler mit der Nummer 001 ? Und es kommt zu einigen Wendungen in der Handlung.

                                  Fazit: Nun, wie sieht es mit meiner abschließenden Einschätzung und Punktewertung aus? Naja, der Reiz der Kernidee und des Konzeptes der Serie dürfte zwar nicht ganz, aber weitgehend ausgeschöpft sein. Deshalb hatte ich in der 2. Staffel größtenteils den Eindruck von Wiederholungen. Etwas gravierend Neues bietet ja die 2. Stafel nicht. Aber es gibt immerhin einige neue Elemente, die sie sicherlich anreichern. Die 1. Staffel sorgte ja für viel Aufsehen. Dafür reicht es bei der 2. Staffel nicht. Unter dem Strich ist es keine überragende Fortsetzung, aber schlecht ist keineswegs. Dass es eine weitere Fortsetzung geben wird, ist ja bekannt und angesichts der fulminanten Schlussszenen in der siebten Episode auch unvermeidlich. Denn auch das Team hinter der Serie wird natürlich von der gleichen Gier angetrieben, wie die Teilnehmer des Spiels selbst. Ja, und bei der 3. Staffel bin ich jedenfalls allein schon aus NeuGIER auch dabei.

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                                    smartbo 23.12.2024, 16:10 Geändert 23.12.2024, 16:41

                                    George Bailey (James Stewart) lebt in der fiktiven Kleinstadt Bedford Falls und möchte die Welt sehen und großartige Dinge schaffen. Allerdings zwingen ihn die Umstände, in seiner Heimatstadt zu bleiben und ein Leben zu führen, das er für langweilig hält. Er heiratet seine Jugendliebe Mary (Donna Reed), hat Kinder und versucht als Bankier, das Leben in Bedford Falls für alle ein wenig angenehmer zu gestalten indem er günstige Finanzierungen für Eigenheime anbietet. Doch die Stadt wird von dem hartherzigem Bösewicht Mr. Potter (Lionel Barrymore) beherrscht. Als es George schlecht geht und das Leben ihm nichts mehr zu bieten hat, will George dem Ganzen ausgerechnet am Heiligenabend ein Ende setzen. Doch sein Schutzengel Clarence (Henry Travers), der vom Himmel gesandt wird, möchte seinen Freitod verhindern …

                                    Habe mir diesen Schwarzweiß-Weihnachtsfilm endlich angeschaut, nachdem er schon eine gefühlte Ewigkeit auf dem Vormerk-Zettel stand. Das Warten hat sich auf jeden Fall gelohnt, denn am Ende habe ich einen sehr guten Film gesehen, um das schon mal vorwegzunehmen.

                                    Dieser Klassiker, inszeniert von Frank Capra, ist sicherlich kein kitschiger Film, der er zunächst zu sein scheint, denn die Tonalität ist teilweise recht ernst und grimmig. Ich sehe diese Geschichte als eine Variante von „A Christmas Carol“, in der ein Geist den Protagonisten am Heiligabend besucht. Allerdings ist die gesamte Gestaltung des Films völlig anders. Hier bekommen wir eine sehr ausführliche Einführung, wir sehen, wie Bailey im Alleingang seinen Weg durchs Leben geht, Träume aufgibt und allen anderen hilft. Also anders als es Scrooge getan hat.

                                    Bailey wird von James Stewart großartig dargestellt. Der Film hält geschickt das Gleichgewicht zwischen Trauer, Zweifel, Zuversicht und Fröhlichkeit. Manchmal gibt es auch einen wütenden George zu sehen. Dadurch entsteht ein authentischer Mensch, der glaubwürdig ist und ein ganz normales leben führt. Die Rollen um James Steward herum sind alle gut besetzt. Besonders Donna Reed als Mary meistert ihre Rolle prima und auch Lionel Barrymore als der Bösewicht Potter überzeugt auf ganzer Linie.

                                    Der Erzählstil in der Geschichte ist besonders pfiffig und die Stimme aus dem Off tut ihr übriges und erklärt alles bei Bedarf. Aber erfreulicherweise beschränkt sich der Film bei dieser Stimme auf das Notwendige, um sich umso mehr auf die Atmosphäre, die Handlungsentwicklung und das Schauspiel zu konzentrieren. Die Kameraarbeit ist gut und auch das Pacing ist perfekt, so dass kein Bild zu viel zu sehen ist. Positiv bewerte ich ebenfalls die guten Dialoge sowie die musikalische Untermalung, die nie zu übertrieben eingesetzt wird. Die Szenen am Ende des Filmes mit dem Engel Clarence sind allerdings nach meinem Geschmack emotional etwas zu dick aufgetragen und übertrieben. Dennoch hat dies keinen gravierenden Einfluss auf meine positive Einschätzung. Denn am Ende bietet der Film eine gute Unterhaltung und von Langeweile kann hier keine Rede sein. Und darauf kommt es schließlich an.

