Telebaum - Kommentare

Alle Kommentare von Telebaum

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    Was für ein Schrott, mal abgesehen vom grandiosen Hauptdarsteller (inklusive der getreuen Maske) kann man diesen Film, der scheinbar ein Kinderfilm werden sollte, getrost in die Tonne kloppen: lächerliche Pappfiguren, Bettszenen als filmischer Höhepunkt und die Verweigerung jeglicher biografischer Reflexionen zeichnen diesen Film aus, der für Kinder vll. einigen Spaß bereithält, aber nicht für jene, die sich für das Leben Gainsbourgs interessieren. Nicht umsonst wollte Charlotte G. nichts mit dem Film zu tun haben. Katastrophe!

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    • Sehr schön - auch wenn ich mit ersten beiden nie und nimmer konform gehen kann. Ich würde die Liste gerne auch um einige Namen erweitern, etwa um Petro Almodovar, Tim Burton, Steven Soderbergh, Guy Ritchie und ja, auch George Lucas (ja ja ich höre die Rufe).
      Alternativ dazu wäre eine Liste zu erstellen, die neben Martin Scorsese Regisseure vereint, die einmal zu den besten zählten aber nun ja, ihre beste Zeit hinter sich haben, was sie aber nicht daran hindert, weiterhin, leider nun aber eher Mittelmäßiges, zu fabrizieren, wie etwa Ridley Scott, Jim Jarmusch und ja, auch der große F.F. Coppola.

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      • 9
        über Idioten

        Einer der radikalsten und befreiendsten Filme überhaupt. Für mich nicht mal so interessant die Gesellschaftskritik, als vielmehr die Aufforderung an jeden einzelnen, sich von Normen und Konventionen frei zu machen - was naturgemäß kaum möglich ist - aber mit diesen doch zumindest hin und wieder zu brechen und einfach sehen, was dann passiert: denn in uns allen steckt viel mehr von Triers Idioten, als wir uns eingestehen würden.

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        • 8

          Der Film ist absolut zu empfehlen. Glasner ist vll. nicht unbedingt der beste deutsche Filmemacher, aber einer der relevantesten und mutigsten allemal. Es gibt kaum einen zweiten, der sich hierzulande auf einem so schmalen Grad zwischen dem Jenseits von Gut und Böse und dem allzu Menschlichem bewegt.

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          • 6
            über Mammut

            "Mammon" hätte es wohl besser getroffen, denn Moodysson erzählt davon, wie die existentielle Notwendigkeit, Geld zu verdienen, Familien zerstören kann. Aber vielleicht sollte "Mammoth" ja genau das assoziieren, diese Ambivalenz, dass Familienglück durch materiellen Reichtum nicht erzwingbar ist, durch die Armut jener Kinder, die im Kontrast dazu ihr Essen auf Müllkippen suchen, jedoch vollkommen ausgeschlossen. Sicher, all das wirkt zum Teil sehr klischeehaft. Der Film hat seine Schwächen, ohne Zweifel. Wobei ich die glücklichen Familienszenen zu Beginn und am Schluss nicht einmal dazurechnen würde, denn die sind für mich weniger Klischee als vielmehr als Ironie zu verstehen, aber so sicher weiß man das nicht - Moodysson hat immer so etwas Ungelenkes, Schwammiges in seinen Filmen, so als wäre es ihm selbst nicht ganz klar, wohin die Reise geht, was er zu sagen hat. Er sagt aber zuviel und er redet zu moralisch, als dass etwa Spielräume für Interpretationen blieben. Das alles wirkt dahingehend unreif, unausgegoren, nicht konsequent zu Ende gedacht. Mal abgesehen von den unterirdisch flachen Dialogen, hat der Film seine größte Schwäche in der Dramaturgie. Nach einer ewigen, ich meine, eineinhalbstündigen! Exposition, entwickelte sich das Drama dann allein in der letzten halben Stunde. So funktioniert Kino nicht, so hat Drama noch nie funktioniert. Seine größte Stärke hat der Film in seiner Hauptdarstellerin Michelle Williams.

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              Telebaum 07.04.2012, 11:36 Geändert 24.07.2016, 01:39
              über Oldboy

              Die zum Teil überbordende Begeisterung für diesen Film kann ich nicht teilen. Die Mischung aus blinder Brutalität, reziproker Rache, hypnotischer Manipulation, hündischer Unterwerfung, inzestuöser Motivierung und Vivaldi ist mit zunehmendem Verlauf einfach nur lächerlich.

