999CINEASTOR666 - Kommentare
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Alle Kommentare von 999CINEASTOR666
Tin & Tina (AT: Tin y Tina) / ES/US/RO / 2023
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Unheimliche Kinder sind keine Weltneuheit im Horrorgenre. Um damit noch etwas zu reißen, muss das Hirnschmalz kräftig durchgerührt werden. Albinitische, Orgel spielende Geschwister aus dem klösterlichen Kinderheim fühlen sich dann schon brutal nach Holzhammermethode an. Eine Modifikationen ist zumindest, dass der Spieß ausnahmsweise herumgedreht wird. Die Kinder sind diesmal nicht von Dämonen oder anderen Entitäten besessen, sondern steigern sich in religiösen Wahn.
In der Zwischenzeit hadert das Treiben nicht nur mit der Glaubwürdigkeit und verliert sich in zahlreiche Genreklischees, sondern leidet auch an Spannungsarmut. Da vieles nur angerissen wird, statt auserzählt zu werden, verwundert es schon, warum man sich für eine zweistündige Laufzeit entschieden hat. Einheitsbrei und Leerlauf überwiegen nämlich. Nur dann und wann sorgt die eine oder andere geglückte Szene für ein wenig Nervenkitzel. Alles deutet auf eine Eskalation hin, die jedoch ausbleibt. Die finale Plansequenz kann sich aber dennoch sehen lassen.
Obwohl ich mich nicht über die schauspielerischen Leistungen beklagen kann, geraten auch die Charakterisierungen auffallend inkonsequent. Im Besonderen die Verhaltensweisen des Ehemannes lassen auf eine bipolare Störung schließen.
Warum die Geschichte Anfang der Achtziger spielt, lässt sich wohl mit dem zunehmenden Verfall moralischer Werte vereinbaren, der der Kirche zu der Zeit ein Dorn im Auge gewesen ist. Warum die Hauptprotagonistin als Kind ein Bein verloren hat und nun eine Prothese trägt, hat wohl auch mit der Vernachlässigung elterlicher Fürsorge- und Aufsichtspflicht zu tun. Dadurch lässt sich schon behaupten, dass der Film wohl eher christliche Lehren vermitteln will.
4 Wunder
Skinford: Death Sentence / AU / 2022
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Sehr seltsamer Streifen. Die Story ist total krude, wird aber ohne Mucken und Murren durchgezogen, als ob es das Normalste der Welt wäre. Obwohl dieser bizarre Hybrid keine Unsummen verschlungen hat, wird nie Müdigkeit vorgeschützt. Verfolgungsjagden, etliche explodierende Frauenkörper und zahlreiche irrsinnige Twists halten prima bei Laune.
Die Settings sind abwechslungsreich, werden versiert und variabel eingefangen und die Atmosphäre ist konsequent düster und bedrohlich. Das Ensemble ist spielfreudig und CHARLOTTE BEST sorgt für einen Hauch Erotik, als unbekannte Schönheit, die versucht, den Fluch der Unsterblichkeit loszuwerden. Die Effekte sind sowohl praktisch als auch digital und qualitativ grundsolide.
Die Story wirbelt viele Fragen auf, die zum Schluss nur halbherzig beantwortet werden. Normalerweise frustriert mich solch Schwammigkeit, diesmal hat es mich aber weniger gestört. Zwar habe ich zum Schluss nicht kapiert, was Phase ist, aber Faszination und Unterhaltungswert entschädigen die Irritation zum Teil.
7 Wachssiegel
The Munsters (AT: My Monster) / US/HU / 2022
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Stilistisch wird man an Musikvideos von ROB ZOMBIE erinnert, wie zum Beispiel zu „Dragula“, „Feel So Numb“, „Superbeast“ usw. Als Musikvideo kommt solch eine verspielt-effektvolle Halloweenparty nice, doch als über 100-minütiger Film ist das irgendwann zu viel des Guten und nur noch anstrengend. Obendrein war ROB ZOMBIE noch nie für sein Comedytalent bekannt. Der Humor ist platt wie 'ne Flunder.
Dieses Prequel wirkt letztendlich wie ein quietschbunter und nervtötender Kindergeburtstag oder albernes wie infantiles Laientheater. Laientheater?! Ja, denn das Overacting ist schrecklich und geht gehörig auf den Geist. Sympathie oder Charme gehen derweil baden.
Eine wirkliche Handlung liefert die Hommage auch nicht. Im Grunde gibt es nur einen Aufhänger und ansonsten wird von einer unlustigen, kitschigen und peinlichen Nummernrevues und Slapstickeinlage zur nächsten gestolpert.
Da ich die Originalserie nicht nur kenne, sondern sie einer der Grundsteine ist, warum ich heute ein Horrorfreak bin, habe ich echt versucht, das Teil zu mögen. Mit der Zeit wurde die Freakshow allerdings zur reinsten Tortur. Anstatt auf familientaugliche Unterhaltung, sollte sich ROB ZOMBIE wieder auf Blutbäder besinnen.
Watcher (AT: Beobachtet) / RO/US/UAE / 2022
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Handelsüblicher Paranoiathriller, der den alten Hasen in mir nicht mehr hinterm Ofen hervorlocken kann. Die Story könnte kaum abgedroschener sein und ärgerlich ist obendrein, dass sobald es spannend werden könnte, nichts Halbes und nichts Ganzes dabei herumkommt. Ob nun die Polizei eingeschaltet wird, die Verfolgung des Tatverdächtigen in Eigenmacht initiiert wird oder aber der wildfremde, jedoch außerordentlich hilfsbereite moralische Beistand an die Pforte des potenziellen Stalkers hämmert. All das läuft ins Leere, aber gehört natürlich zum Spiel mit der Erwartungshaltung. Für mich gehört das zum Standardrepertoire eines solchen Filmes, aber manche werden wohl trotzdem an den Nägeln kauen. Ebenso zum Standardrepertoire gehört für mich die Unterbringung der Ungewissheit, ob ihr ihr Verstand Streiche spielt oder sie zu viel hineininterpretiert und die Pferde mit ihr durchgehen. In etwa die letzten 10 Minuten bestätigen den Verdacht und gestalten sich deshalb wenig überraschend. An dem Punkt liegt zumindest zum ersten Mal etwas Spannung in der Luft, ist dann aber auch schnell und ein bisschen unbefriedigend wieder vorbei.