                                    Fazit; „Ist das Leben nicht schön“ ist ein gelungener Feel-Good-Film. Er strahlt viel Wärme aus, ohne moralisierend zu wirken oder aufdringliche Botschaften zu verbreiten. Dem Film gelingt es vortrefflich diese Atmosphäre bis zum Ende zu bewahren und den Zuschauer gut zu unterhalten. Er bietet eine amüsante, nicht alltägliche Geschichte, auch wenn das Ende für meinen Geschmack etwas zu schmalzig ausgefallen ist. Und James Stewart ist die perfekte Besetzung für die Rolles des Georges. Alles in allem ergibt das einen guten Film, der einer Empfehlung absolut wert ist.

                                    *** Für alle die Interesse an einer Sichtung haben hier die Sendehinweise:
                                    Arte, Mo. 23.12.2024 20:15–22:20
                                    Arte, Mi. 25.12.2024 00:50–02:55

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                                      Andy (Bill Pullman) und Tracey (Nicole Kidman) führen in Massachusetts ein beschauliches Leben, haben beide gute Jobs und ein schönes Zuhause. Nur Kinder fehlen noch zum perfekten Glück. Als Tracey glaubt, sie sei schwanger, muss sie operiert werden. Dabei begeht der Chirurg Jed Hill, (Alec Baldwin), Andys langjähriger Freund, einen schwerwiegenden medizinischen Fehler. Danach überschlagen sich die Ereignisse …

                                      Stark gespielter Thriller voller Wendungen, über die man im Nachhinein nicht groß nachdenken muss. Die ersten vierzig Minuten des Films entwickeln sich wie ein konventioneller Thriller, in dem die Anwesenheit eines Serienvergewaltigers und Mörders auf dem Campus, in dem Andy Dekan ist, den Eindruck erweckt, dass dies der rote Faden ist. Dann, nachdem Tracy sich einer Notoperation unterzogen hat, häufen sich die Überraschungen und die Handlung dreht sich in mehr Wendungen als in einer Achterbahnfahrt. All diese Entwicklungen sind nicht immer ganz glaubwürdig, aber das Ganze wird mit gutem handwerklichem Geschick präsentiert. Was die Handlung angeht, gibt es nicht viel mehr zu sagen, ohne zu viel zu verraten. Sie ist aber gut aufgebaut, soviel sei gesagt.

                                      Die Inszenierung ist gut, ebenso die musikalische Untermalung. Von den drei Hauptdarstellern schneiden vor allem Baldwin und Kidman besonders gut ab. Baldwin gibt sein Bestes als egozentrischer Chirurg Jed Hill, in einer Rolle, die wie für ihn gemacht zu sein scheint. Und Nicole Kidman als Tracy bietet ebenfalls eine starke Leistung. Der einzige, der im Vergleich dazu etwas blass rüberkommt, ist Bill Pullman in der Rolle des Andy. Vielleicht hängt das mit der Rolle zusammen, denn auch er ist ein erstklassige Schauspieler. Was dem Film das gewisse Etwas verleiht, sind die Leistungen von George C. Scott und Anne Bancroft, die in kleinen Nebenrollen glänzen. Ja, und auch Gwyneth Paltrow als Studentin ist in einer winzigen Rolle dabei, fällt aber nicht besonders auf.

                                      Fazit: Ein aus meiner Sicht sehenswerter Film, der ausreichend Spannung bietet und von Anfang bis Ende unterhaltsam ist. Und auch wenn man hier allerlei Thriller-Klischees sieht und es wenig Neues gibt, ist „Malice“ sicherlich für eine einmalige Sichtung einer Empfehlung wert.

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                                        smartbo 11.12.2024, 10:40 Geändert 12.12.2024, 08:57

                                        Für die Vorweihnachtszeit habe ich diesen skurrilen und originellen japanischen Animations-Weihnachtsfilm ausgesucht. Die Handlung basiert lose auf der Weihnachtsgeschichte „Three Godfathers“ von Peter B. Kyne, deren bekannteste Verfilmung von John Ford aus dem Jahr 1948 „Spuren im Sand“ ist. Diese eigenwillige Anime-Verfilmung von dem Animationskünstler Satoshi Kon hat aber keinen allzu sentimentalen Kern, wie viele andere Weihnachtsfilme. Sie handelt von Obdachlosen, die sich hassen und prügeln. Aber dann wird es mit viel Herzblut und Humor abwechselnd mal dramatisch, mal lustig, mal emotional …. Und das soll ein Weihnachtsfilm sein? Ja, ein etwas anderer Weihnachtsfilm. Er bietet eine sehr unkonventionelle Geschichte mit absonderlichen Charakteren, in der Drama und schwarzer Humor Hand in Hand gehen.