              Wer meint, die Story gebe etwas her, täuscht sich, lässt sich durch Bilder, Montage und Musik blenden. Die fast schon als "belästigend" zu bezeichnende Überkonstruktion der Story, der epische Pathos und die Trivialität der Auflösung würde ohne Parks Formalismus den Flop des Jahrzehnts abgeben. So aber meinen einige, den besten Film des Jahrzehnts gesehen zu haben.

              Wie kann es zu solch einer Massentäuschung kommen? Es ist - allen Godards zum Trotz - das Medium selbst, das Täuschung verspricht und durch Täuschung gewinnt. Der Kinozuschauer will es so. Er lässt sich gern täuschen. Dafür geht er ins Kino. Er will getäuscht, er will geblendet werden. Dafür nimmt er einiges in Kauf. Zum Beispiel Zähne ziehen, Zunge abschneiden, haarsträubende Plots.

              Versucht man aber hinter Parks - zugegeben gut gemachtes - Blendwerk zu sehen, bleibt nicht viel übrig. Eine Zweitsichtung genügt, um den gesamten Spannungsbogen einstürzen zu sehen, und all die comic-fast-slapstick-haften Gewaltszenen als nur noch aufdringlich zu empfinden.

              Steine die wie Sandkörner im Wasser versinken und dass man immer alleine weine und ähnliche Worthülsen lassen einige glauben, es handle sich um einen philosophischen Film. Dem ist nicht so. Die ganze Philosophie des Films lässt sich auf die Formel reduzieren: Wen du verpetzt, der wird es dir heimzahlen.

              Wird hier sonst noch etwas von Belang verhandelt? N e i n. Punkt.

              Es ist, wie Thomas Schlömer in seiner treffenden Kritik (http://www.filmspiegel.de/filme/filme.php?id=2387) anmerkt: entweder hätte der Film seine Story als großen sadistischen Spaß oder aber als etwas abstrakt Unwirkliches verkaufen müssen.

              Stattdessen aber tut Park ernsthaft so, als erzähle er ein sophoklessches Drama episches Außmaßes, nur dass statt des Auges die Zunge dran glauben muss. Kann man das wirklich ernst nehmen?

              Fazit: Es tut mir leid, Oldboy ist nicht mehr als eine großangelegte Lächerlichkeit, blendender Pathos ausgeschmückt mit leerem Formalismus.

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              • 10

                Jeder Tarr-Film ein neues Großereignis. Die alltäglichen Dinge eines jeden Menschenlebens, Aufstehen, Anziehen, Wasser holen, Essen, Trinken, Ausziehen, Schlafen gehen ... in wechselnden Variationen, d.h. wechselnde Einstellungen und Kameraperspektiven, doch die Handlungen bleiben die gleichen, jeden Tag aufs neue. Es sind die Dinge, die ein jeder von uns tut, Tag für Tag, auch wenn wir in dieser Welt – ein Steinhaus bei Turin, in dem ungarisch gesprochen wird – kaum unsere eigene erkennen können. Jeden Tag eine heiße Kartoffel, nichts außer Kartoffeln, Kartoffeln und Pálinka. Das einzige, das ich vermisste, ist der Gang zur Toilette.

                Wie in „Sátántangó“ der ewige Regen, ist diesmal der pfeifende Orkan die Hauptfigur, erzählerisches Zentrum und zugleich das, was es zu überwinden gilt. Wenn der Sturm vorbei ist, bleibt nichts mehr zu sagen. Starre, Regungslosigkeit, Nahrungsverweigerung. Eine Schlusssequenz, die genausogut durch das 10-minütige Betrachten einer Fotografie zu ersetzen wäre.

                Überhaupt diese Kontemplation, ja diese Meditation, wenn wir nahezu eine Minute lang auf eine einfache Holztür starren, auf ein Kleidungsstück - ganz unwillkürlich vertieft man sich in diese Strukturen, die man sonst nie wahrnimmt, nie wahrnehmen darf, in die Holzfasern, in die Falten im Stoff. Und dann dieser nichtssagende Himmel, dieser Staub, diese bedrückende Stimmung, die wir aus anderen Tarr-Filmen bereits kennen. Es ist diese Nachhaltigkeit der ewig langen Einstellungen, die diese Bilder so in unser Gehirn brennen, dass sie uns auch noch Tage später verfolgen.

