Medienjournal - Kommentare

Alle Kommentare von Medienjournal

  • 7 .5

    [...] Nun ist also mit "Ms. Marvel" auch die (bislang) neueste Marvel-Serie bei Disney+ zu Ende gegangen und ich bin weiterhin irritiert von dem doch sehr verhaltenen bis negativen Tenor, der einem so im Netz zur Serie entgegenschlägt, denn auch wenn diese bei weitem nicht so episch oder bombastisch sein mag wie manch anderes, was dieser Tage im Serienformat veröffentlicht wird, hat sie doch dafür ganz eigene Qualitäten und Vorzüge. Die offensichtlichste aber auch naheliegendste dürfte hierbei Iman Vellani sein, die Kamala Khan mit entwaffnender Natürlichkeit zum Besten gibt und damit streckenweise locker vergessen lässt, dass wir uns überhaupt in einer Marvel-Superheldenserie befinden. Des einen Freud, des anderen Leid, mag das aber natürlich auch für manche Stein des Anstoßes sein, derweil ich es als Indiz dafür betrachte, dass die Marvel-Produktionen längst nicht so generisch und austauschbar geraten, wie gerne mal geunkt wird. So hat es auch hier reichlich Alleinstellungsmerkmale und grandiose Kniffs inszenatorischer Art, wenn Kamala ihre teils aberwitzigen Pläne beispielsweise mit ausführlichen Sketchnotes bebildert und diese sich über den Bildschirm zu bewegen beginnen, oder es im Hintergrund der Szenerie zu kreuchen und fleuchen beginnt, um den umtriebigen Geist und die übersprudelnde Kreativität zu unterstreichen, die diesem frenetischen Captain-Marvel-Fangirl innewohnen. [...]

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    • 7

      [...] Mit "Obi-Wan Kenobi" hat es wieder einmal ein Serienprojekt, dem ich lange entgegengefiebert und in welches ich höchste Erwartungen gesetzt habe, allein schon, weil die Interpretation des Jedi-Ritters seitens Ewan McGregor einer der größten Lichtblicke in der Prequel-Trilogie überhaupt gewesen ist. Entsprechend konnten die Erwartungen beinahe nur enttäuscht werden und so betrachtet kommt die Serie letztlich besser weg, als zu befürchten stand. Dennoch muss man sich wundern, dass einem solchen Prestige-Objekt nicht mehr Sorgfalt zuteilwurde, was das Skript als solches angeht, denn so großartig einzelne Szenen und Begegnungen geraten sein mögen, driftet die Serie gerade im Mittelteil in Richtung regelrecht ärgerliche, weil wenig logische Banalität. In solchen Momenten fällt es dann auch schwer, das Fan-Herz weiter höher schlagen zu lassen und wohlwollend über allzu offensichtliche Patzer und Dummheiten hinwegzusehen, die es so eigentlich nie in die fertige Erzählung hätten schaffen dürfen. Entsprechend viel Kritik haben auch einige Episoden – in meinen Augen schießt Teil IV hier den Vogel ab – einstecken müssen, doch ausgehend von einem überzeugend vielversprechenden Start bis hin zu einem Finale, das für vieles entschädigt, was es doch eine Reise, die sich in meinen Augen gelohnt hat. [...]

      • 8

        [...] Lange habe ich dem Erscheinen von "Moon Knight" entgegengefiebert und das nicht etwa, weil mir die Figur so viel bedeutet, sondern weil ich schon im Vorfeld ungemein gehypt gewesen bin, dass nun Oscar Isaac tatsächlich Teil des MCU werden sollte und dann auch noch eine der begehrten Helden- und damit Hauptrollen übernehmen sollte. Ethan Hawke als Antagonist war in diesem Kontext dann kaum noch mehr als ein Zubrot und dennoch weiterer Punkt, der mich früh für die Serie einzunehmen wusste. Was allerdings die Figur des Moon Knight selbst anbelangt, muss ich zugeben, dass wir uns mittlerweile, quasi seit "Shang-Chi" und den "Eternals" in einem Feld bewegen, wo mir die Helden nicht mehr wirklich etwas sagen und auch im vorliegenden Fall hatte ich von diesem kostümierten Götter-Avatar noch nie etwas gehört oder gesehen. Das macht die Sache im Umkehrschluss aber natürlich auch deutlich spannender als bei den alteingesessenen Helden, bei denen selbst die Nicht-Comic-Enthusiasten größtenteils grob Bescheid wissen dürften, was deren Origin und Kräfte angeht. So widmet sich die von Jeremy Slater kreierte Serie also frischen, neuen Figuren und ist allein dahingehend schon ein Novum, dass es die erste der Marvel-Serien beim hauseigenen Streamingdienst Disney+ ist, die gänzlich ohne Gastauftritte und Cameos bekannter Figuren auskommt, was natürlich einerseits ihre Eigenständigkeit unterstreicht, andererseits die Frage aufwirft, ob und inwieweit Mastermind Kevin Feige und Team schon überlegt haben, wie sie die Figur in Zukunft zu nutzen gedenken. [...]