                                        Worum geht es? Der Anime-Film spielt in Tokio und handelt von drei Obdachlosen: Gin, einem Alkoholiker, der aufgrund seiner Spielsucht seine Familie verloren hat, Hana, einer Transfrau, die früher in einer Schwulenbar arbeitete, und Miyuki, einer entlaufenen Tochter eines Polizisten im Teenageralter. Die drei finden am Heiligenabend ein weinendes neugeborenes Mädchen in einer Müllhalde. Sie nennen das neue „Familienmitglied“ Kiyoko. Was sollen sie tun? Das Kind in ein Waisenhaus bringen? Zur Polizei? Sie beschließen, nach den Eltern des Kindes zu suchen, was zu bizarren und aufregenden Abenteuern im unwirtlichen Tokio führt bei denen sie auf Gewalt und Diskriminierungen treffen ...

                                        Gin, Hana und Miyuki sind drei Außenseiter, die unter schwierigsten Umständen zueinander gefunden haben. Sie sind notgedrungen zusammen gekommen, und das was sie eint, ist der Selbsthass. Alle drei haben aufgrund Ihrer Vergangenheit das Gefühl, dass sie es verdienen, obdachlos zu sein. Die Menschen um sie herum scheinen diese Gefühle nur zu verstärken. In der U-Bahn werden sie wegen ihres Geruchs ständig wütend angeschaut. In Geschäften werden sie aufgefordert, das Geschäft zu verlassen. Nachts gibt es Gruppen junger Leute, die zum Spaß Jagd auf Obdachlose machen und sie verprügeln. Die Stadt, in der Gin, Hana und Miyuki leben, ist für sie gefährlich. Dennoch versinkt der Film nicht in Trübsal, denn die Ereignisse sind mit passenden humorigen Akzenten gefärbt. Und trotz ihrer schwierigen Lage ist es für die drei Obdachlosen selbstverständlich, sich fürsorglich um das Baby zu kümmern.

                                        Die Beziehung zwischen den drei exzentrischen Obdachlosen weist alle Merkmale einer kaputten Familie auf. Sie streiten ununterbrochen und greifen sich auch physisch an, aber selbst in den schwierigsten Zeiten wissen sie, dass sie sich aufeinander verlassen können. Die Charakterisierung dieser Protagonisten erzeugt im Film den größten Eindruck. Nach und nach lernt man die drei Obdachlosen immer besser kennen und aus den Lumpen kommen sympathische Menschen hervor. Der Anime porträtiert seine liebenswerten Charaktere so glaubwürdig, dass man schnell vergisst, dass es sich um einen Zeichentrickfilm handelt. Sowohl die Charaktere als auch die Handlung machen einen sehr authentischen Eindruck. Je länger man zuschaut, desto mehr glaubt man, es sind reale Kulissen und eine echte Handlung. Und das ist ein großes Kompliment, das man einem Anime machen kann.

                                        Der Film strotzt nur so vor Energie und legt viel Wert auf kleine Details. Von den dezent gezeichneten Gesichtsausdrücken über die stimmungsvollen, verschneiten Aufnahmen der Metropole Tokio bis hin zu den unzähligen subtilen Augenzwinkern. Der Film strahlt eine gewisse Selbstironie aus, verfällt aber nie ins Alberne. „Tokyo Godfathers“ entwickelt eine echte Sympathie zu seinen Charakteren und behält diesen Fokus während des gesamten bizarren Handlungsverlaufes. Die Tatsache, dass diese Charaktere den Zuschauer in einem Moment zum Lachen bringen und im nächsten Moment emotional bewegen, zeugt davon, wie gut der Anime inszeniert ist.

                                        Die einzige kleine Schwäche ist, dass viele Ereignisse im Verlaufe der Handlung mit einem hohen Grad an Zufall geschehen. Durch reinen Zufall findet das Trio ein Baby im Müll, was sie auf einen Weg führt, der voller Zufälle ist. Normalerweise werte ich dies als Schwäche in der Handlung ab. Aber angesichts dessen, dass der Film so gut und so einnehmend ist, verzeihe ich diese Holprigkeit sehr gerne und lasse sie bei der Wertung außer Acht. Das wäre meckern auf hohem Niveau.

                                        Fazit: Ein sehr starker, kreativer und origineller Anime und auch einer der besten Nicht-Ghibli-Anime-Filme, die ich gesehen habe. „Tokyo Godfathers“ zieht den Zuschauer rasch in seinen Bann. Von Langeweile kann keine Rede sein. Die Animation ist auf höchstem Niveau, die eigenwilligen Charaktere sind gut entwickelt, die musikalische Untermalung ist perfekt und der Mix aus dramaturgischen Akzenten und humorigen Momenten ist perfekt dosiert. Das ergibt am Ende einen gelungen und absolut sehenswerten Film. Top. Daumen hoch.