                Tarr gelingt etwas unglaubliches: das bereits von Godard propagierte "Ende der Geschichte, Ende des Kinos." Es braucht nicht ein „Weekend“, es bedarf diesmal sechs Tage, nicht nur für die Rücknahme der Schöpfung, wie Ripley1 treffend schreibt, sondern auch um das bewegte Bild zurückzunehmen. Im Zeitalter der Information, der Überinformation, der schnellen Schnitte und Schwenks, der immer rasenderen Bildabfolgen, schenkt uns Tarr das einfache, das unbewegte, das klare Bild zurück und gibt uns damit die Chance, zu verharren, die rasende Welt für zweieinhalbstunden anzuhalten und uns auf das Wesentliche im Leben zu besinnen – für manche sicher eine zu große Anstrengung. Doch für jene, die sich darauf einlassen können, mehr als ein Film, mehr als nur Kino – vielleicht ein Weg, die Welt mit ganz neuen Augen zu sehen.

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                • 9
                  über Barbara

                  1. Schönes Paradox: Beim Sehen des Films könnte durchaus die Sehnsucht aufkommen, genau in dieser Welt, aus der Barbara weg will, leben zu wollen.

                  2. Keine Frage: Man könnte dazu neigen, einen Petzold-Film, da man an einen solchen eh schon mit den höchsten Erwartungen geht, als mittelmäßig abzutun. Doch ich zumindest habe noch keinen so guten, so zarten, so schönen Film gesehen, der sich mit dem Leben in der DDR beschäftigt, mal ganz unabhängig davon, ob dieses Leben so war oder nicht.

                  3. Ich habe bemerkt, Petzolds Filme werden stärker, je länger sie Zeit haben, zu wirken; auch, je öfter man sie sieht.

                  4. All diese "Sonnenalleen", "Goodbye Lenins" und "Leben der anderen" kann man wegen mir getrost in die Tonne stopfen.

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                  • 6

                    Nicht ganz leicht zu verdauende, stilistisch aber überzeugende Mixtur aus DAS SCHWEIGEN, DER MIETER und BABEL, die allerdings die Frage nach ihrer eigentlichen Intention (soll heißen, wozu der Spuk?) zunehmend aus den Augen zu verlieren scheint, zugunsten eines einigermaßen nachvollziehbaren, dennoch starren und sich nicht weiter entwickelnden Plots, der in seiner ostentativen Überkonstruiertheit der kafkaesken Atmosphäre kaum gerecht werden kann. Vor allem gegen Ende läuft die Montage, die Verknüpfung der beiden Handlungsstränge, dann vollends aus dem Ruder, so dass man nur noch rufen möchte, „sachte, sachte“, dieses hochfrequente wilde Hin- und Herspringen ist weder für den Filmgenuss förderlich noch trägt es zur Plausibilitätssteigerung des Plots bei, statt dessen zerstört es die mühsam aufgebaute Stimmung vollends und lässt an einen etwas hilflosen Cutter denken, der jetzt im Schneidefenster mit aller Macht zwei Handlungsstränge zu vereinigen sucht, die im bisherigen Handlungsverlauf nicht so recht zueinander gefunden haben. Bei solchen Filmen, ähnlich wie ich es schon bei DER MASCHINIST oder STAY versucht habe darzulegen, lohnt es sich einmal mehr, bei den Großen zu schauen, etwa bei Bergmann, bei Tarkowski (ohne daß ich hier Vergleiche ziehen will): Ein atmosphärisch gelungener, ein existentialistisch motivierter Film braucht nicht nur keine so durchsichtige und profane Plotmotivierung wie hier den Tod des Kindes, er verliert dadurch nur, an Schönheit, an Wahrheit, an Metaphysischem, um es mal so auszudrücken. Trotz allem, ein vor allem atmosphärisch gelungener und allen gängigen Mainstreamnormen zuwiderlaufender Film, was aus deutschen Landen selten genug der Fall ist.