Catch the Fair One - Von der Beute zum Raubtier (OT: Catch the Fair One) / US / 2021
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Obwohl die Grundvoraussetzungen gegeben sind, wird Unmengen Potenzial in den Sand gesetzt. Womöglich liegt das Problem darin, dass man auf Bedrücktheit und Realismus gesetzt hat, als sich eine abgerissene Boxerin in einen Mädchenhändlerring einschleust, um ihre minderjährige Schwester aus deren Fängen zu befreien.
Aus dem Stoff hätte man einen erstklassigen Action- oder Rachethriller machen und mit Folterpornografie ausschmücken können. Stattdessen geht erst einmal viel Zeit für Planung und Drama drauf. Zunächst eine Basis zu schaffen ist nicht verwerflich, wenn das Tempo nur nicht derart behäbig sein würde.
Als sie sich endlich eingeschleust hat, hofft man das die Post abgeht. Die tätowierte und gepiercte Faustkämpferin wird jedoch nicht als überlebensgroße Killermaschine dargestellt, die im Alleingang eine ganze Armee Bösewichte auseinandernimmt. Letztlich hat sie es nur mit zwei Drahtziehern intensiver zu tun. Es ist jedoch gewollt, dass sie eher unbeholfen zu Werke geht und nicht so recht weiß, was sie zu tun und zu lassen hat. Ihr Befreiungsschlag endet dann auch eher ernüchternd und man kommt sich zum Schluss ziemlich verladen vor.
Dass die Geschwister indigene Wurzeln haben, wird zwar öfters erwähnt, aber inhaltlich überhaupt nicht vertieft. Ein Film, der besser aufzeigt, welchen Ungerechtigkeiten Ureinwohner*innen noch heute zu erleiden haben, bietet WIND RIVER. Von der Hauptdarstellerin KALI REIS habe ich zuvor noch nie gehört gehabt. Da sie tatsächlich eine Boxerin mit indigen-kapverdischen Wurzeln ist, spielt sie scheinbar eine Rolle, die nahe an ihrer eigenen Person angelehnt ist. In dieser Rolle überzeugt sie meines Erachtens auch, unterliegt aber dennoch dem schwachen Drehbuch.
The Mother / US / 2023
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Wie ich über drei Ecken mitbekommen habe, sind viele keine Fans von J.Lo. Wenn das der Fall ist, sollte man den nächsten Netflix-Kracher wohl oder übel links liegen lassen. Wer mit J.Lo kein Problem hat und gerne Frauen in taffen Heldenrollen sieht, kann ruhig einen Blick riskieren. Wer auf die Filme der Actionhelden der 80er und 90er steht, macht hier eigentlich nichts verkehrt. Wer bei einem Actionfilm nach Anspruch und Realismus sucht, hat das Genre ohnehin nicht verstanden.
Die Handlung besteht im Grunde aus zwei Teilen, und zwar Angriff und Verteidigung. Keine Minute wird verschenkt und viele bewährte Elemente werden knackig und knüppelhart zusammengesetzt. J.Lo überzeugt als hartes wie zartes Muttertier, das von ihrer Vergangenheit eingeholt wird und ihren Nachwuchs vor bösen Männern beschützen will. Die emotionale Komponente wird aber zum Glück nicht überstrapaziert, sodass man nicht in Kitsch ertränkt wird.
Der Streifen ist stark gefilmt und die Winterlandschaft macht optisch ordentlich etwas her. Die Actionszenen sind grundsolide inszeniert, ohne zu übertrieben zu sein oder per mäßigem CGI verschlimmbessert zu werden. Der Streifen weiß gut zu unterhalten und erzeugt ein solides Maß Spannung.
American Carnage / US / 2022
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Während der Sichtung sind mir diverse Inspirationsquellen in den Sinn gekommen. Ich werde jedoch kein Namedropping betreiben, weil das heftige Spoiler sein würden. Der Flick weckt nämlich nicht nur Erinnerungen, die Versatzstücke finden in voller Gänze Verwendung.
Das Arrangement der Versatzstücke habe ich in dieser Form aber noch nicht gesehen und man hat das wirklich lit gemacht. Die Sozialkritik wird poppig und pulpy verpackt, ohne jedoch zu knallig und woke zu sein. Inhaltlich und tonal ist der Cocktail aus bitterböser Gesellschaftssatire, kecker Teeniekomödie und politisch aufgeheiztem Horrorthriller gut gemixt. Vielleicht ist manches nicht allzu subtil und überraschend, anderes hingegen schon.
Die bizarre Dystopie ist unterhaltsam und es sind dann doch einige Wendungen am Start, die man so nicht erwartet hätte. Der Gewaltgrad hält sich derweil in Grenzen, da das Treiben eher in Richtung Mystery tendiert, wie man es zum Beispiel vom Black Horror eines JORDAN PEELE kennt. JENNA ORTEGA steht ja mittlerweile hoch im Kurs, mich hat sie schauspielerisch aber noch längst nicht abgeholt. BELLA ORTIZ, ALLEN MALDONADO und JORGE LENDEBORG JR. haben mir in den Hauptrollen allerdings sehr gut gefallen.
White Noise: Fürchte das Licht (OT: White Noise 2: The Light / White Noise: The Light) / US/CA / 2007
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Der Film erhielt damals bessere Kritikerstimmen als sein Vorgänger und das kann ich absolut nachvollziehen. Obwohl es sich um eine offizelle Fortsetzung handelt, macht sie ihr eigenes Ding. Nach einer Nahtoderfahrung erlangt der Hauptprotagonist nämlich die Fähigkeit, den baldigen Tod einiger Menschen vorherzusehen. Durch die Vorahnungen rettet er mehreren Menschen die Leben, doch die Einmischung in die Einzelschicksale hat Konsequenzen. Hier geht es also weniger um Tonbandstimmen, als um das Phänomen der „Tria Mera“, des dritten Tages, an dem Christus auferstanden ist. Der Teufel scheint ebenfalls seine Finger im Spiel zu haben.
