BigH - Kommentare

Alle Kommentare von BigH

  • 6 .5
    über Hancock

    Die erste Hälfte des Films ist eine durchaus gelungene Superhelden-Komödie mit einigen Lachern. Die zweite Hälfte mutiert dann überraschend- und überflüssigerweise zu einem ernsten Superhelden-Actionfilm mit ganz brauchbaren Fights und Actionsequenzen. Beide Hälften für sich genommen sind unterhaltsam, ohne Frage. Aber sie wollen sich einfach nicht zu einem harmonischen Ganzen fügen. So hat man das Gefühl, daß mittendrin der Film gewechselt worden ist. Die etwas verworrene Hintergrundgeschichte tut das ihre, um einen grundsätzlich guten ersten Eindruck kaputtzumachen.
    Absoluter Pluspunkt ist aber auf alle Fälle Will Smith, dem man sowohl das versoffene Wrack als auch den geläuterten Superhelden jederzeit abnimmt.

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    • Ich bin ja durchaus ein Freund von großen Schiffen, die sich kloppen, aber das... sorry, das kann einfach nur Grütze sein. Die Geschichte liefert uns soviele interessante Vorlagen für Seeschlachten, von Actium über Trafalgar und Skagerak bis Midway, da muß man doch was draus machen können (wenn ich so drüber nachdenke - ein richtig guter Trafalgar-Film wäre wirklich cool...!). Aber nein, man bastelt irgendeine hanebüchene Geschichte zusammen, um dann einen Film zu einem Brettspiel drehen zu können. Was'n Stuss!

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      • 3 .5
        BigH 17.07.2022, 17:47 Geändert 17.07.2022, 17:49

        Reife Leistung, Herr Tarantino! Über zweieinhalb Stunden ohne irgendeine zusammenhängende Geschichte, ohne jedwede interessante Story, ohne bemerkenswerte Dialoge hinzukriegen, das muss man erst mal schaffen. Von der ersten Minute an schleppt sich OUATIH dahin wie ein waidwundes Tier, bei dem sich niemand erbarmt ihm den Gnadenschuss zu geben. Und bis zum Ende ändert sich daran auch nichts. Keine noch so gute schauspielerische Leistung (und derer gibt es durchaus ein paar) rettet dieses filmische Äquivalent eines überfahrenen Skunks, es passiert einfach nichts. Schon nach einer Stunde war ich versucht den Film abzuschalten; dass ich durchgehalten habe ist eher meiner Ausdauer als der Qualität von OUATIH zuzuschreiben.
        Vielleicht wäre es besser, wenn sich ein Produzent mal ein Drehbuch durchlesen würde und nicht einfach grünes Licht für ein Filmprojekt gibt, nur weil Tarantino drauf steht.

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        • Wenn's um alltagstaugliche Zitate aus Actionfilmen geht, kann ich nur sagen: "Ich bin zu alt für diesen Scheiß."
          Verwende ich fast täglich...

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          • Einem Komponisten vorzuwerfen, all seine Werke würden sich irgendwie ähnlich anhören, ist schon irgendwie merkwürdig. Jeder Komponist hat doch zwangsweise seine Handschrift, und Zimmer hat eben die seine. Wenn man danach sucht, dann findet man mehr als genug Ähnlichkeiten zwischen John Williams' Bombast-Scores "Star Wars" und "E.T." (und "Superman" können wir bei der Gelegenheit auch noch mit reinpacken). Ich könnte auf Anhieb ein paar Scores von James Horner nennen, die einen ganz charakteristischen "Womm..."-Klavierakkord haben. Und Danny Elfmans leicht schräge Filmmusik (passend zu den 'leicht' schrägen Filmen von Tim Burton) können ihre Abstammung auch nicht unbedingt verbergen. Müssen sie auch nicht. Zimmer ist hinsichtlich der Selbstähnlichkeit seiner Werke absolut keine Ausnahme, sondern schlicht und ergreifend die Regel. Nennt mir irgendeinen Künstler, ganz gleich in welchem Genre, der immer, bei jedem einzelnen seiner Werke, das Rad vollkommen neu erfindet. Mozarts Musik läßt sich in den meisten Fällen auch relativ eindeutig identifizieren.

            Sicher gibt es in Hans Zimmers Werk gelegentlich Scores, die sich verdächtig ähneln. Wenn man den eine oder anderen Track von "Backdraft" mit Stücken aus "The Rock" oder "Broken Arrow" vergleicht, dann springen einem ähnliche Tonfolgen fast schon ins Gesicht, keine Frage. Aber vielleicht sollte man auch nicht "Backdraft" mit "The Rock", sondern mit "Driving Miss Daisy" vergleichen, und "Rainman" mit "Batman Begins" und "Pirates of the Caribbean" mit "Madagascar" und "Nine Months" mit "The Ring" oder... (ich könnte das jetzt ad nauseam fortsetzen). Und plötzlich stellt man fest, daß die Bandbreite von Hans Zimmer wesentlich größer ist als man denkt. Klar, wenn man sich nur auf eine Handvoll Scores beschränkt, dann kann man schon auf böse Gedanken kommen. Aber Zimmer hat eben im Laufe seiner auch schon 30jährigen Karriere Kriegsepen, Disney-Zeichentrickfilme, Monumentalstreifen, Horrorfilme, Komödien, Tragödien, Politthriller, Dokumentarfilme und Superhelden-Streifen vertont. Und (fast) jedes mal hat er mit seiner Musik im wahrsten Sinne des Wortes den richtigen Ton getroffen. Ja, auch ein Hans Zimmer hat mal einen schlechten Tag, ich bin nicht unbedingt ein Freund von "Thin Red Line" und "Hannibal". Aber alles in allem hat der gute Mann in den letzten Jahren auf alle Fälle unter Beweis gestellt, daß es sowas wie den "typischen Zimmer" nicht gibt. Es gibt vielleicht einen typischen Actionfilm-Zimmer oder einen typischen Komödien-Zimmer oder was auch immer. Aber selbst dann muß man einfach eingestehen, daß er in jedem Genre zu Hause ist. Das kann man weiß Gott nicht von jedem Filmkomponisten uneingeschränkt sagen.

            Noch eins: Ich gebe jetzt einfach mal Mr. Vegas Vorhaltungen 1:1 zurück. Seine Kolumne ist doch immer das gleiche: Irgendein Thema wird ohne besonderen Grund hochgekocht, es werden ein paar heftige, wenn auch meistens haltlose, Anschuldigungen in den Raum gestellt (möglichst polemisch formuliert), es bricht eine heftige Diskussion los (die einen diskutieren über den Inhalt der aktuellen Hasstirade, die anderen über den generellen Sinn und Unsinn der Kolumne), und eine Woche später geht das Spiel von vorne los. Da ist kein kreativer Akt dahinter, das ist nur anecken um des aneckens Willen. Immer und immer wieder das gleiche. Da ist mir Herrn Zimmers angebliches Wiederkäuen dann doch deutlich lieber...