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                    • 9

                      SPOILER: großartiges theaterstück von jasmina reza und ein glück fürs kino, dass sich polanski des stoffes angenommen hat, was man polanski vorwerfen könnte, ist allein die tatsache, dass er es nicht ganz vergessen machen kann, dass es sich um ein theaterstück handelt: da gibt es szenen, etwa wie waltz fassungslos zu reagieren versucht, als sein handy in der vase landet oder wie sich winslet bestürzt zu boden wirft, weil sich der inhalt ihrer handtasche auf selbigem entleert hat, das wirkt schon ziemlich gestellt und zumindest ich konnte gerade diesen zwei szenen wenig glaubwürdigkeit abgewinnen, fühlte mich eher an diese lächerlichen bühnenlandschaften erinnert - aber nichtsdestotrotz ist der film auch dank dieser vier begnadeten darsteller grandios; in diesem kleinen kammerspiel werden eine reihe von grundproblematiken unser gesellschaft auf eine weise behandelt , dass man aus dem lachen nicht mehr rauskommt, obwohl man eigentlich weinen müsste, insbesondere wenn man an die kinder bzw. die gesamte generation denkt, die mit solchen eltern und unter solchen umständen groß werden, für viele mag das alles ganz normal erscheinen, doch was wir hier sehen ist die totale ignoranz und gleichgültigkeit allem menschlichen gegenüber und das kann kaum spurlos an unseren kindern vorübergehen

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                      • 4

                        An diesem Film ist tatsächlich der Titel das Schönste, ja Bardem ist auch sehr gut, zugegeben, ansonsten gähnende Langeweile, kitschtriefender Pathos und eine Aneinanderreihung von Willkürlichkeiten: da hat jemand die Grundlage des Dramas aber mal vollkommen ignoriert, nämlich dass sich der Fortgang der Handlung allein aus dem Konflikt der Figur herleiten sollte.

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                        • 10

                          So also kann Weltuntergang auch gehen ... keine Weltretter, keine TV-Nachrichten, keine Präsidentenansprachen, keine Massenpaniken ... man mag es fast nicht glauben ... wieso eigentlich wurden wir Jahrzehnte lang mit diesen lächerlichen, unrealistischen und nervigen Hollywood-Untergangsszenarien gefoltert, wo es doch so schön und einfach gehen kann?

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                          • 6
                            über Old Joy

                            Zwei Männer, ein Hund, ein Ausflug - mehr darf man hier nicht erwarten, keine Überraschungen, keine Wendungen, keine Lösungen - Kelly Reichardt geht es ums Zwischenmenschliche. Mir persönlich hat "Wendy and Lucy" um einiges besser gefallen, vor allem in ästhetischer Hinsicht. "Old Joy" fehlt dagegen das gewisse Etwas, der Film nimmt sich zu ernst und wirkt angestrengt, die beiden Darsteller sind nicht besonders überzeugend, ihre Freundschaft wirkt nicht wie eine von früher her, sondern eher wie eine noch nie dagewesene. Der Film hat etwas sehr Trübsinniges und in keinem Moment kommt man als Zuschauer auf den Gedanken, hier gerne dabei sein zu wollen. Alles ist irgendwie traurig, beklemmend und befremdlich und in dieser Stimmung ist "Old Joy" fast schon unheimlich konsequent, was ihm hoch anzurechnen ist, allerdings kein Vergnügen.

                            • 8

                              Allein dieses grobe Schwarzweiß, diese Kontraste, Bildkompositionen und Einstellungen aus der Froschperspektive und diese vernarbten Gesichter und verräterischen Close up's - einfach herrlich. Aus der Sicht einer heute weitgehend glatt-polierten Filmlandschaft muss man diese dreckigen 50er-Noirs einfach lieben.

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                                Ein großer Schriftsteller ist nicht gleich einer großer Regisseur, zumal wenn er noch versucht, seinen eigenen Stoff zu verfilmen. Besser den Roman lesen, der ist grandios, den Film kann man sich getrost sparen.