Im Gegensatz zum Vorgänger kommt der Nachfolger schneller in die Puschen. Zu Beginn ist ordentlich Drive drin und nicht selten fühlt man sich an FINAL DESTINATION oder THE SIXTH SENSE erinnert. Die Entitäten treten teils gruselig in Erscheinung und erschrecken auch gelegentlich. Als Ursachenforschung betrieben wird, kehrt ein wenig Ruhe ein. Erst zum dramatischen und ganz schön kitschigen Finale hin, wird das Tempo wieder angezogen und es werden eine Vielzahl Effekte aufgefahren. Wenn man den Supranaturalismus nicht versucht logisch zu hinterfragen, hat man hier am Ende eine Direct-to-DVD-Produktion, die kurzweilig und ohne auffällige Längen ins Ziel kommt.
>>> Trashmob 23 <<<
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2071: Mutan-Bestien gegen Roboter (OT: The Time Travelers / AT: Depths of the Unknown / Reise durch die Zeit / The Return of the Time Travelers / This Time Tomorrow / Time Trap / Time Travellers / The Time Travellers) / US / 1964
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Ich mag diese Science-Fiction-Filme alter Schule, da sie die Handlungen noch auf eine charmant-naive Weise abenteuerlustig, wissbegierig und lehrreich gestalten. Auch wenn die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus heutiger Sicht überholt sind, wird mein Erfinder- und Entdeckergeist geweckt und zudem Kurzweil geliefert. Da drückt man gerne ein Auge zu, wenn die Mysterien für den erfahrenen Genrefreund vorhersehbar oder leicht zu durchschauen sind.
Mit wenig Geld wurde eine Zukunftsvision erdacht, die vom Einfallsreichtum und der Hingabe zum fantastischen Film lebt. Obwohl wir uns weit in der Zukunft befinden, zeichnet sich mehr oder weniger unerwartet ein altertümliches Frauenbild ab. Sich einen Kerl zu angeln und Babys zu machen ist das A und O. Im Schönheitssalon werden die gebärfreudigen Grazien generalüberholt.
Von den brünstigen Weibchen mal abgesehen, sieht die Zukunft nicht gerade rosig aus. Atombomben haben die Erde zerstört und auf der Erdoberfläche tummeln sich aggressive Mutanten, während in unterirdischen Höhlensystemen die letzten Überlebenden an einer Rakete zur Mehr-Generationen-Reise nach Alpha Centauri IV tüfteln und Androiden für niedere Arbeiten eingesetzt werden. Die Zeitreisenden werden über die Weltgeschichte und das Vorhaben aufgeklärt, bis sich herausstellt, dass die Rakete nicht die Kapazität für vier weitere Personen hat. Unter Zeitdruck müssen die Zeitreisenden nun ein neues Zeittor bauen. Die Zeit rennt, der Showdown gestaltet sich actionreich und die Raumzeit wird abschließend ordentlich auf den Kopf gestellt.
6,5 dicke Hunde
White Noise - Schreie aus dem Jenseits (OT: White Noise) / GB/CA/US / 2005
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Tonbandstimmen sind das zentrale Thema dieses Genrevertreters. Insbesondere Esoteriker und Spiritisten glauben, dass es sich bei den Höreignissen um Kommunikationsversuche von Seelen Verstorbener und anderer Entitäten handelt.
MICHAEL KEATON spielt nun einen Mann, der seine Frau verloren hat und versucht, mit dieser Methode Kontakt zu ihr aufzunehmen. Aus der Prämisse lässt sich etwas machen, leider hat man aus den Möglichkeiten nicht allzu viel gemacht. Interessante Ansätze sind durchaus vorhanden, aber eben nur vorhanden. Sie werden nur sporadisch umgesetzt.
Hauptsächlich sieht man MICHAEL KEATON dabei zu, wie er Tonband- und Videoaufnahmen checkt, was nach einer Weile nicht mehr allzu spannend ist. Da gruselige Töne und Gestalten zum Phänomen gehören, sind sie irgendwann nicht mehr gruselig. Immerhin ist die Atmo dicht und das Schauspiel solide, aber das Ende versemmelt es dann wieder.
The Fearway / US / 2023
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Die Idee dahinter besitzt zweifelsohne Potenzial, aber das Unterfangen ist letztendlich schrecklich unoriginell. Im Verlauf kommen diverse Referenzwerke in den Sinn, aber eigenständige Bemühungen und Überlegungen sind stark begrenzt.
Da der Plot dermaßen abgedroschen ist, hat man das Mysterium als aufgeweckter Genrekenner schnell durchschaut. Die Figurenzeichnung ist ebenso schwächlich und die uninspirierten Dialoge sind auch alles andere als eine Wohltat. Den Hauptrollen nimmt man zudem überhaupt nicht ab, dass sie Verlobte sind. Auch die restliche Besetzung performt eher bescheiden und als ob das nicht genug sei, wirkt der knurrende Fährmann im Muscle Car furchtbar lächerlich.
Abgesehen vom üppigen Vorbau der Hauptdarstellerin, ist der Handlungsort das einzig sehenswerte. Man hat womöglich in der Mojave-Wüste gedreht, an der Route 66. Die Landschaft wird versiert eingefangen und auch das heruntergerockte Diner versetzt in längst vergangene Zeiten. Auch die Verfolgungsjagden auf der staubigen Straße haben Pep. Um Actionspektakel und Blutvergießen, ist es aber nicht gut bestellt.