        • 7 .5

          [...] Eigentlich wollte ich mich ja heute der dritten Staffel der Vampir-Mockumentary „What We Do in the Shadows“ widmen, doch dann sprang mich gestern bei Amazon Prime unvermittelt die Empfehlung für „Wolf Like Me“ an und nach einem kurzen Blick auf die Besetzung habe ich kurzerhand und wohlgemut eingeschaltet, ohne so recht zu wissen, was mich überhaupt erwarten würde. Meine Unwissenheit, meine Naivität ging sogar so weit – man mag es kaum glauben –, dass mir zunächst entging, dass mich eine Werwolfs-Geschichte erwarten würde, denn bei dem Wolf im Titel habe ich zunächst nur an den Wolf im Schafspelz und im übertragenen Sinne an Geheimnisse und Intrigen in der Nachbarschaft gedacht, während ich über das durchaus präsente Wolfs-Stofftier in der ersten Episode herzlich schmunzeln musste. Klar, so fehlgeleitet und schief gewickelt muss man erst einmal sein, aber was ich damit sagen will ist, dass man sogar gehörigen Spaß mit dieser australischen Miniserie haben kann, wenn man selbst von der Prämisse im Vorfeld keinerlei Ahnung hat. Zu sehr großen Teilen mag das zwar auch an der formidabel gewählten Besetzung liegen, doch die meiste Zeit wird die eben auch von einem durchaus cleveren und in vielen Nuancen frischem und unverbrauchten Skript unterstützt. [...]

          • 8

            [...] Als Ende 2020 überraschend im Finale der zweiten Staffel „The Mandalorian“ verkündet wurde, man würde sich ein Jahr später mit „Das Buch von Boba Fett“ zurückmelden, waren Begeisterung, aber auch Verwirrung riesengroß, denn schnell stand natürlich die Frage im Raum, ob womöglich die Geschichte des Mandalorianers auserzählt sei, ob es sich bei Bobas Story um die eigentliche dritte Staffel handeln würde und wie das alles allgemein zu bewerten sei. Mittlerweile sind wir natürlich alle klüger und auch die Befürchtungen, Din Djarin und Grogu so bald nicht wiederzusehen, wurden zunächst mit Worten, mittlerweile auch im audiovisuellen Sinn entkräftet. Denn auch wenn es mir fernliegt, hier großartig zur Story der Staffel zu spoilern, ist es ja mittlerweile ein offenes Geheimnis, dass Mando nebst Mündel hier bereits ihr Comeback feiern und unterstreichen, dass Bobas Geschichte eben ein Spin-Off ist und im Grunde nur als Teil des großen Ganzen fungiert und funktioniert, was auch viel – grundsätzlich berechtigte – Kritik über die Serie hat hereinbrechen lassen. Die ist nämlich mit ihren gerade einmal sieben Episoden – die meisten davon eine solide halbe Stunde plus überlanger Abspann – noch einmal einen Hauch knapper angesetzt als ohnehin schon und nach mehreren Episoden, in denen Boba überwiegend im Bacta-Trank liegend in Erinnerungen schwelgt, mag man sich durchaus fragen, wohin das noch führen soll und ob überhaupt ein übergeordnetes Konzept vorhanden gewesen sein mag. [...]

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            • 7 .5

              [...] Gerne würde ich ja behaupten können, ich hätte mich schon lange im Vorfeld auf „The Woman in the House Across the Street from the Girl in the Window“ gefreut, doch ist es so, dass ich das erste Mal überhaupt erst von der Serie gehört habe, als dem Tag der Veröffentlichung nur noch wenige Tage vorausgehen sollten. Klar, dass ich auch von der Verwirrung las, die der Trailer wohl im Allgemeinen hinterlassen haben soll, wenn es darum ging, zu verorten, ob es sich wohl um ernstgemeinten (Psycho-)Thriller oder doch eher eine Art Persiflage handeln sollte. Um mir selbst den Spaß nicht zu verderben, habe ich dann besagten Trailer auch im Vorfeld nicht in Augenschein genommen, da mir als ausgewiesenem Kristen-Bell-Fan ja ohnehin klar war, dass ich die Serie schauen würde. Aus dem neugierigen Reinschalten ist dann eine abendfüllende Binge-Veranstaltung geworden, denn wie sich das so gehört (in dem Fall ja auch beinahe anbietet), habe ich die insgesamt acht Episoden der ersten Staffel (die sich doch eher ausnimmt und anfühlt wie eine Miniserie) am Stück verschlungen und auch grundsätzlich sehr genossen, wenn „The Woman in the House …“ auch einiges an (kleineren) Problemen mit sich bringt, die da Vergnügen hier und da doch merklich trüben. [...]

