Mit Listen ist es immer so eine Sache. Natürlich lieben wir es, welche zu lesen, aber meistens nur, bis wir wieder daran erinnert werden, wie subjektiv und willkürlich solche Auflistungen sind. So auch die Liste der 25 besten Regisseure der Welt, welche von Entertainment Weekly aufgestellt und begründet wurde. Es wurden aus Anlass der bevorstehenden Verleihung vom Oscar* die “talentiertesten und zugleich angesagtesten Regisseure” unserer Zeit gesucht. Keine leichte Aufgabe, die sich das Magazin auferlegt hat. Also lasst uns einen Blick auf die Zusammenstellung werfen:
25: Wes Anderson (Als Ersatz für Jim Jarmusch?)
24: Mike Leigh (Zusammen mit Edgar Wright der Quoten-Brite, wo bleibt Stephen Frears?)
23: Brad Bird (Ein Animationsregisseur, ehrenswert. Aber wo bleibt Hayao Miyazaki?)
22: J.J. Abrams
21: Spike Lee (Obwohl sein letzter bedeutsamer Film schon einige Zeit zurückliegt.)
20: Edgar Wright (Warum nicht Matthew Vaughn?)
19: Peter Jackson
18: James Cameron
17: David Lynch (Reine Formsache, aber wo bitteschön bleibt David Cronenberg?)
16: David O. Russell (Muss an The Fighter liegen, Three Kings)
15: Kathryn Bigelow (Warum nicht Susanne Bier oder Sofia Coppola?)
14: Danny Boyle
13: Roman Polanski
12: Guillermo del Toro (Wow, es gibt auch nicht-englischsprachige Regisseure)
11: Paul Thomas Anderson
10: Pedro Almodóvar (Der zweite Nicht-Anglizist, ich bin sprachlos!)
09: Clint Eastwood (An diesem Oscarmagneten kommt keine Liste vorbei.)
08: Terrence Malick (Mit nur vier Filmen unter die Top10, beachtlich.)
07: Quentin Tarantino
06: Joel Coen und Ethan Coen
05: Darren Aronofsky (Aller spätestens seit Black Swan Everybody’s Darling.)
04: Martin Scorsese
03: Steven Spielberg (Er zehrt von seinem Ruf vor der Jahrtausendwende.)
02: Christopher Nolan (Ich höre ein Aufschrei, Nolan nur Zweiter?? BLASPHEMIE!)
01: David Fincher (Aha, der The Social Network Hype ist wohl größer als gedacht.)
Die unkommentierten Namen dürfen als stillschweigendes Einverständnis verstanden werden, immerhin neun an der Zahl. Die genaue Reihenfolge lassen wir mal unbeachtet, ob nun David Fincher, Christopher Nolan, Steven Spielberg oder jemand ganz anderes es verdient hätte, an der Spitze zu stehen, liegt im Auge des Betrachters. Viel mehr wäre es interessant zu wissen, warum die Liste gerade mal von drei fremdsprachigen Regisseuren vertreten wird – Roman Polanski zählen wir gnädigerweise dazu. Oh, natürlich, ich vergaß. Gute Filme kommen bekanntlich ausschließlich aus Hollywood, das wissen wir schließlich nicht erst seit diesem Artikel.
Ich erlaube mir mal einige Ergänzungen anzufügen: Chan-wook Park, Alejandro González Iñárritu, Marc Forster, Kar Wai Wong, Jean-Pierre Jeunet, Takeshi Kitano, Lars von Trier, Terry Gilliam, Aki Kaurismäki, Yimou Zhang, Alejandro Amenábar, anyone? Nicht zu vergessen Regisseure wie Peter Weir, Woody Allen oder Sam Mendes. Ein reichlich absurdes Unterfangen, wie wir sehen. Etwas hat mich vor allem schockiert. Wo bitte schön bleibt Ridley Scott? Quotendummies tummeln sich einige auf der Liste, aber scheinbar hat sich Ridley Scott mit Robin Hood seine Reputation so richtig versaut. Die Abwesenheit von Tim Burton spricht ebenfalls Bände…
Am Ende bleibt nur zu sagen, dass Entertainment Weekly ihr Ziel erreicht hat. Nicht die Krönung des Königs der Welt – das ist und bleibt ohnehin James Cameron – und auch nicht des besten Regisseurs der Welt – diesen Titel hat sich bekanntlich bereits Lars von Trier selbst verliehen – sondern das Schüren von Diskussionen und Gegenmeinungen war die Aufgabe. Oder gibt es tatsächlich jemanden, der diese Liste 100% unterschreiben würde?
Also Moviepiloten, sagt es uns: Wie würden eure Listen aussehen und wer würde sie anführen?