Visitor from the Future (OT: Le Visiteur du Futur / AT: The Visitor from the Future) / FR/BE / 2022
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Französisch-belgische Science-Fiction-Komödie, die direkt zu Beginn demonstriert, dass sie über sich selbst lachen kann und einen Gag den nächsten jagen lässt. Obwohl die Abläufe keine Müdigkeit vorschützen und Humor Priorität hat, wird wichtigen Themen Zeit zum Atmen gegeben. Dies geschieht zunächst in Form eines Generationskonflikts, wobei jedoch nicht barsch mit der Moralkeule geschwungen wird.
Als der Zeitreisende das Vater-Tochter-Gespann in die Zukunft entführt, sehen sie mit eigenen Augen, was die Entscheidungen der Vergangenheit angerichtet haben. Visuell ist der Film ausgezeichnet und lässt sein überschaubares Budget dumm dastehen. Die dystopischen Settings sind durchweg gelungen und auch die Outfits und Requisiten kreieren entsprechenden Endzeit-Flair. Zombies, Infizierte und eine radioaktive Wolke tun ihr Übriges.
Da die Zeitwächter-Brigade hinter ihnen her ist, um das Raum-Zeit-Kontinuum vor Paradoxien zu bewahren, ist das Tempo dauerhaft hoch. Eine Fülle erfrischender Ideen sorgen indessen dafür, dass das gleichermaßen sympathische wie unterhaltsame Unterfangen nicht erlahmt oder verschleißt.
Das Werk erinnert an einige der besten des Genres, wie zum Beispiel TERMINATOR oder 12 MONKEYS - DIE ZUKUNFT IST GESCHICHTE. Der Look und das Feeling haben etwas von Filmen der 1980er- und 1990er-Jahre und diejenigen, die mit MAD MAX und ROBOCOP aufgewachsen sind, werden sehnsuchtsvoll an damals denken.
Der Film greift eine ähnliche Nostalgie wie TURBO KID auf. Ein Actionspektakel sollte man allerdings nicht erwarten, aber einige Konfrontationen sind nicht ohne. Das Ensemble ist spielfreudig und die Figuren wachsen mit der Zeit immer mehr ans Herz, wodurch auch die späteren emotionalen Momente nicht unberührt lassen. Das ergreifende Finale habe ich mit einer Träne im Knopfloch geehrt.
Allein unter Nachbarn (OT: La Comunidad / AT: Allein unter Nachbarn - La Comunidad / Common Wealth / La Comunidad - Allein unter Nachbarn) / ES / 2000
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... ist eine schwarze Komödie über eine abgetakelte Immobilienmaklerin, die in der Wohnung eines toten Mieters 300 Millionen Peseten in bar entdeckt. Die Moneten aus dem Mehrparteienhaus zu schaffen gestaltet sich schwieriger als gedacht, denn die Nachbarn sind gierige Geier und zu allem bereit, um an die Kohle zu kommen.
Viele werden diese Satire als herrlich und köstlich bezeichnen. Erkennen vielleicht sich selbst oder andere darin wieder. Geld verdirbt den Charakter und der Film überzeichnet immens. Das Mehrparteienhaus gleicht einem Kuriositätenkabinett. Bezüge zu Werken von ROMAN POLANSKI und ALFRED HITCHCOCK werden genommen, doch mir persönlich gerät das Treiben eine Spur zu hysterisch und klamaukig. Langweilig wurde mir zwar nicht, aber ich habe weder mitgefiebert noch musste ich vor Lachen brüllen.
The Nightingale - Schrei nach Rache (OT: The Nightingale) / AU/CA / 2018
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Hybrid aus fiktionalem Historiendrama und Rape-and-Revenge-Western. Die Geschichte ist im australischen Bundesstaat Tasmanien angesetzt und spielt im frühen 19. Jahrhundert. Konflikte zwischen britischen Kolonialisten, irischen Strafgefangenen und Aborigines spielen zentrale Rollen.
Der Inszenierung gelingt es hervorragend, Authentizität und Realismus vorzutäuschen. Die Bewegtbilder fangen die wilde Natur im 4:3-Format ästhetisch ein. 136 Minuten Laufzeit sind dann aber doch viel zu lang und der desaströse Montagerhythmus erweist dem Werk einen Bärendienst.
Imperialismus, Alltag im Arbeitslager, Sklaverei und Völkermord sind thematisch harte Brocken und finden sich in intensiven, verstörenden und spannungsgeladenen Szenen wieder. Diese Szenen wechseln sich jedoch mit zähen ab, die sukzessiv die Oberhand gewinnen und nicht nur den Spannungsbogen einbrechen lassen, sondern auch die emotionale Bindung kappen.
Ein Soundtrack hätte zur Emotionalisierung beigetragen. Neben den Gesangseinlagen der Hauptprotagonistin, hat man jedoch gänzlich auf weitere musikalische Untermalung verzichtet. Womöglich, um einzig und allein auf die Rohheit und Kraft der Bewegtbilder zu vertrauen.
Die Geschichte und Machart, wie der Feind des Feindes zum Freund wird und man gemeinsam gegen toxische Männlichkeit und Rassismus ankämpft, gerät mir dann wohl doch zu sperrig und arthousy. Wer Actionspektakel und/oder die Befriedigung blutig-kathartischer Rachegelüste erwartet, fällt im hohen Bogen auf die Nase.
Das Werk ist augenscheinlich von hehren Absichten geprägt und ambitiös kunstgerecht umgesetzt. Doch sobald Wut und Schmerz schwinden und das Genrekino nur noch sporadisch bedient wird, verliert die Erzählung ihre Dynamik und die Schwarz-Weiß-Malerei kommt überdeutlich zum Vorschein.
Play Dead - Schlimmer als der Tod (OT: Play Dead) / US / 2022
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Eine kleine Auswahl an Filme, die in Leichenschauhäusern spielen, existiert bereits. Dass der Gerichtsmediziner noch ein Nebengeschäft am Laufen hat, ist aber nicht so weit verbreitet.
