999CINEASTOR666 - Kommentare

Alle Kommentare von 999CINEASTOR666

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    999CINEASTOR666 21.03.2023, 06:35 Geändert 21.03.2023, 06:37

    Glorious / US / 2022

    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

    Ein abgehalfterter Typ, der eine Trennung destruktiv verarbeitet, landet auf einem versifften Raststätten-Klo. In der Nachbarkabine tummelt sich der Halbgott Ghatanothoa und beginnt, Smalltalk durchs Glory Hole zu betreiben. Ihre Begegnung ist nicht zufällig. Eine höhere bzw. kosmische Macht hat die beiden auf dem Scheißhaus zusammengebracht. Sie müssen zu sich selbst finden, Buße tun und Opfer bringen, um das Universum zu retten.

    Die skurrile Konversation zwischen Donnerbalken und Pissbecken gestaltet sich anfänglich wirklich witzig und macht verdammt neugierig darauf, wohin die Geschichte führt. Obwohl die Laufzeit generell kurz ist, verliert das wortreiche Kammerspiel jedoch alsbald an Zugkraft und hätte sich womöglich als Kurzfilm oder Episode einer Serie besser gemacht.

    Man muss jedoch bedenken, dass die Handlung nahezu auf einem einzigen nicht allzu stillen Örtchen stattfindet und RYAN KWANTEN den Plot fast gänzlich alleine auf seinen Schultern tragen muss. Ein Blick auf Ghatanothoa hat nämlich schwere Konsequenzen, so lauscht man nur seiner beruhigenden Stimme. Eine Illustration um das Glory Hole herum, lässt jedoch erahnen, wie Ghat aussehen könnte.

    Nach einer Weile nimmt der lovecraftsche Horror zusehends Gestalt an und auch die Farbe aus dem All sowie Cthulu und der Äther werden eingebunden. Als ein Toilettenwart hereinschneit, wird außerdem nicht mit Kunstblut gespart. Von einem Splatterfilm ist das Treiben jedoch ein ganzes Stück entfernt.

    Zum Schluss überrascht eine Wendung und es wird deep und interpretationsfähig. Wer nun nicht bereit ist oder im Verlauf den Faden verloren hat, schaut am Ende ungläubig in die Röhre.

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    • 5 .5
      999CINEASTOR666 19.03.2023, 16:25 Geändert 24.03.2023, 09:23

      The Uninvited - Das Grauen war nicht eingeladen (OT: The Uninvited / AT: Uninvited / Killer Cat) / US / 1987

      >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

      Ein genmanipulierter Stubentiger entfleucht dem grausigen Tierversuchslabor auf brutale Weise und wird von zwei naiven Bikinischönheiten auf die Luxusyacht eines charmanten, aber skrupellosen Börsenhais verschleppt, der mit seinen schroffen Schergen einen Haufen Kohle zum Steuerparadies Kaimaninseln schippern will. Spontan wurden noch drei Jungspunde als Crewmitglieder angeheuert und eine attraktive Kapitänin ist auch an Bord.

      Wenn es sich bedroht fühlt oder gerade angriffslustig ist, miaut und würgt die Miezekatze eine monströse, bestialische und giftige Variante ihrer selbst aus. Dabei handelt es sich allem Anschein nach, um eine potthässliche (Hand-)Puppe, was dem Trashfaktor zu Gute kommt. Wenn das verfilzte Fellknäuel in den Hals, den Knöchel oder in die Finger beißt, gestaltet sich das sowohl amüsant als auch blutig. Einige billige Körperhorror-Effekte gibt es obendrauf. Auch die Totalen der Yacht auf hoher See sind putzig, handelt es sich doch um eine Miniaturausgabe auf Geschenkpapier.

      Schauspiel und Figurenzeichnung sind nicht die Welt. Es dauert obendrein ein Weilchen, bis alle zusammenfinden. Dann dauert es noch mal ein Weilchen, bis sie die Gefahr erkennen, die von dem Samtpfötchen ausgeht. Als sie die Gefahr erkennen, tun sie jedoch nicht besonders viel, um der Muschi den Gar auszumachen. Panik, Terror und Nervenkitzel halten sich demnach weiterhin in Grenzen. Immerhin lassen die Mädels keine Gelegenheit aus, um ihre Traumbodys in Bademode zu präsentieren.

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      • 6 .5
        999CINEASTOR666 18.03.2023, 21:41 Geändert 18.03.2023, 22:00
        über Chase

        Chase - Nichts hält ihn auf (OT: Last Seen Alive) / US / 2022

        >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

        Das Rad muss und kann nicht immer und immer wieder neu erfunden werden. Mich hat es nicht im Geringsten gestört, dass der Plot so oder so ähnlich bereits des Öfteren zum Einsatz gekommen ist. Obwohl die Handlung geradlinig und schnörkellos ist, kann ich mich nicht über Vorhersehbarkeit beklagen und hatte auch nicht das Gefühl, dass der Spannungsbogen eingebrochen ist. Die Handlung hätte ja jederzeit völlig unerwartet einen Haken schlagen und einen Überraschungstreffer landen können. Da Pacing und Timing Kurzweil generieren und kein unnötiges Füllmaterial zulassen, kann selbst eine geradlinige und schnörkellose Handlung wie diese unterhaltsam sein. Der Film wurde an acht Tagen gedreht und manchmal ist weniger eben mehr.

        Es liegt wohl auch daran, dass sich auf Thrill und Action konzentriert wird, statt ein dröges Drama daraus zu machen oder einen müden Krimi samt ewiger unspektakulärer Ermittlungsarbeit. GERARD BUTLER nimmt man die Rolle des verzweifelten Ehemannes und beinharten Teufelskerls überdies ab, der nach jedem Strohhalm greift und Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um seine an einer Tankstelle spurlos verschwundene Frau wiederzufinden. Der Typ liebt seine Herzdame abgöttisch, obwohl der Beziehungsstatus gerade kompliziert ist, was in knackigen Flashbacks nähergebracht wird. GERARD BUTLER hat seine Rolle im Übrigen komplett improvisiert und beweist Härte, Präsenz und Coolness.