              • 6 .5

                [...] Ich muss ja sagen, dass ich mich im Vorfeld sehr auf „Cowboy Bebop“ gefreut habe, auch und obwohl ich den originären Anime nicht kenne, was sicherlich viele wieder als himmelschreienden Frevel betrachten dürften, aber es ist nun einmal so. fakt ist, dass die ersten Bilder und Promos ein herrlich abgedrehtes – und überdrehtes – Abenteuer versprachen, dass wieder einmal Anachronismen noch und nöcher bietet und damit keinesfalls eine wirklich logische Welt der Zukunft abbildet, aber dafür eine, die einiges an Spannung und Abwechslung verspricht. Darüber hinaus dürfte ja bekannt sein, dass ich durchaus ein Faible für Produktionen habe, die Science-Fiction mit Western-Elementen, Abenteuer-Flair und Heist-Motiven vermengen – ja, ich spreche natürlich von „Firefly“. Hier verhält es sich aber natürlich zunächst einmal so, dass die Serie ein schweres Erbe anzutreten hatte und eben gleichermaßen alte Fans als auch Themen-Neulinge abzuholen, einzufangen, mitzuziehen und das – so scheint es – ist ihr nur mäßig geglückt, denn nur wenige Wochen nach Veröffentlichung der zehnteiligen, ersten Staffel gab Netflix dann auch schon die Absetzung der Show bekannt. [...]

                • 8
                  über Hawkeye

                  [...] In den letzten anderthalb Monaten des vergangenen Jahres hat Marvel den geneigten Fans mit der „Hawkeye“-Miniserie eine Art Weihnachtsgeschenk der besonderen Art gemacht, denn zeitlich und thematisch passend spielt die insgesamt sechs Episoden umfassende Serie bekanntermaßen vor vorweihnachtlicher Kulisse des winterlichen New York und hat damit auch mich in der Zeit vor Weihnachten allwöchentlich begleitet. Wenn ich da an frühere Tage denke, als Serien noch zeitversetzt und teils mit Jahren Verspätung über den großen Teich geschwappt sind, ist es doch eine wirklich geniale Sache, gerade eine Show wie diese so erleben zu dürfen, wie die Verantwortlichen sich das auch originär vorgestellt haben dürften. Dabei ist auch „Hawkeye“ im Kontext der langsam zunehmenden MCU-Serienbeiträge wieder beinahe eine Art Novum, was im vorliegenden fall allerdings lediglich heißt, dass es mal nicht um die Rettung der Welt, des Universums oder gar Multiversums geht, sondern stattdessen um eine vergleichsweise kleine, persönliche und intime Geschichte, die mir allein schon deshalb imponiert hat, weil ich nach dem doch sehr kurzen Auftritt des Ronin in „Avengers: Endgame“ lange Zeit nicht geglaubt hätte, dass dessen Existenz noch einmal so viel Tragweite bekommen dürfte, wie hier nun der Fall. [...]

                  • 8 .5

                    [...] Bereits lange vor Erscheinen der Miniserie "Fosse/Verdon" hatte ich selbige auf dem Schirm, ohne auch nur im Ansatz genau zu wissen, wer Bob Fosse und Gwen Verdon denn eigentlich genau gewesen sind. Kaum verwunderlich, wenn man bedenkt, dass mit Sam Rockwell und Michelle Williams zwei absolute Ausnahmetalente in die Rollen der schillernden aber auch scheiternden Ehepartner schlüpfen, die hierzulande wohl sicherlich nicht annähernd so bekannt sind wie in Amerika, aber ebenso unzweifelhaft ihre Spuren im Business hinterlassen haben, wovon allein schon kündet, dass man Gwen Verdon zu Ehren an ihrem Todestag im Jahr 2000 am Broadway eine Gedenkminute lang die Lichter ausknipste. Doch so sehr ich auch gespannt gewesen bin auf die achtteilige, von Steven Levenson und Thomas Kail geschaffene Miniserie, die gleichsam als (doppeltes) Biopic wie auch Huldigung einer früheren Ära verstanden werden darf, gab es sie hierzulande schlicht nirgends zu sehen oder zu kaufen. Ändern sollte sich das erst in diesem April, als relativ unvermittelt – und für mich unverhofft – die gesamte Serie im Star-Bereich von Disney+ zum Abruf bereitstand und es versteht sich, dass ich mich schnell in dieses Abenteuer gestürzt habe, das das umtriebige, wendungsreiche, tragische und abgründige Leben der beiden fernab der großen Bühnen zu werden versprach. [...]