                                        * Für alle, die Interesse an einer Sichtung haben hier die Sende-Infos:
                                        ZDF-Mediathek, bis zum 15.12.2024:
                                        https://www.zdf.de/filme/spielfilme/tokyo-godfathers-100.html
                                        ZDF Neo Do. 19.12.2024 23:10–00:35
                                        ZDF Neo So. 22.12.2024 02:25–03:50

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                                          smartbo 08.12.2024, 09:44 Geändert 08.12.2024, 13:29

                                          Wir sind im Jahr 1977 in einem fiktiven Staat. Nach der Ermordung des neu gewählten Präsidenten weigert sich eines der Mitglieder des Untersuchungsausschusses, den Abschlussbericht zu dem Attentat zu unterzeichnen. Der Staatsanwalt Henri Volney (Yves Montand) verlangt, dass die Ermittlungen erneut durchgeführt werden, weil er Unregelmäßigkeiten feststellt. Er hegt ernsthafte Zweifel an der „Einzelgänger-Theorie“, die das Komitee durchsetzen wollte. Volney stößt mit seinem Team bei den folgenden Ermittlungen auf Ungereimtheiten und politische Verstrickungen …

                                          Der Film macht einen etwas veralteten Eindruck, und auch die Inszenierung ist eher klassisch und bietet nichts Neues. Dennoch hat er mich positiv überrascht und kann als Vorfahre von Oliver Stones Werk „JFK“ angesehen werden. Der Film ist in der Tat eindeutig von der Ermordung Kennedys inspiriert und man gewinnt fast den Eindruck, Zeuge einer Rekonstruktion der damaligen Zeit zu sein. Der Film bietet eine fast schon beängstigende Atmosphäre, die mit perfekt eingesetzten Bühnenbildern und mit bedrückender Musik von Ennio Morricone und partiell von einer ohrenbetäubende Stille aufgebaut wird. Der Film gipfelt in einem in jeder Hinsicht außergewöhnlichem Finale, das sich logischerweise jedem Happy End verweigert.

                                          Die gute Besetzung wird von einem sehr überzeugenden Yves Montand angeführt, den ich bisher kaum gekannt habe. Montand beweist jedoch mit diesem Film, dass er ein guter Schauspieler ist. Es gibt viele Charaktere zu sehen, die teilweise recht kurze Auftritte haben, er aber ist der rote Faden des Films. Die Handlung ist überzeugend aufgebaut. Im Mittelpunkt steht eine packende Untersuchung, die durchgehend Spannung liefert. Angereichert ist der Handlungsablauf mit Wendungen, Überraschungen und sehr klaren Dialogen. Kurz gesagt: Auf diesem Niveau gibt es keinen Grund zu meckern, es ist ein solides und handgemachtes Kino. Man sollte allerdings keine fulminante Action erwarten, da es sich um einen Thriller handelt, der sein Augenmerk primär auf Realismus setzt.

                                          „I wie Ikarus" ist vor allem eine heftige Gesellschaftskritik und Kritik an den Machenschaften der Polit-Akteure, die sich nicht im geringsten um die Moral kümmern. Dabei agieren sie mit den Instrumentarien der Verängstigung und Verleumdung und zählen -mit medialer Unterstützung- auf den Gehorsam des Volkes und ihre Unterwerfung unter ihre Autorität. Zu sehen ist die missbräuchliche und undemokratische Instrumentalisierung des Geheimdienstes durch die Regierenden, um die politischen Gegner zu bekämpfen. Die Ähnlichkeit zu Heute ist mehr als frappierend.

                                          Mit klarer Eindeutigkeit wird die gesellschaftliche und politische Funktionsweise geschildert. So zeigt der Film, wie Menschen, die bereit sind, unkritisch den politischen Autoritäten zu gehorchen, dazu in der Lage sind, anderen makellosen und unschuldigen Menschen Schaden zuzufügen, ohne sich schuldig zu fühlen. Wie erwähnt, hat der Film viele Bezüge zu Heute und ist daher aktueller denn je.

                                          Fazit: Alles in allem komme ich zu dem Schluss, dass „I wie Ikarus“ ein starker Polit-Thriller aus den 70ern ist, inszeniert mit einem überzeugend aufgebauten Szenario und mit einer hochwertigen Besetzung. Yves Montand ist in seiner Rolle hervorragend, Das Ergebnis ist ein bis heute noch relevanter und sehenswerte Film, der nicht nur politisch Interessierten einer Empfehlung wert ist. Daumen hoch.

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                                            smartbo 01.12.2024, 09:53 Geändert 01.12.2024, 10:00

                                            Wir sind im Jahr 1916 in Neu-England. Eine Mordserie an jungen Frauen, die alle auf die eine oder andere Weise eine Behinderung haben, greift um sich. Die hübsche Protagonistin Helen (Dorothy McGuire) arbeitet als Dienstmädchen auf einem Landsitz in einem wohlhabenden Haushalt und hat aufgrund eines traumatischen Erlebnisses ihre Stimme verloren. Sie betreut die bettlägerige Witwe Mrs. Warren (Ethel Barrymore, eine Tante von Drew Barrymore). Mrs. Warren ist besorgt und will Helen retten. Aufgrund ihrer Behinderung könnte Helen dem geistesgestörten Mörder zum Opfer fallen. Dass es tatsächlich so sein könnte, verrät der Film schon am Anfang …

                                            Es ist ein guter Film Noir, ein Psychothriller mit einem Hauch Horror. Der Film bietet dem Zuschauer die Gelegenheit, die unterschiedlichsten Charaktere und ihre Beziehungen zueinander kennenzulernen, um die Identität des Mörders zu erraten. Es sind der Professor Alber Warren (George Brent), der freundliche junge Hausarzt Dr. Parry Ganz (Kent Smith), die Söhne von Mrs. Warren Albert (George Brent) und Steve (Gordon Oliver) sowie das Haushälterehepaar Oates.