        Da Filme für mich Kunst und Fiktion sind und ich nie und nimmer davon ausgehen würde, dass das Ganze eins zu eins genau so im wahren Leben ablaufen würde, kann ich mich auch nicht über Unglaubwürdigkeiten, Logikfehler oder absurde Zufälle beschweren. Solange der Film einer inneren Logik folgt und die Verhaltensweisen der Figuren auf filmischer bzw. handlungsbezogener Ebene nachvollziehbar sind, ist doch alles in bester Ordnung.

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          999CINEASTOR666 18.03.2023, 17:57 Geändert 18.03.2023, 19:19

          21 Bridges - Jagd durch Manhattan (OT: 21 Bridges / AT: 17 Bridges / City of Crime) / US / 2019

          >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

          ... erweist sich an manchen Stellen als Mogelpackung. Zum Beispiel haben die Brückensperrungen letztendlich keine Bewandnis. Auch die fragwürdige Hintergrundgeschichte des zentralen Detectives und die internen Ermittlungen gegen ihn, spielen nur untergeordnete Rollen. Potenzial bleibt also auf der Strecke, aber das ist alles in allem halb so wild.

          Der Cop-Thriller überzeugt durch seine packende Atmosphäre, der tauglichen Besetzung und dem kurzweiligen Montagerhythmus, der den Bekanntheitsgrad und die Vorhersehbarkeit einzelner Elemente verschmerzen lässt. Die wohl dosierten Actionszenen sind zwar nichts Außergewöhnliches, aber technisch durchaus solide in Szene gesetzt.

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          • 4 .5
            999CINEASTOR666 18.03.2023, 00:29 Geändert 18.03.2023, 00:29

            Clean - Rache ist ein schmutziges Geschäft (OT: Clean / AT: Clean - Rache ist schmutzig) / US / 2021

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            ADRIEN BRODY hat produziert, am Drehbuch mitgewirkt, die Hauptrolle übernommen und den Soundtrack beigesteuert. Da könnte man ja fast meinen, dass es sich in irgendeiner Art und Weise um eine Herzensangelegenheit handelt. Jammerschade, dass letzten Endes nur ein müder und depressiver Aufguss von JOHN WICK und THE EQUALIZER dabei herausgekommen ist.

            ADRIEN BRODY gibt den gebrochenen und sich selbst bestrafenen Ghetto-Müllmann, der spartanisch lebt, nur wenige soziale Kontakte pflegt und versucht, seine gewalttätige und leiderfüllte Vergangenheit zu bewältigen und hinter sich zu lassen. Er kümmert sich um das Wohlergehen einer Teenagerin aus der Hood, da sie ihn an jemand ganz Besonderen erinnert. Als sie droht, in die falschen Kreise zu geraten, fällt er in alte Verhaltensmuster zurück. Zunächst auf der Flucht vor dem korrumpierten Gesetz, entbrennt alsbald der telefonisch angekündigte Rachefeldzug gegen den städtischen Drogenboss.

            Bis Anflüge von Spannung und Action wahrnehmbar sind, wird die Geduld ungemein auf die Probe gestellt. Viel zu viel Zeit wird verschwendet, mit der Work-Life-Balance des Müllmanns, Selbstmitleid, Albträume und Drogengeschäfte. Da Atmosphäre und Stimmung trist, kalt, einsam und verzweifelt sind, ist der Unterhaltungswert der ungefähr 50-minütigen Geduldsprobe dürftig. Auch wenn sie der Konkurrenz keine Konkurrenz machen können, sind Action und Härtegrad dann zumindest annehmbar.

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            • 4 .5
              999CINEASTOR666 17.03.2023, 19:29 Geändert 17.03.2023, 19:29
              über Finch

              Finch (AT: BIOS / Goodyear) / GB/US / 2021

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              FINCH ist ein Endzeitdrama. Eine massive Sonneneruption hat die Ozonschicht zerstört und den Planeten Erde in ein weitgehend unbewohnbares Ödland verwandelt. Die Geschichte folgt Finch Weinberg (TOM HANKS), einem alternden Ingenieur, der einen Roboter baut, der sich nach seinem Ableben um seinen Hund kümmern soll. Der Roboter hat ein kindlich-naives Naturell und es bleibt nur wenig Zeit ihm Verantwortung beizubringen. Da er seinem Schöpfer imponieren will, stolpert er von einem Fettnäpfchen ins andere.

              Ja, die Geschichte hat Tiefe, Charme, Witz und Herz. Man schließt den Roboter schnell in seine Gebete ein und auch Hundeliebhaber werden sich mit Sicherheit schnell verlieben. Irgendwie fühlte ich mich auch an einen meiner Lieblingsfilme und dessen heimlichen Star erinnert, und zwar CAST AWAY - VERSCHOLLEN und den Volleyball Wilson. Auch hier stiehlt der Roboter Jeff TOM HANKS die Show und lässt anhand seiner Körpersprache seinen Gemütszustand erkennen. Ohnehin konnte mich TOM HANKS' "One-Man-Show" diesmal nicht wirklich faszinieren, emotional mitreißen und großartig unterhalten. Hin und wieder erschien mir sein Charakter sogar unsympathisch. Das kann jedoch beabsichtigt gewesen sein, da ihm sein Schicksal gewiss ist und die Zeit drängt, dem Blechmann menschliche Werte zu vermitteln.

              Auch wenn die Geschichte Tiefe, Charme, Witz und Herz besitzt, ist mir das postapokalyptische Roadmovie dann aber doch zu ruhig, langsam und ereignisarm. Auch wenn das Worldbuilding und die Bewegtbilder stark sind, fehlt es der letzten Reise eines totgeweihten Mannes, der seinen Frieden finden will, an Originalität und Innovation. Die Schwerpunkte werden eben auf Emotionalität und Sentimentalität gelegt. Das ist auch völlig okay und es muss auch nicht immer Action und Spektakel sein, aber die Spannung und Dramatik sollte dennoch nicht vernachlässigt werden.