                    • 8 .5

                      [...] Ich kann mich natürlich nicht davon freimachen, im Vorfeld wieder reichlich gehypt gewesen zu sein, was "The Falcon and the Winter Soldier" angeht und nachdem nun gestern die sechsteilige Miniserie zu Ende gegangen ist, kann ich durchaus guten Gewissens behaupten, dass der Hype gerechtfertigt gewesen ist. Denn auch wenn sich die Serie dramaturgisch weitaus konventioneller gibt als das vorangegangene "WandaVision", weist sie doch alle Qualitäten eines klassischen MCU-Blockbusters auf, während das Mehr an Zeit eben nicht nur mehr Action und eine weitschweifigere Geschichte erlaubt, sondern auch, sich deutlich eingehender den handelnden Figuren zu widmen, was ihnen eine ungeahnte Tiefe verleiht. So lässt sich festhalten, dass in den zahlreichen Filmen sowohl Anthony Mackie als auch Sebastian Stan nicht unbedingt tiefgründige Figuren verkörpern durften und merkwürdig unscharf geblieben sind, was Motivation, Innenleben, Persönlichkeit, Charakterzeichnung angeht, was man hier gleich in der ersten Episode aufzuarbeiten beginnt. Die setzt rund sechs Monate nach dem sogenannten Blip an, der die Hälfte der Menschheit zurückgebracht hat und überrascht auch hier mit Ansätzen und Überlegungen, was es für die Wirtschaft und Regierungen bedeutet, wenn nun urplötzlich nach fünf langen Jahren die Erdbevölkerung prompt wieder auf das Doppelte anwächst und die frisch Zurückgekehrten oftmals mit Schrecken erkennen müssen, dass ihre früheren Wohnungen und Häuser nun anderweitig vergeben sind und sie sich letztlich als Heimatlose betrachten müssen. [...]

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                      • 8

                        [...] Eine Neuverfilmung des 1995 erschienenen Weltbestsellers "High Fidelity" von Nick Hornby, in Teilen sicherlich auch eine Neuinterpretation des bereits im Jahre 2000 veröffentlichten, gleichnamigen Films – kann das gut gehen? Ich muss zugeben, anfangs extrem skeptisch gewesen zu sein, zumal mir der Film mit John Cusack trotz all der Jahre noch in lebhafter Erinnerung ist und ich mich an viele geniale Szenen zu erinnern vermag, die ähnlich einprägsam und denkwürdig gewesen sind wie sonst vielleicht nur Cusacks kultige Ghettoblaster-Szene in "Teen Lover". Entsprechend konnte ich mir weder vorstellen, dass die Serie an den Film heranreichen würde, noch, dass sie einen echten Mehrwert bieten könne, wenn man Buch und Film eben bereits kennt und schätzt. Tatsächlich erweist sich aber der geänderte Geschlechterblickwinkel als wahrer Segen und lässt die Erzählung gleich cleverer erscheinen, widmet sich Hornbys Roman schließlich explizit männlichen Macken und Manierismen, was nun gekonnt aufs Korn genommen wird, indem sich gar nicht mal viel ändert, wenn Rob jetzt nun als Frau in Erscheinung tritt, zumal Zoë Kravitz den Part der neurotischen, gleichsam aber auch abgeklärten und ausgemacht lässigen, nichtsdestotrotz ungemein ichbezogenen Rob mit Bravour meistert. [...]

                        • 9

                          [...] Pandemiebedingt mussten Marvel-Fans so lange darben, was neues Material angeht, wie eigentlich seit Entstehung des MCU nicht mehr und tatsächlich ist es nun beinahe zwei Jahre her, dass mit "Spider-Man: Far from Home" die letzte große Veröffentlichung erfolgt ist, wenn man kurzlebige, sich auch nicht wirklich in den Film-Kanon einfügende Serien wie etwa "Helstrom" außeracht lässt. Die Zeit von Marvel Television oder den Hulu-Produktionen ist aber ohnehin besiegelt, zumal es nur konsequent und richtig ist, die eigenen Serien auch direkt beim eigenen Streaming-Dienst unterzubringen, wie nun eben erstmalig mit der reichlich verspäteten, nun endlich veröffentlichten Miniserie "WandaVision" geschehen. Da wurde ja im Vorfeld – und auch nach Veröffentlichung der ersten beiden Episoden – reichlich die Nase gerümpft ob des Sitcom-Charakters der Show, zumal erst einmal natürlich wirklich unklar war, wohin die Reise gehen und was dieses artifizielle Konzept bewirken soll (auch wenn in Grundzügen natürlich klar gewesen ist, wie diese verzehrte Alternativ-Realität entstanden sein mag). Nimmt dann die Story aber erst einmal an Fahrt auf, was namentlich konkret in "Wir unterbrechen dieses Programm" der Fall ist, offenbart sich allerdings schnell, dass die Serie exakt das ist, was man sich nur je für eine serielle Ergänzung und Unterstützung des MCU hat wünschen können. So sehr ich beispielsweise "Agents of S.H.I.E.L.D." mag (und mir fest vorgenommen habe, hier beizeiten die restlichen Staffeln nachzuholen), liegen schlichtweg Welten zwischen solchen Shows mit nur marginalen Anknüpfungspunkten und dem hier von Jac Schaeffer ersonnenen Konzept, das allein schon den nicht zu unterschätzenden Vorteil bietet, mit den bekannten Film-SchauspielerInnen aufzutrumpfen, aber auch Auszüge aus den Filmen – hier "Avengers: Infinity War" – zu nutzen vermag. [...]

