999CINEASTOR666 - Kommentare

Alle Kommentare von 999CINEASTOR666

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    999CINEASTOR666 14.04.2023, 22:00 Geändert 19.04.2023, 09:16

    Lake Placid 4 - Das Grauen hat ein Ende! (OT: Lake Placid: The Final Chapter / AT: Lake Placid 4) / US/BG / 2012

    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

    Die dritte Fortsetzung knüpft mehr oder weniger direkt am Ende des Vorgängers an. Obwohl es die taffe Reba (YANCY BUTLER) dazumal im Supermarkt zerrissen hat und ihre Gedärme herausquollen, ist sie jetzt nur leicht verletzt, stiefelt davon und tritt kürze Zeit später einen neuen Job an. Die gebürtige Düsseldorferin ELISABETH RÖHM ist nun der neue Sheriff in der Stadt, hat eine Teenager-Tochter als Anhang und ein Love Interest findet sich auch. Obendrein ist um den See jetzt ein Elektrozaun gezogen, da die Krokos unter Artenschutz stehen. Vom Aussterben bedroht sind aber vielmehr die Leutchen, die sich im, am und um den See herumtreiben.

    Es gibt also ein paar Neugestaltungen, von Originalität ist man aber weiterhin meilenweit entfernt. Selbstverständlich nimmt sich der Stoff auch diesmal nicht bierernst und die naive Umsetzung besitzt abermals Charme. Die Computeranimationen entsprechen dem shitty Qualitätsstandard des Vorgängers und versaubeuteln jedwede Fressattacke, die bei solch einer Art Film ja eigentlich zu den Schauwerten gehören sollten. Zum Glück wackelt die Kamera nicht mehr allzu doll, man kriegt POV-Shots der Krokos spendiert und wenn ich richtig gesehen habe, gibt es sogar ein paar eklige praktische Effekte.

    Die Besetzung hat auf mich erneut den Eindruck gemacht, Spaß am Spiel der Klischeefiguren zu haben. Man konnte sogar Horrorfilm-Legende ROBERT ENGLUND für den fürs Fernsehen produzierten Tierhorror-Trash verpflichten. Die Atmosphäre ist wiederholt idyllisch, aber manchmal wird es schon ungewohnt gruselig. Meiner Meinung nach der bis jetzt beste unter den Sequels.

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      999CINEASTOR666 14.04.2023, 13:52 Geändert 14.04.2023, 16:09

      Final Cut of the Dead - Der beste schlechteste Zombiefilm aller Zeiten! (OT: Coupez! / AT: Z (comme Z) / Final Cut) / FR/GB/US/JP / 2022

      >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

      ... ist die französische Neuverfilmung des japanischen Films ONE CUT OF THE DEAD. Obwohl ich das Original schon damals als Geniestreich befunden habe, konnte ich mit dem japanischen Sinn für Humor überhaupt nichts anfangen und habe den Streifen mit einer mittelprächtigen Bewertung abgestraft und aus egoistischen Motiven Unrecht getan. Da ich generell ein Freund französischer Komödien bin, kommt die Neuverfilmung wie gerufen. Obwohl es auch hier mitunter hektisch, chaotisch und albern zugeht, komme ich mit dem Verve und Esprit viel besser klar und habe mich köstlich amüsiert.

      Ein Zombiefilm soll als 30-minütige Plansequenz gedreht und direkt live ausgestrahlt werden. In diese 30-minütige Plansequenz wird man auch direkt hineingeworfen und wundert sich. Das Ganze mutet wie Improtheater oder Mumblecore an. Die Darsteller*innen zelebrieren Overacting, die Kamera ist manches Mal auf Abwegen, die Dialoge wirken ausgedacht, die Musik scheint unpassend und setzt an seltsamen Stellen ein und aus, die Effekte sind billig und die Story weist Logiklöcher auf.

      Nach der 30-minütigen Plansequenz kriegt man näher gebracht, wie es überhaupt zu dem Projekt gekommen ist. Das Konzept war in Japan ein Erfolg und der Regisseur wird angeheuert. Die Probe findet statt und die Darsteller*innen sind Diven. Planung und Vorbereitung sind kein Zuckerschlecken, insbesondere, wenn man den Ansprüchen bzw. unrealistischen Vorstellungen der Produzenten gerecht werden will.

      Dann beginnen die Dreharbeiten. Das ist dann wie eine Art Making-of bzw. Behind-the-Scenes inklusive Bloopers. Die Not macht erfinderisch, schleunigst müssen Lösungen her, denn an aufgeben ist nicht zu denken. Daraus bezieht der Film seine absurde Komik und ist natürlich megamäßig meta. Es ist sowohl Hommage als auch Persiflage auf das Filmemachen mit geringem Budget. Vielleicht lernen Leute, die sonst nur Blockbuster anschauen, wie viel Aufwand hinter einer Low-Budget-Produktion stecken kann. Ich persönlich finde es immer wieder wahnsinnig interessant und faszinierend, wie man mit Ehrgeiz, Einfallsreichtum, Lösungsorientiertheit, Spontanität, Erfindergeist und Improvisationstalent aus wenig viel machen kann. Daher schaue ich fast ausschließlich B-, Indie-, Low-Budget-, Trash-, Exploitation- und Undergroundfilme. Man braucht ein gewisses Kunstverständnis, um diese Form des Filmemachens zu verstehen.

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        999CINEASTOR666 13.04.2023, 21:27 Geändert 13.04.2023, 21:28

        Lake Placid 3 - Vergiss dein Essen nicht! (OT: Lake Placid 3) / US/BG / 2010

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        Die Bestandteile sind die gleichen, wurden aber neu angeordnet. Das bringt ein wenig Schwung in die Kiste, von Originalität ist man aber weiterhin meilenweit entfernt. Zum Glück nimmt sich auch das zweite Sequel nicht bierernst, was abermals von Vorteil ist. Wie es schon beim Vorgänger der Fall gewesen ist, muss man übrigens zur Unrated Version greifen, um nackte Tatsachen zu Gesicht zu bekommen.

        Eigentlich sollten die CGI-Schnappis kein Grund zur Aufregung mehr sein. Diesmal sind die Animationen aber besonders shitty und versaubeuteln jedwede Fressattacke, die bei solch einer Art Film ja eigentlich zu den Schauwerten gehören sollten. Bei dynamischen Szenen wird obendrein die Wackelkamera ausgepackt und geht gehörig auf den Piss.

        Zumindest verleiht der Humor dem Ganzen erneut Charme und die naive Umsetzung des B-Stoffes ist ein weiteres Mal recht sympathisch. Die teils bekannte Besetzung hat auf mich zudem den Eindruck gemacht, Spaß am Spiel der Klischeefiguren zu haben. Die Atmosphäre ist wiederholt idyllisch, aber die Stimmung ist manches Mal ungewohnt dramatisch. Nichtsdestotrotz können sich weder spannungsgeladene Gefahren- oder intensive Schockmomente einstellen.

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          999CINEASTOR666 13.04.2023, 13:28 Geändert 13.04.2023, 13:29

          Der Killer mit der Bohrmaschine (OT: The Toolbox Murders / AT: Der Bohrmaschinenkiller / Der Bohrmaschinen-Killer / The Maniac Drill) / US / 1978

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          Das erste "Drittel" beeindruckt schon einmal. Es wird sleazy und ein gory Kill reiht sich an den nächsten, während die Polizei im Dunkeln tappt. Die Kameraarbeit, der Filmschnitt, die Filmmusik, die Farbdramaturgie, das Interieur, die leicht bis unbekleideten Damen sowie die Sturmhaube und die Lederhandschuhe des Werkzeugkasten-Mörders haben mich derweil signifikant an Gialli erinnert.

          Als Ruhe einkehrt, widerfährt der Handlung überraschend ein unorthodoxer Bruch. Mein Verdacht bestätigte sich, als unverhohlen die Identität des Täters preisgegeben wird. Das Ganze wandelt sich, zu einem dramatischen Entführungsthriller und tragischen Psychodrama.

          Manchen könnte es an der Stelle zu sperrig werden. Mich haben Trauma und Psychose aber weiterhin interessiert und fasziniert. Zwar sind auch diesbezüglich Wendungen vorhersehbar, aber als zum Schluss darauf hingewiesen wird, dass es sich um eine wahre Begebenheit handelt, sitzt der Schock tief.