                                • 4

                                  Der Film funktioniert hinten und vorne nicht. Der gravierende Unterschied zu Kubrick ist doch der, dass "2001" ein Science-Fiction-Film ist, Weltraum-Aufnahmen und selbst das Starchild am Schluss stehen in einem - wenn auch nicht immer gleich ersichtlichen -Zusammenhang zum Plot um Bowman und die Mars-Mission. Hinzu kommt, dass Kubricks Film hinter all der Bildgewalt eine Metageschichte erzählt, nämlich die Geschichte des Werkzeugs. Vielleicht ist mir das ja bei TREE OF LIFE auch entgangen (für Hinweise wäre ich dankbar), doch was macht Malick: Er rührt bildgewaltig an die universalen Themen der Welt und rahmt diese dann ein in eine Familiengeschichte, die sich um Erziehung, Ödipus, Trauer und Fenstereinschmeißen dreht - das ist zuviel des Guten und nicht umsonst sehen viele den Versuch als gescheitert an, verlassen viele das Kino vorzeitig. Will er die Geschichte der Schöpfung erzählen, die Geschichte vom Werden und Vergehen? Was will Malick erreichen, uns die Größe der Schöpfung vor Augen führen, im Gegensatz zur Banalität unseres kleinen Lebens? Ich weiß es nicht (nochmals: für Hinweise wäre ich dankbar, bisher haben sich aus keiner Rezension Antworten erschlossen). Sicher, der Ansatz, solch Themen anzurühren, führt zu recht berauschenden Sequenzen, bei dem einen oder anderen Kinobesucher vielleicht zu soetwas wie Erkenntnis, Transzendenz oder was auch immer, doch für mich erschließt sich nicht im Mindesten, was das alles mit der Familien-Geschichte zu tun haben soll. Hinzu kommen die ständig sich wiederholenden Einstellungen von Bäumen und Türen und sonstigen metaphorisch aufgeladene Bilder - das ist nun einmal alles andere als subtil und ich ich lege wenig wert drauf, mit dem Hammer vor den Kopf geschlagen zu werden, um hinterher genau so schlau zu sein wie zuvor. Der ganze Film strotzt nur so von diesem Vielzuvielgewolltpathos, der zwar in den Bildern seine Entsprechung findet, aber eben nicht im Plot und somit auch im Gesamten scheitern muss. Noch nie habe ich Smetanas "Moldau" so deplaciert, ja geradezu aufgesetzt, störend und schlecht arrangiert empfunden. Wenn es denn die großen Bildsequenzen sind, die den Film so einzigartig machen, warum dann sich nicht auf diese beschränken? Nein, ich glaube Malick sollte Science-Fiction machen und vielleicht kommt das ja auch noch. Ich halte sehr viel von diesem Regisseur, überhaupt von Künstlern, die die Grenzen des Kinos zu sprengen suchen, doch dieses Experiment halte ich noch längst nicht für vollendet und weit davon entfern, sein Opus magnum zu sein.

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                                  • 6

                                    Nun ja, hier scheiden sich wohl die Geister. Nicht viel mit Monstern (zumindest im Sinne des Erwartbaren), nicht viel mit Spannung, kaum Plot und auch die angeblich so tolle Atmosphäre habe ich vergeblich gesucht - nein, dieser Film bleibt tatsächlich ein Rätsel. Erst war ich nahe dran, ihn mit einer glatten NULL zu bewerten, doch meine Meinung hat sich geändert, denn alles an diesem Film ist sehr subtil angelegt, allein diese für Hollywood untypischen, eher zurückhaltenden zwei Hauptfiguren zeugen davon. Sicher man könnte sagen, hier wurden keine Charaktere ausgearbeitet, andererseits bin ich dankbar für Figuren, die nicht gleich in ein bestimmtes Schema oder Klischee zu passen scheinen. Die Liebesgeschichte, um die es zumeist geht, wird (im klassischen Sinne zumindest) verweigert. Die Monstergeschichte wird ebenso verweigert. Die Gut-Böse-Geschichte wird auch verweigert. Was also tut Edwards? Um was geht es ihm? Man weiß es anfangs noch nicht genau, aber das hat einen gewissen Reiz, zumal wenn man hört, mit welch harmlos geringen Mitteln der Film entstanden ist, wie ein Filmstudent, der mit seinen beiden Protagonisten und einem Kameramann loszieht, dort zufällig herumstehende Laiendarsteller einspannt, die Landschaft aufnimmt und hinterher am Rechner noch ein paar Schilder und Greifarme in die Bilder retuschiert. Das ist mit einfachsten Mittel aufgezeigt, wozu Hollywood normalerweise Millionen verschleudert. Bleibt die große Frage nach dem Titel: Wieso MONSTERS, der doch bei so vielen scheinbar falsche Erwartungen weckt? Nun, ich kann kaum glauben, das der Titel so unbedacht gewählt ist, wie es für viele den Anschein hat. Nein, vielleicht verhilft der Titel gerade zu einer Leseart, worum es Edwards geht, denn wenn es im Eigentlichen nicht um die Monster selbst geht, die ja im Film auch vielmehr als "Kreaturen" bezeichnet werden, dann stellt sich doch die Frage, wer sind denn dann die Monster? Und wie so oft, ist die Antwort natürlich: der Mensch - es geht also nicht um außerirdische Monster, sondern es geht Edwards darum, den Mensch als das Monster zu zeigen, das er ist. Und erst diese Leseart macht den Film interessant. Zum einen ist da natürlich der feindliche, aggressive Umgang der Menschen mit den an sich gar nicht aggressiven Außerirdischen, wir sehen Menschen, die ihre eigene Landschaft und ihre eigenen Bewohner mit chemischen Waffen verseuchen, nur weil sie es nicht ertragen können, dass in ihrem Land noch eine andere Lebensform Platz und Lebensrecht beansprucht. Aber auch dafür interessiert sich Edwards nur am Rande: ihm scheint es klar um die Liebesgeschichte zu gehen, um das Zwischenmenschliche. Am Schluss führen die außerirdischen Kreaturen den beiden Figuren vor, wie es geht, mit der Liebe, und erst daraufhin finden unsere zwei so lange unnahbaren Helden zusammen, sie will gar nicht mehr nachhause. Deutlicher hätte Edwards es doch kaum machen können: Wir haben hier die sich liebenden Kreaturen, dort die sich endlich auch liebenden Menschen. Und die, die jetzt mit Tarnfleckuniformen und Marschgesängen in diesen Frieden hereinplatzen, und nun alle Liebe mit Panzern, chemischen Waffen und lautem Getöse, torpedieren, ja das sind die eigentlichen Monster, die Zivilisation ist das Monster. Wir alle sind Monsters.