                          • 7 .5

                            [...] Kommen wir heute zu einer wirklich gelungenen, unterhaltsamen, aber leider sehr kurzlebigen Serie, auf die ich zufällig während der Feiertage stieß und die mich über die Dauer ihrer zehn Episoden wunderbar zu unterhalten wusste, gleichwohl ich schon zu Beginn wusste, dass bereits im Oktober die Absetzung der Serie seitens Netflix beschlossen und verkündet worden war. Anscheinend wohl auch eines der Serien-Opfer der Corona-Pandemie, denn eigentlich verzeichnete "Teenage Bounty Hunters" wohl sehr gute Aufrufzahlen nach Veröffentlichung im vergangenen August, teilt nun nach nur einer Staffel aber das Schicksal der ebenfalls im vergangenen Jahr abgesetzten Serie "GLOW" und vieler weiterer Produktionen. Das ist insofern besonders schade, dass die von Kathleen Jordan ersonnene, unter Schirmherrschaft von Jenji Kohan produzierte Show in vielerlei Hinsicht eigene Wege geht und eine überraschend homogene Mischung aus Teenie-Humor und -Eskapaden nebst satirischer Einschläge und skurriler Figuren bietet, derweil der Crime-Plot ums Kopfgeldjäger-Dasein zwar zeitweise etwas stiefmütterlich behandelt wird, aber stets immanenter Bestandteil der munteren Chose ist, in deren Mittelpunkt zwei herrlich sympathische Zwillinge stehen. [...]

                            • 9

                              [...] Lange schon hat mich keine Serie mehr so fasziniert und begeistert wie nun jüngst "Das Damengambit", im Original einen Hauch eleganter klingend als "The Queen’s Gambit" veröffentlicht, mit der insbesondere Netflix sein Standing zu verbessern weiß, eben auch höchst ungewöhnlichen und anspruchsvollen Serienformaten eine Chance zu geben. Dabei fußt die sich über sieben Episoden erstreckende Story von Beth Harmon auf dem gleichnamigen Roman von Walter Tevis aus dem Jahre 1983, vermittelt einem aber irritierenderweise beinahe durchgängig den Eindruck, es handele sich um ein Biopic und die Geschichte könne sich so oder ähnlich zugetragen haben, gleichwohl sie gänzlich fiktiv, dadurch aber nicht weniger einnehmend und eindrücklich geraten ist. Die Idee zur Serie stammt derweil von Allan Scott und Scott Frank, wobei Zweiterer auch für Drehbuch und Regie jeder einzelnen Episode verantwortlich zeichnet und beispielsweise durch "Ruhet in Frieden" bekannt sein könnte, ansonsten aber auch am Skript zu "Logan" mitgewirkt hat. Bemerkenswert wird die Regie-Arbeit aber allein dadurch, dass hier tatsächlich extrem viel Schach gespielt wird und sicherlich nicht wenige – ich rechne mich hier mit ein – keinerlei Berührungspunkte zum Schachspiel gehabt haben dürften und dennoch – auch hier beziehe ich mich vorrangig auf mich selbst – wie gebannt den Partien beigewohnt haben dürften, die Beth hier auf dem Weg zur Schachweltmeisterin hat meistern müssen, ohne zu verstehen, was dort eigentlich gerade vor sich geht. So gelingt der opulent und absolut stilsicher inszenierten Miniserie, die Faszination für Schach auch auf den Zuschauer zu übertragen und damit das obsessive Gebaren von Beth spür- und erfahrbar zu machen. [...]

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                              • 7 .5

                                [...] Im Kontext der Pandemie mag das Thema Flüchtlingskrise ein wenig aus dem Fokus der öffentlichen Wahrnehmung gerückt sein, doch ist dadurch die australische Miniserie "Stateless", die es seit Anfang Juli bei Netflix zu sehen gibt, nicht weniger wichtig oder aktuell zu nennen, auch wenn die geschilderte Geschichte nun schon einige Jahre zurückliegt und lose auf den realen Ereignissen um die australische Flugbegleiterin Cornelia Rau fußt, die sich zehn Monate in Einwanderungshaft in einem der hier porträtierten "Detention Center" befand, weil sie sich weigerte, ihre wahre Identität preiszugeben. Genauso ergeht es der von Yvonne Strahovski verkörperten Sofie Werner, wobei die Hintergründe hierzu im Verlauf des sechs Episoden umfassenden Dramas erst langsam gelüftet werden. Dabei dient die Frau natürlich als Identifikationsfigur für das westliche Publikum, doch bedeutet das im Umkehrschluss nicht, dass die "klassischen" Flüchtlinge hier außenvor gelassen werden, denn ein nicht minder ausgeprägter Part der Show widmet sich dem afghanischen Familienvater Ameer (Fayssal Bazzi), der mit allen Mitteln darum kämpft, mit Frau und Kindern nach Australien zu gelangen. Diese Schicksale, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, sind grob das Thema der ersten Episode "Unter welchen Umständen sie kommen". Auch weitere Handlungsstränge werden hier eröffnet, doch nimmt die Serie um Grunde erst wirklich an Fahrt auf, wenn sie an ihrem "Bestimmungsort", dem Internierungslager angekommen ist, in dem sich weite Teile der Handlung abspielen werden. [...]

