smartbo - Kommentare

Alle Kommentare von smartbo

  • 6 .5
    smartbo 29.09.2024, 09:09 Geändert 29.09.2024, 09:14

    Der Film basiert auf einer Kurzgeschichte von Edgar Allan Poe aus dem Jahr 1842. Worum geht es? Wir sind im 16. Jahrhundert. Francis Barnard (John Kerr) reist nach Spanien, als er erfährt, dass seine Schwester Elizabeth gestorben ist. Ihr Mann, Nicholas Medina, (Vincent Price), der ein abgelegenes Schloss bewohnt und der Sohn des berüchtigten Inquisitors ist, erzählt ihm, dass sie an einer Blutkrankheit gestorben ist. Doch Francis ist misstrauisch und glaubt ihm nicht. Nach einigen Nachforschungen findet er heraus, dass es extreme Angst war, die sie getötet hat, und dass sie möglicherweise lebendig begraben wurde. Dann passieren mysteriöse Dinge in der Burg …

    Der Regisseur Corman schafft es, mit gelungenen Bildern, Kostümen und dem Setting eine eigene, einzigartige Welt zu erschaffen, die gut zu der düsteren Geschichte passt. Die Eröffnungsszenen bieten einen Rahmen für das, was noch kommt. Eine dunkle Burg auf den Klippen am Meer, das Rauschen der Wellen, die auf die Felsen schlagen, Nebel, das Rascheln des Windes rund um die Burg, Regen und Gewitter, die Silhouette der Burg, die sich vor dem dunklen Himmel abhebt. Um es noch düsterer zu machen sieht man im Inneren der Burg Katakomben, alte Folterkammern mit Folterinstrumenten, geheime Räume, Spinnennetze, gotische Dekorationen in den verschiedenen Räumen und lange Korridore, die spärlicher beleuchtet sind. Das sind die Elemente, die gut und ansprechend gestaltet sind, um eine finstere Atmosphäre zu erzeugen.

    Angesichts der Geschichte von Nicholas Medina Eltern, die in einer Rückblende geschildert wird, nimmt der weitere Verlauf der Ereignisse dann eine teilweise vorhersehbare Wendung, die jedoch durchaus überzeugend umgesetzt wird und die die hervorgerufene Spannung und das Grauen nicht beeinträchtigt. Der Horror wirkt etwas veraltet, aber er sorgt auch ohne blutiger Szenen für einige durchaus gelungene Momente. Im Mittelpunkt steht die Schaffung einer düsteren Atmosphäre mit einer sich anbahnenden bedrohlichen und unvermeidbaren Katastrophe. Wermutstropfen sind die vielen und teilweise langwierigen Dialoge, die partiell langatmig und etwas richtungslos wirken. Das beeinträchtigt jedoch die gelungen Atmosphäre nur mäßig.

    Der Horror-Veteran Vincent Price macht seinen Job wie gewohnt routiniert und vortrefflich. Er stellt den nervösen und mit Schuldgefühlen überladenen Nicholas Medina überzeugend dar. John Kerr spielt den mit nachforschenden Francis Barnard etwas übertrieben. Er nimmt eine eher aggressive Haltung ein, was nicht gerade dazu beiträgt, Sympathie für seine Figur zu wecken. Beeindruckend ist der Auftritt von Barbara Steele In der Rolle der Elisabeth, auch wenn sie nur kurz zu sehen ist.

    Fazit: Ein alter Film aus den 60er Jahren von Roger Corman und Vincent Price. Die beiden haben unzählige Geschichten von Edgar Allen Poe verfilmt. Für eingefleischte Fans des Horrorgenres, wird dieser Old-School-Horror vielleicht etwas enttäuschend ausfallen. Aber für diejenigen, die sich gerne auch mal die alten Horror-Filme gerne anaschauen, sorgt er für ein gelungenes Vergnügen. Ja, es dauert einige Zeit, bis das Pendel ankommt, aber es lohnt sich. Insbesondere beeindruckend ist die nur mit Handarbeit und ohne CGI-Effekt geschaffene finstere Atmosphäre, die bestens zu der Geschichte von Edgar Allen Poe passt. Ein Film, der nicht gerade vom Hocker haut, mir hat er aber eine stimmungsvolle Unterhaltung geboten und war einer Sichtung wert.

    19
    • 4 .5
      smartbo 27.09.2024, 10:00 Geändert 27.09.2024, 12:17

      Nanna (Trine Dyrholm) ist geschieden und hat sich von ihrer Tochter Cille (Flora Ofelia Hofmann Lindahl) entfremdet. Um ihr wieder näher zu kommen, lädt sie ihre Tochter und ihre Freundin Lea (Maja Ida Thiele) zu einer Kreuzfahrt ein. Die Reise in die Karibik findet anlässlich Cilles 18. Geburtstag statt. Doch der Traumurlaub wird zum Albtraum …

      In dem Thriller-Drama aus Dänemark geht es um die Beziehung zwischen einer Mutter und einer Tochter. Eine Beziehung, die schlecht ist und die durch ein unangenehmes Ereignis noch schlechter zu werden droht. Die coole Mutter ist sehr darauf bedacht, die Bindung zu ihrer Tochter zu verbessern. Das ist aber nicht ganz einfach. Sie verhält sich nicht gerade wie eine vorbildliche Mutter. Sie ist keine sympathische Figur, aber ihr Charakter ist interessant. Der Film beginnt als Familiendrama und setzt nach dem unangenehmen Vorfall thrillerartige Akzente. Mit dem Beginn der Thriller-Elemente eskaliert die Sache und die Mutter erweist sich als wahre Kämpferin. Dabei ist es schwierig zu beurteilen, ob sie ein guter oder ein schlechter Mensch ist. Ihr Charakter scheint eher komplex zu sein. Mit ihrer kämpferischen Haltung wird sie jedenfalls nicht sympathischer.

      Die Geschichte ist recht dünn und wenig spannend. Es gibt nicht viele Entwicklungen in der Handlung und der Film scheint sich im Kreis zu drehen. Anstatt sich auf das unangenehme Ereignis und die darauffolgenden Ereignisse zu konzentrieren, hätte der Film mehr in die Mutter-Tochter-Beziehung verbleiben sollen. Diese Entwicklung war zunächst in dramaturgischer Hinsicht recht interessant und einnehmend. Doch die Beziehungsdramatik wurde im zweiten Teil des Films sekundär. Als Thriller hat der Film einfach nicht genug zu bieten. Im Gegensatz zur Mutter bleibt die Tochter eine ziemlich unterbelichtete Figur. Auch in die anderen Charaktere wird wenig investiert. Bei einigen Charakteren fragt man sich sogar, warum sie im Film überhaupt einen Platz bekommen haben. Ihre Anwesenheit lenkt nur ab.

      Fazit: „Birthday Girl“ ist aus meiner Sicht ein wenig gelungener Film. Der Schwachpunkt liegt darin, dass er sich zwischen Drama und Thriller nicht entscheiden kann und eine Genrewendung einschlägt, wobei der Thrillerteil dann noch recht schwach ausfällt. Die schauspielerische Leistung von Trine Dyrholm ist für mich der einzige Lichtblick in diesem Film. Sie hat auch Regie geführt. Hier hat sie sich allerdings bei der Inszenierung nach meiner Einschätzung verzockt, indem sie den Schwerpunkt des Filmes in das schwierige Genre Thriller verlagert hat. Es wäre besser, wenn sie beim Beziehungsdrama geblieben wäre. Unter dem Strich ist es aus meiner Sicht für eine gute Wertung zu wenig.

      17
      • 8 .5
        smartbo 23.09.2024, 13:15 Geändert 24.09.2024, 14:27

        Der Film spielt irgendwann in den 1950er Jahren. Der Hafen von Hoboken (liegt am Hudson River gegenüber Manhattan im Bundesstaat New Jersey) ist fest in den Händen einer korrupten Gewerkschaft der Hafenarbeiter, die von dem Gangster Johnny Friendly (Lee J. Cobb) beherrscht wird. Eine Kommission ist im Begriff, öffentliche Anhörungen zu den Machenschaften der Gewerkschaft abzuhalten. Während die Hafenarbeiter gegeneinander aufgehetzt werden, wird Terry Malloy (Marlon Brando), der für Johny Friendly arbeitet, unabsichtlich in den Mord an einem Hafenkollegen verwickelt. Der Mord wird von Johnny Friendly angeordnet. , dessen rechte Hand Terrys Bruder Charley (Rod Steiger) ist.

        Als Terry Edie(Eva Marie Saint) , die Schwester des Ermordeten trifft und kennenlernt, lastet der Mord noch schwerer auf seinem Gewissen. Er wird sowohl vom Priester Barry (Karl Malden), der gegen die korrupte Gewerkschaft kämpft, als auch von der Gangstern unter Druck gesetzt, die ihre Interessen um jeden Preis schützen wollen …

        Der Film handelt von einer Geschichte über Gerechtigkeit, Loyalität, Liebe, moralische Zweifel, mit einfachen, aber sehr überzeugenden Dialogen. Im Grunde genommen eine ziemlich überschaubare Geschichte, die jedoch sehr stark aufgebaut ist und keinen Moment langweilt. Einige Szenen sind aufgrund der oft überdramatisierten Musik etwas überzeichnet, was mich aber in Anbetracht der ansonsten guten Filmqualität nicht gestört hat.

        Die Geschichte ist jedoch nicht die einzige Stärke dieses Films. Es ist auch die Inszenierung von dem Regisseur Elia Kazan, die dem Film seine top Qualität verleiht. Aber einer der Hauptgründe, warum dieser Film so gut ist, ist definitiv Marlon Brando, der hier eine phänomenale Leistung abliefert. Ein top Schauspiel. (Übrigens: ist mir anfangs gar nicht aufgefallen, dass Harald Juhnke in diesem Film Marlon Brando synchronisiert.) Einige Charaktere wirken etwas stereotyp und klischeehaft, aber die Performance der Darsteller ist stark, insbesondere die Leistungen von Rod Steiger, Karl Malden, Eva Marie Saint und Lee J. Cobb.

        Der Film wurde zu einem Meilenstein in der Filmgeschichte und ist einer der größten Klassiker der fünfziger Jahre. Was an diesem Film besonders auffällt, ist die einzigartige Authentizität sowohl der Bilder als auch des Schauspiels der Darsteller. Selten sieht man in Hollywood-Produktionen ein so hohes Maß an Realismus und darin liegt die Stärke dieses sozialkritischen Dramas.

        Das, was allerdings die Authentizität aus meiner Sicht etwas ankratzt, ist, dass die Kirche in Persona des Pastors in diesem Film als Anwältin der sozial Schwachen aufgetischt wird. Fakt aber ist, dass die Kirche in der Geschichte nie auf der Seite der Benachteiligten und der sozial Schwachen stand, sondern schon immer ein Teil der Elite war. Und auch heute stehen sie wieder in Reih und Glied mit den Regierungen und machen sich brav zum Sprachrohr von deren herrschenden politisch-Ideologischen Agenden, und zwar überall, in Ost- und in West. Deshalb wirkt diese Darstellung im Film auf mich etwas befremdlich. Ich will das aber im Kontext des Filmes hier nicht überbewerten, da der Film eine sehr gute Qualität hat und die Rolle des Pastors nicht den Kern des Plots bildet. Deshalb habe ich diesen Aspekt bei der Wertung außer Acht gelassen.