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                999CINEASTOR666 15.03.2023, 21:40 Geändert 16.03.2023, 14:06

                The Social Experiment / DE / 2022

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                Man hat sich wirklich Mühe gegeben. Technisch und handwerklich ist das echt gut gemacht und es werden einige visuelle Akzente gesetzt. Immerhin handelt es sich ja auch, um die erste deutsche virtuelle Produktion. Dennoch gelingt es dem Thriller nicht ansatzweise, Thrill oder vergleichbares zu erzeugen, da nie der Eindruck abgestreift werden kann, insgeheim für KiKA produziert worden zu sein.

                Mal davon abgesehen, dass Genrefreunde wohl schon allerlei Beiträge über Sozialexperimente, Escape Rooms und künstliche Intelligenz gesehen haben werden und THE SOCIAL EXPERIMENT alledem nichts Nennenswertes beisteuern kann, ist das Ganze an Naivität, Oberflächlichkeit und Klischeebeladenheit kaum zu überbieten. Viele Dialoge bestehen auch schlichtweg aus Redewendungen und Sprichwörter, weil die ja weise und klug sind. Man merkt dem Film an, dass er von jungen Leuten für junge Leute gemacht wurde. Man merkt dem Film an, dass wohlbehütete Abiturienten und Studenten beteiligt gewesen sind.

                Ein weiterer herber Schlag ist, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen alles andere als sympathisch erscheinen. Auch die generelle Schauspielleistung lässt arg zu wünschen übrig und eigentlich kann niemand in der Rolle, die er oder sie bekleidet, ernsthaft überzeugen. Dass sie Freunde sein sollen, nimmt man ihnen nicht ab. Sie sind auch nicht vom selben Schlag und scheinen auch nur wenig voneinander zu wissen. Welches Schicksal dem einzelnen erwartet, geht demzufolge mit wenig Interesse einher.

                Trotz der vergleichsweise qualitativ hochwertigen Inszenierung, wirkt das Endresultat aufgesetzt, konstruiert, unglaubwürdig, einfältig und laienhaft. Auch der kritische Blick auf den Umgang mit persönlichen Daten im www und die vermittelte Botschaft sind keine Weltneuheit. Wenn man etwas Lebenserfahrung mitbringt, ist die Antwort auf die Frage, ob aus Freunde Feinde werden können, außerdem schnell gefunden.

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                • 5 .5
                  999CINEASTOR666 14.03.2023, 10:37 Geändert 14.03.2023, 14:58

                  Infiesto / ES / 2023

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                  Vermutlich wurde beabsichtigt, mit dem kackbraunen Farbfilter eine Neo-Noir-Ästhetik zu kreieren. Auf langer Sicht ist mir der Einsatz allerdings entschieden zu viel des Guten. Insbesondere an helllichten Tagen ist die Farbdramaturgie total fehl am Platz.

                  Alles wirkt sehr düster, dämmrig und wie ein verrauchtes Hinterzimmer, wo illegal Poker gespielt wird. Das Wetter spielt der Atmosphäre ergänzend in die Karten. Wolkenverhangen und oft schüttet es, wie aus Gießkannen. Dass die Handlung in einer Bergbauregion angelegt ist, die schon bessere Tage gesehen hat, passt da nur zu gut.

                  Der Weltuntergangsstimmung wird der letzte Schliff gegeben, da wegen der Corona-Pandemie eine Ausgangssperre verhängt wurde und die Straßen gespenstisch leergefegt sind. Weltuntergangsstimmung passt ohnehin sehr gut, ist das im Mittelpunkt stehende und mit privaten Problemen kämpfende Ermittlerduo doch einem dreiköpfigen Kult auf der Schliche, der Kinder entführt, von denen eines wieder aufgetaucht ist.

                  Nun dreht sich eben alles, um die Jagd auf die Hintermänner. Die Jagd nach den Hintermännern gestaltet sich schon spannend, aber es hält sich in Grenzen. Die ersten beiden Straftäter werden nämlich relativ zeitig gestellt. Die Frage nach dem Guru war für mich ebenfalls zeitig beantwortet, weshalb die Auflösung am Ende keine Überraschung für mich darstellte. Dies mag aber meiner Erfahrung auf dem Gebiet geschuldet sein und mag längst nicht auf jeden zutreffen.

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                    999CINEASTOR666 12.03.2023, 22:56 Geändert 12.03.2023, 23:23

                    Im Kloster der heißen Nonnen (OT: Shûdôjo Runa no kokuhaku / AT: Cloistered Nun: Runa's Confession / Sister Luna) / JP / 1976

                    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                    Zur Abwechslung kein Sündenfall aus Italien, sondern einer der seltenen Nunsploiter aus dem Land der aufgehenden Sonne. Da nur wenige Szenen in Klostergemäuern spielen, ist es dann aber doch eher ein Pink Movie.

                    Wenn der Handlungsstrang um Betrug, unerwiderte Liebe und Rachegefühle nicht nur ein schwaches und leicht durchschaubares Alibi sein würde, um stets und ständig sowie völlig willkürlich müde Männer- und Vergewaltigungsfantasien einzuschieben, könnte man dem katastrophalen Filmschnitt die Schuld zuweisen.

                    Die Story ist also klapperdürr und schlecht erzählt, die Schauspieler*innen sind nichts weiter als funktional und die Erotik ist unsexy. Immerhin gibt es einige Einstellungen, die ein wenig künstlerischen Anspruch bzw. eine ästhetische Bildsprache erkennen lassen.

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                      999CINEASTOR666 12.03.2023, 01:36 Geändert 12.03.2023, 15:01

                      Train - Nächster Halt: Hölle (OT: Train / AT: Terror Train) / US / 2008

                      >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                      HOSTEL im verwahrlosten Rumpelzug passt, wie Arsch auf Eimer. Warum sollte man auch nicht auf den Zug aufspringen und die Schiene Richtung dreckigen, düsteren und abgründigen Folterporno fahren, solange der Rubel rollt. Erwartungsgemäß sollte man von solch einer Veröffentlichung keinen Anspruch oder Innovatität erwarten. ... ist meines Erachtens sogar ein Stück besser, als der Überraschungshit eines gewissen ELI ROTH. ... verzichtet nämlich auf ewig langes und den Geduldsfaden ausdünnendes Vorgeplänkel.