                                • 7

                                  [...] Es ist nun schon wieder einige Monate her, da trudelte mit "Little Fires Everywhere" eine weitere Miniserie ins Streaming-Angebot von Amazon, die ihrerseits auf einem gleichnamigen Buch-Bestseller basiert und ursprünglich bei Hulu veröffentlicht worden ist. Nun kenne ich zwar – wie häufiger der Fall – den zugrundeliegenden Roman nicht, doch allein die Tatsache, dass Reese Witherspoon hier gleichermaßen als Produzentin wie auch Hauptdarstellerin in Erscheinung tritt, ließ mich neugierig werden, derweil auch Kerry Washington nun längst keine Unbekannte mehr ist. Dabei wirkt die Serienadaption tatsächlich sogar lohnender als das Buch selbst, denn auch wenn sie beide sich dieselbe Story teilen, wirkt die Geschichte hier noch ungleich interessanter dadurch, dass Mia und ihre Tochter Pearl hier nun schwarz sind, was die Konflikte, die Dringlichkeit, die Unabwendbarkeit der Zuspitzung noch verdeutlicht, kaum anderes zulässt, als dass die Geschichte sich entwickelt, wie sie sich entwickelt. Dabei nimmt sich die Miniserie einiges vor, denn es geht eben nicht nur um Mütter und Töchter, strukturellen Rassismus, weiße Privilegien und Vorurteile, es geht auch um differierende Lebensentwürfe und Ansichten, den Wunsch nach Selbstverwirklichung, Erwachsenwerden und die Akzeptanz, nicht alles im Leben kontrollieren zu können. [...]

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                                  • 5 .5

                                    [...] Eigentlich wollte ich ja seinerzeit schon den zugrunde liegenden Comic zu "Deadly Class" gelesen haben, doch ist der in letzter Konsequenz irgendwie an mir vorbeigerauscht und ich habe mich nie aufraffen können, diesem Umstand Abhilfe zu leisten. Dann wiederum wurde eine Serien-Adaption seitens Syfy angekündigt und ich war erneut Feuer und Flamme für die Story, hörte dann aber längere Zeit nichts mehr zu dem Projekt, derweil man ja hierzulande immer warten muss, ob und wer sich eventuell die Lizenz für eine Ausstrahlung sichern würde. Zeit verging, ich vertrieb mir anderweitig die Zeit, verlor sowohl Vorlage als auch Adaption aus den Augen, bis ich wie zufällig vor einiger Zeit bei JOYN (mittlerweile bei Netflix verfügbar) auf die Serie stieß und mich folglich nun wenigstens an die Adaption begeben wollte, die allerdings zwischenzeitlich nach einer Staffel auch prompt wieder eingestellt worden ist. Dennoch, die Neugierde obsiegte und vom Look her, ganz zu schweigen von der doch ungewöhnlichen Genre-Mixtur, schien das doch genau mein Fall zu sein, derweil die Staffel mit ihren zehn Episoden natürlich angenehm schnittig daherkommt. Nun, schlecht fand ich sie nicht, kann im Nachgang aber durchaus nachvollziehen, dass sie es schwer gehabt haben mag, ein Publikum zu finden, selbst gemessen an der Tatsache, dass es sich bei Syfy ja um einen ausgewiesenen Spartensender handelt. [...]

                                    • 7

                                      [...] Es hat am Ende mal wieder länger gedauert als beabsichtigt, bis ich mich der insgesamt siebenteiligen Miniserie "Hollywood" in Gänze habe widmen können. Hinzu kamen leichte Anlaufschwierigkeiten, so dass der eröffnende Zweiteiler "Hooray for Hollywood" allein nur schwerlich in die Gänge gekommen ist und noch keinerlei Anhaltspunkte darüber zu geben wusste, wohin die Reise gehen mag und wer nun eigentlich alles im Zentrum der Erzählung stehen würde (derweil manche der Figuren auch erstmalig in der zweiten Episode in Erscheinung getreten sind). Da hatte ich mir tatsächlich mehr erwartet, nachdem ich voller Euphorie an die zweite Ryan-Murphy-Exklusiv-Produktion für Streaming-Anbieter Netflix herangegangen bin, zumal mich der erste Vertreter dieser Kollaboration – "The Politician" – unmittelbar zu fesseln und begeistern gewusst hat. So findet diese Miniserie tatsächlich leider erst zur Mitte hin wirklich in die Spur und ich wage gar zu behaupten, man hätte den Plot auch relativ mühelos auf sechs Episoden zusammenkürzen können. Nach beschwerlichem Start gibt es dafür im weiteren Verlauf umso weniger zu beanstanden, wenn man verstanden und begriffen hat, dass Murphy hier eine Art Alternativ-Realität erschafft, in der es eben ein bisschen anders zuging als im echten Hollywood dieser Tage. [...]