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            999CINEASTOR666 12.04.2023, 23:40 Geändert 12.04.2023, 23:40

            The Open Door / US / 2008

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            Highschool-Schülerin Angelica Watson (CATHERINE MUNDEN) ist stinksauer. Ausgerechnet in der Nacht, als die größte Party des Jahres steigt, kriegt sie Hausarrest aufgebrummt, während ihre Eltern außer Haus sind. Als sie frustriert das Radio einschaltet, stößt sie auf den Piratensender „The Open Door“. Dieser läuft nur alle 29 Tage an einer Vollmondnacht auf der Frequenz 99.9. Es wird zum Anruf aufgefordert. Man soll sein Herz ausschütten, damit das „Orakel“ die Herzenswünsche erfüllen kann. An einem bestimmten Punkt greift die Teenagerin zum Hörer und wünscht ihren Eltern und Schulkameraden nichts Gutes.

            Eigentlich gar keine so schlechte Idee, einen teuflischen Rachepakt am Telefon abzuschließen. Allerdings lässt man sich bis zur dämonischen Heimzahlung unverschämt viel Zeit. Bis es soweit ist, werden flache und witzlose Klischeefiguren etabliert. Durch Machogehabe, Großspurigkeit, Wichtigtuerei, Eifersuchtsdramen sowie Intrigen- und Machtspielchen, streichen diese keine Sympathiepunkte ein.

            Nach dem Telefonat werden die typischen Geisterbahn-Schocker aufgefahren. Scheinbar wollte man in Richtung Evil Dead-Reihe gehen. Das Böse kommt in Egoperspektive angeschossen und ergreift Besitz. Besessene kriegen weiße Augen, einen starren Blick und werden mordlustig. Eine Splatterorgie hat man aber leider nicht initiiert und die wenigen Effekte sind auch nicht die Besten.

            Die Story ist also unoriginell umgesetzt und eigene Ideen sucht man mit der Lupe. Die Besetzung empfiehlt sich nicht für Größeres, ist aber auch kein Totalausfall. Handwerklich geht die Chose schon in Ordnung, aber zu wenig Horror, Spannung und Tempo drücken den Unterhaltungswert. Das Finale macht ein wenig Boden gut, gesehen haben muss man den Streifen aber nicht.

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              Lake Placid 2 / US / 2007

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              Inhaltlich und formal unterscheidet sich die fürs Fernsehen produzierte Fortsetzung eigentlich kaum vom Original. Das ist dann auch das eigentliche Problem. Die Story hat schon damals das Rad nicht neu erfunden, weshalb es schwachsinnig ist, diese noch einmal aufzuwärmen. Zum Glück nimmt sich das Sequel ebenfalls nicht bierernst, wodurch wiederum Wasser auf die Mühlen gegossen wird.

              Der trockene Humor und Sarkasmus verleihen dem Ganzen Charme und die Schnappis beißen sich vorzugsweise durch Körper spärlich bekleideter Damen. Dass die Killerkrokos erneut computergeneriert sind, finde ich zwar weiterhin nicht toll, aber qualitativ geht es weitaus schlechter.

              Die naive Umsetzung des B-Stoffes ist recht sympathisch und der Cast hat auf mich den Eindruck gemacht, Spaß am Spiel der Klischeefiguren zu haben. Da Atmosphäre und Stimmung idyllisch und locker-flockig sind und sich früh abzeichnet, wer zwischen die CGI-Kiefer gerät und wer nicht, stellen sich jedoch weder spannungsgeladene Gefahren- oder intensive Schockmomente ein.

              Es ist halt eine trashige Tierhorrorkomödie und legt zumindest ein ordentliches Tempo vor. Wem gelegentlich leere Kalorien genügen, kann seinen Hunger kurzzeitig stillen. Da es sich im Grunde um eine (billige) Kopie des Vorgängers handelt, kann ich allerdings nicht mehr Punkte springen lassen.

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                999CINEASTOR666 11.04.2023, 18:32 Geändert 11.05.2023, 11:05

                The Slumber Party Massacre (AT: Don't Open the Door / The Overnight Massacre / Sleepless Nights / Slumber Party / Slumber Party Massacre / Slumber Party Murders / The Slumber Party Murders / Slumberparty Massacre / The Slumberparty Massacre) / US / 1982

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                Dieser preisgünstig von ROGER CORMAN produzierte Pyjamaparty-Slasher begeht einen fatalen Fehler. Der Täter kriegt weder einen profunden Hintergrund noch eine Grundlage. Auch aus seiner Identität wird kein Geheimnis gemacht. Sein Gesicht wird von Anfang an offen gezeigt. Ein Rätselraten ist demnach ausgeschlossen und Spannung kann sich nur mühevoll entwickeln.

                Hinzu kommt, dass der Täter wie ein Normalo aussieht und keine Alleinstellungsmerkmale aufweist, die im Idealfall Furcht einflößend anmuten. Er ist gewöhnlich und austauschbar. Einzig sein bevorzugtes, phallisches Mordwerkzeug ist nicht alltäglich. Mit einem überdimensionalen Drillbohrer verpasst er vorrangig jungen, hübschen Ladys weitere Löcher.

                Auf den Morden liegt auch der Fokus. Alles andere ist auf ein Minimum reduziert, weshalb Längen leider nicht ausbleiben. Der Kill Count ist entsprechend hoch und die Effekte sind natürlich handgemacht. Besonders abwechslungs- und einfallsreich gestalten sich die Kills zwar nicht, aber einige sind ebenso zeigefreudig wie die schmucken Teenagerinnen.

                Eine Besonderheit dieses Slashers ist übrigens, dass sich sowohl für Drehbuch als auch Regie Frauen verantwortlich zeichnen. AMY HOLDEN JONES feierte hiermit ihr Langfilm-Regiedebüt und die Drehbuchautorin RITA MAE BROWN ist Feministin, Bürgerrechtlerin und Aktivistin der lesbischen Frauenbewegung. Ihr Drehbuch war eigentlich als Parodie auf das Subgenre des Slashers gedacht, allerdings mussten die feministischen und satirischen Absichten heruntergeschraubt werden, um den Ansprüchen von ROGER CORMAN gerecht zu werden.

                Eigentlich kann man den Feminismus und die Satire nur mit dem entsprechenden Hintergrundwissen ausmachen. Wenn man es nicht weiß, könnte man auch denken, dass Männer am Werk gewesen sind, denen man Sexismus, Frauenfeindlichkeit, Sadismus und Gewaltverherrlichung vorwerfen kann. Als der Bohraufsatz zerstört wird, ist der Symbolismus der Entmannung allerdings offensichtlich.

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                  999CINEASTOR666 10.04.2023, 14:45 Geändert 16.04.2023, 05:03

                  Giallo a Venezia (AT: Giallo in Venice / Gore in Venice / Thriller in Venice / Mystery in Venice / Thrilling in Venice) / IT / 1979

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                  Dieser Giallo hat den Ruf ausgesprochen sleazy, nasty und naughty zu sein. Schöngeister und Frauenrechtler*innen sollten lieber einen großen Bogen machen, denn Softporno-Szenen, Voyeurismus, Sadomasochismus, Misogynie und grafische Gorespitzen machen dem Ruf alle Ehre. Leider halten sich die Gorespitzen arg in Grenzen. Zum Ausgleich geraten die vorhandenen aber recht derbe.

                  Die Überschaubarkeit der Gorespitzen hat Gründe. Obwohl ein eifersüchtiger, sonnenbebrillter Triebtäter sein moralisch verqueres Unwesen treibt, dem ein wuschelhaariger, schnauzbärtiger und ständig hartgekochte Eier futternder Inspektor auf den Fersen ist, wird sich hauptsächlich in breit ausgewalzten Rückblicken auf die BDSM-Beziehung eines bereits ermordeten Paares konzentriert. Genauer gesagt auf Sexszenen, Masturbation, Fetische und Perversionen.

                  Dabei zuzusehen, wie dem Sexleben zweifelhaft Würze verliehen wird, gestaltet sich eher als Geduldsprobe, während eine spannende Kriminalgeschichte zu erzählen, konsequent vernachlässigt wird. Zumindest gibt das vergammelte Venedig einen sehenswerten Schauplatz ab und der Soundtrack haut auch ordentlich rein. Ich weiß leider nicht genau, wie man diese Musikrichtung nennt. Ich glaube, es ist Bigband bzw. Jazz Orchester. Die heitere und beschwingte Musik setzt einen krassen Kontrast zum schmuddeligen Film.