        Fazit: Abschließend kann ich sagen, dass mir selten ein Klassiker so viel Spaß gemacht hat. Da passt, - bis auf die irreale Darstellung der Kirche, - alles gut zusammen: die gute Geschichte, die gelungene Inszenierung, die authentische Atmosphäre und die überzeugende schauspielerische Leistung der Darsteller, insbesondere die von Marlon Brando, der fast im Alleingang den Film trägt. Ein großartiger Film, der sicherlich einer Empfehlung wert ist.

        Fun Fact: Eva Marie Saint, die im Film so toll die Edie, die Freundin von Terry Malloy, spielt, ist in diesem Jahr 100 (!) Jahre alt geworden. Alle Achtung. :-)

        13
        • 3 .5
          smartbo 22.09.2024, 10:11 Geändert 22.09.2024, 10:17
          über Atlas

          Die KI-Analystin Atlas Sheperd (Jennifer Lopez) macht Jagd auf die intergalaktische KI-Terroristin Harlan (Simu Liu), die auf ihrem Feldzug gegen die Erde beinahe die gesamte Menschheit vernichtet hat. Doch es kommt zu einem Desaster und Atlas ist gezwungen, auf einem fremden Planeten zu landen. Sie ist von Feinden umgeben und muss mit der KI Smith zusammenarbeiten, um Harlan zu fassen. Sie muss ihre Mission erfüllen.

          Im Mittelpunkt des Filmes steht Jennifer Lopez. Die Action ist nicht gerade spannend. Die Geschichte, in der es um einen rebellischen Roboter geht, ist es auch nicht. Eine Standardgeschichte, die man schon woanders x-mal gesehen hat und vorhersehbar verläuft. Wie in Filmen über künstliche Intelligenz üblich, ergibt sich daraus natürlich auch die Frage, wie der Mensch mit einer geschaffenen Intelligenz umgehen soll, die gefährliche autonome Bestrebungen hegt. Der Film scheint an der Antwort nicht wirklich interessiert zu sein und hat dazu auch wenig zu sagen. Und auch Jennifer Lopez, die als Heldin des Films eine sehr intelligente Figur darstellen muss, kann nicht überzeugen. Ihr Charakter, der weder Menschen noch Maschinen mag, bietet dem Film die Gelegenheit , eine interessante Figur zu kreieren. Doch dies gelingt dem Film nicht.

          Im Film wird nicht viel psychologisiert und auch nicht philosophiert. Der Fokus liegt auf der Action und ihrer Wirkung. Doch auch hier enttäuscht der Film., denn sowohl die Action als auch CGI-Effekte hinterlassen kaum einen überzeugenden Eindruck. Es fehlt an Dynamik, so dass der Film ziemlich oberflächlich wirkt. Von Spannung kann ebenfalls keine Rede sein. Der Film ist eine bloße Ansammlung hektischer Ereignisse, die man schon in anderen Filmen zu genüge gesehen hat, z.B. in den Filmen von James Cameron. Im Film passiert eigentlich nichts, was überrascht oder fasziniert. Zu den Negativ-Punkten kommt dann auch noch die lange Laufzeit. „Atlas“ dauert fast zwei Stunden, was für so wenig Originalität und so wenig Inhalt natürlich viel zu lang ist.

          Fazit: ein wenig überzeugender Science-Fiction-Film. Die Geschichte wurde offensichtlich großteils aus anderen ähnlichen Filmen abgekupfert und zusammengeschustert. Wirklich nicht originell. Die Action und die Effekte sind alt bekannt und scheinen ebenfalls von irgendwoher abgeschaut zu sein. Alles andere als einnehmend. Einzig in Punkto Optik und partiell auch beim Setting gelingt es dem Film, Punkte einzufahren. Das reicht aber nach meiner Einschätzung unter dem Strich für eine positive Wertung nicht aus.

          16
          • 7 .5
            smartbo 20.09.2024, 10:35 Geändert 20.09.2024, 17:26

            Den Film habe ich vor einigen Jahren schon mal gesehen. Er hat mich aber damals nicht vollends überzeugt. Ergebnis war deshalb eine mittelmäßige Wertung. Bei der aktuellen Zweitsichtung sieht es jedoch anders aus. Ich habe die Wertung gegenüber der Erstsichtung deutlich verbessern können. Ja, so ist das mit den Mehrfachsichtungen. Man muss schon den „richtigen Tag“ erwischen und sich einem Film öffnen, um ihn in voller Gänze einzuschätzen. So geht es mir jedenfalls. Ich denke, dass dieser top Klassiker eine gute Wertung auch sicherlich verdient.

            Worum geht es? Der Hauptdarsteller Holly Martins (Joseph Cotten) kommt auf Einladung seines Freundes Harry Lime (Orson Welles) ins Nachkriegs-Wien. In der zerstörten Stadt hofft der Autor billiger Western, seinen alten Freund und einen Job zu finden, doch er wird enttäuscht. Zu seinem großen Schock und seiner Überraschung scheint Harry gerade gestorben zu sein und Holly nimmt an seiner Beerdigung teil. Während der Beerdigung trifft er auf eine Vielzahl exzentrischer Charaktere und erfährt, dass Harrys Leben, aber auch sein Tod voller Geheimnisse war. Er trifft unter anderem Major Calloway (Trevor Howard), der ihn darüber informiert, dass Harry Teil der Unterwelt war und in verschiedene zwielichtige Sachen verwickelt. . Holly erfährt auch, dass Harry möglicherweise getötet wurde. Die Erklärungen rund um seinen Tod sind unterschiedlich und gemeinsam mit Anna Schmidt (Alida Valli), Harrys ehemalige Freundin, beginnt Holly mit den Recherchen. Er ist insbesondere auf der Suche nach dem „dritten Mann“, der am Tatort gesehen wurde …

            Zu diesem Film sind schon unzählige Kommentare verfasst worden. Ich werde mich deshalb kurz fassen und nur die wichtigsten Aspekte explizit herausstallen. Es ist sicherlich ein beeindruckender Film, der auf fast jeder Filmliste erscheint. Ob in der Kategorie „Bester Film Noir“ oder „Bester britischer Film“, er schneidet immer gut ab. In diesem Film stimmt fast alles. Nachfolgend kurz und bündig die wichtigsten Merkmale des Filmes, die auffallen:

            * die sagenhaften schwarz-weiß Bilder des im Zweiten Weltkrieg
            zerstörten Wien;
            * die tolle Besetzung;
            * Orson Welles brillante Darstellung des mysteriösen Harry Lime;
            * einer der legendärsten Filmschurken aller Zeiten;
            * die gut aufgebaute Geschichte, gespickt mit vielen witzigen Dialogen und
            voller Wendungen in der Handlung;
            * die legendären Szenen in den Abwasserkanälen Wiens, die in die
            Filmgeschichte eingingen;
            * innovative Kameraführung;
            * der perfekte Einsatz von Licht und Schatten;
            * Und zu guter Letzt die Filmmusik: die perfekt passende Zithermusik von
            Anton Karas schwirrt dem Zuschauer noch tagelang im Kopf.

            Der Film gewann 1949 in Cannes den Grand Prix du Festival International du Film (Vorgänger der Goldenen Palme). Und der Kameramann Robert Krasker erhielt 1951 den Oscar in der Kategorie „Beste Schwarz-Weiß-Kamera“.

            Fazit: die Prämisse des Filmes ist eigentlich einfach: der Protagonist untersucht die Umstände des Tod seines Freundes und stellt fest, dass mehr dahinter steckt. Aber der Inszenierung gelingt es, eine einmalige Atmosphäre und Spannung zu schaffen. Eines der Meisterwerke des Genres Film Noir, das man mindestens einmal gesehen haben sollte. Ein Film, der trotz seines Alters beeindruckt, nachhaltig wirkt und im Gedächtnis bleibt.

            16
            • 4 .5
              smartbo 16.09.2024, 10:20 Geändert 16.09.2024, 10:40

              Der Familienvater Cooper (Josh Hartnett) besucht mit seiner Tochter Riley (Ariel Donoghue) ein Konzert der Popsängerin Lady Raven (gespielt von Shyamalans Tochter Saleka Shyamalan). Während des Konzerts bemerkt er ein großes Polizeiaufgebot und erfährt, dass die Polizei den Serienkiller, der „The Butcher“ genannt wird, fassen will. Die Behörden hatten die Information, dass er sich bei dem Konzert aufhalten könnte und stellen ihm eine Falle. Nun, schon ziemlich am Anfang erfährt man, dass der Serienkiller Cooper selbst ist. Jetzt muss er zusehen, wie er der Polizei entkommen kann. Es folgt ein verwirrendes Katz-und-Maus-Spiel….

              M. Night Shyamalan hat in der Vergangenheit gute Filme gemacht. Vor allem in den letzten Jahren hat er aber gemischte Arbeit abgeliefert. Der Plot von „Trap: No way out“ lässt auf einen positiven Film hoffen. Das klingt interessant und der Film verspricht schon im Vorfeld ein spannendes Spektakel zu liefern. Leider hat mich Shyamalan wieder mal enttäuscht, wie sich später herausstellte.

              In „Trap: No way out“ liegt der Fokus auf der Hauptfigur, dem Familienvater Cooper, gut gespielt von Josh Hartnett. Diese Perspektive funktioniert an sich prima. Cooper befindet sich in einer brenzligen Situation, aus der er entkommen muss , und es ist aufregend, dies zu verfolgen. Interessant daran ist, dass der Protagonist zunächst wie eine nette Vaterfigur wirkt, in Wirklichkeit aber ein skrupelloser Serienmörder ist. Das ist sicherlich ein Pluspunkt des Films, der anfangs gut funktioniert.

              Grundsätzlich ist das Katz-und-Maus-Spiel eigentlich nicht schlecht. Allerdings gehen bald die Ideen aus und das Konzept verliert an Fahrt. Gute Ideen fehlen, unverständliche Ereignisse bahnen sich an und der Mangel an Plausibilität nimmt zu. Die gesamte Handlung wird etwas unglaubwürdig. Beispiel? Cooper trifft „zufällig“ auf einen Verkäufer von Merchandising-Artikeln, der im Eingangsbereich der Konzerthalle einen Stand hat und ihm geheimnisvoll flüsternd verrät, dass er über interne Insider-Informationen der Polizei verfüge, dass das Konzert nur eine Falle sei, um den gefährlichen Serienkiller Butcher zu fassen. Und Cooper möge die geheime Information für sich behalten und nicht weitererzählen. Naja, es ist nur ein Beispiel für Szenen, die ziemlich unglaubwürdig sind. Von dem ursprünglichen Auftakt, der eigentlich ganz gut aussieht, ist im weiteren Fortgang der Handlung nur noch wenig übrig geblieben. Es stellen sich zu viele Ungereimtheiten ein.

              Fazit: die Ausgangsidee ist grundsätzlich nicht schlecht, aber das Drehbuch und die Umsetzung sind aus meiner Sicht wenig überzeugend. Für mich sind logische Fehler im Film generell nicht so wichtig. Kunstfreiheit hat bei mir Vorrang. Aber hier treten sie im Kontext der Story so massiv auf, dass die gesamte Geschichte darunter leidet und ich sie nicht ignorieren kann. Ja, der gesamte Handlungsverlauf ist meiner Meinung nach unter dem Strich ziemlich unglaubwürdig, um es auf den Punkt zu bringen. Kurz und bündig: der Film ist eine Ansammlung von unglücklichem Timing, Handlungslücken und völlig unverständlichen Aktionen fast aller Charaktere. Der Anfang war ganz gut und versprach eine spannende Unterhaltung. Doch dann wurde es ein wüstes Durcheinander. *Ironie on*: Nun, die Vermutung, dass Shyamalan den Film nur für seine Tochter Saleka Shyamalan gedreht hat, um sie als Popstar auf die Bühne zu stellen, ist gar nicht mal so abwegig.*Ironie off*. Naja, alles in allem reicht es aus meiner Sicht für eine gute Wertung nicht aus. Und so warte ich weiter auf einen Shyamalan, der mich überzeugt, denn mit „The Six Sense“ oder „Signs“ z.B. hat er bewiesen, dass er es wirklich gut kann.