                                            Klassisch wird den Charakteren ein fragwürdiger Ruf zugeschrieben, eine effektive Methode, die Aufmerksamkeit auf mehrere Mordverdächtige zu lenken. Meiner Meinung nach sind die Charaktere etwas zu sehr karikiert, aber das sieht man in Filmen aus dieser Zeit oft. Die Szenen, in denen die Augen des Killers mit einem lüsternem Blick zu sehen sind und die kurzen POV-Aufnahmen, sorgen dafür, dass die Aufmerksamkeit nicht nachlässt. Das Schauspiel ist etwas zu übertrieben, aber das entspricht ja der damaligen Zeit und spielt bei der meiner Wertung eine untergeordnete Rolle.

                                            Die Entlarvung des Mörders erfolgt am Ende des Films. Es ist wirklich keine Überraschung. Doch das ist nicht der aufregendste Teil des Films. Die größte Spannung wird auf dem Weg dorthin erzeugt. Ein Weg, der mit einer guten Kameraarbeit und einer bedrückenden Atmosphäre gepflastert ist. Robert Siodmaks vorzügliche Kinematografie bietet immer wieder ein grandioses dramaturgisches Spiel mit Licht und Schatten. Ein Spiel, das perfekt zum Hauptschauplatz des Films passt, einem großen und düsteren Herrenhaus mit Treppen, Korridoren, einer Vielzahl von Türen und Räumen. Für den Film eine perfekte Umgebung.

                                            Fazit: der bietet eine recht unterhaltsame Geschichte. Die Stärke des Films liegt im Setting und der gelungen finsteren Atmosphäre. Ein altes Landhaus, umgeben von Donner und Dauerregen. "Die Wendeltreppe" ist kein Überflieger, aber für Freunde von alten gruseligen Noir Filmen sicherlich einer Sichtung wert.

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                                              smartbo 29.11.2024, 11:07 Geändert 29.11.2024, 11:09

                                              Die Ratte Remy hat ein Gespür für ein leckere Essen und großes Interesse am Kochen. Müll, wie seine Artgenossen, mag er nicht. Der große Koch Gusteau , der in Paris ein Lokal betreibt, ist sein Vorbild ist. Nach dem Tod Gusteaus verliert das Restaurant seinen guten Ruf. Bald findet sich Remy in Gusteaus Restaurant wider. Nicht nur aus Liebe zu gutem Essen, sondern auch, weil er unbedingt selbst Spitzenkoch werden möchte. Als der tollpatschige Küchenjunge Linguini Remys Talente entdeckt, ist das die Chance für die Ratte, ihren Traum wahr werden zu lassen. Linguini und Remy arbeiten dann zusammen und versuchen, Gusteaus Restaurant wieder zu seinem alten Glanz zu verhelfen …

                                              Es ist ein weiterer einzigartiger Zeichentrickfilm aus dem Hause Pixar. „Ratatouille“ erzählt eine bezaubernde Märchengeschichte, in der eine Ratte die Hauptrolle spielt. Eine Ratte als Koch, das ist wahrlich crazy und absolut originell. Das schöne an dem Film ist, dass er unglaublich kreativ ist und mit so viel Fantasie erzählt wird. Und eben in einer Fantasie ist natürlich alles möglich, auch eine Ratte, die sich als Meisterkoch entpuppt. Mit beeindruckenden Animationen haben die Leute von Pixar die Stadt Paris in eine märchenhafte Kulisse für diese Geschichte verwandelt. Es ist kaum zu glauben, dass es sich hierbei um eine Animation handelt, die von einem Computer stammt. Ein Bild mit so vielen Details, so viel Farbe, so viel Atmosphäre und vor allem so schön filmisch präsentiert. Toll gemacht.

                                              Die Charaktere der Geschichte bieten eine gute Mischung unterschiedlicher Charaktereigenschaften. Der junge Linguini, der so wunderbar tollpatschig ist, die resolute Colette, die Linguini mit Rat und Tat zur Seite steht, der pedantische Skinner, der als Bösewicht dem kleinen Jüngling zum Glück nicht allzu unheimlich vorkommt. Da ist natürlich noch Remy, der zum großen Helden wird. Es gibt noch mehr lustige Charaktere, wie Emile, Remys dicken Bruder, seinen Vater Django, den sauren Kritiker Anton Ego und Remys gesamte Rattenfamilie. Die gelungene Atmosphäre des Films wird durch einen schönen Soundtrack untermalt. Die Musik wurde für einen Grammy Award nominiert.