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                    999CINEASTOR666 08.04.2023, 14:13 Geändert 19.04.2023, 09:58

                    Mexican Werewolf (OT: Mexican Werewolf in Texas / AT: Texas Beast - Die Legende von Chupa Cabra) / US / 2005

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                    Zunächst einmal ist festzuhalten, dass der Filmtitel Verarsche ist. Denn hier ist kein Werwolf am Start, sondern Chupacabra. Ein lateinamerikanisches Fabelwesen, das Kleinvieh wie Ziegen oder Schafe gleich einem Vampir in die Kehle beißt und dann das Blut aussaugen soll. Hier hat es das Geschöpf aber auch auf Menschen abgesehen.

                    Warum die Low-Budget-Produktion bundesweit beschlagnahmt ist, ist mir derweil ein Rätsel. Die überschaubaren Angriffe finden nämlich im Halbdunkel statt und sind so schnell geschnitten, dass man kaum etwas erkennen kann.

                    Wenn schon die Attacken keine Highlights sind, bleibt nicht mehr viel übrig. Story, Dialoge und Schauspiel sind nämlich schwach und die meiste Zeit herrscht Langeweile. Zumindest nimmt sich der Streifen nicht allzu ernst und spielt ironisch mit Klischees.

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                      999CINEASTOR666 07.04.2023, 23:03 Geändert 12.04.2023, 21:27

                      The Orphan Killer (AT: Sibling: Marcus Miller the Orphan Killer) / US / 2011

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                      Sehenswerter Indie-Slasher, weil ernsthaft versucht wird, im Rahmen der begrenzten Möglichkeiten eine gehaltvolle Geschichte zu erzählen. Im Endeffekt ist diese vielleicht nicht super originell, aber vielseitig genug, um den Genrefreund konsequent bei der Stange zu halten.

                      Die tragische Hintergrundgeschichte der Geschwister Marcus und Audrey Miller (DAVID BACKUS und DIANE FOSTER) wird in mehreren Rückblenden präsentiert. In den meisten Fällen bin ich kein Fan dieser Erzählmethode, weil sie zu Verwirrung und/oder Zähflüssigkeit führen kann. Hier funktioniert sie vorwiegend, da der Hauptstrang geradlinig und schnörkellos ist und die Rückblenden an den richtigen Stellen und in angemessener Dauer eingeschoben werden.

                      Die Hintergrundgeschichte umschließt zwar plumpste Kirchenkritik, aber verhilft Marcus Miller auf filmischer Ebene zu einer nachvollziehbaren Motivation. Immerhin hat er als Kind den Mord seiner Eltern mitangesehen, wurde im katholischen Waisenhaus misshandelt und missbraucht und fühlt sich von seiner kleinen Schwester im Stich gelassen, da sie von einem Polizisten adoptiert wurde.

                      Als Audrey wegen einer Aufführung ins Waisenhaus zurückkehrt, sinnt Marcus nach Rache und beginnt seinen Amoklauf. Als Kind musste er zur Bestrafung eine gruselige Maske tragen, die für den Rachefeldzug wie geschaffen zu sein scheint und aus den Slipknot-Archiven stammen könnte. Marcus metzelt wild drauf los und nutzt diverse Mordwerkzeuge zum Schädel spalten, Kehle aufschlitzen, Kopf abschneiden, Körper zerhacken usw. Dieser Slasher ist also eher etwas für Freunde härterer Genrekost. Wie es sich gehört, sind die Effekte handgemacht und verfehlen ihre Schockwirkung nicht.

                      Da ein nach klassischen Motiven aufgezogener Slasherfilm auch gut geschmiert sein muss, sorgt DIANE FOSTER für die eroti­sche Note. Diesbezüglich ist vor allem ihre Duschszene erwähnenswert, wobei man ihr die meiste Zeit beim Davonrennen und Schreien zusieht. Das Gemetzel und Katz-und-Maus-Spiel in den heruntergekommenen Kulissen werden hierbei von Metalmusik begleitet. Oftmals wirkt diese Musikrichtung in solchen Filmen befremdlich und unpassend, doch hier fügt sie sich ganz gut ins Geschehen ein. Der Sepiaton auf den Bewegtbildern sorgt überdies, für eine treffliche Atmo.

                      Logiklöcher und Anschlussfehler bleiben bei solch einer Produktion natürlich nicht aus. Wer die Slasherfilme der Achtzigerjahre abfeiert, ist das jedoch gewohnt und wird kein großes Trara machen. Apropos, wer nach Ehrerweisungen sucht, wird auch fündig und kann in Nostalgie schwelgen. Wer mit dem Subgenre von Haus aus nix anfangen kann oder wem Gewaltpornografie und/oder Gotteslästerung zu weit gehen, lasse lieber die Finger hiervon.

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                        999CINEASTOR666 06.04.2023, 12:30 Geändert 06.04.2023, 12:31

                        100 Tears - Er will doch nur spielen! (OT: 100 Tears / AT: The Clown) / US / 2007

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                        Dass es sich um einen splattrigen Amateur-Slasher handelt, war mir im Vorfeld bewusst. Dass man bei solch einer Art Film Unzulänglichkeiten in allen Bereichen zu erwarten hat, sollte unlängst bekannt und keine Überraschung sein. Sich über die miserable Qualität bezüglich Schauspiel, Dialoge, Kamera, Effekte usw. zu beschweren, ist demnach ziemlich überflüssig.

                        Was mir zuallererst ins Auge gestochen ist, ist die schmuddelige Optik. Es scheint, als hätte man ein verschmutztes Objektiv genommen. Das passt aber ganz gut zum Inhalt des Films. Der Killerclown erinnert schon arg an JOHN WAYNE GACY und richtet mit seinem riesigen Fleischerbeil direkt zu Anfang ein bestialisches Massaker in einem heruntergekommenen Obdachlosenheim an.

                        Dieses Massaker ruft ein ungleiches Journalistenpaar auf den Plan, das auf der Suche nach der nächsten Schlagzeile ist. Ihr neckischer Umgang miteinander und dass ihr investigativer Sensationsjournalismus die Polizeiarbeit alt aussehen lässt, macht sie ganz sympathisch. Dass hier schauspielerisch niemand preisverdächtig in Erscheinung tritt, gerät da halb so wild.

                        Der Kill Count ist hoch und somit sind die Gore- und Splatter-FX zahlreich und nicht ohne. Das Drumherum gerät jedoch überwiegend uninteressant und langweilig, weil Grusel und Spannung fehlen. Zwar hat man sich bemüht, dem Killerclown eine dramatische Hintergrundgeschichte und Motivation zu verpassen, aber das gerät doch eher mehr schlecht als recht. Obwohl es auch wieder ganz nett ist, dass er eine Tochter hat, bei der der Apfel nicht weit vom Stamm gefallen ist.

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                          999CINEASTOR666 05.04.2023, 21:49 Geändert 05.04.2023, 21:49

                          Damien Leone's Terrifier 2 - Wer lacht jetzt noch? (OT: Terrifier 2 / Damien Leone's Terrifier 2) / US / 2022

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                          Beim Vorgänger haben sich viele über fehlende Handlung und Figurenzeichnung beschwert. Vielleicht hat man sich die Feedbacks zu Herzen genommen, weshalb es der Nachfolger nun nachholt und es damit etwas zu gut meint. 138 Minuten sind für einen Film jener Art episch und die Überlänge rächt sich. Auch wenn der Grund womöglich Überambitioniertheit ist, rechtfertigt schlussendlich weder die Geschichte noch die Charakterentwicklung die Laufzeit.

                          Auch wenn Art the Clown (DAVID HOWARD THORNTON) weiterhin memorable Momente hat, ist er nicht mehr die sinistre Hauptattraktion. Sienna Shaw (LAUREN LAVERA) steht nun im Mittelpunkt der Geschichte. Ihr Vater hat Selbstmord begangen und Notizen über Art the Clown sowie Zeichnungen hinterlassen. Unter den Zeichnungen befindet sich eine Vorlage für ein Kostüm, das an eine Walküre erinnert. An diesem Kostüm arbeitet Sienna, doch nach einem Albtraum steht das Kostüm in Flammen. Nur ein Schwert hat das Feuer heil überstanden, das sich später als magisch herausstellt.