              14
              • 6
                smartbo 13.09.2024, 10:02 Geändert 11.04.2025, 18:06

                Eiskalt und frei von Skrupeln oder Reue wartet in Paris ein namenloser Killer (Michael Faßbender) in einem leerstehenden Bürokomplex auf eine Gelegenheit, mit einem Scharfschützengewehr sein nächstes Opfer zu eliminieren. Es ist ein wohlhabender Mann, der sich in dem gegenüberliegenden Hotel einquartiert hat. Aber je länger er wartet, desto mehr kommt er ins Grübeln. Aus dem Voice-Over, das sich über den gesamten Film zieht, hört man, wie er einen inneren Monolog führt, in dem er seine Regeln und seine festen Grundsätze erläutert. Er wartet , und wartet und führt ein Selbstgespräch fort. Und dann läuft etwas schief und die Geschichte nimmt eine große Wendung an. Er muss fliehen und in verschiedene Städte reisen, um sein Leben zu retten …

                Auf einen neuen Film von David Fincher müsste man sich eigentlich immer freuen. Der renommierte Regisseur hat mit Filmen wie Sieben, The Game , Fight Club oder Zodiac ein beeindruckendes Gesamtwerk aufgebaut . Dementsprechend waren auch meine Erwartungen vor der Sichtung groß. Doch wurde der im Jahr 2023 fertiggestellte Film meinen Erwartungen gerecht? Vorwegnehmend kann ich schon mal konstatieren, dass ich -gemessen an den hohen Erwartungen und der Vorfreude auf einen Fincher-Film - von dem Film etwas enttäuscht bin.

                „The Killer“ beginnt stark mit einem 20-minütigen Intro, und dem gescheiterten Auftrag in Paris. Der Film ist in 6 Kapitel aufgeteilt, benannt nach den jeweiligen Zufluchtsorten, in die sich der Killer begibt. Das erste Kapitel spielt -wie bereits erwähnt- in Paris. Danach flieht er in weitere Städte, in denen die Handlung fortgesetzt wird. Michael Fassbender spielt seine Rolle brillant. Er ist der unauffällige, sichere und bedrohliche Mörder, mit so viel Präzision, wie es die Figur erfordert. Die Geschichte nimmt zu Beginn eine sehr große Wendung ein, die anfangs noch unbekannt ist. Aber das, was danach folgt ist aus meiner Sicht etwas enttäuschend, denn der Killer wird nicht wirklich mit einer Bedrohung oder gefährlichen Situation konfrontiert, und das führt dazu, dass die Spannung etwas darunter leidet.

                Der Film selbst sieht optisch überzeugend aus mit prima ausgewählten Drehorten, Sets und Dekorationen, aber meistens hat man das Gefühl, dass einem etwas „fehlt“. Der Killer ist in seinen Aktionen gut dargestellt, aber das Ganze wirkt etwas leer und oberflächlich. Daran ändert auch nichts die erstklassig inszenierte brutale nächtliche Schlägerei in Florida. Da haben die Stunts sicherlich ganze Arbeit geleistet. Der Film hätte angesichts des im Plot liegenden Potentials etwas mehr Spannung aufbauen können. Leider ist Tilda Swintons Rolle auch sehr kurz und hätte mehr Spielraum bekommen können. Doch auch in dieser kurzen Zeit beweist sie, welch herausragende Schauspielerin sie ist. Auch das Ende ist ziemlich enttäuschend und kommt etwas aus heiterem Himmel.

                Fazit: "Der Killer" ist sicherlich ein interessanter und kein schlechter Film von Fincher. Aber gemessen an seinen bisherigen Werken und den Erwartungen meines Erachtens enttäuschend. Die Inszenierung ist top und Fassbenders Leistung ist exzellent, aber der Handlungsverlauf hätte etwas mehr Tiefe, Komplexität und vor allem Spannung entfalten können. Hier hat sich Fincher vermutlich zu sehr an die gleichnamige Comicserie gehalten, auf der der Film basiert. Vielleicht hätte das Drehbuch dementsprechend umgeschrieben werden sollen. Was bleibt, ist sicherlich ein solider Thriller. Am Ende hat man aber leider das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Für eine einmalige Sichtung ist er okay, aber für eine sehr gute Wertung reicht es aus meiner Sicht nicht aus.

                14
                • 7 .5
                  smartbo 10.09.2024, 11:02 Geändert 10.09.2024, 11:45

                  Die Geschichte basiert auf dem berühmten Roman von Ernest Hemingway, „Der alte Mann und das Meer“, der dafür einen Pulitzer-Preis bekam. Worum geht es? Ein alter kubanischer Fischer, Santiago, gespielt von Spencer Tracy , der fast sein ganzes Leben allein verbracht hat, macht sich in seinem Boot auf die Suche, um wieder etwas zu fangen. In den letzten Monaten lief es für ihn nicht gut. Seit mehr als achtzig Tagen hat er nichts mehr gefangen. Hinzu kommt, dass er seinen besten Freund Manolo verloren hat. Bei dieser neuen Reise fängt er jedoch einen sehr großen Schwertfisch. Doch bevor Santiago den Fisch nach Hause bringen kann, wird er von einer Horde Haie attackiert. Santiago muss sich mit den Haien einen Kampf auf Leben und Tod liefern...

                  Der Film beginnt mit fröhlicher Musik und Bildern eines malerischen Fischerdorfes. Santiago hat beim Fischen Pech, dennoch gibt er nicht auf. Der Film spielt hauptsächlich auf See in Santiagos Boot. Ich hatte daher erwartet, dass es etwas langweilig wird. Aber davon kann keine Rede sein, ich hatte keine einzige Minute Langeweile. Die Sichtung verging recht schnell. Das liegt vor allem an Spencer Tracy, der hier ein brillantes Schauspiel liefert. Was für ein toller Schauspieler. Er trägt den Film im Alleingang. Allerdings ist auch die sonore Stimme aus dem Voice-Over sehr gut. Diese trägt sicherlich entscheidend zu der guten Qualität des Filmes bei.

                  Der Kampf mit dem Schwerfisch selbst ist sehr gut inszeniert und vermittelt dem Zuschauer einen authentischen Eindruck. Und das ohne CGI oder sonstiger Computertechnik, alles gute Handarbeit und dennoch so eindrucksvoll dargestellt. Auch der Kampf mit den Haien, der hauptsächlich unter Wasser gefilmt wurde, ist sehr beeindruckend. Zu den Pluspunkten gehört ebenso die musikalische Untermalung, die von dem berühmten Hollywood-Komponisten Dimitri Tiomkin geschrieben wurde.

                  Fazit: Fazit: John Sturges, der neben Fred Zinnemann und Henry King Regie führte, schaffte es wieder einmal, einen starken Film mit einem starken Schauspieler auf die Beine zu stellen. Ein sehenswerter Film der vor allem für Fans von alten Klassikern eine Must-See ist .

                  12
                  • smartbo 02.09.2024, 08:21 Geändert 10.09.2024, 15:24

                    Wie bereits bei den Filmsongs sind die von mir favorisierten Filmscores in der Aufstellung in beliebiger Reihenfolge angeordnet. Ich bewerte nicht den Film, sondern nur, ob mir der Score musikalisch gut gefällt, seine Originalität und wie gut er in das Thema eingebettet ist.

                    * Chief Bromdens Flucht (Jack Nitzsche) aus „Einer flog über das Kuckucksnest“-->finde den Sound und die Szene emotional ergreifend😢
                    https://www.youtube.com/watch?v=I3c2cXiEUHo

                    * Der Mann mit der Mundharmonika, (Ennio Morricone) aus "Spiel mir das Lied vom Tod"
                    https://www.youtube.com/watch?v=6MZw_Iv0wdU

                    * Chariots Of Fire ( Vangelis) aus „Die Stunde des Siegers"
                    https://www.youtube.com/watch?v=8a-HfNE3EIo

                    * Cockeye’s Song (Ennio Morricone) aus "Es war einmal in Amerika"
                    https://www.youtube.com/watch?v=Caqa4tpMw-Y

                    * Vorspann ( Ramin Djawadi, geb. in Duisburg) aus "Game of Thrones"
                    https://www.youtube.com/watch?v=TZE9gVF1QbA

                    * Haupttitel (John Williams) aus "Star Wars"
                    https://www.youtube.com/watch?v=kLQZvR8550k

                    * „Also sprach Zarathustra" (Richard Strauss) aus "2001 Odyssee im Weltraum"
                    https://www.youtube.com/watch?v=QwxYiVXYyVs

                    * The Godfather Waltz (Nino Rota) aus "Der Pate"
                    https://www.youtube.com/watch?v=PPskYVBqdNw

                    * Hauptthema (John Williams) aus "Jäger des verlorenen Schatzes"
                    https://www.youtube.com/watch?v=3w43_s5fqkY

                    * Hauptthema (Elmer Bernstein) aus "Die glorreichen Sieben"
                    https://www.youtube.com/watch?v=yulmgTcGLZw

                    19
                    • 7 .5
                      smartbo 01.09.2024, 09:27 Geändert 01.09.2024, 09:40
                      über Gattaca

                      - Zweitsichtung und Erweiterung meiner älteren Kommentierung -

                      Worum geht es im Film? Dank der Gentechnik bekommen in naher Zukunft die Eltern die Möglichkeit, die Eigenschaften ihrer Kinder im Voraus zu bestimmen, so dass fast nur perfekte Kinder entstehen. Vincent Freeman (Ethan Hawke) ist es jedoch nicht, er wurde ganz normal gezeugt und geboren. Er hat damit Probleme, da alle perfekten Menschen die besten Jobs bekommen. Auch Vincent träumt davon, ins All zu fliegen, aber aufgrund eines Herzfehlers wird er dafür nie in Frage kommen. Dann trifft er auf Jerome Morrow (Jude Law). Er ist genetisch perfekt, sitzt aber wegen eines Unfalls im Rollstuhl. Um zu überleben, verkauft er sein genetisches Material an Menschen, die es benötigen. Vincent nutzt Jeromes DNA, um seinen Traum zu verwirklichen, als ein genetisch perfekter Mensch anerkannt zu werden. Der Plan geht auf, doch als ein Mord begangen wird, gerät Vincent in Schwierigkeiten, da er alles tun muss, um seine Täuschung zu verbergen. Mit in dem gefährlichen Spiel ist auch Irene Cassini (Uma Thurman), Mitarbeiterin bei dem Raumfahrtunternehmen Gattaca, mit der Vincent eine Beziehung eingeht …

                      Der Film ist eine Kombination aus Science-Fiction, Drama und Thriller. Action ist generell kaum vorhanden. In die Geschichte sind einige spannenden Wendungen eingebaut, die von einer sorgfältig inszenierten Dramaturgie begleitet werden. Der Film kann als spannend und unterhaltsam bezeichnet werden. Die Charaktere wirken authentisch, und sind auch in ihren Handlungen gut ausgearbeitet. Das Thema Gentechnik ist heute noch aktuell und hat daher nichts von seiner Relevanz verloren. Auf den ersten Blick scheint der Film recht einfach zu sein, aber die Geschichte weist mehrere Ebenen auf. Im Kern zeigt der Film auf, ohne mit dem erhobenen Zeigefinger zu moralisieren, welche verheerenden Folgen eine solch perfekte Gesellschaft nach sich zieht und welche Konsequenzen dies für die Menschen haben kann.