                                      • 7 .5

                                        [...] Und wieder einmal hat mich eine Netflix-Serie zum Binge-Watching verleitet, weshalb ich heute in der glücklichen Lage bin, euch von der britischen Miniserie zu berichten, die einmal mehr auf einer Buch-Vorlage des Thriller-Autoren Harlan Coben fußt. Dabei muss ich zugeben, über das Twitter-Profil von Anthony Head auf "The Stranger" gestoßen zu sein, denn ansonsten wäre ich beim typischen Durchblättern und –scrollen des Netflix-Angebotes wohl kaum bei der hierzulande als "Ich schweige für dich" betitelten Serie hängen geblieben. Nun kann ich es natürlich nachvollziehen, dass man eine Buch-Adaption bestmöglich unter dem Titel vertreibt, den auch das Buch in der jeweiligen Übersetzung trug, doch wirkt "Harlan Coben’s The Stranger" eben deutlich interessanter und lässt vor allem an die ebenfalls von Netflix produzierte Miniserie "Safe" denken, die mit Michael C. Hall in der Hauptrolle ebenfalls zu überzeugen wusste. Hier nun liegt der Fall ganz ähnlich, nur dass diesmal Richard Armitage den besorgten Familienvater geben darf, während sich Stück für Stück die Vorstadtkulisse abschält, um teils schockierende Geheimnisse und Abgründe offenzulegen, die hinter der gutbürgerlichen Fassade lauern. [...]

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                                        • 6 .5

                                          [...] Obschon mir im Vorfeld bewusst gewesen ist, dass die aus 2016 stammende Sky-Serie "Hooten & the Lady" seinerzeit nicht um eine weitere Staffel verlängert worden ist und eventuell nicht wirklich großartig oder begeisternd gewesen sein mag, hatte ich letztens nicht übel Lust, ihr meine Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen, nachdem sie im Prime-Angebot von Amazon zu finden war. Das hatte für mich im Grunde zwei tendenziell zwingende Gründe, die sich einerseits auf das im besten Sinne altmodisch wirkende Abenteuer-Flair und andererseits auf die Beteiligung von Ophelia Lovibond herunterbrechen lassen. Und tatsächlich hält die Serie in dieser Beziehung was sie verspricht, zumal mir schleierhaft ist, weshalb der von Michael Landes verkörperte Hooten noch vor Lady Alex die Hauptrolle innehaben soll, abgesehen davon, dass er aufgrund phonetischer Vorlieben im Titel zuerst genannt wird – "The Lady and Hooten" klänge schlichtweg doof. Gleich in der ersten Episode werden dabei schon haufenweise Klischees und Versatzstücke bedient, die man aus einschlägigen 80er/90er-Jahre-Abenteuerfilmen oder beispielsweise dem "Indiana Jones"-Franchise kennt, doch ist das freilich auch etwas, was man bei Art und Aufmachung dieser Serie hat erwarten dürfen. [...]

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                                          • 6 .5

                                            [...] Bereits seit rund viereinhalb Monaten ist die aus vier Produktionen bestehende Anthologie-Reihe "Criminal" bei Netflix verfügbar und tatsächlich habe ich erst jetzt die Zeit gefunden – beziehungsweise die Neugierde siegen lassen –, zumindest bei "Criminal: Vereinigtes Königreich" einmal einen Blick zu riskieren, wobei ich nicht verhehlen möchte, dass das natürlich vorrangig an Tennant und Atwell gelegen hat, die hier zwei der Verdächtigen geben und natürlich Großes versprachen. Überhaupt schien das Konzept der Netflix-Eigenproduktion interessant, vier unabhängige Teams jeweils drei Episoden mit einer im Fokus stehenden Verhörsituation zu konzipieren, die sich allesamt das (übrigens in Madrid befindliche) selbe Set teilen und somit natürlich zumindest optisch einen gewissen Wiedererkennungswert aufweisen. Das Ergebnis jedoch ist leider ernüchternd, wenn auch nicht grundsätzlich enttäuschend, doch meine ich hier viel Potential ungenutzt rumliegen zu sehen, was die letztliche Ausgestaltung des Ganzen unter der Prämisse betrifft, das Geschehen ausschließlich in besagtem Verhörraum spielen zu lassen. [...]