                          Auch wenn es nicht eindeutig ausgearbeitet wird, drängt sich der Verdacht auf, als hätte Siennas Vater eine Vorahnung gehabt. Als sei sie Teil einer Vorsehung, eines Vermächtnisses. Währenddessen entwickelt ihr kleiner Bruder Jonathan (ELLIOTT FULLAM) ebenfalls Interesse an Art the Clown, aber auf bedenkliche Weise. Ihre Mutter Barbara (SARAH VOIGT) watscht das jedoch als jugendlichen Leichtsinn ab. Generell kann man den Streifen auch ungeniert als Spiegelbild der sensationsgeilen Gesellschaft interpretieren, die vom Zynismus zerfressen und vom Bösen fasziniert ist. Mit einer Horrorkomödie bzw. einem Funsplatter wie BRAINDEAD, wurde ich TERRIFIER 2 beim besten Willen nicht vergleichen. Wenn man denn so will, ist der Flick vielmehr eine sardonische Satire, eine garstige Groteske.

                          Art the Clown kriegt indessen eine stumme Begleiterin zur Seite gestellt. Ein kleines Mädchen in der gleichen Aufmachung wie Art the Clown. Sie kann nicht von jedem gesehen werden, kann scheinbar auftauchen, wo und wann sie will, kann ihre Gestalt wandeln und auch physisch ins Geschehen eingreifen. Der im Vorgänger angedeutete Supranaturalismus wird also diesmal elaboriert. Zum Glück wird Art the Clown dabei nicht entmystifiziert und banalisiert. Ich will gar nicht wissen, wer oder was Art the Clown ist, woher er kommt, warum er tut, was er tut, und wie man ihn töten kann.

                          Zwischendurch werden noch weitere Figuren untergebracht, damit Art the Clown auch etwas zum Niedermetzeln hat. Die Morde sind erneut absolut sadistisch und bestialisch. Sein Name scheint nicht willkürlich gewählt worden zu sein, denn er zelebriert die Kunst des Tötens. Selbst wenn seine Opfer schon völlig verstümmelt, bis zur Unkenntlichkeit entstellt oder mausetot sind, lässt er nicht von ihnen ab und kreiert makabre Szenerien des Schreckens, über die er sich wie ein kleines Kind freut und einen Ast ablacht. Die praktischen Effekte sind zum wiederholten Male Spitzenklasse und auch der rabenschwarze Humor kommt wieder einmal nicht zu kurz. Zum Beispiel als Kinder vor der Tür stehen und er ihnen Süßigkeiten aus dem Schädel einer kurz zuvor abartig ermordeten Teenagerin darreicht.

                          Das höhere Budget macht sich mitunter bei der Optik bemerkbar. Diese ist nun hochwertiger bzw. professioneller. Der Streifen sieht mega aus und auch wenn der Synthwave-Soundtrack von PAUL WILEY (MARILYN MANSON) fette Retro Vibes sendet, habe ich die Illusion vermisst, einen gritty und grungy Exploitationfilm aus den 70er- oder 80er-Jahren zu sehen. Auch die Kulissen machen mehr her und sind nicht mehr derart abgefuckt und menschenleer. Die düstere und unwirkliche Atmosphäre und Stimmung wird nun zum Teil durch die Albträume und Visionen erzeugt. Die Fantasy-Elemente erinnern schon irgendwie an die Nightmare-Filmreihe.

                          Zum Schluss möchte ich noch auf LAUREN LAVERA zu sprechen kommen. Da sie bildhübsch ist, kann man einfach nicht die Augen von ihr abwenden. Sie ist jedoch nicht nur schön anzusehen, sondern auch schauspielerisch talentiert. Ihre Figur ist facettenreich und ihr Spiel kann jede der Facetten bereichern. Als sie in ihr Halloweenkostüm schlüpfte, fielen mir fast die Augen aus dem Kopf. Die Walküre kann es mit dem Horrorclown aufnehmen und wenn sie wutenbrannt das magische Schwert schwingt, liefert sie ein hinreißendes Final Girl ab. Die Schluss­pointe wusste mir auch zu gefallen, weshalb es umso bedauerlicher ist, dass Pacing und Timing auf keinen gemeinsamen Nenner kommen und manchmal leicht verwirrt erscheinen, wodurch das Ganze bisweilen ziemlich langatmig und holprig anmutet. Dem Spannungsbogen wird damit kein Gefallen getan und der partielle Surrealismus wirft zusätzlich aus der Bahn.

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                            999CINEASTOR666 04.04.2023, 22:22 Geändert 08.04.2023, 14:16

                            Ach du Scheisse! (AT: Ach du Scheiße! / Holy Shit!) / DE / 2022

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                            Hier liegt der Beweis vor, dass der deutsche Genrefilm noch nicht auf dem Sterbebett liegt und die lebenserhaltenen Maßnahmen kurz davor stehen, abgebrochen zu werden. Wenn man die Prämisse zu Ohren bekommt, weckt sie die Erwartung, dass man es mit purem Trash zu tun kriegen wird, der die Toilette heruntergespült gehört. Das Langfilmdebüt von LUKAS RINKER meint es jedoch lange Zeit todernst und generiert sogar einen Spannungsbogen.

                            Manchen wird 127 HOURS in den Sinn kommen. Wenn man den Blick etwas weiter schweifen lässt, hat mich die Ausgangslage ab und zu sogar an SAW - WESSEN BLUT WIRD FLIEßEN? erinnert, als der Architekt Frank Lamm (THOMAS NIEHAUS) aus einem feuchten Traum gerissen wird, sich in einer umgestürzten mobilen Toilettenkabine wiederfindet, sein Arm von einer langen Metallstange durchbohrt ist und in seiner unmittelbaren Nähe eine Gebäudesprengung droht.

                            Das Dixi-Klo-Kammerspiel funktioniert, weil es in erster Linie als Survival-Thriller konzipiert ist, der sogar gesellschaftskritisch ist, mit einigen Wendungen überrascht und nicht vor der Zurschaustellung von Blut und diversen Körperausscheidungen zurückschreckt. Der eklige Überlebenskampf wird darüber hinaus mit amüsanter Absurdität kombiniert und zeigt diesbezüglich eine ganze Weile rechtes Augenmaß.

                            Als der Architekt zu sich kommt, kann er sich nicht erinnern, wie er in diese beschissene Lage gekommen ist. Während an der frischen Luft der urbayrische Bürgermeister Horst (GEDEON BURKHARD) bei einer Versammlung stolz die Gebäudesprengung ankündigt, kehren jedoch bruchstückhaft Erinnerungen zurück. Der Verdacht, dass es sich um keinen Unfall gehandelt hat, verhärtet sich zusehends. Bis sich die Puzzleteile zu einem Gesamtbild zusammengesetzt haben, fluktuieren die Tatverdächtigen. Das heißt, dass sich hier doch tatsächlich ein Whodunit einstellt, aber eben ein ziemlich unorthodoxes. Wer hinter der Sache steckt, war für meinereiner aber recht offensichtlich, weshalb sich in dieser Hinsicht die Spannung in Grenzen gehalten hat. Allerdings tickt ja noch die Uhr, denn die Gebäudesprengung steht bevor. Dadurch entsteht eine gewisse Dringlichkeit.

                            Mit der Zeit kann man den in der Scheiße sitzenden Architekten außerdem durchaus bemitleiden. Seine Schmerzen werden gut rübergebracht, er halluziniert und seine gescheiterten Versuche, der Baustellen-Kloake zu entkommen, sind reichlich frustrierend. Auf der Zielgeraden switcht das Geschehen dann schlagartig zum skrupel- und kompromisslosen Funsplatter. Die Effekte sind zum Glück handgemacht und geraten erstaunlich derbe. Ganz rund gerät der Toilettenbesuch zwar nicht, ist aber alles andere als ein Griff ins Klo.

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                              999CINEASTOR666 04.04.2023, 00:22 Geändert 04.04.2023, 15:35

                              Terrifier (AT: Terrifier - Ein wirklich böser Clown) / US / 2016

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                              TERRIFIER ist kein Film für Leute, die anspruchsvolle Horrorfilme präferieren, die gesellschaftliche und politische Probleme und Phänomene durchdeklinieren, um eine Botschaft zu vermitteln oder Kritik zu üben. TERRIFIER ist kein Film für Leute, die tiefgründige Horrorfilme präferieren, die psychische Störungen und abstrakte Begriffe metaphorisieren und allegorisieren, die es zu dechiffrieren, analysieren und interpretieren gilt. TERRIFIER ist ein Mix aus Retro-Slasher, Torture Porn und Splatterfilm, der unmissverständlich klarstellt, dass die Schwerpunktsetzung einzig und allein auf die abscheuliche Zurschaustellung und verrohte Verherrlichung von Sadismus und Gewalt liegt. Moralisten, Weltverbesserer und Sensibelchen, die nicht in der Lage sind, das Medium Film als Kunst und Fiktion zu billigen, sollten demnach einen großen Bogen um TERRIFIER machen.