            7
            • 5 .5

              Nach all den positiven Besprechungen hatte ich mir mehr von dem Film erwartet. Damit wir uns nicht falsch verstehen, "A Quiet Place" ist prinzipiell kein schlechter Film. Die Grundprämisse hätte nur mehr hergegeben. Ich hatte den Eindruck, da hatte jemand eine durchaus coole Idee - jedes noch so leise Geräusch kann zum Tod führen, weil irgendwelche Monster angelockt werden - und stellte sich dann noch vor, was das Schlimmste sein könnte, was man den Charakteren unter dieser Prämisse antun könnte (Spoiler: Eine Geburt...!), und aus diesen Zutaten wurde dann ein Drehbuch gebastelt. Wie sich gezeigt hat reicht das aber nicht, denn letztlich hat der Film in meinen Augen eine ganz entscheidende Schwäche: Praktisch alle handelnden Figuren reagieren nur. Es geht die ganze Zeit nur darum um Himmels Willen kein Geräusch zu machen. Eine Szene nach der anderen darf kein Lärm gemacht werden; dann passiert irgendwas unvorhergesehenes, sprich: jemand macht eben doch ein Geräusch, und schon geht die Versteckerei oder Rennerei los. Und jede Szene für sich genommen mag sogar einigermaßen spannend sein. Aber alle zusammen ergeben einfach keinen durchgängig spannenden Film, weil nichts davon die Handlung wirklich vorantreibt und die Protagonisten wie erwähnt nicht agieren, sondern nur reagieren.
              Die wirklich guten Darsteller machen das Beste aus dem Stoff, gegen die Inszenierung ist nichts einzuwenden, alles in allem hätte "A Quiet Place" wirklich das Zeug zu mehr gehabt. Schade um die vertane Chance, denn die Grundidee hätte sicher mehr hergegeben.

              6
              • 8
                über Titans

                Überraschend gute Serie, deutlich besser als erwartet. Die Handlung ist durchweg gut erzählt, die Charaktere sind interessant, an den Darstellern gibt es nicht das Geringste zu meckern. Definitiv eine Comic-/Superhelden-Serie, die man unbedingt gesehen haben sollte!

                6
                • 3 .5

                  Ich kann noch nicht mal sagen, daß der Film schlecht ist. Er ist einfach nur strunzlangweilig (so langweilig, daß ich zur Hälfte des Films beinahe das Kino verlassen hätte, wenn meine Beine nicht eingeschlafen wären...). The not so amazing Spider-Man braucht eeeewig, bis er in die Gänge kommt, bis er das, was man neudeutsch gemeinhin als Origin Story der Hauptfigur bezeichnet, überhaupt erst mal angeht. und auch danach darf man sich immer wieder durch Dialoge quälen, die völlig ins Nichts laufen, die Handlung nicht vorantreiben und einfach nerven. Daß Andrew Garfield einen gewissen jungenhaften Charme hat, mag ich ihm nicht mal absprechen. Aber das reicht halt nicht, daß ich ihm den Superhelden abnehme. Ich hatte irgendwie immer den Eindruck, ich sei in eine Teenie-Schmonzette geraten, in der sich die Hauptfigur halt als Spidey verkleidet, um seine Schnitte zu beeindrucken (und das alles andere als gelungene und über die Maßen billig wirkende Kostüm im Gummilook tut das seinige, um diesen Eindruck noch zu verstärken).

                  Auf der Haben-Seite kann der Film sicher die Anwesenheit von Martin Sheen und Sally Field verzeichnen, die als Onkel Ben und Tante May überraschend gut waren; jede ihrer Szenen war tatsächlich ein Lichtblick in diesem an Erfreulichem so armen Film. Auch Rhys Ifans war gar nicht übel als Dr. Connors, bis... ja, bis ihn die CGI-Echse ersetzt, die vom Design her einfach entsetzlich ist (ich habe Konzept-Zeichnungen gesehen, die durch die Bank weg alle besser und überzeugender waren als das, was schließlich den Weg auf die Leinwand gefunden hat). Und einzelne Szenen haben sogar Spaß gemacht, i.d.R. diejenigen, die tatsächlich auf Komik angelegt waren. Aber Spannung? Völlige Fehlanzeige. Interessante Kämpfe? Eher 08/15-Standard-Kloppereien, wie man sie schon hundert mal gesehen hat? Überraschende Wendungen? Kannste knicken.

                  Eins noch: Man mag zu Änderungen in bekannten (Comic-)Mythologien stehen wie man mag. Grundsätzlich vertrete ich auch nicht die Ansicht, daß man sich sklavisch an alles halten muß, was die Vorlage etabliert hat (oftmals ist es für die filmische Umsetzung einfach notwendig; siehe beispielsweise die Kostüme in den X-Men-Filmen - die Original-Kostüme aus den Comics hätten ziemlich sicher recht albern ausgesehen). Hier aber erschien mir einiges so, als weiche man von der Vorlage ab, nur um halt abzuweichen, nach dem Motto: Ups, das hat ja Sam Raimi schon so gemacht, na, dann müssen wir's halt irgendwie anders machen. Damit kann man vielleicht sogar leben. Aber was ich Marc Webb nicht verzeihe ist, daß er das, was Spider-Man im Kern ausmacht, seine moralische Quintessenz, einfach über Bord geworfen hat: Mit großer Macht kommt auch große Verantwortung. Vielleicht geht einem dieser Satz irgendwann auf die Nerven. Aber er gehört meiner Meinung nach einfach absolut zwingend zu Spidey, zum unumstößlichen Kanon, und wenn man das vergisst, hat man seine Hausaufgaben nicht gemacht. Da mag der Regisseur noch so oft die mechanischen Web-Shooter verwenden anstatt die biologischen aus den Raimi-Filmen (die meines Erachtens deutlich mehr Sinn gemacht haben), und da kann er noch so oft Gwen Stacy als Peter Parkers erste große Flamme etablieren (was vollkommen korrekt ist) und Mary-Jane außen vor lassen und durch all das den Eindruck erwecken, er nehme die Vorlage ernst (und den guten Willen will ich ihm auch nicht absprechen) - letztlich fehlt einfach etwas grundlegend wichtiges. Punktum.

                  Ich habe versucht, meine Zweifel nach den ersten, wenig überzeugenden Bildern auf den einschlägigen Internetseiten von Andrew Garfield in dem noch weniger überzeugenden Kostüm doch über Bord zu werfen und bin mit einigen Erwartungen ins Kino gegangen. Ich habe mich wirklich auf Spidey gefreut. Ich wollte "The Amazing Spider-Man" mögen. Ehrlich. Aber der Film hat mich einfach nicht gelassen...

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                  • 7

                    Die erste Season hätte ich grob beschrieben als "wie '24', nur ohne Folter"; das Ganze geht los als politischer Thriller, mit Verschwörungen in den höchsten Kreisen der Politik - ganz mein Ding.
                    Die zweite Season fühlt sich gaaanz anders an. "Wie 'West Wing', nur mit ein paar Verschwörungen mehr" träfe die Serie jetzt wohl besser. Natürlich gibt es nach wie vor böse Jungs, die dem braven Präsidenten (hauptsächlich politisch) ans Leder wollen, aber im Mittelpunkt steht jetzt verstärkt der Arbeitsalltag des Präsidenten, egal ob es um Verhandlungen mit den Russen, die Entscheidung über die Bombardierung von Nahoststaaten oder auch die Bearbeitung von Briefen an den Präsidenten geht. Das macht die Serie (für mich) nicht uninteressant, verschiebt den Themenfokus aber total.

                    Davon abgesehen muss man "Designated Survivor" aber spätestens ab der 2. Staffel einstufen als "political fantasy", vielleicht trifft "politisches Märchen" die Sache noch besser: Präsident Kirkman ist einfach sooo gut, immer ehrlich zum amerikanischen Volk und stets bemüht, das moralisch Richtige zu tun, dass es einem fast schon weh tut. Kirkman ist quasi der "Anti-Trump". Man bekommt fast schon Wehmut wenn man bedenkt wie schön denn alles sein könnte, wenn es in der Politik tatsächlich so zuginge - mit der Realität im Politikbetrieb hat das Ganze halt nicht das Geringste zu tun. Fantasy eben.