Möglicherweise werden manche den Plot als abstrus und schwer vorstellbar abstrafen, doch wenn man sich auf die Fiktion und das Szenario einlässt, wird man kurzweilig unterhalten und kriegt etwas halbwegs Neues geboten. Zu Anfang macht das Ganze noch einen unscheinbaren Eindruck, doch mit der Zeit steigert sich das Unterfangen stetig und auch die Atmosphäre verdichtet sich zusehends.
Es ist vielleicht nicht die wohl überlegteste Idee, den eigenen Tod vorzutäuschen, um ein Beweisstück aus dem Leichenschauhaus zu stehlen, das den jüngeren Bruder mit einem Verbrechen in Verbindung bringt. Allerdings sind beide verzweifelt. Ihr Vater hat Selbstmord begangen, die Versicherung zahlt bei Selbstmord nicht und man will ihnen das Elternhaus wegnehmen. Unter diesen Voraussetzungen treffen Menschen eben unkluge Entscheidungen.
Auch wenn die Prämisse mit der Glaubwürdigkeit hadert, fesselt das Katz-und-Maus-Spiel bis zum Schluss und präsentiert sowohl einige überraschende als auch vorhersehbare Drehungen und Wendungen. Obwohl man anfangs Bedenken hat, wächst die Protagonistin zudem nach und nach zum prima Final Girl heran. Gewalt ist währenddessen wohldosiert, aber es gibt einige Einblicke in die menschliche Anatomie, die Zartbesaiteten die Mägen umdrehen.
The Postcard Killings (AT: Postcard Killings) / GB/US/DE / 2020
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Entgegen der allgemeinen Meinung, hat mir dieser Serienkiller-Thriller ganz gut gefallen. Es handelt sich, um eine Romanverfilmung. Die Regie hat der bosnische Oscarpreisträger DANIS TANOVIĆ übernommen. Dass die ermordeten, frisch verheirateten Paare wie die Motive bekannter Gemälde hergerichtet wurden, hat mich ein bisschen an SIEBEN erinnert.
JEFRREY DEAN MORGAN spielt einen Cop aus NYC, der den Tätern durch halb Europa auf der Spur ist. Seine Tochter und sein Schwiegersohn fielen dem reisefreudigen Tätern in London zum Opfer. Der Schicksalsschlag und Interessenkonflikt gestaltet sich für den amerikanischen Gesetzeshüter, als Achterbahn der Gefühle. Die Methoden der ausländischen Kollegen begeistern ihn auch nicht und wenn er nicht gerade melodramatisch unterwegs ist, tritt er schulmeisterlich in Erscheinung. Der einzige, der ihn ein wenig erdet, ist der deutsche Kommissar. Mit beruhigender Stimme, diplomatischen und informativen Aussagen und bei Kippe und Kaffee, hat er mich irgendwie an den Altbundeskanzler HELMUT SCHMIDT erinnert.
Zunächst wird das Geschehen als Whodunit aufgezogen und man kriegt einen roten Hering zugeworfen. Circa zur zweiten Hälfte wird die Identität jedoch unerwartet preisgegeben und das Treiben wechselt zum Howcatchem. Das ist eine ungewöhnliche erzählerische Vorgehensweise, mit der viele vielleicht nicht auf Anhieb klarkommen. Begrüßenswert ist an der Stelle aber, dass die Honeymoon Murder keine Niemande ohne erkennbares Motiv bleiben. Sie kriegen eine tragische Hintergrundgeschichte und auch die künstlerisch gestalteten Mordschauplätze bekommen eine Erklärung. Das rechtfertigt ihre Verbrechen zwar noch lange nicht, aber macht sie auf filmischer Ebene nachvollziehbarer.
Auf Action und Gewalt wird fast gänzlich verzichtet, da der Fokus auf den vollendeten Tatsachen und deren Aufklärung liegt. Diese Aufklärungsarbeit empfand ich persönlich, als recht interessant und einigermaßen spannend.
Hellgate / ZA / 1989
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Ein in meinen Augen ziemlich schwacher Fantasy-Horror. Die Erzählung ähnelt einem schlampig gearbeiteten Flickenteppich und besitzt kein Rhythmusgefühl. Sinn und Verstand scheinen außer Kraft gesetzt worden zu sein und zahlreiche Slo-Mo-Aufnahmen verschlimmbessern den Mumpitz zusätzlich.
Möglicherweise sind oder waren die Verantwortlichen Fans von LUCIO FULCI und die eigentliche Idee ist gewesen, ein buntes Durcheinander aus ÜBER DEM JENSEITS und AMULETT DES BÖSEN zu verbrechen. Hardcore-Trashfans könnten eventuell noch gefallen an der hohlen Handlung, dem schrecklichen Schauspiel, den bedepperten Figuren, dem dummen Geschwätz und den billigen Effekten finden.
Ich für meinen Teil habe jedoch irgendwann Faden und Interesse verloren, da eigentlich nur diverse Geisterbahn-Attraktionen und Gruselkabinettstückchen aneinandergereiht werden. Ab und an kann die Nebelmaschine die Geisterstadt atmosphärisch begünstigen, aber meistens ist der Schabernack doof und albern. Gore- und Splatterszenen besitzen übrigens Seltenheitswert und warum das Teil ein Vierteljahrhundert auf dem Index herumgegammelt hat, weiß wohl niemand mehr.
The Wind (OT: The Edge of Terror / Terror´s Edge) / US / 1986
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MEG FOSTER spielt eine Krimiautorin, von der meines Erachtens eine starke sexuelle Anziehungskraft ausgeht. Die Kombination ihrer feuerroten Haare und eiskalten, stahlblauen Augen ziehen zusätzlich in einen sowohl betörenden als auch leicht Furcht einflößenden Bann. Die Handlung ist auch komplett auf sie ausgerichtet und zeigt sie in verschiedenen legeren Fallkonstellationen und Outfits. Allerdings bleibt sie auch ziemlich gelassen, als die Kacke mächtig am Dampfen ist. Die auf ein Minimum reduzierte Angst und Panik hat mich irgendwie irritiert, gehört aber vielleicht zum Verwirrspiel.