                      Sensibelchen, die bereits HOSTEL als gewaltverherrlichend und selbstzweckhaft verteufeln, sollten übrigens unbedingt die Finger von der Unrated Version lassen. Obwohl sie unappetlich ist, sollten Gorehounds die Schlachtplatte jedoch schleunigst verzehren. Immerhin wurde das Fortbewegungsmittel von bösen Osteuropäern zum florierenden Organhandelszentrum umfunktioniert, wo Kundenwünsche wahr werden.

                      Mit Logik und rationalem Verhalten braucht man dem Drehbuch und der Figurenzeichnung nicht zu kommen, wird sich doch effektiv aufs Wesentliche konzentriert, und zwar Plakativität, Tabubrüche und Provokation. Da die nächste Bestialität nicht lange auf sich warten lässt und die praktischen Effekte erstklassig sind, spielt es keine große Rolle, dass Drehbuch und Figurenzeichnung dumpfbackig ausfallen. Nervenkitzel und Empathie für die unfreiwilligen Organspender stellen sich demzufolge zwar nicht ein, ereignisreich und kurzweilig gerät der rollende Schlachtbetrieb aber schon – der dem Gesundheitsamt ein Dorn im Auge sein würde.

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                        999CINEASTOR666 11.03.2023, 19:20 Geändert 09.10.2023, 10:39

                        Cat Sick Blues - Alles was er braucht, sind neun Leben (OT: Cat Sick Blues) / AU / 2015

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                        ... ist ein polarisierendes Werk, welches mit einem überschaubaren Budget auskommen musste und mich direkt zu Beginn hiermit https://youtu.be/wFBooyEdNTE gecatcht hat. Aufgrund des schmalen Talers changiert die Ambition und Intention dieser australischen Indie-Produktion zwischen Dilettantismus und Professionalität, zwischen Kunst und Trash. Man wollte höher hinaus, als es die geringen finanziellen Mittel ermöglichten. Daher bleiben erzählerische und inszenatorische Unzulänglichkeiten nun mal nicht aus. Auch dass die Darsteller*innen keine Vollprofis sind, registriert man hin und wieder. Was jedoch berücksichtigt und wertgeschätzt gehört, ist die Tatsache, dass sie wirklich engagiert zu Werke gehen.

                        Auch wenn es oftmals äußerst grotesk und bizarr zugeht, ist ... meines Erachtens alles andere als eine Horrorkomödie. Die seelische und körperliche Gewalt wird nämlich viel zu realistisch, intensiv und bedrückend dargestellt. Wenn man mit der völlig falschen Erwartungshaltung, Betrachtungsweise und Auslegungssache unterwegs ist, können die Groteske und Bizarrerie, als albern und lächerlich empfunden werden. Für die Betroffenen tut es mir an der Stelle wahnsinnig leid. Wenn man nämlich bewusst wahrnimmt, wie traumatisiert, (liebes)krank, verlustschmerzerfüllt, besessen, triebgesteuert und überfordert der Serienkiller ist, begreift man erst, wie kaputt, vereinsamt, entfremdet, todtraurig und bemitleidenswert er doch ist. Erst wenn man das verinnerlicht, packen Verstörung, Faszination und Schock kräftig zu und lassen nicht mehr los. Zwischenzeitlich kann man sogar kritische Kommentare auf die Grausamkeit in sozialen Netzwerken, übertriebene Tierliebe oder aber auch den Umgang mit Vergewaltigungsopfern und Personen, die ein geliebtes Haustier verloren haben, herausfiltern.

                        Hinten heraus veranstaltet der Serienkiller mit der Katzenmaske, den scharfen Krallenhandschuhen und dem monströsen Umschnalldildo ein wahres Massaker. Die Effekte sind in Handarbeit entstanden und weisen eine taugliche Qualität auf. Obwohl es recht derb und explizit zugeht, wirkt die Gewalt jedoch nie derart selbstzweckhaft, wie sie hätte sein können. Zusätzlich werden albtraumhafte Wahnvorstellungen eingeschoben und urplötzlich der Anschein erweckt, eine etwas andere Richtung eingeschlagen zu haben. Ein Mindfuck jagt schlagartig den nächsten und die Story behält sich einige überraschende Wendungen in der Hinterhand. Zum Schluss wird sogar noch auf den Auslöser des desolaten Zustands sentimental eingegangen, sodass die Pille noch bitterer geschluckt werden muss als ohnehin schon. Wer also für preisgünstige, doch ehrgeizige und eigentümliche Psychogramme à la SCHRAMM oder TONY - LONDON SERIAL KILLER etwas übrig hat, dem sei ... wärmstens empfohlen.

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                          999CINEASTOR666 11.03.2023, 12:34 Geändert 11.03.2023, 15:15

                          Five Fingers / US / 2006

                          >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                          Ein zynisches Kammerspiel, von dem man am Besten so wenig Vorkenntnisse wie möglich haben sollte und das in erster Linie auf Dialoge baut. Wem ein von bösen Arabern geführtes Verhör in einer heruntergekommenen Lagerhalle zu wenig ist, um eine Handlung fesselnd voranzutreiben, wird sich schnell gelangweilt fühlen.

                          Es werden jedoch nicht nur Schachpartien gespielt und endlos Worte gewechselt, der Stoff ist nämlich auch im Folterporno beheimatet. Der Entführte und zur Rede gestellte idealistische niederländische Jazzpianist verliert hin und wieder einen Finger, wenn seine Antworten nicht gefallen.

                          RYAN PHILIPPE und LAURENCE FISHBURNE agieren als zentrale Figuren und tragen den Plot auf ihren Schultern. Das Katz-und-Maus-Spiel gelingt nur zu gut, da sie ihr schauspielerisches Können im Rahmen der begrenzten Möglichkeiten bestens unter Beweis stellen.

                          Die Handlung bleibt ihrer perfiden Linie strengstens treu und ist leider nicht vor kleineren Längen gefeit. Auch wenn der Spannungsbogen gelegentlich abreißt, gestaltet sich die Story hinten heraus umso verstrickter. Für manche mag das fiese Ende vorhersehbar sein, für mich kam es allerdings unerwartet.