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                                    • 10

                                      Dieser Film ist eine Zumutung - und das in so ziemlich jeder Hinsicht. Doch auch das Leben empfinde ich zuweilen als Zumutung. Und ich habe selten einen Film gesehen, der näher am Rhythmus des Lebens, der näher am Menschen, ja, näher am Wesen des Kinos gewesen wäre. Jetzt ließe sich über das Wesen des Kinos sicher vortrefflich streiten; nur soviel: bei Sátántangó vergisst man zuweilen, dass hier ein Kameramann daneben steht (eine Perspektive, die ich sonst bei fast jedem Film schwer ausblenden kann), dass hier ein Regisseur Szenen inszeniert hat, dass im Schneideraum etwas zusammengeklebt wurde - dieses Seherlebnis ist so viel direkter, so viel schockierender - so als wäre man in jeder Szene live dabei.
                                      Ich muss allerdings warnen, der Film hat zumindest in mir eine derart düstere Stimmung erzeugt, dass mir der Tag, an dem ich mich durch die mehr als 7 Stunden gequält habe, als einer der schlimmsten der letzten Jahre in Erinnerung bleiben wird. Ja gequält, das alles ist kein Vergnügen und es ist die Leistung Tarrs, dass er es schafft, etwas derart Unvergessliches geschaffen zu haben. Wie man aber - wie Susan Sontag meint - den Film bis zum Ende seines Lebens jedes Jahr wieder sehen will, bleibt mir ein Rätsel. Vielleicht braucht man dafür aber auch ein wenig Abstand. Nach den 450 Minuten zumindest ging es mir so, dass ich Sátántangó keinesfalls ein zweites Mal sehen wollte, was auch nicht nötig scheint, denn nahezu jedes dieser Tarr-Bilder ist mir vielleicht tiefer ins Gehirn gebrannt, als jede Erinnerungen aus den letzten Jahren meines eigenen Lebens.
                                      Tarr ist zweifellos ein Gigant und ob man seine Filme mag oder nicht, spielt letztlich überhaupt keine Rolle. Was Tarr für das Kino leistet, wird man erst in ein paar Jahrzehnten richtig beurteilen können, dann wenn all die Wachowskis, die Nolans und Finchers und all die anderen Quacksalber längst vergessen sind...