Der nächste Blickfang ist der Handlungsort. Um in Ruhe an einem neuen Roman zu arbeiten, zieht sich die Schriftstellerin nach Griechenland zurück. Die 2000 Jahre alte Siedlung ist in die Felsformationen einer Steilküste geschlagen. Allerdings gleicht die Siedlung einer Geisterstadt. Sie ist nahezu menschenleer und es weht ein kräftiger Wind. Ob der Wind etwas mit den Geschehnissen zu tun hat, bleibt jedoch ein Rätsel. Atmosphärisch erinnern die alten Gemäuer, das Heulen des Windes, aufgewirbelter Schmutz und die Nebelschwaden derweil an Gothic Horror. Insbesondere in den Nachtstunden wird es besonders gruselig. Zur Stimmung trägt außerdem der Soundtrack von HANS ZIMMER bei.
Die Handlung versucht Suspense aus der Ungewissheit zu erzeugen, ob der Mord am Vermieter tatsächlich begangen wurde oder nur ein Auswuchs ihrer Fantasie darstellt, der sie beim Schreiben verfallen ist. Mit dieser Ungewissheit spielt der Film auch lange Zeit ganz gut und man kann sich nie sicher sein. Allerdings gestaltet sich das Katz-und-Maus-Spiel nicht besonders spannend und aufregend. Die Lokation, die Inszenierung sowie weitere bekannte Namen, wie WINGS HAUSER, DAVID MCCALLUM, ROBERT MORLEY und STEVE RAILSBACK, halten das Ding jedoch halbwegs am Laufen. Nichtsdestotrotz gerät der Psychothriller dann aber doch zu unspektakulär und blutarm. Das Ende kann man dann auch in den Wind schlagen.
Area 407 (OT: Tape 407) / US / 2012
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Wer keine Nerven für hektische Wackelkamera, heftige Bildstörungen, viel Dunkelheit und hysterisches Durcheinandergerede hat, wird das Filmchen zum Teufel jagen. Ich fahre auf Found Footage ab, da man mittendrin statt nur dabei ist. Durch diese Perspektive und Nähe zu den Figuren, eröffnen sich neue Möglichkeiten. Beispielsweise kann Paranoia, Verängstigung, Reizbarkeit oder Panik besser transportiert werden.
Ein Flugzeugabsturz ist eigentlich immer eine gute Wahl, um ein stabiles Fundament zu schaffen, auf dem sich bauen lässt. Wenn die Absturzstelle dann auch noch ein militärisches Sperrgebiet ist, wo Geheimexperimente stattfinden, umso besser. Wenn es sich bei den Geheimexperimenten dann auch noch um Dinosaurier handelt, ist die Freude groß. Jetzt müssten nur noch die Erwartungen erfüllt werden und alles wäre im Lot.
Das Blöde ist nur, dass sich die Dinos rar machen und wenn sie mal angreifen, nicht viel von ihnen zu sehen ist, weil das Budget vermutlich nicht für mehr gereicht hat. Das heißt, letztlich überwiegen hektische Wackelkamera, heftige Bildstörungen, viel Dunkelheit und hysterisches Durcheinandergerede. Das trägt natürlich nicht besonders zum Unterhaltungswert bei, aber zumindest hält die Gruppendynamik ein bissel bei Laune.
Antiviral - Setz' dir einen Schuss Berühmtheit (OT: Antiviral) / CA/FR / 2012
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... ist das Regiedebüt in Spielfilmlänge von BRANDON CRONENBERG. Auf den ersten Blick scheint er mit der krankhaften (!) Besessenheit von Stars abzurechnen. Auf den zweiten Blick geht es jedoch, um die Virusinfektionen selbst. Um die Vorstellung, etwas in seinem eigenen Körper zu tragen, das von einer meist wildfremden Person stammt und den Körper stark beeinflusst. Um die Körperlichkeit und Intimität, die mit solch einer Ansteckung einhergeht.
Da sich Fans Körperlichkeit und Intimität von ihren Stars wünschen, entschied sich Drehbuchautor BRANDON CRONENBERG, für die Sujets Fantum und Starkult. Eigentlich ist die Idee des Sprösslings von DAVID CRONENBERG ganz große Klasse, aber leider kommen Intention und Ambition meines Erachtens nicht allzu gut durch bzw. zur Geltung. Es mag am mangelnden Budget gelegen haben, dass die Dystopie im kleinen Rahmen stattfindet, statt profundes Worldbuilding zu betreiben. Zum Beispiel erfährt man nur wenig über die Berühmtheiten und wofür sie bekannt sind. Wenn die Handlung im Hier und Jetzt spielen würde und man real existierende Stars und bekannten Fanwahnsinn genutzt hätte, wäre das Ganze womöglich greif- und nachvollziehbarer ausgefallen.
Da der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, handelt es sich um einen Science-Fiction-Horrorfilm. Genauer gesagt, um einen sozial- und kapitalismuskritischen Körperhorror. Die Fanliebe geht mittlerweile so weit, dass eine Klinik Injektionen von personifizierten und kodierten Virusinfektionen prominenter Persönlichkeiten unters gemeine Volk bringt. Der Klinikangestellte Syd March (CALEB LANDRY JONES) will sich etwas dazu verdienen und schmuggelt die heiße Ware in seinem eigenen Körper außer Haus, um sie einem zwielichtigen Schwarzmarkthändler anzudrehen. Als der Star am Virus stirbt, nimmt das Unheil seinen Lauf.
Der Mangel an Individualismus ist womöglich beabsichtigt, um die leere Gesellschaft einer nicht näher definierten Zukunft widerzuspiegeln. Die von der unbunten Farbe Weiß dominierte, klinisch-kühle und distanzierte Aufmachung hat mir jedoch überhaupt nicht gefallen. Obendrein ist das Storytelling kraftlos und erschreckend spannungsarm. Ein Grund, warum CALEB LANDRY JONES die Hauptrolle ergattert hat, ist womöglich sein äußeres Erscheinungsbild. Allerdings fällt sein Spiel ebenso blass aus wie sein Teint. Die Abgeschlagenheit seiner Figur, fördert eben keinen interessanten Charakter.