                    5
                    • 3 .5

                      Ich war wirklich überrascht, dass "Far from Home" den Vorgänger "Homecoming" noch unterbieten konnte. Doch wo "Homecoming" einfach nur sterbenslangweilig war (auf diesem Gebiet kann das erste Drittel von "Far from Home" dem ersten MCU-Spidey locker das Wasser reichen), kommen hier einfach auch noch viel zu viele Dinge hinzu, die schlichtweg ärgerlich sind. Das fängt schon bei Tom Holland an, der mit diesem Film endgültig unter Beweis stellt, dass er keinerlei Ausstrahlung, keinen Charme und auch keinerlei Chemie mit der zwar sympathischen, aber als MJ katastrophal fehlbesetzten Zendaya hat. Damit knickt schon die Hauptsäule des Films weg. Mir ist durchaus bewusst, dass die Figur des Spider-Man seinerzeit geschaffen wurde, um einen harten Gegenentwurf zum klassischen Superhelden zu präsentieren: Ein Jugendlicher mit all seinen Sorgen, Problemen und Nöten, der eigentlich nur durch Zufall zum Helden wurde. Soweit, so gut. Aber Peter Parker und seine ausnahmslos unsympathischen Klassenkameraden auf Klassenfahrt zu beobachten (von den klischeehaft-trotteligen Lehrern will ich noch nicht mal anfangen), ist einfach nur nervig und macht aus "Far from Home" den ersten Marvel-Film auf dem Niveau einer schlechten Teenie-Komödie.

                      Ich bin ansonsten der erste, der Comic-Logik problemlos akzeptiert (Thanos Plan mit der Auslöschung der Hälfte allen Lebens ist z.B. hanebüchener Blödsinn, funktioniert aber im Kontext des MCU trotzdem recht gut). Aber wenn halb Prag in Schutt und Asche gelegt wird, finde ich den romantischen Spaziergang von Peter und MJ durch das abendliche Prag, dem man nur Stunden später nicht mal ansatzweise anmerkt, dass es gerade ein Ereignis vom Kaliber 9/11 durchlitten hat, gelinde gesagt befremdlich.
                      Nick Fury wirft Peter das Shakespeare-Zitat "Schwer ruht das Haupt, das die Krone trägt" an den Kopf und fügt hinzu, Tony Stark meinte, er würde das Zitat eh nicht erkennen, weil es nicht aus Star Wars sei. In "Civil War" sprach Spidey von "The Empire strikes back" als "dieser richtig alte Film". Ihn jetzt plötzlich zu einem Hardcore-Star-Wars-Fan zu machen ist ziemlich schlampig von den Autoren, finde ich. Ja, ich bin kleinlich, ich weiß.

                      Gegen Sam Jacksons Nick Fury ist nichts einzuwenden, Cobie Smulder macht wie immer auch 'ne gute Figur, und Marisa Tomei ist vielleicht sogar die beste Tante May von allen Spider-Man-Inkarnationen (ich hab nie verstanden, weswegen Tante May den Eindruck von Großmutter May machte). Happy Hogan kommt auch recht sympathisch rüber. Und ab dem Moment, wo Mysterio als Bad Guy enttarnt ist (aber mal ehrlich: Auch ohne einschlägige Vorkenntnisse war das sowas von vorhersehbar), ist auch er eine halbwegs interessante Figur (nicht der beste Bösewicht im MCU, aber immerhin auch nicht der schlechteste). Aber wenn in einer Aufzählung der interessanten Charaktere eines Films der Titelheld nicht auftaucht, dann ist was faul im Staate Dänemark...
                      Es ist schon erstaunlich, dass Marvel ausgerechnet mit einer seiner elementarsten Figuren solche Schwierigkeiten hat. In "Civil War" war Spidey noch in Ordnung, jedenfalls solange er sein Kostüm/seine Maske trug. "Homecoming" gehört für mich schon zu den schlechtesten MCU-Filmen. Aber bei "Far from Home" hatte ich jede Minute den Eindruck, dass den Drehbuchautoren nichts anderes eingefallen ist als den Film mit möglichst viel vermeintlich lustigem, tatsächlich aber schlichtweg ätzendem Teenie-Schmalz zu füllen in der Hoffnung, dass das genug davon ablenkt, dass der eigentliche Superhelden-Teil des Films einfach nicht ausreicht, um den Film wirklich zu stützen.
                      Und auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole: Für mich ist der Dreh- und Angelpunkt des Versagens von "Far from Home" Tom Holland. Ein halbwegs brauchbarer Hauptdarsteller hätte den Gesamteindruck möglicherweise noch geringfügig verbessern können. So aber ist Spider-Man als Charakter im MCU einfach erstmal versaut.

                      Auch wenn ich genau weiß, dass meine diesbezüglichen Wünsche nicht in Erfüllung gehen werden, aber aus meiner Sicht wäre es das Beste, wenn die Tom-Holland-Fassung von Peter Parker baldmöglichst einen tragischen Unfall hat (vielleicht findet ja nochmal jemand einen Infinity Gauntlet und schnippt ihn weg); meinetwegen darf er vorher noch MJ bei einem Rettungsversuch das Genick brechen, und dann kann man vielleicht auf den reichen Fundus von alternativen Spider-Men zurückgreifen (meinetwegen auch Miles Morales; oder Gwen Stacy als Spider-Gwen).
                      Der Umstand, dass Tom Holland schon anmerkte, er könne sich vorstellen Peter Parker bis ins hohe Alter zu spielen, jagt mir allerdings eher einen kalten Schauer über den Rücken...

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                      • 5
                        BigH 05.08.2023, 11:16 Geändert 05.08.2023, 11:21

                        Ich hatte die Gelegenheit, "Die letzte Fahrt der Demeter" in einer Vorpremiere zu sehen, deshalb kommt meine Rezi auch vor dem Deutschlandstart. Dementsprechend gehe ich davon aus, dass die Wenigsten den Film bislang auch gesehen haben, deshalb an dieser Stelle eine deutliche SPOILER-Warnung.

                        Aus einem Abschnitt eines Buchs, der – je nach Ausgabe – kaum vier Seiten lang ist, einen abendfüllenden Spielfilm zu machen, klingt erst einmal wie eine eher blöde Idee. Ich meine, Peter Jackson hat ein dünnes Kinderbuch zu drei Monumentalfilme aufgeblasen, und man hat gesehen, was dabei herausgekommen ist. Aber die Geschichte der Demeter aus Bram Stokers "Dracula" ist durchaus nicht uninteressant; im Kern ist sie ja nichts anderes als "Alien" – ein Schiff, das ein Monster an Bord hat und nach und nach die Mannschaft dezimiert. Aus der literarischen Vorlage, und sei sie noch so kurz geraten, kann man also durchaus etwas machen.
                        Kann man.
                        Muss man aber nicht…

                        "Die letzte Fahrt der Demeter" krankt aus meiner Sicht an verschiedenen Punkten. Ein Problem ist der Ablauf der Geschichte. Die literarische Vorlage legt bereits zwei Dinge fest: 1. Die ganze Mannschaft geht drauf, und 2. Dracula überlebt. Das nimmt schon mal zwei Spannungsmomente aus der Handlung: Wird die Mannschaft dem Monster entkommen? Kann die Bestie besiegt werden? (Spoiler: Nein und nein).