                                              Fazit: Pixar hat mit „Ratatouille“ einen einzigartigen märchenhaften Computeranimationsfilm geschaffen, der nie das Gefühl vermittelt, eine Computeranimation zu sein, sondern sonderbar real wirkt und so viel Spaß bereitet. Es ist eine ausgezeichnete stimmungsvolle Erzählung, eine tolle Unterhaltung und für jeden Animationsliebhaber ein Muss.

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                                                smartbo 26.11.2024, 16:55 Geändert 27.11.2024, 10:49
                                                über Ripley

                                                *** Leichte Spoilerwarnung für diejenigen, die die Geschichte „Der talentierte Mr. Ripley“ von Patricia Highsmith nicht kennen ***

                                                Die Handlung ist in den 1960er Jahren angesiedelt. Tom Ripley (Andrew Scott), der in New York vom Trickbetrügereien lebt, wird von einem ihm unbekannten Mann für viel Geld mit dem Auftrag angeheuert, seinen Sohn Dickie (Johnny Flynn) in Italien aufzuspüren und ihn dazu zu bewegen, nach Hause zu kommen. Er findet Dickie, der sich in der fiktiven Küstenstadt Mongibello gut gehen lässt. Seine Freundin „Marge“ Sherwood (Dakota Fanning) wohnt in der Nähe. Als Tom den prunkvollen Lebensstil Dickies sieht, kommt er aber auf finstere Gedanken …

                                                Es ist eine Adaption des Buchs „Der talentierte Mr.“ Ripley“ von der Autorin Patricia Highsmith, das schon 1999 verfilmt wurde. Diese achtteilige Miniserie verfolgt einen Neo-Noir-Ansatz, der sofort auffällt, da alles in düsterem Schwarzweiß gefilmt ist. Im Laufe der Geschichte kann man die vortrefflich eingefangenen Kulissen Italiens der 60er Jahre genießen, während gleichzeitig die Täuschungsmanöver zunehmen. Vor allem die nächtlichen Bilder der engen Gassen, Treppen und alten Häusern passen perfekt zu der Handlung und der finsteren Stimmung.

                                                Die Komplexität der Figur Tom macht sie zu einer anspruchsvollen Rolle. Aber Andrew Scott porträtiert Tom Ripley vortrefflich. Ein Betrüger erster Güte, der dennoch zumindest auf den ersten Blick charmant und aufrichtig wirkt. Nachdem er sich mit dem wohlhabenden Dickie Greenleaf angefreundet hat, ist Tom von ihm und seinem luxuriösen Lebensstil besessen. Was folgt, ist ein kompliziertes Geflecht aus Lügen und Manipulation. Tom wird immer mehr in sein betrügerisches Spiel verwickelt, um Dickies Identität aufrechtzuerhalten, die er annahm. Die Inszenierung ist top. Bemängeln könnte man allerdings, dass die Serie mit 8 Folgen etwas zu lang ist. Eine Kürzung auf 5 Episoden und eine etwas kompaktere Schilderung von Szenen, die teilweise in die Länge gezogen wurden, würden den positiven Eindruck noch weiter stärken. Das aber ist eine gemäßigte Kritik auf hohem Level, denn sie schmälert nicht meine insgesamt sehr gute Einschätzung.

                                                Die herausragende musikalische Untermalung, zusammengestellt von Jeff Russo, fällt sofort auf und ist sehr originell. Jeff Russo zeichnete verantwortlich auch für die Musik in der ähnlich skurrilen Serie Fargo. Doch im Gegensatz zu dem oft angewandten Kniff, dass spannende Szenen mit Hintergrundmusik untermalt werden, verzichtet die Serie gänzlich darauf, was sich allerdings nicht nachteilig auswirkt, sondern im Gegenteil die Spannung stärkt. Ebenfalls ausgezeichnet ist die Kamera von Robert Elswitt, die intelligent aus den verschiedensten Perspektiven eines heimlichen Voyeurs die Bilder einfängt und die düstere Atmosphäre untermauert.

                                                Im Laufe der Handlung kommt deutlich Toms wahres Gesicht zum Vorschein, und er muss alles tun, um sein Doppellebens aufrechterhalten. Das steigert die Spannung. Daraus ergibt sich auch der fesselnde Aspekt der Serie: der Zuschauer beobachtet, wie Tom versucht, den Leuten, die den „echten“ Dickie kennen, immer einen Schritt voraus zu sein. Dies führt auf einen Weg voller Verbrechen und sogar Mord.