                          6 Ernährungsprogramme

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                          • 6 .5
                            999CINEASTOR666 10.03.2023, 23:51 Geändert 10.03.2023, 23:51

                            Going to Brazil / FR/BR / 2016

                            >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                            Ich rechnete, mit einer weiteren seichten französischen Komödie. Dann vermutete ich, das weibliche Pendant zu HANGOVER. Später entwickelt sich das Treiben jedoch zu einem eigentümlichen Gemisch aus Abenteuerfilm, Actionthriller und Groteske, das nicht vor unschönen Vorurteilen zurückgeschreckt.

                            Auch wenn die vier flüchtigen Französinnen fortan in diverse skurrile Situation geraten, wird es weder hochspannend noch urkomisch. Letztendlich ist der Gesamteindruck aber dennoch kurzweilig, unterhaltsam und sympathisch. Außerdem bieten Favela, Schickeria, Copacabana und Dschungel abwechslungsreiche Locations.

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                              999CINEASTOR666 09.03.2023, 23:13 Geändert 09.03.2023, 23:14

                              Detention - Nachsitzen kann tödlich sein (OT: Detention) / US / 2011

                              >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                              Bei diesem Film, tue ich mich äußerst schwer, eine adäquate Review zu schreiben. Der Film ist ein Füllhorn der Gegensätzlichkeiten und es prasselt dermaßen viel auf einen ein, dass es eine Herausforderung darstellt, alles auf die Schnelle bewusst zu verarbeiten.

                              Dieser abgedrehte und durchgeknallte Genre-Mashup aus BREAKFAST CLUB - DER FRÜHSTÜCKSCLUB; SCREAM - SCHREI!; SCOTT PILGRIM GEGEN DEN REST DER WELT; DIE FLIEGE; ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT und FREAKY FRIDAY - EIN VOLL VERRÜCKTER FREITAG erfordert erhöhte Konzentrationsfähigkeit und Nerven wie Drahtseile, um hinterherzukommen und Freude zu empfinden. Manchmal geriet es selbst mir zu hyperaktiv, überladen und chaotisch, dennoch fasziniert der Meta-Overkill und der Unterhaltungswert ist elefantös.

                              Ein WTF-Moment jagt unaufhaltsam den nächsten und eine kitschige Popkultur-Referenz die andere. Es wird gesplattert, der Humor ist mannigfaltig und meistens kohlrabenschwarz, die Figuren sind wandelnde Karikaturen, Klischees werden unablässig veräppelt und wer einen tieferen Sinn in diesem irrsinnigen Wirrwarr erkennt, soll sich umarmt fühlen.

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                                999CINEASTOR666 08.03.2023, 22:56 Geändert 08.03.2023, 22:57

                                Freitag, der 13. (OT: Friday the 13th / AT: Freitag der 13.) / US / 2009

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                                MARKUS NISPEL als Regisseur und MICHAEL BAY als Produzent haben schon mit MICHAEL BAY'S TEXAS CHAINSAW MASSACRE abgeliefert und tun es auch diesmal. FREITAG, DER 13. schwimmt auf der Remake- bzw. Reboot-Welle mehr oder weniger bekannter Horrorfilme, die von Anfang bis Mitte der 00er-Jahre so manch einen Banger bereithielt.

                                Grundsätzlich bietet dieses Remake bzw. Reboot im Killer Cut absolut alles, was einen sehenswerten Backwoods- und Teenie-Slasher ausmacht. Im vorliegenden Fall ist es Segen und Fluch zugleich. Denn letztlich bietet diese Neuverfilmung bzw. dieser Neustart nichts, was nicht andere vor ihm bereits geboten haben. Nichtsdestotrotz gelingt es dem Streifen, sich über Wasser zu halten, denn die Montage der bekannten Versatzstücke ist gekonnt.

                                Da die Versatzstücke derart bekannt sind, ist der kurzweilige Handlungsverlauf für genreaffine Filmfreunde allerdings in weiten Teilen vorhersehbar. Auch wenn demnach kein konstantes Spannungslevel gehalten werden kann, geraten einzelne Einstellungen dennoch aufregend.

                                Die hochwertige Inszenierung und dichte Atmosphäre tragen natürlich auch ihren nicht unwesentlichen Teil dazu bei. Außerdem gibt es viele Brüste, Humor an den richtigen Stellen, gern gesehene Genreklischees sowie einen ikonischen Killer und abwechslungsreiche wie brutale Morde. Die Darstellerriege um JARED PADALECKI (SUPERNATURAL - ZUR HÖLLE MIT DEM BÖSEN), DANIELLE PANABAKER und AMANDA RIGHETTI (THE MENTALIST) ist ebenfalls brauchbar, auch wenn ihre Figuren nicht über Stereotype herauskommen.

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                                  999CINEASTOR666 08.03.2023, 13:10 Geändert 08.03.2023, 13:10

                                  Haunted Hill - Die Rückkehr in das Haus des Schreckens (OT: Return to House on Haunted Hill / AT: House on Haunted Hill 2) / US/BG / 2007

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                                  Die Handlung ist der des Vorgängers sehr ähnlich. Das war jedoch zu erwarten und sollte weder verblüffen noch abschrecken. Wer dem Vorgänger etwas abgewinnen konnte, macht mit dem Nachfolger meiner Meinung nach nicht viel falsch.

                                  Logischerweise ist der Überraschungseffekt verschwunden, weshalb man in der Unrated Version den Entertainmentfaktor in Form von Titten und Blut optimiert hat. Es gibt kein ewig langes Vorgeplänkel oder zeitraubende Erklärungen, da die Fortsetzung mehr oder weniger am Vorgänger anknüpft. Für etwas Spannung sorgt außerdem, dass ein Kunstdieb und seine gewaltbereiten Handlanger ins atmosphärisch dichte Sanatorium eingedrungen sind und es auf eine Baphomet-Statuette abgesehen haben.

                                  Alsbald folgen in regelmäßigen Abständen durchgestylte Grusel- und Schockmomente sowie äußerst kreative und vor allem brutale Kills. Sowohl die computergenerierten als auch praktischen Effekte sind für einen B-Film bzw. für eine Direct-to-DVD-Produktion nicht von schlechten Eltern.