                        Das wäre durchaus zu verzeihen, wenn der verzweifelte Überlebenskampf der Besatzung halbwegs spannend inszeniert gewesen wäre. Aber effektiv schaut man nur der Crew der Demeter dabei zu, wie sie nach und nach abgeschlachtet wird. Von organisierter Gegenwehr in irgendeiner Weise kann kaum die Rede sein. Anders gesagt: Die Protagonisten reagieren nur, sie übernehmen praktisch nie die Initiative. Das ist ziemlich unbefriedigend. Wenn die Demeter-Crew (buchstäblich) bis zum letzten Blutstropfen gekämpft hätte, wenn es clever geplante Fallen und erbitterte Kämpfe gegen die Bestie gegeben hätte, die vielleicht alle letztlich erfolglos geblieben, aber ein Zeichen gewesen wären, dass wenigstens versucht wird gegen das Unvermeidliche anzukämpfen, dann wäre das völlig in Ordnung gewesen. So lief eigentlich alles darauf hinaus, dass man Lämmern dabei zusieht, wie sie zur Schlachtbank geführt werden. Bei einem Text von wenigen Seiten Länge muss man sich bei der Umsetzung als Spielfilm einige künstlerische Freiheiten herausnehmen und womöglich sogar selbst von dem wenigen, was man als Vorlage hat, abweichen. Der Kampf gegen Dracula wäre eine gute Gelegenheit dazu gewesen (auf die sonstigen künstlerischen Freiheiten komme ich noch zu sprechen).

                        Das, wie ich finde, noch viel größere Problem ist, dass der Film die größtmögliche Sünde für einen Gruselfilm begeht: Er ist nicht gruselig. Und das liegt vor allem an einem: Regisseur André Øvredal verwechselt Horror mit Erschrecken. Fast alle Auftritte von Dracula erfolgen per jump-scare. Die Musik verstummt, die Geräuschkulisse wird heruntergefahren, die Kamera hat einen scheinbar harmlosen Schauplatz im Bild – und ZACK! Schon springt Dracula ins Bild. Das funktioniert einmal, auch zweimal. Aber danach nervt es einfach nur noch und zerstört die bedrohliche Stimmung, die zuvor aufgebaut wurde. Ich erwarte von einem Dracula-Film nicht unbedingt tiefgründigen psychologischen Horror, aber… Moment, doch. Eigentlich wäre das Szenario bestens geeignet für psychologischen Horror. Aber stattdessen wirft Øvredal halt immer wieder das Monster ins Bild.

                        Ärgerlich fand ich die zwanghafte Einführung einer weiblichen Figur. Dass diese in der Vorlage nicht erwähnt ist, kann ich verschmerzen (da sind wir wieder im Bereich der künstlerischen Freiheit). Aber die Figur der Anna trägt m.E. obendrein überhaupt nichts Wichtiges zur Handlung bei; ja, man kann darüber streiten, ob sie noch einen Konfliktherd beisteuert ("Frauen an Bord eines Schiffs bedeuten Unglück!!") und dadurch nochmal eine zusätzliche Dramatik reinbringt. Mich jedenfalls hat Anna gestört, wäre die Figur aus dem Drehbuch rausgeflogen, hätte es vermutlich für die weitere Handlung keinen nennenswerten Unterschied gemacht.

                        Dass auch eine farbige Figur eingeführt wird, war absehbar (laut eines Artikels von Moviepilot von 2012 (!!) war mal Viggo Mortensen für die betreffende Rolle vorgesehen...), aber in Ordnung. Durch ihre Hintergrundgeschichte und die Art, wie/weshalb sie an Bord der Demeter kommt, hat Clemens durchaus gut ins Ensemble gepasst. Ich erlaube mir allerdings zu sagen, dass mir vom ersten Auftritt der Figur vollkommen klar war, dass Clemens den Film überleben wird. Und genau so kam es dann auch. Was eigentlich widersinnig ist, denn "offiziell" (also nach der Romanvorlage) gibt es keine Überlebenden der Demeter; genau das macht das Schicksal des Schiffs im Roman ja so geheimnisvoll - die Demeter wird an Land gespült, aber es gibt keine Spur von der Besatzung, der Kapitän ist ans Steuerrad gebunden, und einzig das Logbuch gibt ein wenig Aufschluss über die Ereignisse (ohne aber wirklich konkrete Antworten auf die drängenden Fragen zu geben). Ein Überlebender nimmt dem Grundszenario viel von seiner Dramatik. Dabei hätte Clemens durchaus die Chance auf einen guten, dramatischen Abgang gehabt, indem er sich als letzter dem Monster stellt, dann aber unterliegt. Stattdessen geht er als Pseudo-Sieger aus dem Kampf hervor und überlebt mit Müh und Not. Angesichts seines Epilogs könnte man sogar fast glauben, dass eine Fortsetzung geplant sei, in der Clemens dann auf die Jagd nach Dracula geht...

                        All das bedeutet nicht, dass "Die letzte Fahrt der Demeter" per se ein schlechter Film ist. Die Darstellerriege ist durch die Bank weg gut, wobei mir besonders gut Liam Cunningham als Kapitän der Demeter gefallen hat; selbst Woody Norman, der Toby, den kleinen Enkel des Kapitäns spielt, rutscht erfreulicherweise nicht in die "Nerviges Kind"-Rolle. Die Effekte sind solide, das Production Design ist klasse, das Creature Design ist gelungen (schade nur, dass man so wenig von der Bestie zu sehen kriegt), und die Musik von Bear McCreary ist okay (nicht seine beste Arbeit, aber auch nicht seine schlechteste). Der Schwachpunkt liegt, glaube ich, beim Regisseur. Wenn André Øvredal den Horror an Bord der Demeter anders angegangen wäre als nur mit wiederholten Schreckmomenten, dann hätte man aus dem Stoff trotz seiner Kürze wirklich einiges rausholen können.

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                        • 3 .5

                          Super, endlich mal ein Film, dessen Handlung man nicht spoilern kann. Einfach aus dem Grund, weil es keine gibt. Der ganze Film erschöpft sich im Prinzip darin, dass man postapokalyptisch aufgemotzten Autos dabei zuschaut, wie sie von A nach B fahren und sich dabei in die Quere kommen. Das mag anfangs noch spektakulär wirken, wird aber erstaunlich schnell langweilig. Denn auch wenn die Action sehr spektakulär daherkommt, nutzt sich das Ganze bald ab, weil es so gut wie keine Abwechslung gibt. Autos crashen ineinander, und irgendein Freak versucht, von einem Auto auf ein anderes zu gelangen, wo er sich dann mit einem anderen Freak prügelt. That's it. Drum herum gibt es nur ein absolutes Mindestmaß an Geschichte, das gerade mal ausreicht als Rechtfertigung, weshalb von A nach B gefahren wird. Entsprechend spielen die Protagonisten in dieser überdimensionierten Stunt-Show letztlich auch nur eine untergeordnete Rolle und schaffen es deshalb auch nie, dass man Sympathie für die Figuren entwickelt. Letztlich sind Max und Furiosa auch nichts anderes als die anderen Freaks, die diese Welt bevölkern - und damit beliebig austauschbar.

                          Die Oscar-Nominierung in den Kategorien "Bester Film" und "Beste Regie" an sich ist schon ein Hohn für jeden anderen Film in diesen Kategorien (über die Nominierungen in den technischen Sparten will ich nicht meckern). Sollte "Mad Max: Fury Road" aber eine dieser beiden Trophäen gewinnen, wäre das eine größere Ungerechtigkeit als wenn in den nächsten 10 Jahren kein schwarzer Schauspieler mehr für irgendwas nominiert würde...!