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                                        Boyle hat nichts zu erzählen, deswegen sucht er händeringend auch immer wieder nach Stoffen. Das, was einen Autor eigentlich inspiriert, motiviert, einen Stoff zu bearbeiten, bleibt hier unklar. Geht es ihm um den Horror, um das Abenteuer, um die Landschaft, um die Natur vs. Mensch- Thematik, um Clipästhetik, um Psychologie, um das - bei Boyle immer wieder zentrale - Sujet der Aufzeichnungsmedien und deren Wirkung, geht es ihm um die "True Story" oder gar um Spannung? Von allem Halbes, aber nichts Ganzes. Von letzterer kann man kaum reden, da der Plot ereignisarm ist, die Auflösung bereits vor Filmstart allseits bekannt war. Aus der vom Leben vorgegebenen Story eine vernünftige Filmdramaturgie zu entwickeln, ist schwer, das wird auch Boyle eingesehen haben. Deswegen sucht er verständlicherweise nach Mitteln, den Zuschauer bei der Stange zu halten. Doch es fehlt an thematischer Kohärenz und damit an Rechtfertigung all der filmischen Mittel, was letztlich alles zur Spielerei werden lässt, die Splitscreens, die Kamerafahrten, die Aufnahmen, die an Koyaanisqatsi erinnern, die zum Teil nervige Musikuntermalung. Denn es bleibt unklar, was Boyle mit dem Film eigentlich erzählen will und das ist das Problem von 127 HOURS. Der Film hat weder Hand noch Fuß und wird damit eher ungewollt seinem Motiv gerecht. Eines muss man ihm dennoch zu Gute halten: er hat Humor, so etwa, wenn Aron ein Interview mit sich selbst führt, unterlegt mit dem Gelächter der Sitcoms, so etwa, als er sich den Arm durchtrennt und die Kamera inmitten von all dem Blut auf eine Angel-sehne hält, während man das Schwingen einer Gitarren-saite vernimmt. An dieser Stelle musste ich wirklich laut lachen. Allerdings war ich der einzige im Kino, der das lustig fand...

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                                          über Yella

                                          Nur ein Wort an alle, die sich an dem Ende stören: Ich sehe das Ende nicht als (schon gar nicht billige) Auflösung, auch nicht als Aufwachen aus dem Traum, nicht als Wirklichkeit, nicht als Realität, nein, ich sehe es einfach als eine Alternative, als eine Möglichkeit, wie man Geschichten erzählen kann, aber eben nicht um seiner selbst Willen, nicht um des Effektes Willen, der dann tatsächlich nur billig wäre, sondern - zumindest kam mir dieser Gedanke beim Abspann als erstes in den Kopf - als sehr wirkungsvolle Form, etwas klar zu machen, nämlich die Gleichsetzung mit dem zuvor Gesehenen, unwillkürlich taucht doch die Frage auf: Wäre ein solch schnelles Ende nicht angenehmer, besser, letztlich der Protagonistin gar mehr zu wünschen, als ein Leben in jener kalten Welt, die der Film thematisiert und in der tatsächlich alles Lebendige eliminiert scheint. Und daraus folgt die zentrale Frage: Ist die Welt in "Yella", d.h. unsere spätkapitalistische Welt und das Leben in ihr letztlich nicht genauso leblos und tot und wo genau ist eigentlich noch das Lebenswerte in ihr. In meinen Augen führt das Ende geradezu einen solchen Bewusstseinsblitz herbei.

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                                            Zugegeben, die Enttäuschung mag auch mit den hohen Erwartungen zusammenhängen, doch was Aronofsky hier abliefert, hätte man vll. noch vor 30 Jahren verkaufen können, heute wirken diese ganzen Psychoblutthrillphantasien mit Sound unterlegt, die man alle schon gesehen zu haben meint, einfach nur lächerlich und aufgesetzt. Zeitweise fühlt man sich an einen Genre-Abschlussfilm der Filmschule erinnert. Das Problem ist, das alles ist nichts neues und dem Film mangelt es genauso an Innovationsfreude wie an Inspiriertheit, dass man es fast nicht glauben kann, da das Thema doch so viel hergibt, da der Regisseur doch derart beeindruckend bewiesen hat, zu was er fähig ist, da Portman zu Beginn so zerbrechlich in die Kamera agiert, als würde da noch großes Kommen . Ich will mal nichts gegen Portman sagen, über ihre schauspielerische Leistung mag man streiten, ich fand es zumindest ganz amüsant ihr zuzuschauen, doch wenn ich einige (vor allem junge) Kinobesucherinnen bei irgend einer Art Blut- oder Geräusch-Szene aufschreien hörte, musste ich mich schon etwas wundern, wie man sich derart in den Film hineinfühlen kann, denn gerade dieses ganze völlig übertriebene und hier für mich überflüssige Horrorhandwerk, bei dem sich Aronofsky aus der falschen DVD-Schublade zu bedienen scheint, wirken derart effekthascherisch, dass es nur noch flach wirkt und dem Thema des Films in keiner Weise gerecht wird, und für mich jedes Mitfühlen, jedes Hineingezogenwerden in den Film verhindert, da ich mich eigentlich nur die ganze Zeit aufrege, was dieser oder jener schon tausendmal gesehene Effekt jetzt schon wieder zur Sache zutut. Die "brachiale Zartheit", nenn ich es mal, die ich bei "Wrestler" an Aronofsky so schätzen gelernt habe, wird hier verdrängt und nahezu in den Hintergrund gedrängt durch ein Sammelsurium von Banalitäten und vor allem völlig überflüssigen Horrorelementen. Wer braucht denn so etwas, Grusel-Filme gibt es doch nun wirklich genug und die Reaktionen der jüngeren Kinobesucherinnen, die dieses Genre sicher nicht umsonst bisher gemieden haben, zeigt mir gerade, dass auch sie bei Black Swan etwas anderes erwartet haben, wobei wir wieder bei der enttäuschten Erwartungshaltung wären.