                                  Die überwiegend aus Serien bekannten Darsteller*innen machen obendrein auch keine schlechte Figur. Da ihre Charaktere Stereotype des Horrorfilms darstellen und die Dialoge in erster Linie zweckdienlicher Natur sind, fällt das aber auch nicht allzu schwer.

                                  Selbstverständlich sollte man von solch einer Veröffentlichung keinen Anspruch oder Innovatität fordern, für den hohlen Zahn taugt das kurzweilige Unterfangen aber allemal. Auch der Ausgang der Geschichte ist zufriedenstellend und nach dem Abspann wird Lust auf mehr gemacht.

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                                    999CINEASTOR666 07.03.2023, 23:10 Geändert 05.01.2024, 09:49
                                    über Crazies

                                    Crazies (OT: The Crazies / AT: Code Name: Trixie / The Mad People) / US / 1973

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                                    Dass der Seuchenthriller preiswert umgesetzt wurde, registriert man sofort. Das geringe Budget ist aber nicht das eigentliche Problem. Diverse preiswerte Filme aus den 1970-Jahren wissen mir nämlich zu gefallen. Es ist eher der erzählerische und inszenatorische Stil den GEORGE A. ROMERO zu hegen pflegte, mit dem ich mich nicht anfreunden kann. Diese Ruhe und Langsamkeit ist nicht mein Fall. Auch die Nüchternheit und Biederkeit spricht mich nicht an. Spannung, Dramaturgie Panik, Schock und Unvorhersehbarkeit können sich infolgedessen nur marginal einstellen.

                                    Selbstverständlich war GEORGE A. ROMERO seit jeher für extrem sozialkritischen Stoff bekannt, weshalb es natürlich Sinn macht, wirklichkeitsnah und naturgetreu zu sein. Das Ganze wirkt aber eher unbeholfen und stümperhaft. Da sich der Stoff jedoch todernst nimmt, kann man das Ganze nicht so einfach unter Trashfilm verbuchen und ein Auge zudrücken. Der schlechte Filmschnitt, ärgerliche Filmfehler, miese Effekte und laienhaftes Schauspiel machen der Ernsthaftigkeit, Glaubwürdigkeit und Authentizität jedoch das Leben schwer.

                                    Letztlich geht es darum, der Regierung und dem System zutiefst zu misstrauen. Ein Flugzeug stürzt in der Nähe einer ländlich gelegenen Kleinstadt ab und hat einen biologischen Kampfstoff geladen, der unbescholtene Bürger*innen in Wahnsinnige verwandelt. Die Wahrheit darf nicht ans Licht kommen und die Angelegenheit muss vertuscht werden. Um keine Verantwortung zu übernehmen, müssen alle Beweise vernichtet werden, koste es, was es wolle.

                                    Daraus entspringen gleich drei parallel erzählte Handlungsstränge. Wissenschaftler suchen fieberhaft nach einem Gegenmittel, das in Schutzkleidung und Atemschutzmaske präsente Militär wendet tödliche Gewalt an, um die Seuche und Ausschreitungen einzudämmen, während eine kleine Gruppe Zivilisten versucht, sich dagegen zu wehren bzw. die Flucht zu ergreifen.

                                    GEORGE A. ROMERO äußerte sich selbst negativ über den Film und empfand ihn als nicht gelungen. CRAZIES ist ein grauenhaft gealterter Film, der eine Neuverfilmung verdient und auch bekommen hat. Beim Remake, fungierte GEORGE A. ROMERO, als ausführender Produzent.

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                                      999CINEASTOR666 06.03.2023, 13:04 Geändert 28.09.2023, 01:21
                                      über Unearth

                                      Unearth / US / 2020

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                                      Ich habe den Eindruck gewonnen, dass man nur seine Meinung über Fracking loswerden wollte. Da Fracking für die Leute hinter dem Film allem Anschein nach der Horror ist, dreht man eben einen Eco-Horrorfilm. Allerdings hat man vergessen oder schlichtweg ignoriert, dass ein wichtiger Punkt beim Film das Geschichtenerzählen ist. Wenn man sich schon dazu entscheidet, Sozialkritik und Öko-Botschaft unters Filmvolk zu bringen, dann doch bitte mit einem Film der auch fesselt, mitreißt, Augen öffnet und zum Nachdenken anregt.

                                      Bevor man als Zuschauer bemerkt, dass der Film auch Horror sein will, quält man sich ungefähr eine Stunde lang durch ein dröges und tristes Familiendrama um Existenzangst, das sich kaum von der Stelle bewegt. Erst als ein folgenschwerer Entschluss gefasst wird, entwickelt sich die Vergewaltigung von Mutter Natur durch einen skrupellosen, geldgeilen Konzern allmählich zu einem Creature und Body-Horror, da ein Pilz Luft und Wasser vergiftet.

                                      Man könnte meinen, dass CRAZIES bzw. THE CRAZIES - FÜRCHTE DEINEN NÄCHSTEN und vielleicht etwas DIE FARBE AUS DEM ALL und LAST OF US Pate gestanden haben. Das sind nun aber hochtrabende Referenzen, denn man sollte weiterhin nicht zu viel erwarten.

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                                        999CINEASTOR666 05.03.2023, 17:54 Geändert 06.03.2023, 12:00

                                        We Have a Ghost / US / 2023

                                        >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                        Eine afroamerikanische Familie findet in ihrem neuen Zuhause einen einsamen, stummen Geist vor, der keine Erinnerungen an seine Todesumstände hat. Klingt die Story zunächst einmal vielversprechend, werden letztlich nur wenige Versprechen eingehalten. Da mich Filmregisseur CHRISTOPHER LANDON in der Vergangenheit des Öfteren solide entertainen konnte, habe ich mir etwas mehr erhofft.

                                        Mit Horror hat das Treiben wenig am Hut. Vielmehr handelt es sich, um einen Genremix aus seichter Fantasykomödie, spannungsarmen Krimi und kitschigem Familiendrama. Hin und wieder dringt ein Hoffnungsschimmer durch, doch im Großen und Ganzen entsteht der Eindruck von unnötig in die Länge gezogener Flickschusterei.