                          5
                          • 5

                            Bis zur Mitte des Films ist "Django Unchained" grandios. Das ist hauptsächlich dem durchweg großartigen Christoph Waltz zu verdanken, dessen Figur, der Kopfgeldjäger Dr. King Schultz, von der ersten Szene an durch sein Auftreten und seinen Duktus alle Sympathien auf seiner Seite hat. Im Grunde stiehlt er der eigentlichen Hauptfigur fortwährend die Show. Durch die pointierten Dialoge und den gelungenen Aufbau der Handlung hätte "Django Unchained" durchaus das Zeug gehabt, in einem Atemzug mit "Pulp Fiction" genannt zu werden.
                            Und plötzlich kippt der Film.
                            Ab dem Moment, in dem Django und Schultz auf Calvin Candie (Leonardo DiCaprio) treffen, verliert der Film einerseits gewaltig an Fahrt, weil er - ein ständiges Tarantino-Problem - einfach zu geschwätzig wird und sich selbst zu gut gefällt im verbalen Schlagabtausch, andererseits verliert er sich, wenn gerade nicht geredet wird, in teilweise regelrecht zelebrierten Gewaltausbrüchen; schon in der ersten Hälfte ist "Django Unchained" kein Kind von Traurigkeit, aber irgendwie passt die Gewalt da zu den Figuren und zur Handlung. Später aber rutscht die Gewalt zu sehr zum Selbstzweck ab, wirkt aufgesetzt und störend. Somit unterscheidet sich der Film eigentlich nur in Details von "Kill Bill" oder "Inglourious Basterds", und dementsprechend ist "Django Unchained" letztlich auch nichts anderes als ein weiterer typischer Tarantino-Film. Und das ist nicht als Kompliment gemeint!

                            5
                            • 4
                              über Drive

                              Tja, hiermit muß ich wohl als Banause outen. Denn während Gott und die Welt in "Drive" einen ausgezeichneten Film sieht, habe ich mich über die volle Laufzeit nur gelangweilt. Wie steht doch gleich auf dem DVD-Cover? "Harter, unterkühlter Gangsterthriller" (TV-Movie; stets ein Garant für fundierte Filmkritik). Hart - okay, wenn man die gelegentlichen, übermäßigen und unmotivierten Gewaltausbrüche so deuten will, bitte. Unterkühlt? Sagen wir's anders: Er hat mich völlig kalt gelassen.
                              Das geht schon mal mit der Hauptfigur los: Driver zeigt über weite Teile des Films absolut keine Emotion, keine menschliche Regung irgendeiner Art, er ist wie ein Zombie, der durch den Film zieht, ohne besondere Spuren zu hinterlassen außer in den wenigen Momenten, in denen er tatsächlich Gefühle zeigt - und dann zur rasenden Gewaltbestie wird. Aber gerade aufgrund seines stoischen Auftretens läßt einen diese Gewalt relativ kalt, weil man eben nicht weiß, was unter dieser Fassade steckt - ist Driver ein im Grunde friedlicher Mensch, für den solche Bluttaten etwas absolut außergewöhnliches sind, oder ist er ein brodelnder Vulkan, der mit entsprechendem Anlass zu allem fähig ist? Man weiß es einfach nicht, also nimmt man halt hin, daß Driver austickt und Leute zu Brei schlägt. Buchstäblich. Und wenn er am Ende des Films an seinen Stichwunden gestorben wäre - der Schluß legt ja nahe, daß er mit dem Leben davonkommt - hätte mich das absolut null berührt.
                              Und von den anderen Charakteren will ich noch nicht mal anfangen, denn auch hier gibt schlicht niemanden, für den man sich erwärmen könnte. Das ist wohlgemerkt keine Kritik an den Schauspielern, die sich wahrlich alle Mühe geben, um das Beste aus ihrer Rolle herauszuholen. Dumm nur, daß es nichts rauszuholen gab. Das Drehbuch gibt ihnen einfach nichts Interessantes zu tun oder zu sagen.
                              Wenn wenigstens die Handlung interessant wäre, könnte man sowas ja noch irgendwie verzeihen. Aber es dauert gut 45 Minuten, bis auch nur ansatzweise so etwas wie eine durchgehende Erzählstruktur aufgebaut wird, davor ist "Drive" nur eine Aneinanderreihung von Szenen, bei denen man den Eindruck hat, daß im Schneideraum gewürfelt wurde, in welcher Reihenfolge sie gezeigt werden. Eine andere Reihenfolge hätte sich weitgehend nicht auf die Struktur des Films ausgewirkt. Da hilft auch eine noch so gute Kameraführung nicht viel.
                              Dumm, daß auch die Dialoge nicht wirklich hilfreich sind, wenn man sich für "Drive" erwärmen möchte, denn auch diese zeichnen sich - soweit vorhanden - durch weitgehende Inhaltsleere aus. Womit sie wiederum ganz gut in diesen Film passen...

                              Nein, so leid es mir tut, ich kann in "Drive" bei besten Willen kein cineastisches Meisterwerk erkennen, so sehr ich mich auch bemühe. Nach all den Vorschußlorbeeren und überschwänglichen Kritiken hatte ich einen Ferrari von einem Film erwartet, aufregend und mitreißend. Statt dessen gab's einen Trabbi zu sehen. Der bringt einen auch ans Ziel, aber so richtig Spaß macht die Reise nicht.

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                              • 5

                                Ein Lichtspiel, geboren aus der Feder dessen,
                                der ansonsten gerühmt wie geschmäht wird für seine Stücke,
                                welche uns, das geneigte Publikum, mit großem Pomp
                                und vielerlei Augenschmaus zu unterhalten suchen.
                                Nun, dies Werk hier geht einen anderen Weg
                                und sucht uns wahrlich und wahrhaftig eine Geschichte zu erzählen,
                                gebaut mehr auf dem Können von veritablen Thespisjüngern
                                denn dem feurigen Schein künstlichen Blendwerks.
                                Und nicht weniger als das Leben des Barden von Stratford
                                nimmt sich der schwäbische Meister zum Anlass sein Garn zu spinnen
                                und uns zu fesseln mit einer Mär von Mord und Verschwörung, Lug und Trug.
                                Ein hehres und fürwahr hochgestecktes Ziel.
                                Was, so die Prämisse des Lichtspiels, wenn der vermeintliche Meister Shakespeare
                                nur ein Narr gewesen, kaum fähig eine Feder zu halten,
                                und seine unsterblichen Stücke nicht von ihm darselbst,
                                sondern von der Hand eines anderen stammten?
                                Darüber läßt sich trefflich fabulieren,
                                und in der Hand eines anderen hätte daraus womöglich
                                ein echtes Meisterwerk entstanden sein.

                                Doch hat das Drama auch fähige Spieler aufzuweisen,
                                die sich mühen, es zum Leben zu erwecken,
                                und kann aufwarten mit großer, prächtiger Kulisse,
                                so mangelt es ihm eben just an einer packend erzählten Handlung.
                                Zu oft dümpelt die Geschichte träge dahin,
                                gefällt sich im scheinbar raffinierten Sprung durch die Zeiten,
                                und gleicht just dadurch mehr einem trägen Lastkahn,
                                ohne einen Anker oder einen fähigen Kapitän, der ihn auf Kurs hält,
                                denn einer schnittigen Karavelle, die uns, das Publikum,
                                vom Wind des Schauspiels getrieben zu aufregenden Gestaden trägt.
                                Zwar gemahnt "Anonymus" gewiss nicht an ein furchtbares Trauerspiel,
                                das unsere Brust nach einem spitz geschliffenen Dolche rufen läßt.
                                Aber anders als in Rezensionen zu diesem Lichtspiel
                                wird der Name Emmerich wohl niemals in einem Atemzuge
                                mit dem des großen Shakespeare genannt werden.