                              Art the Clown (DAVID HOWARD THORNTON) ist hier eindeutig die sinistre Hauptattraktion und kommt allein per Mimik und Gestik wieder einmal beispielhaft Furcht einflößend und gestört daher. Art the Clown ist meines Erachtens kein gängiger Psychokiller. Art the Clown ist ein abstoßendes Mysterium, eine mystische, übernatürliche Gestalt. Pantomimen sind von Natur aus unheimlich, doch der kleine Hut, die irren Augen, die große Hakennase und die von schwarzer Schminke umrahmten und durch Dauergrinsen zum Vorschein kommenden verfaulten Zähne verstärken die Creepiness ungemein. Die Faszination des Bösen und Angstlust kommen zum Tragen. Was man jedoch nicht vergessen darf, ist, dass Art the Clown ein fiktiver Charakter ist und seine Gräueltaten inszeniert sind. Deshalb ist es keine Schande, in dem Harlekin Kultpotenzial zu sehen.

                              Da der Fokus auf Art the Clown liegt, ist die straff erzählte Story untypisch aufgezogen. Es steht keine Gruppe (junger) Leute im Mittelpunkt, die man eine Zeit lang näher kennenlernt, um Hintergründe und Zusammenhänge sowie Sympathieträger*innen, Identifikationsfiguren und ein Final Girl zu konzipieren. Die Opfer laufen Art the Clown eher zufällig über den Weg, fallen ihm aber dennoch nicht rein willkürlich zum Opfer. Wie sie ihm über den Weg laufen, ist nämlich mit Stringenz und Kohärenz verbunden. Das heißt, minimalistische Hintergründe und Zusammenhänge werden doch konzipiert, wenn sie zur falschen Zeit am falschen Ort sind. Dies geschieht aber eben auf ungewohnte und eigentümliche Art und Weise. Trotz der ungewohnten und eigentümlichen Art und Weise, gelingt es tatsächlich, mit einigen Mitgefühl zu haben, obwohl schwant, dass sie gleich brutal zu Tode kommen werden.

                              Obwohl das Schlachtvieh ohne Umwege oder Schlenker zur Schlachtbank geführt wird, entsteht ein gewisser Thrill. Der sich aber eher aus der Neugierde entwickelt, welche Grausamkeit sich der Killerclown als nächstes ausdenkt und wie stark der selbstzweckhafte Gewaltgrad noch ausufern wird. Der Gewaltgrad ist wirklich abnorm und die praktischen Effekte sind Spitzenklasse. Schnell wird klar, warum der FSK das Lachen vergangen ist und die Schere angesetzt werden musste. Ist die einzige erkennbare Motivation von Art the Clown doch, der Heidenspaß am Töten. Da es sich um Grindhouse Cinema handelt, darf man das jedoch nicht zu ernst nehmen. Der Film will widerwärtig sein und ist es auch, wobei er sich selbst nicht zu ernst nimmt und immer mal wieder kohlrabenschwarzen Humor einfließen lässt. Den Film mit negativ konnotierten Adjektiven zu belegen, ist also keine Beleidigung.

                              Zum Schluss will ich noch auf die hammergeile Optik zu sprechen kommen. Die Lichtgestaltung und das Farbschema schaffen grandios die Illusion einen gritty und grungy Exploitationfilm aus den 70er- oder 80er- Jahren zu sehen. Auch die abgefuckten und menschenleeren Kulissen tragen ungemein zur düsteren und unwirklichen Atmosphäre und Stimmung bei. Gorehounds, denen es nichts ausmacht, dass Story und Charakterisierungen nur dem Mittel zum Zweck dienen, weil der Unterhaltungswert von der Kompromisslosigkeit des Gemetzels bestimmt, definiert, dominiert und bezogen wird, sollten demnach einen Blick riskieren. Gorehounds, die zum Beispiel Gefallen an Werken von MARCUS KOCH (100 TEARS) oder RYAN NICHOLSON (HANGER - PAYBACK IS A BITCH OF A WHORE) finden.

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                                999CINEASTOR666 02.04.2023, 17:50 Geändert 02.04.2023, 17:51
                                über Ditched

                                Ditched / CA / 2021

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                                Ohne Umschweife wird man ins Szenario hineingeworfen. Ein Kranken- und Polizeiwagen sind in einem abgelegenen Waldstück verunglückt und Sanitäter, Polizisten sowie zwei Patienten des Gefangenentransports werden von einer unbekannten Gefahr aus dem Wald bedroht. Unschön ist an der Stelle, dass die Rundumkennleuchten der Fahrzeuge als Stilmittel verwendet werden. Bei dem anstrengenden und nervtötenden Flackerlicht und den Blendungen, wäre eine Epilepsiewarnung angebracht gewesen.

                                Obwohl die Prämisse im Freien angelegt ist, ist die Spielfläche begrenzt, sodass durchaus ein klaustrophobisches Gefühl aufkommt. Da man sofort ins Szenario hineingeworfen wird, müssten sich die Figuren aus der Ausnahmesituation heraus entwickeln. Die Charakterisierungen bleiben aber mau, was jedoch einen triftigen Grund hat, wie man später herausfinden wird.

                                Spannung entwickelt sich aus der Ungewissheit, welche Gefahr im Wald lauert. Zunächst wird man an der Nase herumgeführt. Als das Geheimnis gelüftet wird, büßt der Belagerungszustand allerdings an Spannung ein. Einige Wendungen, Erklärungen, Enthüllungen und Kompromissversuche halten aber dennoch solide bei der Stange. Der Genrefreund wird darüber hinaus mit einigen unerwartet derben Gewalttätigkeiten geködert. Insbesondere die Schlussszene und der Abspann ergeben diesbezüglich ein abschließendes Bild der Verstörung, das mit Sicherheit nicht allzu schnell in Vergessenheit gerät.

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                                  999CINEASTOR666 01.04.2023, 22:44 Geändert 15.10.2023, 01:00

                                  Die Horror-Party (OT: April Fool's Day / AT: Die Horror Party) / US / 1986

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                                  Da heute der 1. April ist, habe ich mir gedacht, wie wäre es mit einer Kurzreview zu DIE HORROR-PARTY. Der Originaltitel lautet nämlich „April Fool's Day“, was natürlich nicht von ungefähr kommt.

                                  Leider finden nicht nur innerhalb des Films Aprilscherze statt, auch der Film selbst ist einer. Es dauert ewig und drei Tage, bis irgendetwas halbwegs Interessantes passiert. Zwar nimmt sich der Streifen nicht bierernst, aber die plumpe Sprücheklopferei gerät bis dahin eher nervig.

                                  Auf krasse Kills muss zudem verzichtet werden, denn es werden nur Leichen gefunden. Die von vielen als genial und gelungen bezeichnete Schlusspointe konnte ich mir schon zu Anfang denken, denn wie schon erwähnt, kommt der Originaltitel nicht von ungefähr.

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                                    999CINEASTOR666 01.04.2023, 21:56 Geändert 01.04.2023, 21:57

                                    Cocaine Bear / US / 2023

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                                    ... basiert auf der wahren Begebenheit eines Schwarzbären, der sich 1985 über Koks hermachte, das ein Schmuggler aus einem Flugzeug abgeworfen hat. In Wirklichkeit starb der Bär damals am Kokainkonsum und steht nun ausgestopft irgendwo herum. Dass sich der Bär durch das weiße Pulver in eine zugedröhnte Killermaschine verwandelte und im Nationalpark Amok gelaufen ist, ist also reine Fiktion und sollte nicht auf die Goldwaage gelegt werden.

                                    Man möge meinen, die Prämisse ist ein Selbstläufer und es kann nichts schiefgehen. Leider ist das ein Irrtum, da mehrgleisig gefahren wird und Raum und Zeit keine Rolle zu spielen scheinen. Aus unerfindlichen Gründen wird ein Batzen Charaktere eingepflegt und zwischen ihren Strängen inkohärent umhergesprungen. Der Überblick geht zwar nicht verloren, aber der Dynamik werden Schwierigkeiten bereitet. Anständig in Fahrt kommt das Treiben nie und wirklichen Bezug kann man zu den etlichen Figuren auch nicht so recht aufbauen, obwohl der Cast nicht von schlechten Eltern ist.