                      Wir sehen Ethan Hawke in der Hauptrolle, der seine Rolle hervorragend spielt. Er versteht es vorzüglich, die inneren Kämpfe seiner Figur teils subtil und wenn es darauf ankommt, auch explizit, darzustellen. Er erscheint menschlich und auch verletzlich zu sein, im Gegensatz zu den perfekten Wesen, die die Welt um ihn herum bevölkern. Jude Law ist der genetisch perfekte Jerome, der trotz dessen das Glück nicht gefunden hat, das er suchte. Er weiß schauspielerische ebenfalls zu überzeugen. Uma Thurman spielt Vincents Geliebte Irene Cassini und meistert ihre Rolle -wie die bereits die vorgenannten Protagonisten- erstklassig. Vincent und Irene haben eine Beziehung, die besonders authentisch wirkt. Allerdings hätte die Rolle der Irene Cassini besser entwickelt werden können. Das Erscheinungsbild des Films ist prima inszeniert. Die sterile und kühle Welt wird durch das real wirkende Setting und das Design gut vermittelt. Die zukünftige Welt wird nicht allzu klischeehaft dargestellt, so dass man als Zuschauer das Gefühl hat, dass diese Welt problemlos innerhalb weniger Jahre erreicht werden kann. Somit wird ein realer und aktueller Bezug hergestellt.

                      Fazit: Alles in allem ist „Gattaca“ ein sehr guter Film, der in allen für die Bewertung relevanten Kriterien beeindruckend abschneidet. Die Geschichte ist überzeugend aufgebaut und gut durchdacht. . Die nicht ganz einfache Genrekombination Sci-Fi, Drama, Thriller funktioniert prima. Spannung und Unterhaltung sind jedenfalls vorhanden. Die gut ausgearbeiteten Charaktere und der starke Cast wissen zu überzeugen. Und last but not least: auch das Setting und das authentisch wirkende Design der Zukunftswelt machen den Film zusammen mit den vorgenannten positiven Aspekten zu einem unterhaltsamen und empfehlenswerten Seherlebnis.  

                      17
                      • 7
                        smartbo 30.08.2024, 10:39 Geändert 30.08.2024, 10:51

                        Wir sind in Frankreich im Jahr 1942 während des 2. Weltkrieges. Der aus Belgien stammende Jude Gilles (Nahuel Pérez BiscayartI wird von der SS verhaftet und in ein deutsches Konzentrationslager gebracht. Er schafft es aber zu überleben, indem er behauptet, er sei persischer Abstammung. Der deutsche Offizier Koch (Lars Eidinger) kann ihn gut gebrauchen, denn er will nach dem Krieg ein Restaurant im Iran eröffnen. Er zwingt daher Gilles dazu, ihm Farsi beizubringen. Da Gilles kein Perser ist, steckt er in einem Dilemma, deshalb erfindet er eine Sprache. Während zwischen den Männern eine ungewöhnliche Beziehung entsteht, werden die Mitmenschen misstrauisch. Der Film basiert auf einer Geschichte des Schriftstellers Wolfgang Kohlhaase „Erfindung einer Sprache“ aus dem Jahr 2005.

                        Der Film bietet groteske Einblicke in das tägliche Geschehen im Lager. Er widmet sich nicht nur der grauenvollen Folter an inhaftierten Juden, sondern auch der strengen hierarchischen Struktur und dem Klatsch des Personals. All diese Dinge erzeugen eine befremdliche Atmosphäre. In diesem Ambiente findet Gilles' Sprachunterricht statt. Es sind intensive Szenen zwischen den beiden Hauptfiguren Gilles und Koch. Es sind Szenen, die einen für einen Moment aus der Realität entführen. Szenen, die einen für einen Moment die Schrecken vergessen lassen, die sich auf der anderen Seite der Tür abspielen, während dem Zuschauer im Hinterkopf klar wird, dass der Schrecken im nächsten Moment wieder seinen Platz im Film einnehmen könnte. Der Kontrast zwischen den beiden Aspekten ist beeindruckend inszeniert. Die Absurdität der Situation wird deutlich zum Ausdruck gebracht.

                        Hier und da gibt es Ablenkungen mit einigen Nebenhandlungen. Abgesehen von zwei italienischen Gefangenen, die an einer Stelle nur einen kleinen Teil des Films ausmachen, sind die Gefangenen anonym. Eine anonyme Masse drängt sich in dem Lager und schuftet sich in einem Steinbruch zu Tode. Der Film handelt primär nicht von ihnen. Er handelt von zwei Männern, die durch eine erfundene Sprache verbunden sind, und dies vor einer schrecklichen Kulisse, die aus anonymen Opfern besteht.

                        Durch die Interaktionen zwischen Gilles und Koch entstehen spannende Momente. Der Film lässt keinen Zweifel am Ernst der Lage aufkommen. Sollte Gilles irgendwo ein Fauxpas begehen, bedeutet das für ihn das Aus. Schon der Name Reza, den er sich gegeben hat und auf den er reagieren muss, ist ein Detail, das für Spannung sorgt. Dabei kommt es nicht nur auf die Schreckensmomente und Spannung an. Das Drehbuch baut gelegentlich auch einige humorvolle Akzente in die Szenen ein. Weniger gelungen sind die storytechnischen Aspekte. Es gibt nichts Besonderes oder Aufregendes. Vieles hängt vom Zufall ab. Auch die penetrante musikalische Untermalung überzeugt nicht. Sie ist sehr aufdringlich und dominant und soll die Dramatik bzw. Spannung betonen, wobei Dramatik und Spannung bereits deutlich sichtbar und spürbar sind. Das hätte subtiler eingearbeitet werden können.

                        Fazit: Alles in allem ist die deutsch/russische Produktion „Persischstunden“ ein guter und bewegender Film, der einen nicht alltäglichen Plot anzubieten hat. Die Originalität der Geschichte, das gute Schauspiel und die Mischung aus Spannung und gelungenen dramaturgischen Akzentuierungen machen ihn sehenswert.  

                        14
                        • smartbo 27.08.2024, 11:04 Geändert 28.08.2024, 20:01

                          Die von mir favorisierten Filmsongs sind in der Aufstellung in beliebiger Reihenfolge angeordnet. Ich bewerte nicht den Film, sondern nur, ob der Song mir musikalisch gut gefällt, seine Originalität und wie gut er in das Filmthema eingebettet ist.

                          * „Gimme Some Lovin“,The Spencer Davis Group,aus „The Adam Project“
                          https://www.youtube.com/watch?v=wPBCvRtFdo4

                          * „Common People“, Pulp, aus "Gambler"
                          https://www.youtube.com/watch?v=yuTMWgOduFM

                          * "Falling", Julee Cruise, aus "Twin Peaks"
                          https://www.youtube.com/watch?v=EIUeZ4OqLXU

                          „Read my mind“, The Killers, aus „Mord und Margaritas“
                          https://www.youtube.com/watch?v=zc8hbSM1zVo

                          * "Show Me Heaven", Maria McKee, aus "Days of Thunder"
                          https://www.youtube.com/watch?v=ykZmsIBJtJ8

                          * "Knockin' on Heaven's Door", Guns N' Roses, aus "Days of Thunder"
                          https://www.youtube.com/watch?v=asbtMt_EvbE

                          * „I've Told Every Little Star“, Linda Scot, aus "Mulholland Drive"
                          https://www.youtube.com/watch?v=h2XnBsLP9lE

                          * “Purple Rain” Prince, aus “Purple Rain"
                          https://www.youtube.com/watch?v=GaJcBJQi7bY

                          * „Thema“, Isaac Hayes, aus "Shaft"
                          https://www.youtube.com/watch?v=Q429AOpL_ds

                          * „Heirate mich“, Rammstein, aus "Lost Highway"
                          https://www.youtube.com/watch?v=r2AInopKBWM

                          22
                          • 7
                            smartbo 25.08.2024, 09:34 Geändert 25.08.2024, 10:09

                            Paul Atreides ( Timothée Chalamet) flieht nach einem Attentat, bei dem sein Vater starb, zusammen mit seiner Mutter Lady Jessica (Rebecca Ferguson) und schließt sich den Ureinwohnern von Arrakis, den Fremen, an. Er erlernt mit der Zeit deren Bräuche und verliebt sich in die Fremen-Kriegerin Chani (Zendaya). Zusammen wollen sie sich an den Tätern rächen und darum kämpfen, das Universum vor einer schreckliche Zukunft zu bewahren, die Paul in seinen Visionen sieht …

                            „Dune: Part Two“ ist wie sein Vorgänger ein guter Film, der inmitten einer beeindruckenden Entourage und mit top Kulissen zu gefallen weiß. Es dauert aber eine ganze Weile, bis etwas passiert. Der Film verweilt längere Zeit in der schönen exotischen Welt, in der er spielt. Dabei wartet man, dass etwas geschieht. Ganze Weile lang zeigt die Kamera einnehmende Bilder, und wie die Charaktere zusammen plaudernd Pläne schmieden. Das ist atmosphärisch stark, aber für mich hat es etwas zu lange gedauert, bis die Handlung Fahrt aufnahm. Zudem sind viele Charaktere wenig interessant oder haben nur unklare Konturen.

                            Die Actionszenen sind relative rar gesät. Im Laufe des dreistündigen Filmes kommt es bemerkenswert wenig zu Kämpfen. Und wenn es dann endlich soweit ist, sind die Actionszenen kurz und nicht besonders außergewöhnlich. Auch die letzte große Schlacht ist ziemlich schnell vorbei, währenddessen dem Pläneschmieden vor der Schlacht viel mehr Beachtung geschenkt wurde. Da fragt man sich natürlich als Zuschauer, wozu all die Dialoge und die Pläne, wenn man die praktischen Auswirkungen auf dem Bildschirm nicht sieht oder für den Verlauf irrelevant waren. An den Spezialeffekten ist nichts auszusetzen. Die Darstellung des exotischen Planeten ist top und atemberaubend. Die Bilder der Wüste und ihrer Bewohner sind wahrlich gelungen. Eine sehr bemerkenswerte und einnehmende Optik. Auch klanglich erreicht der Film ebenfalls gute Werte. Die Kostümierungen, die Requisiten und die verschiedenen Locations sind erstklassig gestaltet. Eine Augenweide. Auch die Besetzung ist gut. Da gibt es nichts zu meckern.

                            Fazit: Meine Einschätzung ist ziemlich gespalten. Auf der negativen Seite sehe ich die zu lange dreistündige Laufzeit. Der Handlungsverlauf wurde an einigen Stellen mit Lückenfüllern aufgepäppelt und auseinandergezogen, was partiell zwangsläufig zu langweiligen Momenten führt. Hier und da etwas rausnehmen, alles kompakter gestalten, täte dem Film sicherlich gut. Auf der positiven Seite stehen die Optik, die gelungenen Spezialeffekte und das einnehmende Setting. In der Gesamteinschätzung reicht es trotz der negativen Aspekte -wie schon bei dem Vorgänger „Dune-Part One“ zu einem „sehenswert“. Alles in allem aus meiner Sicht gut, aber für ein „sehr gut“ geschweige denn für eine Begeisterung reicht es bei mir nicht aus.