                                                Die kriminellen Machenschaften von Tom Ripley sind teilweise mit schwarzem Humor versehen. Der Handlungsablauf macht phasenweise im positiven Sinne einen bizarren Eindruck, ähnlich wie in der brillanten Serie Fargo. Tom ist ein Charakter, der seine Lösungen regelmäßig improvisieren muss, was zu unvorhersehbaren Situationen führt, in denen man sieht, wie er sich ungeschickt abmüht. Beispielsweise damit, eine Leiche loszuwerden. Dennoch bleibt Tom aufgrund seiner Kälte ein psychopathisches Individuum, das zu faszinieren versteht. Langsam aber sicher übernimmt der Psychopath die Kontrolle, was Andrew Scotts tolle Leistung umso bemerkenswerter macht. Ja, die Serie hat alles, was eine Serie zum Binge-Watching braucht.

                                                Fazit: „Ripley“ ist eine sehr gute Serie, einnehmend und inhaltlich gut durchdacht. Die Handlung präsentiert gekonnt ein kniffliges Netz aus raffinierten Lügen, Täuschung und Manipulation. Ähnlichkeiten zu der Serie Fargo sind unübersehbar. Die Schwarz-Weiß-Bilder passen perfekt zu dem Krimi und stärken die düstere Atmosphäre. Und auch die schauspielerischen Leistungen sind auf hohem Niveau. Ja, es ist eine sehenswerte Serie, die in Anbetracht der derzeitigen Flaute auf dem Serienmarkt angenehm überrascht.

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                                                  smartbo 24.11.2024, 09:26 Geändert 24.11.2024, 09:59

                                                  Die Handlung ist recht einfach: eine junge Frau, Iris (Kelsey Asbille), wird in einer abgelegenen Landschaft von dem Serienmörder, Richard (Finn Wittrock) entführt. Er injiziert ihr eine Droge, die sie allmählich lähmt. Ihr Körper wird immer schwächer. Sie muss vor dem psychopathischen Killer fliehen, bevor sie ganz gelähmt ist und ihm zum Opfer fällt …

                                                  Der Serienmörder verfolgt sie erbarmungslos und lässt sich durch nichts aufhalten. Stark ist Finn Wittrock als gruseliger Killer Richard, der gleichzeitig ein freundlicher und charmanter Mann ist. Finn Wittrock, ein zu Unrecht so unbekannter und für mich exzellenter Schauspieler, hat u.a. in der 2. Staffel von American Crime Story „The Assassination of Gianni Versace“ gespielt und auch da eine hervorragende Leistung geboten. Der Charakter Richard hat zwei Gesichter: er führt eigentlich ein unauffälliges Leben und tötet in seinem zweiten Leben hilflose Frauen. Indem er seine Körperhaltung und Stimme leicht verändert, verändert er seine Persönlichkeit auf unheilvolle Weise, was beim Zuschauer Gänsehaut hervorruft.

                                                  "Don't Move" ist ein Thriller, in dem die kleinsten subtilen Szenen für die aufregendsten Momente sorgen. Das Opfer Iris ist die meiste Zeit des Films fast gelähmt. Sie ist völlig hilflos und die Panik ist nur in ihren Augen zu sehen. Kelsey Asbille spielt ihre Rolle vortrefflich. Ihr Schauspiel packt den Zuschauer und erzeugt ein beklemmendes Gefühl. Während sie langsam wieder ein kleines Gefühl in ihrem Körper entwickelt, zeigen Nahaufnahmen ihre Fingerbewegungen und ihre Atmung wird regelmäßiger. Das erzeugt eine stärkere Wirkung als eine lautstarke fulminante Actionszene oder eine spektakuläre Verfolgungsjagd.

                                                  Das bedeutet nicht, dass es in „Don't Move“ keine Action gibt . Es wird tatsächlich gekämpft und auch die Verfolgungsjagd sorgt für genügend Spannung. Bei dem Film handelt es sich weitgehend um einen klassischen Thriller, der sich den gängigen, bekannten Kniffs bedient, der aber versucht, mit der Prämisse so unvorhersehbar wie möglich zu sein. Die Zeit schreitet unerbittlich voran. Langsam gewinnt Iris ihr Körpergefühl zurück, aber gelingt es ihr zu entkommen? Und auch für den Serienmörder tickt die Uhr, denn sein Plan scheint völlig schief zu gehen und er muss ständig improvisieren, was ihn immer mehr in Schwierigkeiten bringt.

                                                  Fazit: „Don't Move“ ist ein minimalistischer Thriller, der wenig braucht, um viel zu bieten. Darin liegt die Stärke des Filmes. Es ist kein Film, der das Rad neu erfindet und wirklich etwas Innovatives schafft, aber die einzigartige Prämisse, die fesselnde Inszenierung und die starken Hauptdarsteller sorgen 1 ½ Stunden lang für genügend Gänsehautmomente und Spannung.