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                                • 12 Menschen sind in einem Kino getötet worden. Das ist schrecklich. Aber macht es wirklich einen Unterschied, wo sie getötet wurden? Ähnliche Taten gab es an Schulen, in Supermärkten, auf offener Straße. Wer jetzt darüber weint, daß es ausgerechnet in einem Kino passiert ist, einem vermeintlich unschuldigen Ort, an dem man sicher und geborgen sein sollte, verkennt die Lage: In unserer Zeit gibt es solche Orte nicht mehr. Jemand kann in meine Wohnung eindringen und mich töten. Jemand kann an meinen Arbeitsplatz kommen und dort um sich schiessen. Jemand kann mich umbringen, während ich beim Friseur sitze. Es kann einen einfach überall treffen. Daran ändern auch alle Sicherheitsmaßnahmen der Welt nichts. Etwas anderes zu glauben wäre naiv. Nicht zuletzt deshalb: Nein, mir ist nicht mulmig, wenn ich jetzt, nach dem Blutbad von Aurora, ins Kino gehe. Nicht mulmiger als wenn ich zur Arbeit oder zum Friseur oder ins Schwimmbad gehe oder daheim auf dem Sofa sitze. Ein spanisches Sprichwort lautet: "Ein Leben in Angst ist nur halb gelebt". Ich habe nicht vor, mein Leben nur halb zu leben. Ich werde weiterhin ins Kino gehen und Filme geniessen. Das heisst nicht, daß mir das, was in Aurora geschehen ist, schnurzpiepsegal ist. Das heißt nur, daß ich den Irren da draußen nicht schon Macht über mich geben will, lange bevor sie mir eine Waffe an die Schläfe halten.

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                                  • 6 .5

                                    Gut, dass das vierte Kapitel von John Wick allem Anschein nach auch das letzte Kapitel der Reihe ist. Nicht, dass der Film per se schlecht wäre, das gewiss nicht. Aber er zeigt eben, dass das, was ursprünglich die Stärken der Serie waren, sich allmählich abgenutzt und fast schon zu Schwächen gewandelt haben. Dass ich bei John Wick keine extrem ausgetüftelte Handlung erwarte(n darf), ist klar. Die Geschichte ist letztlich erstmal nur eine Entschuldigung, um von einer völlig abgefahrenen Actionszene zur nächsten überzuleiten. Aber diesmal hatte ich schon das Gefühl, dass der Handlungsfaden dünn, verdammt dünn war, insbesondere gegen Ende hin, wo man sich fragt "Warum bleibt John nicht einfach bis kurz vor dem entscheidenden Duell untergetaucht anstatt sich die ganze Nacht über bis zum Sonnenaufgang in Kämpfe zu stürzen?" und "Gott, wie oft will er denn noch die Treppe runterpoltern?". Auch hat man einige Actionsequenzen so oder so ähnlich schon in früheren Wick-Filmen gesehen. Ob das nun Kämpfe in einem Club oder in einem großen Raum voller Kunstwerke oder Spiegel oder sonstigen zerbrechlichen Sachen sind oder eine Metzelei durch ein Kellergewölbe, das gab's alles schon mal. Und durch die scheinbare Unverwundbarkeit sowohl von John Wick als auch seiner wichtigsten Gegner (dank der schußsicheren Anzüge, die aus einem Marvel-Film geklaut zu sein scheinen und jeglicher Physik trotzen) geht auch ein wenig an Spannung verloren.
                                    Glücklicherweise bietet Kapitel 4 aber auch Abwechslung; der Kampf im Kreisverkehr um den Arc de Triomphe ist klasse inszeniert, und die Szene, in der sich John Wick in einem verlassenen Haus Horden von Angreifern stellt, ist schon allein durch die Kameraführung – fast die ganze Sequenz ist direkt von oben gefilmt – außergewöhnlich. Trotzdem: Es hätte dem Film sicher gut getan, wenn man auf den einen oder anderen Kampf verzichtet und den Film um wenigstens 30 Minuten gekürzt hätte (die Verfolgungsjagd in der Wüste beispielsweise trägt nicht das Geringste zum weiteren Film bei und hätte problemlos der Schere zum Opfer fallen können).

                                    Womit John Wick immer wieder aufwarten kann, und da macht auch dieser vierte Teil keine Ausnahme, sind außergewöhnliche Charaktere. Abgesehen von den fast schon unfreiwillig komisch zahlreichen Angreifern, von denen es scheinbar in jeder Stadt nur so wimmelt, sind die Figuren, auf die der engere Fokus gelegt wird, wirklich interessant; man hat wirklich bei den meisten das Gefühl, dass sie eine Geschichte zu erzählen haben und würde gerne mehr von ihnen sind. Sie sind es, die die Welt von John Wick erst besonders machen, und vereinzelt habe ich sogar das gewaltsame Ableben von Bad Guys bedauert, einfach weil die Charaktere an sich cool waren. Von einigen dieser Figuren würde ich gerne in einem Spin-off mehr sehen. Schade, dass Lance Reddick im Frühjahr verstorben ist, seine Darstellung des Concierge des Continental Hotels fand ich vom ersten Teil der Serie an ganz großartig.

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                                    • Ich werde ja nicht müde auf "Avatar" rumzuhacken, deshalb meine Frage: Sollte ein Film, der ohnehin zu geschätzten 97,38% am Computer entstanden ist, allen Ernstes in der Kategorie "Beste Kamera" nominiert sein...?

                                      Zweite Frage: Sollte ein Film, der zu geschätzten 97,38% am Computer entstanden ist, nicht eher als "Bester animierter Film" antreten anstatt in der Kategorie "Beste visuelle Effekte"?

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                                      • 6

                                        Es müssen nicht immer Zombies sein, um die Endzeit einzuläuten. Eine "normale", hochansteckende Krankheit reicht völlig aus, um das Leben wie wir es kennen zum Stillstand zu bringen. Und ich finde, das bringt "Carriers" sehr gut rüber. Und ähnlich wie bei "28 Days later", vielleicht sogar noch mehr, wird hier deutlich, wie fragil unsere Zivilisation ist und wie wenig es bedarf, um alles, was uns jetzt noch an menschlichen Werten heilig ist, kurzerhand über Bord zu werfen.
                                        Ich würde "Carriers" deshalb nicht in eine Reihe mit umwerfenden Endzeit-Filmen wie "The Road" stellen, dazu hat er doch die eine oder andere Länge zuviel. Aber interessant ist der Film allemal und lohnt auf jeden Fall einen Blick, wenn man auf das Genre steht.

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                                        • 5 .5

                                          Bane hat es geschafft. Er hat die Legende zerstört. Nein, nicht Batman. Dazu braucht man schon Joel Schumacher und ein paar Batnippel. Nein, Christopher Nolan ist von seinem Thron als genialer Geschichtenerzähler gestoßen. Nachdem er es mit "The Dark Knight" scheinbar mühelos hinbekommen hat, einen exzellenten Thriller zu schaffen, der trotz der Anwesenheit des Dunklen Ritters glaubwürdig erscheint, hat er nun einen Film gemacht, in dem die Titel- gnadenlos zur Nebenfigur degradiert wurde.

                                          Aber der Reihe nach (mit ein paar SPOILERN): Von Beginn an bekommt man irgendwie das ungute Gefühl, daß das, was die bisherigen Nolan-Filme (ob Batman oder nicht spielt keine Rolle) auszeichnete, nämlich eine klasse erzählte Story, hier so überhaupt nicht zünden mag. Das Ganze plätschert über eine ganze Zeit belanglos vor sich her, und auch wenn Banes Befreiung aus dem CIA-Flugzeug zu Beginn des Films einigermaßen spektakulär daher kommt, offenbart sie recht früh eine Schwäche: Bane. Ich will kein Urteil über die Original-Stimme abgeben, aber die deutsche Stimme des Schurken nervt einfach. Es ist der Klang, der einfach nicht passt. Das war keine Stimme eines Menschen, sondern etwas, das aus einem Lautsprecher kam. Als ob der Muskelmann ein Quäke-Radio auf den Schultern gehabt hätte. Das machte die Figur – zumindest für mich – permanent unreal.
                                          Wobei sich auch Batman da absolut nicht mit Ruhm bekleckert. War seine Stimme schon in den vorangegangenen Filmen nervig bis an den Rand der unfreiwilligen Komik, hat sie nun endgültig die Grenze von Absurdistan überschritten! Ich bin sicher, daß Christian Bale in seinem Vertrag neben ein klein wenig Bargeld auch eine Klinikpackung Salbei-Bonbons zugestanden wurden. Anders konnte er die Dreharbeiten vermutlich nicht überstehen...