                            20
                            • smartbo 22.08.2024, 19:16 Geändert 22.08.2024, 21:51

                              In beliebiger Reihenfolge:

                              -NO: King of Devil's Island
                              -IE: The Banshees of Inisherin
                              -DK: Die Jagd
                              -NL: Brimstone
                              -RS: Enklave
                              -AT: Nebel im August
                              -ES: Der Maschinist
                              -GR: Mittwoch 4:45
                              -CH: Der Verdingbub
                              -IT: Fahrraddiebe

                              24
                              • 7
                                smartbo 22.08.2024, 08:50 Geändert 22.08.2024, 08:56

                                Wir sind in USA in den 1950er Jahren in dem idyllischen Städtchen Santa Mira in Kalifornien. Plötzlich geschehen dort bedrohliche und unerklärliche Dinge. Die Bewohner von Santa Mira werden durch aus Schoten gewachsene Menschen-Duplikate ersetzt. Im Schlaf verwandeln sie sich in Klone ohne jegliche Gefühle oder Emotionen. Landarzt Miles Bennell (Kevin McCarthy) wird mit dieser Invasion von Außerirdischen konfrontiert, flieht mit seiner Freundin Becky (Dana Wynter) und versucht, die Einheimischen zu retten, bevor es zu spät ist.

                                Die unheilvolle Atmosphäre wird von Anfang an vor allem durch den „sozialen“ Horror verursacht. Mit "sozial" meine ich die Beziehungen und das Leben der Bewohner untereinander. Verschiedene Dinge deuten nach und nach darauf hin, dass sich mit den Menschen etwas Ungeheuerliches abspielt. Dem Landarzt Miles fällt auf, dass die Stadtbewohner nicht mehr sie selbst sind. Diese Ereignisse lösen langsam Gefühle der Angst aus. Als sich herausstellt, dass sogar eine Gefahr von freundlichen Dorfbewohnern ausgeht, wird die Bedrohung umso erschreckender. Der „soziale“ Horror erreicht seinen Höhepunkt, als klar wird, dass sich das Böse im Dorf so weit ausgebreitet hat, dass es zu spät scheint, etwas dagegen zu unternehmen. Diese Ereignisse werden überzeugend und atmosphärisch stark dargestellt. Überzeugend ist ebenso die langsam eskalierende Atmosphäre in dem Städtchen.

                                Nachdem klar geworden ist, was vor sich geht, verlagert sich der Schwerpunkt auf Horror psychologischer Natur, indem deutlich gemacht wird, dass die menschlichen Emotionen zerstört werden sollen. Das Ergebnis ist dann ein Mensch, dessen Individualität ausgelöscht wird und alle gleich sind. Die klaustrophobische Atmosphäre und Miles‘ Ohnmacht gegenüber dem grassierenden Bösen kommen deutlich zum Ausdruck, als einige seiner Freunde den Kapseln zum Opfer fallen, es den Duplikaten gelingt, Miles lange Zeit daran zu hindern, die Außenwelt zu warnen, und er hilflos im Verborgenen zusehen muss, wie die Duplikate Vorbereitungen treffen für den Transport Hunderter Kapseln in umliegende Dörfer und Städte.

                                Die Schwäche dieses in schwarz-weiß gedrehten Films ist, der besser unter dem Titel „Invasion of the Body Snatchers“ bekannt ist, dass die Geschichte als Rückblende präsentiert wird. Miles‘ panische Schreie zu Beginn des Films ( „Ich bin nicht verrückt … hör mir zu … bevor es zu spät ist“ ) machen sofort klar, dass eine Katastrophe passiert ist. Darauf deuten auch die ersten Worte von Miles‘ Bericht hin ( „Auf den ersten Blick sah alles gleich aus … etwas Böses hatte Besitz von der Stadt ergriffen“ ). Die Folge dieser Struktur ist, dass alle Ereignisse vom Zuschauer vorab in einen bedrohlichen Kontext gestellt werden, wodurch die bedrückende Atmosphäre weniger subtil erzeugt wird, sondern sofort da ist. Der Spannungsaufbau hätte meines Erachtens etwas langsamer und behutsamer erfolgen können, was ihn noch besser gemacht hätte.

                                Fazit: trotz des oben geschilderten Schwachpunktes ist es ein starker Horrorfilm, der gekonnt mit den menschlichen Ängsten spielt. Was ich hinsichtlich der Atmosphäre positiv werte, ist die Abwesenheit des Bösen in Form von bösartiger Alien-Monster, die eine Zerstörung und Blutbad anrichten. Darüber hinaus gibt es praktisch keine Gewalt und keine Todesfälle. Die bedrohliche Gefahr, ihre zugleich unverkennbare Präsenz und die allmähliche eskalierende Verbreitung schaffen eine dauerhaft bedrückende Atmosphäre und machen diesen Film sehenswert.

                                15
                                • 6
                                  smartbo 19.08.2024, 10:23 Geändert 19.08.2024, 10:32
                                  über Barbara

                                  Den Film habe ich vor einigen Jahren schon mal gesehen. Er hat mich aber damals nicht erreicht. Ergebnis war deshalb eine schlechte Wertung. Bei der aktuellen Zweitsichtung sieht es jedoch anders aus. Ich habe die Wertung gegenüber der Erstsichtung deutlich verbessern können. Ja, so ist das mit den Mehrfachsichtungen. Man muss schon den „richtigen Tag“ erwischen und sich einem Film öffnen, um ihn in voller Gänze einzuschätzen. So geht es mir jedenfalls. Ich denke, dass der Film eine gute Wertung auch sicherlich verdient. Beeindruckend ist primär, mit welcher Tiefe die Rolle der Barbara in allen möglichen Facetten dargestellt wird. Ich fand es daher reizvoll, in den Mittelpunkt meines nachfolgenden Kommentars die Charakterzeichnung der Protagonistin zu stellen.

                                  Worum geht es? Wir sind im Jahr 1980. Die junge Ärztin Barbara (Nina Hoss) arbeitet in Ost-Berlin an der Charite und will die DDR verlassen. Sie hat deshalb einen Ausreiseantrag gestellt, der jedoch abgelehnt wird. Daraufhin wird sie strafversetzt und muss in einem kleinen, weit entfernten Provinzkrankenhaus arbeiten. Sie ist zuversichtlich, dass ihr Freund Jörg, aus Westdeutschland, ihre Flucht vorbereitet und sie die DDR verlassen kann. Sie wohnt jetzt an der Ostsee in MV und hat nur Zuneigung zu ihren kleinen Patienten in der Kinderchirurgie. Zu ihren Nachbarn oder Kollegen pflegt sie kaum Kontakte. Nicht zufällig bedeutet ihr Rollenname Barbara auf griechisch daher sinngemäß «die Außenseiterin». Ihr neuer Chef André ( Ronald Zehrfeld) ist ihr gegenüber auffallend fürsorglich und freundlich. Doch Barbara misstraut ihm und ist unsicher. Und die geplante Flucht über die Ostsee nach Dänemark kommt immer näher. Aber alles das, was ihr Freund aus Westdeutschland sagt, macht sie auch unsicher. Ist das Leben in Westdeutschland wirklich die Zukunft, die sie sich ausgemalt hatte?

                                  Der Film legt den Schwerpunkt auf zwischenmenschliche Beziehungen. Es geht um Misstrauen und Unsicherheit. Es geht um die paranoiden Umstände, die aufgrund der Tatsache entstehen, dass Barbara zu Staatsfeindin abgestempelt und sichtbar/unsichtbar von der Stasi beobachtet wird. Es ist ihr nicht möglich zu erfahren, wer in ihrem Umfeld zuverlässig oder unzuverlässig ist. Diese Unsicherheit hinterlässt Spuren und prägt sie. Barbaras Situation wird im Film visuell und atmosphärisch gut zum Ausdruck gebracht. Der Film zeigt sie abwechselnd aus der Nähe als sensible Person und aus der Ferne als distanzierte Person und Außenseiterin. Nina Hoss ist die Schauspielerin, die die Rolle der Barbara so hervorragend spielt. Eine Figur, die die DDR emotional längst hinter sich gelassen hat, aber immer noch dort bleiben muss.

                                  Barbara ist eine Frau, die ihrer Umwelt mit Distanz und Misstrauen begegnet. Selbst in der Vertrautheit ihres neuen Zuhauses und Arbeitsplatzes erfüllt sie der herzliche Umgang mit den Menschen um sie herum mit Angst. Ihr Misstrauen steht jeder Annäherung im Wege. Ihr Glück kann sie nur auf der anderen Seite der Mauer finden, wie sie glaubt. Auf der anderen Seite der Mauer erwarten Sie Vertrauen, Annäherung und eine glückliche Zukunft. Doch ab und zu öffnet sie sich und traut sich, behutsam Vertrauen zu schenken und zu empfangen. Eine Charakterzeichnung, die dem Film hervorragend gelingt, und die von Nina Hoss herausragend umgesetzt wird.

                                  Das, was ich zu bemängeln habe, ist, dass die Handlung zu skizzenhaft und partiell zu klischeehaft ausgefallen ist. So werden z.B. einige Charaktere mit zu wenig Tiefe präsentiert, was insbesondere für die Wessis und für die Stasiagenten gilt. Auf mich wirkten sie wie stereotype Karikaturen. Etwas weniger Übertreibung in der Darstellung dieser Figuren hätte dem Film sicherlich gut getan. Sicherlich ist der Film nicht langweilig. Aber die Geschichte könnte etwas kompakter und spannender erzählt werden, so bleibt es dann nicht aus, dass es einige langwierige Stellen gibt und dass die Spannungshöhepunkte fehlen.

                                  Fazit: Trotz meiner leisen Kritik, ein feines kleines Werk und ein subtil ausgearbeitetes Drama vor dem Hintergrund der grauen und trostlosen DDR-Kulisse der 1980er Jahre, die von Paranoia nur so strotzt. Nach einem etwas zähen Anfang wird man als Zuschauer allmählich in das Geschehen hineingezogen. Gut ist die scheinbar friedliche, aber langsam erstickende Atmosphäre eingefangen, die geprägt ist von einem grassierenden Misstrauen, Misstrauen gegenüber allem und jedem. Ich weiß, wovon ich rede, da ich selbst in einem kommunistischen Land aufwuchs und als Kind schon einiges mitbekommen habe. Von der Besetzung her leistet vor allem Nina Hoss als Barbara hervorragenden Job. Aber auch Ronald Zehrfeld als hat sich prima geschlagen. Unter dem Strich aus meiner Sicht ein guter Film.

                                  15
                                  • 8 .5
                                    smartbo 16.08.2024, 15:57 Geändert 16.08.2024, 23:51

                                    "The Iron Claw“ erzählt die wahre Geschichte der Brüder Von Erich, die unter der Leitung ihres dominanten Vaters Fritz (Holt McCallany) Spitzenerfolge im professionellen Wrestling erreicht haben. Die legendäre Familie Von Erich aus Denton, Texas, sorgte in den 1970er und 1980er Jahren für Aufsehen in der amerikanischen Wrestling-Welt. Der Vater Jack, ein ehemaliger Wrestler, der sich Fritz nannte, tat alles, um seine Söhne in den Ring zu bringen, und das mit Erfolg. Doch hinter der Erfolgsgeschichte der Familie verbirgt sich eine zutiefst dunkle Tragödie, die der Film schildert.