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                                              Die Coppola wird immer besser und scheint allmählich ihr Element, ihr Thema gefunden zu haben. Was in LOST IN TRANSLATION schon angedeutet aber m. A. nach noch ziemlich ungeschickt inszeniert bzw. mit viel Überflüssigem konstruiert war, spielt SOMEWHERE nun zu wahrer Größe aus: Die ganze Leere und Tristesse im Leben der Reichen und Schönen. Ich bin wirklich begeistert, allein von der Anfangsszene, die so wunderbar mit der Schlussszene korreliert und dort etwas wie Entwicklung oder ein "Erwachen" andeutet; auch wenn selbiges so unwahrscheinlich und absurd erscheint, dass man es sofort wieder durchstreichen möchte. Es gehört eine Menge Mut dazu - zumal wenn man Coppola heißt -, einen Nicht-Plot so konsequent durchzuziehen, ewig lange Einstellungen, in denen Stangengirls vortanzen, in denen nichts passiert, in denen unser Star herumsitzt oder Spaghetti kocht, teilweise nicht einmal eine Akteurs-Bewegung erkennbar ist. Und die Vater-Tocher-Beziehung verzichtet glücklicherweise auf falsche Gefühlsausbrüche und unplatzierten Pathos, dass man nur sagen kann: Weiter so, Frau Coppola, man darf gespannt sein.

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                                                Der Film gibt - wenn auch nicht über die Gefühlslage der Nation - zumindest Auskuft über die Lage der Filmschaffenden der Nation. Wie bei einem schlechten Länderspiel sind Gewinner immer jene, die nicht dabei waren, v.a. Petzold, der derzeit überhaupt größte deutsche Regisseur.
                                                Was den Film angeht, kann man sich die ersten sechs Beiträge getrost sparen, das ist miserabel, einfallslos, uninspiriert, mit dem Tiefpunkt Krebitz. Die Vier Punkte gibt es für die gewohnt großartige Kombi Steinbichler/Bierbichler, für Weingartners allerdings Kurzfilmungeeignetes Aufrüttlung, Beckers Ironie und natürlich für Tykwer, der die Lage des "kapitalistischen Leistungsträgers" derart minimalistisch und zugleich unglaublich vielsagend in so wenigen Minuten beschreibt, dass man nur staunen kann.
                                                Fazit: Derartige Projekte sind wohl zum Scheitern verurteilt, vll. wäre es sinnvoller, wenn man den Mut hätte, tatsächlich zu selektieren, um beim Zusammenstellen die Spreu vom Weizen zu trennen oder bereits in der Vorauswahl anhand der Konzepte und Bücher sich auf die wirklich kreativen Beiträge beschränkt. So etwas wie dieses Krebitz/Hegemann-Zeug dürfte an der Filmhochschule kein Erstsemester abliefern. Lieber 80 Minuten gutes Kino als 150 Minuten die exibitionistische Selbstentblößung der nach Fassbinder nun einmal ins Mittelmäße abgerutschten deutschen Filmlandschaft. Das braucht niemand. Ein Deutschland im Herbst am allerwenigsten.

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                                                  erinnert sehr an rohmers pauline am strand und muss auch diesen vergleich nicht scheuen.

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                                                    unterirdisch, oberflach und beschämend, epigonentum der übelsten sorte und alles andere als ein gelungene homage an lynch, vielmehr der endgültige tiefpunkt im schaffen des o.roehler, das mit "alter affe angst", "agnes und brüder" und "elementarteilchen" steil und stetig nach unten führte - zukünftig muss die moviepilot-bewertungsskala für roehler in den minusbereich ausgedehnt werden, schade eigentlich für einen regisseur, von dem "die unberührbare" stammt und der visuell zu den interessantesten deutschen filmemachern zählt

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