                                    Die Bärin im Kokainrausch verkommt derweil beinahe zur Statistin und kommt und geht, wie es dem Skript gerade beliebt. Zumindest ist die Bärin akzeptabel animiert, da mit einem Motion-Capture-Performer und Prothesen gearbeitet wurde. Man sieht zwar, dass mit dem Computer nachgeholfen wurde, aber die Effekte sind von besserer Qualität. Ob es eine gute Entscheidung gewesen ist, die Bärin eher humorvoll darzustellen, liegt im Auge des Betrachters. Ich hätte begrüßt, die Bärin nicht als Witzfigur auftreten zu lassen, aber man kann eben nicht alles haben.

                                    Obwohl die Bärin oft wie Balu der Bär rüberkommt, wird bisweilen heftig gesplattert. Auch hier erkennt man, dass mitunter mit VFX nachgeholfen wurde, aber es geht schon ordentlich zur Sache. Wenn jetzt noch die Gags gezündet hätten, hätte ein Schuh draus werden können. Schwarz ist der Humor zwar, aber oft auch zu flach oder albern. Einzig der Schulschwänzer Henry (CHRISTIAN CONVERY) ist stets für einen Lacher gut.

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                                      999CINEASTOR666 01.04.2023, 15:20 Geändert 01.04.2023, 22:02

                                      All Hallows' Eve 2 (AT: All Hallows Eve: The Reaping) / US / 2015

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                                      Der Vorgänger hat mir ausgesprochen gut gefallen und ich habe ihn als sehenswert eingestuft. Damals umfasste der anthologische Horrorfilm drei Kurzgeschichten und eine Rahmenhandlung um eine Babysitterin, die auf ein Geschwisterpaar aufpasst, als im Süßigkeiten-Beutel des Jungen eine VHS-Kassette entdeckt wird, mit ebenjenen verstörenden Episoden, bei denen Art the Clown (MIKE GIANNELLI) mal mehr und mal weniger für Schrecken und Geschnetzeltes sorgt. Ich habe darauf hingewiesen, dass solch eine schaurige Melange dementsprechend unter anderen Gesichtspunkten zu beurteilen ist, wozu man jedoch über den Tellerrand schauen muss.

                                      Meines Erachtens ist ALL HALLOWS' EVE - KOMM RAUS UND SPIEL! nämlich in erster Linie für Geeks des Horrorfilm-Genres geeignet, da es sich grundsätzlich nur um Fingerübungen handelt, die einen guten Genrebeitrag mitunter charakterisieren. D. h. es wurde sich ausschließlich auf Düsternis, Angst, Panik, Nervenkitzel und Schock konzentriert, und zwar in Kurzform. Schlichtweg Appetitanreger, die Merkmale und Techniken hervorheben, wobei sonstige Strukturen, wie Hintergründe, Zusammenhänge und Erklärungen, weitestgehend ausgeklammert werden.

                                      Nun war ich also auf die Fortsetzung gespannt. Anstatt sich erneut mit drei Kurzgeschichten zu befassen, sind es diesmal sechs. Die erste macht schon einmal Appetit, die nachfolgenden können dann jedoch nicht mehr mithalten. Sie leisten zwar gute Vorarbeit, aber irgendwie fehlen ihnen dann die krönenden Abschlüsse. Einzige Ausnahme ist die Episode im Fahrstuhl.

                                      Auf Art the Clown wartet man auch vergebens, denn er wurde durch den Pumpkin-faced Killer ersetzt. Er legt einer jungen Frau eine Videokassette auf die Türschwelle. Er nutzt die Videokassette als Portal in unsere Realität. Aus dieser Rahmenhandlung wird allerdings auch nicht allzu viel herausgeholt und der Pumpkin-faced Killer kann Art the Clown nicht das Wasser reichen.

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                                        999CINEASTOR666 01.04.2023, 11:58 Geändert 01.04.2023, 11:59

                                        Beast Creatures (OT: Attack of the Beast Creatures / AT: Hell Island) / US / 1985

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                                        Im Jahre 1920 kentert ein Luxuskreuzer im Nordatlantik. Das Rettungsboot einer kleinen Gruppe Überlebender wird an die Küste einer scheinbar verlassenen Insel gespült. Auf der Suche nach Nahrung machen sie Bekanntschaft mit einem Säuretümpel, der das Fleisch vom Knochen ätzt. Die Tümpel sind jedoch das geringere Übel für die Schiffbrüchigen, denn die Insel ist die Heimat eines Stammes Kleinwüchsiger mit langen schwarzen Haaren, rötlichbrauner Haut, leuchtenden Augen und messerscharfen Zähnen.

                                        Die Eingeborenen sind potthässliche Plastikpüppchen, deren Attacken auf die Laiendarsteller*innen dermaßen absurd und skurril sind, dass man aus dem Lachen schwer herauskommt. Vor allem, wenn sich die kannibalistischen Knirpse selbstmörderisch an Lianen durch die Gegend schwingen oder durchs hohe Gras sprinten, ihre Mähnen dabei im Wind flattern und ihre Ärmchen wild hin und her schleudern.

                                        Trotz des albernen Puppenspiels, hat man es sich nicht nehmen lassen, das Kasperletheater recht gory zu gestalten. Die Effekte sind dabei als Resteverwertung zu erkennen. Womöglich rohes Fleisch aus dem Supermarkt, Erdbeerkonfitüre und Skelette aus dem Biologieunterricht.

                                        Dass hier keine Könner am Werk waren, peilt man im Nullkommanix. Wer auf Hardcore-Trash abfährt, sollte allerdings die Palette Dosenbier gut gekühlt zur Hand haben und die bissigen Plastik-Pygmäen nicht verpassen.

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                                          999CINEASTOR666 31.03.2023, 23:09 Geändert 21.03.2024, 12:08

                                          Duell bis zum Verrecken (OT: Trip with the Teacher / AT: ...die zur Hölle rasen / Die zur Hölle rasen / Deadly Field Trip / Hummer) / US / 1975

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                                          Jay (ROBERT GRIBBIN) nutzt seinen Sommerurlaub für eine Motorradtour durch die Wüste. Am Straßenrand hilft er den Brüdern Al und Pete (ZALMAN KING und ROBERT PORTER) bei einer Reifenpanne und schließt sich ihnen an. Jay ahnt nicht, dass er an zwei Kriminelle geraten und einer von ihnen sogar ein Psychopath ist. Auf dem Highway und an einer Tankstelle machen sie Schülerinnen schöne Augen, die mit ihrer Lehrerin und einem Schulbusfahrer zum Camping in freier Natur unterwegs sind. Als der Bus nach ein paar Meilen zum Erliegen kommt, wird der Schulbusfahrer kurze Zeit später ermordet und die vier Mädchen, ihre Lehrerin und Jay in einem abgelegenen Haus als Geiseln genommen.

                                          Es ist mal wieder Zeit für Grindhouse Cinema. Hier haben wir es mit einem Outlaw Biker Movie zu tun. Logischerweise handelt es sich dabei auch immer um ein Roadmovie, dem in diesem speziellen Fall Rape & Revenge beigemengt wurde. Der Thrill wird nicht aus der Zurschaustellung der Verbrechen extrahiert, sondern durch das Kopfkino. Die Vergewaltigungen werden nicht gezeigt, doch die Schreie der Opfer und die verängstigten Blicke der anderen sprechen Bände. Die Erniedrigung und Entmachtung der Frauen hat eine unangenehme Wirkung, trotz der fehlenden Explizität.

                                          Der Film wurde an 13 Tagen mit läppischen 31.000 $ gedreht. EARL BARTON war für Casting, Regie, Drehbuch und Schnitt verantwortlich. Aus Kostengründen wurde zudem auf natürliches Licht vertraut. Trotz der begrenzten Mittel und Möglichkeiten, ist am Ende ein ganz passabler Bikesploitation-Beitrag daraus geworden.

                                          Die Landschaftsaufnahmen sind Klasse, die Kameraarbeit ist solide und der Cast ist auch nicht übel. Allen voran ZALMAN KING legt Intensität in sein Schauspiel, das locker mit vergleichbaren Rollen mithalten kann. In einem Moment wirkt er locker und verspielt, bis ihm im nächsten die Sicherungen durchbrennen, was oft mit einem Summen angekündigt wird. Sein Blick ist dann der eines Raubtieres, das sich an dem Frischfleisch zu schaffen machen will.

                                          In der Preisklasse sind Make-up-Artisten, Kostümbildner und Stuntleute reines Wunschdenken. Wenn die eiskalten Typen auf den heißen Öfen bei einer Verfolgungsjagd mit Vollgas durch die Prärie brettern und einer von der Maschine fällt, dann tut er das wirklich. Das verleiht dem Ganzen eine gewisse Authentizität und Verletzte soll es trotz alledem nicht gegeben haben.