                                    Anfangs war ich sehr skeptisch, da ich überhaupt kein Wrestling-Fan bin. Eher stehe ich der Szene kritisch gegenüber, ist doch bekannt, dass die Fights im Ring vorher abgesprochen werden. Das Ganze kommt mir eher albernen vor. Am Ende wurde ich jedoch vom Film positiv überrascht. Optisch steht zwar das Wrestling im Vordergrund, es ist aber kein Wrestling-Film, sondern ein starkes Familiendrama. Und egal ob man sich in Wrestling auskennt oder nicht: nachdem man "The Iron Claw" gesehen hat, wird man die Brüder von Erich und den Film nie vergessen.

                                    Die Brüder Kevin (Zac Efron), David (Harris Dickinson) , Kerry (Jeremy Allen White) und Mike (Stanley Simons) sind alle in ihrem Aussehen und ihren Charakteren verschieden, aber eines haben sie gemeinsam: den Wunsch, den Traum ihres Vaters wahr werden zu lassen. Die Von Erichs werden die populärste Wrestling-Familie der Welt und bleiben es. Die Disziplin und Härte des Vaters zeigen Wirkung: alle seine Söhne wissen, wie man im Ring beeindruckt. Aber ansonsten sieht es in ihrem privaten Leben weniger rosig aus. Die Familie trägt einen Fluch, von dem Kevin am Anfang des Filmes in seinem ersten Date erzählt. Sein Vater habe immer das Gefühl gehabt, dass ihm etwas genommen wurde, sagt er, und diesen Schmerz tragen sie jetzt alle mit sich. Und das hat fatale Folgen für das Leben der Familie.

                                    Zac Efron, der die Rolle des ältesten Bruders Kevin spielt, ist wahrlich brillant. Er trägt die gesamte Geschichte auf seinen muskulösen Schultern fast im Alleingang. Aber eigentlich leisten alle Schauspieler, auch in den Nebenrollen, einen tollen Job. Besonders überzeugend werden die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen den Brüdern geschildert, die von Liebe und Solidarität geprägt sind. Am Anfang ist diese Akzentuierung einnehmend, dann emotional ergreifen, als das Fundament des Von-Erichs-Imperiums ins Wanken gerät und die problematischen familiären Beziehungen ans Licht kommen.

                                    Der Titel des Films bezieht sich nicht nur auf den effektiven Wrestling-Griff, die die Von Erichs im Ring anwenden, sondern auch auf den eisernen Griff, den der Vater auf seine Söhne ausübt, um weiter erfolgreich zu bleiben. Dem Zuschauer wird schnell klar, dass das Verhalten des Vaters völlig toxisch und unhaltbar ist, aber die Jungs können sich dem autoritären Führungsstil nicht entziehen. Doch als sie versuchen, sich zu emanzipieren, ist es zu spät, und die wirklich tragischen Ereignisse beginnen abzurollen. Der Film hat in der Geschichte sogar eines der ursprünglichen Brüder weggelassen, weil es sonst zu traurig wäre.

                                    Fazit: Efron spielt in diesem Film vielleicht seine beste Rolle überhaupt und schafft es, selbst den kritischsten Zuschauer zu fesseln. Stark ist ebenso Holt McCallany als Fritz von Erich. Und auch der gesamte Cast weiß zu überzeugen. Man muss für diesen Film kein Wrestling-Fan sein, um ihn gut zu finden. „The Iron Claw“ erzählt eine Geschichte über Brüderlichkeit und Verlust, über Freude und Trauer, über Egoismus und Selbstlosigkeit, darüber wie man sich von seinen Eltern löst und gleichzeitig seine Familie liebt. Die Geschichte klingt oberflächlich betrachtet ein wenig kitschig und schmalzig. Sie ist es aber nicht. Auf dem Hintergrund der Wrestling-Welt schildert der Film ein ergreifendes und tragisches Familiendrama, das von einem erstklassigen Schauspiel des Casts getragen wird. Hinzu kommt die tadellose Inszenierung. Das macht den Film aus. Meines Erachtens eines der besten Biopics in der letzten Zeit.

                                    20
                                    • 7 .5
                                      smartbo 14.08.2024, 14:08 Geändert 14.08.2024, 14:12

                                      Nishina Rika (Megumi Okina) arbeitet als Sozialarbeiterin und besucht eines Tages eine alte Dame, die sich seltsam verhält. Das Haus ist vermüllt und es sieht so aus, als hätte sie Angst. Rika spürt bald, dass im Haus eine bedrohliche Atmosphäre herrscht. Sie entdeckt einen Jungen, der eingesperrt ist. Die Entdeckung des Jungen löst einen Fluch aus, den Ju-On, einen schrecklichen Fluch. Der Ju-On scheint sich dann wie ein Lauffeuer auszubreiten ….

                                      Es ist großartig, dass ein Film, der mit relativ begrenzten Mitteln und wenigen Tricks gedreht wurde, es schafft, eine fast konstante Atmosphäre der Bedrohung zu schaffen. Die meisten Szenen sind ruhig und emotionslos gefilmt. Durch geschickt eingesetzte und gut platzierte Kameraaufnahmen werden Angst, Bedrohung und Unbehagen visuell hervorgerufen. Der Film wird nie langweilig oder langatmig. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet. Trotz der kulturellen Unterschiede versteht es der Film hervorragend, ein westliches Publikum zu fesseln. Durch das gute Schauspiel der Besetzung wird er noch spannender.

                                      Die geheimnisvolle, asiatische Atmosphäre passt perfekt zu diesem Film. Es wirkt etwas befremdlich, aber das stärkt die Geschichte. Seltsame, unruhige Klänge steigern die Spannung stetig. Es gibt wenig Hintergrundmusik. Ihr Fehlen und ihr gelegentliches Vorhandensein schaffen Unsicherheit. Der Zuschauer hat wenig halt. Der Fokus liegt auf den Situationen, die jederzeit und ohne musikalische Vorwarnung explodieren können. Das Ergebnis ist noch mehr Spannung. Es sind gut dosierte Jump-Scares zu sehen, aber nichts Übertriebenes. Jede eigentlich harmlose Bewegung oder jeder Gesichtsausdruck der Charaktere reichen aus, um eine morbide Wirkung zu erzeugen. Das ist gut gemacht.

                                      Das begrenzte Budget macht sich hier und da sicherlich bemerkbar. Beispielsweise sind die Spezial-Effekte nicht durchgehend überzeugend. Das Make-up und die hervorragende schauspielerische Leistung sind sehr gut. Kleine, weißgesichtige Kinder mit gruseligen Augen, die seltsame Geräusche machen: es funktioniert perfekt. Doch bessere Effekte hätten für mehr Abwechslung in den Gruselmomenten sorgen können. Auffallend ist die originelle Inszenierung: der Vorlauf einer Szene und die spätere Fortsetzung der Szene weisen regelmäßig Ähnlichkeiten auf. Der Kniff ist prima und sorgt für Neugier und fesselnde Momente.

                                      Fazit: Der Stoff ist mehrfach verfilmt worden, aber dieser Film aus der Ju-on-Reihe ist unübertrefflich und schafft etwas, was nur wenige Horrorfilme gut können: subtil und ohne viel Tamtam Spannung aufzubauen und dem Zuschauer Angst einzujagen. Trotz der nicht so starken Spezialeffekte ist dieser Film einfach fesselnd und gruselig. Er weist eine gute Struktur auf und hat einen vortrefflichen Aufbau, die dafür sorgen, dass Langeweile hier keinen Platz hat.

                                      18
                                      • 3 .5

                                        Die junge Zarah Ford (Joey King) arbeitet für den Filmstar Chris Cole (Zak Efron). Als dieser jedoch ihrer Mutter Brooke Harwood (Nicole Kidman) schöne Augen macht, wird ihr Leben enorm kompliziert. Die Folgen dieser überraschenden Romanze konfrontieren sie mit allerlei Komplikationen, die von Liebe, Sex und Identitätsfragen geprägt sind.

                                        Die Story, die man x-mal schon woanders gesehen hat, ist simpel, albern und schnell erzählt: die Mutter und der Filmstar verlieben sich ineinander, der Tochter gefällt es nicht und Probleme und Missverständnisse müssen ausgeräumt werden, bevor das Happy End beginnen kann. Die großen Namen Zac Efron, Joey King und Nicole Kidman sind sicherlich anziehend. Was sie jedoch bieten in ihren Rollen, ist mehr als dürftig: sie spielen in dieser besonders uninspirierten Liebeskomödie übermäßig übertrieben und verkörpern uninteressante Charaktere.

                                        Das Drehbuch konzentriert sich hauptsächlich auf Comedy. Dies geschieht jedoch mit einer weit übertriebenen Akzentuierung, die die Protagonisten wie Karikaturen und den Film wie eine alberne Satire aussehen lässt. Die Charakterzeichnungen sind einfach: ein Schauspieler, der vor allem sich selbst sehr liebt. Eine desillusionierte Tochter, die zu großen Taten gerüstet ist, aber irgendwie steckengeblieben ist. Eine exzentrische Mutterfigur, die autark ist und gerne etwas trinkt. Die Geschichte folgt einem vorhersehbaren Verlauf. Es gibt wirklich nichts, was überraschend wäre. Flache Charaktere, eine langweilige Geschichte und infantile komische Situationen. Das sind keine Elemente, aus denen ein interessanter Film entsteht. Die besten Szenen gehören Kathy Bates in einer Nebenrolle als Großmutter. Sie bringt etwas Leben in den einfältigen Film.

                                        Fazit: Man muss schon ein großer Fan von Efron, King oder Kidman sein, um Spaß an diesem Film zu haben. Eine gute Komödie zeichnet sich durch ihren Witz aus, etwas, was ich in diesem Film völlig vermisst habe. Und so bestätigt sich, dass große Namen keine Garantie für einen guten Film sind. Da muss schon wesentlich mehr kommen.

                                        12
                                        • 7
                                          smartbo 10.08.2024, 12:48 Geändert 10.08.2024, 21:01

                                          Jay (Neil Maskell), ein ehemaliger Soldat, der als Auftragskiller arbeitet, ist nach einem schiefgelaufenen Einsatz in Kiew körperlich und geistig gezeichnet. Acht Monate später. Aufgrund finanzieller Probleme kann er das Angebot seines ehemaligen Partners Gal (Michael Smiley), einen neuen Auftrag zu übernehmen, nicht ausschlagen. Vor allem Shel (MyAnna Buring), seine Frau, ermutigt Jay, den Job anzunehmen. Während sie tiefer in die dunkle und seltsame Welt der neuen Aufgabe eintauchen, kehren Jays Paranoia und seine Angst zurück ...

                                          Es ist ein überzeugender und knüppelharter Thriller. Mit einer nüchternen und sachlichen Inszenierung, die die Illusion einer realistischen Verfilmung erzeugt, lässt der Film seine beiden rücksichtslosen Hauptfiguren ohne viel Aufhebens und mit äußerst gewalttätigen Absichten auf den Zuschauer los. Das komplexe Drehbuch, die sehr überzeugenden Charaktere und die nihilistisch wirkende Atmosphäre sorgen für einen Film, der permanent mit einem bedrohlichen Schleier bedeckt ist. Und die musikalische Untermalung, die aus einer Ansammlung diffuser elektronischer Klänge ohne jede Form von Harmonie besteht, unterstützt und vertieft noch zusätzlich die pechschwarze und nihilistischen Atmosphäre, die in fast jeder Szene des Films vorhanden ist. Die zahlreich eingebauten Jump Cuts und die ungewohnten Verschiebungen zwischen Bild und Ton verstärken noch weiter die verstörende Wirkung.