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                                                    smartbo 21.11.2024, 15:55 Geändert 21.11.2024, 17:56

                                                    In dieser Satire, die in nahmen Zukunft spielt, schildert der Film im authentischem Stil eine politische Entwicklung, die damals zum Zeitpunkt des Drehs im Jahr 1997 höchst unwahrscheinlich schien, aber angesichts all dessen, was heute passiert, erschreckend prophetisch wirkt. Der Gouverneur von Idaho (Beau Bridges) beschließt, entgegen der Entscheidung des amerikanischen Präsidenten (Phil Hartman), die Staatsgrenzen für Einwanderer und Kinder aus Pakistan zu schließen. Der Präsident beschließt aufgrund dessen, dem Rat von Jack Buchan (James Coburn) und seinen Beratern zu folgen und schickt die US-Armee an die Grenze von Idaho.

                                                    Die Medien konzentrieren sich auf die daraus resultierende Krise, die zu einem neuen Bürgerkrieg führt. Der Film ist als Sendung des Senders NewsNet im CNN-Stil mit einer Vielzahl von Kurznachrichten, Videoclips und Kommentaren konzipiert. Er konzentriert sich nicht nur auf die fiktionalen Ereignisse und auf die noch frischen Erinnerungen an den Golfkrieg, sondern auch auf die Verwandlung von Nachrichten in Spektakel und Show.

                                                    Es ist ein politisch unkorrekter und subversiver Film. In dieser Satire verspottet der Film das permanent gestörte Verhältnis zwischen Medien und Politik. Er entwirft ein reales Szenario, in dem gegenseitige Hetze letztendlich zum Ausbruch eines neuen amerikanischen Bürgerkriegs führt. Heute macht der Film einen fast vorausschauenden Eindruck, insbesondere die Art und Weise, wie Politiker und Medien sich gegenseitig in ihrer Hysterie hineinsteigern und die Menschen an der Nase herumführen und belügen.

                                                    Der Film beleuchtet auf eine sarkastische aber real wirkende Weise den Kriegergeist des amerikanischen Volkes, das Migrationsproblem, den Mangel an gesundem Menschenverstand auf allen Ebenen, die populistischen Politiker bei den Demokraten und Republikanern, die auf Eigennutz ausgerichteten Ratschläge von Lobbyisten sowie im ganz besonderem Ausmaß die Macht der manipulativen Medien.

                                                    Natürlich wird auch kritisch der latente Rassismus angesprochen. Der heutiger, derzeit herrschender Rassismus ist jedoch leider noch perfider geworden, denn er ist vielfältiger und richtet sich immer häufiger auch gegen die Weißen. Die Frage, welche Art des Rassismus übler ist, der gegen die Schwarzen oder gegen die Weißen, sollte sich jedoch jedem rational denkenden Menschen und einem wahren Antirassisten nicht stellen, denn die sind alle gleich schlimm und sollten in unserer Gesellschaft keinen Millimeter Platz haben. Das Postulat, dass alle Menschen gleich sind, sollte fest und unabdingbar in jeder Gesellschaft verankert werden.

                                                    Der Film hat ein paar Startprobleme, da zu viele Charaktere und Handlungsstränge präsentiert werden. Aber danach macht diese Satire noch mehr Spaß. Das einzige Manko des Films sind die schwachen Charaktere, etwa die Figur des alten weisen Journalisten (James Earl Jones). Das spielt jedoch keine entscheidende Rolle, denn die eigentliche Hauptfigur im Film ist der gesellschaftlicher Hintergrund, der in der Handlung so eindrucksvoll gezeichnet wird, also die Gesellschaft, die Medien und die politische Klasse. Der Film durchbricht alle diese Kategorien mit einer grotesken Satire und stellt all ihre Widersprüche, Heucheleien und Verlogenheiten dar.

                                                    Der einflussreiche Sender NewsNet verbreitet im Film absurde Botschaften. Den unredlichen Politikern geht es nur darum, mit politischen Tricks ihre Karriere aufrechtzuerhalten. Ja, und schließlich schildert der Film eine zutiefst gespaltene Gesellschaft, in der nur ein kleiner Zündfunke genügt, um einen Bürgerkrieg auszulösen, in dem sich die linken Liberals/Demokraten und die rechten Republikaner an die Gurgel gehen. Der Bezug zu den heutigen Ereignissen in den USA ist erschreckend real. Parallelen und Ähnlichkeiten mit der gegenwärtigen Situation in Deutschland auf der gesellschaftlichen und politischen Ebene sind wahrlich nicht von der Hand zu weisen.

                                                    Fazit: es ist ein großartiger, politisch unkorrekter Film und meines Erachtens ein starker Vertreter in diesem Genre. Die Satire ist gelungen und obwohl der Film vor über zwei Jahrzehnten produziert wurde, verliert er im Verlauf der Handlung nie seinen realen Bezug zu Heute, was dazu führt, dass man sich während der Sichtung fragt, ob es tatsächlich eine Fiktion ist. Alles in allem: meine Empfehlung. Das Prädikat „ausgezeichnet“ hat der Film absolut verdient. Und sehenswert ist er nicht nur für politisch Interessierte in jedem Fall.

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