Gründe, warum sich Fans infizieren lassen oder ihre Stars sogar zum Fressen gern haben, habe ich genannt. Allerdings hätte man die Gründe konkreter ausarbeiten können, anstatt sie abstrakt und interpretierbar zu belassen. Auch weitere Themen, wie zum Beispiel Identitätssuche, Famegeilheit, Kommerzialisierung, Konsumwahn oder mediale Abhängigkeit, hätten intensiv(er) behandelt werden können. Der Stoff kratzt jedoch an der Oberfläche und konzentriert sich fast ausschließlich auf seinen kränklichen Hauptcharakter.
The Lake - Ein Monster wird erwachen (OT: The Lake) / TH/AU / 2022
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Zum Einstieg wird eine Legende zur Sprache gebracht, über die man im weiteren Verlauf jedoch nichts Näheres erfährt. Wenn mehr Bezug auf die Legende genommen worden wäre und die Seeungeheuer Backgroundchecks bekommen hätten, hätte sich die Geschichte vielleicht in eine interessante Richtung entwickeln können.
Die Geschichte konzentriert sich aber zusehends auf menschliche Dramen unabhängig agierender Personen-Gruppen. Da die Figuren jedoch reihum uninteressant und lausig gespielt sind, jucken die Einzelschicksale nicht und gähnende Langeweile bricht Bahn. Die Monstren sind zwar schnieke hergerichtet und sorgen für ein bissel Thaiju-Action, aber das Drumherum ist einfach extremst mau und weiß nicht, wann Schluss zu sein hat.
Clock / US / 2023
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"Geht mir nicht auf die Eier"
Ella Patel (DIANNA AGRON) ist ein aufstrebender Stern am Himmel der Innenarchitektur. Sie steht kurz vor ihrem 38. Geburtstag und ist immer noch kinderlos, obwohl die biologische Uhr unbarmherzig tickt und bald fünf vor zwölf ist. Das erweckt den egoistischen Anschein, als sei ihr ihre Karriere wichtiger als Nachwuchs und Nachkommen. Familie und Freunde stellen schon ungemütliche Fragen, während die Gesellschaft und eigentlich die ganze Welt Druck macht.
Ist der einzige Zweck einer Spezies zweifelsfrei die Fortpflanzung. Pflanzt sich eine Spezies nicht fort, stirbt sie nunmal aus, womit sich die Frage nach dem Sinn des Lebens erübrigt. Wo bleibt denn da die Selbstbestimmung und Entscheidungsfreiheit. Kann man in der heutigen Zeit etwa nicht selbst und allein über sein Leben und Körper entscheiden. Grenzt man sich denn gleich gesellschaftlich aus, nur weil Babyplanung nicht zur Debatte steht. Steckt vielleicht Tokophobie dahinter, also eine starke, pathologische, (unbegründete) Angst vor einer Schwangerschaft oder Geburt. Oder ist es vielleicht Zukunftsangst und die Frage, ob man in diese Welt noch guten Gewissens ein Kind setzen sollte. Immerhin ist Ella Jüdin und der Holocaust ist der beste Beweis, dass Menschen Monster sind. Auch aktuelle Entwicklungen zeigen, dass der Mensch nicht im Stande ist, aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Auf der einen Seite ist es nicht weit hergeholt, dass sich die Fehler der Vergangenheit wiederholen können. Auf der anderen Seite hat ihre Großmutter den Horror des Holocausts nicht überlebt, damit ihre Stammlinie bei ihrer Enkelin endet.
Wie dem auch sei, versucht Ella dem ausbleibenden Kinderwunsch auf den Grund zu gehen und entschließt sich klammheimlich, zu einer experimentellen Behandlung. Vielleicht ist ihre biologische Uhr auch nur defekt und muss repariert werden. Ihr wird ein Gebärmutterhals-Implantat eingesetzt und sie muss Medikamente einnehmen, um den Hormonhaushalt auf Vordermann zu bringen. Während und nach eines Rohrschach-Tests und sensorischer Deprivation, plagen sie heftige "Halluzinationen". Wirklichkeit und Einbildung verschwimmen zusehends. Als BetrachterIn stellt man sich nunmehr unweigerlich die Frage, ob es sich um unerwünschte Arzneimittelwirkungen, paranormale Phänomene oder geistigen Verfall handelt.
Einen ähnlich gelagerten Film habe ich bereits mit FALSE POSITIVE gesehen. CLOCK ist aber formal und vor allem inhaltlich diesem weit überlegen. Ich will die Latte nicht zu hoch legen, aber ich fühlte mich ab und zu an eine Mischung aus SMILE - SIEHST DU ES AUCH? und MEN - WAS DICH SUCHT, WIRD DICH FINDEN erinnert. Die surrealen Phasen sind ernsthaft verstörend und spielen gekonnt mit Metaphorik und Symbolik. Die Phasen nehmen jedoch nicht Überhand. Die Substanz bleibt erhalten, da weiterhin Wert auf Stringenz und Kohärenz gelegt wird. Es offenbart sich eine Art patriarchalische Verschwörung und Tragödie, bei der Ella Opfer und Täter zugleich ist. Ihre letzte Halluzination schließt und rundet die Allegorie gekonnt ab. Ein Tiktaalik kriecht auf einen Felsen. Der Fleischflosser und Knochenfisch gilt als evolutionäres Bindeglied zwischen Fischen, Amphibien und Landwirbeltieren.
Crawlers - Angriff der Killerwürmer (OT: It Crawls Beneath / AT: They Crawl Beneath) / US / 2022
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Verleihtitel und Cover-Artwork haben mich auf eine Horrorkomödie schließen lassen. Augenzwinkern hätte dem kammerspielartigen Creature Feature mit Sicherheit auch ganz gut gestanden. Stattdessen liebäugelt der Überlebenskampf in einer Garage zusehends in Richtung Drama. Dass der Protagonist und seine Freundin gerade Stress haben und sein Onkel eigentlich sein Vater ist, wirkt jedoch zu plump und gezwungen.