                                          Die Geschichte ist düster, brutal und spannend und setzt sich zusammen aus 1/3 Drama, 1/3 Thriller und 1/3 Horror. Die Aktionen der tötenden Charaktere sorgen für ziemliche Schockmomente. Das liegt natürlich in erster Linie an den harten Actionszenen, bei genauerem Hinsehen aber noch mehr an dem verstörenden Verhalten der beiden Killer, die bei ihren kaltblütigen Morden über alltägliche harmlose Dinge sprechen. Ähnelt ein bisschen „Pulp Fiction“, aber ohne Humor. Die Verbrechen der beiden Mörder wirken daher viel härter als in „Pulp Fiction". Darüber hinaus verleiht die Kulisse der tristen britischen Landschaft mit grauem Himmel dem kaltblütigen Morden noch einen zusätzlichen deprimierenden Einschlag.

                                          Es ist ein straffer und düsterer Film, der leider im letzten Teil eine Wendung in der Handlung hat, die einen Stilbruch nach sich zieht und die graue Kälte und Kaltblütigkeit der Geschichte beeinflusst. Darunter leidet die geradlinige und exakt fokussierte Inszenierung und sorgt für eine kleine Delle in meiner Wertung. Es ist jedoch relativ unbedeutend, und es beeinflusst nur marginal meine insgesamt positive Wertung.

                                          Fazit: der originelle und ungewöhnliche Film punktet vor allem mit dem starken und intelligenten Drehbuch voller gewalttätiger Action, alptraumhafter Ereignisse, düsterer Bilder, eiskalter Charaktere und einer schrecklichen, aber passenden Filmmusik. Der Cast weiß zu gefallen, die Story ist interessant und gut aufgebaut und die Inszenierung tut ihr übriges. Für Leute mit schwachem Magen und dünner Nervendecke definitiv nicht zu empfehlen. Alles in allem ein guter Film, den man im Nachhinein nicht so schnell vergisst.

                                          15
                                          • 6 .5
                                            smartbo 08.08.2024, 10:59 Geändert 08.08.2024, 15:37

                                            *** Zweitsichtung und Überarbeitung der ursprünglichen Kommentierung ***

                                            Wir sind in einem heruntergekommenen Ort in der Nähe von Glasgow. Liam (Martin Compston) , ein 16jähriger Junge, ist entschlossen, seine im Knast sitzende Mutter Jean, (Michelle Coulter), daran zu hindern, dass sie in ihr früheres Leben zurückzukehrt. Ein Leben, das von seinem Stiefvater und Drogendealer Stan (Gary McCormack) dominiert wird. Pinball (William Ruane) ist sein bester Freund. Liams größter Wunsch ist es, dass die zerrüttete Familie, d.h. seine Mutter Jean, seine Halbschwester Chantelle und ihr Sohn Calum zusammen kommen.

                                            Es ist ein typischer Ken Loach-Film, voller Pessimismus, kaputter Beziehungen und Sozialkritik. Der Film ist angesiedelt in der unteren gesellschaftlichen Schicht. Er ist sehr explizit und kompromisslos, ohne irgendwelcher Subtilität, inszeniert mit Charakteren, die kein Blatt vor den Mund nehmen. Die Hauptfigur Liam ist ein Teenager, ein Außenseiter, der am Rande der Gesellschaft lebt.

                                            In den meisten Rollen sind Amateure zu sehen. Diese Tatsache kommt gut zur Geltung. Auch wenn das Schauspiel nicht immer perfekt ist, verleiht ihre Präsenz den Charakteren einen gewissen rohen Anstrich und Authentizität. Das trostlose Leben in einem Vorort von Glasgow wird ohne Beschönigungen gezeigt. Das soziale Umfeld und das individuelle Verhalten sind eng miteinander verknüpft. Das bedeutet, dass sich jemand wie Liam nicht den Luxus leisten kann, bei seinen Entscheidungen moralische Überlegungen anzustellen, um sein Ziel zu erreichen. Es geht primär darum, in der rauen Umgebung irgendwie zu überleben.

                                            Welche Botschaften und Akzentuierungen vermittelt der Film? Nun, kurz und kompakt: die Menschen, die in dieser Umwelt leben, sind mehr oder weniger von dem ungerechten System abhängig. Das Umfeld, in dem sie leben, hat einen Einfluss auf sie. Das bedeutet oft Flucht in die Kriminalität oder manchmal auch Flucht in Drogen und Alkohol. Loach zeigt desillusionierte, verzweifelte und hoffnungslose Charaktere, die in einem System gefangen sind, das die Bedürfnisse und Wünsche der ärmeren Klasse ignoriert. Der freie Wille, Entscheidungen zu treffen, erweist sich als trügerisch und stößt auf harte Grenzen. Ein Entkommen aus diesem Umfeld ist kaum möglich. Am Ende des Films gibt es vielleicht einen kleinen Hoffnungsschimmer, dass Liam aufgrund seiner schlechten Erfahrungen, die er gemacht hat, einen anderen Weg einschlägt. Im Film bleibt dies aber offen, und er überlässt das Ende, wie es ausgeht, dem Zuschauer.

                                            Ich kann mich partiell diesem impliziten politischen Tenor von Ken Loach anschließen. Da liegt vieles im Argen, was der Film zurecht so kritisch schildert. Aus meiner Sicht ist es jedoch übertrieben dargestellt, denn auch in Schottland hatte und hat jede die Chance aus dem Elend der Vororte und der Armut aus eigener Kraft und mit Hilfe des Staates herauszukommen. Dafür sorgt schon das gute schottische Schulsystem mit dem man sich emporarbeiten kann. Aber klar ist auch, dass noch mehr in die Bildung investiert werden müsste, was vor allem für die naturwissenschaftlichen Fächer gilt. Darüber besteht weitgehend ein Konsens. Es sind aber immer wieder leere politische Versprechungen, die nach den Wahlen nicht eingehalten werden. Stattdessen werden aberwitzige Milliardenbeträge für Waffenlieferungen in Kriegsgebiete ausgegeben und dem Volk weisgemacht, es diene alles nur dem Frieden. Was die Bildung angeht ist z.B. die rechtzeitige Ausbildung in die hochkomplexen und in der Wissenschaft höchst umstrittenen Themen wie Klimawandel oder Energieforschung gefragt. Und was macht man? Stattdessen schickt man lieber die jungen Leute in die Friday-for-Future-Demos, ohne dass die Schüler überhaupt eine Ahnung davon haben, worum es genau geht. Naja, aber immerhin springt dabei ein schulfreier Tag heraus. Also nix wie hin. Selbstverständlich gilt das von mir Gesagte auch für Deutschland. Da gibt es zwischen Schottland und Deutschland keine Unterschiede.

                                            Fazit: Ein typischer Ken-Loach-Film: sozialkritisch, roh und deprimierend. Kein 08/15-Unterhaltungsfilm, dennoch fesselnd und ergreifend. Handwerklich ist der Film von Ken Loach -wie gewohnt- erstklassig inszeniert. Filmisch ist der Ken ein Meister. Die Schauspieler sind überwiegend Amateure und spielen ihre Rollen authentisch und überzeugend. Sogar der kleine Sohn der Schwester, Callum, überrascht mit einer großartigen Leistung. „Sweet Sixteen“ ist ein ausgezeichnetes und durchaus realistisches Gesellschaftsdrama, obwohl es hier und da aus meiner Sicht einige politisch motivierte Übertreibungen gibt. Wer nicht nur auf Berieselung, Action, Hochspannung oder Unterhaltung steht, der kann ruhig mal ein Blick auf diesen nicht alltäglichen Film riskieren.

                                            14
                                            • 6 .5
                                              smartbo 05.08.2024, 17:35 Geändert 05.08.2024, 17:50

                                              Wir sind im Jahr 1765 in Neu-England. Joseph Curwen (Vincent Price) ist ein Hexenmeister, den die Dorfbewohner verfluchen. Sie machen ihn für das Verschwinden von jungen Mädchen verantwortlich und verbrennen ihn auf dem Scheiterhaufen. Nach seinem Tod herrschte im Dorf 110 Jahre lang Ruhe, bis der überlebende Verwandter von Curwen, Charles Dexter Ward (Vincent Price) in das ehemalige Schloss von Curwen einzieht und beschließt, Rache zu nehmen und das Werk seines Vorfahren fortzusetzen.

                                              Der Film basiert auf einem Gedicht von E.A. Poe und einer Erzählung „Der Fall Charles Dexter Ward“ von H. P. Lovecraft. Vincent Price spielt die Rolle des besessenen Ward und macht seinen Job ausgezeichnet. Er trägt den Film fast im Alleingang. Sein Auftritt schildert überzeugend den inneren Wandel, den sein Charakter durchmacht. Unterstützt wird sein Schauspiel durch die ständig wechselnde Beleuchtung, bei der Fackeln und Feuer eine große Rolle spielen. Die düstere Atmosphäre ist wahrlich gelungen. Die nebelverhangene Stadt Arkham, in der sich das Schloss befindet und deren Bewohner misstrauisch und feindselig gestimmt sind, ist der perfekte Ort, um diese unheilvolle Atmosphäre zu schaffen. Die große Burg auf einem Hügel blickt bedrohlich auf die Stadt herab. Das Schloss sieht weder von außen noch von innen einladend aus.

                                              Robuste Mauern, kalte Steinbögen, brennende Fackeln und riesige Räume mit antikem Interieur, das im Laufe der Jahre verstaubt ist, prägen das gelungene Setting in der Burg. Über dem immer brennenden Kamin hängt das erschreckende Porträt des bösen Vorfahren Curwen, auf das die Kamera ständig den Fokus richtet. Als ob die finstere Stimmung nicht schon genug wäre, stärkt der Film die bedrohliche Atmosphäre noch zusätzlich mit permanentem Donner und Blitzen. Und schließlich wird all das durch die stimmungsvollen, bombastischen Musikklänge untermalt.

                                              Fazit: der Film wirkt nach so vielen Jahren etwas veraltet und man sieht ihm mitunter das knappe Budget an. Aber das macht tatsächlich den Charme eines solchen alten, klassischen Horrorfilms aus. Roger Corman hat den Film vorzüglich inszeniert. Hinzu kommen die gut aufgebaute Story, die gelungene finstere Atmosphäre und der klasse aufspielender Vincent Price. Als Ergebnis bleibt festzustellen: ein guter und sehenswerter Horror-Klassiker.

                                              14
                                              • 6
                                                smartbo 02.08.2024, 15:09 Geändert 02.08.2024, 15:19

                                                Otto Anderson ( Tom Hanks ) ist ein alleinstehender verbitterter Witwer, dem es Spaß macht, seine genervten Nachbarn permanent zu überwachen, zu kritisieren und zu verurteilen. Als nebenan eine junge Familie einzieht, trifft er auf die schwangere Mexikanerin Marisol (Mariana Trevino). Daraus entwickelt sich eine unerwartete Freundschaft, die Einfluss auf das Leben des mürrischen Otto haben sollte. Die Handlung basiert auf einem Roman des schwedischen Autors Frederic Bachmann „Ein Mann namens Owe“, der bereits im Jahr 2015 als Vorlage für den schwedischen gleichnamigen Film diente.