                                          Auch wenn man es bei solch einer Art Film am besten tun sollte, fällt es mir leider ungemein schwer, über meinen eigenen Schatten zu springen und über die gewaltigen Logiklöcher hinwegzusehen. Die Handlung ist natürlich auch nicht besonders innovativ oder fintenreich, hat aber dennoch ihren Reiz.

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                                            999CINEASTOR666 31.03.2023, 18:19 Geändert 01.04.2023, 01:13

                                            Evil Undead (OT: The Black Waters of Echo's Pond / AT: Ouija - Wer den Teufel ruft / Hades / Final Dead Game) / US / 2009

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                                            Ein kleiner B-Movie, der mit Namen wie ROBERT PATRICK; DANIELLE HARRIS; JAMES DUVAL und MIRCEA MONROE überraschend gut besetzt ist. Was die Schauspielkünste anbelangt, sollte man dennoch keine Höhenflüge erwarten.

                                            Ein Freundeskreis verbringt die Ferien auf einer Privatinsel. Ihre Unterkunft ist eine alte viktorianische Villa. Dort entdecken sie zufällig ein mysteriöses Brettspiel. Pan macht ihnen fortan das Über-Leben schwer.

                                            Pan als Bösewicht in einem Horrorfilm sieht man auch nicht alle Tage. Pan greift jedoch nicht allzu physisch ins Geschehen ein. Es sind vielmehr die Zauberkräfte des Brettspiels, die die Spielkameraden manipulieren, Visionen bescheren, Besitz von ihnen nehmen und zu Mördern werden lassen.

                                            In der Veränderung der Gruppendynamik liegt die Stärke des Films, wenn Zweifel und Missgunst gesät werden und die Feierlaune kippt. Leider überspannt man den Bogen ein bissel, sodass ungeduldige Zeitgenossen womöglich die Lust verlieren. Wer jedoch aufmerksam dran bleibt, kriegt noch eine gute Portion Splatter serviert.

                                            Zähne werden gezogen, Finger werden abgehackt, eine Harke wird in den Kopf gerammt und eine Kettensäge kommt auch zum Körpereinsatz. Wie es sich gehört, sind die Effekte in Handarbeit entstanden und können qualitativ durchaus überzeugen. Da dieser Teil des Films Erinnerungen an TANZ DER TEUFEL weckt, hat der deutsche Verleih wohl auch den Titel „Evil Undead“ gewählt.

                                            Da der Film die steile These aufstellt, dass B-Movie Porno ist, zeigen die Zwillingsschwestern ELECTRA und ELISA AVELLAN ihre Pfirsichbäckchen und stünden für einen Vierer bereit. MIRCEA MONROE holt die Hupen raus und kriegt sie später sogar abgenommen. Scream-Queen DANIELLE HARRIS bleibt zwar zugeknöpft, sieht aber trotzdem schnuckelig aus und betreibt lesbisches Zungenspiel.

                                            Die Party People werden auf gar nicht allzu dumme Weise aufeinander gehetzt, es gibt Erotik, einen ordentlichen Blutzoll und eine Schluss­pointe, die vom Hocker haut. Spannung hält sich zwar generell in Grenzen, aber der Unterhaltungswert ist ganz gut, wenn man im Hinterstübchen behält, dass es sich um einen B-Movie handelt und der Streifen auch nicht mehr sein will.

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                                              999CINEASTOR666 31.03.2023, 02:10 Geändert 21.10.2024, 16:14

                                              Scream VI (AT: Scream 6 / The Last Scream / Scream!! / Scream Returns / Scream II) / US/CA / 2023

                                              >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                              Von einem Sequel zu einem Requel bzw. von einem sechsten Teil eines Franchises, das darauf spezialisiert ist, sich auf die Metaebene zu begeben und sowohl selbstreferenziell als auch selbstironisch die Klischees, goldenen Regeln und Genrekonventionen des Slasherfilms durchzuexerzieren und bestenfalls zu dekonstruieren, habe ich nicht allzu viel erwartet. Die Trailershow, der Umzug des Stoffes von der Kleinstadt Woodsboro in die Megametropole New York City und einige überschwänglich lobende Kommentare auf dieser Seite, haben meine Erwartungshaltung dann aber wohl doch heftigst getriggert.

                                              Beim Vorgänger empfand ich es bereits bedauerlich, dass man den alten Hasen die große Bühne bereitet und sie effektiv ins Geschehen eingreifen lassen hat, anstatt den Frischlingen mehr Aufmerksamkeit zu schenken und sie markant zu etablieren. Obwohl sie zuletzt keinen bleibenden Eindruck hinterlassen haben, gelten die Frischlinge nunmehr als Lagacy-Figuren. Das ist zwar ziemlich überstürzt, aber halb so wild, weil es nachvollziehbar ist. Immerhin ist Dewey Riley (DAVID ARQUETTE) tot und Sidney Prescott (NEVE CAMPBELL) richtet nur schöne Grüße aus. Das wahre Vermächtnis wird nunmehr von der investigativen Journalistin Gale Weathers (COURTNEY COX) und der Rückkehrerin Kirby Reed (HAYDEN PANETTIERE) bewahrt, die mittlerweile FBI-Agentin ist.

                                              Als Sympathieträgerinnen und/oder Identifikationsfiguren taugten mir MELISSA BARRERA und die momentan hoch im Kurs stehende JENNA ORTEGA als Sam und Tara Carpenter leider nur wenig, da sie eher unterkühlt und schroff rüberkommen. Sam befindet sich zwar in Therapie, aber eigentlich nur wegen der Befürchtung, dass der Apfel nicht weit vom Stamm gefallen ist und sie in die Fußstapfen ihres Vaters tritt. Auf der anderen Seite versucht Tara, ihre Emotionen mit Alkohol und Sex zu verdrängen. Die Überfürsorge ihrer großen Schwester verhindert jedoch Schlimmeres und führt zu Meinungsverschiedenheiten unter ihnen. Selbstverständlich kann man darin die unterschiedliche Verarbeitung von Traumata sehen. Sie mussten sich ein dickes Fell und Haare auf den Zähnen zulegen. Harte Schale, weicher Kern. MASON GOODING und JASMIN SAVOY BROWN als Chad und Mindy Meeks-Martin haben mir als Bezugspersonen dennoch um einiges besser gefallen.

                                              Zur Bewältigungsstrategie gehört wohl auch, dass die zu Lagacy-Figuren herangereiften Frischlinge den Eindruck vermitteln, durch vergangene Ereignisse derart abgeklärt zu sein, dass sie von der neuen Mordserie unbeeindruckt sind. Als würden sie außerhalb der Angriffe, nicht in Gefahr schweben und um ihre Leben fürchten. Daher nennen sie sich wohl auch die furchtlosen Vier. Diese Abgeklärtheit ist allerdings schade, da Ghostface () diesmal besonders rabiat zu Werke geht und vor nichts und niemandem Halt macht. Man ist nirgends vor ihm sicher und er scheut auch kein Massaker in aller Öffentlichkeit. Er macht Jason Vorhees in FREITAG, DER 13. TEIL VIII - TODESFALLE MANHATTAN alle Ehre. Leider wird der Big Apple bei dieser Mördertour nur selten effektiv genutzt. Dunkle Gassen, ein Spätshop und die U-Bahn sind diesbezüglich das Höchste der Gefühle. Die willkommene Abwechslung authentischer Urbanität ist im Großen und Ganzen unzureichend.

                                              Das sind bis hierher jedoch nur Bagatellen, über die ich noch hinwegsehen hätte können. Der wahre Grund für meine durchschnittliche Bewertung ist die Erzählung. Innerhalb des Films wird zwar behauptet, dass in einem Franchise inzwischen alles möglich ist, letztlich wird aber nicht im Traum daran gedacht, etwas Grundlegendes zu ändern. Das ist aber auch nicht der Anspruch, den ich an diesen Film hatte. Viel schlimmer ist, die ständige spaßbefreite Selbsterklärung und in die eigene Parade fahren, da mögliche Drehbuchideen herausposaunt und damit verworfen werden. Das schleppende Whodunit spoilert sich selbst und treibt sich in die Enge, weil nur noch wenige Alternativen übrig bleiben. Ich hatte das Gefühl, man war zu bemüht und hat sich um Kopf und Kragen geredet. Trotz Real-Life Easter Eggs und einem musealen Geheimversteck, gestaltet sich das Rätselraten mau, da belanglose Außenstehende dermaßen stümperhaft ins Konstrukt integriert werden und schrecklich ungelenk mit ihnen umgegangen wird, dass das Überraschungsmoment zum Schluss keines mehr ist. Erschreckend ist auch die Inkonsequenz des Body Counts gegenüber den neuen und alten Lagacy-Figuren, was als selbstreferenzieller und selbstironischer Kniff verstanden werden soll. Ein Love Interest als Red Hering darf natürlich auch nicht fehlen.