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                                            • 6 .5

                                              [...] Kurz nach dem Start der ersten Staffel "The Witcher" schrieb jemand bei Twitter, er würde sich umgehend ein Spin-off zu Prinzessin Renfri ansehen, würde so eines produziert werden und da ich mich dem vorbehaltlos habe anschließen können, tat ich das Zweitbeste und begab mich auf die Suche nach weiteren Produktionen mit Renfri-Darstellerin Emma Appleton. Dabei stieß ich recht fix – IMDb sei Dank – auf die britische Produktion "Traitors", die zu meinem großen Glück hierzulande unter dem Titel "Verräter" exklusiv bei Netflix vertrieben wird. Und hier schlüpft Appleton in die Rolle der ambitionierten Feef Symonds, die im Zentrum einer klassischen Agenten-Story steht, welche im Nachkriegsengland angesiedelt worden ist. Der Fokus ist dabei geschickt gewählt, zumal sie eben nicht vom ersten Moment an als abgebrühte Femme fatale daherkommt, sondern mit entwaffnender Naivität zu Werke geht. Und auch die Prämisse und die historische Verortung können sich sehen lassen und entführen in eine zweifellos spannende Epoche, doch leider verheddert man sich thematisch und inhaltlich dann doch zusehends, wodurch die Serie weit weniger packend und begeisterungswürdig gerät, als sie es hätte werden können. [...]

                                              • 8

                                                [...] Der 1862 veröffentlichte Roman "Les Misérables" von Victor Hugo dürfte wohl beinahe ausnahmslos jedem ein Begriff sein – unabhängig davon, ob man die Geschichte je gelesen hat – und sei es nur aufgrund des gleichnamigen, womöglich noch bekannteren Musicals, das nun auch bereits vor rund 40 Jahren – am 17. September 1980 – seine Uraufführung erlebt hat. Umso erstaunlicher für mich persönlich als durchaus literaturaffiner Mensch, dass ich bislang keinerlei Berührung mit dem Stoff gehabt habe und auch die Muscial-Adaption von 2012 bislang noch ungesehen im Schrank liegen habe. So kam es, dass ich gänzlich unvorbelastet an die nunmehr neueste Adaption des Stoffes herangehen konnte, die ebenfalls den Namen "Les Misérables" trägt und im vergangenen Jahr von der britischen BBC produziert und veröffentlicht worden ist. Die Handlung des Romans erstreckt sich hier auf insgesamt sechs rund einstündige Episoden, derweil es sich bei der deutschen DVD-/Blu-ray-Fassung so verhält, dass die Episoden neu zusammengesetzt und auf insgesamt acht Folgen verteilt worden sind, die logischerweise nun in kompakterer Form zu je rund 45 Minuten daherkommen. [...]

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                                                • 6 .5

                                                  [...] Allein aufgrund des Insel-Settings und dem damit einhergehenden Mystery-Aspekt – niemand kann sich erinnern, wer er ist, was passiert ist oder woher er kommt – wurde "The I-Land" bereits im Vorfeld als schlechter "Lost"-Abklatsch abgekanzelt, während die bereits wenige Stunden nach Erstveröffentlichung am 12. September in der IMDb auftauchenden Rezensionen eine deutliche Sprache gesprochen haben, wobei man hier durchaus von immens vielen Fake-Bewertungen ausgehen darf, die sich gar nicht erst die Mühe gemacht haben, der Serie eine Chance zu geben, denn binnen einer Stunde einen Verriss zu einer sieben Episoden umfassenden Miniserie zu verbalisieren, zeugt nicht eben davon, sich mit der Show auseinandergesetzt zu haben. So hatte die Netflix-Serie vom ersten Moment an einen schweren Stand und ist auch mitnichten frei von Mängeln, wobei es mich persönlich wohl am meisten gestört hat, dass auch noch im Trailer Dinge vorweggenommen werden, mit denen man eigentlich erst in "Dies leere Schaugepräng’" (1.03) konfrontiert wird, weshalb ich mehr als froh bin, mir diesen nicht im Vorfeld zu Gemüte geführt zu haben und so völlig unvorbelastet und erwartungsfrei an die Sache herangehen zu können. [...]

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                                                  • 6 .5

                                                    [...] Nach der ersten Ankündigung, Nicolas Winding Refn würde ein eigenes Serienformat für Amazon Prime produzieren, war ich ja schnell Feuer und Flamme für das Projekt, da ich ja durchaus etwas übrig habe für dessen doch ziemlich eigenen visuellen wie dramaturgischen Stil. Den Werdegang der Serie "Too Old to Die Young" habe ich nun zwar nicht allzu aufmerksam verfolgt, meinte mir aber mit jedem neuen Detail mehr im Klaren zu sein, dass dieses Projekt vollends meinem Geschmack entsprechen würde. Was allerdings als anderthalb- bis zweistündiger Film funktioniert, hat Winding Refn hier tatsächlich auf sagenhafte dreizehn Stunden ausgewalzt, die er selbst schon als einen großen, langen Film bezeichnet. Das stimmt so zwar nicht, wie er sich auch selbst widerspricht, wenn er attestiert, man könne jede der überwiegend beinahe neunzig Minuten umfassenden Folgen auch losgelöst vom Kontext betrachten, aber es ist grundsätzlich klar, was er damit gemeint hat. Denn auch wenn tatsächlich ein Großteil der Episoden auch hervorragend ohne Kontext funktioniert, erzählen sie doch auch eine fortlaufende Geschichte, was in dieser zweigleisigen Ausrichtung zunächst einmal Hochachtung verdient. [...]

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