                                                Wer ist Otto? Im Mittelpunkt der tragikomischen Geschichte steht ein einsamer Mann, der die Straße, in der er lebt, kontrolliert und darauf achtet, dass sich alle in seinem Sinne "anständig" benehmen. Die Charakterzeichnung des Protagonisten ist vortrefflich gelungen. Rentner Otto sieht angewidert auf das Verhalten seiner Mitmenschen herunter. Menschen sind Idioten in seinen Augen. In seiner eigenen kleinen Welt, der Straße, in der er lebt, weist er die Menschen entschlossen auf ihr "fehlerhaftes" Verhalten hin. Er schwenkt das moralische Zepter der Tugend. Es ist die einzige Aktivität, die ihm noch Spaß macht. Er hat nichts anderes, wofür er leben könnte. Hanks spielt den Otto auf seine charakteristische Weise, nüchtern und mit perfekt dosierter Emotionalität. Es gelingt ihm wunderbar, die Figur Ottos zum Leben zu erwecken. Hanks ist sarkastisch und drückt mit seiner Mimik gekonnt seine Gefühlsverfassung aus. Die Parallelen zu "About Schmidt" oder "Gran Torino" sind nicht zu übersehen.

                                                Der Alltagstrott wird unterbrochen, als die neuen Nachbarn ankommen. Vom ersten Treffen mit seinen neuen Nachbarn weiß man sofort, wie sich die Geschichte entwickeln wird. Otto ist der krasse Kontrast zu der immer fröhlichen und positiv eingestellten Nachbarin Marisol. Hanks hat in Mariana Trevino als Marisol eine gute und ebenbürtige Partnerin. Die Szenen mit den beiden und die sich anbahnende zaghafte Freundschaft sind perfekt inszeniert und machen den Film aus. Der Rest des Schauspieler-Ensembles, der weniger auffallend ist, hat weniger Spielzeit. Am Ende zeigt Otto, dass er eine harte Schale, aber auch einen weichen Kern und ein gutes Herz haben kann.

                                                Fazit: Ein Film mit einem gelungenen Mix aus Humor, Melancholie und Sentimentalität. Vor allem die Rollen und schauspielerische Leistung von Tom Hanks und auch die von Mariana Trevino wissen zu gefallen. Sie tragen fast im Alleingang den gesamten Film. In diesem Film beweist Tom Hanks seine außerordentliche Vielseitigkeit und was für ein großartiger Schauspier er ist. Wenn ich diese Rolle mit seiner Gangsterrolle in „Road to Perdition“ vergleiche, dann sind das zwei ganz verschiedene Hausnummern, die er einfach nur großartig meistert. Der Film ist nicht gerade atemberaubend, und er liefert auch keine umwerfende Geschichte. Dennoch bietet er eine gute Unterhaltung und ist einer Empfehlung als sehenswert sicherlich wert.

                                                14
                                                • 6 .5
                                                  smartbo 31.07.2024, 11:13 Geändert 31.07.2024, 11:18

                                                  Der Revolverheld Clint Tollinger (Robert Mitchum) kommt im tiefsten Wilden Westen in der Stadt Sheridan City an. Er ist auf der Suche nach seiner Ex-Frau. Clint findet bald heraus, dass die Menschen in Sheridan City von Gesetzlosen terrorisiert werden, die beim Landbesitzer Dade Holman angestellt sind. Als sich herausstellt, dass der Sheriff Lee Sims (Henry Hull) zu feige ist, gegen Holman zu kämpfen, wird Clint angeheuert, um gegen Holman und seine Gesetzlosen vorzugehen. Holman versucht unterdessen ihm mithilfe der ahnungslosen Prostituierten Ann Wakefield (Barbara Lawrence), die in Clint verliebt ist, eine Falle zu stellen.

                                                  Robert Mitchum spielt in diesem Schwarz-Weiß-Film den einsamen Helden, der eine Stadt vom Einfluss einer Schurkenbande befreien will. Vortrefflich spielt er sein Talent für trockene Kommentare und kompromisslose Entscheidungen aus. Dies gelingt ihm in einem Film, der ein langsames Pacing hat und gleichzeitig aber überzeugend Spannung aufbaut. Clint wird mit der Angst und Feigheit der unterdrückten Bewohner konfrontiert, von denen er keine Hilfe zu erwarten hat. Der Vergleich mit „Zwölf Uhr Mittags“ aus dem Jahr 1952 von Fred Zinnemann drängt sich auf. Es gibt aber einen großen Unterschied. In „Der Einzelgänger“ akzeptiert der Protagonist seine Isolation, auf die er sogar besteht. Er scheint zu wissen, wie es funktioniert. Er hat solche Aufträge häufiger ausgeführt und hat seine Erwartungen angepasst. Er macht sich keine Illusionen und er macht es alleine.

                                                  Dem Film gelingt es gut, die ängstlichen Bewohner und ihr heuchlerisches Verhalten so darzustellen, dass die Sympathie sofort dem Protagonisten Clint zuteil wird. So sieht man, wie der ältere Sheriff, der sein eigenes Leben nicht riskieren will, einfach zusieht, wie die Menschen, die er beschützen soll, drangsaliert werden. Zu den Feiglingen gehört auch der Barkeeper, der über die Schurken lautstark schimpft, der aber sofort verkündet, dass er am liebsten den Helden loswerden möchte, sobald es etwas brenzlig wird. Und da ist noch der junge Mann, der voller Wut handeln will, aber offensichtlich nicht in der Lage ist, mit der Situation klarzukommen. Interessant gezeichnet ist auch die schöne junge Frau, Ann, die bewusst die Augen vor allem Elend verschließt und sich deshalb zum ohnmächtigen Spielzeug entwickelt. Der Film hat gut gezeichnete Charaktere sowie eine gut aufgebaute Geschichte zu bieten, auch wenn sie nicht gerade originell ist. Allerdings hätte ich mir im Film schon etwas mehr Action gewünscht.

                                                  Fazit: Kein Western, den man unbedingt gesehen haben muss. Ein Western, der wenig bekannt ist, der es aber verdient, gesehen zu werden. Die Geschichte selbst ist nicht gerade ausgefallen: alles schon mal gesehen. Aber die Inszenierung, die Charakterzeichnungen, der Cast sind gut. Etwas mehr Action hätte dem Film sicherlich gut getan. Für eine top Wertung recht es bei mir unter dem Strich nicht aus, aber für ein solides „ganz gut“ in jedem Fall.

                                                  14
                                                  • 7
                                                    smartbo 28.07.2024, 10:02 Geändert 28.07.2024, 10:09
                                                    über Aniara

                                                    Der Film spielt in einer dystopische Zukunft, in der die Erde zerstört und unbewohnbar ist. Von den mehreren Raumschiffen, die ins All geschossen wurden, ist ANIARA eines, das die verwüstete Erde verlässt, um auf dem kolonialisierten Mars einen Neubeginn zu wagen. Aniara ist ein riesiges Einkaufszentrum. Die Menschen können mithilfe eines Computers sentimentale Erinnerungen an den Planeten erleben. Doch es kommt zu einem Unfall, und Aniara kommt vom Kurs ab. Nach dem Unfall können die Passagiere nicht genug von den alten Bildern bekommen. Ihre Ängste und Aggressionen treiben aber den Computer MIMA zur Explosion. Danach ist das Leben auf Aniara, die ziellos und manövrierunfähig durch Weltall taumelt, desolat. Die Menschen haben Mühe mit ihrem neuen Leben zurechtzukommen. Die Lage ist hoffnungslos und eine Rettung ist nicht in Sicht …

                                                    Die Handlung basiert auf einem Gedicht des schwedischen Nobelpreisträgers Harry Martinson aus dem Jahr 1956. Der Film spielt in der lebensfeindlichen Leere und tiefen Dunkelheit des Universums. Die Kulisse ist bedrohlich und gut in Szene gesetzt. Ein Film, der im Prinzip nicht sehr viel Neues und auch keine überraschende oder spannende Handlung bietet. Allerdings entwickelt sich der Film schnell zu einem düsteren dystopischen SFI-Drama mit einer bedrückenden Atmosphäre inmitten des unendlichen Universums. Das kleine Budget fällt kaum auf. In puncto Ausstattung und Setting steht der Film im Vergleich zu den mit sehr viel mehr Geld finanzierten Hollywood-Filmen in nichts nach.

                                                    Das Raumschiff erinnert stark an ein luxuriöses Kreuzfahrtschiff, auf dem es den Passagieren an nichts mangelt. Die Menschen konsumieren und erholen sich ausgelassen. Der Film ist in mehrere Kapitel mit unterschiedlichen Titeln gegliedert und liefert in der ersten Hälfte eigentlich kaum etwas Aufregendes. Hier und da passiert etwas, er konzentriert sich auf einige wenige Charaktere, von denen jeder mit persönlichen Problemen zu kämpfen hat. Da oben im Weltraum spielen sich auf dem Schiff einige psychologisch gefärbte Dramen ab, nichts Besonderes also, und im Hintergrund laufen gesellschaftskritische Bilder von Verschwendung, Völlerei, Dekadenz und Gleichgültigkeit von Passagieren, deren Verhalten konsumorientiert ist. Der Film stellt fast schon satirehaft mit einem kritischen Blick die Passagiere als unterwürfige Marionetten in einer von Konsum beherrschten Gesellschaft dar. Der reale Bezug ist unverkennbar.

                                                    Nach einer Kollision mit Weltraumschrott, die dazu führt, dass das Raumschiff vom Kurs abkommt und der Mars außer Reichweite gerät, wird der Film fesselnder und sogar noch gesellschaftskritischer. Von diesem Moment an geht es in der Geschichte auch um die fatale Wirkung beschwichtigender Propaganda. Schnell erweisen sich die von den „da oben“ verkündeten Botschaften als leeres Geschwätz, die nur dazu dienen, die Menschen zu täuschen, zu ängstigen und Panik zu verhindern. Mit solcher Propaganda und strengeren Regeln, an die sich jeder anpassen muss, soll nur die Ohnmacht und Hilflosigkeit der Autoritäten vertuscht werden. Es folgt eine Flut von Vorschriften, die völlig nutzlos sind und nur dazu dienen, die Menschen unter ihrer Kontrolle zu halten. Diese Szenen erinnern stark an die Corona-Zeit. Leider verliert der Film irgendwann an Kraft, weil das Ganze etwas inkohärent wird. Aber in den letzten fünfzehn Minuten wird das Ambiente wieder viel düsterer und mit der Endszene findet der Film wieder in seine Spur.

                                                    Fazit: Ein besonderer Low-Budget-Film, der nicht alltäglich ist. Der Film pendelt unermüdlich zwischen Sozialdrama, dystopischem Abenteuer und Gesellschaftskritik, die er geschickt subtil hinter schönen Bildern verbirgt. Neben der Konsumkritik ist eine Kritik an autoritären Regierungsmethoden unübersehbar. Parallelen zur Corona-Krise sind unverkennbar. Der Film ist gut inszeniert und entfaltet eine einnehmende Wirkung. Die Passagiere, die Requisiten und das Setting auf dem Raumschiff werden überzeugend und atmosphärisch stark dargestellt. Überzeugend ist ebenso die langsam eskalierende Atmosphäre auf dem Raumschiff. Alles in allem ein guter Science-Fiction-Film, der hier und da seine Schwächen hat, aber dennoch ein besonderes und spezielles Seherlebnis bietet.

                                                    14