                                          Aber auch abseits der nervigen Stimme war Bane kein sonderlich überzeugender Bösewicht. Sicher, er konnte Batman eindeutig körperlich das Wasser reichen, wie man eindrücklich gesehen hat. Aber mal ehrlich: Dieses ganze "Wir nehmen Gotham als Geisel, um die unterdrückten Einwohner zu befreien"-Gefasel ist doch vollkommen hanebüchen, auch und gerade bei einer Comic-Verfilmung, die so großen Wert auf Realismus legt. Das glaubt doch kein Mensch. Bane hat mal so nebenbei die halbe Infrastruktur der Stadt ausgelöscht und offenbar auch noch das Football-Team in die Luft gesprengt; alleine letzteres verzeiht ein guter Amerikaner nie! Aber er glaubt, er könne damit so etwas wie eine Revolution auslösen? Wie bescheuert muß man denn für so eine Idee sein? Und wenn es Bane bzw. Talia um die Zerstörung Gothams gegangen wäre, dann hätten sie auch gleich auf den Auslöser für die Atombombe drücken können. Warum die Bösewichter der Welt eine Lektion erteilen möchten, um dann bei dieser selbst draufzugehen, erschließt sich mir sowieso nicht. Da Helden aber nur so gut sind wie ihre Widersacher, hat Batman schon alleine deswegen einen schweren Stand. Ich habe nicht erwartet, daß "The Dark Knight Rises" mit einem Gegner vom Kaliber des Jokers aufwarten kann. Aber Bane kommt nicht mal ansatzweise in die Nähe der von TDK sehr hoch gelegten Messlatte. Das enttäuscht schon ein wenig.

                                          Nächster Punkt: Selina Kyle. Ich behaupte hiermit ohne Umschweife, daß man sämtliche Handlungsteile mit ihr problemlos aus dem Film hätte herauslassen können, ohne daß man der Handlung damit in irgendeiner Weise geschadet hätte. Die Figur war recht blass und langweilig (offen gestanden hatte ich das auch nicht anders erwartet, seit ich gehört habe, das Anne Hathaway gecastet wurde), und das, was sie an Hilfe für Batman geleistet hat, hätte locker auch irgendeine andere Nebenfigur leisten können, z.B. der allgegenwärtige John Blake (dazu gleich mehr). Ohne Catwoman hätte man den überlangen "Dark Knight Rises" mit Sicherheit um eine gute halbe Stunde kürzen können, und keinen hätte es gestört (wahrscheinlich hätte es die Handlung sogar ein klein wenig entzerrt, was dem Film mit Sicherheit gut getan hätte). Als bekannt wurde, daß Catwoman im dritten Teil von Nolans Batman-Saga auftauchen würde, hatte ich die Vermutung, daß Batman, der ja am Ende des zweiten Teils selbst zum Verbrecher gestempelt worden war, nun auf die Hilfe einer Diebin angewiesen wäre, um seinen Namen reinzuwaschen. Aber die Zusammenarbeit zwischen den beiden war insgesamt doch von recht kurzer Dauer, und weshalb Bruce Wayne einer Frau sein Vertrauen schenkt, die ihn bei ihrem letzten Zusammentreffen an einen psychopathischen Killer ausgeliefert hat, der ihn fast tot geprügelt und danach in einen Kerker am Arsch der Welt gesteckt hat, wird sich mir nie erschließen… Comic-Logik, vermute ich.

                                          Während Selina Kyle dramaturgisch nicht wirklich eine große Rolle gespielt hat, tauchte eine andere Nebenfigur dafür so oft auf, daß sie einem fast auf die Nerven ging: John Blake, neben Commissioner Gordon der letzte gute Cop im korrupten Gotham. Eigentlich hätte der Film "John Blake Rises" heißen müssen, denn ich bin mir fast sicher, daß John Blake mehr Handlungsanteile hat als Batman selbst! Aber wenn ich einen guten Film mit Joseph-Gordon Lewitt anschauen will, dann kucke ich mir "Inception" an. Wenn ich in einen Batman-Film gehe, dann mag ich ab und an auch den Fledermausmann zu sehen bekommen. Punktum!

                                          Michael Caine liefert als Alfred natürlich wieder erwartungsgemäß eine tolle Leistung ab (davon hätte ich gerne mehr gesehen!), und wieder einmal erweist sich Gary Oldman geradezu als Idealbesetzung für Commissioner Gordon. Aber diese beiden Pluspunkte reichen einfach nicht, um dem Film mehr als eine mittelprächtige Note einzubringen. Die Action war in den meisten Fällen einfach nicht gut inszeniert (man vergleiche da z.B. in "The Dark Knight" die Verfolgungsjagd im Tunnel oder die Entführung des Mafia-Bosses in Hong Kong), die Handlung durchschaubar, ohne Überraschungen und zu überladen mit Nebensächlichkeiten, so daß nie so richtig Spannung aufkommt, und insgesamt wirkt der Film deshalb einfach entschieden zu lang, weil man ständig das Gefühl hat, er verzettelt sich und kommt nicht auf den Punkt. Und daß sowohl Bruce Wayne als auch Gordon aufgrund von Verletzungen lange Zeit gezwungen sind, handlungsunfähig im Krankenbett zu liegen, tut TDKR auch nicht eben gut.

                                          "The Dark Knight rises"? Man muß wohl eher sagen, daß der dunkle Ritter geschunden und humpelnd in der Versenkung verschwindet.

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                                          • Am ersten Schöpfungstag sprach Gott: Es werde Licht!
                                            Chuck Norris antwortete: Sag 'bitte'!

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                                            • 1
                                              über Lamb

                                              Ich wollte "Lamb" mögen. Ehrlich. Aber zwei (später drei) Schauspielern dabei zuzusehen, wie sie in Island Schafe züchten und sich dabei auch völlig selbstverständlich um einen Schaf/Mensch-Hybriden kümmern, als wäre das die normalste Sache der Welt, gibt einfach nicht sonderlich viel Unterhaltungswert ab. Spannung o.ä. kommt auch nicht auf. Ich wüsste den Film nicht mal in irgendein Genre einzuordnen; Wikipedia nennt "Lamb" ein Horror-Mystery Drama, aber mal ehrlich - Horror gibt's da null, Drama ebensowenig, und das einzige Mysterium ist, warum der Film überhaupt gedreht wurde. Und ich kann nicht mal meinen Standardsatz "Da hätte man mehr drauß machen können" anbringen, denn aus dem, was "Lamb" liefert, lässt sich beim besten Willen nicht mehr machen.

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                                              • Och nöööö, nicht schon wieder. Ich habe so das Gefühl, wenn es gerade keine interessanten News gibt, dann wird das Sommerloch halt dadurch gefüllt, daß die Diskussion über für und wieder von 3D hochgekocht wird. Am Ende kommt selten mehr dabei raus als "3D ist doof" oder "3D ist klasse" (da war dieser Artikel zugegebenermaßen differenzierter, aber die Kommentare gehen schon wieder in diese Richtung).

                                                Können wir nicht einfach festhalten:
                                                1.) Wer's nicht kucken will, muß nicht.
                                                Ich mag facebook beispielsweise nicht, weil ich es für Stasi auf freiwilliger Basis halte, aber meine ebenso brillante wie einfache Lösung dieses Problems lautet, daß ich einfach kein Account bei facebook habe...