                                        Anfänglich wird der Social-Media-Zirkus Hops genommen und auf weiter Sicht versucht, das Herz am rechten Fleck zu haben und ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Die Story ist aber leider zu profan, die Charaktere zu stereotyp, der Humor zu seicht und es fehlt schlichtweg an Charme und Charisma. Zum Zeitvertreib bzw. als nette Familienunterhaltung am Sonntagabend, geht das aber schon in Ordnung.

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                                          999CINEASTOR666 04.03.2023, 12:05 Geändert 04.03.2023, 12:08

                                          Bei Anruf Mord (OT: Dial M for Murder / AT: Bei Anruf: Mord / Alfred Hitchcock's Dial M for Murder / Dial 'M' for Murder) / US / 1954

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                                          Bis auf wenige Ausnahmen, spielt die Handlung in einem einzigen Apartment. Wir haben es hier also in erster Linie mit einem minimalistischen Kammerspiel zu tun. Das macht auch Sinn, wurde doch immerhin ein Theaterstück auf die Filmleinwand gebracht.

                                          ALFRED HITCHCOCK gilt als Master of Suspense. Hiermit legt er den Beweis vor. Schade, dass er seine Arbeit selbst nicht zu schätzen wusste. Wie bei COCKTAIL FÜR EINE LEICHE, geht es wieder einmal um die Durchführbarkeit des perfekten Mordes. Suspense wird geschaffen, indem das Ganze als Howcatchem aufgezogen wird. Der Zuschauer sieht, was die Figuren nicht wissen. Nachdem der Mordkomplott in die Hose gegangen ist, beobachtet man den Drahtzieher dabei, Verdachtsmomente im Keim zu ersticken, ein Lügengebilde zu konstruieren, falsche Fährten zu legen und anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben. Ein Fehler und die Sache fliegt auf.

                                          Es ist weitaus schwieriger, das Publikum per invertierter Erzählweise zu fesseln, weshalb das Whodunit-Prinzip mehrheitlich vorherrscht. BEI ANRUF MORD ist daher ein ziemliches Auf und Ab. Das Überraschungsmoment kommt früh zum Einsatz. Danach baut der Plot sukzessiv ab. Aber fängt sich wieder und das Puzzlespiel um den Tathergang macht zum Schluss doch Freude. Wer Actionspektakel und Effektgewitter benötigt, ist hier jedoch falsch aufgehoben. Das Ganze baut zuallererst auf scharfsinnige Dialoge und die Schlüsselszene (!).

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                                            999CINEASTOR666 03.03.2023, 20:25 Geändert 04.03.2023, 12:09

                                            Das Weiße im Auge (OT: Death Wish 4: The Crackdown / AT: Death Wish 4 - The Crackdown / Death Wish 4 - Das Weiße im Auge / Das Weisse im Auge - Death Wish 4 / Death Wish 4 - Das Weisse im Auge / Death Wish 4 / Death Wish IV / The Crackdown) / US / 1987

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                                            Nachdem mich Teil drei bzw. die zweite Fortsetzung mit seinem hanebüchenen Szenario, der unfreiwillig komischen Over-the-Top-Gewalt und aufgesetzten Coolness eher enttäuscht zurückgelassen hat, sieht man den Architekten Paul Kersey (CHARLES BRONSON) nun wieder in gewohnter Qualität. Diesmal mischt der rüstige Vigilant ein Drogensyndikat im Alleingang auf. Crack beherrscht die Straßen und die Dealer scheren sich einen Dreck darum, dass unschuldige Kids an dem Teufelszeug krepieren.

                                            Wer Selbstjustiz in Filmen aufs Schärfste verurteilt, schaltet lieber nicht ein. Wer es jedoch ruppig und dreckig mag, ist hier richtig aufgehoben. Die Reihe ist nunmehr komplett im Actiongenre verankert und fährt diese Schiene schnurgerade. Der wortkarge Rächer fungiert nun als eine Art Auftragskiller, der keine Kompromisse macht und schwere Geschütze auffährt. Nichtsahnend, dass er als hüftsteife Marionette und Werkzeug missbraucht wird, wird schnörkellos Gewalt am laufenden Band produziert, bis das Ganze auf ein hartherziges Finale zusteuert.

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                                              999CINEASTOR666 02.03.2023, 22:31 Geändert 06.03.2025, 11:11

                                              The Mutilator (AT: Fall Break) / US / 1984

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                                              Es hätte so schön werden können. Die Exposition ist gelungen. Die jungen Leute werden auch sympathisch eingepflegt. Als sie zum Strandhaus aufbrechen, sind die Erwartungen hoch, doch können nicht erfüllt werden. Nach ihrer Ankunft weiß man nämlich rein gar nichts mit ihnen anzufangen. Sie haben auch eine halbe Ewigkeit nicht auf dem Schirm, dass ein Killer unter ihnen nach dem Prinzip der Zehn-kleine-Negerlein vorgeht. Das wäre jedoch nicht allzu schlimm, wenn man mit ihnen etwas anzufangen gewusst hätte.

                                              Der fatalste und den kompletten Spannungsbogen kostende Fehler ist jedoch, dass weder ein Geheimnis um die Identität des stummen Täters noch um seine Motivation gemacht wird. Während er die Kids stalkt, werden selbst seine kranken Gedanken visualisiert, bevor er sie in ähnlicher Form in die Tat umsetzt. Der Verstümmeler ist allerdings komplett austauschbar, da ihm ein cooles Gimmick, ein Alleinstellungsmerkmal fehlt. Die Atmosphäre geht derweil in Ordnung, hätte durch einen prägnanteren bzw. unheilvolleren Soundtrack aber um einiges intensiviert werden können.

                                              Das einzige, womit der Slasher punkten kann, sind die derben Kills. Zwischen den derben Kills herrscht aber eben leider gähnende Langeweile. Die Effekte sind Spitzenklasse und von der härteren Gangart. Insbesondere die Szene mit dem Gaff im Unterleib bleibt im Gedächtnis. Das Finale ist ebenfalls nicht schlecht und hält noch eine böse Pointe bereit. Alles in allem genügt der überdurchschnittliche Gewaltgrad aber nicht, um die zahlreichen und viel zu lang geratenen Geduldsproben aus der Welt zu schaffen.