Anfangs stehen die Chancen noch gut, doch nach und nach verliert man das Interesse am Schicksal des Protagonisten, da er keine einnehmende Persönlichkeit entwickelt und mäßig gespielt wird. Die größere Gefahr ist auch vielmehr der Oldtimer unter dem der Protagonist nach einem Erdbeben eingeklemmt ist. Die aus einem Erdriss kommenden Fadenwürmer, die die ungefähre Größe von Pythons angenommen haben, wirken fast wie lästiges Beiwerk.
Erinnerungen an die Tremors-Filmreihe werden zwar hier und da tatsächlich wach, doch halt in einem viel kleineren und unspektakuläreren Rahmen. Zumindest hat man auf praktische Effekte gesetzt und es gibt auch ein paar eklige Einlagen. Zudem sind die Bisse der Würmer giftig und führen vor dem Tod zu Halluzinationen. Auch wenn dadurch eine gewisse Dringlichkeit besteht, gerät der Überlebenskampf mäßig spannend, da man sich denken kann, dass ein Happyend bevorsteht. Halluzinationen sind auch nicht sonderlich innovativ, aber sorgen immerhin für ein wenig Abwechslung.
Zombie Shark - The Swimming Dead (OT: Zombie Shark / Shark Island / Shark Island: The Swimming Dead) / US / 2015
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Die Grundidee besitzt eigentlich jede Menge Potenzial, das man hätte nutzen können, um einen gescheiten Film zu machen. Bedauerlicherweise hatte man hier wohl weder Mittel noch Möglichkeiten, um das Potenzial gescheit zu nutzen.
Dass man bei einem Trashfilm nicht auf Logik und Realismus pochen sollte, ist klar wie Kloßbrühe. Sich jedoch jedweder Rationalität zu entziehen, ist auch keine Lösung. Ich habe ab und an tatsächlich an meinem Verstand gezweifelt und habe zurückgespult, um zu verifizieren, ob ich etwas verpasst habe oder das gerade wirklich geschehen ist. Damit meine ich nicht, irrwitzige Ideen, die dem Unterhaltungswert zuträglich sind, sondern schlichtweg völlig vernunftwidrige Aktionen am laufenden Band, die nicht den Hauch Stringenz oder Kohärenz erkennen lassen.
Jammerschade, da die Charaktere recht sympathisch sind, erträglich gemimt werden und auch die Dialoge nicht strunzdumm ausfallen. Zudem nimmt sich der Streifen nicht bierernst und schiebt einige Auflockerungen ein, die sogar ins Gesamtgefüge passen.
Dass die Computereffekte unterste Schublade sind, war mir im Vorfeld bewusst. Auch wenn sie scheußlich anzusehen sind, wird überraschend viel gesplattert. Außerdem gibt es nicht nur Zombie-Haie, sondern auch menschliche Zombies, denen die Schädel weggepustet werden.
Feed Me / GB / 2022
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"Du bist, wer du isst"
Vor Kurzem habe ich einige Streifen unter die Lupe genommen, die bundesweit beschlagnahmt sind. Nun besprochenes Werk hat die Prüfung unbeschadet überstanden und hat eine Altersfreigabe ab 16 Jahre erhalten. Der Grund, warum ich das zur Sprache bringe, ist der, dass nun besprochenes Werk einige ziemlich brutale und unappetliche Szenen völlig ungeniert zur Schau stellt. Auch der Rahmen, in dem die Sauereien stattfinden, ist recht düster und dreckig gehalten.
Nun wird die britische Indie-Produktion doch tatsächlich als Horrorkomödie gelabelt. Wenn Horror und Komik kombiniert werden, werden die Werke unter laxeren Gesichtspunkten beurteilt. Der Einstieg ist eigentlich recht tragisch und traurig, als Jed Freeman (CHRISTOPHER MULVIN) nach dem Tod seiner Liebsten seinen Lebensmut verliert und sich in all seiner Trauer und Verzweiflung sogar umbringen lassen würde. Eine bizarre und makabre humoristische Note will ich der Kennenlernphase und den ersten genussfreudigen Momenten keinesfalls abspenstig machen. Doch desto weiter die Laufzeit voranschreitet, desto abgründiger und verstörender wird das Unterfangen, bis der Spaß meines Erachtens irgendwann vorbei ist und es zusehends dramatischer wird.
Vielleicht hat man sich für eine Horrorkomödie entschieden, da das Szenario erst einmal absurd, hanebüchen und weit hergeholt erscheint. Der Kannibale von Rotenburg hat jedoch bewiesen, dass solch ein Übereinkommen im Bereich des Möglichen liegt. NEAL WARD spielt den Kannibalen Lionel Flack obendrein recht exzentrisch und schrullig, wodurch man ihn und seine kulinarische Vorliebe über einen längeren Zeitraum nicht vollends ernst nehmen kann. Allerspätestens als er endlich die scheußliche Perücke hinwirft, offenbart sich, was für ein gestörtes Individuum der Menschenfresser doch ist. Ein gestörtes Individuum, das zu gleichen Teilen verabscheuungswürdig und bemitleidenswert ist. Ein einsames, ängstliches und gemeines Kind, das alles Schöne verschlingen will, um sich selbst besser zu fühlen.
Dass ich trotz alledem nur eine mittelprächtige Bewertung zücken kann, liegt daran, dass ich die Absurdität, Spleenigkeit, Höflichkeit, Spießigkeit und angedeutete Bromance nicht wirklich witzig fand und das Treiben lange Zeit Spannung vermissen lässt. Erst auf den letzten Metern entfacht ein waschechter Überlebenskampf, als Lionel nicht auf sein vertraglich vereinbartes Festmahl verzichten will und plötzlich zu allem bereit ist. An diesem Punkt stellt sich ein leichtes Mitfiebern ein, welches aber alles in allem zu spät und zu kurz kommt.
5,5 Goldfischgläser