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                                                999CINEASTOR666 30.03.2023, 10:52 Geändert 30.03.2023, 12:56

                                                Deinfluencer - Trend or Die Trying (OT: Deinfluencer) / CA / 2022

                                                >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                Wenn die Bezahlung stimmt, vermarkten Influencer Produkte blindlings, ohne sie selbst getestet oder von ihrer Qualität überzeugt zu sein. Darum gibt es mittlerweile tatsächlich Deinfluencer, die Social-Media-Kanäle nutzen, um von Schundware abzuraten und die Glaubwürdigkeit der Influencer zu untergraben. Ich habe mich nun nicht näher mit den Hintergründen von Deinfluencern beschäftigt. Der Verdacht liegt aber nahe, dass sie Opfer von Influencer-Marketing wurden und eine Menge Geld zum Fenster hinausgeworfen haben. Vielleicht sind die Verantwortlichen dieses Films auch darauf reingefallen und dies ist nun die Abrechnung.

                                                Der Film legt sofort los. Die hübsche, blonde Cheerleaderin Kelly (MARIE LUCIANI-GRIMALDI) findet sich in einem Heizungskeller wieder und macht mit dem maskierten Entführer Charles (SIMON PHILLIPS) Bekanntschaft. Kelly ist Influencerin und hat fast eine halbe Million Follower. Sie wird genötigt, innerhalb einer bestimmten Zeitspanne eine bestimmte Anzahl Likes zu generieren. Da Sex Sells, sind ihre Posts eroti­scher Natur. In diesem Zusammenhang wird der Doppelmoralismus kritisiert, dass Sexualisierung in Ordnung ist, die Zurschaustellung nackter Haut aber zensiert wird.

                                                Psychoterror ist zwar gegeben, aber Kelly scheint trotzdem immer gefasst zu bleiben, selbst als ihr ein Zeh und eine Niere entfernt werden. Einen Folterporno sollte man jedoch nicht erwarten, da Gewalteinlagen ins Off verlagert werden. Da Kelly fest davon ausgeht, dort eh nicht lebend herauszukommen, bittet sie Charles öfters darum, endlich kurzen Prozess zu machen. Vielmehr Sorgen macht sich Kelly, um zwei Mitstreiterinnen, die ihr nacheinander zur Seite gestellt werden.

                                                Intention und Ambition scheinen gar nicht verkehrt, aber die Umsetzung ist miserabel. Es gibt jede Menge Ungereimtheiten, die mich schon an meinem Verstand zweifeln ließen, ob sie wirklich gerade geschehen sind. Sie allesamt aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Zur Veranschaulichung beschreibe ich jedoch eine Sache. Kelly und eine der Mitstreiterinnen schmieden Pläne. Im selben Atemzug wird Kontakt mit Charles aufgenommen und er reagiert sofort, als hätte er alles mitgehört. Wodurch die Geheimniskrämerei und das Pläne schmieden ad absurdum geführt werden.

                                                Aufgrund der ungelenken Umsetzung, sind das falsche Spiel und die Schluss­pointe leicht durchschaubar. Die Motivation dahinter hat mich dann aber doch überrascht. Damit sie auch jeder versteht, wird die Botschaft klar und deutlich unterbreitet.

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                                                  Die Hart / US / 2023

                                                  >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                  KEVIN HART spielt eine fiktionalisierte Version seiner selbst. Er will nicht mehr der ewige ulkige und hasenfüßige Sidekick sein. Er will ebenso ein Actionheld sein, wie diejenigen, für die er den ewigen ulkigen und hasenfüßigen Sidekick gibt.

                                                  JEAN RENO spielt Claude Van De Velde, einen Regisseur erfolgreicher Actionfilme. Er bietet KEVIN HART eine Rolle in seinem neuesten Film an. Doch zuvor muss er eine Action-Schule durchlaufen, die vom exzentrischen Ron Wilcox (JOHN TRAVOLTA) geleitet wird. Keine Ahnung, was man sich dabei gedacht hat, denn die Rolle ist peinlich, nervig und albern.

                                                  Hierbei handelt es sich übrigens, um den Zusammenschnitt einer gefloppten Serie. Das Teil ist also meta und selbstironisch, was in den meisten Fällen Eigenschaften sind, die ein sehenswertes und unterhaltsames Endresultat garantieren. Bei DIE HART, hält sich das jedoch in Grenzen, da KEVIN HART letzten Endes doch nur den ulkigen und hasenfüßigen Sidekick gibt, wie man ihn gewohnt ist und wie er so manchen auf die Nüsse geht. Zur Seite steht er diesmal NATHALIE EMMANUEL, die die Actionheldin überzeugend gibt und den Film über Wasser hält.

                                                  Als es in die Action-Schule geht, kriegt man es mit einem Kammerspiel zu tun, wodurch sich vermehrt auf die Charaktere konzentriert wird, deren Auftreten ich bereits beschrieben habe. JOSH HARTNETT schneit zwischendrin vorbei und spielt ebenfalls eine fiktionalisierte Version seiner selbst.

                                                  Bis dahin ist das alles in allem leicht unterdurchschnittlicher Content, doch auf den letzten Metern überschlagen sich plötzlich die Ereignisse und überraschende Wendungen bescheren zumindest einen zufriedenstellenden Abschluss.

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                                                    über M3GAN

                                                    M3gan - Programmiert auf Freundschaft (OT: M3GAN / AT: Don't Meet M3gan / MEGAN / MEgan) / US/NZ / 2022

                                                    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                    Die zahlreichen unterdurchschnittlichen Bewertungen sind für mich nicht nachzuvollziehen, denn M3GAN leistet in Sachen Narration und Montagerhythmus Bestarbeit. Die Exposition sowie das Planting, Foreshadowing und Payoff sind Spitzenklasse. Zugegebenermaßen empfand selbst ich es als ein wenig abwegig, dass die extrem fortschrittliche KI inoffiziell und im Handumdrehen kreiert wurde, aber das ist letztlich halb so wild. Vielleicht sind viele von Chucky & Co. stark vorbelastet, um die Qualität zu erkennen und wertzuschätzen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass fast eine Stunde anberaumt wird, bis M3gan zur Mörderpuppe wird. Da die Kennenlern- und Lernphase bis dahin wie im Fluge vergehen, fällt das jedoch kaum ins Gewicht.

                                                    Wie viele vor ihm, schürt der Film die Angst vor künstlicher Intelligenz und technologischer Singularität. M3gan ist diesbezüglich wirklich faszinierend und verdammt creepy und unberechenbar, als sie den Beschützerinstinkt und Gerechtigkeitssinn fehlinterpretiert. Die Sozialkritik sollte zudem nicht verkannt werden. Wurde M3gan doch insgeheim geschaffen, um sich dem Sorgerecht zu entziehen und Aufsichtspflichtverletzung zu begehen, da Eltern zu sehr mit sich selbst oder ihrer Karriere beschäftigt sind. Die Strafe folgt auf dem Fuße.

                                                    Um M3gan zum Leben zu erwecken, wurde eine Kombination aus Animatronik, Puppenspiel, VFX und einer echten Kinderdarstellerin verwendet, wodurch sie extrem realistisch erscheint. Hin und wieder sorgt sie zudem für schwarzhumorige Momente, die im Nachgang doch recht verstörend sind. Das nimmt man jedoch nur wahr, wenn man sich auf das Szenario voll und ganz einlässt. Wenn man nur oberflächlich dabei ist, empfindet man das wohl eher weniger gruselig und bisweilen lächerlich.

                                                    Optisch erinnert mich M3gan übrigens irgendwie an ELISABETH OLSEN und die Entwicklungen der Geschichte haben alsbald Erinnerungen an ORPHAN - DAS WAISENKIND bei mir wachgerufen. Wenn man zudem die Unrated Version erwischt, sind die Brutalitäten zwar weiterhin überschaubar, aber doch recht derbe in Szene gesetzt. Der Showdown hat mich darüber hinaus an ALIENS - DIE RÜCKKEHR erinnert und einen krönenden Abschluss markiert. Da bin ich auf die bereits angekündigte Fortsetzung gespannt.

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