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                                                999CINEASTOR666 02.03.2023, 19:49 Geändert 02.03.2023, 19:52

                                                Andy Warhol's Frankenstein (OT: Flesh for Frankenstein / AT: Frankenstein / The Devil and Dr. Frankenstein / Up Frankenstein / The Frankenstein Experiment) / US/IT/FR / 1973

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                                                Der berühmte Pop-Art-Künstler ANDY WARHOL hat dieses grobschlächtige und unfreiwillig komische Burgtheaterstück nur produziert/präsentiert. Ansonsten hat er nichts damit zu tun. Die Regie übernahm PAUL MORRISEY und das Drehbuch stammt auch von anderen. Das Budget war gering und es wurde in Serbien gedreht, was auch in den Schund einfließt. Der Film wurde in 3D gedreht, um das Geschmodder in den Vordergrund zu rücken. Da ich die 2D-Version gesehen habe, kann ich nicht beurteilen, ob das Verfahren einen positiven Effekt hat.

                                                Baron Frankenstein (UDO KIER) will eine überlegene Menschenrasse erschaffen. Dazu basteln er und sein Gehilfe einen weiblichen und männlichen Kunstmenschen aus Leichenteilen zusammen. Da sie nach Fertigstellung gleich einen ganzen Wurf Übermenschen zeugen sollen, muss der Kopf eines Mannes mit ausgeprägtem Sexualtrieb her. Einen Bordellbesucher einen Kopf kürzer zu machen, scheint die Lösung. Was der nach anthropologischer Perfektion strebende Aristokrat und sein notgeiler Handlanger jedoch nicht wissen, ist, dass dieser nur von seinem besten Freund ins Freudenhaus geschleppt wurde und kein Interesse am horizontalen Gewerbe hat, da er Mönch werden möchte. In der Zwischenzeit stellt die zickige Ehefrau des größenwahnsinnigen Barons, die auch gleichzeitig seine Schwester und Mutter seiner zwei Kinder ist, den besten Freund als Bediensteten und Lustsklaven ein. Der Haussegen hängt alsbald schief.

                                                Hierbei handelt es sich also nicht, um eine seriöse, werksgetreue Verfilmung des berühmt-berüchtigten Romans, sondern um morbides und perverses Exploitationkino der wilden Siebziger. Inzest, Nekrophilie sowie Blut und Gedärm sind normalerweise genau mein Ding. Doch trotz der Tabubrüche, ist es eher ein Konglomerat aus dösigem Softporno und infantilem Eifersuchtsdrama. Der Gehalt an Sleaze und Splatter ist zwar hoch, aber dass sich die Leistungen der Besetzung zwischen hölzern und Overacting bewegen und die Musikuntermalung etwas zu melodramtisch ausfällt, verhageln die Petersilie ebenso. Zumindest ist das große Finale an Dramatik kaum zu überbieten.

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                                                  999CINEASTOR666 01.03.2023, 22:58 Geändert 16.03.2025, 23:39

                                                  The Riffs - Die Gewalt sind wir! (OT: 1990: I guerrieri del Bronx / 1990: The Bronx Warriors / Bronx Warriors / The Bronx Warriors) / IT / 1982

                                                  >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                  Rip-off von DIE WARRIORS und DIE KLAPPERSCHLANGE, dessen Held ein Milchbubi mit fescher Mädchenfrisur ist und passenderweise Trash heißt. Kleiderwahl und Einrichtungsgegenstände definieren schlechten Geschmack und verleihen den Straßenbanden und ihren Quartieren einen cheesy Anstrich, während der Soundtrack nebenbei ordentlich Stimmung macht.

                                                  Da die Bronx Anfang der 1980er noch einem gang- und drogenverseuchten Schlachtfeld glich, geben die verwahrlosten Ruinen, der Müll auf den Straßen und die ausgeschlachteten Autowracks einen prima endzeitlichen Schauplatz ab, durch den man mit Motorrädern cruisen kann oder gory Häuserkämpfe bestreitet.

                                                  Das ist doch eigentlich karnevalistischer und kindlich-naiver Italo-Schund, wie er mir gefallen müsste. Grober Unfug und Guilty Pleasure. Umso bedauernswerter ist, dass der Knockbuster letztendlich recht kraftlos erzählt wird und für meine Verhältnisse wenig actionreich gerät.

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                                                    999CINEASTOR666 28.02.2023, 17:45 Geändert 28.02.2023, 17:46

                                                    Fireflash - Der Tag nach dem Ende (OT: 2019: Dopo la caduta di New York / AT: 2019: After the Fall of New York / After the Fall of New York) / IT/FR / 1983

                                                    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                    Dreister Aufriss von MAD MAX II - DER VOLLSTRECKER und DIE KLAPPERSCHLANGE, der mit ein paar Bierchen intus ganz großes Kino ist, weil fast nonstop Action herrscht. Das ist noch Trash in seiner ursprünglichen Form. Alles ist auf Entertainment und finanziellen Erfolg ausgelegt, durch den Raub fremder Ideen. Weil selbst nicht tief in die Tasche gegriffen werden konnte, musste die Not erfinderisch machen. Das nennt man heutzutage DIY und die Kreativität weiß zu gefallen.

                                                    Schottergruben, Schrottplätze und Fabrikhallen dienen als postapokalyptische Austragungsorte. Es wird in martialischen Stockcars herumgebrettert und gegen faschistische Euraker-Kreuzritter auf Pferden Krieg geführt. Wir haben es hier jedoch nicht nur mit einem Italo-Endzeit-Kracher zu tun, sondern mit einem wahren Science-Fiction-Epos samt Raumschiffe, Laserkanonen, Replikanten und Raumstationen. Diverse Modellbauten versprühen obendrein einen kauzigen Charme.

                                                    Dass eine einzige Frau im Dornröschenschlaf den Fortbestand der Menschheit sichern soll, ist zwar ziemlich weit hergeholt, aber Schwamm drüber. Die Kloppereien werden mit entsprechenden Haudrauf-Sounds unterlegt, während der Soundtrack von OLIVER ONIONS schmissig daherkommt. Einige Splatterszenen darf man auch bewundern und GEORGE EASTMAN macht sich im Piratenkostüm zum Affen.

                                                    7 Gebärmaschinen

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