                                                und für die, die's nicht kucken wollen:
                                                2.) Eine Technik, die - um es mal so herum zu betonen - im Durchschnitt satte 40% der Einnahmen einbringt, ist alles andere als totgeweiht. Findet euch damit ab, daß 3D jetzt einfach dazugehört, es bringt nicht viel, sich immer und immer wieder darüber zu ereifern, wie furchtbar und kopfwehinduzierend die Technik ist.

                                                3.) Wie der Artikel vollkommen richtig schreibt, war "Avatar" eine Ausnahmeerscheinung. Warum? Weil das gesamte Konzept von vorneherein auf 3D ausgelegt war und die Technik z.T. sogar speziell entwickelt worden ist, um den Film in dieser Weise produzieren und präsentieren zu können. In sofern ist "Avatar" vom Konzept her vielleicht der einzige "echte" 3D-Film, alles andere sind Filme, die in 3D gedreht wurden (ich hoffe, der grundsätzliche Unterschied, den ich hier mache, ist nachvollziehbar). Und den Rest der Filmwirtschaft an einem Ausnahmefilm zu messen verzerrt meiner Meinung nach das Bild ein wenig ("Blair Witch Project" hat um die 60.000$ gekostet und weltweit fast 250 Mio$ eingespielt. "True Grit" hat weltweit etwa dasselbe eingespielt, dafür aber 38 Mio$ gekostet - ein ungleich ungünstigeres Verhältnis. Trotzdem käme niemand auf die Idee, das zu vergleichen, oder als Beweis für den Niedergang der Hollywood-Studios anzuführen, weil die Produktionskosten explosionsartig nach oben schnellen...).

                                                Während der ersten Diskussionen um 3D im Zuge von "Avatar" hatte ich seinerzeit glaube ich prognostiziert, daß es vielleicht 5, maximal 10 Jahre dauert, bis sich 3D soweit durchgesetzt hat, daß es nicht mal mehr auf dem Filmplakat ausgewiesen wird, weil es einfach selbstverständlich ist. Ich muß gestehen, daß ich da wahrscheinlich ein wenig zu optimistisch war. Dennoch glaube ich nach wie vor, daß sich die Technik langfristig ebenso durchsetzen wird wie Ton- und Farbfilm, schon allein deswegen, weil Dreidimensionalität ebenso zur normalen Wahrnehmung gehören wie Ton und Farbe.

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                                                • 3
                                                  über Rango

                                                  Nervige, häßliche Echsen und räudige Wüstentiere taugen einfach nicht als Sympathieträger für einen Film, selbst wenn es ein überdrehter Animationsfilm. Und wenn man einen Film voller ätzender Viecher hat, dann lenkt leider auch nichts mehr von der Tatsache ab, daß das Ganze einfach nicht in Fahrt kommt und nur jede 10. Pointe zündet (auch nicht die zugegebenermaßen gute technische Umsetzung). Nach 'ner knappen halben Stunde war bei uns jedenfalls Schluß, länger wollten wir uns "Rango" wirklich nicht antun.

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                                                  • 6 .5

                                                    Das Gute an "Terminator: Dark Fate": Der Film kehrt wieder zu den Wurzeln der Reihe zurück und versucht nicht, irgendwelche Twists in die Handlung einzubauen, um das Ganze auf Teufel komm raus anders zu machen.
                                                    Das Schlechte an "Terminator: Dark Fate": Der Film kehrt wieder zu den Wurzeln der Reihe zurück und versucht nicht, irgendwelche Twists in die Handlung einzubauen, um das Ganze auf Teufel komm raus anders zu machen.

                                                    Als ich aus dem Kino gekommen bin, hatte ich zwar das Gefühl, dass ich mich ganz gut unterhalten hatte, aber auch, dass mir irgendetwas fehlte. Nach kurzem Grübeln war mir dann klar, was das war: "T:DF" erzählt einfach nichts Neues. "T2" war seinerseits nicht einfach nur eine Fortsetzung, sondern auch eine überraschende Abkehr vom ersten Teil: Arnolds T-800 war plötzlich der Gute, der T-1000 hatte phänomenale Fähigkeiten und war nicht einfach nur ein Panzer auf zwei Beinen. Die Unterschiede zwischen "T2" und seinen Vorgängern sind dagegen wirklich nur oberflächlich. Grace ist in gewisser Hinsicht nur ein verkappter Kyle Reese (wenn auch mit etwas mehr Rumms), und der böse Terminator als 2-in-1-Modell bringt sowohl das Endoskelett als auch den Formwandler ins Spiel. Alles wie gehabt. Wohlgemerkt: Alles in allem ist die Story durchaus gut und stellenweise auch spektakulär inszeniert. Aber nur weil die Bedrohung jetzt nicht mehr von Skynet sondern von einer KI namens Legion ausgeht wird da jetzt nicht etwas grundlegend Neues draus.

                                                    Tatsächlich ist Arnolds gealterter und vor allem menschlicher gewordener Terminator meines Erachtens das beste und überraschendste Element in "T:DF". Mit der Entwicklung von der Killermaschine hin zum fürsorglichen Familienvater rechnet man in der Form wirklich gar nicht. Und zu allem Überfluss wirkt Schwarzeneggers Darstellung auch richtig glaubwürdig. Hat mir wirklich Spaß gemacht (wann hat man einen Terminator schon mal über Gardinenfarben und -muster reden hören...?).
                                                    Bei Linda Hamiltons Sarah Connor hatte ich da schon mehr Probleme. Zu aufgesetzt erschien mir ihre Darstellung der super-toughen Flinten-Oma. Und auch wenn der T-800 ihren Sohnemann umgelegt hat und das natürlich einen verständlichen Hass bei Sarah ausgelöst hat, muss ich doch sagen, dass mich ihre fast permanente Weigerung, an eine Wandlung des Terminators zu glauben, ziemlich gestört hat. Eine ähnliche Situation hatten wir in "T2" auch schon, und da konnte sie relativ schnell über ihre Vorbehalte hinwegsehen. In "T:DF" war die Veränderung des Terminators wesentlich deutlicher erkennbar, aber Sarah schien das weitgehend egal zu sein. Wie gesagt: Angesichts der Ermordung ihres Sohnes ist das bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehbar. Aber eben nur bis zu einem gewissen Punkt.

                                                    Noch ein Wort zur deutschen Synchro: Bernd Egger als neue deutsche Stimme von Arnold Schwarzenegger ist großartig. Der Unterschied zu Arnies altem Stammsprecher Thomas Danneberg ist über weite Strecken kaum hörbar, und das ist in diesem Fall Gold wert, denn oft reisst einen eine radikal andere Stimme irgendwie aus dem Film raus (ich habe bis heute z.B. Probleme mit "Stirb langsam - Jetzt erst recht", weil Bruce Willis da nicht von Manfred Lehmann, sondern von Thomas Danneberg gesprochen wurde). Deshalb Hut ab vor Bernd Eggers Leistung!
                                                    Umgekehrt bin ich mit Joselin Gassen als Sarah Connor so gar nicht zufrieden. Ich habe oben von der super-toughen Flinten-Oma gesprochen, und Gassens Sprechweise verstärkt das noch bis an den Rand der verbalen Karikatur. Ich habe zugegebenermaßen Linda Hamilton noch nicht im engl. Original von "T:DF" gehört, deshalb kann ich nicht beurteilen, wie nahe Joselin Gassen an Linda Hamilton dran ist. Mich hat die Synchro von Sarah Connor jedenfalls genervt.

                                                    Wäre "Terminator: Dark Fate" der erste Terminator-Film oder wenigstens das erste Sequel, dann wäre er echt ein Knaller. So käut er leider nur mal wieder allzu Bekanntes wieder. Das tut er unbestreitbar unterhaltsam, gar keine Frage. Aber alles in allem fehlt dann am Ende halt doch das gewisse Etwas, um "T:DF" über durchschnittliches Actionfilm-Maß hinauszuheben.

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